Quelle: Luther, Martin: Ain senndbrief an den Wolgeb. herr. herr. Bartholomeum von Staremberg außgangen, Augsburg, 1524 VD16 L 5897
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Ain senndbrief
Martini Lutheri an den
Wolgebornen herren herren
Bartholome~n von Starem
berg außganngen. etc.
Jm jar. MDXXIIII
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SChwester vnnd Bruͤder inn Christo / vngeuarlicher weyß / ist ain sendbrieff von Martino Lutthero ann Herren Bartholomeen von Staremberg außgeend anß tagßliecht kommen / darynn ain trost deren so sich beschmertzen vmb die verstorbnen / oder schlaffenden. Auch form vnnd weiß vmb der selben seelen zuͦ bitten / sampt ainer ermanunng sich vermessen / vnnd vigilien zuͦ verhuͤetten mit kurtzen wortten vnd doch reichlich angetzeigt ist. Deßhalben gepürlich vnd guͦt geacht worden / damit nichts es sey wie klain es well / das das wort Gottes fürdert vnnd den Christen weyß leern vnnd dannocht onn laid / das er der frommen Christen soll beraubett seynn / wiewol es mit wenig wortten groß mißpreüch straffet / so zaigt es yedoch klar genuͦg auß / das der ainfeltig leichtlich mag vernemen / denn nichts so klains von Martino außgeet oder es hab ain mercklichen nutz darynnen damit Gott mit vnns allen. [Faksimile]
GNad vnd Frid in Cristo genediger herr / diße schrifft ann E. G. hat bezwungen Vyncentz wernstdorffer / auß christlicher vrsach vnd Trew / Darumm bitt ich auffs erst E. G. wel-le mir solchs zuͦ guͦt halten / Er hat mich bericht / wie E. G. durch abgang eurs lyeben gemahels / in Got verschaiden sich vast bemuͤen / sonderlich mit vil gottes dienst / vnd guͦtten wercken / in sonderhait mit messen vnd vigilien / jrer seelen nach zuͦ thuͦn. Als die / an E. G. lieb vnnd trew / hochlycher zaigt vnd an jrem leben solchs wol verdiennt hatt. Darneben gebeten das ich E. G. das boͤst darinnen gesuͦcht wirt. So bitt ich an E. G. Vnderthaͤnig / wellet mein vermanung für guͦt auffnemen. Vnd auffs erst soll E. G. sich erynnern / das Job .j. sagtt Gott hat es geben got hat es genommen wie es dem herren gefallen hat / also ist es geschehen. Also soll auch E. G. Eürem trewen lieben Got singen / der sollychen theüren Trewen gemahel E. G. gegeben / vnnd nun widerumb genommen hatt. Dann sy war sein / Ee er sy gab / sy war sein / da er sy geben het / sy ist auch noch sein / nachdem er sy genommen hat / wie wir alle sein Darumb ob es vns wol wee thuͦt / das er das seyne von vns annimpt / soll doch das hertz sich hoͤher troͤsten seines aller besten willen / dann aller seyner gaben dann wie gar vnnmeßlich ist got besser dann alle seyne gaben. Also ist ye auch hye sein will besser zuͦhalten dann das aller boͤst weyb / wyewol man das nitt also [Faksimlie] füllen kan / wie diß / der glaub es aber. Darumb gebe E. G. Got das seine / froͤlich / vnd neme an disen rechten wechssel vnnd vnmenschlichen wuͦcher / dz yr nun habt für ain zartes liebs weibs / ain zarten lieben gottes willen / vnd dartzuͦ got selber / O wie selig vnd reych weren wir / wann wir kündten mit Got solchen wechssel treiben / Ja wir kündten in wol treiben wann wir es verstuͤnden / dann Gott begegnet vnns taͤglich darmit wir kommen / in aber nit gruͤssen.
Auffs ander genediger herr. Jst mein Byt E. G. welle ablassen / von Messen vigilien vnd täglichem gepet für jr seelen. Es ist gnuͦg wann E. G. ein mal oder zwir mit ernst für sy pittet / weyl vns Got zuͦgesagt hat was jr bittet / so glaubt das jrs haben werdt / so habt jrs gewyß / sunst wa man solch gepet ymmer vmb ain sach an treybet / ist es ain zaychenn das wir got nit glauben vnnd also mit vnglawbygem gepeet nur meer ertzürnen / dann was ists annders / so ich offtmals vmb ain sach bitt / dann so vil das ich in den vorigen gepeten nicht erhört bin / vnd also wider sein zuͦsagunng gepeeten hab. Man soll ymmer zuͦbittenn ist war / aber doch im glauwben / vnnd ymmer gewyß sein / das man erhoͤrt sey / sunst ist das gepet verloren / so ist auch ymmer anders vnd anders verhanden zuͦpeten. Sonderlich aber. Byt ich E. G. wellet die vigilien vnd selmessen / nachlassen / dann das ist zuͦmal ain vnchristlich ding / daz got hochlich erzürnt / zwar in den vigilien sycht man wol das weder ernst noch glaub da ist / sonder ain laut [Faksimile] ter vnnutz gemürmel. O es muͦß anderst gepet seyn / soll man von got wz erlangen / solcher vigilien werck ist nur gotes spot / dartzuͦ weil got die messz nicht für die todten / sonder zuͦm sacrament für die lebendigen hat eingesetzt / ist es gar ein grülich vnd erschrockenlich ding dz die menschen zuͦfaren / machen auß disem vnd andern gotes einsetzungen / ein werck vnd opfer für die todten / auß dem sacramentt der lebendigen da well sich E. G. vor huͤten / vnd sich nit tailhafftig machen dises greülichen jrtumbs / welchen die pfaffen / vnd münch vmm jres bauch willen haben auffbracht Dann ein christen soll nichts thuͦn / er wisse dann / dz es got. Also gepoten hab. Nu haben sy ja kain gepot / von solchen messen vnd vigilien / sonder ist jr eigen fyndel das gelt vnd guͦt tregt / vnd weder todten noch lebendigen hilfft. Weiter kan sich E. G. dises alles wol erkunden / vnd bericht werden an obgenantem Vincentz wernstdorffer / der freylich E. G. guͦtes gündt vnd mich hie zuͦ bewegt hat zeschreiben. Bit E. G. lassz jr gefallen / vnd jrr sich nicht an denen / so on gottes wort dawider sagen / jr aigen thandt vnd menschen satzung. Christus erleücht vnd sterck. E. G. in rechttem glawben / vnd lieb gegen dem nechsten. Amen.
Zuͦ Wittenberg an S. Egidien tag. Anno.
MDXXiiij.
E. G.
Williger Martinus
Luther.