Die Traktate Bernhard Walthers, hrsg. Max Rintelen (1937) :: Elektronische Transkription des Quellentextes Heino Speer 2013

Die Traktate Bernhard Walthers, hrsg. Max Rintelen (1937) :: Elektronische Transkription des Quellentextes Heino Speer 2013

Inhaltsverzeichnis

Editorial.

Grundlage dieser elektronischen Ausgabe ist die Ausgabe von Max Rintelen: Walther, Bernhard: [Privatrechtliche Traktate aus dem 16. Jahrhundert] Bernhard Walthers privatrechtliche Traktate aus dem 16. Jahrhundert, vornehmlich agrarrechtlichen, lehen- und erbrechtlichen Inhalts / hrsg. und eingel. von Max Rintelen. - Leipzig : Hirzel, 1937. - XXVIII, 60, 231 S. (Quellen zur Geschichte der Rezeption ; 4). [Titelaufnahme DRW] Da der Leistungsschutz für die Transkription gemäß Art. 70 UrhRG. im Jahr 1957 — 20 Jahre nach dem Erscheinen — abgelaufen ist, durfte der Text — allerdings ohne die noch geschützten Anmerkungen Rintelens — digitalisiert werden. Zu den Textgrundlagen für verschiedenen Traktate vgl. Rintelen S. 59*.
Hier wird nur der jeweils von Rintelen gewählte Grundtext wiedergegeben, so dass die kursiv gedruckten Ergänzungen aus anderen Textzeugen ersatzlos gestrichen wurden. Die Umsetzung der von Rintelen geleisteten Auflösung der Allegationen in Hyperlinks auf die jeweiligen Quellen konnte — abgesehen von der Frage ihres urheberrechtlichen Schutzes — nur sehr rudimentär vorgenommen werden und bedürfte eines weiteren Arbeitsganges, der gegenwärtig nicht zu erwarten ist.
Für das gesamte Werk besteht jedoch weiterhin Urheberrechtsschutz, der am 1. Dezember 2035 (70 Jahre nach dem Ableben Max Rintelens) erlöschen wird.
Heino Speer
Klagenfurt im Oktober 2012.

Traktat I. De emphyteusi.
Von denen dienstparn und zinsparn Gründten und Güetern.
Anno 1552.

Von den dienstbaren oder zinßparen Gründten und Güettern, so im Rechten Emphyteoses genennt werden.

Bernhardus Waltherus Doctor.
Anno Domini MDLII.

Was ein dienstbar oder zinßpar Guett oder Grundt sey, auch wie solche Gründt und Güeter in geschribnen Rechten genannt werden.
Das erst Capitl.

[1] Wann ein Prelat, Herr oder Landtman einen Grundt oder Guett einem andern umb ein järlichen Zinß oder Dienst erblich aufgibt, so hat der Zinßman, der das Guett oder den Grundt sollicher Massen aufnimbt, an dem Grundt oder Guet das nutzlich Aigenthumb, so in Latein Utile dominium genennt wirdt.T.1.1.A

[2] Wiewoll aber die Recht vermügen, das die Aufgebung der Gründt und Güetter nicht allein erblichen, sonder auch auf ein Annzall Jar oder auf etlich Leib beschechen mügeT.1.1.B, so ist doch in disem Landt zu Össterreich undter der Ennß merrer thails der Gebrauch, das die Aufgebung durch die Grundtherren allain erblich beschicht; derhalben auch solliche Gründt und Güeter Erbgründt und Erbgüetter genennt werdenT.1.1.C. Und wellichen Zinßman also ein Grundt oder Guet erblich aufgeben wirdt, der mag denselben Grundt oder Guett gegen Verrichtung des järlichen Diensts innhaben, nutzen und / niessen, auch sollichen Grundt oder Guett verschaffen, vermachen, verkauffen und vergeben, [Seite: 3_004] unverhündert des Grundtherren. Wan er auch ohne Testament mit Todt abgehet, so felt sollicher Grundt auf sein nechste Erben, doch in sollichem allem dem Grundtherren an seiner Grundtgerechtigkeit unvergriffen. [3] Gleichwol ist es auch gebreuchig, das die Grundtherren ire Gründt zuzeiten auf ein Anzall Jar oder auf etlich Leib außlassen. Solliche Auslassung aber beschicht nit erblich, sonder allein bestandtsweiß, wie dann das Wort hinlassen oder verlassen (so alweeg in die Bständt- und Leibgedingbrief eingeleibt wirdt) sollichen Verstandt lauter gibt und mit sich bringt.

Von Unterschidt der dienstbaren oder zinsparen Güetter.
Das 2. Capitl.

Die dienstbaren oder zinsparen Güeter sein unterschiedlich; dann etlich sein behausst, etlich unbehausst.

[1] Ein behaust Guet wirdt verstanden das Hauß oder Hof, so der Hold oder Zinßman von dem Grundtherren innhat, sambt dem, waß zu sollichem Hauß oder Hof gehörig ist, es sey Äcker, Wisen, Wayd, Gehölz oder ander dergleichen Gründt.

[2] Die unbehaussten Güeter sein die Jhenigen, darauf kein Hauß oder Hof steet, die auch zu keinem Hauß oder Hof gehörig sind, es seindt Äcker, Wisen, Weingarten, Gehülz, Waidt, oder ander dergleichen Gründt, welliche / man sonst frey Purckrecht und Überlendt, auch Erbstück, Erbgründt, Dienstgründt und Zinsgründt nennen thuet. [Seite: 3_005]

Welliche Grundtherren ire Gründt zu Erbgüettern aufgeben mügen.
Das 3. Capitl.

[1] Ein yeder Landtman mag seine frey eigne Güeter zu Erbgüettern aufgeben, wie in verlusst.

[2] Was aber die Lehengüetter belangt, wiewoll die geschribnen Rechten nit zuegeben, das ein Lehenßman ausser des Lehenherren Bewilligung dieselben zu Erbgüetern aufgeben mögeT.1.3.A, so lässt doch der Landtsbrauch zue, das ein Lehenman die Gründt, zu seinen Lehen gehörig, erblich aufgeben müge. Doch soll in der Aufgebung durch den Lehenßman diese Beschaidenhait gebraucht werden, das dardurch das Lehenguett gebessert und nicht geschmellert werde.

[3] Den Prelaten ist auch dem Landtsprauch nach zuegelassen, das sie irer Gotsheuser Gründt und Güeter zu Erbgüettern außer einichen der Kü. Mt. Consenß aufgeben mögenT.1.3.B. Doch acht ich, wann solliches geferlicherweyß und dem Gotshaus zu spürlichen Nachthaill bescheche, das die Kü. Mt. nicht schuldig wär, solliche Aufgebung zu gestatten.

[4] Ein Zinsman mag sein Erbguett, so er von einem Grundtherren umb einen jerlichen Dienst innhat, weitter / einem andern umb ein Überzinß auch erblichen aufgebenT.1.3.C. Dergleichen mag er auch sollich Erbguett bestandt- und leibgedingweiß einem andern hinlassen unverhindert des Grundtherrn. Doch ist solliches alles zu verstehen, wann der Grundt ein freys Purckrecht und kein behausstes Paurnguett ist. Dann was die behaussten Paurngüetter belangt, die mag ein Hold ausser des Grundtherrens sonder Zuegeben und Bewilligung einem andern weder in Bestandt- noch Leibgedingsweiß noch auch per modum emphytheusis verrer nicht aufgeben oder hinlassen, sonder er ist sollich Guett mit eignem Ruggen oder Rauch zu besitzen oder aber mit einem andern tauglichen Holden zuezustiften schuldig.[Seite: 3_006]

Wasmassen ein Grundtherr schuldig sey, ein Grundtbuech zu halten.
Das 4. Capitl.

Es ist gebreuchig, das ein yeder Grundtherr über seine Gründt ein ordenlich Grundtpuech halten thuet, in wellichem Grundtbuech die Gewöhren, auch die Sätz (wan die zu Zeiten beschechen) eingeleibt werden. Yedoch wan ein Grundtherr von alters kein Grundtbuech gehalten hat (wie dann vill Landtleuth zwischen iren Holden und Underthannen nicht Grundtbüecher halten, sonder die Gründt allein mündtlich innen aufgeben, so bleibt es bey sollichem Gebrauch billichT.1.4.A.[Seite: 3_007]

Von dreyerlay Unterschidt der Gewöhren.
Das 5. Capitl.

Die Gwöhrn werden auf dreyerley Art gegeben, wie hernach Volgt.

Erstlich mag sich ainer an Nutz und Gewähr an alle Condition schreiben lassen, in wellichem Fall das Erb/guet nach seinem Abgang auf seine Erben fallen thuet. Wann er aber neben ime sein Hausfrau (wie dann vill beschiecht) auch schreiben läst, und das er oder sein Hausfrau hernach mit Todt abgehet, so felt auf ine und seine Erben nicht mer dan der halb Thail des Erbguets, den der ander halb Thail des Erbguets felt auf sein Hausfrau und derselben Erben.

Zum Andern, wann sich ainer sambt seiner Hausfrauen mit gesambter Handt an Nutz und Gewöhr schreiben läst, und das er oder sein Hausfrau hernach mit Todt abgehet, so hat die überbleibend Person nicht weniger jr Leben lang das Erbguett zu geniessen und zu gebrauchen. Wann dieselb aber hernach auch mit Todt abgeet, so felt das Erbguett zu halben Thail auf seine Erben, und dann auf der ehe verstorbenen Person Erben der ander halber Thail.

Zum dritten werden auch die Gewähren zu Zeiten fürnemblich zwischen Chonnleuthen auf Überleben gestelt. Wan nun in sollichem Fall die ein Person mit Todt abgehet, so felt das Guet on Mitl auf die überbleibende Person.

Was zu Fertigung einer Gewöhr von Nöten sey.
Das 6. Capitl.

Wann einer von einem Grundtherren ein Gewöhr umb ein Grundt nemen will, soverr dann umb solliche Gründt zuvor ein andere Person an der Gewähr geschriben stehet, wirt mit der Ferttigung nachvolgunder Undterschidt gehalten.

Erstlich, wann der, so die Gewöhr zu erlangen begert, den Grundt von dem vorigen Jnnhaber geerbt, ist er schuldig, ein beweiste Siptschaft oder Testament dem Grundtherren zu dem Grundtbuech [Seite: 3_008] fürzebringen, darauf im dan der Grundtherr, wann die Siptschaft oder das Testament genuegsam und unkriegbar ist, die Gewöhr zu fertigen nicht weigern kan.

Wann aber dem Grundtherren glaubwirdig fürkombt, das ander mer Erben verhanden, die zu dem Erbguett jr Sprüch und Erbgerechtigkeit suechen möchten, so ist er dem, so die Gewöhr ersuecht, nicht schuldig die Gewöhr zu fertigen, er geb im dann ein Schermbrief, darinn er sich gegen ime verschreibt, soverr künftigklich einiche Sprüch fürkomen werden, das er das Grundtbuech ohne Schaden halten welle.

Zum andern, wann einer ein Erbguet durch einen Kauf an sich bringt, so soll er von dem Verkaufer ein ordenlich Aufsendung, an den Grundtherren lautend, fürbringen; darauf ist im der Grundtherr die Gewöhr zu fertigen schuldig. Wo aber der Verkauffer, zuvorg und ehe dan er dem Kauffer die Aufsendung gefertigt, mit Todt abgieng oder sonst aus dem Landt verrückt, also das der Kaufer von im noch seinen Erben die Aufsandt nicht bekommen möchte, woverr dan der Kaufer mit seinem habenden Kaufbrief oder mit lebendigen Zeugen oder sonst in ander Weeg darbringen mag, das ime das Guet aufrecht verkaufft worden, so ist der Grundtherr schuldig, ime die Gewöhr nicht weniger, als ob ein Aufsandt fürkommen, zu fertigen.

Zum dritten, wann ein Grundtherr einen Grundt, der im von wegen der unbezalten Diensten oder aus ander Ursachen haimbgefallen ist, jemandts aufgibt, soll er die Urthail, darinn im sollicher Grundt haimbgesprochen worden, zu der Gewör erlegen und darauf die Gewöhr fertigen.

Wann aber der Grundtherr den Grundt erst von neuen aufgibt, so ist es dann an der blosen Gewöhr genueg.

Wie die Gewören gestelt werden sollen.
Das 7. Capitl.

[1] Jn der Gewöhr soll der Jenig, so die Gewöhr nimbt, sambt dem, von dem das Erbguet herrüert, benent werden. Es soll auch der Titl, dardurch der Grundt oder das Erbguet auf den, so die Gewöhr nimbt, [Seite: 3_009] kommen ist, in der Gewöhr vermeldt werden. Nemblich ob solliches durch Kauf, Erbschaft oder durch einen andern Titl beschechen.

[2] Item der Grundtherr soll auch in der Gewöhr die nechsten anraynenden Nachbaurn zu baiderseits oder ja auf das wenigist an einer Seiten, auch das Gepürg oder Riedt, oder sonst die Gelegenheit des Orts, mit Benennung March und Rain, dazwischen das Erbguet gelegen, lauter anzeigen. Doch ist der Grundtherr solliche Benenung anders ze thuen nit schuldig, dann wie die alten Gewöhren vermügen, und wann in Zeit [der] Verenderungh der Gewöhr der nechst anrainendt Grundt einen andern Besitzer bekommen het, so soll in der Gewöhr nicht der vorgewesen, sonder der yetzige Besitzer desselben Grundt benennt werden.

[3] Item in der Gewöhr soll auch vermeldt werden, was und wievill der Zinßman von dem Guet oder Grundt zu diennen schuldig sei, auch zu was Zeiten im Jar die Dienst gereicht werden sollen.

Von den Grundtrechten.
Das 8. Capitl.

[1] Ein yeder Grundtherr hat alle Speen und Irrungen, so sich zwischen den Partheyen der Gründt halben zuetragen, selbst zu richten und darinnen zu erkennenT.1.8.A; doch mit Vorbehalt dem beschwerten Thail die Appellation für der Röm. Kü. Mt. etc. N. O. Regierung; allein was die von Wien insonderhait befreyet sein: wann sich zwischen Bürgersleuthen zu Wien Irrungen zuetragen von wegen der Gründt, so in dem Purkfridt zu Wien gelegen seindt, das solliche Irrungen nicht vor dem Grundtherren, sonder vor dem Statgericht berechtnet werden sollen.

[2] Wann ein Grundtherr vermeint, das ime ein Grundt als ein Reißguett oder von wegen der unbezalten Dienst oder ander Ursach halben verfallen sein soll, mag er in sollichem Fall selbs nit Richter sein, angesehen das niemandt in seinen selbs eignen Sachen sein selbst Richter [Seite: 3_010] sein sollT.1.8.B. Er mag aber ein ander unparteiysche Person an seiner Statt zum Richter nidersetzen, der in der Sachen mit Vorbehalt der Appellation erkennen thue.

[3] Und wan ein Grundtrecht gehalten wirdt, so ist gebreuchig, das albeeg etlich unverdechtlich Beysitzer durch den Grundtherren darzue erbeten und nidergesetzt werden, wie er die ungeverlich in der Anzal nach Glegenheit der Sachen haben möge.

Ein Grundtherr mag den Grundtdienst nit ersteigern.
Das 9. Capitl.

[1] Wann einer einen Grundt umb einen benenntlichen Grundtdienst von einem Grundtherren innenhat, ob dann gleich der Grundt bei seiner Innhabung besser wirdt, so mag doch der Grundtherr derwegen keinen neuen Grundtdienst darauf schlagen oder den alten Grundtdienst ersteigern, sonder er ist den Dienstman bei dem alten Dienst beleiben zu lassen schuldigT.1.9.A.

[2] Es begibt sich zu Zeiten, das ein Grundt in Verödung kumbt, derwegen dann ein Grundtherr den alten Grundtdienst ringern thuett. Ob dann gleich der Zinßman den Grundt hernach wider erhebt und zu Früchten bringt, so mag doch der Grundtherr den alten Grundtdienst nicht fordern, sonder er ist schuldig, sich an dem geringerten Grundtdienst ersettigen zu lassen, es wär dann, das er ime in Ringerung des alten Grundtdienst austrücklich vorbehalten hat, wann der Grundt mit der Zeit wider erpauet oder erhebt werden soll, das er im alßdan den alten Grundtdienst darauf widerumben zu schlahen vorbehalten haben welle.[Seite: 3_011]

Wohin die Dienst durch den Holden oder Zinsman dem Grundtherren geantwurt werden sollen.
Das 10. Capitl

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Den geschribnen Rechten nach ist der Grundtherr nit schuldig, dem Holden oder Innhaber des Grundts umb die Dienst nachzuschicken; sonder der Hold oder Innhaber des Grundts ist schuldig, die Dienst dem Grundtherren selbst anhaimb zu bringen und zu überantwurtenT.1.10.A. Und wan also der Holdt oder Zinßman dem Grundtherren die Dienst, es sey an Traidt, Wein, Gelt oder Anderm, haimb zu Hauß bringet oder füeret, soll dasselb auf des Holden oder Dienstman Uncosten an allen des Grundtherren Darlegen beschechenT.1.10.B. Wiewol aber die geschribnen Rechten solliches, wie yezo erzelt, vermügen, so ist aber in dem ganzen Landt in Reichung des Perkrechten das Widerspill gebreuchig, nemblich, das kein Zinßman schuldig ist, dasselb dem Grundtherren zu Hauß zu schicken, sonder, wann der Grundtherr des Perkrecht einkommen will, mueß er dasselb vor dem Weingarten abschöpfen und auf seinen Kosten haimbfüeren. Waß aber das Traidt, Pfennig und andern dergleichen Dienst belangt, darinnen wirt ein Unterschidt gehalten. An etlichen Orten ist der Gebrauch, das der Grundtherr auf seinen Costen umb den Dienst schicken thuet; an wellichem Ort aber der Gebrauch dermassen von Alter nicht gehalten worden ist, sein die Holden und Unterthannen schuldig, den Dienst selbst und auf iren Uncosten dem Grundtherren haimbzubringen. [Seite: 3_012]

Wan ein Zinßman den Grundtdienst nicht bezalt, mag der Grundtherr den Grundt einziehen.
Das 11. Capitl.

[1] Der Zinßman ist schuldig, dem Grundtherren jerlich den Grundtdienst zu bezallen. Wann er aber denselben drei Jar lang aneinander unbezalt anstehen lässt, so mag der Grundtherr den Grundt einziehenT.1.11.A. Doch soll er solliches eignes Gewalts nit thuen, sonder mit Erkanntnus eines ordenlichen GrundtrechtensT.1.11.B. Wo aber ein Grundtherr den Zinßman ausser rechtlichen Erkanntnus des Grundts entsetzen thuet, so ist er schuldig, dem Zinßman den Grundt widerumb zu restituieren und einzuantwurtten und sich mit im um den Gewalt zu vertragen.

[2] Und als yetzt vermelt ist, wann der Grundtdienst in dreyen Jaren nicht bezalt wirdt, das der Grundtherr den Grundt alsdann, und ehe nicht, mit Recht einziehen mag, solliches ist auf die geistlichen Grundtherren so wol als auf die weltlichen zu verstehen, dan in disem fall dem Gebrauch nach zwischen den geistlichen und weltlichen Grundtherren kein Unterschidt ist, so doch den geschribnen Rechten nach die geistlichen Grundtherren von Stund an das ander Jar, als inen der Grundtdienst nit gereicht wierdet, die Einziehung thuen mügenT.1.11.C.

[3] Ob aber ein Zinßman in disem Fall entschuldigt sey, wan ein Grundtherr in Ersuechung des Grundtdiensts selbst säumige wäre und den Grundtdienst in den dreyen Jaren nicht ersuechen thet, wirdet her nach aus den 16. Capitl verstanden.

[4] Wann gleich ein Zinßman den Grundtdienst in den dreyen Jaren zum Thail verricht het, so ist er doch gegen dem Grundtherren damit [Seite: 3_013] nit enthebt, sonder der Grundtherr mag den Grundt nichts weniger, als ob ime der Grundtdienst noch gänzlich ausstüendt, mit Recht einziehenT.1.11.D.

[5] Hieneben ist zu wissen, wiewol hievor vermeldt, das der Grundtherr von wegen der unbezalten Grundtdienst den Grundt mit Recht einziehen müge, so haben sich doch bisheer albeeg die Grundtherren der Bescheidenheit gebraucht, wan innen gleich die Dienst zehen, zwainzig oder mer Jar ausstehen, das sy den Zinßman die Gründt nit gestracks mit Recht einziehen, sonder sy zuvor guetlich ersuechen, das sie sich umb die Ausständt mit innen vertragen, und, wann die Zinßmanen solliches thuen, so lassen sy innen die Grundt ungeirrt volgen, und, wann gleich ein Grundtherr in disem Fall die Schärff gebrauchen wolt, so acht ich doch, das er die Einziehung anderst mit Recht nit thuen möchte, dann wo ime der Zinßman die Dienst muetwilliger und trutzlicher Weiß vorhielt. Dan wo er aus Unwissenheit oder ArmuetT.1.11.E oder aus andern dergleichen UrsachenT.1.11.F die Bezallung der Dienst unterlassen het und noch urbittieg wär, die Bezallung zu thuen, acht ich der Billigkeit nach, das der Grundtherr der Einziehung nit befuegt sein würde. [Seite: 3_014]

Wan einem Grundtherren ein Grundt von wegen der unbezalten Grundtdienst haimbfelt, ob ime die Außstendt sambt dem Grundt ervolgen sollen.
Das 12. Capitl.

Es tregt sich zue, das ein Dienstman von seinem Erbguet in vill Jaren dem Grundtherren den Dienst nit verricht hat, dardurch dann der Grundtherr verursacht wiert, das Guett mit einem Grundtrecht einzuziehen. Woverr dann das Guet undter einen geistlichen Grundtherren gelegen ist, so vermügen die geschribnen Rechten, das dem geistlichen Grundtherren nit allein das Guett, sonder auch die ausstendigen Dienst verfallen, die ime auch zu sambt dem Grundt zue erkennt werden sollen.

Wo aber das Guett undter einem weltlichen Grundtherren gelegen wär, so wellen die Recht, das dem Grundtherren allein der Grundt, aber die verfallnen und versessnen Grundtdienst mit nichte ervolgen sollen, es wär dann, das er anfenklich in Einziehung des Grundts protestiert het, das er sich der ausstendigen Grundtdienst mit nichte begeben haben welle; daraus dann ervolgt, wan der weltlich Grundtherr in seiner Clag den Grundt sambt den versessnen Grundtdiensten vor dem Grundtrechten begeren thuet, das ime nit allein der Grundt, sonder auch die versessnen Grundtdienst zueerkennt werden sollenT.1.12.A. Doch hab ich bisheer nit gesehen, das ainicher Grundtherr die versessnen Grundtdienst sambt dem Grundt in seiner Clag begert het, vill weniger, [Seite: 3_015] das der versessen Grundtdienst ainichem Grundtherren in sollichem Fall zue erkennt worden wäre.

Wann einem Grundtherrn ein Grundt verfelt, so ist ime die Besserung desselben auch verfallen.
Das 13. Capitl.

Wann einem Grundtherren ein Grundt von wegen der unbezalten Dienst haimbfelt, so ist ime das Pau und die Besserung, so der Innhaber auf sollichen Grundt gethan, auch verfallen. Er ist auch dem Innhaber umb sollichen Pau und Besserung ainiche Bezallung oder Erstattung ze thuen nit schuldigT.1.13.A.

Wann der Herr von wegen der ausstendigen Dienst den Grundt einzuziehen vermeint, und aber der Holdt fürgäb, er het die Dienst bezalt, soll er die beschechen Bezallung beweysen.
Das 14. Capitl.

Wann ein Grundtherr einen Grundt von wegen der unbezalten Grundtdienst mit einem Grundtrechten einzuziehen vorhabens ist, so wirdt im in sollichen Fall ainiche Weysung nicht auferlegt, sonder der Holdt oder Zinßman ist die Bezallung zu beweisen schuldigT.1.14.A. Und solliche Weysung mag er mit Quittungen und lebendiger Kundtschaft volführenT.1.14.B. [Seite: 3_016]

Ob in Anforderung der ausstendigen Grundtdienst der Grundtherr oder aber der Zinßman weysen soll.
Das 15. Capitl.

Wann ein Grundtherr an seinen Holden oder Zinßman von einem oder mer vergangenen Jaren den Grundtdienst ervorderet und aber der Zinßman fürgibt, das er die Bezallung gethan hab, so ist er solliche Bezallung, das dieselb beschechen sey, zu beweisen schuldigT.1.15.A. Und solliche Weysung mag er mit Quittung oder lebendiger Zeuknus volfüeren, wie hie oben in dem 14. Capitl angezaigt ist. Wann aber der Holdt oder Zinßman beweisst, das er die nechst verschinnen drey Jar aneinander den Zinß bezalt, so wierdet vermuettet, das er die fordern Jar auch bezalt hab, es wer dann, das der Grundtherr das Widerspill beweysen möchteT.1.15.B.[Seite: 3_017]

Wan ein Grundtherr den Zinßman umb seine Dienst pfendten müg.
Das 16. Capitl.

[1] Wann ein Hold oder Dienstman seinem Grundtherren die Dienst nicht bezalt, soverr dan der Grundtherr seiner Dienst einkommen will, ist er nicht schuldig, den Holden oder Dienstman umb solliche ausstendige Dienst zu beclagen, sonder er mag sich selbst umb solliche Ausständt pfendten, doch, sover er sollicher Dienst in geruebigem Gebrauch und Posseß ist. Dann, wo er der nit in Possess wäre, het die Pfandtung nit stat, sonder er wär schuldig, solliche Dienst mit rechtlicher Clag zu ersuechen.

[2] Wann ein Grundtherr seinen Holden oder Dienstman umb die ausstendigen Dienst pfendten will, soll er dasselb auf seinen Zinßgründten thuen. Dann wo er den Holden oder Zinßman auf einen frembden Guet pfendten oder aufhalten thet, wer er desselben nicht befuegt.

[3] Die Pfendtung umb die ausstendigen Dienst soll nicht zu hoch oder übermässig, sonder zimblicherweiß und nicht vill höher, als der Ausstandt ist, beschechen.

[4] Wann ein Holdt oder Dienstman die Grundtdienst dreu Jar lang anstehen lässt, so steet es bey dem Grundtherren, ihne umb solliche Dienst zu pfendten und also die von im einzubringen oder aber den Grundt mit einem Grundtrecht gar einzuziehen. Wie aber solliche Einziehung beschechen müge, ist hie oben angezaigt in dem 14. Capitl.

Ob ein Grundtherr schuldig sey, den Grundtdienst in Zeit der Mißrattung, oder wan ein Grundt in Verderben kumbt, nachzulassen.
Das 17. Capitl.

[1] Ob gleich ein Grundt oder Erbguet durch Erdbiden oder Wassergüß zum Thail verderbt oder hingenommen wierdt, so mag [Seite: 3_018] doch dem Grundtherren derwegen mit Recht nicht auferlegt werden, an dem Grundtdienst ichts nachzulassen, sondern der Dienstmann ist nichts weniger schuldig, im den völligen Grundtdienst zu bezahlen. Vermaint aber der Dienstmann, das ime der völlig Grundtdienst zu schwer sey, so mag er den Grundt, so vil des noch vorhanden, dem Grundtherren haimbsagenT.1.17.A.

[2] Wann gleich dem Zinßmann durch Schauer oder ander Ungewitter die Frucht mißraten, so ist er doch nichts weniger dem Grundtherren seine Dienst zu verrichten schuldigT.1.17.B. Doch pflegen ink obbemelten Fällen die Grundtherren mehr die Bescheidenheit dann die Schörff zu gebrauchen.

Wie die Landsteuern von den Erbgüettern bezalt werden sollen.
Das 18. Capitl.

Wiewol die Recht vermügen, das der Hold oder Zinßmann und nit der Grundtherr die Steuern von den Erbgüettern zu bezallen schuldig seyT.1.18.A, so ist doch in disem Landt zu Österreich unter der Ennß bisheer der Gebrauch gehalten worden, das die Bezallung der Landtsteuer nit den Zinsleuthen oder Underthannen, sondern dem Grundtherrn auferlegt wirdet, wellicher / Grundtherr alßdan die Steuer von den unbehaussten Güettern aus aignem Söckl ohne Entgelt des Zinßmans zu bezallen schuldig ist. Was aber die Steuer von den behaussten Güettern [Seite: 3_019] belangt, dieselb ist der Grundtherr aus aignem Söckel zu bezalen nit schuldig, sonder er mag die seinen Underthannen zu bezallen anschlagen.

Ob und was massen die Holden und Dienstleuth von iren Erbgründten und Güettern zu robaten schuldig sein.
Das 19. Capitl.

[1] Ein yeder Hold ist von seinem Guett, soverr dasselb ein behausst Gutt ist, seinem Grundtherrn zu robaten schuldig, und wann er gleich vormals von dem Grundt nie kein Robath than het, so mag er sich doch auf des Herren Ersuechen derselben nicht entschütten, es wer dann, das er von dem Grundtherren oder desselben Vorfordern der Robath halben insonderheit befreidt wär und das er solliche Freiheit mit brieflichen Urkunden oder in ander Weeg fürbringen und darthuen möcht.

[2] Was und wievill ein Underthan seinem Herrn von alters gerobath, und wie im der Herr entgegen die Unterhaltung yederzeit gegeben, dabey ist in der Herr beleiben zu lassen schuldig, und er mag ine darüber nit dringen oder beschwären. Wo aber ein Unterthan von alters nie gerobat het und doch der Robat halben kein Befreyung het, so ist er dem Landtsbrauch nach dem Herren auf sein Ersuechen yedes Jar zwelf Tag zu robaten schuldig, doch das der Herr solliche [Seite: 3_020] Robath nit auf ein einige Zeit im Jar von dem Underthannen ervordert, sonder dieselben in die vier Zeiten des Jars außthailte, damit die Untderthannen soviell weniger beschwärdt werden. Es ist auch der Herr in sollichem Fall denn Unterthanen zu der Robath ier nottürfftige und gebürliche Unterhaltung zu geben schuldig.

[3] Die Robath soll inen auch dermassen aufferlegt werden, das die, so zu iren Heusern gehörige Äcker haben, die Robat mit Roß und Wägen, und dan die, so zu iren Heusern gehörige Äckher nit haben, allein mit der Handt verrichten sollen. Item sie sollen auch über die gewönnliche Tagzeit zu robaten durch den Herrn nit getrungen werden.

[4] Von dem Purkrecht und Überlendtgründten ist ein Unterthan nit schuldig, demm Grundtherrn einiche Robath zu thun, es were dan, das er von alters solliche Robath than het und der Herr sollicher Robath im Gebrauch wäre. [Seite: 3_021]

Wan ein Zinßman den Grundt in Verödung oder Abpau kommen läßt, wie alßdan der Grundtherr sollichen Grundt einziehen müge.
Das 20. Capitl.

Die geschribnen Recht vermögen, wann ein Dienstman oder Holdt sein Erbguet in Verödung oder Abpau komen läst, das alßdan der Grundtherr Fueg hab, sollich Guett zu seinen Handen einzuziehen, doch allein in dreyen Fällen, wie hernach volgt.

Erstlich, wan der Grundt durch solliche Verödung oder Abpau nicht schlechtlich, sonder merklich in Abfall und Verderben kumbt, also das er dardurch merklich letzer und schlechter wirdt.

Zum Andern, wann die Verödung oder Abpau nicht allein an den Früchten, sonder auch an dem Grundt erscheint, dermassen, das der Grundt auch künftigklich dardurch schlechter und letzer wierdt.

Zum Dritten, wann solliche Verödung und Abpau nit durch Ungewitter oder andern Gottes Gewalt, sonder aus Lässigkeit des Zinßmanns beschicht, also das im daran billich Schuld zuegemessen werden mag.

In sollichen dreyen Fällen geben die Recht zue, das der Grundtherr den Grundt einziehen mügeT.1.20.A. [Seite: 3_022]

Wan ein Grundtherr sein Grundtobrigkeit einem andern verkaufft, so ist derselb Kauffer den Zinßleuten ire Erbgüetter volgen und bleiben zu lassen schuldig.
Das 21. Capitl.

[1] Ein Grundtherr hat Fueg und Macht, sein Grundtobrigkeit einem andern zu verkauffen oder zu übergeben, wie in verlusst, darinnen im die Zinsleut kein Irrung thuen mügen.

[2] Und wann also ein Grundtherr einem andern sein Grundtobrigkeit zu kauffen gibt, so hat der Kaufer nit Macht, die Zinsleut von iren Erbgüettern abzuschaffen, sonder er ist sie allermassen, wie sy die bey dem vorigen Grundtherren innengehabt und besessen haben, darbey bleiben zu lassen schuldig.

[3] Wan aber ein Grundtherr einen Grundt auf gewisse Jar oder auf etlich Leib yemandts ausgelassen hat, und das hernach der selb Grundtherr seine Grundtobrigkeit einem andern zu kauffen gäb, so wierdet solche Auslassung in disem Landt für einen plosen Bestandt und für kein Erbgerechtigkeit verstanden, wie hie oben in dem ersten Capitl angezaigt worden, derhalben dann der Kauffer, so obbemeltermassen die Grundtobrigkeit durch Kauf an sich bracht, nit schuldig ist, die Bestandt und Leibgeding zu halten, sonder er mag die selben den Innhabern aufsagen und von inen aufhebenT.1.21.B. Doch steet den Bestandtleuten bevor, iere Schäden bei dem Verkauffer mit Recht zu ersuechenT.1.21.C. Derhalben dan der Verkauffer in sollichem Fall in albeeg bedacht sein soll, das er in Abredung des Kauffs den Bestandtleuten ire Beständt und Leibgeding gegen dem Kauffer vorbehalt.[Seite: 3_024]

Ob ein Hold oder Dienstman ausser des Grundtherren Zuegeben seine Erbgründt und Güetter verkauffen, verschaffen oder verändern oder sich desselben entschlagen müge.
Das 22. Capitl.

[1] Einem yeden Holden oder Zinßman steet bevor, seine Erbgründt oder Güetter zu verkauffen, und zu vermachen, darinn ime der Grundtherr kein Eintrag oder Verhindernuß thuen magT.1.22.A. Doch hat es mit den behausten Güettern diesen Undterschid. Wan der Grundtherr wider den Jhenigen, dem das Guet verschafft oder übergeben worden ist, billiche Ursachen fürzuwenden hat, warumben er ime zu einem Holden nit annemblich sey, so ist er in die Verkauffung oder Übergab zu bewilligen nit schuldig, so lang und vill, biß ime ein ander tauglicher Kauffer oder Stiftman fürgestelt wirdt.

[2] Wann ein Holdt sein Behausung einem andern in seinem Testament verschafft, und das derselbig, dem er das Guet also verschafft, dem Grundtherren zu einen Holden aus genuegsamen Ursachen nicht annemblich ist, so hat der Grundtherr gleichwoll das Testament nit zu widertreiben, aber dem Erben, dem sollich Guett geschafft worden, mag er auflegen, das Guet einem andern, der im zu einen Holden tauglich und annemblich, zu verkauffen und zu übergeben. [Seite: 3_024]

[3] Wann ein Holdt oder Zinßman dem Grundherren das Guett, es sei behaust oder unbehausst, ledig heimbsagen wolt, so mag er dasselbig thuen, und der Grundtherr mag in nit nöthen, auf dem Guet wider seinen Willen zu bleibenT.1.22.B. Wiewol hie oben angezaigt ist, das ein Grundtherr seinen Holden auf dem Guet wider seinen Willen zu bleiben nit zwingen müge, yedoch wann ein Hold vor dem Herren noch unvertragne Rechtsachen het, so ist in der Herr abzulassen nit schuldig, so lang biß er solliche Rechtsachen ausfüert, oder aber Pürgschaft thuet, dem Rechten biß zu Endt auszusteen, und, waß darinnen erkennt wirdt, zu volziehen.

Ob ein Grundtherr in den Kauff eines Erbgrundts steen müge.
Das 23. Capitl.

Wiewoll die Recht vermügen, wan ein Zinßman seinen Grundt zu verkauffen willens ist, das er dem Grundtherren denselben zuvor anzufaillen schuldig sey, das auch der Grundtherr vor menigklich den Vorkauf habT.1.23.A, so ist doch der Gebrauch in disem Landt dawider, dann ein yeder Zinßman mit Verkauffung seines Grundts frei ist.

Ob ein Herr seinen Holden one Ursach dringen mag, von seinen Erbguet abzuziehen und einen andern zuezustiften.
Das 24. Capitl.

Wiewoll etlich vermeinen, das ein Grundtherr Fueg und Macht hab, seinen Holden oder Underthannen von seinem Erbguet seines Gefallens weck zu schaffen, so wierdet doch solliches durch die höher Obrigkeit anderer Gestalt dem Grundtherren nit gestattet, dann wo im ein Holdt oder Undterthan ungehorsam ist, oder wo sunst anders dergleichen genuegsame Ursachen wider ine verhanden sein, und das sich bey dem Holden keiner Besserung leichtlich zu versehenT.1.24.A. In sollichem Fall wierdet dem Grundtherrn zuegeben, den Holden von seinen Gründten zu urlauben, doch dergestalt, das er im zu der Verkauffung und Zuestiftung ein geraume Zeit nach Gestalt und Gelegenheit des Guets gebe. Wo alßdann der Holdt in sollicher Zeit das Guet nit verkaufft, so mag der Grundtherr das Guet nach billicher Schätzung verkauffen, oder, wo kein Kaufer verhanden, alßdan das Guett umb die Schätzung annemen. Wo aber der Unterthan sollicher Schätzung beschwärt zu sein vermaint, steet im bevor, ein Überschätzung von der höhern Obrigkeit zu begeren.[Seite: 3_026]

Wan ein Zinßman seinen Grundt einer Kirchen oder einem Gotshauß schafft oder den Grundt dahin verkaufft, ob der Grundtherr der Kirchen oder Spittal die Gewöhr zu geben schuldig sey.
Das 25. Capitl.

Wann ein Zinßman einen Grundt zu einer Kirchen oder zu einem Spital oder Gotshauß verschafft oder aber dahin verkaufft, so vermainen etlich, das der Grundtherr nit schuldig sey, auf solliche Geschäfte ainiche Gewöhr zu fertigenT.1.25.A. Sonder der Grundtherr müge dem Gotßhauß oder Spittal auflegen, in einer benentlichen Zeit den Grundt einer weltlichen Person zu verkaufen und das Gelt darfür anzunemen. Yedoch wan sich das Gotshauß oder Spital bewilligen wolt, alle zehen Jar, oder so oft ein Prelat oder Spitlmeistern desselben Gottshauß oder Spital mit Todt abgeet, und ein neuer Prelat oder Spitlmeister dahin kummen würde, die Gewähr von neuem bey dem Grundtbuech zu empfahen, so mag sich der Grundtherr nicht verwidern, dem Gotshauß oder Spital die Gewähr sollicher Gestalt zu fertigen und folgen zu lassenT.1.25.B. Wiewoll nun etlich dieser Meynung sein, wie yezo gemelt ist, so hab ich doch bißheer merrers Thails gesehen, das die Grundtherren den Gotsheusern und Spittal die Gewähren in obgeschribenen Fall allermassen wie den weltlichen Personnen ohne Verwiderung gegeben haben.[Seite: 3_027]

Wie die Erbgründt umb Schulden eingezogen werden mügen.
Das 26. Capitl.

Wann einer gegen einen andern, der Erbgüeter hat, umb ein Geldtschuldt oder umb ein andern personnlichen Spruch ein Recht erlangt, so mag er sich auf des verlustigen Thails Erbgründt sowoll als auf andere desselben frey eigne Güetter ansetzen lassen, und, wann der Verlustig die Gründt aus dem Ansatz in gebürlich Zeit nit löset, so ist der Grundtherr schuldig, dem obsigenden Thail Nutz und Gewöhr umb solliche Gründt zu geben und folgen zu lassenT.1.26.A. Doch das der obsigendt Thail dem Grundtherren von dem Gericht, daran die Urthail ergangen, ein ordenlich Compaß zubring, damit die Execution der gesprochnen Urthail durch ine beschechen müge.

Wan gleich ein Gewör auf die Erben nicht gestelt wirdt, so ist inen doch der Grundtherr nichts weniger zu leyhen schuldig.
Das 27. Capitl.

Wiewoll es vast bey allen Grundtbüechern breuchig, das die Gewöhr auf den Zinßman und nit auf seine Erben gestelt werden, yedoch wann es zu Fällen kumbt, so mögen des Zinßmanns Erben durch den Grundtherren von dem Erb- oder Zinßguett nit ausgeschlossen [Seite: 3_028] werden, sonder er ist innen dasselb erblich volgen und beleiben zu lassen schuldig, doch das sy die Erben umb sollichen Grundt oder Guett Nutz und Gewöhr von neuem auf jr Personn empfahen, wie in dem vorgehenden Capitel angezaigt istT.1.27.A

In was Fällen die Gewören verneuert werden sollen.
Das 28. Capitl.

[1] Wann einer ein Guett durch Kauf, Übergab, Erbschaft, Auswechsl oder durch ein andern dergleichen Fall oder Contract erlangt und an sich bringt, so ist er schuldig, die Gewöhr umb sollich Guett von dem Grundtherren von neuem zu empfahen. Yedoch wann zwo Personnen umb einen Grundt auf Überleben an einer Gewöhr stehen, und das hernach die ein Person daraus mit Todt abgehet, dardurch dann der ganz Grundt auf die überbleibend Person beleibt, so ist sy nit schuldig, die Gewähr von neuem zu nemen, sonder sie mag sich der ersten Gewähr betragenT.1.29.A

[2] Wann ein Gewähr nicht blöslich auf des Zinßmans Person, sonder auch auf seine Erben gestelt wierdet, und das es hernach zu Fällen kumbt, so ist der Erb nit schuldig, die Gewöhr von neuen zu [Seite: 3_029] empfahen, sonder er mag sich der alten Gewöhr betragen. Wenn aber die Gewöhr allein auf des Zinßmans Person gestelt wär (wie dann die Gewöhren in disem Landt merers Thails dermassen gestelt werden), so ist der Erb schuldig, wann es zu Fällen kumbt, das er die Gewöhr von neuem empfahe.

Von den Gründten und Güettern, so dem Grundtherren als erbloß haimbfallen.
Das 29. Capitl.

Wann ein Hold oder Zinßman ohne Testament mit Todt abgeet, auch keinen gesippten oder Pluetserben hinter im verläst, so felt sein Dienstgrundt sambt dem Gebeu, wo dan ainniches durch den Holden oder Zinßman auf dem Grundt beschechen oder aufgericht worden, dem Grundtherren one Mitl haimb. Desgleichen wo die Frücht noch ungefechsendt auf dem Feld stüenden, so sein dem Grundtherren in sollichem Fall dieselben ungefechsneten Frücht gleichermassen verfallen.

Was aber ein Holdt oder Zinßman ausser des, so yetzo vermeldt, hinter sein als erbloß verläst, daran ist dem Grundtherren nichts verfallen, sondern der Lanndsfürst möchte dasselb in den Fiscum einziehen lassen.

Traktat II.
Von den Vogteyen.

Von Unterschaidt der Vogteien.
Das 1. Capitl.

[1] Die Vogteyen sein in disem Erzhörzogthumb Össterreich unter der Enns zwayerlay, nemblich Betvogteyen und Erbvogteyen.

[2] Die Vogteyen sein vor vill Jaren in Kriegszeiten und offenen Pheden aufkommen. Nemblich also: Wann ein geistlicher oder weltlicher Grundtherr selbst nit so mechtig gewesst, das er seine Grundtholden vor den Feinden und Absagern beschitzen mügen, so hat derselb Grundtherr seine Grundtholden an andere mechtige Herren und Landtleuth angevogt, und also die Holden in derselben Herren und Landleuth Schutz und Scherm ergeben. Wann nun solliche Anfogtung allein auf ein Zeit oder auf Wolgefallen des Grundtherren beschechen, so wierdet dieselb Vogtey ein Betvogtey genannt.

[3] Die Erbvogteyen sein diese, wann ein Grundtherr seine Unterthannen einem Herren oder Landtman anvogt der gestalt, das dieselb Vogtey für und für erblich beleihen solle, desgleichen, wan ein Landtman ein Gotshauß stift, oder aber zu einem Gotshauß einen oder mer Holden widmet und ime in sollicher Stiftung oder Widembung die Vogteyen vorbehelt, so wierdt solliches auch für ein Erbvogtey verstanden, und solliche Erbvogteyen sollen albeeg mit brieflichen [Seite: 3_031] Urkunden gewisen werden. Yedoch wan einer sovil Zeit, als zu einer Verjärung genueg ist, ein Vogtey in Possess gehabt, ob er dan gleich nichts fürzubringen hete, das solliche Vogtey ein Erbvogtey sey, so wierdet doch dieselb albeeg für ein Erbvogtey gehalten, es wer dan, das der Grundtherr mit brieflichen Urkunden oder in ander Weeg beweisen und darthuen möcht, das die Vogtey allein durch Gebethe aufkommen sey, so habe sich alßdann der Vogtherr ainicher Erbvogtey nicht anzemassen.

Die Betvogteien mügen dem Vogtherren durch den Grundtherren yederzeit abkündt werden.
Das 2. Capitl.

Es stehet in des Grundherren Macht nit, dem Vogtherren ein Erbvogtey aufzukünden. Aber ein Bethvogtey mag ein jedweder Grundtherr, er sei geistlich oder weltlich, dem Vogtherren widerumben abkünden, dawider sich der Vogtherr ainnicher Verjärung nicht behelfen mag, wie dan in dem vorgeenden Capitel angezaigt.

Was ein Vogthold seinem Vogtherren zu diennen und zu raichen schuldig sey.
Das 3. Capitl.

[1] Ein Vogthold ist seinem Vogtherren die Vogtdienst, wie er ime die von alters geraicht, zu raichen schuldig. Doch mag oder soll ime der Vogtherr darüber auch nicht beschwären oder ime merrers dan von alters auflegen.

[2] Die Robat ist ein Vogthold seinem Vogtherren zu verrichten schuldig, doch nit mer, dan wie es eines yeden alt Herkommen ist.

[3] Die Landtsteuer hat ein yeder Vogtherr von seinem Vogtholden einzunemen, es wäre dan, das der Grundtherr von Alters heer in Possess und Gebrauch wär, die Landtsteuer von den Holden selbst einzunemen; so würde er billich dabey gelassen.

[4] Wiewoll von Alters ein yeder Vogtherr Macht gehabt, für sich selbs die Vogtholden zu steueren, so ist doch solliches in langer Zeit nit mer in Gebrauch gewesen. [Seite: 3_032]

[5] Es haben auch etlich Vogtherren dise Gerechtigkeit, das sy bey den Pfarren die Kirchtäg behüeten. Wellicher Vogtherr nun solliche Gerechtigkeit von alter gehabt, der wirdt darbey billich gelassen. Und wellichen Vogtherren also die Kirchtägbehüett zuestehet, der hat desselben Tags alle Fäll und Wandl, doch ausgeschlossen deren, so von Mallefizsachen gefallen, welliche dem Landtgericht one Mitl zuegehören.

Was massen die Jenigen, so über Pfarren und Beneficia Vogtherrn sein, nach Absterben der Pfarrer und Beneficiaten mit derselben verlassenen Güettern handlen sollen.
Das 4. Capitl.

[1] Die Rö. Kün. Mt. hat durch ein offen Generall des Datum den 11. Februarii Anno 44 allen dennen, so Vogteyen und Obrigkeiten über Pfarrn und Beneficia in disem Erzhörzogthumb haben, auferlegt, wann die Pfarrer oder Beneficiaten, so unter iren Vogteyen und Obrigkeiten sein, mit Todt abgeen, das sy alßdann in jr Verlassung (dieselb zu irem Nutz einzuziehen) weiter nit greiffen anderst, als wie von alters heer, das sy die gebürliche Inventierung und Verwarung thuen lassen, und zu sollicher Behuet der Pfarrntb und Beneficiaten Höf nitcc mer Volks oder Gesindts, als die Notdurft ervordert und nit umbgangen werden mag, biß zu Ersetzung derselben Pfarrn und Beneficiaten Höf [Seite: 3_033] verordnen, auf das die Verschwendung und Verzerung des abgestorbnen Priesters Verlassung soviel möglich umbgangen werdt, und also menigklich irer pillichen Anforderungen entricht, und dann die natürlichen Erben, wo die verhanden, oder andere, denen solliche Verlassungen durch Testament verordnet oder sonst billich zuesteen würden, wie sich gebärt und recht ist, habhaft werden mögen, dardurch der Priesterschaft sovill mer Ursach gegeben, sich auf die Pfarren, Beneficia und Stiften zug ergeben, das Wort und Dienst Gottes dem armen Man gepflanzt und eingebildet werde.

[2] Mer hat die Rö. Kü. Mst. den 16. Tag Januarij nach Christi unsers Herren Geburt im 1545. Jar ein Generall ausgeen lassen, darinnen Ir Kü. Mst. denen, so Vogteyen und Obrigkeiten über Pfarren, Beneficia und Stiften haben, auferlegt, das sy der verstorbenen Pfarrer und Beneficiaten und anderer Geistlichen Güeter, als nemblich Parschaft undt varende Haab sambt anderer irer Verlassung, die nach iren Ableiben gefunden wierdet, sy sein durch sy verschaft oder unverschaft, iren Erben week zu füeren nicht gestatten, es sein dan der Pfarrer und Beneficiaten Schulden zuvor entricht, darzue die Behausung sollicher Pfarren und Beneficien, wie sich gebürt, mit notdürftigen Gebeu vor Nachthail bewart und gebessert.[Seite: 3_034]

Die Jenigen, so Vogtherren über ein Pfarr sein, sollen zu der Raittung erfordert werden.
Das 5. Capitl.

[1] Wann die Zöchleuth von der Kirchen Einkomben Raittunge thuen, welliches dann yedes Jar auf das wenigist ein Mall, oder so oft es dem [!] Vogtherren für Notdurft ansicht, beschechen soll, so ist der Gebrauch, das dem Vogtherren albeeg darzue verkündt werde, ob er darbey sein oder yemands an seiner statt darzue schicken wellet. Und wann er in der Raitung einichen Mangl befindt, soll er gegen den Zöchmeistern handlen, was der Kirchen Nottdurft ist.

[2] Die Raittungen sollen albeeg bey den Kirchen und Pfarrhöf beschechen. Und wiewoll etlich Vogtherren vermainnen, als solte es in irer Macht steen, die Zechleut und Pfarrmenig mit der Raittung an andere Orth ires Gefallens für sich zu fordern, so ist innen doch dasselb bisheer, wann es für die höher Obrigkeit gelangt, aberkenndt worden.
Finis. [Seite: 3_035]

Traktat III.
Von der gesipten Freundt Vorkauf ine ligenden Güettern, auch wie ein gesipter Freundt in einem Kauf steen müge.

Was massen die gesipten Freundt in Verkauffung der ligenden Guetter den Vorkauff haben, auch wie sie in die Keuff einstehen mügen.
Das erst Capitl.

Der Landtsbrauch vermag, wann einer ein ligunds Guett zu verkauffen willens ist, das er schuldig sey, dasselb seinen gesipten Freunten anzufaillen, welliche dann an sollichem Guet vor menigelich den Vorkauff haben. Ob aber der Verkauffer die Anfaillung den Freundten nicht thet, und das Guet einem Frembden zu kauffen geb, so haben die Freundt Fueg und Macht in den Kauff zu stehenT.3.1.A. Wie aber solliches alles beschechen soll, wierdt aus den nachvolgunden Articln verstanden, und dise Gerechtigkeit, so die gesipten Freundt in disem Fall haben, die wierdt im Rechten Ius prothomiseos und Ius congrui genennt.[Seite: 3_036]

Das die gesipten Freundt allein in den ligenden Güettern den Vorkauff haben.
Das 2. Capitl.

Die gesipten Freundt haben allein in den ligenden Güettern die Gerechtigkeit, das sy in den Kauf stehen mögen. Was aber die varende Güetter belangt, darinnen haben sie solliche Gerechtigkeit mit nichtenT.3.2.A. Die ligenden Güetter sollen verstanden werden als nemblich Heuser, Äcker, Weingärten, Fischwasser, Teucht, Wisen, Gärten, Wäld, Auen, Meut, Perkrecht, Ewige Zinß, Vogteyen, Kirchlehen, Zehendt und alles anders, was ligendt und unbeweglich ist.

Die gesipten Freundt haben die Gerechtigkeit des Vorkaufs nicht allein in den frei aignen, sonder auch in den Lehen und Dienstgüettern.
Das 3. Capitl.

Als hievor gesagt, das die gesipten Freundt den Vorkauf und die Gerechtigkeit, in den Kauf einzustehen, haben, das ist nicht allein von den frei aignen Güettern, sonder auch von den belehenten und Zinsgüettern zu verstehen. Dann wo ein Lehenmann sein Lehen, oder ein Zinßman sein Zinßguet zu verkauffen willens ist, soll er das selb seinen Freundten anfaillen; wo er aber das nicht thuett und das Guett also einem Frembden zu kauffen gibt, mügen die Freundt in den Kauf einstehenT.3.3.A. Wiewoll aber die geschribnen Recht vermügen, das der Verkauffer die Anfaillung der Lehen allein dem Mansstammen zu thuen schuldig seiT.3.3.B, so acht ich doch, dieweil der weiblich Stammen durch der Rö. Kü. Mt. Lehensgnad in der Succession der Lehen zu halben Thail und dann zu der Ablosung des übrigen halben Thails zuegelassen und also der weiblich Stammen der landsfürstlichen Lehen fähig sein, das demnach die Anfailung der landsfürstlichen Lehen dem weiblichen Stammen so wol als dem Mannsstammen, beschechen soll, das auch [Seite: 3_037] der weiblich Stammen der Einstehung in den Kauf so wol als der Mannsstammen befuegt sey.

Ob das Ius Prothomiseos in andern mer Contracten, dann in den Keuffen statt hab.
Das 4. Capitl.

[1] Das Ius Prothomiseos hat allein statt in den Keufen. Derhalben, wann einer sein ligendts Guett in einem Auswechsl oder sonst yemandts übergeben, oder dasselb verschaffen oder vermachen wolt, so mügen im die Freundt darinnen kein Verhinderung thuen. Er ist innen auch ainiche Anbietung oder Anfailung in sollichen Fällen zu thuen nit schuldigT.3.4.A.

[2] Gleichwoll vermügen die Recht, das in Aufgebung der Zinsgüetter, so emphyteusis genennt, desgleichen in Verlassung der Bestandtgüetter das Ius Prothomiseos statt habeT.3.4.B, welliches aber bißhero meines Wissens im Gebrauch nie dermassen gehalten worden.

[3] Nachdem hievor bemelt ist, das die gesipten Freundt allein in den Keuffen und sonst in keinem andern Contract, das Ius Prothomiseos haben, wover sich nun ein Kauffer und Verkauffer eines simulierten Contracts und Scheinhandlung brauchen wolten, damit die gesipten Freundt von dem Iure Prothomiseos ausgeschlossen würden, so ist in der kayserlichen Constitution verordnet, wann die Freundt die Scheinhandlung [Seite: 3_038] weisen mügen, das sy alßdan in den Kauf einzustehen zuegelassen werden. Im Fall aber, das sy kein Beweysung heten, so läßt die yetztbemelte Kayserliche Constitutione zue, das sich die Freundt in des Kaufers und Verkauffers Aydt derhalben ziehen mügen, welliche auch derwegen zu Gott und den Heilligen zu schwören und sich also der Simulation halben zu purgieren schuldig seinT.3.4.C. Und wann sy also geschworen, so mügen die Freundt weiter in den Kauf nit einstehen. Wo aber hernach die Freundt das Widerspill und, das der Kaufer und Verkaufer fälschlich geschworen, beweisen und darthuen würden, so vermag die Kayserliche Constitution, das alßdan gegen innen als mainaydigen mit Straf verfaren werden, auch der Kaufer das Kaufgelt, und dann der Verkauffer das Guett verloren haben, und das Guet sambt dem Kaufgelt dem Fisco verfallen sein soll. Und wann also der Fiscus das Guett eingezogen, ist er den Freunden der Ablosung stat ze thuen schuldig.

In was Zeit nach beschechner Anfaillung die gesipten Freundt die Kauffsumma erlegen sollen, in was Zeit sy auch in den Kauf einstehen mügen.
Das 5. Capitl.

[1] Wann einer, der ein ligends Guet zu verkauffen willens ist, seinen gesipten Freundten dasselb anfailt, woverr dann die Freundt in den Kauf zu stehen vermainen, sollen sy die Kaufsumma inner 30 Tagen nach beschechner Anfaillung erlegen, es were dan, das sy durch ehehafte Ursachen daran verhindert würden, wie dann solliche Ursachen in Kaiser Friedrichs Constitution ausgedruckt seinT.3.5.A. Yedoch acht ich, wann dem Kauffer die Bezallung auf bestimbte Täg ze thuen [Seite: 3_039] zuegelassen were, das alßdann dem gesipten Freundt, der in den Kauf steen wolt, solliche Täg und Termin auch billich zuegelassen werden sollen.

[2] Als aber yetzo angezaigt ist, das der Verkauffer den Freundten die Anfaillung thuen soll, ist zu wissen, wann die Freundt alle oder zum Thail nicht im Land wären, das innen der Verkauffer ausser Landts nachzeschicken nit schuldig ist, sonder er mag die Anbiettung in irem Abwesen an das Ort thuen, da sy jr Wohnung oder Sitz im Landt haben.

[3] Und ob ein gesipter Freundt noch unvogtbar und vergerhabt wäre, mag und soll die Anfaillung den Gerhaben beschechen.

[4] Im Fall, das den gesipten Freundten durch den Verkaufer die Anfaillung obbemeltermassen nit beschäch und die Freundt der beschechnen Verkauffung sonst in ander Weeg erinndert würden, so stehet innen bevor, in Jarsfrist, von der Zeit der beschechnen Erinderung an zu raiten, in den Kauf einzustehen. Doch wann sy sich in sollicher Zeit in den Kauf einzustehen anbietten, sollen sy hernach inner 30 Tagen, die nechsten, die Kaufsumma erlegen. Dann wo sy sich in Jarsfrist nit anpüten, in den Kauf einzustehen, auch in den 30 Tagen die Kaufsumma nit erlegen theten, so würden sy weiter nit zuegelassenT.3.5.B.

[5] Nachdem hieoben vermelt ist, das die gesipten Freundt albeeg inner 30 Tagen die Kaufsumma erlegen sollen, so ist nit genueg, das sy sich plöslich mit der Bezallung anbieten, sonder sy sollen die Bezallung würklich thuen, und, ob dieselb von innen nicht angenommen werden wolt, sollen sy das Gelt hinder das ordenlich Gericht erlegen.

In was Werdt ein gesibter Freundt schuldig ist, das Guett anzunemen.
Das 6. Capitl.

[1] Wellicher ein Guet zu verkauffen willens ist, der ist nit schuldig, dasselb nach der Schätzung, oder waß das Guet nach billichen Dingen werdt sein möchte, seinen Freundten volgen ze lassen, sonder, wo die Freundt den Vorkauf zu haben vermainen, oder in den Kauf einzustehen vorhabens sein, müessen sie umb das Guet so vil, als der Verkauffer von einem Frembden darumb haben möcht, erlegen und bezallenT.3.6.A.[Seite: 3_040]

[2] Wo aber der Kaufer zu Abtreibung der gesipten Freundt fürgäb, das er das Guet in einem hochen und unerschwinklichen Werdt angenommen het, und aber entgegen die Freundt darbringen und beweisen möchten, das er es in einem geringern Werdt angenommen und erkaufft, so ist er schuldig, unverhündert seines Fürgebens den Freundten die Ablosung in dem Werdt, wie die Freundt den selben beweysen, zu gestatten. Und wo die Freundt in disem Fall andere Zeugknus nit heten, so möchten sy sich in des Kaufers und Verkaufers Aydt derwegen ziehen, welche sich dan des Aydes (sonderlichen wan ein Verdacht geferlicher Handlung wider sy verhanden wäre) nicht zu verwidern heten. (A) In constitu. Frid. Imp. idem habetur, ut consanguinei teneantur hoc in casu iustum praecium solvere sine mora, quantum verus emptor sine fraude dederit. Nam res tantum valet, quanto praecio vendi potest; L. si servus in princ. ff. de cond. furt., ubi gloss. Et ideo dicit Baldus in L. 2 in fin. C. de rescind. vend.: Si sit statutum, ut in venditione praeferantur consortes, tunc si quis velit rem vendere, pro qua inveniat emptorem, qui daturus illi sit 15 vel 20, et consors velit ei dare decem tantum, quia is sit verus valor rei, non teneri vendere pro 10, et casu, quo consors amplius dare nolit, posse emptori alii vendere, idque per L. fin. C. de iure emph.. Et hoc tenet etiam Ioan. Andr. in addit. ad Specul. post Martinum de Fano in titu. de empt. et vendit. § nunc dicendum. Salyc. in L. dudum C. de contr. empt.; quamvis contrarium videatur velle ipsemet Bal. in L. ad officium per illum textum C. comm. divid., de quo etiam per Angelum et Imol. in L. qui Rom. § cohaeredes ff. de verb. oblig. [Seite: 3_041]

Von Unterschaidt der Freundt, die das Ius prothomiseos haben mügen.
Das 7. Capitl.

[1] Wiewoll hievor angezaigt, wann einer seine ligende Guetter zu verkauffen willens ist, das er seinen gesipten Freundten solliche Güetter am ersten anfaillen solle, und, wo solliche Anfaillung durch ine nit beschickt, das alßdann die gesipten Freundt in dem Kauf einstehen mögen, so ist doch solliches allein von den Güettern, die der Verkauffer von seinen Eltern oder Freundten ererbt hat, zu verstehen. Was aber die Güetter belangt, die er yetztbemeltermassen nicht ererbt, sonder von neuem erkaufft, verdient oder sonst erobert, die ist er seinen gesipten Freundten anzufaillen nicht schuldig. Doch hat es in den Erbgüettern auch ein Unterschid. Nemblich, wan einer seine vätterliche Erbgüetter zu verkaufen vorhabens ist, so ist er dieselben seinen Geschwistretten und Freundten, die ime allein muetterhalben verwont sein, anzufaillen nith schuldig. Also ist er auch nit schuldig, seine müetterliche Erbgüetter seinen Geschwistretten und Freundten, die ime allein vatterhalben verwont sein, anzufaillen.

[2] Die Anfaillung der Erbgüetter solle nicht den nechsten Freundten allein, sonder den Freundten allen samentlich beschechen. Wann es aber zu kauffen kumbt, so hat allweeg der, so im Grad der nechst ist, zu dem Kauf den nechsten Zuegang.

Wan ein Kaufer durch des Verkauffers gesipte Freundt fürgenommen würdt, so mag er sich auf den Verkauffer nit waigern.
Das 8. Capitl.

[1] Wann einer ein ligends Guet einem Frembden zu kauffen gibt und sollich Guett seinen Freundten zuvor nicht anfailt, soverr dann die Freundt in den Kauf zu stehen vermainen, sollen sy ir Clag nit gegen dem Verkauffer, sonder gegen dem Kauffer als Innhaber des Guets stellen, und, wan sy also ir Clag gegen dem Kaufer stellen, ob dann gleich der Verkauffer dem Kaufer auch Schermbs verschriben wär, so mag er sich doch auf ine als seinen Schermen mit nichten waigern, sonder er ist die Clag für sich selbs zu verantwurtten schuldig.

[2] Ob auch ein Kaufer gegen des Verkauffers gesipten Freundten verlusstig würde, also das im auferlegt würde, innen der Ablosung [Seite: 3_042] statt zu thuen, woverr dann der Kaufer in Beschliessung des Kaufs Wissen gehabt, das der Verkaufer die Anfaillung seinen Freunden nicht gethan, und das Guet darüber kaufft, so ist im der Verkauffer auf den verschribnen Scherm ainichen Abtrag ze thuen nit schuldig, er hab sich dann des in Sonderhait verschribenT.3.8.A.

Ein gesibter Freundt, so in einem Kauff einzustehen vorhabens ist, der mag sein Beschwär extraordinarie fürbringen.
Das 9. Capitl.

Wann ein gesipter Freundt in einem Kauf zu stehen willens ist und derwegen sein Clag gegen dem Kaufer extraordinarie verhörweiß fürbringt, so mag sich der Beclagt auf das ordenlich Recht nicht waigern, sonder er ist dem Clager extraordinarie verhörweiß zu antwurten schuldig.

Wan ein Guet durch das Gericht geurlaubt wierdt, so mügen die Freundt in die Ablosung einstehen.
Das 10. Capitl.

Wann einem von einer Schulden oder von eines Andern personnlichen Anspruchs wegen auf seine Güetter ein Ansatz beschicht, unde das dem, so den Ansatz erlangt, die Güetter volgundts geurlaubt werden, so ist es bisheero bei dem Gericht zuegelassen worden, das die nechsten Freundt in die Ablosung der Güeter einstehen mügen, welliches gleichwoll dem gemainen Rechten zuwider istT.3.10.A [Seite: 3_043]

Traktat IV.
Mit was Ordnung in den Cridahandlungen die Glaubiger und Ansprecher bezalt werden sollen.

Von Anschlahung der Crida, was massen auch darinnen verfaren wirdet.
Das erst Capitl.

[1] Wann einer mit Todt abgeet, und sich seine verlassne Güetter zu Bezallung der Glaubiger und Ansprecher nit erstrecken, so ist gebreuchig, das ein endtlich und peremptorischer Tag allen und yeden Glaubigern und Ansprechern durch ein offne Crida oder Edict benennt und angesetzt wierdt, darauf ein yeder Glaubiger oder Ansprecher sein Anforderung in Schriften thuen und sein Gerechtigkeit fürbringen mag.

[2] Wa sich auch des Verstorbnen nechste Erben in die Erbschaft mit Guetthat des Inventarij einlassen wolten, so stehet inen bevor, dasselb auf den Cridatag zu begeren, und ist inen mit sollichem Begeren nich benommen, wa sie zu dem Verstorbnen ainniche Anforderung umb Schuld oder anders hetten, das sie dieselb Forderung wie andere Glaubiger und Ansprecher thuen mügen.

Wan also die Erben, Glaubiger und Ansprecher iere Forderung in Gericht schriftlich einlegen, so wierdet in yedem von der andern [Seite: 3_044] Anforderung Abschrift zugeben durch das Gericht erkennt, darneben auch den Partheyen durch das Gericht auferlegt wierdt, mit iren Notdürften gegeneinander zu Orth zu verfaren, ze schliessend und zu collationiern, darüber volgundts durch das Gericht Erkanntnuß geschieht.

Von den Erben und Versprechern des Verstorbnen verlassnen Güettern.
Das ander Capitl.

[1] Erstlich werden des Verstorbnen nechsten Erben die Güetter cum beneficio inventarii einzuantwurtten zuerkennt, dergestalt, das sy alle und yede Gläubiger, soweit sich das Gueth erstreckt, erbarlich bezallenT.4.2.A. Und wan die Erben im Landt nit genuegsamb angesessen sein, so wierdt innen auferlegt, dem Gericht genuegsame Caution und Pürgschaft derwegen ze thuen.

[2] Doch ist des Verstorbnen gelassne Wittib nicht schuldig, den Erben die Güetter abzetreten, sie werde dann zuvor Innhalt ires Heuratbriefs genzlich abgeferttigt, welliches dann in sollichem Fall durch die Regierung neulicher Zeit also erkennt worden ist.

[3] Wa der Verstorben kein Erben hat, oder sich seine Erben in die Erbschaft nicht einlassen wolten, so ist gebreuchig, das den Güetern ein Curator oder Versprecher durch das Gericht ex officio gesetzt werdeT.4.2.B.

Wan unter des Verstorbnen Verlassung frembde Güetter befunden werden, sollen dieselben dem Jenigen, dem sie zuegehören, vor allen Geltern und Ansprechern widerumb zuegestelt werden.
Das 3. Capitl.

[1] Wann ein Wittib irem Haußwiert ligunde oder varunde Güetter [Seite: 3_045] zum Heuratguet oder aber ausserhalb des Heuratguets zuegebracht het, und das solliche Güetter in ires Hauswierts Verlassung befunden würden, also das sie, die Witib, darauf zaigen möchte, so ist sie nit schuldig, sich mit den andern Geltern der prioritet oder Vorgangs halben in ainniche Disputation einzulassen, sonder ir werden solliche Güetter als ir Aigenthumb vor allen andern Geltern (unverhindert, ob dieselben im Rechten befreit, oder eltere Verpfendtungh heten) widerumb zuegesteltT.4.3.A

[2] Wann hinter einem Verstorbnen ligunde oder varunde Güetter unverendert befunden werden, die ime behaltnußweiß zuegestelt sein, so sollen dieselben Güetter dem Jhenigen, dem sie zuegehören, an Mittel wider ervolgen, und mag weder die Wittib noch die andern Geltern zu sollichen Güettern von irer Schulden wegen ainiche Anforderung noch vill weniger ainiche Prioritet haben oder suechenT.4.3.B.

[3] Desgleichen würdt es mit den Güettern, die dem Verstorbnen von yemandts Pfandtsweiß zuegestelt sein, auch gehalten; dann solliche verpfenndte Güeter dem Jhenigen, der sie versetzt hat, vor menigklich widerumben zuegestelt werden sollen, doch gegen Erlegung der Pfandtsumma. [Seite: 3_046]

Was auf des Verstorbnen Begrebnuß aufgeet, soll vor andern Schulden bezalt werden.
Das 4. Capitl.

[1] Was auf des Verstorbnen Begrebnus durch die Wittib oder yemannds andern aufgewendt oder fürgestreckt worden, dasselb wierdt aus des Verstorbnen Verlassung vor allen andern Schulden und Anforderung bezaltT.4.4.A.

[2] Die Uncosten auf die Begrebnus soll nit zu hoch, sonder zimblicher Weiß und des Verstorbnen Standt gemäß aufgewendt werdenT.4.4.B.

Von Abfertigung der Diener und Ehehalten.
Das 5. Capitl.

[1] Nach bezalten Uncosten der Begrebnus sollen der verstorbnen Person Diener und Ehehalten ir yedes seines Lidlons und Besoldung entricht und abgeferttigt werden.

[2] Wa einem Dinner kein bestimbte Besoldung durch den Verstorbnen versprochen worden, so soll die Besoldung dem Diener durch das Gericht nach Gelegenheit seines Diensts bestimbt und taxiert werden.

Von Bezalung der Gelter, die ire Unterpfandt auf des Verstorbnen Verlassung haben.
Das 6. Capitl.

[1] Nach Abfertigung der Schulden und Anforderungen, in den Vorgehenden Capitln vermelt, sollen alßdan die Jhenigen, so auf des Verstorbnen verlassnen Güettern ire Unterpfandt haben, entricht und bezalt werdent. [Seite: 3_047]

[2] Die Unterpfandt sein dreyerley: erstlich die verschribne oder eingesetzte Pfandt, zum andern die rechtlichen Pfandt; zum dritten die gerichtlichen PfandtT.4.6.A.

[3, 1] Erstlich, ein verschribens oder eingesetzts Pfandt ist diß, wann ein Schuldner sein Guet seinem Glaubiger zu Pfandt verschreibt oder einsetztT.4.6.B, und solliche Verschreibung und Einsetzung mag durch den Schuldner auf allen seinen Haab und Güettern oder nur auf einen sondern Stückh beschechen. Item, es mag die Verschreibung der gestalt beschechen, das der Schuldner das verschriben Pfandt nichts weniger in seiner Gewaltsamb und Possess behelt, oder aber das Pfandt dem Glaubiger in sein Gewaltsamb überantwort und zuestelle.

[3, 2] Zum andern, ein rechtlich Pfandt ist das, so durch Verordnung der Rechten ausser ainnicher sondern Convention oder Verschreibung dem Glaubiger ervolgtT.4.6.C. Als wann einer in das landtsfürstlich Camerguet yehzit schuldig beleibt, so sein alßdan seine Haab und Güeter der Landtsfürstlichen Camer ausser ainnichen besondern Pfandtsverschreibung umb sollichen Ausstandt verpfendtT.4.6.D. Item, eines jeden Gerhaben Güeter sein den Pupillen von Rechtens wegen verpfendt, ob gleich solliche Verpfendtung außtruckenlich durch den Gerhaben nicht beschechen wereT.4.6.E. Item, was ein Bstandtsman in seinem Bstandthaus hat, das alles ist dem Hausherren obbemelter massen umb den Haußzinß auch verpfendtT.4.6.F. Item, wann ein Landtman ichzt in die Landtsteuer schuldig bleibt, ob dann gleich ein ersame Landtschaft kein außtrucklich Pfandtverschreibung umb solliche Ausständt hat, so sein doch nichts weniger des Landtmans Güetter, darauf er die Steuer schuldig belieben, der Landtschaft umb den Außstandt von Rechtens und des Landtbrauchs wegen verpfendtT.4.6.G. Item, wellicher zu Erpauung und Besserung eines Guets ein Gelt darleicht, dem wirdt sollich Guet dardurch gleichermassen verpfendtT.4.6.H). Desgleichen sein auch eines yeden Haußwirths Haab und Güetter seiner Hausfrauen umb ir zuegebracht Heuratguet von Rechtens wegen verpfendt, ob gleich solliche Verpfendung in der Heuratsabrede außtrucklich nit beschechen wereT.4.6.I. [Seite: 3_048]

[3, 3] Zum Driten, ein gerichtlichs Pfandt ist diß, wan einer durch einen gerichtlichen Ansatz in seines Schuldners Guett angesetzt wierdtT.4.6.K.

[4] In Bezallung der Satzgelter sollen allweeg die Jenigen, so die eltern Verpfendtung und Satz haben, bezalt werden, und ist in sollichem Fal zwischen den obbemelten dreyen Geschlechten der Verpfendtung kein Unterschidt, sonder, wellicher das elter Pfandt hat, es sey ein verschribens, rechtlichs oder gerichtlichs Pfandt, der zeucht den andern Glaubigern, die jüngere verschribne, rechtliche oder gerichtliche Verpfendtung haben, in albeeg vor. Doch sein etliche sondere Fäll, darinnen die jüngern Verpfandtungen den eltern vorgehen, wie dieselben Fäll hernach begriffen sein.

[4, 1] Erstlich, wan ein Gelter sein rechtlichs Unterpfandt auf des Verstorbnen Verlassung het, ob dann gleich der Wittiben Vermächt jünger were dan des Gelters rechtliche Pfandt, so hat doch die Wittib oder, wo die nicht mer in Leben were, alßdan ire Kinder und Kindskinder mit sollichem irem jüngern Vermächt vor den yetztbemelten Geltern den Vorgang; doch allein in Anforderung ires Heyratguets. Dann was die Widerleg, Morgengab, varunde Haab, Wittibstuel und Anders, so der Heuratsbrief innenhelt, belangt, darinnen hat sie in disem Fall den Vorgang nitT.4.6.L. Und als yetzt bemelt ist, das ein Wittib mit irem jüngern Vermächt vor den eltern rechtlichen Verpfendtungen den Vorgang in Erforderung ires Heuratguets hab, das soll von den verschribnen, deßgleichen von den gerichtlichen Verpfendtungen mit nichten verstanden werden. Dann wa ein Glaubiger ein verschribne oder gerichtliche Verpfendtung het, die elter were dann der Wittib Vermächt, so würdt die Wittib mit irem jüngern Vermächt demselben Glaubiger, der solliche eltere Verpfendtung hat, nicht fürgezogen, und hat also die Wittib in disem Fall mit irem Heuratguet und Vermächt kein merrere Freyheit dann die andern SatzgelterT.4.6.M. Wie dann solliches alles in den geschribnen Rechten also verordnet, auch bißheer durch die Herren Beysitzer des Landtrechtens innhalt sollicher Rechten erkennt worden. [Seite: 3_049]

[4, 2] Zum andern, wan einer zu Erkauffung eines Guets oder Grundts ein Gelt darleicht mit der außgetruckten Beschaidenheit, das ihme sollich Guet umb sein dargelihen Gelt verpfendt sein solle, ob dann gleich im Gericht eltere Verpfendtungen fürkomben, so wierdt doch dieser vor menigelich aus sollichem Unterpfandt (so das verhanden ist) entricht und bezaltT.4.6.N

[4, 3] Zum Driten, wann einer in gemainer Landtschaft Steuer jchzt schuldig beleibt, so wierdt solliche Steuer vor allen andern Geltern, auch denen, die Satz und Pfandtverschreibung haben, aus des Verstorbnen verlassnen Güettern, (auf denen er die Steuer schuldig beliben) entricht und bezalt.

[4,4] Zum vierten, wiewoll die Recht vermögen, wie dann solliches auch landsgebreuchig ist, wann der Verstorben zuvor auch ein Hausfrau gehabt, das derselben verstorbnen Hausfrauen Kinder, oder, wo die nit verhanden weren, alsdann derselben Kindtskinder vor der lessten Wittib den Vorgang und Prioritet in Abferttigung ires habenden Vermächts haben sollen; yedoch wan der lessten Wittib zuegebracht Heuratguett noch unverendert vorhanden were, also das sie darauff zeigen möchte, so wirdet jr dasselb vor der ersten Hausfrauen Kinder, auch sonsten vor menigelich zuegestelt, wie hieoben in dem driten Capitel auch angezaigt.

[5] Wann ein Hauswiert seiner Hausfrauen ausser des Heuratvermächts ein besonder Vermächt / oder Übergab thuet, so hat die Wittib nach seinem tödtlichen Abgang mit sollichem Vermächt oder Übergab kein meherere Freyheit, dann sonst die andern Gelter, sonder sie mueß sich des Rechtens wie die andern Gelter betragen.

[6] Wann ein Wittib nach Abgang ires Haußwirts desselben verlassne Güetter nit, wie sich gebürt, sperren lasset, so vermag in diesem Fall die neu Gerhabschaftordnung, das sie dardurch die Freyheit, so sie ires Vermächts halben hat, genzlich verwürkt habe.

Von den befreiten Geltern.
Das 7. Capitl.

[1] Nach Abferttigung der Gelter, die ire Sätz und Verpfendtung haben, sollen alßdan die befreiten Gelter vor den andern unbefreiten gemainen Geltern bezalt werdenT.4.7.A. Welliche Gelter aber befreit sein, würdt nachvolgunds angezeigt.

[2, 1] Erstlich, wan ein Schuldner einer ersamen Landtschaft zu bezallen schuldig wirdt, darinnen hat die Landtschaft dise Freyheit, das sie vor den andern gemainen unbefreiten Geltern bezalt werden sollT.4.7.B. Wan aber die Schuld nicht ein gemaine Schuld ist, sonder dieselb von gemainer Landtsteuer herrüert, so ist die Landtschaft nicht allein vor den andern gemainen unbefreiten Geltern mit sollicher Schuld befreit, sonder es sein auch des Gelters Haab und Güetter der Landtschafft derwegen rechtlich verpfendt und hypotheciert, also das die Landschaft in sollicher Schuldvorderung auch den befreyten Geltern vorgehet, wie dan in den nechsten vorgehenden Capitl angezaigt ist. [Seite: 3_052]

[2, 2] Zum andern, wann einer seinem Schuldner zu Erkauffung eines Guets oder Grundts ein Gelt dargelichen hat, so wierdet sollicher Glaubiger den andern gemainen unbefreiten Geltern in der Bezallung fürgezogenT.4.7.C. Wann aber der Gelter in Verleihung des Gelts ime ein außtrucklich Verpfendtung vorbehalten het, so würde er nicht allein den gemainen Geltern, sondern auch den eltern Satzgeltern vorgezogen, wie in dem vorgehenden Capitel angezaigt.

[2, 3] Zum Driten, wann ein Ungevogter gegen Yemand, der sein Sachen gehandlet oder verwaltet und doch sein Gerhab nit ist, von seiner gepflegnen Handlung wegen Zuespruch und Vorderung hat, so wierdt er darinnen den andern gemainen unbefreiten Geltern vorgezogenT.4.7.D. Were aber der Ihenig, so des Ungevogten Sach gehandlet oder verwaltet, desselben Gerhab gewesen, so hat der Ungevogt nit allein vor den gemainen, sonder auch vor den befreiten Geltern den Vorgang, wie in dem vorgeunden Capitl angezaigt worden.

[2, 4] Zum Vierten, wan ein Preuttigamb vor dem Beischlaff mit Todt abgehet, sover er dann das Heuratguett von seiner versprochnen Prauth eingenommen hat, so soll die Prauth desselben Heuratguets vor den andern gemainen unbefreiten Geltern bezalt werdenT.4.7.E

[3] Zwischen den befreiten Geltern ist der Zeit halben kein Unterschaid; dan wan gleich eines Gelters Schuld elter ist dan des andern, so werden sie doch nicht desto weniger alle zugleich ein yeder pro rato bezaltT.4.7.F. [Seite: 3_053]

Von den unbefreiten Geltern.
Das 8. Capitl.

Die Gelter, so weder Undterpfandt haben, noch sonst im Rechten für andere Glaubiger befreit sein, die werden zum letzten bezalt, und ob gleich eins Schuldt elter were dann des andern, so hat doch keiner vor dem andern den Vorgang, sonder die Bezalung soll inen all zugleich, einem yeden zu seiner Gebürnuß und rata, so weit sich des Verstorbnen Verlassung erstreckt, ervolgen und beschechen.T.4.8.A

Von den unliquidirten Schulden.
Das 9. Capitl.

[1] Was von Bezallung der Glaubiger in dem vorgeendem Capitl angezaigt ist, das soll von den Glaubigern verstanden werden, die ir Schulden liquidirt fürbringen, und sein in disem Fall die Schulden für liquidirt zu versteen, darumb unvermailigt Schuldbriefe, Urtheil oder Abschid oder ander gnuegsamer und glaubwirdiger Schein fürbracht werden.

[2] Wellicher Glaubiger aber sein Schuld in dem ersten Proceß oder Crida nit fürbringt, sonder sich erst auf Weysung leittet, ob er dan gleich zu sollicher Weysung durch Erkanntnuß des Gerichts gelassen würdet, so wirdt doch die Bezallung biß zu Volfüerung seiner Weisung nit eingestelt, sonder die liquidirten Schulden werden der Ordnung nach bezalt. Doch wirdet in dem Abschid denen unliquidirten Glaubigern vorbehalten, wann sie hernach ir Schuld beweisen und darthuen werden, das sie alßdan ir Gebürnuß bei den liquidierten Glaubigern [Seite: 3_054] widerumb ervordern mügen. Es mag auch in disem Fall den liquidierten Glaubigern auferlegt werden, bey Gericht derowegen Caution zu thuen.

Wan der Verstorben seinen Glaubigern zu Gefar und Nachthail ichzt vergeben het, stehet innen dasselb zu ersuechen bevor.
Das 10. Capitl.

Wann der Verstorben bey seinem Leben ichzt von seinen Güettern zu Nachthail und Abpruch seiner Glaubiger gefärlicher Weiß vergeben het, so stehet den Glaubigern bevor, das sie die Innhaber derwegen ersuechen mögen, die innen auch solliche Güetter (wann die geferliche Handlung bewisen würdet) widerumben zuezestellen schuldig sein.

Von Absönderung des verstorbnen Schuldners Güettern, so im Rechten separatio bonorum genennt würdet.
Das 11. Capitl.

Wann einer, der ein Erbschaft an sich bracht hat, mit Todt abgeet, und das nach seinem tödtlichen Abgang auf Anlangen seiner Glaubiger von wegen seiner Verlassung ein offne Crida angeschlagen würdet, woveer dan der Ihenig, von dem die Erbschaft auf ine gefallen, unbezalte Schulden hindter ime verlassen hete und sich desselben Glaubiger sollicher Erbschaft und verlassner Güetter allein betragen wolten, so geben die Recht zue, das sy begeren mügen, die Erbschaft von den andern des verstorbnen Erben Güettern zu separieren oder abzusondern und innen ires Schuldners Erbschaft und Güetter zu Bezallung ihrer Schulden volgen ze lassen, welliches innen dan nit abgeschlagen wirt, ausgeschlossen etlich sondere Fäll, nemblich wan der Erb die Erbschaft mit andern seinen Güettern dermassen vermischt het, das man dieselben von einander nit absöndern möchte, oder das die Glaubiger von dem Erben umb die Schuld ein neue Verschreibung oder Versicherung oder aber die Verzinsung der Haubtsuma von ime angenommen, oder nach Antworttung der Erbschaft fünf Jar lang [Seite: 3_055] geschwigen heten, in sollichen Fällen möchten sie die separationem bonorum weitter nicht begeren, sonder wa sy bezalt werden wollten, müessen sy mit den andern des Erben Glaubigern ir yeder zu seinem Rechte auf die Crida anstehen.T.4.11.A

Ob die Wittiben, wann dieselben umb ir Vermächt Wilbrief von dem Lehenßherren haben, vor den andern Glaubigern, die nit mit Wilbriefen versehen sein, in den Lehengüettern die Prioritet haben sollen.
Das 12. Capitl.

Einer hat sein Hausfrau umb ir Heuratvermächt auf seine Lehengüetter verwisen und umb solliche Verweysung von dem Landtsfürsten als Lehenßherren ein Wilbrief erlangt. So er aber nun mit Todt abgangen, kumen seine Gelter mit Schuldverschreibungen für, darinnen er innen in gemain all sein Haab und Guet verschriben, und nachdem solliche ihr Verschreibungen elter sein dann der Wittib Vermächt, begeren sie, vor der Wittib aus den Lehengüettern (weill frey eigne Güetter nicht vorhanden sein) bezalt zu werden. Darauff ist die Frag: Nachdem die Recht vermügen, auch sonst landtsbreuchig ist, das die eltern Sätz und Pfandtverschreibung vor der Wittib jüngern Heuratsvermächt und Verweysung den Vorgang haben, ob in disem Fall die Glaubiger den Vorgang vor der Wittib auch billich haben sollen oder nit.

In disem Fall vermainen etliche disen Unterschid ze machen: Nemblich wan der Verstorben der letst seines Namens und Stamens ist, also das die Lehen dem Lehensherren haimbgefallen, so sey man den Glaubigern als die von dem Lehensherren ainnichen Wilbrief nit haben, ainiche Bezallung ze thuen nit schuldig. Aber die Wittib [Seite: 3_056] soll vermüg ires Vermächts und Wilbriefs abgeferttigt werden. Wa aber der Verstorben hindter ime Lehenserben verlassen het, also das dem Lehensherren an dem Lehen nichts haimbgefallen, und das der Glaubiger gemaine Pfandtsverschreibungen elter sein dan der Wittib Vermächt und Wilbriefe, so sollen in disem Fall die Gelter (unangesehen, ob sie gleich umb iere gemaine Pfandtsverschreibungen von deme Lehensherren kein Wilbrief heten) vor der Wittib bezalt werden. Und ob hiewider gesagt werden wolt, das die Lehengüetter ausser Bewilligung des Lehensherren nicht verpfendt werden mögen, so sey aber bißheer im Gebrauch gehalten worden, das umb Schuld auf die Lehengüetter Ansatz und Urlaub (im Fall, das sunst der Schuldner freys aigne Güetter nit hat) gegeben worden, und durch den Lehensherren, unangesehen ob gleich kein Wilbrief von im derowegen zuvor außgangen, darin kein Eintrag oder Waigerung beschechen; derhalben dan in disem Fall die Glaubiger auf iere eltere Pfandtsverschreibung, unangesehen das sy derwegen kein Wilbrief haben, vor der Wittib als einer jüngern Satzgelterin bezalt werden sollen.

Entgegen ist aber zu bedenken, das vermüg der Rechten und des Landtsbrauchs ein Lehensman ausser Bewilligung des Lehensherren seine Lehengüetter nit verpfendten müg. Derhalben, wo gleich ein Lehensman all sein Haab und Guet in der Gemain seinen Geltern verpfendt, so erstreckt sich doch solliche Verpfendtung nicht weiter dan auf die freys aigne GüetterT.7.12.A, allein der Lehenherr bewilligt außtrucklich in die Verpfendtung der belehneten Güetter. Weill dann die Gelter auf ire gemaine Pfandtverschreibung in disem Fall auf denn belehneten Güetern kein hypothecam haben, so volgt, das sie vor der Wittib, wann dieselb auf denn Lehen ein außtruckenliche Verpfendung und von dem Lehenherren ein Bewilligung hat, den Vorgang mit nicht haben, sonder die Wittib als ein einige Satzgelterin vor denselben bezalt werden solle. Und ist demnach nicht zu sagen, das umb Geltschulden Ansatz und Urlaub, ob gleich umb solliche Schulden von dem Lehensherren kein Wilbriefe verhanden, dem Gebrauch nach gegeben werden. Dann solliches beschicht eben so woll auf Schuldnerverschreibung, die kein hypothecam in ihnen haben, als auf die, so hypothecam in ihnen haben. Also das aus dem yetztgemelten Brauch nicht ervolgt oder erzwungen werden mag, das die gemaine [Seite: 3_057] Pfandtsverschreibungen, so ohne Bewilligung und Bestettigung des Lehenherren beschechen, in den Lehengüettern statt haben, vill weniger, das den Geltern ainich Ius oder Prioritet daraus ervolgen müge, es were dann, das ein Lehenßherr in die Verschreibung sein Willen geben het. Ob aber und wan ein Lehensman seine Lehengüetter verkauffen oder vergeben müge, ob auch und wie die Schulden, nach Absterben des Lehenherren aus den Lehengüettern bezahlt werden, wirdt in volgunden Capitl angezaigt.

Ob und wan ein Lehensman seine Lehengüetter verkauffen oder vergeben [mag] und ob die Schulden nach Absterben der Lehensleuth aus derselben Lehengüeter bezalt werden sollen, wierdt hierunden in nachvolgunden Capitl angezaigt.
Das 13. Capitl.

[1] Wiewoll ein Lehensman den geschribnen Rechten, auch dem Landsprauch nach one Zuegebung und Bewilligung des Lehenherren sein Lehen zu verkauffen oder zu vergeben nit Fueg hat, jedoch haben bißheer die Landtsfürsten in Österreich undter der Enns den Lehenleuthen, wan sie Schuld halben oder auch sonst ierer Gelegenheit nach iere Lehengüeter yemandt verkauffen oder übergeben wellen, auf ihr Ersuechen irem Willen darein gegeben. Allein wan ein Lehensman der Letst seines Namens und Stammens ist, haben die Landsfürsten die Verkauffung bißheer gewaigert, angesehen das dem Landsfürsten als Lehensherren dardurch die Fälligkeit, die ime an den Lehen nach Absterben des Lehenmans zuesteen möcht, abgeschnitten würde. Yedoch wan einer, der seines Namens und Stammens der Letst ist, mit Geltschulden dermassen beladen were, das er außer Verkauffung der [Seite: 3_058] Lehengüeter die selben Schulden nicht bezallen möchte, und das solliche Schulden geverlicherweiß zu Entziehung der Lehensfälligkeit durch ine nit gemacht worden, so haben die Landsfürsten bishero, sovil ich des in Erfarenheit habe, die Verkauffung auch nit gewaigert, sonder genedigklich darein bewilligt.

[2] Wa nun ein Lehensman Schulden hinter ime verließ, die er nit geverlicherweiß, sonder seiner unvermeidlichen Notturft nach gemacht het, und er der Letst seines Namens und Stammens nicht were, so hat der Lehensherr nit Ursach, warumben die Schulden durch des Lehensman Erben von sollichem Lehen nicht bezalt werden sollen; und ob sie auch zu Bezallung sollicher Schulden die Lehen verkauffen wolten, acht ich, das der Landsfürst als Lehensherr darein bewilligen würde. Wan aber der Lehensman, so die Schulden hinter ime verlassen, der Letst seines Namens und Stammens wäre, so ist der Lehensherr nith schuldig, den Glaubigern die Lehen zu Bezallung der Schulden volgen zu lassen. Dan, weil ein yeder Glaubiger wissen mag, das auf die Lehengüeter an Wissen und Willen des Lehenherren Schulden nit gemacht werden sollen, und dieselben Glaubiger bey Leben des Schuldners bey dem Lehenherren kein Wilbriefe erlangt, so haben sie nach Absterben des Lehenmans, der alß der Letst seines Namens und Stammens abgangen ist, auf den Lehengüetern ire Schulden nit zu suechen.[Seite: 3_059]

Traktat V.
Ein Tractat, wie es mit Abfertigung der Witfrauen bey denen vom Herrenstandt und Adel nach dem Landtsbrauch des Erzhörzogthumbs Össtereich unter der Ens gehalten wirdt.

Was massen ein Witfrau nach Absterben ires Hauswierts desselben verlassne Güetter biß zu irer Abferttigung innhaben möge.
Das erst Capitl.

[1] Ein Wittib ist ires verstorbnen Haußwierts verlaßne Haab und Güetter seinen Erben abzutretten nit schuldig, sie werde dann zuvor von innen ires Vermächts mit Zuestellung ires Heuratsguets, Widerleg, Morgengab oder verlornen Guets, auch der varunden Haab und andern vermüg ires habenden Heuratbriefs genzlich abgeferttigt. Und so lang sie nit abgeferttigt wierdt, volgen und beleiben ihr alle Nutzungen, sovill ir von ires verstorbnen Hauswirts verlassnen Haab und Güetter biß zu irer Abferttigung gefallen, welliches dan ohndisputierlich stat hat, wan der Witib umb ir Vermächt alle ires Hauswirts Haab und Güeter sollicher massen verpfendt und verschriben sein, das sie die biß zu irer Abferttigung innhaben, nutzen und niessen mag und dieselben [Seite: 3_060] vor der Abferttigung abzutreten / nit schuldig sey, wie dan gemainclich die Heuratsbriefe bey denen vom Herrenstandt und Adel mit sollicher Clausel gestelt und aufgericht werden. Im Fall aber, das gleich im Heuratbriefe ietztbemelte Clausl nit begriffen, sonder gentzlich ausgelassen were, so vermainen doch etlich Landtleut, das die Witib nichts weniger bey der Innhabung und der Güeter Nutzung allermassen, als ob die Clausl darin begriffen were, biß zu irer Abferttigung gelassen solle werdenT.5.1.A.

[2.] Wan aber der Heuratsbrief nit auf alle ires Hauswirts Haab und Güetter gestelt, sonder die Verweisung auf sondere Stück und Güetter obbemeltermassen beschechen, so ist die Wittib schuldig, den Erben die Posseß und Nutzung der übrigen ires Haußwirts Güetter (darauf sie in Sonderheit obgedachtermassen und Gestalt nit verwisen) volgen zu lassen und innen kein Irrung oder Eintrag darinn ze thuen.

[3] Als aber hievor vermeldt ist, das die Wittib ires verstorbnen Haußwirtse Güetter biß zu irer Abferttigung nutzen und niessen möge, solliches hat allein in dem Vall statt, wan die Wittib ires abgestorbnen Haußwirts Güeter in gebürlicher Zeit ordennlich und, wie sich gebürt, inventieren läst. Dann wo solliches von jr nit beschiecht, so hat sie die Innhabung und Nüessung dardurch genzlich verwürkt, wie dann die neue Gerhabschaftordnung [von Rintelen mit Fragezeichen versehen.] solliches vermag.

[4] Wann einer sein Hausfrauen ires Vermächts auf allen seinen Haab und Güettern dergestalt verwisen, das sie die selben biß zu irer Abferttigung nutzen und niessen mög und die zuvor, und ehe sie abgeferttiget, abzutretten nit schuldig sey, wo er dan gleich zuvor auch ein Hausfrauen gehabt und die selb ires Vermächts auf sein Haab und Güetter ietztgedachtermassen verwisen hete, so haben doch derselben seiner ersten Hausfrauen verlassne Kinder nit Fueg, sich in Craft irer Mueter eltern Vermächt in die Posseß und Nutzung der Güeter einzetringen, sonder die Wittib bleibt bei der Posseß und Nutzung ires verstorbnen Hauswirts Haab und Güetter nach Inhalt ires Vermächts biß zu irer Abferttigung unverhindert der Kinder habenden eltern [Seite: 3_061] Vermächt. Doch wan es zu der Abferttigung und Bezallung kumbt, so haben die Kinder vor der Wittib den Vorgang, wie hernach gesagt werden sol.

[5] Wann einem Weib alle ires Haußwirts Haab und Güetter dermassen verpfendt sein, das sie dieselben vor irer Abferttigung abzutretten nit schuldig sey, so dann der Wittib verstorbener Haußwirt frembde Gründt oder Güetter pfandtsweiß oder im Bestandt gehabt und solliche Pfandtschilling oder Bstandt hinter ime verlassen, in sollichem Fall sein die Erben schuldig, die Wittib bey sollichem Pfandtschillingen und Bstandt so wol als bey des Verstorbnen aigenthumblichen Güetern biß zu irer Abferttigung bleiben ze lassen.

[6] Es begibt sich oft, das die Heuratbriefe gar nit aufgericht werden. Wo aber in sollichem Fall ein verferttigte Abred fürgebracht werden mag, so hat dieselb gleich sovil Craft, als wan ein verferttigter Heuratsbrieve verhanden were. Ob aber die Heuratsabred auch nit verhanden, und doch der Heuratsbeschluß durch die Wittib mit lebendiger Zeugnuß bewisen werden möchte, so volgt ir nach vermüg des Heuratsbeschluß alles das, was ir sonst, wo ein Heuratbriefe verhanden were, ervolgen solte.

Was in Heuratsvermächten unter dem Namen der varenden Haab verstanden werden soll.
Das 2. Capitl.

[1] In den Heuratsbriefen wierdet unter dem Namen der varenden Haab verstanden Traidt, Wein, Gestüet, Groß- und Kleinvieh, Haußrat, Parschaft, verbrieft und unverbrieft Schulden, Harnisch, Püchsen, [Seite: 3_061] Pulver, Silbergeschirr, Klainater, und in summa alles das, so beweglich ist, ausserhalb des, so in dem Heuratsbriefe von obbemelten in Sonderheit ausgenommen oder vorbehalten wierdt.

[2] Die geschribnen Rechten vermügen, das die Geltschulden unter die varunde Haab nit gerechnet werden sollenT.5.2.A. Und wiewol die Regierung zu mermallen das Widerspill für landsgebreuchig erkennt, nemblich das die Geltschulden für varende Haab geacht werden sollen, so ist doch sollicher Landsbrauch bei villen Landtleuten zweiflig, derhalben in disem Fall das sicherst wer, das den geschribnen Rechten nach erkennt würde, wie dan auch durch die Herren Beysitzer des Landtrechtens verschiner Zeit Innhalt der geschribnen Rechten disfals erkennt worden. Dan wa ein Landsbrauch zweiflig und ungewiß ist, soll yederzeit dem geschribnen Rechten nach erkennt werden. Sollicher Disputation aber fürzukumben, brauchen etlich dise Cautel, das sy in den Heuratsbriefen die Geltschulden von der varunden Haab austruckenlich ausnemen. Doch ist dem Landsbrauch nach undisputierlich, das das ausgelichen Gelt, darummen der Verstorben ein ligends Guet pfandtschillingsweiß in Handen hat, für varende Haab nicht gerechnet oder gehalten wirdet.

[3] Die Frücht, so auf den Feld stehen, auch die Visch in den Weyern, die werden für varunde Haab nit verstanden. Wan aber die Frücht nunmehr gefechsnet sein, ob sie gleich noch auf dem Feldt uneingefüert ligen, deßgleichen wan die Fisch aus den Teuchen gefischt sein, so werden sy für varunde Haab geacht, darinn auch die Wittib, wie auch in der andern Varnuß, ir Gebürnuß zu fordern hat.

[4] Item, wan einer Gelt entnimbt oder ligunde Güeter verkaufft und Gelt darvon einnimbt, in Maynung, sollich Gelt widerumb an ligunde Güetter mit dem Ehesten anzulegen, oder seine Schulden damit zu bezallen, und so er dann, ehe solliches beschicht, mit [Seite: 3_063] Todt abgeet, so wierdt solliches Gelt für varunde Haab nit gerechnet oder geachtetT.5.2.B, inmassen solliches von der Regierung vormallen verabschidt worden ist.

[5] Holz, Stein und Kalch, so einer zu Erbauung seiner Behausung beyeinander hat, das wirt für varunde Haab nit verstandenT.5.2.C.

[6] Ob ein Frau irem Hauswirt an parem Gelt oder varunder Haab iehzt zuebringt und solliche Varnuß in werender Ehe durch iren Hauswirt verzert worden, so sein ir die Erben solliche Varnuß widerumben zu erstatten schuldig.

[7] Der varenden Haab halben werden die Heuratsbriefe auf mer Weeg zue oder aufgericht. Etlich Heuratsbriefe werden dahin gestelt, das der Wittib halber oder dritter Thail aus beeder Eheleuten varunden Haab volgen solle; in wellichem Fall die Wittib schuldig ist, ir aigne Varnuß, als nemblich die, so sie irem Hauswirt zuebracht, oder die ir in werender Ehe durch Erbschaft oder in ander Weeg zuegestanden oder ir durch iren Hauswirt verehrt worden (doch ausgeschlossen ir Leibzier und Kleider), in die Thaillung auch kumben zu lassen, also das ires Hauswirths und ir eigne Varnuß für ein einige Varnuß verstanden würdet, darauß ir dann halber oder dritter Thail vermüg des Heuratbriefs ervolgt. Wann aber der Heuratsbriefe vermag, das der Wittib nach Absterben ires Hauswirts halber oder dritter Thail der varunden Haab volgen soll, so wiert unter sollichen Worten allein ires Haußwirts varunde Haab verstanden, / daraus ir, der Wittib, halber oder dritter Thail zuesteen soll, also das sie in sollichem Fall ir eigne varunde Haab, so sie irem Hauswirt zuegebracht, oder die ir in steender Ehe durch Erbschaft oder in ander Weeg zuegestanden oder ir durch iren Hauswirt verehrt worden, in die Thaillung kumen zu lassen nit schuldig ist, sonder ir volgt solliche ir aigne varunde Haab one Abgang sambt dem halben oder dritten Thail ires verstorbnen Hauswirts Varnus.

Wasmassen die Witfrauen in irer Abfertigung vor den andern Glaubigern den Vorgang haben sollen.
Das 3. Capitel.

Wann einer mit Todt abgeet, und das sich seine verlassne Güetter zu völliger Bezallung seiner Glaubiger nit erstrecken, so würdet alßdan die Wittib ires Vermächts vor allen andern Glaubigern bezalt. Doch beschiecht solliches mit etlichen Unterschieden, wie in dem Tractat von den Crida Handlungen am [sechsten] Capitl ausfüerlich begriffen ist.

Wie es nach Absterben des Haußwierts mit der Abnutzung, so er von seiner Hausfrauen Güetter bey seinem Leben eingenommen, gehalten werden solle.
Das 4. Capitel.

Was ein Hausfrau irem Haußwirt über ir Heuratguet zuebringt, davon hat derselb ir Hauswiert die Nutzung, und sein seine Erben nach [Seite: 3_065] seinem Absterben der Wittib umb solliche Nutzung ainiche Raittung ze thuen oder ir dieselb zu widerkeren nicht schuldigT.5.4.A; es were dann Sach, das ir die Frau in der Heuratsberedung oder sonst die Nutzung vorbehalten hete.

Wann der varenden Haab halben kein sonder Austruckh in dem Heuratsbrief beschiecht, wie es dann dem Landtsbrauch nach damit gehalten werden soll.
Das 5. Capitel.

Ob ein Heuratsgemächt aufgericht würde, darinn der varunden Haab halben dahin beschlossen, das es nach Absterben des Haußwierts dem Landsprauch nach mit der Varnuß gehalten werden soll, so ist in sollichem Fall der Landsbrauch: Wan der Verstorben zuvor auch [Seite: 3_066] ein Weib gehabt und Kinder, die Söne oder Erbtöchter seindt, bey ir erobert und dieselben hinter ime verlassen, das alßdan der Wittfrauen der Drittail ires verstorbnen Haußwierts varunder Haab zuestehen und volgen solle. Wo aber der Verstorben zuvor kein Weib gehabt, oder das er ein Weib gehabt und von derselben kein Söne oder Erbtöchter verhanden, so volgt der Wittib halber Thail der Varnuß.

In was Zeit die Wittib nach Absterben ires Hauswierts abgeferttigt werden soll.
Das 6. Capitl.

Wann in einem Heuratsbriefe kein Außtruck beschiecht, auf was Zeit die Wittib ires Vermächts abgefertigt / werden soll, so vermainen etliche Landtleuth, das sie zu keiner andern Zeit, dan zwischen Weyhennechten und unser Frauen Liechtmessen abgeferttigt werden müegeT.5.6.A. Etlich aber seind diser Meinung, daß in ieztbemeltem Fahl die Erben von Stundt an nach Absterben der Wittib Haußwierts die Wittib abferttigen mügen, daß auch die Wittib der Abferttigung biß zu dem Dreyßigisten statt zu thuen schuldig sey. Wo aber die Erben über den Dreyßigisten mit der Abferttigung seumig würden, so ist alsdann die Wittib weitter der Abferttigung statt zu thuen nit schuldig, die beschech dann volgunds zwischen Weyhennächten und Lichtmeß. Und alß iezt vermeldt ist, daß die Wittib in obgemeldtem Fahl biß zue dem Dreyßigisten der Abferttigung statt zu thuen schuldig sey, ist verrer zu wissen, daß die Erben mitler Zeit und biß zu dem Dreyßigisten schuldig sein, die Wittib zimblicherweyß zu unterhalten, ir auch die Wonung in ires verstorbnen Hauswierts Behausung (woverr sie anderst kein ausgezaigten Wittibstuel hat) zu vergunnen. [Seite: 3_067]

Was der Wittib nach Absterben ires Hauswierts über ier Heuratsvermächt noch weitter ervolgend thuet.
Das 7. Capitel.

[1] Die Klaider und Kleinater, so der Man seiner Hausfrauen in stehender Ehe gibt, die volgen und beleiben nach seinem Absterben der Wittib, und nit des Mans ErbenT.5.7.A, also auch der Koblwagen sambt den Rossen, so deren verhannden weren, die in sonderheit darzue gehören.

[2] Nach Absterben des Manns sein die Erben schuldig, die Wittib zimblicherweiß mit Klagklaidern zu versehen an ir der Wittib EntgeltT.5.7.B.

Wann ein Wittib vor irer Abferttigung umb ires Hauswierts verlassne Güetter mit Recht fürgenumen wierdt, wie sy sich darmit halten soll.
Das 8. Capitel.

Woverr die Wittib mitler Zeit, ehe dann sie durch die Erben abgeferttigt, durch yemandts von wegen ires verstorbnen Hauswirts Güeter mit Recht beklagt würde, ist sie sich in ainiche Verantworttung einzulassen nit schuldig. Sonder sie mag sich auf die Erben als ire Scherm waigern und denselben zum Rechten zu verkünden begeren.[Seite: 3_068] Yedoch wann die / Wittib nit allein, sonder neben und mit den Erben beklagt würdet, so hab ich villmallen gesehen, das sie sich mit und neben den Erben in Verfarung eingelassen; wan sie aber hernach vor Vollendung der Rechtsachen durch die Erben abgefertigt worden, so ist sie alßdan weiter zu verfaren nit schuldig, sonder den Erben gebürt alsdan, das Recht ausser der Wittib auszufüeren.

Wasmassen ein Hauswiert sein Hausfrauen ires Vermächts auf seine Lehengüetter verweisen müg.
Das 9. Capitel.

[1] Ein Landtman mag sein Hausfrauen ires Vermächts auf seine Lehengüetter ausser Bewilligung und Zuegeben des Lehenherrens nit verweysen. Ob aber solliches beschechen, hat der Lehenherr Macht, solliche Güetter, doch mit vorgeender rechtlicher Erkanntnus einzuziehen. Es ist auch ain Lehenherr auf des Lehenmans Ansuechen die Bewilligung in disem Fall zu geben nit schuldig, allein der Lehensman hat sunst andere aigenthumbliche Güeter oder Pfandtschaft nit, darauf er die Verweysung seiner Hausfrauen thuen möchte, in wellichem Fall dan noch auch dise Beschaidenhait durch den Lehensman gehalten werden solle, das das Vermächt zimblicherweiß bescheche. Dann wan der Lehensman ein übermässige Vermächt thuen wolte, ist der Lehensherr nit schuldig darein zu bewilligen.

Die Wittib mag umb Volziehung ires Vermächts ir Notdurft extraordinarie besuechen.
Das 10. Capitel.

Die Wittib mag umb ir Heuratsvermächt extraordinarie verhörsweiß klagenT.5.10.A, und, ob sich die Erben auf das ordenlich Recht waigern wolten, haben sie das nit Fueg.

Wan ein Breytigamb vor dem Beyschlaff mit Todt abgeet, wie es alsdann mit Abferttigung der versprochnen Prauth gehalten werden soll.
Das 11. Capitel.

Gehet einer mit Todt ab nach dem Versprechen, wo dann der Beyschlaff noch nit beschechen, so sein seine Erben die verlassne Praut auf die beschechne Heuratsabred abzeferttigen oder die Abrede zu volziehen nit schuldig.

In wellichem Fall die Kinder in der Wittib Zucht gelassen werden sollen.
Das 12. Capitel.

Der Landtsgebrauch vermag, wan einer mit Todt abgeet und unerzogne Kinder hinter ime verlast, ob dann gleich seine gelassne Wittib als der Kinder eheleibliche Muetter iren Wittibstandt verkert, das nichts destweniger die Kinder in irer Zucht so lang, biß sie siben Jar ires Alters erraichen, gelassen werden sollen. Es ist auch die Mueter in sollichem Fall nit schuldig auf iren selbst Kosten die Kinder zu unterhalten, sonder die Unterhaltung solle ir von der Kinder Guet nach zimblichen Dingen durch die Gerhaben bezalt werden. Yedoch wann die Gerhaben dem Herrn Landtmarschalk genuegsam Ursach fürbringen möchten, warumben die Kinder in der Mueter Zucht nit gelassen werden sollen, so steet es bey dem Herrn Landtmarschalk, darinnen Einsehung zu thuenT.5.12.A.69.3 [Seite: 3_070]

Wan der Hauswiert das Heuratguett nit eingenommen hette, in wellichem Fall alßdann die Wittib daselb bey seinen Erben ersuechen müge.
Das 13. Capitel.

Wann im Heuratsbriefe begriffen were, das der Man das Heuratguett eingenommen habe, ob dann gleich des Verstorbnen Erben mit Schuldbriefen oder in ander Weege darbringen möchten, das er dasselb nit eingenommen hab, so sein sie doch nichts weniger sollich Heuratguett sambt der Widerleg, Morgengab und allem dem, was ir sonst verschriben, zu entrichten und volgen ze lassen schuldig. Dann wan der Mann den Heuratsbriefe seiner Hausfrauen hinaußgibt und der selben Vater oder Brueder umb das Heuratguet zu Schuldnern annimbt, so bleibt sy bey sollichem irem habenden Heuratsbriefe billich. Ob aber des Mannß Erben Sprüche und Vorderungen von wegen des unbezalten Heuratguets, auch der Schäden halben, so dem Verstorbnen oder ihnen der nit Bezallung halben ervolgt, gegen der Frauen Vatern oder Bruedern suechen wolten, das stehet innen als gegen iren angenommen Schuldnern bevor. Doch ist solliches allein von den verzignen Töchtern zu versteen. Dan wa ein Erbtochter oder ein Wittib verheurat würdt, die ir eigen Guett haben, ob dann gleich der Heuratsbriefe dahin gestelt were, das der Man das Heuratguet par eingenommen hab, und aber des Manns Erben mit Schuldbriefen oder in ander Weeg beweysen möchten, das dem Verstorbnen das Heuratguet unbezalt ausstehe, so seindt sy der Wittib das Heuratguett zu geben nit schuldigT.5.13.A. Aber die Widerleg, Morgengab und anders, waß der Heuratsbriefe vermag, mügen sie ir in sollichem Fall nit vorhalten, sonder sie sein ir dasselb zuezustellen und volgen zu lassen schuldig70.1.[Seite: 3_071]

Ein Wittib ist schuldig, nach Absterben ires Hauswirts die Inventierung desselben verlassnen Güettern zu begeren.
Das 14. Capitel.

Wann ein Heuratsbriefe dahin gestelt ist, das die Wittib nach Absterben ires Hauswierts sein verlassne Haab und Güetter biß zu irer Abferttigung innenhaben, nutzen und niessen müge, so ist die Wittib vermüg der neuen Gerhabschafftordnung schuldig, nach Absterben ires Haußwierts die Obrigkeit umb Sperrung und Inventierung sollicher ires Haußwierts verlassner Güeter anzulangen. Wo sie aber solliches nit thet, so vermag die Policey weitter, das sie damit jr weiblichen Freiheit verwirkt habe.

Die Wittib ist schuldig, den Kindern nach Absterben ires Haußwierts Gerhaben zu begern im Fall, wa die Freundt oder Obrigkeit darinnen saumig weren.
Das 15. Capitel.

Es begibt sich zu mermallen, das die ungevogten Kinder, sonderlich wann sie im Landt nit befreundt sein, langsam vergerhabt werden; mitlerweil bleiben die Wittiben in iren Güetern unabgeferttigt, nutzen und niessen dieselben Innhalt irer Vermächt, die innen die Nutzungen biß zu irer Abferttigung zuegeben, welliches in aber der [Seite: 3_072] massen nit gestatt werden solle. Sonder die Wittib ist schuldig, dem Herrn Landtmarschalk zeitlich anzulangen, den Kindern Gerhaben zu verordnen und bey denselben darob zu sein, damit sie abgefertigt werde. Dann wa sie solliches nit thuett und also der Saumbsal der Abferttigung an ir selbs erwindt, so ist sie schuldig, sich mit den Kindern zu irer Vogtbarkeit, oder wann sie mit Gerhaben versehen werden, umb die Nutzungen, so vill sie deren mitler Zeit eingenommen, zu vereinen und zu vergleichen.

Wasmassen die Widerleg durch die Wittib vergwisst werden solle.
Das 16. Capitel.

Wann die Wittib irer Widerleg mit parem Gelt durch die Erben abgeferttigt wierdt, so ist sie sollich Gelt auf ligunde Güeter in diesem Landt anzulegen oder sonst mit Pfandt oder Pürgschafft zu vergwissen schuldig, damit die Erben nach iren tödtlichen Abgang sollich Gelt widerumben zu suechen und zu bekommen haben, es were dann solches im Heuratsbriefe anderst ausgedruckt.

Wie die Wittib mit irer Morgengab dieselb zu verschaffen und zu vermachen frey sey.
Das 17. Capitel.

Wann im Heuratsbriefe der Morgengab halben insonderheit nit [Seite: 3_073] ausgedruckt würdt, wie es nach tödtlichen Abgang der Wittib gehalten werden solle, so mag sie solliche Morgengab vermachen, verschaffen und geben, wie sy verlusst, und ob sie dieselb unvermacht und unverschafft hinter ier verließ, so felt sie nit auf ieres Haußwierts, sonder auf iere nechste Erben.

Der Wittib soll ir gebürender Thail der varunden Haab on Abschlag der Schulden geraicht werden.
Das 18. Capitel.

Wann einer seiner Hausfrauen sein varunde Haab zu halben oder dritten Thail vermacht hat, und das hernach derselb nach seinem Absterben unbezalte Schulden hinter ime verlässt, so ist der Gebrauch, das solliche Schulden durch die Erben one Entgelt oder Abschlag der Wittib gebürenden Thail der Varnuß aus denn übrigen des Verstorbnen varunden und ligunden Güetern entricht und bezalt werden.

Wan kein Heurats Vermächt verhanden ist, wie es alsdann mit Abferttigung der Witfrauen gehalten werden solle.
Das 19. Capitel.

Wann ein Heurat ausser ainichen Heurats Vermächt beschieht, und das hernach der Man mit Todt abgeet, wa dann zuvor der Verstorben auch ein Hausfrau gehabt, und von derselben Söne oder Erbtöchter verhanden weren, so volgt der Wittib der Dritthail des Verstorbnen varunden Haab. Hat aber zuvor der Verstorben kein Hausfrauen gehabt, oder das er ein Hausfrau gehabt und von derselben keine Söne oder Erbtöchter verhanden weren, so volgt der Wittib halber Thail ires verstorbnen Haußwierts Varnuß. Was aber ligundt Güeter sein, davon ist man der Wittib in einem und dem andern Fall nichts volgen zu lassen schuldigT.5.19.A [Seite: 3_074] [Seite: 3_075] [Seite: 3_076] [Seite: 3_077]

Traktat VI.

Was einem Wittiber nach Absterben seiner Hausfrauen aus derselben verlasßnen ligenden und varunden Güettern erfolgen soll.
Ob ein Ehewirt vor Volziehung des Heuratbriefs seiner verstorbnen Ehewirtin Güetter derselben Erben abzutretten schuldig sey.
Das erst Capitl.

[1] Wann ein Frau mit Todt abgehet, so solle irem Hauswierth alles das, was das Heuratvermächt vermag, aus der verstorbnen Frauen Guet volgen und zuestehen.

[2] Es ist auch der Haußwirt nit schuldig, seiner Hausfrauen Güetter (wo er die von seiner Hausfrauen innhat) den Erben abzutretten, er were dann zuvor Innhalt des Heuratsvermächt durch die Erben abgeferttigt. Im Fall aber, das ime sein Hausfrau ire Güetter nicht eingeben, sonder die selben in irer Gewaltsamb (wie zu Zeiten beschieht) innenbehalten, so möchte sy ier Haußwierth nach iren Absterben selbst nicht pfendten, sonder er müeste die Abferttigung von dennen Erben gewarten, es wer dan, das das Heuratvermächt anderß vermöchte.

Was den Haußwirt nach Absterben seiner Hausfrauen aus der varunden Haab folgen soll.
Das 2. Capitl.

Nachdem die Heuratsbrief merrers Thails dahin gestelt werden, das der überlebenden Person halber Thail varunder Haab volgen soll, wo dann ein Haußwiert vor seiner Haußwierttin mit Todt abgehet, so [Seite: 3_078] wirdt es mit der varunden Haab nach dem Puechstaben des Heuratbriefs gehalten. Doch ist ein Unterschaidt, wie und was Gestalt der varunden Haab halben in dem Heuratsbrief Meldung beschickt, darvon ich in dem Tractat von Abferttigung der Wittiben am andern Capitl Anzaigung gethan. Waß auch unter dem Namen der varunden Haab verstanden werden solle, ist im yetztbemelten Tractat und Capitel auch anzaigt, dahin ich mich diß Orts vorab Kürz wegen gezogen haben will.

Von den sondern Vermächten, so zwischen Conleutten in weherender Ehe ausserhalb des Heuratvermächts beschechen.
Das 3. Capitl.

[1] Wiewoll die geschribnen Recht vermügen, das die sondern Vermächt, so zwischen Chonnleuten in stehender Ehe aufgericht werden, nit Craft haben, sy werden dann mit dem Todt des, so das Vermächt thuett, bestättigt, so ist doch der Landsbrauch demselben zuwider. Dann was ein Landtmann seiner Hausfrauen in weherender Ehe vermacht, das wiert stäth und vesst gehalten. Wo auch gleich ein Haußwirth sein Hausfrau überlebt, also das er seine Vermächt mit dem Todt nit bestettigt, ist er doch nicht weniger schuldig, solliches Vermächt seiner Hausfrauen Erben ze halten und zu volziehen.

[2] Also auch, wan einer sein Hausfrauen umb ein ligendts Erbguet neben im an Nuz und Gewähr schreiben läst, ob er dann gleich sein Hausfrau überlebt, so felt im dann solliches Erbstückh nit widerumb haimb, sonder was seiner verstorbnen Hausfrauen zu irem gebürenden Thail vermüg der Gewehre darvon zuegehörig, das volgt iren Erben.

[3] Was dann die Kleider und Clainath belangt, die ein Haußwiert seiner Hausfrauen in werender Ehe ankaufft oder gemacht, ist der Landtsbrauch, wan die Hauswirthin iren Haußwirt überlebt, und der [Seite: 3_079] Haußwirt solliche Klaider und Clainath nicht widerumb an sich ervordert, das alsdan der Haußwirthin dieselben als ir geschenkt Guet folgen und zuesteen sollen. Wo aber der Haußwirt die Haußwierthin überlebt, so were es meines Bedunckhens schwerlich, das die Klaider und Klainat, so ir ir Haußwirth in stehender Ehe ankaufft, iren Erben volgen sollen. Sonder ich acht, das dieselben dem Haußwirth billich beleiben, es wäre dan, das der Frauen Erben darbringen möchten, das ir solliche Klaider und Klainat durch iren Haußwirth nit blößlich zu irer Zier ankaufft, sonder noch darzue durch eine ordenliche Donation übergeben und zuegestelt worden sein.

Ob ein Haußwirth seiner Hausfrauen Verlassung erben möge.
Das 4. Capitl.

Wiewoll im Rechten verordnet ist, wann ein Weibsbild mit Todt on ein Testament abgehet und keinen Pluets oder gesipten Freundt hinter ir verlässt, das alßdan auf iren Haußwirth ir verlassne Güetter erben und fallen sollenT.6.4.A, so haben doch solliche Recht in disem Landt nit Stat, sonder es wierdt in sollichem Fall mit irer Verlassung wie mit andern erblosen Güettern gehalten.

Wan ein Frau mit Todt abgeet und ir Guett iren Kindern verlässt, ob ir Haußwiert als der Vater die Fruchtniessung dar innen haben solle.
Das 5. Capitl.

Die geschribnen Recht vermügen, das der Vater seiner Kinder müetterlich Guett nach Absterbung der Muetter, so lang er im Leben ist, zu nutzen und zu genießen habT.6.5.A. Aber dem Landsbrauch nach [Seite: 3_080] haben solliche geschribne Recht nit stat, sonder der Vater ist schuldig, von Stund an nach Absterbung der Muetter seinen Kindern iren müetterlichen Erbthail zuezustellen und volgen ze lassen, und mag im also der Vater an sollichen Güettern kein Fruchtniessung dem Landtsprauch nach zueziehen.80.1

Traktat VII.
Ein Verzaichnuß, wasmassen die Erbschaften nach dem Landsprauch des Erzherzogthums Österreich unter der Enns auf die gesipten Erben fallen thuen.
Ein Tractätl von erblichen Successionen und Fällen, wie die gesipten Erben nach den Landtsbrauch des Erzherzogthumb Österreich unter der Enns in den Erbschaften succediern und Zuegang haben.

Von den Erben in absteigender Lini, und erstlich, wie die Erbschaft auf Sön und Töchter fellet.
Das 1. Capitl.

Wann ein Mann oder Frau mit Todt abgeet und Sönn und Töchter, die sie inn ehelichem Standt erworben, hinter inen verlassen, so werden dieselbigen Sön und Töchter in irer verstorbnen Vatter und Muetter verlassnen Haab undt Güetter zu gleichen Taillen zu erben zuegelassenT.7.1.A.

Wie die Sön und Töchter mit den Enicklen zu erben zuegelassen werden.
Das Annder Capitl.

Gehet ein Man oder Frau mit Todt ab und verlässt Sön und Töchter an einem und dan Enicklen am andern, so werden die Enicklen [Seite: 3_082] neben den Sünen und Töchtern nachvolgunder Gestalt zu erben zuegelassen: Nemblich das die Enickel in ires Vatters oder Mueter Stat treten und alle samentlich sovil, und nit mer oder weniger an der Erbschaft nemmen, dann soviel ierem Vater oder Mueter (wann die den Erbfal erlebt heten) zu iren Tail gebürt heteT.7.2.A

Wie die Sön und Töchter mit denen Urenigklen zu erben zuegelassen werden.
Das 3. Capitl.

Gleicher Gestalt wiert es auch mit den Uhrenigklen gehalten. Nämblich wan ein Verstorbner hinter im Sön oder Töchter an einem und dann Urenigkel am andern verlesst, so tretten dieselben Urenigkeln an irer Vatter oder Muetter Stat, also das die samentlich nit meer oder weniger, dann soviel irem Vatter oder Mueter (wo die den Todtfall erlebt hetten) an der Erbschaft rechtlichen zuegestanden were, nemmenT.7.3.A

Wie die Enigkel miteinander erben.
Das 4. Capitl.

Stirbt ein Mann oder Frau und verlast kein Kind, sonder allein Enigkel, wiewoll nun dieselben in gleichen Grad sein, so erben sie [Seite: 3_083] doch nit nach Anzal der Personen, sonder stehen in ires Vatern oder Muettern Fueßstapfen. Gleicherweiß wiert es auch mit den Urenigklen und allen andern Personnen in absteigender Lini gehaltenT.7.4.A

Wie die Enigkl und Urenigkeln miteinander erben.
Das 5. Capitl.

Trueg es sich aber zue, das Enigkel an einem und dann Urenigkel am andern verhanden wären, so tretten dieselben Enigkel und Urenigkel jr jedes an ires Vattern und Muetern Statt, allermassen wie hie oben von den Sönnen und Enigkeln angezaigt wordenT.7.5.A. In den obgeschribnen Fällen ist zwischen dem Landtsbrauch und den geschribnen Rechten kein Unterschaid.

Wie die verzignen Töchter in aufsteigender Lini zu erben zuegelassen werden.
Das 6. Capitel.

[1] Wiewol in den vorgeunden Capiteln angezaigt, das der weiblich Stamen neben dem Mannsstamen zu erben zuegelassen werden, so ist doch solches allein von Burgern und Paursleuten zu verstehen. Dan was den Herrenstand und Adl belangt, bey den selben werden die Weibspersonnen zu erben nit zuegelassen ausgenumen etlich sonder Fäll, wie dieselben hernach begriffen sein. 1. Nemblich wann ein Vatter [Seite: 3_084] sein Tochter noch bei seinem Leben verheurat hete und in dem Heuratsbeschluß kein Verzicht von ir begert oder genumen, so wierdet die Tochter nach seinem tödtlichen Abgang wie ein andere Erbtochter neben iren Brüedern zu der Erbschafft zuegelassen. 2. Also auch wan die Sön nach Absterben ires Vaters ire Schwester verheuraten und in dem Heuratsbeschluß kein Verzicht von ir begeren, so seind sie schuldig dieselb ir Schwester neben inen zu erben zu lassen. 3. Item wann einer mit Todt abgeet und einen oder mer Söne an einem und dann seines zuvor verstorbnen Suns oder Enigkels Tochter am andern hinter ime verlast, so werden des verstorbnen Suns oder Enigkels Töchter neben den Sünen zu erben zuegelassen, doch der gestalt, das sie nit mer oder weniger an der Erbschaft nemen, dan soviel auf iren Vatern (wo der selb den Todtfall erlebt het) rechtlichen gefallen were.

[2] Item wiewoll verzigne Töchter und der selben Erben zu dem vatterlichen Guet zu erben nit zuegelassen werden, yedoch mögen sie doch von dem müetterlichen Guet, so ier Mueter hindter ier verlassen, oder sonst von irer Mueter Stammen herrürendt, nit ausgeschlossen werden, allein es hete sich ein Tochter desselben zuvor austruckhennlich verzigen, dessen sie sich doch wider iren Willen zu verzeihen nit schuldig ist.

[3] Wann ein Tochter unverheurat ist, ob sie dann gleich noch kein Verzicht über sich geben (wie dan auch nit gebreuchig, von den Junckfrauen vor irer Verheurattung Verzichten zu nemmen) so wierdet sie doch, gleich so wenig als ob sie verheurat und verzigen were, in ires Vatern Erbschaft zuegelassen. Die Brüeder seind ir auch vor irer Verheurattung einich Heuratguet aus ihres Vattern Verlassung zu geben nit schuldig, sonnder sie ist sich an der Unterhaltung, biß so lang sie verheurat wierdt, ersettigen zu lassen schuldig, welliche Unterhaltung ir die Brüeder aus irem väterlichen Guet nach zimblichen Dingen zu raichen und zu geben schuldig sein.

[4] Wiewoll die Verzichten den geschribnen Rechten nach nit crefftig seind, sie sein oder werden dan mit dem Aid bestettigtT.7.6.A, so ist doch dem Landßbrauch nach der Aid darinnen unvonnötten, sonder [Seite: 3_085] wan ein Tochter die Verzicht thuet, ob sie gleich dieselb mit dem Aid nit bestät, so ist sie nichts weniger schuldig, solliche Verzicht zu halten.

Von den Seitenerben, und erstlich, wie die Brüeder und Schwester von beeden Banden aneinander erben.
Das 7. Capitel.

[1] Gehet ein Man oder Frau mit Todt ab und verlast Brüeder oder Schwester, woverr dan solliche Brüeder oder Schwester dem Verstorbnen von beeden Banden verwonnt sein, so erben sy Innhalt der geschribnen RechtT.7.7.A, auch nach Vermüg des Lanndtgebrauchs nach Anzal der Personnen zu gleichem Theil.

[2] Hieneben ist zu wissen, das die Personnen in aufsteigender Lini den Kaiserlichen Rechten nach neben des Verstorbnen Brüedern und Schwestern zu gleichen Theil zuegelassen werdenT.7.7.B. Dieweill aber die Erbschafften dem Landsprauch nach nit zu Ruekh fallen, so haben in disem Fall die geschribnen Recht, soviel die aufsteigendt Lini belangt, nit statt, sonder werden die Personnen der aufsteigenden Lini genzlich ausgeschlossen.

Wie Brüeder und Schwester von einem Bandt mit den Brüedern oder Schwestern von beeden Banden iren verstorbnen Brüedern oder Schwester erben sollen.
Das 8. Capitel.

[1] Stirbt ein Mann oder Frau und verlast Brueder oder Schwester [Seite: 3_086] von einem Bandt und dann Brueder oder Schwester von beeden Pannden, so felt die Erbschafft vermüg der Kaiserlichen RechtenT.7.8.A allein auf die Schwestern oder Brüeder von beeden Pannden; welliches dann dem Landsprauch nach in den Güettern, so der Verstorben selber gewunen oder erobert hat, gleichermassen gehalten wierdt.

[2] Aber in den Erbgüetern, so von den Stämen herkumen, ist dem Landsprauch nachT.7.8.B diser nachvolgender Unterschidt. Wann der ein Brueder oder Schwester dem Verstorbnen allein Vater halben verwonnt, so nimbt derselb Brueder oder Schwester mit dem Brueder oder Schwester, so dem Verstorbnen von beeden Panden verwonnt, das vätterlich Erbguett zu gleichem Theil; aber das müetterlich beleibt allein den Brüedern oder Schwestern von beeden Pannden, als denen so den Verstorbenen Muetter halbenn auch verwonnt sein.

Wie die Geschwistriget, so dem verstorbnen Brueder oder Schwester allein von einem Bandt verwont sein, erben sollen.
Das 9. Capitel.

Wann zweyerley Geschwistriget verhannden, deren etlich dem Verstorbnen allein vom Vater, etlich aber allein von der Mueter verwonnt seint, so erben, die vom Vater geschwistriget seint, das vätterlich, und dann die geschwistrigethen Mueter halb allein das müetterlich [Seite: 3_087] Guet, wie dann die geschribnen Rechten vermügenT.7.9.A und solliches dem Landsbrauch also gemeß ist. Wo aber der Verstorben sein Guett von seinen Eltern nit ererbt, sonder selbs gewunnen oder in ander Weeg erobert hat, so soll die Erbschaft auf beederley Geschwistriget zu gleichen Thaillen nach Anzal der Personnen fallenT.7.9.B.

Wie die Geschwistreget von einem Bandt mit des verstorbnen Brueders oder Schwesters gesipten Freundten erben sollen.
Das 10. Capitel.

[1] Ob ein Mann oder Frau mit Todt abgehet und Brueder oder Schwester Mueter halben an einem und dann Vetern oder Muemen, die ime Vater halb gefreundt sein, am anderen Thail hinter ime last, so felt das vätterlich Erbguet auf des Verstorbnen Freundt vaterhalben und nit auf die Schwester oder Brueder Mueter halben, dann dieselben nit mer als das müetterlich Guett erben. [Seite: 3_088]

[2] Wo aber die Geschwistriget dem Verstorbenen allein vaterhalb verwonnt sein, so felt das müeterlich Erbguet auf des Verstorbnen Freundt Muetter halben und nit auf die Geschwistriget Vater halben, dan dieselben allein des Verstorbnen Brueders oder Schwestern väterlich Guet zu erben habenT.7.10.A, wie dann solliches der Statt Wien Freyheit vom Herzog Albrechten Hochlöblicher Gedechtnus ausgehend, des Datum Wienn an unser Frauen Liechtmeß Tag Anno Domini 1383 innenhelt mit nachgeschribnen Worten: Ob ein Mann abgehet mit Todt ehe dann sein Hausfrau, und das er Kinder hinter im verlest, die sie mit einander haben, und das dann die Frau ein andern Mann nimbt und mit demselben auch Kinder gewinnt, die sindt dann mit den ersten Kindern geschwistriget mueterhalben, und das dann die Kinder, die sie mit dem ersten Mann gehabt, abgiengen mit Todt, ehe sie zu iren beschaiden Jaren kumen und ehe sie vogtber werden, oder das sie die Erbgüetter unverkumert und unverschafft und unvermacht hinter inen liessen, dass dann dieselben Güeter erben und gefallen sollen auf des ersten Mannes Erben, von dem dieselben Güeter her kumben sein, nach dem Landtsrechten zu Österreich, und nit auf die Kinder geschwistriget Muetter halben, und also zu gleicher Weiß soll im sein von der Frauen. Ob ein Frau abgeet mit Todt ehe dann ir Man, und das sie ime Kinder hinterlest, die sie miteinander haben, das dann der Man ein andere Frau nimbt und mit der selben auch Kinder gewinnt, die seindt dann mit den ersten Kindern geschwistriget Vater halben, und das dann die Kinder, die er bey der ersten Frauen gehabt, abgiengen mit Todt, ehe das sie zu iren beschaiden Jaren kumen, und ehe sie vogtbar werden, oder das sie die Erbgüeter unverkhumerts und unverschafft und unvermacht hinter in liessen, so sollen dann dieselben Güetter erben und gefallen auf der ersten Frauen Erben, von der die selben Güetter herkumben seint, nach dem Landsrechten in Österreich, und nicht auf die Kinder geschwistriget [Seite: 3_089] Vater halben. Also werden die Güetter zu den rechten Erben kumben, und kumbt dick von einem wolhabenden Man oder Frauen ein ganzes Geschlecht wider zu Eeren und zu Guett, das anderst unrechtlich zu frembder Handt keme. Solches Recht ist vor alters heer nit allein in der Statt Wien, sonder auch im ganzen Landt gehalten worden, wie dann aus disen Worten erscheint: "Nach dem Landtsrecht in Österreich".

Wie die Brüeder oder Schwester von beeden Banden mit des verstorbnen Brueders oder Schwestern Kindern von beeden Banden zu erben zuegelassen werden.
Das 11. Capitl.

Gehet ein Man oder Frau mit Todt ab und hat Brueder oder Schwester an einem und dann Brueder oder Schwester Kinder am andern, woverr nun dieselben Brüeder oder Schwester und dan die Brueder oder Schwester Kinder dem Verstorbnen von beeden Banden verwonnt sein, so steen des Brueders oder Schwester Kinder in irer Vater oder Mueter Fueßstapfen, und was irem Vater / oder Muetter (wann die den Erbfall erlebt heten) von der Erbschaft ervolgt were, es sey müeterlich, vätterlich oder sonsten ererbt oder gewunnen Guet, das ervolgt dan desselben Brueders oder Schwesters Kinder ires Thails und nit meer, und sein in disem Fall die geschribnen Recht und der Landsprauch einhölligT.7.11.A.

Wie die Geschwistriget von beiden Panden mit des Bruedern oder Schwestern Kinder von einem Bandt zu des verstorbnen Brueder oder Schwestern Erbschaft gelassen werden.
Das 12. Capitel.

[1] Ob ein Man mit Todt abgehet und ein Bruedern oder Schwestern von beeden Panden an einem und dann Brueder oder Schwester Kinder von einem Pandt am andern verließ, so felt die Erbschaft den Kayserlichen Rechten nachT.7.12.A nit auf des Bruedern oder Schwestern Kinder von einem Pandt, sonder auf den Brueder oder Schwester von beeden Panden. Welliches dann den Landtsprauch nach in den Güetern, so der Verstorben selbs gewunnen und nit Erbgüetter sein, gleichermassen gehalten wierdt. Aber in den Erbgüettern ist dem Landtsprauch nach diser Undterschidt. Nemblich wann der Brueder oder Schwester dem verstorbnen von beeden Banden, und dann die Brueder oder Schwester Kinder ime den Verstorbnen allein vaterhalben verwonnt sein, so erben sie neben dem Brueder oder Schwester des Verstorbnen vätterliche Erbgüetter, soviel deren auf iren Vater oder Mueter (wo die den Todtfall erlebt hetten) gefallen wer. Was aber der Verstorben müeterlicher Erbgueter verlest, die beleiben den Bruedern oder Schwestern von beeden Panden allein, und haben die Brueder oder Schwestern Kinder Vater halben darbey nicht zu erben. Were aber der Brueder oder Schwester dem Verstorbnen von beeden Panden, und dan des Bruedern oder Schwestern Kinder ime dem Verstorbnen allein Muetter halben verwonnt, so erben sie neben den Bruedern oder Schwestern des Verstorbnen müetterliche Erbgüetter, soviel deren auf iren Vater oder Mueter (wo sie den Todtfall erlebt heten) gefallen weren. Aber die Väterlichen Erbgüetter beleiben den Brüedern oder Schwestern von beeden Panden, und haben die Brueder oder Schwestern Kinder muetterhalben daran nichts zu erben. Also ist es mit Recht bißher erkendt worden.[Seite: 3_091]

Wie die Geschwistriget von ainem Band mit Brüedern oder Schwestern Kindern von beeden Banden zu ires verstorbnen Brueders oder Schwester Erbschaft zuegelassen werden.
Das 13. Capitl.

[1] Wenn aber Brüeder oder Schwestern von einem Bandt und Brueder oder Schwester Kinder von beeden Banden verhanden sein, so felt des Verstorbnen Verlassung nach den Kayserlichen RechtenT.7.13.A nit auf den Brueder oder Schwester von einem Bandt, sonder auf die Brueder oder Schwester Kinder von beeden Banden, welches dann der Landtsprauch in den Güetern, so der Verstorben selbs erobert oder gewunnen, gleichs fall vermag.

[2] Wo aber der Verstorben Erbgüeter, die ime von seinen Voreltern anerstorben weren, verlassen hette, so ist nachvolgunder Unterschid. Nemblich wann der Brueder oder Schwester dem Verstorbnen allein Vater halben, und dann die Enigkel ime von beeden Banden verwonnt sein, so felt das müetterlich Erbguet nit auf den Brueder, sonder auf dies Enigkel, aber das vätterlich Erbguet wierdt zwischen den Brüedern oder Schwestern und dan den Enigkel gethailt, also das die Enigkel in ires Vatern und Muetern Fueßstapfen eintreten, und alle samentlich nit mer nemen, dann soviel als irem Vatern oder Muetern (wo sie den Erbfall erlebt heten) ires Thails angefallen were.

[3] Ist aber der Brueder oder Schwester dem Verstorbnen allein Mueter halben und dan die Enigkel ime von beeden Banden verwonnt, so felt das väterlich Guet nit auf den Bruedern, sonder auf die Enigkel. Aber das müeterlich Erbguet wierdt zwischen den Bruedern oder Schwestern und dan den Enigkeln gethailt, also das die Enigkel in ires Vattern oder Muetern Fueßstapfen eintretten und alle samentlich nit mer nemen, dann sovil irem Vatern und Muetern (wo sie den Todtfall erlebt heten) ires Thails angefallen weret. [Seite: 3_092]

Wie die Brüeder oder Schwestern mit ires Bruedern oder Schwestern Kindskindern iren verstorbnen Bruedern erben mügen.
Das 14. Capitel.

[1] Item, hat ein Verstorbner einen Brueder oder Schwester an einem und dann seiner Brüeder oder Schwestern Kindskinder am andern hinder sein verlassen, so felt die Erbschaft nach den geschribnen Kayserlichen RechtenT.7.14.A allein auf den Bruedern oder Schwester, und nit auf der Brüeder oder Schwester Kindtskinder, welliches dann der Landsbrauch in den Güetern, so der Verstorbne selbs gewunnen oder erobert hat, auch also vermag.

Aber mit den Erbgüettern, so dem Verstorbnen von seinen Voreltern angefallen, hat es nachvolgunden Unterschid. Nemblich so der Brueder oder Schwester dem Verstorbnen allein Vater halben verwonnt ist und aber seines Bruedern oder Schwestern Kindtskinder von dem müeterlichen Stamen heerkumen, so felt auf den Bruedern oder Schwestern das vätterliche, und dann auf des Bruedern oder Schwestern Kindskinder das müetterlich Guett.

[2] Item, wann der Brueder oder Schwester dem Verstorbnen allein Muetter halben, und dan des Verstorbnen Brueders oder Schwester Kindtskinder allein Vater halben verwont sein, so felt das Müeterlich auf den Brueder oder Schwester, und dan das Vätterlich auf die Kindtskinder. Wann aber der Brueder oder Schwester dem Verstorbnen allein Vater halben, und dan die Brueder oder Schwester Kindtskinder ime dem verstorbnen Brueder von beeden Panden verwonnt, so fallen die vätterlichen Erbgüeter auf den Brueder oder Schwester und nit auf des Brueders oder Schwestern Kindtskinder, in Bedenkung, [Seite: 3_093] das der Brueder oder die Schwester dem verstorbnen Brueder oder Schwester im Grad neheter sein, dann des Bruedern oder Schwestern Kindtskinder. Aber die müetterlichen Erbgüetter fallen auf des Bruedern oder Schwester Kindtskinder, angesehen, das solliche müetterliche Erbgüetter von iren und nit von des Bruedern oder Schwestern Stammen herkumben.

[3] Wäre aber der Brueder oder Schwester dem verstorbnen Brueder oder Schwester Mueter halben, und dann des Bruedern oder Schwestern Kindtskinder ime dem verstorbnen Bruedern oder Schwestern von baiden Banden verwonnt, so fallen die müetterlichen Erbgüetter auf den Brueder oder Schwester und nit auf des Bruedern oder Schwestern Kindtskinder, in Ansehung, das der Brueder und die Schwester dem verstorbnen Brueder oder Schwester in Grad nehender seint, als des Brueder oder Schwester Kindtskinder. Aber die vätterlichen Erbgüetter fallen auf der Brueder oder Schwester Kindtskinder, aus Ursachen, das solche vätterliche Erbgüeter von irem und nit von des Bruedern oder Schwestern Stammen herkumben.

[4] Wäre aber der Brueder oder Schwester dem Verstorbnen von beeden Panden, und dan des Brueders oder Schwester Kindtskinder von einem oder auch von beeden Panden verwonnt, so fallen des verstorbnen Brueders Güetter, sie sein gleich väterlich oder müeterlich, allein auf den Brueder oder Schwester, und nit auf des Bruedern oder Schwestern Kindtskinder.

Wie Brüeders oder Schwester Kinder ires verstorbnen Vettern oder Muemen Guet erben mügen.
Das 15. Capitel.

[1] Gehet ein Man oder Weib mit Todt ab und verlest kein Bruedern oder Schwester, sonder seines abgestorbnen Brueder oder [Seite: 3_094] Schwester Kinder, wiewol nun in sollichen Fällen die Lehrer der Rechten strittig sein, ob dieselben Brueder oder Schwester Kinder nach Anzallen irer Personnen oder aber nach dem Stammen erben sollen, so hat aber die Kay: Mst. ein lauttere Constitution, deren Datum Augspurg den 23te Apprillis Anno [15]30 aufgericht und publiciert, darinnen begriffen, das die Brueder oder Schwester Kinder nicht nach dem Stamen, sonder nach Anzal der Personnen erben sollen, wie dann die Constitution mit nachvolgunden Worten solliches anzaigt: Wann einer untesstiert abstirbt und nach ime kein Brueder oder Schwester, sonder seiner Brüeder oder Schwester Kinder in ungleicher Zall verlest, das alßdan dieselben seines Brueder oder Schwester Kinder in die Heubter und nicht in die Stäm erben und dem verstorbnen irer Vater oder Mueter Brüeder oder Schwester dermassen zu succedieren, zuegelassen sollen werden, und damit auch weitter Irrung und gerichtlicher Zank sovil müglich abgeschniten und in dem heilligen Reich und bey desselben Glidern und Undterhannen hier innen allenthalben Gleicheit gehalten werde, wellen wir hiemit aus obberüerter unser Kayserlichen Macht, Volkumenheit und rechten Wissen alle und yede statuta, sonder Satzung, Gewonnheit, Gebrauch, alts Herkumen und Freyhaiten, wo die an einigen Ort diser unser Kaiserlichen Satzung zuwider erfunden, allein in obangezaigtem Fall cassiert und abgethan haben, die wir also auch hiemit cassiern, aufheben und abthuen." Solches wiert in disem Landt Össterreich auch gehalten, doch mit dem Unterschidt, das die Güeter allbeeg auf den Stammen fallen, davon sie heerkumen, wie in den vorgeunden Articlen auch angezaigt.

[2] Wann einer mit Todt abgeet und seines Vatern Brueder oder Schwester an einem und dan seines Vatern Brueder oder Schwester [Seite: 3_095] Kinder am andern hinter ime verlesst, in diesem Fall seint etlich der Maynung, das die Erbschaft dem Landsprauch nach nit auf des Vatern Brueder oder Schwester, sonder auf des Verstorbnen Vatern Brueder oder Schwester Kinder fallen solle. Dann weill die Erbschafften vermüg des Landtsprauch nit zurückfallen, so mag das Guet auf des Vatern Brueder oder Schwester nit hinter sich erben, sonder es beleibt dasselb billicher bey des Vatern Brueder oder Schwester Kindern, als den Jhenigen, die mit dem Verstorbnen in gleicher Lini seint. Wiewoll nun etlich der Maynung, wie yetzt vermelt, seint, so hat doch die Regierung in sollichen Fällen bißhero das Widerspill nach vermüg der geschribnen Recht erkennt und declariert, nemblich das die Erbschafft nit auf die Geschwistriget Kinder, sonder auf des Verstorbnen Vaters Brueder als dem nechsten im Grad erben und fallen sollenT.7.15.A. Doch das mit den Erbgüetern der Unterschid gehalten werde, das dieselben albeg auf den Stammen, von dem sie herkumben, widerum fallen.

Wie die gesipten Freundt zu erben zuegelassen werden.
Das 16. Capitel.

Wan kein Brueder oder Schwester noch Brueders oder Schwester Kinder verhanden sein, so felt die Erbschaft auf den, so der nechst der Sippsal in Grad ist. Ob aber mer als einer in gleichem Grad [Seite: 3_096] verhanden weren, so erben die selben des Verstorbnen Güeter nit nach dem Stammen, sonder nach Anzal der PersonnenT.7.16.A. Doch ist hierinnen mit den Erbgüettern dem Landsprauch nach diser Unterschid, das dieselben alweeg widerumb auf den Stammen fallen, von dem sie herkumen.

Wie ein Erbschaft erbloß wiert.
Das 17. Capitel.

[1] Wann einer mit Todt abgeet und seine Güeter unverschafft und unvermacht hinter ime verlesst, auch keinen gesipten Freundt hat, der die Güeter nach den obgeschribnen Rechten erben mag, so fallen solliche Güetter dem Landsfürsten in sein fürstliche Cammer als Bona VacantiaT.7.17.A oder aber denen Obrigkeiten, die von dem Landsfürsten Ius Fisci haben, doch ausgenommen die Dienstgüeter, so in Rechten Bona Emphyteotica genennt werden. Dann dieselben ein yeder Grundtherr, unter des Grundt Obrigkeit dieselben gelegen sein, in sollichem Fall einziehen mag, wie ich in dem Tractat von denselben dienstbaren Güettern am 29. Capitel angezaigt hab.

[2] Item, wann einer mit Todt abgeet, der väterliche Erbgüeter hinter ime verläst und aber Vater halben keinen gesipten Freundt hat, ob dann gleich Mueter halben Freundt verhanden weren, so vermainen doch etlich Landtleuth, das solliche väterliche Erbgüeter nit auf die Freundt Mueterhalben, sonnder dem Landtsfürsten als Bona Vacantia haimbfallen sollen, ausgeschlossen die Dienstgüeter, deren sich ein yeder Grundtherr unterfahen müge. Gleicherweiß, wan einer mit Todt abgeet, und müetterliche Erbgüetter hindter ime verlest, und aber keinem gesipten Freundt Muetterhalben hat, ob dan gleich Vaterhalben Freundt verhanden weren, das dannoch die müeterlichen Erbgüeter nit auf die Freundt Vaterhalben, sonder dem Landsfürsten als [Seite: 3_097] Bona Vacantia haimbfallen sollen, ausgeschlossen der Dienstgüeter, deren sich ein yeder Grundtherr unterfahen müge. Wiewoll nun etlich Landtleut der obgeschribnen Maynung seint, das es im Landt durchaus also gehalten werden soll, inmassen auch die von Wien nun lange Zeit im Gebrauch haben, die Erbgüetter obgeschribnermassen als erbloß einzuziehen, wie sy dan derwegen von weillend Hörzog Albrechten hochlöblicher Gedechtnus insonderhait befreit sein, Inhalt des Privilegij des Datums nach Christi unseres Herrn Geburt im 1383. Jar, so stellen es doch etlich Landtleuth noch in Zweifel, ob die Kü. Mt. als Landtsfürst, desgleichen die Landtleut solliches bißhero auch im rueigen Gebrauch gehabt oder nit.

[3] Wie es aber mit den Lehengüetern gehalten wird, ist hernach in dem 20. Capitel begriffen, nämblich das dieselben in viel Fällen auf die gesipten Freundt nit erben, sonder dem Lehensherren haimbfallen.

[4] Zu den Erbschafften der vätterlichen Güetter werden allein die, so von ehelichem Stammen geboren seindt, zuegelassenT.7.17.B. Wo aber derselben keiner verhanden ist, ob dann gleich unehelich geborne Personnen verhanden weren, so werden doch dieselben zu erben nit zuegelassen, sonder die Erbschaft felt dem Landsfürsten in die fürstlich Cammer haimb. Waß aber den müetterlichen Stammen belangt, ist in Rechten versehen, das ein Unehelicher zu seines Bruedern muetterhalben, desgleichen zu seiner Muetern und Anfrau Güettern [Seite: 3_098] zu erben zuegelassen werden solle, ausgeschlossen, wann die Mueteb von fürstlichem Stammen heerkumbtT.7.17.C.

[5] Wiewoll die Erben in absteigender Lini für und für, in was Grad die sein, zu erben zuegelassen werden, so geben doch die Recht nit zue, das die Seiten ErbenT.7.17.D in den frey aignen Güettern über den zehendenT.7.17.E Grad erben sollen, und wan in sollichem Grad kein Erb verhanden, so felt alßdan die Erbschafft dem Fisco heim.

[6] Den geschribnen Rechten nach würdet Vater und Mueter zu ires Sonns und Tochter Verlassung zu erben zuegelassenT.7.17.F.

[7] Item wann sonst kein Erb verhanden ist, so geben auch die Recht zue, das die Wittib iren verstorbnen Haußwiert erben mügeT.7.17.G, welliches aber der Landtsprauch mit nichten zuelest, sonder die Erbschafft felt in sollichem Fall dem Fisco haim.[Seite: 3_099]

Wie die Sipschaften bewisen sollen werden.
Das 18. Capitel.

[1] Wann einer ein Erb zu sein vermaint, soll er die Siptschaft weisen, und solche Beweisung mag nit allein mit lebendigen Zeugen, sonder auch mit brieflichen Urkunden, als mit Testamenten, [Seite: 3_100] Heuratsbriefen, Verträgen, Uberschriften der Begrebnuß und dergleichen bewisen werdenT.7.18.A.

[2] Wiewoll aber den Rechten nach zu Beweisung der Siptschaft erfordert wierdt, das der Erb solliche Sipschaft von einem Grad, das ist von einer Person auf die ander, und also a communi stipite, das ist von dem gemeinen Stammen beweiß und darthueT.7.18.2.B, so vermainen doch etlich Landtleut, das solliches dem Landsprauch nach unvonnötten sey; dann wann einer beweisst, das er von des Verstorbnen Namen und Stammen herkumbt, so sey solliche Weisung genueg.

[3] Die Sipschaft mag mit brieflichen Urkunden nachfolgunder Gestalt bewisen werden. Nemlich wann ein Vater in seinem Testament einen für seinen Son erkendtT.7.18.3.C. Item, wann in einem Heuratbrief oder Vertrag begriffen ist, wer der versprochnen Brauth Vater oder Mueter oder Brueder gewesenT.7.18.3.D. Doch ist dem Gegenthail unbenommen, wider solliche briefliche Urkunden sein Gegenweysung zu füerenT.7.18.3.E. [Seite: 3_101]

Wasmassen die Weibsbilder bey denen vom Herrenstandt und Adel in der Seitenlini zu erben zugelassen werden. Auch, wie ein Guet zu den Töchtern kumbt.
Das 19. Capitel.

[1] Wiewoll in dem sibenden und andern nachvolgunden Articuln angezaigt worden, wasmassen und in was Fällen die Seitenfreundt zu erben zuegelassen werden, so hat doch dasselbig alles, soviel die Weibspilder belangt, bey denen vom Adel und Herrenstandt nit statt, dann dieselben zu erben nit zuegelassen werden, allein in etlichen sondern Fällen, wie dieselben hernach begriffen seindt.

Erstlich, wann der Vater bei seinem Leben sein Tochter, oder nach seinem Absterben die Brüeder ir Schwester verheuraten, und von ir keine Verzicht begeren oder nemmen. Wann dann ein Brueder hernach an Leibserben mit Todt abgeet, so wiert alßdan die Schwester, oder, wo die nimmer im Leben wär, alßdan ir Leibserben als unverzigen wie ander Erbtöchter zuegelassen.

Zu dem Andern, in dem müetterlichen Guett, und dem, so von müeterlichen Stammen herkumbt, werden die Töchter neben iren Brüedern und dem Manßstammen zu erben zuegelassen, es wär dan, das ein Tochter derwegen in Sonderheit gegen irem Bruedern Verzicht getan hete, welliches sie doch dem Landsgebrauch nach ze thuen nit schuldig.

Zum dritten, wann gleich ein Tochter bey Leben ires Vatern Verzicht gethan hete, und aber der Vater in seinem Testament die Tochter der Verzicht begeben und sie für ein Erbtochter instituiert, so wiert sye hernach neben dem Manßstammen yederzeit zu erben zuegelassen, desgleichen auch ire Erben in absteigunder Lini.[Seite: 3_102]

Zum Viertten, wann der Manßstammen abstirbt, so felt alßdan desselben verlassen Haab und Guet, soviel er desselben unverschafft und unvermacht hinter ime verlest, auf den weiblichen Stammen.

[2] Wiewoll die Töchter dem Landsprauch nach schuldig sein, auf den Manßstammen Verzicht zu thuen, so seind sie doch dasselb weiter nit schuldig, dan allein gegen iren Brüedern und derselben männlichen Erben in absteigunder Lini. Derhalben, wo gleich andere mer Freundt mannlichs Namens und Stamens von einer andern Lini verhanden weren, so sein doch die Töchter gegen denselben nit schuldig einiche Verzicht ze thuen, es wer dann in einem Geschlecht ein sondere Erbeinigung, die den Töchtern solches zu thuen auferlegt, wie dan etliche Geschlechter solche Erbeinigung zwischen inen haben.

[3] Als yetzt angezaigt ist, das ein Tochter nit schuldig sey, sich weiter dann allein des vätterlichen und brüederlichen Guets gegen iren Brüedern auf den Manßstammen in absteigunder Lini zu verzichten, demnach, wann einer mit Todt abgeet und hinter ime kein männlichen Leibserben, sonder einen oder mer Brüeder oder Schwester an einem und dann Töchter oder Töchterkinder am andern verlest, so erbt sein verlassen Haab und Guett nit auf sein Brueder noch auf seine Schwesteren, sonder auf seine Töchter und derselben Kinder.

[4] Wann aber einer mit Todt abgeet und keinen Erben in absteigunder Lini, sonder allein Brueder und Schwester hinter ime verlest, so felt sein verlassne Erbschafft nit auf seine Schwestern (angesehen das dieselben verzigen seindt), sonder allein auf die Brüeder oder, ob dieselben nit mer in Leben weren, alßdan auf ire Kinder und Kindtskinder mannlichs Stammens; wann aber dieselben auch mit Todt abgeen, alsdann erst kumbt das Guet zu den Töchtern.

[5] Also hievor angezaigt ist, wan einer mit Todt abgeet und keinen Son oder Erben in absteigunder Lini mannlichs Stammens, sonder allein Töchter oder derselben Erben in absteigunder Lini hinter ime verlest, das alßdan die Erbschaft nit auf die andern Freundt männlichs Stammen, sonder auf seine Töchter und derselben Erben in absteigunder Lini fallen soll, so ist verrer die Frag, wann der Lest [Seite: 3_103] des Manßstammen mit Todt abgeet und Töchter oder derselben Erben in absteigunder Lini hindter ime verlest, ob alsdan die Personnen weiblichs Stammen, so vormals ires Vattern verlassen Erbschafft geerbt und eingenumen haben, widerumb in die Erbschafft einstehen mügen. Darauf ist etlicher Landtleuth Maynung, das sie dem Landsbrauch nach einsteen mügen, doch dergestalt, wover sy ir zuvor ererbt vätterlich Guet in gemaine Erbschafft einwerffen wellen. Im Fall aber, das sie sich der Erbschafft entschlagen wellen, so sein sie von irem vätterlichen Guet dem weiblichen Stammen Ichtes zu geben nit schuldig. Dargegen seindt andere Landtleut dieser Maynung, das sie in die Erbschafft einzusteen mit nichten zuegelassen sollen werden. Dann weil sie einmall zu Erbtöchtern worden und ir vätterlich Stammen Guett eingenumen, so mügen sie sich des Rechtens wie die verzignen Töchter nicht gebrauchen; es würden auch (wo sie darzue gelassen werden sollen) vill Irrung auß dem entsteen, wan man ad collationem bonorum greiffen thät, das man nicht gründtlich wissen oder darthuen möcht, was die gewesnen Erbtöchter vor eingenumen haben.

[6] Einer hat ein verzigne Schwester an einem und dan von der andern verzignen Schwester zwo Muemen am andern hinter ime verlassen. Wan nun sein Guett zu erben kumbt, soll das Guet nit nach Anzal der Personnen, sonder nach dem Stammen ausgethailt werden, also das den zweyen Muemen sametlich nit mer als der verzignen Schwester davon zuestehe.

Wie die Lehengüeter auf die gesipten Freundt erben sollen.
Das 20. Capitel.

[1] In disem Landt sein zweyerley Lehen, nemblich rittermessige und weibliche Lehen. Die rittermaßigen Lehen werden zum Thail von dem Landsfürsten on Mittel verlihen, zum Thail aber von etlichen Graven und Herren, die solliche Lehen als Affterlehen andern verleihen thuen. [Seite: 3_104]

[2] Sovil nun die Landsfürstlich rittermeßigen Lehen belangt, wiewoll dem Rechten nach solliche Lehen nach Absterben des Manßstammen dem Landsfürsten als Lehenherren an Mittel haimfallen sollen, so hat doch die Rö. Kön. Mt. als Herr und Landsfürst die Landtschafft dahin begnadet, das nach Absterben des Manßstammen Lehen des verstorbnen Lehenßman den Töchtern oder andern seinen nechsten Erben zu sambt dem Geschloß und Maierhof haimfallen und denselben nichtsweniger bevorsteen soll, den übrigen halben Theil mit Gelt auch abzulesen, wie dann der Genadtsbrief des Datum Wienn am letsten Tag Novembris nach Christi unsers Herren Geburt in 1528. Jahr solliches mit merrern Innhalt vermag. Darneben ist aber dise Frag, ob der berüert halb Theil und die Ablösung auf die Personnen, so dem Verstorbnen im Grad die nechsten seindt, oder in gemain auf alle verzigne Personnen (als wan ein Guet sunst zu Töchtern kumbt) fallen soll. Hierauf ist dise Antwurt: Dieweill das Kunigklich Privilegium lauter außtruckt, das der halb Theil sambt der Ablösung auf die nechsten Erben fallen soll, so felt solcher halber Theil sambt der Ablösung nit in gemain auf die verzignen Töchter, sonder allein auf die, so im Grad die nechsten seindt, wie dann auch solliches in dem Gebrauch gehalten wierdet.

[3] Was aber die rittermeßigen Lehen, so durch die Graven und Herren ditz Landts als Affterlehen verlihen werden, belangt, darauff erstreckt sich der Kü. Mt. gegebne Lehengnad mit nichten, sonder es wirt mit denselben Lehen den geschribnen Rechten nach gehalten. Deßgleichen wan der Landsfürst ein rittermessiges Lehen von neuem aus Gnaden verleiht, so ist bey der Regierung dise Ordnung bißhero gehalten worden, das dieselben Lehen anderst nit, dann mit Ausschliessung der Lehensgenad gelihen worden. [Seite: 3_105]

[4] Der weiblichen Lehen halben würdet es dem geschribnen Rechten nach gehalten; nemblich das dieselben auf männlich und weiblichen Stammen erben, doch so lang männlich Stam verhanden ist, hat der weiblich Stammen daran nichts zu erben, und solliches Recht wiert sowol in den Landsfürstlichen als in den Affterlehen gehaltenT.7.20.A

Von den Widerfellen.
Das 21. Capitel.

[1] Wann eines Landtmans Tochter mit einem Heuratguett abgeferttigt wirdt, und so hernach die Tochter Leibserben verläst, erbt dasselb Heuratguett für und für in absteigunder Lini. Wann aber die absteigundt Lini genzlich abgeet, so felt alßdan das Heuratguet widerumb auf den Manßstammen, von dem dasselb herkumbt.

[2] Es ist ein gemeine Regel, das sich kein Widerfall verjäre; das ist aber zu versteen, weill er noch nit gefallen istT.7.21.A. Dan wan er durch Absterben der weiblichen Lini gefallen und in dreissig Jaren hernach mit Recht nit ersuecht wierd, so ist er alßdan verjärt und mag verrer mit Recht nicht ersuecht werden.

[3] Wann ein Widerfall durch Absterben des letzten Erben weiblichen Stammen dem Mannßstammen wider heimfelt, so felt derselb nit auf den ganzen Mannßstammen, sonder allein auf die Lini des Mannßstammen, von wellicher Lini das Heuratguet heerkumbt und ausgeben worden ist. [Seite: 3_106]

Von den Erbeinigungen.
Das 22. Capitel.

[1] Es tregt sich zue, das etliche Geschlechter zwischen innen selbs Erbeinigung aufrichten, das ire Töchter nit allein gegen iren Brüedern, sonder auch gegen dem ganzen Mannßstammen, so lang derselb wert, verzigen sein sollen, also das sie zue erben nit zuegelassen werden, solang der ganz Mansstammen wert. Wann nun einer desselben Namens und Stamens an Erben männlichs Stamens in absteigunder Lini abgeet, ob er dann gleich Töchter oder andere Erben von weiblichem Stamen in absteigunder Lini hete, yedoch so verr noch ander mer Personnen männliches Stammens verhanden sein, so erben die Töchter und die andern Erben von weiblichen Stammen mit nichten, sonder es felt des Verstorbnen verlassen Guet auf die andern seine Freundt mändlichs Stammens. Doch wan sich ein Tochter nit auf die Erbeinigung in sonderheit verzigen, sonder allein ein gemeine landsgebreuchige Verzicht über sich gegeben hete, so were ir die aufgericht Erbeinigung an irer erblichen Gerechtigkeit ane Nachthail. Also auch, wan ein Erbeinigung durch der Töchter Voreltern nit angenommen oder aufgericht, sonder erst nach Absterben derselben irer Eltern aufgericht worden wäre, so hat solliche Erbeinigung gegen den Töchtern und iren Erben gleicherweiß nit statt.

[2] Wiewol etlich Landtleut vermainen, das ein Geschlecht ausser Bewilligung des Landsfürsten kein Erbeinigung nit aufrichten möge, so sein doch bißhero solliche Erbeinigung ausser des Landsfürsten Bestättigung zuegelassen worden. Allein wan solliche Erbeinigung dem Landsfürsten an den verfallnen Lehen oder Erbgüettern abbrüchig weren, so heten dieselben gegen dem Landsfürsten nit stat, sie weren dann von ime insonderheit bestettiget. [Seite: 3_107]

Wan ein Guet zun Töchtern kumbt, ob als dann die Erben in stirpes oder in capita zuegelassen werden, ob sich auch die Lehensgenad auf die Erben in den nechsten Grad oder auch in den weitern in disem Fall erstreckt.
Das 23. Capitel.

Auf nachvolgunde zwo Questionen, nemblich und zum ersten: Wann ein Guet zun Töchtern kumbt, ob alsdan dieselben Personnen in capita oder in stirpes succediern. Zum Andern: Nach dem in der Lehensgenad, so die Kü. Mt. disem Erzhörzogthumb Österreich unter der Enns von wegen des halben Theils der Lehen gegeben hat, vermag, das nach Absterben des Mannßstammens sollicher halber Theil auf die Töchter und nechste Freundt fallen soll; ob in sollichem Fall die nechsten Freundt allein, die so im Grad die nechsten Freundt sein, verstanden werden sollen, oder ob die andern Personnen, so im Grad sein und doch dem Landsbrauch nach mit den nechsten Erben obgemeltermassen zuegelassen werden, zu obgemelter Lehensgenad auch zuegelassen werden sollen.

Auf solliche zwo Fragen hat mir Herr Ludwig Kirchberger zu Viehhofen, Rö. Kü. Mt. Rath und derselben Zeit Landtundtermarschalck in Össterreich unter der Enns, sein Maynung zugeschriben, wie hernach volgt.

Auf euer erste Question: Wann die Erbschafft zu Töchtern kumbt, ob sie alsdan in stirpes oder in capita succedieren, dise Frag hat bey mir (secundum id, quod proponitur) wenig Zweifel. Dann, sein es allein Töchter in gleicher Lini, so ist die Succession in capita an Zweifel. Sein aber sonst mer Erben, welliche Innhalt des Landbrauch nach Abgang des Manßstammen mit den Töchtern, ob sie im Grad schon weiter sein und der Güeter sich allein auf den Manßstammen verzigen haben, so müessen sie Noth halben in stirpes succediernT.7.23.A.[Seite: 3_108]

Die ander Question hangt an diser, und dieweil die weittern Erbtöchter nach Abgang des Mannßstammen mit den nächnern Töchtern im Grad zugleich zuegelassen werden, ist solliches nur per ius repraesentandi und treten in irer Voreltern FueßstapfenT.7.23.B. Derhalben acht ich genzlich, die weittern mit den nächnern Töchtern zuezulassen in die Lehensgenaden. Damit bin ich euer dienstwilliger ...

Anno post Christum Ihesum natum Ego Bernhardus Walther Doctor absolvi Viennae Austriae MDLVI. [Seite: 3_109]

Traktat VIII.
Von den Erbschaften, wie die selben getailt werden sollen.

Wer die Thail machen soll, und wie es mit der Wall und Loß in der Thaillung gehalten wierdt.
Das erst Capitl.

[1] Wann ein Erbschaft zwischen Seitenerben gethailt werden solle, so ist gebreuchig, das sie, die Erben, die Thail der Erbschaft selbs machen. Wo sie sich aber darinnen nit vergleichen möchten, so werden auf ir, der Erben, Anlangen durch den Herren Landtmarschalk Commissarii darzue verordnetT.8.1.A. Und wan also die Thail gemacht sein, so ist der Gebrauch, das die Erben umb solliche Thail das Loß werfen, und wellicher Thail ihr einem yeden durch das Loß zuefelt, daran ist er sich ersettigen zu lassen schuldigT.8.1.B.

[2] Zwischen den Kindern ist der Gebrauch nit, das sie umb die Thail das Loß werfen, sonder wo die Thail durch sie oder verordnete Commissarij gemacht sein, so hat alzeit der Jüngist in den Thaillen die WahlT.8.1.C. Yedoch wann die Thaillung nicht zwischen Kindern allein, sonder zwischen Kinder und Kindtskindern geschieht, so kan solliches durch die Wahl nit beschechen, sonder beschicht die Thaillung durch das Loß. [Seite: 3_110]

In wellichen Fällen die Taillung nach Anzall der Personen gemacht werden soll.
Das 2. Capitl.

Die Thail sollen nachvolgunder Gestalt gemacht werden. Nemblich wann die Erben all in gleichen Grad sein, so sollen die Thail nach Anzal der Erben gemacht werden. Wa aber die Erben in gleichen Grad nit weren, als wann ein Erbschaft auf Kinder und Kindtskinder oder auf Brüder und Brüder Kinder kumbt, so ist gebreuchig, das die Thaillung nit nach Anzal der Erben oder Personnen, sonder nach Anzal der Stammen beschech. Also wan ein Son und eines andern Sons Eniklein, einer oder mer, zur Thaillung griffen, werden nit mer als zwen Thail gemacht. Deßgleichen wiert es auch gehalten, wann Brueder und Bruederes Kinder miteinander thaillen. [Seite: 3_111]

Ein Erb ist dem Andern umb seinen angefallnen Thail zu schirmen schuldig.
Das 3. Capitl.

Wann ein Guet zwischen den Erben gethailt wierdet, und das hernach einer auß ihnen umb seinen angefallnen Thail mit Recht angesprochen wiert, so sein die Andern seine Miterben schuldig, ihne umb sollichen sein angefallnen Thail zu schirmen und zu vertretten; es were dan, das sich die Erben in Aufrichtung der Thaillung oder sonst austrucklich dahin entschlossen hetten, das sich ein yeder Erb umb sein Thail selbs schirmen solleT.8.3.A. Wan aber ein Vatter zwischen seinen Kindern ine seinem Testament die Thaillung der Güetter selbs macht und austruckt, so ist ein Kind das ander zu schirmen nit schuldigT.8.3.B; es wer dan, das er einem Kind einen Thail für sein Legitima geschafft und verordnet het; in sollichem Fall weren die Erben umb solliche Legitima einander zu schirmen schuldig.

Wie es mit den gemainen brieflichen Urkunden in der Thaillung gehalten werden solle.
Das 4. Capitl.

Wann in der Thaillung gemaine briefliche Urkunden verhanden sein, die den Erben samentlich zuegehören und nicht gethailt werden mügen, so sollen solliche briefliche Urkunden dem, der den mayssten Thail an der Erbschaft hat, in Behaltnus und Verwarung zuegestelt werden. Wa aber die Erben gleich weren, und keiner mehr an der Erbschaft het als der ander, so ist der Gebrauch, das solliche briefliche Urkunden dem, der in Geschlecht der eltist ist, in Behaltnus gegeben werden. Im Fall aber, das wider desselben Person sonder Ursachen verhanden weren, warumb ime die brieflichen Urkunden nit vertrauet werden [Seite: 3_112] sollen, so steets bey Erwöhlung des Gerichts, die brieflichen Urkunden einem andern zuezustellen oder dieselben bei Gericht in Verwarung und Behaltnus zu nemenT.8.4.A. Wa unter den Erben einer der gemainen brieflichen Urkunden notdürftig were, dem solle von denselben glaubwirdig Abschrift, auch im Fall der Notturft die Original, sich derselben zu gebrauchen, zuegestellt werden.

Wie es mit den Stucken und Güettern gehalten wierdt, die füglich nit gethailt werden mögen.
Das 5. Capitel.

Die Jhenigen, denen die Thail der Erbgüetter ze machen gebürt, sollen bedacht sein, die Thail dergestalt zu machen, damit die Stuck und Güetter, soviel dero sein, die füeglich und one Nachthail nit gethailt werden mögen, unzergenzt und unzerthailt beleihenT.8.5.A; welches auf den Weeg beschechen mag, das auf ein Thail ein Stuck ganz, und darnach auf den andern ein anders Guet oder Stuck gestelt werde, und was ein Stuck oder Guet besser ist dann das ander, mag der Abgang von den andern ligunden und varunden Güetern erstatt werden, damit allso im Thailen ein Geleichait sey. Wa aber ein Stuck oder Guet eines so grossen Werts were, das die Thail gegen denselben nit vergleicht werden möchten, so soll sollich Stuck oder Guet dem Jhenigen, der den maisten Thail an der Erbschaft hat, mit Gelt abzulösen zuegelassen werden, doch soverr der das Jhenig in der Ablösung geben will, was sonst die andern seine Miterben darumben geben wolten. Dan wa der Miterben einer ein merrers zu geben uhrbittig were, so volgt demselben die Ablösung vor meniglich billichT.8.5.B. Im Fall aber, das die Erben [Seite: 3_113] alle gleiche Thail an der Erbschaft heten und die Ablösung keiner höher als der ander thuen wolt, so müessen sie mit dem Loß entschiden werden. Wa aber aus den Erben keiner die Ablösung thuen wolt, so werden alßdan die Güetter in ander Weeg verkauft und das Kaufgelt unter die Erben gethailtT.8.5.C.

Wie ein beschechne Thailung bewisen werden mag.
Das 6. Capitel.

[1] Wiewoll fast bey allen Thaillungen dieser Gebrauch gehalten wierdt, das von wegen der beschechnen Thaillung ordenlich Briefe aufgericht werden; yedoch wan kein Thailbrief aufgericht wierdt und doch die beschechne Thaillung mit Zeugen oder in ander Weeg bewisen werden möchte, so ist es so vill und nicht weniger, als ob ordenliche Thailbriefe verhanden weren.

[2] Im Fall aber, das ein Thaillung zwischen Brüedern in gehaimb geschechen wäre, darumb weder Thailbriefe noch Zeugnus fürbracht werden möchten, so ist in diesem Fall im Rechten verordnet, wover die Gebrüeder oder Freundt die Güeter so vill Zeit als dann einem [Seite: 3_114] Landtsbrauch nach zu einer Verjärung genueg ist, ihr ein yeder sein gebürenden Thail selbst inngehabt und denselben wie sein aigen Erbthailsguet genossen, das alßdan über solliche langwierige Inhabung die Thaillung genuegsam bewisen sei, doch sover in der Thaillung kein Ungleicheit gefunden wierdt. Dann wo ein Ungleicheit darin befunden würdeT.8.6.A, so wollen die Recht, das durch die langwirig Inhabung die Thaillung nit genuegsamb gewisen sey, sonder die Brüeder oder Freundt oder derselben Erben mögen die Thaillung nochmaln zu beschechen begernT.8.6.B [Seite: 3_115]

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Wasmassen die Lehengüetter gethailt werden mügen.
Das 7. Capitel.

Die geschribnen Lehenrecht geben den Erben zue, das sie ein yedes Lehenguet, so auf sie erblich gefallen ist, ihres Gefallens zwischen ihnen thaillen, das auch jr yeder seinen angefallnen Thail besonderbar inhaben und nuzen möge, welliches dann der Landsbrauch gleichermassen vermag. Doch ist dem Landsbrauch nach ein Lehensherr [Seite: 3_116] nit schuldig, einem yeden Erben seinen angefallnen Thail insonderheit zu verleihen, dann dardurch die Lehenstück zertrent und geschmelert werden, sonder die Erben sein in sollichen Fall schuldig, einen Lehentrager zwischen ihnen zu erkysen und denselben dem Lehensherrn fürzustellen, der das Lehen an irer aller Statt empfahte.[Seite: 3_117]

Traktat IX.
Ein Tractätl von den Legitimationen und Beweißungen der Sybtschaft.

Was ein Legitimation sey.

[1] Das Wörtl legitimatio heist ein Zufreundtung oder ein rechte Beweißung einer wahrhaften Bludtfreundtschaft und rechtmeßigen Sybtschaft, damit sich einer, von dem Geschlecht, Nahmen und Stammen a stipite her zu eines Verstorbenen Erbschaft ein Blutsfreundt zu sein, legitimirt und aignet.

[2] Ein warhafte und rechtmeßige Legitimation mus bewiesen werden, und solche Beweisung der Sybtschaft beschicht durch lebendige Zeugen, durch Uberschriften an Grabsteinen und brieflichen Urkunden, nemblich mit Testamenten, Heyrathsbriefen, Kaufbriefen, Vertreg, Thailbriefen, Verzichten und der gleichen andern, so zu Becrefftigung und Darthuung einer Sybtschaft und warhaften Legitimation nutzen mügen, darauf die arbores, Baum und Gestellen iedliches Stammens gemacht und auszeichnet werden sollen.

Wie die Legitimation bey Gericht fürbracht, auch wie darauf verfarn werden soll.

[1] Die Legitimierung soll vor einem ordenlichen Gericht beschehen und fürbracht werden. Nemblich, wer sich zu dem Adl legitimirn will, soll sein Legitimation bey und vor der Landtsobrigkeit fürbringen und darthun; desselben gleichen die Legitimation zu den bürgerlichen [Seite: 3_118] Erbschaften vor den Stattgerichten, der Underthanen und Pauern vor ihren Grundtherrn und Obrigkaiten, darunter die erblichen Gütter liegen, einbracht und bewiesen werden müßen.

[2] Wann einer sein Sibtschaft mit lebendigen Zeugen beweisen will, soll er dieselben Zeugen durch ordenliche Forderbrief oder Compaß fordern und durchs Gericht auf Weißarticln, gleichermaßen, ob man sonst einer Sachen halben Zeugen fürstellet, verhörn lassen.

[3] Welcher aber sein Sybtschaft mit brieflichen Urkunden, wie vorgemeldt ist, beweißen und darbringen wolt, der soll seiner brieflichen Urkunden originalia mit darauf gestelten arbore, Sybtschaftbaum und Legitimationschrift zu Gericht einlegen und darinnen Inhalt des lautern Arbors und brieflichen Attestaten ihn für ein rechtmeßigen genugsamb legitimirten Erben zu erkennen begern, mit Vorbehalttung und gewöhnlicher Vermeldung aller fernern Notturft und Behelf.

[4] Wann der Erben Parteyen mehr als eine sein, sollen derselben iedliche ihre Weißung, Legitimation, arbores und Probationschrift zu Gericht einlegen, davon die Partheyen Abschriften begehren und nehmen, auch dieselben gegen einander (ob sy Einredt hetten) mit zweyen Schrifften und einem Beschlus verfahrn sollen in ordenlichen Terminen, und ein Thail dem andern Copi davon zustellen, alßdann ordenlichen collationiern und darüber erkennen laßen.

Welche Freundt für die gesibten Freundt und Erben erkennt werden.

[1] Unter den Erben und Freundten begeben sich in vorbemelter Verfahrung viel disputationes und Zwyspalt, das derselben einer für den andern in der Sybtschaft neher zu sein und beßern Zugang zu der Erbschaft zu haben vermeint. Nemblich wann einer der Lest eins Nahmens und Stammens mit Todt abgehet und die selben Gütter alßdann auf den weiblichen Stammen fallen und der Verstorben aus Manglung seiner ehelichen Leibßerben seine negste Freundt zu Erben seiner Gütter instituirt, so sein vielmahlen etlich Seitenfreundt einer umb ein, zween oder drey Gradt nächer, dann der ander. Daraus vermeinen die Freundt des nehern Gradts, die eusern eines oder zweyer Gradt von der Erbschaft (durch Verstandtnus des Wörtlein negsten [Seite: 3_119] Freundt) außzuschliesen, das die Recht nit zugeben, sonder von rechtß wegen auch die biß auf den zehendten Gradt für negst Blutsfreundt von der rechten Lini a stipite herzugelassen und erkent werden, alß Töchter der selben Kinder, nepotes neptes, pronepotes, adnepotes, und also biß auf den zehenden GradtT.9.3.A. Es möchten sich sonst, ob nit ein gewisses Ziel und terminus, welche für negst Freundt erkennt werden sollen, durch die geschriebenen Rechten und auch Landtsbrauch geordnet wer, wie hienegst begriffen, auch alle Menschen einer zu dem andern als Blutsfreundt (dieweil wir von unserm alt Vatter Adam her alle Brüder, Schwestern und Freundt sein) legitimiern und vermessen; aber solche Vermessung und vermainte Sybtschaft ausser des zehenden Gradts, so bey den Rechterfahrnen infinitas cognationis genannt, wirdt bey den Kayserlichen Rechten außgeschlossen und nit zugelassen.

[2] Wann aber etwa zu eines Güttern kein Freundt, der inner des zehenden Gradts, vorhanden wer, so fallen des Verstorbenen Gütter dem fisco heimb, und hat alzeit der fiscus vor allen denen Freundten außers zehenden Gradts mit der Succession freyen Zugang. [Seite: 3_120]

Traktat X.
Sibtschaft Paum
oder Arbor Consanguinitatis. Nach dem Landtsbrauch in Österreich und der andern Erblande gemacht etc.

[Dieser Traktat ist wegen der hier schlecht abbildbaren graphischen Darstellungen der Sippschaftsbäume nicht transkribiert worden.][Seite: 132]

Traktat XI.
Von den Pürgschaften, wie es damit hieigen Landsbrauch nach gehalten wirdet.

Welliche Pürgschaften verschaidenlich oder unverschaidenlich sein.
Das erst Capitl.

Wann ir zween oder mer miteinander für Yemands Pürg werden, und das hernach der Glaubiger sy nit alle sambt, sonder nur einen oder nur etlich aus innen umb die völlige Summa beklagt, so mag sich der oder dieselben Pürgen der völligen Bezallung rechtlich verwidern und sich auf die ander ir Mitpürgen waigern. Und wann die Pürgen solliche Exception fürwenden, (welliches dann vor Bevestigung dess Kriegs so woll als darnach beschehen mag) so ist ir yeder nit mer dan für seinem gebürenden Thail die Bezallung ze thuen schuldigT.11.1.A. Doch seindt etliche Fäll, dar innen sich der yetzgemelten Exception die Pürgen nit gebrauchene mügen. Erstlich, wann sy sich sollicher Freyhait gegen den Glaubiger austrucklich begeben heten. Zum Andern, wenn Ire Mitpürgen der Bezallung nit statthaft weren. Zum Driten ist auch landspreuchig, wan sich die Pürgen samentlich und unverschaidenlich gegen den Glaubiger verbinden, das alßdann ir yeder umb die ganz Summa fürgenomen werden magT.11.1.B. [Seite: 3_133]

Ob ein Glaubiger die Pürgen unersuecht des Principalen verklagen müge.
Das 2. Capitl.

[1] Die geschribnen Recht vermügen, das sich ein Pürg in ainiche Bezallung einzulassen nit schuldig sey, es wäre dann, das der Glaubiger den Principal Schuldner zuvor beklagt und ausfündig gemacht hete, das der Schuldner der Bezallung nit statthaft seyT.11.2.A. Derhalben dann gebreuchig ist, das in den Pürg-Verschreibungen gemainclich diese nachvolgunde Claußl eingeleibt wirdet: Was an dem Principal Schuldner abgehet, das dasselb an den Pürgen zuegehen soll. Und sollicher Behelf mag durch die Pürgen nit allein vor Bevestigung des Kriegs, sonder auch hernach fürgewendt werdenT.11.2.B.

[2] Wiewoll aber yetzo angezaigt ist, das der Glaubiger den Pürgen zu der Bezallung nit dringen müg, er hab dan den Principal Schuldner zuvor beklagt, und ausfündig gemacht, das derselb der Bezallung nit statthaft sey, so werden doch in Rechten etlich Fäll befunden, darinn sich die Pürgen solliches Behelfs nit zu gebrauchen haben: Erstlich, wann der Principal Schuldner in disem Landt nit betretten werden möchtT.11.2.C. Zum andern, wann es landtwissentlich wäre, das der Principal der Bezallung nit statthaft seyeT.11.2.D Zum Dritten, wann sich die Pürgen gegen dem Glaubiger des yetztbemelten Behelfs verzigen hetenT.11.2.E.

[3] Wann auch ein Pürgverschreibung dahin gestelt wierdt, das sich der Pürg nit allein als Pürg, sonder auch als Selbstschuldner darein [Seite: 3_134] verbindet, so ist in sollichem Fall der Landtsprauch, das sich der Pürg des obeingefüerten Behelfs gleichfals nit gebrauchen mügeT.11.2.F. [Seite: 3_135]

In wellichen Fällen die Pürgschaften nit stath haben, auch welliche Personnen zu Pürgen nit angenommen oder zuegelassen werden.
Das 3. Capitl.

[§ 1] Wann einer umb Mallefiz in Gefenknus kumbt, ob er dann gleich Pürgschaft auf Widerstellen thuen wolte, so soll er doch auf solliche Pürgschaft der Gefenknus nit bemüessiget werden. Doch ist solliches zu verstehen, wann das Mallefiz ein Leibstraf auf im trüeg. Wo es aber umb Geltstraf zu thuen wäre, alsdann hat die Pürgschaft woll stathT.11.3.A

[2] Wiewoll im Rechten verordnet ist, das ein Hauswiert umb das eingenommen Heuratguett ainiche Pürgschaft nit thuen solle, und ob er ainiche Pürgschaft derwegen thet, das dieselb unbündig, so seindt doch bisheer in diesem Landt solliche Pürgschaften zuegelassen wordenT.11.3.B.

[3] Im Rechten ist versehen, wan ein Weibsbild für yemandts Pürg wierdt, das solliche Pürgschaft nit Craft habe, es sey dan, das sy sich der weiblichen Freyheiten nach genuegsamer Erinderung derselben gänzlich verzigen und begebenT.11.3.C.

[4] Etlich Landleuth haben bey inen disen Gebrauch, das sy iren Underthannen nit gestatten, an jr Vorwissen und Zuegeben für eines andere Herren Underthan Pürg zu werden. Wo sich auch ein Underthan darüber in Pürgschaft einläst, so vermainen sy nit schuldig zu sein, dem Glaubiger ainiche Außrichtung gegen iren Underthannen zu thuen. Dieweil aber solliches kein gemainer Landsprauch, so acht ich, das ein yeder Landtman, unverhindert, ob er gleich ein sondern Gebrauch yetztgemeltermassen hete, menigklich gegen seinen Underthan in obbemeltem Fall Außrichtung ze thuen schuldig sey. [Seite: 3_136]

[5] Wann einem bey Gericht auf Widerstellen Pürgschaft ze thuen auferlegt wierdt, und das er yemandts, der demselben Gericht nit unterworfen wär, fürstellen wolt, so wirdt sollicher Pürg nit angenommen, es sey dan, das er sich dem Gericht, soviel die Pürgschaft belangt, unterwerfen thet, der Gestalt, so oft er von dem Gericht ervordert wierdt, das er daselbst ungewaigert erscheinen welleT.11.3.D.

Wie der Schuldner den Pürgen schadloß halten soll.
Das 4. Capitl.

Es ist gebreuchig, das sich der Schuldner gegen dem Pürgen verbinden thue, ine der Pürgschaft ohne Schaden ze halten; derwegen dan auch Schadloßbrief gefertigt und gegeben werden. Im Fall aber, ob gleich der Schuldner dem Pürgen kein Schadloßbrief gebe, so ist er dennoch von Rechtens wegen schuldig, ine schadloß ze haltenT.11.4.A. [Seite: 3_137]

Wasmassen ain Pürg gegen dem Schuldner umb Bemiesigung der Pürgschaft clagen müg.
Das 5. Capitl.

[1] Wann sich einer für einen Schuldner auf ein bemelte Zeit in Pürgschaft eingelassen hete, so mag er den Schuldner nit dringen, das er ine der Pürgschaft vor der Zeit bemüeßige, es sey dan, das der Schuldner in werender Pürgschaft an seiner Narung dermassen abnem, das der Pürg hernach seiner Pürgschaft Ergözligkait von ime nicht bekommen möchte, oder das der Pürg sein Haimbwesen verändern und aus dem Land ziehen wolt.

[2] Item wann ein Pürg auf kein gewisse Zeit Pürg worden, und der Schuldner die Bezallung etwas in die Leng aufziehen thet, oder das die obbemelten Ursachen verhanden wären, so mag der Pürg die Bemüeßigung der Pürgschaft von dem Schuldner begeren, es ist auch der Schuldner ine in sollichem Fall der Pürgschaft zu entledigen schuldigT.11.5.A.

Wann der Glaubiger dem Schuldner die Zeit der Bezallung erstrekt, ob alßdann der Pürg weiter gegen ime verbunden seye.
Das 6. Capitl.

[1] Es begibt sich, das einer ein Suma Gelts auf ein gewisse Zeit zu bezallen entlehet und dem Glaubiger von merer Sicherheit wegen ein Pürgen stellet; wo dann der Glaubiger dem Schuldner ein neue Verschreibung oder Abred aufricht und dem Schuldner den Termin auf ein weittern Tag ausser Vorwissen und Bewilligung des Pürgen erstreckt, so ist der Pürg alßdann mit der Pürgschaft weiter nit verbunden, sonder derselben erledigtT.11.6.A. Und wiewoll etlich Landleut in sollichem Fall diese Claußl brauchen und in die neu Verschreibungen einleiben, das die Erstreckung des Termins der Pürgschaft unvergriffen sein soll, so acht ich doch, das solliche Clausl dem Glaubiger nichts fürtreglich sey, dann es in seiner noch in des Schuldners Macht nit steet, dem Pürgen [Seite: 3_138] auf ein lengere Zeit als die Pürgsverschreibung vermag, wider seinen Willen zu verbinden.

[2] Im Fall aber, das der Glaubiger dem Schuldner den Termin der Bezallung austruckenlich nit erstreken thet, sonder allein mit der Anforderung seiner Schuld über den bestimbten Tag und Termin dem Schuldner aus dem Weeg hielt, so beleibt der Pürg nach Verscheinung des Termins nicht weniger in der Pürgschaft verhaftT.11.6.B. Wo es ime aber ye beschwerlich sein wolt, über den benanntene Termin in der Pürgschaft weiter verhaft zu bleiben, so mag er eintweder dem Schuldner umb Enthebung der Pürgschaft beclagen, oder aber dem Glaubiger ordenlich denuncieren und untersagen, das er die Bezallung bey dem Schuldner ersuech und dieselb über den Termin nit anstehen laß, dann er in der Pürgschaft darüber nit verpunden sein welle. Wo dann der Glaubiger über solliche Denunciation saumig erschin, und mitler Zeit der Schuldner flüchtig würdt sein oder in Abfall seiner Narung kämb, also das der Glaubiger die Schuld weiter von ime nit bekommen möchte, so wäre ime alsdann der Pürg gänzlich entbunden.

Finis. [Seite: 3_139]

Traktat XII. Von Zehendten, auff den Landtsbrauch des Ertzhörtzogthumbs Österreich unter der Enns gestelt.

Ob die Layen oder weltlichen Personen der Zehendt fähig oder thailhafftig sein.
Das 1. Capitel.

Wiewoll die Geistlichen Recht nit zulassen, das die Layen oder weltlichen Personnen Zehendt haben sollenT.12.1.A, ausgenommen in etlichen sondern FällenT.12.1.B, so vermag doch der Landtsbrauch, wan ein Lay oder derselben Vorfordern einen Zehendt von einem Gotshauß mit Zuegeben und Bewilligung der Landsfürsten durch Kauf oder ander Contract an sich brachtT.12.1.C, oder wo ein Lay oder derselben Vorfordern ein Zehendt über veriärende Zeit innengehabtT.12.1.D, das alßdan derselb darbey ungeirrt gelassen werden soll. Ob aber sollicher Landtsbrauch den geistlichen Rechten nach krefftig sey, laß ich dißmal undisputiert. [Seite: 3_140]

Wan ein Lay über veriarte Zeit von seinen Gründten keinen Zehendt gegeben, ob er alsdan Zehendt frey sey.
Das 2. Capitel.

In disem Landt Össterreich unter der Enß ist bisheer der Gebrauch gewesen, wann ein Geistlicher oder Lay über verjärte Zeit von einem Grundt oder Guett kein Zehendt gegeben, das er alsdann mit sollichem Grundt oder Guet ganz Zehendt frey sey; welliches aber allein in dem Fall statt hat, wann der Grundt mitler Zeit in Pau gehalten worden. Dann wo er ödt und ungepaut gewesen were, also das kein Zehendt davon genommen werden mügen, so mag den Inhaber des Grundts die Verjärung nicht fürtragen, sonder er ist in sollichem Fall den Zehendt von dem Grundt, wann derselb widerumb erpaut, wie vor alters, zu geben und zu raichen schuldigT.12.2.A.[Seite: 3_141]

Wan ein Grundt von neuem erpaut wirdt, wem alsdann der Zehendt auf demselben Grundt zuegehörig.
Das 3. Capitel.

Wan ein Geistlicher oder Weltlicher ein Zehendt hat, wo dann in demselben Zehendt Gezireggt Weingarten von Neuem gegröfftet oder Feldt zum Ackers umbgerissen werden, die man Neu Pau nennet, so gehört auf sollichen Weingarten und Äckern der Zehendt dem Zehentherrn zue, in deß Zehendt Gezirch dieselben gelegen seinT.12.3.A. [Seite: 3_142]

Von wee [???] man den Zehent zu geben schuldig sey.
Das 4. Capitel.

[1] Wiewol die geistlichen Recht vermügen, das der Zehendt nit allein von den Früchten, sonder auch von allen andern Einkommen gegeben werden sollT.12.4.A, so wierdt doch in disem Landt von nicht andern, dann von dem Getraid und Wein der Zehendt gegeben. Allein was in etlichen Flecken sonder Gebreuch sein, das von dem Kraut, Saffran und ander dergleichen auch der Zehendt gegeben wirdt, und wie es also in einem yeden Zehendt Gezirch der Gebrauch ist, bey demselben bleibt es yederzeit.

[2] An etlichen Orten dises Landes ist der Gebrauch, das nit allein zu Feld, sonder auch zu Dorf der Zehendt, so man den kleinen Zehendt nennet, gegeben wirdt, nemblich von Kelbern, Lemern, Gensen, Hüennern, item von Käsen. Doch wierdt sollicher Zehendt selten volkomenlich gegeben, sonder merrers thails ein Benannts nach eines yeden Dorfs Heerkommen. Es ist auch sollicher Zehendt nit im ganzen Landt, sonder allein in etlichen Dörffern und Aigen im Gebrauch.

In Raichung des Zehendts soll der Pauman den Paucossten nit abziehen.
Das 5. Capitel.

In Raichung des Zehendts soll dem Zehendtherren der zehendt Thail one Abschlag des Paucosstens geraicht werdenT.12.5.A. Es mag auch der Pauman das Perkrecht, desgleichen die Grundtdienst und die Landtsteuer von dem Zehendt mit nichte abziehenT.12.5.B. [Seite: 3_143]

Der Zehendtherr mag den Zehendt albeeg auf dem Zehendtgrundt ersuechen, ob gleich derselb Grundt in frembde Handt kumben wär.
Das 6. Capitel.

Wann ein Inhaber eines Grundts den Zehendt schuldig beleibt und vor Bezallung desselben den Grundt in yemandts andern verwendt, so ist der Zehendtherr nit schuldig, den ersten Innhaber des Grundts umb den Ausstandt zu beklagen, sonder er mag den auf dem Zehendtgrundt yederzeit ersuechenT.12.6.A.

Ob man den Zehendt von den Lustgarten und Hofstetten zu geben schuldig sey.
Das 7. Capitel.

Wiewoll etlich vermainen, das ein yeder Lustgarten, auch Hofstat und Setzen Zehendt frey sey, so hat doch die Regierung bisheer [Seite: 3_144] das Widerspill erkennt, nemblich das man von sollichen Lustgarten, Hofsteten und Setzen den Weinzehendt eben so woll als von andern Weingarten zu raichen schuldig sey. Welliches meines Erachtens in dem Falle statt hat, wann ein Lustgarten, Hofstatt, Setz nicht blößlich zum Lust, sonder auf den Nutz wie ander Weingarten erpaut wirdt. Wo aber ein Lustgarten, Hofstat oder Setz allein zu iren Lust und zu keiner Nutzbarkeit erpaut were, oder das der Innenhaber eines Lustgarten, Hofstat oder Setz über verjärte Zeit kein Zehendt davon geraicht hete, so würde er villeicht dem Landtsbrauch nach ainichen Zehendt davon zu geben nit schuldig seinT.12.7.A.

Ob ein Pauman schuldig sey, dem Zehendtherren den Zehendt haimb zu füeren.
Das 8. Capitl.

Dem Landtsbrauch nach ist der Pauman dem Zehendtherren den Zehendt haimb zu füeren nit schuldigT.12.8.A. [Seite: 3_145]

Wan ein Acker zu einem Weingarten oder ein Weingartt zu einem Acker gemacht, wie es den mit dem Zehendt gehalten wirdt.
Das 9. Capitl.

Wann ein Zehendtherr auf einen Weingarten den Zehendt hat, und das hernach der Weingarten zu einen Acker gemacht wirdt, so folgt dem Zehendtherren der Traidtzehendt allermassen, wie er vor den Weinzehendt darauf gehabt. Also auch, wan ein Acker zu einen Weingarten gemacht wirdt, so volgt dem Zehendtherren von sollichen Weingarten der Weinzehendt allermassen, wie er den Traidtzehendt zuvor darauf gehabtT.12.9.A. Yedoch wann ein Zehendtgezirch zweyen Zehendtherren undterschidlich zuegehörig wär, also das in sollichem Gezirch der ein den Weinzehendt und dan der ander den Traidzehennt hete, wo dan ein Weingarten zu einem Acker oder ein Acker zu einem Weingarten zuegericht wurde, so volgt alßdan der Weinzehendt nit dem, der den Traidtzehendt zuvor auf denselbigen Grundt eingenommen, sonder dem Jhenigen, der den Weinzehendt in sollichem Zehenntgezirch hat. Also volgt auch der Traidtzehendt in disem Fall nicht dem, der den Weinzehendt zuvor auf dem Grundt eingenommen, sonder dem Jhenigen, dem der Traidtzehendt von dem Grundt einzunemen in dem selben Zehendtgezirch zuegehört.

Wasmassen der Traidzehendt gegeben und genommen werden soll.
Das 10. Capitl.

[1] Der Rö: Kü: Mt. ausgangen Generall des Datum Wurmbs den [Seite: 3_146] 22. Apprillis im 1545. Jar vermag, das die Undertannen und die Jhenigen, so das Traidt erpauen, an allen Orthen und Enden, wo die in dem Erzhörzogthumb Össterreich unter der Enns gesessen sein, unangesehen aller alten Herkommen und Gebrauch iren Traidtzehendt nach Publicierung desselben Generals nicht, wie vormals beschechen, sonder dermassen, wie bey yedem Aigen oder Flecken, es sey Mändl-, Schöber- oder Heufflweiß, den Zehendt raichen und geben sollen.

[2] Und damit in Einfüerung und Einbringung des Getrayds der Vleissig des Unfleissigen nicht entgelt und dardurch in Schaden gefüert werde, so ist in dem yetztbemelten Generall diese Ordnung gegeben. Wann ein Undtertan sein Getraidt bey dem Aigen oder Flecken abgeschniten, und der Zehentner durch in angelangt würde, den Zehendt auszustecken oder zu heben, das der Zehentner dem unwaigerliche Stat thuen und seinen gebüerenden Zehendt heben soll. Wo aber der Zehendtner hierinn in Hebung des Zehendts saumig erscheinen würde, so soll und mag der Paurßman oder Pauman sein Getraidt seiner Glegenheit nach einfüeren und den Zehendt dem Zehentner obgehörter massen Mändl-, Schöber- oder Heufflweiß ligen lassen ohne GeverdeT.12.10.A.

Von Schreibung des Weinzehendt.
Das 11. Capitl.

Von wegen Beschreibung des Weinzehendts hat die Rö: Kü: Mst, den 18. Martij im 1546sten Jahr ein Generall publicieren lassen des Innhalts, das die Landtleuth und all die Jenigen in disem Landt, so Weinzehendt haben, sy sein geistlich oder weltlich, niemandts ausgeschlossen, keinen Weinzehendt in dem Keller beschreiben zu lassen nit schuldig sein, sonder das an allen und yeden Orten der Weinzehendt an den Weinpergen und vor den Weingärten im Maisch beschriben und die Undertannen und menigklich solliche Beschreibung daselbst an den Weinpergen zu gestatten und den Weinzehendt vermüg derselben Beschreibung nach Gelegenheit des Maisch zu raichen schuldig sein sollen.

Wan mererlay Herren an einem Zehendt Thail haben, ob die Paursleut schuldig sein, yedem Zehendtherren seinen gebüerenden Thail absonderlich zuezustellen und volgen zu lassen.
Das 12. Capitl.

[1] Wann zu einem Zehendt zwen, drey, vier oder mehr Partheyen oder Herren sein, ist die Frag, wann dieselben den Zehendt nit samentlich, sonder ein yeder seinen Thail für sich selbs einnemen oder haben wolt, ob der Pauersman schuldig sey, einem yeden seinen Thail insonderheit zuezustellen. Darinnen ist die Unterschaidt zu wissen, das der Paumann den kleinen Zehendt nit schuldig ist den Zehendtherren [Seite: 3_148] besonderbar yedem zu geben, sonder die Zehendtherren sein schuldig, den Zehendt miteinander außzunemen, wie dann solliches durch die N.O: Regierung und Camer für landtsbreuchig bisheer erkendt worden. Doch wan die Paursleuth den Kleinzehendt von alters einem yeden Zehenntherren insonderheit seinen Thail geraicht und bezalt heten, so weren sie dasselb unverhindert des obgemelten Landtsbrauch nochmallen ze thuen schuldig.

[2] Was aber den grossen Zehennt belangt, maynen etlich Landtleuth, das die Pauersleuthh sollichen Zehendt den Landtsbrauch nach einem yeden Zehenntherren zu gebüerenden Thail zu raichen schuldig sein sollen. Und ob es gleich an einem Ort von alters dermassen gehalten wer worden, das die Zehendtherren den Zehendt samentlich eingenommen hetten, so möchten sich doch die Pauleuth desselben alten Herkomens wider den Landtsbrauch nicht behelfen. Aber meines Erachtens ist ein Unterschied zwischen dem Traidt und Weinzehendt. Den Traidt Zehendt läst man auf den Feld ligen, und mögen davon die Zehendtherren selbs untereinander thaillen; aber mit dem Weinzehendt mag es villeicht obgemeltermassen gehalten werden. Doch ist es bei mir unbillich, wan ein Weinzehendt in vill Thail durch die Zehenntherren verthailt wirdt, das die Paursleuth mit Thaillung solliches Zehendts beschwärt werden sollen. Acht auch nicht, das derhalben ein bestendiger Landtsbrauch bewisen werden müge. Yedoch wann die Zehenntherren von alters in Gebrauch weren, sollichen Zehennt absonderlichen einzufechsen, so werden sy bey sollichem alten Heerkumben billich gelassen.

Ob die Zehendt vor den weltlichen Gerichten berechnet werden mügen.
Das 13. Capitl.

[1] Die geistlichen Recht vermügen, wann einer in Aigenthumb [Seite: 3_149] umb ein Zehendt zu klagen hat, das er dasselb vor dem geistlichen und nicht vor dem weltlichen Gericht thuen solleT.12.13.A. Dieweil aber die Zehendt wie andere Gült und Güetter in ein Landtschaft versteurt werden müessen, so ist es bißheer nit zuegeben worden, die Zehendt vor den geistlichen Gerichten zu berechten, sonder wo einer umb ein Zehendt in Aigenthumb wider yemandts, er sey geistlich oder weltlich, zu klagen hat, der hat bisheer sein Klag in den Landtsrechten fürbringen mügen, doch ausgenommen, wann ein Prelat wider den andern Prelaten umb den Zehendt in Aigentumb zu kriegen gehabt, so ist es bisheer gebreuchig gewest, das solliche Klag in den Hofrechten vor der Rö. Kü. Mst. N. Ö. Regierung beschechen.

[2] Item, wen die Klag nicht in Aigentumb, sonder umb Eingriff in einem Zehendt gewest, so sein bisheer die Prelaten in sollichem Fall vor der Regierung, und dann die Landtleut vor der Landtobrigkeit beklagt worden.

[3] Die geistlichen Recht vermügen, das ein Klager nit schuldig sey, umb Zehendt in ordenlichen Rechten zu klagen, sonder das er sein Klag summarie, das ist verhörweiß fürbringen mügeT.12.13.B, welliches dann in disem Landt in dem Fall, wan die Klag in possessorio gewesst, bißheer auch also gehalten worden. Wann aber einer umb ein Zehendt in Aigenthumb clagen wellen, hat er dasselb in ordenlichen Rechten thuen mügen und müessen. [Seite: 3_150]

Traktat XIII. Von den Geistlichen Lehenschaften.

Was ein geistliche Lehenschaft sey, auch von Presentierung und Einsetzung der Priester.
Das 1. Capitl.

[1] Wellicher ein Kirchen mit seinem Darlegen erbaut, oder einen Grundt, darauf ein Kirchen erpaut wirdt, dargibt, oder wellicher ein Kirchen mit einem Einkommen anfenklich begabt, der hat an sollicher Kirchen die Lehenschaft, so in Latein Ius patronatus genent würdtT.13.1.A, also das er dieselb Kirchen einem Pfarrherrn seinem Willen und Gefallen nach verleihen magT.13.1.B. Wann auch ein Pfarrherr oder die Zöchleut mit der Kirchen Güettern und Einkomen nit, wie sich gebürt, handlen, so hat der Lehensherr oder patronus Macht, darein Einsehen ze thuen. Und ob es sich begäb, das ein Lehensherr in Armueth und Verderben kämb, so wellen die geistlichen Recht, das im von der Kirchen Einkommen nach zimblichen Dingen Hilf gethan werden sollT.13.1.C.

[2] Wiewoll aber ein Lehensherr dise Gerechtigkeit hat, das er die Kirch einem Priester oder Pfarrherr verleihen mag, so soll doch der Lehensherr albeeg bedacht sein, auf die beschehene Verleihung den Priester dem Ordinario, das ist dem Bischof oder desselben Official zu presentierenT.13.1.D. Und wann der presentiert Priester tauglich ist, so wirdt er durch den Bischof oder desselben Official auf die Pfarr confirmiert und bestättetT.13.1.E.

[3] Nach erlangter Confirmation ist der Gebrauch, das dem Briester durch den Vogtherren die Possess der Pfarr eingeben werde. Wo aber kein [Seite: 3_151] Vogtherr verhanden wär, oder das der Lehensherr in Gebrauch het, die Possess der Pfarr selbst zu geben, so mag alßdan die Einsetzung des Priesters durch den Lehenherren beschechen.

[4] Wellicher auch ein Beneficium stift oder aufricht, der ist desselben beneficii Lehensherr, und mag der Stifter sollich Beneficium seines Gefallens einem Priester verleihen. Und wann er also einem Priester die Verleihung thuet, so ist weiter ainicher Presentation an den Bischoff oder desselben Official nit von nöthenT.13.1.F. Doch werden etlich Stiftbrief dahin gestellt, wann das Beneficium einem Priester verlihen wirdt, das der Beneficiat alßdann der geistlichen Obrigkeit presentiert werden soll. Inn sollichem Fall soll es innhalt solliches Stiftbriefs gehalten und demselben mit der Presentation der Beneficiaten yeder Zeit nachgelebt werden. Wann auch ein Stiftbrief dahin gestelt wiert (wie zu Zeiten beschicht), das die Verleihung des gestiften Beneficij durch ein weltliche Commun oder Gemain beschechen und das des Stifters Erben allein die Presentation zu thuen haben sollen, so bleibt es bey sollichem Stiftbrief auch billich.

[5] Die geistliche Lehenschaft wirdet im Rechten Ius patronatus genennet. Wiewoll aber solliche Lehenschaft im Rechten auch Advocatio, das ist ein Vogtey genent wirdtT.13.1.G, so ist doch in disem Landt zwischen der Lehenschaft und Vogtey ein grosser Undterschidt. Dann erstlich, wann gleich einer über ein Pfarr oder Beneficium die Vogtey hat, so mag er doch keinen Priester die Pfarr oder das Beneficium leihen, sonder solliche Verleihung gehört dem Lehensherren zue. Item zum andern hat ein Lehensherr auf der Kirchen und des Beneficii Holden kein Steuer noch Robath, er hat auch die Kirchenholden nicht zu wandlen, so doch der Vogtherr Steuer, Robath und Wandl auf den Vogtholden hat. [Seite: 3_153]

Wasmassen die Lehenschaften auf die nechsten Erben fallen, wie auch dieselben auf frembde Personnen verwendt werden mögen.
Das 2. Capitl.

[1] Wann ein Lehensherr mit Todt abgehet, so felt die Lehenschaft auf seine nechste Pluetserben bayderlay StamensT.13.2.A.

[2] Die geistlichen Lehenschaften mögen zwischen den Erben nit gethailt werden. Sonder wann der Erben mer sein, so soll die Verleihung und Präsentation durche alle samentlich beschechen. Ob sy aber darinnen mishellig würden, so das ein Thail der Erben dem, und der ander Thail der Erben einem andern leichen wolten, woverr sy dann in den Stimen ungleich sein, so bleibt es bey dem, was die meisten Stimb zwischen innen beschleusstT.13.2.B. Wo sy aber in den Stimen gleich weren, so steet es bey einem Bischoff oder desselben Official, den Jhenigen, den er für tauglich ansieht, zu instituieren und zu bestätenT.13.2.C.

[3] Wiewoll aber yetzo angezaigt ist, das die geistlichen Lehenschaften zwischen den Erben nicht gethailt werden sollen, jedoch geben die Recht zue, das sy ein Ordnung zwischen innen machen mügenT.13.2.D, dergestalt, das albeeg einer umb den andern oder aber der eltest des Namens die Verleihung thue. [Seite: 3_155]

[4] Als oben angezaigt ist, das die Lehenschaften von einem Pluetsfreundt auf den andern erblich fallen, das ist zu verstehen, wo der verstorben Lehenherr solliche Lehenschaft unverschafft hindter im verlassen het. Dann wo er die yemandts durch sein Testament verschafft, so volgt dieselb demjenigen, dem er die verschafft, billichT.13.2.E. Doch wollen etlich Rechtsgelerten, das sollich Geschäft nicht statt hab, es beschehe dan mit Vorwissen und Zuegeben eines BischofsT.13.2.F.

[5] Es mag auch ein Lehensherr durch Übergab und andere rechtliche Conträct sein geistliche Lehenschaft in ein andere frembde Person verwenden. Gleichwol ist in den geistlichen Rechten verordnet, das solliche Conträct ausser Zuegeben eines Bischoffs nit Craft haben. Es lassen auch die geistlichen Recht die Verkauffung der geistlichen Lehenschaft nit on Undterschidt zueT.13.2.G. So ist die Verpfendtung derselben im Rechten ganz und gar verbottenT.13.2.H. [Seite: 3_156]

Ob die Pfarrer und Zöchleut schuldig sein, dem Lehensherren von der Pfarr und Kirchen Einkommen Raittung und Verantworttung ze thuen.
Das 3. Capitl.

[1] Der Pfarrer oder Beneficiat ist dem Lehensherrn von der Pfarr Einkommen ainiche Raittung ze thuen nit schuldig. Doch ist solliches zu versteen, wan der Lehensherr ein weltliche Person ist. Dann [Seite: 3_157] wo er ein Prelat oder ander geistlicher Lehensherr wäre und von einem Pfarrer Raittung begert, so ist im der Pfarrer dieselb ze thuen schuldig, doch nit particulariter, sonder allein summarie und im PauschT.13.3.A. Wann aber ein Pfarrer mit der Pfarr Gründten und Güettern iechtes zu Nachthail handlen wolt, so hat ein Lehensherr billich darein zu reden, er sey geistlich oder weltlich.

[2] Sovill die Einkumen belangt, die nicht dem Pfarrer, sonder der Kirchen one Mittel zuegehörig sein, solliche Einkommen werden nicht dem Pfarrer, sonder den Zöchleuthen zu verwalten eingeben. Es sein auch die Zöchleuth von sollichen Einkommen järlich, und so oft es dem Lehensherren und Vogtherren für notwendig ansicht, Raittung ze thuen schuldig innhalt eines Articuls, so in der jungst ausgangnen künigklichen Pollicey des Datum anno 52 begriffen ist.

Ob die Weibsbilder der geistlichen Lehenschaften fähig sein.
Das 4. Capitl.

[1] Die geistlichen Recht geben zue, das die Weibsbilder sowoll als die Mannspersonnen der geistlichen Lehenschaft fähig seinT.13.4.A.

[2] Wann auch ein Lehensherr mit Todt abgehet, so felt sein Lehenschaft sowol auf den weiblichen als auf den männlichen StammenT.13.4.B. Doch ist solliches zu versteen in den Fällen, darinn der weiblich Stammen sunst zu erben zuegelassen wirdt. In wellichen Fällen aber der weiblich Stammen zu erben zuegelassen wird, hab ich in dem Tractat von den Erbschaften anzaigtT.13.4.C. [Seite: 3_158]

Wie vor weltlichen Gerichten die geistlichen Lehenschaften berechtet werden sollen.
Das 5. Capitl.

Wiewoll die geistlichen Recht nit zuegeben, das die geistlichen Lehenschaften vor den weltlichen Gerichten berechtet werden sollenT.13.5.A, so ist es doch bisheer in disem Landt eins Zeit hero gebreuchig gewesst, wan yemandt wider einen Landtman von einer Lehenschaft wegen zu klagen hat, das er demselben vor dem Herrn Landtmarschalch umb solliche Lehenschaft beklagen und fürnemen müge. [Seite: 3_159]

Traktat XIV.
Von den Testamenten.

Was ein Testament sey, und von zweyerley Art der Testament.
Das erst Capitel.

Ein Testament ist anderst nichts, dan ein entlicher und lesster Will des, so ein yeder Gescheftiger nach seinem Todt zu volziehen begertT.14.1.A.

Solliche Gescheft mügen auf zwen Weeg beschechen, nemblich in Schriften und mündtlich. Wie aber und mit waß Zierligkeit solliche Testament beschechen sollen, wiert hernach angezaigt.

Die schriftlichen Testament mügen auf mererlay Weiß aufgericht werden, wie hernach volgt.

Von den schriftlichen Testamenten, die ein Gescheftiger mit eigner Handt schreibt und mit seinem eignen Insigel oder Pettschaft verfertigt.
Das 2. Capitel.

Wan einer ein Testament und leßten Willen von Anfang bis zu Endt mit eigner Handt schreibt, also das darinnen kein frembde Schrift eingemischt wierdt, sover er dann sollich Testament mit seinem Innsigel oder Petschaft verfertigt, so würt dasselb für zierlich und creftig gehalten, und ist ainiches Zeugen Sigil oder Pettschaft darzue nit vonnöthen. [Seite: 3_160]

Von den Testamenten, so der Gescheftiger selbs mit eigner Handt nit schreibt, sonder allein unterschreibt und mit seinem Sigil oder Petschaft verfertigt.
Das 3. Capitel.

[1] Thuet einer ein Testament, der dasselb mit aigner Hand nit schreibt, sonder einem andern schreiben läst, ob er dan gleich sollich Geschäft mit aigner Hand unterschreibt und dasselb mit seinem Sigil oder Pettschaft verfertigt, so ist es doch nit creftig, es sey dan, das ein Zeug mit seinem Innsigel oder aber zwen Zeugen mit iren Petschaften dasselb neben den Geschäftiger verfertigen.

[2] Im Fall aber, das der Geschäftiger das Testament allein mit seiner Hand unterschrib und das weder mit seinem Sigil noch Petschaft verfertigt, wover dann sollich Testament kreftig sein soll, so ist von nöten, das es mit zweier Zeugen Innsigeln oder aber mit vier Zeugen Petschafft verfertigt werde.

[3] In yetzterzelten Fällen ist nit von nöten, das den Zeugensiglern das Testament offen fürtragen werde, sonder der Geschäftiger mag dasselb zuvor verschliessen und volgents also verschlossen den Zeugensiglern zu verfertigen fürbringen lassen.

Von den schriftlichen Testamenten, so der Geschäftinger selbs nit unterschreibt, auch selbs nit verfertigt.
Das 4. Capitel.

Wellicher ein Testament selb nit schreibt noch auch unterschreibt, auch dasselb mit seinem Sigill oder Petschaft nit verfertigt, sover dann sollich Testament Craft haben soll, ist von nöten, das dasselb durch zwen erbetten Zeugen mit iren Siglen oder aber durch vier Zeugen mit iren Petschaften verfertigt werde. Und wann ein Geschäftiger in sollichem Fall ein Testament durch die Zeugensigler verfertigen läst, [Seite: 3_161] steet es in seiner Wall, inen das Testament offentlich zu verlesen oder nit, doch das er inen dasselb aigner Person und durch niemand andern fürtrag, wie hernach in 6. Capitel angezaigt wierdt.

Aus was Ursachen in einem schriftlichen Testament weniger Zeugen Sigl als Zeugen Petschaft von nötten seindt.
Das 5. Capitel.

Nachdem in den vorgeunden zweyen Capiteln angezaigt wirdet, das in Fertigung der Testament eines Zeugen Sigil albeeg so creftig sey als zweyer Zeugen Betschaft, ist zu wissen, das solliches aus nachvolgunder Ursache beschicht. Nemblich, dieweil die Fertigung mit dem Sigil albeeg auf sondern Betzedl (die der Geschäftinger vor der Siglung den Zeugensiglern zuestelt) beschiecht, so mügen im Fall der Notdurft zu Bekreftigung des fürgedruckten Insigels die Betzetl fürgebracht werden, welliches aber mit den Petschaften nit ist, dann dieselben ausser ainicher Betzetl allein auf mündtlich Ansynnen des Gescheftingers zu der Fertigung aufgetruckt werden.

In wellichem Fall die Zeugen umb die Fertigung eines schriftlichen Testaments durch den Gescheftinger personlich erbeten und innen das Testament durch den Geschäftinger selbs fürgetragen werden soll.
Das 6. Capitel.

[1] Wann einer ein schriftlich Testament machte und dasselb mit seiner aignen Handschrift und Sigil oder Pettschaft verfertigt, so ist nit von nötten, das er die Zeugen personnlich umb die Fertigung erbit, oder das er innen das Testament zu fertigen selbst fürtrage, sonder er mag das Testament, wie er das mit seiner Handschrift und Sigel oder Petschaft verfertigt (es sey das offen oder verschlossen) den Zeugensiglern durch yemands andern zueschicken und sie durch verfertigte Petzetl anlangen, sollich Testament neben ime zu verfertigen. [Seite: 3_162]

[2] Wo aber einer sein Testament selbs nit schreibt, auch mit seinem Sigel oder Petschaft nit verfertigt, sover dann sollich Testament kreftig sein solle, ist nit genueg, das er das Testament mitsambt den Petzetln den Zeugensiglern umb ier Fertigung durch ein andere Person zueschicke, sonder er soll die Zeugensigler zu ime personlich berueffen oder sich zu innen personnlich verfüegen, und denselbigen das Testament (es sey nun dasselb offen oder verschlossen) fürtragen und vor innen mit eignen Mundt ansagen, das die Schrift, so er inen fürtregt, sein Testament und lesster Will sei, mit Bith, das sie zu Zeuknus desselben ire Sigil oder Petschaft darauf trucken wolten. Das aber in disem Fall das Testament den Zeugensiglern durch den Geschäftinger selbst personnlich fürgetragen werden mueß, ist nit an sondere Ursach angesehen und bedacht worden. Dann, wo ein sollich Testament, so durch den Geschäftinger selbst nit verfertigt, durch einen Gesannten den Zeugensiglern zu verfertigen fürgetragen werden solle, möchte der Gesandt (wo er sich einiges Falsch brauchen wolt) das Testament verendern und dasselb also verendert den Zeugensiglern fürbringen.

Von den mündtlichen Geschäften.
Das 7. Capitel.

Die mündtlichen Geschäft mügen nachvolgunder Gestalt beschechen; nemblich das der Geschäftinger zween oder mer Mannen zu sich beruefft, denselben seinen letsten Willen lauter und clerlich anzaige, mit Bith, das sie desselben seines letsten Willens ingedenk und Zeugen sein wolten. Dieselben Zeugen sollen alßdann des Geschäftingers letsten Willen dem Herrn Landtmarschalk mündtlich fürtragen, und wan solches beschechen, so würdet der Zeugen Ansag ordenlich beschriben, volgents dieselb ir Ansag inen widerumb fürgelesen und inen darauf zu Gott und den Heiligen ein Ayd durch den Herren Landtmarschalk fürgehalten, das ir gethanne Sag, wie dieselb aus irem Mundt beschechen und beschriben und innen widerumben fürgelesen worden, des Geschäftinger lesster Wil und Maynung gewesen, und das sie von ime erbetten, desselben Zeugen zu sein. [Seite: 3_163]

Welliche Personnen in Testamenten nit mügen Zeugen sein.
Das 8. Capitel.

[1] Weibspilder mögen in den Testamenten (die geschechen nun schriftlich oder mündtlich) nit Gezeugen seinT.14.8.A.

[2] Wellicher seines Alters vierzehen Jar nit erreicht hat, der würdet in disem Fall für unvogtbar geacht, derhalben er in Testamenten zu einen Zeugen nit zuegelassen wierdt. Wellicher aber die vierzehen Jar völliglich erreicht, der mag zu einen Zeugen nit verworffen werden, und wierdt die Vogtbarkeit allein auf vierzehen Jar (und nit, wie etlich vermeinen, auf achtzehen Jar) geraitT.14.8.B.

[3] Die geschribnen Rechten vermügen, wann einer in einem Testament zu einen Erben benent wiert, das er alsdann desselben Testaments Gezeug nit sein mügeT.14.8.C; wo aber einer zu keinen Erben benennt, sonder ime allein als einem Legatario etwas in einem Testament verordnet wierdt, so müge derselb Legatarius zu einem Zeugen nit verworffen werdenT.14.8.D. Was nun die Erben belangt, das dieselben dem Rechten nach nit Zeugen sein mügen, ist dem Landsbrauch nit zuwider. Das aber die Legatarien in den Testamenten Zeugen sein mügen, wierdt dem Landsbrauch nach nit alweeg zuegelassen, sonderlich wann das Legat groß und wichtig ist. Dann, weil dem Landsbrauch nach nit so viel Zeugen als in geschribnen Rechten zu Aufrichtung der Testament ervordert werdenT.14.8.E, so ereischt die Notdurft, das die Zeugen in Aufrichtung der landtspreuchigen Testament sovil weniger mit ainichen Argwohn des eigen Nutz beladen sein sollen. [Seite: 3_164]

Welliche Personnen kein Testament thuen mügen.
Das 9. Capitel.

[1] Wellicher oder welliche noch zu iren vogtbarn Jaren nit kumen ist, der oder die selb mag nit tesstierenT.14.9.A, und wierdet in disem Fall die Vogtbarkeit dem Landsbrauch nach auf achtzehen Jar gestelt. Also wellicher Knab oder Junkfrau achtzehen Jar ires Alters erreicht, der oder die selb mag ir Testament und letsten Willen aufrichtenT.14.9.B. Doch wan einer oder eine vor den 18 Jaren verheurat wierdt, ob gleich solliche Heurat mit dem Beyschlaff nit volzogen, so wierdt der- oder dieselb in disem Fall für vogtbar erkennt.

[2] Wan ein Son oder ein Tochter unter ires Vatern Gewaltsamb ist, so geben die Recht nit zue, das derselb Son oder Tochter ir Guet ires Gefallens verschaffen mügenT.14.9.C. Aber dem Landsbrauch nach ist innen nit benommen oder verboten, ire Haab und Güetter ires Gefallens zu verschaffen, wie sie verlusst, unverhindert ires Vatern. Die Ursach dieses Landsbrauchs ist dise, das dem hieigen Landsbrauch nach, dem geschribnen Rechten zuwider, die Elteren zu irer eignen Kinder Verlassung und Erbschaften, ob auch gleich kein Seitenerb mer verhanden, nit zuegelassen, sonder darumb durchauß außgeschlossen werden, wie dann von diesem Landsbrauch in dem Tractat: Wie die Erbschaften auf die gesipten Freundt fallen, gesagt ist worden.

[3] Nachdem die Weibsbilder bei denen von Herrenstandt und Adl die Verzichten anderer Gestalt nit thuen, dann so weit der Manßstammen wert, so vermeinen etlich, das der Letst des Namens und Stammens nit [Seite: 3_165] Macht haben soll, sein verlassne Haab und Güetter dem weiblichen Stammen zu Nachthail und Abpruch derselben erblichen Gerechtigkeit in frembde Handt zu verschaffen. Dagegen sagen aber etlich, das die Verzichten allein dahin verstanden werden sollen: wan der Letst des Namens und Stammens one Testament mit Todt abgehet. Wo er aber ein Testament thuen will, so hab er dasselb zu thuen gueten Fueg; er sey auch dem weiblichen Stammen wenig oder vill darinnen zu bedenken nit schuldig, dann sovil er von guettem Willen thuen wil. Nun wär es beschwerlich, das den Letsten des Namens benommen sein solt, sein Haab und Güetter seines Gefallens zu verschaffen. Entgegen ist auch nit weniger beschwärlich, das der Letst des Namens Macht haben sol, dem weiblichen Stammen von derselben Voreltern verlassnen Güettern genzlich außzuschliessen. Und dieweil hierinnen kein gewisser Landsbrauch angezaigt werden mag, so acht ich, das es den geschribnen Rechten nach gehalten werden soll, nemblich, das der Letst des Namens schuldig seie, dem weiblichen Stammen sovil zu verlassen und zu verordnen, als demselben weiblichen Stammen von iren Voreltern männdliches Stammens (im Fall, so die Verzichten nicht beschechen wären) erblich hat zuesteen und volgen sollenT.14.9.D. Wo aber der Letst des Namens selbs Güeter erobert oder gewunnen, die nit vom Namen und Stammen herkumben, mit denselben soll er billich frey sein dieselben zu verschaffen, zu vermachen und zu verkauffen, wie ine gelusst.

[4] Ein Unsinniger würdet auch nit zuegelassen, ein Geschäft zu thuen. Aber wann einer nit für und für, sonder monatlich oder zu sondern Tägen unsinnig wär, so ist ime unbenommen, zwischen der Zeit der Unsinnigkeit zu testierenT.14.9.E. Wan er auch zuvor, und ehe, dann er unsinnig worden, ein Testament gethan hete, so wierdt dasselbig durch sein Unsinnigkeit nit gebrochen oder cassiertT.14.9.F.

[5] Was dann die Jhennigen belangt, die nit unsinnig, sonder an irem Verstand und Witz sonst manglhaftig sein, sollich Leuth mügen gleicher Weis auch nit testiern. Jedoch wann ein sollich Person nit gar abwitzig, sonder allein etwas einfelltig war, doch dergestallt, das sy iren Güettern selbs vorstehen möchte, so ist derselben Person unbenumen, ein Geschäft ze thuenT.14.9.G.[Seite: 3_166]

[6] Item, wellicher verthunlich ist und also die Administration seiner Güeter nit hat, der mag auch nit testiernT.14.9.H. [Seite: 3_167]

Welliche Güetter durch Testament nit verschafft werden mügen.
Das 10. Capitl.

[1] Geistliche Güetter mügen durch Niemands verschafft werden. Jedoch wan einer auf ein geistlichen Stift die Lehenschaft und Vogtey hat, mag er dieselbe Lehenschaft und Vogtei verschaffen, wie ich in dem Traktat von den geistlichen Lehenschaften an dem andern Capitl angezaigt hab.

[2] Wann einer ein frembd Guet verschafft hete, soverr er dann in Zeit der Aufrichtung des Testaments gewisst, das sollich Guet yemand andern zuegehört, so ist der, den der Gescheftinger zue einem Erben und Außrichter seines Testaments verordnet, schuldig, sollich Guet von dem Inhaber zu erkauffen und den Legatarium desselben habhaft ze machen, oder aber (wo er das ze kauffen nit bekumen möchte) ime den Werth darfür ze geben. Wann aber der Geschäftinger in Zeit des aufgerichten Testaments kein Wissen gehabt, das das verschafft Guet ein frembdes Guet seye, alßdann ist der Erb oder Executor dem Legatario weder das Guet noch den Werth desselben zu bezallen schuldigT.14.10.A.

[3] Wasmassen die dienstbaren Güetter, so im Rechten Emphytheosis genennt, verschafft werden mügen, ist in dem Tractat von den dienstbaren Güettern am 25. [!] Capitl angezaigt.

[4] Dies Lehengüeter mögen ausser Zuegeben des Lehensherrn nit verschafft werden, doch außgeschlossen etlich sondere Fall, davon in dem Tractat von Lehengüettern angezaigt werden sollT.14.10.B. [Seite: 3_168]

Wie die Kinder in der Eltern Testament mit der Legitima bedacht werden sollen.
Das 11. Capitl.

[1] Die Eltern sein schuldig, ire Kinder mit der gebürlichen Legitima in iren Testament zu bedenken. Wann aber die Kinder nit mer in Leben sein, alßdann sein die Eltern schuldig, den Eniggeln und Aindln oder, wo die auch nit mer im Leben weren, alßdann den Urenickhln und also fort und fort in absteigender Lini solliche Legitima zu verordnen. Was aber über die Legitima ires Guets überbleibt, damit sein sy frey, dasselb ires Gefallens andern zu verschaffen, oder ein Kind für das ander damit zu bedenken.

[2] Was aber die Legitima betrifft und sey, ist im Rechten nachvolgunder Gestallt ausgedrückt. Nemblich wann ein Vatter oder Muetter vier oder weniger lebendiger Kinder verläßt, so soll inen für ir Legitima der drit Thail der Erbschaft erfolgen; wo aber der Kinder fünf oder mehr wären, so sey alßdann die Legitima halber Thail der ErbschaftT.14.11.A. Wiewol aber die geschribnen Recht solliches vermügen, so vermainen doch etlich, das bei den Stetten der Gebrauch anderst sey, nemblich wann gleich der Kinder weniger als viere sein, das inen nichtweniger ire Eltern für die Legitima halben Thail zu verordnen schuldig sein. Ob es aber zwischen denen von Herrnstand und Adl hierinn ein sondere Maß hab, ist bei Gericht meines Wissens bißhero nit fürkumben.

[3] Die gemainen Recht vermügen, das die Legitima den Kindern frey ledig, ohn alle Condition oder Beschwärung durch die Eltern verordnet werden sollT.14.11.B, welliches dann dem Landsbrauch nit zuwider ist. [Seite: 3_169]

[4] Wiewol aber ein Vatter schuldig ist, seinen Kindern die Legitima in seinem Testament zu verordnen, so hat doch solliches dem Landsbrauch nach bey denen von Herrnstand und Adl anderst nit stat, dann in den Sünen und Erbtöchtern. Was aber die verzignen Töchter, oder die dem Landsbrauch nach Verzichten ze geben schuldig sein, belangt, denen ist der Vatter die Legitima obvermeltermassen zu verordnen nit schuldig, sonder sy müessen sich an dem Heyratguet und landsgebreuchigen Vertigung ersettigen lassenT.14.11.C. Solliches alles ist allein von den Vättern zu verstehen; dann was die Müetter betrifft, die sein allen und yeden iren Kindern one Unterscheidt die Legitimam ze lassen schuldig.

[5] Doch sein im Rechten etlich Fall außgetruckt, darinnen die Eltern nit schuldig sein, iren Kindern ainiche Legitimam zu verordnen, sonder inne ist in sollichen Fallen zuegelassen, die Kinder gar zu enterbenT.14.11.D.

[6] Wiewol die Recht vermögen, das die Legitima den Kindern nit per modum legati vel fideicommissi, sonder per modum institutionis durch die Eltern verordnet werden soll, so wirdet doch sollicher Unterschidt dem Landsbrauch nach nit gehalten, sonder wie und was Gestalt ein Geschäftinger seinen Kindern die Legitima verordnet, daran sein sy sich ersettigen zu lassen schuldigT.14.11.E. [Seite: 3_170]

Wann den Kindern durch die Eltern die Legitima nit verordnet worden, so mügen sy das Testament widertreiben.
Das 12. Capitl.

[1] Thuet ein Vatter oder Muetter ein Testament, darinnen sy iren Kindern, Eniggl oder Urenickln für ir Legitima gar nichts verordnen, sonder sy von der Erbschaft ganz und gar ausschliessen, so ist denselben Kindern oder Eniggln oder Ureniggeln von RechtensT.14.12.A und Landsbrauchs wegen zuegelassen, das Testament zu widertreiben und umbzestossen. Doch wann also das Testament durch sy widertriben wird, so sein sy nichtsweniger die sondern Legata aus der Erbschaft (doch unvergriffen irer Legitima) zu entrichten und zu bezallen schuldigT.14.12.B.

[2] Wann aber ein Vatter oder Muetter ire Kinder oder Kindskinder in irem Testament von der Erbschaft mit außgetruckten Worten nit ausschliessen, sonder das Guet, unvermelt und unbedacht irer Kinder, andern, frembden Personen verschaffen, so geben die Rechte nachvolgunden Unterschied. Nemblich wann die Kinder von der Muetter yetztbemelter massen preteriert und übersehen worden, das alßdann die querela inofficiosi testamenti stat habe. Wo aber die Preterition durch den Vatter beschiecht, in disem Fall vermügen die Recht, das das Testament ausser ainicher querela oder Klag nichtig und craftlos seyT.14.12.C.

[3] Wann aber ein Gescheftinger seine Kinder oder Kindskinder in seinem Testament nit gar ausschliesst, sonder inen darinnen für ir Legitima ichtes verordnet, ob sich dann gleich das, so er inen yetztbemeltermassen verordnet, dahin nit erstreckt, das sie irer [Seite: 3_171] Legitima damit völliglich vergenüegt werden, so mügen sie doch das Testament dardurch nit genzlich umbstossen oder widertreiben, sonder inen stehet allein bevor, das Jhenig, was inen an der Legitima ausstehet, so im Rechten supplementum legitimae genennt wierdt, zu ersuchen, wie dann solliches die Recht vermügen, denen auch bißhero gemäß im Recht geurtheilt worden ist.

[4] Wann die Eltern ire Kinder in irem Testament mit der Legitima gar nit bedenken, und das also die Kinder das Testament anzufechten und umbzustossen vermainen, sollen sie jr Klag innerhalb fünf Jaren, nachdem der instituiert Erb in die Erbschaft eingetretten, fürbringen; wo sie aber solliches in Zeit der fünf Jaren nit teten, werden sie darmit weiter nit zugelassen. Wo aber die Kinder nit vorhabens weren, das Testament genzlich umbzustossen, sonder allein das Jhenig, so inen an der Legitima abgehet oder mangelt, zu ersuechen, so mügen sie dasselb bis auf dreissig Jar ersuechenT.14.12.D.

Ob ein Geschäftinger seine Brüeder und Schwestern, auch andere seine Seitenerben in seinem Testament außschliessen müg.
Das 13. Capitl.

[1] Ein Brueder oder Schwester ist nit schuldig, iren Geschwistraten in irem Testament ainiche Legitimam zu verordnen. Yedoch wann ein Brueder oder Schwester ander frembd verleimbt oder undichtige Personen in irem Testament zue einem Erben erkiesst und gesetzt het, so geben die geschribnen Recht den Geschwistern, so dem Verstorbnen Vattern halben verwonnt sein, zue, das Testament zu widertreiben und umbzestossenT.14.13.A.

[2] Was aber die andern Freundt belangt, den ist der Geschäftinger wenig oder vil ze schaffen oder zu verordnen nit verpundenT.14.13.B.

Was Gestalt ein Testament durch den Geschäftinger widerruefft werden müge.
Das 14. Capitl.

[1] Wann einer ein schriftlichs Testament gethan hat, ob er dann gleich hernach in Gegenwürt so viller oder mehr Personen, als er zue [Seite: 3_173] Aufrichtung des Testaments zu Zeugen gebraucht, das Testament widerrueffen thet, so wirdet doch das Testament durch solliche Widerrueffung nit aufgehebt oder vernicht, es sey dann, das er das aufgericht Testament zerreiß oder vertilge, oder das er ein anders ordenlichs Testament dargegen aufrichteT.14.14.A. Doch ist solliches allein von den schriftlichen Testamenten zu verstehen. Dann was die mündlichen Testament belangt, die mügen durch ein Geschäftinger wol widerruefft werden, ob er gleich dargegen kein anders Testament aufrichten thät.

[2] Wann einer ein ordenlich Testament than het, und über ein Zeit hernach ein anders Testament thuet, ob er dann gleich in dem lessten Testament das erste Testament nit außtruekenlichen widerrueffen thet, so wirdet doch das erst Testament dardurch aufgehebt und vernicht und hat allein das lesst Testament KraftT.14.14.B. Doch ist solliches zu verstehen, wann das lesst Testament mit aller Zierlicheit, wie sich das dem Landsbrauch nach gebürt, aufgericht worden ist. Dann wo dasselb in der Fertigung manglhaftig, oder nit gar beschlossen wär, so bleibt alßdann das erst Testament bey Kraft unverhindert des lesstenT.14.14.C.

[3] Wann gleich ein Geschäftinger ein Aid geschworn het, sein Testament unwiderruefflich ze halten, so wöllen doch die Recht, das er unverhindert solliches Aidts (als der in disem Fall nit pindet) das Testament widerrueffen mügeT.14.14.D. [Seite: 3_174]

Wann ein Erb einen Gescheftinger zu einem Geschaft mit Gewalt oder Betrug tringt oder verursacht oder ine daran verhindert.
Das 15. Capitl.

Nachdem sich zue Zeitten begibt, wann einer vorhabens ist, ein Testament aufzerichten oder sein voraufgericht Testament zu verändern, das seine negstgesipte Freundt und Erben oder die, so er in seinem voraufgerichten Testament zu Erben benennt, ime die Zeugen abwendig zu machen oder ime sonst an Aufrichtung oder Veränderung des Testament mit Gewalt, Betrug oder böser Practica verhindern, so haben demnach die gemainen Recht verordnet, das der Jhenig, so jetztbemeltermassen die Verhinderung thuet, allen seinen erblichen Zuegang, so er zu des Verstorbnen Verlassung von Sipschaft oder Testament wegen gehabt, dardurch gänzlich verwircht haben soll, und das solliche sein erbliche Gerechtigkeit der Fiscus als verwircht einziehen mögeT.14.15.A. Doch ist solliches dahin nit zu verstehen, wann einer ein Geschäftinger mit gueten Worten beredt, ine zue einem Erben ze machen, oder sein aufgericht Testament zu verändern, das er dardurch sein Erbthail verwircht haben sollT.14.15.B. [Seite: 3_175]

Von Fürbringung und Eröffnung der Testament.
Das 16. Capitl.

[1] Wann einer nach seinem tödlichen Abgang ein Testament hinter ime verlässt, soverr dann sollich Testament ein schriftliches und verschlossens Testament ist, so gebürt den instituierten Erben nit, dasselb für sich selbs ausser der des Verstorbnen negsten Freundt, die etwo Einred wider sollich Testament haben möchten, zu eröffnen, sonder sy sollen dasselb auf den Dreissigisten in Beisein des Verstorbnen negsten Freundten fürbringen und dasselb eröffnen. Wo sy sich aber der Eröffnung mit einander nit vergleichen möchten, so stehet den instituierten Erben bevor, den Herrn Landmarschalch zu erindern und anzelangen, damit derselb einen Tag zue der Eröffnung den Thaillen benenn und ansetz.

[2] Was aber die geschribnen offnen Testament belangt, wiewol dieselben keiner Eröffnung bedürffen, jedoch ist gebreuchig, das sy am Dreissigisten fürgebracht und dann in Beisein der negsten Freundt verlesen werden. Wann aber gleich solliches nit beschäch, so ist das Testament derwegen nit kraftloß.

[3] Wann die geschribnen Testament auf den Dreissigisten oder in Gericht fürbracht werden, so ists vonnötten, das die Zeugensigler beruefft werden, auf das dieselben ire Innsigl recognosciernT.14.16.A. Es wirdt aber solliches vilmalls underlassen. [Seite: 3_176]

[4] Was dann die mündtlichen Testament belangt, wann dieselben vor dem Herrn Landmarschalch ordenlich gewisen und daselbst in Schrift verfasst worden sein, mügen die instituierten Erben sollich Testament auf den Dreissigisten fürbringen oder sonst davon Meldung thuen.

[5] Wanngleich die instituierten Erben das Testament (es sey nun dasselb ein schriftlichs oder mündlichs) auf den Dreissigisten nit fürbrächten, so ist inen doch damit an irer erblichen Gerechtigkeit nichts benommen oder verabsäumt, sonder sy mügen hernach das Testament nichtsweniger in Gericht oder sonst fürbringen.

Von Einschreibung der Testament in der Landschaft Gedenkpuech.
Das 17. Capitl.

Nachdem die Testament zue Zeiten verlorn oder zerrissen oder auch an den Sigilln manglhaft werden, so prauchen etlich Erben dise Fürsichtigkeit, das sy die Testament in einer ersamen Landschaft Gedenkpuech durch den Landschreiber einschreiben lassen, mit welcher Einschreibung aber niemands, so wider sollich Testament Einredt ze haben vermeint, ichtes benumen ist.

Von den Executorn oder Volziehern der Testament.
Das 18. Capitl.

[1] Ir vil haben in Gebrauch, das sy in iren Testamenten sondere Personen zu Volziehern und Außrichtern ires lessten Willens verordnen und benennen.

[2] Wanngleich einer durch ein Gescheftinger zu einem Executorn benennt wirdt, so ist er doch solliche Execution anzenemen und sich damit zu beladen nit schuldig, es wär dann, das er sich der Execution unterfangen, oder das ime der Testator umb solliche Mühe ichtes geschafft und er dasselb Legat angenumen hetT.14.18.A. [Seite: 3_177]

[3] Wann einer, der von einem Geschäftiger zue einem Executor benennt wirdt, solliche Pürdt auf sich nit nemen wollt, oder ob er dieselb annäme und aber vor entlicher Volziehung des Testaments mit Todt abgienge, so fellt die Executorey nit auf sein ErbenT.14.18.B, sonder auf seine Mitexecutores, die neben ime im Testament benennt seinT.14.18.C. Wo aber deren auch keiner verhanden wär, so möchte villeicht die Obrigkeit andere Executores von Ambts wegen verordnen, allein der Testator het in seinem Testament selbst Ordnung und Maß geben, wie es in sollichem Fall gehalten werden sollT.14.18.D.

[4] Wann einem Executor durch den Geschäftinger auferlegt wirdet, sondere Legata oder Schulden zu bezahlen, woverr dann sovil Parschaft nit verhanden ist, das die Legata oder Schulden darvon bezallt werden möchten, sol hat der Executor Macht, des verstorbnen Testators Güetter anzegreiffen, dieselben zu verkaufen oder den Legatarij oder Geltern in zimblichen Werth in Abschlag irer Anforderungen volgen ze lassen, unangesehen, ob gleich der Testator in seinem Testament dem Executor die Verkauffung ze thuen außtrucklichen Gwalt nit geben hatT.14.18.E. Doch soll der Executor bedacht sein, das er die Verkauffung der Güetter dermassen angreiff, damit des Erben Schaden und Nachthail sovil möglich verhüett werdeT.14.18.F. Und wann ein Executor zur Abrichtung der Schulden oder Legata des Verstorbnen Güeter zu verkauffen angreift, soll er sich selbs in den Kauf nit einlassen. Wo er aber je kauffen wollt, soll dasselb offentlichT.14.18.G mit Vorwissen und Bewilligung der Obrigkeit beschehen, die sich zuvor, und ehe dann sy in den Kauf bewilligt, genugsamblich bey den Erben und sonst erkundigen soll. [Seite: 3_178]

Ein Testament, so nach dem Landtsbrauch des Erzherzogthumbs Österreich aufgericht wirdt, das hat in andern Landen auch Craft.
Das 19. Capitl.

Welcher ein Testament in disem Erzherzogthumb Österreich unter der Enns thuet und dasselb mit den Zierlicheiten, wie dieselben hie im Prauch sein, aufrichtet, der mag darinnen nit allein der Güetter halben, so er in disen Landen hat, sonder auch anderer Güetter halben, die in frembden Landen gelegen seindt, Verordnung thuen. Und wan er also sein Verordnung thuet, so hat das Testament nit allein hie, sonder auch in andern Landen, darinnen die übrigen Güetter gelegen sein, nit weniger Kraft, als ob sollich Testament nach eines jeden Lands Rechten und Gebrauch aufgericht worden wärT.14.19.A. [Seite: 3_180] [Seite: 3_181] [Seite: 3_182]

Traktat XV.
Von den Lehengüettern nach dem Landsprauch des Erzhörzogthumbs Össterreich unter der Enns.

Von Unterschid der Lehengüetter.
Das 1. Capitl.

[1] Die Lehengüeter sein in disem Erzhörzogthumb Össterreich unter der Ennß unterschiedlich. Erstlich ist diser Unterschiedt, das etlich Lehen geistlich sein, nämblich, so die Bischof und Prelaten verleihen, welliche Lehen sonst in der gemain die Lehen von dem krumen Stab genennt werden; etliche Lehen aber sein weltliche Lehen, nemblich die Jenigen, so von weltlichen Lehensherren zu Lehen rüeren.

[2] Zum Andern sein etliche Lehen landtsfürstlich, als die, so von einem Lanndsfürsten verlihen werden; etlich aber werden Afterlehen genandt, nämblich die, so einem Herren oder Landtman durch den Landsfürsten dergestalt verlihen werden, das er dieselb weiter andern verleihen thue.

[3] Zum Dritten sein etliche Lehen rittermeßige Lehen, die allein dem Mansstammenn verlihen werden; etliche aber sein weibliche Lehen, die den Weibspildern so woll als den Manßpersonnen verlihen werden.

[4] Zum Vierten sein etliche Lehen, die Mannßstamblehen genennt werden; nämblich die von einem Stammen oder Geschlecht heerkummen; welliche Lehen aber von einem Stammen oder Geschlecht nicht heerkumen, die werden neu erlangte Lehen genennt.

Wellichermassen die Lehen erlangt mögen werden.
Das 2. Capitl.

[1] Die Lehen mögen auf manicherley Weiß erlangt werden, wie hernach begriffen. Erstlich werden die Lehen durch den Lanndsfürsten, desgleichen durch andere Lehensherren aus Genaden verlihen, welliche [Seite: 3_183] Lehen Genadlehen genennt werden.

[2] Zum Andern mag ein Lehen durch Erbschaft erlangt werden, darvon hernach im 3. Capitl angezaigt wirdt.

[3] Zum driten mag auch ein Lehen durch Kauf und Wechsl und andere rechtliche Conträct erlangt werden; doch das solliche Conträct mit Vorwissen eines Lehensherren beschechen, wie dan hernach in dem [..] Capitl angezaigt ist.

[4] Zum Vierten werden auch die Lehen durch gerichtliche Ansatz erlangt, davon hernach ine dem [..] Capitl angezaigt wirt.

Wie die landsfürstlichen Genadenlehen verlihen werden.
Das 3. Capitl.

Wann der Landsfürst yemandts ein Lehen durch Genaden willen verleicht, so beschicht die Verleihung ander Gestalt nit, dann mit nachvolgunder Clausul: nemblich das sollich Genadenlehen in der Lehengenad, so weillennd Kaiser Maximilian hochlöblicher Gedechtnus disem Erzhörzogthumb von wegen des viertel Thails der Lehengüetter gegeben, die nachvolgundts durch die yetzt Kü. Mst. mit dem andern virtl Thail erweittert worden ist, nit begriffen sein sollen.

Im Fall, das solliche Clausul in den Lehenbrief nit eingeleibt, sonder ausgelassen wäre, so acht ich, das es hernach mit dem Lehen, wan es zu Fällen kumbt, Innhalt obbemelter Kaiser Maximilian und yetzt regierender Kü. Mst. gehalten werden soll.

Hernach volgt Kaiser Maximilian und yetzt regierender Kö. Mt. Lehensgenad.
Das 4. Capitl.

Wir Maximilian von Gotes Genaden Rö. Kayser, [Seite: 3_184] bekennen für uns und all unser Erben und Nachkommen offentlich mit dem Brief und thuen kundt aller menigelich: Alß in unserm Fürstenthumb Österreich unter der Enns der Gebrauch und Herkommen ist, das in dem selben Landt alle Stuck und Güeter, so von uns als Erzhörzogen zu Österreich zu Lehen rüeren, wann die Lehensleuth derselben Stuck und Güeter on männlich Leibserben mit Todt abgehen, uns als Lehensherren haimbfallen, und wier aber aus dem gueten Willen, so wir zu unsern getreuen Unterthannen desselben unsers Fürstenthumbs tragen, betracht, das gar unzimblich ist, das derselben Lehensleut Töchter und gesipte Freundt, so sy also hinter innen verlassen, solcher Lehen für andern nit geniessen sollen; und demnach mit wolbedachtem Muet, zeitigem Rath und rechtem Wissen, auch aus aigner Bewegnuß allen unsern Underthannen in Österreich unter der Enns, gegenwürtigen und künftigen, dise sondern Genad gethan, auch geordnet und gesetzt, setzen und ordnen, thuen innen auch hiemit dise Genad für uns, unsere Erben und Nachkommen wissentlich in Craft dis Briefs, also das wir nun hiefüran in ewiger Zeit den vierten Thail von allen vorbestimbten Lehen, so uns obbemelter massen ledig werden und haimbfallen, den Töchtern oder, wo die nit weren, den anderen gesipten Freundten genedigklich folgen lassen wellen.

Sonst soll es mit unsern Lehen in aller Maß, Form und Gestalt, wie das vergangner Zeit zu Cölln und nachvolgundts zu Menz von Articl derselben Lehen und anderer Sachen halben geratschlagt, gehandlet, aufgericht und, mit unserm Handtzaichen, Secret-Insigel verfertigt, berüerter unser Landtschaft unter der Enns zuegestelt worden ist, gehalten und durch uns, unsere Erben und Nachkommen, auch unser Regiment an Statt unser geliehen, gehandthabt und volnzogen werden, treulich und ungeverlich. Doch uns in ander Weeg an unser fürstlichen Obrigkeit und Lehenschaft unvergriffen und an Schaden. Mit Urkundt dises Briefs geben in unser und des Heilligen Reichs Statt Augspurg am achten Tag des Monnats Apprillis nach Christi Geburt 1510, unserer Reich des Römischen im 25. und des Ungarischen im 20. Jaren.

Commissio Domini Imperatoris Proprium. [Seite: 3_185]

Wir Ferdinannd etc. bekennen für uns, unser Erben und Nachkomen: Als unserer Lehen unsers Ertzhertzogthumbs Österreich under der Enns Art, Natur und Gebrauch von alter also herkommen ist, das all dieselben unser und unsers Fürstenthumbs Lehenstück und Güeter nach der Belehendten und Innhaber Absterben on eelich mändlich Leibserben dem Landsfürsten und Lehenherrn lediglich haimbfallen, darinn aber weilent unser lieber Herr und Anherr Kayser Maximilian hochlöblicher Gedächnijß verschiner Zeit des Fünfzehenhundert und neundten Jars zu Mecheln in Brabandt die Stendt gemainer Landschaft unsers Ertzhertzogthumbs Österreich under der Enns umb ir getreu gehorsam Verdienen mit einem Vierdtentail auf Sün und Töchter und, wo die nit sein, auf die nägsten Erben bayderlay Geschlächts begnadt und fürsehen, innhalt des Gnadenbrieffs, von irer Kayserlichen Maiestät darüber geferttigt. Gleicher Gestalt auch Jr Kay. May. gemelten Stennden gemainer Landtschaft hernach in treffenlicher Handlung zuo Ynnsprugk neben andern Nider- und Oberösterreichischen Lannden des Fünfzehenhundert und Achtzehenden Jars, da sy Irer Kay. May. mit ainer ansechlichen Summa Gelts und in ander Weeg zuo Irer Kay. May. Obligen undertennigklich wilfaren und hernach an uns volzogen, mer ainen vierdten Tail sölher Lehen, also das es nu halber Tail sein sol, auf Sün, Töchter und negst Erben bayderlay Geschlächts bewilligt, darüber auch brieflich Urkund und Schein gefertigt. In welcher Vertigung sich aber sölh Anfechtung zuogetragen, als ob mit der Zeit die andern zwen Viertail oder der ander halb Tail unwissend und unversehenlich aus der altherkumen Lehens Art und Natur auch in die berürt Gnad geen und wachsen möchten. Dieweil aber Jr Kay. May. vor Erledigung solher Anfechtung und entlicher Vergleichung und Verttigung der Brief Ir Leben beslossen und geendet hat und uns nun seiner Ma. Besluß und Willen in Irem treffenlichen Rat beschehen, glaubwirdig fürbracht ist, das wir demnach, güetlich angesehen und betracht die getreuen, willigen und fruchtpern Dienst, so uns die Ständt [Seite: 3_186] gemainer Landtschaft nit allain in Eingang unserer fürstlichen Regierung, sonder auch zuo unserer von Got begabten Erhöhung und Glori Hungerischer und Behemischer Kü. Ma. und Wirden mit Darstreckung irer Leib und Güeter bewisen und gethan. Und haben darumb als Regierender Ertzhertzog zuo Österreich, Landsfürst und rechter Lehenherr, auch auß gueter Vorbetrachtung und zeitigem Rat inen und allen iren Erben und Nachkommen obberürt unsers lieben Annherrn Gnad des ersten Viertentails erklärt, auch seiner May. Besluß und Bewilligung des andern Viertentails vollzogen, die baide von neuem gethan, gegeben, sy derhalben begabt und gefreyt, thuen das auch wissentlich in kraft dieß briefs nachvolgender Gestalt und also, das nun hinfür von dato ditz unsers Briefs allzeit und ewigklich in allen Fällen nach unserer Lehensleut Absterben on mandlich eelich Leibßerben zwen Vierttail, das ist gleich halber Tail aller und yeglicher unserer Lehen-Stuck und Güeter, so on das uns, unsern Erben oder Nachkomen haimfielen, der abgestorben Lehenßleut Töchtern und, wo die nit wären, iren negsten Erben baiderley Geschlächts volgen und zuesten. Und ob wir, unser Erben oder Nachkomen dieselben Lehenstück und Güeter, wo die etwo an Grenitzen zuo Behüet unsers Lannds oder zu unserm Lußt der Gejaid gelegen, oder wir oder unser Erben derselben zuo unserm aigen Gebrauch notdurftig weren (doch sonst nyemandt zuo Vortail noch Genieß) selbs einziehen und behalten wolten (des wir solher Gestalt unsern Willen und Macht haben), so sollen und wellen wir, unser Erben oder Nachkomen der abgestorben Lehensleut Töchtern oder negsten Erben berüertten iren halben Tail dannocht gegen irer Abtrettung ablösen und bezallen. Nemblich die Rennt, Gült und Nutzungen in dem Wert, wie hernach bestimbt wirdet. Aber den Tail der Slösser, Behaussungen und Mayrhöf in zimlichem Wert nach erberer Schatzung und Betheurung und auch mit solcher Beschaidenhait, ob wir oder unser Erben solhe Lehenstück und Güeter, die wir uns berürter Gstalt selbs einziehen, innerhalb zwaintzig Jaren nach solher Einziehung wider aus unsern Handen wenden wolten, das alßdan der abgestorben Lehensleut Töchtern oder negst Erben und derselben Erben in bestimbter Zeit der zwaintzig Jar Macht haben, wir inen auch stat thuon sollen, solhe Lehenstück und Güeter in dem Wert, wie wir sy eingezogen und angenomen haben, vor allen andern von uns, unsern Erben oder Nachkomen widerzulößen. Ob aber solhe Lehenstück, die wir uns selbst behalten hetten, lenger dan bestimbte zwaintzig Jar in unserer Gewalt beliben, sollen wir alßdann mit weiter Verwendung, ob es darzuo komen wurd, frey und gegen den Erben obberürter Maß unverpunden sein. Wo wir auch die selbigen Lehenstück und Güeter berürter Gstalt nit selbs behalten, sonder den Töchtern oder negsten Erben volgen lassen oder unsern Dienern oder andern [Seite: 3_187] geben würden, damit dann die Lehen unzertrent beleiben, so mügen die Töchtern oder, wo dieselben nit wären, die nägsten Erben baiderlay Geschlächts alle Rendt, Gült und Nützungen des andern halben Tails von uns oder den jenen, so wir damit begnadt und begabt hetten, kauffen und ablösen, welher Lösung sy zwey Jar, die negsten nach dem Fall volgund, Macht und Recht haben, der sollen wir und die Begnadten und Begabten inen stat thun, doch den selben Begabten und Begnadten mitler Zeit, biß die Ablösung beschiecht, die Rennt, Gült und Nütz von solhem halben Tail volgen. Und sol der Kauf und die Lösung von uns oder unsern Begnadten und Begabten also gestat werden und beschehen, nemblich ye ain Pfundt Pfennig Rennt, Gült und Nützung anzuschlahen umb fünfzehend Pfundt. Doch in solhem Kauf, Ablösung und Bezallung außgeslossen unsern halben Tail an den plossen Slössern, Vessten, Edelmans Gesessen und Behausungen der Mairhöf, wie ain yedes die Mauer, der Dachtropf und Graben der Befestigung begreift, die wir ausserhalb irer zugehörigen Gründt unsern Landleuten, iren Töchtern und engsten Erben baiderlay Geschlächts sambt irem halben Tail albegen aus Gnad bevorgeben und volgen lassen und in die Ablösung nit kumen noch gerait werden sollen. Wo aber berürte Lösung den Töchtern oder negsten Erben in bestimbter Zeit der zwaier Jar nit gemaint noch vermüglich wer, so sollen sy iren halben Tail denen Personen, so wir mit dem andern halben Tail begabt und begnadt haben, auch in berürtem Werd zusambt den Slössern, Vessten, Edelmans Gesässen und Behausungen der Mairhöf nach zimblicher Schatzung, als obstet, auch zu kauffen und zu lösen geben.

Damit nun solhe unser Gnad der Lehen nit weiter oder anderer Gestalt wider obberürte unser Mainung verstanden und uns der ander halb Tail nit unversehenlich in solhe Gnad gezogen werde, wie dann (wo solchs nit clar außgetruckt würd) volgen möcht, so mainen und wellen wir, so oft ain Fall nach Absterben der mändlichen Leibserben beschiecht, dardurch halber Thayl der Lehenstück und Güeter uns haimfallen und der ander halb Tail des Abgestorben Töchtern oder negsten Erben zuesteen wurde, das dann solche Lehenstuck und Güeter bederseits, die uns haymfallen, und die den weiblichen Stamen oder iren negsten Erben zusten werden, darein auch die Slösser, Vesten, Edelmanssitz und Behausung der Mairhöf, wie die, als obsteet, umbfangen, zu rechnen und zu begreiffen, allzeit volkumen widerumb in voriger allten Lehensart und Natur sein und sich nit weiter erstrecken sollen dann auf der Töchter oder negsten Freundt mändlich eelich Leibßerben bis widerumb auf ain künftigen Fall des mändlichen Stamens, da es aber mit der Gnadt auf die Töchtern und negsten Erben baiderlay [Seite: 3_188] Geschlechts, auch mit der Ablösung und mit der Gab der Slösser, Vessten, Edelmanssitz und Behausung der Mairhöff auf der abgestorben Landleut Töchtern und negst Freundt gehalten werden soll, wie obsteet, und also für und für in ewig Zeit. Wann und so oft auch die Lehen durch die Felligkait in Craft diser unser Gnad in der Töchter oder mer dan aines Erben Handt kumen wurden, oder dieselben Erben nicht vogtper weren, so sollen uns, unsern Erben oder Nachkumen alzeit gemäß Lehentrager gestellt und in Jarsfrist nach Lehens Rechten presentiert werden, die Lehen, wie sich gebürt, von uns zu empfahen und zu verdienen, und also uns und unsern Erben an unsern Aigenthumben und Lehenschaften weiter, dann dise Gnad aufweist, on Schaden, auch hierinnen die verschwigen, vermanten und verworchten Lehen, die sich mit Recht also erfünden, nicht begriffen sein, noch dise unser Gnad und Verschreibung darauf verstanden werden. Alles genedigklich, treulich und ungeverlich, mit Urkundt diß Briefs mit unserm Künigklichen anhangenden Insigel verfertigt und geben in unser Statt Wien am letsten Tag des Monats Novembris im fünfzehenhundert und achtundzwainzigsten, Unserer Reiche im dritten Jaren.

Ferdinandus.

Wie die Lehen auf die nechst gesipten Erben fallen sollen.
Das 5. Capitl.

Wasmassen die rittermessigen, desgleichen auch die weiblichen Lehen auf die nechst gesipten Freundt erblich fallen, habe ich in dem Tractat von den Erbschaften angezaigt, welliches ich daheer widerumben repetiert haben will mit nachvolgundtem Zuesatz.

[1] Erstlich ist zu wissen, das die neuen rittermessigen Lehen, sie sein nun durch Gnaden, Gab oder Kauf oder ander Conträct durch yemandts erlangt worden, albeeg auf die männlichen Leibserben in absteigender Lini fallen. Wo aber dieselben Erben nicht verhanden sein, so fallen alßdan solliche Lehen zu halben Thail der Lehengenad auf des Verstorbnen Töchter und derselben Erben bayderlay Geschlechts. Wo aber der Verstorben kain Erben in absteigender Lini weder männlichen noch weiblichen Stammens hete, in sollichem Fall werden die Seitenerben in den halben Thail der Lehen, vermög [Seite: 3_189] der yetztgemelten Lehensgenad zuegelassen. Was aber die alten rittermessigen Lehen belangt, so man Stamlehen nennt, darinnen wirdt es nachvolgender Gestalt gehalten. Nemblichen wo yemandts von männlichen Stammen in absteigunder Lini vorhanden ist, so wirt der selbig zu erben zuegelassen. Im Fall aber, das in absteigunder Lini niemandts von männlichen Stammen verhanden war, ob dann gleich der Verstorben Töchter oder derselben Kinder oder Kindtskinder hinter im verlassen het, so fallen doch die Lehen nit auf die Töchter oder der selben Erben, so auf die obgemelte landtsfürstliche Lehensgenad zu dem halben Thail sollicher Lehen nit zuegelassen, sonder die Lehen erben und fallen auf die Seitenerben. Doch ist solliches zu verstehen, wan die Seitenerben neben dem Verstorbnen in dem Lehenbrief begriffen weren, wo dann, wie villmallen beschicht, das zwen, drey oder mehr Brüeder oder Vettern ein Lehenguett samentlich durch einen Lehentrager zu Lehen empfahen, welliche Lehen alßdan Gestamlehen genannt werden. Wo aber einer ein alt Stamlehen auf sich und seine Erben allain empfangen het, so wirt es nach seinem Todt mit sollichem Lehen allermassen gehalten wie mit den neu erworbnen Lehen, darvon hie angezaigt ist.

[2] Zum andern ist zu wissen, wan ein Lehensherr ein rittermessiges Lehen einem Weibsbild verleiht, so wierdt sollich Lehen weiter für kein rittermessig, sonder für ein weiblich Lehen geacht, also das hernach zu sollichen Lehen die Weibsbilder auch zuegelassen werdenT.15.5.A, es wer dan, das im der Lehensherr in dem Lehenbrief austruckenlich vorbehalten het, das das Lehen durch solliche Verleihung von des Lehens Art mit nichten gezogen, sonder nichts weniger ein rittermessig Lehen beleiben soll. In sollichem Fall möchten die Weibsbilder zu erben nicht zuegelassen werden.

Der weiblichen Lehen halb ist im Rechten verordnet, das die Erben weibliches Stammens zu dem selben anderst nit zuegelassen werden, dann wo sonst kein Erb männliches Stammens verhanden ist. Wo aber ein Erb männliches Stammens verhanden ist, so fallen die [Seite: 3_190] weiblichen Lehen allein auf denselbenT.15.5.B. Und wann gleich derselb mit Todt hernach abgehet, so werden doch die Erben weibliches Stammens zu erben nit zuegelassen, sonder es soll mit disem Lehen wie mit andern rittermessigen Lehen gehalten werdenT.15.5.C.

[3] Wann einer von einem Bischof oder Prelaten Lehen hat, ob dann gleich in dem Lehenbrief von dem weiblichen Stammen nichts ausgedruckt ist, so vermainen doch etliche Landtleut, das solliche Lehen (die sy die Lehen von dem krumpen Stab nennen) auf den weiblichen Stammen so woll als auf den Mannsstammen fallen sollen, welliches aber bey villen zweifelhaftig ist. Ich acht auch, das hierinnen kein bestendiger Landtsbrauch angezaigt oder bewisen werden müge.

Fußnoten

Fußnoten
T.1.1.A.
In bonis emphyteuticis competit emphyteutae non directum, sed utile dominium; L. 1, ff., si ager vectigalis vel emphyt. pet.
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T.1.1.B.
Emphyteusis potest dari vel in perpetuum, hoc est iure haereditario, vel ad certos annos, vel ad certam generationem; gloss. in § adeo Inst. de locat.; Spec. in tit. de locato § nunc aliqua nu 5
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T.1.1.C.
Etiam de iure communi emphyteusis data in perpetuum dicitur haereditaria; c. ad aures ext. de rebus eccles. alien. vel non
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T.1.3.A.
Vasallus non potest sine consensu domini sui feudum suum alii in emphyteusim dare; Bald., et Jacob. Alvar. in c. 1 in princip de prohib. feudi alien. per Fed.
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T.1.3.B.
Quando res ecclesiastica in emphyteusim dari possit vel non, vide diffuse Specul. in tit. de locato § nunc aliqua, nu. 6 et seq.
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T.1.3.C.
Emphyteuta etiam de iure communi potest rem emphyteoticam alii in emphyteusim dare etiam sine consensu directi domini; gloss. in § adeo Inst. de locato; Bart. in L. si quis in § differentia ff. col. fin. de acquir. possess., et in L. 2 ff. de usucap. Et secundus emphyteuta tenetur pensionem non directo domino, sed primo emphyteotae solvere; Bald. in L. praedia, col. pen., C. de fideicom.
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T.1.4.A.
De iure communi ad substantiam contractus emphyteotici requiritur scriptura, ut est communis opinio secundum Jason in L. 1 C. de iure emphy. col. 14 et 15, ubi diffuse hoc tractat.
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T.1.8.A.
De iure communi dominus non potest esse iudex in causa vertente inter emphyteotas, sed causa ad iudicem ordinarium remitti debet. Ita tradit Ias. in L. 1 col. 13 vers.: quis autem sit iudex competens C. de iure emphyt., ut latius per ipsum.
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T.1.8.B. ↑ (Zurück)
T.1.9.A.
Dominus non potest censum rei emphyteoticae impositum augere; gloss. in L. 1 C. de iure emphyt., ubi Iason col. 14 vers. in fin. gloss. concludit hanc esse communem opinionem, quam etiam tenent canonistae in c. potuit extra de locat.; Specu. in tit. de locato § nunc aliqua vers. 136.
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T.1.10.A.
Emphyteota tenetur pensionem domino ad domum perferre etiam Domino non exigente; L. 2 C. de iure emphyt., ubi Iason quaest. 37, ubi tamen hoc limitat, ut procedat, si Dominus et emphyteota sint eiusdem fori.
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T.1.10.B.
Emphyteuta debet propriis expensis pensionem ad domum Domini portare; Ias. in L. 2 quaest. 41 post Bart. in L. item illa in prin. col. fin. ff. de constitu. pecu. cum concord.
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T.1.11.A.
Si emphyteuta pensionem triennio non solvat, tunt expelli potest ex fundo emphyteutico; L. II C. de iure emphyt.
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T.1.11.B.
De iure communi emphyteuta non privatur ipso iure emphyteusi propter pensionem non solutam, sed per sententiam; Bart. in L. II C. de iure emphyt. Spec. in tit. de locato § nunc aliqua nu. 47, licet contrarium teneat Hostiensis in c. potuit ext. de locat. et Ias. in d. L. II col. 3 et seq.
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T.1.11.C. ↑ (Zurück)
T.1.11.D.
Emphyteuta, qui pensionem pro parte solvit, non excusatur, quia solutio partis non excusat a poena; L. in executione ff. de verb.oblig.; L. etiam [si] partis ff. de legat., et ista est communis opinio, ut per Ias. in L. 2 quaest. 16 C. de iure emphyt.
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T.1.11.E.
Emphyteota, si ex paupertate cessaverit et tamen paratus sit solvere, non potest privari emphyteusi; Specul. in tit. de locato § nunc aliqua nu. 29 per c. penult. ext. de solut. cum concord.
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T.1.11.F.
Emphyteuta, qui per errorem non solvit, excusatur; Ias. in L. II col. 16 vers. limita tamen C. de iure emphyt.
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T.1.12.A. ↑ (Zurück)
T.1.13.A.
Si emphyteuta cadat ab emphyteusi propter canonem non solutum, tunc perdit omnia melioramenta; L. II ubi Bart., C. de iure emphyt., et ibi Ias. in 7. not., ubi multas allegat concordantias
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T.1.14.A.
Si dominus dicat pensionem sibi solutam non esse, tunt emphyteutae incumbit onus probandi solutionem factam esse; Specul. in tit. de locato § nunc aliqua quaest. 31 nu. 42 cum concord. Tamen ad hoc, ut emphyteusi privari non possit, satis est, si probet praeterito anno sese solvisse; Spec. ubi supra quaest. 27 nu. 38. De quo latius per Ias. in L. II C. de iure emphyt. col. 47.
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T.1.14.B.
Solutio pensionis potest per emphyteutam non solum apocha, verum etiam testibus probari; Bald. in L. testium nu. 2 C. de testib. Nam in fisco speciale est, ut solutio publicae functionis testibus probari nequeat, sed quod scriptura requiratur; L. I; ubi et gloss. et Bart., C. de apoch. publ. lib. X.
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T.1.15.A.
Emphyteuta tenetur probare solutionem canonis et non dominus; Specul. in tit. de locat. § nunc aliqua quaest. 31 cum concord., ut per eum.
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T.1.15.B.
Si emphyteuta probet se tribus annis proxime elapsis solvisse canonem, tunc praesumitur praecedentibus quoque annis solvisse; Ias. in L. si certis annis C. de pact., et in L. II C. de iure emphy. per tex. in L. pen. C. de apoch. publ. Quod tamen limitatur, ut procedat, si solutio singulis annis separatim facta sit; secus, si simul et semel pro tribus annis; Ias. in d L. II col. 49, post Bald. in L. II C. de dot. promis.3, et in d. L. pen.
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T.1.17.A.
Si res emphyteutica non in totum, sed pro parte duntaxat pereat, tunc emphyteuta nihilominus ad integram pensionem tenetur; L. 1 C. de iure emphyt.
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T.1.17.B.
De iure communi idem observatur, ut non fiat remissio pensionis propter sterilitatem; d. L. 1 et ibi Bart., nisi in aliquot casibus, videlicet cum emphyteuta non tantum percipit ex fructibus, quantum ad pensionem persolvendam satis sit, aut si ab initio magna aliqua summa pecuniae domino pro re emphyteutica data sit, de quo latius per Ias. in d. L. 1 col. 4 vers. secundo principaliter. C.q de Iure Emphyt.
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T.1.18.A.
Emphyteuta tenetur ad publicas functiones de bonis emphyteoticis, et non dominus; L. 2 C. de Iure emphyteutico; Ias. in L. 1 Cod. eod.
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T.1.20.A.
Emphyteuta, qui deteriorat rem emphyteuticam, potest inde per dominum expelli; Auth. qui rem C. de sacrosanct. Eccles. Et hoc non solum procedit in bonis emphyteuticis ecclesiarum, sed etiam privatorum, ut est communis opinio secundum Ias. in d. auth. qui rem col. II., quod tamen dicit procedere in tribus dumtaxat casibus. Primo, si deterioratio non sit modica; arg. L. scio ff. de restit. in integr. Secundo, si deterioratio sit circa ipsam rem, non circa fructus. Tertio, si deterioratio fiat dolo malo vel lata vel levi culpa, secus, si levissima, ut latius per Ias. in d. L. II post Bald. ibid.
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T.1.21.B.
Emptor et alii successores singulares non tenentur colono ad observationem locationis, nisi in quibusdam casibus specialibus; L. emptorem C. de locat, ubi gloss. et DD.
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T.1.21.C.
Si emptor repellit colonum, tunc tenetur ei venditor ad interesse; L. si merces § 1, ff. locat.
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T.1.22.A.
De iure communi non licet emphyteutae emphyteusin irrequisito domino vendere, sed tenetur prius dominum requirere, qui si spatio duorum mensium neque ipse emere neque venditioni consentire vult, tunt emphyteuta libere vendere potest, cui vult; L. II C. de iur. emphyt.
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T.1.22.B.
De iure communi aliter observatur, ut per Specu. in tit. de locat. § nunc aliqua qu. 128 nu. 154, Ias. in L. II C. de iure emphyt. 61 not. col. 73.
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T.1.23.A. ↑ (Zurück)
T.1.24.A.
Regulariter enim nemo invitus vendere cogitur; L. invitum C. de contrah. empt.
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T.1.25.A.
Nam cum res emphyteutica pervenit ad ecclesiam vel hospitale, dominus damnificatur in iuribus suis, quia, cum ecclesia et pii loci bona sua alienare non possint, evenit, ut dominus laudemio suo in posterum privetur; Specul. in tit. de loca. § nunc aliqua vers. 116 nu. 142.
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T.1.25.B.
Hanc consuetudinem approbat etiam Specu. in tit. de loca. § nunc aliqua vers. 116 nu. 143, videlicet quod ecclesia teneatur emphyteusin legatam intra annum vendere et precium recipere. Sed contra talem consuetudinem est textus in c. 1 de immunit. eccles. lib. VI.
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T.1.26.A.
De iure communi non potest dari secundum decretum in bonis emphyteuticis pro debito emphyteutae, nisi quoad commoditatem; Bart. in L. si finita § si de vectigalibus nu. 8ff. de damn. infe.
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T.1.27.A.
Novus emphyteuta, qui sub priori investitura comprehensus non est, tenetur renovationem investiturae petere; c. potuit ext. de locato; L. fin. C. de iure emphyt. Si autem sub priori investitura comprehensus sit, veluti si quis emphyteusin pro se et filiis vel heredibus suis receperit, tunc filii vel heredes non tenentur renovationem investiturae petere; Salic. in d. L. fin. col. 1, et ibi Ias.4 col. X vers. Sed iuxta primam per gloss. in auth.
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T.1.29.A.
Pro ista decisione facit, quod in simili decidit Bal. in L. unica C. quando non petent. part. q. ll. Videlicet si emphyteusis duobus est concessa, puta Petro et Martino, et cuilibet eorum in solidum, quod tunc uno ipsorum mortuo alter non teneatur renovationem investiturae petere.
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T.3.1.A.
De iure Codicis ius prothomiseos locum non habet, L. dudum C. de contrah. empt. Sed in veteri testamento ius prothomiseos propinquis competebat, ut Hieremiae 32. Cap. extat. Idem constitutione Imperatoris Friderici approbatum est.
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T.3.2.A.
Ius prothomiseos locum habet dumtaxat in bonis immobilibus, non autem in mobilibus, ut in d. Constitutione Frid. Imp..
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T.3.3.A.
Ius congrui locum habet etiam in bonis feudalibus et emphyteuticis; Matth. de Afflict. super constit. Frid. Imp. III., not. num. 7.
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T.3.3.B.
In venditione feudorum soli agnati extraneis praeferuntur; c. 1 § .. ibi ex agnatis tuis: per quos fiat investi.
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T.3.4.A.
Nam causa dotis et donationis causa mortis vel ex testamento vel ex permutatione vel ex transactione et parentes et extranei omnes possunt alienare, ut in constitu. Frider. Impe. continetur.
↑ (Zurück)
T.3.4.B.
Ius prothomiseos in venditione, emphyteosi et locatione locum habet, ut in praedicta constitutione extat.
↑ (Zurück)
T.3.4.C.
Hoc latius continetur in praedicta constitu. Frid.
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T.3.5.A.
Consanguinei volentes uti iure prothomiseos debent intra triginta dies a tempore denunciationis factae praecium emptionis solvere, nisi in certis casibus, qui enumerantur in constitu. Frid. Imp.
↑ (Zurück)
T.3.5.B.
Hoc aliter continetur in constitu. Fred. Imp.
↑ (Zurück)
T.3.6.A.
↑ (Zurück)
T.3.8.A.
Nam qui scienter emit rem alii obligatam, non agit de evictione, nisi expresse sese obligaverit; L. si fundum C. de evictio[ne].
↑ (Zurück)
T.3.10.A.
Nam de iure communi in alienatione necessaria non habet ius prothomiseos locum, quia constitutio Imper. Frid. solum loquitur de alienatione voluntaria, ut tenet Matth. de Afflict. in tracta[tu]. De iure prothomiseos § 3 in fin. iuribus per ipsum allegatis.
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T.4.2.A.
Haeres, qui adit haereditatem cum beneficio inventarii, non tenetur creditoribus ultra vires haereditatis; L. scimus in pr. C. de iure delib.
↑ (Zurück)
T.4.2.B.
Cum haeres nullus existit, solet bonis curator dari; L. 1, ff. de curat. bonis dando.
↑ (Zurück)
T.4.3.A.
Quoties res mulieris in dotem datae adhuc extant, tunc mulier in his vendicandis omnibus creditoribus etiam hypothecam anteriorem habentibus praefertur; L. in rebus C. de iure dot. Idem etiam locum habet in bonis paraphernalibus. Nam et quilibet extraneus in vendicandis bonis suis apud debitorem suum extantibus aliis creditoribus praefertur, ut habetur in L. si ventri ff. de privileg. credit.; L. procuratoris § plane ff. de tributo. actione.
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T.4.3.B. ↑ (Zurück)
T.4.4.A.
Qui habet actionem funerariam, praefertur domino aedium in tacita hypotheca, quam dominus in rebus inquilini habet; L. et si quis § si colonus ff. de religios. et sumpt. fun. Idem ergo et in aliis hypothecariis creditoribus dicendum est.
↑ (Zurück)
T.4.4.B.
Impensae funeris pro dignitate personae defunctae faciendae sunt; d. L. et si quis § haec actio.
↑ (Zurück)
T.4.6.A.
Pignus aliud est conventionale, aliud legale, aliud praetorium, aliud iudiciale. Sed ego praetorium et iudiciale sub uno nomine hic compraehendo; nam praetorium pignus potest etiam iudiciale appellari secundum gloss. in L. 2 C. qui potior. in pigno. hab.
↑ (Zurück)
T.4.6.B.
Haec species pignoris appellatur pignus conventionale, de qua specie extat text. in L. contrahitur ff. de pignor. cum concord.
↑ (Zurück)
T.4.6.C.
Haec species pignoris appellatur pignus legale, vel tacita hypotheca, de qua specie extat tit. ff. et C. in quibus causis pignus vel hypoth. tacite contrah.
↑ (Zurück)
T.4.6.D.
Fiscus habet tacitam hypothecam in bonis eius, qui cum ipso contrahit; L. 1 C. de privil. fisci; L. 2 C. in quibus causis pign. vel hypotheca tac. contrah.
↑ (Zurück)
T.4.6.E.
Bona tutoris tacite sunt obligata pupillo pro mala administratione; L. pro officio ff de administr. tuto.
↑ (Zurück)
T.4.6.F.
Pro debito pensionis habet dominus aedium tacitam hypothecam in bonis inquilini per ipsum invectis et illatis; L. 2 ff. in quib. causis pign. vel hypoth. taci. contrah.
↑ (Zurück)
T.4.6.G.
Pro tributis bona debitoris tacite sunt rei pub. obligata; L. 1. C. in quib. causis pign. vel hypoth. tac. contrah.
↑ (Zurück)
T.4.6.H.
Qui mutuo dat ad refectionem domus, acquirit in domo tacitam hypothecam; L. 1 ff. in quib. saus. pign. vel hypoth. taci. contrah.
↑ (Zurück)
T.4.6.I.
Pro dote uxor et haeredes ipsius tacitam hypothecam habent; L. adsiduis C. qui potio. in pign. hab.
↑ (Zurück)
T.4.6.K.
Missus in possessionem ex primo decreto dicitur habere pignus praetorium, si ex sententia interlocutoria in possessionem mittatur; si autem ex sententia definitiva missus sit, tunc dicitur habere pignus iudiciale, ut late per Petrum Ferra. in pract. in forma libelli actionis hypothecariae in vers. sub eadem obligatione bonorum. Tamen appellatione pignoris iudicialis comprehenditur etiam praetorium; gloss. in L. 2 C. qui potio. in pigno. hab.
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T.4.6.L.
Mulier habet pro dote sua in bonis mariti tacitam hypothecam et praefertur aliis creditoribus etiam anteriores hypothecas tacitas habentibus, et hoc privilegium praelationis soli mulieri et liberis eius competit, non autem extraneis haeredibus. Nec etiam extenditur hoc privilegium praelationis ad alia bona mulieris quam ad dotem; L. adsiduis C. qui potio. in pigno. hab.
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T.4.6.M.
Mulier non habet privilegium praelationis contra creditores expressas hypothecas anteriores habentes, ut est communis opinio doctorum in d. L. adsiduis et in L. 1 ff. soluto matrim.
↑ (Zurück)
T.4.6.N.
Mutuans in emptionem cum pacto expresso, ut praedium eo nomine sit sibi obligatum, praefertur caeteris hypothecariis creditoribus etiam anterioribus; L. licet C. qui potio. in pigno. hab.
↑ (Zurück)
T.4.7.A.
Creditor habens ius reale, hoc est hypothecam, praefertur aliis habentibus privilegium; L. eos C. qui potio. in pig. hab.
↑ (Zurück)
T.4.7.B.
Respublica habet privilegium, ut praeferatur chyrographariis creditoribus; L. pen. ff. de privileg. cred., non autem hypothecariis; L. Antiochiensium ff. eod.
↑ (Zurück)
T.4.7.C.
Creditor, qui mutuo dedit ad emptionem praedii, praefertur creditoribus chyrographariis; gloss. in L. licet C. qui potio. in pig. hab.
↑ (Zurück)
T.4.7.D.
Qui tutor non fuit, sed solum pro tutore negotia pupilli gessit, in eius bonis pupillus privilegium habet, ut creditoribus chyrographariis praeferatur; L. dabimus § 1 ff. de privileg. credit.
↑ (Zurück)
T.4.7.E.
Sponsa nondum in domum ducta in exactione dotis privilegium habet, ut chyrographariis creditoribus praeferatur; L. 2 § fin ff. de privil. credit.
↑ (Zurück)
T.4.7.F.
Privilegia creditorum non ex tempore iudicantur, sed ex causa; L. privilegia ff. de privileg. credit.
↑ (Zurück)
T.4.8.A. ↑ (Zurück)
T.4.11.A.
Haec omnia latius continentur in L. 1 ff. de separa. boni.
↑ (Zurück)
T.7.12.A.
Quia sub generali appellatione bonorum non compraehenduntur feuda; c. 1 § licet in feud. Si de feudo defun. sit contro. inter dom. et agna. Idem tenet et sequitur Alex. per istum textum in consil. 16 in fin, vol. 2, et in consil. 2 vol. 4.
↑ (Zurück)
T.5.1.A.
Nam clausulae apponi solitae, si omittantur, habentur pro appositio.
↑ (Zurück)
T.5.2.A.
De iure communi nomina debitorum neque inter mobilia neque inter immobilia computantur, sed novam speciem constituunt; L. a Divo Pio § in venditione ff. de re iud. cum concord., ut ibi per Iason; et ista est communis opinio, licet aliter distinguat Iacob. Alvar. in c. 1 § fin. col. II de feud. cognit.
↑ (Zurück)
T.5.2.B.
Pecunia in emptionem destinata censetur res immobilis; L. 3 § quid ergo ff. de milit. testam.
↑ (Zurück)
T.5.2.C.
Ita decidit Specu. in tit. de fructibus nu, 8, ubi decidit, si quis ligna et lapides ad aedificandum comportet, talia non haberi pro mobilibus, licet alias vere sint mobilia.
↑ (Zurück)
T.5.4.A.
In fructibus rerum paraphernalium de iure communi sic distinguitur secundum glossam in L. fin. C. de pactis conventis: Aut sunt fructus naturales, tunc soluto matrimonio indistincte restituendi sunt mulieri, nisi sint modici valoris; argumento L. si id quod § 1; L. utrum ff. de donat. inter virum et uxorem, vel nisi de voluntate ipsius mulieris expressa consumpti essent in usum communem ipsorum; gl. in d. L. fin. Idem in fructibus industrialibus, circa quos ultra praedicta sic distinguitur: Aut maritus eos percepit de voluntate uxoris tacita vel expressa, et tunc non sunt restituendi, sed cedunt lucro mariti, ut supra dictum est; aut sunt percepti contra voluntatem ipsius uxoris expressam, et tunc restituendi sunt. Haec probantur in d. L. fin.; L. hac lege C. pact. convent.; L. si ego § dotis ff. de iure dot.; Petr. Ferrar. in pract. pap. de forma libelli ad dotem et usufructum in verb. tanquam bona paraphernalia.
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T.5.6.A.
De iure communi haec aliter observantur. Nam si dos consistat in bonis immobilibus, tenentur haeredes in continenti eam restituere mulieri. Sin autem consistat in bonis mobilibus vel se moventibus vel incorporalibus, non nisi post annum elapsum tenentur restituere; L. 1 § exactio C. de rei uxor. act.
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T.5.7.A.
At de iure communi distinguitur, an vestes sint viles, et tunc remanent uxori, an vero sint preciosae, et tunc cedunt haeredibus mariti. Ita est communis opinio; Bart. et DD. in L. pen. § 1 ff. solut. matr.
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T.5.7.B. ↑ (Zurück)
T.5.10.A.
Idem de iure communi, ut causa restitutionis dotis sit summaria; Bald. Novel. in tracta. de dot. part. 10 principali privileg. 17 Card. in Clem. dispendiosam, 30. qu. de iud.
↑ (Zurück)
T.5.12.A.
De iure communi pupilli apud matrem educari debent, nisi ad secundas nuptias convolaverit. Si autem mater ad secunda vota convolaverit, in iudicis arbitrio est pro qualitate personarum constituere, ubi educari debeant; L. 1 C. ubi pup. educ. deb.
↑ (Zurück)
69.3. ↑ (Zurück)
T.5.13.A.
Iure scripto, etiamsi in dotali instrumento expressum sit dotem numeratam esse, tamen adhuc exceptio non numeratae dotis opponi potest; L. fin. et Auth. ibi posita C. de dote cauta non num.
↑ (Zurück)
70.1. ↑ (Zurück)
T.5.19.A.
De iure communi aliter distinguitur; Auth. praeterea C. unde vir et uxor.
↑ (Zurück)
T.6.4.A. ↑ (Zurück)
T.6.5.A.
De iure communi competit patri usus fructus in bonis maternis liberorum suorum, ut totus tit. C. de bonis maternis.
↑ (Zurück)
80.1. ↑ (Zurück)
T.7.1.A.
Filii et filiae in haereditatem patris et matris pariter succedunt; § si quis igitur descendentium in Auth. de haeredib. ab intest. venient.
↑ (Zurück)
T.7.2.A.
Nepotes et neptes succedunt cum filiis et filiabus in stirpes, non in capita; d. § si quis igitur descendentium Auth. de haered. ab intest. ven. Et sic inter descendentes haereditas dividitur in stirpes, inter collaterales vero in capita; vide Gloss. in d. § si quis igitur in verbo antiquitas.
↑ (Zurück)
T.7.3.A.
Pronepotes et proneptes succedunt in stirpes cum filiis et filiabus, d. § si quis igitur descendentium.
↑ (Zurück)
T.7.4.A. ↑ (Zurück)
T.7.5.A.
d. § Si quis igitur descendentium.
↑ (Zurück)
T.7.6.A.
Pactum factum patri a filia dum tradebatur nuptui, quod dote contenta nullum regressum ad bona paterna habeat, non valet, nisi iuramento filme confirmetur; c. quamvis, de pactis, in VI.to
↑ (Zurück)
T.7.7.A.
§ Si igitur defunctus II in Auth. de haeredibus ab intestato venient.
↑ (Zurück)
T.7.7.B.
§ Si vero cum ascendentibus in Auth. de hered. ab intestat. venient.
↑ (Zurück)
T.7.8.A.
Fratres vel sorores ex utroque latere praeferantur fratribus et sororibus ex uno latere, si agatur de haereditate fratris defuncti, § Si igitur defunctus, v. II, in Auth. de haered. ab intest. venient.
↑ (Zurück)
T.7.8.B.
De Iure communi diversum servatur; gloss. in Auth. post fratres I, Cod. de legit. haered.
↑ (Zurück)
T.7.9.A.
Si quis relinquat fratres quosdam consanguineos tantum et quosdam uterinos tantum, tunc in rebus maternis praeferuntur uterini, in rebus paternis praeferuntur consanguinei; gloss. in Auth. I post fratres C. de legit. haered. per L. de emancipatis C. eod. Et ista est communis opinio secundum Raphael et Philipp. Corneum in Auth. itaque C. communia de successionibus.
↑ (Zurück)
T.7.9.B.
Fratres consanguinei tantum et uterini tantum pariter succedunt fratri defuncto in bonis ab eo quaesitis, non autem a patre vel matre relictis; § si vero defunctus II in Auth. de haered. ab intest, gloss. in Auth: itaque C. communia de success.
↑ (Zurück)
T.7.10.A.
De iure communi secus; gl. § si igitur II in Auth. de haered. ab intestato venientibus.
↑ (Zurück)
T.7.11.A.
Fratrum vel sororum filii ex utroque parente succedunt cum fratribus vel sororibus ex utroque parente in haereditate fratris. § si igitur defunctus in d. Auth. de haered. ab intest. veni.
↑ (Zurück)
T.7.12.A.
Fratrum filii ex uno latere non admittuntur ad haereditatem cum fratribus ex utroque latere; § si igitur defunctus II, in Auth. de haered. ab intest. venient.
↑ (Zurück)
T.7.13.A.
Fratrum vel sororum filii ex utroque latere praeferuntur fratribus et sororibus ex uno latere; § si autem defuncto in Auth. de haered. ab intest. venien. Idque procedit etiam in bonis paternis et maternis a defuncto fratre vel sorore relictis, ut tradit Ludovicus Bologn. in additionibus ad tractatum Matthei Mathesilani in tertio articulo principali num. 10 cum concordan.
↑ (Zurück)
T.7.14.A.
Frater vel soror praeferuntur nepotibus fratris vel sororis; § si vero neque fratres in Auth. post fratres C. de legit. haered.
↑ (Zurück)
T.7.15.A.
§ si vero neque fratres d. Auth. de haered. ab intest. venien.
↑ (Zurück)
T.7.16.A.
§ si vero neque fratres in Auth. de haered. ab intest. venien.
↑ (Zurück)
T.7.17.A.
L. 1 C. de bon. vacan.
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T.7.17.B.
Spurii in bonis paternis non succedunt, sed in maternis, nisi mater illustris fuerit persona; L. si qua illustris C. ad S. C. Orfitianum.
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T.7.17.C.
De iure communi filii spurii non succedunt in linea paterna, L. si spurius ff. unde cognati. § 1 in Auth. Quib. mod. nat. effic. sui; sed in linea materna succedunt, ut dicit Petr. Ferr. in Pract., in forma libelli pro haered. ab intest. vers.: Nullisque superstitibus post Dyn. per text. in L. Spurius. L. hac parte. L. Modestinus ff. unde cog.; quod tamen ego intelligo, ut solum procedat quoad matrem et fratres per text. in § vulgo quaesitos Inst. de cognac. success. Idemque in avia materna, d. L. Modestinus, et in hoc solo casu loquuntur iura proxime allegata. Et ideo spurii seu vulgo quaesiti non succedunt aliis agnatis vel cognatis maternis. Quod autem dictum est spurios matri succedere, id locum non habet in matre illustri. L. si qua illustris C. ad S. C. Orfic. Et haec quidem procedunt in spuriis. Quod autem ad naturales attinet, hi certis modis de iure scripto ad successionem admittuntur, ut in Auth. Licet C. de natural. liberis.
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T.7.17.D.
In feudis paternis collaterales usque ad septimum gradum admittuntur, descendentes autem, hoc est filii et nepotes ceterique in linea descendenti usque in infinitum succedunt, c. 1 § fin. de his, qui feudum dare possunt, et licet gloss. in d. c. 1 § fin, de successione feudi dicat, quod etiam collaterales hodie in infinitum succedant per text. in d. c. l § fin.
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T.7.17.E.
Hodie agnati et cognati usque ad decimum gradum admittuntur, gloss. in § fin. Inst. de success. cog.
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T.7.17.F.
De iure communi parentes liberis una cum fratribus succedunt, § in Auth. de haered. ab intest. ven.
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T.7.17.G.
Deficientibus aliis haeredibus vir et uxor invicem succedunt, L. 1 C. unde vir et uxor.
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T.7.18.A.
Consanguinitas postest etiam instrumentis probari, c. series extra, de testibus, ubi Abb.
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T.7.18.2.B.
Testes, qui de consanguinitate deponunt computationem, debent a stipite vel a germine incipere, c. tua nos extra de consanguinitate et affinit. Satis tamen est a fratribus computationem incipere, d. c. series extra de testibus.
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T.7.18.3.C.
Si pater in testamento vel alibi confiteatur aliquem esse filium suum, talis confessio non plene probat, sed praesumptive, ita ut probatio in contrarium admittatur; Abb. in c. Michael col. fin. extra de filiis presbyt. Item talis nominatio coadiuvat alias probationes, Abb. in d. c. series extra de testib. col. II.
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T.7.18.3.D.
Licet verba enuntiativa in instrumento vel aliter prolata non probent, c. si papa, de privilegiis, in VI, tamen probationem qualemcumque faciunt, Abb. in c. cum olim, col. fin., extra de censib.
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T.7.18.3.E.
Abb. in d. c. Michael extra de fil. presbyt.
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T.7.20.A.
Idem etiam de iure feudorum, c. 1 de feud. faem.
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T.7.21.A.
Nam non valenti agere non currit praescriptio; L. 1 C. de anna. except.
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T.7.23.A.
Quia ubicunque in successionibus est lineae et gradus diversitas seu graduum disparitas, nunquam in capita, sed in stirpes succedi potest. Quia ulteriores in gradu veniunt solum per ius repraesentandi et non proprio iure, quo in iure repraesentandi succeditur in stirpes semper et nullus in capita succedere potest, nisi fratrum filii vel nepotes, qui simul sunt in eodem et pari gradu. Ubi autem est disparitas graduum, fit successio per ius repraesentandi in stirpes, ut late tradunt D.D. in Auth. cessante C. de leg. haered.
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T.7.23.B.
Quia, ubi est locus iuri repraesentandi, etiam remotior in gradu dicitur proximus haeres, et appellatione haeredis proximioris venit haeres habilis, licet non sit proximior in gradu (salva gradus praerogativa vel similibus verbis, quod in casu nostro non est adiectum). Ergo etc. Et de his duabus quaestionibus videte pulchrum consilium et iura allegata per Philipp. Decium consil. 1. col. 1. Et quia die Lennsgenad, quod est beneficium principis, non debet restringi, sed latissime interpretario vult.
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T.8.1.A.
Cum partes non concordant in dividendis rebus haereditariis, tunc divisio debet fieri per iudicem; Bart. in L. 2 num. 5 C. quando et quibus quarta pars deb.
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T.8.1.B.
Haec consuetudo etiam iure scripto approbatur; d. L. 2 C. quando et quibus quarta pars deb.; Bald. in L. si alien. C. communi divid.
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T.8.1.C.
Haec consuetudo approbatur autoritate Divi Augustini, qui vult, ut in divisione fratrum electio sit minoris, et hanc opinionem defendit Ias. in L. 1ff. si cert. pet. Intelligit autem Iason in d. L. l, ut minor in hoc casu sit non, qui annis, sed qui authoritate minor est, arg. c. 1 de paroch. Sed secundum consuetudinem huius provinciae intelligitur minor, qui annis minor est.
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T.8.3.A.
In divisione haereditatis tenentur haeredes invicem de evictione, nisi contrarium actum sit; L. si familiae C. de famil. hercisc.; L. si fratres C. comm. utriusque iudicii.
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T.8.3.B.
Haereditate a patre divisa haeredes non tenentur invicem de evictione; gloss. in d. L. si familiae, per L. cum pater § evictis ff. de leg. II.
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T.8.4.A.
Communia instrumenta de iure scripto debent remanere apud eum, qui ex maiori parte haeres est. Quod si aequalibus portionibus haeredes sint, tunc sortiri debent, apud quem remanere debent, aut amicus eligendus est, apud quem deponantur, vel etiam ad aedem sacram deponantur; L. si quae sunt cautiones ff. famil. hercisc.
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T.8.5.A.
Divisio rerum haereditariarum ita fieri debet, ne corrumpatur patrimonium; L. 2 C. quando et quibus deb. quarta pars, lib. 10, ubi Bart.
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T.8.5.B.
Iason in § quaedam Inst. de action. nu. 59.
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T.8.5.C.
Si nullus haeredum sit sufficiens, tunc ad licitationem extranei admitti debent; L. ad officium C. commu. divid.
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T.8.6.A.
Si fratres decem annis inter praesentes vel viginti inter absentes bona paterna divisim possederint, nec tamen divisio probari possit, tunc, si in singulorum partibus aequalitas reperitur, satis probata est divisio; si autem sit inaequalitas, tunc secus est, quia ex patientia simplici non praesumitur titulus; ita Bald. in L. si maior C. comm. utriusque iudic.
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T.8.6.B.
Si fratres longissimo tempore, videlicet XXX vel XL annis bona haereditaria divisim possederint, tunc etiam si nulla divisio inter eos facta esse probari possit, tarnen ei, qui ad iudicium familiae herciscundae provocare vellet, obiici potest praescriptio longissimi temporis. Nam tali tempore omnes omnino actiones evanescunt; L. omnes C. de praescript. triginta vel quadraginta annorum. Secus autem esset, si solum decem vel viginti annis possedissent; tunc enim distinguitur, an in bonis divisim possessis aequalitas sit. Nam si aequalitas est, praesumitur divisio facta esse. Ita tradit Bald. in L. si maior C. commun. utriusque iud., et ideo hoc quoque casu ad divisionem provocari non potest. Sin autem inaequalitas reperiatur, tunc ex patientia simplici non praesumitur titulus, ut dicit Bald. in d. L. si maior; et quia praescriptio longi temporis sine titulo non procedit, L. diuturna C. de praescriptione longi temporis, ideo in hoc casu non obstante longi temporis praescriptione iudicium familiae haerciscundae intentari potest, quod in longissimi temporis praescriptione secus est, quia in illa non requiritur titulus; L. sicut, L. omnes C. de praescriptione triginta vel quadraginta annorum.
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T.9.3.A.
Ubi enim locus est iuris repraesentandi, etiam remotior in gradu iure dicitur proximus haeres, et appellatione Haeredis proximioris venit etiam haeres habilis, licet non sit proximior in gradu, ut late per Philip. Dec. cons. 1 1.
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T.11.1.A.
Licet plures fideiussores in solidum obligentur, tamen habent beneficium divisionis, ut inter eos actio dividatur, § sed si plures Inst. de fideiussor., et tale beneficium potest etiam post litem contestatam opponi, ut concludit Petrus Ferra. in forma libelli contra plures reos debendi, vers. beneficio novarum constitutionum.
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T.11.1.B.
Fideiussoribus ita demum beneficium divisionis competit, si ei beneficio non renuntiaverint, et si omnes sunt solvendo. Petr. Ferra. in forma libelli contra plures reos debendi in vers. intercesserunt et fideiusserunt; Abb. in c. II ext. de fideiussor cum concord.
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T.11.2.A.
Fideiussor a creditore conventus potest uti beneficio excussionis, hoc est, ut debitor in primis excutiatur; § 1 Inst. de fideiuss. et Auth. praesente C. eod.
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T.11.2.B.
Licet Felinus in c. exceptionem extr. De except. col. 12 vers: Et ista exceptio concludat exceptionem excussionis post litem contestatam locum non habere, tamen contrarium dicendum videtur. Nam cum beneficium divisionis etiam post litem contestatam opponi possit, ut supra in proximo capitulo conclusum fuit, consequens est, ut in beneficio excussionis idem dicendum sit, cum in utroque eadem subsit ratio.
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T.11.2.C.
Si reus principalis absens sit, tunc fideiussor beneficio excussionis uti non potest; gloss. in Auth. praesente C. de fideiuss. Absens autem de iure intelligitur, qui est extra civitatem, licet in eadem sit provincia; Abb. in d. c. II extr. de fideiusso. Sed secundum usum huius provinciae absens non dicitur, qui modo in hac provincia reperitur.
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T.11.2.D.
Cum notorium est principalem non esse solvendo, tunc cessat beneficium excussionis; gloss. in d. Auth. praesente.
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T.11.2.E.
Beneficio excussionis renuntiari potest; Abb. in d. c. II.
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T.11.2.F.
De iure communi secus. Nam etiam si fideiussor principalem debitorem sese constituat, tamen adhuc beneficium excussionis habet, nisi illi beneficio renuntiaverit; gloss. in Auth. C. De fideiuss. in princ. Petr. Ferr. in forma libelli contra plures reos debendi in verbo beneficio novarum constitutionum; Abb. in d. c. II. ext. de fideiusso. nu: 6.
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T.11.3.A.
Potest quis fideiubere in causa criminali, si tale sit crimen, ob quod poena corporalis non sit imponenda; Abb. in Rub. ext. De fideiussor.
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T.11.3.B.
Fideiussio a marito uxori dotis conservandae vel restituendae causa data non valet, ut in Rubr. C. ne fideiuss. dot. dent. Cuius rei duas reddit rationes Alciat. in l. pact. quae contra, col. III.
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T.11.3.C.
Mulier non obligatur ex fideiussione nisi in certis casibus, inter quos praecipuus est, si renuntiaverit S. C. Velleiani auxilio, L. quamvis ff. ad S. C. Vell., et talis renuntiatio non valet, nisi mulier antea certificata sit de eiusmodi privilegio seu legis auxilio.
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T.11.3.D.
Fideiussor iudicio sisti non est idoneus, nisi privilegio fori renuntiaverit.
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T.11.4.A.
Si fideiussor pro reo principali solvat, tune habet actionem mandati adversus eum.
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T.11.5.A.
Si debitor in solutione debiti diu cesset, auf dissipare bona sua coepit vel fideiussor super hoc condemnatus sit, tune fideiussor contra ipsum agere potest, ut liberetur; c. fin. ext. de fideiuss. Alios etiam Casus referunt DD. in d. c. fin. ext. de fideiuss.
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T.11.6.A.
De iure communi, etiamsi creditor absque consensu fideiussoris diem seu terminuni solutionis debitori prorogat, nihilominus fideiussor in tali termino prorogato obligatus remanet; Abb. in c. constitutus extra de fideiussor., et ista est communis opinio, ut per Felin. in c. de causis extra De offic. delega.
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T.11.6.B.
Si debitor promisit certo die solvere et eo nomine fideiussorem dederit, tunt etiamsi creditor ad praestitutum diem non statim exigat, sed exactionem differat, nihilominus fideiussor etiam post diem illam obligatus manet; Abb. in c. constitutus ext. de fideiussorib. col. fin; arg. c. cum dilecti ext. de dolo et contumacia; l. Celsus ff. De arbit.
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T.12.1.A.
Laici regulariter decimas habere vel possidere non possunt; c. ad haec ext. de decimis, nec potest laicus decimas in alium laicum transferre, etiamsi illas cum titulo possideat; c. prohibemus ext. eod.
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T.12.1.B.
Laicis permittitur, ut decimas in feudum ab ecclesiis habere possint, dummodo ante concilium Lateranense acquisierint vel ultra memoriam hominum in feudo tenuerint; Abb. in c. cum Apostolica ext. de his quae fiunt a praelatis.
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T.12.1.C.
De iure canonico ius decimandi non potest concedi laico iure haereditario nisi a solo Papa, qui ad longum tempus concedere potest; Abb. in d. c. ad haec ext. de dec.
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T.12.1.D.
De iure canonico decimae a laicis praescribi non possunt; c. causam de praescription., et simplex detentio etiam per tempus, de cuius initio non extat memoria, non habet vim tituli quoad laicos; Abb. in d. c. cum Apostolica nu. 12.
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T.12.2.A.
De iure canonicoi non valet consuetudo, ut decimae non solvantur, nisi talis consuetudo a summo pontifice specialiter sit approbata; Abb. in c. in aliquibus col. ext. de decimis. Dicit tamen Archid. in c. maiores 16 q. post beatum Thomam quod decimae non requirantur, ubi requiri non possunt propter scandalum, quia in desuetudinem abierunt. Abb. in d. c. in aliquib. col. fin.
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T.12.3.A.
De iure canonico in laicis aliter observatur. Nam etsi laico decimae in feudum datae sint, non comprehenduntur decimae novalium; c. tua ext. de decim. Aliud est in clericis; c. ex parte ext. eod.; Abb. in d. c. tua nu.
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T.12.4.A.
De iure canonico decimae solvendae sunt de omnibus fructibus terrarum, arborum, animalium, piscationum, venationum, pensionum, molendinarum, lapicidinarum, negotiationum, artificiorum; c. pervenit ext. de decimis, ubi Doctores.
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T.12.5.A.
Decimae integraliter solvi debent sumptibus et semine non deductis; c. cum homines, c. tua nobis de decimis.
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T.12.5.B.
Prius sunt solvendae decimae quam census et tributa, et, si prius illa solvantur, postea decimari debent; c. cum non sit ext. de decimis.
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T.12.6.A.
Decimator potent decimas tam a venditore quam ab emptore fundi exigere. Nam decimae sunt onus reale, quod fundum sequitur. Ita tradit Abb. in c. cum homines nu. 9 de dec. Nam et fundus tacite est obligatus pro decimis non solutis; Abb. in c. tua nobis nu. 10 ext. eodem argumento; c. pastoralis, ubi Abb. nu. 5, ext. eod. Est tamen in potestate eius, cui decimae debentur, an eas a primo fundi possessore an vero a secundo exigere velit, ut concludit Abb. in d. c. pastoralis nu. 5 post Frid. de sens. in cons. 74.
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T.12.7.A.
Laici de iure tenentur etiam de hortis ipsorum decimas dare. Secus autem in religiosis, qui de hortis suis non tenentur de iure decimas dare, dummodo tamen hortos ad proprios usus colant. Alias enim possent machinari fraudem reducendo praedia ad hortos. Ita tradit Abb. in c. ex parte nu. 3. De decim.
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T.12.8.A.
De iure decimae portandae sunt ad horreum ecclesiae ab iis qui ad decimas tenentur, idque expensis propriis; c. revertimini 16 q. 1; c. 1 C. XVI q. 7, et utrobique gloss.; et est communis opinio doctorum in c. ex parte ext. de decimis.
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T.12.9.A.
Si quis in aliquo fundo decimam frumenti longo tempore habuerit, ac deinde in eo fundo aliud seminetur vel plantetur, tunc ad eundem decimae novi seminis vel plantationis spectant. Ita tradit Ioan. And. et Abb. in c. cum tua, ex. de decimis.
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T.12.10.A.
Rector ecclesiae, cui decimandi ius competit, potest prohibere colono, ne fructus colligat nisi ipso praesente vel eius nuntio; Specu. in tit. de decimis in fine, ut Abb. in c. ex parte ext. de decimis, ubi plura ad hoc allegat.
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T.12.13.A.
Licet de iure canonico causae decimarum ad forum ecclesiasticum spectent, hoc tamen limitatur, ut procedat solum dum quaestio iuris est, puta an debeantur decimae necne. Secus, si facti quaestio sit. Tunc enim iudex secularis cognoscere potest; ut tradit Feder. in cons. 245 incip. domino Andreae Vicario, quem refert et sequitur Felin. in c. causam col. fin. ext. de praescript. Idem, cum de meris fructibus decimarum agitur. Nam talis etiam causa non habetur pro spirituali; Abb. in c. 2 in primo not. ext. de iur. cal., ut merito iudex secularis in tali causa cognoscere possit.
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T.12.13.B.
In causis decimarum procedi potest simpliciter et de plano absque iudiciorum strepitu et figura, ut est textus in Clem. dispendiosam de iud.
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T.13.1.A.
Ius patronatus tribus modis acquiritur: Primo, cum quis construit ecclesiam suis expensis; 16, q. 7. c. monasterium. Secundo, cum ecclesiam redditibus donatu; c. filiis 16 q. 7. Tertio cum illam fundat, id est assignat fundum, ut ibi ecclesia exstruatur; c. nobis ext. de iure patronat.; c. Abbatem 18 q. 2. Et sic in una ecclesia possunt tres patroni concurrere; ita tradit Abb. in Rub. ext. de iure patro.
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T.13.1.B.
Patronus non habet ius instituendi rectorem ecclesiae, sed solum praesentandi episcopo seu eius officiali; c. praeterea ext. de iure patron.; c. illud ext. eod., ubi Abb. 1 not.
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T.13.1.C.
Patronus tenetur defendere ecclesiam, ne bona indebite dilapidentur; e. filiis 16 q. 7; Abb. in Rub. ext. de iure patron. Si patronus deveniat ad paupertatem, tunc ex bonis ecclesiae sibi subveniri debetur pinguius quam aliis pauperibus; c. quicumque 16 q. 7, ubi latius per gloss., et Abb. in Rub. ext. de iure patron. et in c. nobis ext. eod. tit.
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T.13.1.D.
Patronus non habet ius instituendi rectorem ecclesiae, sed solum praesentandi, ut supra dictum est per text. in c. praeterea ext. de iure patron. Vicissim episcopus sine praesentatione rectorem ecclesiae instituere non potest, et si instituat, tunc institutio ipso iure nulla est; c. decernimus 16 q. 7; Ioan. Andr. in c. 2 de offic. vic. in 6.
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T.13.1.E.
Episcopus tenetur praesentatum recipere, nisi aliquid in eius personam objiciatur; gloss. in c. monasterium 16 q. 7 per text. in c. pastoralis ext. de iure patron., cum concord.
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T.13.1.F.
Licet Ioan. And. in c. 2 de praebend. in 6. et Abb. in c. quod autem de iure patron. dicat non valere consuetudinem, ut laicus habeat ius conferendi ecclesiam, tamen hoc solum procedit in ecclesiis, quae curam habent animarum. Secus videtur in simplicibus beneficiis non curatis; vide Felin. in c. dilecto de testibus nu. 1.
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T.13.1.G.
Advocationis appellatione continetur etiam ius patronatus; c. quia clerici, c. praeterea ext. de iure patron., ubi Doctores.
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T.13.2.A.
Ius patronatus transit ad haeredes patroni, tam faeminas quam masculos; c. 1 ext. de iure patron., ubi Abb. 1 not.
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T.13.2.B.
Cum patroni discordant in praesentando rectorem ecclesiae, tunc praefertur praesentatus a maiori parte, si est idoneus; c. 3 ext. eod.; Felin. in c. cum omnes de constitut. col. 8 vers. quinto in casu c. postulati.
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T.13.2.C.
Cum plures patroni plures rectores ecclesiae praesentant et in vocibus pares sunt, veluti si duo eligant unum et alii duo pariter unum, tunc episcopus loci vel eius officialis eligant, qui ipsis magis videtur idoneus; Abb. in c. cum autem per illum text. eod., ubi plures allegat concordantias.
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T.13.2.D.
Patroni possunt inter sese convenire, ut alternis vicibus praesentent; Clem. fin. de iure patron.
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T.13.2.E.
Ius patronatus potest testamento in alium transferri; Abb. in c. 1 et in c. cum seculum ext. de iure patr.
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T.13.2.F.
Ius patronatus non potest legari in testamento nisi consensu episcopi; Abb. in d. c. cum seculum ext. de iure patr.
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T.13.2.G.
Licet ius patronatus per se vendi non possit, c. quia clerici ext. de iur. patr., tamen cum universitate vendi potest, ut puta, si quis vendat villam seu castrum, tunc enim ius patronatus, quod ibi venditor habet, transit; gloss. et Doctores in c. quia clerici et in c. ex literis ext. de iur. patr. Et hoc ita demum procedit, si in venditione ius patronatus non exprimatur. Et ideo, si in instrumento venditionis scriptum sit castrum cum iure patronatus venditum esse, non valet venditio; Abb. in c. illud ext. eod., nu. 4.
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T.13.2.H.
Ius patronatus pignorari non potest neque separatim neque cum universitate, ut tradit Felin. in c. ad audientiam [ext.] de praescript.
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T.13.3.A.
Rector ecclesiae tenetur rationem reddere administrationis patrono ecclesiastico, non autem seculari, et hoc in genere, non autem in specie; Abb. in c. ex literis n. 3 ext. de iure patro.
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T.13.4.A.
Ius patronatus non solum masculis competit, sed etiam faeminis; Abb. in c. fin. ext. de concess. praeben. nu. 7; Abb. in c. ex literis in ult. not. per illum textum ext. de iure patro.
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T.13.4.B.
In iure patronatus non solum masculi succedunt, sed etiam faeminae; Abb. in c. cum seculum ext. de iure patr., et in c. 1 per illum text. ext. eod. tit.
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T.13.4.C.
Si sit statutum, ut filia dotata in successione a masculis excludatur, tunc etiam in successione iuris patronatus excludatur; Abb. in c. cum seculum ext. de iure patr.; Fridericus de Senis cons. 106.
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T.13.5.A.
Causa iuris patronatus spectat ad iudicium ecclesiasticum; c. 3 ext. de iud.
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T.14.1.A.
Testamentum est voluntatis nostrae iusta sententia de eo, quod quis post mortem suam fieri vult; L. 1 ff. de testam.
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T.14.8.A.
Faeminae non possunt esse testes in testamentis; L. qui testamento § eum qui ff. de testament.
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T.14.8.B.
Impubes non potest esse testis in testamento; L. [a] qua aetate ff. de testament.; § testes Inst. de testam. ordin., et computatio pubertatis fit in masculis usque ad XIV. annum; L. [a] qua aetate ff. de testament.
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T.14.8.C.
Haeres non admittitur in testem in testamento; L. qui testamento ff. de testamen.; § sed neque haeres Inst. eodem.
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T.14.8.D.
Legatarius potest in testamento in testem adhiberi; § legatariis Inst. de testam. ordin.
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T.14.8.E.
Nam de Iure Civili requiruntur septem testes; L. hac consultissima C. de testamentis. De consuetudine vero sufficiunt duo.
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T.14.9.A.
Impubes non potest testamentum facere; § 1 Inst. quibus non est permissum facere testamentum.
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T.14.9.B.
Impuberes non possunt testari de Iure communi. In masculis 14., in faeminis 12. anno finitur. L. [a] qua aetate ff. de testam.
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T.14.9.C.
Filius familias in potestate constitutus non potest testari de bonis suis sine consensu patris excepto milite et veterano, qui de castrensi et quasi castrensi testari potest; Inst., quibus non est permissum facere testam. in princ.; L. nemo ex lege C. eod.
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T.14.9.D.
Stante statuto, ut filia non succedat cum masculo, tunc, si mortuo patre filius exclusa sorore succedat, deinde idem filius sine liberis decedat, non patebit locus faeminae ad successionem patris. Verum de successione fratris non repellitur, nisi frater decessisset cum haerede testamentario. Secus autem, si statutum diceret, quod faemina non succedat, donec masculus superest. Nam tunc non intelligitur exclusa, sed suspensa a successione. Interim autem masculus in solidum est haeres, ut not. in L. II ff. si pars haeredi. pet. Et eo mortuo sublatum est obstaculum, quod obstabat faeminae, et ideo succedit patri pro portione sua. Ita fuit consultum per Franciscum Tigrini, quem refert et sequitur Iacobus Alvar. in c. I § quin etiam III. not. Episc. vel Abb.
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T.14.9.E.
Furiosi non possunt testari, nisi habeant dilucida intervalla; L. furiosum C. qui testam. facere possunt; § 1 Instit. eod. tit.
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T.14.9.F.
Valet testamentum furiosi, quod ante furorem confecit; d. § 1.
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T.14.9.G.
De iure communi diversae sunt opiniones inter Doctores, an fatuus testari possit nec ne, quas opiniones refert Iason in d. L. furiosum col. 1 vers. tertio singulariter.
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T.14.9.H.
§ Item prodigus Instit. quibus non est permissum facere testam.
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T.14.10.A.
§ Aliena Inst. de legatis.
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T.14.10.B.
Vasallus non potest in testamento suo de bonis feudalibus disponere sine consensu domini, c. 1 in princip. de prohib. feud. alien., per Frideri., nisi in casibus.
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T.14.11.A.
Si liberorum sunt quatuor vel pauciores, tunc legitima est tertia pars, sin autem quinque vel plures sunt liberi, tunc legitima est dimidia pars; Auth. novissima C. de inoffic. testam.
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T.14.11.B.
Legitima debet relinqui liberis sine omni gravamine; L. quoniam in prioribus C. de inoffic. testamen.
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T.14.11.C.
De iure communi non valet pactum filiae, ut dote contenta haereditati patris renunciet, nisi iuramentum accesserit; c. quamvis, de pactis, in 6.
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T.14.11.D.
In dicto § aliud quoque capitulum enumerantur 14 causae ingratitudinis, ex quibus liberi a parentibus exhaeredari vel praeteriri possunt, et haeres tenetur illas causas probare; d. § aliud, et L. omnimodo in princip. C. de inofficios. testamen.
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T.14.11.E.
Legitima debet filiis relinqui non per modum legati vel fideicommissi, sed iure institutionis; d. § aliud quoque capitulum.
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T.14.12.A.
Si pater vel mater, vel avus vel avia, proavus vel proavia liberos vel alios descendentes exhaeredes faciant, tunc liberis competit quaerela inofficiosi testamenti; § aliud quoque capitulum in Auth. ut cum de appellatione cogn.; Inst. de inofficios. test. in princip.
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T.14.12.B.
Nam ex causa exhaeredationis testamento impugnato legata et fideicommissa nihilominus firma manent; Auth. ex causa C. de liber. praeter.
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T.14.12.C.
Si mater, avia vel proavia liberos praetereat, tunc liberis datur quaerela inofficiosi testamenti; sin autem pater, avus vel proavus eos praetereat, tunc testamentum ipso iure nullum est, sive liberi sint emancipati sive in potestate; gloss. Institu. de inoffici. testa. in princip.
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T.14.12.D.
Actio ad supplementum legitimae potest usque ad triginta annos intentari; Bald. in Auth. presbyteros C. de Episcopis et clericis, et in L. si quis filium C. de inofficio. testamento, ubi Iason concludit hanc esse communem opinionem.
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T.14.13.A.
Fratres et sorores utrinque coniuncti et consanguinei habent quaerelam inofficiosi testamenti, si turpis persona a testatore instituta sit; L. fratres C. de inoff. testam.; Institu. de inoff. testam. in princip. Quod procedit etiam, si fratri vel sorori legitima relicta sit, ad hoc, ut enim testamentum tamquam inofficiosum impugnare possunt, ut tenet Wilhelmus de Cunio in d. L. fratres, et Paulus de Castro in L. fratris 3. quaest. C. eod., licet contrarium teneat Bald. in d. L. fratres, et ibi Iason col. fin.
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T.14.13.B.
Ultra fratres et sorores cognatis nullo modo quaerela inofficiosi testamenti competit; Instit. de inoff. testam. in princ.
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T.14.14.A.
Si testator facit testamentum solemne, postea convocatis septem testibus id revocet, non infringitur testamentum ex tali revocatione, nisi incideret illud aut faceret secundum; § penult. Instit. quibus modis testam. infirm.; Iason in L. sancimus col.4 C. de testam. Contrarium videtur velle Philipp. Dec. in L. nihil tam naturale ff. de reg. iur. per gloss. in L. cum proponebatur ff. de leg. II. Sed illa gloss. non loquitur de revocatione testamenti, sed de emendatione erroris in testamento.
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T.14.14.B.
Testamentum prius tollitur per posterius, etiamsi in posteriori testamento de priori nulla facta sit mentio; § 1 Institu. quibus modis testa. infirm.; L. sancimus C. de testam., ubi Iason dicit superfluam esse cautelam notariorum, qui in testamentis apponunt hanc clausulam: cassans et annullans omne testamentum, si quod prius fecerit.
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T.14.14.C.
Posteriori testamento non aliter tollitur primum, quam si posterius perfectum sit; § penul. Inst. quibus modis testam. infir.
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T.14.14.D.
Testator, qui iuravit non revocare testamentum, potest nihilominus revocare; Bald. in L. 1 C. de sacr. sanct. Eccl., et in c. 1 § fin. nr. 17 de pac. iur.firm.
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T.14.15.A.
Ab eo, qui prohibet testamentum fieri vel mutari, aufertur haereditas tanquam ab indigno; L. 1 in princ. ff. si quis aliquem testari prohib. vel coeg. Et procedit non solum, si vi prohibeat, sed etiam si dolo impediat; L. 2 in princ. ff. eod.
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T.14.15.B.
Permittit ius, ut quis testatorem blandis verbis ad testandum vel ad mutandum testamentum inducere possit; L. fin. ff. eod.; L. captatorias ff. de haere. inst.
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T.14.16.A.
Cum aperiuntur tabulae testamenti, iudicis officium est, ut convocet signatores ad recognoscenda sigilla; L. cum initio ff. quemadmo. testam. aper.
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T.14.18.A.
Executor testamentarius non potest cogi ad suscipiendum officium executoris, nisi eo nomine legatum a testatore perceperit; L. a filio in princ. ff. de alim. et cibar. leg., ubi Bart., et Docto. in L. post legatum § amittere ff. de his quibus ut indignis.
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T.14.18.B.
Mortuo executore officium executionis non transit ad haeredem, nisi obligatio, qua defunctus tenebatur, respiciat onus expensarum faciendarum, non autem onus personale; Bart. in L. a filio in princ. ff. de alim. et cibar. leg.
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T.14.18.C.
Pluribus executoribus datis uno mortuo vel in remotis existente vel exequi nolente caeteris hoc officium incumbit, ne impediatur testatoris voluntas, nisi aliud per testatorem disponeretur; c. fin. de testamen.
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T.14.18.D.
Secundum sanctiones iuris canonici nullis executoribus existentibus officium exequendi ad episcopum loci pertinet, nisi testator aliud in testamento constituerit; c. si heredes, c. tua extr. de testam.; gloss. in d. c. fin. § fin.
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T.14.18.E.
De iure communi distinguitur inter executionem universalem et executionem particularem legatorum, ut executor universalis sine permissu testatoris vendere possit, specialis autem non possit, nisi testator in testamento expressim hoc illi permiserit; Bart. in L. alio haerede col. II, ff. de alim. et cib. leg.
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T.14.18.F.
Executor debet ad satisfactionem debitorum res viliores vendere, non meliores; Bart. in L. 1 num. 5, ff. de rebus eorum, qui sub tut. vel cura sunt, non alienan.
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T.14.18.G.
Executor non debet emere rem, quam ex officio vendit; L. si in emptione § fin. ff. de contrah. empt., quod limitat ibi Bart., ut, si clam emat; secus, si palam, per L. cum ipse C. eod.
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T.14.19.A.
Testamentum secundum consuetudinem alicuius regionis coram minori numero testium factum extenditur etiam ad bona extra regionem illam sita, sive testator illius regionis incola fuerit sive extraneus, et haec est communis opinio Docto. in L. 1 C. de summa Trinitate et fide Catholica.
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T.15.5.A.
Feudum concessum feminae in dubio intelligitur feudum femineum adeo, ut etiam filiae feminae in eo succedant, etiamsi in instrumento investiturae id diserte non sit expressum; Alvar. in c. 1 de benef. fem. col. 2 vers. quero cum gl.
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T.15.5.B.
In feudo femineo non succedunt feminae, quoties masculi extant; c. 1 de feud. fem.
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T.15.5.C.
Filia a feudo femineo per masculum semel exclusa perpetuo manet exclusa adeo, ut mortuo etiam masculo sine herede masculo, amplius filia semel exclusa non succedat; c. 2 § quin etiam in tit. Episcopum vel Abb., ubi Alvar. in 2° not.
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