Bethmann-Hollweg, VI 1 S. 27-53 :: Digitalisierung Heino Speer 2018 / 2020
Editorial
Quelle: Moritz von Bethmann-Hollweg, Der Civilprozeß des gemeinen Rechts in geschichtlicher Entwicklung / 6. Band, Der germanisch-romanische Civilprozeß im Mittelalter. 3. Band, 1. Abtheilung: Vom zwölften bis fünfzehnten Jahrhundert : der römisch-canonische Civilprozeß (Bonn, 1874). Teil I Abschnitt 3 "De libellis" S. 27 - 53. Überabeitung des von der Bayerischen Staatsbibliothek zur Verfügung gestellten (unkorrigierten) maschinenlesbaren Textes durch Heino Speer. Permalink des Digitalisats: https://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11185065-1
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3. De libellis.
§ 121. Nachdem die Glossatoren die Bedeutung der Actio im römischen Recht erkannt hatten, mußte die Klagschrift (libellus conventionis), in der nach Justinians Vorschrift die Actio ihren gerichtlichen Ausdruck erhält, ihre vorzügliche Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, und die Zweckmäßigkeit einer solchen schriftlichen Grundlage des Prozesses, wodurch seine Einheit bis zum Endurtheil und darüber hinaus gesichert wird, ihnen einleuchten. Der longobardische Prozeß entbehrte dieselbe und in den romanischen Gerichten war ihr Gebrauch abgekommen, während die Schule ihr Andenken bewahrte1. Es galt also diesem durchaus rationellen und nützlichen Stück des gemeinen römischen Prozeßrechts in allen Gerichten, soviel möglich, Geltung zu verschaffen und dieß durch Anweisung zur Abfassung des Libells für die verschiedenen Actionen zu erleichtern. Hatten doch auch die Rechtslehrer der Schule zu Pavia für die Prozeßhandlungen des longobardischen Rechts Formeln aufgestellt2, und die Schule von Ravenna solche für die römischen [Seite 28] Actionen überliefert3. Doch läßt sich nicht nachweisen, daß die Schule von Bologna an die eine oder andere angeknüpft hätte.
Denn die erste dieser Schule angehörige Schrift über Abfassung des Klaglibells, die so eben besprochene Summa Quicunque vult des Johannes Bassianus4 tritt ganz selbstständig auf und sucht zunächst den noch keineswegs unwidersprochenen allgemeinen Gebrauch der schriftlichen Klage unter Berufung auf Justinians Vorschrift zur Anerkennung zu bringen5. Der Verfasser erwähnt nehmlich die abweichende Meinung eines Bolognesischen Rechtslehrers von großem Ansehen, des Magister Aldricus, wonach zur Editio Actionis des römischen Rechts eine allgemeine und mündliche Angabe des
Grundes und Gegenstandes der Klage genüge, eine Meinung, die er widerlegt6. Und die seinige behielt die Oberhand; denn später wird die Nothwendigkeit des Klaglibells nach gemeinem Rechte nicht mehr bestritten) ja wie wir gleich sehen werden ihr allgemeiner Gebrauch in Italien bezeugt.
Seine Anweisung zur Abfassung der Klagschrift aber ist [Seite 29] offenbar ein erster Versuch7 und beschränkt sich auf zwei Fälle, die Darlehnsklage und die dingliche, bei der er indeß die petitorischen und die possessorischen Klagen bestimmter als die früheren longobardischen Rechtslehrer unterscheidet8. Auch haben seine rein aus der Sache geschöpften Vorschläge mit den früheren ravennatischen Formeln keine Aehnlichkeit9. An die longobardischen erinnern sie nur dadurch, daß nach der religiösen Vorstellung der Zeit die Klage "zu Gott und dem Richter" erhoben wird, und durch die übrigens auch in der Sache begründete Schlußbitte dem Kläger Recht zu schaffen.
Nach Justinians Vorschriften mußte er auch der verschiedenen Cautionen Erwähnung thun, die der Kläger bei Einreichung der Klagsschrift, der Beklagte bei dem Empfang ausstellen muß. Er bemerkt jedoch, daß ein entgegenstehender hartnäckiger Gerichtsgebrauch seiner Zeit ihre Anwendung ausschließe10.
Da hiermit die Einleitung des Prozesses beschrieben war, so konnte der Verfasser am Schluß der Schrift, seinem Gönner, der ihn anscheinend zur Abfassung derselben veranlaßt hatte, versprechen, daß er, wenn er noch länger leben sollte, sie durch eine vollständige Abhandlung des Prozesses bis zum Endurtheil [Seite 30] und der Appellation ergänzen wolle11, ein Plan, den indeß nicht er, sondern Andere zur Ausführung brachten12.
Im Ganzen genommen ist die Schrift flüchtig gearbeitet und wenig geordnet13, woraus, wie aus der Vergleichung mit späteren weit gründlicheren und vollständigeren Behandlungen desselben Gegenstandes sich das wegwerfende Urtheil des Odofredus über dieselbe erklärt14.
In der Reihe der Schriftsteller, die es unternahmen, für alle Klagen Formulare aufzustellen — Johannes Andreae nennt sie Libellarii15 — war der erste Bernardus Dorna, ein
Provenzale16, der aus seiner Heimath, der Geburtsstätte romantischer Dichtkunst, auf die Rechtsschule zu Bologna die Neigung zur Poesie und zu blumenreichem Ausdruck mitbrachte. Hier wurde er ein Schüler und jüngerer Freund des Azo, den er constant seinen Dominus nennt17, dessen Meinungen er [Seite 31] aber keineswegs immer theilte18 und der ihn selbst gelegentlich, weil er in einer juristischen Controverse mit ihm neben oberflächlicher Benutzung der Gesetze Verse des Ovid und provenzalische Reime einmischte, leise persiflirt19. Außerdem hörte er auch den Hugolinus20, nicht aber, wie behauptet worden, den Johannes Bassianus21. Er trat dann selbst noch neben Azo als Lehrer des römischen Rechts in Bologna auf, war aber nicht Mitglied des Doctorencollegiums, also nur Magister, wie wir sagen würden Professor extraordinarius22.
Die kleine Schrift, um derentwillen er hier erwähnt wird und die uns in Handschriften erhalten ist23, nennt er selbst in der Vorrede Summula de libellis et eorum compositione24 und bezeichnet sie durch die Bemerkung, es sei eine [Seite 32] bisher ungelöste und fast verzweifelte Aufgabe gewesen, als den ersten Versuch dieser Art.25 Doch benutzt er durchweg die von früheren Rechtslehrern darüber aufgestellten Grundsätze und citirt sehr häufig nicht nur seine unmittelbaren Lehrer und andere Zeitgenossen26, sondern von den früheren Cyprianus und Pillius, Johannes und Placentin, in deren oben erwähnten Controverse er sich für die mittlere Meinung des Azo entscheidet27; ferner Albericus und bis zu Bulgarus und Martinus hinauf. Er steht also noch unbeschadet der Quellenforschung, vielmehr als Unterstützung in derselben, in lebendigem Geistesverkehr mit der gesammten früheren Schule. Von den Rechtsquellen gebraucht er nur die des römischen Rechts, vom canonischen, das damals schon für den Prozeß wichtig geworden, [Seite 33] nur Weniges28. Dagegen ist ihm der Gerichtsgebrauch von Bologna und Rom29 und der seiner Heimath, der Provence, bekannt, deren Friedensliebe und Einfalt, wie er sagt, den Gebrauch des Libells verschmähe, während Italien als gewissenhafte Pflegerin der Gesetze ihn allgemein beobachte30.
Die Zeit der Abfassung dieser Schrift ift zunächst dadurch bestimmt, daß Roffredus Beneventanus, der im J. 1217 ein ähnliches Werk zu schreiben begann, sie vor sich hatte und benutzte31. Eine nähere Bestimmung ergiebt der Umstand, daß in einer gegen Ende der Schrift vorkommenden Formel als Podesta von Bologna Wilhelmus de Posterla genannt wird, der diese Würde in den Jahren 1203, 1211 und 1220 bekleidete, weil nicht angenommen werden kann, der Verfasser habe willkührlich einen Anderen als den Beamten des Jahres, [Seite 34] in dem er schrieb, genannt32. Und da die Schrift außer der an sich löblichen praktischen Tendenz noch keine Symptome des Verfalls der Schule zeigt, bin ich geneigt sie möglichst in den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts, also ihre Vollendung in das Jahr 1203 zu setzen. In der Abhandlung seines Gegenstandes befolgt der Verfasser einen bestimmten, schon im Eingang angekündigten Plan, wonach das Ganze in drei Abtheilungen zerfällt33. Die erste handelt von dem Klaglibell überhaupt, seinem Wesen und verschiedenen Benennungen, wo und in welchen Sachen er nothwendig sei, von wem und wem er überreicht werden müsse, von dem Inhalt und seiner Wirkung, insbesondere in wiefern er abgeändert und verbessert werden könne.
Die zweite Abtheilung, die der Verfasser als die eigentliche Frucht seiner Arbeit mit den früher von uns angeführten blumenreichen Worten eröffnet, enthält die von ihm aufgestellten Formulare für alle bürgerlichen Klagen und zwar nach Anleitung des Arbor Actionum von Johannes Bassianus [Hier ein Beispiel H.S. gesehen 26.05.2018] mit Verweisung auf denselben rücksichtlich ihrer Natur; von der Actio publiciana bis zur Actio ingrati34. Hiermit schließt er aber nicht ab, sondern wie er gleich Anfangs bemerkt hatte, [Seite 35] daß auch in Criminalsachen regelmäßig ein Libellus Inicriptionis nothwendig sei, so giebt er nun auch wenigstens allgemeine Anweisung zu dessen Abfassung35 und bespricht die Ähnlichkeit und Verschiedenheit des Civil- und Criminalprozesses36.
In dem dritten Theil endlich giebt er, aus Nützlichkeitsgründen über seinen Gegenstand hinausgehend, noch Anweisung zur Abfassung des schriftlichen Urtheils, sowohl des interlocutorischen, als des Definitiv- und Appellationsurtheils37, deren verschiedene juristische Natur er zugleich erörtert38.
Da das Büchlein bis jetzt nur handschriftlich existirt, so würde ein Abdruck desselben eine Bibliothek der vorzüglichsten praktischen Schriften aus der Glossatorenschule würdig ergänzen, während wir freilich in dem gleich folgendem in vielen Drucken vorhandenen Werke eine noch viel reichhaltigere Quelle für die Geschichte des Prozeßrechts besitzen.
Wir meinen das höchst umfangreiche Werk seines unmittelbaren Nachfolgers in diesem Fach, des Roffredus Epiphanii oder Beneventanus, wie er sich selbst stets nennt39, de [Seite 36] libellis et ordine iudiciorum40, welches durch planlose Anhäufung des Stoffs zum praktischen Gebrauch, Erörterung zahlloser Rechtsfragen ohne Rückgang auf die allgemeinen Principien des Rechts und eine weitschweifige und geschmacklose Darstellung, wie auch die übrigen Schriften des Verfassers, den plötzlichen Verfall der Wissenschaft in schlagender Weise darthut, das ihm aber nichts desto weniger großen Ruhm eingetragen hat und, wie bemerkt, für die Geschichte des Prozeßrechtes wichtig ist. Der Charakter des Werkes erklärt sich zunächst ohne Zweifel aus der Anlage und Neigung des Verfassers, sodann aber auch aus seinem Lebensgang, der ihn früh vom Lehramt in bedeutende Geschäftsverhältnisse führte und seiner Schreibfertigkeit diese praktische Richtung gab.
Aus Benevent, also aus dem Königreich beider Sicilien gebürtig, hatte er in Bologna die berühmtesten Glossatoren aus dem Ende des zwölften und Anfang des dreizehnten Jahrhunderts, Placentin und Johannes in ihren spätesten Jahren, Otto und Cyprian, Azo und Hugolinus, endlich seinen Landsmann Karolus de Tocco, den Sammler der Glosse zur Lombarda, gehört41 und trat daselbst dann als Lehrer des römischen Rechts auf, ohne wie es scheint zum Collegium der Doctoren zu gehören42, war auch als Advocat thätig43. Im J. 1215, als die Schule von Bologna an zehntausend, besonders durch [Seite 37] den Ruf des Azo angezogene Scholaren zählte, entstanden zwischen den Nationen der Lombarden und Tuscier Streitigkeiten und blutige Kämpfe, in deren Folge Letztere, und mit ihnen Roffredus, nach Arezzo auszogen und daselbst eine Rechtsschule gründeten, wo er fortan über römisches Recht lehrte und schrieb44.
Schon im J. 1220 trat er aber in den Dienst K. Friedrichs II. als Beisitzer des kaiserlichen und königlichen Hofgerichts, ohne deshalb die Professur und seinen Wohnsitz in Arezzo aufzugeben, da er auch so zu den Sitzungen des noch nicht ständigen Hofgerichts einberufen werden und außerordentliche Aufträge des Kaisers übernehmen konnte45. So wohnte er im genannten Jahre im Gefolge des Kaisers einer Huldigung durch die italienischen Vasallen und seiner Krönung durch P. Honorius III. in Rom bei46. Den schwierigsten Auftrag führte er im J. 1227 aus, da er die Rechtfertigungsschrift des von P. Gregor IX. in den Bann gethanenen Kaisers in [Seite 38] Rom, unterstützt von Senat und Volk, publicirte47. In seiner Vaterstadt Benevent hatte er als Ausbürger sein Bürgerrecht behalten und als er im Jahre 1220 in den Dienst des Kaisers trat, selbst ein Haus gekauft. Im J. 1230 beschwor er, obgleich noch Professor in Arezzo, mit andern Stadtschöffen das Statut von Benevent48. Nach 1233 aber trat eine große Aenderung in seiner öffentlichen Stellung ein. Er verließ die Parthei und den Dienst des Kaisers und trat als Clericus Camerae in den Dienst des Papstes49, womit auch sein Verhältniß zur Universität in Arezzo unvereinbar war. Er scheint seinen Wohnsitz nach Benevent verlegt und in Rom nur zeitweise in Geschäften des päpstlichen Hofes erschienen zu sein50. Als K. Friedrich II. im J. 1241 Benevent erobert hatte, versuchte er vergeblich den berühmten und in Geschäften erfahrenen Juristen in seinen Dienst zu ziehen51. Roffredus erlebte dann noch die Wahl Papst Innocenz IV. im J. 1243 und starb bald darauf hochbetagt in Benevent, wo er auch begraben wurde52. [Seite 39]
Das chronologische Verhältniß der zwei Hälften seines großen Werkes, von denen die erste dem bürgerlichen Recht und Prozeß, die zweite dem kirchlichen gewidmet ist53 und die um ihres verschiedenen Gegenstandes willen in Handschriften meistens als zwei verschiedene Werke vorkommen, zu seinem Lebensgang steht dadurch fest, daß zur Abfassung der zweiten, die ursprünglich nicht in seinem Plan lag, erst der päpstliche Dienst ihm die Anregung gab. Auch die Entstehungszeit der einzelnen Theile läßt sich mit ziemlicher Sicherheit bestimmen nach den ursprünglich den Formeln eingerückten Jahreszahlen und andern Thatsachen, indem auch hier mit Grund vorausgesetzt werden kann, der Verfasser habe als er schrieb, eine gegenwärtige Umgebung oder die jüngste Vergangenheit im Auge gehabt.
Am bestimmtesten bezeugt er selbst in der Vorrede, daß er das Werk als Professor des Civilrechts in Arezzo auf den Wunsch seiner Schüler vom tuscischen Adel54, wahrscheinlich bald nach seiner Uebersiedlung von Bologna dahin im J. 1215, auf die er Bezug nimmt, begonnen hat55. Auch erwähnt er nicht nur in den ersten Titeln den im folgenden Jahr 1216 erfolgten Tod P. Innocenz III.56, sondern in einer von 1217 datierten Klagformel die Regierung seines Nachfolgers P. Honorius III.57, [Seite 40] wodurch der Beginn seiner Arbeit in diesem Jahre mehr als wahrscheinlich wird. Ferner wird in den Klagformeln der ersten Pars regelmäßig als Richter der Podesta von Arezzo angeredet und nach der Jahresfolge namentlich bezeichnet58, einigemal als Podesta einer benachbarten tuscischen Stadt der von Pistoja59. In der zweiten Pars, in deren Eingang er sich noch Professor Juris civilis nennt und in der dritten werden die Bezeichnungen des Richters meist unbestimmter und könnten daher auf das kaiserliche Hofgericht bezogen werden, dem Roffredus seit 1220 als Beisitzer angehörte. Eine ausdrückliche Beziehung auf dasselbe aber finde ich nirgends, woraus man schließen möchte, daß er nur selten einberufen wurde. Dagegen wird schon in Formeln für die Civilklagen in der vierten Pars als Richter der Vorstand der päpstlichen Kammer oder Justitiaria angeredet60, woraus zu schließen, [Seite 41] daß Roffredus die fünf letzten Partes der ersten Hälfte nach 1233 im päpstlichen Dienst vollendete. Auch haben zwei gute Handschriften in einer Klagformel der letzten oder achten Pars die Jahreszahl 123561. Damit stimmt überein, daß er, wahrscheinlich bei Revision der ganzen ersten civilistischen Hälfte, in einem der ersten Titel das Citat aus Gregors IX. im J. 1234 erschienenen Dekretalensammlung eingerückt hat62.
Nach der Vorrede zur zweiten canonistischen Hälfte hätte er diese schon nach Vollendung der vierten Pars der ersten Hälfte, welche von den Civilklagen handelt, also bald nach einem Eintritt in den päpstlichen Dienst begonnen63 und nachher erst die fünf letzten derselben, die auch nicht in seinem ursprünglichen Plan lagen, eingeschaltet. Gleichzeitig aber arbeitete er an der zweiten; denn schon in einer Formel der ersten Pars kommt das Jahr 1236 vor64. In der siebenten und [Seite 42] letzten Pars tragen die meisten Formeln für den Libellus Accusationis die Jahreszahl 1237. Er setzte die Arbeit dann bis in sein nachweislich letztes Lebensjahr 1243 fort65, ohne sie vollenden zu können.
Ueber den ursprünglichen Plan eines Unternehmens erklärt er sich in der Vorrede, nachdem er die gewöhnlichen Redensarten über dessen Schwierigkeit, sein Unvermögen und Vertrauen auf göttliche Hülfe des Breitesten ausgeführt, als echter Praktiker dahin, daß er den theoretischen Kennern der Gesetze die entbehrte Uebung in den Gerichten ersetzen, den Nichtgelehrten die Geheimnisse der Gelehrten neidlos offenbaren wolle66. Unter seinen Vorgängern, die er benutzen und ergänzen werde, nennt er insbesondere einen Rechtsgelehrten, der de libellis geschrieben, aber die materielle Natur der Klagen zu erörtern versäumt, auch keine Anweisung zur Abfassung vieler besonders schwieriger Libelle gegeben habe. Es ist Bernardus Dorna, dem er die Ehre der Nennung versagt, den er aber nachher gründlich gebraucht und ausschreibt67. Dagegen nennt er ausdrücklich Johannes und Pillius, die er in der Verbindung des Prozeßganges (de ordine iudiciorum) mit der Lehre vom Libell nachahmt68. In dem Werk [Seite 43] selbst citiert er die Glossatoren bis zu Irnerius hinauf, doch nicht so oft als Bernardus Dorna dieß thut. Die Glosse des Accursius, seines jüngeren Zeitgenossen, ist ihm unbekannt.
Von Quellen gebraucht er natürlich hauptsächlich die des römischen Rechts, jedoch auch das canonische in der ersten civilistischen Hälfte, wegen des bedeutenden Einflusses, den es schon darauf gewonnen; in der zweiten Hälfte natürlich vor Allem dieses, doch nicht ausschließlich. Was ihm an Tiefe der Rechtskenntniß abgeht, ersetzt er durch die Ausdehnung derselben. Auf das lombardische Recht, das ihm von Benevent her und durch seinen Lehrer Karolus de Tocco bekannt war, und das auch in tuscischen Gerichten häufig zur Anwendung kam, kommt er mehrfach zu sprechen69. Hinterließ er doch selbst eine kleine Schrift über den gerichtlichen Zweikampf (de pugna), der nach lombardischem Recht noch immer galt70. Auch kennt er das Lehnrecht in allen seinen Anwendungen und die Libri Feudorum71. Endlich auch die neuen Gesetze des Königreichs beider Sicilien.
In Ausführung seines ursprünglichen Planes und des Titels eines Werkes72, handelt er zuerst de ordine iudiciorum, [Seite 44] vom Iudicium überhaupt und von den Personen im Prozeß, dem Richter, den Advocaten, den Partheien und ihren Vertretern und dann, wenn der Prozeß nicht abgelehnt wird, von seiner Einleitung, was ihn zu einem zweiten Gegenstande de libellis führt, der Lehre vom Klaglibell im Allgemeinen und der Abfassung desselben für die einzelnen Klagen. Zuletzt wollte er auch den ferneren Rechtsgang bis zur Appellation und Execution beschreiben, ist aber über dem Anschwellen jenes Theils nicht mehr dazu gekommen73.
Die allgemeine Lehre vom Klaglibell handelt er ganz nach den Rubriken des Bernardus Dorna ab und schreibt ihn auch häufig im Text aus. Ja selbst die Ueberleitung zu den Formularen für die einzelnen Klagen macht er wie dieser mit dem Bilde der Blüthe und Frucht und erklärt ebenfalls der Ordnung des Arbor Actionum von Johannes, der alle denkbaren Klagen enthalte, zu folgen74. Auch die verschiedene Fassung des Eingangs nach dem Gerichtsgebrauch in Rom und in der Lombardei und Tuscien schreibt er ihm nach und fügt nur noch dem von Benevent die Bemerkung hinzu, daß im übrigen Apulien überhaupt keine schriftlichen Klagen gebräuchlich seien75.
Die Formulare des Libells will er aber durch zweierlei [Seite 45] ergänzen, wovon sich bei seinem Vorgänger nichts fand. Erstens die Erörterung der materiellen Natur jeder Klage, insbesondere ihre Bedingungen76.
Dieß materielle Actionenrecht hatte er früher in einer eignen Schrift de actionibus behandelt, die nicht auf uns gekommen und wahrscheinlich in das größere praktische Werk verarbeitet ist77. Hierauf beziehen sich die Quästiones, die der Verfasser bei jeder Klage aufwirft und so weitläufig erörtert, daß ganz gegen die Bestimmung des Werkes ein großer Theil des Rechtssystems hereingezogen wird. Er bemerkt endlich im Widerspruch mit der Versicherung absoluteter Vollständigkeit des Arbor, daß er noch andere besonders schwierige Libelle hinzufügen werde, die im Arbor des Johannes nicht notiert sind, aber in den Gerichten thatsächlich vorkommen78
Zweitens kündigt er an, daß er bei jeder Klage für den Kläger und den Beklagten Positiones und Confessiones aufstellen werde, über deren Behandlung von Seiten des Gegners und des Richters er einige allgemeine Winke giebt79. Ueber dieses später für die Entwicklung des Civilprozesses so verhängnißvoll gewordene Rechtsmittel hatte er früher in einem Tractat de positionibus berichtet, daß der Kläger und der Beklagte an Stelle der beim Richter beantragten Interrogationen, die ohne Zweifel aus dem langobardischen Prozeß stammten, aber schon von den früheren Glossatoren mit den römischen interrogationes in iure identificirt wurden, ihre Behauptungen in schriftlichen Sätzen einzureichen pflegten, um [Seite 46] unter Bezugnahme auf das Juramentum Calumniae specielle Erklärungen vom Gegner zu erlangen und durch sein Geständniß in der Beweislast erleichtert zu werden80. Zur Fassung des
schriftlichen Urtheils, die Bernardus Dorna in einem dritten Theil behandelt, giebt er nur bei einigen Klagen Anweisung81.
In dieser Weise behandelt Roffredus nach Anleitung des Arbor in den folgenden Rubriken der ersten Pars die prätorischen und erst in der vierten Pars die civilen Actionen. Denn im Begriff zu diesen überzugehen führt er die Interdicte persönlich flehend ein, sie nicht zu vergessen82, daher er sie in der zweiten Pars und dann in der dritten die Edicta, d. h. gewisse Actiones in Factum und die prätorischen Stipulationen einschiebt. Nachdem er auf diese Weise die Zahl der im Arbor Actionum verzeichneten Klagen überschritten hatte, konnte er unbedenklich in der fünften Pars Anweisung geben, wie das Officium Judicis an Stelle einer Actio anzurufen sei. Ferner hatte er früher einen Tractat de bonorum possessionibus verfaßt, der uns handschriftlich erhalten ist83 und den er umgearbeitet und erweitert als sechste Pars in sein großes praktisches Werk aufnahm, mit dessen eigentlichem Gegenstand er nichts gemein hatte. Sodann fügte er ebenso willkührlich in einer siebenten Pars eine Zusammenstellung des Rechts aller Senatus consulte hinzu84. Endlich führt er in der [Seite 47] achten Pars die kaiserlichen Constitutionen des Codex und die Novellen auf, die gewaltsame Handlungen verpönen und giebt hier auch Formulare für die daraus entspringenden Klagen.
Die zweite Hälfte seines Werkes de libellis iuris canonici leitet er durch die Bemerkung ein, daß er zwar kein Canonist sei, aber den Legisten zu Nutz dieß geschrieben und den Canonisten es zur Ergänzung und Berichtigung empfehle85. Zwölf Gegenstände will er behandeln, von denen er aber nur die sieben ersten86, die fünf letzten nicht mehr, vor seinem Ende zur Ausführung bringen konnte87. Von Jenen betreffen die sechs ersten die kirchliche Verwaltung, und als Libelli werden alle in denselben vorkommenden schriftlichen Ausfertigungen verstanden. In der siebenten Pars de accusationibus, mit der er im Gegensatz der bürgerlichen Klagen einen zweiten criminalistischen Haupttheil seines ganzen Werkes ankündigt88, handelt er von der Einleitung des Criminalprozesses überhaupt [Seite 48] nach canonischem und römischem Recht und selbst nach der Gesetzgebung des Königreichs beider Sicilien89. Die Inquisition, welche Innocenz III. in den Dekretalen eingeführt hatte, sucht er zum ersten Mal auch aus dem römischen Recht zu begründen90, und bei der Purgatio canonica durch den Reinigungseid gedenkt er auch der Purgatio vulgaris durch die Probe des glühenden Eisens und des kalten Wassers, deren Anwendung er selbst noch gesehen, und durch den gerichtlichen Zweikampf, den das canonische Recht verbiete, der aber in Deutschland, England und Frankreich noch häufig stattfinde und im Königreich beider Sicilien in zwei Fällen gestattet sei91.
Man sieht, daß dieses Sammelwerk, wie unwissenschaftlich es in Plan und Durchführung sein mochte, zum praktischen Gebrauch reiche Belehrung bot und auch noch für uns eine Fundgrube rechtsgeschichtlicher Notizen ist. Mit dem Werke des Roffredus hat das eines Unbekannten derselben Zeit, das früher fälschlich dem Bagarotus zugeschrieben worden, dadurch Aehnlichkeit, daß es die Beschreibung des Prozeßganges mit der Darstellung des materiellen Actionenrechts und Formularen für alle Klagen verbindet, ist übrigens von Jenem durchaus verschieden92. [Seite 49]
Kaum sollte man erwarten, daß nach so weitläufigen Werken noch Andere über denselben Gegenstand, die Abfassung des Klaglibells, zu schreiben veranlaßt gewesen seien. Aber gerade ihrer Weitläufigkeit wegen verfaßten Rechtslehrer des dreizehnten Jahrhunderts nach ihnen kürzere Handbücher für denselben Zweck, und im vierzehnten und fünfzehnten sind ihnen, was wir später zeigen werden, noch Mehrere gefolgt.
Odofredus93, Schüler des Jacobus Balduini, dann sehr angesehener Lehrer zu Bologna, doch auch als Advocat und in öffentlichen Geschäften thätig († 1265), dessen früher erwähnte geist- und geschmacklose Vorlesungen über die drei [Seite 50] Digesten die gesunkene Wissenschaft bezeugen, schrieb zuerst einen Ordo Judiciorum, den er selbst, ohne Zweifel wegen seiner Bestimmung für die mit der Aufzeichnung des Rechtsganges beschäftigten Notare, auch Ars notaria nannte, eine Schrift, die Johannes Andreae noch kannte, die aber nicht auf uns gekommen ist, und sodann zur Ergänzung derselben eine Summa de libellis formandis, die wir in Handschriften und Ausgaben besitzen, über deren Autor jener sonst so kundige Schriftsteller aber sich nur unbestimmt ausspricht94. Indeß rührt sie ohne Zweifel von Odofredus her und ist, charakteristisch genug für dessen Methode, nichts als ein sehr abgekürzter Auszug aus Roffredus, den selbst wörtlich auszuschreiben ohne ihn zu nennen der Verfasser sich nicht schämte. So schon in der Vorrede95, und dann nicht nur in der allgemeinen Abhandlung vom Libell96, sondern auch in den Einleitungen der vier Partes, indem er nach des Roffredus Vorgang 1) von den prätorischen Klagen, 2) von den Interdicten, 3) von den Edicten, 4) von den Klagen des Civilrechts handelt, und bei [Seite 51] jeder derselben erst deren Natur und Bedingungen kurz erörtert und dann Anweisung zur Abfassung des entsprechenden Klaglibells giebt97. Ja, in seiner Gedankenlosigkeit hat er selbst eine Formel von Roffredus abgeschrieben, die von der in Bologna üblichen und von ihm sonst beobachteten Form abweicht98.
Auch Martinus die Fano99, ein Schüler des Azo, von einer edlen Familie in Fano gebürtig, 1229 Rechtslehrer daselbst, dann in Arezzo und Modena, auch Podesta in mehreren Städten, unter Anderm zweimal in Genua († nach 1272), schrieb Zweierlei: einen Ordo Judiciorum und ein Formularium super contractibus et libellis als Stück der Ars notaria, worin er für die einzelnen Klagen Formulare aufstellt und sie durch kurze Glossen erläutert. Von jedem derselben enthält die Vaticanische Bibliothek eine Handschrift100.
Johannes de Blanosco101, von seinem Geburtsort Blanot bei Macon in Burgund so genannt, schrieb einen Commentar zu dem Institutionentitel de actionibus und fügte den [Seite 52] einzelnen Klagen die entsprechenden Libelli und Positionen hinzu102. Ort und Zeit der Abfassung nach der in Handschriften und Ausgaben sich findenden Schlußbemerkung: actum Bononiae a. d. 1256 mense Ianuario, zu bestimmen, scheint mir bedenklich, weil diese Bemerkung auch von einem Abschreiber herrühren kann, dem alle späteren gefolgt sind, wie dieß öfter vorkommt103. Eine ungefähre Zeitbestimmung aber ergiebt sich daraus, daß Jacobus Balduini und die Glosse des Accursius darin citiert werden. Den Ort der Abfassung aber bin ich geneigt nicht in Bologna, auf das sich sonst keine Beziehung findet, sondern jenseits der Alpen in der Heimath des Verfassers anzunehmen, da er in den Formeln auf den Gerichtsgebrauch der Villa Blanosci Bezug nimmt104 und eine Umarbeitung von Tancreds Ordo judiciarius, welche alle Beziehungen desselben auf Bologna in französische verwandelt hat, wahrscheinlich von ihm herrührt105. Auch hat er jene Schrift nicht auf den Wunsch von Schülern, sondern zweier englischer Freunde, eines Archidiakonus von Hareford und des Kanzlers derselben Kirche verfaßt106. Nichts deutet also [Seite 53] darauf, daß er Rechtslehrer in Bologna gewesen, obgleich er ohne Zweifel daselbst seine civilistischen Studien gemacht hat, während das canonische Recht ihm fremd gewesen zu sein scheint. Durch rein praktische Tendenz und Geschmacklosigkeit erhebt er sich nicht über seine Zeit.
Endlich Salathiel107, ein Schüler des Odofred und Lehrer der Notariatskunst in Bologna († 1275), nachdem er gleich Jenem zuerst eine Ars notaria verfaßt hatte, machte sich dessen zweite Aufgabe noch leichter als dieser im Verhältniß zu Roffredus, indem er seine Summa de libellis formandis, selbst mit der auf die Ars notaria bezugnehmenden Vorrede, nur mit Weglassung des allgemeinen Abschnitts vom Libell, fast wörtlich abschrieb und dem Ganzen seinen Namen voransetzte. Ja, man könnte glauben, daß sein Name nur von einem Abschreiber mißbraucht worden sei. Allein daß er selbst ein unverschämtes Plagiat begangen, geht unwidersprechlich daraus hervor, daß er an einer Stelle, wo Odofred sich auf einen Lehrer Jacobus Balduini beruft, diesem Citat die Berufung auf seinen Lehrer Odofredus hinzufügt108.
Fußnoten
5. Ibid. S. 549, quicunque vult actionem suam proponere, primum intentionem suam et intentionis causam in libello, qui conventionalis dicitur debet explicare, qui libellus porrigendus est iudici et per iudicem offerendus est reo.
S. 550. Sed licet diximus et verum est in omni causa libellum debere porrigi, posset tamen quis quibusdam quarundam legum argumentis in contrarium uti. ut
D. de privatis delictis (47. 1) L. ult. (3). Item non videtur iste libellus necessarius in causa, quae est infra CCC aureos. ut
in
Auth. Coll. VI. de iudicibus (83) § audient igitur (5). Sed non est ita: libellus enim iste iudici porrigitur, sed reus per adnotationem i. e. per admonitionem sine scriptura citatur.
↑ (Zurück) 6. Ibid. S. 554. — sunt qui dicunt, generaliter et de rebus incertis — recte libellum concipi, inter quos est vir grandis et auctoritatis et nominis, magister Aldricus. Sed et procedente iudicio post, cum actor edit actionem, non dicit eam edendam in libello: dicit actorem res quas petit et causam petitionis debere certificare. — Sed hoc evidenter constat esse falsum; reus enim non debet respondere nisi scriptae petitioni, et per scripturam debet instrui ad cedendum vel ad contendendum. Ueber den Magister Aldricus vgl.
Savigny IV. S. 231 folg. ↑ (Zurück) 7. Ibid. S. 551 Libellus autem iste commode ita concipietur: Deo et vobis Consulibus Bononiae conqueror ego Iohannes de Uberto Ermanni, qui C. L. Pisanorum mihi debet, quos ei mutuo dedi, unde supplico, ut mihi plenam iustitiam faciatis. rel.
↑ (Zurück) 8. Ibid. S. 552. Si autem actionem in rem quis velit intendere, in haec verba commodissime poterit formare libellum: Deo et vobis Consulibus Bononiae conqueror ego Iohannes de Uberto Ermanni, qui iniuste detinet meum fundum Botrianum, positum in curte Panicalis
Für die Besitzklagen ebendaselbst, recuperandae possessionis: qui per vim mihi abstulit possessionem ;
und retinendae: qui inquietat mihi possessionem illius fundi.
↑ (Zurück) 9. Vgl. in Zeitschrift für gesch. R.-W. Bd. VIII. S. 251 die Formel der Darlehnsklage und S. 259 die der dinglichen.
↑ (Zurück) 10. Ibid. S. 550. Ex consuetudine tamen hominum modernorum non praestantur satisdationes — Sed quia irrepsit utilitas pignorum — ideo nova hominum consuetudo ferrea et tenacissimma nova aetas accipit pignora ab utroque i. e. actore et reo. Quodsi pignora non possint alteruter dare, ab eis fideiussorem accipiunt. Ob diese Pfänder ein Ueberbleibsel der longobardischen Wadia sind? Vgl.
Bd.
V. S. 341. Note 31,
405. und
Wach, Arrestprozeß S. 219. Note 6.
↑ (Zurück) 11. Ibid. S. 553. Crede mihi, Vicedomine, consors nominis mei et scriptorum meorum particeps, si diutius vixero, istud
Quicunque vult, quod a praeludio iudiciorum incipit, cum definitiva sententia terminabitur, forte appellationum tractatu non omisso, utputa utilissimo. Sed ad praesens quod vobis promiseram, satis exsolvi.
↑ (Zurück) 12. Nehmlich seine etwas jüngeren Zeitgenossen
Otto und
Pillius, der ihn über den Klaglibell rein ausschreibt.
↑ (Zurück) 13. So kommt er nach den in der vorigen Note angeführten Schlußworten noch einmal auf den nothwendigen Inhalt des Libells zurück, ergänzt und berichtigt das früher Gesagte und schließt
S. 555. Sed hoc prolixiorem tractatum exigit, et ideo dico valere et iterum dico valere et in domino semper gaudere. Io. b. Man möchte hiernach glauben, daß eine Vorrede, worin er der Bitte dieses Gönners gedacht, verloren ist.
↑ (Zurück) 14. Bei
Savigny S. 304. Not. c — et ita scripsit in summa sua verbosa et pomposa, quae incipit sic:
Quicunque vult — quae non valet unam nucem marcidam.
↑ (Zurück) 15. Io. And. Add. Spec. IV. 2. § 4. v. admitto / Ut Rof. ubi supra et omnes libellarii.
↑ (Zurück) 16. Savigny V. S. 151 folg. In dem Abdruck des Katalogs der Bücherverleiher (III. S. 652) wird sein Name Bernardus de orva geschrieben, worin ohne Zweifel n mit u verwechselt ist, da alle Handschriften und Johannes Andreae ihn Dorna nennen, mit apostrophiertem de, wie in den französischen Namen D'Orville, D'Alton u. A. Daher wird auch nur Bernardus und nicht Dorna dekliniert. s. Joh. Andreae in
Note 28. Einen Ort Namens Orna finde ich nicht, wohl aber den Fluß Orna oder Odorna, jetzt Orne, in Lothringen, der sich in die Maas ergießt und von dem die Familie des Bernardus stammen und sich nennen mochte. Provincialis nennt er sich selbst in der Vorrede
Note 24.
↑ (Zurück) 18. Z. B.
Rubr. In quibus causis debeat libellus offerri. — Ita in omnibus praedictis criminibus non est libellus offerendus secundum H(ugotium). Sed dominus meus dixit, quod, licet possit in praedictis criminibus iudex ex officio suo procedere, tamen si quis velit super his solemnem accusationem instituere, necesse habebit inscribere,
außer abigeatus. Der Verfasser billigt das Gegentheil. S. auch
Note 20.
↑ (Zurück) 21. Sarti behauptete dieß wegen einer Stelle
Rubr. de publiciana. — Sed Io. et ceteris praeceptoribus nostris contrarium visum est,
wo aber nach Ms. Paris. 4609 statt nostris
zu lesen ist iuris. Auch citiert er häufig Iohannes et eius sequaces im Gegensatz seiner Lehrer, z. B.
Rubr. de rescissoria vgl.
Savigny S. 152 n. 6. ↑ (Zurück) 22. Azo nennt ihn Magister in der Stelle
Note 19. Seine Formulae gehen alle auf Bologna und
Joh. Andreae bemerkt, daß er das canonische Recht nur wenig gebrauchte.
↑ (Zurück) 23. Savigny S. 154 giebt deren sieben an. Die fünf Pariser Handschriften habe ich eingesehen. In Nr. 4609, aus der ich als der besten häufiger Stellen wörtlich anführe, weil das Ganze ungedruckt ist, füllt sie nur neun Blätter.
↑ (Zurück) 24. Mscr. Paris. 4609.
Incipit prooemium ad summam de libellis et conceptione libellorum et sententiarum a Bernardo Dorrna (sic) provinciali composita. Quoniam nefanda subdolaque hominum calliditas adeo pullulavit, quod quasi penitus fides recta ab eorum mentibus transmigravit — qua propter ego Bernardus Dorna provincialis ad instantiam precum quorundam amicorum et sociorum dominorum meorum valde proborum summulam de libellis componere et de eorum compositione ausus sum adtemptare. Der Schluß der ganzen Schrift lautet: Et hoc opusculum sociis et amicis meis non levi argumento probatis concedo tantum et trado oculo lacrimante, ut per hoc vita mea vel saltim memoria mea apud eos in perpetuum valeat dilatari. Ignotis autem et emulis inhibeatur ne obliquo sidere hoc intueantur, sed tormentis invidie incessanter afflicti, in his et in aliis suo arbitrio malivolo potiantur. Porro "nec tardus opperior nec praecedentibus insto".
↑ (Zurück) 25. Ibid. Inc. Summa de libellis. Tractaturi divina confavente gratia de libellorum compositione, quasi de opere hactenus confuso et quasi desperato, ad hoc ut luculentam super his accommodemus doctrinam, secundum quod industria nostra qualisqualis, si non potest dici divino freta suffragio ministrabit. Johannes Andreae (
Note 28) nennt ihn zwar zuerst unter den von Durantis nicht genannten praktischen Schriftstellern, sagt aber eigentlich nicht, daß er der erste der Libellarii gewesen, wie Savigny meint.
↑ (Zurück) 27. Rubr. de actione edenda. — Sed dominus P., quod idem erat actio et causa agendi. Sed nos dicimus contrarium, quia rel. Sed tamen licet causa agendi non sit actio, tamen si per causam editam possit reus certiorari, cedere an contendere debeat, dicemus, quod non est necesse edere actionem. Sed domino Io. simpliciter placuit, quod debet exprimi in libello proprium nomen actionis rel. Ego tamen veriora puto quae supra dicta sunt. Vgl. Azonis Lectura L. 3. C. de edendo (2,1) § 11-14. Summa Cod. tit. de edendo (2, 1) § 4.
↑ (Zurück) 28. Joh. Andr. Add. Spec. Prooem. v. Plurimis] De aliis autem quos autor non exprimit, praemitto
Bernardum Dorna provincialem, qui scholaris fuit
Azonis et librum de libellorum conceptione composuit, qui incipit:
Quoniam nefanda subdolaque hominum. Tractatum inchoat quaerendo, quid sit libellus, de nostro iure parum allegans. S. z. B.
Rubr. de act. ingrati — ut ille revocetur in servitutem ut not.
C. de libertis et eorum liberis (6. 7) L. f. (4) quam legem alii pro se inducunt, et in
Decreto XX. II. 9. III. c. liberti (Causa 12. qu. 2. c. 61).
↑ (Zurück) 30. Rubr. ubi sit offerendus libellus. — Etenim omni loco, qui legibus Romanis sive imperialibus regatur. nisi consuetudo contraria aliud inducat: ut ecce in Provincia, tanquam pacis conscia et simplicitatis amica, non servatur haec consuetudo ut offeratur libellus; in ltalia vero, quae legum cultrix est, tutrix et alumna, servatur etiam de facto, secundum quod a lege dictatur.
Rubr. in quibus causis nimmt jedoch geringe Sachen und Klagen der Geistlichen vor dem Bischof aus.
↑ (Zurück) 33. Der in
Note 25 angeführte Eingang fährt fort:
Primo dignum duximus prelibandum (I) quid sit vel quid dicatur libellus; secundo occurrit videndum, quibus modis accipitur libellus et ubi offeratur et apud quos et in quibus casibus et a quo et cui et que debeant in libello complecti et utrum libellus, postquam oblatus est, possit mutari vel emendari et quid sit effectus libelli oblati et (II) qualiter debeat concipi libellus super qualibet actione vel actione (l.accusatione). Ultimo (III) qualiter debeant sententiae formari et in quibus sententia interlocutoria differat a diffinitiva. Est igitur sciendum rel.
↑ (Zurück) 35. Rubr. Qualiter in accusationibus concipiatur libellus. Dictum est supra de causis civilibus. Sed quia in accusationibus criminalibus libellus inscriptionis debet regulariter offerri (sicut) notavi supra in principio huius summulae. — idcirco qualiter super criminibus debeat concipi libellus videamus.
↑ (Zurück) 37. Rubr. Qualiter debeant formari sententiae. Tractavimus superius de pori (?) tramite iudiciorum sive de libellorum oblatione. — Sed quia inter ceteros tramites iudiciorum dignior et utilior trames sententiarum ab omnibus iudicatur, idcirco dignum duxi et de eo tractare et in meum opusculum terminare. Die Formel des Appellationsurtheils nach dem Gerichtsgebrauch von Bologna giebt er so an: Visis et auditis et diligenter et perspicaciter intellectis, habito plurium prudentiam consilio, bene appellatum et male iudicatum pronuntio et sententiam domini T. infirmo, rel. Ita solemnitas
sententiarum servata obtinet in terra ista. Sed in Provincia nec sententia necessario fertur in scriptis nec allegationum repetitio, sed nude et principaliter, ut audivi, in hunc modum ibidem formatur sententia: Ego talis cognitor et iudex. rel.
↑ (Zurück) 40. Savigny a. a. S. giebt S. 206 folg. die ihm bekannten Handschriften und
S. 209 folg. die Ausgaben an. Ich benutze die
Lugd. 1661. fol., ein Geschenk von Savigny, in der das ganze Werk 679 in zwei Columnen eng gedruckte Folio-Seiten füllt. Die von mir citierten Seitenzahlen beziehen sich auf diese Ausgabe. [Sie scheint (noch) nicht digitalisiert zu sein: 27.05.2018 erfolglose Suche über KVK.]
↑ (Zurück) 42. Daß sein Doctordiplom nicht bekannt ist, worauf
Sarti p. 119 dies gründet, ist allerdings nicht beweisend, wohl aber, scheint es mir, daß er sich regelmäßig nur professor iuris civilis nennt. Auch war die Ertheilung des Doctorgrades in dieser Zeit noch selten. Vgl.
Savigny S. 190. Note a. III. S. 207. Note c. In einer Formel
I. tit. de publiciana n. 7. p. 27. d. nennt er sich allerdings R. Beneventanus legum doctor.
↑ (Zurück) 43. Lib. iur. civ. I. rubr. de publiciana n. 6. p. 27, d. — in civitate Bononiae, ut vidi et composui de facto libellos in causis, et etiam in civitate nobili Aretina advocati cum hac cautela libellos concipiunt.
↑ (Zurück) 44. Sarti I. p. 119. sq. Er selbst sage:
Quaest. Sabb. Prooem. p. m. 682. Cum essem Aretii, ibique in cathedra residerem post transmigrationem Bononiae, ego Roffredus Beneventanus, iuris civilis professor anno domini MCCXV mense Novembris, et cogitarem rel.
De lib. iur. civ. rubr. qualiter iudicium declinetur n. 1. p. 14, 1. — unde multi scholares facti sunt cives Bononienses, quia ultra decem annos ibi moram traxerunt et fere in aetate decrepita volunt consummare dies suos; et utinam contingat Aretii, ubi viget hodie studium translatum.
↑ (Zurück) 45. Denn er wird jetzt genannt: Iuris civilis professor et imperialis et regalis curiae magister et iudex. Ficker I. S. 349. Doch war er nicht Vorsitzender, da er selbst sagt, daß in der curia imperialis alle Judices den Titel Magister führten. Lib. iur. civ. Lib. VIII. rubr. de Const. si quis desideria n. 4. p. 505. B.
↑ (Zurück) 46. Lib. iur. civ. V. Rubr. Sacramentum cuiuslibet vasalli. n. 1. p. 364. C. — qualiter vidi iurare Principes domino Imperatori et Episcopos Lombardiae et Tusciae et alios praelates et milites et comites et barones, quando veni cum domino meo, Imperatori Friderico ad coronandum, Rubr. Sacramentum fidelitatis quod praestat Imperator domno Papae m. 2. p. 363, E. — sicut ego R. vidi anno domini MCCXX. mense Novembris — dominum Fredericum dei gratia Romanorum Imperatorem Augustum, Hierusalem et Siciliae Regem iurantem in ecclesia sancti Petri vivente domino Papa Honorio.
↑ (Zurück) 47. Chron. Richardi de S. German. bei
Sarti p. 122. Note a. Tunc prudentem virum, magistrum Roffredum de Benevento, mittit ad urbem cum excusatoriis suis, quas idem Magister publice legi fecit in capitolio, de voluntate Senatus populique Romani.
↑ (Zurück) 48. S. die beweisenden Urkunden bei
Savigny S. 184 folg. Die zweite führt ihn als Judex von Benevent auf und nennt ihn civilis scientiae professor, was nach damaligem Sprachgebrauch gewiß kein leerer Ehrentitel war.
↑ (Zurück) 49. Erst nach dem Tode seiner Frau, mit der er nach der Inschrift bei
Savigny S. 185 im J. 1233 in Benevent den Dominicanern eine Kirche schenkte, konnte er in den geistlichen Stand und in den Dienst des Papstes treten. Ein Schreiben
P. Gregors IX. ohne Datum, welches also jedenfalls später als 1233 ist, nennt ihn clericum camerae nostrae.
Sarti p. 122.
Savigny S. 191.
↑ (Zurück) 52. Roffredus, lib. iur. can. Libr. VI. rubr. ult. ne sede vacante n. 3. p. 647, 78 [
andere Ausgabe: 1591]. — in electione domini Innocenti IV. qui fuit electus a. d. 1243 mense Iunii, post mortem D. Coelestini — qui parum duravit, sicut effimera — et sicut Episcopi puerorum, qui fiunt in festo innocentium pro modico tempore durant. —
Sarti p. 123. Savigny S. 194.
↑ (Zurück) 53. Ioh. Andreae Add. Spec. Prooem. v. Plurimis. — Quartus Roffredus Beneventanus in utroque iure libellos composuit, quaestiones utiles circa ipsorum materiam prosequendo; et opus incipit: Si considerarem ingenium, et a iudicio, scilicet quid sit, inchoat tractatum. In iure vero canonico incipit: Super omnibus actionibus. Allegare autem primos semper intendo, nisi exprimam de secundis.
↑ (Zurück) 54. Prooem. Si considerarem ingenium et scientiae meae propriae facultatem. rel. — Ideo ego Roffredus Beneventanus, iuris civilis professor ad preces et instantiam sociorum meorum nobilium de partibus Tusciae, cum essem in civitate curialissima nobili Aretina, ausus sum opus de libellis et ordine iudiciorum componere rel.
↑ (Zurück) 55. S.
Note 44. — Aretii, ubi hodie viget studium translatum.
Rubr. de act. Serviana n. 3. p. 34. b. quid ergo dices de scholaribus, qui sunt Aretii vel Bononiae, qui pro maiore parte sunt minores.
↑ (Zurück) 56. P. I. rubr. qui possunt esse iudices n. 6. p. 5, b. — sicut contigit mortuo Papa Innocentio. Vgl.
Note 57.
↑ (Zurück) 57. P. I. rubr. quae debeat continere libellus n. 1. p. 17. d. Libellus — anno domini 1227, mense Novembris III. die, existente Honorio Papa et residente Frederico Imperatore. Eine Bamberger Handschrift hat 1217, die
Savigny S. 205, Note c. erwähnt: daß sie aber vorzuziehen ist, wird schon dadurch wahrscheinlich, daß der Abschreiber schwerlich antedatierte und gewiß, weil P.
Honorius III. im November 1227 bereits verstorben war. Der Ausdruck Papa existente scheint auch auf einen eben erst erfolgten Regierungsantritt zu deuten, während in der viel späteren Erzählung der Krönung K. Friedrichs II. im J. 1220 die Worte: vivente domino Papa Honorio nur beiläufig erwähnen, daß dieser längst Verstorbene damals Papst war. S. oben
N. 46.
↑ (Zurück) 58. P. I. rubr. qui possunt esse iudices m. 2. p. 5, f. — verbi gratia: Est modo Azethus potestas Aretinus, delegat per comitatum Aretinum quendam loco sui. In der Formel v. 1217
Note 57. Vobis domino A. potestati Aretino conqueror ego Roffredus rel.
Ebenso p. 19, f. p. 23, l. Später
p. 25, g. p. 32, d. Vobis domino M. Aretino potestati.
Ebendaselbst n. 33, b. p. 36, e. Vobis domino Ant. Aretino potestati. Ferner
p. 37, c. p. 39, f. p. 40, k.
p. 41, i. Vobis dom. Bern. potestati Aretino u. s. w.
↑ (Zurück) 59. P. II. p. 53, l. 54. i. p. 57, d. Auch P. III. rubr. Si quis ius dicenti non obtemperavit. n. 6. 8. p. 134. Positio: Ego dico, quod dominus Ugolinus de Portaria est Potestas Pistorii.
↑ (Zurück) 60. Lib. iur. civ. P. IV. rubr. de rei vindicatione n. 5. p. 181. p. Libellus. Vobis domino H. iustitiariae seu camerariae conqueror ego S. de M. Er nennt hier nicht wie früher sich selbst als Kläger, weil er Beisitzer war. Rubr. de actione confessoria n. 8. p. 186, H. Vobis domino H. etc. conqueror ego. R. et M. Derselbe Name des Vorstandes, Roffredus selbst als Kläger, wie denn die Beisitzer auch als Advocaten auftreten konnten. P. VIII. rubr. de const. si quis desideria n. 4. p. 505, B. Später wird das Gericht nicht bestimmt bezeichnet.
↑ (Zurück) 61. Lib. iur. civ. P. VIII rubr. de constitutione Immo m. 12. p. 509, L. — a. d. MCCLVIII. mense Februari, apud Perusium in domo domini Sinibaldi regnante D. Imperatore Frederico et D. Papa Gregorio et existente Potestate in civitate ipsa Raimundo de Iocculo. Diese Jahreszahl der Ausgabe ist entschieden von einem späteren Abschreiber eingerückt, denn in diesem Jahr waren Roffred, Friedrich II. und Gregor IX. bereits verstorben. Zwei Handschriften haben 1235.
Savigny S. 205. Note d. ↑ (Zurück) 62. Lib. iur. civ. P I. rubr. Qualiter libellus concipiatur super recusatione n. 1. Sed Alexander Papa III. contra statuit in canone.
Extra de appellat. (2, 28). Consuluit nos tua fraternitas (
29) n. 2. Decretalis tamen D. Alexandri Pape III. super eodem de appellationibus dicit. p. 9: d. f.
↑ (Zurück) 63. Lib. iur. can. Prooem. p. 520. Super actionibus omnibus compositi sunt libelli — quae de iure civili fuerunt inventae (P. IV) seu de iure praetorio puta de edictis et interdictis (P. I. II. III). Et ideo dignum duxi inserere quosdam libellos de iure canonico, et maxime secundum formam, quae in Romana curia frequentatur. Genau genommen waren also damals P. V — VIII noch nicht vollendet.
↑ (Zurück) 64. Lib. iur. can. P. I. Forma decreti electionis — anno dominicae incarnationis MCCXXXVI — tempore Gregori noni — regnante domino Frederico D. G. Romanorum Imperatore, regnante domno Ludovico illustrissimo Rege Francorum rel.
↑ (Zurück) 65. S. oben
Note 52. Er bemerkt in dieser Stelle der sechsten Pars ausdrücklich, daß er diese Thatsache in der ersten Pars de electione nicht erwähnen konnte, weil sie früher geschrieben sei. Die Stelle scheint übrigens später eingerückt, da die Formeln der sechsten Pars die Jahreszahl 1237 haben.
↑ (Zurück) 66. Prooem. p. 3, f. — etiam si alias sint boni in legibus, nisi in causarum exercitio versentur. Ideo ego rel. Cesset ergo livor et invidia repellatur; poterit enim in hoc opere indoctus arcta iudicia (arcana iudicii?) doctorum intueri.
↑ (Zurück) 67. Prooem. p. 3, d. Verum, quia credidi, quandam Summam a quodam perito de libellis compositam, sufficientem esse ad hoc, ut sciret quis libellos concipere super actionibus proponendis, quam Summulam insufficientem reputo; nam aut est ita peritus quis in legibus, quod scit sibi specialem actionem competere, et tunc de facili sciet formare libellum, aut ignorat sibi actionem competere et tunc per illud opus non potest instrui, qualiter sit concipiendus libellus, cum actionem ignorat. Nec etiam libelli difficiles de facto quotidie emergentes sunt in praedicto opere pertractati rel.
Savigny S. 201 bezweifelte, daß er Bernardus Dorna gekannt und benutzt habe.
↑ (Zurück) 68. Prooem. p. 3, g. f. Praesumam ergo praesens opus incipere ex commentaris antiquorum, et praecipue domini Iohannis et domini Pilei, supplendo illa quae ipsi in eorum libellis disputatoriis reliquerunt.
Savigny S. 200 bezieht dieß auf den Arbor Actionum des
Johannes und die Brocarda des
Pillius. Allein Beiden wird ein libellus disputatorius zugeschrieben, ein nicht ganz passender Name für die Schriften, in welchen Beide die Controverse des
Placentin und
Johannes über die Fassung der Klagschrift vortrugen. Vgl.
Savigny IV. S. 331, Note 9.
↑ (Zurück) 69. Z. B. das Güterrecht der Ehegatten. P. I. rubr. de utili rei vind. Emph. n. 5. p. 38, l. Die Vindication der Mobilien. P. IV. rubr. de rei vindicatione n. 14, p. 183, D. Bürgschaft der Frauen. P. VII. rubr. de S. C. Vellei. p. 433, D.
↑ (Zurück) 71. P. V. rubr. de vasallis p. 363. In Anwendung auf Papst und Kaiser, die Könige, Fürsten, Grafen, Barone, Milites, Burgenses und Villani, ja selbst die Prälaten sieht er als Vasallen des Papstes an.
↑ (Zurück) 72. Incipit material omnium rubricarum p. 3, h. Tractamus ergo de libellis et ordine iudiciario et quia libelli dantur in iudiciis rel. Bei dem ersten Gegenstande. de ordine iudiciario folgt er ohne Zweifel auch früheren Vorbildern, vielleicht
Tancred.
↑ (Zurück) 73. Ibid. p 4, b. Istae rubricae quae sequuntur, non sunt in principio, sed erunt in fine. Et sic videbimus, qualiter agat actor et reus qualiter se defendat et qualiter iudex debet iudicare, et qualiter appellatur et quando non appellatur et qualiter mandanda. Die Nichtausführung bemerkt er selbst. Lib. iur. can. P. VII. rubr. de accusationibus n. 1. p. 648, H. Verum quia libellus in civilibus non est completus quantum ad ordinem ipsius iudicii, sicut inferius notabo. rel.
↑ (Zurück) 74. Rubr. Qualiter libellus sit concipiendus super qualibet actione p. 23. Praelibatis his quae diximus tanquam introductoris et praemissis floribus, necessarium est ut veniamus ad fructum, nam cum arbores incipiunt pullulare, prope est aetas et proximus fructus. Videamus igitur qualiter libelli formentur in singulis actionibus notatis in arbore domini Ioannis, quia omnes actiones quae sunt in mundo, ibi inveniuntur notatae. cf.
n. 2. p. 24, c. — secundum ordinem arboris domini Ioannis. Vgl. oben
Note 33.
34.
↑ (Zurück) 76. Ibid. p. 23, k. l. Videamus etiam, qualiter actiones competunt alicui, ut sciat super actione competenti formare libellum. Et, ideo inseramus rubricas, per quas etiam quilibet tabellio et etiam simplex legista sciat, utrum sibi competat actio et sciet etiam formare libellum.
↑ (Zurück) 78. Ibid. p. 23, 1. — et postea in fine apponemus quosdam libellos, qui de facto difficiles notantur et in iudiciis examinantur. Vgl.
Note 74.
↑ (Zurück) 79. Ibid. m. 2. p. 34, d. — et sic — in singulis actionibus invenies libellos bene et position es et confessiones actoris et rei, quae fiunt de facto in iudicis. Sed in confessionibus ita attendendum est rel.
↑ (Zurück) 80. Abgedruckt in
Tract. iur. universi Vol. IV. fol. 2. Savigny S. 214. bezeichnet es als zweifelhaft, ob sie nicht von Odofredus sei.
↑ (Zurück) 81. Bei den Interdicten P. II. rubr. de interdicto unde vi n. 20. sqq. p. 98, B. und der Actio confessoria und negatoria P. IV. rubr. de actione civili in rem, quae vocatur negatoria n. 20. p. 198. F.
↑ (Zurück) 82. P II. Prooem. p. 75. — dum elevatis velis vellemus navigare ad civiles actiones — clamaverunt interdicta ex parte alia: cur nos doctor, deseris rel.
↑ (Zurück) 83. Savigny S. 215 führt eine Bamberger Handschrift an, vielleicht auch eine Kopenhagener. Außerdem habe ich eine solche gesehen in der Luxemburger Stadtbibliothek hinter
Tancredi Summa de sponsalibus und vor einer
Summa decretalium u. A. Anfang und Ende und die Sätze, welche die Identität mit der Pars VI des größeren Werkes beweisen, stimmen mit
Johannes Andreae Angabe überein.
↑ (Zurück) 84. Eine kurze Schrift der Art von einem unbekannten Verfasser ist als fünftes Buch des
Placentin de varietate actionum abgedruckt. s. oben
§ 120, Note 5.
↑ (Zurück) 85. Lib. iur. can. P. I. Prooem. p. 520.— dignum duxi inserere quosdam libellos de iure canonico, et maxime secundum formam, quae in Romana curia frequentatur; et hoc propter legistas, quivel parum vel nihil sciunt in iure canonico; non quod in scientia illa me profiteor discipulum vel doctorem; unde remoto iudicio hoc opus scolares accipiant, quod magistris et discretioni docentium in iure canonico corrigendum relinquo, et ipsi exeorum scientia suppleant, quod mihi canonum facundia non ministrat. Ebenso am Schluß der letzten und
siebenten Pars. p. 681.
↑ (Zurück) 86. Ibid. De multis tractabo. Primum de electionibus et postulationibus. P. 1. 2. de iuribus praelatorum. P. 2. p. 534. 3, de sponsalibus et matrimonis. P. 3. p. 539. 4, de decimis. P. 4. p. 556. 5, de iuribus patronatus. P. 5. p. 565. 6, quando quis se dicit exspoliatus p. 577. 6, de paroecis. P. 6. p. 581. 7, de accusationibus. P. 7. p. 648.
↑ (Zurück) 87. Ibid. 8, super excommunicationibus. 9, super iudicibus et arbitris eligendis. 10, super appellationibus, 11, super executione rei iudicatae, 12, super gratia petenda. Hiermit dachte er offenbar auch die letzten Rubriken de ordine iudiciorum auszuführen.
↑ (Zurück) 92. Es findet sich in einer Pariser und einer Trierer Handschrift, von denen
Savigny V. S. 138 folg. Nachricht giebt und die ich selbst verglichen. Sie führen Beide die Ueberschrift
Cavillationes domini Bagaroti, welche jedenfalls falsch ist, da eine andere Schrift,
inc. Precibus ac instantia, ihn mit Recht führt, welche diesem Werk in der Pariser Handschrift ganz willkührlich eingerückt ist. Diese Vermischung muß aber frühzeitig eingetreten sein, da der Cat. Stat. den sehr kurzen Cavillationes des Bagarotus 5 Quaterionen zuschreibt, und
Durantis IV. 1. de libelli conceptione § 6 fin. sagt: et sic dicit Bag. fuisse iudicatum de consilio Az. et Hug., was
Ms. Paris. 3969 fol. 5. col. 4. bestätigt: et ita secundum hanc ultimam sententiam vidimus iudicare de facto consilio dni Az. et dni Hug. Hiernach bestimmt sich die Zeit des Verfassers, der auch
Placentin und
Johannes und den
Jacobus Balduini citiert, ferner der Ort durch die Erwähnung des Gerichtsgebrauchs und der Bürger von Bologna in einer Formel. Er citiert nur Texte des römischen Rechts, erwähnt aber Einmal den Unterschied der leges und decretales. Inhalt: (Ms. Paris). I. Verzeichniß und kurze Erörterung sämmtlicher Klagen Inc. Rei vindicatio competit. A. Civile in rem und in personam. B. Prätorische. C. Interdicte. II. Prozeß. Eingang: Et siquidem arbor duos (ramos) in parte superiori et quasi duo brachia a se extendit, quorum unum possidet ius disceptationis civilium quaestionum, secundum vero de quaestionibus criminalibus rel. Verum quia lites pecuniariae frequentius occurrunt, de iis primitus videamus. — Sed quia nobis cordi est, nil de executione causarum vel litium pro posse nostro relinquere, idcirco subiicimus de praeparatoriis et earum praeambulis —, secundo de litium principiis, tertio de his quae post lit. cont. ante sententiam incidunt —, quarto de sententiis et earum effectu, quinto de earum executionibus, reservato ad ultimum super criminalibus actionibus pleniore tractatu. — Ausgeführt sind: A. Praeparatoria iudicii. 1. Iudicis aditio. 2. Postulatio. 3. In ius vocatio. 4. Executoris conventio. 5. Dilatio. 6. Satisdationes. B. Litium principia. 1. Libelli oblatio. Vom Libell im Allgemeinen nach den gewöhnlichen Rubriken und dann die Fassung desselben für alle einzelnen Klagen, erst die civilen und dann die prätorischen bis zur actio redhibitoria, womit das Pariser Manuscript abbricht, das Trierer schon früher. Das Werk scheint unvollendet geblieben zu sein.
↑ (Zurück) 94. Io. And. Add. Spec. Prooem. Unter den von Durantis nicht genannten: Quintus sit Odofredus, qui Summam de libellis formandis super qualibet actione dicitur composuisse, quae incipit: Postquam opus notariae, in quo primo tractat, quid sit libellus. Demum composuit ordinem iudiciorum qui incipit: Quemadmodum Christi favente clementia, et tractat primo de editione actionis. Id add.
Spec. IV. 1. rubr. de libelli concept. — Odof. tres rubricellas praemisit circa tractatum libellorum, post quas incipit a Publiciana. Vgl.
Savigny S. 375 folg. Der Zweifel des Joh. Andreae beruht wahrscheinlich auf dem Verhältniß zu
Salathiel;
s. unten Note 108. Ich benutze den Abdruck hinter
Roffredus Lugd. 1561 fol. p. 807 — 830.
↑ (Zurück) 95. Prooem. p. 807. — rem non novam aggrediar, cum a multis peritissimis res ista sit hactenus agitata, quorum corrigiam calciamenti solvere non sum dignus etc. Wörtlich wie Roffr. Prooem.
↑ (Zurück) 96. Rubr. Quid sit libellus — Libellus est brevis petitio —
Libellus autem accipitur multis modis — His tanquam introductoriis praelibatis deinde dicere incipiamus, qualiter libellus formetur — secundum diversorum locorum consuetudinem — in civitate Bononiensi — hoc modo: agit M. contra S. In civitatibus autem Tusciae et in Lombardia —: Deo et vobis domino potestati nostro conqueror etc. Romae — Supplicat Sanctitati vestrae. etc. cf Roffr. und
unten Note 98.
↑ (Zurück) 97. Rubr. Qualiter libellus sit formandus super qualibet actione. p. 808. Et quia veterum interpretatio et mos antiquus servandus est — ideo secundum ordinem arboris D. Io., in qua sunt omnes actiones in mundo, procedamus, ab actione Publiciana inchoantes. P. 2. Prooem. — interdicta, quae ipsa praetoria sunt. etc. P. 3. de Edictis
— Edictum de albo corrupto, contemptam Praetoris vindicat maiestatem P. 4. Prooem. — restat, ut ad portum civilium actionum navigemus. etc.
↑ (Zurück) 98. Rubr. de interdicto unde vi p.816. In hoc interdicto sic concipe libellum: Vobis domino et potestati Bononiae conqueror ego S. de tali etc. cf.
Roffr. Rubr. de interdicto unde vi n. 10.p. 97, C. und
oben Note 96.
↑ (Zurück) 102. Io. Andr. Add. Spec. Prooem. Unter den von Durantis Genannten: Decimus Ioannes de Blanosco Burgundus, qui plene prosequendo titulum de actionibus super ipsarum singulis ponit libellos, praemittens post prologum suum et continuationem materiae, an ante oblationem libelli sit aliquid faciendum. Incipit autem post titulum eius opus: Ego Ioan. de Blanosco, nec in reliquis nomen celat; in omni enim libello seponit actorem et nostra iura non vexat.
↑ (Zurück) 103. Zumal es dahinter in Ms. Paris 4106, No. 4 heißt: Hic liber est scriptus, qui scripsit sit benedictus. amen. vgl. das Datum der Oxforder Handschrift des Tancred bei Bergmann p. IV. Note 3. Jenes behauptet Savigny S. 497, Note e.
↑ (Zurück) 104. Rubr. de consuetudine. Visis praemissis videamus de formatione libelli super condictione ex consuetudine, et ponamus gratia exempli, quod in villa Blanosci est talis consuetudo rel. Vgl. auch Lib. super act. praeiudiciali: Dico domine iudex talis ego Io. de Bla. me esse filium Durandi de Bla. rel.
↑ (Zurück) 106. Nachdem er im Prolog fingirt, den K. Justinian in seinem Palast aufgesucht und die Belehrung: superest, ut de actionibus loquamur, empfangen zu haben, sagt er: Sed ego Johannes ad preces venerabilium virorum et discretorum domini W. de Conflens Archidiaconi Harifordie, et Magistri Io. de Altacuria cancellarii eiusdem ecclesie rel.
↑ (Zurück) 108. Savigny S. 536 giebt hiervon aus seiner Papierhandschrift dieses Werkes genaue Nachricht. Außer den von ihm bemerkten Abweichungen finde ich bei Salathiel in der Pars IV die actio tutelae subsidiaria und dieselbe nicht in der Ausgabe des Odofred. Kein Schriftsteller erwähnt die Schrift. Doch mag die unsichere Aeußerung des Joh. Andreae über Odofredus Autorschaft oben Note 94 mit diesem Plagiat zusammenhängen.
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