SiebbLR. 1583 :: Elektronische Edition
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Der Sachssen jnn Siebenbürgen: STATUTA: Oder eygen Landtrecht.

Durch Matthiam Fronium vbersehen / gemehret vnd Mit Kön: Maiest: inn Polen / gnad vnd Priuilegio in Druck gebracht.
Anno. M. D. LXXXIII. [Faksimile]
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Statuta jurium municipalium Saxonum in Transsilvania.

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2. Paralip: 19.

Sehet zu ihr Richter was jhr thut / denn jhr haltet das Gericht nicht dem Menschen / sondern dem HERren / vnd er ist mit euch im Gericht. Darumb last die furcht des HErrn bey euch sein / vnnd hütet euch vnd thuts. Denn bey dem HErren ist kein vnrecht / noch ansehen der Personen / noch annehmen des geschencks. [Vgl. Lutherbibel 1545: 2. Chron. 19: "Vnd sprach zu den Richtern / Sehet zu was jr thut / Denn jr haltet das Gericht nicht den Menschen / sondern dem HERRN /vnd er ist mit euch im Gericht. Darumb lasst die furcht des HERRN bey euch sein / vnd hütet euch vnd thuts / Denn bey dem HERRN vnserm Gott ist kein vnrecht / noch ansehen der Person / noch annemen des Geschencks.]

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[Fehlt]

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[Vorrede]

Den Edlen Fürsichtigen Namhafften / vnnd Woll Weysen Herrn / Bürgermeistern / Richtern / Eltesten vnd Amp[t]leuten / der Sachssischen Städte vnnd stül / inn Siebenbürgen / etc. meinen günstigen Herrn.

EDLE / Fürsichtige / Namhaffte / Woll WEYse Herrn. Nach dem ich zwar nicht von langen Iharen her / jedoch zum offtern von meinen gebietenden Herrn / Richtern vnd Rath / dieser Stadt Cronen / in ewre Landsversamlungen / so gemeinen geschefften wegen die Vniuersitet belangende / jahrlichen haben müssen gehalten werden / ausgesandt / vnd in deren Namen inn E.E.F.W. mittel mit eingetretten bin : Fürnemlichen aber zu des rechts gemeinen Sitztagen / welche vnsere alte Forfahren [Faksimile] aus weysem Ratth / der Litiganten spannige sachen zu verhören / vnd durch recht zu örthern / auch auff getzwickte tagzeiten verordnet / im rechten mitgesessen : Hab ich offtermal meltungen vnd fast gemeine beklagungen hierüber mit angehört / vnd leyder auch selbst erfahren / wie so vngleicher gestalt in gleichen sachen die vrtheil gefelt vnd die recht administrirt worden / welches manche teidig oder Transmissorien brieff beweiset hat : Zu mehrem theil aber / dieweil der Sachssen gerichts hendel / gewonheiten vnd rechte / mit dem Hungerischen edlen recht vnd Decret vnübereinstimmig / am meisten theil dauon variren / das drumb auch ewre Sententien vnd gesprochene vrteiler / an vnsers gnedigsten Herrn vnnd Fürsten hoff vnd gerichts Taffel / jren bestand nicht haben / sondern zum mehren theil gewandelt vnnd verandert werden / daraus auch gefolget / das man des Rechts vngewis / im vrtheil finden gewancket / vnd zweyffelechtig worden / die teidigs Partheien auch jhres rechts vnd gerechtigkeit nicht allein nicht sein mögen berichtet noch getröstet / sondern in zweyffel stechende / zu lengeren teidigen / vnnd schwerern vnkosten verursacht worden / welches alles / zweyffels on / nur hieraus kommen / das vnser Sachssen recht aus lau ter gewonheiten administrirt vnd gehandelt / weder in schriefften gefasset / noch der Fürsten Consens vnd [Faksimile] sterckung oder bekrefftigung nicht erlanget haben.

Damit aber solchem vnrath gerathen vnnd geholffen würde / vnd vnsere Recht vnd Gericht der Sachssen in Siebenbürgen (auff form vnd weise des Edlen rechts / so auff schriefften vnnd confirmation seliger Könige inn Hungern bestehet) auch bass bestellet / haben sie auch gewünschet vnd begeret / das jha ein mal aus der Stedten recht / gewonheiten vnd Priuilegien / was gewisses vnd bestendiges mögte zusamen getragen / vnd inn gestalt eines gemeinen rechtens gefasset werden : dessen sich für jharen der Herr Tomas Bomelius, derselben Zeit Rathsman in der Hermanstadt mit sonderm fleis vnterstanden / einen kurtzen ausszug Sachssischen rechts / beyd inn Latein vnnd Deutsche sprache gebracht / eine anleitung gethan hat / welcher zwar gefellig vnd lieb verhalten / auch inn ziemlichen gebrauch kommen war / doch weil in hernoch lauffenden jharen / etliche nicht geringere felle vnd fragen mit eingelauffen / so zum meisten aus geschrieben Kayser rechten erörtert / etliche auch aus der Stedte gewonheiten entschlossen / etliche aber der Sachssen Priuilegien vnd freythüme berühreten / war ein nothwendiges bedencken / vnd E.E.F.W. ermahnen an die Herren gesandten zum offtern mal / vnd durch sie an die Stedte in gemein / in sonders aber an jene / so für andre mit rechts [Faksimile] erfarnen Mennern begabet / das angefangene kurtze rechts Büchel für hende zu nehmen / auffs new zu besichtigen / zu leuteren / vnd mit was dem rechten vnd dieser Landschafft Sachssischer Nation gewonheiten gemess / zu mehren freundlicher massen befohlen / damit es gereichert an rechts regeln / vnd mit statuten locupletirt, scheinbarer würde / vnnd also nachmals aus begnadung vnd Confirmation vnsers gnedigsten Herrn vnnd Landt Fürstes bestetiget / solche krafft vnd bestandt bequeme / dardurch sich die teidig Partheien sicherlich zu erhalten vnd auch zu vertrösten wisseten / vnd die Rechtsprecher auch nicht noch eygenem sinne vnd wohn (wie bisher sehr geschehen) sonder noch geschriebenen rechten sich richten / jre vrtheil darauff gründen / vnd mit richtigem bescheid den gemeinen Man können vnterrichten / vnnütze / langwirige zanckische vnnd schedliche teidigen verhüten / wehren vnd abschafften / vnd also beyd jnen selbst vnd auch den Litiganten dagegen ruhe schaffeten.

Dieweil mir nu solch E.E.F.W. wündschen beger vnd anfoddern nicht verborgen / darzu auch meiner gebietender Herren des Woll weysen Rath in Cronen anhalten / mühe vnd fleis in des Büchels examination, mich verursachet / hab ich E.E.F.W. vnd einem erbarn Rath allhie zu gefallen / am meisten aber zu dienen gemeinem Vaterland / meinem [Faksimile] wenigen geringen verstand / vnd inn geschriebenem Keyser rechten blöder vnerfahrenheit noch / gedachtes rechts Büchel für mich genohmen / E.E.F.W. zwar nicht ein genügen / sonder noch meinem vermögen auch nur einen schein vnd versuch stück thuen wollen / vnnd so viel die kurtze zeit leyden köndte / dasselbe meinem bedencken noch auff die ordnung / so für zeiten der Hochberhümbte Herr MAGister Iohannes Honterus, aller seligsten gedechtnis / mein geliebster Praeceptor, in seinem Iuris Compendio gehalten / erstlich etliche Titulos vnnd Leges anders geordnet vnd versatzt / darnach aber neben etlichen Paragraphis vnd Distinctionibus, aus vnsern gewonheiten vnd gemeinen Priuilegien (darzu E.E.F.W. geholffen vnd mit zugetragen haben) auch aus des Iustiniani codice vnd recht Büchern / mit rechts regelen / gesetzen / Statuten / vnd mit etlichen gantz auffs new zugesetzten vnterschiedlichen Titulis also gereiniget gebessert gemehret vnnd augmentirt, das sich des / so der vorgemelte erste Author oder anfaher Inuentiret vnd gesetzt hat (ausser E.E.F.W. erster censur, vnd nachmals des Edlen vnnd Gestrengen Herren Martini von Berzeuice Cantzlers / auch der Ehrnuester / Hochgelehrter vnd Rechts verstendiger Doctoren / Herrn Henrici Lemka Syndici: Ioannis Torbek / Secretarien der Weitberühmbten Stadt [Faksimile] Dantzik / an Kön: Maiest: Legaten vnnd Simonis Brunschwig / Kön: Maiest: Fiscalen im Land zu Preussen / welchen jre Maiestat die mühe der Examination, Correction, reinigung vnnd besserung zu Nexo emitza aufferlegt bedencken vnd ausbutzen) im Latein gar nicht gemindert noch abgethan oder beschnitten / sonder dieweil gemelte Herren Correctores (wie auch E.E.F.W. zuuoren etliche Paragraphos als vbrige vnd vntüchtige ausgezogen vnd abgethan / die andere aber zum mehren theil jrem verstand / lehr vnnd bedencken noch / im Latein mit deutlichern vnd zierlichern worten / dan auch die Leges an jhn selbst in ff. vnd Parag: gesatzt / erkleret haben / so hab ich drumb inn dieser meiner deutscher Version oder verdolmetschung / noch meinem bedencken was handlen vnd wandln müssen / damit eine art der rede mit den new zu gethanen gesetzen vnd regeln gehalten würde / vnd gleichwol auch das also gemessiget / das ich verhoffens bin / es sol niemanden einigen verdruss nicht machen / vnd hab auch denen / so vielleicht sich bessers verstandts zu erholen / aus dem Lateinischen ins deutsch lauffen / oder herwider die deutsche Leges mit den lateinischen Conferiren wolten / zur anleitung vnd zu gut die Paragraphos mit gleichen Numeris oder zal / auff die anfenge der Parag: inn beyden exemplarien notiret vnd gemerckt. [Faksimile]

Wiewol wir aber also samplich vnsern müglichen vleis hiebey gethan / vnd ich es zuuoren mit E.E.F. W. zuthuen ziemlicher weis gemehret haben / haben wirs doch zu solcher volkohmenheit nicht bringen mögen / das es in allen fürfallenden geschefften bericht vnnd jederman ein gnügen thuen könne / sintemal auch die grosse menge aller recht Bücher solches zu thun nie nicht vermöget haben / Wie der löbliche Keyser Iustinianus ff. 1. tit. 3. l 10 bezeuget / vnnd das der Sachen mehr sein dann Wort / dadurch sie deutlich mögen gefasset vnd ausgesprochen werden / ff. 19. tit. 5. l 4. Drumb sich weise vnd fürsichtige Rechtssprecher in geschefften / auff welche allhie in diesem kurtzen auszug vnd Compendio, angesetzten mangeln würde / den rechtmessigen gewonheiten / welche offtmals auch der geschriebener rechte beste auslegerin ist / vnd denselben pfleget vergliechen zu werden / so fern sie doch sich nicht wider recht strecket / noch richten ff. 1. tit. 3. l 32. oder auff gleiche fell sehen / dauon die recht ausdrucklich reden. Ibidem l 10. vnd mögen sich weiter ausgeschriebenen Keyser rechten aller sachen erholen / dieweil dann Polnische Kön: Maiestat durch Confirmation des mit eingefastes gesetzes : Was in sonderheit : l. 1. tit. 1. Parag: 7. vnsere Sachsische nation damit begnadet / vnd desselben vns vnnd vnsere Gerichtstül befreyet [Faksimile] hat / welches kleynots befreyen vnd geschencks wir vnd alle vnsere nachkömlinge Kön: Maie: billichen vnd höchsten danck wissen / sagen vnnd auch mit schuldiger trew dienen vnd verschulden sollen.

Demnach dieweil zuuoren diese meine arbeit von E.E.F.W. erkündiget / bewahret vnd probieret / vnd folgent nicht ohne sonderliche vnd grosse vnkost Kön: Maiest. zur Confirmation ist worden fürgetragen / welche es in ansehen ewer bestendiger trewheit / jrer Maiestat inn verlauffenen gefahrs zeiten bewiesen / aus sonderlichen gnaden approbieret vnd confirmiret, welche auch meinem erachten vnnd verhoffens noch / dieses vnser Büchel sampt den rechten drein begrieffen / wider alle vnfreundliche anfechter wird gnugsam schiermen mögen : So hab ichs doch gleichwol auffs newe E.E.F.W. hierumb wollen Dediciren vnnd zu schreiben / damit sie auch diesem Büchel hiemit Patrocinire vnd handhabe / nemlichen das sie inn bedencken jres für wündschens / begerens vnd fodern / jetzt auch forthan / jre Gericht achtsam dornoch bestellen / die alte vnlöbliche vnd streffliche mehr gewonheiten dann angenommene recht abschaffen / selbst darnach vrtheilen / vnnd wider alle die / so mehr aus mutwillen vnd fürwitz zu verteidigen jre böse vnd vngerechte sachen / dann die warheit oder was recht ist zu erkündigen / es wurden [Faksimile] nachmals anfechten / schiermen / handhaben / vnnd so es die noth begeren würde / auch bey Fürstlicher Gnaden verteidigen wollen. Hieneben auch meinen vleis vnd mühe wiewol dieselb gering vnd vnachtsam sein / welche ich nicht eygenes rhumbs / noch sonderlichen gewins / sonder E.E.F.W. begerens wegen / vnd gemeinem Vatterland / vnnd allen rechts vnd gerechtigkeit liebhabenden zu gut vnnd zu gefallen hierauff gewendet / jhnen gefellig vnd angenehm sein lassen / vnd mich sampt meinem trewhertzigen willen (dieweil an der that noch was mangelt) wider alle die / so nicht solche geringe werck allein / sonder auch was gleich fürnemes ist / vngetadelt vnd vngeschmitzet nicht lassen hingehen.

So fern nu E.E.F.W. also sich hierumb werden annehmen / bin ich gewisses verhoffens / es werde auch E.E.F.W. vnterthanen / vnd in gemein allen / so viel desto angenehmer vnnd werder gehalten werden / Welches zweyffels ohn / ohne sonderliche nutz vnd früchte Gemeines standes nicht wird abgehen. Es wolle aber der liebe GOTT mit gnaden des verstands / vnnd inn der liebe der Gerechtigkeit / aller Richter hertzen also erleuchten / damit sie mit ernst zu Gemütte führen / das sie nicht den Menschen / sondern dem HERREN das Gericht halten / vnnd das sie ohn alle [Faksimile] affecten / ohn ansehen der personen vnnd geschencke / jedem recht richten vnd gerechtigkeit widerfahren lassen. Die Vnterthanen aber solches als ein sonderlich geschenck GOTtes erkennen / annehmen vnd halten mögen / vnd drumb beyd GOTT jmmer dancken / die Richter vnnd alle Gottselige Oberkeit mit aller ehrerbietung lieben / gehorsamen / vnd inn liebe Gottes Worts vnnd gemeines rechtens / alle samptlich auch inn zeitlichem frieden zusammen erhalten werden / AMEN.

E.E.F.W.
vntertheniger
Matthias Fron
Rathman inn
Cronstadt etc.
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[Fehlt]

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[Privileg]

WIR Stephanus / von Gottes gnaden König inn Polen / Groß Fürst inn Litthawen / Reussen / Preussen / Masouien / Samogitien / Kiouien / Volinien / Podlachien / Herr inn Iflandt / vnd Fürst inn Siebenbürgen etc. Thuen kundt zu ewigem gedechtnüss für jeder meniglichen. Das ob wol die Fürsten mit manchen Fürstlichen jha fast Göttlichen gaben geziehret / alle andre Menschen fürgehen vnd vbertreffen sollen / vnd jene sonderlich / so mancherley völckern gebieten : So erachten wir doch / das in zweyen fürnemlichen stücken / der zeit verenderung noch jr ampt bestehe. Dan es jnen gebühren wil jre Landschafften [Faksimile] / durch kriegs erfahrenheit vnd macht / entweder wider die frembde zu schiermen oder auch zu mehren : zu Haus aber inn der regierung / durch gerichts vnnd des rechts ebenmessige administration, jhre vnterthanen inn gebührlichem gehorsam vnd ampte zu erhalten / durch welche beyde als in einem band / die Reiche zu nemen vnnd wachsen / vnd dakegen / wo kriegs schiermung / vnd des rechts rechte verwaltung vnterlassen oder getrennet werden / alle regiment zu rinnen vnd zergehen müssen.

Drumb noch dem wir aus gnaden vnd GOTtes fürsehen / Erstlichen zum Fürstenthumb inn Siebenbürgen / vnd daher nachmals allhier zu Königlichen würden / erhöhet worden : haben wir fürnemlichen vleis vnd stedte sorge hierauff gewendet / damit inn beyder verwaltung / so viel an vns ist / wir beydes vnseren getrewen mit Veterlichen fürsorgen beweiseten / darzu bald von anfang vnsers regiments sich vns gelegenheit gezeiget. Dann noch abschaffung jnnerlichen vnd bürgerlichen gezancks vnd zwitrachts / mit welchen dieses reich [Faksimile] verstricket / wir gewisse gerichts ordnungen bestellet / damit das recht in kriegs lauffen / so wir kegen die frembden geführet / nicht ganntz vnd gar auffgelassen / gar liegen / sonder auch mitlerzeit vnser vnterthanen heyl vnd freythumb / durch förderung der recht erhalten / vnd gemeinem frieden fürgesehen vnd geholffen würde / da auch der vnruhwige mutwillen der Barbarischer benachbarten Völcker / vns fast von solchen vnseren sorgen vnd fürhaben / weiter mit Gerichts ordnungen vnsere andere Landtschafften zu versehen / auffgehalten vnnd verhindert hat.

Dieweil wir aber nhu den drey jherigen Moscowitischen Krieg aus GOttes hülffe erschöpffet / vnnd desselben erlediget / den trotzigen feind auch von vnserer vnterthanen helsen abgeschafft : darzu die Landtschafften / so vom grossen Fürstenthum der Lithaw inn verlauffenen jaren / waren abgerissen / zurück genohmen / vnnd drüber das gantze Ifland aus der frembder wilder Völcker rachen heraus gerissen / vnd vnserem gebiete zugethan : Haben wir vns zu [Faksimile] vnserem fürnehmen widerumb gewendet / vnd gedachter Landschafft Ifland / so vnter des Feindes Tyranney lange jar her / nicht noch rechtem / sonder noch eygenem duncken allein der grober nation gelebt / geschriebene recht bestellet.

Demnach als wir dem Hungerland genahet / haben wir inn gnediges bedencken genohmen / auch vnser Reich inn Siebenbürgen / mit gnaden zu besorgen : Als derwegen vnter andern vnseren vnterthanen / auch vnserer getrewen Sachsen in Siebenbürgen: der Edle nemlichen Albertus Huet / Königsrichter vnserer stadt Hermanstadt: Auch die Fürsichtige vnd Weise Dominicus Dietricht / Königsrichter zu der Schesspurg / Matthias Fronn geschworner Rath in der Cronstadt / Ioachi. Koch / Bürgermeister in Miedwesch / vnd Caspar Budaki Richter zu Nösen / alle samptlich abgefertigte Gesandten vnserer stedt in Siebenbürgen / hieher ins Land zu Polen zu vns kommen / haben sie neben andern Priuilegien / so sie von alten seligen Königen inn Hungern erlanget / vnnd zu confirmiren an vnns [Faksimile] gesupplicieret / auch vns ein Büchel jhres alten herkohmenden rechtens vnd gewonheiten / damit vnd dabey sie von alters bishero eins theils gelebt / eins theils aber / auff gemeinen rath vnnd willen derselben vnserer Sachsen / an etlichen örthern auffs new jetzt gemehret / vnd inn ordnung vier Bücher vnd gewisser titel / zusamen getragen vnd vnterschieden / vns mit gebürlicher vnterthenigkeit eingegeben vnnd dar gereicht / vnd damit sie nicht nur mit lautern ewonheiten / welche vngewiss / wandelbar vnd leichtlich in vergessung gerathen / allein vmbgiengen / sonder wie auch andern Völckern / jhre rechts satzungen inn schriefften wurden gefasset / inn Demut geflehet / das wir solchem jhrem recht vnnd gewonheiten / vnnsere Königliche gewalt mittheilende / denselben krafft vnd macht eines geschriebenen Rechts gönnen vnnd geben wolten / vnd allen inhalt gedachtes Büchels / so ferren sich nemlichen seine / clauselen / sprüche / meinungen / titel vnd artickel erstrecken / in gestalt vnd form vnsers Priuilegij beschliessende / annehmen / bewilligen [Faksimile] vnd offtgedachten allen vnsern Sachsen / jren erben vnd nachkömlichen / zum ewigwehrenden Recht / aus vollmacht vnser Königlicher gewalt / gnedig stellen / Confirmiren vnd bestetigen wolten : Welches Büchels innhalt folget inn diesen worten. [Faksimile]

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[Konfirmation]

[Seite 135] NOS STEPHANUS dei gratia, Rex Poloniae, Magnus dux Lituaniae, Russiae, Prussiae, Masoviae, Samogitiae, Kioviae, Voliniae, Podlachiae, Liuoniaeque etc. dominus, nec non Transsilvaniae princeps. —
Ad perpetuam rei memoriam.
Etsi principes multis praeclaris atque propemodum divinis virtutibus excellere convenit, praesertim eos, quorum imperio plurimae et diversae gentes subjectae sunt; animadvertimus tamen, duabus potissimum rebus, pro temporum vicissitudine indigere; militiae armis sive ad defensionem, sive ad amplificationem imperij, domi aequabilitate juris, qua subditos in officio retineant. Quibus duobus vinculis, ut omnia imperia coalescunt, ita ijs dissolutis, collabuntur. Et enim nobis, divina benignitate primum ad Transsilvaniae Principatum, deinde ad hoc Regiae dignitatis fastigium evectis, praecipua ac perpetua cura fuit ut utroque tempore, utrumque quantum in nobis esset omnibus subditis nostris, paterna quadam sollicitudine, praestaremus; cuius rei prima occasio Nobis sub initio regiminis nostri data est, dum sublatis civilibus dissidijs, quibus hoc regnum, ob varia studia laborabat, certa iudiciorum tribunalia constituimus, ne nobis bello foris occupatis, inter arma leges prorsus silerent, sed unicuique iure iusticiaque administrata, libertati, saluti, ac tranquillitati publice recte consuleretur. Qua in re, dum de aliis quoque provincijs, imperio nostro subjectis soliciti essemus, vicinorum barbarorum importuna insolentia nos ab instituto nostro retraxit. Nunc itaque conatus nostros deo promovente, triennalis belli Moscovitici laboribus exantlatis, hoste a cervicibus subditorum nostrorum remoto, recuperatis provincijs a Magno Ducatu Lituaniae superioribus annis avulsis; Liuonia denique e faucibus barbarorum extorta et regno nostro applicata, ad institutum nostrum reversi sumus, recuperataeque Livoniae, quae sub Tyranno hoste per multos annos, nullis legibus, sed arbitrio barbarorum vivebat, scripta jura dedimus. — Postquam vero ad Ungariae fines proprius accessissemus, nostrarum partium esse putavimus, etiam rationibus praedicti regni nostri Transsilvaniae providere. — [Seite 136] Itaque dum inter alios eiusdem provinciae nostrae subditos, fidelium nostrorum universorum Saxonum legati, fideles nostri, Egregius Albertus Siveg Judex Regius civitatis nostrae Cibiniensis, ac Prudentes et Circumspecti Dominicus Ditrich Judex Regius Segesuariensis, Mathias Fronius civis juratus Brassouiensis, Joachimus Coch Magister civium Megiesiensis, Caspar Budaki Judex Bistriciensis, Civitatum nostrarum Transsylvanicarum, huc in Poloniam ad nos missi, venissent, Nobisque praeter alia privilegia antiquorum Ungariae Regum confirmanda, etiam codicem iuris municipalis, seu legum et consuetudinum, longo usu et observatione receptarum, inque quibusdam locis, de communi Saxonum ipsorum consensu auctarum, ac in quatuor libros et certa capita distinctarum humilime nobis obtulissent, Supplicantes, ut instar aliarum gentium et nationum, quarum leges litterarum monumentis mandatae sunt, ne soli consuetudini, quae incerta, mutabilis et obliuioni obnoxia est niteretur, praedictis juribus ac consuetudinibus, auctoritatem nostram Regiam impertiremus, illisque vim iuris scripti tribueremus et omnia in eo contenta quoad omnes clausulas, sensus, capita, articulos, in formam privilegii nostri redigi facientes admittere, approbare, eisdem universis Saxonibus et eorum haeredibus, ac posteritatibus, pro perpetuis legibus et consuetudinibus valitura de Regia nostrae potestatis plenitudine, roborare et confirmare dignaremur, cuius quidem codicis tenor sequitur in haec verba: [Seite 137]
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Das Erste Buch.

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LIBER PRIMUS.

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Von erwehlung der Ampleut / vnd vom ampt der Richter.

Der I. Titel.
[DRQEdit Volltext + Faksimile]

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Titulus primus. De electione et officio Judicum.

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I.

SIntemal die Deutschen in Siebenbürgen als in Städten / sieben / vnd zweyen Stülen / von seeligen Königen in Hungern / hiemit begabet vnd befreyet sein / das sie jre amptleut / Bürgermeister nemlich / Richter vnnd [Faksimile] Hannen / jährlich noch Weinnachten / durch gemeine freye wahl vnd stimmen der Gemeinen / aus jres raths verwandten vnnd geschwornen / zu erwehlen macht vnd recht haben : Die andre geschworne aber hernachmals / durch die new erwehlete Oberkeit / nach eines jedes orts langwiriger gewonheit / erwehlet werden : So wird es sich gebühren / das hierzu dügliche Personen geruffen vnd erwehlet werden / welche auch noch verlauffenem jahr / jres ampts verwaltung einem Ersamen Rath redliche rechnung thun mögen.

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§. 1.

Quoniam universi Saxones in Transsilvania, civitatum scilicet, septemque et duarum sedium, a divis Regibus Ungariae libertate privilegys et his praerogativis donati sunt, ut suos magistratos, magistrum nempe Civium, Judices, et villicos, singulis annis post festa nativitatis domini, per libera et communia communitatum suffragia, ex ipsorum juratis eligant; ceteri vero jurati per recens electum Magistratum pro antiqua cuiuslibet loci consuetudine eligantur tales, qui rebus publicis ipsorum idonei et utiles fore videntur, atque post anni decursum, muneribus defuncti, administrationis suae honestam Senatui rationem reddere possint —

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.1.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Dieweil aber die Recht lehren / das dem / so ein ehren ampt getragen / nicht sol hernachmals ein geschefftig / oder bürden ampt aufferlegt werden : Drum sollen in der erwehlung auch gewisse grad vnd ordnungen gehalten werden / also das jene / so die höchste ämpter verwaltet haben / nicht zu nidrigern noch [Faksimile] geringern gezogen worden : Die aber / so die geringere / als bürden ämpter getragen / mögen wol zu höhern geruffen werden / also doch / das gleichwol jederer Stadt / marckt vnnd gemeine / noch der zeit vnd orths gelegenheit / jhre alte gewonnheit inn der erwehlung vngekrenckt bleibe.

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§. 2.

Necessarium et utile visum est, ut in electionibus certi observentur gradus, nam honorem sustinenti munus imponi non debet, munus vero sustinenti honor deferri potest. Maioribus enim honoribus functos ad minores revocari non oportere, rationis est, hoc addito, ut approbata vetus consuetudo, pro loci et temporis ratione, cuique salva permaneat. [Seite 138]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.1.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Entstehen zwischen der Bürgerschafft rechtshändel vnd teidig sachen / sie sollen erstlich für Gericht angehen / vnd darnach / nach der sachen vnd jedrer Stadt vnd Stuel gewönlicher gelegenheit / für den rath fort geführet werden.

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§. 3.

Universae autem controversiae civium primo debent coram judicibus ordinariis agitari, a quibus deinde ad Senatum provocare pro causae cujuslibet qualitate et civitatis consuetudine licet.

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IIII.

Die Richter aber sollen sampt jren Beysitzern alle sachen / so für sie komen / vnd mit recht sollen entscheidet werden / durch völlig vnd rechtmessig erkentnüss / enden vnd abschneiden : Doch sol keinem der Partheien / von den Richtern / es sey in kleinen als inn grossen sachen / weiter für den Rath zu appellieren / nicht [Faksimile] gewehret werden / Lastertaten allein ausgenohmen / welche zu latein causae criminales genent werden / vnnd gehen den Halse an : Inn welchen gleichwol die Richter allein / ohn fürwissen nemlich des Raths vnd mit vrtheilen / mit nichten / weder peinliche vrteil sprechen / noch exequieren sollen.

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§. 4.

Judices cum suis assessoribus debent omnes caussas, quae jure sunt decidendae, iusta et plena cognitione rerum discutere, atque a judicibus liberum est cuilibet ad Senatum provocare, in omnibus tam parvis caussis, quam magnis, exceptis solis criminalibus. In casu autem criminali Judices extra scitum et cognitionem Senatus, sententiam capitalem nec ferre soli nec exequi debent.

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V.

Fürsichtige Richter sollen fürnemlich mercken / das sie jmmer noch den geschriebenen rechten vnnd Statuten / oder jha noch des Landes sitten vnnd brauch / jre vrtheiler aussprechen : Tragen sich aber solche sachen vnd fälle zu / darüber kein geschrieben recht nicht gefunden würde / sie sollen sich noch des Landes langwiriger gewonheit richten : Dann ein langer brauch vnnd gewonheit / so gemeinem nutz nicht zu wider ist noch schadet / mag für ein recht gehalten werden.

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§. 5.

Judex in primis observare debet, ut aliter non judicet, quam quod legibus aut constitutionibus aut moribus proditum est.

In quibus autem caussis scriptis legibus non utimur, id sequi oportet, quod moribus et consuetudine introductum est.

Nam longa consuetudo, quae utilitates publicas non impedit pro lege servabitur.

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VI.

Dieweil sich aber täglich newe fäll vnd sachen zu tragen / drumb ist es [Faksimile] unmüglich / das man die Gesätze dergestalt fassen könne / das sie ausdrücklich von allerley fällen reden / noch einem jedem fall ein sonderlich recht machen können. Es sol aber ein Richter gut achtung auff das geben / was inn den fällen / daruon die recht ausdrücklich reden / verordnet ist / damit er in gleichen sachen sich darnach richten / vnnd so viel müglich / den geschriebenen rechten noch / gemäss vrtheilen möge.

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§. 6

Non possunt autem neque leges, neque senatus-consulta ita scribi ut omnes casus, qui quandoque inciderint comprehendantur) tamen cum in aliqua caussa eadem subest ratio, is qui jurisdictioni praeest, ad similia procedere atque ita jus dicere debet. [Seite 139]

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VII.

Was nu in sonderheit inn diesem kurtzen Auszug der rechten / nicht ausdrücklich verfastet ist / sol aus den alten Kayserlichen rechts regeln vnnd satzungen / so fern sie vnser Landschafft gemäss / erholet werden.

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§. 7.

Quidquid autem his legibus specialiter non est expressum id veterum legum constitutionumque regulis, Imperatorio jure comprehensis, omnes relictum intelligant.

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VIII.

Ehe der Richter das Vrtheil findet / sol er alle gelegenheit vnd gestalt der teidig vleißig auskündigen / vnnd beyde Partheien fragen / ob sie was mehr zu sagen haben / das jnnen vnd jren sachen zum behülff vnd födernüss dienen möge. [Faksimile]

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§. 8.

Judices oportet inprimis rei qualitatem plena inquisitione discutere et tunc utramque partem interrogare, num quid amplius addere desiderent, quod alterutri partium deserviat. [Seite 140]

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Von Gerichtlichem fürladen.

Der II. Tittel.

DRQEdit

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Titulus secundus. De citatione in jus.

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I.

NAch dem die Recht nicht zugeben / noch der billigkeit gemess ist / jemanden vnuerhörter sachen zu vrtheilen. Drum sollen billich alle Recht vnd teidig sachen mit rechtlicher citation vnd fürgebieten angefangen werden.

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§. 1.

Cum injustum sil damnare nondum auditum, et judicare nondum cognita caussa, ideo merito judicium a citatione inchoandum est.

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II.

Würde derohalben ein Stadtwohner oder auch sonst jemand kegen stadtleut rechts bedörffen / er sol sie mit des Richters zeichen / oder durch den gemeinen gerichtsdiener / noch iedes orths gelegenheit / auff die stunde / so vom Richter jnnen gezwicket / fürladen.

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§. 2.

Si civis aut quicunque alius civem in jus vocare voluerit eum per Judicis sigillum aut ministrum publicum prout in loco usitatum est, ad horam per judicem ipsi constitutam citare debet. [Seite 141]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.2.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

[Faksimile] Die citation aber sol dem Widersacher entweder persönlich vnter augen / oder in seiner behausung / oder jha jrgent andersswo / daher es jm kan zu wissen werden / rechtlich geschehen : machte sich aber jener / so citirt sol werden / heimlich auff die seite / vnd lesset sich nicht finden / es ist gnug / so er von seinem Haus geladen wird.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.2.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Citatio autem insinuanda est, adversario praesenti personaliter sive in aedibus propriis, seu in aliquo quocunque loco, unde illi innotescere possit. Si autem citandus dolose se occultet, satis est, si ad domum citetur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.2.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Würde einem diener / oder einer andrer lediger vnd vnstedter personen / so weder pfandmessig ist / noch erbschafften vermag / fürgeboten / sie mus bürgen geben / das sie dem rechten bis zum austrag der teidig gestehen wil : Der pfandmessig aber / vnd so liegende gütter hat / darff anders nicht bürgen geben / er wurde dann vmb malefitz oder lastertaten wegen angenohmen / als dann mus er auch mit bürgschafft versichern / das er dem rechten bis zum ende ausstehen werde.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.2.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Si in jus trahitur servilis et vaga aliqua persona, quae haereditates non habet, quaeve satisdare non potest, talis fidejussorem dabit de judicio sisti usque ad caussae decisionem. Habens bona immobilia, quibus satisdare potest, ad dandos fidejussores cogi non potest praeterquam in caussis criminalibus, ubi accusatus etiam bona immobilia habens fidejussores sese judicio sistendi caussa dare cogitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.2.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Wenn beyde Partheyen / als kläger [Faksimile] vnd angeklagter / für gericht erscheinen / dem beklagten werden viertzehen Tag / entweder zum vertrag der Parten / oder zur antwort auff gethane klag / gegeben : Würde aber ein Frembder einen Bürgersman / Haussman oder Seddler für gericht bringen / dem sollen nicht Viertzehen tag / sonder der dritte tag zur bedenck zeit vnd antwort gesatzt werden / desgleichen wirds auch den einheimischen / in solchen sachen / so schadens wegen keinen auff schub leyden mögen / gehalten.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.2.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Utraque parte litigantium, actore et reo, coram judicio comparente accusato, quatuordecim dies dantur, ut interea ambae partes concordent, sin minus ut tandem ad eum terminum de propositis reus respondeat. Si autem peregrinus civem vel inquilinum, ad iudicium citaverit, non quatuordecim dierum, sed tridui terminus datur, ad deliberandum et respondendum, sic quoque in caussis domesticorum moram non ferentibus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.2.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Wolt jemand / er wer gleich ein stadtman / oder frembder / einen Dorffsman für Gericht laden / der mus vom Stadt oder Marcks Richter / welches gerichts zwang der Bawrsman vntersessen ist / den zeichen zum fürgebieten fodern / denselben dem Hannen im dorff auffweisen / vnd durch in seinen Dorffsman für seinen gebührlichen Richter / ruffen vnnd gebieten lassen. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.2.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Civis vel aliquis alius, si colonum in pago residentem, citare voluerit a Judice civitatis vel oppidi, cujus jurisdictioni citandus subiectus erit, sigillum accipiat quod ad locum ubi reus habitat, deferet et per villicum eius loci eundem citari curabit ad ordinarium judicem. [Seite 142]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.2.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Würde einer seinen beteidigten widersacher / krafft newer vrtheils Brieff / widerumb fürladen vnd beteidigen / vnd zum andern mal nichts wider jn im rechten erhalten / er sol seines mutwillens vnnd freuentlichen gesuchs / oder teidig halben / dem obliegenden kegentheil / auff alle rechts vnkosten vnd zehrungen verurtheilt werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.2.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Eum vero quem temere adversarium in judicium gratia novi judicii principis vocasse constiterit, viatica litisque sumptus adversario suo reddere oportebit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.2.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Hat einer auffgenomen sich zum rechten zustellen / vnd wer durch kranckheit / vngewitter / wassers gewalt / oder Herren dienst / oder auch was anderer billicher vnnd bewerlichen vrsachen wegen / verhindert worden / das er sich nicht hat stellen können / er ist drumb ausgeredt. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.2.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Si quis in judicio se sisti promisit, et valetudine, vel tempestate, vel vi fluminis, vel servitiis dominicis, vel alia justa caussa prohibitus se sistere non potuit exceptione juvatur.

Vom vngehorsam der Partheyen.

Der III. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.3.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus tertius. De contumacia partium.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.3.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

WIrd einem fürgeboten vnd erscheinet nit / er sol von seinem ordentlichen Richter / noch der massen seines Gerichts vmb eine geldtsstraff gebüsset werden. Erscheinet derohalben der fürgeladene nicht zum ersten fürgebieten / vnd tritt in keine antwort nicht / er verbüst dem Richter ein fl. Erscheinet er auch auff das andre fürladen nicht / zween fl. Würd er aber auch auff die dritte citation, oder auff eine peremptoria, (welche so sie noch rechtsweis geschicht im rechten fur drey gerechnet wird) als vngehorsam auff gezwickte stund oder tagzeit / weder [Faksimile] er selbs persönlich / noch durch seinen Anwalden zur antwort als Procuratoren bestellet / nicht erscheinen / so sol der Richter dem kläger die sache / noch gestalt seiner angesatzter klagen / zusprechen / allein der angeklagte mögte billiche vnd gnugsame / vrsachen seines säumnüss oder verhinderung fürbringen vnnd beweisen / als dann sol er zu seiner sachen vnnd gerechtigkeit gelassen werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.3.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Si quis in jus vocatus non ierit, ex caussa a competente judice mulcta pro jurisdictione judicis damnabitur. Qui itaque citatus ad terminum praefixum, per se, vel per procuratorem suum, non comparuerit, in prima instantia florenum unum judici dependet. Qui vero post secundam citationem absens fuerit, duos florenos dependet. Si vero ad tertiam citationem vel ad unicam peremtoriam quae regulariter facta pro tribus sufficit, contumax fuerit, nec ad terminum praescriptum per se, vel per procuratorem suum comparuerit, caussa actori, propter non comparationem adversarii, secundum petitionem suam adjudicetur et ei secundum juris ordinem satisfactio impendatur nisi reus absentiae suae justum et legitimum impedimentum [Seite 143] obstitisse allegaverit, et comprobaverit tunc enim exceptione juvatur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.3.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Wurd aber der kläger selbst / nach gethaner citation, aus zweyffel vnnd misstrawen seiner sachen / nicht erscheinen / er sol ohn allen auszug vnd verzug dem erscheinenden kegentheil / auff kost vnd zehrung verurtheilt werden. Es wird auch dieser für einen vngehorsamen im rechten gehalten / so sich listiger weis verberget / damit er nicht mag persönlich fürgeladen werden. [Faksimile]
[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.3.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Quod si e contra actor caussae suae diffusus, non compareat, citra dilationem parti comparenti, in expensarum refusionem condemnetur. Pro contumace autem et ille habetur, qui se dolo occultat, ut conveniri personaliter non possit.

Vom Kläger vnd Angeklagten. Der IIII. Titel.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus quartus. De actore et Reo.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

VON rechts wegen mus der kläger dem angeklagten inn sein recht folgen : Der angeklagte aber hat sein gericht da / wo er sitzet vnd seine behausung hat / drumb sol er auch daselb mit recht werden angenohmen / bekandte vnd vnleugbare schulden ausgenohmen / welcher halben er allenthalben / wo er begriffen wird / antworten mus vnd zahlen. In schmach vnd lastertaten / so die ehr vnnd das haupt angehen / sol der verbrecher am ort der begangener that / mit recht werden fürgenohmen / er were dann vorflüchtig / als dann mag er auch anderswo / das er begrieffen wird [Faksimile] angezogen / vnd so fern er wird vberzeuget / auch gestraffet werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Actor forum rei sequatur, forum autem habet, ubi domicilium, ideo ibi conveniri debet, exceptis debitis liquidis et confessatis pro quibus ubicunque locorum deprehensus fuerit, extra ordinem conveniri potest. In caussis autem criminalibus reus in loco delicti conveniri debet, nisi sit [Seite 144] profugus. — Tunc enim ubicunque comprehensus fuerit, in ius vocari et si criminis intentati fuerit convictus, plecti potest.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Damit aber der angeklagte verstehen könne vnd wissen / was auff jn geklaget / vnd er verantworten sol / ist es von nöthen vnd wird für recht gehalten / das ein jeder kläger in Sachsischem gericht / seine Proposition vnd klage wider Sachsen / inn Deutscher sprache klärlich vnd bescheiden führen sol.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Quo autem conventus intelligere possit et scire, quid adversario respondendum sit, visum est, ut omnis actor in foro Saxonico, caussam suam Saxonico idiomate perspicue proponere debet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Gehet die Klag nicht auff die angenomen Person / sonder auff ein erbgut wider sie / es sol für dem gericht / welchem das beklagte erbgut vnterliget / gesucht vnd fürgenohmen werden / ob wol der Herr des guts einem andern gericht ist vnterworffen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Quod si de fundo et non de persona contravertitur, coram eo Judice, sub cuius jurisdictione fundus est actio intendi debet, etiamsi dominus fundi alterius jurisdictioni subiaceat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Was im rechten dem angeklagten nit wird zu gelassen / das sol auch dem Kläger gewerth sein : Sintemal jha die recht den verklagten günstiger vnd geneigter sein dann den Klägeren. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Non debet actori licere, quod reo non permittitur, nam favorabiliores rei potius quam actores habentur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Beweiset der Kläger nit sein anklag / der beklagte wird frey gesprochen / vnnd kan jn der kläger auff keine kegen beweisung nit dringen : dieweil in aller Welt / der so die that vnnd der sachen leugnet / keiner beweisung schüldig ist / es were dann / das der angeklagte vngedrungen zeugnüss stellen wolt / so sol man es jm zu lassen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Actore non probante, reus absolvitur, neque reum actor monstrandi contrarium necessitate adstringit, cum per rerum naturam factum negantis probatio nulla sit; Ubi vero reus ultro probare desideret, audiendus est.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Eben wie der kläger schüldig ist seine anklag zu beweisen / also mus auch der angeklagte sein Exception oder einrede bewehren / drum das er durch solche einreden / kläger wird.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Sicut actor tenetur probare suam intentionem, ita reus suam exceptionem. Nam reus in exceptione actor est.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Lässet einer seine gethane klag sencken / er kan nachmals nimmer für Gericht drumb klagen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Qui destitit agere amplius, in eadem caussa accusare prohibetur. [Seite 145]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Hat ein Bürgersman / Sedler oder Diener / für gericht auff jemanden geklaget / der angeklagte kan seinen kläger [Faksimile] anderer sachen wegen / ehe nit wider beklagen / die erste vnd hangende sache sey den zum ende gebracht / allein es wer ein sach eingebracht / welche die ehre betreffen thet / dieselbe wird der hauptsachen fürgezogen / vnnd mus erstlich ausgeführet werden : Item auch / so der beklagte inn schuld sachen / mit billicher exception auff die compensation vnnd abzug / oder gegen rechnung sich beruffen thet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Si civis, inquilinus aut famulus aliquem in judicio accusaverit, reus non potest actorem alia de causa coram judicio accusare, quousque lis pendens decisa fuerit, excepta caussa laesae famae quae principalem actionem impedit; item si justam reus habeat compensationis exceptionem.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.09.ELR = URL dieses Abschnitts]

IX.

Nimpt sich einer frembder teidig sachen an / ohne des Principals / oder selbs Klägers / persönliche kegenwert vnnd befehl / oder ohn rechtmessige Procurator brieff / der sol vom gericht vmb zwantzig Gülden gestrafft werden : Fahet aber einer sein verlorne teidig auff ein newes wider an / ohn gnad vnnd krafft newer vrtheil Brieff / er verfelt zwölff Gülden. Wurd jemand aber zum andern mal new vrtheil Brieff vom Fürsten ausnemen / seine verlorne teidig zum [Faksimile] dritten mal zu führen / er sol der verhörung gewehret / vom rechten abgewiesen / vnd vmb vier vnd zwantzig Gülden gestrafft werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.4.09.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 9.

Si quis se caussae alienae qualicunque sine legitimo principalis procuratorio, vel illius personali commissione legitima ingerat a judicio viginti florenis mulctabitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von beweisung vnnd Gezeugen.

Der V. Tittel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus quintus. De probationibus et testibus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

WVrden die Partheien nach geschehener klag vnnd antwort für Gericht / beweisung bedürffen / sie sollen angenohmen vnd verhöret werden : Dem kläger gebüret aber am ersten vnnd am meisten zu beweren / vnd nicht dem angeklagten, so da leugnet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Cuicunque partium necessitas probandi incumbit, audienda est. Ei autem incumbit probatio, qui dicit, non illi, qui negat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Wer für Gericht klagen wil / der sol eygen zeugnüss auff seine klage stellen / [Faksimile] den es gebens weder die recht nach die billigkeit / das des widersachers schriefftliche kundtschafften dem klager zum behülffnuss sollen gefodert noch gereichet werden / es geb es dann der Richter / aus gewissen vrsachen / zum rechten.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Qui accusare volunt, probationes habere debent, cum neque juris neque aequitatis ratio permittat, ut alienorum instrumentorum potestas fieri debent, nisi ex aliqua caussa judici aequum fuerit visum. [Seite 146]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Wer Zeugen einstellen wil / mus das thun auff die Zeit / so jm fur gericht gegeben wird / vnnd das widertheil darzu warnen vnd laden / zu sehen die gezeugen / welche eingestalt sollen werden / vnd mit an zu hören / wie der eyd jnnen wird auffgegeben.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Qui testes exhibere voluerit, id faciat tempore coram judicio praefixo, et adversam partem denuciatione moneat, ut compareat ad audiendum et videndum testes produci et jusjurandum ab illis recipi.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

So jemand zeugen stellen wil / er sol sie mit des Richters gebot fodern lassen / vnd beyde teidigs Partheyen jhnen bestimmen : Auff solche erfoderung / sollen die gezeugen / so demselben gerichtzwang vnterworffen sein / auch für gericht persönlich erscheinen / vnd bey eydes pflichten jhr zeugnüss ansagen / sie würden dann billicher vnd notwendiger vrsachen [Faksimile]wegen zu kohmen verhindert. Würden sie aber auff die fürgezalte sachen / vnd jres wissens wegen darob / einen bedencktag begeren / er sol jhnen nicht abgeschlagen werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Exhibiturus testes, eosdem mandato judicis, pro dandis testimoniis citabit, utraque parte litigantium nominata. Eo mandato postulati testes, huic jurisdictioni subjacentes, nisi justa et gravi neccessitate impediti, personaliter coram judicio comparere ac testimonia sua praestito juramento dicere debent. Sin autem ad deliberandum de re proposita, terminum certum postulaverint, non est illis denegandus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Erscheinet der geruffene gezeuge nit / ohne gnugsame vnd bewerliche hindernüss / sonder helt sich aus vngehorsam zurück / er sol vom Richter gestraffet werden / vnd gleichwol dadurch des zeugens nit gefreyet / sonder nichts desto weniger sein zeugnüss zu sagen / verbunden sein.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Testis evocatus, nec ulla gravi necessitate impeditus non comparens et per contumatiam absens, a judice mulctatur, neque sic tamen a reddendo testimonio liberatur, cogitur enim nihilominus testificari.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Der brauch zeugnüss zu stellen / ist gemein vnd notwendig / damit nichts verborgens noch zweyffels in den sachen stecken bleib. Drumb sollen auff der Partheien begeren vnuerleumbte vnnd vnuerworffene personen vnd zeugen billich zugelassen werden / doch also / das ein jeder gezeuge erstlich durch fürgebieten gefodert werde / vnd das sie darnach inn kegenwert der Widerpart / oder in jrem [Faksimile] mutwilligen abwesen / jren eyd hierauff verpflichten / das sie falsches nichts / sonder die lautere warheit / so weit jnen bewust / ansagen wollen. Vnd sol diesen eyd der Richter / ohn der Partheien bewilligung / keinem der zeugen nit erlassen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Testimoniorum usus frequens et neccessarius est, ne quid occultum et dubium in caussis resideat. Ideoque ad postulationem litigantium admittendi sunt testes hi, quibus non interdicitur testimonium, eo tamen modo, ut testis quilibet mandato judicis evocetur: deinde praesente adversario vel per contumaciam absente, juramentum solenne praestet, se nihil falsi [Seite 147] dicturam, neque hoc Juramentum Judex cuiquam sine consensu partium remittet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Raths personen / Richter vnd Stadtschreiber / sollen vngeschworen / doch auff ermanung jhres fürgethanen eyds / inn den sachen / darein sie zu zeugen gestalt / gefraget werden. In eygenen teidigs sachen aber / darein in der eydschwur wird entweder angemuttet oder aufferlegt / mögen sich solche personen mit auszug ampts wegen auff gethanen Eyd nicht behelffen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Personae Senatoriae, Judices, notarii publici, sine juramento, commonefacti tamen de eorum juramento publice Senatui praestito examinantur. Verum in caussis propriis, ubi jusjurandum defertur, tales personae exceptione juramenti praestiti caussa functionis suae non adjuvantur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Vnterstehet sich jemand etwas mit zeugen zu bewehren / er sol die sache vnd meinung seiner beweisung mit klaren ausgedruckten worten / oder artickels weis fürzelen / daraus man verstehen mag / was er zu beweisen meinet / vnd warauff die zeugen sollen gefraget werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Qui testibus caussam probare voluerit, expressis verbis vel articulis proponere debet intentionem suam, cur ipsos testes produxerit, et de quibus examinari debeant.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.09.ELR = URL dieses Abschnitts]

IX.

[Faksimile] Die verhörung vnd erfragung der zeugen / so für gericht gestalt werden / sol nit inn kegenwert / sonder in abtretten beyder Partheyen / für den Richtern allein geschehen / doch nicht vnter eins / sonder ein jeder gezeug sol inn sonderheit verhöret werden / ob wol vntereins der eyd jhnen mag auffgegeben vnd sie beschworen werden : Solch gethanes zeugnüs sollen die geschworne Schreiber in schriefften klärlich auffmercken vnd fassen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.09.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 9.

Examen testium coram judicio productorum fieri debet seorsim coram judicibus, secedere jussis partibus litigantibus, ac singuli privatim audiantur et eorum attestationes, scriptis a Graphiariis excipiantur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.10.ELR = URL dieses Abschnitts]

X.

Es sollen auch die richter vleissig von den gezeugen mit fragen erforschen durch was gestalt jnen die sachen seyen kundt worden / zu welcher zeit / wo / vnnd wie was geschehen vnd sich zu getragen hab / vnnd wer sonst mehr darbey gewest sey : Item auch andere vmbstenden mehr / noch gestalt der sachen / aus welchen die gescheffte vnnd sachen klar werden vnnd offenbar / welche die Richter noch jhrer bescheidenheit werden wissen zu erkündigen. Hat auch ein gezeuge vnlauter oder [Faksimile] zweyffelhafftiges von der sachen gezeuget / er mag widerumb gefraget werden / doch sol es geschehen / ehe das Recht wird gefält vnd ausgesprochen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.10.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 10.

Judices quoque a testibus diligenter inquirant, qua ratione res illis notae sint, quo tempore, quo in loco, quibus praesentibus singula acciderint, et alias circumstantias quae caussas reddunt perspicuas et illustrant eas Judices pro ipsorum prudentia exquirere poterunt; testis etiam obscure vel dubie de negotio caussae testificans, denuo examinari potest. [Seite 148]

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XI.

Es treget sich offter inn teidigen also zu / das eine Parthey jr klage auff geschehene ding setzet : Die andere aber leugnet / vnnd ieder Parth ist vrbietig das jre zu beweisen / als dann sol man der Parthei die beweisung zu vrtheilen / welche auff geschehene sachen redet / vnd nicht iener / so da leugnet / es were dann / das des gegentheils leugnung sonderliche vmbstenden hette / welche beweisung bedörfften / solches sol zu der Richter erkentnüs stehen.

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§. ll.

Cum frequenter in litibus contingat, quod una pars factum affirmet, et altera neget, ac utraque pars alleget se suam caussam probaturam, probatio imponenda ei est, quae factum affirmat, non quae negat, nisi si negatio alterius peculiares habeat circumstantias, quae probatio nes requirant, quod pro arbitrio Judicis cognoscendum est.

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XII.

Wenn die Gezeugen nhu aller bekant haben / so sol man jr zeugnüs (der zeugen namen vnbestimpt) für gericht aus sagen / vnd nach dem die Richter mercken / welcher zeugen bekentnüs der Sachen gleichen / vnd der warheit ebenmessiger [Faksimile] sein / auff dieselben sollen sie vrtheilen. Doch sollen inn allen sachen / drey oder zween vnuerworffene Zeugen zum wenigsten sein.

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§. 12.

Examinatis testibus, attestationes eorum publice coram judicio recitandae sunt, cumque Judex cognoverit, quorum testimonia rei aptiora fuerint et vero proximiora sententiam proferat, ita tamen ut tres vel duo non reprobati testes sint adminus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.13.ELR = URL dieses Abschnitts]

XIII.

Was für zeugnüs die Partheyen auff jhr artickel / meinung vnd klagen nothdürfftig sein / die sollen sie stellen für der eröffnung der bekäntnüs : Dann wenn nhu die verhörte gezeugnüs für gericht sein eröffnet worden / so wird keiner Partheyen für dem selben gericht / weiter zeugen ein zustellen / nit zu gelassen / es werde dann die sache vnd teidig appelliert.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.13.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 13.

Probationes, quas litigantes proferre habuerint ad articulos suos has producant ante publicationem testimoniorum. Posteaquam enim attestationes coram judicio publicatae fuerint, neutra pars deinceps ad ulteriorem probationem eorum articulorum admittetur coram eodem judici, secus si fiat appellatio.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.14.ELR = URL dieses Abschnitts]

XIIII.

Spüren die Richter falschheit vnd betrug inn der zeugen einbekäntnüs / sie mögen von rechts wegen die falsche zeugen / nach der sachen gelegenheit vnd jrer verschuldung straffen / auch sol die verjarung die straff nit auffheben : Drumb so der richter auch nachmals der falschheit gewahr wird / so mag er sie straffen: Von alters her aber ist der meineid mit einem [Faksimile] seiten Ripp gestraffet worden / welches mit zwantzig Gülden mus gelösen werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.14.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 14.

Data est cunctis Judicibus, absque ullo praescriptionis obstaculo, in testes, quorum voces falsitate, vel fraude non carere perspexerint, pro qualitate delicti, animadvertendi licentia. Vetere autem consuetudine receptum est periurium, una lateris costa puniri, quae viginti florenis redimitur. [Seite 149]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.15.ELR = URL dieses Abschnitts]

XV.

Die teidiger / vnd die so gezeugen stellen / sollen die zeugen auch nach gebührlicher notturfft mit zerung versehen vnd halten / dann nemlichen / wenn sie zeugnüs zu geben / aus bemühet werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.15.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 15.

In exhibitione testium per accusatores, vel per quos postulati sunt, sumtus competentes praeberi testibus praecipiatur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.16.ELR = URL dieses Abschnitts]

XVI.

Vber drey auffschub oder tagzeiten zeugnüs zu stellen / sol keiner Partheien / ohn sonderlich Vrsach / vber welche der Richter erkennen sol / der vierdte nicht gegeben werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.5.16.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 16.

Ultra tertiam testium producendorum dilationem quarta dari non debet sine caussae cognitione.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.ELR = URL dieses Abschnitts]

Welche Personen nicht gezeugen mögen.

Der VI. Titel

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus sextus. Quae personae testimonium dicere vetantur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

[Faksimile] VNmanbaren / als die / so noch viertzehen jar nicht alt sein : Item auch die thoren vnd vnsinnige leut : Desgleichen ehrlosen / als meineider / ehebrecher / dieben vnd dergleichen offenbare verleumbte Personen / diese alle mögen inn keinem rechten nicht gezeugen. Würde auch ein verleumbde ehrlose person zum zeugnüs eingestalt / in einer sachen / so geschehen were / ehe sie ist zu vnehren kohmen / sie wird auch darinn verworffen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Impuberes, qui annum decimum quartum non excesserunt, testimonium dicere velantur. Item insani, furiosi, et mente capti, praeterea infames, qui manifestis criminibus notati sunt, utpote adulteri, perjurii, fures, infamis persona, quaeve publicis judiciis damnata est, testimonium perhibitura, de negocio ante damnationem facto, ne sic quidem admittitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Were der zeuge dem kegentheil gehessig / vnnd würde als sein Haupt feindt vberzeuget : Item Vatter vnd Mutter können für vnd wider jhre leibliche Kinder nicht gezeugen : also auch im kegentheil / es würde dann vom widertheil guttwillich nachgegeben.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Si testis adversae parti sit infensus, et probetur esse inimicus capitalis, item parentes et liberi, invicem adversus se ad testimonium admittendi non sunt, nisi adversa parte id concedente.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

[Faksimile] Der Bruder kan auch für den bruder nie gezeugen / es beteidige dann ein bruder den andern : Desgleichen auch kein Blutfreund für den andern / vnnd auch der eydem nit für den Schwiger vatter : Zu gleich auch Man vnd Weib / mag eins dem andern nicht gezeugen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Frater pro fratre testis esse nequit, nisi ab altero fratre accusetur. Nullus consanguineus, consanguineo testis esse potest, nec gener et socer invicem, maritus et uxor pro se invicem testimonium dicere vetantur. [Seite 150]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Es sol auch niemand sein Hausgesind zum Zeugnüs stellen. Wenn warumb die rechte halten solchen gezeugen für vngnugsam / dem einer gebieten mag das er jhm zeuge. Im fahl aber der klagen vmb Ehebruch / oder bestelleter gifft seinem eygnen Ehegenossen / kan der kläger auch sein Hausgesind zum Zeugnüs einstellen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Testes, quos accusator de domo propria produxerit, interrogari non placuit nam idonei testes non esse videntur, quibus imperari potest, ut testes fiant excepto casu adulterii et veneficii alteri conjugum praeparati; tunc enim propriam quoque familiam in testimonium producere non vetatur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Dieweil inn frembden teidig sachen / die recht zugeben / aus einem Haus so viel zeugen man nur haben mag / ein zustellen / wird folgen / das beyd Vatter vnd son / Man vnnd Weib / vnd zween leibliche Bruder / inn frembder sachen neben einander gezeugen mögen. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Ex una domo plures testes, in negotio alieno adhiberi non vetantur; pater ergo et filius duoque fratres, qui in ejusdem patris potestate sunt, testes utrique in eodem negotio fieri possunt.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Es wird auch dem Fürsprech / so eine teidig geführet vnnd geschiermet hat / gewert inn derselben nachmals zeugnüs zu geben.

Zum Zeugnüss werden nit gelassen : dievom Blut verwandten / alsVatter
Mutter
Kinder
Grosvatter
Grosmutter
Enckelen
Bruder
Schwester.
Dieweil denn diese / wo sie zeugen wolten / zum Zeugnüss nicht werden gelassen: drum mögen sie auch Zeugnis zugeben / nit gezwungen werden.
["]verwandten von Schwagerschafft als :Mann
Weib
Schwigervatter
Schwigermutter
Eidem
Schnürg.
["]
[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Patroni in causa, cui patrocinium praestiterint, testimonium ne dicant:

Ad testificandum non admittunturConsanguineipater
mater
filii
avus
avia
nepotes
frater
Soror
Hi quia volentes non admittuntur; ideo nolentes non coguntur
["]AffinesMaritus
Uxor
Socer
Socrus
Gener
Nurus
["]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Wider sein angeborne Freund vnnd rechte Schwäger / oder auch wider die Schwiger älter / sol niemand zeugnüs zu geben / gedrungen werden. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Inviti contra agnatos vel affines, testimonium dicere non coguntur. [Seite 151]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Entdecket einer schmach reden / so die ehr betreffende / vnd gibt hiedurch dem kläger anreitzende vrsach zur teidig / der sol nicht auch darein bezeugen : In Bürgerlichen klagen aber / als die auff Gut / Geldt vnnd Schulden gehen / mag er gezeugen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.6.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Caussam famosam patefaciens et actori litis caussam praebens in eadem testimonium dicere vetatur, secus in civili caussa.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.7.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von beweisung der Schrifften.

Der VII. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.7.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus septimus. De probatione instrumentorum.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.7.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

GIbt der Schüldiger seinem Schuldtherren eine Handschrifft oder Schuldbrieff / darein er die Schulden bekennen thut / wird er drumb für Gericht angeklaget vnd zahlt nicht / vnnd leugnet auch der Schrifft nicht / sie beweiset volkomlich [Faksimile] wider jhn. Desgleichen beweiset auch ein Sendbrieff / wo die meinung darein gewis vnd deutlich begrieffen ist / vnnd verpflichtet denen / so jn geschrieben oder hat schreiben lassen / wo er mit seinem Sygill ist versigelt : Dann das Sygill bestättiget vnd macht gewis die schrifft / es were dann in der rechnung ein bewerlicher jrthumb geschehen / als dann mag er sich mit Inred behelffen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.7.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Si debitor creditori chirographum, aut litteras obligatorias dederit, quibus debitum fatetur et debitor accusatus, sine justa causa solvere recuset, neque tamen litteras a se datas aut scriptas neget, talia instrumenta plenam habent contra eundem probationem. Similem quoque vim habent litterae missivae, si in his expresse continetur obligatio debiti ejus qui litteras scripsit aut misit, sique hae usitato suo sigillo obsignatae sunt, sigillum enim litteras confirmat et corroborat nisi in calculo error sit commissus, tunc enim exceptione juvatur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.7.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Kan der Schuldglaubiger mit gnugsamer beweisung seinen schuldiger der Schuldt vberwehren / es kan jhm nicht schaden / ob er vmb die schuldzedel kommen ist. Eben aber wie es nicht billich ist / die bezalung der schulden ab zu schlagen / wenn der Schuldherr Fewers oder anderer gewalt halben / vmb die schuldbrieff kommen wer : Also sol auch herwider der Schuldtherr / solche gewalt vnnd noch / so er fürwendet beweisen / vnd mit zeugnüs seinen worten glauben [Faksimile] machen. Wird jemand schuld halben fürs Gericht gezogen / er sol nicht mit abschrifften / sonder mit eygner Handschrifften der schulden vberzeuget werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.7.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Instrumentorum amissio creditoribus non oberit, si modo manifestis probationibus debitores crediti convicerint.

Sicut iniquum est instrumentis, vi ignis absumptis debitorum solutionem abnuere ita non facile casum conquerentibus credendum est, nisi aliis argumentis dictis fidem faciant.

Qui crediti caussa convenitur, autentico non alicujus scripturae, exemplo conveniendus erit. [Seite 152]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.7.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Rechenzedel / so noch jemandes todt in seinen Güttern oder gewalt gefunden werden : Item auch der Kauffleut vnd der Handwercker Register bücher / sind allein nicht gnug zur vberweisung der schulden. Also ists auch nicht genugsam (AB)[; sic: ]gnugsam / so der verstorben in seinem Testament hat angezeigt / wie man jhm eine summa Gelts / oder andere ausgeborgete Gütter schüldig wer. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.7.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Rationes defuncti, quae in bonis eius inveniuntur: regestrum item negotiatorum et opificum ad probationem sibi debitae quantitatis solae non sufficiunt. Eiusdem iuris est, si in ultima voluntate defunctus certam pecuniae quantitatem, aut etiam res certas sibi deberi significavit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.8.ELR = URL dieses Abschnitts]

Das / Ehe für Gericht nicht geklaget / vnd auff Zeugen beruffen wird / man nicht zeugnüss einstellen kan / allein nur was dienen sol zu ewigem gedächtnüss.

Der VIII. Tittel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.8.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus octavus. Quod testes ante litis contestationem non sunt producendi, nisi pro perpetua rei memoria.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.8.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

EHe man für Gericht nicht geklaget vnd auff zeugnüs nicht beruffen hat / kan man von rechts wegen Zeugnüs weder stellen noch einnemen : Würden sie derwegen für klag vnd antwort eingenohmen / die kegenparth mag sie verwerffen / es were dann / das jemand die führen wolt zum ewigen gedächtnüs / folgender vrsachen [Faksimile] halben / als das die Gezeugen inn ferne Land ausreisen wolten / oder mit tödlichen kranckheiten / oder schwachem alter behafftet weren : Item inn Sterbsläufften / also das die beweisende Partei / inn beisorg were / die zeugen mögten für der klag vnd stellung der zeugen / mit tod abgehen. Item auch inn anbedingten schulden / vmb welche der Kläger nicht klagen kan / drumb das dem beding noch nicht ist ein gnügen geschehen / oder die gesatzte zeit nicht hiebey ist : vnd in solchen dingen / so verterben können / welches bey den Richtern zu erkennen stehet. Als dann mögen solche personen für jhren ordentlichen Richtern / auch für der klag vnd antwort / gestellet werden / mit rechtlicher warnung der andrer Partei / so die sach berühret wo sie verhanden ist. Solche beschrieben gezeugnüs sol vorsiegelt bey den Richtern biss zur zeit der angehender teidig / vngeöffnet bleiben. Würden aber diese zeugnüs in einem jar [Faksimile] nicht gebraucht / sie werden nachmals krafftlos / allein der / so sie führet / beweisete gnugsam vrsach seines saumnüss oder hindernüss / als dann behalten sie auch weitter jre krafft.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.8.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Regulariter, lite nondum contestata, non est procedendum ad testium receptionem etsi ante recipiantur, non valet, quod agitur, nisi quis eos ad futuram rei memoriam producere vellet ita vidilicet, quod si personae testificaturae sint peregre profecturae, vel periculosis morbis obnoxiae, aut senio confectae, item si vigeat pestis, ut vereatur altera partium, ante legitimam fassionem, his se destitui posse. Item in debito conditionali cum actor de praesenti agere non potest idem intelligendum de rebus, quae moram non patiuntur. Quod judicum prudentiae perpendendum relinquitur. Tales autem personae possunt coram judicio ante litem contestatam recipi, parte adversa, si praesens sit, legitime citata. Attestationes autem illorum, apud judicem obsignatae permanere debent, usque ad tempus litis. [Seite 153]

Si vero talia testimonia, intra annum non usurpantur, deinceps suo vigore carebunt, nisi si morae et impedimenti legitimam posset adferre caussam; tunc enim et ultra valebunt.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.8.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

So jemand bekäntnüs der Zeugen / gantze gerichts Händel / als klag vnnd antwort / Protestation hangendes rechts / oder abgeschnittene sachen durchs vrteil / oder was anders seiner gerechtigkeit / als Kauffs / Gabe / Geschenckts / Contracts vnd was dergleichen händel / inn das gemeine Stadt oder Raths Buch / wolt schreiben lassen / das sol für einem Ersamen Rath geschehen inn der kegenpart / so die sach nemlichen auch berüret kegenwert / welche durch fürgebieten darzu sol erfordert werden. Es sol aber keine teidig vber drey jar lang / nach dem sie ist fürgenommen / oder inns recht gefasset worden / auffgeschuben noch verlengert werden. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.8.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Si quis fassiones testium, vel integras actiones caussarum aut protestationes litis pendentis, aut sententias definitivas, aut alia sua jura emptionum, donationum, debitorum, contractuum et similium in librum publicum civitatis inscribi cupit id fiat coram senatu, praesente adversa parte, quae etiam ordinarie ad Senatum citabitur, et sic utrisque partibus praesentibus, ea in librum civitatis referuntur. — Censemus autem omnes lites non ultra trienii metas post litem contestatam esse protrahendas.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.ELR = URL dieses Abschnitts]

Vom Eyde.

Der IX. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus nonus. De jurejurando.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

SO lang die teidigs Partheyen fürhaben jre sachen zu beweisen / so gebühret es sich nit vnd ist vnnötig / weder eyde an zu mutten noch den Eyd auff zu legen / sondern wenn sie nun beyde jhre beweisungen / welche sie von beyden theilen haben können auffbringen / gestalt vnd geführet haben / darnach sol allererst / noch gelegenheit der sachen vnd der billigkeit / durch des Richters vrtheil / zu völliger beweisung / entweder dem kläger oder angeklagten der eyde werden aufferlegt / wenn nemlichen die sache nicht hat volkomlichen mögen von einem theil beweiset werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Interea dum litigantes conantur suis caussis probationes producere, non est conveniens neque necessarium jusjurandum deferre et imponere. Productis probationibus, quae in caussa adduci poterant, tum demum pro ratione caussae et aequitatis per sententiam judicis pro pleniore probatione actori vel [Seite 154] reo jus jurandum defertur propter semiplenam nimirum probationem.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

[Faksimile] Setzet ein Parthei der ander den eyd heim / ohne des Richters vrtheil / sie mag den annehmen oder verschlagen / oder auch widerumb der anmuttende Partheien zu rück heimlassen : Solcher eyde / wird ein lediger / frey williger Eid im rechten genant. Die ander arth des Eides gehöret das Gericht an / welchen zwar der Kläger auch dem beklagten anmuttet / sonder auff des Richters bewilligen vnnd erkäntnüs geschehen mus. Der dritte Eid / heist ein nothwendiger eid / welchen der Richter allein durchs vrtheil auffleget / vnnd geschehen mus / so fern das theil / welchem er wird aufferlegt / die sache erhalten wil.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Si alter ex litigatoribus, sine cognitione judicis jusjurandum detulerit, is cui delatum est, potest id suscipere vel recusare vel etiam adversario referre, idque vocatur absolutum et voluntarium juramentum. Est aliud quod judiciale nuncupatur, quod in Judicio ab Actore Reo, judice probante, defertur. Tertium verum necessarium, quod judex defert et necessitatem imponit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Würd der teidiger einer / es sey der kläger oder säger / inn Gelts sachen / als inn Schulden / vnd so was desgleichen / einer dem andern den Eidschwur anbieten / er sol darzu gelassen werden. Dann eben wie der Richter / also kan auch der [Faksimile] Kläger den eyd seinem widersach aufflegen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

In caussis pecuniariis, si alter litigantium jusjurandum deferat, audiendus est. Quemadmodum enim judex ita et actor illud deferre potest. [Seite 155]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Bewilligen sich die zwo Partheyen auff den eid / oder bietet das kegentheil allein den eid an / wird er gethan / oder auch vom widersach erlassen / vnnd die teidig jha damit geendet / sie kan nachmals nit widerumb angenommen werden / auch nicht auff Exception, eines meineids.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Causa jurejurando ex consensu utriusque partis vel adversario inferente delato et praestito vel remisso decisa, nec perjurii praetextu retractari potest.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Klaget einer den andern an vmb schulden / oder auch anderer sachen wegen / one beweisung / vnd kan jm auch keinen mercklichen verdacht nicht machen / der angeklagte aber leugnet strack / er darff nicht drumb eyden / sonder wird on den Eyd frey gesprochen : So aber der ankläger was scheinliches vnd glaubwirdiges zur beweisung auffbringt / vnd gleichwol nicht gnugsames (HS)[; sic: ]gnusames / sonder solches / das den angeklagten der schuld verdächtlich macht / so wird dem kläger zu gegeben / seine halbe beweisung mit seinem leiblichen [Faksimile] eid zu beweisen / vnd nicht dem angeklagten durch seinen eid der schuld bezalung zu entgehen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Si quis civium occasione debitorum, aut aliarum rerum per aliquem in judicium tractus fuerit et nulla probatio contra cum per actorem produci poterit, neque alicujus suspicionis signum apparuerit, reus si negaverit, sine juramento absolvetur. Si vero actor in vim probationis aliqua produxerit, non tamen sufficientia, sed tamen talia, quae suspicionem afferant, reum debere, tunc in supplementum semiplenae probationis actor propior erit ad probandum juramento suo corporali, quam reus ad evadendum.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Die Appellation, den Eid zu wehren / sol jmmer dann / wenn der Richter jhn auffleget / vnnd nicht noch gethanem Eid geschehen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Quoties jusjurandum a judice defertur, tempore delationis non vero praestationis appellandum est.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Findet jemand sein gut inn frembder gewehr / vnnd klaget es sey jm Dieblich entspönet worden / er sol selb siebend darauff schweren / vnnd damit beweisen / das es sein sey. Die Richter aber sollen nach solchem gethanen eid / dem kegentheil gedoppelten Eidschwur nicht zu lassen / damit nicht vrsach noch stadt falschem eid vnterm schein besserer beweisung / oder vberweisung / gegeben werde.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.9.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Si quis rem furto sibi subtractam asserat metseptimus juramento praestito suam esse comprobare debet. Neque judices admittent adversae parti jurisjurandi oblationem in duplo, ne praetextu uberioris probationis perjurio ansa praebeatur. [Seite 156]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.10.ELR = URL dieses Abschnitts]

Vom Vrtheil der Richter.

Der X. Titel. [Faksimile]

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[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.10.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus decimus. De sententiis judicum.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.10.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

DIE Richter sollen in allen sachen so für sie gebracht werden / mehr auff des rechts billigkeit vnd linderung desselben sehen / dan auffs schärffe vnd strenge recht. Sie sollen aber auch mercken / damit in allen sachen das Vrtheil in beider Partheien kegenwertigkeit werde ausgesprochen / das die Partheien eben vernemen mögen / was jhnen zum Vrtheil ist worden ausgsprochen / vnd das durch jren vrtheils spruch ein theil condemnirt, vnd das andre absoluirt werde. Iemanden aber vnuerhörter sachen verdammen / ist weder billich noch recht.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.10.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Placuit in omnibus rebus potiorem haberi justitiae aequitatisque, quam stricti juris rationem. Observare autem judices specialiter debent, ut in omnibus caussis sententia quae deliberata fuerit, praesente utraque parte recitetur, ut penitus quae lata fuerit sententia cognoscant, contineatque condemnationem unius partis et absolutionem alterius. Ceterum inaudita caussa, quemque damnari aequitatis ratio non patitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.10.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Ein Vrtheil / so auff vnrecht vnnd falsch anzeigen wider den abwesenden gefählt / ist von rechts wegen an jhm selbst krafftlos. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.10.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Sententia ex falsis allegationibus, contra absentem lata, ipso jure nulla est.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.10.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Selige Kayser haben befohlen / das die Richter / Fürsten brieff / so wider recht erlanget vnnd ausgenommen sein / im rechten mögen verwerffen / es were dan vmb sie also geschaffen / das niemandes gerechtigkeit dardurch gekrencket / sonder zur milterung allein des ausfoderers verschuldung dienete / oder jm sonst was nutzes / ohn schaden vnd nachtheil anderer Leut / draus bekommen köndte.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.10.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Rescripta contra jus elicita, ab omnibus judicibus refutari Imperatores praecipiunt, nisi forte aliquid sit, quod non laedat alium et prosit petenti, vel crimen supplicanti indulgent.[Seite 157]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.10.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Wird ein sache mit Vrtheil ein mal abgeschnitten / oder durch den eidschwur geendet / oder auch für gericht einbekant / vmb solche verendete vnd offenbar bekandte sachen / darff man weitter nicht befragen. Dann wer im rechten selbst einbekent / wird als ein selbst verurtheilter Mensch gerechnet. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.10.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Post rem judicatam, vel jurejurando decisam, vel confessionem in jure factam nil amplius quaeritur. — Quia in jure confessi pro judicatis habentur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von Appellation.

Der XI. Titel.

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Titulus undecimus. De Appellationibus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

NAch dem die Appellation vnd Gerichts beruffung / zum trost vnd weitterem behülff / denen im rechten vergunt wird / so durchs ausgesprochen vrtheil des Richters bebürdet sein / also das sie jhre geschäfften / reifferer erkentnüs wegen / vom vnteren zum öber Richter beruffen mögen / drum wer sich durch Appellationes behülffen wil / sol das thuen / weil der Richter inn seinem gericht stuel sitzet / vnnd sol erstlich von jhm an den Rath / vom Rath staffelweis für der Deutschen Vniuersitet, vnd letztlich für des Fürsten Taffel appelliern : solche beruffungen aber sollen auch geschehen ehe der Rath vnnd Vniuersitet auffstehen / allein der [Faksimile] Appellant begere bedenckzeit / darzu jm ein stunde oder auch ein gantzer tag nit sol abgeschlagen werden. Vom vnteren Richter aber / strack an des Fürsten gerichts Taffel / die mittel gericht vber gehende / sich zu beruffen / wird niemanden zu gelassen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Cum appellatio tanquam refugium et solatium sit his, qui judicum sententiis gravantur ut caussas suas ab inferiore judice ad superiorem, pro maturiore revisione provocare possint. — Quocirca is, qui appellare voluerit, a Judice id faciat statim ipso pro tribunali adhuc sedente, atque inde gradatim ad senatum, a senatu, dum adhuc congregatus consedere manet, ad universitatem Saxonum, inde ad principis curiam appellandi liberam habet potestatis facultatem. Appellans autem si deliberandi horam vel diem unum postulet, negari illi non debet. Appellatio vero ad principem, ommisso medio, regulariter non admittitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Geschicht die Appellation, vnnd wird bewilliget oder zu gelassen / so bleibt alles bestehen inn seinem vorigen standen : Würde derwegen jemand was lasters beziegen / vnd jme sich seines Ampts zu eiseren oder ab zu tretten befohlen / die sache aber appellirt ist / er sol in sein stell gesatzt / vnd seines ampts bis zum austrag der teidig / nicht entsatzt werden : Sintemal die recht ausweisen / das im hangenden Rechten nichts nicht nouirt sol werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Provocatione interposita integer status esse videtur ejus, qui de aliquo crimine adnotatus est. Ergo et si ordine abstinere [Seite 158] jussus sit et provocaverit, eadem ratione potest coetum participare cum certi juris sit, ne quid pendente appellatione innovetur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

So der Appellant die transmission oder die vrtheil brieff / auff bestimpte tag zeit / [Faksimile] weder fordert nach aussnimet / oder so er sie ausgenommen / an seinem ort zu den gerichts tagen nicht auffleget / er sol von seiner teidig also werden abgewiesen / als hab er sein recht verschwiegen : Hat einer auch mögen Appelliren, vnnd vnterlests / oder füret die Appellation nicht zu bequemer zeit zum ende / sondern lest sie sencken / er mus ewig schweigen / vnnd sol vom Lands Fürsten kein Hülff drein fodern noch bitten : Thut Ers / so sol er gleichwol seines begerens nicht gewehret werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Post appellationem interpositam, si appellans litteras transmissorias seu apostolos inter praestituta tempora non postulaverit, vel acceperit, vel reddiderit praescriptione ab agendo submoveatur. Et qui licitam appellationem intra statutum tempus exercere neglexerit, atque omiserit perpetuo silere eum oportebit, nec a principe petere auxilium per supplicationem poterit, quod si fecerit, desiderio suo carebit. [Seite 159]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Die recht vergönnen den teidigs Parteien beid in grossen vnnd kleinen / wichtigen vnd geringern sachen / sich mit beruffung auff öber Richter zu behelffen : Drumb sollens die Richter nicht also annehmen / als geschehe die Prouocation jhnen zur schmach / oder jhren ehren zum nachtheil.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Et in majoribus et in minoribus negotiis appellandi facultas est. Nec enim judex debet injuriam sibi fieri existimare eo quod litigator ad provocationis auxilium convolavit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Solche Personen / so vmb Lasterthaten [Faksimile] / als vmb Ehebruch / dieberey / mord / raub / offenbare gewalt / oder sonst andrer Vbelthat wegen / werden angeklaget vnd vberzeuget : Oder auch jehne so ausserhalb der marter / mit eigenem mund / jre laster vnd missethat einbekant haben / mögen sich mit der Appellation nit behelffen : Also wird die Appellation auch den offenbaren Schuldigern / so weder leugnen / noch billiche Exception vnd Einred auffbringen mögen / nicht zu gegeben : Item auch denen nicht / welche durch Appellations vortheil / jhre Widersacher mutwilliglich auffhalten vnd müd wollen machen : Würde jnen aber was vmbständen wegen / die Appellation nachgegeben / vnd erhielten im öber rechten auch nichts / sie sollen dem obliegenden kegenteil / auff auffrichtung vnd ergetzung aller mühe / kost vnd zehrung / verfallen sein. Inn sachen oder dingen / welche keinen verzug on schaden nit leiden können / wird die appellation auch niemanden vergunt. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Provocatio non datur his, qui de caussis criminalibus uti adulterio, homicidio voluntario, latrocinio vel de manifesta violentia accusati et certis argumentis et testibus convicti vel proprio ore sine tormentis sua scelera sunt confessi. —

Neque manifestis debitoribus, qui nec negant, nec ullam legitimam exceptionem adferre possunt, aut etiam iis, qui partem adversam frustra protrahere vel calumniosa dilatione fatigare conantur appellationis beneficium concedatur, alioqui adversario damnum et litis impensas refundere coguntur. Sic in iis, quae dilationem non patiuntur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Es sol niemanden / so der Vniuersitet der Sachsen in Siebenbürgen iurisdictio vntersessen ist / vom Rath für die Vniuersitet beweglicher Gütter wegen / so zehen Gülden nicht vbertreffen / zu Appelliren nicht zugelassen werden. Weither aber auch von der Vniuersitet an des Fürsten taffel nicht / in sachen fahrender habe / so nicht viertzig Gülden machen / damit die öber Richter geringer sachen halben nicht vberlauffen nach bemühet / vnd die parteien kleiner sachen wegen / nicht viel mühe vnd grosse zerung / thuen mögen. Vmb vnbewegliche Gütter aber vnnd Erbschafften / oder derselben dienstbarkeiten / vnd dergleichen / welch nicht können geschätzt werden / sol die Appellation nicht werden abgeschlagen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Nulli, qui jurisdictioni Saxonicae subjectus est, a Senatu ad universitatem Saxonum prohibitum est appellare in quacunque causa mobilium rerum decem florenorum quantitatem superantium. Porro ab universitate Saxonum ad Curiam [Seite 160] Principis appellatio admittitur in omnibus caussis bonorum mobilium quantitatem quadraginta florenorum excedentium, ne super minimis caussis supremi judices inquietentur, et homines propter minimas caussas magnis fatigentur dispendiis. In causis vero rerum immobilium, injuriarum, servitutum urbanarum et rusticorum praediorum et similium, quae certam sui aestimationem non admittunt, appellatio non est deneganda.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Würde ein vrtheil also gefället / das beyde Partheyen dran beschweret weren / ein jedere sol in dem / darein sie beschweret [Faksimile] / besonder für sich Appelliren. Teidigen aber jhrer zween auff eine sachen / vnnd appellirt derselben einer / wird die Appellation gebilliget / sie dienet auch jehnem / so schon daruon ist abgestanden / vnnd nicht Appellirt hat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Si utraque pars litigantium oblatam sententiam aggravata fuerit, quaelibet pro se speciatim appellabit. Si in una eademque caussa unus appellaverit, ejusque appellatio justa sit pronunciata ei quoque prodest qui non appellaverit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Durch gemeine Priuilegien vnd freythümmen der Sachsen inn Siebenbürgen wird gewehret / das keine Hatter teidig / so zwischen jhnen kegen einander entstehen / weitter nicht dann biss für die Vniuersitet prouocirt vnnd gezogen sol werden. Auch sollen jre Hättert weder die Waywodalischen noch Protonotarij nicht reambulieren, bereiten noch determiniren, sonder allein von der Vniuersitet, besichtiget / beritten / vnd entschichtet werden. Würde derhalben jrgent jhemand / er anders handelen oder vngehorsamen / der sol der Vnuersitet des Landes kyhr / zur straff verfallen. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.11.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Privilegiis Saxonum in Transsilvania cavetur ne unquam lites, quae finium terminalium, seu territoriorum caussa inter Saxones emergunt, ultra universitatis eorum forum judiciale provocentur, neve per homines Vaivodales vel Protonotarios reambulentur et decidantur sub poena provinciali qui contrarium tentaverint. [Seite 165]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.ELR = URL dieses Abschnitts]

Wie die gnugthuung auff erlangtes Recht geschehen sol. Der XII. Tittel.

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[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus duodecimus. De executione rei judicatae.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

HAT jemand das Recht wider seinen Widersacher erlanget / es sollen jhm für gericht sechs wochen gegeben werden / auff welche aus des beklagten Habe vnd Güttern (wo er anders sich mit seinem Widersacher vnters des nit verstanden het) jm gnug geschehe. Würd es aber gnugsam bewiesen / das der Richter durch falsche vnrichtige schriefften vnd beweisungen wer vberkomen / vnd jemanden darauff auff die bezalung verdammet / solches vrtheils execution sol werden auffgehaben / vnd wer schon auch etwas drauff [Faksimile] bezalet / das sol auch widerkeret werden : Also sol auch jehnen / so vrtheils wegen / oder auff eygen mundes ein bekäntnüs zalen müssen / gewisse zaltäg bestimmet werden : Zahlen sie nicht inn mittler zeit / sie müssen dem Schuldherrn pfand geben / welche auff folgende weis mögen verthan werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Judicati executio solet suspendi et soluti dari repetitio si falsis instrumentis circumventam esse religionem judicantis manifestis probationibus fuerit ostensum.

Qui sententiam a judice accepit, huic executio, secundum sententiam prolatam intra spatium sex hebdomadarum fieri debet, si cum suo adversario non convenerit. His etiam, qui fatebuntur debere, aut ex re judicata necesse habebunt reddere detur [Seite 166] tempus ad solvendum: si intra diem datum non reddiderint, pignora capiant.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Bezahlet der schuldiger nicht inn den gesatzten sechs wochen die zu gesprochene schulde / so sol mit dem ersten in der pfändung / die farende habe werden angetastet / das handwerckzeug damit der man sein handwerck treibet vnd sich nehret. Item bey dem Bawrsman / Pferd / Ochsen / vnd Ackerzeug zum Pflug gehörende / dadurch er sich auch seiner notturff halben genehren mus / ausgenomen : Weren die nit gnugsam / als dann greiffet man erst auch die berührte werck vnd ackerzeug an / bis so lang der Schuldherr vergnüget wird. Het aber der schuldiger [Faksimile] etliche gütter in seiner gewehr / so zuuoren von jemanden anders bekummert weren / der Richter sol drüber erkennen was billich ist.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

In executione causarum adjudicatarum hic ordo observatur. Exactis post latam sententiam sex septimanis si debitor quantitatem adjudicatam creditori non solverit, primo quidem res mobiles (exceptis instrumentis suis manuariis, quibus opus habet ad exercendum suum opificium et apud agricolam equis bobus aut aliis ad aratrum pertinentibus, quibus videlicet solitus fuit debitor se nutrire) capiantur quorum pretium si non suffecerit etiam praedictae res exceptae capiantur tam diu donec creditori satisfiat. — Si in bonis debitoris res sint ab aliis ante jure arrestatae, judex quod aequum erit cognoscat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Es sol der Richter einem jeden dienstboten / vm seinen verdieneten lohn (so er die zeit seines dienst volkomlich erfüllet hat) mit verhörung jhrer Herrn oder frawen / so sie solchen Lydlohn nit leugnen / auff den dritten tag / aus des herrn güttern / gnug thuen : Were aber jrrung / oder hindernüs aus kegenrattung zwischen jn / er sol sie der billigkeit noch entscheiden / vnnd verhülffsam sein / damit dem dienstboten bezalung geschehe. Der dienstbot hat auch in solcher entrichtung seines Lohns halben / den vorzug für alle andre schuldiger / ausgenommen diese / welche zuuoren auff seinen Herren / die bezalung mit recht erlangt haben.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Cuilibet famulo suam demeritam mercedem post absolutum servitii tempus judex adjudicabit, auditis eorum heris, qui si debiti quantitatem non negaverint, tridui tempus pro solutione facienda dabitur. Sin aliquod obstiterit impedimentum compensationis puta id judex aequitate componat auxilioque sit, ut servo satisfiat. Servus etiam hanc habet praerogativam suum stipendium exigendi, prae omnibus aliis debitoribus, exceptis his, qui dominos ante debiti convicissent.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Würde ein Sedler oder Zinssman [Faksimile] vmb schulden angeklagt / vnd sein Hausradt vnd gütter der schulden wegen / dem glaubiger vom gericht vberantwort vnd versperret / der Hausherr aber auch den versessenen hauszinss / ehe die gütter werden ausgetragen / fodert / er sol für alle andre draus bezalet vnd abgericht werden : Denn alles was inn das bedingte haus eingetragen wird / wird dem Hausherrn / auch vngemeldet im geding / zum pfande verpflicht.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Conductor aedium debiti accusatus, eius si bona creditoribus jure adiudicata et ordine juris occupata fuerint locatori, si pro conductione aedium non fuerit satisfactum prae aliis omnibus satisfieri debet ex bonis conductoris, priusquam alia ejus bona ex aedibus oblata fuerint; nam illata et inducta in domum conductam, tacite pignori obligata sunt. [Seite 167]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Hat der Kläger schulden halben das recht auff gnugthuen erlanget / vnnd die zeit der sechs Wochen verschienen sind / so mag er durch den gerichtsdiener / an seinem Widersacher recht fodern vnnd pfande. Werden im farende gütter gegeben zum pfande / man sol sie zum negsten Nachbar niderlegen / so lang bis das sie drey folgende Marcktäge auff dem Marck offentlich werden feyl geboten : Was man aber drauff bietet / sol dem schuldiger [Faksimile] zu wissen gethan werden / ob er das Pfand drumb behalten wolle / das ers thu inn den selben drey marcktägen / wolt ers aber nicht drumb lösen / oder kundte er nit / so mag das Pfand verkaufft werden vmb das / was es kan gelten.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Si actori solutio debiti coram judicio adjudicata est, exactis septimanis sex, per publicum civitatis ministrum pignora capiantur, quae si fuerint mobilia ad proximum vicinum deponantur tamdiu donec tribus diebus fori publice venum exponantur: pretium vero quod pro iis offertur, debitori significetur, ut si ea velit retinere vel dimittere id faciat intra praedictos tres fori dies, ceteroqui vendentur quanti pluris poterint.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Pfändet ein Frembder einen Stadtman / die verpfändete Gütter werden jm / noch erkäntnüs fromer Leut eingesetzt vnd zu geeygnet / doch also das demselben erstlich auff Parschafft die ausrichtung geschehen sol : Were aber keine parschafft verhanden / so geschicht sie auff Gülden vnd sylbern geschmeide / vnd andere Kleinoten : Hat der schuldiger auch der nicht / vnd darff auff seinen leiblichen eyde leugnen / so gehet man als dann erstlich auch auff sein farende habe : Aber dem Stadtman darff der schuldiger / weder Parschafft noch geschmeids wegen nicht eiden / dann der selbe mus sich mit waserley pfande / so er findet begnügen lassen / bis er zalt wird. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Creditoribus peregrinis pignora civium debitorum per honestas personas aestimata addicuntur, fitque eorum executio primo in paratam pecuniam, aut si illa non suppetit in auream et argenteam supellectilem, aliaque clenodia.

Quibus itidem deficientibus hocque juramento corporali per debitorem comprobato ad reliquas res mobiles aestimandas descenditur. Ceterum si Civis fuerit creditor, debitor ad ejusmodi jusjurandi praestationem non obligatur, sed sufficit pignorum traditio, quousque sibi fuerit ex illis satisfactum.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

So dem Schuldherrn des schuldigers erb vom Richter für die schuld wird zu gesprochen / oder were jhm verschrieben worden / solch erb sol erstlich durch den gerichts diener / drey Sontäge nach einander folgend / entweder für der Pfarkirchen / oder auff dem Marck / offentlich feyl geboten vnnd ausgeruffen werden / vnd so jemand was mehr / dan der schuld ist / drumb bieten würde / sol dem Erbsherrn zu wissen gethan werden. Nach dem dritten ausruffen aber / es sey der weerth gesteigert oder nicht / sol es dem schuldiger abermal zu lösen werden angeboten : Löset ers nicht vnd verschlägs / es sol dem / so am meisten drumb geboten hingegeben / die schuld heraus gezogen vnnd der Vberschus / dem Schuldiger zu gestalt werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#1.12.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Cum a judice fundus aliquis fuerit creditori addictus pro re credita aut fundus in nexum sit datus a debitore per litterarum obligationem, talis fundus, primum per praeconem publicum ante fores templi parochialis vel in foro publico tribus diebus dominicis publice venum proclamabitur, et si quis pretium debiti quantitatis auxerit, id domino significabitur. Post tertiam proclamationem sive pretium auctum fuerit, sive non, denuo offeretur debitori si voluerit retinere, si recusaverit plus offerenti detur, quod supererit debitori restituetur. [Seite 168]

Endet das erste Buch. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.ELR = URL dieses Abschnitts]

Das ander Buch des eygen Sachsen rechts inn Siebenbürgen.

Statuta jurium municipalium Saxonum in Transsilvania. LIBER SECUNDUS.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von heyrat vnd Ehe Sachen.

Der I. Tittel

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[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus primus. De ritu nuptiarum.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

DER Ehestandt / ist ein ordentliches verbündnüs eines Manns vnd eines Weibs zusamen / gericht auff ein vnzertrenliche eheliche geselschafft der beider ehegenossen / auff jhr gantzes lebenlang.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Nuptiae sive matrimonium est viri et mulieris conjunctio individuam vitae consuetudinem continens.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Solche Ehe aber / so nach der rechten anleitung vnnd lehre wird angestifftet / [Faksimile] wird für eine rechte ehe gehalten / nemlichen wenn nhu die Iüngling manbar / vnd die jungfrawen manlich / vnd sich zu einem Man zu thuen / tüglich sein / vnd wenn auch solch Eheliches verbündnüs mit willen vnd furwissen der Elter / oder jener / so die junge Leut inn jhrer versorgung vnd gewalt haben geschicht. Ohne furwissen aber vnnd bewilligen der Elter / sich zusamen geben vnd vermähelen / ist zwar wider die recht / doch kohmen zwey also zusamen vnd werden ehelich / sie werden drum nit gescheiden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Justas nuptias inter se contrahunt, qui secundum legum praecepta coeunt; masculi quidem puberes, faeminae vero viripotentes cum consensu tamen parentum aut eorum quorum in potestate sunt. Eorum, qui in potestate patris [Seite 169] sunt, sine voluntate ejus matrimonia jure non contrahuntur, sed contracta non solvuntur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Zu gleich auch wie die Ehe / selbst durch das gemeine bewilligen der Personen / so sich zu samen begeben / vnnd derer / welcher Versorgung oder Gewaldt sie vnterworffen sein / gestifftet wird : Also sollen sich auch junge Leut / als BRaut vnnd BREVtigam / ohne derselben willen vnnd vorwissen / nicht verheissen / noch aneinander verloben. [Faksimile] Wenn warumb das verlöbnüs oder verspruch auff künfftige Heirat / kan ohn bemelter Personen einbewilligen / von rechts wegen nicht bestehen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Sponsalia sicut nuptiae consensu contrahentium fiunt, nec possunt consistere nisi consentiant omnes, qui contrahunt, et quorum in potestate sunt.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IV.

Personen so aneinander als Elter vnd Kinder sich gehaben / beid von Blut gesipter freundschafft / oder rechter Schwagerschafft wegen / können sich aneinander zu der Ehe nicht nehmen : Heiraten derhalben solchene zusamen / sie begehen blutschanden / vnd sollen drum aus dem Lande oder gegend / verwiesen werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Inter eas personas, quae parentum liberorum que locum inter se obtinent, contrahi nuptiae non possunt; et si tales personae inter sc coierint, incestas nuptias contraxisse dicuntur, quarum poena sit exilium.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Dem Blut zu höher vnd zu grösserer Ehr beweisung / sollen die Hochzeiten vnd Ehe / bis in das vierte Grad (mit eingeschlossen) nicht zu gelassen werden / es were dann / das die zwo verwandte Personen / sich aneinander fleischlich erkandt hetten / als dann mögen sie / mit gebürlicher gelt straffen vom Richter gestrafft / vngescheiden geduldet werden. [Faksimile]

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§. 5.

Propter majorem sanguinis reverentiam ad quartum usque gradum inclusive nuptiae non admittantur, nisi copula carnalis intercesserit, tunc enim mulcta competente a Judice irrogata tolerabuntur. [Seite 170]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Hat einer jhme ein jungfraw zur Ehe gefreyhet / vnd jnnerhalb zweyen jaren im Land einheimisch / mit jhr Hochzeit zu machen vnterlassen / die Iungfraw mag on gefahr jres gelöbnüs / sich einem andern vertrawen / vnd sich lenger nicht auffhalten / noch jhrer Hochzeit triegen lassen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Si is, qui puellam suis nuptiis pactus est, intra biennium exequi nuptias, in eadem provincia degens, supersederit, ejusque spatii fine decurso in alterius postea conjunctionem puella pervenerit, nihil fraudis ei sit, quae nuptias maturando vota sua, diutius eludi non est passa.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Im leben vnnd geselschafft der Menschen / wird Menschseligers nichts gehalten / als wenn Man vnnd Weib / so sich noch den rechten inn die Ehe zusammen begeben / Glück vnd Vnglück / lieb vnd leid miteinander dulden / vnd in mitleyden vbertragen. Würd derhalben der Man sein Eheweib / oder das weib seinen Eheman / ohne verschuldung vnd gnugsame vrsach verlassen / es verfelt dem vnschuldigen Ehegenossen / das vierte theil seiner habschafft oder gebürendes theils inn den Güttern. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Nihil tam humanum, quam fortuitis casibus mulieris maritum vel uxorem viri participem esse. — Si igitur vir sine culpa uxorem, aut uxor sine culpa maritum rejecerit, compellatur ei quartam partem propriae substantiae pro rata portione persolvere.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Verlest oder weichet eine Ehe person von jrem ehelichen Gemahl / vnd wird drumb peremptorie, das ist / entlichen ein mal für drey / dahin wo sie jre behausung hat / zum rechten fürgeladen / vrsach zu geben jres abzugs / erscheinet sie nicht / die verlassene sol als vnschuldig / frey gesprochen / die abtrinnige aber als eine todte Person / verurtheilt vnd gehalten werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Desertor sine causa, si peremtorie citatus eo ubi domicilium habuit non comparuerit persona deserta innocens libera — desertor vero tamquam mortua pronunciabitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.09.ELR = URL dieses Abschnitts]

IX.

Künde der Man vom tag seiner hochzeit an / bis auff zwey gantzer Iar lang / natürlicher vntüglichkeit halben / das ehewerck seinem Weib nicht thuen / das Weib kan ohne gefahr vnd schaden jres gebürendes dritten theils / (doch auff erkäntnüs geistlichen Gerichts) von jhm gescheiden vnd frey werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.09.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 9.

Si maritus uxori ab initio matrimonii usque ad duos continuos annos computando coire minime propter naturalem imbecillitatem valeat, potest mulier sine periculo trientis amittendi, repudium marito mittere, praecedente tamen censura ecclesiastica.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.10.ELR = URL dieses Abschnitts]

X.

Würde einem Ehegenossen etwo solcher misshandlung halben / welche die Ehe scheidung nicht berühret / [Faksimilie] Wasser vnd Fewer versaget / das ist / inns elend verwiesen / jre Ehe wird dardurch nicht gescheiden : Daraus folgen wil / das das vnschüldige dem schuldmessigen ins elend wird folgen sollen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.10.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 10.

Matrimonium deportatione vel aquae et ignis interdictione non solvitur, si casus, in quem maritus incidit non mutet uxoris affectionem. [Seite 171]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.11.ELR = URL dieses Abschnitts]

XI.

SO lang man gewisse kundtschafft hat / das der ausheimisch Ehegemal / in frembden Landen bey leben ist / kan das einheimische mit keinem andern nicht heyraten. Höret man aber gar nichts von jhm / vnd ist vngewis ob er lebt oder nicht / das einheimische Ehegenos sol sich sieben jar lang recht vnd redlich verhalten vnnd warten / vnd als dann ohne straff zu einem andern man sich begeben. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.1.11.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 11.

Donec certum est superesse conjugem absentem ad alias nuptias alteri migrare non licet. Si vero incertum sit septennium tam maritus, quam uxor expectet, et postea impune alias contrahere poterit nuptias.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von anfäll der Gütter / so einem ausser Testament ansterben.

Der II. Titel.

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[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus secundus. De successionibus ab intestato.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

STerben Vatter vnd Mutter / jhre Eheliche kinder als Söhne vnnd Töchter / ererben all jre bewegliche vnnd vnbewegliche gütter: Stürben aber der kinder etliche / vnd liessen auch kinder hinder sich / dieselbe tretten in stad vnd stell jrer verstorbenen Elter / vnd erben in den stammen / das ist / sie entpfahen aus jrer Grosälter verlassener habschafft so viel / wie viel jr Vatter oder Mutter draus geerbet hetten / wo sie bey leben weren.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Patre et matre defunctis liberi legitimi, filii et filiae, in omnibus bonis mobilibus et immobilibus succedunt. Quod si quem ex istis descendentibus mori contingat, relictis liberis, illius liberi in parentum locum succedunt in stirpem nimirum tam magnam ex haereditate defuncti portionem percepturi, quantam eorum parens adeptus esset, si supervixisset.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

[Faksimile] So Man vnd Weib für jrer ehelicher verpflichtung leibliche Kinder miteinander zeugeten / vnd sich erst darnach aneinander zur Ehe nehmen / gehen sie ohn erbgemäch ab / die ehe geborne kinder erben zu gleich mit den andern nochgebornen : Denn die folgende Ehe verpflichtung / ehelichet die fürgeborne Kinder.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Filii ante contractum matrimonium progeniti et per subsequens matrimonium legitimati succedunt ab intestato parentibus una cum legitimis.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Gebähret ein Ehefraw ein Kind / welches bald in der geburt stürbe / wirds bewehrlich / das es ein solch kinds geschrey gethan hat / welches inn vier ecken des Gemachs hat mögen gehöret werden / vnnd stürbe drauff / es wird für einen lebendigen Menschen gerechnet / vnnd ist erbpfahig.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Quodsi mulier legitima foetum enixa fuerit, qui in partu moritur, si foetus ediderit, dum ex alvo matris egreditur, vagitum qui intra quatuor angulos domus exaudiri potest, pro enixo vivo homine et haereditatis capace reputatur. [Seite 172]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Vneheliche Kinder oder Panckart / erben an der Mutter güttern neben jren andern ehelichen kinderen / sie erben auch (wo die Mutter ist abgestorben) von den Mutterlichen grosältern. Drumb aber [Faksimile] erben die Pastarten nur von der mutter allein / vnd mütterlichen grosältern / das jhr Vatter vnbewust ist / vnd werden geachtet / als haben sie nie keinen gehat. Die Kinder aber so aus der schändlicher vnd verdampter geburt / auch die so aus dem ehebruch herkohmen / erben weder vätterliches noch mutterliches gut / doch ist man jnen / noch des rechts gemeiner lehr / die nahrung zu geben schuldig / dieweil kinder erziehen aus der natur fleusset / vnnd ein jedes seine jungen zu ernehren von natur wegen schuldig ist.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Spurii vel vulgo quaesiti succedunt matri etiam una cum legitimis, succedunt etiam aviae vel avo materno. Nam patrem habere hi non intelliguntur, cum is incertus sit. Nati ex incestuoso et nefario damnato que concubitu, item ex adulterii complexibus neque ad successionem patris, neque matris admittuntur; de aequitate tamen canonica debentur eis alimenta, nam educatio liberorum est juris naturae.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Lassen die Bastarten eheliche kinder oder enckel hinter jnen die erben derselben gütter / haben sie aber weder kinder noch enckel / jre recht auffsteigende erben / als mutter oder mütterliche groselter / von welchen der Panckart auch wer erbpfähig gewest / erben jre gütter. Hat der Bastart weder ab noch auffsteigende erben / so werden die negste blutuerwandten von der mutter her / inn den erbfal gelassen / [Faksimile] vnd so der Panckart / keine mutter / sonder leibliches geschwestert von der Mutter hat / diese werden allen andern seitwartz blutuerwandten fürgezogen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Spuriis ab intestato defunctis legitimi descendentes succedunt. Sin autem descendentes haeredes non relinquant ascendentes, hi videlicet, quibus ipse succedere potuisset, succedunt, Porro si neque descendentes, neque ascendentes reliquerit cognatorum primi ex latere materno ad haereditatem vocantur et si matrem spurius non habet, sed fratres et sorores uterinas, illi omnibus aliis ex transverso cognatis praeferuntur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Gehet der son oder die tochter on leibliche kinder mit tod ab / vnd lassen hinder sich vatter oder mutter / diese werden allen seitwartz erben fürgezogen : Lesset aber der verstorben seinen leiblichen Vatter oder Mutter / vnd auch darzu leibliche Geschwestert / die mit dem Vatter oder Mutter in vngetheilter Gütter sitzen / so erben dieselben Vatter oder Mutter vnd die geschwestriget / des verstorbenen gütter mit einander. Hat aber der Vatter noch abgang seiner ehelichen hausfrawen / mit seinen kindern geteilt / vnnd eins derselben oder mehr mit todt abgehen / so erbet / noch der Sachsen recht / der Vatter seines verstorbenen kinds gütter / vnd schleusset das geschwistriget gar aus : Desgleichen auch die Mutter. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

Si defunctus descendentes haeredes non relinquat, — ascendentes, qui gradu proximi sunt, omnibus ex transverso cognatis praeferuntur. Quod si defunctus post se relinquat patrem vel matrem simul etiam fratres et sorores qui cum parentibus in bonis indivisis sedent illi simul defuncto ab intestato succedunt. Habita autem divisione bonorum inter parentes et filios mortuo aliquo filiorum secundum Jus Saxonicum parentes succedunt, exclusis fratribus et sororibus. [Seite 173]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Hat aber der verstorben kein absteigenden erben nicht / sonder nur auffsteigende allein hinder sich gelassen / als nemlichen den Gros vatter vom Vatter / vnd auch seiner Mutter vatter / die beyde Gros vätter erben von beyder Linien / also das der Vätterlicher Gros vatter / inn das Vaters linien / das ist / das zweitheil : der mutterliche Gros vatter inn der Mutter linien / das ist / das drittheil inn den Güttern des verstorbenen Enckels erbet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Si autem defunctus descendentes non habuerit, praeterquam ascendentes: avum paternum simul etiam avum maternum, duo illi avi ab utraque linea ad haereditatem admittuntur: ita ut avus paternus in quaesitis ex linea paterna, avus maternus in quaesitis ex linea materna defuncto succedunt.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Stirbet einer ohn Testament / vnnd lesset hinter jm seinen grosvatter vom vatter / darneben auch einen halben Bruder der Mutter halben : Oder den Mutterlichen gros vatter / vnnd einen halben Bruder des Vatters halben / ein jeder erbet inn des verstorben Güttern noch seiner linien / der Vätterliche gros vatter / nemlichen in des Vatters linien [Faksimile] das zweytheil / vnd der halbe bruder von der Mutter / in der mutter linien das dritte theil : Also im kegentheil / der Mütterliche grosvatter das dritte theil / vnnd der bruder vom Vatter das zwey theil / vnd schleust keiner den andern aus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Si quis moritur intestatus, post se avum paternum et fratrem uterinum aut avum maternum et fratrem consanguineum relinquens, illi in haereditatem defuncti succedunt, quisque ex sua linea, videlicet avus paternus ex paterna, et uterinus frater ex materna; avus maternus ex materna et frater consanguineus ex paterna.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.09.ELR = URL dieses Abschnitts]

IX.

Brüder aber vnnd schwestern / erben jren Bruder oder schwester / so on Testament / vnd on leibliche erben inn ab oder auffsteigender linien abgangen ist / vnd schliessen aus die gebrüdert vnd geschwestert kinder.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.09.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 9.

Fratres et sorores, non extantibus descendentibus et ascendentibus, defuncto succedunt et excludunt liberos fratrum et sororum suarum. [Seite 174]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.10.ELR = URL dieses Abschnitts]

X.

Gehet einer ohn Testament mit todt ab / so weder inn ab noch auffsteigender linea erben hat / sonder allein halbe brüder vnnd schwesteren : die vom Vatter allein / erben inn des Vatters linien das zweytheil nemlichen / vnnd die von der Mutter in der mutter linien / das dritteil aus des verstorbenen halben brüders güttern. Hat aber der verstorben gantz ge[Faksimile] schwestriget / vnnd daneben auch halbe brüder vnd schwesteren / diese erben mit den gantzen nur an dem teil / darein sie dem verstorben verwandt sein / das ist : Ist er bruder des Vaters halb / er nimpt neben jenen nur am zweyteil : ist er bruder der mutter halb / so nimpt er nur am drittheil ein theil.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.10.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 10.

Si quis moritur intestatus non relinquens post se ascendentes neque descendentes nisi fratres et sorores consanguinei succedunt defuncto in linea paterna et fratres uterini in linea materna. — Quod si vero defunctus post se relinquat fratres vel sorores utrinque conjunctos simul etiam fratres vel sorores ab altero tantum parente junctos, hi cum fratribus et sororibus utrinque conjunctis succedunt, duntaxat in ea parte qua defuncto conjuncti fuerunt, hoc est, si a patre tunc in paternis, si vero a matre in maternis.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.11.ELR = URL dieses Abschnitts]

XI.

Stürbe auch einer ohne erbgemäch / vnnd liesse halbe brüder als nemlichen / vom Vatter allein / vnd darneben seiner Mutter rechts geschwestriget / der halbe bruder vom Vatter / erbet von jhm das zweyteil / so vom Vatter : vnd der mutter bruder das dritteil / so von des verstorbenen Mutter auff jn kohmen war : Also erbet widerumb / der Bruder von der Mutter das dritteil / vnd des Vatters bruder (wo kein geschwistert vom Vatter vorhanden ist) das Vätterliche zweyteil / ohne vermengung der gütter. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.11.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 11.

Moritur autem quis intestatus habens ex altero tantum parente conjunctos fratres puta consanguineos et simul avunculos; fratres consanguinei succedunt ei in bessem a patre, avunculi in trientem a matre in ipsum devolutum. — Sic e contra fratres uterini in trientem , patrui vero, deficientibus consanguineis fratribus, in bessem paternum succedunt sine bonorum confusione.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.12.ELR = URL dieses Abschnitts]

XII.

Hat der verstorben weder auff noch absteigende erben hinder sich gelassen / desgleichen auch keinerley geschwestriget nicht / so werden der Brüder vnnd Schwester kinder zum erbfal geruffen / welche stammenweis die gütter ererben / das ist / das sie so viel erben / wie viel jhr Vatter oder Mutter genohmen hetten / wo sie im leben weren. Nach den Geschwestert kindern erben die personen / welche sich seithalb zur sipschafft die nehesten geziehen mögen / also das der im grad nehenter ist / dem andern so ein grad ferner stehet / jmmer fürgezogen werde : die sich aber zur sipschafft in den graden / gleich rechnen können / nemen gleiche theiler auff die haupter / das ist / wie viel der personen / so viel der hauffen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.12.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 12.

Si defunctus neque descendentes, neque ascendentes habuerit nec fratres aut sorores, fratrum et sororum liberi vocantur, qui defuncto in stirpem succedunt; hoc est ut quisque eorum tantam ex haereditate accipiat portionem, quantam parens eorum adeptus esset si supervixisset.

Post fratrum aut sororum liberos hae personae vocantur, quae proximiorem gradum cognationis obtinent, ita ut propinquiores remotioribus praeferantur, et qui sunt ejusdem gradus omnibus aequaliter competat haereditas et in capita succedant.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.13.ELR = URL dieses Abschnitts]

XIII.

Alle habe vnd gut deren / so ohn eheliche erben / on allerley blutfreundschafft vnnd ohn Testament absterben / stürbt der Stadt heim / vnd soll inn gemeinen nutz genohmen werden. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.2.13.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 13.

Intestatorum res, qui sine legitimo haerede vel ex qualibet sanguinis linea conjunctis discesserint, reipublicae rationibus vindicentur. [Seite 175]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von Vormündschafften.

Der III. Tittel.

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[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus tertius. De tutelis.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

STürbt die fraw für jhrem ehelichen Man / vnd lesset hinter jr beyder leibliche kinder / der Man bleibt beid der kinder Vormünd vnd jrer gütter versorger / vnnd darffen nicht andern darzu gesatzt werden. Es sol aber der Vatter / so es jhme zu thuen müglich / im nechsten oder andern Monat nach der frawen abscheid / jm vnd seinen kindern / ein theilung machen alles seines vermögens / nach gestalt vnd form / wie im nechst folgenden titel auffgemerckt / vnd ein Inuentarium oder Findzedel beschreiben lassen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Decedente uxore ante maritum relictis liberis minoribus ex utroque parente natis maritus erit maternorum bonorum et liberorum tutor, nec opus est alios tutelae praeficere. — Debet autem pater intra mensem vel alterum post mortem defunctae conjugis divisionem facere omnium bonorum suorum cum liberis pro ordine et forma in titulo sequente annotato et facere inventarium.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Haben die Elter jhren vnuogtbaren [Faksimile] kindern / in jrem letzten willen / Tutores oder Vormünde / gnugsame vnd glaubwirdige Männer verordnet / solche Vormündschafft sol jren bestand haben.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Si parentes defuncti filiis suis impuberibus testamento suo tutores viros honestos et fide dignos delegaverint eorum tutela rata permanebit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Es wird die vormündschafft aber dreyerlei gezält. Die erste heist Legitima, das ist / ein ordentliche oder natürliche Vormündschafft / welche niemand bestelt noch gibt / sonder aus des geblüts succession vnnd folge entstehe. Die andere ist die Legierte, so der Vatter durch Testament verordnet. Die dritte heist ein gegebene / welche ein Ersam Rath bestellet hat / wo nemlichen kein Tutor weder von geblüt / noch von Testaments wegen nicht vorhanden ist : oder so dieselben als vngnugsam geachtet daruon abgewiesen werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Tutela autem est triplex legitima scilicet, quae a nemine datur, sed a lege secundum agnationis successionem defertur; altera est testamentaria, quam pater ordinat filio, tertia vero dativa dicitur, quam ex officio judex dat, si testamentarii et legitimi deficiant tutores vel si consanguinei judicentur non idonei.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

So lang die tutel / so der Vatter im Testament verordnet vnnd bescheiden hat / mag bewiesen werden / wird der natür[Faksimile] licher Vormündschafft jmmer gewehret / es gebe sich dann das der Gegebene im Testament mit todt abgehe.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Quamdiu testamentaria tutela speratur, legitima cessat, nec redit ad legitimam nisi testamento datus decesserit. [Seite 176]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Haben die Elter jren kleinen Waisen im Testament keinen versorger nicht gesatzt / die Vormündschafft wird den negst angebornen freunden angetragen / denen nemlichen / welche noch der Waisen tödlichen abgang / derselben gütter ererben würden. Solche Vormünde aber pfleget ein erbar Rath / oder die verordente gemeine teilherren / one besöldung vnd genies zu verordnen. Würden nit solche neheste blutfreund / ohne redliche vrsachen / sich solcher versorgung wegeren / vnd die abschlagen / sie sollen auch künfftiges erbfals benommen werden vnd entperen. Denn wer des nutzes geniessen wil / sol auch die bürde tragen. Werden aber vom Rath frembde tügliche personen / den Waisen zu pfläg vätteren gesatzt / man sol jnen nach des Erb[Faksimile] fals gelegenheit / vnnd der gütter masse / eine besöldung vnd belohnung ordnen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Quodsi pupillis a parentibus nullus datus sit tutor in testamento tunc ad proximiores agnatos tutela defertur, ad eos videlicet, qui in haereditate post mortem pupillorum successuri erant. Atque tales tutores decreto Senatus vel ordinariorum Divisorum constituuntur absque alia spe mercedis et lucri. Si vero proximiores tutelam negaverint sine caussa sufficiente tunc quoque spe futurae haereditatis pupillorum privabuntur nam qui sentire vult lucrum sentiant et onus oportet. Si vero per senatum alii peregrini tutores ordinati fuerint iis merces constituatur pro ratione bonorum pupillarium.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Die neheste Blutfreund zu der Vormündschafft vnd versorgung / mögen folgender vrsachen halben / derselben sich entschlagen / nemlichen / so sie selbst viel kinder haben : so sie arm sein : so sie mit langwiriger kranckheit beladen : vnd so sie mit gemeinen ämpteren bekritt vnd bebürdet sein / solcher vrsachen wegen werden sie entschüldiget / vnd mögen nit von der succession oder ererbung / deren Waisen gütter / welcher versorgung sie sich nicht können annemen / abgewiesen werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Tutores et curatores excusantur propter liberos, paupertatem, adversam valetudinem, magistratus administrationem; hisce ex causis onus tutelae recusantes a successione legitima pupillorum non repelluntur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Die Vormünd vnd versorger sein verpflicht / mit solcher sorg vnnd fleis / der Waisen hab vnd gut zu verwalten vnd zu versorgen / als wie ein besorgsam haus vatter mit trewen sein eygenthumb besorgen thut. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

A tutoribus, et curatoribus eadem diligentia exigenda est circa rerum pupillarium administrationem, quam paterfamilias rebus suis ex bona fide praebere debet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Würde den Waisen ein vntüglich vormünd / oder gar keiner gegeben / es wird der Oberkeit auffgemessen / jedoch als dann erst / wenn sie drumb wird begrüsset / vnd sie aus nachlessigkeit versorger zu geben / vnterlassen hat.

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§. 8.

Magistratibus imputatur, si minus idoneus, aut etiam si tutor omnino datus non sit, sed ita demum si moniti non dederint. [Seite 177]

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IX.

Es sol sich niemand der Vormündschafft vnterstehen / noch der Waisen gütter ehe berühren / er habe dann die Inuentaria gantz fertig vnd beschrieben / als dan sollen erst den Vormünden die Gütter noch gewonheit vbergeben werden / denn so der Vormünd nicht genugsame Register vber die Habschafft der Waisen / oder seines Mündleins / hat stellen lassen / es wird jhm auffgemessen / als handelt er betrüglich den Waisen zum schaden / allein er könde seines seumnüs notwendige vnnd gar billiche entschüldigung fürbringen.

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§. 9.

Non audeat tutor res pupillares aliter attingere vel ullam sibi communionem ad eas vindicare, nisi inventario prius publice acto, sic secundum morem solitum res ei tradantur. Nam tutor qui repertorium non fecit dolo fecisse videtur, nisi necessaria et justissima caussa allegari possit cur id factum non sit.

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X.

[Faksimile] Weiber werden zu der tuteel vnd versorgung nicht gelassen / sie seyen denn erbare Matronen vnd der Waisen leibliche Mütter. Begeben sie sich aber zur anderer ehe / die Oberkeit sol sie von der versorgung absetzen / vnd jren kinderen andre Vormünde geben / allein der Stieffvatter wer ein erbarer vnnd gnugsamer mann darzu. Die Vormündschafft wird auch jungen Leuten / so noch fünff vnnd zwantzig Iar nicht erreichet haben / zu verwalten gewehret. Desgleichen vergönnen auch der Röhmer recht (so sie in zwölff Taffelen von den weisen Griechen erlanget haben) den verschwinderen jhrer eygner Gütter / so jhnen jrgent her angestorben / verwaltung nicht / welches zwar auch zuuoren inn gemeinem brauch ist gehalten worden. Drumb sol keiner vnmündiger Weisen / den knäblein nemlich / ehe sie nicht zwäntzig jar alt : vnd den mägdlein / ehe sie nicht verheyrat werden / jhr gut vnd habe / nicht [Faksimile] zu händen gegeben werden : Den verschwinderen aber auch ehe nicht / sie werden dann ehelich / vnnd lehren zu radt halten : als dann werden die Vormünder mit gnugsamer verrechnung / der versorgung gefreyhet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.10.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 10.

Mulieres ad tutelam non admittuntur gerendam, nisi pupillorum legitimae matres fuerint. Quodsi ad secunda vota transierint, a tutela submoveantur, aliis substitutis tutoribus vel curatoribus per senatum, nisi vitricus sit vir honestus et tutelae idoneus.

Minores quoque viginti quinque annorum ad tutelam non admittuntur. Lege duodecim tabularum, prodigo interdicitur bonorum suorum administratio, quod et moribus quidem ab initio introductum est.

Masculis igitur pupillis ante vigesimum suae aetatis annum, at puellis antequam nuptui locatae fuerint, res et bona eorum extradi non debent: Prodigis similiter post contracta connubia, posteaquam comparcere adsueverint; et tunc quidem tutoris data ratione onerae tutelae liberabuntur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.11.ELR = URL dieses Abschnitts]

XI.

Die Vormünde haben macht vnnd gewalt / wenn die güter Inuentiret sein / mit einnemen / ausgeben / kauffen vnnd verkauffen / vnd auff allerley andre weg vnd weise / jren mündlein nutz zu schaffen : Liegende vnd vnbewegliche gütter aber / vnd was nicht veralten noch alters wegen verterben mag / sollen sie ohne grosse vrsachen / furwissen vnd bewilligen des Stadt Raths / nicht verthuen noch entfrembden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.11.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 11.

Tutoribus permissum est conscripto inventario accipiendo et exponendo, emendo et vendendo atque aliis rationibus utilitati pupillorum consulere; at bona immobilia et quae vetustate [Seite 178] interire nequeunt, alienare non debent, sine caussis sufficientibus nec sine voluntate et jussu senatus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.12.ELR = URL dieses Abschnitts]

XII.

Den Vormünden wird auch nicht zugegeben / jrer mündlein gütter / so sie vnter jrer versorgung haben / weder durch sich selbst / noch durch bestellete mittel [Faksimile] personen / zu kauffen / es were jhn dann von einem Ersamem Rath sonderlich vergönnet. Hat auch der pflegvatter bey der Waisen Eltern schulden ausstehen / er sol sie melden / ehe er sich der versorgung annimpt.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.12.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 12.

Tutoribus non conceditur pupillorum, quorum curam gerunt res et bona nec per se neque per alios emere nisi permissu Senatus concessum fuerit. — Tutoris etiam interest ut ante susceptam tutelam, debita, si quae illi apud parentes pupillorum restant, indicet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.13.ELR = URL dieses Abschnitts]

XIII.

So ein Waise der jugent vnuerstandt vnnd forcht halben / oder durch des versorgers listige anschläge / verforteilt würde / der Richter sol drüber erkennen / vnd die Waise inn jhr vorig vnd vollig recht setzen. Dann dieweil der Mündling one gewalt seines Vormündes / auff keinen contract sich nicht kan verpflichten (sintemal der vnmündigen Waisen willen vnd vnwillen in solcher jugent nichts gilt) drumb ist es vnbillich / das der Vormünd seine gewalt zu eygnem nutz vnd fortheil / richte vnd brauche / vnnd also fortheilich mit frembdem schaden vnd nachtheil / sich reichere. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.13.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 13.

Quod si pupillus aetate metu vel calliditate tutoris circumventus fuerit, caussa cognita, a judice in integrum restituatur; nam cum pupillus ex nullo contractu sine tutoris autoritate obligari possit, eo, quod pupillus nec velle nec nolle in ea aetate creditur, nulla aequitatis ratio patitur ut in rem suam tutor autoritatem accomodet ac cum alterius detrimento et injuria fiat locupletior.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.14.ELR = URL dieses Abschnitts]

XIIII.

Es sol auch den Vormünden nicht verhenget werden / das etliche gleich wol thuen / vnnd vnterm schein getrewerer verwaltung vnd ausrichtung der tuteel / jhren wolgeschickten Mündlingen / zu nottürfftiger zucht / lehr / vleis vnd redlichen vbungen / zerung vnnd vnkosten versagen / vnd fürgeben / das sie jnen jr gut auff besseren vnd nöttigeren gebrauch sparen / vnd auff bequemere zeit vnnd grösserem nutz beysamen behalten wollen / vnd treiben doch mittler zeit / eignen forteil vnnd gewin mit frembdem gut. Würde derhalben ein Vormünd aus rechter vrsachen verdacht / die Oberkeit sol inn der Vormündschafft entsetzen / vnd dieselbe andern getreweren Leuten befehlen.

§. 14.

Nec vero tutoribus permittendum erit, quod quidam tamen faciunt, ut pupillis bonae indolis impensas ad institutionem et honesta studia fidelioris dispensationis et ad magis necessaria tempora, facultates eorum conservandi praetextu, denegent: interim tamen suum proprium commodum ex alienis opibus quaerentes.

Quapropter si qua jussta caussa suspectus tutor fuerit, debet per magistratum a tutela removeri et tutela alijs bonae fidei viris commendari.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.15.ELR = URL dieses Abschnitts]

XV.

Verwaltet der Vormünd sein Vormündschafft nicht trewlich noch recht / er wird als ein verdachter gerechnet / [Faksimile] wenn er gleich an Gütteren vermöglich vnd gnugsam ist : Dagegen handelt ein armer pflegvatter vleissig vnd trewlich / seines Armuts vnnd vnuermögligkeit wegen / wird er der pflegschafft nicht entsatzt / als ein verdachter versorger. Hat einer solche sitten / die jhn können verdächtlich machen / er wird schon der halben als ein verdachter geachtet / vnd kan drumb die versorgung nicht haben

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.3.15.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 15.

Suspectus autem tutor est qui non ex fide tutelam gerit, licet solvendo sit. — Enimvero tutor vel curator quamvis pauper est, fidelis tamen et diligens removendus non est, quasi suspectus. Suspectus vero etiam is putatur, qui moribus talis est, ut suspectus sit. [Seite 179]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von Theilung des Erbfals zwischen den Elthern vnd Kindern.

Der IIII. Tittel

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[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus quartus. De divisione bonorum inter parentes et filios eorum.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

[Faksimile] I.

SIntemal Man vnd Weib sich im Ehestand inn gemeinschafft / beid der leib vnd jrer gütter zusamen begeben / drum ist es auch billich vnnd löblich / das sie inn jrer Haushaltung / mit jren Kinderen / inn freundlicher beywonung vnd leben / jrer gütter zu gemeiner notturfft brauchen vnnd geniessen. Bey den Sachsen aber ist es in brauch kommen / das aus allen gütteren / so sie beide haben zusamen gebracht / dem man das zweiteil / vnd der frawen das dritte teil / gebühren sol / vnd werden allerley fürgaben / so zwischen man vnd weib geschehen / abgeschlagen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Quandoquidem maritus et uxor matrimonio, in communionem ut corporum ita omnium rerum conveniant, merito quoque optima et aequa consuetudine suis facultatibus mutuo cum liberis eorum ad communem vitae necessitatem fruuntur; ac usu receptum est, ut ex universis bonis, bes ad maritum, triens ad uxorem pertineat, omni dotis jure cessante.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Stürbe die Mutter / vnd lesset hinter jr eheliche Kinder / der Vatter sol jnnerhalb einem oder zweien Monaten / nach [Faksimile] seiner Hausfrawen todt / die neheste angeborne Blutfreund der Mutter halb / vnd die verordente Theilherren beruffen / vnd inn jrer kegenwert / an aller gütter beweglich vnd vnbeweglich / den dritten teil des gantzen Erbfals / so von rechts vnd gewonheit wegen / sie ist angestorben / den kinderen ab teilen vnd ausgeben. Ist aber der Vatter ein ansehenlicher man / vnnd mage seines verzugs vrsach geben / es kan jm auch des dritten Monats auffschub zu gegeben werden / doch den kinderen ohn schaden : Theilet er drey Monat lang nicht / er sol vom RATH vmb fünff vnd zwantzig flor: gestraffet werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Si moritur mater relinquens legitimos liberos, pater filiorum, intra mensem vel alterum a die obitus suae conjugis convocabit consanguineos vel cognatos suae defunctae conjugis una cum ordinariis divisoribus, quorum in praesentia liberis, tam de mobilibus, quam immobilibus bonis, trientem totius haereditatis jure et consuetudine in eos a matre devolutam extradet. Si vero pater sit vir gravis et morae suae certas habuerit caussas potest illi etiam tertius addi mensis, sine tamen liberorum damno. Quodsi intra tertium mensem dividere cum liberis negligat, a senatu florenis viginti quinque mulctabitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Von alter gewonheit her wirds gehalten / das dem / so die theilung helt / es sei gleich der Vatter oder die Mutter / eine fürgab aus den beweglichen gütteren gegeben wird / nach vermögen der habschafft / das ist / ist der Gütter wenig / so wird die fürgab geringer / ist sie aber gros / [Faksimile] so wird auch ein ehrlicher fürgab ausgegeben. Were aber jme ein bescheid vom verstorbenen Ehegenos geschehen / er mus da mit abstehen / er wolte dann vom legat abstehen / vnd der fürgab sich halten.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Antiqua consuetudine receptum est ut in divisione alterutri parentum divisionem celebranti, arbitrio bonorum virorum ex bonis mobilibus pro facultatum modo, id est, si modica fuerit substantia minus, si ampla, eo honestius praecipiendi jus ei permittatur, vulgo donatio praerogativa vocatur.

Si vero legatum intercesserit, cessat donatio praecipua nisi legato cedere et praecipuam eligere malit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Hat der Vatter zwey Heuser / sie sollen beyde inn der theilung geschetzt werden / daraus mag der Vatter eines kiesen welches er wolle / das ander sol er den Kinderen auff jrer Mutter dritteil / folgen lassen. Ist aber des Vatters haus mehr werth / als auff zweiteil gebühret / er sol das vberteil den kinderen mit gelt erlegen vnd abrichten : desgleichen müssen auch die Kinder thuen / so jhr haus das dritteil am werth vbertrifft. Ist aber nur eine behausung / welche man vnd weib bewohnet haben / der Vatter sol sie in der teilung schätzen lassen / dieselbe für sich gantz behalten / vnnd den Kinderen jren Mütterlichen dritteil / mit gelt abrichten vnd bezalen. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Si pater duas domos habuerit, singularum aestimatio inibitur et patri alterutri eligendae potestas relinquetur, ac pater liberis alteram ratione trientis cedet. Quodsi domus illius quam [Seite 180] pater retinet aestimatio bessem excedat, pater residuum liberis pecunia persolvet ad quod et liberi tenebuntur, si domus plus triente valebit.

Si vero unica tantum domus fuerit in qua maritus et uxor habitent, in divisione illa aestimabitur, filiisque trientis materni nomine pecuniam numerare, domumque pro se integram reservare poterit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Stürbt der Man / vnnd lest leibliche kinder hinter jhm vnd seine Fraw / der kinder Mutter sol jnnerhalb vier wochen / nach jres mans abgang / die neheste verwandte Blutfreund des Vatters halb / vnd die verordente gemeine Teilherren beruffen / in welcher kegenwert / sie das zweyteil des gantzen erbfals / jren Kindern austheilen vnnd geben sol / vnd ehe der teilung gar nichts aus den Gütteren auff frembde Personen wenden noch entfrembden. Ist aber die Mutter ein tugentsame Fraw / vnd des auffgeudens oder verschwendens vnuerdacht / vnnd mag jres verzugs vrsach geben / es kan jr ein lenger auffschub vergunt werden / doch sol sie in zwey Monat lang entlich teilen / bey straff dem Rath fünff vnnd zwantzig Gülden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Moritur maritus filiis et uxore superstitibus mater filiorum inter quatuor septimanas post obitum mariti convocabit propinquos defuncti mariti et ordinarios divisores, quorum in praesentia, filiis integrum bessem universae haereditatis dabit, neque quicquam omnino de facultatibus ante divisionem alienabit.

Si vero mater profusionis et alienationis non sit suspecta et morae suae justas habeat caussas potest illi etiam secundus concedi mensis, intra quem si dividere cum liberis neglexerit a Senatu florenis viginti quinque mulctabitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Bleiben zwei Heuser im erbfal zu teilen / die Kinder sollen die wahl haben [Faksimile] darunter zu kiesen welches sie wollen / als dan gebühret der Mutter das ander : Sein der Heuser aber mehr / vnd andere erbschafften darzu / als WEINberge / Baumgärten / Wiesen erb vnd Teuche / die erste wahl sol jmmer der Kinder sein / vnd die andre der Mutter / also das aus fünffen den kindern drey / vnnd der Mutter zwey / gebühren sollen. Das ackerland aber sol gedritteilt werden / daraus sol das zweyteil den Kindern in capita geteilt werden. Desgleichen sols der Vatter halten in der abteilung des dritteils / allein das er die wahl auffs zweeteilt behelt.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Si tempore divisionis duae domus fuerint, alterutrius electio penes liberos erit, altera matri cedet. Quodsi plures fuerint, aut praeter domos alii etiam fundi in haereditate, puta vineae, horti, prata, et piscinae, prima semper optio penes liberos erit, secunda vero matris, sic ut e quinque fundis liberis tres, et matri duo cedant, et sic deinceps. Ex agris autem matri triens et liberis bes dabitur, quem ipsi in capita divident. Idem a patre in trientis cum liberis divisione observabitur, optione tamen illi reservata.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Bleibt aber nur eine behausung zu teilen im Erbfal / es sol der Mutter inn derselben / ein dritteil werden abgescheiden / in welcher sie bleiben mag jr lebenlang / sie bleibe eine Wittib / oder begebe sich zur andrer ehe / wo nemlichen das [Faksimile] Haus ohn schaden abteilig ist / welches zum erkäntnüs des Raths stehen sol. Würde sich aber die Fraw zu einem andern man begeben vnd heyraten / vnnd mit dem selben kinder zeugen / das abgesonderte dritteil des Haus / sol noch jhrem todt / mit beschätzung dem zweytheil / den Kinderen nemlichen aus der ersten ehe widerumb heimsterben / welche jhrem Stieffvatter vnd halben Geschwistriget / jhrer theiler mit Gelt abrichten / vnd zu sich lösen sollen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Quod si unica fuerit domus, matri tertia pars ejus in habitationem assignabitur perpetuam, sive transeat ad secundas nuptias, sive non, si tamen domus citra damnum dividi possit, quod senatus cognoscet: Si vero transierit ad secundas nuptias et liberos susceperit, portio illa domus ad solos liberos ex priore matrimonio, facta aestimatione redibit, qui vitrico et liberis ex secundis nuptiis suas portiones persolvent.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Geschichts aber / das ein Man / nach dem todt seiner erster Hausfrawen / mit welcher er eheliche Kinder hat / die andre nimpt / vnnd stürbe Erblos mit dieser / heyrat sie nicht wiederumb / vnd ist das Haus abteilig (welches der Rath erkennen wird) so sol man jhr auff jhr lebenlang im haus eine wohnung abscheiden : Nimpt sie aber einen andern Man / [Faksimile] oder gehet mit todt ab / die abgetheilte Wohnung / felt den kindern aus der erster ehe heim vmb ein geltezalung / wie es erbare Leut erkennen vnd schätzen werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Si vir, mortua priore uxore ex qua liberos habet, alteram duxerit et sine liberis ex ea decesserit, si aedes ita capaces [Seite 181] fuerint, mulieri habitatio dum ad alias nuptias transeat debebitur. Quod si iterum nupserit, aut mortua fuerit, portio illa domus, ad liberos prioris matrimonii pro pecuniae solutione redibit, bonorum virorum arbitratu aestimatione facta.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.09.ELR = URL dieses Abschnitts]

IX.

Gehen die Elter mit Todt ab / vnnd lassen jren kindern ein haus in der Stadt / vnd ein Feld erb / als Weingärten vnnd Wiesen land / der jüngste Erb behelt das haus / vnnd der ander das Feld erbgut. In märcken aber vnd inn Dörffern / do die einwohner vnd gebawrschafft / aus den Weinbergen vnnd ackerbaw / jhre nahrung vnd auffenthalt von haben / gebühret zwar dem Iüngsten des Haus erb / das Feldgut aber sollen sie gleichwol in gleiche teiler aufftheilen / an welchem auch der Iüngste widerumb sein theil haben sol.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.09.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 9.

Si parentibus defunctis supersit una domns simul etiam fundus extra urbem ut vineae vel prata, in civitatibus juniori haeredi caedat domus paterna, alteri fundus. In oppidis vero et pagis domus quidem juniori tribuetur, fundus autem in aequas partes dividetur, eo quod inde proveniant eorum alimenta.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.10.ELR = URL dieses Abschnitts]

X.

Stürbt ein Man / vnd lest hinter jm seine Hausfraw mit kleinen kinderen / so jhr siebent Ihar noch nicht erreichet [Faksimile] haben / so sol in der teilung des Erbfals / vnd in der verordnung der kinderzucht / der Mutter jhrentwegen auszurichten / diese weis gehalten werden / das nemlichen von einem Kind / welchs sein erst jar nach nicht alt ist / der Mutter sollen sieben gülden / vom andern jar : sechs gülden / vom Dritten : fünff gülden / vom Vierdten : vier gülden / vom Fünfften Iar : drey gülden / vom Sechsten : zween gülden / vnd vom Siebenden zucht Iar ein gülden / aus der kinder ausgezogenem zweiteil / ausgericht vnnd zalt werden. Begiebt es sich aber / das eins oder mehr derselben Kinder / darauff die zucht ist worden ausgegeben / innerhalb den zuchtiaren abstürben / das vnuerdienete zuchtgelt / stürbt wiederumb dem zweiteil zu / den andern kindern aus zu teilen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.10.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 10.

Moritur maritus relicta uxore et liberis qui septimum aetatis annum nondum excesserunt, eo casu in divisione haereditatis, haec ratio in alimentis liberorum matri assignandis observabitur, ut nomine annuae prolis floreni septem; bimae sex; trimae quinque; quadrimae quatuor; quinquenalis tres; sexennalis duo, et septennalis unus numeretur. Haec autem pecunia dabitur ex communi liberorum besse. Si vero contingat, unum eorum vel plures tempore intermedio decedere, pars pecuniarum, quarum dies nondum cessit, bessi cohaeredum adcrescet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.11.ELR = URL dieses Abschnitts]

XI.

So geschwestriget den Erbfal teilen / des Vatters haus wird dem iüngsten Son von einem Vatter geboren / zu ge[Faksimile] teilt : Ist aber kein son nicht vorhanden / so erbet es die jungste tochter auch von einem Vatter herkomment / also das der jüngste erbe die freye wahl habe / das beste oder letzte zu wehlen vnnd zu behalten / derselbe sol seinem erbgenossen geschwestriget / so daruon abstehen müssen / jhre teiler nach der Schätzung mit gelt erlegen vnd zalen. Wolte aber der jüngste erb das Haus in der teilung nicht behalten / oder künde es vnuermögligkeit halben zu sich nicht lösen / der ander noch jm der jüngste wird dasselbe zu behalten recht haben / doch also / das jmmer die Sön den töchteren werden fürgezogen. Gehet aber der son / so des Vatters haus behalten hat / ehe seinem vogtbaren alter mit todt ab / oder ehe er sich inn die ehe het begeben / im grad der neheste bruder noch jm / wird zu des Haus besitzung gelassen / der sol seinem Geschwestriget vnd der Mutter / jre teiler mit gelt nach der zeit (wenn sich solchs begibt) gelegen[Faksimile] heit zalen vnd abrichten / vnd hindert jn nicht / ob er schon zuuoren sein gebührendes teil von derselben erbschafft an gelts wegen entfangen hat. Würd es aber gemerckt vnnd offenbart / das der erbe / so das Haus behelt vnd löset / zu verforteilen die anderen / mit heimlicher finantzerey / einen betrug begangen het / es sol keinen bestand haben.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.11.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 11.

In haereditatis divisione paternae aedes juniori filio filiis non extantibus juniori filiae ab eodem patre progenitis attribuuntur, ita ut electio utrobique penes juniorem sit: atque ille, qui aedes paternas retinebit, reliquis cohaeredibus portiones illorum juxta aestimationem solvat, sin vero haeres junior aedes redimere tempore divisionis noluerit, vel ex inopia non potuerit, aetate proximus redimendi potestatem habebit ita ut masculi semper femellis praeferantur. Si vero ille mortem obierit, aut ante legitimam aetatem, aut nondum matrimonio contracto, frater proximus ab eo secundum gradus praerogativam ad possessionem domus admittetur, reliquis cohaeredibus et matri portionibus eorum, juxta aestimationem pro temporis ratione faciendam exsolutis. Neque illi obstabit quod antea portioni suae legitimae pecuniam percepit. [Seite 182] Quodsi autem appareat eorum haeredum aliquem in praejudicium reliquorum circa redemtionem dolum, occulta quadam collusione commississe, id irritum habeatur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.12.ELR = URL dieses Abschnitts]

XII.

Ist inn der teilung von jemanden / so darzu gehöret / wissentlich vnd betrüglich etwas behalten / heimlich weg geschafft oder verhalten worden / vnnd kompt hernach an den tag / der es verhalten hat / verleiret sein teil am verhaltenen oder weg geschafften gut / welches den andern mit Erben zu wächst / das sechste teil desselben ausgenohmen / welches zur straff den verordenten Teilherrn gefallen sol.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.12.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 12.

Si quid tempore divisionis per aliquem fraude, dolo et scienter retentum amotum et occultatum et tandem in lucem revelatum fuerit, ille qui rem dividendam fraude avertit, sua portione penitus privabitur, quae ceteris accrescet, excepta sexta parte divisoribus ordinariis cedente.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.13.ELR = URL dieses Abschnitts]

XIII.

Gehet die Mutter mit todt ab / vnnd würde den Kinderen auffs dritte teil inn verteilung / ein erbgut / das eygenthum [Faksimile] desselben bleibet zwar den kinderen / so lang sie sich aber inn die ehe nicht setzen / mag der Vatter desselben brauchen vnd geniessen / doch das ers auch mit notwendigem baw vnd vnkosten aus dem seinen / oder aus des erbs zugeng / erhalte vnnd bessere. Stürbt aber der Vatter / die Mutter mag wol der kinder erbschafften haben vnd brauchen / sonderen die niessung vnd nutz / mus sie jhren kinderen verrechnen / vnnd denselben sampt dem Erbgut jnen ausgeben.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.13.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 13.

Si mater e vivis excesserit, quoad liberi matrimonio se copulaverint, trientis proprietas ad liberos, ususfructus ad patrem spectet; ita tamen ut ex usufructu necessarias in eundem structuras et impensas faciat et conservet. Mortuo vero patre, matri ususfructus bessis filiorum non acquiritur, sed cum proprietate consolidatur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.14.ELR = URL dieses Abschnitts]

XIIII.

So die kinder vnd erben nach der Elter todt / den erbfal teilen wollen / vnnd etliche derselben zuuorn etwas draus / als auff jre hochzeiten / Kleidungen / Studia oder lehre vnnd dergleichen auff anders mehr entfangen / oder sonst den Erbfal gemindert vnd geleichtert hetten / es sol jn auffgerechnet vnd in die teilung werden eingelegt / damit die miterben ohn schaden gehalten werden : es were dann / [Faksimile] das die Elter im Testament was darob geordnet / vnd verlassen hetten.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.14.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 14.

Parentibus defunctis, si liberi haereditatem dividere voluerint, rerum earum quas quidam haeredum ex communi ad nuptias, vestes, studia et similia assumserunt, vel deteriores reddiderunt, ratio habenda est, ejusdemque rei ceteris praestanda indemnitas est, nisi parentes in testamento de iis aliquid caverint.

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XV.

Schickt aber der Vatter seinen erwachsenen Son in frembde land / freyer kunst vnd studirens halben / vnd stewret jm zur zehrung ein summa gelts zu / aus sonderlicher lieb kegen jn vnd gutwilligkeit / sie mag jhme auff sein gebürendes teil am erbfal / nit geschlagen / nach mit keiner billigkeit abgezogen werden.

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§. 15.

Quae autem pater filio studiorum causa peregre agenti subministravit, si non credendi animo pater misisse fuerit comprobatus, sed pietate debita ductus, in rationem portionis, quae ex defuncti bonis ad eundem filium pertinuit, computari aequitas non patitur.

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XVI.

Würden auch erwachsene vnd mündige Erben / in teilung des Erbfals / mit list vnd betrug vbereylet / oder geschicht die teilung aus alberkeit oder vnuerstand vnricht am vnd vnrecht / des rechts billigkeit / oder erkäntnüs nach zimlichen dingen geben zu / das jnen durch newe rechnung / in einem jar vnd tag mag geholffen werden / damit jedem recht widerfahre.

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§. 16.

Majoribus etiam per fraudem vel dolum vel perperam sine judicio factis divisionibus, intra unius anni integri spatium [Seite 183] subveniri solet. — Quia in bonae fidei judiciis, quod inaequaliter factum esse constiterit, in melius reformabitur.

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XVII.

[Faksimile] Haben zween mündige Erben / einen Erbfal zu teilen / dem eltesten gebühret zu teilen / dem jüngeren aber drein zu wehlen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.4.17.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 17.

Ubi inter duos haereditas dividenda est, senior dividat, juniori vero eligendi jus competat.

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Von Testamenten.

Der V. Tittel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus quintus. De testamentis.

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I.

ALlerley Personen / so bey gutter vernunfft sein / vnd zu jren jaren kohmen mögen jhren letzten / willen ordnen vnd Testament machen / wenn vnd zu welcher zeit sie wollen : Die Mänlein nemlichen wenn sie viertzehen jar / vnd Mägdlein zwölff jar volkomlich erlanget haben / doch also / das dem recht der Elter / vnnd aller der / so von rechts wegen das Testament mögen anfechten / nichts abgebrochen werde. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Universae personae mentis compotes testamentum facere possunt quocunque tempore voluerint, dum modo legitimos suae aetatis annos habeant, nempe masculi decimum quartum, foeminae duodocimum annum completum, ita tamen, ut legitima portio patri, matri et descendentibus, adeoque iis quibus de inofficioso agere licet, relinquatur. [Seite 184]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Stumme / Daube / Sinnlose / vnnd andere gebrechliche Menschen / so nicht vollige vernunfft haben / oder Kranckheit wegen jrre vnd im Sinn verruckt sein / auch die vnmanbare / können kein erbgemäch nit auffrichten noch machen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Muti, surdi, furiosi et ex morbo mente capti et impuberes testamentum facere non possunt.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

An der Testierender personen / werden zur zeit vnnd stunde des bescheids / nicht des leibs kräffte vnd stärcke / sonder rechter verstand / vnd das sie bey gutter vernunfft sey / erfodert.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

In eo, qui testatur, ejus temporis, quo testamentum facit integritas mentis, non corporis sanitas exigenda est.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Wer testament machen wil / sol es thuen inn kegenwert zweier oder dreier glaubwirdiger mans personen / welche er auff eine zeit vnd stunde / samptlich hat ruffen vnd versamlen lassen / vnd auch selbst darzu gebeten : Weren sie aber auch vngeruffen / vngefehr darzu kohmen / vnnd also nur vom Testatore angesprochen / vnd darzu erbeten worden / solch testament / so es [Faksimile] durch die selbe personen bezeuget wird / es sey auch gleich beschrieben oder vngeschrieben / wird im rechten kräfftig gehalten / allein es sey von dem testierer worden widerruffen. Denn es mag vnnd kan ein jeder bey leben / vnnd so lang er bey gutter vernunfft ist / sein gethan Testament enderen / wandlen / oder auch gar daruon abstehen / vnnd auffheben : Sintemal des Menschen willen wandelbar ist biss gar an seines lebens ende / vnd niemand jhme selbst solch gesetz setzen mag / nach sich also binden / das er dauon nicht solte mögen abstehen / nach weichen können

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Quilibet testamentum facere volens, debet id facere in praesentia duorum aut trium testium virorum per testatorem uno et eodem tempore simul ad id vocatorum, vel etiam si non vocati casu intervenerint et tamen praesentes per testamentorem postea ad id rogati sint.

Etsi tale testamentum per illas personas fuerit recognitum, sive sit in scriptis, sive non, robur habebit, nisi per testatorem fuerit revocatum; quilibet enim dum in vivis est et mentis suae bene compos potestatem habet priorem sui testamenti sententiam per posteriorem corrigere et immutare. Quoniam hominis voluntas ambulatoria est usque ad supremum vitae exitum. Nemo etiam sibi eam legem potest dicere, ut a priore testamento ei recedere non liceat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Die / so jres guts für sich selbst mächtig sein / vnd Testament auff zu richten gewalt haben / können inn Testamenten auch zu zeugen gebraucht werden. Es können aber weder die gemachte erben / denen nemlich das bescheid geschehen ist / nach jene / so inn des testirers gewalt vnd [Faksimile] versorgung sein / auff das testament nit zeugen. Also können auch weder Vatter / so jn zu gewalt hat / nach Brüder drein gezeugen : Desgleichen werden auch vom zeugnüs auff testament verworffen / die Weibs personen / vnuogtbare oder vnmanbare jungen / vnsinnigen / stummen /dauben : Item auch die / welchen jrer gütter verwaltung / vbelthat halben gewehret wird / vnd verleumbde personen / diese alle können auff Testament nicht zeugnüs geben : Vatter aber vnd Sohn / also auch zwen rechte Brüder / mögen wol in eines frembden testament neben einander bezeugen : Denn in frembden geschäfften hinderts nicht / aus einem haus mehr zeugen zu führen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Testes autem in testamentis adhiberi possunt hi, qui sui sunt juris, quive testamenti faciendi jus habent. Sed neque haeres scriptus, neque is, qui in potestate testatoris est, neque pater ejus, qui eum habet in potestate neque fratres — testes adhiberi possunt in testamentis; sed neque mulier, [Seite 185] neque impubes; neque furiosus, neque mutus, neque surdus, neque is, cui bonis interdictus est, neque ii, quos leges improbos intestabilesque esse jubent, admittuntur.

Pater autem cum filio, item duo fratres in eodem testamento alieno simul esse possunt testes; quia nihil nocet ex una domo plures testes alieno negotio adhiberi.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Den Legatarijs, das ist / denen welchen bescheiden ist / wird nicht gewehret / auff das bescheid / so andern mit geschehen / zu bezeugen / also auch denen nicht / so diesen zu gehören vnd verwand sein. In [Faksimile] sterbs läufften / wenn füderlich die grausame plag der Pestilentz wühtet / ist es gnug so der Testator für zweien Mans oder Weibs personen / geruffenen oder vngeruffenen / oder auch hausgenossen / seinen willen anzeigt / vnd für jnen Testament thut.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Legatariis et aliis personis eis conjunctis testimonium non negatur. Tempore pestis sufficiunt in testamento duo testes sive masculi sive foeminae, sive etiam sint domistici sive rogati adveniunt, sive fortuito.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Würde der testierer testament zu machen / von jemanden vnzimlicher weis gedrungen : oder wird er Testament zu ordnen / zu enderen vnd zu wandlen verhindert : oder verschaffts jemand / das die Zeugen zum Testament nicht kommen / vnd es dardurch verhindert wird / solcher verleiret alles das / was jme aus des verstorbenen Habschafft Erblich zu gestanden wer / das aber felt den andern freunden zu / so am grad noch jm die nehesten sein.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Si quis aliquem ad testamentum faciendum coegerit, vel dolo malo testamentum facere aut mutare prohibuerit vel effecerit ut testes non veniant, et per hoc deficiat facultas testamenti faciendi ei denegandae sunt omnes actiones adeundae haereditatis a defuncto in eum devolutae, aliisque gradu proximis haeredibus locus erit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Hat ein Eheman nicht durch list nach gedrang / sonder mit freundlichen worten / seine Ehefraw / so zuuoren kegen in erbittert / gesanfftmüttiget / vnd bey jhr [Faksimile] erhalten / das sie von jrem vnwillen kegen in abgestanden / vnd jme bescheid gethan hette / es sol kräfftig gehalten / vnd jhm das Legat nicht benohmen werden. Desgleichen sol auch ein eheliche Hausfraw / so sie mit sanfften worten / one gedrang vnd gezwang / solches an jrem man gehaben mag / dabey behalten werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Quod si mulier antea marito offensa non per vim neque per dolum sed comitate mariti placata, offensam remittens, illi testamento aliquid legaverit ratum habebitur, sic et e contra. [Seite 186]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.09.ELR = URL dieses Abschnitts]

IX.

Die Elter müssen von rechts wegen / jre kinder oder ire Enckel / in iren Testamenten zu erben setzen / oder in irem erbgemäch also versehen / damit ihnen ihre gebüre vngeschwecht bleibe / das zweiteil nemlich des gantzen Erbfals : vom vbrigen dritteil aber haben sie macht vnd gewalt / irem gefallen nach wohin sie wollen / zu bescheiden. Also kan auch eine Mutter das dritteteil / ires gebürenden dritten teils vertestieren wohin sie wolle / nur das sie ihren rechten busem erben die andre zweiteiler bleiben lasse / welche sie weder den kindern noch enckelen entziehen / noch [Faksimile] sie inn jren erbgemächen fürüber gehen mögen / allein die Kinder würden als vndanckbaren oder schmäher der Elter berüchtiget vnd bewiesen / vnd sol solch vndanckbarkeit vnd schmach / im Testament mit namen gemeldet werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.09.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 9.

Parentes liberos vel nepotes in testamentis suis haeredes scribere atque illis legitimam bonorum suorum portionem relinquere coguntur. Nempe duas partes totius haereditatis; de reliqua tertia parte liberam habeant potestatem in testamento disponendi. Mater quoque potest ex suo triente tertiam partem legare cui voluerit, reliquis duabus partibus pro legitima descendentibus relictis.

Non enim licet parenti aliquem ex liberis exhaeredare vel praeterire nisi is probetur ingratus et ingratitudinis caussam nominatim inserat testamento

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.10.ELR = URL dieses Abschnitts]

X.

Lesset der verstorben weder eheliche Kinder noch Enckel / oder andre absteigende erben / sonder nur inn auffsteigender linien / als Vatter / Mutter oder Groselter / er kan auch dieselben inn seinem erbgemäch nicht ausschliessen / sonder mus jhnen jre Legitimam, das zweteil nemlich seiner Hab vnnd Gut / folgen lassen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.10.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 10.

Si defunctus descendentes non habuerit sed ascendentes non potest in testamento suo illos praeferire, sed cogetur illis legitimam bonorum suorum portionem relinquere h. e. duas omnium bonorum partes.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.11.ELR = URL dieses Abschnitts]

XI.

Es können beyd die Elter vnd Kinder / desgleichen auch Brüder vnnd Schwestern / wider das Testament klagen vnd das bestreiten / so sie darein vber die Legitima oder jr gebür / sein ausgeschlossen worden. Die fürdere freund aber / als [Faksimile] Schwester kinder Vatters brüder vnd dergleichen / können die inofficioso nicht klagen / viel weniger darwider was erhalten.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.11.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 11.

Omnibus tam parentibus quam liberis ac etiam fratribus et sororibus de inofficioso agere liceat. Cognati vero qui sunt ultra fratrem obtinendi spem non habebunt. [Seite 187]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.12.ELR = URL dieses Abschnitts]

XII.

Wolte jemand seinen andern angebornen vnd von blutswegen angewandten freunden / oder auch seinem Ehegenos / oder purr frembden in seinem erbgemäch etwas vermachen / er mags thuen vnter gestalt vnd angeding der erb vnd affter erb sättzung / wie es jm aus freyem willen gelüstet / vnangesehen jemandes widerspruch. Hat aber einer gewalt / etwas wider jemandes willen zuuermachen vnd zu entfrembden / er kan solches viel bass / auch ausserhalb seiner kegenwert / wissen vnd bewilligen thuen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.12.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 12.

Si quis aliis suis agnatis et cognatis, vel etiam extraneis personis vel etiam uxori suae in testamento suo aliquid legare voluerit, licebit sub conditionibus institutionis vel substitutionis pro libera sua voluntate, nullius contradictione obstante. Qui autem potest invitis alienare, multo magis et ignorantibus et absentibus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.13.ELR = URL dieses Abschnitts]

XIII.

Haben zwey Eheleut keine Kinder / auch weder Vatter / Mutter noch gros Elter / vnd kein geschwestriget / eines mag dem andern aus freyem willen vnge[Faksimile] zwungen / sein Hab vnnd Gut mit bescheidenheit / es geschehe für gericht oder für andern ehrlichen Leuten vnnd Zeugen / kegen einander von todes wegen schencken / also das das vberbleibende Ehegemahl des abgestorbenen Hab vnd gut erwerbe vnd erbe. Bekomen sie aber nachmals kinder miteinander / solch geschenck vnd vermachen wird krafftlos.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.13.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 13.

Vir et uxor nullis existentibus liberis sed nec ascendentibus neque fratribus vel sororibus possunt res et bona sua ex libera voluntate coram judicio vel aliis honestis et fide dignis testibus invicem causa mortis donare, ut superstes lucretur bona defuncti. Si vero postea liberi illis nascentur talis donatio robur non habebit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.14.ELR = URL dieses Abschnitts]

XIIII.

Die Testament Brieff sollen auffs begeren solcher Personen / so damit zu schaffen vnd jrer dörfftig sein / mit des Richters befelch vnd gewalt / nicht allein sie zu besichtigen / sonder auch lautere abschriefften draus zu nehmen / eröffnet / vnd jhnen vergunt werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.14.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 14.

Omnibus quorum interest petentibus judex inspiciendi describendique tabulas testamenti potestatem faciat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.15.ELR = URL dieses Abschnitts]

XV.

So den kinderen etwas wenigers / als jhr gebührendes teil betreffen thet / gelassen würde / es sol auff ehrlicher Leut erkäntnüs / erstadet werden / damit nicht eines geringen abgangs wegen / dz gantze [Faksimile] Testament zurissen nach auffgehaben werde. Würde auch in des testaments beschreibung etwas dunckel / zweyfflig / bösslich vnnd vnlesslich geschrieben / der Richter sol es zum besten verstehen / vnd wie es mag gleublich sein / das es der Testator gemeinet hab / deuten.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.15.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 15.

Si liberis aliquid minus legitima portione relictum sit, hoc boni viri arbitratu compensetur, nec occasione minoris quantitatis testamentum rescindatur. Cum in testamento ambigue aut etiam perperam aliquid scriptum reperietur, benigne et secundum id, quod testatorem voluisse credibile est, judex interpretabitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.16.ELR = URL dieses Abschnitts]

XVI

Würde von Testaments wegen den Legatarijs etwas aus dem erbfal zalt vnd ausgericht / welches nachmals als falsch vnnd krafftlos erkant vnd auffgehaben würde / dz bezalte sol werden widerfodert.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.16.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 16.

Si quid solutum sit ex testamento, quod postea falsum et inofficiosum vel ruptum apparuerit, repetetur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.17.ELR = URL dieses Abschnitts]

XVII.

Diese testament haben auch jre krafft / so einer seinen letzten willen / mit eigner hand / oder mit einem andern / in schriefften verfassen lest / vnnd so er schreiben kan / sich vnterschreibe / breche oder mache den selben brieff zu / damit des testierers willen ehe der zeit nicht offenbar werd / auff das jehne / so etwas Testaments wegen gewarten sein / vnd jrer hoffnung nicht gnugsam gewehret / zu Hass [Faksimile] vnd neyd auff jn beweget / oder die jenige / so zu erben gesatzt / vnnd die Gütter zu entfahen haben / dem Testatori nach Leib vnd Leben stellen / aus beysorg / er mögte nachmals seinen willen wandlen. Demnach sol er Testator testament zeugen beruffen / vnnd offentlich für jhnen bekennen / das in der verschlossener karth oder brieff / sein letzter willen verfasset sey : Die beruffene Zeugen aber sollen jre Tauff vnd zunamen auffschreiben / vnd mit jhren Petschiern versiegelen / mit auffzeignung des Iars / Tags / Orts vnd des Testierers namen : Können sie nicht schreiben / so mögen sie es nur versigelen / welches jhnen zu keiner gefahr / schaden nach abenthewr gereichen sol.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.5.17.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 17.

Potest etiam aliquis ultimam suam voluntatem in charta conscribere manu sua vel alterius cum subscriptione tamen [Seite 188] sua scribere norit, illam autem complicabit ne mens testatoris ante tempus patefiat et illi qui ex testamento emolumentum sperant, frustrati ad odium concitentur, vel hi qui haeredes instituti vel legata percepturi sunt, metuant ne testator sententiam suam mutet, vitaeque ob id testatoris insidientur: advocatis deinde testibus profitebitur in ista charta complicata ultimam suam voluntatem contineri, cui testes nomina sua adscribent, sigillisque suis obsignabunt, anno die et loco nomineque testatoris annotatis; si scribere non noverint tantum sigillis suis obsignent, quod tamen sine praejudicio et subscribentis et signantis fiat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von bescheydenen Gütteren.

Der VI. Titel. [Faksimile]

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus sextus. De rebus legatis.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

EIn Legat / oder bescheiden Gutt / heist ein geschenck / so iemanden im Testament gelassen wird / welches der testierer aus dem / das seinem erben gantz werden solt / jemanden anders zu reichen verordnet. Es sol aber kein bescheiden gut nicht ehe werden ausgericht / die Schulden seyen denn alle zuuoren abgezogen / vnnd gemerckt / ob sich die gütter des erbfals so weit erstrecken mögen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Legatum est donatio testamento relicta, qua testator ex eo, quod universum haeredis foret, alicui quid collatum velit. Legata non debentur, nisi deducto aere alieno, haereditatis vires ad id sufficiant.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

So jemand ligende Erbschafft legiert / der in ab oder auffsteigender linien Erben / oder auch Brüder vnd Schwesteren hat / welche das Testament von rechts wegen können anfechten / der neheste Erb mag sie vmb jhren weerth / zu sich lösen : Farende habe aber / kan ein jeder seinem gefallen nach (so fern doch die [Faksimile] recht jm zu greiffen vergönnen) vermachen / wem vnnd wie er wol. Hat der Testator auch durch seine redliche dienst / geschickligkeit / oder in der heyrath / liegende Erb bekomen / vnnd hat wider ab nach auffsteigende erben / auch kein Geschwestriget / er hat macht solche erbschaften / seinem gefallen nach / wem vnd wohin er wil / zu vermachen / ohn alle verhinderung vnd einred aller andrer von Blut verwandten freunden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Si quis haeredes habens in ascendente vel descendente linea vel collaterali, quibus de inofficioso agere licet bona immobilia testamento cuipiam legaverit haeres pro pecunia redimere potest. Bona vero mobilia, quilibet pro suo arbitrio legare [Seite 189] potest, quatenus illi per leges licet. — Quod si vero testator immobilia habuerit, suis servitiis vel industria vel matrimonio acquisita, de iis, si haeredes descendentes vel ascendentes vel fratres et sorores non habuerit, liberam disponendi potestatem habeat, non obstante ulla suorum consanguineorum contradictione.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Bescheidet einer mehr / weder inn seinem vermögen vnd Gütteren gefunden wird / das bescheid sol drum nach seinem todt / nicht werden auffgehaben / sondern man sol so viel ausgeben / wie viel alda gefunden / vnd wie weit sich die Gütter erstrecken können. Hat auch der Testator jemanden parschafft vermacht / welch in seinen Gütteren nicht gefunden würd / der Erbfal aber vermögte zu bezalen / der Erbe mus par Gelt aus dem seinen [Faksimile] ausrichten / oder mus verkauffen was verhanden ist / oder woher er kan vnnd mag / vnd zalen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Si quis ultra vires haereditatis legaverit, ipso mortuo quidem legatum non extinguitur, sed hoc tantum modo praestatur, quod invenitur. Si pecunia legata in bonis legantis non exstet, solvendo tamen sit haereditas, haeres pecuniam legatam dare compellitur, sive de suo sive ex venditione rerum haereditariarum, sive undecunque tandem voluerit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Es wird auch dem Testatori nit gewehret / seinem schuldiger die schulden im Testament zu verlassen / oder nach seinem willen frist jhme zu geben / vnnd bezaltag zu setzen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Debitoribus etiam ea, quae debent legantur vel etiam si debitorem remanere vult, diem solutionis praestandae ex suo arbitrio testator prorogare potest.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Testamentiert ein Man das eygenthumb seines erbguts jemanden / des er zu legieren recht hat / vnd behelt jm für sich desselben gebrauch / früchte vnd niessung auff sein lebenlang / widerruffets auch nachmals nicht / der Legatari : oder begabte Man / bekompt nach des Testierers todt / die niessung sampt dem eygenthumb : Stürbt aber der begabte Man / vnd der Testator nichts widerruffe / nach wandelte inn gethanen Testament / das legat erbet an des Legatari nehesten erben.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Si rei proprietas legata sit, cujus usumfructum testator, dum vixit, retinuit, mortuo testatore, legato non revocato, legatarius rei proprietatem cum usufructu obtinebit.— Moritur legatarius, res legata ad haeredes ipsius transibit si testator non revocaverit. [Seite 190]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Vertürbet das Legat oder bescheiden [Faksimile] ding ohne des erben schuld / der schaden gehet die begabte Person an : Het aber der erb verzogen das bescheid aus zu richten / die gefahr desselben vnnd schaden / gehet den erben an / doch sol der Legatarius das Legat ausfodern : Denn wo nichts gefodert wird / da kan auch kein verzug des ausgebens nicht gerechnet werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Si res legata sine facto haeredis perierit, legatario decedit. Si vero haeres in tradendo legato moram fecerit, periculum rei legatae ad ipsum spectabit. Nulla autem intelligitur ibi fieri mora, ubi nulla petitio est.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Was zu güttigen sachen vnd wercken : Item gemeiner Stadt gelassen wird / sol für alle andre Legata zum ersten werden ausgericht : Was auch zu milden vnd Gottseligen wercken bescheiden ist vnd verordnet / das sol in keinem weg anderswohin nicht gewendet / nach gebraucht werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#2.6.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Ad pios usus et reipublicae legata omnium primo praestari debent. Legata ad res pias in alium usum quam testator voluit converti non debent. [Seite 191]

Ende des andern Buchs [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.ELR = URL dieses Abschnitts]

Das Dritte Buch / des eygenen Sachsen rechts inn Siebenbürgen.

Statuta jurium municipalium Saxonum in Transsilvania. LIBER TERTIUS.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von Gelts anleyhung / vnnd Gut / so zum gebrauch geliehen / vnd derselben Zalung oder widerstellung.

Der I. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus primus. De mutuo et commodato et solutionibus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

NAch dem das Mutuum vnd anleyhung in solchen dingen bestehet / die inn gewicht / zal vnd mass begrieffen vnd gemessen werden. Leyhung aber zum gebrauch / das an im selbst vnd inn seiner gestalt vnd zahl / [Faksimile] widerstellet mus werden : Drumb mus der / so auff anleyhung oder borg nimpt / zu gewissen zaltägen vnd fristen / so darauff bestimmet vnnd gegeben sein / bezalen. Sein aber der keine nicht bestimmet / er mus zalen / so schier das angeliehen gefodert wird / in solcher zal / gewicht vnd mass / wie ers entfangen hat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Quandoquidem mutuum consistit in iis rebus, quae pondere numero et mensura consistunt, et commodatum, quod numero et specie eadem redditur, ideo qui mutuum accepit solvere debet ad tempus illud, de quo inter eos convenit, aut si dies solutioni praestituta non fuerit, solvere tenebitur, quando res mutuo data repetitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Wird einer vmb gewisse selbs versprochene oder für gericht zugesprochene schulden / vnnd gelts wegen / es sey gleich ein Bürgersman kegen den andern / oder ein frembder wider den Bürgersman / für recht genohmen / ist die schulde aus vertrawten oder ausgeborgten Gütteren gemacht / der Richter sol dem angeklagten sechs wochen zu der bezalung setzen : Hat aber der schuldiger par gelt entlöhnet vnd entfangen : Oder hat er im handel auff par gelt / one tagzeit vnd verzug zu bezalen gekaufft / vnd vermags nicht / sonder setzet den verkauffer vnnd glau[Faksimile] biger auff / er sol biss auff den dritten tag zahlen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Accusatur quis coram judicio de debito confesso sive actor civis sit, sive peregrinus, si debitum ex rebus creditis sit contractum judex praefigere debet sex septimanas ad solvendum. — Quodsi vero parata pecunia debitori sit mutuo data, vel is in contractu praesenti pecunia se soluturum receperit, nullo solutioni constituto termino nec die et creditorem frustraverit, huic judex triduum ad solvendum praefiget.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Selbst auffgenohmene Pact vnd verbündnüs / gebühret sich nicht zu brechen / noch die kegenhändler also auff zu setzen. Denn so man von rechts wegen / allen rechtmessigem vnd redlichen verspruch / vnnd vertragenen dingen / gestehen sol vnd mus / wird folgen das auch ein jeder dem gestehen / was er selbst für sich auff nimpt : Sintemal die recht ausweisen / das sich einer aus befreyung gemeiner recht / so jm zu gut dienen / ziehen vnnd seinen vortheil verschlagen kan : Drum wird es den Richtern gebühren / das sie im rechten / nach inhalt ausgethaner Verschreibung / wider die Schuldner sollen vrtheilen / vngebührlichen Wucher / vnd verspruch auff doppelt ausgenohmen / welche inn keinerley contracten nicht sollen zugelassen / noch zu geurteilt werden. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Sancimus nemini licere adversus sua pacta venire et contrahentes decipere. Nam de jure pacta conventa quae neque contra leges, neque dolo malo inita sunt omni modo observanda [Seite 192] sunt; siquidem jure constitutum est, quod quilibet beneficio pro se introducto possit renuntiare, ideoque juri convenit, ut judices ex praescripto obligationum cujusque debitoris jus dicant, exceptis tamen illegitimis usuris et stipulationibus duplae, quae in contractibus et stipulationibus nulla ratione admitti debent.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

In redlichen Handthierungen / so auff gutten glauben geschehen vnd bestehen / als im kauffen vnd verkauffen : Ausleihen vnd borgen / vnd was der gleichen / wird der Schuldner schädliches verzugs wegen inn der bezalung / auff das Interess, das ist / auff jenes / so dem Schuldherrn daraus zum schaden bekomen kan / verhafftet. Doch wird das Interess, nicht des ausborgers gewins / sonder des schuldners verzugs halben auffgerechnet. Berüffet sich der schuldiger mit redlichen vrsachen auffs recht / vnd müste derwegen ein auffzug der bezalung geschehen / er kan nicht auff den schaden vmb verzug / beklaget werden. Hat auch der schuldiger billiche einrede zu thuen auff die anforderung der schulden / er mag keines verzugs beschüldiget werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

In bonae fidei contractibus id quod interest ex mora debetur. Porro quod interest non propter lucrum petentium, sed propter moram non solventium, infligitur.

Qui judicium accipere paratus est solutioni moram fecisse non videtur, si juste et sine dolo malo ad judicium provocavit.

Neque is in mora est, a quo pecunia propter exceptionem peti non potest.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Es ist löblich vnd fein geordnet / vnd auch zum rechten gesatzt / das die Kinder [Faksimile] auff jrer Elter gütter vnd erbfal / bey der Elter leben einige schuld zu machen / nit macht nach recht haben sollen / geschicht es aber / das es weder krafft nach macht haben sol. Borget jemand einem son / so nach Vätterlicher gewalt vnterworffen / wider des Vatters willen / er sol auch nach des Vatters todt / solche schuld aus dem erbfal zu fodern / kein recht haben / es hette dann der Vatter drein bewilliget / oder were dem ausheimischen Son auff seine Lehr vnd studia / fürgestreckt worden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Bene constitutum est: ne filii super res et bona parentum viventium spe futurae haereditatis aliquod aes alienum contrahant, sin autem id fieret, robur non haberet. Ei qui filiofamilias mutuam pecuniam invito patre dedit etiam post mortem parentis ejus, cujus in potestate fuit, actio petitioque negatur. Sin autem studiorum caussa absenti dederit, vel pater ratum habuerit, repetere potest.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Fürstlicher Dilacion brieff auff verlengerung der zalung / sollen als dann wider die schuldherrn / jhren bestand vnnd Krafft haben / so sie der Schuldiger mit seiner Stadtöberkeit wissen / vnnd mit vnterricht an Fürsten gethan / das er schuldiger / solche aus zu fodern billiche vrsachen habe / erlanget vnnd ausgenohmen hat. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Universa principum rescripta, quae in debitorum dilationem impetrantur, non aliter valeant, nisi princeps ab ordinario debitorum magistratu doceatur, eum justam impetrandae dilationis habere caussam. [Seite 193]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Verleiet einer dem andern was hausraths / sylberen Geschmeids / Kleidung / Pferd / oder was anders (das man beweglich oder farend Gut nennet / vnnd das man haben / tragen / treiben oder sonst brauchen mag) on einige belonung zu besonderem gebrauch / der / so es entfangen / sol desselben also gebrauchen / wie sie drum eins sein / vnnd zu was gebrauch es jhm ist vergunt worden / vnd sols nach dem ers gebraucht / widerstellen : Er ist aber auch schüldig solch entlönet Gut / mit solcher hut vnd vleis zu besorgen / als sein eygens : Würde aber vber solche versorgung / on sein verseumnüs / was schadens daran geschehen vnd geleichtert / er ist des ohne schuld / allein er hette für schaden versprochen / so mus es dabey bleiben / vnd dem beding gnug geschehen. Die widerstellung des entlöneten Guts / kan kegenschulden halben nicht abgeschlagen werden. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.1.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Si quis alteri supellectilem aut rem argenteam, vestem, equum aut aliud aliquid (quod mobile bonum vocamus et quo frui quis potest) commodato dederit, ille, qui fruendam accepit, ita fruatur, quemadmodum inter eos convenit et post usum restituat, in eaque custodienda eam diligentiam adhibeat, quam suis adhibiturus esset. Si vero preter summam diligentiam et culpam casu res deterior fuerit reddita, non tenebitur; nisi peculiariter de indemnitate inter eos convenit, tum placitum conventionis compleri debet. — Praetextu debiti restitutio commodati non probabiliter recusatur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von Pfand vnd pfandschaffung.

Der II. Tittel.

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[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus secundus. De pignoribus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

GIbt einer sein Habe vnd gut / jemandem zum Pfand vnd versetzts / er sol vnnd kans auslösen / auff bestimpte zeit vnd weise / so in der verpfändung gemeldet vnd auff genommen sein worden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Rem suam pignori dans potest redimere juxta tempus et modum, constitutum in oppignoratione. [Seite 194]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

So das Pfand inn den Händen vnd gewalt des pfandschaffters oder Schuldglaubigers / ohn sein schuld vnnd verseumnüs / geleichtert / verloren oder durch Fewers gewalt vmbkömpt / hat ers wie das seine versorget gehat / er sol des keinen Schaden tragen / er mag auch drumb von einmanung seiner schulden / nicht [Faksimile] abgewiesen werden. Dem Schuldglaubiger wird auch nit gewehret / das pfand darauff er Gelt geliehen hat / einem andern fort zu versetzen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Si res pignori data apud creditorem sine ulla sua culpa dolo et negligentia deterior facta, vel incendio consumpta fuerit, aut casu perierit amissio pignoris non liberat debitorem, nec creditor a petitione debiti submovetur.

Etiam id quod pignori obligatum est, a creditore pignori obstringi potest.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Es kan dem Schuldglaubiger / an der wider foderung seiner ausgeborgten schulden / nicht hinderen noch schaden / so er durch vnfal vmb die schuldbrieff komen wer / wenn er nur die schulden gnugsam beweisen kan.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Findet der Schuldiger irgent anders sein ausgethan pfand / dann bey seinem Schuldherrn / es wird jm vergunt auch daher mit bezalung des gelts / drumb es sein Pfandschaffter hat förder ausgesatzt / heim zu lösen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Debitori permissum est rem suam pignoratam aut obligatam ubicunque invenerit repetere, soluta prius pecunia, qua alter obligavit aut oppignoravit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Hat der eine Schuldherr einen schuldbrieff für seine schulde / der ander aber ein pfand / dieser so das bestimpte pfand hat / gehet für jenen / vnangesehen das der schuldbrieff für der Pfandschafft / der zeit nach / ist gegeben worden. Hat auch einer seiner schuldhalben / nur verbot für gericht gethan / der ander aber den schuldiger für recht bracht / vnd inn des gerichts Angesicht die schulde gefodert / dieser gehet auch für / ob wol jener ehe verbot gethan hat. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Si quis chyrographum a suo debitore habet et alter hypothecam expressam, hujus potior erit conditio, quam alterius creditoris chirographarii etiam si prius crediderit.

Illius causa etiam potior erit, qui debitorem in judicio exhibuerit, debitumque in praesentia illius petierit, quam alterius, qui licentia judicis impetrata, debitoris bona arestavit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Sein schuldiger vnd Schuldherr / im versetzen des pfandes / oder darnach dieses eins worden / das wo das Pfand auff gesatzte zeit nicht würde ausgelöset / so solss verkaufft werden : verkauffets der Pfandschaffter drauff / es bestehet nicht allein das verkauffen / sonder der kauffer erhelts vnnd besitzt es auch mit guttem rechten. Sein sie aber eins / das es nicht verkaufft werde / oder ist keins der beyder drein gedacht / der Schuldherr kans ehe nicht verthuen / er hab es dann zu drey malen dem schuldiger zuuoren entboten das ers auslöse / oder jhn für Gericht gefodert / vnnd zu bezalen gemahnet : ist aber der schuldiger gleichwol hinlessig / vnnd lösets nicht / der glaubiger mag es ohn hindernüs frey verkauffen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Si convenerit de distrahendo pignore (sive ab initio, sive postea) non tantum venditio valet, verum incipit etiam emptor dominium habere. — Ubi vero convenit, ne distraheretur, aut si creditor simpliciter sibi pignus depositum accepit, non licet distrahere nisi debitori ter fuerit denunciatum, vel coram judicio debitorem convenerit ut satisfaciat et cessaverit debitor redimere pignus, venditio libera est creditori.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Ist der schulden mehr dan das Pfand werth ist / der Schuldherr sol des / keinen schaden haben / sondern aus den andern güttern des Schuldigers / bezalet werden : [Faksimile] Dagegen auch / were dz pfand mehr werth / wider die schuld summa thut / der schuldiger behelt auch sein recht an dem vbrigen / vnd sol jm werden zugestalt.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Si minus in pignore, plus in debito inveniatur, in hoc, quod noscitur abundare sit creditori omnis ratio integra. Sin autem [Seite 195] minus in debito, amplius in pignore fuerit, tunc in hoc quod debitum excedit, debitori omnia jura integra servabuntur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Im verthuen der pfände / sol diese weis vnd form gehalten werden. Wenn die zaltäg verlauffen sein / sol der schuldherr den schuldiger für den Richter gebieten / vnd fodern / das er entweder das Pfand auslöse / oder zu verkauffen zulasse : Mercket aber der Richter vnnd erkents / das der schuldner kein gnugsam vrsach mag fürbringen / warumb ers nicht auslöset / er sol dem Schuldherrn frey lassen / das pfand aus zu bieten vnd zu verkauffen : Nach solchem / sol das pfand drey marcktäg nach einander offentlich auff dem marck feil geboten / vnd dem / so am meisten drum gibt / gegeben werden. Wer es aber ein ligend gut / es sol drey sontag auch nach einander folgende offentlich ausgeruffen / vnd also verthan werden / wie oben im 12. tit. des ersten büchels daruon gesetzt ist.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

In pignoribus distrahendis hic ordo servatur ut termino solutionis lapso creditor a judice petat debitorem ad terminum competentem citari, quo vel pignus luat, vel distractionem admittat.

Judex si cognoverit debitorem nullam sufficientem caussam producere, quare sua pignora non redimat, creditori potestatem distrahendi pignora dabit, quo facto, pignora per tres hebdomadas in publico foro venum exponentur atque majus pretium offerenti vendentur.

Quod si res immobiles fuerint, tribus diebus dominicis subsequentibus aut in foro publico aut ante fores templi parochialis publice proclamabuntur, ut supra in titulo duodecimo libro primo de executione rei judicatae habetur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

[Faksimile] Bestehet oder dinget jemand ein Arbeit zu machen / vnd zalet den macherlon nit / wird das gericht drum ersucht / es sol dem verdinger / auf den dritten tag pfand geben / vnd zalen lassen : drum dz solche arbeit für lydlon gerechent wird. Kauff man aber eine ausgemachte arbeit auff borg vnnd bestimpte tag zeit / die Pfändung drum / gehet auff sechs wochen aus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Si quis operas conduxerit et mercedem non solverit, judex aditus ad solvendum locatori tridui spatium dabit, si vero paratam aliquam rem quis in diem emerit, sex hebdomadarum dilatio emptori conceditur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.09.ELR = URL dieses Abschnitts]

IX.

Würd ein Pfand zu gezweiten zeiten / zwenen schuldherrn verschrieben oder verpfändet / der so zum ersten gelt drauff ausgethan / vnd das pfand bekomen / hat dz erste vnd beste recht drauff / vnd der ander pfandschafter / mag dz pfand ehe nit verkauffen / der erste sei dan gantz abgericht vnd bezalt.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.09.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 9.

Diversis temporibus eadem re duobus jure pignoris obligata eum qui prior data pecunia pignus accepit, priorem haberi certi ac manifesti juris est; neque secundum creditorem facultatem distrahendi hujus pignoris aliter consequi posse aequum est, nisi priori creditori prius debita fuerit soluta quantitas.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.10.ELR = URL dieses Abschnitts]

X.

Gemeine stadschulden werden allen verschriebenen schulden fürgezogen / vnd müssen für alle andre ausgericht werden : Handelt auch ein man mit gemeinem Stadt gelt vnnd Gut / oder wird aus jrgent einem contract gemeinem Nutz verpflicht / desselben gütter werden jme als [Faksimile] schuldmessige pfand verhafft / ob gleich solches im handel nicht ausdrücklich gemeldet wird.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.10.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 10.

Respublica creditrix omnibus chirographariis creditoribus praefertur, nam certum est ejus qui cum fisco contrahit bona veluti pignoris titulo obligari, quamvis specialiter id non exprimatur. [Seite 196]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.11.ELR = URL dieses Abschnitts]

XI.

Entbeitet der schuldiger seinem glaubiger / das er das pfand nicht verkauffe : oder dem Kauffer / das ers nicht kauffe / es hat dann erst krafft / so er die schuld zalt. Zalt er aber ein theil / vnd bleibt was anstehen / er kan dem Schuldherrn nicht wehren / das pfand der vbriger restantz wegen / zu verthuen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.11.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 11.

Denunciatio debitoris facta creditori vel etiam emtoribus de non distrahenda vel emenda re sibi pignori obligata ita demum efficax est si universum debitum offerat creditori. — Nam si vel modicum sorti decedat, distractio rei obligatae non potest impediri.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.12.ELR = URL dieses Abschnitts]

XII.

Leichtert der Pfandschaffter dz pfand mit willen / oder aus verseumlicher hinlessigkeit / er mag drumb angeklaget werden / damit ers inn solcher gütte vnd gestalt / wie ers entfangen / ausrichte vnd dem Schuldiger widerstelle. Würd aber das pfand vngefehr / ohne zu thuen des Schuldherrns entweder gebessert oder geleichtert / beyd glück vnd vnglück gehet den Schuldiger an. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.2.12.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 12.

Qui dolo vel culpa rem pignori acceptam deteriorem fecerit, pignoratitia actione tenebitur ut talem restituat, qualis fuerit tempore obligationis. — Quicquid autem commodi sive incommodi fortuito pignori accessit, id ad debitorem pertinebit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.ELR = URL dieses Abschnitts]

Vom recht der Schuldherrn / vnnd der Schuldiger Kegenrecht.

Der III. Titel.

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[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus tertius. De jure creditorum et debitorum.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

WVrde der Schuldherr / on gewalt des Gerichts / in seines Schuldigers Gütter fallen vnnd pfänden / er begehet ein Gewalt / vnnd wird vom Richter seinem bedencken noch gestraffet : Drumb sollen die Glaubiger / so sie wider jhre Schuldiger was fürnemen / solches nicht aus eygner gewalt / sonder mit des Gerichts wissen vnd willen thuen / vnd für Gericht drumb klagen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Si creditor sine judicis autoritate res debitoris occupet, de vi privata tenetur. — Creditores igitur si adversus debitores suos agant, per judicem id, quod sibi deberi putant, reposcere debent, alioquin si in rem debitoris sui intraverint aut aliquid acceperint, nullo id concedente arbitrio judicis, mulctabuntur. — Optimum igitur est, ut si quas putant se habere petitiones actionibus experiantur. [Seite 197]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Entfrembdet der Schuldiger seine [Faksimile] gütter aus seiner gewehre / den Schuldherrn zu betriegen / das recht sol jn zwingen / dieselbe widerumb heim zu schaffen. Der schuldiger aber handelt dan betrüglich / wenn er selbst sein gütter mindert / vnd nit wenn er nichts mehr zu schaffet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Quae fraudandorum creditorum gratia alienata sunt in pristinum statum restituantur. Non autem fraudantur creditores cum quid non acquiritur, sed cum quid de bonis imminuitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Es kan dem Schuldglaubiger / an der wider foderung seiner ausgeborgten schulden / nicht hinderen noch schaden / so er durch vnfal vmb die schuldbrieff komen wer / wenn er nur die schulden gnugsam beweisen kan.
[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Instrumentorum ammissio, si manifestis probationibus debitores tuos debere tibi apparuerit, nihil oberit.
[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Stehet der Schuldiger seiner schulden mängde halben / von aller seiner Habe vnd gut ab / vnd schaffet nachmals durch seine arbeit vnd gesucht / was sonderlichen nutz vnd guts / die Schuldherrn mögen von newes jrer schuld wegen / so jnen im rest sein blieben anstehen / klagen vnnd das foderen / was er zu bezalen vermag / denn ehe den Schuldherren jre schulden nicht aller werden ausgericht / werden [Faksimile] die Schuldiger nicht gefreyhet / ob sie gleich von allen jhren Güttern abstehen vnd weichen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Cum eo, qui creditoribus suis bonis cessit, si postea aliquid acquisiverit, quod idoneum emolumentum habet ex integro in id, quod facere potest, creditores experiuntur, nam qui bonis cesserunt: nisi solutum creditor receperit, non liberabuntur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Vnterstehet oder menget sich jemand vnbedacht inn einen erbfal / welcher mit schulden behafft ist / er sol vber alle die Gütter findzedel machen / so der verstorben an seinem tödtlichen abgang / vermüget hat. Hat er solche Inuentaria in der Notarien kegenwerth gestellet / er mag den erbfal one gefahr einnemen vnd behalten / das er nemlichen den Schuldherrn nur auff so viel zale / wie viel jhm ist zu händen komen : vnd zwar also / das denen erstlich gnug geschehe / welche an der zeit im rechten die ersten sein. Wen aber nimer da ist / die letzten sollen vnbezalt abgewiesen werden / vnd sollen die erben gar nichts jrer gütter dahin zu büssen / damit sie nit in hoffnung wz nutz zu schaffen / in schaden fallen. Haben sie aber in gewöhnlicher zeit (in 30. tagen nemlichen / nach dem sie in den erbfal getretten sein) die Inuentaria [Faksimile] zu machen vnterlassen : oder hetten nach gefoderter bedenckzeit / sich des Erbfals nicht ausgethan / sonder wie rechte Erben sich drumb angenohmen / vnd damit jrem gefallen noch geschaffet / sie werden allen erblichen Bürden verpflicht / vnd müssen des verstorbenen Schulden alle gantz vnd gar bezalen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Si qui sine deliberatione adeant haereditatem vel sese immisceant, omnimodo ab ipsis inventarium in tabulariorum praesentia conficiatur super his rebus, quas defunctus mortis tempore habebat et sic haereditatem sine periculo habeant ut in tantum haereditariis creditoribus teneantur, in quantum res substantiae ad eos devolutae valeant, et eis satisfaciant qui primi temporum praerogativa veniunt creditores et si nihil reliquum est, posteriores venientes repellantur et nihil ex substantia sua penitus haeredes amittant, ne dum lucrum facere sperant in damnum incidant. Qui vero postquam adierint vel sese immiscuerint et inventarium facere intra certum tempus — (triginta scilicet dierum) — neglexerint, item qui post petitam deliberationem vel pro haerede gesserint, aut non recusaverint haereditatem omnibus in solidum haereditariis oneribus teneantur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Die Schuldglaubiger verlieren jhre schulden / so aus misstrawen jrer sachen vnd derselben verteidigung / jre schulden gewalthabenden Personen vberschaffen. Verkaufft aber einer seine schulden vmb ein genantes / vnnd vbergibt die klagen der schuld wegen dem Schuldkauffer / solcher kauff bestehet auch wider wissen vnd willen des schuldigers.

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§. 6.

Si cujuscunque modi actiones ad potentiorum fuerint delatae personas, debiti creditores jactura mulctentur. — Nominis [Seite 198] autem venditio et ignorante et invito eo, adversus quem actiones mandantur, contrahi solet.

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VII.

Wird der Schuldiger schuldwegen angenohmen / welche er meinet als hab er zalt / er mus die bezalung im rechten beweisen. Leugnet er aber der schuld / vnd [Faksimile] kan sich hierein mit was andern vmbständen zur beweysung behelffen / es wird jm nicht gewehret.

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§. 7.

Debitor, qui solutam pecuniam affirmat ejus rei probationem praestare debet. Nemo ex iis, qui negant se debere, prohibetur etiam alia defensione uti, nisi lex impediat.

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VIII.

Der Schuldiger / so zur kegenrattung vrbietig ist / mag seinen Schuldherrn / so die bezalung dringet / damit abweisen vnnd gnügen. Köndte er aber mit abzug durch kegen Rächnung abweisen / vnd thuts nicht / er kan gleichwol auch das bezalte gelt widerfoderen / als solches das er nicht ist schuldig gewest. Der Abzug aber wird dieser vrsachen wegen für gut vnd nötig gehalten / das es besser ist vnd ringer einem jeden / nicht zalen / dan das bezalte mit mühe wider fodern / Die kegen rattung vnd abzug wird inn allerley contracten, klagen vnd handlungen / von rechts wegen zu gelassen : allein nur vmb das Beygelagte Gut nicht / im latein Depositum genent / drumb das sich niemand frembdes guts / mit vnrechter gewehr vnd titel / nit sol noch kan vnterwenden. [Faksimile]

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§. 8.

Unusquisque creditorem suum eundemque debitorem petentem submovet, si paratus est compensare; at si quis compensare potens, solverit, condicere poterit, quasi in debito soluto. Compensatio autem ideo necessaria est, quia interest uniuscujusque potius non solvere, quam solutum repetere. — Compensationes ex omnibus actionibus ipso jure fieri sancimus, excepta actione depositi; — possessionem enim alienam perperam occupantibus, compensatio non datur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.09.ELR = URL dieses Abschnitts]

IX.

Es ist nicht ein newes / das sich der Schuldiger auff des Schuldglaubigers rechenschafft beruffen thut / damit die Schuld recht lauter vnd glaubwirdig werde. Geschicht aber ein jrthumb inn der verrechnung eines / oder mehrer kegeneinander gehaltenen contracten, er sol der warheit vnd dem was recht ist / nicht nachtheilig noch schädlich sein / drumb das die recht ausweisen / das rattungen / so auch wol offter sein gehalten worden / vnd dennoch was zweyffels drein steckt / mögen widerholet vnnd geleutert werden / es were dann das für Gericht einmal drüber geurtheilt / oder weren sonst durch vertrag / geendet worden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.09.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 9.

Non est novum, eum a quo petitur pecunia, implorare rationem creditoris, ut fides veri constare possit. Errorem calculi, sive ex uno contractu, sive ex pluribus, si emerserit, veritati non afferre praejudicium saepe constitutum est. — Unde rationes etiam saepe computatas denuo retractari posse (si res judicatae non sunt, vel transactio non intervenerit) explorati juris est.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.3.10.ELR = URL dieses Abschnitts]

X.

Kan der Schuldiger vnuermögens halben nicht bezalen / kan auch von dem Schuldherrn längere frist nicht erlangen / vnd wird der schuldwegen für das gericht gebracht / der Richter sol jhn biss [Faksimile] auff den dritten tag ins Gefängknüs setzen / vnnd nach dem dritten tag seinem Schuldherrn vbergeben / welcher jn / in seinem Haus / der mass wie sein ander Hausgesind mit nahrung halten / vnd ein gantzes Iar lang gefessert mit Haussarbeit versehen / vnnd jhme zur abbezalung auff jeden tag / fünff pfenning rechnen vnnd abziehen . Noch dem Iahr aber sol er frey gelassen / dem schuldherrn sich vereyden vnnd versprechen / das er alles das / was er aus seiner arbeit / vber seine gebührliche Nahrung erlangen mag / jhme auff die schulde geben vnnd zalen / vnd nirgend hin fliehen wolle. So lang er aber diesem nicht aller ab bezalt / sol jhn kein ander schuldglaubiger mehr mit gefängknüs nicht bekümmeren. [Faksimile]

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§. 10.

Debitorem si solvendo non fuerit, nec a creditore ulteriorem dilationem impetrare potuerit, aditus judex ad triduum usque publicae custodiae demandabit; eo exacto, creditori [Seite 199] tradet, qui illum ad instar familiae suae alet, laborique domestico per annum compedibus vinctum adhibebit, in singulos dies denarios quinque in solutionem debiti computaturus, anno vero elapso debitor nexu dimissus, fide data, spondebit, se quod ex operis in posterum acquirere poterit, creditori in solutum daturum nec interea quoquam fugiturum, donec autem creditori huic satisfecerit, nullus ex aliis creditoribus eum arrresto subjiciet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von verleyhen vnd bestehen : oder dingen vnnd verdingen.

Der IIII. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus quartus. De locato et conducto.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

VErleyhet oder verdinget einer dem andern ein Haus oder Wohnung auff gewisse zeit lang / vmb bestimptes zinss gelt / er sol dem bestand vnnd geding / wie sie drein sein eins worden / noch komen : Also auch der Bedinger. Der Haussherr aber / so es vmb Zinss verdinget / sol den Hausman mit allen notwendigen gebewen vnnd besserung / zu bequemer Wohnung versehen. Hat auch der Sedler / mit wissen vnd willen des Haussherrens / was gebawet vnnd gebessert / er sols aus dem Hausszins abziehen. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Qui habitationem vel aedes alicui pro certa pensione ad certum tempus locaverit, aeque atque conductor omnia secundum legem conductionis facere tenetur. — Locator autem prospiciet conductori ut commode habitet. Si vero conductor sua opera aliquid necessario vel utiliter aedificaverit vel restituerit, conscio locatore ex ipsa pensione recipiet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Der Haussman sol zu rechter zeit dem Haussherrn seinen Hausszins einwehren vnd zalen / wenn nemlichen die bedingte zeit erfüllet ist / vnd sol auch sorg haben / das er der Wohnung vnnd Gemächer zimlich gebrauche / vnnd weder er selbst / nach seine eingenohmene zinsleut / dieselbe leichteren : Wen warumb so er mehr Haussleut zu sich in Haus einnimpt / vnnd dieselbe was verwarlosen / oder dem Haus schaden thuen / er mus darfür antworten vnd allen schaden abtragen. Bestehet ein Man etwa ein Wohnung / Acker oder dergleichen / vnd stürbe ehe der bedingter Zeit / seine erben mögen sich seines gedings vnd bestands / annehmen vnd gehalten.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Conductor, completo tempore, pactam pensionem locatori solvet, cavebitque ne aedes conductas deteriores faciat, vel fieri patiatur. — Nam si plures in aedes conductas receperit, per quos aliquid damni detur, illorum culpam praestare tenebitur.

Mortuo conductore, intra tempora conductionis, haeres ejus eodem jure in conductione succedet. [Seite 200]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Verdinget jemand ein Haus zur Wohnung / oder ein Acker zum Baw vnnd gebrauch / vnd mus es mitler zeit / vrsachen halben verthuen / er sols bey dem [Faksimile] Kauffer also ausnehmen vnd bestellen / damit der bedinger bey dem gebrauch vnnd wohnung biss zum ende der zeit bleibe : Wo anders / so verliert er den Hausszins vnd meddem gelt. Schaffet jm aber der Hausherr ein andre bequemliche Herberg / er sol weichen / vnnd den versessenen Hausszins zalen. Saget der Sedler die gedingte herberg / ehe der zeit auff / wider das recht des bestands / er mus den zins auff die gantze zeit zalen / allein er hette seines abtrettens vom bedingen gnugsame vnd bewerliche vrsachen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Si quis fundum vel aedes alicui locatas vendat, curet apud emtorem ut conductor eadem pactione fruatur et habitet, alioqui aget cum eo ex conducto aut pensionem petentem exceptione doli submovebit. — Si vero locator paratus sit aliam habitationem non minus commodam praestare, aequissimum est absolvi locatorem.

Qui contra legem conductionis fundum vel aedes ante tempus sine justa et probabili causa deserverit, ex conducto ad solvendam totius temporis pensionem conveniri potest.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IV.

Dinget einer ein Haus / acker oder was anders / vnd geschicht kein auszug im geding / er kan es widerumb andern weiter verdingen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Nemo prohibetur rem, quam conduxit, alii locare, si nihi aliud convenit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Hat ein Handwercker / Werckmeister oder Färber / etwas zu machen oder aus zu butzen auffgenohmen / vnnd leichtert oder vertirbt es aus vnkündigkeit / oder verwahrloset es auch aus hinlessigkeit vnd [Faksimile] verseumnis / er mus es von gedings wegen bezalen. Desgleichen sein auch schuldig / die Schieffleut / Fuhrleut / Krätschmer vnd Gastgäber / was sie zu füren oder zu besorgen auffnemen / vnd drum komen / vmbringen vnd verwarlosen / zu bezalen. So aber solche Wahr vnnd güter in jrer gewalt durch vnuersehene brunst / einfallent der gebew / gemeine feindes gewalt / vnstümmigkeit der wasser / oder durch andre vngewönliche vnfäll / denen man nicht hat mögen weichen noch widerstand thuen / vmbköme vnd vertürbe / der so sich drumb angenomen vnnd bestanden / ist daran nicht schuldig.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Opifices, utputa fullo, sarcinator et reliqui, si quid faciendum locaverint, ac ex inscitia deterius reddiderint, vel negligentia aut culpa sua perdiderint, ex locato solvere tenebuntur.

Nautae, vectores, stabularii, quod cujusque salvum fore receperint, nisi restituant, in eos judicium dabitur.

Si vero res locata per ignem, aedium ruinam, vim hostilem impetum aquarum aut per alium casum, cui resisti non potest, destruetur, conductor non tenetur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Nimpt einer lohn ein ding zu bewahren / er mus der verwarlosung halben / allen schaden / so daran geschehen ist zahlen : Hat aber jemand anders was schadens dran gethan / als dann sol nicht dieser / sonder jener / so den schaden gethan / drumb angesprochen werden. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Qui mercedem accepit pro custodia alicujus rei, is ejus periculum propter mercedem praestat, sed de damno ab alio data agi cum eo non potest. [Seite 201]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Verdinget sich jemand auff bestimpte zeit / oder verdinget ein werck vnnd arbeit aus zu führen / vnd wird vom bedinger / ohne gnugsame vrsachen gehindert / das er das gedingte werck nicht köndte ausführen / noch seinen dienst erfüllen / er mag des gedings gantzen lohn vom bedinger fodern. Hat einer jrer zwenen / auff eine zeit seinen dienst verheissen vnd verdinget er mus inn dem ersten Bedinger auch erstlich leisten vnd thuen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Qui operas suas locavit, totius temporis mercedem accipere debet, si per eum non stetit, quominus operas praestaret. — In operis duobus simul locatis, convenit priori conductori ante satisfieri.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Pflüget ein Bawrsman aus jrthum seines benachbarten Mans acker / vnnd beseet es auch mit Samen / der Herr des ackers / mag seines lands besamung / mit nidergesatztem gleichem Samen / vnnd des pfluges artungen / zu sich heim lösen. Beseet ers aber / nach dem es jm ist angezeigt vnnd drumb geredet worden / er verlieret beyd arbeit vnd samen. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.4.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Si agricola errore vicinum agrum araverit, vel etiam conseverit, agri dominus aequi valente semine et aratri mercede sementem agri sui redimet.

Si vero mota actione, vel domino prohibente conseverit, semina cum labore perdit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von Behalten oder zu trewshänden Beygelagtem Gutt.

Der V. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus quintus. De deposito.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

IN der Widerfoderung des behalten oder zu trewes händen gegebenen Gut / hat der abzug vnd kegenrechnung kein stat nicht : Denn ein jeder sol das widerumb an jhm selbst heraus geben / was bey jhm zu trewen händen ist nidergelagt. Hat derohalben jemand dem andern gelt / kleinoden / Kleider oder andre Gütter / zu getrewer hand gegeben / jehner dem es ist beigelagt / sol es trewlich bewaren / vnd dem Beiläger / wenn ers begert / wider geben : Das sein auch seine erben zu thuen [Faksimile] schuldig. Ist aber mit sonderem angeding vnd pact, ein gut bey jemand nidergelagt / man sol dem geding stehen : sintemal alle contract vnd händel / jhr recht vnd krafft bekomen aus dem / des man ist eins worden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

In caussa depositi compensationi locus non est, sed res ipsa reddenda est. — Si igitur pecunia, vestes vel aliae aliquae res apud aliquem depositae fuerint, diligenter custodire atque deponenti cum repetiverit, reddere ipse vel haeredes sui tenentur. Si peculiari conventione res deponitur, rata debet teneri conventio, contractus enim legem ex conventione accipiunt.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

So jemand etwas zu trewen händen jnne hat / vnnd widerstellets nicht dem Herrn / wenn ers fodert / geschicht nachmals einiger schaden daran / er mus dem Beileger allen schaden abtragen vnd zalen. Würde das zu getrewen henden gegeben gut / mit des Richters gewalt / ohne des Depositarij bestellung oder anlassen / arestiert vnd verboten / es sol ehe dem Beileger nicht werden zugestalt / der Richter freihe es jm dan widerumb.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Si res deposita non reddita fuerit, cum a deponente peteretur, si quid damni postea deposito acciderit, depositarius restituet. [Seite 202] Res deposita, si per judicem ejus loci, sine dolo et culpa depositarii arestata et detenta fuerit, non est restituenda deponenti, nisi judicis permissu.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Würde die Beilag / durch merckliches verseumnüs / vnd schuld des Depositarij, des nemlichen / so sie zu gewalt hat / verwarloset / geleichtert / oder auch / so er sie nicht gnugsam versperret / verschlossen [Faksimile] noch gebührlicher weis verwaret vnnd besorget hat / verloren vnnd gestolen / er wird schuldig allen schaden auff zu richten / oder auch gantz zu bezalen. Hette er aber sie vleissig auffgehaben / vnnd wie das seine versorget / vnd würde also geleichtert / oder köme auch vmb / er ist des schadens one schuld / vnd darffs nicht zalen. Denn vnuersehene vnfäl / denen er nit kan wehren / als auffruhr / brunst häuser fäl / vbergewaltige raub vnnd diebstal / so ohne seine schuld dran geschehen / darff niemand abtragen.
[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Si res deposita culpa et negligentia depositarii amissa fuerit, judicio depositi tenetur. Quodsi res deposita sine dolo et culpa ejus amissa sit, non tenebitur.

Nam fortuitos casus, ut sunt tumultus, incendium, ruinae, rapinae, furta nemo praestat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Legen jhrer zwen kegeneinander / ein jeder nemlichen dem anderen / Hab vnd gut zu getrewen henden nider / vnd fodert nachmals einer für dem andern das seine heraus / der ander kans jm nicht als ein pfand kegen das seine verhalten / sonder sols im auffs erst zu henden stellen / vnd also / darnach auch das seine von jme begeren : welcher aber der beider am ersten für Gericht drumb klaget / derselb hat den vorzug. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Si duo invicem aliquid deposuerint, cum alter suum repetet, reddendum est, neque pignoris loco retinendum, ac ille, qui prior coram judicio egerit, potior erit jure.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Geben jrer zwen / ein gut an ein ort zu getrewer hand / es sol einem derselben allein / one des andern kegenwert / nicht ausgegeben werden. Haben sie es aber also beygelagt / das es auch einer on den andern gantz fordern mag / es sol keinem verhalten werden. Würden sie aber dieses eins / das wo sie beyde samptlich nicht kömen / sonder einer allein / das jme auch nur ein theil zu gestellet werde / man sol dem geding gestehen. Vertrawet einer zwen Mannen ein beilag / er kan wider einen oder den andern der beider auffs gantze klagen / vnd wird derselben keiner ehe nicht gefreyhet / das Gut sey dann widerstellet : Denn nicht die wahl des Beilegers / sonder die widerstellung des beigelagten Guts / macht sie frey.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Si duo eandem rem conjunctim deposuerint, non debet uni restitui; si vero sic deposuerint, ut vel unus auferat totum, reddi debet. Quodsi vero sic inter eos conventum est, ut si ambo non venirent, alteri una pars detur, conventioni standum est.

Si apud duos deposita sit res, adversus unumquemque eorum in solidum agi poterit, nec liberatur alter si cum altero agatur, non enim electione, sed solutione liberantur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Tastet der Depositar : das beigelagte Gut an / ohne des herrn wissen vnnd willen [Faksimile] / vnd wendet das mit willen vnd aus fürsatz in seinen nutz / er begehet daran einen diebstal. Gib ich auch zu trewen händen seckel mit gelt / oder gemüntzet sylber / vnnd greiffts der / dem ichs hab beigelagt / wider meinen willen vnnd wissen an, die recht geben mir zu / nicht vmb den Beilag allein / sonder auch auff den diebstal / für gericht zu klagen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Qui rem depositam invito domino, sciens prudensve in usus suos converterit, etiam furti delicto obnoxius fit. Si sacculum vel argentum signatum deposuero, et is penes quem depositum fuit, me invito contrectaverit et depositi et furti actio mihi in eum competit. [Seite 203]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Beigelagt Gutt inn Schidmans gewalt / im latein Sequestrum genant / heist dieses / welches jrer zwen oder mehr / mit gewissem angeding / bey jemanden gantz zu behalten zu versorgen / vnd auch gantz widerumb einem derselben zu widerstellen / haben nidergelagt. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.5.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

In sequestro depositum est, quod a pluribus in solidum certa conditione custodiendum, reddendumve traditur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.ELR = URL dieses Abschnitts]

Vom kauff vnd verkauff / vnd von Ersitzung oder verjahrung des gekaufften Guts.

Der VI. Tittel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus sextus. De emptione et venditione et rerum praescriptione.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

ZV gleich wie der kauf vnd verkauff / durch beyder contrahenten eins werden / vnd bewilligen kegeneinander / mus gerissen werden vnd bestehen / also kan er widerumb auch von einem teil allein (so er sol werden auffgehaben) nicht zerrissen / sonder mit beider Partheien willen auffgelassen werden / doch ehe das kauffgelt darfür zalt wird.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Emptio et venditio sicut consensu contrahitur, ita contrario utriusque partis consensu resolvitur, antequam res fuerit tradita vel pretium solutum.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Haben kauffer vnnd verkauffer / den [Faksimile] kauff vmb ein gütter entlich beschlossen / so gehet beid nutz vnnd schaden des gekaufften guts / den Kauffer an / wenns gleich nach nicht vberantwort / sonder in des verkauffers gewalt bleibt. Der verkauffer ist auch alles des / was sich one seine schuld oder heimlige tück / daran zuträget sicher / allein er hette die versorgung vnd warte desselben / auff sein gefahr / biss ers dem Käuffer könde zu henden stellen / auffgenohmen : als dann mus er auch allen gefahr des verkaufften guts ausstehen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Venditione perfecta, omne commodum et incommodum, quod rei venditae contingit ad emptorem pertinet, tametsi adhuc ea res in custodia venditoris remaneat.

Quicquid enim sine culpa et dolo venditoris accidit, in eo venditor securus est, nisi custodiam rei ad traditionem usque suo periculo susceperit, nam tunc ad venditoris periculum casus rei pertinet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Wird ein gütter auff tag zeit inn den kauff gestelt / der verkauffer kan es mitler zeit auch andern / so mehr drauff bieten / inn kauff lassen / doch sol ers dem ersten kauffsman ansagen / vnd wolt er auch das auffsetzen / was jene geben / der erst kan es für sie behalten.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Quod in diem addicitur, licet venditori meliore allata conditione addicere posteriori, nisi prior paratus sit plura adjicere. Necesse autem habebit venditor, meliore conditione allata, priorem certiorem facere emtorem, ut quod alius adjicit, ipse quoque adjiciat. [Seite 203]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Reisset der Kaufman einen rädlichen kauf vmb eine Gütter / vnnd bestellet sie oder [Faksimile] vergewisset bei den kauff vnd verkauff mit hafft gelt auch eines denar / eben wie der verkauffer / die Gütter jhme ist schuldig noch zu halten vnnd zu leisten / also sol auch widerumb der Kauffer / wenn jhn auch des kauffs gerewet / verpflicht sein das gekauffte gut zu nemen / vnd vollents / dem gerissenen kauff nach zu bezalen : Denn die billigkeit des contracts fodert / dz beid kauffer vnd verkauffer / auff gleiche recht verbunden seien / damit nicht allein der Verkauffer gebunden / vnd der kauffer mit vorteil frey sey. Sie müssen aber des kauffs eins sein / wo anders / so heists noch kein kauff nicht.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Si post contractam venditionem arrarum nomine, etiam unus tantum denarius fuerit datus, qui utrumque contrahentem ad standum contractui obligat, tunc quemadmodum venditor rem praestare, sic e contra emptor etiamsi poeniteat, rem emtam accipere et residuum pretii persolvere cogitur. Aequitas enim postulat, ut quo jure venditor, eo et emptor ligetur. Pretium autem constitui opportet, nam sine constituto pretio venditio nulla est.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

So jemand ligende Gütter / als Häuser / Maierhöff / Weingärten / Baumgärten / äcker / Wiesenland oder Teiche im willen hat zu verkauffen / der sol sie erstlich jren Nachbaren verkünden vnd zu wissen thuen / darnach aber drey [Faksimile] Sontag auffeinander offentlich auff dem Marck oder für der Pfahrkirchen ausruffen vnd lassen feil bieten / Wer es nach solchem / am ersten kaufft / der behelts / doch sein Brüder / blutfreunde / Nachbar / vnd hattert oder fürgenossen zum kauff nehenter / dann die purr frembden.

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§. 5.

Si quis res immobiles videlicet aedes, allodium, vineam, hortum, agrum, pratum vel piscinam divendere constituerit; primum vicinis denunciet; deinde tribus diebus dominicis proxime subsequentibus in foro publico vel ante fores templi proclamari curet; et tunc qui prior emerit retinebit; verum fratres, consanguinei, commetanei et vicini praeferantur peregrinis.

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VI.

Hat ein Stadtman ein Erbgut auff frembdem hattert / er sols daselbs feil bieten lassen / vnd die Einwohner desselben orts oder Gemein / sein nehenter / vnd haben besser gerechtigkeit dz zu kauffen / als die freunde darzu / die Elter vnd des verkauffers rechte Kinder ausgenomen.

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§. 6.

Si civis habuerit fundum venalem in alio territorio, venditio ejus in eo loco publicabitur, et illius loci incolae praeferantur omnibus propinguis venditoris, exceptis parentibus et liberis.

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VII.

Wer ein Erbteil verkauffen wil / sol zuuoran seine Kinder vnd Brüder / die nemlichen / welche das Erbgut / so er stürbe / anerben würde / warnen vnnd jnen zu wissen thuen / das es jme feil ist / wo sie anders im lande sein. Desgleichen [Faksimile] sol auch der Vorgenoss gewarnet werden / wenn ein acker sol verkaufft werden.

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§. 7.

Venditio fundi alicujus legitimam semper requirit filiorum aut filiarum vel fratrum, ad quos successio defuncti spectare videbitur admonitionem, si intra hujus regni limites esse dignoscentur. Itidem si ager divenditur, commetanei similiter legitime admonendi sunt.

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VIII.

Wenn sich der Kauffer vnd verkauffer des kauffs vmb ein Erbgut verstanden haben / so sol der verkauffer erbare Männer vnd Nachbar beruffen / vnd in jhrer kegenwert dem Kauffer alle gerechtigkeit des verkaufften Erbs vbergeben / vnd jn durch Wisswein oder gewönlich Almesch trincken / inn das erb einsetzen. Wo aber jemand were / der zu demselben Erbe gerechtigkeit / oder was zu spruchs vermeinet zu haben / vnd bey wegen ist / der sol inn der zeit des einsatzt vnd einführung / so durch solch Almesch trincken (wie mans heist) geschicht / durch des gerichts diener / widersprechen vnd verbot thuen / vnd bis auff den funfftzehenten tag für gericht erscheinen / vnd seiner einred oder widersprechens / vrsach geben. Thut aber niemand verbot nach einrede / der kauffer besitzt sein gekaufft erb vnd [Faksimile] erhelts mit rechten. Wer aber jener / so zum einspruch recht gehat ausheimisch / vnd drumb vmb das ausruffen vnd feilbieten nit gewüst / er hat sein recht drum nicht verseumpt / sonder mag es inn Iar vnd tag suchen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Cum itaque emptor et venditor de pretio convenerint venditor honestis viris simul et vicinis convocatis, iis praesentibus omne jus dominii emptori resignabit, ac intercedente consueta solennitate symposii in possessionem fundi immittet. [Seite 205] Porro si quispiam sit, qui juris aliquid ad illum fundum se habere credat, et praesens sit, is tempore immissionis seu statutionis per publicum famulum contradictionem facere, ac tandem ad decimum quintum diem, coram judicio rationem contradictionis suae assignare tenetur. — Contradictore autem non existente, emptor dominium fundorum illorum plene consequetur. Si vero absens esset, neque novisset venalem esse, jus suum intra annum prosequi poterit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.09.ELR = URL dieses Abschnitts]

IX.

Würde ein beweglich gut / als Kleinodien / oder ander fürnemlicher Haussrath / heimlich ohn der nehester Blutfreunde wissen verkaufft / die nehesten biss auff die Enckel vnd geschwestert Kinder (wo jnen drumb were) sollens ein zu lösen macht vnd recht haben.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.09.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 9.

Si res mobilis, insciis consanguineis, clam vendita sit, qui proximi sunt, ad tertium gradum usque, si redimere voluerint ejus jus et potestatem babeant.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.10.ELR = URL dieses Abschnitts]

X.

Niemand sol von Ausländischen oder andern frembden menschen / fürnemlichen aber von Wolachen / ross / ochsen / auch nicht hämel noch schwein kauffen in Dörfferen / allein dann nur in den Städten vnd Märckten zur zeit der Iarmärcke / damit der Kauffman nicht gestolen oder geraubt Gut kauffe / vnnd drumb hernachmals bekümmert [Faksimile] werde / vnd schaden leyde. Würde aber solch gekaufft viech als geraubt oder gestolen gut / von jemanden angesprochen vnd mit rechten euinciret, der verkauffer ist verpflicht dem kauffer Gewerschafft zu thuen vnd schadloss zu halten.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.10.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 10.

Nemo ab exteris vel alliis peregrinis hominibus, potissimum Valachys, equos vel boves, verveces et porcos in pagis, praeterquam in civitatibus vel oppidis tempore nundinarum emat ne tandem emptor tanquam furtivae rei damnum patiatur.

Et si res venumdata furtiva vel vi ablata fuerit regressum habet emptor ad venditorem ut consequatur quanti sua interest.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.11.ELR = URL dieses Abschnitts]

XI.

Kaufft einer offentlich auff Iarmärcken oder auch Wochenmärcken inn den Städten / ein gestolen oder geraubtes Pferdt oder Ochsen / wird er von seinem Herrn angefangen / der Kauffer ist nicht schuldig jhme den Gewehrsman zu stellen / sonder zu beweisen / das ers für Leuten vnterm almesch gekaufft hab / damit mus sich der Ansprecher gnügen lassen. Verkaufft einer ein Ross / er sol biss auff den dritten tag / für alle tadel daran / vnd heimliche verborgene kranckheiten versprechen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.11.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 11.

Equum vel bovem furtivum vel vi a suo domino ablatum si quis emit in nundinis anniversariis vel foris hebdomadalibus, atque ille tandem vendicatur, emptor non tenetur suum evictorem statuere, sed sufficit si probaverit, se intercedente consueta symposii solennitate emisse.

Si quis equum vendit de vitiis et morbis latentibus cavebit in diem usque tertium.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.12.ELR = URL dieses Abschnitts]

XII.

Verkaufft jemand ein Erbgut / er sol dem kauffer darum gewerschafft thuen [Faksimile] ein Iar vnnd einen tag lang kegen die einheimischen. Wandert aber der / so einrede zu thuen hette / in der frembde / vnnd ist ausheimisch / oder würde sonst durch grosse vnd billiche vrsachen verhindert / das er in Iar vnd tag sein recht daran / nicht suchen künde / so schier er zurück heim kompt / oder seine hindernüs abschaffet / vnd nachmals inn Iar vnd tag das verkauffte erb / zu beteidigen anfahet / so sol es der kauffer seinem verkauffsman / nach rechts weis vrkünden / welcher jn im rechten verreden / vnd das verkauffte erb verteidigen sol.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.12.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 12.

Si quis fundum alteri vendiderit, tenetur de evictione usque ad annum et diem inter praesentes; si vero ille, qui impetiturus esset, ab hoc regno abesset, aut alia justa impedimenta [Seite 206] obstarent, quominus jus suum intra tempus supra declaratum prosequi posset, et reversus, sublatisve impedimentis, intra annum et diem emptori litem movere coeperit, emptor venditori secundum juris ordinem id denunciare et venditor emptorem evincere tenebitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.13.ELR = URL dieses Abschnitts]

XIII.

Verkaufft jemand ein frembd Erb / oder solchs / daran auch andre mehr mit teil haben / der kauff ist krafftlos / vnnd mag widerzogen werden. Kaufft aber jemand solch erbgut ohne betrug von einem / denn er für desselben guts rechten Herrn hielte / ob ers wol nicht were / vnd hats nachmals durch rechtmessige ver[Faksimile] iarung ersessen / er sol dauon nicht werden abgethan. Iener aber / so teil daran hat / sol sich bey dem verkauffer an sein gebürendes theil halten / vnnd mus mit desselben bezalung abstehen / solches mus aber hierum also gehalten werden / damit jederman seines rechts / vnd eygenthums gewis werde.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.13.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 13.

Qui praedium alienum, vel commune cum aliis distraxerit, venditio revocari potest. Ceterum, qui bona fide ab eo, qui dominus non est, cum crederet eum dominum esse, praedium emerit ac per justam temporis praescriptionem possederit a possessione removendus non est, et is cui commune fuit praedium plus sua parte non obtinebit, ne rerum dominia sint in incerto.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.14.ELR = URL dieses Abschnitts]

XIIII.

Teidigen zwo Partheien für Gericht vmb ein gut kegeneinander / vnnd eine wendet für jhre gerechtigkeit im recht / vnd am eygenthum desselben : Die andre aber die veriarung / durch welche sie das gut mit recht ersessen habe : Diese sol am ersten verhöret werden / vnd darnach erst die andre / one frag welche kläger oder säger sey.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.14.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 14.

Si duo coram judicio contendunt, quorum alter jus sibi ad rem competere dicat: alter vero praescriptionem opponat, hic prior est audiendus, non obstante quaestione uter eorum actor vel reus sit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.15.ELR = URL dieses Abschnitts]

XV.

Hat einer ein Erbtheil mit rechtem titel / als durch redlichen kauff / durch geschenck vnd begabung / oder aus erblicher succession vnd ererbung bekomen / vnd dasselbs zwölff gantzer jar lang / er sampt [Faksimile] seinen vorfahren / on jemandes rechtlichen zuspruch / besessen / er kan nachmals mit nichten von solchem Erbgut / noch von seinem eygenthumb / abgewiesen werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.15.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 15.

Qui rem immobilem justo titulo, puta emptionis, donationis vel successionis, sive per se, sive per antecessores suos per continuos duodecim annos sine aliqua legitima interpellatione possederit, de possessione rei vel dominio nequaquam est amovendus. [Seite 207]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.16.ELR = URL dieses Abschnitts]

XVI.

Gestolen / durch eygen gewalt erhalten oder auch gerauffte / ausgeborgete / entlönete / zu trewen henden gegebene / vnd in Testament bescheidene gütter : Item auch klagen vmb vnbillich verwaltene tuteel vnd Vormündschafft / vnnd auff hattertz rechtfertigung / mögen durch keine langwirige verschweigung nimermehr sich veriaren noch praescribiret werden. Würden auch Kirchen oder Stadtgemeine gütter bösslich eingenohmen / entfrembdet oder verkaufft / sie sollen durch die langwirige veriarung weder praescribirt noch ersessen werden / sonder müssen vnnd sollen irem leib / dauon sie abgerissen / widerum eingeleibt / vnd jme ersetzet werden / also dz auch der vnrechte kauffer sein gelt / so er drum gegeben / nit macht haben zu widerfoderen. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.16.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 16.

Neque furtivae, nec vi possessae, neque mutuatae, commodatae, depositae, legatae res, neque etiam tutelae actiones, nec finium regundorum ullo modo praescribi possunt.

Neque loca sacra, neque publica, a quoquam perperam occupata, vendita, alienata longo tempore praescribuntur, sed corpori suo, a quo sunt avulsa restituentur; ita ut nec pretium quidem iniquis comparatoribus reposcere liceat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.17.ELR = URL dieses Abschnitts]

XVII.

Die minderjärige zeit wird nicht in die praescription, oder veriarung gerechnet : Dann die veriarung gehet als dan erst an / wenn der minderiärig / so zu einem gut einen zuspruch oder Einrede zu thuen hat / zu seinem vogtbaren alter komen ist. Er kömpt aber zu seinem vogtbaren alter / nach vnserem recht / im zwantzigsten Iar seines alters / wenn er nemlichen seines gutts selbst mächtig wird / ist er als dann im lande / so sol er in Iar vnd tag seine gerechtigkeit / mit rechten fürnehmen vnd suchen : Ist er aber ausheimisch / vnnd wüste vmb sein gerechtigkeit nicht / am verkaufften erb / noch das es verkaufft were / jnnerhalb zwölff Iahren verschweiget er sein recht nicht / sonder hats macht vnnd recht an zu nehmen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.17.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 17.

Non est incognitum id temporis, quod in minore aetate transmissum est, longi temporis praescriptioni non imputari. Ea enim tunc currere incipit, quando ad majorem aetatem dominus rei pervenerit. — Ad majorem autem aetatem pervenisse existimatur, cum tutela exit, quod anno aetatis suae vigesimo fit; tunc si intra hujus regni limites fuerit intra unius anni et dici revolutionem, si vero in externis regionibus et fundum venditum ignoraverit, intra duodecim annorum decursum, jus suum prosequatur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.18.ELR = URL dieses Abschnitts]

XVIII.

Allerley Wechsel / wo gleiches kegen gleiches an seiner art / als Haus kegen [Faksimile] haus / Acker gegen acker / oder dergleichen gegeben wird / vnd ohne hinderlist oder verforteilung der miterben geschehen / haben jhren bestand / vnangesehen jemandes einrede vnd widersprechen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.6.18.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 18.

Omnis permutatio in qua species similis pro simili traditur, si nec fraude, nec dolo facta fuerit, robur habebit, consanguineorum aut aliorum quorumcunque contradictione non obstante. [Seite 208]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.7.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von den Bürgen.

Der VII. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.7.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus septimus. De fidejussoribus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.7.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

IST einer für jemanden anders / ohne besondere auszüg / Bürg worden / er mus jmmer der auffgenommener Bürgschafft gestehen / vnnd wird der ehe nicht erlediget / die schuld vnd verspruch sey dann ausgericht : Hat er aber nur auff tag zeit / oder mit angeding / die Bürgschafft aufgenommen / es sol dabey bleiben / vnnd kan auff nichts weiters gedrungen werden. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.7.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Si quis pure fidejussit pro alio semper obligatur, si vero in diem, vel sub conditione, iis stabitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.7.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Hat der Schuldglaubiger neben den bürgen / auch seinen Selbsschuldiger / er hat die wahl / so er wil / erstlich den selben an zu greiffen / die Bürgen vngemühet : oder die bürgen an zu tasten / denn Selbsschuldiger vngehindert. Iedoch wird jme nicht gewehret solcher wahl halben / von einem zum andern zu kehren / vnnd also von beyden / seine schuld zu fodern / bis er aller zalt wird : Denn nicht die wahl / sonder der schulden bekehrung / freyheit vnd erlediget / beyd die Selbsschuldiger vnd jre Bürgen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.7.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Creditori conceditur electio conveniendi primo loco vel debitorem principalem, ommissis fidejussoribus, vel fidejussores ommisso principali, neque per hanc electionem excluditur a regressu ad alterutram partium nisi ei plane satisfactum fuerit.

Non enim electione sed in solidum solutione liberantur debitores et fidejussores.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.7.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

So für eine schuld / mehr dann ein Bürg / inn bürgschafft sein gestanden / es mag ein jeder derselben / auff die gantze schuld angesprochen werden. Wer derohalben einer aus denen / mit recht auff die gantze bezalung gezwungen / vnd hette dem Schuldherrn bezalt / der sol erstlich den Selbsschuldiger oder seine [Faksimile] erben / vmb bekerung seines schadens annehmen : Kan er aber von jhnen nicht zalt werden / so vergünnen jm die recht / seine Bürg genossen drumb an zu nehmen / so lang bis er alles das / was er ausgegeben vnnd zalt hat / an jhnen erlanget.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.7.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Si plures intervenerint fidejussores pro uno debito, singuli in solidum tenentur: si itaque alter eorum jure coactus in solidum creditori satisfecerit, actio ei adversus debitorem principalem, vel ejus haeredes competit, a quibus si satisfieri ei non poterit, ad alios confidejussores reverti licet, donec in solidum, quae persolvit, consequatur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.7.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Verarmet ein Bürg mitler zeit seiner bürgschafft / oder gerieth inn andre gros gefahr vnnd vnglück / der Schuldiger mus seinem Schuldherren mit newer Bürgschafft genugsame versicherung thuen. Welche Schuldiger aber erbschafften vermögen / dörffen keine Bürgen geben.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.7.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Si medio tempore fidejussores rei familiaris insignem jacturam fecerint, et ad extremam inopiam redacti fuerint, caussa cognita, denuo debitor cavebit.

Possessores autem rerum immobilium, cavere non coguntur. [Seite 209]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.7.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Lest sich jemand inn Bürgschafft für ein geurtheilte Person / vnnd dieselbe stürb mitler zeit / ehe nemlichen dem vrtheil ein gnügen geschehe / der Bürge kan gleichwol fürgefodert werden. Vnterstehet sich ein man einer Bürgschaft / [Faksimile] er verpflicht drauff nicht sich allein / sonder auch seine erben noch jme.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.7.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Si quis pro condemnato fidejusserit et condemnatus decesserit, recte nihilominus cum fidejussore ejus agetur; fidejussor autem, non tantum ipse obligatur, sed etiam haeredem relinquit obligatum.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.8.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von Schid oder Wilkörigen Richtern / vnnd von verträgen.

Der VIII. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.8.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus octavus. De receptis arbitris et transactionibus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.8.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

LAssen zwo Partheyen / so der sachen nit eins sein / vnnd fur Gericht zu gehen sich schewen / jhrer sachen entschichtigung / auff Wilkörige Richter / vnd kegeneinander / mit geloben auff dem / was sie erkennen vnnd finden würden zu gestehen / sich verpflichten / sie mussen jrem Wilkörigem ausspruch gehorchen vnd gestehen / vnd können [Faksimile] solche sache nachmals / weder auffheben noch ins recht nicht bringen. Were aber auff den vertrag ein Peen gesatzt / der vertrag wird auffgehaben / so eine Parthei die peen erleget.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.8.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Si qui in arbitros compromittunt, et quod illi decreverint se observaturos obligaverint, parere, atque arbitratui illorum stare coguntur. Si vero poena adjecta est, ut is, qui parere nolit, poenam solveret, arbitrium tollitur, soluta poena.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.8.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Die Schidrichter oder gewilkörte Männer / können vnd sollen anders nichts vertragen / dann nur das jenige / so jnen von den Partheien mit ausgedruckten worten / vnd wie weit oder ferrn es jnen in die Chur gestalt vnd vbergeben wird. Solche vbergab aber zu entlicher entschichtung / wird den vrtheilen des gerichts gleichmessig vnd kräfftig gehalten / vnd geschicht in diesem ziel / damit hiedurch die teidigen gemindert / vnd auffgehaben werden. Es wil sich aber den gewilkörten Richtern gebühren / die sachen also zu entschichten / wies rädlichen vnd fromen Leuten zu stehet. Geschehe derhalben ein gewilkörte entschichtung also schnöd vnd verkört / das jre vnbilligkeit [Faksimile] so grob were / das sie jederman spüren vnnd tadelen mögte / sie kan durch des rechts rädlich erkentnüs / auch vrtheils weis gebessert werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.8.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Non autem quidlibet statuere arbitri poterunt, nec in qualibet re, nisi de qua compromissum et quatenus compromissum est. Compromissum vero ad similitudinem judiciorum redigitur, et ad finiendas lites pertinet.

Bona fides autem exigit, ut arbitrium tale praestetur, quale viro bono convenit, itaque si cujus arbitrium ita pravum est, ut manifesta iniquitas ejus appareat corrigi potest pur judicium bonae fidei.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.8.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Setzen zwo parteien zwen Schiedrichtern oder gewilkörten Männern jre sache heim / sie drüber zu vertragen / vnd könden die beyde der sachen nicht eins werden / man sol jnen die dritte person / einen erbaren man zu wehlen / vnnd welches meinung derselbe billiget / der sol man gestehen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.8.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Cum in duos arbitros compromittitur, si non consentiant tertia persona certa est eligenda, cujus autoritati pareatur. [Seite 210]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.8.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Man pfleget inn zweyffelechtigen sachen / vnd vngewissen teidigen / ehe sie noch mit recht geendet werden / die verträg für zunemen. Hastu dich aber willig vertragen lassen / vnnd gerewet dich desselben auch gleich von stund an / der vertrag kan nicht drumb gebrochen / noch die sache beteidiget werden. Desgleichen kan auch kein rädlicher vertrag [Faksimile] vnterm schein newlich gefundener schriefftlicher kundschafft Brieff / nicht gekräncket noch auffgehaben werden : Wenn warum die gewilkörte verträge / werden inn den rechten den geurteilten / oder durchs recht abgeschnittenen teidigs sachen / gleich kräfftig gehalten / sintemal ja einem rädlichen man nichts erbarlicher anstehet / noch sich jm bass geziemet / als dem gestehen / was jhme ein mal gefallen / vnd drum auffgenohmen hat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.8.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Qui transigit quasi de re dubia et incerta, neque finita transigit. Quamvis eum qui pactus est, statim poeniteat, transactio rescindi et lis instaurari non potest. — Neque sub praetextu instrumenti, post reperti, transactionem bona fide finitam rescindi jura patiuntur. Nam non minorem autoritatem transactionum, quam rerum judicatarum esse, recta ratione placuit; siquidem nihil ita congruit humanae fidei, quam ea, quae placuerant, custodiri.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.8.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Bricht einer den auffgenomenen vertrag / vnnd kömpt ihm nicht nach / noch erkäntnüs der Schiedmänner / er wird nachmals von allen seinen Einreden abgewiesen / vnd mus darzu auch die straff geben dem / so sie von verspruchs wegen fodert. Drumb werden auch keine vertragene sachen mit Fürstlichen brieffen nicht auffgehaben / auch inn keinem rechten / nicht angenohmen. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.8.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Qui fidem licitae transactionis rupit, non exceptione tantum submovebitur sed etiam poenam, quam stipulanti recte promiserat, praestare cogetur.

Caussas itaque vel lites transactionibus legitimis finitas, principis mandato resuscitari non oportet.

stratus in suis finibus et territoriis muniat, sarciatque. — Si igitur neglectius habiti jumentis iter facientium (sine agentis culpa) quid damni dederint, loci officiales latissimam ejus culpam praestabunt. [Seite 214]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.9.ELR = URL dieses Abschnitts]

So ein Vnuernünfftig thier schaden gethan het / vnd von Klagen auff erlidtene Beschädigung.

Der IX. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.9.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus nonus. Si quadrupes pauperiem fecerit et de noxalibus actionibus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.9.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

SO ein zam oder heimisch vierfüssig Thier etwan aus grimmigkeit / geilheit oder schrecken beweget / wider sein art jemand schaden thut / der Herr desselben / sol entweder den schaden zalen / oder mit dem Thier zu büssen / vnnd sich des schadens entledigen : allein er het selbs oder sonst jemand anders / hülff vnd vrsach zu solchem schaden gegeben / als dann wird derselb / so es gethan / den gantzen schaden auff zu richten verpflicht. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.9.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Si quadrupes contra naturam commota feritate pauperiem fecerit, aut dandum erit a domino animal, quod nocuit, aut aestimatio noxiae offerenda, nisi si culpa domini vel alterius cujuspiam damnum datum fuerit, eo casu, in factum actione is tenebitur. [Seite 211]

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II.

Helt jemand wilde vngezampte thier / als Löwen / behren / Hirschen / Wölffe / Füchse / Affen vnnd was dergleichen / fügen die jemanden was schadens zu / an jhren personen oder güttern / der Herr derselben sol noch billichem erkäntnüs des Richters / allen schaden auffrichten vnd zalen : vnnd würde ein mensch von denen vmbgebracht / der Herr des thiers mus den getödten sühnen.

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§. 2.

Si quis feram bestiam, utpote leonem, ursum, cervum, lupum, vulpem, simiam et simile quiddam habuerit, per quas damnum datum nocitumve fuerit, dominus quantum bonum et aequum judici visum fuerit condemnetur.

Quodsi homo occisus fuerit, dominus homagium seu aestimationem hominis mortui solvere tenebitur.

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III.

Wer eines andern Thier oder viech leidigt / vnd ime schaden daran thut / der sol auff zimliche schätzung gutter Leut / den schaden bekehren. Doch hette er sich des thiers müssen erwehren vnd entsetzen / vnd es also beschediget / er ist drumb nichts schuldig : Denn die natur vnd menschliche vernunfft gibt es / das sich iederman wider den feind vnd seine gewalt / schirme vnnd schutze : drumb ob er wol mit willen / am wüttenden viech [Faksimile] in seiner notwehr / schaden gethan hat / so ist er des ohne schuldt vnd wandel.

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§. 3.

Qui quadrupedem vel pecudem alienam laeserit quanti arbitratu bonorum virorum aestimabitur solvet.

Si vero contra ferocientem quadrupedem quis se defendere coactus fuerit, nihil tenebitur.

Nam adversus periculum naturalis ratio permittit se defendere. — Ideo qui, cum aliter tueri se non possent, damnum dederint, innoxii sunt. [Seite 212]

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IIII.

Hat das thier aus anderer anreitzen vnnd treiben / jemanden schaden oder weh gethan / man kan darum auff den herrn des thiers nicht klagen. In gemein aber zu reden : So offt ein thier wider sein art vnd natur schaden fieget / mag man wider den herrn / auff schaden klagen : Den wer zum schaden vnd iniurien vrsach giebt / wirdt gerechnet / als hab ers selbst gethan.

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§. 4.

Cessat haec actio noxiae contra dominum, ubi instigatu alterius fera damnum dedit. — Et generaliter toties haec actio locum habet, quoties contra naturam fera mota pauperiem dedit. — Nam qui injuriae occasionem praestat, ipse damnum fecisse videtur.

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V.

Hat jemandt seinen nehesten was schadens gethan mit besengen / zerbrechen / abreissen vnd dergleichen iniurien, er mus dem schad man / seinen schaden mit parem gelt also aufrichten / wie dz verderbte in dreissig nehst verschienenden tagen gegulten hat. Iniurien aber / verstehen wir hie anders nichts / dan den zugefügten schaden von einem der zu schaden nicht willens gewest / sonder ohn gefehr geschehen / vnnd doch gleichwol drumb den schaden zu bekören / schuldt[Faksimile] messig wird : Derhalben können vmb solche schädliche thaten / ein vnuerstendiges kindt / vnnd wanwitziger mensch / für gericht nicht beklaget werden.

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§. 5.

Si quis alteri damnum fecerit, quidve usserit, fregerit, ruperit injuria quanti ea res erit, in diebus triginta proximis, tantum aes domino tenebitur; injuriam autem hic accipimus pro damno culpa dato etiam ab eo, qui nocere noluit; ideo furiosus, cum mentis suae non sit, et infans hac actione non tenebuntur.

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VI.

Würft / geusset oder schüttet jemandt auss heuseren vnnd gemächen / auff gemeine strassen / das daruon jemanden am leib / habe / oder kleidung schaden geschehe / derselb ist schuldig dem beschädigten seinen schaden aufzurichten. Würde aber jemandt aus solchem werffen / schütten / oder giessen / an seinem leib verletzt vnd gewundet / das er dess auch sterben müste / vnd der theter ohne verdacht were / als das ers aus fürsatz nicht gethan habe / er mus den gestorbenen sienen. Ist er aber nur draus verwundet worden der so doselbshin hat ausgeworffen / geschut oder gegossen / sol den artzlohn / vnd was dem beleidigten drauf gangen ist ausrichten / vnd seiner arbeit verseumnus erstatten. Gehet aber dahin kein gemeine strasse / er sol nur dieses dar thun / das ers nicht aus fürsatz noch mit willen gethan / [Faksimile] so ist er des one schuld : Denn er ia nicht hat wissen noch sich vermutten können / ob zur selben stunden / iemand daselbs hin hat wandlen sollen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.9.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Ideo si in eum locum, ubi vulgo iter fit, dejectum vel effusum quid erit quantum ex ea re in corpore alicujus vel vestibus vel alia re damnum datum factumve fuerit, tanti condemnabitur.— Si eo ictu homo periisse dicetur, sine dolo dejicientis vel effundentis, homagium mortui praestabitur.

Si vero hominis corpus ex eo ictu laesum, vulneratumque fuerit, mercedes medicis praestitas ceteraque impendia, quae facta sunt in curationem, praeterea et operas, quibus caruit laeso compensabit.

Quod si nullum erit iter, dolus duntaxat praestatur, si immisit in eum, quem viderit transeuntem. Nam culpa ab eo exigenda non est, cum divinare non potuerit, an per eum locum aliquis transiturus fuerit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.9.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Nimpt sich iemandt solches an / des er keine kunst / lehr noch erfarenheit nicht hat / vnnd verderbt es : Verseumet einer das / was er thun sol / oder schadet aus vbriger grimmikeit : Item auch jener so schädliche spiel treibet / werden auff den schaden / so draus volget / den auf zu richten / verpflichtet. Desgleichen wird auch die vermessenheit straffeldig / drum das sich niemandt des vnterstehen sol / was er selbst merckt / oder mercken sol / das ers nicht ausführen noch verkommen kan / domit er nicht durch sein vnuermöglikeit / andre in gefahr setze. Desgleichen wird auch eines Lehrmeisters vbrige gestrengikeit strafmessich.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.9.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Sicut imperitia, negligentia, item nimia saevitia et lusus noxius ita infirmitas quoque culpae adnumeratur; [Seite 213] cum affectare quis non debeat, in quo vel intelligit, vel intelligere debet infirmitatem suam alii periculosam futuram. Praeceptoris quoque nimia saevitia culpae assignatur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.9.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Gehet bey einem mann vnuersehens [Faksimile] ein fewr auff / man sol gelinder mit jhme fahren vnd handeln / es were dan so grob verwarloset worden / das man es auch rechnen vnnd vermuten könde / als wers aus vberflüssigem mutwillen vbersehen / welcher billig mach beschuldiget werden

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.9.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Si fortuito incendium facium sit, venia indiget, nisi tam lata culpa sit, ut luxuriae aut dolo sit proxima.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.9.09.ELR = URL dieses Abschnitts]

IX.

Landstrassen / vnnd gemeine brücken darauff / sollen die Oberkeit auff jren hätterden gantz vnnd vnuersert halten vnd bewahren. Würden sie aber verseumlich gehalten / vnd nicht versorget wie es recht / vnnd würde den reisenden vber landt / oder jhren vihe was schadens draus entstehen / ohne schuldt oder vnuorsichtiges treiben des fürers / die Amptleute des orts oder hattertz / müssen solch verächtlich vnnd grob verseumnus abtragen / vnnd den schaden / so draus entstanden / zalen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#3.9.09.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 9.

Vias regias, et earum pontes, qui publici sunt, quilibet magi

Ende des dritten Buchs. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.ELR = URL dieses Abschnitts]

Das Vierdte Buch des eygen Sachsen rechts inn Siebenbürgen.

Statuta jurium municipalium Saxonum in Transsilvania. LIBER QUARTUS.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von offentlichen Gerichtten oder Peinlicher rechtfertigung.

Der I. Titel.

DRQEdit
[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus primus. De publicis judiciis.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

DER offentlichen Gericht / sein etliche peinlich (zu latein Capitalia genent) welche dem menschen das leben benehmen : Etliche sein nicht peinlich / vnd straffen am leben nicht / sonder gehen entweder [Faksimile] die ehr an / oder straffen mit leibes züchtigung / vnnd mit verweisen aus dem lande.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Publicorum judiciorum, quaedam capitalia, quaedam non capitalia sunt. Nam quaedam flagitia sunt, quae corporis coercitione cum relegatione puniuntur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Sie werden aber offentliche hierum genent / das offtmals jre execution, volfürung vnnd klage drum / einem jeden vom / volck zu gelassen vnd gestatet werden : Als nemlichen vm gekränckte Maiestat. Begangenen ehebruch vnnd allerley vnzucht / darauff die gesätze Iulia Maiestat: geordnet : vnd die gesatze Cornelia auff morderey / zauberey vnnd allerley falsch / gestellet vnd gemacht sein : Sintemal es nützlich vnd hoch nötig ist / das der schuldmessign sünde an das liecht gebracht / gestraffet / vnnd abgeschafft werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Publica autem judicia dicta sunt, quod cuivis e populo executio eorum plerumque datur. Expedit enim peccata nocentium esse nota, ut emendentur; sunt vero haec, quae dicuntur publica, ut lex Julia Majestatis et de adulteriis, Cornelia de sicariis et parricidis, veneficiis, falsis etc.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

So der vbelthäter seine missethat bekent / er sol in gemeinem gefencknus verwaret werden / biss man jn nach seiner misshandlung verurteilet. Lest er sich [Faksimile] aber in vertrag vm misshandlung / so jhm auffgemessen werden / oder begeret selbst drum zu vertragen / es ist so viel als habe er schon bekandt. Die Richter sollen auch die eingezogene / die längde mit harten gefengknis nicht plagen / sondern aufs schierste sie zur beklagung / vnd jrer verantwortung / aus der verwarung fürs gericht stellen lassen / vnnd was die rechte mitbringen erkleren / vnnd also drauff vrteilen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Si confessus fuerit reus, donec de eo pronuncietur in vincula publica conjiciendus est. Qui autem de crimine paciscitur, confiteri intelligitur. Ne autem diversorum criminum rei detenti crudelius habeantur, judices productos e custodiis reos discrepationi debitae subdent, et quod leges suaserint, definiant. [Seite 215]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IV.

Auff vermuttung vnnd verdacht / sol man nicht vrteilen / vnd die abwesende auch lasters halben nicht verdammen : Den es ja besser ist / die vbelthat bleib biss auff eine zeitlangk vngestrafft / denn das ein vnschuldiger mit vrteil vbereilet / verdampt werde.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Absens in criminibus damnari non debet, quemadmodum neque suspectus. Satius enim est facinus nocentis impunitum relinqui ad tempus, quam innocentem damnari.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Gehet der mit thodt ab / so der lasterthat schuldmessig erfunden / die straff stürbt mit jhm. Der son aber sol des va[Faksimile] ters sünde vnd straff nicht tragen / Auch kan des Vatters missethat den Kindern kein schandfläcken nicht anbrennen : denn ein jeder mus für sich seiner misshandlung wegen straffen leyden / vnnd die straff frembder laster erbet nicht.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Defuncto eo, qui reus erat criminis poena quoque extincta est; neque crimen, vel poena paterna ullam maculam filio infligere potest; nam unusquisque ob admissum scelus poenam luit, nec alieni criminis successor constituitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Würde einer Bürg für einen lasterthätigen / vnnd künde jn zu rechter zeit nicht widerumb ins Recht stellen / der Bürge wird drumb nicht am halse / sonder an geltstraff gestraffet. Schaffets aber der Bürge selbs also / das er nicht mag eingestalt werden / er kan auch strenger mit vngewöhnlicher straff angenohmen werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Si quis reum criminis pro quo satisdedit, non exhibuerit, poena pecuniaria plectitur, si tamen dolo non exhibeat, etiam extra ordinem est damnandus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Der verklagte kan ehe wider den Kläger / lasters halben nicht wider klagen / noch jn in was beschuldigen / er habe dan erstlich sich wider jhn gerechtfertiget : dann in den rechten wirds also gehalten / das die vnschuld den beklagten rechtfer[Faksimile] tiget / vnd nicht die kegen beschuldigung.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Is, qui reus factus est, purgare se debet nec ante potest accusare, quam fuerit excusatus.

Constitutionibus enim observatur, ut non relatione criminum, sed innocentia reus purgetur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Beredet einer jemanden was lasters halben / er sol für gericht tretten / vnd des schuldmessigen namen offenbar machen / vnd gleichwol hieneben auch wissen / das mutwillige vnrechte beschuldigung / vngestrafft nicht wird hingehen. Dann böse / falsche oder ertichte affterreden / werden mit gleichmessiger straff / so jehnen (wo er des beziegenen lasters wer vberwiesen worden) erfolget het / gestraffet. Dann wer nicht beweiset das / wes er andern zeihet oder beklaget / wird mit gleicher vergeltung gestraffet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Quisquis crimen intendit, in judicium veniat, nomen rei indicet nec impunitam fore noverit mentiendi licentiam, cum calumniantes ad vindictam poscat similitudo damnationis. — Nam qui non probat, quod objicit — secundum canones — talione punitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.09.ELR = URL dieses Abschnitts]

IX.

Die hauptlaster / so den hals angehen / pfleget man zwar durch folterung oder peinliche fragen zu ergründen / doch sol man nicht leichtlich zur marter greiffen / es sey dann der beklagte inn grosser vermutung / vnd der missethat aus aller anzeigung also verdacht / das allein nur [Faksimile] sein eygen einbekentnüs gebreche. Sein aber mehr dan einer oder zwey / so einer that halben sollen verhöret werden / man sol die peinigung an dem / so am forchtsamsten ist / oder der jüngste / anfahen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.09.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 9.

In criminibus scrutandis quaestio adhiberi solet, sed non statim a tormentis incipiendum est; sed ad tormenta ita [Seite 216] demum veniri oportet, cum suspectus est reus et aliis argumentis convincitur ita ut sola confessio ipsius deesse videatur. Unius facinoris rei ita audiendi sunt, ut ab eo primum incipiatur, qui timidior est vel tenerae aetatis videtur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.10.ELR = URL dieses Abschnitts]

X.

In sachen / da nicht anzeigungen sein gnugsames verdachts / sol man nit bald durch die marter fragen / sonder bey dem kläger anhalten / damit er seine klage beweise / vnd durch bewernüs den beklagten der that vberzeuge. Auch sollen die einbekentnüs / so durch die pein von den beschuldigten sein ausgefraget worden / nicht liederlich als offenbare bewehrte laster / gehalten werden / allein der Richter werde aus erkündigung des wesens vnd lebens des / darauff solch bekäntnüs gangen ist / oder aus andern vmstenden / gnugsam berichtet / das es kan war sein.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.10.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 10.

In ea caussa, in qua nullis reus argumentis oneratur non facile tormenta sunt adhibenda, sed instandum, ut actor, quod intendit comprobet; atque sic reum convincat. Confessiones reorum tortura expressae pro exploratis criminibus non semper haberi oportet, si nulla alia probatio religionem cognoscentis instruat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.11.ELR = URL dieses Abschnitts]

XI.

In malefitz sachen / sol man nicht auff den ausgang / sonder auff den willen des / [Faksimile] so die that begangen / sehen. Denn keiner thut was aus fürsatzt oder gerrn / darüber er nicht zuuoren mit bösem fürnemen bedacht gewest ist : Rathschlaget aber einer auff was böses zu thuen / vnd volget die that nicht drauff / es mag jm zu keinem schaden gereichen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.11.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 11.

In maleficiis voluntas spectatur non exitus. Nemo opere judicetur fecisse, nisi et malignum consilium ei fuerit, nec consilium habuisse nocet, nisi et factum secutum sit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.12.ELR = URL dieses Abschnitts]

XII.

Wird einer vmb ein laster that für gericht beteidiget / vnd vom Richter derselben ein mal gerechtfertiget / der selbe erste Kläger / mag jhn zum andern mal nicht widerumb drum annehmen / noch verklagen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.12.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 12.

De his criminibus, de quibus quis semel absolutus est, ab eo qui accusavit repeti accusatio non potest.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.13.ELR = URL dieses Abschnitts]

XIII.

Gibt jemand träncke die früchte aus mütterlichem leib ab zu treiben / oder liebe kegen jemanden zu machen / ob gleich dieses nit zu schaden gereicht / doch dieweils zum bösen exempel gereichet / so verlieret solche person ein theil jhrer gütter / vnnd wird aus dem land verwiesen. Vertürbt aber ein weib oder ein mensch aus solchen träncken / jene / [Faksimile] so den tranck gemacht vnd gegeben hat / sol am halse gestraft werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.1.13.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 13.

Qui abortionis, aut amatorium poculum praebent, etsi dolo non faciant, tamen quia res est mali exempli, confiscata parte bonorum relegantur. Si vero ex eo mulier aut homo perierit, summo supplicio afficiantur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von Diebstal vnnd Geraubten Gütteren.

Der II. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus secundus. De furto et vi bonorum raptorum.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

DEr Diebstal heist / vnnd wird also begangen / wenn einer heimlich mit betrug fremb gut / ohn vnd wider seines herren wissen vnd willen angreifft / vnd sich draus zu behülffen / jemanden abträgt vnnd entspönet. Vmb die that des Diebstals / mag nicht allein der herr des entspöneten guts / sonder auch der / denn es der gewehrschafft halben angehet / das es vnuerloren sey / für Gericht [Faksimile] wider den dieben klagen : Vmb das gestolen Gut aber kan anders niemand / dann der herr selbs dem es entragen ist / oder sein erb / wo ers findet / klagen vnd widerfodern : Auff die widerstellung auch desselben guts / wird anders niemand / dann der dieb oder sein erb verhafft.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Furtum est ablatio et contrectatio fraudulosa rei alienae, inscio et invito domino — lucri faciendi gratia. — [Seite 217] Furti actio ei competit, cujus interest rem salvam esse, licet dominus non sit. Condictio, vero furti ei demum competit qui dominium habet, vel haeredi ejus.

Nunquam tamen ea condictione alius quam qui fecit, tenetur aut haeres ejus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Sintemal nu hieraus kundt vnd offenbar ist / das die klag auff dieberey / die gebürliche straff / die condiction aber vnnd vendicatio (das ist / die klag vnd anspruch auffs gestolen gut) die widerstellung des diebstals fodert : so mag man wol draus vernemen / wenn des gediebte gut schon ist widerstellet / das gleichwol die straffe drum nit ist auffgehaben noch getilget : vnnd das herwider gleicher gestalt noch erlidtener straff / das gediebte gut dennoch mag gefodert / vnnd widerstellet mus werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Cum furti actio ad persecutionem poenae pertineat, condictio vero et vindicatio ad rei recuperationem apparet, recepta re, nihilominus salvam esse furti actionem, condictionem vero tolli, sicut ex diverso post sumptam poenam salvam esse condictionem.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Dieweil die Kinder vnnd erben / auff [Faksimile] der Elter straffe nicht verhafft werden / drumb folget / das sie auch jhrer dieberey halben nicht beklaget / noch angenomen sollen werden / sonder nur vmb das gestolen Gut / welches sie zu widergeben schuldig sein. Würden jemanden schuldbrieff / oder dergleichen andre zedel oder Register / entruckt oder verhalten / die so sie einhaben / mögen nicht vm die brieff / register oder zedel allein / sonder vm alles das / was dem kläger dran gelegen / oder jhme der brieff mangels wegen / zu schaden gehet / angesprochen vnnd beklaget werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Poenalibus autem actionibus haeredes non tenentur, neque ceteri successores; idcirco nec furti conveniri possunt de instrumentis ablatis, in rem actione conveniri possunt tenentes.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Hat einer mit rath vnd that den diebstal helffen fördern vnnd begehen / der mag eben so wol als der diebe selbs / desselben beschuldiget / vnd für gericht angeklaget werden : Weil aber kein dieberey nicht geschehen kan / man greiffe denn ein fremb gut an : drumb schadet auch dann erst rath vnd that / wen das gut ist angegriffen / vnd dem rechten herren abgetragen worden. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Non tantum, qui furtum fecit sed etiam is, cujus opera, consilio furtum factum fuerit, furti actione tenebitur. — Furtum autem sine contrectatione non fit, quare et opem ferre, vel consilium dare tunc nocet cum secuta contrectatio est.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Findet jemand was frembdes / vnnd hebts auff / zeigets weder dem gericht an / noch lest es aus ruffen / sonder behelts / sich draus zu reicheren / er begehet einen Diebstal daran / er wisse gleich wes es seye / oder wiesses nicht. Tastet einer auch frembd gütter an / in diesem willen vnd meinung / das er sich damit zu behelffen gedacht / vnd inn seinem nutz zu wenden / besinnet sich aber nachmals besser / vnd widerstelle es seinem herren dem ers entragen hat / er begehet dennoch ein dieberey daran : denn solches berewen vnd buss / delget weder die begangene that / noch leschet die verschuldung / füderlich so die that fürs gericht komen ist. Raubet auch einer ein gut / vnnd widerkehrs ehe man für Gericht drauff klaget / er mag damit der straffen nicht entgehen : Also auch nicht der / so es wissentlich verbraucht / wenn es für gericht gebracht wird. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Qui alienum, quid repertum lucri faciendi causa sustulerit furti obstringitur, sive sciverit cujus ea sit, sive ignoraverit, si judicio non manifestat. Qui ea mente alienum quid contrectavit ut lucri faceret, tametsi mutato consilio id domino postea reddit, fur est. Nemo enim tali peccato poenitentia sua nocens esse desiit, si praesertim factum judicio innotuerit. — Neque prodest ei, qui vi rapuit, ad evitandam poenam si ante judicium restituat rem, quam rapuit, sic nec illi, qui dolo malo occultavit, si factum judicio innotuerit. [Seite 218]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

So der Schuldiger sein eingesatzt pfandt / on wissen vnd willen des schuldherrens / jhme enträgt / er begehet ein dieberey dran. Also kan auch der herr eines eingetriebenen oder geschatztes viechs / daran einen diebstal begehen / so ers on wissen vnd willen des eintreibers aus seiner gewerschafft vnd bewahrung heimlich abtreibt. Verkaufft auch einer wissentlich ein frembd gut / dess er kein recht zu verkauffen / oder vbergibts aus andrer vrsachen / jrgent hin frembder gewalt / dess er kein befehl / er begehet ein dieberey daran : Hielt ers aber für das seine / vnwissent das es frembd ist / vnd verkauffts oder entfrembds / es mag jm nicht zur dieberey auffgemessen werden : Dieweil kein dieberey on fürsatz vnnd willen zu stelen / nicht geschicht.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Si debitor rem suam, quam pignoris caussa creditori dedit, subtraxerit, furtum comittit; — sic etiam, si pecoris arestati dominus e custodia aresti clam illud abegerit furti actione tenebitur. Item, qui sciens rem alienam vendiderit vel alia caussa tradiderit furtum ejus committit, qui vero rem alienam existimans suam esse alienaverit, furtum non committit, furtum enim sine affectu furandi non committitur.

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VII.

Die / so Dieben / Rauber oder ander vbelthäter wislich zu sich einnehmen [Faksimile] vnd beherbergen / machen sich jhrer verschuldung teilhafftig / vnnd verfallen nicht weniger dann die vbelthäter selbs / drumb werden sie auch eben wie jene gestrafft. Desgleichen die / so Dieben / Mörder oder Rauber / hetten greiffen mögen / vnd gelt oder ein theil des geraubten guts genomen / vnd sie frey gelassen / verbrechen auch wie jene / vnnd werden wie die thäter gestrafft. Wers aber sach / das ein verbrächer jrgent bey seinem Blutuerwandten freund oder schwager herberget / welchen dieses misshandlung bewust / derselb sol gleichwol nit so hart / wie ein frembder / gestrafft werden / dieweil ers nicht nutzes sonder freundschafft halben thut.

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§. 7.

Receptatores et occultatores non minus delinquunt quam fures et agressores: ideoque par ipsos et reos poena expectat. In pari caussa habendi sunt, qui comprehendere latrones et fures potuerunt et tamen accepta pecunia, vel rerum surreptarum parte dimiserunt. — Si autem receptator sanguine vel affinitate junctus fuerit malefactori et de maleficio ejus cognoverit, judex caussa cognita, poenam moderabitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Verkaufft der Dieb das gestolen gut jemanden / oder reichets weg von sich / der herr dem es dieblich ist entspönet / mag es annemen wo vnnd bey wem ers findet / vnd mit recht erhalten / also das auch der / so es kaufft hat / sein gelt von [Faksimile] jhm nicht zu widerfodern hab : Wenn warumb gestolen gütter / sollen strack on allen auszug / einred vnnd fürwenden / jren rechten herren folgen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Rem furto ablatam atque alteri divenditam dominus recuperare potest, neque emptor ejus rei pretium repetere potest, res enim furto ablata, directe ad suum dominium redire debet.

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IX.

Alle / so auff könings bodem wohnen / bey welchen gestolen gütter gefunden vnd angesprochen werden / müssen darumb ausweg geben : Spreche derwegen einer / er hab sie durch rädlichen kauff bekomen / er sol seinen Gewehrsman für gericht / da er drumb wird angenomen / stellen vnd einweisen. Wer aber der Gewehrsman frembdem gericht vntersessen / es ist gnug / so er in daselb persönlich darstellet.

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§. 9.

Quilibet in terra regia habitans apud quem res furtiva fuerit reperta et deprehensa, si dixerit se rem eam titulo emptionis possidere, suum evictorem coram judicio exhibere tenetur. Si vero venditor alienae jurisdictionis fuerit, sufficit si ibi eum exhibeat. [Seite 219]

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X.

Gemeine recht vnnd Lands beschlüsse halten ein / das die dieben / so in dieberey begrieffen / oder derselben vberweiset werden / mit dem strang gerichtet werden : Iene aber / so geweihete oder Kirchen gütter aus den Kirchen verstelen / werden mit dem Fewer gestrafft : Würde aber Priuat gut / so gutte Leut dahin gelagt aus den Kirchen gestolen / man kan nicht vmb kirchen Raub oder diebstal / sonder auff Priuat Dieberey / klagen vnd straffen. [Faksimile]

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§. 10.

Communi regni decreto, qui furtum fecerit et convictus fuerit, suspenditur. Sed qui res sacras ex aede sacra surripuerit, in ignem conjicitur. Res privatorum si in aedem sacram depositae surreptae fuerint, furti actio, non sacrilegii, competit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.11.ELR = URL dieses Abschnitts]

XI.

Bringt jemand einen Nachtsdieben in frischer that / vmbs leben / er wird desselben als dann vnsträflich / so er jhm / on eygenes leibs gefahr / nicht hat verschonen können : Einen ertapten Tagdieben aber geben die Röhmische recht (so erstlich auff zwölff Elfenbeinen taffelen verfast gewesen) vmb zu bringen anders nicht zu / der dieb stelle sich dann mit gewehr / als mit stangen / eysen vnd stein / zur kegenwehr.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.11.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 11.

Furem nocturnum, si quis occiderit ita demum impune feret, si parcere ei sine periculo suo non potuit. — Furem vero interdiu deprehensum, non aliter occidere lex duodecim tabularum permisit, quam si telo, id est, fuste, ferro lapideve se defendat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.12.ELR = URL dieses Abschnitts]

XII.

Hat ein herr von seinem Knecht / gediebt gut wislich angenohmen vnd behalten / er mag beyd vmb das gediebte gut zu wider stellen / vnd auff straff des diebstals / angenomen werden. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.2.12.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 12.

Eos, qui a servo furtim ablata, scientes susceperint non tantum de susceptis sed etiam poenali furti actione convenire potest.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von todtschlägen.

Der III. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus tertius. De homicidiis.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

ALl gemeine Landtrecht vnd angenomene gewonheiten / straffen die offenbare / oder vberwiesene Todtschläger vnd mörder / mit dem schwerdt vom leben zum tode.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Lex regia et recepta consuetudo, homicidas notorios ultore ferro prosequitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Selige Fürsten aber habens auch zum rechten gegeben / das offt einer / so einen menschen getödtet / doch vngefähr vnd nicht mit willen / des mords mag werden frey gesprochen / vnnd ein ander / so zwar nicht gemordet / sonder jemanden gewundet hat / im willen jhn zu entleiben / als ein todtschlager kan verurtheilt werden. Sintemal der willen / vnd was aus fürsatz geschicht / alle misshandlung vnd die thaten vnterscheiden. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Qui hominem occiderit, si non occidendi animo hoc admiserit, absolvi posse et qui hominem non occiderit, sed vulneraverit, ut occidat pro homicida damnandum divi Imperatores rescripserunt. Nam maleficia voluntas et propositum delinquentis distinguunt. [Seite 220]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Richtet einer gifft zu / träget sie auch bey sich / oder reichet sie weiter / andern damit zu schaden / er wird als ein mörder / so mit gewehr andern noch jhrem leben gestellet / gestraffet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Qui hominis necandi caussa venenum confecerit, habuerit, dederit, poena legis Corneliae de sicariis tenebitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Hat einer gehalten vnd der ander gemördet / der so ghalten hat / wird eben wie der mörder selbs gestraft / dieweil er zum mord vrsach gegeben hat : Denn es ist kein vnterscheid / es tödt einer mit eigner hand / oder gebe vrsach vnnd gelegenheit zu tödten.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Si alius tenuit, alius interemit, is qui tenuit, quasi mortis caussam praebuit, et in factum actione tenebitur. Nihil enim interest, occidat quis, an caussam mortis praebeat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Wird jemand mit gewehr angelauffen / vnd mit gewalt also genötiget / das er on leibs gefahr vnd lebens / nicht weichen könnde / schleget er jn in seiner entsätzung vnd kegenwehr zu todt / oder vberweltiget den nochstellenden strassen rauber / er ist drum keiner straff nit schuldig. Dann natürliche vernunfft gibt es noch sich inn der noth zu wehren / vnd wider gewalt zu schiermen. Alle recht vnd gesetze weisents / das man sich der gewalt [Faksimile] mit gewalt erwehren mag / doch so fern solche kegenwehr nicht zur rache gericht / sonder zur rettung allein leibs vnd lebens gefahr / mit vntadelhafftiger nothwehr geschicht. Denn zwischen der notwehr vnd rache ist vnterscheid : Die notwehr geschicht als bald einer wird angegrieffen : Rache aber heist / so der anlauffer noch seiner erster benötigung gewichen / vnd der angegriffen aus grimme vnd freyem willen vngenötigter dinge / jme nach gefolget / vnd erschlagen hette / als dan wird er schuldmessig vnd mus besserung thuen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Si quis percussorem ad se venientem, aut latronem insidiantem occiderit, securus erit. Nam adversus periculum naturalis ratio permittit se defendere. — Vim vi repellere omnes leges, omniaque jura permittunt, si hoc tuendi sui duntaxat, non etiam ulciscendi caussa cum moderamine inculpatae defensionis factum sit. Differunt enim inter se defensio et vindicta. Quia defensio fit in continenti, vindicta vero post moram sequitur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Würd ein mensch im hader oder auffrhur tödtlich geschlagen / das er sterben mus / man sol eines jedes schlag / deren so mit zu geschlagen haben / vleissig erfaren vnd beschawen / damit an den tag kome / welcher mörderisch geschlagen / vnd derselbe für die anndre gestrafft werde. Kan man aber nit wissen wer zum ersten geschlagen / man mus erfragen / welcher zum ersten den hader hat angefangen. Wird [Faksimile] einer aus vielen / so geschlagen haben / im rechten angenomen / die andern werden dadurch nicht frey : Denn was einer bessert vnd büssen mus / erlediget die andern der straff nicht / dieweil ein jeder für sich selbs seiner misshandlung straff leyden mus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Si in rixa percussus homo perierit, ictus uniuscujusque percussorum contemplari oportet. Quod si non constat, quis primum percusserit, inquirendum est, quis alterum ad contentionem et percussionem provocaverit. — Si cum uno ex pluribus, qui aliquem percusserunt agatur, ceteri non liberantur: Nam quod alius luit, alium non liberat, cum id poena sit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.07.ELR = URL dieses Abschnitts]

VII.

Ist einer nit tödlich gewundet / sonder verwarloset sich selbs / als das er verseumet oder veracht die ärtzte zu gebrauchen / oder hielte sich nit noch befehl vnd lehre der ärtze / oder achte seiner selbs nicht / vnd hielte sich also / das jme zu den wunden schadet / vnd stürbe / der / so jn geschlagen / kan nicht wie ein mörder angeklaget / noch gestraffet werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Si quis non lethaliter sit vulneratus, ac per negligentiam suam non adhibendo medicos vel in curando medicis non paret vel sui ipsius curam non habendo mortuus fuerit, percutiens poena homicidii puniri non potest.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Würde einer in ruhmorischem gethümel entleibet / vnnd niemand wissen mögte / wer solche entleibung begangen het / so sol ein jederer deren / so mit gewehr zu geschlagen haben / vmb einen todtschlag gestraffet werden. Würd es [Faksimile] aber offenbar / von welches schlag der geschlagene het sterben müssen / der selb sol allein als ein todtschlager / vnnd die andern vmb verwundung gestraffet werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.3.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

Si quis in tumultu occisus fuerit authorque necis ignoratur, tunc omnes, qui armis occisum adorti sunt poena homicidii [Seite 221] damnatur. Quodsi vero constat cujus percussione mortuus est, ille solus ut homicida, alii vero tamquam vulneratores puniuntur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.4.ELR = URL dieses Abschnitts]

Vom abtrag / vmb entleibung oder Sühnen.

Der IIII. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.4.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus quartus. De homagiis praestandis.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.4.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

NAch dem offtmals ein verbrächer / vmb entleibung eines menschen / nicht zum tode / sonder aus vrsach vnd erkändtnüs des Gerichts / vmb den entleibten zum abtrag / verurtheilt wird : Drumb ist zum rechten gesatzt / das man einen entleibten nicht höher dann vmb viertzig Gülden sühnen sol : [Faksimile] Also wer auch einer was lasters / so den hals angehet / vberwunden vnd würde jhme aus gnaden verschonet / sonder muste besserung drumb thuen / er kan auch nicht vber viertzig gülden / gestrafft werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.4.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Cum non semper, qui hominen occidit, ut homicida damnetur, sed aliquando cognita caussa ad persolvendum homagium defuncti, is qui occidit, compellatur: Ideo statutum est, ut talis occisi homagium quadraginta florenis redimatur. Capitalis criminis alicujus convictus, si poenam corpore non luit, ultra quadraginta florenos mulctari non potest.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.4.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Ein lebendige Sühne / wird in vnsern rechten auff zwantzig Gülden gerechnet. Schläget auch einer dem andern den Arme lahm / oder verhawet jm eine hand / er mus mit zwantzig Gülden abtragen. Ein abgschlagener oder gelahmeter daumen wird mit zehen gülden / vnnd der anderer Finger oder Zahn einer / mit fünff Gülden gesühnet.

Der Wunden mahl aber vnd mistalt werden nicht gerechnet : dieweil ein freyer leib nit kan geschetzet / noch gesühnet werden. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.4.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Vivum homagium viginti florenis aestimatur; si quis brachium vel manum alteri amputaverit, vel inutiles percutiendo reddiderit, viginti florenos laeso persolvet. Pro police amputato vel inutili reddito ex vulnere, decem floreni numerentur: reliquorum vero digitorum et dentis cujuslibet quinque floreni mulcta est. — Oculus viginti florenis — auris decem — linguae emenda florenis viginti, costa florenis itidem viginti luatur. — Cicatricum autem nulla sit aestimatio, quia liberum corpus nullam recipit aestimationem. [Seite 222]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.5.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von Schmach reden.

Der V. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.5.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus quintus. De injuriis verbalibus.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.5.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

ES ist ein gemein laster / dz etliche offtmals aus lauterem mutwillen vnd frecheit / frommer Leut ehren vnnd guttes gelimpff / entweder kegenwertig ins angesicht / oder hinderruck abweslich / vnter weilen mit schmach reden / zu weilen durch schmachschrifften / pflegen zu verletzen / auff welche die verletzte Personen / vmb vngericht oder schmachheit wegen klagen könne / hierinn aber ist dieses zum rechten gesatzt. Dz so jemand vm solche schmach verklaget / vnd durch zeugnüs vberwunden würde / der sol der geschmehete personen / jre ehr an dem ort / da sie verletzt worden / wider geben vnd allen vnmut ablegen. Der Richter [Faksimile] aber sol den Schmäher / seiner frecher zungen halben / noch der geschmäheter person wierden / vnd gelegenheit des orts / da die schmach ist geschehen / straffen. Dann die iniurien werden aus vielerley vmbstenden gesteigert vnd härter auffgemessen / als aus des freuels that vnnd geschicht selbst : oder aus ansehen vnnd wierde der person : oder von wegen des orts / da die Iniurien geschehen / vnd der zeit wegen / wann sie sich haben zu getragen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.5.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Commune vilium est, ut aliqui ex petulantia morum, alterius praesentis vel etiam absentis bonae famae verbis turpibus vel famosis scriptis detrahant, contra quos injuriarum actio competit: Ideo statutum est, ut diffamatores honorem laeso restituant in eo loco, ubi eum maledictis insectati sunt, ac deinde per judices ob linguae petulantiam secundum laesae personae dignitatem et loci respectum puniantur: Injuriae enim re, persona, tempore et loco atrociores judicantur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.5.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Alles was in hitziger oder des zorns vnsinniger bewegung / entweder gschicht / oder schmälich zu gered wird / kan ehe nicht bestehen / noch zur straff auff gemessen werden / es bestehe dann der / so es geredet oder gethan hat drauff / daraus man abnemen mag / das ers aus fürgesatztem muth vnnd willen gethan hab vnd geredt. Hat der wegen einer den andern geschmehet / vnd die ehre im [Faksimile] gekräncket / vnd bestehet drauff / das er solches mit zeugen dar thuen vnd beweisen wolte / vnnd vermögte solches nicht gnugsam / der sol nicht allein solches mit bitt ab zu legen / sonder auch noch des gerichts erkentnüs / auff die straff der zungen / verurtheilt werden : welcher das zweytheil dem Richter / das dritte theil aber dem beleidigten vnd geschmeheten kegentheil / gebühren sol.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.5.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Quicquid calore iracundiae vel fit vel dicitur, non ratum est priusquam ex perseverantia apparuerit, judicium animi fuisse. Si itaque injurians famam alterius laeserit, testimoniisque se rem probaturum susceperit, neque sufficienter id praestiterit non deprecari solum debet injuriam, sed judicum sententia, caussa cognita, in certam quoque linguae emendam condemnabitur, cujus mulctae duae partes judici, tertia vero parti laesae dependi et cedere debebit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.5.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Lesset einer seine klag vm iniurien, so jm ist angethan sencken / vnd klaget nicht auff frische schmachrede / er wird geachtet / als hab ers aus der acht gelassen / vnd die schmach dem iniurianten verlassen / vnnd mag sie nachmals / so es jhn einmals gerewet / nicht auffregen noch drumb klagen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.5.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Actio injuriarum dissimulatione aboletur: Nam postea ex poenitentia remissam injuriam recolere non licet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.5.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Haben sich zwo partheien mit schmächworten aneinander begriffen / vnd im gezäncke eine wie die ander geschmehet / [Faksimile] also das sie sich gleicher massen begegnet haben / so wird eins kegen dz ander gerechnet / vnnd kan kein teil wider das ander zur rache oder straff klagen. Bringt aber ein Partei die sache fürs gericht / vnnd klaget drum / der Richter sol beyde Parteien / jhrer verschuldung nach an gelts wegen drumb straffen. Offenbarliche vnd bewarte schmach aber / welcher wegen auch gebührliche straff dem schuldmessigen teil wird aufferlegt / mag der Schmäher weiter nicht / dann vom Richter biss für den Rath appellieren / noch führen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.5.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Quodsi se mutuo conviciis affecerint, neuter eorum injuriam vindicare potest. Paria enim delicta mutua pensatione solvuntur, nisi alter eorum judicio questus sit, tunc enim judex ambas partes mulctabit pro merito. Porro in actione injuriarum, reus convictus, ultra senatus cognitionem non provocabit. [Seite 223]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.5.05.ELR = URL dieses Abschnitts]

V.

Ruffet einer den andern aus eygnem oder frembdem haus / zum kampfft vnd schlagen heraus / er begehet daran ein gewalt / welcher halben er auff zwantzig Gülden sol gestrafft werden. Der geruffene aber sol sich enthalten / vnnd zur rache angemutter Iniurien, nicht heraus machen / welches jhme auch zu keinem [Faksimile] nachtheil vnnd vnehren nicht gereichen noch auffgemessen sol werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.5.05.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 5.

Quicunque alium e domo, sive propria, sive aliena, ad duellum provocaverit, de vi commissa tenebitur, quae florenis viginti mulctabitur. Provocatus autem sese continere nec ad illatae injuriae vindictam exire, neque bona ipsius fama ob id periclitari quicquam debebit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.6.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von Falschheit / vnnd Sachen / dardurch man vnehrlich wird.

Der VI. Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.6.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus sextus. De falsis et de his, qui notantur infamia.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.6.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

WER gefährlicher weis / vnrechte teidigen anzurichten / falsche zeugen vnd bewernüs auff richtet / oder falsch zeugnüs zu geben / gelt genomen / oder sich derohalben mit jemanden verbunden / oder inn geselschafft begeben hat / oder gelts halben sein zeugnüs verschweiget / verleugnet oder gefehrlicher weis verziehet / der mag vm begangenen falsch gestrafft werden. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.6.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Falsi poena coercentur, qui falsos testes, falsasque probationes ad falsam litem instruendam produxerunt, quive pecuniam acceperunt ad dandum falsum testimonium vel eo nomine obligationem aut pactionem fecerunt, societatemque inierunt et qui pecuniam acceperunt, ut rei veritatem ocultent.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.6.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Desgleichen wer eines lebendigen Testament gefährlicher weis verandert / oder jhme selbs darinn was zu schreibt / oder zu schreiben verordnet vnd befihlt : Item wer ein Testament gar hinweg schafft / verbirgt oder verhelt / oder mit gewalt dem testierer nimpt / radiert / austhut oder vnterschreibt. Item der wissentlich ein falsch Testament / oder ein ander Instrument / mit betrug schreibt / zeichnet / besigelt oder solchs durch andern zu geschehen verschafft. Item wer frembde handtschrifft / libel oder Register verkeret / verandert. Item der wider sein eygne handschrifft oder sigill widerwertiges zeugnüs gibt : Wer auch ein falsch signet oder zeichen macht / diese alle / so sie solches geübten falsch vberwunden werden / werden auff peen des falsch angezogen / vnnd wird ihnen Wasser vnnd Fewer versaget / also das sie ins ewig elend verschickt / vnd darzu vnehrlich gehalten werden. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.6.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Qui vivi testamentum dolo malo mutaverit, vel in rem suam aliqua adscripserit in eo, vel adscribi curaverit: item qui testamentum jure factum amoverit, suppresserit, vi acceperit, deleverit, vel subscripserit: item, qui testamentum vel aliud instrumentum dolo malo scripserit, vel obsignaverit, vel per alios faciendum curaverit: item qui chirographum alterius vel regestrum, vel viciaverit, vel immutaverit: qui contra propriae manus suae scripturam vel sigillum proprium testimonium dixerit: qui falsum sigillum fecerit, ei de falso convicto aqua et igne interdicitur et infamis semper habetur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.6.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Es mögte auch einer mit vbung vnd gebrauch solchs falsch / so betrieglich / schändtlich vnnd gefährlich gehandelt haben / das er auch vom leben zum todt drum / auff gnugsam beweisung / könde gericht werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.6.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Quodsi vero aliquis convictus esset de falso ob crimen enorme capitali poena punitur. [Seite 224]

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IIII.

Verkaufft einer ein Gut zweymal gantz / als jetzt diesem / vnd folgent darnach auch jenem / der begehet den falsch / vnd wird drumb vnrädlich. Wer im kauffen vnnd verkauffen / mit gewicht vnd mass / von der Oberkeit gesatzt vnd angenomen / betrüglich vmbgehet / der verfält die gütter / welche er auswiegt vnd ausmesset. Gelt straffen aber bringen dem gestrafften kein verleumbdung noch vnehr.

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§. 4.

Qui duobus in solidum eandem rem diversis contractibus vendidit falsum committit et infamia notatur. Qui in emendo et vendendo injusta libra vel mensura dolo malo usus fuerit, amissione rerum illarum punitur, poena autem pecuniaria nullam infamiam mulctato affert.

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V.

Die müntz fälscher / als die nemlichen / so falsche müntz schlagen oder machen / die werden sampt allen denen / so jhnen [Faksimile] darzu geholffen / oder wissentlich jre behausung darzu geliehen / mit dem brand vnnd fewer gestrafft. Wer aber mit zusatz das Goldt gefälschet / oder aus falschem Sylber müntzet : Wer auch falsche müntz kaufft oder verkaufft / leut zu betriegen / werden auff peen des falschen verhafft / vnd werden drum ehrloss vnd aus dem lande vertrieben. Welche aber Gülden müntz schaben / prechen vnnd zum betrug färben / werden am leben gestrafft.

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§. 5.

Cusores falsae monetae, quive operam ad id contulerunt, hospitiumve scienter locaverunt, flammarum exustionibus mancipantur.

Qui in aurum quid vitii addiderit, argenteos nummos adulterinos conflaverit, qui nummos stanneos plumbeosve dolo malo emerit vendideritque, falsi crimine tenetur.

Qui nummos aureos raserint, tinxerint vel finxerint extremo supplicio affici debent.

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Vom Ehebruch.

Der VII. Titel.

DRQEdit

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Titulus septimus. De adulteriis.

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I.

GEmeiner Lands gewonheit noch / wird der Ehebrächer / mit dem schwerdt zum tode gericht : Die Ehebräche[Faksimile] rin aber in einen sack gestossen / vnnd im Wasser ersaufft.

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§. 1.

Adulterii crimen secundum regni consuetudinem gladio punitur, adultera vero — culeo insuta— aquis suffocatur.

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II.

Wer eines andren Ehe beflecketer sey / gleich ein lediger / oder ein verbundene person in der ehe / der wird wie ein Ehebrecher durchs schwerdt gestrafft. Also wird auch ein Eheman / so er eine ledige Dirrn geschwechet hat / wie ein Ehebrecher gestrafft.

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§. 2.

Adulterii crimine punitur temerator alienarum nuptiarum, sive sit soluta persona, sive non soluta. Etiam maritus si solutam personam stupraverit, adulterii poena punitur.

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III.

Die / so vmb vnziemliche sachen Eheweiber ansprechen / jre verpflichte liebe vnnd eheliche trew zu brechen / werden jhres schnöden willens vnd anmuttens wegen / zwar nicht mit dem schwerdt / sonder noch des Gerichts erkentnüs / auff ein andre weis gestrafft / ob sie wol jrer böser lust / brunst vnnd begerens nicht sein gewehret worden.

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§. 3.

Sollicitatores alienarum nuptiarum, et matrimoniorum interpellatores, et si effectu sceleris potiri non possunt, propter voluntatem tamen perniciosae libidinis extra ordinem puniuntur.

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IIII.

Wer sein Eheweib / tochter oder sonst [Faksimile] ein andre Weibs person vmb gelt / oder auch sonst einiges genies wegen / durch sein selbs gedult oder verhengnüs / gemein macht vnd verkuppelt : Wer auch sein haus zur hurerey gestadtet / oder rat vnnd that darzu gibt / die werden eben wie der ehebrecher gestrafft.

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§. 4.

Qui conjugem suam, filiam vel aliam aliquam personam pecuniae vel alterius alicujus lucri gratia prostituerit, domumve [Seite 225] suam caussa stupri praebuerit vel consilium et operam adhibuerit, ut adulter damnabitur.

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V.

Begreifft ein man sein eheweib auff frischer that im ehebruch / vnd behelt es bey sich / vnd geduldet es wissentlich / der wird als ein gemein frawen wirth oder kuppler gehalten : Het ers aber nur im verdacht / er kan der kupplerey nicht gescholten werden. Behelt auch der man sein trewlos Weib bey sich inn der ehe / nach dem er seines fals recht ist jnnen worden / vnd versühnet sich mit jm / er mag es im nachmals mit klagen für gericht nicht auffheben.

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§. 5.

Crimen lenocinii contrahunt, qui deprehensam in adulterio uxorem in matrimonio detinuerunt, non qui suspectam adulteram habuerunt. Crimen adulterii maritum, retenta in matrimonio uxore, inferre non posse, nemini dubium est.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.06.ELR = URL dieses Abschnitts]

VI.

Wer eines andern Eheweib / oder ein züchtige Wittib / oder ein Iungfraw / [Faksimile] wider jhren willen mit gewalt nötiget / vnd zu seinem willen vnd vnzucht zwinget / wird er drumb für gericht angeklaget / er mus seinen Hals drumb geben / darzu auch alle die / so zu solchem nothzwang geholffen haben. Würd aber ein Weibsbild von jemanden mit gewalt / wider jren willen genottrenget / die mag nit für eine Hurr / oder ehebrecherin gehalten / noch geurtheilt werden. Würde eine auff dem Fälde genotzoget vnnd geschwächt / es ist gnug / so es mit einem : Inn der Stadt aber oder auffm Dorff / mit zwen zeugen / bewiesen wird.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.06.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 6.

Qui conjugem alterius, honestam viduam, vel virginem vi rapuerit et in judicio accusatus fuerit poena capitali punitur; simul et ii, qui operam huic flagitio accommodarunt.

Ceterum, quae vim patitur, non est in ea caussa, ut adulterii vel stupri damnetur.

Vi stuprum illatum in campo si unico teste comprobatum fuerit, in urbe vero vel in pago duobus testibus sufficit.

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VII.

Der Richter / so vber den Ehebruch richtet / sol zwischen andern sachen vnnd vmbständen / hierauff sonderlichen acht geben vnnd mercken / ob der mann selbst keusch vnd eingezogen oder züchtig gelebt / vnnd dadurch seiner Frawen / sich ehrlich vnd keusch zu verhalten / vrsach gegeben hab : Denn es wer jha der bil[Faksimile] ligkeit nicht gemäss / das der Mann keuschheit von der Frawen fodert / welche er selbst nicht beweiset.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.07.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 7.

Judex in causa adulterii, hoc inter alia attendere debet, num maritus suo exemplo uxori pudice vivendi auctor fuerit; per iniquum enim esse videtur, ut pudicitiam vir ab uxore exigat, quam ipse non exhibeat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.08.ELR = URL dieses Abschnitts]

VIII.

Inn der klag auff begangenen Ehebruch / vnnd beweisung desselben / kan man beyd des Manns / vnnd des Weibs hausgesind (welches zur stunden des begangenen ehebruchs / beym Haus ist verhanden gewest) zum zeugnüs einstellen vnd erfragen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.08.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 8.

In adulterii crimine, familia non solum mariti, sed etiam uxoris, (quae tamen tunc temporis fuerit domi, quo adulterium dicatur admissum) testimonium perhibere potest.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.09.ELR = URL dieses Abschnitts]

IX.

Würd ein freye Person oder lediger gesel / von einem geschwechten Frawesnam / vmb jre ehr / so er jr mit verspruch der ehe benommen solt haben / angesprochen / vnnd solches weder gnugsam beweisen / noch volkomlichen verdacht jm drauff nicht machen künde / er sol on den Eyd frey gesprochen werden : Die geschwechte Hurr aber / sol sechs Gülden zur straff verfallen haben / aus welchen dem gericht das halbe / vnnd das andre [Faksimile] halbe theil / dem armen Kasten gebühren sol. Würd sie aber zum andern / oder zu mehr malen in hurerey begrieffen / sie sol mit Rutten gestriechen aus dem land / oder jhrer stadt gegend / vertrieben werden : Der aber also mit jhr zu schaffen gehat hat / sol vmb sechs Gülden gestrafft werden / daraus widerumb dem Kasten drey Gülden / vnd die vbrigen dem Richter / gebühren sollen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.09.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 9.

Virgo deflorata accusans personam solutam de stupro sub promissione conjugii illato, si nec probare, nec justam aliquam facti suspicionem adferre poterit, accusatus sine omni juramento absolvatur, vitiata autem florenis sex mulctabitur, quorum tres judicio, alii tres arcae pauperum cedent. Si ea [Seite 226] secundo vel saepius in stupro fuerit deprehensa cum verberibus in exilium relegabitur, is vero, qui rem cum ea habuisse comprobabitur, sex florenis mulctabitur quorum tres judex retinebit, ceteri arcae pauperum cedent.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.10.ELR = URL dieses Abschnitts]

X.

Würd aber ein Iunger gesel vberzeuget / das er ein vnberüchtigte Iungfraw geschwengert hette / vnd des verspruchs auff die ehe nicht vberwiesen / sonder aus vmständen allein verdächtlich gemacht / er sol sie zur Ehe nehmen / oder vier vnd zwantzig Gülden zur straff zalen / aus welchen dem gericht vnd armen Kasten auff gleiche theiler zu teilen zwölff / vnd die vbrigen zwölff Gülden der geschwechter / auff des kindes zucht / gefallen sollen / aus welchen sie dem gericht drei gülden / [Faksimile] jhrer missethat halben / zalen sol. Der Iungfraw schwecher aber / sol mit seinem leiblichen eyd allein / sich des verdachts / auff die zugsagte ehe / frei machen. Würd er aber des verspruchs auff die ehe / gnugsam vberwiesen / er sol sie entlich nemen / oder durchs schwerd gericht werden / er kunde sie dann mit gutten worten sanfftmuttigen vnd stillen / vnd sich als dann auch mit dem Gericht verstehen.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.10.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 10.

Si convictus fuerit adolescens impraegnationis talis virginis, quae ante honeste vixisse dicitur, nec tamen de promisso conjugio constet, sed solis suspicionibus ex circumstantiis gravatus extiterit, ducere eam vel pro mulcta solvere florenos viginti quatuor tenebitur, quorum duodecim defloratae in prolis educationem, alii vero duodecim judicio et arcae pauperum in aequas partes dividendi cedant. Impraegnata autem ex sua parte pro suo excessu judicio solvet florenos tres, oppressor vero de non promisso conjugio suo solo juramento corporali se purgabit. Si autem ille promissi conjugii fuerit convictus ducere omnino eam debet, vel capite plectetur, nisi oppressam placet et cum judicio conveniat.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.11.ELR = URL dieses Abschnitts]

XI.

Ziehet das gericht durch Inquisition ein geschwechte person ein / vnd dieselbe gebe jres leibs frucht einem ehemann / sie mus es gnugsam beweisen : Kan sie das nicht thuen / vnd auch kein verdacht dem beredeten mann nicht auffbringen / er mag on den eyd frey werden / sie aber sol solch beruchtigen offentlich widerruffen / vnd die zung vom gericht zur straffe lösen. Machte sie jhme aber was scheinbarlichs verdachts durch gezeugnüs / er sol mit [Faksimile] seinem vnd seiner Frawen leiblichen eyden gefreyet werden : Er selbst sol eiden / das er der beklagter lasterthat gantz vnd gar vnschuldig sey : seine Fraw aber / das sie solches nie nicht an jhrem Mann gespüret habe. Als dann sol die hurr am Pranger gezüchtiget / verwiesen werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.11.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 11.

Si ex inquisitione judicum stuprata carceri inclusa foetum uteri sui, mariti alterius esse dicat, probare hoc tenebitur: si praestare id nequiverit, neque etiam sufficientem suspicionem contra virum adferre poterit vir sine juramento absolvetur: ipsa vero publice revocabit et emendam linguae judicio persolvet; si vero non levem suspicionem attulerit et probaverit, vir suo et conjugis suae juramentis liberabitur. — Vir jurabit se criminis insimulati penitus esse insontem: uxor vero se nunquam tale quid in marito animadvertisse; meretrix autem virgis publice caesa in exilium mittetur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.12.ELR = URL dieses Abschnitts]

XII.

Berüchtiget ein beschwängert Weib / ausserhalb dem gericht / einen Ehemann / berüfft sie sich auf zeugnus / vnd würde für gericht angezogen / daselb solches zu beweisen / so sie es mag zu bringen / der Mann mus mit dem hals bezalen. Wo nicht / sonder beschwert jhn mit wichtigem verdächntnüs / der mann sol / wie oben durch seinen vnnd seiner frawen eyde / frey werden / vnnd der huren die zunge im Halse gekürtzet oder ausgeschnitten werden / vnnd aus dem Lande inn das ewige elend verwiesen / drumb das sie dem berüchtigen mann / nicht auff sein [Faksimile] ehre allein / sondern auch aufs leben gestanden war. Ist es aber jr erster fall / vnnd hette jhres vorigen lebens vnnd wandels / ein ehrlich zeugnus / so mag man jhrem leib verschonen / vnnd mit offentlichen widerruffen / an gelt gestrafft werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.12.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 12.

Si impraegnata de stupro aliquem maritum diffamaverit et postea ea de caussa citata coram judicio se id probatum asseveraverit et probaverit, convictus gladio ferietur. Quodsi vero suspicionibus, tantum eum aggraverit, juramento suo et conjugis ut supra liberabitur. — Meretrici autem lingua praecidetur, et in perpetuum relegabitur exilium, eo quod illa viri famam non solum laeserit, sed et vitae ejus periculum creare conata sit. Si vero primus fuerit foeminae lapsus, quae antea [Seite 227] inculpatam traduxisset vitam, facta publica revocatione, corpori ipsius parcetur et certa capitis mulcta punietur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.13.ELR = URL dieses Abschnitts]

XIII.

Würd ein ehemensch in ehbruch begriffen / oder desselben genugsam vberzeuget / welches zuuoren ein erbarlich leben verfüret / vnnd solches handels / nie nicht wer beziegen gewesen / sonder aus menschligem gebrechen gefallen / vnnd weder der ankleger / noch sein ehegenoss / das recht auff jhn nicht foderten / die Oberkeit mag jhme den ersten freuel vnnd fall vbersehen / vnnd die hauptstraff an gelts wegen / herab nehmen. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.7.13.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 13.

Si alter conjugum ex humana fragilitate forte lapsus in adulterio fuerit deprehensus vel testibus sufficientibus convictus, magistratus ob primum lapsum aequum est ut conniveat, et capiti ejus gratiam faciat exacta mulcta capitali, quando videlicet nec offensus alter conjugum nec accusator ad poenam deposcunt.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.8.ELR = URL dieses Abschnitts]

Von Haab vnd Güttern der Vbelthätigen / vnd verurtheilten Personen.

Der VIII Titel.

DRQEdit

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.8.Stat = URL dieses Abschnitts]

Titulus octavus. De bonis damnatorum.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.8.01.ELR = URL dieses Abschnitts]

I.

OB wol die alte recht den verurtheilten leib vnd gut / jhrer maleficischer verwirckung halben genomen / so haben doch die newe Kayserliche Constitution : solche auffgehaben / vnnd also gesatzt : Das die Richter der verurteilter vnnd am leben gestrafter personen / haab vnd gutt hinfortan nicht antasten noch nehmen sollen / sonder dieselbe für vnd für auff jre erben / in ab vnd aufsteigender linien / oder andren jren blutsuerwanten / volgen vnd erben lassen : Sintemal nicht die gütter / sonder [Faksimile] der gütter Herrn vnd besitzer sündigen vnd verschulden. Wiewol aber nu es also zum rechten gefunden ist / das derer gutt / so das leben verwirckt / vnd daran sein gestrafft worden / auff die rechte erben kommen sol / so sollen doch die gütter / so jhnen durch jhre misshandlung worden vnnd einkomen sein / den schadhäfftigen heraus gezogen / vnd widerstellet werden.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.8.01.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 1.

Bona ejus, de quo sumptum est supplicium judex non attingat, sed ad successores ejus sive ascendentes, sive descendentes sive collaterales devolvi ea patiatur. Non enim bona sed bonorum possessores delinquunt.

Item qui criminibus capitalibus convicti aut damnati fuerint, eorum bona haeredes obtineant, exceptis iis, quae per delictum ipsis accesserunt, quae restituere tenentur.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.8.02.ELR = URL dieses Abschnitts]

II.

Die verurtheilte auff beleidigte Mayestat / als die / so mit vntrew an jhren Fürsten / oder gemeinem standen verwirckt haben / verfallen leib vnnd gut / welchs gemeinem standen confisciert zu geschetzet wird.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.8.02.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 2.

Damnati criminis laesae majestatis simul et vitam et bona amittunt.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.8.03.ELR = URL dieses Abschnitts]

III.

Thut jhm selbst der angeklagte oder lasters halben gefangene / den Todt im Gefengknüs / aus forcht der straff / er verliert seins gebührendes theils in irer Habschafft / das zwetheil / welches seinen [Faksimile] Kindern benomen / vnd dem Richter zur straff heimfält. Bringt sich aber einer selbst vmbs leben / lebens verdruss wegen / oder aus langwirigen schmertzens vngedult / oder bekümmernus halben / das dritte theil seines zwetheils / fält dem Richter zur straffe heim.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.8.03.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 3.

Rei postulati vel in scelere comprehensi, si metu criminis imminentis mortem sibi consciverunt, bessem legitimae ipsorum portionis ad haeredes non transmittent, sed judicibus [Seite 228] cedit. — Qui vero vitae taedio vel impatientia doloris alicujus vel alio quovismodo sibi manum intulerit triens bessis suae judicibus cedet.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.8.04.ELR = URL dieses Abschnitts]

IIII.

Hat einer lasterthaten halben den Kopf verfallen / vnnd wird drumb weichens halben / die Richter mögen aus dem drittheil seines zweytheils die hauptstraff heraus ziehen vnnd nehmen / also das seines gebhürendes theils das zweytheil / den Kindern vngekrenck bleibe / hat er aber vom Lands Fursten auff leib vnnd gut gnad erlanget / er sol vngehindert / drein bestehen vnd gehalten werden / die haup suhne ausgenommen / welche gleichwol die Richter herab zu nehmen / sollen macht vnnd recht haben. [Faksimile]

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.8.04.Stat = URL dieses Abschnitts]

§. 4.

Qui perpetrato crimine capitali fuga sibi consulit mulcta homagii ex bonis ejus cedet judicibus, salva tamen haeredum legitima portione.

Si principis gratiam impetraverit capiti et bonis suis salva erunt, dempta homagii mulcta, quae judicibus competit.

[https://repertorium.at/qu/1583_siebblr_dt_lat.html#4.9.ELR = URL dieses Abschnitts]

Beschlüs

DIEweil wir derohalben nicht geringere gedancken vnd fürsorg aufs Land Siebenbürgen / dan auff die andre vnsere Landschaften haben vnnd tragen / begerende auch das dasselbe zu allen zeiten mit rechtsgesetzen bewart / auch mit allerley guttem grüne vnnd wachse / haben drumb des entpfangene Recht büchels examination vnnd erkündigung / vnserem lieben getreuen Edlen vnd Gestrengen MArtino von Berzeuice / Ritter / Freyherrn vnnd Baronen zu Dondang / vnserem Kantzler auff Siebenbürgen / vnd Capitanen zu Starogardt / hingelassen vnd befelch gethan / damit er Rechts erfarne [Faksimile] männer zu sich neme / vnd dasselbe aufs fleissigste erkündigte vnnd leuterte. Welcher vns wiedervmb darauff berichtet / das aller jnhalt gedachtes Büchels / mit gemeinen rechten vnd aller billikeit bequemlich vber eins stümmete / auch zum meisten theil aus langkwiriger gewonheit her / zwischen jhnnen Sachsen behalten / vnnd sie darnach jmmer gelebt haben. Drumb wir ehgedachter Sächsischer gesanten Supplication vnnd flehen / mit gnaden angenommen vnnd erhöret / alle capita / titel vnnd artickel darin begriffen / in diese vnsere priuilegien prief / ohne mehrung vnnd minderung / von wort zu wort mit eingeschlossen / gebilliget / angenommen / bewilliget vnnd befestiget haben / so ferren sie gemeinem landtrechte nicht abbrechen / das ist / so ferren solche jhre recht strack die Sächsische erden vnd hättert / vnd zwischen jhnen selbst jhre Iurisdict: vnnd gerichtszwäng allein belangen : [Faksimile] Wie wir dan schon krafft kegenwertiger das billigen / annehmen / bewilligen / befestigen vnnd bekreftigen : Gelobende darzu für Vns vnd vnsere nachkommende Fürsten in Siebenbürgen / das wir selbst oftgedachtes Büchel vnd alle seine stücke / clausulen / titulen vnnd artickel / in allen vnsers Reichs Siebenbürgen / Gerichten vnnd Gerichtsstülen / halten / vnd verschaffen wollen das auch vnsere Protonotarij vnd Oberste Richter sampt allen denen / so von Ampts wegen zu richten vnnd vrteil auszusprechen es angehet / in den Sachsischen sachen darob halten sollen. Solchem allen zu kraft vnd ewigem gedechtnus / haben wir diese vnsere Priuilegien vnd freithumprief mit vnserem angehängten Secret sigill / des wir auff Siebenbürgen gebrauchen / jhnen aus geben wollen.
Datum durch fürgedachten MARtinum von Berzeuice vnseren Kantzler auf Siebenbürgen / in vnserem Königlichen Schloss [Faksimile] Krakaw / den achtzehenden tag des monats Hornung. Im jar des herren / Tausent / fünffhundert drey vnd achtzig : Vnsers reichs aber im siebenden. STEphanus Köning etc. Martinus von Berzeuice. Berzeuice. Syrach am VII.
Dringe dich nicht in Empter / vnnd ringe nicht noch gewalt. Las dich nicht verlangen Richter zu sein / den durch dein vermögen wirstu nicht alles vnrecht zu recht bringen. [Faksimile]

Nos itaque, qui non minorem Transyluaniae, quam ceterarum Nobis subjectarum Prouinciarum, curam merito habemus, quamque omni tempore tam legibus munitam, quam ceteris rebus florentem cupimus, accepto supradicto Codice, negotium hoc commisimus fideli nobis sincere dilecto Magnifico Martino de Berzeuice, Equiti, libero Baroni in Dondang, et per Transyluaniam Cancellario nostro, ac Capitaneo Starogardiensi, vt adhibitis iuris et legum peritis viris, eundem Codicem diligenter examinaret: Quo referente, contenta eiusdem non modo iuri et aequitati respondere, sed etiam maxima ex parte apud ipsos Saxones longa consuetudine obseruari: Supplicationibus praefatorum legatorum Saxonum exauditis, et clementer admissis, omnia capita, uniuersosque titulos et articulos, in eodem Codice contentos et conscriptos, praesentibus literis Nostris priuilegialibus, de verbo ad verbum, sine diminutione et augmento aliquali insertos, laudauimus, acceptauimus, ratificauimus et approbauimus, in quantum iuribus publicis non derogant, id est: Saxonum Nostrorum terras iurisdictionemque tantum concernunt: prout praesentibus laudamus, acceptamus, approbamus, ratificamus, et confirmamus: promittentes pro Nobis et successoribus Nostris Principibus Transyluaniae, illum Codicem in cunctis capitibus, clausulis, titulisque et articulis, in omnibus praefati regni Nostri [Seite 229] Transyluaniae judiciis, tam Nos ipsos obseruaturos, quam per Protonotarios regni, aliosque, quorum interest, obseruari curaturos. In cuius rei memoriam firmitatemque perpetuam, praesentes literas Nostras priuilegiales, appensione secreti sigilli Nostri, quo in rebus Transyluanicis vtimur, duximus concedendas. Datum per manus praefati Martini de Berzeuice, Nostri per Transyluaniam Cancellarii, in arce Nostra regia Cracouiensi: decima octaua die mensi Februarii, Anno Domini Millesimo, Quingentesimo, Octogesimo tertio: regni vero Nostri septimo.
STEPHANVS REX.
MARTINVS de BERZEVICE.

Gedruckt in Cronstadt in Siebenbürgen durch George Greus / in verlegung herrn Mathiae Fronij. [Faksimile]