1577 Horn Kirchenordnung (Reingrabner 1969) :: Digitale Bearbeitung Speer 2014/2015

1577 Horn Kirchenordnung (Reingrabner 1969) :: Digitale Bearbeitung Speer 2014/2015

1577 Horn Kirchenordnung (Reingrabner 1969)

Quelle: Gustav Reingrabner, Die Reformation in Horn. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 85 (1969) 20 ff. Anhang S. 89 ff.

I.

Kirchenordnung zu Horn, 3. Jänner 1577 A. H., Fach 382 1, Kart. 7.
Entwurf (?) . Original unbekannt (?) .

Kirchenordnung zu Horrn

[Seite fol. 2 a]Wie es beschlossen und becrefftiget durch den wolgebornen herrn, herrn Veit Albrechten, herrn von Puechaimb, herrn zu Horrn und Wiltperg, Erbtruchsaßen in Österreich, Röm. Khay. Mtt. Rath, etc., der pfarren zu Horrn lehen und voigt herrn, colatorem und obristen pfarrmann und Laurentium Becher, derzeit berueffenen pfarherrn
Anno 1577. 3. January.

Früepredigt am sontage.

2. An festen oder feyertagen wirdt anstadt des catechismy eine prophecey und ausser der hohenfest und sontage anstadt der offnen beicht eine collecta vom fest verlesen. [Seite fol. 2b]

Solches alles wirdt verricht und gehalten inn der pfarrkirchen vorm thor, da dann alle sontags und feyertags fruepredigten gehalten werden, ausser den drietten feyertag nach den hohenfesten, und nach gelegenheit an der Apostel tagen, da inn der stadt bey Sanct Georgen wirdt gepredigt.

3. Am sontage zu mittage wirdt die vesper umb 1 uhr gehalten.

4. An fest und feyertagen wirdt zu mittage das ordentliche capitel der kirchen Bibel gewechselt und eine prophecey gelesen und darauf allezeit die epistel vom fest gehandelt. Solche mittagspredigten werden alle zeit verrichtet inn der stadt bei Sanct Georgen.

5. Wochentliche predigt am mittwoch.

Die wochentliche predigt des mittwochs wirdt allezeit inn der stadtkirchen bey Sanct Georgen gehalten.

6. Litania am freytage nach mittage umb 2 uhr.

Solches soll gehalten werden inn der stadt inn der spitalkirchen.

7. Vesper am sambstage.

Solches alles wirdt allzeit inn der stadtkirchen bey Sanct Georgen gehalten.

8. Alle tag, da nicht fruepredigten gehalten werden, im spital das f[r]uegebett zuhalten.

Von der tauffe.

Soll inn sommerszeit inn der kirchen bey Sanct Georgen, und im winter im pfarrhause gehalten werden. Soll dazue das klainest glöckhlein geleytet werden, wann man außer der gewänlichen Vesper inn der [Seite 91] kirchen tauffet, das leutthe darzue khomen mögen, wie auch allezeit des khindes vatter und, so zum essen gehen, beym kindelbett, auch bey tauffe erscheinen sollen.

Von hochzeitten.

Vom begräbnüß.

Wirdt gehalten allewege umb 12 uhr. Soll geleuttet und gesungen werden jungen und alten, so die tauffe erraicht und nicht unchristen gewesen, es were dann, das zu der zeit. [Seite fol. 4b] der infection der knaben solt verschonet werden, niet zu gehen.
Die klainen verstorbnen christen kindlein sollen alleweg auf den freythof begraben werden.
Wirdt aber bey denen offentlichen begräbnüßen neben dem singen allzeit inn der kirchen eine lection gehalten oder eine vermanung nach gelegenheit und begeren angestellet und mit dem lezten verß im Glauben sambt der collect und segen beschlossen.
Solches alles frue umb 8 uhr angezaigt und von jeden actibus das järliche kirchenregister gehalten werden.

Vergleichung der Kirchendiener. Wenn und was ein jeder verrichten solle.

Von der schuelordnung bedencken.

Kirchen ordnung zu Horrn. (von späterer Hand vermerkt:) Lädl Horn No. 12.

II.

Vocationsbrief und Revers Mr. Augustinus Fischers vom 25. Dezember 1577. Original, 1 Blatt fehlt; A. H., Fach 382 1, Kart. 7.

Ich, Veit Albrecht, her von Puechamb, her zu Horn und Wiltberg, Erbdruchsaß in Österreich, Rö. Kay. Mt. Rath, bekhen hiemit offentlich vor allermenigliech für mich selbst und meine erben und nachkhomen, nachdem die Rö. Kay. Mt., unser allergnedigister her, weilent Maximilianus der andere, gotseligister und miltester gedechtnus, denen zwayen leblichen landstendten von herrn und ritterschafft des Erzhärzogthumbs Österreich under der Enns auf derselben undterthenigstes vilvältiges und cristliches suppliciren und anhalten gnedigist vergonnstiget, höchstgedachter zwayer standte kürchen und schuelen, gleich anderen der Augspurgischen Confession verwonten kürchen, cristlich zu reformiren und mit rainen, gotsfürchtigen, friedfärtigen, threuen lerern und predicanten zu ersezen und zu bestöllen,

inmassen ich söliches vor etlich vil verloffenen jaren in meiner statkhürchen zu Horn und andern orten meiner herrschafft durch verleichung göttlicher gnaden in langen gebrauch erhalten, dieweil dann numer auch zu merer pflanzung und befürderung des heiligen evangelii ich neben meinem statpfarrer auch ainen diaconum zuförderist für mich und mein hofgesindt, dann auch für die spittalsgenossen und inwoner des stätleins auf wolgefallen mich resolvieret,

als ist mir fürkhomen der erbar und wolgelerte M. Augustinus Piscator von Ernfriedersdorf aus Meissen, daß ich durch erbarer leuth commendation [Seite 94] und glaubwirdige kundschafften seinen verhaltens dahin bewogen, das ich ime an ein erwirdiges christliches Consistorium nach Leypzig verschickhet, alda die ordination zu dem heiligen minis[terio zu er]bieten und zu empfahen, darauf ich dann vern[er] im namen der heilligen, ewigen Dreyfaltigkheit zu meinem hof- und spitalcaplan anhero in mein stat Horrn volliglich berueffen,

also, daß er mit und neben meinem pfarrer in der stat sich des heiligen ministerii underfange, in solicher maß und gestalt, daß er seinem ambt nach mir und den meinen, sambt allen seinen zuhörern auf offener canzel oder wo es die notturfft ervordert das heilige wort Gottes, gesätz und evangelium nach inhalt der prophetischen und apostolischen schrifften rain und lautter, in rechten waren verstand, wie der inn den alten symbolis Apostolico, Nicaeno Athanasiano und Ambrosiano, auch obbemelter Augspurgischer Confessionn, desgleichen in den Schmalkaldischen Articln und catechismis, bekhandnußen und schrifften Lutheri verfasset one alle menschliche zuesaz, irrthumb und corrupteln zur pueß und vergebung der sundten im namen unseres Herrn Jesu Christy predigen und fürtragen solle, für sein person die heillige Bibl und die berüerten schrifften selbst vleissig lesen und studiren und nach S. Pauli bevelch mit allem ernst ob dem wort halten, daß gewiß ist und leren khon, die sacramenta nach Cristy ordnung und der ersten uralten kürchen christlichen exemplen one gonnst und gall threulich und erwirdiglich administriern und ausspenden, die kranckhen gern und willig besuchen und mich sambt den meinen, sowol die ganze gemain und eingepfarten fur allen was gedachtem wort Gottes, dem gesätz oder evangelio und obbemelt ...

... zweiundfünfzig gulden Rheinisch, jeden zu fünffzehn pazen oder sechzig kreuzer gerechnet, die ime zu quattemberszeitten alles, was sich auf ain jedes pro rata gebürt, gegen seine quittung an den aufgezeigten orten dasselbs geraicht werden solle; gleichfalls freye wonung und behülzung im spital und freyen tisch bey dem pfarrer in der stat; daneben soll ime auch, gegen einen gleichlautenden reversch, am inventarium von püechern, kölch, paten und andern zuegestelt werden, die er vleissig soll verwaren.

Und zu urkhundt dessen allen habe ich obbemelter her von Puechamb ime, M. Augustino, dise schrifftliche ... one ainigen ... und mißverstandt dermassen verfasßte vocation under meinem angebornen klainen secret insigl und handschrifft, auch der erwirdigen und wolgelerten herrn Laurenti Bechers und Johann Agricola, baider meiner pfarrern, aines alhie zu Horn, der andere zu Mödring, nebenfärtigung (die doch inen und iren erben one schaden sein solle) becrefftigt und er mir hergegen ainen gleichlautenden reverß zugestelt, alles threulich und ungeverlich.

Datum in schloß Horn am heilligen Cristage, den fünffundzwainzigisten Decembris anno fünffzehenhundert und im sibenundsibenzigisten.

V. Albrecht von Puecheim, m. p.
(Drei Siegel abgefallen.)

Reverß

Ich, M. Augustinus Piscator von Erenfridersdorf, bekhene und bezeuge hiemit offentlich vor jeder menigkhlich, daß obverfaßte vocation von dem wolgebornen hern, hern Veit Albrechten hern von Puechamb, hern zu Horn [Seite 95] und Wiltberg, Erbdruchsassen in Osterreich, Rö. Kay. Mt. Rath, mir genedig aufgetragen, die ich auch in der furcht Gottes angenomen, und gelobe durch götliche crafft derselben mich zuhalten, unmassen obverschribene instruction allerseits ausweiset und mit sich bringe, bin auch erbietig und willig, da ich nicht haltens solte genuegsam überfüeret werden — weliches doch Gott, der Herr genediglich verhueten wolle — das mir alweg ain halbe jar zuvor mein dienst aufgekhündiget werde und ich urlaub haben solle.

Zu urkhundt hab ich disen reverß mit meiner aignen handschrifft und gewöndlichen pedtschafft verförtiget, auch zu merern gezeuckhnuß der sachen mit sondern vleiß erbeten, die erwierdigen und wolgeleiten herrn Laurentium Becher und Johannem Agricolam ... daß sy neben meiner gleichfalls in handschrifften und pedtschafften hinunder gestelt ...

Datum Horn ... (w. o.) (ein Siegel abgefallen).

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