Der Text der Abhandlung wurde aus dem Band "Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark. Luschin-Festschrift. II. Teil. Hrsg. vom Ausschuss des Historischen Vereines für Steiermark. Geleitet von Hans Pirchegger. Graz 1923" gescannt und mit Hilfe eines OCR-Programms (Omnipage 18) in einen Volltext umgewandelt, den ich korrigiert habe. Eventuelle Lese- und andere Fehler sind daher mir zuzurechnen; ein Hinweis auf derartige Fehler würde die Qualität weiter verbessern.
Heino Speer :: 30. September 2012 / Juli 2014Wolfgang Schranz der "allmächtige Kanzler" "die Seele der katholischen Aktionspartei" am Hof des Erzherzogs Karl95.1 entstammte einem in Kärnten ansässigen Geschlechte. Sein Vater war mit Dorothea, der Tochter des Villacher Bürgers Pankraz Hämmel († 1525), vermählt.95.2 Drei Urkunden vom 5. Juni 1525 enthalten Verkäufe des Hans Gleismüller, Bürgers zu St. Veit an der Glan, an seinen Onkel, den ehrbaren Wolfgang Schranz von Villach, des Christophs Sohn, über bischöfliche Gurker Lehengüter im Gurktal, in der Sirnitz und in der Reichenau.95.3 Wolfgang Schranz, der nachherige Hofvizekanzler, [Seite: 096] ist, wie aus seinem unten Seite 104ff. ausführlich wiedergegebenen Testamente erhellt, 1530 geboren, studierte Jura in Italien und erwarb in Siena den Doktorhut. In den libri Bastardelli des erzbischöflichen Archives, welche die Promotionsvermerke enthalten (IV f. 179) heißt es: Guolfgangus Schranz, Carinthianus, filius Guolfgangi Schranzii, Germanus in u. j. doctorandus, puncta 16. Juni 1555. Siena approbatus 17. Juni 1555.96.1 In der matricula fac. jur. Wiens von 1442 bis 1557 findet sich fol. 84 der Eintrag: D. Vuolfgangus Schranz post exhibitionem doctoralium privilegiorum ad repetionis (sic !) actum admissus, eidemque lex 1 ff. sol. matr. assignata fuit. Satisfecit dominis doctoribus tunc praesentibus et ad facultatem dedit Hungaricalem. In der Matrikel von 1558 ff. fol. 3 wird bemerkt: Doctores novelli ad facultatem et consilia admissi: Petrus a Rotis, D. Wolfgangus Schrantzius Viennensis, Georgius Aigmair Viennensis. Quorum duo in universitate nostra promoti, alter scilicet Schranzius post exhibitum doctoratus sui privilegium peractoque repetitionis ordinariae laudabili acta numeraverunt singuli unum ducatum ut moris est. Eder, Catalog. Rect. enthält dann unter den Jurisconsulti et Advocati der Wiener Hohen Schule seinen Namen.96.2 In der Zeit, da Erzherzog Karl seinen Vater, Kaiser Ferdinand, in Wien vertrat, soll Schranz dortselbst in öffentlichem Dienste sich befunden haben. Eine Feststellung desselben ist mir leider nicht gelungen. Ein Wiener Stadthaus, das Schranz besaß, verkaufte er 1561 für 3600 fl., welche Summe er auf die Maut zu Mauthhausen anlegte (Gedenkbuch 29.Juli 1604).96.3 [Seite: 97] 1561 ließ er eine Trauerrede auf Magdalena Giengerin, des kaiserlichen Geheimrates und Burggrafen zu Enns Ehefrau, drucken (Denis, Buchdruckergeschichte von Wien S. 511).97.1 1563 wird Schranz als Dekan der Wiener Juristenfakultät angeführt.97.2 Mit Erzherzog Karl ging dann Schranz ebenso wie Bernhard Walther97.3 den Luschin als "Vater der österreichischen Jurisprudenz" bezeichnet97.4 nach Steiermark und dort finden wir seinen Namen in dem für das Jahr 1565 festgesetzten Regierungs- und Kammeretat mit einem Jahresgehalt von 400 fl.97.5 Registr., 26. Juni 1576 führt dann, an daß Schranz vom nächsten Quatember an "in Ansehung seines getreuen Wohlverhaltens und gehorsamer und geflissener Dienste wegen" 100 fl. Gnadengehalt [Seite: 98]jährlich bezahlt werden sollen. Als Vertreter im Regimentskanzleramt bei Verhinderung Bernhard Walthers, fungierte Schranz schon in der ersten Zeit seiner Anstellung in Graz.98.1 1572 erhielt Schranz eine Wappenverbesserung (siehe Gedenkbuch); vom Juli 1574 bis 1576 war er Geheimer Rat ohne eine zweite Funktion;98.2 erhielt 1578 den fürstlichen Consens- und Freibrief für das vor dem Paulustor von ihm erbaute Schranzenegg, nach welchem er sich auch nennen durfte (Ursprung und Herkhumen der Herrn Schrantzen von Schrantzenegg und Forchtenstain98.3 ... verfaßt von Franz Philibert Schranz. Handschrift des steiermärkischen Landesarchives Bl. 14'); seit 1576 Hofvizekanzler, diente Schranz bis 1591, in welchem Jahre er "dem ständischen Grolle weichen mußte".98.4 Er starb am 24. Oktober 1594 (siehe Hofkammerakten Oktober 1594, 35; Leuchsenhofen, spec. reg.). Sein Grabstein, noch heute an der nördlichen Außenseite der Grazer Domkirche eingemauert, trägt die Inschrift:
HIE RVET IN GOT DER EDL GESTRENG VND HOCHGELERTE [H]ERR WOLFGA[NG] | SCHRANTZ ZV SCHRANTZENEGG VND FORCHTENSTAIN BAIDER RECHTEN | [D]OCTOR [Y]RE[R FV]R. DVR. ERTZHERTZOGEN CARLS ZV ÖST[E]RREICH. HOCH= | [SE]LIGI[STER] GED[ACHT]NVS GEHAIMBER RATH HOFVICECANTZ[L]ER VND HAVBT= | MAN [ZV KASTAVN S]ELIGER WELCHER DEN 24 OCTOBRIS [IM] 1594 YAR IN | [GOTT S]EL[IG]LI[CH] EN[T]SCHLAFFEN DEME DER ALLME[CH]TIG GOTT | [EIN] FR[Ö]LICHE AV[FERS]TEHVNG VE[R]LEIHEN WÖ[LLE AME]N98.5
In der Nähe der Stelle, an welcher sich das Monument heute befindet, war Schranz beerdigt worden, und zwar zu seinen beiden ersten Frauen und den vorverstorbenen Kindern (siehe "Genealogia"). Daraus ergibt sich auch unter anderem, daß die Ehe mit Bernhard Walthers Tochter nicht schon in Wien, sondern erst in Graz abgeschlossen worden sein dürfte, da auch die erste Frau in Graz beerdigt worden war.[Seite: 99]
Das Monument ist keineswegs eine bedeutende Arbeit; interessant sollen jedoch die ornamentalen Malereien in der Nischenwand gewesen sein, in der sich das Denkmal ursprünglich befunden hatte. Es waren dies auf rötlichem Grunde ausgeführte Grotesken im Stile der deutschen Renaissance, die in unseren Gegenden nicht häufig vorgekommen sein sollen.99.1 Das Epitaph zeigt uns im Relief auf der einen Seite den Vizekanzler und sieben Söhne in spanischem Kostüm dargestellt, auf der andern Seite seine drei Frauen und acht Töchter nebst fünf Wickelkindern. Die am Monument mit Schrauben befestigten, in Bronze gegossenen Wappen sind an erster Stelle das der Familie Schranz, das des österreichischen Zweiges der Familie Ostermaier und sodann das der Walther von Walthersweil; das als letztes angebracht gewesene Wappen der Familie der dritten Frau Schranzens fehlt; es war, wie sich aus den Akten ergibt das Wappen der Familie Marschalk von Pappenheim99.2. Die Behauptung Petschnigs a.a.O. die Namen der drei Frauen seien: Pappenheim, Walther von Walthersweil und Wunderer, ist sonach nicht zutreffend und schon mit dem noch vorhandenen Wappen unvereinbar.99.3
Schranz war in erster Ehe mit Katharina Ostermaier verehelicht (den Taufnamen seiner ersten Frau enthält sowohl die "Genealogia" als das Testament Schranzens); in zweiter Ehe mit Anna, der Tochter Bernhard Walthers, und in dritter Ehe mit Margarete Marschalk von Pappenheim.99.4 Wann die beiden ersten Ehen geschlossen wurden, vermochte ich erst, da die diesbezüglichen Trauungsakten, soweit solche publiziert sind, fehlen, festzustellen, als mir die mehrfach hier zitierte "Genealogia" zu Augen, kam die Franz Philibert Schranz handschriftlich verfaßt hat. Danach hatte Schranz die Katharina Ostermaier 1559, die Anna Walther von Walthersweil 1570 (25. Juli) geheiratet. Die dritte Ehe mit Margarete Marschalk von Pappenheim, Tochter des Hans Marschalk und der Barbara von Hochrechberg, wurde zu Graz am 11. November 1584 geschlossen.[Seite: 100] (Siehe Hochzeitsladungen der kärntnerischen und steirischen Landstände herausgegeben von E. v. Zencgg im Jahrbuch Adler.) Daß sich Schranz bei seiner Bewerbung um Margarete Marschalk an den Herzog Wilhelm von Bayern um Unterstützung seines Begehrens gewendet hatte, zeigt ein Brief vom 14. August 1584. In demselben berichtet Schranz dem Herzog (nach dem Auszug bei Loserth, Briefe und Akten zur steiermärk. Geschichte unter Erzherzog Karl II. Veröffentlichungen der Histor. Landeskommission für Steiermark Heft 10 S. 180) über den Fortschritt des Katholizismus in Steiermark und fügt die persönliche Bitte bei: "Vor ungefähr einem Jahre sei seine Hausfrau gestorben und habe ihm ein Töchterlein von neun Jahren hinterlassen. Als letzter seines Stammes denke er daran, wieder zu heiraten. Manche seien ihm als Braut in Vorschlag gebracht worden, namentlich aber die Jungfrau Margarete Marschalkin aus Friedburg in Bayern. Er bitte um Fürsprache, damit sowohl die Erzherzogin Maria nichts gegen diese Heirat einwende und auch die Jungfrau Margareta gewonnen werde, die sich vordem mit einem jungen, halb läppischen, ganz lutherischen, einem von Windischgrätz eingelassen. Aber diese Heirat sei zurückgegangen ... Nun will die Alte von diesem neuen Plan erst ihre Verwandtschaft verständigen, was sie vordem, als der junge Windischgrätz oben gewesen, nicht getan habe; denn da habe sie sofort eingewilligt, trotzdem daß dieser lutherisch ist. Freiherr bin ich allerdings nicht, aber sonst ohne Ruhm zu melden bei Ihrer fürstlichen Durchlaucht in einem ehrlichen Tun, dahin vielleicht dieser Windischgrätz sein lebenlang nicht kommen wird. Auch was das Vermögen anbelangt,100.1 will ich mich desselben zwar nicht [Seite: 101] überheben, wohl aber berichten, daß ich allein an liegenden Gütern in diesen Ihrer fürstl. Durchlaucht liegenden Landen auf dato in die 35.000 fl. und von deren Nießung samt der Hofbesoldung jährlich über die 4000 fl. rhein. zu verzehren habe; dagegen hat der von Windischgrätz noch nichts, nur das, was ihm sein Vater aus gutem Willen gebe. Er bitte demnach um Fürsprache." Die Hochzeit Schranzens mit Margarete von Pappenheim ist, wie die "Genealogia" ausführt, "in der Burg zu Grätz, die von Ihren Durchlauchten beiden Erzherzoglichen Personen außgehalten worden" und soll Erzherzog Karl bei der Verheiratung Schranz den Freiherrnstand gewährt haben; "da er aber etliche Jahre (es sind deren zehn) darnach gestorben und das Diplom nicht erhebt, ist es bis anhero eine Zeit erliegen blieben" (Blatt 10). An anderer Stelle (Blatt 27) heißt es dann: "... den 1. Marti 1652 haben Ihre Maystett der Röm. Khayser Ferdinandus der dritte Gemelten Franz Philliberth Schranzen, welcher sein geschwistriget auch mit eingeschlossen demjenigen Freyherrn Standt, so seinem Herrn Ehm noch im 1590 Jahr von Ihr. Durchl. Erzherzog Carl geschenkht worden, wegen dessen baldt darauf ervolgend Totts aber solches Diploma nit erhebt worden ist, von neuen dorthin confirmirret auf fernes gnädigist erfreyet daß, sie sich Herr und Herrn von Schranzenegg schreiben und nennen khünen ..."
Aus den drei Ehen Wolfgang Schranz' entstammten eine große Anzahl von Kindern. Nach der Anordnung der erwachsenen Kinder auf dem Grabrelief können bloß [Seite: 102] betreffs der Töchter Schlüsse gezogen werden, da die sämtlichen Söhne neben dem Vater abgebildet sind; danach würden auf die erste Ehe zwei, auf die zweite Ehe vier, auf die dritte zwei Töchter entfallen. Aktenmäßig wüßten wir von Töchtern erster Ehe nichts, doch ist der "Genealogia" zu entnehmen, daß dieser Ehe die Tochter Susanne, verehelichte Raidhaupt, entstammte; aus der zweiten Ehe mit Anna Walther dagegen bloß von einer Tochter Margarete. (Siehe Hofkammerakten 1585 April 85, wo es heißt, daß Erzherzog Karl "weiland seines gewesten Rates und Regimentskanzlers Dr. Bernharden Walther seligen nachgelassenen Sunen und Enikel als Stefan und Bernharden Walthern Gebruedern, auch Margarethe Schranzin, von ir der Walthern Schwestern herkommend ... auf einmal 6000 fl. Gnadengelt bewilliget habe".) Da hier Margarete allein angeführt erscheint, müssen die Übrigen aus der Ehe mit der Tochter Walthers stammenden Schranzschen Kinder beim Tode Walthers, der, wie die "Genealogia" anführt, am 5. Dezember 1584 erfolgte, bereits gestorben gewesen sein; ihre Mutter starb 1583, was sich aus Schranzens Brief an den Herzog Wilhelm von Bayern ergibt. Doch auch sämtliche Söhne aus den beiden ersten Ehen müssen 1584 verstorben sein, denn Schranz schreibt in seinem obzitierten Brief an den Herzog Wilhelm (ddo. 14. August 1584): Vor ungefähr einem Jahr sei seine Hausfrau gestorben und habe ihm ein Töchterlein von neun Jahren hinterlassen. Als letzter seines Stammes denke er daran, wieder zu heiraten.
Bei Schranzens Tod waren, wie sich aus seinem Testament ergibt, von der reichen Kinderzahl nur zwei Söhne und drei Töchter mehr am Leben, und zwar die Söhne Hans Georg und Philibert, von denen letzterer sicher aus der dritten Ehe mit Margarete Pappenheim stammte, und die Töchter Susanne (verehelichte Raidhaupt), Margarete und Anna Christina. (Die bezüglich dieser Kinder getroffenen Verfügungen sind im Testamente enthalten, welches unten S. 104 ff. inhaltlich wiedergegeben ist.) Schranzens dritte Frau hat sich ein Jahr nach seinem Tode, wie die "Genealogia" berichtet, mit Hans Friedrich von Hollenburg zum Rottenthurm verheiratet.
Was seine Kinder und deren Abkömmlinge anlangt, so war Susanne mit Hans Raidhaupt seit 1580 verheiratet; Margarete starb 1600 als Braut eines Herrn von Paar; Hans Georg ist als kleiner Knabe auf dem Schulgang an der Kirchentür bei den Jesuiten so unglücklich gefallen, daß er bald darauf starb; Christine heiratete 1619 den [Seite: 103] Wilhelm von Idunspeugen;103.1 Philibert heirate 1612 die Katharina Strasser von Neudegg; vorher hatte er zu Ingolstadt jura studiert.103.2 1616 wurde er als steirischer Landmann aufgenommen.103.3 Er starb am 9. März 1638.103.4 Aus Philiberts Ehe stammten im ganzen dreizehn Kinder, von denen die meisten frühzeitig starben. Angeführt werden: 1. Hans Martin, der am 3. März 1642 die Potentia von Ruesdorf heiratete, aus welcher Ehe ein 1671 verstorbener Sohn Georg Ferdinand und eine Tochter Sophie stammten; letztere heiratete zu Bleiburg 1671 den Georg Andrä von Moßheimb; 2. Franz Philibert; 3. Philibert Hektor und die Töchter Barbara, Euphemia, Margareta, Katharina Sabina und Maria Johanna. Barbara und Maria Johanna blieben ledig; Euphemia Margareta (gest. 15. August 1649) heiratete den Regimentsrat Georg Phil. von Gera. Ihr Grab befindet sich in der Barmherzigenkirche zu Graz. Katharina Sabina heiratete am 21. Jänner 1649 den Christoph Walther von Walthersweil.103.5
Der zweite Sohn Franz Philibert heiratete zu Klagenfurt am 14. November 1652 die Julia Elisabeth, Witwe nach Wolf Andrä von Jobstberg geborene von Prank. Er starb 1680, während seine Frau 1673 im 54. Lebensjahre verschied. Auch Franz Philibert hatte zu Ingolstadt 1640 studiert und wurde 1644 in die kärntnerische Landmannschaft aufgenommen. Im diesbezüglichen Gesuche wird bemerkt, daß der Vater steiermärkischer Vizedom, der Großvater Geheimer Rat und Hofvizekanzler gewesen. Der Ehe Franz Philiberts entstammte ein Sohn Franz Gottfried, geboren 1655 (gest. 1721), der am 15. Mai 1679 die Maria Eva Prank, Tochter des Sigmund und der Maria Cordula geborene Raidhaupt zum Rosenberg heiratete. Der Ehe entstammte eine Tochter Maria Anna Eva, welche 1689 geboren, im Jahre 1706 den Grafen Josef Anton Gaisruck heiratete. Mit ihr ist die letzte Trägerin des Schranzschen Namens 1750 gestorben. In der Abschrift des Grabsteines [Seite: 104], welche sich im Landesarchiv befindet, wird sie ausdrücklich als die einzige Tochter ihrer Eltern und letzte Freiin von Schranzenegg, in der "Genealogia" als letzte dieses Namens und Stammes bezeichnet. So wird sie auch im Stammbaum des Gaisruckschen Geschlechtes angeführt als geborene Schranzin von Schranzenegg die Letzte.104.1
Die "Genealogia", der einige dieser Daten entnommen sind, erhielt dann eine Fortsetzung durch Josef Graf Gaisruck, dessen letzte Eintragung Hietzing 1853 datiert ist. Seine Aufzeichnungen sind für uns belanglos. Die "Genealogia" Franz Philiberts mit ihren zitierten, aber leider nicht vorhandenen Beilagen, dürfte wohl einem Schranzschen Familienarchiv angehört haben. Gelegentlich sei hier erwähnt, daß bei Anführung des Todes der Anna Schranz geborenen Walther, es heißt: "Anna Walther ist gestorben den letzten Mai 1585 (was nicht richtig sein kann!) und liegt oben zu Graz laut Epitaphi in der Schranzischen obermelter Begräbnuß. Hiebey Herren Bernhardt Walthers Testament. Item sein inventari. Dann Frau Anna Thannstetterin Testament, Frau Anna Schranzin gebor. Waltherin Testament, der Waltherischen Kinder Talliabell. Dann ein Arbor wegen der Thannstetterischen und Waltherischen alles mit beylagen sub No. 10."
Wolfgang Schranz' Testament, ddo. 1. März 1593, befindet sich beim Grazer Landesgerichte im Archiv.104.2 Aus demselben ergibt sich, daß er Anno 1593 63 Jahre alt war, mithin 1530 geboren ist. Nach längeren Ausführungen zur Einleitung seines letzten Willens bestimmt Schranz zuvorderst, dort begraben werden zu wollen, wo seine "nächst abgeleibte liebe Hausfrau Anna selige" begraben ist. Dies ist seine zweite Frau, die geborene Walther von Walthersweil, deren Taufnamen uns dadurch bekannt wird. Ebenso erfahren wir auch aus dem Testamente den Taufnamen der ersten Frau, der geborenen Ostermayer, welche Katharina hieß. Schranz ordnet an, daß ihm und seinen beiden verstorbenen Frauen und den verstorbenen eheleiblichen Kindern ein Grabmal für 500 fl. binnen Jahresfrist aufgerichtet werde. 100 Pfund Pfennig sind an die Armen in vier Raten auszufolgen. Zur Erbauung eines neuen Hochaltars in der Egidikirche, auf eine Form und Weise, welche der Rektor und das Kollegium der Societas Jesu [Seite: 105] für gut befinden, sind 500 fl. rhein. ausgesetzt und soll der Altar dreißig Jahre nach Schranzens Tod aufgerichtet und vollendet sein. Auch sollen seine Erben 500 weitere Gulden auf die Arbeit darzureichen verpflichtet sein und den Jesuiten ein großes "vergultes und mit stainen aufgesetztes Kreuz" übergeben, welches bei allen hohen Festen auf dem gedachten Altar auszusetzen sein soll.105.1 Seiner Schwester Barbara Eisenreich105.2, Wittib, sind lebenslänglich 100 fl. rhein. zugedacht; die Dienstboten erhalten insgesamt 50 fl. Seine dritte Frau, Margarete Marschalkin geborene von Pappenheim, erscheint durch Verfügungen unter Lebenden und Rückgabe des Heiratsgutes befriedigt. Von den Kindern sind zu dieser Zeit drei Töchter und zwei Söhne am Leben. Die eine Tochter Susanne verehelichte Raidhauptin105.3 ist durch Aussteuer und Heiratsgut [Seite: 106] abgefunden und Schranz weist ihrer Tochter Rosina, falls dieselbe heiratet, 200fl. zu. Die beiden unverheirateten Töchter Margarete und Anna Christina sollen jede 1200 fl. rhein. als Heiratsgut erhalten. Zu Erben sind die beiden Söhne Hans Georg und Philibert und die etwa noch Nachgeborenen eingesetzt, und zwar jure institutionis ex fideicommisso; also fideikommissarische Substitution für sämtliche männliche Namensträger per capita. Beim Erlöschen der männlichen Linie sind drei gleiche Teile zu machen; zwei Teile haben den Töchtern der Söhne zuzufallen; der dritte Teil seiner Schwester Barbara Eisenreich oder eventuell ihren eheleiblichen Kindern, bzw. Enkeln. Sollte dieser Zweig der Familie ausgestorben sein, dann habe dieser Teil des Vermögens den Jesuiten zwecks einer Stiftung zuzufallen. Überhaupt aber haben alle Zuwendungen an die Söhne, Töchter und das Schwesterkind nur unter der Voraussetzung der Zugehörigkeit zur katholischen Religion zu gelten; auch wenn einer von ihnen sich in eine ketzerische Heirat einlassen sollte, dann soll die erledigte Portion zuvörderst dem nächsten katholischen Miterben zufallen. Sollten alle ketzerisch werden, dann soll den patribus de soc. Jesu das gesamte Vermögen zwecks einer Stiftung zufallen.106.1 Das gleiche soll gelten, falls eines der Kinder sich ohne Zustimmung des Vormundes vereheliche. In solchem Falle ist das liegende Gut wie die Fahrhabe zu versilbern und soll der Erlös auf ewige Gült angelegt werden; vom jährlichen Zins seien so viel Studiosi, als dies der Betrag zulasse, zu unterhalten. Die Stiftung soll den Namen Schranzstiftung auf ewige Zeiten führen und steht die Verleihung derselben völlig frei beim Orden Jesu.
Zu Vormündern und Testamentsexekutoren ernennt Schranz: Herrn Hans Bernharden Graff zu Scherenberg106.2,[Seite: 107] Landesvizedom in Steyr, Herrn Andreas zu Herberstorff107.1, "beide meine freundlichen lieben Herren Gfattern", und Bernharden Walther107.2, "meinen freundlichen lieben Schwager als zu denen mein besonderes Vertrauen stehet"107.3. Zahlreiche gute Ermahnungen an die Seinen betreffs der Lebensführung finden sich gelegentlich im Tenor des ganzen Testamentes. Zum Schluß ist der letzte Wille mit einer Kodizillarklausel versehen, falls etwa Sollennitäten oder sonstige requisita versäumt worden seien.