Zwickau :: Stadtrechtsreformation 1539/69 (1935)

Zwickau :: Stadtrechtsreformation 1539/69 (1935)

Inhaltsverzeichnis

[Editorial]

Quelle: Die Zwickauer Stadtrechtsreformation 1539/69. Herausgegeben, eingeleitet und bearbeitet von Hildegard Berthold, Karl Hahn und Alfred Schultze (Leipzig 1935), [ = Quellen zur Geschichte der Rezeption, Dritter Band] S. 1 - 192.

Die Digitalisierung dieser Ausgabe der Zwickauer Stadtrechtsreformation von 1539/69 beschränkt sich bewusst auf den reinen Quellentext und umfasst weder die umfangreiche Einleitung noch die Register oder die Fußnoten, auch aus urheberrechtlichen Gründen. Dennoch erschien es kaum vertretbar, die revidierten Zusätze zum ursprünglichen Text der Handschrift A nicht zu berücksichtigen. In diesem Fall wurde den Entscheidungen der Herausgeber gefolgt und die Zusätze wurden mit Kursivdruck gekennzeichnet.

Statuta Zwiccavensium

Exodi am XVIII.
stelle ihnen recht, das du sie lehrest den weg, darinnen sie wandeln, und die werke, die sie tuen sollen.

[Vorrede.]

Wiewohl gut und löblich were, das alle und itzliche burgere und einwohnere dieser churfurstlich stadt Zwickau sich selbst dermaßen verhielten und also lebeten, das es keines gezwanges bedurfte, wie wir dann alle (so wir allein dem naturlichen gesetz, das auch unser herr und gott Jesus christus verneuet hat, folgeten, welches uns lehret, was wir von andern uns getan haben oder vertragen sein wollen, das wir es andern auch teten und vertruegen) leichtlich tun könten, das also viel und großer ordenung und gesetze, auch ernstlichs zwanges zum guten und abhaltens von bösem ohne not, wie dann jeder, der ein christ ist, sich am selbigen naturlichen gebot settigen lest und sein leben, tun und lassen demselben nachzurichten und meßigen wohl weis, so ereuget sich doch, und die tegliche erfahrung gibt es, das man umb der ungeschlachten, reulosen und frechen leute willen, die sich weder naturliche noch göttliche recht zihen lassen, allerlei statut, ordnung und gesetze aufrichten, geben und haben mus, damit dieselben unartige, gleichsam ein frech pferde am zeume zu leiten, das die frommen sicher und ohne fahr leben mögen. Wiewohl wir dann hiebevor etliche statuten, ordnungen und gewonheiten in dieser stadt gehabt, darnach wir und gemeine burgerschaft in furstoßenden fellen uns gehalten, so befinden wir doch, das es anhero darmit allerlei unrichtigkeit gehabt, dann sie etwo unformlich, etwo gebrechlich, auch etwo der naturlichen billigkeit nicht gemeß gestellet, derwegen auf sonder gnedigen bevel und nachlassung der durchlauchtigisten, durchlauchten, hochgebornen fursten und herren, herren Johansen Fridrichs, des heiligen römischen reichs erzmarschalch, churfursten und burggraven zu Magdeburgk, und herren Johansen Ernsten, gebruedere, herzogen zu sachsen, landgraven in Döringen und markgraven zu Meyssen, unserer gnedigisten und gnedigen herren, auch in craft empfolener obrigkeit, auch auf zulassung [Seite 4] der recht und unsern pflichten nach haben wir burgermeister und rate, dieser stadt mehrung und aufpflanzung göttliches lobes, zu förderung gemeines nutzes, auch zu aufnemen und gedeien der einwohnere hernach verleibte statuta, ordnung und satzungen mit zeitigen gutem rate zusammengetragen und aufs papir brengen lassen, dieselbigen auch folgends in unserm rate lesen lassen, fleißig bewogen und beratschlagt, auch als gemeiner stadt und allen einwohnern nutzlich und furtreglich befunden, und darumb hinfuro zu halten und darbei zu bleiben fur uns und die unsern, auch unsere und derselbigen nachkommen angenommen, gebieten, meinen und wollen dieselben ihres inhalts von nun an hinfuro von allen burgern, einwohnern und andern, die sich alhie in dieser stadt obrigkeit, gerichten und potmeßigkeit enthalten oder etwas zu fordern haben, bei vermeidung der straf, darinnen verleibet, und andern penen stracks, fest und unverbruchlich zu halten, in maßen wir dann selbst dero geloben und die steif halten wollen. Was auch hiebevor von unsern hochlöblichen landesfursten oder uns statuirt, verordenet oder sonst ubelich gehalten worden, das alhie in dieser reformation nicht abgetan noch verändert ist, das alles sol bei creften bleiben und deme nachgegangen werden. Desgleichen sollen alle alten statuta, ordnung und gewonheiten, wie die genant, so hierinnen nichts verneuet, als cassirt und aufgehoben nicht mehr gelten noch pinden. Wir behalten uns auch bevor, diese statuta, ordnung und gesetze, wenn und wie oft es die gelegenheit erfordern wurde, zu ercleren, bessern, andern, mindern, erhöhen, auch ganz oder zum teil aufheben, darnach sich menniglich zu achten habe.

folget das register uber dieses statutbuch.

[hier ausgegliedert, vgl. Register]

Das erste teil dieser statuten: Von sachen gottes ehr und der seelen seligkeit betreffend. Hat II titel.

Titel I meldet und ermanet zu christenlichen glauben, bruderlicher liebe, gotlichen wort, gehorsam und kinderzucht. Hat XI artikel.

Art. I. Das sich itzlicher des rechten, waren christenlichen glaubens halten wolle und alle secten fliehen.

Nachdem einem jeden frumen christen vormoge des heilwaren gotlichen worts sein leben, tuen und lassen dahin zu richten gepuret, das er erstlich und vor allen dingen einen rechtschaffenen, wahren, vortreilichen glauben zu got, unsern vatern im himmel als dem schopper und erhalter aller dinge, zu Jesu christo seinen sohn als unsern einigen mitler, erlöser und seligmacher, zu dem heiligem geist als unsern ainichen, wahren troster habe, dene vor und ob allen dingen herzlich liebe und kindlichen förchte. Deshalb pitten und ermanen wir alle unsere mitburger und einwohner, beide des manlichs und weiblichs geschlechts, sie wolten sich in dem artikel des wahren christlichen glaubens als from, gotsfurchtig, ware christen halten, alle beiwege der secten und rotten als ein gift der seelen fliehen und, do sich jemands unterstunde, neue secten alhie zu pflanzen, uns solches vermelden.

Art. II. Das ein ider kegen seinen nehisten in rechtschaffener cristenlicher liebe sich bezaigen wolle.

Dieweil dan noch vormoge gotlichs worts ein ider guter baume zu seiner zeit gute fruchte prenget und dan die gute fruchte eines guten, frommen, warhaften christen anders nichts sein, dan die rechtschaffene, gute christenliche werk, darumb vormanen, flehen und pitten wir alle unsere mitburger und einwohner ganz veterlich und treilich, ein jeder wolte mit hohisten ernste dahin trachten, das er rechtschaffene fruchte eines wahren rechten christenlichen glaubens kegen meiniglich als ein einiches, wahres los und zeihen der christen beweise, von den bösen werken apstehe und die rechten wahren christenliche werke an die hand nehme und also ein jeder seinen nehisten das beweise und des erlosse, das er von ihme beweiset und erlassen wolte haben. Welcher aber hirwider handeln und leben wurde, den sollen und wollen wir und meniglich für keine christen halten, der wirdet auch billicher straf hie zeitlich und in jenen leben ewiglich darumb zu gewarten haben.

Art. III. Das wort gottes mit vleis zu horen und lesen.

So dan christenlicher glaub, auch ein christlich, erbar wandel und leben nindert besser dan aus gotlichen schriften zu lernen, darumb begeren, bitten und gepieten wir allen und jeden unsern mitburgern, einwohnern, hausvetern und hausmuttern, das sie für sich selbst die predigten und gottes wort mit vleis besuchen und hören, auch in iren heusern lehren ader lesen lassen, das sie auch ire kinder, hausgenossen, dinstboten und gesinde mit getreuen fleiße dorzu anhalten, raizen und leiten wolten.

Art. IIII. Von denen, so an feierdagen unter den kirchenampten spaciren ader spilen.

Welcher ader welche burger ader mitling, einwoner, dinstbot, handwergsgeselle, arbeiter, daglohner so unbesonnen were, das er an einen sontag ader andern feuertagen for endung der ampte als der messe und [Seite 31] predigt spaciren ginge vor ader in der stadt ader aber uf den gemeinen offentlichen anger und pletzen spielete ader andere sonst zugelassene kurzweile als mit wetlaufen, ringen, springen, steinwerfen und dergleichen ubete und des uberwunden were ader wurde, der sol darumb einen ort eins gulden zur strafe geben ader, so es ein burger ader burgerin ader sonst ein anseliche person were, einen tag und nacht in burgerlichen gehorsam sitzen; die andern aber sollen entweder in beuerlein ader ins vogelhaus auch ein tag und nacht vorsperret werden.

Art. V. An feiertagen kein frue orten zu halten.

Es sal gar niemands an feuertagen und vor endung der heiligen ampte, als vorkundigung gotliches worts und des herren nachtmals, einiche frue orten, das sei in gepranten und andern wein ader bier, halten. Wo das ubergangen befunden, so sal der wirt, der solches in seinen hause vorstattet, ein alt ßo und darzu die geste ein jeder 5 gr zur pena unnachlessig geben ader der jeder einen tag und nacht entweder in gehorsam, beuerlein ader fogelhaus gehalten werden. Doch sollen hirmit die durchwanderde leute nicht gemeint sein; dan denselbigen mag ein ider gastgebe vor iren apreisen essen und trinken wol geben.

Art. VI. Von gehorsam kegen der obrigkeit.

Dieweil dan unter allen werken der christenliche gehorsam billich den vortritt hat, darumb ermahnen und pitten wir mit veterlichem herzen alle unsere mitburger und einwohner, was standes und wesens die seint, das sie vor allen dingen unsern gnedigsten landesfursten als unser von got gegebener obrigkeit, darnach uns, dem rate, burgermeister, stadtvoigt und schulteis, als den nachgesatzten vorwaltern der obrigkeit, rechten christenlichen gehorsam mit geburlicher [Seite 32] eherpietung laisten und bezaigen wolten. Wurde aber jemands, wes standes der auch were, mit worten ader mit der tat, heimlich ader offentlich hirwider practiciren ader handeln, des wir uns doch zufurderst bei den frommen garnichts vormuten konnen, kegen den ader denen sal mit geburlicher, rechtmeßiger strafe also vorfahren werden, das jenen wegerer gewesen, sie hetten sich anders erzaiget.

Art. VII. Die eltern, vormunden und andere, so kinder unter irem gewalt haben, sollen die christenlich aufziehen.

Nachdem die größiste hoffnung eines rechtschaffenen christentumbs auf rechtschaffener, christenlicher jugent haftet und zu hoffen stehet, hierumb gepieten und bitten wir alle und itzliche eltern, vormundern und andern, die kinder unter sich haben, mit hohisten fleis darob zu sein, das ihre kinder recht, wol und in christenlicher zucht auferzogen, underweiset und gelehrent werden.

Art. VIII. Die eltern, vormunden und andere sollen die kinder zur schulen halten.

Weil es aber eines jeden werk und vorstand nicht ist, kinder christenlich aufzuziehen, so seind deshalb und solchen mangel zu helfen in dieser stadt, gott ehr und lobe, christenliche predigstul und ubungen, auch schulen, beides fur knaben und meidlein unterschidlich, aufgericht, darinnen man dieses und anders zu gotseligen leben, guten sitten und naturlichen kunsten dinstlich mit allem gepurlichem, moglichen fleiß lehret und lernet, wie es dan, got sei ehr und preis, in der knabenschul sonderlich vor augen.

Deshalb ermanen, bitten und gepieten wir, die eltern, vormundern und andere wolten ihre kinder mit allem fleis zu solchen schulen halten.

Art. IX. Die kinder, so zur schulen ungeschick, auf handwerk und andere arbeit zu ziehen.

Und aber, do sie kinder hetten, so der schulen zu volgen nicht geschickt, die wolten sie handwerk ader andere arbeit nach eins jeden gelegenheit lernen und ja nicht auf den gassen umblaufen und also sonder alle zucht mußig lassen, daraus dan nichts guts kommen kann.

Art. X. Die farlessige eltern sollen gestrafet werden.

Do aber eltern, vormunden ader ander, dene die kinder bevohlen, in dem ahne bestendige entschuldigung farlessig befunden wurden, die solten darumb ernstenlich gestraft werden.

Art. XI. Ungehorsame kinder sollen in strafe genomen werden.

Do auch kinder sein wurden, die iren eltern, vormunden ader andern iren pflegern ungehorsam weren und sich nicht erlich ziehen und unterweisen wolten lassen, die sollen uns dieselb ire eltern, vormunder, pfleger, freundschaft und nachpauren bei ernster straf angeben. Kegen denen wollen wir uns gepurlich erzaigen.

Titel II. Vorpot etlicher gemeiner laster und strafe derselben, hat XIX art.

Art. I. Wider gotslesterung, schweren und fluchen.

Dieweil wider so manchfeltige vorpot und vormanungen mit der gotslesterung, auch andern unchristlichen fluchen und schweren kein aufhören sein wil, so wollen wir nachmals einen iden derselben vorigen vorpot und sonderlich des churfurstlichen ausschreibens der gotslesterung halben, hiebevor getan, getreulich vorwarnet und solchs allenthalb hirmit wiederumb vorneuet haben und hinfurt gewißlich mit großern ernst darob halten, das die vorbrecher demnach on alle gnade an leibe ader gute unnachleslich gestraft werden sollen. Darmit auch niemand sich in diesem laster unwissenheit halben zu entschuldigen habe (wiewol die churfurstliche satzung hiebevor im druck ausgangen und offentlich publicirt), so wollen wir doch zu mehr apschei dieselb hir anhengen; und lautet also:

[Kurfürstliche Ordnung 6. Juni 1531]

Von gotslesterung setzen und ordnen wir, das keiner, wes standes ader weisens der sei, got, unser schepfer, nach sein heiliges wort lestern ader bei seinen heiligen namen fluchen ader schweren, sonder dieselbigen, wie hernach unterschiedlich gesetzet wirdet, bei straf der pen, dabei angezeigt, genzlich vermeiden sollen. Und [Seite 34] darmit ein ide obrigkeit und richter dester klarer und baß wiß und vorstehen konne, wie gotteslesterung und gottesschwur unterschidentlich zu strafen sein und solche gepurlich straf nach einer iden vorwirkung dester unvorhindert statlicher und bas vollzogen werden möge, wollen wir, das sich ein jeder nach volgender unser ordnung der strafe und ubefarunge halben halte. Darauf setzen und ordnen wir, so imands, wes standes der were, hinfort got zumessen wurde, das seiner gotlichen majestet und gewalt nicht bequeme, oder mit seinen worten dasjenige, so got zustehet, abschneiden wolt, als ob got ein ding nicht vormechte oder nicht gerecht were, got seiner heiligen menscheit oder daran fluchet ader sonst desgleichen frevenliche, vorachtliche lesterwort ahne mittel in oder wider got, sein allerheiligste menscheit oder das gottliche sacrament des altars ader lesterwort ahne mittel wider die mutter Christi, unsers seligmachers, redet, das der oder dieselbigen furs erste mal 14 tage mit wasser und brot im torm gestraft, wo aber der oder dieselbigen zu dem andern mal in solcher lesterunge ubertret, das der oder dieselben an irem gut nach gestalt der ubertretunge gestraft und das gelt in gemeinen kasten gelegt, dasselbige auf hausarme leute ader arme jungfrauen zu ehelicher haussteuer gewendet werden sol. Wo aber der vorbrecher die geltstrafe zu geben unvormuglich, sol er nach erkentnus am leibe gestrafet werden. Und ob die zum drittenmal mit solcher gotslesterung vorbrechen, alsdan sollen sie an ihrem leibe oder benehmung etlicher ihrer glieder, wie sich das nach gelegenheit solcher geupter gotslesterung und ordnung der recht eignent und gepurt, peinlich gestraft werden. Und so solche lesterung beschehen, dabei zwo ader mehr personen gewest, sol ein iglicher schuldig sein, solches der obrigkeit am forderlisten und auf lengist in acht tagen den nehisten darnach folgend ungeferlich anzubringen, darneben auch anzeigen, wer mer dabei gewest und solche lesterung gehoret habe. Nach demselbigen (wo sie es selbst nicht angeben) sol man ingeheim schicken und ir iden in abwesen des andern notdurftiglich vorhoren, ob sie die oder dergleich lesterung also gehort, und, wie solches allenthalben geschehen, mit allem umbstenden vleißig erfarung und erkundigung haben.

Und wo nun das in warheit also befunden wurde, das solchs dem angeben gemes und die lesterung geschehen were, alsdan sal man den lesterer nach große der ubertretung in straf nemen und dieselbige unnachleßlich inhalt obgemelter unser ordnung strafen. Wo auch einer ader mehr obgemelte lesterung, so sie die gehört, auf erfordern geferlich vorhilten und angezeigter maß nicht anbrechten, so sollen dieselbigen als mit vorhengnis der gotteslesterung nach gelegenheit der sach, es sei am leib ader gut, hertiglich gestrafet werden.

Von lesterung der mutter Christi.

Item wo jemands schwerlich ohne mittel wider die mutter Christi, unsers seligmachers, redet, der ader dieselbigen sollen darumb an leib oder gut nach gelegenheit oder gestalt solcher frevenlichen lesterung gestraft und in allen solchen vorgemelten strafungen nicht allein die groß der lesterunge, sonder auch, ob dieselbig strafwar person darinnen oft überfahren, was sie darzu beweget und wes standes oder wesens die sei, ermessen und demselben nach diese strafe noch vermöge der recht gemehret oder geringert werden.

Von den zuhörern obgemelter gotteslesterung.

Item welcher oder welche obgemelte lesterung hören oder in ihren heusern wissentlich gedulden, darzu stilleschweigen und solchs nicht ansagen ader eroffenen, dieselben sollen zu deme, das sie sich damit gegen gott schwerlich vorschulden, nach gestalt der sachen gestrafet werden.

Von gottesschwuren und fluchen.

Und nachdeme dieser zeit gemein, das vil leute bei der macht und craft gottes, dem leib, glieder, wunden, tod, marter und sacramenten unsers lieben hern Jesu Christi oft leichtfertiglich, frevenlich und boslich schweren oder ubele ding fluchen, und hochlich zu forchten ist, das darumb gott der almechtige auch manchfeldige plage, die man dieser zeit offentlich befindet, uber land und leut gehen lest, nachdeme seinen namen niemands unnutzlich oder eitel nennen ader gebrauchen sol, deshalben den solche gottesschwure und fluche billich dester herter strafe haben sollen. Und wollen darauf, als oft jemands obgemelter gotsschwure einen tut, das derselb mit dem torm ader sonst mit einer geltbuß nach gestalt und gelegenheit der person ader uberfahrung ernstlich gestraft werden sol.

Art. II. Von totschlegern, und wie die zu abtrag gelassen mogen werden.

Welcher arglist und fursetziglich ein totschlag in oder uf eines erbarn rats obrigkeit ader gerichten, soferne sich die in und umb die stadt erstreckt, tuen wurde, ap der gleich der peinlichen leibesstrafe durch die flucht entrunen und darnach umb gelait zu vortrag bei den gerichten und freundschaften ansuchen wurde, so mag der (doch in allen wege mit furwissen eins erbarn rats) doch nicht in die stadt, sonder in ein dorf, vor der stadt gelegen und dem rate zustendig, zu gutlicher handlung und aptrage vorglaitet werden.

Art. III. Vorsetzige totschleger sollen diese stadt 100 und ein jar meiden.

Und apgleich die sache kegen den gerichten und parten gutlich apgetragen wurde, so sal gleichwol der teter in diese stadt nicht [Seite 36] eingelassen, sondern die stadt und, sofern ir weichbild reichet, 100 und ein jar meiden. Welcher das frevenliche vorpreche, der sal fenglich eingezogen und ungeachtet, das die sach zuvor gutlich vortragen, nach scherfe der recht peinlich an leib und leben gestrafet werden.

Art. IIII. Den aptrag kegen den gerichten nach gelegenheit der sachen und personen zu höen und mindern.

Es wil aber auch ein rate in fellen, do es mit totschlegern ader andern frevelern zu gutlichen vortrage geraichen wurde, den abtrag, den gerichten zu tuen, ungeachtet was in landleuftigen rechten zu gewette benumet, nach gelegenheit der sachen und personen zu höen und mindern, furbehalten haben.

Art. V. Von zutrinken, volsaufen und trunkenheit.

Auf sondern chur- und furstlich bevel wollen wir hiemit einen iden unser burgere und einwohner, auch alle geste, handwergsgesellen, dinstboten und meiniglich, wes standes ader wesens die seien, mit hohisten vleiße gebeten, vormahnet, auch gepoten haben, sich des lesterlichen, unmenschlichen und uncristlichen zu- und volsaufens zu enthalten und davon apzustehen, in bedenken, was ergernis, nachteils und schadens an seel, ehr, leib und gut mit mancherlei ferligkeit daraus erwachse. Dan jeder mensch, so er mit trinken beladen, seiner vornunft bereibt einen esel und vihe, darinnen keinen vorstand, gleich wirdet. so ereuget sich auch an der furgestoßen teurung alles getrenkes (der andern itzo zu geschweigen) sehr wol, wie got, unser vater, dieses und ander laster halben uber uns arme deutsche erzurnet. so solte ja ein jeder also gesinnet sein, ap er dieses lesterliche unchristliche werk umb der obrigkeit vormahnung und vorpots willen (dero wir doch alle in den und andern zimlichen sachen gepurlichen gehorsam zu leisten schuldig) nicht unterlassen wolte, das ers doch furderlich umb gottes ehre willen auch (zu) vormeiden, des nehisten und sonderlich der widerwertigen des waren wort gottes und der unschuldigen jugent ergernis, auch eigener ehr, rumes, gesundheit und wolfart willen [Seite 37] vormeiden solte. Dieweil aber die rauchen und ungeschlachten sich mit freundlichen vormahnen und bitten nicht zum guten ziehn, noch vom posem abschrecken lassen, so setzen, ordnen und statuiren wir, wie folget:

Erstlich sal gar niemands, wes wesens ader stands der sei, in des rats gerichten und obrigkeiten in und vor der stadt und ufm lande dem anderen keinen gemessenen trunk, es sei ganz, halbes, drittel, mehr ader weniger, durch wort, zaichen ader andere geperde, wie erdacht werden mochte, prengen, anpieten, geben, halten, beschaid- ader gleichtun. Welcher das uberginge, der sal fur das erste mal einen tag und nacht eingesetzt mit wasser und brot gehalten werden ader ein ort eines fl zur strafe auflegen; fur das ander mal sal diese strafe geduppelt und vor das dritte mal getrippelt werden. Wer aber weiter ader mehr vorprechen wurde, der sal acht, vierzehn tag, drei, vier ader mehr wochen fenglich mit wasser und brot gehalten werden ader fur einen jeden tag und nacht ein ort zu geben schuldig sein.

Zum andern, welcher sich voltrinket, also das er seine vornunft entsetzet, sich auf gemeinen pletzen, straßen ader gassen ader in wirtsheusern ader sonst bei andern leuten nerrisch und ungeschickt mit worten, werken, gehen ader stehen halten, den trang wider von sich pricht oder sonsten dermaßen bezaiget, daraus seine trunkenheit zu spuren, der sal eingesetzt fur das erste mal zwene dage und nacht mit wasser und brot gehalten werden ader fur solches sitzen zweier tage und nacht ein halben fl zur strafe geben.

In gleicher gestalt und maß sollen auch diejenigen, so ihme ursach darzu gegeben haben, gestrafet werden. Fur das andere, dritte, vierde mal sal die strafe auch, wie obstehet, erhöet werden.

Es mochte aber auch ein person dieses falles so oft ubertreten und dardurch einen rate zu großer strafe ursachen, derohalb wil ein erbar rate dieses falles, diese strafe zu erhohen, unbegeben haben.

Darmit auch meniglich insonderheit die frembden dieses vorpots und strafe wissens bekommen und sich unwissenheit halb nicht zu entschuldigen habe, so sal ein jeder gastgebe, wein- ader birschenke und in gemein ein ider burger und einwohner seinen gesten dieses eins rats gepot ansagen und vorwarnen. [Seite 38]

Welcher gastgebe, wein-, bierschenke ader wirt das nicht tete, der sal in gleicher gestalt wie die ubertreter und, wie obvorleipt, gestrafet werden.

Es sal auch den gerichtsknechten und scharwechtern hirmit bei iren aidespflichten eingepunden und bevohlen sein, auf diese ubertretung auf gassen und in heusern vleißiges aufsehen zu haben und die vorprecher von stund in fenglich vorwahrung einzuziehen.

Ap auch jemands in voller weise ubel handelte, der sal sich mit der trunkenheit garnicht zu entschuldigen haben, sonder sal als umb die trunkenheit, wie obstehet, und auch dan umb sein vorhandelung, in voller weis geupt, nach gelegenheit der ubertretung gestraft werden.

Art. VI. Von jungfrauen- und frauenschwechen und vom ehepruch.

Welcher ehemann ader ledige geselle eines notzoges, jungfrauen- ader frauenschwechens, derogleichen welcher man oder weib eines ehepruchs uberwunden, der ader die sal ahne alle gnade vormoge der recht peinlich gestraft werden.

Do auch die weibespersonen kundlich bewilligt ader sonstend mit gaben ader guten worten beredet und vorfuret weren worden, kegen denen sal ein christenlichs mitleiden gehabt, aber kegen den raulosen und furwitzigen, so zu iren schaden selbst ursachen ader anleitung geben, sal mit gepurlich rechtsstrafe auch vorfahren werden.

Art. VII. Wie die beruchtigete personen zu drei malen sollen vormant und gewarnet werden.

Die persone, so des ehebruchs ader ander laster vordacht ader beruchtiget, sal zum erstenmal der burgermeister allein abzulassen und sich zu besseren mit vleis vormanen, auch gepieten, die vordachte person und stelle zu meiden und zu vorlassen, wo das nicht helfen wurde, dieselb person zum andernmal in beiwesen zweier ratspersonen bitten, vormahnen und gepieten, wie obstehet, wo das auch unfruchbar, dasselb zum drittenmal vor sitzenden rat tun mit ernster anzeig, das kuntschaft auf ihne gelegt und, wo er bei der vordachten personen ader an vordechtigen stellen befunden, das man ihne vormöge der recht peinlich strafen werde. [Seite 39]

Art. VIII. Von straf dero, so uber getane vorwarnung bei den vordechtigen personen ader an vordechtigen örtern begriffen.

Wo nun jemands uber und wider diese dreifachtige gutliche vormahnung, biet und vorpot die vordechtige person und stelle nicht meiden, sonder bei dero person ader auch an der vordachten und vorpoten stelle befunden wurde, der sal gefenglich eingezogen und darauf, apgleich kein ferner indicia vorhanden, mit peinlichen fragen angegriffen und, so er schuldig befunden, vormöge der recht peinlich gestraft werden. Do er aber unschuldig befunden, sol er dem rate, gericht ader gemeine stadt deshalb weder mit nach ohne recht umb nichts anzusprechen haben. Die sollen ime auch darumb etwas zu tuen nicht schuldig sein aus ursache, das er wider getane vormahnung, bit und gepot gehandelt und darzu selbst ursachen gegeben hat. Es soll auch solche person aus haft nicht gelasen werden, sie habe dann gnugsame versicherung gemacht oder in mangel dero ein eid geschworen, gemeine stadt hierumb weder mit nach ohne recht anzutasten mit absag alles behelfs, so ihme darwider dienen könte oder möchte.

Art. IX. Kein unzuchtige ader vordechtige personen zu halten

Es sal kein burger nach einwohner, einicherlei mannes- ader weibesbilder, es seien geste, mitling, gesinde, dinstboten ader andere, die unehrliche, unzuchtige sachen zu uben pflegen ader dero vordacht seint, in seinem hause, miet und wohnung dulden nach leiden, sonder enturlauben. Welcher aber solche unzuchtige ader vordechtige personen wissentlich hilte, hauset ader hofete, der sol darumb, so oft das befunden, 14 tage in gehorsam sitzen ader dem rate zwei gute ßo zur strafe unnachleßlich bezalen und geben. [Seite 40]

Art. X. Man und weibe, so nicht ehelich beisamen wohnen, desgleich die, so an der unehe sitzen, sollen alhie nicht geduldet werden.

Es sollen von nun an in dieser stadt und derselben obrickeit kein man, die eheweiber, auch weiber, die eheman haben und ane bestendige Ursachen nicht beisam wohnen, solang sie voneinander seind, geduldet werden, dergleichen sollen auch gar keine personen, die einander nicht zur ehe haben und doch beisamen wohnen, geliden, auch von gar niemands beherberget, aufgehalten nach gefurdert werden. Wer der eine ader mehr wissentlich herberget ader aufhalte, der sal dem rate zu puße ein gut ßo bezahlen oder sein unwissenheit, ob er die furwendete, mit seinem eide erteuren.

Art. XI. Von koplerei.

Wurde jemands mans- ader weibsbilder zu unerlichen sachen koppeln, zusamenhelfen, herwergen, hausen, unterschleif machen ader geben, der ader die sollen vormöge der recht an leib und leben peinlich gestraft werden.

Art. XII. Von gartendieben.

So dan auch den burgern sommer- und herbstzeit an obstbeumen, pfropfern ader weiden, auch an obst und andern gartenfruchten, desgleich winterzeit an ihren gartenzeunen und vormachung der wiesen und felder etwo durch kinder, auch etwa durch alte leute vil und mancherhand schaden mit einsteigen und -brechen, auch mit werfen, zuhauen und sonst zugefuget wirdet, deshalb wil ein erbar rat allen und jeden iren untertanen, mitwohnern, einheimischen und frembden hirmit [Seite 41] ernstlich vorpoten haben, nimands mit einprechen, einsteigen, werfen, aptragen der zeune und befriedung ader in andere wege in seinen garten und derselben fruchten, gekretze ader gewechs, desgleichen obstbeumen, pfröffern oder weiden, es sei bei tage ader nacht, einichen schaden zuzufugen. Welche darwider vorprechen, die sollen nach gelegenheit der vorprechung entweder mit einsetzung ins fogelhaus ader aber mit scherfe der recht, als mit stellen an pranger, vorweisung aus der stadt, staupen ader strang gerichtet werden. Darnach sich meniglich zu achten und vor sein selbst schaden, schanden und nachteil zu huten wisse.

Art. XIII. Von mußiggehern.

Nachdem man dan auch aus vornunftigen ursachen sich bei denen, die mußiggehen und kein gewerb treiben und doch bei allen quasen liegen, allerlei arges und ungeschickter hendel zu vormuten, von deswegen wollen wir auf dieselben personen, ab die alhie anzutreffen sein wurden, ein sonders aufmerken haben und, wo ihre sachen nicht rechtschaffen befunden, sie gepurlich strafen ader inen iren hoef furder zu setzen gepieten lassen.

Art. XIIII. Von den prodigis, schlemmern und prassern.

Ap junge gesellen und burgerssohne, so aus der vormundschaft kommen, ire guter selbs zu vorwalten zu ihren handen genomen, sich aber ubel anlassen, ire gutere boslich anwerden, vorspielen, vorschlemmen und vorprassen wurden, das sollen ire nehiste gesipte freunde, sobald sie das innenwerden, bei schwerer straf uns, dem rate, unvorzuglich ansagen. Dan wollen wir derselben vortulichen gesellen [Seite 42] und schlemmer die administration ihrer gueter verbieten und ihren gutern curatores und vorwalter setzen, dieselben guter nach notdurft zu vorsorgen, davon jerlich bestendig rechnung zu tuen und ihnen von der nutzung ader uberlauf jarlich ein zimlichs zu irem underhalt zu reichen verordnen. Dann wir erkennen uns schuldig, darauf achtzugeben, das niemands sein gut ubel anwehre.

Art. XV. Von spielen mit wurfel und karten.

Wiewol wir dan auch aus guten bewegenden ursachen und sonderlich gemeiner burgerschaft zu gutem das unpflegliche spielen, dadurch vil zeit unnutz vorschlissen und mancher in armut vorteuft und zu anderen lastern geursacht, hiebevor vorpoten, so befinden wir doch, das in allerlei wege darwider gehandelt und vorprochen wirdet. Deshalb vorneuen wir dieselb gepot, in maßen und wie dieselb hiebevor im 24. jar durch den druck ausgangen und unterschiedlich vorleipt, wollen auch die ubertreter deshalb ernstlich strafen. Darnach sich ein jeder habe zu achten und vor schaden zu huten.

Art. XVI. Von zins und wucher.

Wiewol unsere gnedige und gnedigste hern, die chur- und fursten zu Sachsen, wider den unchristenlichen wucher, als dene gottliche, naturliche, geistliche und weltliche recht zum hohesten vordammen und vorpieten, im vorschinen 29. jar ein vorpot und ordnung, wie es mit geldausleihen gehalten solle werden, aus furstlichen christenlichen gemutern getan und ausgehen haben lassen, so befindet sich doch, das in viel wege dem zuwidergehandelt ist worden. Darwegen wollen wir hirmit meniglich vormahnet haben, sich deren zu vorhalten, bei straf und pene darinnen vorleibt.

Wer einen andern gelt leihet ader stundet, uf ein benante zeit wiederzuzalen, der sal nicht mehr dan die heuptsumma zu fordern haben.

Und insonderheit vormöge derselben chur- und fürstlichen gepote sal ein jeder, der dem andern gelt leihet ader stundet und die zalung ime uf ein namhafte zeit zu tuen ausdinget ader zu fordern furbeheldet, daselb gelt ahne alle pact, geding ader anhang, ime uber die geliehen ader gestundete heubtsumma etwas vil nach wenig zu geben, ausleihen ader stunden. Welcher dawider handelte und in diesen falle etwas uber die heuptsumma ime zu geben dinget, dem sal uber dieselb ubermaß, also umb das, das wucherisch ist, nicht geholfen, auch der schuldiger denselben wucher zu zalen nicht schuldig sein.

Umb 100 fl 5 fl jarlicher zins uf ein wiederkauf zu kaufen, ist zugelassen.

Welcher aber ime mit seinem gelde einen nutz schaffen wil, der mag das durch ader in form eines aufrichtigen wiederkaufs tun, doch das der umb 100 fl zum hohisten nicht mehr dan 5 fl erkaufe und sich des widerforderns vorzeihe und die zahlung ader den wiederkauf ins schuldigers gefallen stehen lasse.

Art. XVII. Schandlieder in heusern und auf gassen nicht zu singen.

Ein jeder hausvater sal in seiner behausung gute achtung haben das kein schand- ader unzuchtige lieder gemacht, gesungen, gelesen nach gehabt werden. Wie wir dann, solche lieder in heusern und auf gemeinen gassen bei dage und nacht zu singen, hirmit ernstlich verpoten wollen haben. Wer darinnen streflich befunden, sal ein dage und nacht mit wasser und brot in gefengnis gehalten werden ader solchs mit 5 gr vorpuesen. [Seite 44]

Art. XVIII. Kein schand- oder schmehebuchlein zu machen, lesen ader haben.

Dergleichen sal niemands wider einich person ader commun schand- ader schmebucher, darinnen des dichters nam nicht ausgedruckt, dichten, machen, schreiben, lesen, andern zustellen, stecken, hinwerfen, ausbreiten ader, durch was weise es geschehen konte, an dage kommen lassen. Wer herwider handelt, sol darumb fenglich eingezogen und nach scherf, wie volget, an leib ader leben gestrafet werden.

Art. XIX. Von strafe deren, die schmeheschriften, libelli famosi genant, dichten, machen ader auspreiten.

Und nemlich wan die iniurien, welche einer person in den famosschriften zugemessen werden, also gelegen, das man die person, deren es zugemessen, im valle, do es mit recht furgenomen und ausfundig gemacht worde, an iren leben peinlich strafen moechte, so sol der, so solche schmeheschrifte gemacht ader ausgepreitet hat, ebenderselbengestalt an seinen leben peinlich gestraft werden.

Were es aber ein solche auflage, darumb den geschmeheten sein leben nicht genomen, besondern sonst an seinem leibe peinliche gestrafet werden mochte, so sol das an der person, die das schantbuch gemacht ader ausgepraitet hat, auch dermaßen gestrafet werden.

Were es aber eine solche schrift, die eine person allein an ihrem eren, stand ader gutem gerichte antastet und darumb die geschmehete person nicht gestraft konte werden ader die sonder verletzung der ehren jemands schimpfirt, vorhonet ader spottet, so sal der dichter und auspraiter solcher schrift fenglich eingezogen, an branger gestellet die schrift fressen und darnach der stadt ewig oder uf ein namhaftige zeit nach grose der schmeheschrift vorwaiset werden.

Das andere buch dieser statuten. saget von sachen zur gesundheit der einwohnere dinstlich, hat X artikel.

Art. 1. Vorrede.

Dieweil die obrigkeit unter andern schuldig ist, auch vleisig aufsehen zu haben, damit die wohnung der untertanen gesund, reinlich und sauber sei und also der luft nicht verunreinet, daraus dann, wie die arzte und naturkundige sagen, allerlei krankheiten sich ursachen, darumb statuiren, ordenen, setzen und meinen wir, es dieses stucks halben alhie zu halten auf maße, wie volget.

Art. 2. In und vor den heusern sauber zu halten.

Ein jeder burger und einwohner in und vor dieser stadt soll es in und vor seiner behausung und wohnung rein halten, garnichts unsaubers als tote hüner, hund, katzen, ingeweide, mist, kericht und dergleichen auf gemeine gassen werfen oder ausschutten, auch die wochen (so nicht schne leit) zum wenigisten einmal vor der behausung bis ins gerinne oder die helfte gegen seinem nachtbar uber keren, das kericht von stund von gemeiner gasse abfuren lassen, bei strafe funf groschen.

Art. 3. Kein harmwasser ausgießen.

Desgleichen soll niemands harmwasser bei tage oder nacht auf gemeine gassen ausgießen nach aus seinem hause ausgießen lassen, bei pena funf groschen.

Art. 4. Von heimlich gemachen und reien.

Nachdeme dann die reien, so alhie zu menschlicher unsauberkeit gebraucht, nicht kleinen sondern grosen unlust und gestanke auf gemeinen straßen dieser stadt machen und auch zu verunreinung des lufts und allerlei seuche und krankheiten förderlich seind, deshalb statuiren, ordnen und gebieten wir hiemit ernstlich, das ein jeder binnen den negsten zweien jaren von publication dieser statut und ordnungen an zu rechen den alten [Seite 46] gebrauch der heimlichen gemach in reien abstelle und dargegen in seinen wohn- und mitheusern prifet eingraben und machen lasse. Darzu will ein rat einem jeden burger fur sein wohnhaus zimlich notdurft mauerstein umbsonst geben und zukommen lassen.

Art. 5. Von strafe der ungehorsamen.

Welcher burger aber binnen ernanter zeit der zweier jaren ohne sondere nachlassung des rats die heimligkeit in reien nicht abtete und kein eingegraben prifet fur sein wohn- und mitheuser fertigen lassen wurde, wo der ein breuer hette, dem soll, bis solang er das gefertiget, zu breuen nicht gestattet werden, sondern verboten sein. Wo der aber kein breuerb hette, der soll ein jedes jar, bis solang er das gefertiget, dem rate ein gutt schock zur puse geben.

Art. 6. Von denen, die aufs rats erkentnus kein eingegraben prifet machen konnen.

Welcher burger aber auf eines rats erkentnus kein eingegraben prifet in seinen vier pfelen machen könte und sich derwegen der reien zur heimligkeit gebrauchen muste, der soll die reien dermaßen halten, das auf gemeinen straßen und gassen bis zum auslauft des wassers an der ringmauren kein unflat sitzent bleibe, bei pena ein alt schock, so oft er hirwider handelte.

Art. 7. Von reinigung der prifet und reien.

Und welcher burger oder einwohner sein eingegraben prifet oder reien reinigen will, der soll das anderst nicht dann zu winterzeit, so schne leit, durch den scharfrichter tun und den unflat in die Mulda ausfuhren lasen. Doch das der scharfrichter am abend vor neun horen nicht anfahen, noch gegen morgen nach drei horen arbeiten, bei straf eines alten schocks. Und soll ein jeder demselben meister und seinem gesinde von einem halbfuderichen faß vol nicht mehr dan eilf groschen geben; daran er auch gesettiget sein soll. Dieweil man dann zum ausfuren des unflats ein stadttor offenen mus, soll der wirt, der ausfuren lest, beneben die gemeine wechtere ein tugliche mansperson mit guter wehr an das tor schicken und darzu besolden, die am tor huete, bis solang man wider zusperret.

Welcher sein prifet oder reien zu geburlicher zeit nicht fegen und durch uber- oder auslaufen an tag oder sonsten ein gestank in seinem oder seines nachtbarn haus oder uf der gassen machen wurde, der soll dem rate ein jeden tag, dieweil das nicht abgestellet, funf groschen zur pus geben.

Art. 8. Von lohn, eingegraben prifet zu machen.

Damit auch gemeine burgerschaft mit den eingegrabenen prifeten von den meuerern und andern arbeiten nicht ubersetzt, so soll man von einer elen tief ins gefier vier elen weit zu graben nicht mehr dann vier groschen und dann von einer elen hoch und ins gefier vier elen weit mit moes oder kalch wider (bis) auszumauren nicht mehr dann funf groschen geben und nehmen, bei pen, wer darueber mehr gibt oder nimmet, von einem jeden pfenning einen groschen; es hette dann etwo an einem ort diese gelegenheit, das die arbeiten bei diesem lohn nicht bleiben könten, da soll es uf erkentnus der hierzu verordenten stehen.

Art. 9. Von meurern und andern, die sich zu dieser arbeit nicht wolten gebrauchen lassen.

Welcher meurer oder arbeiter sich zu dieser arbeit ohne gnugsame entschuldigung nicht wurde gebrauchen lassen, dem soll, andere arbeit in und vor dieser stadt zu treiben, auch verboten sein, bis solang er diese arbeit, ob er darzu gefordert, auch mache.

Art. 10. Wes man sich in sterbensleuften halten soll.

Nachdeme die erfahrung gelernet, das in pestilenzischer zeit ein mensch das andere beschmeiset und vergift, darumb wolle ein jeder gewarnet sein, in solchen zeiten die versammlungen vieler leute sonderlich in badstuben und bierheusern zu meiden. Auch sollen die personen, so mit derselben plage beladen seind, etzliche zeit ausgehens und unter versamlung des volks zu gehen sich enthalten, alles wie wir hiebevor im funfunddreissigisten jar deshalb ferner verwarnung und ordenung haben vorhanden lassen, die alle wir hiermit verneuet haben wollen.

Der ander teil dieser statuten.

Titulus I. Von allerlei gemeinen bürgerlichen Sachen, hat XXIII art.

Art. I. Das geschoeß sal ein jeder zu gepurlicher zeit entrichten.

Nachdem bis anhero ein zeitlang in einbrengung der geschoes zu merklichem vorderbe der burger und einwohner ein unordnung gehalten, indem das ir viel ire geschoß zu rechter zeit nicht gegeben, sondern aufwachsen haben lassen, das inen darnach uf einmal zu entrichten beschwerlich furgefallen, derowegen gepieten wir hirmit ernstlich, das ein jeder burger und beiwohner seine geordente und gesatzte geschoß zu einer itzlichen geschoßfrist, nemlich, von Sanct Walpurgen und Sanct Michaelstag an zu rechnen, inwendig vier wochen den negstvolgendene unseumlich und ahne allen behelf auf unser rathaus alhie an gewonlich ort, bei straf 5 gr uns, dem rate, unnachleßlich zu geben, brengen soll.

Art. II. Wass die burger zu iren gebeuden und sonst vom rate erkaufen, par zu bezalen.

Nachdem und als in vorzeiten die burgere zu iren furhabenden gepeuden holze, breite, steine, ziegel, kalch und anders aus unsern, des rats, ampten geborget und aufgenomen, welchs nicht alleine dem rate und gemeinem gute abtreglich, sondern auch den burgern zu merklichem nachteil und vorterbe gereicht, als haben wir eintrechtig beschlossen und bei den amptsherren also geordent, das keiner aus seinem ampte wider den ratspersonen nach andern gemeinen bürgern ichtes vorborgen solle. Deshalb mag sich ein jeder burger ader einwohner, der holz, bretter, steine, ziegel, kalch, rören etc. haben wil, darnach achten und sich mit gelde geschickt machen, das er solchs alsbald zale. Alsdann und ehr nicht sollen inen die amptsherren und vorwaltere zeihen und poletichen dargegen geben, die in die bretmule, [Seite 49] zimmerhause, steinbruche, zigelhutten und kalchzwinger zu zeigen haben und dadurch dester ehr gefordert werden mögen. Und wollen, soviel immer muglich, darob sein und vorschaffen, das oben angezeigter stucke ein guter vorate geschickt und bei den amptsherren gefunden, auch in einen gleichen und leidlichem kaufe bekommen werden sollen. Und sal aber das alles bei den amptsherren und sunsten nirgent gesucht und gefordert werden.

Art. III. Dem rate den zoll nicht zu entziehen.

Es gelanget uns auch an, das von etlichen burgern der zol von tuchen, holz und andern fursetziglich gefreiet wirt. Weil dann solchs gemeiner stadt nachteilig und uns keinesweges zu gestatten leidlich, so wollen wir solches hirmit bei strafe, in rechten ausgedruckt, ernstlich vorpoten und einen iden deshalb vorwarnet haben.

Art. IIII. Die viermester aller handwerge sollen ausganges vier wochen nach dem abschiede rechnung tuen.

Wir wollen auch, das die vorordenten und geschwornen viermester eins jeden handwergs inwendig vier wochen den nehisten nach irem abschiede, wen andere an ire stat geordent seint, ire rechnung uber die gehapte vorwaltung ordentlichgestalt fertig machen sollen und ir gewißlich, wen wir die ausganges solcher vier wochen fordern werden, damit geschickt sein und das in keinen wege lenger vorziehen.

Art. V. Den gerichten uf ir ansuchung beistand zu laisten.

Welche burger, mitling ader ander einwohner in nacheilen, hadern ader andern sachen gemeine stadt betreffend von den ern burgermeister, [Seite 50] stadvoit, schultes, ratspersonen, burgern, rats gerichtsdinern ader wechtern umb hilf und beistand rats- ader gerichtshalben angesprochen werden, der oder dieselbigen sollen bei ihren aidespflichten schuldig sein zu volgen. Wer aber das ane gnugsame entschuldigung nicht tun wurde, der ader dieselbigen sollen darmit wider ire pflicht gehandelt haben. Und dieweil sie in vorgessen irer pflicht ungehorsam, sollen sie vorkaufen und in ader vor dieser stadt zu burgern, mitling ader einwohner nicht geduldet werden.

Art. VI. Ein jeder sal mit seinen herfartgerete geschickt sein und das sauber halten.

Uber das so sol idere burger seinen harnasch und wehren, auch anders, das ihme vormöge seiner hauszettel auferlegt, zur hand und in guter achtung haben, dasselbe alles rein und sauber halten und, ob etwas daran mangelte, zum furderlichsten bessern lassen und schicken, auch allewege in guter bereitschaft haben und sitzen, bei ernstlicher und unnachlessiger strafe.

Art. VII. Uber einen stein in heusern nicht zu wegen.

Allerlei betrug zu vorkommen, sal nun hinfart kein burger nach einwohner, es sei in kaufen ader vorkaufen, was uber einen stein betrifft, in seinen hause nicht wegen, sondern dieselb war in gemeiner stadt wage wegen lassen, bei strafe 5 gr.

Art. VIII. Von erbarkeit und zucht in klaidung.

Zudem das izunderzeit in den klaidungen und schmuck aller stende manlichs und weiplichs geschlechts ein großer untreglicher uberflus, auch mit den zusetzen sonderlich der beinkleider großer [Seite 51] furwitz geupt, des allen unsere alte vorfahren sich geschempt, und wir dan vorhoffen, es werde unsere hochlobliche obrigkeit in kurz statlich darwidertrachten, dahin wir es stellen, so wirdet doch auch darneben große schandliche unzucht zufurderst bei und von jungen gesellen gespuret, die gehen auch in gotsheusern und zu straßen vor erbarn mannen, frauen und jungfrauen mit aufdeckung der glidmas, welche die natur bedeckt wil haben, so ganz unvorschampt, das es auch unter haiden und turken so schendlich nicht befunden wirdet.

Deshalb ermanen, bitten und gepieten wir einen iden, was standes der sei, besonder unsern mitburgern, einwohnern und allen besessen und unbesessen, beweipten und ledigten, insonderheit den handwergsgesellen, das ein ider sich in diesen stucke bessern, erbar, zuchtig und christenlich halten, seine glieder der schame mit seinem rock ader mantel bedecken und nimands ergernis geben wolle.

Welcher aber so gar rauchlos und unvorschampt befunden, diesen unsern bitten und gepot vorechtlich widersein und fornen mit aufgedecktem oberkleit, rock ader mantel befunden wirde, der sal sobald von unsern dienern angenomen und in fenglicher verwahrung bis auf unsere fernere vorschaffung enthalten werden. Denn wir keinesweges gemeint sein, solcher pubischen, unvorschempten, ergerlichen tracht und unzucht ferner nachzuhengen.

Art. IX. Von maes, ellen und gewichte.

Alle und jede burgere und einwohner, kramer, hoken und andere, auch frembde, so die wochen- und jarmerke alhie besuchen ader sonstent im jar außer der merke alhie kaufen und vorkaufen, sollen kein ander dan dieser stadt bezaichent maß, ellen und gewicht geprauchen, doan einen idern das, so sich gepuret, geben. Welcher das fursetziglich ubertreten befunden wurde, der sal der war, die er kauft ader vorkauft hat, vorlustig und dem rate vorfallen. [Seite 52]

Bei welchem aber falsch elen, mas ader gewicht, das were gezaichent ader ungezaichent und das er das wissentlich gepraucht hette, befunden, der sal darumb nach scherfe der rechte gestrafet werden.

Art. X. Wein- und bierschenken sollen rechten maes geben.

Ein ider wein- und birschenke sal einem iden, der wein und bir bei ihm holen lest, recht volle mas geben. Welcher das ubertreten wurde, der sal darumb von einen iden wahnend kandenmas 5 gr zur strafe geben ader eine ide kannen mit einem tage und nacht im gehorsam, beuerlein ader vogelhaus apsitzen. Wurde sich aber auch ausfundig machen, das ein gesinde recht mas entpfangen, aber das getrenk vorschuttet ader daraus getrunken hette und dan sagen wolte, ihme were nicht recht maß geben, dan sol dasselb gesinde von wegen solcher lugen und betruges ein tag und nacht in eine opvorleipter vorwahrung eingezogen werden.

Art. XI. Aufen obend über 9 hora kein wein- nach bierörten halten.

Es sal auch kein wein- adern bierschenke den wein- ader biergesten aufen abend, wen der seger neun geschlagen, kein trinken mehr auftragen nach fernere orten halten lassen, bei pen dem wirte ader schenken 1 alt ßo und einen gaste 10 gr ader mit gehorsam im beuerlein ader fogelhaus, nemlich der wirt ader schenk zwen dage und nacht und der gast ein tag und nacht, gestrafet zu werden. [Seite 53]

Art. XII. Was man dene wein- und birgesten zu essen geben mag.

Kein wein- ader bierschenke sol seinen gesten an der örten mehr dan ein essen einerlei fleisches oder fisch, gesotten ader gepraten, und darzu kese und brot zu essen geben, bei bus vom jeden disch 1 gut ßo.

Art. XIII. Kein wein ader bier einzulegen und darvon heimliche zechen zu halten.

Es gelanget an uns, den rate, das etwo burger und andere wein und hier einlegen, darvon in einer geselschaften umb ir gelt zechen und austrinken oder das ohne ausgesteckte öffentliche und gewönliche zeichen vorpfennigwerten sollen. Welchs dermaßen nicht zu gedulden, dan es uns, dem rate, von wegen gemeines nutzs, auch gemeiner landschaft am zehenden nachteilig. Darumb sol solches hirmit ernstlich vorpoten sein, und wer darwider handelte, sal dem rate ein gut ßo zur strafe vorfallen sein und unnachleßlich zalen.

Art. XIIII. In breuen und schenken einander guten nachparlichen willen zu erzaigen.

Und nachdem das unordentliche bierschenken den burgern und breuherren eine zeit hero zu merklichem vorderbe hette mugen geraichen und aber doch nach zur zeit hirinne gedeiheliche und zutregliche gepot und vorpot nicht wol konnen gemacht werden, so ist unsere, des rats, ernstliche, auch veterliche vormahnung, das ein jeder in diesen falle nachtparlichen, freundlichen und guten willen, auch christliche liebe und brüderliche treu bedenken wolle und einer uber den andern mit den bierzechen und schenken nicht also, wie etliche zeit anhero geschehen, eile und seinen nachparn in deme zu schaden handele. [Seite 54] Dan solches je unfreundlich ist und brenget auch under den nachparn als denen, die leib und leben, ehre und gut peisamen lassen und billich einer des andern zu furderung irer nahrunge und gedeiens vorschonen sollen, merklich apgunst und widerwillen.

Art. XV. Einzelich die gersten nicht kaufen und auf den furkauf zu vormelzen.

Es gelanget hiruber an uns, das etliche burgere alhie sein sollen, die aufin markte und sonsten einzelich die gersten einkaufen und also allerlei gattung und gewuchse durcheinandermengen, dieselbige vormelzen und darnach andere frumme burgere damit betruben und inen anhengen, welchs je uncristlich, unfreundlich und nicht nachparlich ist. Derhalb gepieten und wollen wir, das solches abgestalt werde. Wirdet aber hirinnen einer bruchhaft befunden, der sol von einem malz umb 10 fl ernstlich und unnachleßlich gestrafet werden.

Art. XVI. Von nacht- und gassengeschrei.

Es sal niemands, alt ader jung, bei dage ader nacht und sonderlich nach der sonnen untergange kein gassengeschrei ader -gesenge treiben. Welcher dem zuwider befunden, den sollen die wechter von stund an ins beuerlein ader vogelhaus setzen und sonder unser vorwissen daraus nicht lassen.

Art. XVII. Bei nacht gar kein wehr zu tragen.

Wir wollen hirmit meniglich vorpoten haben, sobald die torglocke auf den apent geleutet worden, einiche wehr, wie die genant mochte [Seite 55] werden, zu tragen. Wer daruber mit einicher wehr begriffen, dem sal dieselb durch unsere diener genomen, den gerichten zugestellet und darüber 10 gr zur strafe unnachlessig entrichten.

Art. XVIII. Das torschließen mit trinkenholen nicht zu hindern.

Es wolle sich auch ein jeder, so für den toren wohnet, in rechter zeit mit trinken, brot und andern vorsehen. Dan sobalde zu abende die glocke geleutet und der hausmann ader tormer geblasen hat, sollen die stadttor geschlossen und darnach niemands ein- nach ausgelassen werden.

Art. XIX. Kein burger sal mit gericht furgenomen werden, er sei dan zuvor vor den amptleuten des rats ersucht.

Es sal hinfurder kein burger ader ander einwohner vor eheding, gast-, stadt- ader schultheisgericht umb schulden und gulden beclaget werden, er sei dan zuvor vor dem stadvoigt ader schultheis deshalb beclagt. Die sollen auch alle sachen, die sie nicht gutlich beilegen konnen, an uns, dem rate, weisen. Do sal aller vleis furgewendet werden, die part in der gute zu vortragen. So die aber entstunde, alsdan und ehe nicht sollen die part mit gerichtlicher clage zu vorfahren zugelassen werden.

Art. XX. Es sal kein procurator in gutlichen hendeln zugelassen werden.

Nachdem am tage, das etliche redner und andere, so den streitenden parteien ire sachen furtragen, also geschickt, das sie zuweilen umb aigenes nutzes willen mehr zum kriege dan zum friede dienen, reden und raten, dardurch die part von gutlichen vortregen apgehalten und in rechtliche ausubung vorteufet werden, solcher schedlicher einfurung vorzukommen, ordnen und setzen wir, das hinfuro kein burger ader einwohner in gutlichen hendeln wider einen burger ader einwohner in burglichen sachen, so in der hauptsumma nicht 100 fl anlanget, vor schultess, stadvoigt ader uns, dem rate, einichem frembden ader [Seite 56] einheimischen advocaten, procurator ader redner umbs gelt geprauchen sal. Sonder ein jeder sal seine sache selbst, so beste er kan, doch mit bescheidenheit furprengen ader sonstent einen guten freund ader nachtparn seine notdurft furbrengen lassen.

Wo auch einich part umb einen sitzenden ratsfreund, ime sein wort furzutragen, bitten wurde, dem sal darinnen sonder alle wiedergeltung ader belohnung wilfahrung geschehen. Belangete aber die heuptsache 100 fl ader daruber, so mag ein jeder einen advocaten, procurator ader redner, doch das sie mehr zu friede dan zu kriege geneigt, furen und geprauchen.

Wurde aber auch ein burger ader anderer einwohner von einem frembden in burglichen Sachen vor schulteis, stadtvoigt ader uns, dem rate, durch ein advocaten, procurator ader redner clegers- ader antwortersweise angesprochen, da sal dem burger ader einwohner seiner notdurft nach, advocaten, procurator ader redner zu geprauchen, unvorpoten sein.

Es möchten aber auch dieselb advocaten, procurator und redner sich in hendel vor unsern amptleuten oder uns dermaßen bezaigen, das wir ader die ursachen gewonnen sie von den parten apzutreten heißen, darnach sich ein ider, der sich vor unsern amptleuten und uns in seinen fellen geprauchen wil lassen, zu achten und vor sein selb schimpf zu huten wirdet wissen.

Art. XXII. Das ein jeder burger einen steten vorrat an korn bei sich habe.

Ein jeder burger sal von künftig ... dag an zu rechnen vor pflichtet und schuldig sein, einen vorrate an korn ader mehl fur sein behausung zu schicken und dieselb anzal also fur und fure bei sich zu haben, wie folget: [Seite 57]

Ein jeder, so ein breuerbe hat, sol so manch geprau, als er darauf hat, und auf ein jedes geprau insonderheit zum wenigsten 4 scheffel korn ader mel bei sich in vorrate haben. Bei welchem das also nicht befunden, der sal so oft, als er 4 scheffel nicht hat, eines geprau biers dasselb jar zu tuen benomen sein, und sal dasselb geprau dasmal zu tuen einen andern, seinen nehisten nackbar, bei dem 4 scheffel korn ader mehl uber sein anzal befunden wurden, vorstatet werden.

Welcher aber kein breuerbe hat und in der ringmauern sitzet, der sal zum wenigsten 3, aber vor der ringmauern zum wenigsten 2 scheffel korn ader mehl bei sich haben. Bei welchem solcher vorrate nicht befunden, der sal uns, dem rate, so oft es ihme mangelte, von 1 scheffel ein alt ßo zur puße vorfallen sein ader sal in gehorsam gehen und daraus nicht kommen, bis solang er die anzal seines aufgesatzten Vorrates bei sich prenget. Es were dan einer so arm, das er solchen vorrate zu schicken unvormögende; der sal sich bei dem rate angeben und darinnen beschaids gewarten.

Welcher auch in seiner behausung nicht boden ader raum hette, seinen vorrat, wie oben gemeldet, bei sich zu haben, dem ader denen sal hirmit vorgonstiget sein, denselben vorrate uf gemeine schutheuser, wie anhero gepfleget, aufzuschutten ader zu behalten.

Art. XXII. Vom gemeinem vorrate.

Es wil und sal auch ein erbar rate darauf mit allem vleis bedacht sein, ein zimlichen vorrate an getraide auf die schuttheuser zu vorschaffen, des sich gemeine burgerschaft im falle der not zu trosten habe.

Art. XXIII. Von schuldigern, die austreten und weichen.

Welcher burger ader einwohner schulden halben sich aus der stadt begeben und waichen wurde, der sal nicht wieder eingenomen nach eingelassen werden; er habe sich dan zuvor mit seinen glaubigern entlich vortragen.

Es möchte aber auch ein schuldiger so geferlich ader betrueglich mit seinen glaubigern gehandelt haben, das ein rate vorursacht, denselben schuldiger gar nicht einkommen zu lassen, das ihm auch der rate uf den fal furbehalten haben wil.

Art. 24. Hausgenosen anzusagen.

Damit auch das geburliche geschos von den hausgenosen desto statlicher einbracht werden möge, sol ein jeder burger zu jeder geburlicher geschoszeit alle seine hausgenossen, so er in seinen mieten hat, ansagen und verzeichnen lassen. Welcher einen oder mehr verschweigen und nicht ansagen wurde, der soll uns von einem jeden zwenzig groschen zur straf geben oder acht tage in gehorsam sitzen.

Titel II. Die hendeler und handwergsleute betreffent, hat VI art.

Art. I. Ein jeder sal sein gewerb, hantierung und handel aufrichtig treiben.

Es erfordern gottes gebot, bruderliche liebe und die gerechtigkeit, darzu vormahnen, bitten und gepieten wir auch ernstlich und wollen, das ein jeder burger und einwohner seinen handel, gewerb, hantierung und handwerk zufurderst dem gemeinem nutz und seinen nehisten zu dinst erbar, redlich, aufrichtig, sonder gefar und betrug fuhren und treiben wollen. Dan eigenlich, welches gemute furnemlich nicht dahin, sondern nur auf eigen nutz gericht ist, bei dem ist weder gluck noch heil. Und ap er gleich an seiner narung zunimpt, so ist es doch mit nachteil seiner seel. Bedenk ein jeder den spruch Christi, da er saget: was hulfe es den menschen, so er die ganze welt gewunne und neme schaden an seiner selen.

So solten wir ja auch bedenken, ap wir gleich unsern nehisten mit subtiler listigkeit dermaßen beforteilen, das es vor den menschen einen guten schein hette, das gleichwol gott, der die herzen kennet, es siehet und ungestraft nicht hingehen lest. Beneben dem ist unvorpoten, das ein jeder nach gelegenheit seiner gefar, muhe und arbeit ein zimlichen gewin nehme. Da wolle ein jeder christ ein christlich aufsehen haben, [Seite 59] darmit er im gewin nicht zu weit schreite, sonder ein recht maß halte, dan das weret am lengisten. Wurde aber auch jemands sich dieses falles gottes wort, bruderlicher liebe, die naturliche billigkeit und erbarkeit und darzu diese unsere freundliche vormahnung und gepot nicht bewegen lassen, sonder unzimlich vortelhaftig ader betriglich handeln, den wollen wir vormöge der rechte darumb ernstlich strafen.

Art. II. Die becken sollen recht gewicht backen und vorkaufen.

Ein jeder beck in und vor der stadt sal seine semmeln, zweiling-, schwertgroschen- und andere brot jederzeit nach des rates gemachter brotordnung, die dan ufs steigen und fallen des getraides gestellet ist, backen. Bei welchem aber semmel ader brot befunden, das an einen pfennigwerte umb ein lot zu klein, ader aps nicht zu klein ader doch ser geschwemmet und nicht wol ausgebacken ist, der sal dasselb von stund fur das rathaus bei den weinkeller zu tragen und 3 semmeln fur 1 ₰ und 2 zwailingbrot fur 3 h, ein schwertgroschenbrot für 5 ₰ zu geben von den darzu vorordneten geweiset werden und vorpflichtet sein.

Welcher sich aber dieser Weisung widern wurde, dem sal dasselb leicht brot ader semmeln, sovil des bei ime befunden, genomen und den armen in die hospitalia ausgeteilet werden.

Hette aber der beck dasselb clein brot ader semmeln albereit gar ader zum teil vorkauft, so sal er alles gelt, so er daraus kauft hat, dem vorordenten ader uns, dem rate, zustellen; das sal den armen in die hospital ausgeteilet werden.

Es mochte aber auch ein beck herwider so oft ader so schwerlich vorprechen ader auch betruglich handeln, das ein rate vorursacht, uber diese straf ine darüber auch am leibe ader gut nach gelegenheit der vorprechung zu strafen, das ihme ein rat also vorbehalten haben wil.

Art. III. Von fleischern.

Nachdem wir hiebevor den fleischern, wes sie und ire gesinde sich im kuttel- ader schlachthaus, auch in penken mit dem vorkaufen halten [Seite 60] sollen, ordnung gegeben haben, also wollen wir dieselb ordnung hirmit wiederumb vorneuet und, die zu halten und in keinen wege zu überschreiten, ernstlich gepoten haben.

Art. IIII. Von goltschmiden.

Es gelanget den rate an, als ap etliche goltschmid bei uns ire arbeit von golt und silber am gehalt etwas zu geringe machen, dadurch die leute, so die arbeit machen lassen ader von ihnen kaufen, beforteilet werden sollen. Das zu vorkommen, sal ein ider goltschmid hinfort, ehe dan er sein arbeit, die sei vom gold ader silber, bestellet ader vor sich gefertiget, ausgehen lesset, den geschwornen viermestern, die wir jerlich dar zu verordnen und beeidigen wollen, zustellen; die sollen die probieren, wo die am gehalt vormöge des artikels, inen deshalb zugestellet, recht befunden, mit der stadt gemerke zaichen. Wo sie die aber nicht rechtschaffen befunden, sollen sie noch zwene, die eltisten meister, bei sich ziehen und die arbeit auch probieren lassen. Und wo sie von denselben auch zu geringe befunden, sollen sie ein probe darvon nehmen und dieselb probe sampt der arbeit uns zustellen. Denselben meister wollen wir nach gelegenheit des vorprechens an leib und gut gepurlich und ernstlich strafen.

Wie hoch golt und silber gearbeit sal werden.
Ein jedes golt, so durch die goltschmiede alhie gearbeit wirdet, sal halten ein mark hungerisch ein mark reinesch. Das silber sal halten ein mark 14 lot. Geringer sal es nicht gearbeit werden; es were dan, das jemands das golt ader silber geringer haben und bestellen wurde. Das sol doch kein meister zu machen annehmen, er habe es dan zuvor den geschwornen viermestern angesaget. Die sollen auf die person, die es also gering haben wil, achtgeben und, wo sie merken, das es zum betrug geraichen mochte, nicht machen lassen. Do es aber zu machen verstattet, so soll es mit der stadt zeichen nicht bezeichent werden.
Es sollen auch die goltschmide im einkeufen der silber das aufmerken haben, damit es nicht gestolen ader ubel bekommen silber sei, und insonderheit von kirchen, kleinot oder von berkwerken. Wo [Seite 61] das vormarkt, das sol uns ein jeder goltschmit im geheim ansagen. Welcher wissentlich hirwider handelte, der sal nach scherfe der recht am leibe ader gut mit ernst gestrafet werden.

Art. V. Von kramern.

Die kramer sollen in iren kramenladen ader heusern gar keine gefelschte war, sonderlich an gestoßen wurzen, haben nach vorkaufen. Welcher wissentlich hiewider handelt, der sal nach gelegenheit am gut ader leibe hart gestrafet werden.

Art. VI. Frembde kramer sollen außerhalb der jar- und wochenmerkte alhie nicht feilhaben.

Keinen frembden kramer, der alhie nicht burger ist, sal alhie in ader vor der stadt außerhalb der vorordenten jar- und wochenmerkten seine war, was das auch sei, offentlich ader heimlich zu vorkaufen, vil weniger das hausieren vorgonstiget werden, sondern hirmit vorpoten sein. Darauf sollen auch die viermeister der kramer vleißig aufsehen und dasselb zu jeder zeit apschaffen ader dem markmeister apzuschaffen anzeigen.

Appendix. Schmiede, kannegieser und auch gortler betreffent.

Nachdem grose clag von den purgern geschieht, indeme das sie nichts in iren heusern, scheunen, stellen, kellern und gerten an eisenwerg behalten konnen vor den nachtdieben, die sich auch nit scheuen, die kirche und gottisheuser zu berauben, desgleichen auch, das viel zinern gefeß gestoln wirt, sonderlich ufn hochzeiten das kalantgeret, so mussen dennoch leute sein, die es wiederumb umb ein leichts und geringes werd oder gelt von inen kaufen. Dan wuste der dib nit wohin, so stöle er nicht.
Derhalben wil e. e. rat disen vorkaufer ernstlichen erinnert haben, sie wolten sich wol vorsehen, das sie solch gestoln eisenwerk oder zinern gefeß nicht kaufen. Wurd es aber nit geschehen und verachtlich gehalten werden und einer uberfunden und uberzeuget, das das gekaufte stuck seins nachbarn wer, so sol er on alle entgelt ihm das seine wieder zustellen und doruber in e. e. rats ernste straf gefallen sein. [Seite 62]

Art. 7. Von den spinnenfressern und tiriakverkaufern.

Dieweil es am tage, das die land fahrer, so tiriak, öl, salben und dergleichen verkaufen, auch die, so man spinnen- oder schlangenfresser nennet, die zehnprecher und ihresgleichen landesbetrieger sein, derwegen soll derselben gar keinen außerhalb der jarmerkte alhie feilzuhaben verstattet werden, darauf zu sehen, wie den wir den verordenten marktmeistern hiermit eingebunden wollen haben.

Art. 8. Von barbirern und badern.

Kein barbirer oder bader soll einigen verwundeten, er habe seine schaden in oder außerhalb der stadt entpfangen, verpinden, er habe es dann zuvor den gerichtsheltern angezeigt, bei straf eines guten schocks, so oft hierwider gehandelt wurde.

Art. 9. Kein handwerk soll hinfurder unter sich selbst oder für ir handwerk kein statut noch ordnung machen ohne des rats furwissen und nachlassen.

Allerlei schedliche einfurung zu vorkommen, sol gar kein handwerg, wie das genant, fur sich oder das handwerk, wie das genant, ordnunge machen, auch die alten nicht verandern ohne eines erbarn rats furwissen und nachlassen. Und ob die gemacht wurden, sollen sie nichts gelten, auch die, so sie gemacht oder verandert haben, ernstlich gestraft werden.

Titel III. Von aufkeufen der vitalien vor den toren und in gassen und von vorkeufern ader hoken, hat V Art.

Art. I. Vor den toren und in gassen nichts zu keufen.

Allerlei beschwerungen abzuschneiden, wollen wir abermalen ernstlich vorpoten haben, das kein burger, einhaimische ader frembde die war ader vitalien, so die bauerleute alhier zu gemeinem marke [Seite 63] brengen, als eier, kese, butter, huner, gense, vogel, flachs, leinwat und dergleichen, vor den toren, aufn gassen nach in heusern aufkeufen sollen, sonder die sal uf den gemeinen platz getragen und daselbs vorkauf werden, bei straf 5 gr.

Derogleich sal auch das aufkeufen in getreidich, es sei weiz, korn, haber ader gersten, vor den toren und in gassen vorpoten sein, bei strafe von einem jeden scheffel getraides 5 gr.

Art. II. Die war, speise und anders einander nicht aus den henden zu reißen ader eins das ander vom kaufe zu dringen.

Dieweil auch die burgere und burgerin einander die war aufm marke pflegen aus den henden zu reisen und also eins dem andern zu vordries dieselbe ubersetzen und im kaufe steigern, sonderlich auch in deme, das sie die leute vor den turen und in gassen aufhalten und niderreißen, so wollen wir wiederumb einen iden des vorwarnen und hirmit vormahnen, solch unordentlich kauf apzustellen und sich disfals selbst zu weisen und nicht also zu sein selbst und der nachparn nachteil und schaden in deme zu handeln. Dan das ist gewiß auch eine große ursachen der izunge teurungen. Wird aber hiruber imands begriffen, der solchs fursetzlich und geferlicherweise tete, der sal darumb in unsere ernste strafe genomen werden und nemlich 1 fl zur strafe erlegen ader dag und nacht in gehorsam sitzen.

Art. III. Kein furkeufer ader hoke sal dene frembden ire war unter einer zeit abkaufen.

Der furkeufer, hoken und irergleich vorteilhaftigen und aigennutzigen gesucht apzuschneiden, statuiren und ordnen wir, das keiner derselben nach andere die war, vitalien und anders, so alhieher durch frembde zu wagen, karn ader roß zu vorkaufen pracht, apkeufen und wieder alhie ader anderswo aushöken und vorkaufen sal, es habe dann [Seite 64] der frembde dieselb war zuvor zum allerwenigsten anderthalben tag offentlich veilgehapt. Und wen er also dieselb zeit feilgehapt und nicht gar vorkeuft bette, so sal ihme der markmeister ein sonder zaichen, darzu gemacht, zustellen. Alsdan und zuvor nicht mogen ihme die höken und andere virkeufer, was noch unvorkauft ist, opkaufen.

Dergleichen sal den einhaimischen und frembden höken und furkeufern hirmit auch vorpoten sein, die war und vitalien, so umblugende bauersleut auf die wochenmerke hereintragen und prengen, dieweil das markfenlin ader wisch steckt und nicht abgenomen ist, furzukeufen.

Art. IIII. Von straf der furkeufer, so hirwider handeln.

Welcher furkeufer ader hoke einem seine herprachte war uf die wochenmerktedage unterm markfenlein ader wisch ader sonst von einem frembden, der das gewonliche zeichen nicht hette, apkaufen wurde, der sal die erkaufte war zu zalen schuldig und die kegen uns, dem rate, vorwirkt haben und darzu einem tag und nacht mit gefengnis gestrafet werden.

Art. V. Furkeufer und hoken sollen mit den frembden keine beredung haben.

Es sollen auch die furkeufer ader hoken mit den frembden keine beredung, das er in ernanter zeit seine war oder vitalien, was das ist, gar ader zum teil unvorkauft ime halten wolte, weder heimlich nach offentlich machen. Welcher hirinne pruchig befunden, dem sal furder in dieser stadt vorpoten sein, hakenwerkh zu treiben ader ein furkaufer zu sein.

Titel IIII. Von hausgenossen und derselben mitzins, hat V art.

Art. I. Wenn hausgenossen iren mitzins zalen sollen.

Ein ider, der bei einen andern umb einen benanten zins sein wohnung ader mite hat, sal seinen vorsessen mitzins seinen wirt bezalen, ehe dan er aus der mit zeuhet, er hette dan daruber des wirts kundliche gunst. [Seite 65]

Art. II. Von erstattung der scheden, so hausgenossen getan.

Derogleichen sal auch ein jeder hausgenos ader mitling den schaden, ap er einichen in seiner miet boslich, fursetzig, aus unachtsamkeit ader vorwahrlasung sein ader der seinen getan hette, ehe dan er auszeihet, dem wirt wiederstatten; er wurde dan des durch den wirt erlassen.

Art. III. Die wirt mögen umb ihre mitzinse und zugefugte scheden selbs pfenden.

Ein jeder wirt, der hausgenossen hat, sal seinen hausgenossen, der also unentrichtet des mitzinses ader zugefugten schadens ausziehen wölte, ahne zutun der gericht umb den vorsessen mitzins ader getanen schaden an seiner varnus, die er in seiner wohnung hat, zu pfenden fug, macht und recht haben; doch das es mit schatzung der gepfanten war in maßen, wie ernach in dem buch von dem gerichtlichen proces unter dem titel von schatzung vorleibt, gehalten werde.

Art. IIII. Von strafe der hausgenossen, die ire guter heimlich aus der mit entwenden.

Den betrug etlicher hausgenossen apzuschneiden, statuiren und ordnen wir, das, welcher hausgenoß seine habe und guter, so er bei sich in seiner mit gehapt, zuvor und ehr, den er seinen wirt umb den mitzins ader zugefugten schaden willen gemacht, aus der miet entwenden wurde, das dero uf clage des wirts, ime in acht tagen ausrichtung zu tuen, ernstlich geweiset und in mangel des die hulf wider ihne getan sal werden.

Daruber sal derselb hausgenoß von wegen des geupten betruges dem rate halb so vil, als das mitgelt, so er zu geben schuldig, tut, zur strafe unnachleßlich bezalen ader 14 dage in gehorsam sitzen.

Art. V. Der wirt sal umb seinem hauszins den furtrit haben.

Es sal auch ein jeder wirt umb den hauszins zu des hausgenossen habe und gutern, die er in sein miet pracht, in der zalung den furtrit [Seite 66] fur andern seinen glaubigern haben; es weren dan seine gutere zuvor und ehe, dan er sie in die miete pracht, einen andern in unsern stadt- ader gerichtsbuchern vorpfendet und vorschrieben. Dann im selben falle sol der erste furgehen. Doch so er uns, dem rate, etwas schuldig were, das soll uns vor allen anderen, sie haben pfand aufn guetern oder nicht, verrichtet werden.

Es möchte aber auch der hausgenoß in diesen fellen so unschickerlich gehandelt haben, das wir mit fernerer scherfe zu verfahren geursacht, das wir uns also vorbehalten haben wollen.

Titel V. Von burgeschaft, hat VIII art.

Art. I. Ursache dieser satzung.

Dieweil aus burgeschaft, so itzuzeiten ein part den andern tut und bestellet, allerlei weitleuftigkeit und unrichtigkeit einfallen, demselben furzukommen, statuiren und ordnen wir, das es darmit, wie volget, gehalten sal werden.

Art. II. Warumb burgeschaft erfunden.

Darmit die part, denen andere mit schulden vorhaft, irer zalung dester sicherer sein mogen, ist erfunden und ausgesatzt, das bei den schuldigern gesucht, inen auch etwo aufgelegt, burgschaft zu tuen.

Art. III. Burgeschaft gehet auch auf die erben.

Welcher sich in burgeschaft für jemands begibt, der sal nicht allein fur sein person, sonder auch fur sein erben und erbnemen haften und vorpflichtet sein; also wo der burge vorsturbe, das damit die burgschaft, die er auf sich hette, nicht vorloschen, sonder auch seine erben das, darzu der burge sich vorpflichtet, halten, volziehen und ausrichten sollen. Es were dan in bestellung der burgeschaft mit namen ausgedruckt, das sie die erben des burgen nicht vorpinden solte; welches im falle, do es dermaßen vom glaubiger nicht gestanden, der burge ader sein erben ausfundig machen sollen. [Seite 67]

Art. IIII. Von schlechter burgeschaft.

Wer fur ein andern schlecht burge und nicht selbschuldig worden ist, den sal der glaubiger nicht mahnen, er habe dan zuvor seine schulden bei dem selbschuldigen, so in diesen gerichten seßhaft, und auf desselben gutern gesucht und konte seine vollige zalung an denen nicht bekommen. Alsdan und ehe nicht mag er dene ausstant bei und auf den burgen suchen und bekommen.

Art. V. Wen der selbschuldige außer diesen gerichten wohnet.

So aber der selbschuldige zeit, als er die zalung zu tun pflichtig, seine wohnung nicht in diesem gerichten hette, so sal der glaubiger den burgen zu mahnen haben und alsdan dem burgen uf sein begeren drei virzehen tage burgezog gebend. Dan sol der burge vorpflichtet sein, den selbschuldigen in benanter zeit fürzustellen und, das er zalung tue und ihne der burgeschaft erledige, anhalten. Wo das nicht geschehe, so sal der burge dasjenig, darumb er haft, erlegen ader in mangel des wider ihne geholfen werden. Dan aldweil der selbschuldig alhie besessen und zu bezalen hat, sal der burge, so nicht selbschuldig ist, umb ausrichtung nicht angefochten werden.

Art. VI. Von selbschuldigen burgen.

Welcher fur jemandes nicht allein schlecht, sonder selbschuldig burge worden ist, denselben hat der glaubiger ahne mittel umb die zalung zu tun, darfur er haftet, anzuziehen. Der sal ime auch zalung zu tuen geweiset und in mangel dero wider ine vorholfen werden. [Seite 68]

Art. VII. Wenn ein glaubiger dem selbschuldigen fernere frist gibt.

Welcher glaubiger seinen haubtschuldiger hinder den gesatzten burgen (das ist ahne desselbigen wissen und willen) uber die zuvor gestundete zeit zur zalung fernere frist geben wurde, der sal darmit und dadurch des zutrittes zum burgen vorlustig und der burge der getanen burgeschaft, sie stehe auf schlechter ader selbschuldiger verpflichtung, darauf ledig sein und dieses falles umb nichtes angezogen werden.

Art. VIII. Der burge, so sich ledig sein furgibt, sal das beweisen und nachprengen.

Und wo dieses valles zwischen dem glaubiger und burgen spaltung furfiele, so sal der burge, der opvorleiptermas ledig worden sein vormeint, auf glaubigers vorneinen dasselb weislich ader ausfundig machen; ahne das sal er noch haften.

Titel VI. Von hypothek und vorpfendung der gutere, hat III art.

Art. I. Ein jeder mag sein aigen guter vorpfenden.

Ein jeder burger und einwohner (dem es sonst zu recht unvorpoten) sal fug und macht haben, seine gutere, die seien beweglich ader unbeweglich, in, vor ader umb die stadt gelegen, (doch sovil die wonheuser anlanget mit volgender erklerung) umb seiner vorhofften besserung willen mit ader ahne des rats und gericht furwissen einen anderen zu hypoteciren und vorpfenden.

Art. II. Kein haus zinsbar zu machen.

Doch sol keinen nachgelassen, sonder einen iden hirmit vorpoten sein, auf seiner behausung, die liege in ader vor der stadt, gelt zu vorkaufen und also sein haus zinsbar zu machen. Ap auch jemand vor [Seite 69] dieser zeit sein haus umb zinse vorschrieben hette, der sal das zum forderlichsten aplegen und freien. Und wo hirwider gehandelt, so sol der glaubiger nichts mer dan seine hauptsumma zu fordern haben und der schuldiger ihme nichts mehr dan die rechte haubtsumma zu bezalen schuldig sein und darüber beide teil ins rats strafe stehen.

Art. III. Von erstigkeit und furzug in pfandgutern.

Wan zwene ader mehr glaubiger auf einem gut pfand haben, die zu recht sonsten keinen tadel hetten, seint nun alle solche vorpfendungen mit wissen der gerichtshelder dene stadt- ader gerichtsbuchern eingeleibt, so sal der eltere an der verpfandung den furtrit doan haben.

Were aber eine vorpfendung den buchern, wie itzo gemeldet, eingeleibt, aber die andern nicht, sonder allein durch privatschriften ader mundliche bewilligunge ergangen, so sal die vorpfendunge, unsern buchern eingeleipt, ap sie auch junger datirt, den andern furgezogen werden und den vortritt behalten.

Weren aber der vorpfendungen keine unseren buchern, wie ob laut, eingeleipt, sondern durch die part under sich selbst beredt ader verbrieft, dan sal die eltere den jungern furgehen; es were dan etwo die eltere aus bestendigen ursachen tadelhaftig. Das sal der, so das anficht, wie gepurlich darprengen und beschainen.

Doch sollen die hypotek und vorpfandungen, die im rechten privilegirt, hirmit nicht hinterzogen sein, sonder in iren stande und vortail beleiben.

Titel VII. Von kaufen und vorkaufen, hat VII artikel.

Art. I. Welche kaufe creftig zu achten.

Wenn keufer und vorkeufer eines gutes umb die kaufsumma und dero zalfrist sich vorglichen und vorainiget haben, so sol der kauf [Seite 70] beschlossen sein und kreftig gehalten und erkannt, auch von baiden parten unwegerlich volzogen werden; es were dann umb personen des keufers ader vorkeufers ader auch des vorkauften guts also gelegen, das der person einer ader peiden zu contrahieren ader das gut zu enteußern vorpoten.

Art. II. Wo ein vorkeufer ausfellig wurde.

Wolte der vorkeufer des beschlossenen kaufs ausfallen ader nicht gestendig sein und der kaufer wurde mit den leingkaufsleuten ader sonst, das ein kauf beschlossen were, bescheinen und das vortagte kaufgeld dem vorkeufer zu entrichten anpieten ader, so er das nicht annehmen wolte, hinter uns deponiren und erlegen, so sal der verkaufer mit ausdruckung einer geldpuß und benemmung einer zeit, nemlich 14 tage, des vorkauften guts abzutreten und dem kaufer zu tradiren, einzureimen und zuzustellen ernstlich geweiset werden.

Art. III. Wo der kaufer ausfellig wurde.

Wolte aber der kaufer eines getanen kaufes ausfellig werden, so sal er aufs vorkaufers getane bescheinung des beschlossen kaufs bei ernennung einer geltpus geweiset werden, das vortagte kaufgeld zu erlegen binnen 14 tagen und getanem kauf volge zu tun.

Art. IIII. Den parten sal gepurliches rechtens vorstatet werden.

Vormeinte aber einich part, das were keufer ader vorkeufer, im rechten zu erhalten, das er getanen kauf zu volziehen nicht vorpflichtet, der sal hirumb zu gutlicher handlung gehöret und, wo die gute entstunde, das recht zu gebrauchen vorstattet werden.

Art. V. Von strafe des parts, welches den kauf angefochten.

Wurde aber das part, welcher den kauf nicht halten oder volzihen hette wollen, zu recht fellig erkant, das sol dem widerteil sein expens [Seite 71] uf richterliche ermeßigung erlegen und darzu dem rate ein geldpuß, nemlich, do das kaufgeld unter einhundert gulden anlangt, den zehenden pfennig, do es aber einhundert gulden und darueber langete, den zwenzigisten pfenning des kaufgeldes von wegen seins ungehorsam vorrichten.

Art. 6. Die negsten blutfreunde sollen den vor auf in unbeweglichen stamguetern haben.

Wolte jemands seine unbewegliche guetere, die man stamgueter nennet, verkaufen oder in andere wege alieniren, der soll seinem negst gesipten blutsfreunde auf sein begeren den vorkauf daran gestatten und umb den rechten wert, was die sonsten gelten möchten, vor andern zukommen lassen. Und in dem fall sollen die schwertmagen vor den spindelmagen den furtrit haben. Do aber solche guetere in frembde hende, dem negsten blutsfreunde unbewust, vereußert weren, so soll der selb binnen ein jar, als er des in erfahrung kommen, solche guetere umb die vereuserte kaufsumma und demselben pact an sich zu bringen, fug und macht haben. So aber der negste blutfreund in deme seumig sein wolte, mögen die negsten nach ihme bei uns, dem rate, suchen, demselben ein zeit zu solchem widerkauf zu ernennen, die ihme darauf ernant werden soll. Und so der nehist binnen solcher zeit nicht verfure, so mögen die negstfolgende in kauf treten. Do aber derjenige, an den dieselb gueter am ersten alienirt, binnen eins jars nicht abgetrieben wurde, so soll er folgend darbei bleiben. Es soll aber doch in diesem falle der blutsfreund den widerkauf fur sich selbst und keinem frembden zu gut zu tuen bei verlust des zutrits zugelassen werden.

Art. 7. Unbewegliche gueter auswendig der stadt nicht zu voreußern.

Es sol hinfurder kein burger oder einwohner, der unbewegliche gueter, [Seite 72] als haus, hof, ecker, garten, wiesen, teich, holz und dergleichen in und umb diese stadt liegend hat, keinem, der nicht unser burger ist, ohne unser, des rats, sonder vorwissen und kundliche nachlassung durch kauf, donation, freimark1 oder in andere wege zukommen lassen. Und wo das hierwider getan, so sol dieselb voreußerung unpundig sein.

Titulus VIII. Von dienstboten.

Art. 1. Wes sich herren und frauen gegen iren dinstboten und widerumb dinstboten gegen ihnen halten sollen.

Ein jedes gesinde oder dienstbot, das sei mans- oder weibsbild, soll die zeit über seines versprochenen diensts seinen herren und frauen (in ansehung, das es gottes willen darmit erfullet) mit allem vleis und getreulichen dienen und seiner arbeit, darumb es gemietet, in alle wege gnugtuen.

Dargegen sollen herren und frauen ihren dienstboten zimlichen lohn, wie sie des einich worden seind, und notdurftige cost geben.

Art. 2. Herren und frauen sollen dinstboten ohne gute ursachen vor der zeit nicht enturlauben und wiederumb.

Es soll kein herr noch frau ihre dinstboten ohne rechtliche ursachen vor der bedingten zeit von dem dienst enturlauben. Wer hierwider handelte, soll dem geurlaubten dinstboten sein voll lohn zu geben schuldig sein.

Gleichergestalt sol kein dienstbot seinen dienst vor endung bestimpter zeit ohne gnugsame ursachen und wider seines herren und frauen willen begeben und darvongehen, bei verlust seines ganzen versprochenen lohns. Obs auch etwas aufs lohn empfangen, sols wider herausgeben.

Art. 3. Von ferner straf derselben dienstboten.

Einen jeden dinstboten, so von seinem nehisten dinst vor der zeit ohne redliche ursachen abgetreten ist, sol hiermit in einem jar alhie zu [Seite 73] dienen fuglich eingezogen und in nehisten dreien jaren alhie zu dienen verboten werden.

Art. 4. Von strafe deren, die solche dinstboten wissentlich mieten.

Wer einen dinstboten, der ohne gnugsame ursachen vor der zeit von seinem dienst abgetragen ist, wissentlich mietet, der soll uns, dem rate, ein schock zur strafe geben und denselben dinstboten nichtsweniger von sich zu lassen schuldig sein.

Art. 5. Keinen dienst vor erlangeten urlaub anzunemen.

Es soll auch kein dienstbote zuvor und ehe, dann er seiner forigen herrschaft den dinst auf gesagt hat, keinen andern dinst annemen, auch niemandes dieselb mieten, bei strafe dem mieter ein schock und dem dinstboten in einem jar alhie nicht zu dienen.

Art. 6. Niemandes sein gesinde abzuspenen.

Es sol niemand durch sich selbst oder andere eins andern gemietet gesinde mit verheisung mehr lohns oder anders vorteils abspennig machen oder an andere dienst sich zu begeben anhalten, bei straf zweier schock.

Art. 7. Von sondern ursachen des erlaubnus.

Es traget sich etwo zu, das herren und frauen zu enturlaubung eines gesindes und widerumb ein gesinde, urlaub zu suchen, außer der zeit gnugsam ursache haben und doch dieselbe ursache nicht allemal gerne an tag geben. Darumb sol der enturlauber und urlaubnehmer in solchem falle seine ursachen dem gerichtshelder in geheim zu eröffnen schuldig sein. Der soll die part darauf, nachdem er die ursachen gnugsam oder ungnugsam befindet, entlich weisen.

Art. 8. Von dem lohn, do man des urlaubs gute ursachen hat.

Do aber herr oder frau gute ursachen des enturlaubens haben, so sol dem enturlaubten dienstboten sein lohn nach betreffung der zeit und nicht fur voll gegeben werden.

[Seite 74]Hette aber ein gesinde zum urlaubnehmen guten fug, so soll im sein lohn fur foll gegeben werden.

Art. 9. Dinstmagde sollen eigene mentel haben.

Aus bewegenden ursachen ordnen wir, das alle dinstmegde ihr eigene mentel haben, tragen und gebrauchen sollen. Welcher herr oder frau ihren dienstmagden mentel furhalten wurden, die sollen uns ein schock zur strafe geben und des mantels vorlustig sein. Und dieselb mentel wollen wir armen leuten geben lassen.

Titulus IX. Von praescription oder vorjahrung, hat VIII artikel.

Art. 1. Was vorjahrung sei und dar mit erlanget werde.

Vorjahrung ist ein recht durch zeit erlanget und durchs recht becreftiget, dardurch die fahrlessige gestraft und dem kriege sein endschaft gegeben wird. Dieses kan man durch volgends exempel verstehen: Als do Anders ein acker hat, der nicht eigentumblich sein ist, sondern ist ihme zur miete auf etliche jar von dem herren des ackers eingetan. Denselben acker kauft Balthasar, weis nicht anders, derselb sei Andresen, seines verkaufers, eigentumblich. Durch solchen kauf erlanget Barthel kein eigentumb am acker, sondern nur allein ein blose gewehr. Wenn nun der rechte herr des ackers sein acker in zeit, durch die recht verordent, von dem innehaber nicht forderte, so verleust der herr sein eigentumb und innehaber erlanget ein recht eigentumb doran, also das der herr dene ferner ihme mit recht nicht abgewinnen könte.

Art. 2. Zur vorjahrung gehört ein guter titel.

Welcher ein gut verjahren will, der muß darzu ein guten und rechtmeßigen titel haben und beweisen, als das er das gut erkauft, das es ihme donirt und gegeben, das es ihme durch ein testament oder erblich auf ihne gefallen oder in bezahlung seiner schulden von seinem schuldiger [Seite 75] bekommen habe, und dergleichen. Dann ohne guten titel hat keine verjahrung stat.

Art. 3. Zur vorjahrung gehört auch guter glaub.

Uber guten titel gehört auch zu einer bestendigen verjarung guter glaub, das ist ein rein gewissen, die einen von dem, das im unbewust, das das gut eines andern sei, gewis entschuldiget; das der innehaber des guts anderst nicht wisse, dann er habe das gut mit guten gewissen und mit nachlassung der rechte bekommen und besessen. Wo nun jemands ein gut von einem bekommen und gewust oder erfahren hat, das es nicht eigentumblich desselben sei, oder aber von einem unmundigen hinter wissen und willen seines vormunden etwas erkauft hette und dergleichen, der hat keinen guten glauben und kan darumb das gut wider den herren nicht verjahren.

Art. 4. Von vorjahrung beweglicher guetere.

Welcher bewegliche gueter mit gutem titel und glauben bekommen und die drei jar und sechs wochen ohne rechtliche ansprache besessen, der hat das aigentumb derselben gueter darmit erlanget.

Art. 5. Von vorjahrung unbeweglicher gueter.

Welcher unbewegliche gueter mit gutem titel und glauben dreißig jar und jar und tag, das ist ein jar und sechs wochen, ohne redliche ansprache besessen, der hat das eigentumb derselben darmit erlangt und konnen ihm mit recht nicht abgewonnen werden.

Art. 6. Von vorjahrung, do der besitzer keinen guten titel hat.

Welcher ein gut ohne gnugsamen titel an sich bracht hette, der soll das (wo der ansprecher des gutes beweiset hette, das es sein eigentumb were) mit keiner verjahrung für das seine erhalten, er habe dann solches gut uber menschengedenken ohne rechtliche ansprach und also geruig besessen.

Art. 7. Von vorhinderung der verjahrung.

Welchem ein gut, das er in craft der verjahrung fur das seine anzeuhet, in zeit, ehe die verjahrung verlaufen, mit rechtlicher clage und auf [Seite 76] beschehene kriegsbefestung angesprochen oder mittlerzeit der verjahrung aus seiner gewehr kommen, dann soll die angefangene verjahrung als gebrochen und verruckt geachtet und gehalten werden.

Art. 8. Dem andern besitzer kommet die zeit des ersten besitzers in der verjahrung zu gut.

Wenn ein treulicher innenhaber eines gutes dasselb etzliche jar besessen und furder ein ander dasselb mit gutem titel und glauben von ihm bekommet, dan soll die zeit, solang der erste treuer innehaber solchs gut besessen, dem andern getreuen innehaber beneben und mit seiner jarzeit zu gute kommen, also das er die verjahrung nicht allein auf die zeit seines besitzes, sondern auch seines vorfahrens stellen und ihme zu nutz gerechnet werden soll.

Das dritte teil dieser statuten. meldet von erbfellen, testamenten, erbteilungen und vormundschaften.

Vorrede, darinnen ursachen dieser satzung von erbfellen vormeldet.

Wiewol anhero in dieser stadt in sachen erbfelle betreffend allerlei gepreuch und gewonheiten eingefuhret, practiciret und gehalten, dieweil aber befunden, das etliche derselben auch den naturlichen rechten ungemes und dan die andern zum mehrern teil allein in ploßer gewonheit gestanden und nicht beschrieben gewest, daraus dan etwo ungleicher vorstand erfolget, so seind wir geursacht (wie wir uns des schuldig erkennen), diese sachen in besserung zu fuhren. Dan weil der allerdurchleuchtigiste keisar Justinianus fur billich geachtet, etliche seiner vorfahren romischer keiser, ja auch seine eigene recht und satzungen, die doch mit zeitigen rate der allegelersten aufgerichtet worden, auf erfindung der gelegenheit und umbstende der felle, ungeachtet, das die publicirt, auch practicirt gewesen, in bessere anderung zu prengen, warumb wolten wir den abscheu haben, dasjenige, das wir geprechlich befinden, in besserung zu fuhren?

Demnach statuiren, setzen und ordnen wir, das in sachen erbfelle betreffent, die sich nach publication dieser satzunge eroffnen [Seite 77] und zutragen wurden oder aber die sich hiebevor gegeben hetten, aber anhero unvortragen vorblieben (dan die felle, so sich vor dieser satzung eroffenen und nach unentschaiden hangen, sollen nach altem herkommen und gewonheit geortert werden), es alhie auf maße und wege, wie hernach unterschiedlich zu befinden, gehalten werden sol, ungeachtet aps nach alter gewonheit anders eingefuhret. Welche alte wilkur, geprauch, herkommen und gewonheit, so diesen satzungen entkegen, wir hirmit cassiren und aptuen, auch für cassirt und abgetan haben wollen.

Titel I des dritten teils. Von erbfellen und succession der blutsverwandten, do der verstorbene ahne testament abgeschieden, auch kein ehegegatten nach sich vorlassen hat.

Das erste teil. Von succession, so niederwarts gehet, hat VIII artikel.

Art. I: als der kindere im ersten grade ader geliede in ihrer eltere vorlassenen erbgutern.

Stirbet ein man ader weip und lesset nach sich seine rechte naturliche, eheliche kindere allein im ersten grade ader geliede, als do seint sohne und tochtere, eins ader mehr, manlichs ader weiplichs geschlechtes, dieselben kindere nehmen alle des verstorbenen vorlassene erbschaft und gutere, wie die genant, auch wo die gelegen, zu gleichem anpart auf die heupter vor allen andern blutsvorwandten.

Art. II. Von succession der kindere und einiklein in irer elter vorlassener erbschaft.

Vorließe aber der vorstorbene nach sich seine rechte naturliche, [Seite 78] eheliche kinder an einem und dan seiner zuvor abgestorbenen naturlichen, ehelichen kindere kinder, die man eniklein nennet, dan fellet sein erbe zugleich auf seine kindere und dero apgestorbenen kindere, manlichs und weiblichs geschlechts, doch und also, das des abgestorbenen kindes kindere, der seie eins ader mehr, in diesem falle nicht mehr nemen, dan sovil irem abgestorbenen vater ader mutter, wen er ader sie den fal erlebet, von recht zu nehmen gepuret hette. Also nehmen eins, zwei, drei unde mehr kindeskinder alle nur einen teil der gelassenen erbschaft, dan ihrem apgestorbenen vater ader mutter, wen sie den fal erlebt hette, nicht mehr dan ein teil gepuret, unds die kindere nehmen die uberbleibende erbschaft gar nach anzal der heupter.

Art. III. Von succession der einiklein in irer groselder gutern.

Hette aber der vorstorbene keinen sohne ader tochter und also kein erben des ersten grads, sonder nur einiglein, das ist seiner apgestorbenen eins, zweier ader mehr kindeskindere in gleichen grad ader stam, nach sich vorlassen, dan teilen sie ires grosvaters ader grosmutter und andere in aufsteigender linien vorlassene erbschaft zugleich in die heupter, das ist so manch heupt, so manch teil.

Art. IIII. Von succession zwischen einiklein und ureiniklein.

Wo aber der vorstorbene an einem teil einiklein, das ist kindeskindere, und am andern teil ureiniklein, das ist kindeskindeskindere, eins ader mehr nach sich vorlassen hette, do nehmen die einiklen iren teil nach den heuptern und die ureiniklen nach dem stamme ader [Seite 79] wurzel; das ist, die ureiniklein nemen allein so vil, als vil als irem vater ader mutter gepuret hette, aber die eineklein nemen so manch heupt, so manch teil.

Also sal es furo und furer in absteigender linien der gleichen und ungleichen grad gehalten werden.

Art. V. Von fellen, do ein kind von seinen eltern bestattet were und erblich vorzicht getan hette.

Obvorleipte vier artikel sollen ires inhalts also vorstanden und gehalten werden in den fellen, do die kindere ader kindeskindere alle unbestatet seint.

Were aber eins ader mehr derselben kinder, einiklin ader ureiniklin und so fortan bestatet, das ist, hette es seinen gepurenden teil des erbes, darvon gehandelt, empfangen und darauf erbe vorlobet und rechtmeßige, creftige vorzicht getan, das ader dieselben kindere, einiklen, ureniklen und derselben erben solle zum erbe ferner nicht zugelassen werden.

Art. VI. Wen ein bestattet kind kein erbliche vorzicht getan hette.

Hette aber dasselb kind, einiklen ader ureniklin, das sein erbteil entpfangen, keine kreftige, bestendige vorzicht getan, derogleichen, wen einen kind in aussetzung zu ehelichem stande etwas an gelde ader gutern ahne sondern pact, darmit des erbteils begnugig zu sein, von seinen eltern mitgegeben were worden, dasselb kind, einiklein ader ureiniklein sal uf sein begeren zu der verlassenen erbschaft zugelassen werden, doch mit dieser mas, das es zuvor dasjenige, so es vormalen, wie obgemeldet, entpfangen, conferire, in gemeine erbschaft einwerfe ader stillestehe, bis solang die andern, seine miterben, ein jedes so vil als es empfangen und bekommen habe. Was dan uberlaufe wurde, das sal under die erben alle, wie obvorleipt, gepurlich geteilet werden.

Art. VII. Ein gemeine regel.

Dieweil aber vorhanten seint in apsteigender linien, mag sich [Seite 80] niemands weder in aufsteigender nach der seitlinien zum erbe ziehen, ob der auch gleich in der sipzal neher were dann die in absteigender linien.

Art. 8. Ein gemeiner bericht der veter und kinder halben.

Was hier oben und hernach von der kinder erbschaft verordent, das alles soll allein von den rechten naturlichen und ehelichen kindern und gar nicht von unechtigen, auch nicht von stiefkindern verstanden werden. Dann das unechtige kind nimmet seines unechtigen vaters erbe nicht; so haben die stiefkindere zu ihrer stiefeltern erbe keinen zutrit, sonder nemen ihrer rechten eltern verlassen erbe. Diesergestalt sols auch von den vetern, wenn das erbe aufwarts gehet, verstanden werden.

Das ander teil. Von succession und erbschaft, die aufwarts gehet, hat III artikel.

Art. I. Von succession, da der vorstorbene erben allein in aufsteigender linien vorlassen hat.

Stirbet jemands, der kein testament, ehegegatten und keine naturliche und eheliche erben in absteigender linien, das ist keine kinder, einiklen und so fortan, sonder allein erben in aufsteigender linien (als seint die eltern, vater, mutter, grosvater, grosmutter und sofort, desgleichen volle brueder oder schwestern) nach sich vorlest, alsdan sollen seine eltern im nehisten grade vor denen in fornern grade und die, so gleich nahe seint, zugleich der verstorbenen erbe nehmen. Aber [Seite 81] die bruedere und schwester sollen nichts daran haben. Und darmit soll der alte gebrauch, das ein kind das andere befellet mit ausschliesung der eltern, abgetan und aufgehoben sein.

Art. II. Von succession im falle, do der vorstorbene erben in aufsteigender und seitlinien, beides im ersten grade, gelassen.

Hette aber der vorstorbene erben in aufsteigender linien des ersten grads als vater und mutter und darzu in der seitlinien auch des ersten grades als bruder ader schwester von voller gepurt nach sich gelassen, dan sollen vater und mutter einen halben teil, aber bruder und schwester den andern halben teil der vorlassen erbschaft haben und nehmen. [Seite 82]

Art 2. Von succession der erben aufwarts und seithalben, so die beiderseits im andern grade.

Die erben des andern grads in auf steigender linien als grosvater und grosmutter, desgleichen die erben des andern grads in der querlinien als volle brueder und Schwestern nemen das erbe zugleich nach personenanzal.

Art. III. Von succession der erben aufwarts und seithalben, so ein teil im ersten und die ander part in andern ader fernerm grade were.

Weren aber erben des ersten grad alleine in aufsteigender und keine erben des ersten grads in der seitlinien und also allein vater ader mutter und keine volle bruder nach schwester, sonder halbe geschwistert ader vollen geschwisterde kinder ader vaters ader mutter bruder ader dero kinder vorhanden, do sollen die erben des ersten grads in aufsteigender linien das erbe allein nehmen und die andern ferners grads der seitlinien sollen nichts daran haben.

Eben dieser meinung, wie itzo gesagt, sal es in dene fellen, do erben [Seite 83] im ersten grade der seitlinien, volle bruder und schwestern, und kein erben in ersten, rechte eldern als vater und mutter, sonder im andern ader fernerm grade der aufsteigenden linien, als großeldern, vorhanden sein, gehalten werden, nemlich das die des ersten grades in der seitlinien das erbe allein, aber die in aufsteigender linien des andern ader fernern grads, als groseldern, nichts daran haben sollen.

Art. IIII. Wen kein erben des ersten grads in aufsteigender und nach andern grades der seitlinien weren.

Do aber der vorstorbene kein erben des ersten grads weder in aufsteigender noch seitlinien, sonder im andern ader fernerm grade aufwarts, als groseltern, und seithalben, halbe geschwistere, vorließe, stunden die in gleichen grade ader blutsipschaft, so sal das erbe nach personenanzal gleich unter sie geteilet werden. Welches aber das nehiste were, das sal das erbe vor den weitern in aufsteigender und seitlinien allein nehmen, und die ferner gesipten aufwarts und in der seit sollen dieses valles keinen teil daran haben.

Das dritte teil. Von succession, so allein in die seitlinien gehet.

Wan aber der vorstorbene gar keine erben weder nider- nach aufwarts (das ist weder kinder nach eltern), sonder allein seiterben als [Seite 84] bruder und schwester nach sich vorlassen hette, da nimmet der, so dem vorstorbenen am nehisten ist, das erbe vor den weiter vorwandten allein. Und welche gleich nahe seint, die nehmen das erbe zugleich nach personenanzal.

Und in diesen falle, nemlich do der verstorbene volle geschwister an einem und zuvor abgestorbener voller geschwister kinder, eins oder mehr, nach sich verlassen hette, sollen der zuvor apgestorbenen voller geschwisterde kinder, doch allein des ersten grads als sohne und tochter, anstat irer zuvor apgestorbenen eltern einen teil der erbschaft nehmen, das ist sovil, als ihre zuvor abgestorbene eltern, do sie den fall erlebt hetten, genommen, und die geschwisterde die ubermas nachn heupten unter sich teilen. Dan sie seint jure representationis anstat ihrer eltern gleich nachet.

Ein gemein regel.

Alle andere felle umb vorledigte erbschaft, da kein creftig testament, auch kein ehegegat vorlassen, so hirinnen nicht vorleibt, sollen vormöge gemeiner landleuftiger sachsischer rechte geörtert werden.

Titel II des III. teils. Von succession zwischen eheleuten und iren erben, hat V artikel.

Art. I. Wen zwischen eheleuten ein beredung der succession halben aufgericht, die sal gehalten werden.

Kommen zwue personen als man und weip ehelich zusammen und [Seite 85] haben in irer eheberedung ein sonderlich pact und gedinge, was eins in des andern ader in iren gemeinen gutern nach eines todlichen apganges als fur seinen anteil nehmen, haben und behalten solte, beredt, bewilliget und beschlossen, stirbet nun eins derselben eheleute, so sal das uberpleibent bei demselben pact, geding und bewilligung, soferne die gleuplich vorpracht, unwegerlich bleiben.

Art. II. So die eheleut einander in stehender ehe ein ubergab getan hetten, sal gehalten werden.

Were aber zwischen eheleuten vor oder in ihrem ehegelubdnus kein sonder pact ader geding, wie abstehet, aufgerichtet, sonder die hetten einander in stehender ehe vor gehegtem ding ein bestendige, creftige donation, ubergab und vormechtnis getan und dieselb wurde nach todlichem abgange des einen glaubwirdig furbracht, so sal es auch dabei bleiben.

Art. III. Wo eins der eheleut ein kreftig testament gemacht, dem sal nachgangen werden.

Were aber zwischen eheleuten kein pact nach ubergab vor noch in dem ehegeluebnus, auch in stehender ehe, wie oben gemeldet, ergangen, es hette aber das verstorbene ein kreftig testament vormöge dieser statut unterm titel von testamenten aufgericht und darinnen vorsehung getan, was und wievil das uberpleibent sein ehegegat zu seiner abfertigung aus allen gutern haben sollen, und solches testament wurde in glaupwirdigen schein furpracht, so sol es auch bei inhalt desselbigen testaments unwegerlich bleiben.

Art. IIII. Die pact, donation und testament und andere vorordnung der eltern und der eheleute sollen iren ehelichen kindern ire legitimam nicht vormindern nach benehmen.

Es sollen aber doch die pact, donation, ubergaben und testament und alle andere vorordnunge der eltern und der ehelichen leute dahin gerichtet sein und werden, das ihren naturlichen, ehelichen kindern, ap sie die [Seite 86] nach sich vorließen, ire legitima und gepurlicher naturlicher anteil dardurch nicht vormindert nach benomen werde. Dan wo es also furgenomen, do sal denselben kindern ungeachtet der pact, donation, ubergab ader testament und aller anderer verordnung die gepurende legitima erstattet und fur vol gegeben werden. Und hiermit soll foriger gebrauch, als das ein weib alle ihre guetere ihrem ehemanne geaigent und das also ihre kinder nichtes von ihr ererbet haben, hiermit ganz aufgehoben und abgetan sein.

Art. 5. Dem uberbleibenden ehegegat sol sein anteil im testament nicht vermindert, sonder dem mag ein zulage getan werden.

Desgleichen sol das testirend ehegegat dem andern, so am leben bleibt, seinen anteil, so im lauts dieser statut zu seinem falle geburet, ohne rechtmeßige ursache nicht zu vormindern noch zu benemen haben. Do aber eins dem andern uber das, das ihme zuvor durch pact oder ubergab vermacht, in seinem creftigen testament etwas legiret, das soll ime auch folgen.

Von vellen, do ein man ahne pact, donation und testament vor seinen weibe, die ime keine unbewegliche gutere zupracht hat, stirbet.

Der I. fal.

Stirbet ein man, der mit seinen eheweib kein kreftig pact, donation, ubergab ader testament gemacht nach aufgericht, und lest nach sich sein eheweib, dar zu eines ader zwei irer beide naturliche, eheliche [Seite 87] kindere ader durch den man aus voriger ehe gezeuget naturliche und eheliche kindere ader derselben kinder ader kindeskindere, so sal das weib einen dritten teil und das eine ader beide kindere ader die kindeskindere zwei dritteil in allen gutern, so ins mannes munde vorstorben, wo die gelegen und wie die genant seint, erblich nehmen und behalten.

Der II. fal.

Stirbe aber ein man ane bestendig pact, ubergab ader testament und ließe nach sich sein eheweib, darneben drei ader mehr irer beider ader durch den man aus voriger ehe gezeuget eheliche kinder ader dero kindeskindere, so sal das weip nicht mehr dan einen kindesteil nehmen und die kinder und einiklein die ubermaß, wie gepurlich, unter sich teilen.

Und in diesen beiden nehisten fellen sollen zwei, drei ader mehr einiklein nur für ein kind gezelet werden.

Der III. fal.

Stirbet ein man und lest nach sich sein eheweib und keine eheliche erben niderwarts, sonder allein aufwarts / als vater, mutter, grosvater, [Seite 88] grosmutter, dan sol das weip einen dritten teil in allen des mannes gutern und die nehisten erben in aufsteigender linien die andern zwei dritteil nehmen.

Der IIII. fal.

Hette aber der verstorbene man beneben seinen weibe und rechte eltern als vater und mutter auch erben in der seitlinien des ersten grads als volle bruder und schwester oder aber allein in der seitlinien volle bruder und schwestern nach sich vorlassen, dan nimmet das weip in allen gutern, die in ires mannes munde vorstorben, einen dritten teil, die erben aufwarts den andern und die bruder und schwestern den dritten dritteil.

Der V. fal.

Stirbet ein man ahne pact, donation und testament, lest nach sich sein eheweib, aber keine erben wieder nider- nach aufwarts, sondern allein in der seit- ader querlinien, als seint des vaters ader mutter bruder und schwestern ader derselbigen kinder ader kindeskindere, dan sal sein weip in allen ihres mannes vorlassenen gutern, wie die genant und wo die gelegen, einen halben teil und des mannes nehiste erben den andern halben teil haben und nehmen.

Der 5. fall.

Stirbet ein man ohne pact, ubergab und testament, lest nach sich sein eheweib und aufwarts seine groseltern oder fernere eltern allein oder mit seitfreunde in der seit- oder querlinien, als des vaters oder der mutter bruedere oder schwestern, item halbe bruedere oder schwestern oder ohne die derselbigen kinder oder kindeskindere, gegen denen soll sein weib in allen ihres mannes verlassenen guetern, wie die genant und wo die gelegen, einen halben teil haben und ordnen. [Seite 89]

Der VI. fal.

Stirbet aber ein man ohne pact, donation und testament und lest sein eheweip, aber keine erben weder nider- nach auf-, auch nicht seitwarts nach sich, so sal sein weib alle ires mannes gutere erblich nemen und behalten.

Der VII. fal.

Stirbet ein man ahne bestendiges testament und lest weder weib nach erben weder in absteigender, aufsteigender nach seitlinien, so sollen alle desselben gutere, wie die genant und wo die gelegen, (gar keine dan allein lehengutere, ap er die vorlassen, ausgeschlossen) uns, dem rate, zum gemeinen gut heimgefallen sein, treulich inventirt, einpracht und ein jar unvortan gehalten und mit öffentlichem anschlahen am rathaus verkundet werden und, do sie sich in jar und tage niemand darzu findet, alsdan an gemeinen nutz gewendet werden.

Der VIII. fal. Wen ein weib unbeweglich guter zu irem manne pracht ader bei ihme von irer freundschaft bekommen hette.

Hette aber ein weip unbewegliche gutere ahne sondere pact, donation ader ubergaeb zu irem manne pracht ader in stehender ehe bekommen, so sal sie (zu dem, das ihr vormöge obvorleipter artikel aus [Seite 90] ihres mannes gutern zu haben vorordent), auch dieselbige unbewegliche gutere allein fur sich behalten und in gemeine teilung zu prengen nicht vorpflichtet sein.

Der IX. fal.

Hett1 aber ein weip keine unbewegliche, sonder ein zimlichs an beweglichen gutern als nemlich 500 fl ader daruber wert zu ihrem manne pracht ader were bei ihme auf sie gefallen, dan sal es im falle, do sie ihres mannes tod erlebt, in ihren gefallen stehen, den teil, dene ir diese statut im falle geben, ader aber so vil, als sie zu ihrem manne pracht ader bei ihme ererbet hat, zu nehmen. Und zu welchem teil sie mit furwissen ihres vormunden gewilkurt hat, dabei sal sie pleiben.

Ein sonder zusatz den weibern zu gut.

In allen obvorleipten fellen und in einem jeden derselben sal das lebendig plieben eheweib zu dem, das ir der artikel aus ihres verstorbenen [Seite 91] mannes gutern gibt und das ir vermöge des achten falles an iren aigen unbeweglichen gutern zustehet, auch alle ire kleider, kleinet und schmuck, es sei an silbern, vorguldten ader unvorguldten spangen, heften, gurteln, messern, perlengestick, gulden hauben, ketten, ringen und allen andern auf ihrem leip gehörig und das sie bei ihres mannes leben als das ihre gehapt und getragen, sie habe es zu ihrem manne bracht ader bei ihme bekommen, und darzu das bette, darinnen sie mit irem manne gelegen, wie das bei zeit des mannes leben gestanden, als ir eigentumb nehmen und behalten.

Von fellen, wen ein weip vor ihrem ehemanne stirbet.

Der I. fal.

Stirbet ein weip und lest nach sich iren eheman und kindere, die sie ehelich mit ime ader aus voriger ehe gezeuget, hat sie nun allein bewegliche und keine unbewegliche oder aber allein unbewegliche oder beide bewegliche und unbewegliche gutere zu ihme pracht ader bei ihme bekommen und were auch kein creftig pact, ubergaeb nach testament vorhanden, so sal der man demselben kindern ire legitimam, so die naturliche und beschriebene rechte inen vorordent, von denselben seines vorstorbenen weibes zuprachten ader ererbten hinterlassenen beweglichen gutern geben und raichen und er, der man, die ubermaße, nemlich die beweglichen eigentumblich, aber die unbeweglichen zu seinem gebrauch auf sein leben nehmen und fur sich behalten.

Der II. fal.

Hette aber das vorstorbene weip beides, bewegliche und unbewegliche gutere, zu irem manne pracht ader bei ime bekommen, dan sal der [Seite 92] man alle bewegliche gutere als sein aigentumb behalten. Und wo das weip irem manne die unbewegliche gutere alle ader zum teil durch ein pact in der eheberedung ader durch ein ubergab ader in iren testament kreftigerweise geeigent hette, so sal er den kindern darvon allein die gepurende legitimam zu geben schuldig sein und, was daruber bleibet, fur sich behalten.

Der III. fal.

Hette aber das verstorbene weip ire unbewegliche guter dem man weder in der eheberedung nach durch ein ubergab nach auch durch testament bestendigerweise geaigent, alsdann behelt der man allein seines weibes bewegliche gutere; aber die unbewegliche gutere fallen auf die kinder.

Der IIII. fal.

Wo aber das vorstorbene weip keine kindere weder aus voriger nach dieser ehe gezeuget, auch keine eliche kindeskindere, unde also gar keine erben in absteigender linien, sonder iren man und erben aufwarts ader seitwarts nach sich vorlassen, dan sol der man alle bewegliche gutere, die ime sein weip zupracht ader bei ihme ererbet hat, sampt seinen eigenen fur sich behalten, auch so ihme seines weibes unbewegliche gutere in der eheberedung ader durch ein ubergaeb ader testament kreftigerweise gar ader zum teil geaigent, so sal es demselben gemes gehalten werden.

Der V. fal.

Weren aber dem manne seines vorstorbenen weibs unbewegliche gutere durch keinen obvorleipter wege bestendigermas geaigent, dan sal er zu den beweglichen gutern in allen iren vorlassenen unbeweglichen gutern kegen iren nehisten erben aufwarts und seithalb einen halben teil und dieselben nehisten erben den andern halben teil haben und nehmen. [Seite 93]

Ein sonder zusatz.

Es sal aber doch dem weibe von iren aigen unbeweglichen gutern in allen iren obvorleipten fellen in ihren testament, es sei zu milden sachen ader in andere wege ires gefallens, zu legiren und vorschaffen frei und unvorpoten sein; doch das dieselb legata den dritten teil des rechtens werts der unbeweglichen gutere nicht uberschreiten, auch also, das dasselb testament vormöge dieser statuten ader sonst vormöge gemeiner keiserlichen rechten kreftig aufgerichtet sei.

Der VI. fal.

Do aber das verstorbene weip kein testament, auch gar kein erben weder nieder- nach aufwarts nach seithalben, sondern allein ihren eheman nach sich vorlassen hette, dan sol der man alle seines weibes vorlassene bewegliche und unbewegliche gutere, die seien ihme durch sein weip geaigent ader nicht geaigent, erblich behalten.

Do aber das weip ihrem manne allein unbewegliche gueter ohne pact und ubergab zugebracht, auch im die in ihrem testament, ob sie eines gemacht, bestendig nicht geeigent hette, so soll der man von solchen guetern ein dritteil fur sich behalten und den kindern zwei dritteil folgen lassen.

Der VII. fal.

Stirbet aber ein weip, die ihrem man gar nichts, weder bewegliche nach unbewegliche gutere, zupracht, auch keine bei ihme ererbet hette, so sal der man den vorlassen kindern, die sie beide miteinander ehelich gezeuget, ader die das vorstorbene weib aus voriger ehe uberkommen, nichts dan allein ire kleidere, aber im falle, do das weip keine leibeserben vorlassen, dene andern iren erben gar nichts zu geben schuldig sein.

Der VIII. fal.

Stirbet ein weib ahne kreftiges testament, die keinen eheman, auch gar keine erben nider-, aufwarts ader seithalben nach sich vorlest, so sollen alle ihre bewegliche und unbewegliche gutere, gar nichts ausgeschlossen, uns, dem rate, zum gemeinem gut haimfallen, treulich [Seite 94] einpracht und angewendet werden und damit gebaret werden, wie oben der von des mannes erblosen guetern verordent.

Ein gemeiner artikel auf erbfelle.

Es soll hinfort kein erbschaft, so alhier verfallen wirdet, in andere herrschaften, gericht oder obrigkeiten, von dannen man kein erbschaft in diese stadt volgen lesset, geraicht noch gegeben werden. Sonder derselb anteil, der sonst von hinnen zu geben sich geburete, sol den andern erben zuwachsen und in mangel deren uns, dem rate, zufallen, wie oben verordent. Also auch, wo man von erbfellen, die sich unter andern herrschaften, gerichten oder obrigkeiten eroffnen, und die erben, so alhie bei dieser stadt wohnen, denselbigen obrigkeiten, herrschaften oder gerichten von ihrem anerstorbenen erbe etwas viel oder wenig zu abzug, abschiede, steuer oder, wie das sonst namen hette, geben muste. Gleich derselben gestalt, form und mas sollen die untertanen derselben obrigkeiten, herrschaften und gerichten von erbfellen, die sie alhir ansterben wurden, uns, dem rate, zu geben auch verpflicht sein; ohne das sol ihnen nichts folgen, sonder derselb anteil sol den andern erben in gemein zuwachsen.

Der ander titel des vierden buchs. Von erbteilungen, hat X artikel.

Art. 1. Wie erbteilungen zwischen zweien erben gemacht werden sollen.

Wo nur zwene erben zu einer erbschaft gehören, da soll der eltiste [Seite 95] alle guetere aufs gleichest teilen, wirdern und anschlahen und der jungeste die kur oder wehl haben. Und wenn also der jungist erbe, so mundig, mit rate oder furwissen zweier seiner freunde oder aber, so er nicht mundig, seiner bestetigten vormunden einmal gekorn, so soll es dabei bleiben und ein itzlicher sich seines anteils halten.

Art. 2. Wenn der erben drei oder mehr sind.

Weren aber der erben drei, vier oder darueber, so sollen die erbguetere mit ir aller (und der unmundigen vormunden) wissen und willen auf gleichist geteilet, gewirdert und angeschlagen, so viel teil, als erben sein, gemacht und dann, do die erben ohne das sich nicht vergleichen könten, das los darumb geleget werden und ein jeder erbe seine teil, der ihme durchs los zufallen wurde, haben und behalten.

Art. 3. Es sollen zur allen teilungen zwene ratsfreunde verordent werden.

Damit nun die gleicheit so viel besser gehalten, betrug und beforteilung verhuetet und insonderheit bei unmundigen kindern aller fleis furgewendet, wollen wir zue einer jeden teilungen, die uns zuvor angekundiget werden sollen, zwene ratsfreunde und einen stadtschreiber verordenen, darbeizusein und die teilung aufs richtigist und gleichist auf mas, wie obstehet, machen zu helfen.

Art. 4. Wenn etwas in teilungen verhalten oder betrug darinne gebraucht were.

Ob sich nach gehaltener und beschlossener teilen scheinlich befunden wurde, das etwas zur erbschaft und in die teilung gehörig verhalten, nicht angezeigt und ungeteilet blieben oder in andere wege betrieglich, arglistig oder vortelhaftig gehandelt were, so soll die teilung nichtsweniger bei wirden bleiben und das verhaltene gut nachmals unter die betrogene oder [Seite 96] bevorteilte zu gleichen amparten geteilet, und sollen die, so es verhalten oder betrug geubt, daran kein teil haben, und darueber sollen dieselb wissentlich verhalter, betrieger und beforteiler gegen uns in straf stehen.

Art. 5. Von inventirung der erbstuck.

Darmit auch aller verdacht und argwohn verhuetet, so sol der eltiste erbe oder derjenige, so in den guetern wohnet, oder der eltist schwertmag oder die vormunden, sobalde als der verstorbene zum erdrich bestatet ist, zum inventiren der gelassenen erbstucke trachten. Nemlich sol das den regierenden burgermeister angezeigt werden. Der soll alsdann zwene ratsfreunde und einen stadtschreiber verordnen. Die sollen in beisein der erben, ihrer freundschaft oder vormunder alle verlassene gueter eigentlich, unterschiedlich und ordentlich inventiren und beschreiben, auch versehung tun, damit nichtes geeußert werde. Und soll das selb inventarium durch die erben oder ihre vormunden zuvor unterschrieben hinter uns, den rate, erlegt und den erben oder ihren vormunden auf begeren copien darvon gegeben werden.

Art. 6. Die fahrende habe sol auf begeren von rats wegen vorpetschirt werden.

Im falle, do man sich verdachts besorget oder vermutet, auch ohne das mögen die erben sobald nach dem todlichen abgange bei uns ansuchung tun, die gemache, kasten und anders, darinnen parschaft, kleinodien, register, briefe oder ander fahrende habe, so leichtlich verzuckt werden kan, verwahret, mit unserm stadtsecret zu besiegeln. Dem soll also volge getan werden. Und wer solch sigel ohne unser furwissen abtun oder die besiegelte beheltnus oder gemach öffenen wurde, der sol deshalb, ob etwas entwendt, den erben zu recht und darzu in unser schweren strafe stehen.

Art. 7. Von angeben der guetere, do nicht geburlich inventiret worden.

Ob auch die verlassene erbstuck, sonderlich fahrende habe auf mas, wie obstehet, nicht versiegelt noch inventiret worden weren und dann die erben die persone, so in den guetern sitzet oder schlussel zu den gemachen [Seite 97] hat, in vordacht hetten, das etwas enteußert oder verhalten werden möchte, so soll dieselbe person auf erfordern der erben oder ihrer vormunden den volgenden eid zu schweren und darauf inventiren zu lassen schuldig sein.

Art. 8. Forma des eides.

Ich, A, schwere, das ich alle und jede habe und guetere, die B seligere nach sich verlassen und in gemeine teilung gehören, ich oder andere in verwahrung gehabt, getreulich anzeigen und wissentlich gar nichts hinterhalten oder verschweigen will, als mir gott helfe.

Art. 9. Wo der vater die teilung gemacht hette.

Hette aber ein vater, wie die teilung seiner hinterlassenen gueter zwischen seinen kindern gehalten und gemacht werden solte, in seinem testament oder sonst beweisliche versehung getan, so sol es auch unwegerlich dabei wenden und die kinder derselbigen geleben, doch geburlicher legitima unverschadet.

Art. 10. Die erben sollen schulden zahlen.

Ein jeder, der eines verstorbenen verlassene erbschaft, es sei mit oder ohne testament, als der erbe annimmet, der soll alle des verstorbenen gelassene wissentliche oder beweisete schulden zu entrichten verpflicht sein. Und do des verlassenen erbfalls zu bezalung der schulden nicht gnugsam und der erbe kein inventarium oder findebuch, wie oben versehen, gemacht hette, der sol auch von seinen aigenen guetern nachzufolgen, darmit die glaubiger zur gnuge bezalet werden, vorpflicht sein. Do aber der erbe ein inventarium oder findebuch der verlassenen erbstuck, in maßen hier oben verordent, gemacht hette, der sol zu ferner zahlung, dan so ferne die erbschaft sich erstreckt, und also uber das vermögen der erbschaft von dem seinen nachzufolgen nicht verpflichtet sein. [Seite 98]

Titel III des dritten teils dieser statuten. Von testamenten, hat X artikel.

Art. I. Wer testament machen ader nicht machen kan oder möge.

Volgende personen konnen nicht testament machen:

  • 1. filii familias, das ist kinder, so noch in gewalt irer eltern seind, sie hetten dan gueter, in rechten castrensia und quasicastrensia genant; dann dieselbe mögen sie testiren,
  • 2. unmundige und minderjerige, als die das 22. jar ires alters noch nicht ereicht haben,
  • 3. alte vorlebte leute, denen die verwaltung ihrer guter von der obrickeit benomen und curator ader pfleger gesetzt seind,
  • 4. furiosi, das ist sinlose ader dorichte menschen, die fur und fur töricht sein,
  • 5. prodigi, das seint vortueliche ader schlemmer, denen die vorwaltung ihrer guter von der obrickeit vorpoten ist,
  • 6. stumme und taube von gepurt,
  • 7. die, so von wegen anruchtiges lasters uberwunden und vorurteilet seind,
  • 8. die nicht wissen, ap sie frei ader aigenleute seind,
  • 9. uberwunden einer ketzerei,
  • 10. die wider kaiserliche ader koenigliche maiestet und wider den landesfursten vorprochen, crimen laesae maiestatis genant begangen haben,
  • 11. die, so zum tode vorteilet seint,
  • 12. die, so eigentleute sind, servi genant, [Seite 99]
  • 13. item die, so itzo in letzten zogen und todesnoten ligen und also versterben.

Uber diese erzeleten personen mögen alle andere, so hirinnen nicht begriffen, testament aufrichten und machen.

Art. II. Welche gutere in testamenten legirt, vorschafft und vorgeben werden konnen.

Ein jeder, dem ein testament zu machen unvorpoten, mag alle seine wolgewonnen aigene bewegliche und unbewegliche gutere in seinem testament nach folgender form aufgericht legiren, beschaiden, schaffen und vorgeben, wie und wem er wil, doch allein denen personen, die es zu recht empfehig seint, auch also, wo er eliche kindere ader ein eheweib hette, denselben an ihren legitimen und gepurenden anteilen, so inen diese statuta geben, unvorschadt.

Aber unbewegliche stamgutere, die kan keiner in testamenten creftigerweise vorgeben; sonder wer die vergeben wolte, der sal das tun [Seite 100] nach ordnung sechsischer rechte vor gehegter dingbank und mit seines leibes erben laube. Ahne das sol kein donation, legat ader vorschaffung, in unbeweglichen stamgutern getan, kreftig sein nach geachtet werden, sondern dieselb guter sollen als unvorgeben und des testaments ungeachtet uf die nehisten leibs erben kommen.

Art. III. Von form und herligkeit der testament und, welche testament kreftig zu achten.

Nachdem die recht allerlei solennitet und herligkeit in bestendigen testamenten zu gebrauchen verordent, und das darumb, darmit allerlei unzimlich list, betrug, beforteilung und gefahr, so etwo darunter geupt, abgeschnitten werden, und aber wenig leute, ja etwo auch die notarien selbst, so man darinnen zu geprauchen pfleget, derselben solenniteten und herligkeit nicht gnugsam berichtet ader, wo sie dero gleich bericht seint, etwo underlassen und die testatores deren nicht vorstendigen, daraus dan volget, das des testators letzter wille (den man doch sonst anderst nicht dan als ein recht halten sal) nicht furgengig, sonder gehindert, diejenigen, dene es nach des testators schaffung zu gut geraichen solte, nichts erlangen, die erben etwo unter sich selbst dan mit andern in kriegisch gezenke, muhe und unkost mit großer beschwerung einwachsen, dem unsern pflichten nach sovil muglich furzukommen, statuiren, setzen und ordnen wir, das, welcher burger, burgerin, einwohner ader andere alhie hinfuro ein testament machen ader aufrichten wil, der sal das in maßen, wie volget, aufrichten; welches aber ane das gemacht, das sal uncreftig sein.

Art. IIII. Von aufrichtung der testament, die nuncupativa genant werden.

Nemlich, welcher sein testament mundlich und offentlich machen [Seite 101] wil, der sal zum wenigsten zwen geschworne dieser stadt schoppen und beneben den einen geschwornen stadschreiber zu sich erpitten und in dero dreier kegenwart, was sein letzter wille sei, wie es mit seinen gutern nach seinem tode gehalten werden solle und, doan am meisten gelegen, wene er zu erben benennen ader einsetzen und wem er etwas und was er aus dem seinem legiren ader beschaiden wolle, und derogleichen durch seinen mund verstentlich eroffnen. Das alles sal der geschworne stadschreiber aus des testators munde und, wie er das befielt, haben wil und ausagt(!), sampt andern gemeinen gepurlichen puncten, artikeln und umbstenden, die man in instrumenten und testamenten gewonlich zu schreiben pflegt, als seint stunde, dage, jar, kaiserliche regirung, stelle, des testators geschiglickeit, in wes kegenwart und derogleichen, ordentlich nacheinander vorzaichen und aufschreiben, alsdan in der zweien schöppen und testators gegenwart offentlich vorlesen, und wo der testator ausagt, das es sein letzter wille also sei und das er dene gehalten haben wil, so sal der testator sich mit aigener hand, ap er sonst schreiben und lesen kan, unterschreiben, auch sein petschaft, ap er eins hette, andrucken ader in mangel des einen andern außer der schoppen und stadschreibers fur ihne zu underschreiben und sein petschaft anzudrucken vormögen. Darnach sobald und in des testators angesicht sollen die beiden scheppen, darzu der stadschreiber sich auch unterschreiben und ire petschaft andrucken und volgent dasselb testament aufs testators pitt mit des rates insiegel vorsigelt und bei dem rate bis zu gepurlicher zeit in vorwahrung zu halten hinterlegt werden.

Es soll aber auch unvorboten, sonder frei sein, andere mehr personen bei aufrichtung eines testaments zu haben.

Art. V. Von testamenten, die man in scriptis nennet.

Wolte aber einer sein testament dermaßen machen, das es bis nach seinem tod in geheim bleiben solte, der, so er selbst schreiben [Seite 102] kan, sal das zuvor durch sich selbst mit aigener hand ader durch einen andern ordentlich auf ein papir schreiben ader prengen. Alsdan sal er zwene geschworne schoppen und einen stadschreiber zu sich erpitten, vor dene aussagen, das in dem brief, dene er in seinen handen halte, sein testament und letzter wille, durch sich selbst ader durch N geschrieben, vorleibt sei, und bitten, sie wolten zu becreftigung desselben sich unterschreiben, ihre petschaft andrucken und dem erbarn rate dasselb mit dem stadtsecret auch zu bedrucken und in verwahrung zu nehmen zustellen. Alsdan sal der testator am ersten sich auswendig unterschreiben und sein petschaft andrucken ader in mangel, do er nichte schreiben gelernet und kein aigen petschaft hette, einen andern das zu tun piten. Volgent sollen schoppen und stadschreiber sich unterschreiben, andrucken und darmit ferner geparet werden, wie in nehisten artikel vorleibet. Do aber ein testator selbst nicht schreiben kan, sonder sein testament ein andern hat schreiben lassen, der soll vier schoppen beneben den stadtschreiber zu sich erbiten und fur denen aussagen, wie oben, mit sonder vermeldung, wer sein testament geschrieben habe, und sol auch einen andern außer der schöppen und stadtschreibers die underschreibung, wie obstehet, tun lassen.

Art. VI. Von eröffnung der testament.

Wen nun nach apsterben des testators 30 dage vorschienen, [Seite 103] den sollen die erben und nehiste freundschaft vor uns, dem rate, erscheinen, umb eröffnung des testaments biten. Das sal sobald in der schöppen und stadtschreibers, so bei der aufrichtung gewest sein, auch in der erben und freundschaft gegenwart eröffent und vorlesen, auch den erben davon auf ir pitt glaupwirdig copien gegeben werden, sich darnach zu richten, und das original bei uns, dem rate, in vorwarung liegen pleiben.

Art. VII. Von benennung des erben.

Nachdem dan auch vormöge gemeiner recht einsetzung und benennung des erben der testament substantial und furnehmister grund ist, hirumb statuiren wir, das ein ider in seinen testament seinen erben, der seien einer oder mehr, ausdrucken und namhaftig machen sal mit diesen oder dergleichen worten: ich A, testator, setze ein, benenne und mach B zu meinem erben. Do aber ein testament ahne benennung des erben aufgerichtet worden, ap das gleich an der formalien halben vormöge dieser statut bestendig zu achten were, so sal es doch uncreftig gehalten, von den schöppen und stadtschreiber nicht angenommen, subscribiret noch verpetschiret werden.

Art. 8. In was zeit der erbe sich der erbschaft unterwinden sol.

Ein jeder, der zum erben benant, sol pflichtig sein, in einem monat, nachdem ihme das testament verlesen oder zugestellet worden ist, sein gemute, ob er das erbe annemen wolle oder nicht, dem burgermeister anzusagen, und welcher uneröffent seines willens, wie oben, den monat verlaufen lest, der sol volgend zum erbe nicht zugelassen werden, er were dann durch beweislich ehehaft verhindert. [Seite 105]

Art. 9. Von widerruefung der testament.

Einem jeden, der ein testament, das sei mundlich oder schriftlich, gemacht, sol freistehen, dasselb sein testament, solang er am leben ist, zu widerruefen, zu andern, mindern oder mehren. Dann ein testament gehet erst nach tode des testators in seine craft, aber vor seinem tode stehet es bei seiner veranderung. Doch sal die veranderung eben mit denen herligheiten und form geschehen, mit welchen das testament zuvor auf gerichtet worden ist. Ohne das aber sol die veranderung wider das testament nicht craft haben.

Art. 10. Von zerruetteten testamenten.

Wo ein testament von wegen des, das es in der obvorleibten form unbestendig, oder darumb, das die nehisten erben darinnen unbillich ubergangen werden, oder darumb, das gott dem testator nach aufgerichtem testament oder aber nach seinem tode eheliche kindere bescherete, die im testament nicht bedacht, oder das der benante erbe vor dem testatore ohne einen substituirten gestorben, oder das der benante erbe die verlassene erbschaft nicht annemen wolle, oder aus andern rechtmeßigen ursachen zerruettet, vernichtet und tadelhaftig gemacht wurde, do sol es bei verordnung gemeiner recht bleiben, doch mit dem bescheid, das nichtsweniger dasjenige, was der testator in demselben zerruetten testament zu milden sachen als zum gemeinen kasten und underhalt der armen in dieser stadt geschafft hette, ausgericht und erlanget soll werden.

Titel IIII des dritten teil dieser statuten. Von vormundschaften, hat XX artikel.

Art. I. Die vorrede.

Demnach etliche personen seint, die aus unvorstand und andern geprechen inen selbst, auch iren gutern nicht fursein konnen, als dan seint weibsbilder, unmundige ader minderjerige, sinlose, taube, stumme, [Seite 105] betrise und derogleichen, darmit nun dieselbe personen, auch ire habe und gutere vorsorget, vor schaden und nachteil vorhutet, haben die recht und dero aussetzer vorordent, denselben tutores und curatores, das ist vormunden, churmunden, pfleger und vorsorger, zu geben. Dieweil dan einer iden obrigkeit gezimpt, auf solche personen und dero gutere ein sonders aufsehen zu haben, sals hinfuro alhie darmit auf volgende wege gehalten werden.

Art. II. Der eltern apsterben sal uns, dem rate, vorkundiget werden.

Wenn ein vater, der unmundige kinder, eines ader mehr, nach sich lest, vorstorben ist, so sal der kinder mutter, ap die noch am leben, ader, wo die auch vorstorben, die nehist gesipte freunde und, wo der auch kein alhier weren, die nehiste zwen nachpauren umb und an der vorstorbenen wohnung sobald nach dem begrepnis ader ja aufs lengiste in acht tagen den nehisten uns, dem rate, des apgestorbenen tod anzaigen, darmit man sich in vorsorgung der kindere und irer gutere der gepure und notturft nach zu halten wisse.

Art. III. Von strafe dero, den gepuret, den todsval anzusagen, und das nicht tun.

Wurde aber ein mutter ader, wo die auch vorstorben, die nehist gesipte freunde ader, wo der keiner alhie were, die nehisten zwen nachtpauren diesen todsval in obbemelter zeit ahne gute ursachen uns nit ansagen, so sal die mutter und nehisten freunde irer erblichen anwartung von den kindern, die ihr oder inen sonst geburet hette, vorlustig sein. Die sal alsdan, ap sie ahne leibserben und ahne testament sturben, zum halben teil andern den nehist gesipten freunden und der ander halbe teil den armen in unsern hospitalien heimfallen, aber die nehisten zwen nachpauren ider ein alt ßo zur puße vorfallen sein und unachleßlich bezalen.

Art. IIII. Von vorordnung und bestetigen der vormunden.

Hette nun der vorstorbene bei seinem leben ader in seinem testament seinen unmundigen kindern vormunden vorordent, die sollen uns [Seite 106] furpracht und durch uns in kraft unsers befels confirmirt und bestetiget werden.

Wo das aber nicht geschehen, so wollen wir die nehist gesipte schwertmagen oder spindelmagen, soferne die darzu tüchtig befunden, wie inen dan die recht aus bedenken ihre vorwandtnus solche purden vor andern auflegen, darzu bestetigen.

Und woe der auch nicht vorhanden oder, do sie vorhanden, doch untuchtig dazu weren, so wollen wir inen alsdan andere duchtige vormunden geben und bestetigen.

Art. V. Von strafe deren, die sich unbestetiget in vormundschaft dringen.

Wurde sich jemandes ahne unsere vorwissen und bestetigung in vormundschaft einlassen und vorwaltung der unmundigen ader ihrer guter mit dem wenigsten unterfahen, der sal zu dem, das er dem unmundigen seiner angemasten vorwaltung halben gute rechnung und zalung tun und, wo er den kindern ader ihren gutern unfleißig, farlessig ader sonst nachteilig furgestanden befunden wurde, rechtliche erstattung und aptrag zu pflegen schuldig, auch uns, dem rate, mit leibesstraf nach gelegenhait heimgefallen sein.

Art. VI. Niemand sal sich aufgelegter vormundschaft ahne rechtmeßige ursach zu entschlahen haben.

Wiewol nun vormundschaft ein last und purden ist, so sal doch nimands, dem die aufgelegt, sich dero zu enteusern, vorstatet werden, er habe dan ursachen der enteuserung im rechten ausgedruckt furzuwenden.

Art. VII. In was zeit die ursachen der enteuserung einpracht sollen werden.

Welcher dan aus rechtmeßigen ursachen sich aufgelegter vormundschaft zu entschlahen vorhoffet, der sal dieselben ursachen binnen 14 dagen den nehisten, als ihme die aufgelegt, vor uns, dem rate, schriftlich einzuprengen schuldig sein. Wo nun dieselben also einpracht und fur [Seite 107] rechtmeßig erkant, so sal derselb solcher burden ledig gesprochen werden. Wer aber dieselb ahne bestendige ursachen in itzo benanter frist nicht einprechte ader aber die einpracht und doch den rechten ungemes erkant wurden, der sal die aufgelegte vormuntschaft an sich zu nehmen schuldig sein.

Art. VIII. Die widersetzigen sollen mit straf zur vormundschaft gedrungen werden.

So jemands, dem vormundschaft aufgelegt, sich dero ahne rechtmeßige entschuldigung nicht unterfahen nach darmit beladen lassen wolte, der sal, soofte er sich des widerte, 4 wochen in gehorsam genomen werden ader dem rate 20 fl zur puße geben und nichtsweniger die vormundschaft auf sich zu nehmen schuldig sein.

Art. IX. Was einem vormunden, ehe dan er in vormundschaft trit, zu tuen gepuhret.

Zum ersten, ehe ein vormund bestetiget wirdet, sal er dem regirendem burgermeister von rats wegen an geschwornen eides stat mit handgebenden dreuen geloben und zusagen, das er seiner unmundlein person und guter getreulich bewaren und vorsorgen, ihre unbewegliche gutere nicht voreisern, sonder in wesen halten, die person und gutere inner und außer rechtens vortreten und beschirmen, darmit in al wege nach derselben ehr und nutz handeln, zu gepurlicher zeit, das ist von jar zu jar laut des XI. artikels, darvon dem rate und freundschaft gute rechnung und erstattung tun wolle, treulich und ahne geferde. Doch sollen die vormunden, die ein vater seinen kindern in seinem testament verordent hat, [Seite 108] mit diesen pflichten und vorstand verschonet bleiben. Zum andern sal der vormund aufs erste nach der bestetigung und obvorleipter zusage in beiwesen der ratsfreunde, so jederzeit zu unmündiger kinder sachen vorordent, und der nehisten freundschaft alle der kinder guter, beweglich und unbeweglich, mit ausgedruckten namen ordentlich nacheinander inventiren und beschreiben. Dasselb inventarium sal gezwifacht mit des vormunden und der zwaien ratsfreunde, auch des nehisten freundes petschaften bedruck, das eine hinter rate erlegt und das andere dem vormunden zugestellet werden.

Zum dritten sollen die vormunden, so von uns gegeben seind, im falle, do sie nicht gnugsam besessen, gnugsam vorstande bestellen, an dem sich die mundlein ihres schadens, ob ihnen einiger zustehen wurde, zu erholen wissen. Und ohne das sol kein vormund sich der administration und verwaltung unterstehen, bei strafe oben im V. artikel verleibt; es fielen dann eilende notwendige sachen fur, deren verzug den unmundigen zu nachteil gereichen möchte; dan solche sachen sol der vormund ohne verzug ausrichten.

Art. X. Von der vormundschaft endung.

Wer also sich einmal in vormundschaft begeben, dazu bestetiget und den inventarium und vorstand in maßen, wie obstehet, gemacht, der sal darinnen stehen, bis solang die kinder zu ihren mundigen jaren kommen seint, das ist, so das kneblein vierzehen und das meidlein zwölf jar alt worden ist: er wurde dan derselben zuvor durch unser, des rates, erkentnis entsetzt ader dero sonst aus bewegenden ursachen entlediget. [Seite 109]

Art. XI. Von rechnung der vormunden.

Ein jeder vormunt sal ein jedes jar und dan letzlich, wan sich seine vormundschaft geendet hat, aller einnahm und ausgaeb dieselb zeit uber in beiwesen der zweier vorordenten ratsfreunde und dan des mundlein nehister erben gute, bestendige rechnung tun, den uberlauf des jars mit wißen und rate der vorordenten ratsfreunde und nehister erben dem unmundlein zu nutz anlegen ader hinder uns, den rate, zu getreuen henden hinterlegen, aber zu endung der vormundschaft alle empfangene habe und gutere lauts des inventarien sampt allem uberlauf den mundlein unseumlich erstatten und zu handen stellen.

Art. XII. Kein minderjeriges kan ahne autoritet seines vormunden ine selbst zu schaden etwas handeln.

Es sal auch kein unmundiges kind, das unter der gewalt seines vorordenten vormunden stehet, ahne seines vormunden furwissen und willen gar nichts zu contrahiren, handeln ader tun macht haben, das im in einigem wege schaden ader nachteil prengen konte. Und ap das geschehe, so sal es von unkreften sein, das mundlein in gar nichts vorpinden. Was es aber ihm selbst zu vorteil und guten gehandelt, das sal dene, mit dem es contrahirt, pinden und bei creften bleiben.

Art. XIII. Das niemands der unmundigen unbewegliche gutere ane unser sondere nachlassung vorkeufen nach kaufen sal.

Niemands sal sich unterstehen, der unmundigen kinder unbewegliche gutere, wie die genant, auch wo die gelegen seint, ahne unsere decret, furwissen und vorgunst in kaufs, wechsels, beutens ader ander gestalt an sich zu prengen, es geschehe auch mit ader ahne furwissen und einwilligung seines vormunden. Wo herwider gehandelt, so sal der kauf uncreftig sein, der vorkeufent vormund, derogleich der kaufer darumb nach gelegenheit und unserm erkentnis am leibe ader gut gestrafet werden. [Seite 110]

Art. XIIII. Die vormunden sollen irer unmundlein guter nicht kaufen.

Kein vormund sal seines unmundleins habe ader gutere in zeit der vormuntschaft wieder durch sich selber nach durch mittelpersonen kaufen nach in andere wege an sich prengen; es werde ihm dan durch uns, dem rate, erleubet. Aps ahne das geschehe, das sol craftlos sein, auch der vormund in strafe genomen werden.

Art. 14. Wie es mit der unmundigen beweglichen guetern gehalten sol werden.

Aber die bewegliche guetere der unmundlein, die man uber möglichen vleis unvordorben in die lenge nicht erhalten kan, mögen die vormunden mit dem vleis, wie sie ire eigene gueter verkaufen wolten, auch verkaufen. Aber die bewegliche guetere, die dem verderben erhalten können werden, sollen ohne unser furwissen nicht vereusert werden.

Art. XV. Wen die vormundern auf ader bei iren unmundlein forderung ader schulden hetten, das sollen sie im annehmen der vormuntschaft dem rate anzeigen.

Wer unmundigen ader andern personen zu vormunden vorordent wirdet und bei ader auf denselben ader iren gutern forderung ader schulden zu haben vormeint, der sal dasselb in annehmung der vormuntschaft anzeigen. Welcher das wissentlich vorschweiget, des forderung sal tot und erloschen sein.

Art. XVI. Der apgestorbenen vormunden erben sollen zur rechnung der vormuntschaft vorpunden sein.

Wen ein vormund zeit der vormundschaft ader nach endung derselben mit tod apgangen und seinen unmundlein rechnung zu tun vorpflichtet were, so sollen desselben erben an seiner stat gepurliche [Seite 111] rechnung und erstattung zu tuen schuldig sein. Es sal aber die rechnung bei ihnen ufs lengest innerhalb zweier jar nach des vormunden absterben gepurlich gesucht werden. Dan wo die suchung geferlicherweise daruber vorzogen wurde, sollen die erben zur rechnung unvorpunden sein.

Art. 18. Von des vormunden ambt und bevel uber sein unmundlein.

Ein jeder vormund sol allen möglichen vleis furwenden, darmit nicht allein seines mundleins guetere und sachen treulich versehen und ausgerichtet werden, sonder soll auch verpflichtet sein, darauf zu sehen und sorgen, das seines mundleins person, leib und ehr nach heischung seines standes und vermöge seiner guetere zur notdurft versorget, ehrlich und christlich auferzogen werde. Welcher anders handelte, sol darfur zum abtrage und strafe haften.

Art. 19. Von quittirung der vormundschaft.

Wenn sich nun die jare der vormundschaft geendet oder dem vormunden darvon erleubt oder dero entsatzt, bestendige rechnung und uberantwortung seiner gueter geburlich getan, dan sol der vormund seiner verwaltung und administration geburlich quitirt und ledig gezelet werden.

Art. 20. Wie die kindere und ire guetere ferner vorwaltet werden sollen.

Weil aber knaben, so das vierzehende, und meidlein, so das zwölfte jar beschlossen, des verstandes und geschickligheit nicht sein, inen selbst und ihren guetern nutzlich und wohl vorzusein und zu vorwalten, darumb wollen wir, der rate, denselbigen kindern und ihren guetern, so aus der vormundschaft, wie obstehet, erlediget, curatores und pfleger geben. Die sollen in aller maß, wie vorgemelt verordent, angenommen und zu handeln [Seite 112] verpflicht sein, bis solang ihre pflegekindere das zweiundzwenzigiste jar erreicht haben. Sodann sollen die curatores und pfleger nach geburlicher rechnung und uberantwortung, wie von den vormunden oben geordent, entlediget werden, auch ihr erben, do den pflegkindern rechnung oder widerstattung außenstunde, haften.

Das vierde teil dieser statuten: besagent von gerichtlichem proces. Hat XXXIIII titel.

Wan sachen vor den gerichtsheldern, als stadtvoigt ader schulteis, und uns, dem rate, gutlich nicht vortragen und also die part zu rechtlichem austrage an die gericht geweiset, alsdan sollen die gerichtshelter und part sich uf volgende maße halten.

Titel I. Von citation und furladung, hat 8 artikel.

Art. I. Wie ein ainheimischer geladen sol werden.

Wer einen burger ader einwohner dieser stadt rechtlichen beclagen wil, der sal ihm den gerichtstag zum wenigsten einen tag zuvor [Seite 113] vor der sonnen niedergang auf erleubnis des gerichtsvorwalters durch den geschwornen gerichtsknecht, wo der anheims, personlich unter augen ader in seine behausung und wohnung seinem weibe ader andern vorstendigem hausgesinde ankundigen und citiren lassen.

Art. II. Von furladung eines frembden, des wonung man weiß.

Wer aber einen, der in dieser stadt sein wohnung nicht hette, alhie gerichtlich anzusprechen vormeint, der sal ihne durch ein schriftlich citation, darinnen die sach summarie ausgedruckt, mit hilf der gericht, darunter er sein wohnung hat, zum wenigsten virzehen tage vor dem gerichtstage wie gepurlich vorhaischen lassen.

Art. III. Von citation wider einen, des wonung man nicht weß.

Wen aber des parts, so man citiren wil, wohnung den gerichten und parten unbewust, das sol durch ein offentlich edict, alhie am rathaus anzuschlagen, drei 14 tage vor dem gerichtstage mit erzelung der sache und ernennung dreier rechtstage peremptorie furgeladen werden.

Art. IIII. Der einmal schriftlich citirt, sal furder anderst nicht dan per edictum geladen werden.

Und welcher also einmal durch schriftliche citation furgeladen, den sal der cleger zu den volgenden gerichtstagen bis zu endung der sache anders nicht dan durch offentliche edict, alhier am rathause anzuschlahen, citiren zu lassen schuldig sein. Das sal auch also dem furgeladenem in erster citation angekundiget werden.

Art. V. Von relation des gerichtsknechts vor gericht zu tuen.

Wen nun clagendes part vor gericht erscheinet, sal das zuvor und ehe, dan es sein clage furprenget, in gericht pitten, den gerichtsknecht bei seinen amptspflichten zu fragen, ap er das widerpart vormöge eins [Seite 114] erbarn rats ordnung citirt und geladen habe, und sein relation ader bericht, wie er die tut, ins gerichtsbuch registriren lassen.

Art. VI. Von beweisung der getanen citation eins frembden.

Also sal es auch kegen dem frembden, welcher schriftlich citirt worden, gehalten werden, also das cleger entweder mit des citirten parts richters zuschreiben ader mit des gerichtsboten relation das vor allen dingen, das der beclagte gepurliche citirt sei, bescheine, gehalten und registriret werden.

Art. VII. An feiertagen, in kirchen ader uf kirchhofen sal niemand citirt werden.

Die fronpoten mögen parten auf empfangen befel zu jeder zeit, allein ausgeschlossen die dage, so feierlich gehalten werden, auch an allerlei enden, ausgenomen in kirchen und auf kirchofen, ire furgepot tuen und vorkundigen.

Art. VIII. Wen ein part, wie obsteht, nicht geburlich citirt worden.

Wo diese mas und satzung der furladung uberschritten und nicht gehalten wurde, so sal der beclagte nicht ungehorsam, auch der proces nicht kreftig geachtet werden.

Titel II. Von contumatia und ungehorsam der part und strafe derselben, hat III artikel.

Art. I. Wen beide, cleger und beclagte, ungehorsam außenbleiben.

Wan ein cleger sein widerteil vormöge dieser ordnung gerichtlich furladen hat lassen und dan auf den gerichtstermin beide part, cleger und antworter, ungehorsam außenpleiben, so sal der ungehorsam compensirt und derselb gerichttage gefallen sein.

Art. II. Wan beclagter ungehorsam ist.

Erschiene aber der cleger gepurlich und prechte seine clage ein, und der antworter blieb ungehorsam außen, so sal der cleger nichtsweniger sein erstes gericht wider beclagten erlanget haben. [Seite 115]

Art. III. Wen cleger ungehorsam ist.

Erschiene aber der antworter gehorsam und cleger bliebe ungehorsam außen, so sal der antworter auf sein bit und clegers ungehorsam ab instantia von demselbigen gericht absolvirt und cleger in expens vortailet werden. Und der cleger sol in diesem falle wider den beclagten ferner nicht gehöret, noch weniger zu citation zugelassen werden, er habe dan dem beclagten, so absolvirt worden, die expens, ufs selb gericht aufgewendet, auch rechtliche taxation erstatet, auch caution getan, der sachen gepurlich zu volgen.

Titel III. Von volgenden gerichtstagen, hat VI artikel.

Art. I. Von dem andern gerichtstage.

Zum andern gerichtstage sal der cleger in seinen falle mit citation, relation und clage in maßen, wie obstehet, vorfaren und, ap beclagter ungehorsam außenpliebe, sein ander gericht erlanget haben.

Art. II. Vom dritten gerichtstage.

Zum dritten gerichtstage sal gleichermaß, wie vorbemeldet, procedirt werden.

Art. III. Von ungehorsam des beclagten zum dritten gericht.

Wenn ein beclagter zum dritten gericht ungehorsam wirdet, so sal dem cleger auf sein bitt rechtlich zuerkant werden, das er beclagten auf sein ungehorsam bis zu seiner ehehaft erclagt und erstanden habe.

Art. IIII. Vom virden gericht.

Darauf sal cleger den beclagten, zum virden gericht sein ehaft einzuprengen, wie obstehet, laden lassen und dan vor gericht seinen ungehorsam beschuldigen und ihne lauts seiner clage zu vorteilen bitten. [Seite 116]

Art. V. Von erscheinen ader ungehorsam des beclagten zum vierden gericht und von der ehaft.

Wo nun beclagter zum vierden gericht gehorsam vorkommet, sal er mit furwendung seiner ehaft zugelassen und gehöret werden. Und wo die fur rechtmeßig befunden und erkant, alsdan sal er ferner zum funften gericht auf vorgehende furladung, seine rechtliche notturft einzuprengen, fug und recht haben und also ferner ergehen, was recht ist.

Wurde aber beclagtem seine furbrachte ehaft rechtlich empfallen und aperkant ader aber zu dem vierden gericht ungehorsam außenpleiben, alsdann sal beclagter lauts der clage vorteilet werden.

Articulus 6. Wenn der beclagte peremptorie citirt und ungehorsam außenbleibet.

Do aber der beclagte zum ersten gericht peremptorie citirt und furgeladen were und doch ungehorsam außenbliebe, der soll auf bit des gehorsamen clegers im selben ersten gericht bis auf sein ehehaft vorteilet und fürder darauf, wie obstehet, gegen ihme verfahren werden.

Titel IIII. Von mandat ader volmacht der procurator, hat V artikel.

Art. I. Es sal keiner, fur ein ander in gericht zu clagen, ane gnugsam mandat zugelassen werden.

Welcher von wegen und im namen eines andern apwesenden an clegers stat vor gericht handeln wil, der sol ufs beclagten begeren vor allen dingen und ehe, dan er etwas gerichtlich zu handeln zugelassen, gnugsam und bestendig mandat ader volmacht vorlegen. Das sal vorlesen und, wo das in recht kreftig befunden, darauf seins principals notturft furzutragen zugelassen werden.

Art. II. Wo des clegers mandat nicht fur gnugsam erkant.

Wan also ein clagender anwalt ahne mandat ader mit mandat, das nicht gnugsam erkant, furkommet, der sal denselben gerichtstag von wegen seins principals nicht gehöret und der principal dem gehorsamen [Seite 117] beclagten part darzu in expens desselben gerichtsdages vorteilet werden und also dasselb gericht gefallen sein, in maßen oben vom ungehorsam des clegers geordent ist.

Art. III. Von beclagtes angemasten anwalden mandat.

Wo aber anstat des beclagten ein anwalt ane gnugsame mandat erschiene, der soll auf bestellung gepurlicher caution, was er handelt, das es sein principal zum nehisten gericht ratificiren und genehme haben werde, zugelassen, ahne das sal der principal contumax erkennet werden.

Art. IIII. Von conjunctpersonen.

Wurde sich jemands in gericht clegers ader antwortersweis zu handeln fur einen apwesenden als sein vorwandet und befreundt person anmaßen, der sal anders nicht zugelassen werden, er tue dan caution, das der principal sein handlung ufs nehist gericht ratificir und genehm halte. Wo er die caution nicht bestellete ader die ratihabition nicht einprechte, do sal der principal contumax geachtet werden.

Art. 5. Wer conjunctpersonen sein.

In diesem falle werden vater, sohn, bruder, schweger, vetter, ohemen und in gemein alle blutsfreunde fur conjunctperson gehalten.

Titel V. Von der clage, hat V art.

Art. I. Welche clagen alhie am gericht als tuchtig zugelassen sollen sein.

Wiewohl zu recht statlich vorsehen, in was form und herligkeit ein rechtmeßige, bestendige clage furpracht sal werden, so ist doch solche zier der rechte etwas in abfal kommen, auch nicht jederman bewust. Deshalb, zu verhueten weitlauftigkeit, so dieser form halben etwo furfallen, statuiren und ordnen wir doch, wen ein clage das ding, [Seite 118] darauf ader darumb geclagt, und die ursache ader grund der clage mit seiner beschlieslichen bit ausdrucket, das solche clage vor unsern gerichten als gnugsam formlich sal zugelassen werden, das aus volgenden exempeln zu vornehmen.

Art. II. Form persönlicher clage.

Erbar her stadvoigt und scheppen, ich clage euch, das ich Hansenn Cuntzenn auf sein bitt 10 fl geliehen, die er mir vorlangest wiederzubezalen vorpflichtet, aber nicht zalt hat. Darumb bitt ich, ihne rechtlich zu vorteilen und mir zu vorhelfen, das er mir solche 10 fl geliehens geldes sampt expens bezale. stelle das uf recht.

Art. III. Form einer clage uf ein gut.

Erbar her schulteise und scheppen, ich clage euch, das Hans Cuntz weniger dan mit recht besitzet und innenhat ein haus alhie vor dem Frauentor zwischen Casparn Duchscherers und Petter Focken heusern gelegen, welches von meinen vater seligen erblich auf mich gefallen und mein aigentumb ist. Darumb pit ich, ihne rechtlich zu vorteilen, des bemelten hauses apzutreten und mir dasselb sampt apwendiger nutzung einzureumen. Stelle das mit erstattung expens uf recht.

In der ersten clage seint die 10 fl das, darumb geclaget, und, das es geliehen, ist die ursache und grund der clage. Die hat auch schlißlich petition.

So in der andern clage ist das haus das, darumb ader darzu geclagt, und, das es clegers veterlich erbgut sei, die ursache der clage mit schlißlicher bit.

Art. IIII. Welche clage unformlich zu halten.

Diese clage: Her stadvoigt, ich clage euch, das mir Hans Kuntz 10 fl schuldig ist, bit, in zu vorteilen, das er mir dieselb zale — ist unförmlich. Dan wiewol die summa, darumb beclagt, benimpt, so [Seite 119] mangelt es doch an der ursache, warumb beclagter im dieselb zu zalen schuldig sein sal.

Also auch ist diese clage unformlich: Her schultes, ich clage euch, das Hans Cuntz ein haus besitzet, welches mir zustehet. Darumb pit ich ihne zu vorteilen. Dan alhie wirdet wol das haus, darauf geclagt, benant, aber der ursachen und grunds, warumb es mein sei, vorschwigen.

Art. 5. Dem beclagten sol copien der clage gegeben werden.

Do der beclagte auf ernanten gerichtstag furkommet und der dagen abschrift und bedenkzeit bitet, dem sol copien und frist bis zum negsten gerichten gegeben werden, welches von dem beclagten, der nicht peremptorie geladen, zu vernehmen; dan dasselb mus ohne hintergang seine notdurft einbringen.

Titel VI. Von exception und ausflucht der antworter, hat IIII artikel.

Art. I. Der antworter sal alle seine declinatorien und dilatorien exception uf ein gericht einprengen.

Welcher antworter vormeint, das im sein exception und ausfluchte furzubrengen in recht gepuhre, der sal alle sein declinatorien unde dilatorien exception uf einmal gerichtlich furprengen. Welcher darwider beneben den furgewendeten in einem gericht die andern dahinten behalten und auf ein ander gericht furbrengen wurde, der sal darmit nicht zugelassen noch darauf gesprochen werden; es were dan dem [Seite 120] beclagten ein exception erst von neuen nach furwendung der andern zugestanden, das er im falle des widersprechens eidlich erteuren und ahne das damit nicht gehöret werden soll.

Art. II. Von exception wider form der clage.

Wo nun beclagter die unform der clage anficht, und die in maßen, wie obstehet, unformlich befunden, so sal beclagter darauf zu antworten nicht schuldig sein, sonder von den gericht mit erstattung der expens absolvirt werden.

Art. III. Von exception wider die person, so in gericht sitzen.

Wurde einich part an einer ader mehr person, so in gericht sitzen, geprechen haben und als vordechtig achten, als ap dieselb person seinen kegenteil wider ihne beistand laistet, hulf, rate ader ander furschub tete, ader das die sache dieselb person mit belangete ader derogleichen, und das gepurlich furwenden, so sollen die andern, unvordechtige personen die ursache des vordachts, darzu die antwort der vordachten personen hören. Und wo der vordacht bestendig dargetan, sal die vordachte gerichtsperson in derselben sachen sich des gerichts eusern, nichts handeln, raten nach schaffen. Wo aber der vordacht nicht begrundet, so sal der part, so den verdacht vorgewendet, deshalb in gepurliche strafe genommen werden.

Art. IIII. Von peremptorien exceptionen.

Die peremptorien ader zurstorlichen exceptionen sollen erst nach befestigung des krieges und nicht darvor furpracht werden. Es were dan, das ein beclagter eine ader mehr befreiete peremptorien exception [Seite 121] hette (der name zu recht ausgedruckt); dieselben mögen vor der kriegbefestigung furgewendet werden.

Titel VII. Von caution und furstand umb expens und zur widerclage und von der gewehr, hat VI artikel.

Art. I. Wer vorstand zu bestellen nicht schuldig.

Welcher cleger in diesen gerichten unbeweglichen besessen, der ist nicht schuldig, caution oder furstand umb expens ader zur widerclage zu tuen.

Art. II. Wer vorstand zu bestellen schuldig, und wie er zu bestellen.

Aber der in diesen gerichten nicht unbeweglich besessen, der sal ufs beclagten beger gepurlich caution tuen, nemlich mit unbeweglichen gutern ader mit burgen, im gericht liegent und besessen. Welcher der keine vormag, der sal caution mit seinen eide zu tuen zugelassen werden; doch das der zuvor eidlich erteure, das er nach moglichen vorgewanten fleis kein ander caution tuen konne.

Art. III. Von der gewehr, wie die bestellet sol werden.

Ein jeder cleger sal uf erfordern des beclagten die gewehr seiner [Seite 122] clage dermaßen bestellen, das er dem richter an gerichtsstabe angelobe, die gewehr, wie gewehrrecht und landleuftig ist, stete und vest zu halten. Das soll also registriret werden.

Art. IIII. Caution und gewehr sollen vor des beclagten antwort gefordert und bestellet werden.

Die caution und gewehr sal der beclagte zuvor und ehe, dan er auf die clage sein antwort tue, von clegern bitten; dan darnach, und so der krieg befestiget worden ist, hat es nicht stat.

Art. V. Von strafe des clegers, der sich caution und gewer zu bestellen widert.

Wen der cleger auf erfordern des beclagten und des richters erkentnis caution und gewehr, baides ader ains, zum nehisten dinge ahne rechtmeßige ursache nicht bestellet, dan sal beclagter vom gerichtsstande absolvirt und cleger in die expens vorteilet und ahne erledung derselben ferner wider beclagten nicht gehöret werden.

Art. VI. Warzu bestellung der gewehr nutzet.

Bestellung der gewehr brenget dem beclagten zwaierlei nutz: [Seite 123]
Erste, das der cleger nach wirklicher bestellung der gewehr seine clage nicht höen nach nidrigen darf, sonder, wie er die angestellet hat, also pleiben mus lassen.
Der andere, wo der beclagte dieser sachen halben von andern beclagt wurde, das der clegere ihne vortreten mus.

Titulus octavus. Von der antwort und kriegsbefestunge. hat V artikel.

Art. I. Wenn die antwort qetan sol werden.

Sobald cleger uf erfordern beclagtes die gewehr wirklich bestellet hat, so ist beclagter schuldig, richtige antwort mit ja- oder neinsagen auf die clage zu tuen, darmit der krieg befestiget wird.

Art. 2. Von strafe des beclagten, der nicht antworten will.

Und da beclagter nach bestelleter gewehr und, do im antwort zu tun rechtlich aufgelegt, ohne ehehaft keine antwort tuen wurde, der soll des, darumb geklagt, vorlustig erkant werden.

Art. 3. Wo kein gewehr gefordert noch bestellet worden und doch antwort getan ist.

Obgleich in einer sachen die gewehr nicht gefordert noch bestellet worden und doch beclagter auf erhobene clage antwort mit ja ader nein [Seite 124] getan und also den krieg befestiget hette, so sol die sache, gleich ob die gewehr gefordert und bestellet were, geachtet werden und also zu geburlichem ende laufen.

Art. 4. Wenn der beclagte der clage gestendig ist.

So der beclagte die clage mit jasagen verantwortet und deren also gestendig sein wurde, do ist ferner rechtfertigung ohne not, sonder dem clager sol inhalts seiner clage verholfen werden.

Art. 5. Wenn beclagter zur clage neinsagt.

Do aber beclagter die clage mit neinsagen verantwortet und dero nicht gestendig were, do sol dem cleger dieselb zu erweisen auferlegt werden; er hette dann dem beclagten die clage auf seine gewissen gestellet.

Titel VIII. Von beweis, hat XI artikel.

Art. I. Wer beweis zu tuen schuldig.

Welcher cleger sich seine clage zu erweisen ruhmet ader aber dem beclagten part die clage vor bestellung der gewehr und befestigung des krieges nicht uf ader in sein gewissen gestellet, der ist auf rechtlichs erkentnis schuldig, seine clage, soferne die vorneint, gepurlich zu erweisen.

Art. II. In was frist die beweis vorfuret sal werden.

Welchem part zu recht beweis zuerkant, die er zu vorfuhren bedacht, der sal dieselb beweis binnen sechs wochen und dreien tagen vorfuhren.

Nemlich sal er zum allerförderlichsten die gerichtshelder umb ein termin, seine beweis zu vorfuhren, ansuchen und darneben sein beweisartikel [Seite 125] bei die gericht ader stadtschreiber einlegen. Die sollen den widerteil ufs ehiste mit ernennung des termins, seine interrogatoria und fragestucke darauf, ap er wil, zu machen, uberantwort werden.

Wan nun der zeugenfuhrer binnen obbenanter zeit seine zeugenspersonen furstellet, auf- und anzunemen und zu voraiden bitet ader sein briefliche urkunt einpracht hat, so sal er darmit vorkommen sein.

Art. III. Wie die zeit der beweis gerechent sal werden.

Und die sechs wochen und drei tage, zur beweis gegeben, sollen anfahen vom zehenden tage nach eröffnung des urtails. Es hette dan das part, dem beweis aufgelegt, das urteil auf unvorwandten fuese gelobt; uf den fal ginge die zeit an von tage der eröffnung des urtails.

Art. IIII. Wen ein zeugenfuhrer sein zeit ahne ehehaft vorseumbt.

Wurde aber ein zeugenfuhrer bemelte zeite, nemlich sechs wochen und drei tage, ahne ehehaft und aus seiner vorseumligkeit vorflißen, seine zeugen nicht vorstellen, annehmen und voraiden lassen ader briefliche urkunden nicht einlegen, der sal mit seiner aufgelegten ader angemasten beweis darmit fellig sein und ferner nicht zugelassen werden [Seite 126]

Art. V. Wen die vorseumnis nicht vom part, sonder vom richter darflusse.

Wo aber der zeugenfuhrer in gepurlicher zeit bei richter ader commissarien mit einprengung seiner beweisartikel umb termin, sein beweis zu volfuhren, ansuchung tete und der richter ader commissarius ine mit den termin aufzoge und binnen obernanter zeit keinem termin ader aber ein termin nach gepurlicher zeit ernennete, alsdan sal der zeugenfuhrer, das er mit seinen einbrengen und ansuchen in gepurliche rechtsfrist seinen vleis getan und das er durch den richter ader commissarien vorzogen, bezeugen und solchs bei die acta durch den notarien registriren lassen und sal darmit bei seiner beweis pleiben.

Welcher aber solche protestation nicht tun wurde, der sal seiner beweis fellig sein, er könte dann beweisen, das er seinen geburlichen fleis getan und der mangel an ihme nicht gestanden were.

Art. VI. Welche personen nicht zeugen mögen.

Zu recht seint volgende personen in zeugnis vorworfen und sollen nicht zugelassen werden, nemlich unmundige, sinlose, meinaidige, bennische und geaichte anruchtige und andere in rechten benant.

Art. VII. Zeigenaid.

Ich, N, schwere, das ich in sachen, darumb ich furgestelt, die rechte, [Seite 127] lautere warheit unvormenget für beide part, sovil mir der sachen wißlich ist, sagen wil, das nicht anders tuen nach lassen umb freundschaft, feintschaft, gunst, neid, gabe ader genis willen, als helf mir gott.

Art. VIII. Kein zeuge ist in seiner ausage begleubt ahne den aid.

Ein jeder, der zu zeugen furgestellet und angenomen wirdet, sol den eid in obvorleibter form tuen. Dan ahne das ist keines zeugen ausage (!) zu recht creftig; er wurde dan des aids durch beide part erlassen, das also in beider part wilkur stehet.

Art. IX. Wie man die zeugen kuntschaft zu geben zwingen mag.

Welcher sich der warheit zeugnis zu geben wegert und, so er geladen, nicht vorkommet, den sollen die gerichtshelder bei pena 20 fl zeugnis zu geben zwingen.

Art. X. Kein undinstliche, nicht relevirent weisartikel und interrogatoria zuzulassen und von examen.

Die gerichtshelder sollen darauf achtung geben, das die part kein weitleuftige, undinstliche und nicht erhebliche beweisartikel und fragestuck ubergeben, und, wo sie das befunden, dieselb ubergehen und die zeugen einen hinter den andern uf die zugelassene mit allem fleis examiniren, befragen und vorhören, auch ihre aussage von ihrem munde durch einen vorstendigen notarien ordentlich vorzeichnen lassen. Dan darauf stehet der part gewin und vorlust; darumb ist vorsichtigkeit und guter vleis von nöten.

Art. XI. Von eröffnung des zeugnis und der part disputation daruf.

Wen die zeugen alle vorhöret und der notarius das register vorfertiget hat, sal der gerichtshelder beide parte zu eröffnung desselben gepurlich citiren und auf ernanten termin in ihrer gegenwart das zeugnis eröffnen, den teilen auf ihr begeren apschrif darvon zustellen. [Seite 128]

Die mögen alsdan ihre disputation darauf von 14 tagen zu 14 tagen, vom tage empfangener copien zu rechnen, einprengen und jeder teil mit zweien setzen beschließen.

Titel IX. Von heimschiebung und laistung der aide, hat VIII artikel.

Art. I. Cleger mag beclagten auf sein gewissen schuldigen.

Welcher cleger seiner beweis apstehen wil, der mag den antworter die clage in ader uf seine gewissen stellen.

Art. II. Wen die beschuldigung aufs gewissen getan werden sal.

Welcher cleger dem antworter seine clage ufs gewissen stellen wil, der sal es obgemelt vor wirklicher bestellung der gewehr tun. Dan darnach sal er damit nicht zugelassen werden. [Seite 129]

Art. III. Ein antworter mag sich des zugeschobenen aides entreden.

Darauf sal dem antworter freistehen, wo er kan ader wil, sich desselben eides mit rechtmeßiger schutzwehr zu entladen ader seine gewissen mit rechtmeßiger beweisung zu vortreten, ader aber dem cleger demselben aid wiederumb heimzuschieben, den auch alsdan clegere auf sich nehmen und bei vorlust der sachen volfuhren mus.

Art. IIII. Der beclagte mag dem cleger den aid fur geferde deferiren.

Wen cleger den beclagten auf sein gewissen geschuldiget und beclagter den zugeschobenen aid volfuhren ader dem cleger wider zuschieben wil, alsdan mag er dem cleger auch den aid fur geferde zu tuen deferiren. Und welcher cleger dene zu schweren sich widerte ader in gepurlicher [Seite 130] frist ohne ehaft nicht laistet, der sal der sachen vorlustig und beclagter ledig erkant werden.

Art. V. Die eide sollen die part aigener person laisten.

Welchem ein aid zu schweren rechtlich aufgelegt, der sol denselben mit sein selbst hand und mund volfuhren und sal keinem ein aid durch ein andern zu schweren vorstatet werden.

Art. VI. In was zeit die aide vorifuhret werden und wie sich die part dorinnen halten sollen.

Die aide, so den parten gerichtlich zuerkant und aufgeleget werden, sollen sie zum nehisten dinge zu volfuren schuldig sein, dergestalt:
Welcher part den aid laisten sol, der sal das widerteil, denselben von ihme anzunehmen, citiren lassen.
Wo nun der part, so den aid laisten sol, ufs nehiste gericht furkommet, den aid zu laisten sich erpeutet und aber das widerteil ungehorsam außenpleibet, so sal der gehorsam part uf sein ansuchung des aides ledig gezelet und die sachen in maßen, als ap der eid geleistet sei, geörtert werden.
Pliebe aber der part, der den aid volziehen sal, ungehorsam außen und das ander part erschien gehorsam, so sal der ungehorsam part aufs gehorsamen anrufung der sache vorteilet werden.

Art. VII. Welcher part am ersten schweren sall.

Und sal hirinnen der cleger, dem der aid fur geferde im falle, wie obsteht, deferirt und zuerkant, denselben aid am ersten, darnach beclagter seinen aufgelegten aid zu volfuhren schuldig sein, bei pena als oben vorleipt.

Art. 8. Wes die gerichtshelder im falle, do es zu volfuren der eide gelangt, sich halten sollen.

Dieweil aber auf zulassung sechsischer recht die heimschiebung der [Seite 131] eide fast gemein und sehr gebraucht und doch zu besorgen, das es nimmer oder ja selten ohne meineid entweder des schwerers oder aber des heimschiebers oder beider part halben ergehet, so wil dem richterlichen ambt geburen, in solchen fellen sonders aufsehen zu haben, damit meineid sovil möglich vorhuetet werden. Darumb sollen die gerichtshelder in den fellen, do es dohin gereicht, das gerichtliche eid geleistet sollen werden, ein jedes part insonderheit mit grosem ernst vor dem meineide verwahren. Dann nachdem gott unser vater dene, der seinen namen nur unnutzlich gebraucht, ungestraft nicht wil lassen, vielweniger wird er des, so bei seinem namen falsch schweret oder einen andern ein falschen eid zu leisten mußiget, verschonen. Deshalb sol nicht allein der, so den eid leisten will, freundlich gebeten, auch ernstlich ermahnet werden, sich wol zu bedenken, das er nicht falsch schwere, sonder es mus auch der heimschieber des eides des mit allem vleis verwarnet werden, dann ihme stehet nicht weniger, ja mehr gefahr drauf dann dem schwerer. Und wo er weis, das der qegner, dem er den eid zugeschoben, falsch schweren wurde, da ursachte er nicht allein denselben zu ewiger verdamnus seiner sele, sonder er verdammet auch seine eigene sele, indem das er zum meineid ursach gibt. Weis er aber, das er recht schweret, so verdammet er abermals seine eigene sele, das er den eid ohne not ursacht, do doch der falschschwerer nur seine sele verdammet. Deshalb ist es ganz fehrlich und wohl zu bedenken.

Titel X. Von urtailen, hat IIII artikel.

Art. I. Die gerichtsvorwalter mögen die urteil selbst fassen.

Wen die part zum urteil beschlossen, alsdan mögen die gerichtshelter sampt ihren schöppen, ap sie wollen und es zu tun wissen, beider [Seite 132] part einprachte gesetze mit allem vleis horen lesen und sich nach gnugsam zeitigem ratschlage eins urteils vorgleichen, aufs papir brengen und vorsiegeln.

Art. II. Wo die sache den gerichtsheldern zu schwer, da sollen und mögen sie die acta umb rechtsbelernung vorschicken.

Were aber die sache etwas wichtig, also das die gerichtshelder kein urteil darinnen wissen zu fassen, dan mögen und sollen sie der part einprachte acta, die in beisein beider part collationirt und rotulirt, auf beider part gleiche kost an einem unvordechtigen schöppenstul umb rechtsbelehrunge vorschicken.

Art. III. Wes sich die gerichtshelder mit der rechtsbelernung halten sollen.

Wo nun die rechtsbelernung wieder ankommen, so sollen die gerichtshelter uf erforderung des stadtvoigts ader schultheis zusammenkommen, dieselb erprechen und anhören und, wo sie befunden, das die den acta und rechten gemes, umschreiben, auf ihren namen stellen und mit dem gerichtssiegel vorwahren lassen.

Wo aber befunden, das etwo den acta und rechten ungemes gesprochen, da sollen sie die acta und belernung aufs gerichts und nicht der part kost beneben ihrem bedenken wiederumb an vorigen schoppenstul vorschicken mit bit, der sachen ferner nachzudenken und ir gemut zu eröffenen.

Wen auch die sache wichtig ader etwo ein vordacht in der rechtsbelernung gespuret wurde, da sol man den handel etwo an zween ader an ein andern unvordechtigen schöppenstul vorschicken. Dan es wil [Seite 133] den gerichtsheltern zu errettung ihrer gewissen hoch vonnöten sein, den fleis bei den sachen zu tuen, darmit nimands beforteilet werde.

Art. IIII. Von eröffnung der urteil.

Wenn nun ein urteil gefertiget, so sollen beide part zu eröffnung desselbigen gepurlich citirt werden und also in ihrer beider kegenwart ader eins teils ungehorsam durch den gerichtsnotarien eröffent und sitzend gelesen, darnach jar, dag und stunde der eröffnung mit andern gewonlichem umbstenden darauf registrirt und vorleibt, auch den parten uf ihren begeren apschrift und rechtlich bedenkzeit, als zehen dage, gegeben werden.

Titel XI. Von leuterung, hat III art.

Art. I. In was zeit ein leuterung einpracht und wie dorinnen procedirt sal werden.

Welcher an einem gesprochen urteil beschwerung truge und [Seite 134] vormeinte, das er wider recht und unbillich beschweret, der sal macht und recht haben, eine schriftliche leuterung binnen 10 tagen, von der stunde eröffentens urteils an zu rechnen, bei den gerichten einzuprengen. Darvon sol dem kegenteil copien ufs leuters kost zugestellet und vierzehen tage, seine kegennotturft schriftlich einzuprengen, vorstattet werden; und sollen also itzliches part dieses valles mit zweien setzen, von 14 tagen zu 14 tagen einzuprengen, zum urtail beschließen

Art. 2. Welche leuterung zugelassen sollen werden.

Allein auf gesprochene heupturteil sol zu leutern verstattet und angenommen werden, und darmit sollen leuterung auf beiurteil abgeschniten sein. Es were dann, das ein beiurteil einen teil an der heuptsachen ein beschwerung zufuegte, die volgents nicht widerzubringen, in deme falle sol auf beiurteil zu leutern verstattet werden.

Art. II. Von oberleuterung.

Die oberleuterung sal keinen part einzuprengen vorstatet werden; er willige dann, wo ihme das urteil darauf apfallen wurde, das er seinem kegenteil die expens, so ihme darauf gelaufen, erstatten wolle. Und auf den val sal wie in der leuterung volfaren werden. [Seite 135]

Titel XII. Von appellation und berufung, hat VII artikel.

Art. I. In was zeit die appellation getan sol werden.

Welcher von gesprochen urtailen ader vormeinter beschwerung, so ihme in ader außer gerichts begegnet möchten sein ader gedrauet weren, appelliren und sich berufen wil, der sal dieselb vormöge der recht binnen 10 tagen, von der stunde eröffenten urteils oder auferlegter beschwerde zu rechnen, in schriften tun und dem richter a quo gepurlich uberantworten. Der sal solche schrift ufs appellanten bit uf sein recht und unrecht annehmen, die stunde, tag und jar, wie die einpracht ist, darauf vorzeichnen lassen. Darmit sol gleichwohl mundliche appellation auf unverwanten fus in seinem valle zu tun nicht verboten, sonder zugelassen sein.

Art. II. In was zeit die apostel gesucht sollen werden.

Darnach sal der appellant, vom dage eroffentes Urteils zu rechen, binnen den nehisten dreißig dagen den richter, von dem er appellirt, umb apostel und abschiedesbrief mit gepurlichem vleis ansuchen. Die sal ihme auch der richter nach gelegenheit der sachen zu geben vorpflichtet sein.

Art. III. Wan der appellant fur den richter nicht kommen könte.

Welcher appellant den richter, in gepurlicher zeit seine appellation vor ihme zu tun ader apostel von ihme zu bitten, nicht haben ader die apostel nicht erlangen könte, der mag die appellation vor einen notarien und zweien zeugen tun, auch von ihme apostolos testimoniales pitten und sal darmit vorkommen sein. [Seite 136]

Art. IIII. In was frist die Inhibition sal auspracht und geantwortet werden.

Und volgent sal appellant vom tage erlangeter aposteln binnen zweien monden seine appellation an obern richter prengen und, das dieselb angenomen sei, vom obern richter urkunde, inhibition und compulsorial uf die acta erster instanz ausprengen und dem richter a quo zu uberantworten schuldig sein.

Art. V. In was frist die appellation justificirt sal werden.

Ernach sal der appellant seine eingeworfene appellation, vom dage getaner appellation zu rechen, binnen 6 monaten vor dem obern richter ader gegebnem commissarien zu justificiren und rechtfertigen vorpflichtet sein. Und sollen in diesem und obvorleiptem valle dreißig dage für ein monat gerechent werden.

Art. VI. Von strafe des seumigen appellanten.

Welcher appellant aber in einem ader mehr dieser formalien ahne erhebliche ursachen ader aus seiner lassigkeit seumig befunden, des appellation sal nichtig, erloschen und gefallen sein. Und der richter a quo sal uf anlangen des appellanten parts in der sachen nach gelegenheit vorfahren.

Art. VII. Das kein appellation von beiurteilen zugelassen sal werden.

Wen in sachen beiurteil gesprochen, so sal kein appellation darwider angenommen nach zugelassen werden; es were dan, das dasselb beiurteil ein solche beschwerung mit sich prechte, die dem part an der heuptsachen nachteilig und furder nicht herwider zu brengen were. [Seite 137]

Titel XIII. Von expens ader gerichtskoste, hat V artikel.

Art. I. Wie das gewinnent part sein expens angeben sall.

Wen ein part in expens ader gerichtskost gerichtlich condemnirt ader vorteilet worden ist, so sal das gewinnent part seine ausgabe, uf die sache gewendet, ordentlich und unterschidlich von stuck zu stuck vorzeichent dem stadvoigt ader schultes zustellen und uberantworten.

Art. II. Von tax der expens.

Die gerichtsvorwalter sampt iren zugetanen schöppen sollen alsdan die zettel der expens fleißig ubersehen, und was sie befinden, das notturftige expens vorzeichent, die sollen sie pleiben lassen. Was aber unnotturftige ader ubermeßige expens weren, sollen sie nach gelegenheit der sachen entweder gar ubergehen ader uf ein billiche summen taxiren und meßigen.

Art. III. Welches notturftige expens seint.

Das gelt, welches der part fur citation den gerichts- ader stadschreiber, clage und andere gesetze zu schreiben ader zu lesen, item von vorgepoten und citation, urteilgelt, botenlohn ufs urteil und citation, advocaten-, procuratorsold (doch uf ernach vorleipte maße), auf vorfuhrt zeugnis und dero kost, helfgeld und derogleichen ausgeben hette, sollen als necessarie expens geachtet und vor foll stehn pleiben.

Art. IIII. Was unnotturftige ader ubermeßige expens genant.

Das gelt, so einer advocaten, procuratoren ader redner uber ader wider volgende unser ordnung ausgegeben, sal ganz ubergangen werden, es were dann die sache an ihr selbst so gros, wichtig ader schwer daraus apzunehmen, das dem part etwas dapfers über die ordnung daraufgegangen, in dem falle sol ein pilliches einsehen getan; derogleichen sal es mit zerung und anderm, ahne das die sache geörtert hette mögen werden, auch gehalten werden. [Seite 138]

Art. V. Von aidlichem erteuren taxierter expens.

Wen die meßigung der expens den parten eröffent wurden, den sal der gewinnent part volgenden aid tun: Ich A schwere, das ich uf die kriegische sache, so zwischen mir und B geschwebt, sovil geldes, als die taxa mitprenget, und daruber ausgeben habe und noch ausgeben mus, als mir got helfe etc.

Nach geleistem aide sal die taxirte expens zur heuptsumma geschlagen und der vorlustig part dieselb beneben der heuptsumma zu bezalen geweiset ader in mangel dero die hulf wider ihne getan werden.

Titel XIIII. Von zalung ader ausrichtung des, das ein part mit gericht erlanget.

Welcher durch ein endeurteil, das seine kraft erreichet hat, vorteilet worden ist, der sal vorpflichtet sein, dasjenige, darein er vorteilet ist, sampt taxirten expens (ap er in die auch vorteilet) dem gewinnendem part in 14 dagen unseumlich zu bezalen und wirkliche volziehung ader ausrichtung zu tuen.

Und sollen diese frist der 14 dage von dem dage an, als das urteil in sein kraft gegangen, gerechent werden.

Titel XV. Von execution ader hilf, hat XXII artikel.

Art. I. Wen die hilf getan sal werden.

Wurde aber das vorlirent teil dem gewinnenden binnen ernanter zeit wirkliche volle zalung, volziehung ader ausrichtung nicht tuen, so sal dem obsiegenden teil auf sein gepurlich ansuchen auf den dritten tage nach ausgange der 14 dage die execution ader hilfe wider das vorteilte part ader seine guter wirklich getan und beiden parten derselb tag darzu wie gepurlich ernent und angekundiget werden. [Seite 139]

Art. II. Die hulf sal zum ersten zu beweglichen gutern getan werden.

Erstlich sal die hulf in personlichen clagen zu des schuldigers ader vorteileten aigenen beweglichen gutern, varender habe und hausrate, getan werden: als do ist parschaft, zinen, messig und kupfern gefeß, betgewendig und leinen geret, kleider, kleinheit, vihe als pferde, ochsen, kue, schaf, schwein und derogleichen.

Art. III. Das zu der varnus, daran einem seine tegliche unterhalt stehet, ahne ursach nicht sal vorholfen werden.

Es sal auch in der hulf, so auf varende hab getan, diese aufachtung gegeben werden, das die hilf zu den gutern, daran dem schuldiger an seiner deglichen enthalt und nahrung gelegen, am wenigstem apgehe und nicht zu deme, ahne das er mit weib, kindern und gesinde sich nicht enthalten konte, getan werde.

Als wen man zu einem furmann helfen wolte, sal die hulf nicht zu seinem wagen und pferden und geschirre getan werden. Item wen [Seite 140] man wider einen tuchscherer helfen wolte, sal zu seinen gewantscheren, darmit er sein handwerk treiben und seine nahrung erwerben mus, nicht vorholfen werden.

Es were dan sonsten nichts ader aber nicht genug vorhanden, dazu man vorhelfen konte; dan in solchen valle kan diese satzung nicht statfinden.

Art. IIII. Darnach zu unbeweglichen gutern die hulfe zu tuen.

Zum andern, wo nun dieselben beweglichen guter zu voller zalung nicht rechen ader aber keine behanden weren, alsdan sal die hulf wider die unbeweglichen gutere, so des vorteilten aigen seint, als zu seinem hause und hof, garten, ecker, wiesen und derogleichen, getan werden.

Art. V. Volgend zu seinen schulden.

Zum dritten, wo aber auch kein unbewegliche guter vorhanden ader aber zu voller zalung nicht gereicheten, alsdan, wo der vorteilete bei andern leuten schulden stehen hette, so sal die hulf zu denselbigen schuldigern getan werden, nemlich und also: dieselben schuldiger sollen vorgefodert und ihnen von recht und gerichts wegen befolen und gepoten werden, das ir jeder seine schulden, darmit er dem vorteileten vorhaft, nicht demselbigen seinem glaubiger, sonder dem, an den er geweiset, auf zeit und frist, wie er sich vorpflichtet und gewilliget hat, zalen wolle, bei der hulf.

Art. VI. Von strafe eines schuldigers, der wider diesen befehl handelte.

Wurde aber einicher schuldiger, dem also durch dies gericht kuntlich aufgeleget were, die zalung seines glaubigers einem andern zu tun, dieselb weisung vorachten und die zalung auf ein ader mehr friste einem anderm, dan an den er, wie obstehet, geweiset, tun, so sal derselb schuldiger, ungeachtet das er die zalung einem andern getan, dieselb zalung dem, an den er, wie obstehet, geweiset, auch tuen und in mangel dero wider ihne vorholfen werden. Daruber sal derselb fur geleisteten [Seite 141] ungehorsam den gerichten 1 gut ßo zu penfal geben ader aber acht tage in gehorsam sitzen.

Art. VII. Von hilf wider die person des schuldigers.

Zum vierden, wo aber der vorteilete ader uberwunden part kein beweglich nach unbeweglich guter, auch keine schulden außenstehen hette, ader wo er dieselb hette und doch nicht zu voller zalung ader ausrichtung recheten, auch kein caution ader furstand, die zalung auf leidliche frist zu tuen, bestellen konte, alsdan und sonsten nicht sal die hilf wider des uberwundenen schuldigers person getan werden mit der mas, wie volget.

Art. VIII. Wie es mit der personen, zu dero verholfen, kegen dem einlendischen glaubiger gehalten sal werden.

Were aber der glaubiger ader obsieger in unser gnedigsten und gnedigen hern, der chur- und fürsten zu Sachsen landen, gepieten und obrigkeit unbeweglich besessen, so sal ihme die vorholfen person an seine hand gegeben werden. Die mag er mit fessern spannen und mit ihm im anheim nehmen, zu zimlicher arbeit geprauchen. auch mit zimlicher notturft essens und trinkens gleich andern seinen eingesinde, arbeitern und dinstboten vorsorgen.

Art. IX. Der glaubiger sal sich vorpflichten, die person nicht unpfleglich zu halten.

Dem glaubiger, dem also ein person mit ihme von hinnen zu nehmen vorholfen, der sal sich zuvor vorpflichten und vorschreiben, wo er die person unpfleglich halten, fursetzig ader mutwillig in schaden seins gesunts ader lebens furen wurde, derselben person ader dero erben deshalb gepurlichs rechtens vor uns zu sein und, was ihme rechtlich aufgelegt, zu erfolgen. [Seite 142]

Art. X. Wie lang der glaubiger die vorholfen person halten mag.

Der glaubiger mag die vorholfen person in gestalt, wie obstehet, halten, bis solang er ime die schulden, darumb wider sein person vorholfen ist, apgearbeit ader ihne sonsten darumb willen gemacht hat.

Art. XI. Wie der vorholfen person arbeit estimirt sal werden.

Und sal dieses valles die arbeit der vorholfen person in der gestalt und mas estimirt, gewirdert und geachtet werden, was und wiviel man desselben orts, da die vorholfen person ist, einem, der gleiche arbeit kann und tut, zu geben pfleget.

Art. XII. Wes der glaubiger mit der vorholfen person, die ihme ausrichtung ader zalung getan, sich halten sal.

Wan nun die vorholfene person die summa, darumb die hulf getan, dem glaubiger mit der arbeit, wie obstehet, vorgnuget ader im in andere wege willen gemacht hette, alsdan sal der glaubiger vorpflichtet sein, die person wieder alhier fur dem rate ader gericht einzustellen. Die sal alsdan ledig gesprochen, auch der glaubiger gnug getan haben und im sein vorschreibung zu handen gestellet werden.

Es were dann, das die vorholfene person alters ader schwacheit halben anhero nicht kommen könte. In dem falle sal er die vorholfene person an dem orte, da er heuslich wohnet, vor rate ader gericht prengen und daselb ledig zelen. [Seite 143]

Art. XIII. Wie es mit der vorholfen person kegen einem einlendischen unbesessenem, auch einem auslendischen glaubiger gehalten sal werden.

Were aber der glaubiger ader obsiegent person im chur- und furstentumb zu Sachsen nicht unbeweglich ader aber außer derselben besessen ader unbesessen, so sal ihme die vorholfene person mit sich aus diesen gerichten zu fuhren nicht vorstattet, sonder auf sein begeren in die schultkammer alhie eingezogen und gehalten werden.

Art. XIIII. Wie die person dieses valles gehalten werden sal.

In diesem val sal der glaubiger vorpflichtet sein, der eingezogene persone einen jeden tag 6 deutsche ₰ zu seiner unterhalt und dan dem gerichtsknechte, so ihm sein notturft zuprenget, einen jeden tag und nacht 2 ₰ und daruber nichts zu geben schuldig sein.

Art. XV. Wen der glaubiger mit der atzung seumig wurde.

Wurde aber der glaubiger, uf des ansuchen die person dermaßen eingezogen, mit rechung des leibes notturft, wie obstehet, zwen tage vorziehen und ihme nichts geben, dan sol, uf des gefangenen beger, des glaubigers (so zwue tagereis ader dorunter von hinnen wohnet) oberkeit solches schriftlich angezeiget werden mit bit, solchs den iren anzukundigen mit vorwahrung, wo er ihme im nehisten zween tagen nach der ankundigung seine notdurft, wie obstehet, zu raichen seumig seien und vorziehen wurde, das der gefangene darauf ledig gelassen solle werden. [Seite 144]

Art. XVI. Wo der glaubiger uber zwue tagereis von hinnen entsessen.

Wen aber der glaubiger uber zwue dagereis von hinnen wohnete, so sal dieser termin nach ferne des weges erstrecket werden.

Art. XVII. Dem glaubiger sal diese ankundigung in seine wohnung getan werden.

Und sal dieses valles gnug sein, das dem glaubiger diese ankundigung in sein gewonlich behausung geschihet, ungeachtet ap er desmals an andern enden were ader wohnete.

Art. XVIII. Wie lang die vorholfen person also gehalten möge werden.

Es sal aber die eingezogene person mit dem sitzen ader einziehen, wie lang auch das wehrete, die schulden nicht bezalen, sonder also gehalten werden, / bis solang sie den glaubiger vorgnugt ader auf ander zimliche wege sich von ime entwirket.

Art. XIX. Wen die person, wider die uf obverleipte beide felle geholfen, entwurde.

Ap auch die person, die also dem glaubiger an seine hand gegeben ader aber in die schultkammer genomen, sich in die flucht begebe und entwurde, so sal dem glaubiger nichts weniger sein recht wider diselbige person, wo er die anzutreffen weis, vorbehalten sein.

Art. XX. Von hulf umbe liedlohn.

Wo die schulden, darumb geclagt, von vordinten liedlon erwachsen und erweiset ader bekant were, daruber sal die hulf bei sonnenschein ergehen und entlich ausrichtung getan werden. [Seite 145]

Art. 21. Umb was schulden ein fron helfen mag.

Wan die schulden, darumb die huelf gesucht ist, 20 silbern groschen oder darunter anlanget, so sol und mag der gerichtsfron die huelf tuen, doch uf maß, wie oben gemeldet.

Art. 22. Von der huelf in dinglichen clagen.

Do aber die clage dinglich were, als do uf ein haus, acker, garten oder uf ein ander gut geclagt were, do sol die erlangte huelf auf und in das geclagte gut getan werden.

Titel XVI. Von cession der gutere.

Art. I. Der schuldiger soll sich der hulf mit der cession nicht schutzen.

Hirmit sal kein cession, vorlassung ader ubergab des schuldigers gutere, den gleubigern zu tun und sich darmit der hulf zu seinen gutern ader person, wie obstehet, zu erwehren, zugelassen, sonder apgestrickt sein; es were dan, das die gutere, deren der schuldiger aptreten wolte, zur vollen zalung genugsam ader aber die gleubiger alle dieselb cession freiwillig annehmen wurden.

Titel XVII. Wie es mit den vorholfen gutern gehalten sal werden, hat XV art.

Art. I. Wie es mit lebendigen tiren, darzu vorholfen worden, gehalten sal werden.

Wen die hulf zu essenden pfanden, der man genießen mag, als zu [Seite 146] pferden, kuen und dergleichen getan ist, so sal der, dem also dar zu vorholfen, dasselb bei sonnenschein in sein gewarsam nehmen, desselben seiner art nach zimlich geprauchen und genießen, auch gepurlich futtern.

Art. II. In was frist der schultman sein viehe wieder lösen muge.

Wo nun der schuldiger binnen 14 tagen den nehisten, von getaner hilf zu rechnen, die heuptsumma ader schult sampt den taxirten expens bar bezalen, so sal ihme sein vorholfen viehe sobald wiederumb zugestellet und dem cleger die futterung kegen der nutzung vorgleicht seint und nicht bezalet, auch die nutzung an der hauptsumme nicht abgekürzt werden.

Art. III. Wen das viehe, darzu vorholfen, kein nutz gibt.

Were aber das vorholfene viehe also getan, das der glaubiger des nichts genießen nach geprauchen konte und doch futtern muste, als ochsen, geldeviehe und derogleichen, dan sol der schuldiger zu der hauptsumma und gerichtskost auch die atzung nach zimlicher meßigung der gericht in obvorleipter zeit par erlegen und darauf das viehe wider zu sich nehmen.

Art. IIII. Wen der schuldiger das viehe nicht lösete.

Wurde aber der schuldiger das vorholfen viehe binnen 14 tagen mit erlegung der heuptsumma und anderm, wie obstehet, nicht lösen, alsdah sal dasselb viehe, was es dieselbige zeit ungeferlich wirdig ist, durch die gericht taxirt und geschätzt, auch dem, so dazu vorholfen, umb die taxirte summa zu ablegung der schulden aigendumlich pleiben und der schuldiger keine forderung nach gerechtigkeit mehr darzu haben. [Seite 147]

Art. V. Wen das vorholfen vihe sturbe.

Sturbe aber das vorholfene vihe binnen den 14 dagen, ehe es gewirdert und dem glaubiger aigendumlich zugestellet, aus des glaubigers ader seines gesindes schult, vorursachen ader vorwarlosung, so sal es den glaubiger nach wirderung, wie es 14 dage zuvor ungeferlich zu estimiren gewesen, an seiner summa apgehen.

Sturbe es aber binnen ernanter zeit ahne des glaubigers und der seinen schuld ader vorwarlosung, so sal es dem schuldiger apgehen und die hulf nichtsweniger zu andern seinen gutern getan werden.

Art. VI. Wie es mit vorholfenen beweglichen gutern außerhalb lebendiger tir gehalten sal werden.

Wen die hulf zu varender habe ader beweglichen gutern, die nicht lebendige tier sein, getan, so sal der glaubiger dieselb guter auf drei die nehisten gericht durch den fronen ausgepieten lassen. Und were am meisten darvir geben wurde, dem sollen die uf mas, wie hernach vorleipt, volgen.

Wo aber binnen solcher zeit niemands dieselb kaufen wurde, alsdan sollen die gericht dieselbe estimiren, taxiren und wirdern und alsdann dem glaubiger umb die taxirte summa zustellen.

Art. VII. In was zeit und maß der schuldiger wiederumb zu denselben gutern gelassen werden sall.

Wurde der schuldiger vor ergangner schatzung ader darnach in nehisten 14 dagen furkommen, dem glaubiger die heuptsumma und ausgewendete unkost par erlegen, so sal ihme die vorholfene war wiederumb zugestellet werden.

Do aber der beclagte benante zeit vorfließen liese, so sol die verholfene fahrende habe dem glaubiger eigentumblich bleiben und der schuldiger keinen zutrit mehr darzu haben. [Seite 148]

Art. VIII. Wie es mit den vorholfen unbeweglichen gutern gehalten werden sall.

Were aber die hulf zu unbeweglichen gutern (als seint haus und hof, acker, wiesen, garten) getan, so sal der glaubiger das vorholfene gut die nehisten drei gericht ausbieten lassen. Und wer alsdan am meisten darumb zu geben beutet, dem sals in sein besitz uf volgende maß zugestellet werden.

So aber niemands dieselben guter zu keufen binnen ernanter zeit sich angeben wurde, alsdan sollen dieselb gutere dem glaubiger zu dem dritten gerichte in sein besitz eingetan werden. Der mag alsdann derselben gutere gewonlicherweise zu seinem besten genießen und geprauchen.

Art. IX. In was zeit der schuldiger zu den vorholfen unbeweglichen gutern sal zugelassen werden.

Wo nun der schuldiger ader aber desselben nehisten erben binnen eines jares vom dage ergangener hulfe die heuptsumma sampt der unkost, darumb zu seinem gute vorholfen, par zalete, so sal ihme das vorholfene gut wiederumb apgetreten und eingereumet werden.

Art. X. Wie es mit ausgewanter unkost gehalten sal werden.

Hette der glaubiger, dem zum gut vorholfen, ader ein ander, dem es, wie obgemeldet, gerichtlich eingetan worden, auf seine unkost notturftige ader nutzliche gebeude oder arbeit ufs vorholfen gut gewendet ader sonst notwendige ausgaeb zu erhaltung des gutes getan, so sal der schuldiger vorpflichtet sein, ime ehe, dan er des guts aptritt, diselb arbeit und ausgeleget gelt nach erkentnis der gericht auch zu erstatten.

Weren aber unnotdurftige ausgaben oder gebeude getan, dar durch das verholfene gut nicht gebessert, sonder allein vielleicht zu des besitzers lust, die sol der schuldiger zu erstatten nicht verpflicht sein. [Seite 149]

Art. XI. Von fruchten und andern nutzungen des vorholfen guts.

Alle fruchte, so der glaubiger uf sein kost, arbeit ader vleis uf den vorholfen gut erbauet ader gezeuget hat, die sollen ime in alle wege volgen und pleiben, auch ungeachtet ap die vom grunde noch nicht gesundert.

Wo auch der schuldiger, wider dene zu unbeweglichen gutern vorholfen, auf demselben vorholfen gut mit seiner arbeit und auf sein kost fruchte erbauet hette, die in zeit getaner hilf noch ufin grunde unapgesundert stunden, und dan der schuldiger das gut ehe, dan dieselb fruchte apgesondert worden, wieder zu sich erlösete, dan sollen dieselb fruchte auf beider part, glaubigers und schuldigers, gleiche unkost von dem poden gesundert und gleich unter sie geteilet werden. Weren aber solche fruchte ehe, dan die ablösung getan, durch den glaubiger vom grunde apgesondert (doch nicht zu ungewonlicher zeit und ehe die reif worden), so sollen sie dem gleubiger allein pleiben.

Weren es aber solche fruchte, die ahne menschliche arbeit ader vleis gewachsen und noch ufin grunde stunden, die sal der glaubiger im falle, do der schuldiger ime binnen jarsfrist ausrichtung getan, mit dem schuldiger zu gleich teilen. Der sal auch gleiche unkost, so zu einprengung derselben gehen wurde, erlegen. Hette aber auch der glaubiger in diesen nehisten falle die selbwachsende fruchte albereit auf gewonliche zeit von dem grunde, darauf sie erwachsen, apgesondert und in seine vorwahrung genommen, so sollen sie ihmen auch alleine pleiben.

Art. XII. Wen der schuldiger das unbeweglich gut binnen jarsfrist nicht zu sich prechte.

Do aber der schuldiger das vorholfene gut in maßen, wie oben gemeldet, binnen jarsfrist nicht erledigen nach an sich prengen wurde, alsdan sal das vorholfen gut nach billigkeit und in maßen, wie ernach [Seite 150] unterm titel von schatzung zu befinden, estimirt, taxirt, geschatzt und gewirdet, auch dem glaubiger umb die taxirte summa als sein aigentumb, darmit seines gevallens zu tuen und lassen, ein- und ubergeben werden; und der vorige besitzer ader schuldeman sal doan gar kein ferner gerechtigkeit haben; es were dan ubermas doan.

Und in diesem falle sollen alle fruchte, wie die genant, nichts ausgeschlossen, dem glaubiger als ein apnutzung pleiben und an der schulden in der tax nicht apgezogen werden, doch mit der maß, wie im volgenden 15. artikel gemeldet. Gleichergestalt sol es auch gegen dem, der solchs gut erkauft hette, gehalten werden.

Art. XIII. Wen das vorholfen gut zu voller zalung nicht gnug.

Wan ein glaubiger seine erstanden schulden und unkost nach vormöge getaner tax und wirderung auf dem vorholfen gut nicht volkumlich erlangen könte, sonder ime etwas ferner ausstendig pliebe, dan sal mit ferner hulf zu andern des schuldigers gutern bis zu voller zalung nachgefolget werden; es hette dann der gleubiger das verholfene gut zu voller gnuge angenommen. Dann in solchem falle sol die nachfolge verbleiben, und mag der gleubiger den schaden ihme selbst zumessen.

Art. XIIII. Wo das vorholfen gut die schulde ubertreffe.

Wurde aber das vorholfen gut vormöge getaner schatzung die summa der schulden umb 100 fl ader darunter ubertreten und also uber die zalung zum uberlauf bleiben, so sal der, dem darzu vorholfen ader der das erkauft, denselben uberlaufe binnen jar und tag, nachdem im das gut eigendumlich eingetan, bezalen. Were aber die ubermas mehr dan 100 fl, so sal er allemal zu zalung 100 fl ein ganz jar frist haben. In mangel des sal wider ihne vorholfen werden. [Seite 151]

Artic. 15. Die fruchte sollen an der heuptsummen, doch mit einer mas abgezogen werden.

In allen obverleibten fellen, nemlichen do der schuldiger das verholfen gut wider an sich löset, sollen die abnutzungen oder fruchte des verholfen beweglichen oder unbeweglichen guts, so dem glaubiger uf maße, wie obstehet, zukommen, ihme an seiner heuptsummen nicht abgekurzet werden, sonder fur sein interesse bleiben, doch mit dieser maß, das die abnutzung uf einhundert gulden schulden funf gulden nicht ubertreffe. Dann was das gut zu abnutzung oder fruchten uber funf gulden auf einhundert gulden schulden tragen wurde, dieselb ubermas soll dem schuldiger zu gut gehen, also das der glaubiger in alle wege zum höchsten an funf gulden von einem hundert gulden als fur sein interesse begnugig sein soll. Und dermaßen sol es auch in schulden, die unter hundert gulden laufen, in achtung der funf gulden aufs hundert mit den fruchten oder abnutzungen gehalten werden und also die ubermaß dem schuldiger zu gut gehen. Do aber der schuldiger das gut, wie obstehet, nicht zu sich lösete, da sol er auch keinen zutritt zu den fruchten haben, sondern die sollen dem gleubiger oder keufer sampt dem gute bleiben.

Titel XVIII. Von helfgelde, hat II artikel.

Art. I. Wivil man zu helfgelde geben sall.

Wer hilf wider einen andern begert und haben wil, wo die summa geldes oder schulden unter 100 fl ist, der sal den gerichten allemal [Seite 152] von einem gulden 6 ₰ zu helfgelde zu geben vorpflichtet sein. Betreffe aber die summa 100 fl ader darueber, so sal von einen itzlichen gulden 4 ₰ zu helfgelt gegeben werden.

Art. II. Wer das helfgelt tragen sall.

Dieweil derjenige, wider den vorholfen, die unkost ursache, so ist auch billich, das er die unkost des helfgeldes trage und entrichte.

Titel XIX. Von der tax und schatzung umb vorholfene gutere.

Art. I. Wie die gutere geschatzt sollen werden.

Allerlei mispreuch, so dieses falles eingewachsen, apzuleihnen, sollen nun hinfuro die gutere, darzu vorholfen worden, nach gemeinem wert, und was sie in zeit der schatzung ungeferlich wirdig sein und par gelten möchten, taxirt und geschatzt werden, also das in dem keinem teil zu frommen ader nachteil, sonder unvordechtig, erbar und aufrichtig gehandelt werde.

Art. II. Die gerichte mögen in schatzungen der guter andere zu sich ziehen.

Wen die gerichtsvorwalter vorholfene guter schatzen wollen, so [Seite 153] mögen, sie umb besser bericht willen, auch vordacht apzuleihnen, andere, die der gutere, darzu vorholfen, guten vorstand haben und unvordechtig seint, zu sich ziehen, ir bedenken zu vornehmen.

Titel XX. Von der part rechtlichen gesetze, wie und in was zeit die furzubrengen, hat VI artikel.

Art. I. Die part mögen ire notturft mundlich ader schriftlich einprengen.

Die kriegische part sollen ire notturft mundlich furtragen und in gerichtsbuch vorleiben lassen.

Wolte aber ein ader beide part dieselb inschrift vorfasset einlegen, das sal auch zugelassen, dem kegenteil abschrift davon zugestellet und sein kegennotturft, aps ihme gelegen, sobald ader auf zeit, wie hernach vorleipt, darwider einzuprengen vorstatet werden.

Art. II. Die part sollen ire setze von 14 dagen zu 14 dagen einlegen.

Wen die part schriftliche setze einzuprengen willigen, so sal ein jedes part sein rechtsnotturft in 14 tagen (vom dage aufgerichter vorfassung ader empfangener des kegenteils schrift) einlegen. Und welcher part darmit ahne gnugsame ursachen seumig, sal ferner nicht zugelassen werden; er habe dann den gerichten 1 gut ßo zur pues erlegt; es were dan, das die part sich mit zulassen der gericht einer andern zeit vorgleichen.

Art. III. Die part sollen mit dreien setzen beschlißen.

Die streitige part sollen ein ider, wen sie ir notturft mundlich [Seite 154] ader schriftlich furprengen, zum mainsten nicht mehr dan drei setze tuen und darmit zum urteil beschlißen.

Art. IIII. Wen im letzten satze neuerung einpracht.

Es were dan im letzten satze etwas, so zuvor nicht erwittert und doan etwas gelegen, furpracht, in dem falle sal das kegenteil dieselb neuigkeit und sonst nichts zu vorlegen mit einem nachsatzen zugelassen werden.

Art. V. Die sachen sollen nicht weitleuftig, auch ahne injurien und schmahe furbracht werden.

Es sollen auch die part, desgleichen ire advocaten, procurator, sezer und redner allein der sachen notturft sonder vorgeblichen ader undinstlichen uberflus, auch mit zuchtiger erbarkeit sonder injurien und schmahe fur- und einprengen. Wider die ubertreter wil ein rate den gerichten gepurliche straf furbehalten haben.

Art. VI. Wen part lange mundliche gesetze einprengen, wie es gehalten sal werden.

Es traget sich etwo zu, das krigische part, so vor gehegten dinge ire notturft mundlich in die federn prengen, lange setze tuen und also die personen, so zum gericht vorordent, ahne alle frucht und not mit beschwerung und vordries darbei zu sitzen lange aufgehalten werden. Dem abzuhelfen, sollen hinfort die gerichtspersonen in den fellen, do lange setze von parten in die federn einpracht wurden, bis zu beschlus derselben im gericht sitzen zu pleiben nicht vorpunden sein. Sonder es sal den parten ein gerichtsschreiber zugegeben werden, der ir furbrengen bis zum beschlies registrire. Und mögen also die gerichtshelter, wo kein unten andere sachen vorhanden, gericht aufgeben und sampt den schoppen aufsten. Und sal dasselb der part einprengen anderst nicht, dan ap es vor gehegter dinkbank getan, creftig sein und geachtet werden. [Seite 155]

Titel XXI. Von advocaten, procuratorn ader rednern solt, hat III artikel.

Art. I. Was man einem procurator ader redner zu besoldung geben sol.

Die part, so ihre notturft nicht selbst noch durch gute freunde ahne besoldung, sonder durch die redner umb besoldung furprengen lassen, sollen auf ein gericht nicht mehr dan einen redner geprauchen, auch dem auf ein gericht, wen er allein einen satz tete, nicht mehr dan 7 gr, wo er aber zwen ader drei setze tuen wurde, nicht mehr dan 10 gr zu besoldung geben.

Art. II. Weniger zu geben ist unvorpoten.

Darmit aber sol den parten nicht vorboten sein, einen redner, ap er das an ihme haben kunde, weniger zu geben. Welcher aber mehr geben wurde, der sal die ubermaß im falle, do er die expens gewonne, verlieren; dan die sal in der tax ubergangen werden.

Art. III. Von advocaten besoldung.

Derogleichen sal dem part, so die expens zu recht gewonnen, fur ein jeden satz, den er einpracht, ufs höhist nicht mehr dan 1/2 fl taxirt geben (werden), ungeachtet ap er mehr ausgeben hette.

Es möchte aber auch die sache ader setze so wichtig, tapfer und gros ader so gering und schlecht sein, so machten und solten die gericht bei des advocaten und procurators besoldung halb ein mehrers ader wenigers zu taxiren haben. [Seite 156]

Titel XXII. Wie es mit Weibsbildern, unmundigen, sinlosen in rechtfertigung sal furgenomen werden, hat II artikel.

Art. I. Weibesbilder und unmundige etc. sollen in clagen kriegische vormunden haben.

Dieweil weibesbilder, unmundige kinder, sinlose, taube, stumme und andere, die inen selbst und iren sachen und gutern nicht vorstehen konnen, vor gericht zu stehen ungeschickt, derwegen wen dieselben personen jemands in clage zu nehmen hetten, sollen sie mit kriegischen vormunden vorsehen werden.

Art. II. Desgleich sollen sie zur antwort mit vormunden vorsehen werden.

Derogleich, ab jemands derselben personen eine mit recht furnehmen wolte, der sal (im falle, do dieselb person nicht bevormundet were) die mit kriegischen vormunden zu vorsehen pitten und alsdan dieselb vormunden sampt ihren bevolenen mundlein gepurlich citiren und in rechtliche clage nehmen. Ahne das sal keine furladung ader clage wider sie stat haben.

Titel XXIII. Wie es kegen denen, die umb schulden außer gericht geclagt, gehalten werden sal, hat III artikel.

Art. I. Bekante ader beweisete schuld außer gericht sal in 14 dagen bezalet werden.

Wurde jemands umb vortagten schulden vor burgermeister, [Seite 157] rate, stadvoigt ader schulteiß außerhalb gerichts beclagt und der schuldiger sich zur schulden bekennen, ader aber auf sein vorneinen der cleger dieselb gnugsam beweisen, so sal der schuldiger dieselb schuld binnen 14 dagen den nehisten ahne behelf, ausflucht und vorzug bezalen und des also geweiset werden.

Art. II. Wen der schuldiger, wie obstehet, nicht zalete.

Wen aber der schuldiger mit zalung in itzo benanter frist seumig wurde, dan sal wider ine auf anrufen des glaubigers mit der hilf, einweisunge und schatzung, wie oben gemeldet, vorfaren werden.

Art. III. Wen der schuldiger umb die geclagte schulden nicht gnugsam besessen were.

Were auch der schuldiger umb bekante, erweisete ader in recht [Seite 158] geklagte oder erstandene schulden mit unbeweglichen gutern nicht gnugsam besessen, so sal dero auf begeren des clegers gepurlich caviren, des rechten abzuwarten, die zalung uf ernante zeit zu tuen, ader in mangel des in die schultkammer genommen werden, bis solang er cavirt ader zalt hat.

Und sal der glaubiger den schuldiger dieses valles in maßen, wie obstehet, ein jeden tag und nacht 6 ₰ zu seiner notturft und dem fronen 2 ₰ geben. Die sal ihme der schuldiger wieder zu erstatten schuldig sein.

Titel XXIIII. Von clage und hulf umb unvortagte schulden, hat III art.

Art. I. Umb unvortagete schulden sal nicht geclagt noch vorholfen werden.

Um schulden, so noch nicht vortaget, sal kein clage nach hulf angenomen noch getan werden, anders dan das der glaubiger begeren mag, ime caution und furstand zu machen, das er seiner zalung auf bewilligten termin und zeit gewis sei; die sal ihme auch der schuldiger, ap er das keine nachlassung erlangete, zu tun schuldig sein und geweiset werden.

Art. II. Pena des, so umb zalung unvortagter schulden clagt.

Welcher cleger umb unvortagte schulden clagt ader hulf sucht und den schuldiger deshalb in unkost furet, der sal die unkost erlegen, auch dem schuldiger uf sein begeren noch sovil zeit und frist, als er vor gehapt, zur zalung durch die gericht gegeben werden. [Seite 159]

Art. III. In was fellen der glaubiger vor der zeit die zalung suchen mag.

Es hette dan der schuldiger sich in die flucht begeben ader were aufgestanden ader von andern glaubigern angetastet ader in vordacht dieser sachen, in dene und derogleich fellen mag ein jeder sich des geprauchen, das ihme die recht zulassen.

Titel XXV. Von reconvention und widerclage, hat I artikel.

Art. I. Die reconvention sal vor erörterung der convention nicht zugelassen werden.

Welcher umb schulden ader andere burgliche sachen von jemands in clage genomen ist worden, dem sal nicht vorstatet werden, den cleger umb sachen, so aus furgenommener clage fließen ader dero anhengig seint, noch umb frembde zu reconveniren nach in die widerclage zu nehmen, bis solang die erste clag ire entliche örterung erlanget.

Titel XXVI. Von compensation, hat III artikel.

Art. I. Es sal kein compensation, das ist apkurzung der kegenschulden, vorstatet werden.

Wurde jemands umb schulden beclagt und sagen, der cleger were ihme wider schuldig und wölte also sein kegenschulden in der zalung [Seite 160] apkurzen, das sal nicht vorstatet werden, sonder der uberwundene beclagte sal die zalung fur vol zu tuen schuldig sein und geweiset werden.

Art. II. Nach getaner zalung ist dem schuldiger sein kegenrecht furbehalten.

Wan nun der schuldiger bezalt hat, alsdan und ehe nicht mag er den bezalten glaubiger umb das, so er ihme hinwider zu tun ist, gerichtlich furnehmen und zur zalung dringen.

Art. III. Wen die schulden auf rechnung sten.

Stunden aber schulden und kegenschulden auf rechnung ader flössen daraus, so sal die rechnung binnen 14 dagen den nehisten gehalten und ein jeder des, so sich in guter rechnung befunden, entrichtet werden. [Seite 161]

Titel XXVII Von der vorclage und, wenne sich zwei part darumb dringen, hat III artikel.

Art. I. Wer die erstigkeit der furladung hat, der sal die vorclage behalten.

Wan zwei ader mehr part einander mit rechtlicher clage antasten und furnehmen und jedes teil die erstigkeit der vorclage haben wollen, so sal der part, der dem gerichtshalter sein sache am ersten anpracht und umb citation ader furgebot gepeten und dem fronen, das furgebot sobald zu tuen, befel auspracht hat, die erstigkeit ader vorclage haben und behalten

Art. II. Dem citirten sal kein citation wider den, so die erste citation erlanget hat, gestattet werden.

Darmit auch deshalb weitleuftigkeit zwischen parten vorhutet, so sal der gerichtshalter, wen das ander part furkommen umb citation ader furgebot wider den, der dieselb albereit auf ihne erlanget hette, biten wurde, anzaigen, das derselb part die furgebot ader erstigkeit albereit auf ihne erlanget habe, und sal es demselben part also absagen, wan aber der part sich nicht wolte apweisen lassen, alsdan ime uf sein recht und unrecht das furgepot gestatten.

Art. III. Wen der part mit ankundigung der citation seumig worden.

Hette aber ein part das erste furgepot bei den gerichtsheltern erlanget, aber dem kegener nicht ankunden lassen, sonder uber ein tag darmit vorzogen, so sal dasselb erlanget und doch nicht angekundiget furgepot erloschen sein und der ander, so das sucht und unvorzuglich tuen lest, die erstigkeit erlanget haben. [Seite 162]

Titel XXVIII. Vom gastgericht, hat IIII artikel.

Art. I. Es sal kein gast alhie mit recht furgenomen werden.

Es sal kein gast einen andern gast (die beide dieser stadt gerichtszwang nicht unterworfen) nach kein burger ader einwohner alhie einen gast, diesem buttelstab nicht zugetan, mit recht alhie furnehmen nach beladen, sonder ein jeder sal dem, dene er in ansprach zu nehmen gedenkt, fur seinen geordenten richter nachvolgen und daselbst ersuchen.

Art. II. Etliche felle, darumb ein gast alhie mag furgenommen werden.

Es were dan, das der schuldige gast sich willig dieser gerichtsparkeit dingpflichtig machete ader nirgent unbeweglich besessen ader auf fluchtigem fuese were ader alhie contrahirt und die schulden alhie gemacht ader zalung alhie ader, wo er antroffen wurde, zu tuen zugesaget hette und des also bekentlich ader uberweiset möchte werden; dan in diesem und derogleichen fellen mag ein gast alhie mit angetastet werden.

Art. III. Es sal kein gastgericht wider die burger ader andere einwohner alhier vorstatet werden.

Dieweil dan außer gewonlicher ferien alhie ordentlich stad- und schultheis- ader Osterweihegericht von 14 dagen zu 14 dagen, darzu [Seite 163] auch im jar dreimal, nemlich nach Erhardi, nach dem sontage Exaudi und dan nach Bartholomei ehegericht bestellet und gehalten wurdet, darumb sal hinfurder wider die burger ader andere einwohner alhie kein gastgericht bestellet nach gehalten werden; sonder ein jeder, dem das not, sal sich der ordentlichen gericht geprauchen.

Art. IIII. Allein dem wilden gast sal gastgerichts wider burger ader einwohner vorstatet werden.

Es were dan der cleger ein wilder gast, demselben sal uf dem val, wo er gepurlich dartuen wurde, das er ein wilder gast, das gericht wie anhero ubelich, umb die gewonliche gepuhre als uf ein gericht acht gr vorstatet werden.

Titel XXVIIII. Von ferien, hat VII artikel.

Art. I. Von zweierlei ferien.

Es seind ferien zu der ehr gottes und der heiligen ausgesatzt genant; darnach seint ferien zu notdurft der menschen verordent, dan [Seite 164] die ferien repentine genant sein bei uns nicht gebreuchlich. Die heisen ferien darumb, das in denen mit gerichten und gerichtlichen ubungen ein stillestand gehalten sal werden, wie ferner volget.

Art. II. Von den ferien gottes und der heiligen, die wir feierdage nennen.

Die ferien zu gottes und der heiligen ehr ausgesatzt genant sollen alhie vorhalten werden, wie hernach vorleibt:
von heiligen Christabende an bis auf den tag Erhardi,
vom Palmsontag bis auf Quasimodogeniti,
vom Pfingstabend bis aufin sontag Trinitatis
und daruber alle heilige tage, die man alhie feierlich zu halten vorkundiget.

Art. III. In diesen ferien sal nichts gerichtlichs gehandelt noch kein citation getan werden.

In obvorleipten tagen und zeit sal nichts gerichtlichs gehandelt, sonder ein stillestand gehalten werden. Es sal auch kein citation ader furladung an denen geschehen. Und wen hirinnen gerichtlich gehandelt ader furgepot getan, ap auch gleich die part den ferien renunciirt hetten (als doch dieses valles nicht sein kan), das sal nichtig, unpundig sein und gehalten werden.

Art. IIII. Von ferien zur notturft der menschen aufgesetzt.

Die ferien, so zu menschlicher notturft (als umb einprengung der fruchte) ausgesatzt, sollen angehen am sontag nach Margarete und sich enden am tage Bartholomei.

Art. V. In diesen ferien sollen alle gerichtliche proceß und handelung stillestehn.

Alle gerichtliche hendel und proceß sollen in zeit itzo bemelter ferien ruhen und ein stilstand haben, und was darinnen gerichtlich gehandelt, sal nichtig und uncreftig sein.

Doch mag ein part seinem kegener in zeit dieser ferien, das er ausganges [Seite 165] dero vor gericht erschein und sten solle, citiren und furladen lassen.

Art. VI. Die part mogen diesen ferien renunciiren.

Es mögen auch die parten, ap sie peiderseits das willigten, diesen ferien renunciiren und apsagen und also in zeit dero ahne far des proceß nichtigkeit gerichtlich procedieren. Wo das aber ein part willigte so mus der ander auch stillestehen.

Art. VII. Die renunciation sol registrirt werden.

Welche part also, wie obstehet, diesen ferien renunciiren und dero ungeachtet vorfahren wolten, die sollen solche renunciation, weitleuftigkeit zu vormeiden, den stadt- ader gerichtsschreiber bei die acta registriren und vorzeichnen lassen.

Titel XXX. Vom eheding, hat VII artikel.

Art. I. Wen ader auf was zeit die eheding gehalten sollen werden.

Es sollen ein ides iar dreimal eheding und ein ides desselben auf drei nehist volgende tage alhie gehalten werden, nemlich das erste [Seite 166] mitwoch, dornstag und freitag nehist nach Erhardi, das ander mitwoch, dornstag und freitag nach dem sontage genant Exaudi, das dritte mitwoch, dornstag, freitag nach Bartolomei.

Art. II. Wen die clage unter 30 fl ader auf bewegliche guter getan.

Wurdet jemands vor ehedinge umb schulden, die unter 30 fl betrifft, ader umb beweglich guter ungeverlich itzo genants werts in clage genommen, der sal zum ersten dinge alle seine declinatorien und dilatorien exception und schutzwehr ader, wo er dero nicht hette, antwort mit ja ader nein zu tuen schuldig sein. Darauf sal ergehen, was recht ist.

Art. III. Wen die clage 30 fl und darob ader unbewegliche guter betrifft.

Betreffe aber die summa 30 fl und daruber ader were die clage auf beweglich gut 20 fl oder darob wirdig oder auf unbeweglich gut getan, dan sol beclagter auf sein ansuchen bis auf den andern gerichtstag frist haben und alsdan sein exception ader antwort einprengen. [Seite 167]

Art. IIII. Von ungehorsam des beclagten.

Welcher beclagter in maße, wie obstehet, mit einprengung seiner rechtsnotdurft ungehorsam wurde, der sal ufs clegers ansuchen das nehist volgend eheding bis auf sein ehehaft vorteilet und, wo die alsdan nicht einpracht ader so die einpracht und ime aperkant wurde, zum nehisten dinge der sachen ader clagen vorlustig gesprochen werden.

Art. V. Von zalung und hilf.

Und in diesen fellen sal es mit zalung, hilf und anderm, wie oben gemelt, gehalten werden.

Art. VI. Vom gewet in ehedingen.

Wer auch im ehedinge wethaftig vorteilet wirdet, der mus 30 schilling ₰ wetten, do man in andern dingen nur 8 ader 3 schilling ₰ wettet.

Art. VII. Dem beclagten sal die sache, darumb er geladen, mit der furladung anzaigt werden.

Darmit aber auch die beclagten part in fellen, do sie zum ersten dinge excipiren ader antworten mussen, nicht ubereilet, so sollen die [Seite 168] cleger schuldig sein, ihre widerteil, so alhie anzutreffen, zum wenigsten den dritten tag vor dem ersten eheding zu haus ader unter augen und die frembden mit schriftlicher citation, wie hiroben darvon gemeldet, haischen und citiren, inen auch die sache, warumb sie in clage genommen, summarie anzeigen lassen, darmit sie sich zu irer notturft vorfast machen konnen.

Titel XXXI. Von bestellung sondere gericht, hat IIII artikel.

Art. I. Zu donation und ubergaben mögen sondere gericht bestellet werden.

Ap auch eheleute ader andere personen alhie weren ader hinfurt sein wurden, die einander gerichtliche donation, ubergaeb und auflassung tuen wolten und abscheu hetten, dasselb in beiwesen vieler leute zu tuen, die mögen den gerichtshelter bitlich ansuchen, inen ein sonders gericht, wie ubelich und recht ist, zu bestellen, das ihnen auch also bestellet sol werden. [Seite 169]

Art. II. Donation und ubergaeb, vor diesen gerichten getan, creftig zu achten.

Was mit donation, ubergab ader vormechtnis vor solchen bestelleten gerichten, die den rechten nicht entkegen, getan wurden (!), die sollen nichts weniger, dan ap sie vor ordentlichen gerichten getan weren, kreftig sein und gehalten werden.

Art. III. Die nehiste erben zu citiren.

Doch mit dieser mas, das dieselbige eheleut und andere ire nehiste erben, so alhie wonhaftig, zum wenigsten drei tage, die frembden aber drei 14 dage zuvor personlich und unter augen mundlich ader schriftlich darzu uf mas, wie oben im titel von citation gemeldet, citiren und furladen lassen, ap sie einrede darwider zu tuen vormeinten, dieselb alsdan furzuprengen. Darauf sal ergehen, was recht ist.

Art. IIII. Wen die citirten erben ungehorsam außenplieben.

Wo nun die citirten erben zu dem gericht nicht erscheinen, sonder ungehorsam außenpleiben wurden, dan sal die donation, ubergab ader vormechtnis, so sonst nicht wider recht, ungeachtet der ungehorsamen außenpleibens ergen und fur pundig ader kreftig gehalten werden.

Es were dann, das die citirten erben in frist eines monats erhebliche ehehaft furprechten, so sollen sie mit irer rechtlichen einrede und anderer notdurft gehoret werden und darauf und ufs kegenteil einprengen ergehn, was recht ist.

Titel XXXII. Etliche gemeine bericht, das gericht betreffend.

Art. I. Wivil personen im gericht sitzen sollen.

Wen gericht alhier gehalten werden, sollen allemal beneben dem vorordentem stadtvoigt ader schultheis sechs schöppen sitzen. Und [Seite 170] wen einer ader mehr der vorordenten schöppen nicht beihanden weren, so sal ein ander an des ader derselben abweisenden stat niedergesetzet werden, darmit die zal erfullet.

Art. II. Uf was zeit die ordentliche gericht alhie gehalten sollen werden.

Die ordentliche gericht sollen alhie volgendergestalt gehalten werden, nemlich das stadtgericht auf die mitwochen und Osterweiheschulteisgericht uf dornstag, beides umb 12 hora im mittage und almal von 14 tagen zu 14 tagen. Es gefiele dan ein feierdage auf derselben tage einen; dan pfleget man die auf den nehist volgenden tag ader wochen zu vorlegen.

Art. III. Wer gericht hegen und ausgeben sall.

Dieweil die buttel ader gerichtsknecht nicht alle geschickt, das gericht ordentlicherweise zu hegen, und etwo ein gelechter damit zurichten, welches den gerichten zu verkleinerung tuet gereichen, so sollen nun hinfuro die hern stadvoigt und schultheis ein jeder sein gericht selbst hegen und ausgeben in maßen, wie volget.

Art. IIII. Wie das gericht geheget sal werden.

Wan der stadvoigt ader schultheis sampt den schoppen zu rechter gewonlicher gerichtsstunde nidergesessen seint, so frage der gerichtshelder einen seiner schoppen:
N, ich frage euch, aps zeit sei, dieser loblichen stadt und eins erbarn rats gericht zu hegen.
Antwort der schöppe:
Er stadvoigt, auf euer getane frage sage ich, das es nach alter gewonheit dieser stadt zeit ist, das gericht zu hegen, von recht wegen.
Darauf sage der stadvoigt:
Ich pit euch, des ingedenk zu sein. [Seite 171]
Darnach hege der stadvoigt das gericht, wie volget.
Auf ergangen rechtlichs erkentnus hege ich als stadvoigt dieser loblichen stadt und eins erbarn rats gericht von gottes und recht wegen zum ersten-, zum andern- und zum drittenmal mit urteil und mit recht und bedinge diesen gericht alles dinglichs recht, das es von recht und gewonheit wegen haben sal. Ich gepiete diesem gericht gottes und dieser stad frieden. Wer dene prechen wurde mit worten, dem gehe es an sein gelt. Wer den prechen wurde mit der tat, dem gehe das so hoch, als gericht und recht ausweiset. Ich gepiet recht und vorpiet unrecht. Ich gepiete, das niemand zu- ader aptreten, auch niemand reden sal, er tue es dan mit laube, bei gesatzter pues.
Darnach frage der stadvoigt einen andern schöppen:
N, ich frage euch, dieweil ich dieser stadt und eins erbarn rats gericht zweier und eins mit urtail und recht geheget hab, ap das icht einem itzlichen zum rechten genugsam beistalt sei.
Antwort der schöppe:
Er stadvoigt, auf euer frage sprich ich, dieweil dieser stadt und eins erbarn rats gericht zwie und eins mit urteil und recht bewahret ist, wie ichs dan selbst gehöret, so ist dem cleger zu seiner clage und dem antwortet zu seiner antwort und eim jeden zu seim rechten gnugsam bestellet, von rechts wegen.
Sagt der stadvoigt:
Ich pit, des ingedenk zu sein.
Ferner sage der stadvoigt zum fronen:
N, rufe, das dieser stadt und eins erbarn rats gericht geheget sei.
Rufet der frone:
Meiner herren dieser loblichen stadt und eins erbarn rats gericht ist geheget. Hat jemands darvir zu tuen, der komme fur, wie recht ist; dem wollen meine herren helfen, wes er recht hat.
Wo nun part vorhanden, da sal es mit furbrengen irer clage, exception, antwort und andern notturft vormöge der recht und der gerichtsordnung ergen und gehalten werden. [Seite 172]
Mitlerzeit rufe der frone zum erstenmal, ap jemands vor gericht zu tuen hette, der möchte furtreten, wie recht; dan die herren wollen das gericht aufgeben. Also sal er auch zum andern- und dan zum drittenmal rufen.
Ap nun gleich niemands, der fur gericht zu tuen hette, vorhanden sein wurde, so sal doch das gericht zum wenigsten ein ganze stunde sitzen.
Ehe, dan man gericht aufgibt, sal der stadvoigt den erscheinenden gehorsamen parten auf ir einprengen, was recht ist, zuerkennen und die ungehorsamen vormöge der recht ungehorsam sprechen.
Von aufgeben des gerichts.
Wan man gericht aufgeben wil, sage der stadvoigt zu einem schöppen: N, ich frage euch, aps zeit sei, diser stadt und eins erbarn rats gericht aufzugeben.
Antwort der gefragte schöppe:
Dieweil niemands mehr vor der hand, der des notturftig, ists an der zeit, gericht aufzugeben, von rechts wegen.
Sag der stadvoigt:
Ich pit, wollent des ingedenk sein.
Darnach gibt der stadvoigt das gericht auf mit niderlegung des gerichtsstabe, sprechend: Ich gebe dieser loblichen stadt und eins erbarn rats gericht auf in namen gotvaters, sones und heiligen geistes.
Von vorkundigung des nehisten gerichtstages.
Wan gericht aufgegeben und ehe, dan die herren aufstehen, sal der frone auf befel des stadvogt oder schulthes den nehisten gerichtsdag öffentlich ausrufen, darmit die part, dene es not, sich darnach wissen zu richten.
Also sage der fron:
Meine herren stadvoigt oder schultheis und schöppen lassen vorkundigen, das uf N-tag schirest gericht sein wirdet; darnach man sich habe zu richten. [Seite 173]

Titel XXXIII. Von arrest ader kommern, hat XVIII artikel.

Art. I. Vorrede.

Arrestiren ader kommern ist hessigen rechtens; darumb mögen auch sachen darmit fuglich nicht angefangen werden; dan es ist beschwerlich, auch unrecht, einem sein person, hab ader gut vorsperren, der nach in nichts uberwunden ader vorteilet ist. Dieweil aber die kommere durch gemeinem prauch etwas tief eingefuret, auch in etlichen fellen den parten not seint und also etwo gepraucht und gestatet werden mussen, so sal man sich darinnen, wie volget, halten. [Seite 174]

Art. II. Was ein part mit kommer erlanget.

Nachdem die part mit getanem ader gelegtem arrest und kommer auf des parts (wider das kommer erlanget) persone und gutere gar kein recht nach gerechtigkeit erlanget anderst, dan das die gekommerte person und gut aus den gerichten, nicht entwendet, sonder des rechten apwarten sal und muß, deshalb sal kein part im falle, do andere glaubiger offentliche ader stilschweigende hypotek und pfand ader ander eltere oder sterkere gerechtigkeit ader schulden in ader auf den gutern ader personen hetten, wider dieselben allein aus getanem ploßen kommer sich keiner weitern gerechtigkeit, dan obstehet, es sei der vorclage ader erstigkeit der clage nach anderst, anzumaßen haben; es were dan, das ihme die erstigkeit ader furtrit aus anderm rechtmeßigen ursachen gepurete und rechtlich erhilte.

Art. III. Wider burger und einwohner sal unvorhort kein kommer vorstatet werden.

Wider die person und gutere der burgere und anderer einwohner dieser stadt sal kein kommer vorstatet werden; es sei dan dieselb person, soferne die hie anzutreffen, zuvor vor die gerichtshelder pracht, alda clage und antwort ader je zum wenigsten die ursache des begerten kommers und widerparts kegenbericht gehöret. [Seite 175]

Art. IIII. In was fellen kommer gestatet sal werden.

Wo nun befunden, das der schuldiger umb die schulden, derowegen kommers begert, nicht gnugsam besessen, mehr schuldig were, dan er vormechte, ader der personlichen flucht ader entwendung seiner guter vordechtig und solches geburlich bescheinet were, dan und sonst nicht sal dem begerentem part kommers vorstatet werden.

Art. V. Von kommer wider frembde person und gutere.

Wider eines frembden, der diesen gerichtszwang nicht unterworfen, person ader guter sal kein kommer vorstatet, sunder der ansucher fur des frembden obirkeit geweiset werden; es hette dan mit dem gaste, wider dene kommer gepoten, diese gelegenheit, davon nie oben im 27. titel von gastgericht im andern artikel meldung getan.

Art. VI. Von strafe deren, so ane gute ursachen kommer getan.

Wurde sich in ausubung der sachen befinden, das der, welchem auf sein ansuchen kommers vorstatet, zu getanem kommer nicht berechtet ader das er den aus mutwillen ader dem parte zu vordries ader schaden furgenommen, der sal den gerichten nach ihrer erkentnus mit gelde [Seite 175] ader leibsstrafe aptrag tuen, auch dem part geburlichen abtrag zu tun pflichtig sein.

Art. VII. Der gerichtshelder sal getanen kommer dem part ansagen lassen.

Der gerichtshelter sal den gepetenen kommer mit vormeldung der person, so kommert, auch der sachen und ander notturftigen umbstenden dem part, wider das er angestellet, personlich ader in seine wohnung ader dem, hinter dem das gut ader war, darzu der kommer gesucht, leit ader ist, durch den fronen ansagen, von gerichts und rechts wegen gepieten lassen, die person ader gutere vor austrage der sachen ader ahne der gericht erleupnis aus diesem gericht nicht zu entwenden.

Art. VIII. Der gerichtshelter sal getane kommer ordentlich in sein buch vorleiben.

Die gerichtshelder, als stadvoigt und schulteis, sollen getane kommere mit iren umbstenden, nemlich were und wider wene, warumb ader wie hoch, welche stunde, dag und jar, auch durch welchen fronboten der kommer getan und angekundiget worden, in ein sonder buch, das kommerpuch genant, vorzaichnen.

Art. IX. Von volge erlangeten kommers, wie die geschehen sal.

Wer also kommer erlanget und getan hat, der sal (soferne die sache mitlerzeit nicht vortragen) vom dage, als er dene getan hat, binnen 14 dagen den nehisten zum ersten- und dan den nehisten 14 dagen zum andern- und dan binnen nehisten 14 tagen zum drittenmal denselben bei den gerichtsheldern erlangen. Da sal es mit ankundigung und vorzeichnis, wie oben gemeldet, gehalten werden. [Seite 177]

Art. X. Vom proceß nach getanem und erlangetem kommer.

Wenn nun der kommer also, wie obstehet, getan, erlanget und drei 14 tage bestanden, den sal der cleger seine clage zur gekommerten personen, gut ader war, wie recht und oben zu befinden, anstellen und volfuhren.

Art. XI. Die gekommerte person ader gut sal in den gerichten unentwendet pleiben.

Welcher also in dem gerichten mit kommer als obstehet, an seiner person, hab und gut behaft und gekommert, der sal sich auch die gekommerte hab und gut aus diesen gerichten nicht entwenden.

Desgleichen sal der ader die person, bei dem die gutere alhie angetroffen und gekommert, die gekommerte gutere ahne erleupnis der gericht von ime nicht kommen lassen.

Art. XII. Von strafe deren, so die gekommerte hab ader gut entwenden lassen.

Welcher wirt, burger ader einwohner die habe, war ader guter, so bei ime liegent, gekommert und des getanen kommers von den gerichten vorstendiget worden ist, dieselb gekommerte war, habe ader gut gar ader zum teil ahne furwissen ader erleupnis der gerichte und sonder bestendige entschuldigung aus seinen hause ader vorwarung wegkommen ließe, der sal selbst umb sovil, als die gekommerte war ungeferlich wird geachtet, kegen den clagenden part haften und, so cleger das [Seite 177] rechte erhielte, ime zalung tun, auch den gerichten von wegen seines ungehorsams 1 gut ßo zur strafe geben ader 8 tage in gehorsam sitzen.

Art. XIII. Was wider dene, des person ader gut gekommert und sich ader das gut aus den gerichten gewendet, furgenommen sal werden.

Wo aber der gekommerte sich mit seiner person ader seiner war, habe ader guter des wirts und der gericht unbewust und unvorleubet aus dem kommer wendete, wider dene sal auf vorgehende citation, wie oben gemeldet, mit dem achtgericht procedirt, in die acht pracht und kegen ihme, wie es sich dieses valles gepuret, ferner vorfahren werden.

Art. XIIII. Von heimlichen kommern.

Wurde von iemands in fellen, do sonsten kommere lauts dieser statut zugelassen, ein heimlicher kommer wider seines schuldigers person, hab ader guter bei den gerichten gesucht und angestellet, den sal der gerichtshelter vorstatten, persönlich dem gekommerten ansagen und, wie oben gemeldet, vorzeichen; der sal auch, soferne dem gepurlich gevolget, nichts weniger als ein offentlicher kommer creftig sein.

Dan dieweil der, so den heimlichen kommer tuet, des gekommerten vorschönt und im kein gericht machen wil, were es unpillich, das er seiner gutwilligkeit entgelten und mit folgenden offentlichen kommern hinterdruckt solte werden.

Art. XV. Von fallen getaner kommere.

Welcher erlangeten und getanen kommer in form, wie oben [Seite 179] gemeldet, nicht gepurlich nachsetzen wurde, des kommer sal craftlos, tot und ap sein, ine nichts furtragen, auch dene, so gekommert worden, nicht schaden.

Art. XVI. Dem vorkommerten sal sein recht wider den cleger im falle der nichtvolge vorbehalten sein.

Darmit sal doch demjenigen, auf ader wider dene der kommer, so gefallen, angestellet worden, wider den ansteller desselben seine rechtliche zuspruche umb interesse, schaden und expens unbenommen sein.

Art. XVII. Wie deme, so einen getanen kommer fallen hat lassen, ferner kommer gestatet sal werden.

Es sal keinem, dem zuvor wider jemands person ader gut kommers gestatet worden und dene fallen hette lassen, auf und wider dieselb person ader desselben gut kein ferner kommer gestatet werden; er erlege dan zuvor den gerichten die strafe nemlich zwenzig groschen und dem gekommerten sein kuntlich interesse, scheden und unkost uf gerichtliche ermeßigung und tue darzu gepurlich caution, dem kommer rechtlich zu volgen.

Art. XVIII. Wie die part, wider die kommer begert, sich des entschlahen mögen.

Welcher gepurlich caution tuet, umb die sache (von derowegen kommer wider ine gesucht) alhie stillezustehen und, warein er gerichtlich vorteilet werden möchte, zu bezalen und ausrichtung zu tuen, wieder des person und gut sal kein kommer gestatet nach getan werden. Und [Seite 180] ap der auch getan were, so sal er doch uf bestellete caution gefallen, tot und ap sein und der vorkommerte mit seiner person und gut frei stehen.

Das funfte teil dieser statuten saget von malefiz- ader peinlichen sachen und, wie darinnen gehandelt sal werden, hat drei teil.

Der erste teil meldet von den gefengnissen, fenglichem einziehen und halten der person, hat VII artikel.

Art. I. In peinlichen sachen ist sondere fursichtigkeit not.

Wiewol einem jeden gerichtshelder bei vorlust seiner seelen auch anderer pene gepurt und zustehet, in allen hendeln und sachen mit [Seite 181] großer fursichtigkeit und witz zu handeln, darmit einem jedem die gerechtigkeit mitgeteilet und niemands beschweret werde, so wil es doch in großen, wichtigen und tapfern sachen noch vil mehr not sein. Dieweil dan keine wichtigere sachen seint, dan do man von des menschen ehr, leib und leben handelt, so wil einem jeden gerichtshelter in solchen sachen mit sonder großer weisheit zu handeln hoch vonnöten sein. Von deswegen ist hernach ein gemeiner bericht (ge)stellet, darnach man sich in gemeinen fellen richten mag. Was aber hiran mangelt, da mus man ferner der gelarten und vorstendigen rats pflegen.

Art. II. Von den gefengnissen, wie die zugericht sollen sein.

Gefengnis, darinnen man leute, die malifiz begangen, vorwahren wil, sollen also zu- und angericht sein, das arme gefangene darinnen notturftig vorwahret und nicht darmit gemartert werden sollen, also licht und luft haben.

Art. III. Die gefangene ane ursach nicht lange zu halten.

Es sollen auch die gefangene ane merkliche ursachen nicht lang im gefengnis gehalten werden, sonder nach genugsamer erkundigung der sachen, auch irer schuld ader unschult entweder gestraft ader ledig gelassen werden.

Art. IIII. Von atzung der gefangenen.

Diejenen, so peinlich gesatzt, sollen ufs anclegers ader, wo sie amptshalb eingezogen, ufs gerichts, rats unkost mit notturftiger speis und trank enthalten werden. Und nemlich sal einer person einem [Seite 181] jeden tag zum wenigsten fur zween groschen zween pfenning zu ihrem enthalt gegeben werden.

Art. V. Von gefenglichem annehmen, das von ampts wegen getan.

Wen ein malifizsachen geupt (als wo einer todlich vorwundet, erschlagen ader ein dipstal ader ander untat begangen) und niemand das clagt ader rechts begeret, so sol der gerichtshelder nichtsweniger amptshalben fleißige nachforschung und kuntschaft auf die sache und den teter legen und mit allem ernst nach der personen des teters trachten und die fenglich einziehen, sich alsdan vorhalten, wie volget.

Art. VI. Von fenglichem einziehen uf ansuchung eins parts.

Wurde ein frembder ader aber ein einheimischer alhie nicht heuslicht gesessener einem umb malefizsachen peinlich zu setzen begeren, so sal der gerichtshelter vor dem angriff caution und furstand von im nemen dergestalt:
ap der, den er fenglich einzuziehen begert, unschuldig befunden, das er ime alsdan nach des rechts erkentnis alhie gepurlichem aptrag tun ader zu burglichen rechten alhie stillestehen wolle; auch das er gemeine stadt schadlos halten, die unkost, so auf den gefangenen gehen wurden, erlegen und den teter ahne geferlichen vorzug mit recht fordern wolle.

Wan nun solche caution zuvor bestellet, alsdan sal der gerichtshalter nach dem teter mit ernst trachten und dene in verwahrung nehmen.

Es were dan der vorzug schedlich und zu besorgen, der teter mochte mitlerzeit entwerden; dan in solchem val sal der gerichtshelder vom cleger ein handgelubt nemen, diese caution zu bestellen, sobald der teter in fengnus pracht ist.

Art. VII. Der gefangene sal, wo es not, unverzuglich vorhoret werden.

Wo nun jemands in malefizsachen fenglich eingezogen ist worden, es sei amptshalben ader ufs jemands begeren beschehen, und die tat, [Seite 183] dero der gefangene bezuchtiget, also gelegen ist, das sie ferner erkundung bedorfte (als, wo es wißlich, das ein gefangener geselschaft gehapt, die ime hilf getan, zu erkunden, were die seien und wo sie anzutreffen ader wo sie ihr unterschlaif gehapt etc.), alsdan sal der gefangene von stund ahne vorzug darumb befraget werden, doch zuerst gutlich, darnach, so es not, mit bedrauung scharfer fragen.

Das ander teil der malefizsachen saget von scharfer ader peinlicher frage und, wie ein gerichtshelter, ehe man darzu greifet, sich halten sal, hat XIII artikel.

Wen nun jemands umb malefizsachen in gefengnis pracht, kegen dem man peinlich vorfaren wil, da sollen die gericht, sonderlich im falle, do der gefangene die tat, darumb er einkommen, vorneinte, mit großer fursichtigkeit auf etliche umstende gut aufmerken geben.

Art. I. Auf die tat, darumb der gefangene eingezogen, gut acht und nachfrage haben.

Zum ersten sal man auf die tat, deren der gefangene beschuldiget, gut achtgeben; nemlich wen ainer angeclaget wirdet, er habe Hansen Cuntzman ermordet, da sal man fleißig nachforschung haben, ab derselb Hans Cuntzman ermordet sei ader nicht; den wen derselb Hans Cuntzman nach am leben ader sonsten naturlichs tods apgangen were, so hette man wider die personen des gefangenen nichts furzunehmen. Also auch, wen ein diepstal begangen, forschung zu haben, weme, zu was zeit, was ware gestolen sei.

Art. II. Auf die person des gefangenen, was geruchtes die sei, achtzuhaben.

Zum andern sal man uf des gefangenen person, seinen stand, wesen, wandel, handel und gut gerucht achtgeben und sich des notturftig erkunden. Dan darap kan man anzeig, vormutung, vordacht, argwohn seiner schuld und unschuld etwas schoppen. Dan ist die person zuvor unvorleunpt, fur ein erliche person gehalten, böser leichtfertiger geselschaft und sachen unvordechtig gewesen, so fellet balde ein vormutung fur, sie werde dieser sachen auch unschuldig sein. Widerumb ist die person zuvor in vordacht ader gerucht böser, leichtfertiger hendel ader [Seite 184] geselschaft, da fellet ein vormutung und argwon fur, sie werde dieser tat auch schuldig sein.

Art. III. Aufs gefangenen geperde und wort gut achtung zu geben.

Zum dritten sal der gerichtshelter aufs gefangenen geperde und wort gut achtung haben; nemlich, wen er mit ime von der malefizsachen redt, ab er sich entferbe, erschrecke, zittere, sich im kopf kraue, blodlich, erschrockenlich, unbestendig, wankelmutig in seiner rede sei und derogleichen.

Art. IIII. Mit den gefangenen durch gerichtsknechte zu practiciren.

Es kan auch etwo ein gerichtsknecht, dem zu vortrauen, in fellen, do der gefangene ufin nein stehet und man nicht sichern zutritt zu peinlicher frage hat, vil gutes bei dem gefangenem ausrichten, als das er sich etwo vol mit ime seuft und in der vollen weise sich der sachen bei ime erkundet.

Item das man ein gerichtsknecht unterm schein, als wolle man auch zue ihme peinlich trachten, neben ime setzet, das dero mit ihme ein anschlag machte, wo er der tat, darumb er eingezogen, schuldig, ime das zu sagen, so wolle er ime und sich selbst durch ausprechen und andere wege darvonhelfen.

Art. V. Wen der gefangene der tat uberwunden ist.

Wan man sich nun der tat aigentlich erkundet hat, nemlich das Hans Cuntzman ermördet ist, und der gefangene sich gutwillig, das er ihne ermordet habe, bekant und darauf beharret ader aber auf handhafter tat ader auf fluchtigem fueße ergriffen, die nahme, raub ader diepstal bei ihme funden ader der tat sunst genugsam uberweiset worden were, da hette es seinen weg und were nicht mehr zu tuen (wo man die sache in der gute nicht wolte aptragen ader der person kein gnade bezaigen lassen), dan die entliche rechtfertigung furzunehmen. [Seite 185]

Art. VI. Wen der gefangene die tat nicht bekant nach dero uberwunden ist.

Were aber gewiß, das die tat ergangen, als das Hans Cuntzman ermordet oder das einem das seine gestolen worden, aber es were nach ungewiß, ap der gefangene ine hette ermordet oder den diebstal getan, dan er bekennet es nicht, so were er des nicht uberweiset, auch auf handhafter tat ader auf fluchtigem fuße nicht ergriffen, die nahm, raup ader deube bei ime nicht funden, dan ist großer fursichtigkeit not, darmit man einen schuldigen nicht ledig gebe ader den unschuldigen peinlich angreife.

Art. VII. Der gefangene sal nicht peinlich angriffen werden ahne gnugsame inditia.

Dieweil nun kein gefangener ahne gnugsame inditia peinlich anzugreifen ist, so sal die sache dahin gerichtet werden, das die inditia wider ihne einpracht, die sol man dem gefangenem ader seiner freundschaft ader andern, die sich ihne zu defendiren anmaßen, zustellen, des gefangene exception und kegennotturft darwider aufs ehiste einzuprengen, und sal jeder part mit zweien setzen beschlossen und darauf ergen, was recht ist.

Art. VIII. Von inditien ein gemeiner bericht.

Wiewol es nun not, guten bericht von inditien und starken vormutungen, welchs die seint, zu tuen, so ists doch nicht wol mit wenig worten auszurichten; nichtsweniger kan man aus nachvolgenden exempeln etwas auch in andern fellen ein anweisung schöpfen:
Wen einer in einer behausung heimlich erwürget were worden, und man het einem um zeit ergangen mordes aus demselben hause sehen gehen mit erplasten angesicht ader mit ploßer ader blutiger wehr ader kleidern.
Item man hette einem, der des ermordeten feind gewest, in ader umb dieselb behausung gesehen.
Item wan von ergangenem mord ein offentlich geruft ader geschrei [Seite 186] worden und einer sich in die flucht begebe und derogleichen: Wider solche personen macht es starke vormutung und inditium, das sie den mord begangen, zuforderst, wo auch die person eines bösen geruchts were.

Also auch in dipstal, wen man ein vordechtige person umb ein ader aus dem hause, darinnen ein dipstal geupt, gehen hette sehen ader die gestolen habe in eines vorwarung funde ader auf fluchtigem fueße antroffen wurde, aldo weren auch starke inditia, das er der diep were, und möchte auf solche inditia peinlich angegriffen werden; es were dan, das dieselb person sich der bezicht ader vordacht ausfuhren und unschuldig machen wölte; darzue sie billich gelassen.

Aus diesen mus man auch auf andere felle anleitung nehmen.

Art. IX. Wan keine ader ungnugsame inditia vorhanden seint.

Wo aber ein gerichtshelder keine starke vormutung und gewisse inditia wider den gefangen hat, ader aber wo inditia angegeben und doch fur ungnugsam erkant werden, da sal er sich peinlichs fragens enthalten und in alwege die sachen dahin richten, das die missetat wider den gefangenen gnugsam erweiset werde, ader aber in mangel des den gefangenen durch rechtliche erkentnis ledig geben.

Art. X. Was maße und Ordnung in scharfer frage gehalten sal werden.

Wen nun die inditia fur gnugsam ad torturam erkant und wan man nun dieselb furnehmen wil, so sol man große mas und bescheidenheit halten, erstlich das der gefangene nicht zu hart angezogen ader unmenschlicherweise mit zerreißung der glieder gemartert, und sal in summa also gehandelt werden, das, wo der gefangene unschuldig befunden, das es im an seinem gesunt unschedlich und, wo er schuldig erfunden, das er zu rechtsstrafe uberig sein mag.

Wen nun der gefangene an der marter die zaichen von sich gibt, das er sein bekentnis tun wolle, alsdan sal man ine von der marter apnehmen lassen und vorfaren, wie ernach vorleipt. [Seite 187]

Und sonderlich sal man den gefangen furnemlich allein umb die tat, darumb er einkommen und darauf die inditia stehen, mit allen gewonlichen umbstenden fragen, und darzu gehöret sondere fursichtigkeit. Darumb ist es ferlich, also zu fragen: bekenne, was hastu getan, was hastu mehr getan, hastu auch gestolen, hastu auch gemordet etc.? Vil ferlicher ists, wen man zum scharfrichter saget (wie oft geschihet): gib ime noch ein zug! ader: er mus bas daran! / und derogleichen. Man kan aber hiruber von wegen manchfeltigkeit der felle keine gewisse form stellen, doch hat man aus volgenden exempeln ein anweisung zu nehmen.

Art. XI. Form einer frage.

Gemeine fragen.

  • Wie heist du?
  • Von wannen bistu börtig?
  • Wie heißen deine eltern?
  • Was ist deine hantierung?
  • Bistu ledig ader hastu weib ader kinder?
  • Wo hastu deine wohnung am nehisten gehabt?
  • Wie, wan und warumb bistu daselb abgescheiden?
  • Wenn und warumb bistu alhieher kommen?
  • Wo hastu deinen enthalt alhier gehabt?
  • Wie lange bistu alhier gewest?
  • Was ist dein gewerb alhier gewest?
  • Wo hastu das gelt (so bei ihme funden) bekommen?

Sondere fragen uf ein diepstal.

  • Kennest du den N? Hie nenne man die person, der er gestolen sal haben.
  • Wo ist sein haus?
  • Bistu in seinen hause gewest? Wen, aus was ursachen bistu neingangen?
  • Wer ist mit dir hineingangen
  • Hastu etwas darinnen gestolen? Was, zu welcher zeit, wo hastu es gestolen? [Seite 188]
  • Hastu die tur ader schlos erprochen ? Mit was gezeuge?
  • Wo ist derselb gezeug? Wie bistu darzu kommen, ader wer hat den gemacht?
  • Wo hastu die gestolen war hingetan?
  • Wer hat dir darzu geholfen?
  • Et similia.

Furder sal der gerichtshelder des gefangen urgicht aus desselben gefangenen munde durch ein schreiber ordentlich und aigentlich aufschreiben lassen.

Weiter sal der gerichtshelter diese fragen in beisein zweier schöppen in apwesen des scharfrichters selbst tun, und die schöppen sollen nur als zeugen darbei sein. Doch wen ein gerichtshelter unformlich fragte, mögen sie ihnen des vorwarnen und ihr gemute im anzeigen.

Art. XII. Wes man sich nach getaner frage halten sal.

Mehr, wan der gefangene sein urgicht getan und beschlossen, sal der gerichtshelter gute kuntschaft legen und sich vleißig erkunden, ap sich die tat sampt den umbstenden mit des gefangenen urgicht vorgleiche ader nicht; den ahne das were es ferlich, mit peinlicher strafe zu volfahren. Dan es ist mehrmalen erfahren, das weichmutige leute in peinlicher frage alles bekennen, das ihnen nur zufellet. Wo nun ein gerichtshalter ein ungleichet befunde der urgicht und tat, da sal er mit den gefangenen ferner darvon reden, doch allein gutlich.

Letzlich nach gehaltener peinlicher frage ungeferlich uber 24 stunde, wen nun der wehetag etwas aufgehoret hat, sal der gerichtshelter den gefangen fur sich in beiwesen voriger beider schöppen und des schreibers prengen lassen, doch in ein ander gemach, do er die peiniger- und martergezeug nicht sehen kan, sal ihme seine getane urgicht von stuck zu stuck vorlesen und auf ein jedes sonderlich sein antwort tun lassen, ap er darauf bestehe ader nicht, sal also vorzeichent werden. [Seite 189]

Wo nun der gefangene uf seiner urgicht vorharret, die tat sich auch mit dero vorgleicht, sal man ihne trösten.

Art. XIII. Etlich besonder artikel.

Der erste, wan mehr dan ein person umb einer malefizsachen fenglich angenommen, so sal der gerichtshalter dieselben personen von stund sundern und also setzen, das sie sich miteinander nicht bereden ader vereinigen konnen, was sie bekennen ader worauf sie beharren wollen.

Der ander, wann also viel personen, wie obstehet, einpracht und peinliche frage furgenommen sal werden, do sol ein gerichtshelter gut achtgeben uf die personen und fleißig erkunden, welche unter ihnen der waichmutigiste, vorzageste, erschrockneste ader vordechtigste sei; dene sal er am ersten (doch in alwege uf gnugsam inditia) angreifen lassen.

Das dritte, wo ein gefangener einmal peinlich gefraget were worden und nichts bekennet ader aber die tat bekennet hette und volgent die wiederumb vorneinte ader sagte, er hette es in seiner marter, sich dero zu erledigen, bekent, er hette es aber nicht getan, den sal man ufs neue ader zum andern nicht peinlich fragen nach angreifen; es were dan sache, das man nach erster peinlicher frage neue gnugsame inditia wider ihne bekommen hette.

Das dritte teil der malefizsachen saget von peinlicher rechtfertigung, hat VII artikel.

Art. I. Dem gefangenen sal der peinliche rechsdag (!) vorkundiget werden.

Wen nun ein gefangener die malefiz bekant, auf der urgicht vorharret ader dero gnugsam uberweiset auch die erkundigung, das die urgicht und die tat sich vorgleichen, getan ist, also das man den teter peinlich strafen wil lassen, sal dem gefangenen der peinlich rechstag zum wenigsten drei tage zuvor vorkundiget und durch den fronen ernant werden. Alsdan sal man dem gefangenen uf sein begeren die [Seite 190] christenliche sacrament mitteilen, zu bereuung seiner sunden, gedult und willigen aufnemen der rechtsstraf vormahnen.

Art. II. Von haltung des gerichts.

Wan der angesatzte peinliche rechstag und gerichtszeit erscheint, sal der frone dreimal leuten, darnach richter und schöppen in die gewonliche stelle nidersitzen, der richter ein bloses schwert ader messer in seiner hand halten und das peinlich nothalsgericht hegen, volgent der gefangene, wol vorwahret, mit Zetergeschrei furpracht und die clage furgetragen, des gefangenen antwort gehöret und das urteil eröffent werden.

Art. III. Dem gefangenen sal beistand vorgonnet sein.

Man sal auch dem gefangenem, der es begerte, vorstaten, auch furderlich sein, beistand zu geprauchen und seine notturft furzubrengen und doan keinesweges hindern; dan so man einem, der umb 15 gr vorclaget wirt, sein antwort oder andere rechtsnotdurft furzuwenden, vorstatet, warumb solte man das einem, der umb sein leib und leben angeclagt wirdet, vorsagen!

Art. IIII. Von einem misprauch in eröffnung der urteil.

Das ein scharfrichter das peinliche urteil ausspricht, ist ein mißprauch und unrecht, und wan die furgestellete gefangene ader jemands von irentwegen das rechtlicht anföchten, so konte man sie darauf nicht peinlich strafen; dan ein scharfrichter ist in solchem falle nichts mehr dan ein executor. Darumb sal ein richter selbst das urteil, wie es gefasset und ufs papir bracht ist, also sitzend fellen und vorlesen, darauf dem scharfrichter, die execution inhalt des urteils zu tuen, befelen. [Seite 191]

Art. V. Wen ein anclager mit dem rechten nicht procedirt.

Ap auch der cleger den einprachten gefangen zu bequemer zeit nicht fordere ader ahne ehehaft seumig sein wurde, alsdan mag der gefangene, ein peinlichen rechtstag anzusetzen und den cleger wie gepurlich darauf furzuladen, bitten ader ein richter das amptshalben tun.

Wo nun beide part furkommen, so höre man ire notdurft, las darauf ergehn, was recht ist; pliebe aber ein cleger ungehorsam außen, so sal man des gefangenen notdurft vor gericht hören und darauf, was recht ist, ergehen lassen.

Wurde nun der gefangene mit urteil und recht absolvirt und, das er seines gefengnis erlediget solte werden, rechtlich erkennet, so sal man ine dennest zehn tag lang in vorwahrung halten, und so in den 10 tagen vom cleger kein rechtmeßige leuterung ader appellation darwider einpracht, sal er ledig gegeben und ime uf sein ansuchen wider den cleger umb zugefugte injurien, scheden und unkost durch gutliche vorhandelung aptrag zu bekommen ader in mangel des burgerlichen rechtens vorstatet und geholfen werden. Was in peinlichen sachen furder not, des mag man sich bei den rechtsgelerten, auch in keiser Karls und des heiligen römischen reichs peinlicher gerichtsordnung erkunden.

Art. VI. Von strafe handhaftiger tat.

Wo auch ein malefiz geubt, do die untat also gelegen, das der teter darumb peinlich an sein leben gestraft mag werden, und der teter auf handhafter tat ader in der flucht ergriffen, zu dem mag man vormöge sechsischer recht, sobald und ehe die tat ubernechtig wirdet, richten und ergehen lassen, was recht ist.

Nachdem aber, wo man den ubelteter sobald richten lest, der seel nicht klein, sonder großere gefar zu besorgen, so were nicht unschickerlich, sonder ganz christlich, dieselben teter nicht so gar eilends zu rechtfertigen, sonder sie zuvor durch die kirchendiener zu rechtschaffener buß und bereuung ihrer begangenen sunden anhalten und mit gottlichem wort vormahnen zu lassen und also den fleis darbei zu tun, [Seite 192] dieweil der ubelteter sein leben vorlieren mus, das doch die arme seele erhalten werden möchte.

So aber der teter entwurde ader aber die sache dermaßen gelegen, das er darumb allein an seinem leibe und doch nicht an seinen leben rechtlichen möchte gestrafet werden, do sal von stund, ehr die tat ubernechtig, ahn alle furladung und weitleuftickeit ergen, was recht ist und wie man des in acht -proceß genugsam bericht hat.

Art. VII. Wie das halsgericht geheget sal werden.

Ein peinlich nothalsgericht sal in maßen wie ein ander ding lauts der obvorleipten notel geheget werden, allein mit der anderung, das der richter, als stadvoigt ader schulteis, anstat des gerichtsstabs ein bloses schwert in seiner hand halten und das gericht peinlich nothalsgericht genant werden sol.

Was in peinlichen sachen furder not, des mag man sich bei den rechtsgelerten, auch in keiser Karls und heiligen romischen reichs peinlicher gerichtsordnung erkunden.