Quellen: Archiv für Reformationsgeschichte 18 (1921) S. 35-55; 121-154.
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Nachdem der Augsburgischen confession verwandte herrn und landleüth der lande Steir, Khrain und Khernten sambt der fürstlichen grafschaft Görtz, so beneben anderen in dem ausschuß dieses 1578ten iares zu Pruckh an der Muhr von dem durchleüchthigisten hochgebornen fürsten und herrn, herrn Carolo erzherzogen zu Oesterreich etc., iren gnedigisten herrn und Landsfürsten versamblet, nach verrichten anderen den gemainen nuz belangenden geschefften, auch der pacifikation halben, welcher sich J. F. Dt. hiebevor in der religion mit wolermelten stenden genedigist verglichen, wider aufs neue vom J. F. Dt. genedigist antwort und genugsame versicherung bekhommen, das sie nemblich mögen predigen und lehrer halten, so in darzu erlangten und bestellten khirchen und schuelen der Augsburgischen confession gemäß lehren und den wahren gottesdienst sambt allem, was zur aufbauung evangelischer kirchen notwendig und nutzlich ist, friedlich und ordentlich ohn jedmanns schaden verrichten, doch mit den condition, das sie nirgends kainer rotten, ketzerei oder secten, ermelter confession zu wider, noch einigen ergerlichen gezenk und spaltung, nach einiger solchen unruege raum geben, sondern ein guete ordnung, wolstehende und fridliche gleichformigkheit in lehren und aller notwendigen verwaltung des evangelischen predig- und lehrambts allenthalben anrichten und halten, so haben wolermelte herrn und landleute uns, welcher namen zu end dieses schreibens unterzeichnet, gnediglich auferlegt, daß wir dem vertrauen nach, so ire gnaden und herrn in uns gesetzt, die [Seite 37] gleichformigkhait, so wir aus irem bevelch im predig- und lehrampt hieher und auch hinfort und allezeit zu halten verpflichtet, beschreiben geben, und was zu solcher bestendigen gleichformigkait und gueter ordnung in kirchen und schuelen vor dieser zeit Doctor Chyträus darzu in Steyr erfordert und andern geraten und wie noch rathsam und diesen landen bequem und dienstlich achteten, in ermelten schreiben einbrächten, das dann ihre gnaden mit guetem, zeitigem rath und nachdenkhen erwiegen und mit gemeiner verwilligung einer solchen kirchen- und schuelordnung sich vergleichen und dieselbige in druckh verfertigen möchten, damit der unterthenigiste gehorsam, welchen sie allezeit beidt in andern und auch in dieser sachen der F. Dt. als ihren genedigisten und von gott selbs verordneten herrn und landsfürsten zu erzeigen sich bevlissen und hinfurt allezeit in rechter gottesfurcht bevlejssen wöllen, soviel desto mer erschine und J. F. Dt. so oft es von nötten, ihrer lehre, khirchen- und schuelwesens halben, gehorsambste antwort geben, auch so etwa unbilliche verleumbdung und unbegründet angeben, irer selbs oder der lehrer halben forbracht oder ausgebreitt wurden, sie sich dagegen desto leichter verantworten und gebürlicherweise schätzen, desgleichen die noch anzunemen sein wolten, in schuel- und kirchenämptern desto besser verpflichten und auf sie alle und alle kirchen und schuelen, denen sie fürgestellt, desto vleißiger aufsehen, und beyde, lehrer und zuhörer desto bequemer sich darnach richten khönten und also der lauf des hl. evangeli mit mehrer frucht befördert, auch weiter und auf die lieben nachkömbling gebracht und also auch in diesen lendern dem herrn Christo durch desselbigen gnadenreichen geist und segen, so er verheißen, und diß werkh allen menschen und sonderlich dem lehr- und regierampt befollen, ein ewige kirch versamblet, gepflanzet und biß zu seiner herrlichen zukhunft erhalten werden möchte. Hierauf und diesem christlichen und wolgemainten bewelch gehorsamblich nachzukhomen, haben wir, ermelte lerer, welcher namen unterzeichnet, sambt den zugeordneten herrn beysitzern uns nach anruffung gottes mit einem freundlichen und christlichen gespräch, darin wir auch ermeltes Chyträi und anderer bedenkhen gar wol erwogen, vleßiig und in rechter forcht gottes unterredt und endlich befunden, das bisheer ein gottselige ainigkait fürnemblich in lehr und dann auch in anderer der lehrampts verwaltung bei allen der Ausburgischen Confession zugethanen kirchen und schuelen in diesen ländern, so vil immer in dieser schwachhait und manicherlei beschwärlichait und [Seite 38] gefahr, so diesen zarten kaum aufgehenden unsers herrn Christi würtsgärtlein zugestanden, möglich gewesen, gehalten ist, und sollen in Gott hochen Dankh allezeit dafür sagen, daß er sein werk in disen vom erzfeind der Christen hochbedrangten landen so wunderbarlich angefangen und gefördert, da wol an etlichen orten im reich, ob man schon gelerte leut genueg und leichlich bekhommen und des obstehenden stadt zu ersetzen hat, kaum eine solche einigkheit zu erhalten gewesen.
Damit aber auch, wolermelter vnsrer genedigen herrn bevälch nach, solche gleichformige lehre und ordnung bayde in kirchen und schuehlen mit der zeit schriftlich verfasset und durch den druckh zu vorgemeltem nutz außgebracht werden möchte, haben wir auß unserem und anderer guetbedunkhen, gleich als ein modelle solcher gemainen kirchen- und schuellordnung entworfen. Welches wir hiemit ihren gnaden und herren gehorsamblich und nach ihrem hochen christlichen bedenkhen zu erwegen, zu endern, zu vermehren oder zu khürzen oder gar einzustellen übergehen, der gewissen zuversicht, daß ihre gnaden an unserem gehorsamb und treuherziger wolmainung ein gnedigs gefallen haben und auch anders nicht von uns erfordern werden, denn was wir in warer furcht und liebe Gottes fürnemen oder verwilligen khönnen, wollen uns hiemit in iren gnedigen schutz mit demüttiger erpietung alles christlichen gehorsambs befohlen
haben.
Ende der vorred.
Nachdem ein christliche wohlgestellte kirchenordnung fürnemblich in drey stugh verfasset kan werden, also das das erste die lehrpunkte, das ander die agenden, wie es gemainghlich genent wirdt, nemblich die form und weise, die sacrament zu raichen und desgleichen sachen in der kirchen zu verrichten, das dritte die bestallung des ministerii sampt aller zugehörenden billigs zucht und ordnung begreiffe, so thuen der lehre halben wir theologen und colloquenten diesen gehorsamen Bericht, wie folget:
De norma veritatis, das ist von der regel oder richtschnur, vom grunde und gewissen probierstain, alle lehre zu richten, die reine lehre zu erhalten und sich für falsche lehre zu hüetten notwendig.
Die ware christliche lehre gesundt und ganz allenthalben unverfelschet zu erhalten und sich fur allen irthumben, [Seite 39] teuscherei und verfüerungen zu hüetten, ist fur allen dingen von nötten, das man die rechte, gewisse, genuegsame, unwiderlegliche normam veritatis, das ist, den grundt und regel der warheit, die gewise richtschnuer und unbetruglichen pruefstain woll lerne erkhennen und allezeit zur handt und in stettiger Uebung habe, damit und darnach man alle predig, glauben und lehre, baidt in schuelen und kirchen recht urteln und richten, die gesunde lehre behalten und die falsche verwerfen khönne, denn solches gott nicht allein von den predigern, sondern auch von der obrigkheit und regenten, ja von einem jegkhlichen menschen haben will, nach dem gebot Christi Matthäi VII: Hüetet euch fur den falschen Propheten und 1. Joh. IV: Glaubt nicht einem jegkhlichen geist, sondern probiert die Geister, ob sie auß Gott seien und gotes. So wir oder ein engel vom Himel euch anders predigen wurden, dann wir euch schon gepredigt haben, der sei verfluecht. Demnach ist die einige gewise unuberwintliche norma veritatis und unbetruegliche richtschnur und prüfstein, unbeweglicher pfeiler und grundfest der warheit das heilige Wort Gottes, nemblich die gewissen und mit göttlichen unwidersprechlichen zeugnissen bestettigte schriffte der Propheten und Apostel, welche in ein buech vom heilligen geiste durch ermelte Propheten und Apostel zusammengebracht und in zwey theill unterschieden, also das das erste so der Propheten schriffte begreifet, das Neue Testament und das gantze buch, so baide testament zusammenfasset, mit dem griechischen namen, so bey jederman in gebrauch khommen ist, die Bibel genennt wierdt.
Hiewider ist, das die Papisten die Menschensatzung, so sie der kirchen zueschreiben, ebenso hoch und höher wollen gehalten haben als gottes wortt und heissen die heilige schrifft ein ketzerbuch.
Daß man nun dieser richtschnur desto besser gebrauchen müge, soll man verschaffen, das die hebraische und griechische sprachen vleißig in den größeren schuelen gelehrt und zum wenigsten den furnemen hirtten und lehrern, bei welchen man sich etwa raths und verstands erholet, wol bekhant seien: denn das alte testament ist anfengkhlich mit hebraischer und das neue mit griechischer sprache gepredigt [Seite 40] und beschrieben. Darauß das heilige wort gottes den leutten, so nicht hebraisch und griechisch verstehen, muß treulich verdolmetschet werden, welches unmüglich, denen ermelte zwo sprachen nicht wol bekhant seint.
Matthaeus hat sein evangelium auch erstlich mit hebraischer sprache geschrieben, wie dann auch zu unseren zeiten dasselbig evangelium Munsterus hat ausgehen lassen; aber weill Munsterus selbs bekennet, er habs zurissen bey den juden funden und an vill orten erstatten müssen, so ist dem griechischen, welches mit genugsamen Zeugnissen befestiget, besser zu vertrauen.
Wiewoll alle Dolmetschung und der ursprunkhlichen sprache inn der rechten meinung zutreffen solte, jedoch mueß man der alten kirchen Dolmetschung, ob sie gleich nicht allenthalben mit den ursprunklichen texten stimmen, nicht verwerffen, sondern damit zufrieden sein, daß sie fast alles also verdolmetschet haben, daß es nicht ist wider die Artikel des glaubens, so auß den klaren und jedermann verstendlichen spruchen der Schrift gestellet sein.
Darumb man die griechische und alte lateinische Dolmetschung, weil von den beiden uralten kirchen kein andere vorhanden, gern annemen, auch in offentlichen lectionen und von man lateinisch das Wort Gottes verlehren mus, furlesen und brauchen soll, damit die kirch etwaß gewisses habe, doch das erlaubt sey aus den originalsprachen den rechten eigentlichen sinn, wo es not ist zu erklehren.
Der neuen lateinischen Dolmetschung sonderlich dar berumpten als Erasmi des neuen testaments, Vatabli des alten, mag ein jekhlicher fur sich gebrauchen, das er durch vergleichung und zusammenhaltung der dolmetschung den sinn des göttlichen worts desto besser verstehen müge. [Seite 41]
Inn deutscher sprache ist khein besseren denn des D. Martini Lutheri, welche so eigentlich den sinn des gotlichen worts gibt, das man schier kheiner außlegung daruber bedarf und darumb in der Augspurgischen confession verwanten kirchen billich khein andere inn deutscher sprache furgelesen und gebrauchet werden soll.
Was aber in Windischer und andern frembden sprachen gedolmetschet, sagt man, das auß Luthers gedolmetschet worden, welchs auch das Rathsamste gewesen ist. Die gewiße Versicherung, das ainer nicht durch mancherlay dolmetschung oder auch unbequehme anziehung des Originaltextes irre gemacht werde, ist die analogia fidei, so auch corpus doctrinae auf Lateinisch genandt wird, das ist die Summa der Christlichen lehre, ordenlich auß den klaren und jederman verstendlichen spruchen zusammengefueget, wo derselbigen zuwider irgents etwaß verdolmetscht oder angezogen wurde, das wehre zu verwerfen.
Wieder obgemelte meinung ist, daß das Tridentinische concilium khein andere Dolmetschung als die alte lateinische ja auch den originaltext selbs nicht gelten lassen will, dann wo er mit der alten lateinischen Dolmetschung zutrifft, und hierin suchen sie nichts andres denn etliche grobe irthumb als von heiligen anruffen und dergleichen zu beschutzen.
Man soll auch merkhen, das die Bibel zwaierley bucher hat, etliche und die meisten, welche in allen stückhen und wortten ohn alles bedenkhen angenommen, ettlich aber, welche aus den gemelten sollen verlehret werden und in etlichen wenig worten einer solchen außlegung bedurffen, das die lehre so in vorigen gegeben ist, nicht verdunkhelt werde. Als dan sonderlich im Neuen Testament S. Jacobi brief ist, in welchem etliche wortte des Pauli lehr zum Römern widerwerttig lauten, vm diesen underschaidt der Bucher in heiliger schrifft werden nützlich gelesen die Vorreden Lutheri, [Seite 42] so er fur einen jekhlichen buch gethan und mit der alten lehrer zeugnus bewiesen hat.
Wieder obgemelte lehre ist des Tridentinischen conciliums meinung, das die buecher, welche bey den alten bedenkhens gewesen, nicht aus den ersten erkhleren lasset, sondern denselbigen in allem gleichwirdig gehalten will haben, damit sie anders nichts suchen, dann etlich grobe irthumb zu vertheidigen, das sie doch nicht hilffet.
Weil oben gemelt ist, das ein corpus doctrinae gemacht sey, das ist, wie's Paulus Rom. VI deutschet, ein furbildt der lehre, welches die haubtstuckh der christlichen lehre auß hellen, unleugbaren zeugnussen der heiligen schrifft fein ordentlich zusammen verfasset furtregt, dadurch man sich durch hülffe gottes hueten khan, das unzeittige anziehung der schrifft und ungeschickhte dolmetschung einen nicht verfuehren, ist's nun an dem, das solche furbilde der reinen lehre namhafftig gemacht werden: so haben wir nun von den alten gottseligen lehrern die drey symbola: Apostolicum, Nicenum und Athanasii, dazu auch nicht unbillig gesetzt wirdt der Hymnus Te Deum laudamus, welchen Ambrosius und Augustinus sollen gemacht haben; in diesen symbolis wirdt die ewige gottliche maiestet in der allerheiligisten dreyeinigkeit sampt den wohltaten, so uns von ihr erzeigt werden, khürzlich bekent und gerühmet, darnach haben wir von unser kirchen den kleinen Catechismum Lutheri und zu desselbigen weiterer Erkhlerung seine zween großen. Zwar für die einfeltigen ist khein besser buch geschrieben denn der kleine katechismus Lutheri, welchen man billich in allen kirchen behalten soll. Darauf soll billich gesetzt werden [Seite 43] die Augspurgische confession sampt derselbigen apologia, welche also genanndt ist, weil sie von den stenden des Romischen Reichs, welche ihre kirchen hatten von dem bapstumb reformieren lassen, auf dem reichstag zu Augspurg anno 1530 kayser Carolo Quinto in beysein aller Stende des Reichs mündlich und schriftlich, deutsch und lateinisch, furbracht worden ist, welche symbolum und bekhantnus keine pforten der hellen umbstoßen khönnen und dergleichen nicht von der Apostelzeit an noch so volkhomen erfurkhommen, drumb man sich billich darauff berueffet. Und haben diesen Lande Theologen solche exemplaria, wie sie zu Augsburg übergeben seint, darauf guet achtung zu geben ist, sintemall im nachtrug offtmals gefehlet wirdt.
Weil aber der satan mit den sacramentierern wolt schaden thuen und furgeben, als lehreten dieselbigen der Augsburgischen Confession nicht zuwider, und gegen die Papisten etliche artikhel mit ernst auf dem concilio zu Mantua sollten vertedigt werden, wurden die schmalkaldischen artikhel anno 1537 gestellet, darauff man sich auch billig berueffet. Da nun Lutherus von dieser welt abgeschieden war, meinte der Teuffel, er wollte die Augsburgsche confession gar vertulgen, brachte das Interim herfur, machte viel Gezenkh und rotten, welche doch etlich nicht wolten den namen haben, daß sie der Augsburgschen confession entgegen wahren; darumb die Theologen und kirchen, denen die wahrheit mehr denn aller menschen gunst oder ungunst, ja mehr dann alles guet und ehre angelegen war, sich dawider satzten, und rathen die Theologen, daß man in diesen landen under die Schriften der richtschnur sunderlich das buchlein der Duringischen Theologen, anno 1559 außgangen, setze, weill darin die corruptelen, so etliche listigklich eingefuert hatten, kürzlich und aus gewissem grunde der heiligen schrifft widerlegt werden, welches buchlein hierumb von den kirchen, so der Augsburgischen confession auffrichtig zugethan sein, hochgeruhmet und werdt gehalten wirdt.
Das buch Philippi Melanchthonis loci communes, das ist hauptstuckh der christlichen lehre genanndt, ist ein sehr [Seite 44] edler schatz und soll vleißig von denen, so die heilige schrift lernen und andern etwo erkhleren wollen, gelesen werden, aber weils zu funfmahlen ausgingen und in dem Artikhel von freien willen im letzten nachdrukh nicht on ursach angefochten worden, kans nicht ad normam veritatis gerechnet werden. Er ist uns ja ein lieber praeceptor und hat sich nach Luthero keiner so woll umb die Christenhait verdienet, aber doch muessen wir Christum höher halten und menschliche schwacheit auch an dem lieben preceptor seligen erkhennen, wie man alle patres nach der Norma veritatis urteilen muß. Und bricht Ihnen doch damit an Ihren ehren nichts ab. In der ersten edition des gemelten buchs Philippi ist vom selbigen artickhel nichts unsers wissens unrecht gelehret; darauß möcht man auch die folgenden editiones corrigieren, denn so solche warnung stadt hat, ist es fürwar ein nutzlich und notwendig buch zu lesen dem, der ein gueter Theologus zu werden wünschet. Das ist also von der norma veritatis gesagt, und khan niemandt mit warheit sagen, das die evangelischen ein vilfeltige und weitleuffige normam veritatis haben. Denn wie vor zeiten die Ketzer Arius und andere machten, daß aus der schrifft symbola wider sie, die warheit zu beschützen, gemacht worden, und doch Ihr einiger grundt die hl. schrifft blieben ist, also auch zu unsern zeiten haben die Papisten und secten ursach geben, das bekenntnuß und confutationes errorum gemacht sein, darin man auß der hl. schrifft alle irthumb widerlegt; und bleibt doch die hl. schrifft der einige Pfeiler und grundfest der warheit in der kirchen gottes und ist die einige norma veritatis.
Auß obgemelten buchern der Richtschnur lassen unß die Papisten nichts mehr dann die symbola und die bibel; sie lassen auch die Bibel nicht in anderer als nur in der alten Lateinischen Dolmetschung, auch in den Originalsprachen nicht anders, dann wofern sie sich mit ermelter Dolmetschung reimet, gelten; darzu lassen sie der schrifft khein andern verstandt denn der kirchen, welche sie an Römischen Bapst und Cardinal binden, gefallen, als zum Exempel Matthai XVI: Du bist Petrus und auf diesen fels wil ich meine kirchen bauen. Das legen sie allso auß, [Seite 45] das damit der Römische Bapst zum haupt der cristenheit soll bestelt sein. Weill solche meinung dem Bapst und seinem anhang gefellt, muß Ihnen alle andern außlegung ein verdampte ketzerei sein, ob man schon auß gewissem grunde die Außlegung der falscheit uberzeuget und die rechte außlegung anzeiget, wöllen sie doch recht behalten, also gehen sie fast allenthalben mit der hl. gottlichen schrifft umb, daß sie entweder mueß unaußgelegt und unverstanden bleiben oder auff ire verkherte meinung gezwungen werden, welchs zwar nichts anders ist denn das liecht scheuhen, damit Ihre bösen werkh nicht offenbar werden. Summa sie geben nicht zue, das die hl. schrifft sey norma veritatis, darnach man alle lehre richten und allen streit, so sich über der religion erhebet, schlichten soll, sondern sprechen, die Bibel sey materia litis, ein Zankhbuch, sey dunkhel, hab zweifelrede, da es nur an einem gueten ausleger stehe. Dagegen geben sie khein ander normam veritatis, denn die kirche, welche sie an Rom binden, nennen dieselbige den Pfeiler und grundtfest der warheit und wenn man sölche Lhermeinung grundlich erwiget, fueren sie die leutt nirgent anders hin denn ad scrinium pectoris pontificii, zum schrein des Bapstischen herzens, darin alle rechte sollen verborgen ligen; was der redet, das muß vom Himmel geredt sein, was er mit seinen Cardinälen, Jesuitern, Mönchen und Pfaffen auf conciliis und sonst beschleust und recht oder unrecht heißet, das muß also sein und bleiben, doch auch nicht lenger dans Ihm gefellet. Heist das nicht ein greuliche Tyranney in der kirchen geübet under dem Prächtigen namen und schein der kirchen? Darumb, wer seelig werden will, muß sich vor dieser gottlosen rotten als von der grundtsuppen aller lügen, verfuerung und gottlichs namens lesterung absondern, wie Paulus II Timothei II rathet, da er spricht: Discedat ab iniquitate omnis, qui nominat nomen Christi, es weiche von der ungerechtigkheit ein jegkhlicher, der den Namen Christi nennet, und Apocalypsis XVIII: Exite de illa populus meus, ut ne participes sitis delictorum eius et de plagis eius non accipiatis usque ad coelum et recordatus est Deus iniquitatum eius. Gehet auß von Ihr mein Volckh, daß ir nicht teilhaftig werdet Ihrer sünden, auf daß ihr nicht empfahet etwas von ihren Plagen, denn [Seite 46] Ihre sunde reichen biß an den himel und Gott gedenkht an Ihren freuel.
Mit diesen wortten wirdt allen Christen bey verlust ihrer seelen seligkheit gebotten, das sie sich von dem Antichristischen Reich absondern; wer khan aber ein besser khennzaichen haben, daran der Antichristische greuel müge bekhannt werden, als diß ist, das er das wort Christi nicht gelten lest, sondern dasselbig und alles dem gutdunkhen seines gottlosen herzens unterwirfft und spricht: Wens gleich Christo so gefelt, so will ichs doch anders haben, wie im Tridentischen und Costnitzer concilio die wortt vom Nachtmall des herrn klar ausweisen. So böse hats noch khein khetzer nie gemacht; denn die haben doch gemeinigkhlich als noch die schrifft für die normam veritatis gerühmet, ob sie Ihrer schon mißbraucht haben; aber der bapst will nicht allein die concilila sondern auch die heilige schrifft unter einer gewalt haben und heist bei Ihm kurzumb: Sic volo, sic iubeo, sit pro ratione voluntas, welchs woll die Christen in weltlichen sachen wie alle Truebsal und verfolgung geduldig leiden, aber in Religions- glaubens- und gewissenssachen gantz und garnicht vertragen sollen, sie wollten dann nicht mehr Christen und gottes diener sein.
Von den hauptstuckhen der Christlichen lehre kurze erinnerung. Nachdem wir nun unsere normam veritatis angezeigt, achten wirs nicht für notwendig oder rathsam, von allen artickheln der Christlichen lehre eine ausfuehrlich bekhantnuß alhie zu beschreiben und der kirchenordnung einverleiben, obschon solchs etliche hin und wider gethan haben. Sondern das achten wir genugsam und fürs allerrathsambste, das bücher in Norma veritatis genandt zusammengefasset und Treulich nachgedruckth werden, darauf man sich jederzeit zu referieren habe und darumb auch bey einer jegklichen kirchen neben der Agenden ein besonders exemplar niderleg und dem predicanten als in einer Bibliotheken zu verwahren und bei der kirchen zu lassen als einem getreuen depositario gebueret beföhle; dieß ist vill rathsamer, das man also bey einerlay form und wortten der bekhentnus bleibe, denn das ein jegkhliche kirche Ihr eigen bekhentnus habe, wenn schon die meinung übereintrifft, denn es ist baldt in solcher verentrung geschehen, das etwa ein dunkhele rede, ungewönlich wortt unbekhante form etwas verdacht macht oder in zweiffel setzt, darumb in den meisten sachsischen, preußischen und andern wollbestelten kirchen [Seite 47] nicht gestattet worden, neue confessiones zu schreiben, sondern nur die alte, nemblich die Augsburgische sambt den Schmalkhaldischen zu widerhollen, mit vermeldung und manhaffiger verdammung deren Ihrtumb und verfuerung, so unterdes der Teuffl erweckhet hat, die einfeltigen zu betrueben; so haben auch vor zeiten die vetter nicht neue symbola gemacht, sondern die alten immer widerholet und die Irthumb dawider entstanden verfluchet.
Diesem exempel nach gebuerts sich auch in dieser Landtkirchen, die alte confession als normam veritatis zu behalten und was teuscherey und Verfelschung daran und darwider der Satan versuecht hat, austruckhlich zu vermelden und die einfeltigen warnen, das sie das zill nicht verruckhen und durch verkherte rede die bekhantnus nicht verdunkhelen noch aufschrauben und in zweiffel setzen lassen. Diß ist auch gottes gebott als 1. Joh. II: Brüder, ich schreib euch nicht ein neue gebott, sondern das alte.
Von den irthumben so der reinen Augsburgischen confession als veritatis normae zuwider sind und von corruptelen, damit der teuffel ermelte confession zu verfelschen unterstanden. Was dann nun belangt die Irthumb, so der Teufel der reinen Augsburgischen confession zuwider erweckhet hat, als Serveti Arianismum, Swenkfeldii enthusiasmum, Antinomorum vaesaniam, der widerteuffer und sacramentierer lesterung, Osianders und Stankhers widerwertige verkherung des ampts und wolthat Christi und andere dergleichen Teuscherey und Teufelische verfuerung. Item die coruptelen, das ist die verkherte vergifte reden, damit der Teufel die Augsburgische confession hat unterstanden zu verdunkheln und zu verfelschen, alsdann ist das leidige Interim gewesen, welchs darnach hat die ergerlichen gezenkbe von gueten werkhen und mitteldingen, von freien willen, von der genade und rechtfertigung für Gott erweckhet und die einfeltigen irre gemacht und die kirche jemerlich zurissen und betruebet, da doch unterdeß der guetige heylandt Jesus Christi (sic!) durch dreue werkhzeuge gesteuert und das zurissen wider [Seite 48] geheilet. Solche irthumb und verfelschung all miteinander werden kurz und gründlich widerleget in den Duringschen buch, dessen oben sub norma veritatis gedacht wirdt, darumb nicht von nöten ist, das hier ein besondere refutatio solcher irthumben ausfuerlich geschrieben werde, ist genueg, das wir, dieser Landschafften Theologen und kirchen, unß erkhleren, das wir solcher irthumben unß nicht theilhafftig gemacht noch machen wöllen, sondern dieselbige verwerffen und verdammen mit der waren kirchen. So aber jemandt weiter davon lesen will, ist sehr nutzlich, das er die 6 predige doctoris Jacobi Andreae, so von solchen irthumben gepredigt und geschrieben, vleißig lese, und in methodis Simonis Pauli werden aus gewissen grundt alle dermassen irthumb widerleget, da auch dieselbigen sampt ihrem ursprung entdeckht und offenbar bekhant gemacht werden.
Doctor Jacobs predige sein auch darzue nutze, das man den irthumb erkhenne der Calvinisten, welche in Sachsen wolten einschleichen und gaben nicht zu Realem communicationem Idiomatum, damit sie der menscheit Christi die Maiestet, derer sie durch persönliche Vereinigung mit der gottlichen Natur teilhaftig werden, entziehen wollten, dargegen man sich auch für Schwenkfelds alzu hoch fliegenden geist hüeten soll, welcher nach der Eutychianer irthumb, so auß beiden Naturen ein machten, die exequation beyder Naturen in Christo hat erstreiten wöllen. Wie aber vor zeiten die heilige christliche Kirche nicht allein die Nestorianer, welche die Naturen Christi als zwo Personen von einander zogen, sondern auch die Eutychianer, welche dieselbigen zwo Naturen also vermischten, das nur eine darauß wardt, verdammet, also geburet auch jetzt der waren kirchen gottes eben als woll der Schwenkhfeldischen exequation, als der Zwinglianer und Calvinisten spaltung und trennung der Naturen in Christo zu verwerfen und zu verdammen; denn wie die Zwinglianer Nestorium also die Schwenkhfeldianer weckhen und fueren Eutychem gleich als auß der hellen wider in die kirchen und schuelen, auf die Kanzel und Cathedram. Von diesem irthumb soll man mit vleiß lesen der Wirtembergischen und Braunschweigischen [Seite 49] offentlich außgangene bekhantnuß, item Komnitii buch von beiden Naturen in Christo. Hie ist genug, das solche irthumb berueret und namhaftig gemacht werden, damit offentlich bekhant werde, das diser Lande evangelische kirchen der Augsburgischen confession inne behalten und solche irthumbe und verfelschung offentlich mit der waren kirchen gottes verwerffen und verdammen.
M. Matthias Flacius Illyricuus, da er als ein hochgelerter scharfsinniger eyfriger man wider Victorini Synergiam gestritten, des gueten willens, daß er den erbschaden nicht verkhleinern, der genade gottes und verdienst Christi nichts entziehen, den knechtischen zum guet erstorbenen willen des menschens nicht als frey hat rühmen und sich dardurch sicher machen und aller hoffnung der seeligkheit berauben lassen wöllen, ist er zu weit auf die ander seiten hinauß gefallen und mit aller macht erstreiten wöllen, der mensch oder des menschen Natur und Substanz oder sein fehle und vernunft sei selbs die erbsünde, und weil er sonst vil guets geschrieben, auch in einer gueten sach wider Victorinum stundt, da er in diesen irthumb heraus fiel, kriegt er baldt ein großen anhang von trefflichen umb die kirch wol verdienten mennern, darüber im das Herz wuchs, das er sich nicht hat der treuherzigen warnung und vermanung, von Nicolao Gallo und anderen vielen geschehen, weißen lassen wollen, sondern hat gern jedermann in seinen irthumb gezogen, wie er dann mit wunderbarlichen listen viele zu sich gelockhet, verdechtig gemacht und wenn sie der sachen noch ungewiß, etwaß an Ihn besonders geschrieben oder sunst etwa von der sach in utramque partem disputieret hatten, wo er nur etwas, das ein schein eins beifals hatte, kont erwischen, bracht ers flugs durch den druckh unter die Leute, darumb viel gueter herziger Theologen als Simon Musaeus, Jeremias Homberger und andere mehr ursach gehabt, offentlich von Ihrer Unschuld oder wie sie betrogen und verfüert, zu protestieren. Er aber ist in seinem irthumb, wie leider zu [Seite 50] besorgen, gestorben; wiewoll Mathias Ritther an etliche geschrieben, er habe sich den abent zuvor etwas bessers vernemen lassen, das eins widerruefs zu hoffen gewesen, wo er nicht mit dem Todt übereilet werden.
Ob aber nun woll viell hoch erlauchte menner als Johannes Wigandus, Tilemannus Hesshusius, Jacobus Andreas (sic), diesen Manicheischen irthumb gewaltig aus gewissem grundte der heiligen schrifft widerlegt haben, und man an derselbigen schrifften genug hat, jedoch weill etliche unruige wilde geister auch in disen Landen mit solcher seiten die einfeltigen irre gemacht und etliche verfueret, aufrichtig Lehrer verdechtig gemacht und in Gefahr leibs und lebens gebracht und zarten kirchen jemerlich betruebet, so sollen alhie die furnembsten gründe gesetzt werden, durch welche solche ketzerei auß der kirchen gottes verstoßen wirdt und damit niemandts sich bekhlagen künne, die sache sey ime zu hoch, er köns nicht verstehn, so sollen die grunde nur in unserm hl. catechismo gezeiget werden. Den ersten findestu inn den zehen geboten, da gott spricht zum menschen: Du solst nicht andere gotter haben, nicht begeren. Ich bin ein eyferiger gott, der die sünde der Vatter heimsucht an den khindern. Hir hörestu ja von gott selbs den unterscheidt der sünde und des menschen, denn den menschen nennet er mit seinem Naturlichen leib und seele, da er spricht: Nicht andere gotter haben, nicht begeren, item die sunde der Väter an den khindern. Denn ob hie jemandt wolt furwenden, der herr redete nicht von der Erbsünde, sondern nur von den wurkhlichen, wird er nicht bestehen, denn wir wissen, das das gesetze aller meist die erbsunde strafet, die von den Vätern in die khinder fortgepflanzt wirdt sampt dem Todt und verdamnis, wie Paulus bezeiget Röm. V und David Ps. 51, 14, 56.
So uns dann unsere norma veritatis ganz bleiben soll, nemblich der liebe catechismus, muessen wir fürwar diesen Irthumb verwerfen und verdammen und die beschreibung der erbsünde also lassen wir sie in der Augspurgischen Konfession und Schmalkaldischen artikeln gesetzt ist. [Seite 51]
Nun ist ie die erbsünde nicht nur ein schult frembder sunden, sondern ist fürnemblich die böse art, neygung, begierde, sucht und lust zusündigen, weliche der her rueret und aufweckt, wie das wasser das feuer im kalck aufwekhet, da er spricht, nicht begeren, welchs uns Paulus auch also ausleget Röm. 7. So spricht auch Christus Johan 16: Der heilige geist wirdt die welt straffen umb die sünde, das sie nicht glauben an mich, da ia die welt heisset alle menschen und der angeborne unglaube die sünde. Solchs wirdt auch bestetiget auß den wortten Christi Joh. 3: Also hat gott die welt geliebet, das ist alle menschen. Wer wolt aber so verkheret sein, das er den 5 Psalmen entgegenspreche, gott wehre ein liebhaber der sunde und boßheit. Den andern grundt zeuget unß das bekhantnus unsers christlichen glaubens Symbolum Apostolicum genandt; denn im ersten artickhel bekhennen wir, daß unß Gott geschaffen habe und den leib mit allen geliedern. die sehle mit all ihren natürlichen krefften, vernunft, sinnen, willen gemacht und gegeben habe, auch erhalte auß vätterlicher guete, dafur wir ihm danckhen und solcher gaben und gelieder zu seinem wolgefelligen dienst gebrauchen. Nun ist aber offentwar, daß Gott die sünde nicht geschaffen oder gemacht und gegeben noch dagegen ein vatterliche liebe hat. Denn er hat sie ie verbotten Gen. 2, zurnet druber Gen. 3, hat khein gefallen daran Ps. 5, und wie solt iemandt für die sünde als ein guet geschenckhe des schöpffers dankhen oder wie soll einer mit der sünde Gott dienen und gefallen khönnen? Weil den Gott den menschen mit allen natürlichen beyd innerlichen und eusserlichen Krefften geschaffen und aber die sünde nicht geschaffen hat, so mueß ie folgen, das der mensch oder sein natürlich vernunft nicht selb die sünde sey.
Wir wissen auß dem 3. Capitel Geneseos, das die sünde durchs teuffels verfuerung ins menschen seele und substanz erweckht und angezündet ist. Solt nun die sunde nichts anders dann der mensch oder des menschen seel, vernunft und sinne selbert sein, so müßte der teuffel den menschen geschaffen und ihm die vernünftige seele und natürliche sinne gegeben haben; wehr aber das nicht ein schrecklich ding, das wir den teuffel für unsern schöpffer solten erkhennen und da wir zuvor gesagt, ich glaube, das mich gott geschaffen, solten wir nun sprechen, ich glaub, das mich der teuffel geschaffen, mir leib und seel, augen und ohren mit allen [Seite 52] geliedern, vernunfft und alle sinne gegeben hatt und noch erhelt. Jesus, Jesus, Jesus! Der grausamen lesterung wolte das sein! Das durffen die ehlenden verblendeten laut sprechen, der teufel hab Adams und Euen substanz und naturlich wesen in ein ander wesen verwandelt, als wenn einer auß einem menschen einen affen machete, der darnach andere affen durch naturliche geburt zeugete. Pfui der schande! soll einer so grob anlauffen, Gott erkhent ie noch den Adam für sein geschöpff, da er in suechet und spricht: Adam, wo bistu? er findet ie auch denselbigen Adam, den er geschaffen hatte und zeucht ihn unter den buschen herfur zu seinem richterstuell; so saget ie unser artickhel anstat eins ieglichen auch sündhafftigen menschens: Ich glaub, das mich Gott geschaffen hat sampt allen creaturen, das ist, wie er andere creaturen geschaffen hat, also auch mich und hat doch die sünde nicht geschaffen, sondern die ist vom teufel und meineidigen willen der ersten menschen und ist darnach durch die zwei menschen khommen in die welt, das ist in alle andere menschen, so naturlich von ihnen gezeuget werden, Röm. 5 darauß offenbar, daß der teuffel weder durch verwandelung der wesentlichen gestalt noch auf einige andere weise ein neue substanz im menschen gemacht hat, sondern hat ihn am geist gethötet, des waren göttlichen liechts und lebens beraubet und was an ihn überblieben von Gott zu sich gewendet, ihm anhengig und dienstbar gemacht mit Ketten der finsternus, die niemandts dann Gott auflösen khan, an sich gebunden, das er sein mancipium und jumentum, leibeigen knecht und esell worden, zuthuen mit herzlicher lust nach all seinem (des teuffels) willen und gefallen. Solcher geistlicher todt sampt allem jamer, zeitlichen todt und hellischer ewiger verdamnis ist aus dem gerechten urtl Gottes erfolget über den meineydigen abgefallenen menschen, welchs Genes. 2 und Genes. 3 beschrieben ist.
Ob aber woll durch einen menschen in die andern die sünde fortgepflanzet wirdt, so ist doch derselbig mensch nicht der anderen menschen schöpfer, der sie mache. Es ist vil ein anders Vatter, dann schöpffer. Adam hat Seth gezeuget, aber Gott hat den Seth geschaffen und gemacht auß Adams samen in muetter leibe. Also ists umb alle menschen. So hat demnach Seth allein von Adam die sünde, aber sein leib und seel hat er nicht allein von ihm, [Seite 53] sonder von der schöpffung Gottes, ohn welche Adams Same nicht wer zum persönlichen menschen worden. So soll einer doch schier greiffen, das ein großer undterscheidt zwischen des menschen substanz und der sünden ist.
Es wehre ie erschröckhlich zugedencken, das Gott ein wesentliche gestalt, so des teuffels werkh solte sein, fortpflanzete, noch viel erschröckhlicher, das man halten soll, er liese den teufel mit der fortpflanzung des menschen seines gefallens walten; wie wolte sich das mit Jobs bekhentnus am X capitel mit Dauides ps. 119 item 139 reimen? In dem andern artickhel unsers christlichen glaubens bekhennen wir, das Jesus Christus warer Gott vom vatter in ewigkheit geborn auch warer mensch von Maria der Jungfrauen geboren sey. Waß heist aber ein mensch? Aller ding wie Cain, Saul, Judas, Arins und wir alle, außgenommen die sünde, denn Christus ist volkhommener mensch worden ohn sünde, Heb. 4, Phil. 2 darauss unwiderleglich folget, das substantia hominis quantumvis corrupti non sit peccatum, das die substanz des menschen, ob er schon gar verderbet ist, nicht selbs die sünde sey.
Es seint gar klare zeugnis vorhanden, das christus kein sunde gehabt noch gethan 2. Cor. 5 Jes. 53 Johan. 8 und aber gleichwol warer mensch worden sey, unß armen sündern in allem gleich, ohn das er nicht sunder ist oder sunde in sich hat. So khan ie warlich ein iegklicher hierauß schliessen, das sunde und mensche nicht ein Ding sey. Waß sich doch die, welche sagen, der Sohn Gottes hab ein ander fleisch und bluet an sich genommen, das nemblich dem ersten fleisch, so Adam vor dem Fall gehabt, gleich sey; sagt doch der Heillig geist Heb. 2: Er hab den samen Abrahams angenommen; ist dann Abraham nicht Adams bluet und fleich? Lutherus in Genes. 38 sagt, auß Judae lenden sei khommen die natur, die christus hab an sich genommen: aber er habe sie von sünden gereiniget und die sünde nicht angenommen. Lieber, wer ist doch der gewest, den christus der sohn Gottes mit seinem bluet erlöst hat auß des teufels gewalt, auf das er sein (des herrn christi) eygen sey und unter ihm in seinem reich lebe und ihm diene in ewiger gerechtigkheit, unschuldt und seeligkheit, gleich wie er ist aufferstanden, lebt und regiert in ewigkheit, das ist [Seite 54] gewislich war?' Ist die sünde erlöst auß des teuffels gewalt, ist dann der teuffel nicht mehr derjenige, der zur sünden reitzet, ist die sünde des herren christi also eigen worden, das sie unter ihm lebe und ihm diene in ewiger gerechtigkheit, unschult und seeligkheit, Jesus, was will darauß werden? Khan die sünde Gott dienen, under christi reich leben, unschuldig und seelig sein in ewigkheit? Es soll sich doch einer entsetzen vor solcher blindheit, 2. Corinth. 4. Ich meine, der teuffel beweise sich als ein Gott diser welt, der die hertzen derer, so ihrem freien willen nachgehen, blenden khan. Ich meine, Gott sey ein ernster richter über die, so halstarrig sein und sich nicht weisen lassen wollen. Johannes 1 Epist. 1 sagt, das bluet Jesu christi seines sohnes macht uns rein von allen unsern sünden. Der engel Gabriel sagt Matth. 1: Er wirdt sein volckh seelig machen von ihren sünden. Lieber, waß ist das gesagt? wirdt er den menschen ausfegen, das er nicht mehr mensche sey und menschliche Substanz habe? Das sei ferne! Er will das silber reinigen Mal. 3, nicht gar zu nichte machen. Im 3. artickhel bekennen wir, der heillig geist hab uns durchs wortt erleuchtet, mit seinen gaben geheiliget und erhalten. Sollt er woll die sünde erleuchten, mit seinen gaben heiligen und erhalten? O heilliger geist, öffne doch die augen der verblendeten, die in solcher finsternis sitzen, handele nicht mit uns nach unserer undankhbarkeit verdienst, sondern nach deiner grossen barmherzigkheit, öffne uns die augen des herzens, das doch auch die verfüereten sehen, wie gar in grobe irthumb sie sich versenkhen. Der heillige geist samblet ihm ein kirche und gemeinschaft der heilligen, samblet er ihm dan ein hauffen sünde? seint vill sünde ein gemeinschaft der heilligen? bekhombt sünde vergebung der sünde? wirdt sünde auferstehen vom todt und ewigs leben haben? wer hat gemeinet, das der teuffel auch hoche leutte also verblenden solte? darumb last uns in furcht und zittern für Gott wandelen, dann er ists, der in unß wirckhen mues beyd das wollen und das volbringen; ohn ihn khönnen wir nichts guets thun. Job sagt cap. 19: ich weiß, das mein erlöser lebet und er wirdt mich hernach auß der erden aufferweckhen, und werde darnach mit diser meiner haut umbgeben werden und werde in meinem fleische Gott sehen; denselbigen werde ich mir sehen und meine augen werden [Seite 55] in schauen und khein frembder. Wer disen Spruch vleissig erwiget, der sollt in verstehen, das sünde vill einanders sey, denn des menschen substanz oder wesen, nemblich leib und seel; denn der glaubig mensch, wie Job ist gewesen, wirdt ganz aufferstehen, ohn alle sünde. Wie khann dann die sünde sein substanz sein? denn das einer sagen wolt, Gott würde dem menschen, den er will seelig machen, ein neuen leib und seel machen, das ist nichts, weil hie Job sagt, das er eben in dem fleische, so er ietzt hab, Gott sehen werde, und wir glauben ein aufferstehung des fleisches, das wir ietzunder am halse tragen.
Den dritten grundt zeigt uns das heillig gebet Vatter unser. Seint sie sünde, die also Gott anreden, so mues gott ein vatter der sünden sein. Wolte einer sagen, weil sie wider geboren seint, so seint sie nicht sünde, so weisen wir denselbigen leib und seele, welche sie vor der widergeburt gehabt; und der da spricht, vatter unser, der spricht auch, vergib unß unser schuldt und David ps. 51: tilg ab meine missethat. Er bitt aber ie nicht, das er ihm sein substanz vertilge, das er nicht mehr ein mensch sey. Also sagt er, erlöse unß vom übel, das ist freilich auch von der erbsünde, welche das allergroste übell und alles andern übels ein ursprunckh und quel ist. Soll nun die sünde von unß abgesondert und wir dieselbigen menschen ohn sünde werden und bleiben, so muß ie sünde nicht des menschen substanz sein. Solchs folget auch auß der absolution, Item auß der tauf und abentmall des herren; denn ie die sünde nicht loßgesprochen wirdt, sondern der mensch von den sünden. So wirdt ie die sünde nicht getauffet noch mit dem leib und bluet unsers herrn christi gespeiset, das sie khrefftig sey und ewig lebe, sondern der mensch waschet seine sünde ab durch die tauffe, und tröst sein gewissen mit vergebung der sünden, sterkht sich am inwendigen menschen mit des herren christi leib und bluet. Auß dem allen erscheint khlerer als der mittag, das die menschliche substanz nicht selbst sei die erbsünde. So unß dann nun unser Norma veritatis ganz bleiben soll, nemblich der liebe Catechismus, müssen wir fürwar diesen irthumb verwerffen und verdammen und die beschreibung der erbsünde also lassen, wie sie in der Augsburgischen Confession und Schmalkhaldischen artickheln gesetzt wird.
Also haben wir theologen dieser landschaften, welche, wie obgemeldet, zu diesem werckh ordentlich erfordert seindt, uns von unser und unser mitbrieder wegen der lehr halben erklehret, darauß unser aller lehr, gleichförmigkeit genugsam erscheinet, darby wir auch durch gottes hülf biß inn unsere endte zuverharren gedenckhen, wenn schon nümer nichts davon beschrieben würde; den diß ist die einigkeit, die da nottwendig und durch auß ganz in alen stückhen muß für und für gesucht und erhalten werden; wenn hierin auch das aler geringste pünctlin verruckht würde, so wehr es schon umb die wahre einigkheit geschehen, darumb ein aufrichtig lehrer und bekenner des Evangelions Christi sich hierin garab nicht muß bereden lassen, daß er in etwaß weichen oder nach geben wollt, und wo man die reine lehre und wahre einigheit deß Geistes in der khürchen erhaltten will, da sol man sehen, daß einer mitt dem andern allso stimme, und, wehr nicht gleich mit zu stymmet, abgesetzt werde; dahin auch eigentlich beharret, daß Paulus sagt, ein wenig saurteig verseuret den ganzen teig Gal. 5. Diese einigkeit hatt auch Augustinus vor zeiten allein von den lehrern erfordert in allen khürchen, in ceremonien aber und eusserlicher verwaltung hatt er uf eine gleichförmigkheit alß ein nottwendige sache gar nicht gedrungen, sonder einer jeglichen khürchen ihre weiße frey gelassen, ja auch für eine zierde gerechnet, wens schon mancherly weißs gehaltten werdt, nur daß verhuettet würde, ales, waß dem [Seite 122] wahren glauben und gottseligkeit entgegen wehr, dahin er dan den spruch psal. 45 zeucht: tota pulchritudo filiae regis, seu ut nostra habet translatio: omnis gloria filiae regis ab intus in fimbriis aureis circumamicta varietatibus, welchs uff deutsch also lautet: deß kinigs dochter ist ganz herlich innwendig, sie ist mit gülden stückhen bekleidtet, man fieret sie in gestickhten kleidern zum keinige, daß ist nach der außlegung Augustini, so viel, die nottwendige einigkeit der christlichen kürchen stehet aler Ding im glauben und lehre, nemblich in der Norma veritatis, grundtfest und pfeiler der Wahrheit, davon wir anfencklich meldung gethan; in ceremonien aber und eusserlicher ordnung haltts ein jegkliche kürche nach gelegenheit deß ortts, der zeit, der leutt und anderer umbstende, wenn nur die Lehre und glaube dermassen ist, daß man dardurch die leutt zum künige, dem heren Christo, füere, so liegt nichts daran, daß in einer kürchen dieße und in der anderen ein andere weiße sey. Ja, wie es woll stehet, wenn die brautt am gebräm ihres rokhs und den eussersten enden der außwendigen bekhleidung gollt, sammett, seidten und mancherley farrben hatt, daß sie in gulden stückhen und gestuckhten mit berrlin und edlin gesteinen gezieret kleidern daher zum brüedigam gefüertt württ, Also gibts ein zierde der algemeinen christlichen kürchen, welche deß herren Christi brautt ist, wenn allenthalben ein glaube, ein wortt oder Lehre, ein tauffe, ein geist ist, dardurch sie allein zu Christo ihrem breudtigam und nicht beneben hin gefuert würdt und aber nach gelegenheitt der mancherley lande und volckher mancherley weiße im eusserlichen wandel und verwaltung der kürchenempter ist, wenn nur die brautt zum rechten brüedigam gefiert württ, daß dan allein durch gesunde lehre und glauben geschieht, so stehetts alenthalben woll und ist die eusserliche ungleichformigkeit mehr ein zierde dan ein übelstandt; wo man aber auff die eusserliche gleichförmigkeit dringt und der innerlichen nicht achtet, wie die papisten thun, da stehet die sach gar übel, wan schon die eusserliche weiße in ihrer gleichförmigkeit ein prächtigen schein hatt und hoch gerühmet würdt; den da würdt die brautt nicht dem rechten brüedtigam, sondern seinem feindt, dem teuffel, zugefüeret; wehr wollt deß lachen, dan der teuffel selbert alein? Dieße lehre hatt Augustinus von Ambrosio seinem seelhirtten gelernet und derselbige, wie auch andere hatts von den vatern, so für im gewesen sein, wie dan Eusebius, Socrates und Sozomenos viel schreiben, [Seite 123] da etliche geister nicht auß gottseligem euffer uff ein gleichförmigkeit in mitel dingen, alß uff ein nottwendigkheit sehr drungen, großen streitt und lerme hin und wider in der khürchen erregten, daß gottfürchtige, friedt liebende, vernünftige bischoffe und lehrer die sache zum friede also bracht, das sie nur gerathen, uff den glauben und gesunde lehr achtung zu geben und dan einer jegklichen khurchen ihre weiße nach dem einer jegklichen Gelegenheit erfordert frey liessen und ziehen Ireneum und Polycarpum an, welche solche christliche weißheit und bescheidenheit in dem kürchenregiment gebrauchet haben; daher deß Irenaei meinung berümpt worden: jeiunii disonantia (!) fidei consonantiam minime rumpit, welches von allerley ceremonien und eusserlicher kürchenzucht gleichsfalß verstanden würdt, und zwahr dieße lehre haben die väter auß gottes wortt gelernet, wie dan Polycarpus sein lehre von Johanne dem apostel und evangelisten zu Epheso gelernet und härnach den Irenaeum gelehret hat; den Paulus sagt von der nottwendigen gleichförmigkeit, so in glauben und gesunder lehr stehet, Philiper 3 also: wievill nu unser volkhomme seindt, die laßet uns alßo gesünet sein, und solt ir sonst etwaß halten, daß lasset euch gott offenbaren, doch so ferne, daß wir nach einer regel, darein wir khommen seindt, wandelen und gleich gesünet seyen und zun Ephes. 4: Seyt vleißig zu halten die einigkeit im geist durch das band des friedes; ein leyb und ein geist, wie ihr auch beruffen seidt uf einerley hoffnug euers beruffs, ein her, ein glaube, ein tauffe, ein gott und vatter unser aler, der da ist über euch ale und durch euch ale und in euch alen. Item in 2. Timotheo 1: halt an dem fürbülde der heilsamen wortte, die du von mir gehört hast vom glauben und von der liebe in Christo Jesu; diesen guten beylag bewahre durch den heiligen geist, der in uns wonnet; item 2. Timotheo 3: bleibe in dem, daß du gelehrnet hast und dir vertraut ist. 1. Thimothe 6: Ich gebiete dir für gott, der ale dinge lebendig machet und für Jesu Christo, der under Pontio Pilato bezeuget hat ein gutt bekenntnus, daß du haltest diß gebott ohn flecken unvertadelich biß auf die erscheinung unsers heren Jesu Christus. Timothee, Bewahre, das dir verthrawet ist und meide die ungeistlichen, loßen geschwetze. 1. Timotheo 5: ich bezeuge für Gott und dem herrn Jesu Christo und den außerwelten engeln, daß da solches haltest ohn eigen gutt dunkhel. 1. Thimotheo 1: diß gebott befellhe ich dir, mein son Timothee, nach den vorigen weißsagung über dir, [Seite 124] das du in denselbigen eine guete riterschaft übest und habest den glauben und guet gewissen, in der ander Timoth. 4: so bezeuge ich nun fur gott und den herrn Jesu Christo, der da zukunftig ist zu richten die lebendigen und die todten mit seiner erscheinung und mit seinem reich, predige das wort, haldt an, es sey zu rechter zeit oder zur unzeit. Gal. 1: So auch iemandt evangelium prediget anderst dan das ir empfangen habt, der sey verflucht! Joan. in epist. 2: Wer übertritt und bleibet nicht in der lehr Christi, der hat keinen Gott. Wer in der lehr Christi bleibet, der hat beide den vatter und den sohn; so iemandt zu euch khomet und bringt dise lehr nicht, den nemet nicht zuhause und grüesset in auch nit, den wer in grüesset, der macht sich theilhaftig seiner losen werke. Auß disen und dergleichen sprichen lernen wir die nottwendige gleichformigkeit des glaubens und lehre oder bekenntnus, davon auch der herr Christus sagt: Luc. am 10. Unum est necessarium, eins ist vonnötten. Von ceremonien aber und euserlicher weise, sagt Paulus zum Colloss. am 2: So lasset nun niemand euch gewissen machen über speise oder dranck oder über bestimbten feiertag oder neumonden oder sabbather, welches ist der schatten von dem, das zukunftig war, aber der cörper selbst ist in Christo. Lasset euch niemand das zill verrucken, der nach eigner wall einher gehet in demuet und geistlichkeit der engel; so ir den nun abgestorben seit mit Christo den satzungen der welt, waß lasset ir euch den fangen mit satzungen, als lebeten ir noch in der welt, die do sagen, du sollt das nicht angreifen, du soll das nicht kosten, du soll das nicht anruren, welchs sich doch alles under handen verzeret und ist menschen gebott und lehre, welche haben einen schein der weißheit durch selb erwölte geistlichkeit und demuet und dadurch, das sie des leibes nicht verschonen und dem fleisch nicht seine ehre thun zu seiner notturft. In der 1. Timoth. 4: Der geist aber saget deutlich, das in den letzten zeiten werden etliche von dem glauben abtretten und anhangen den verfurischen geistern und lehren der teuffel, durch die so in gleisnerei lugenreder seint und brandtmall in ihren gewissen haben und verbieten, ehlich zu werden und zu meiden die speise, die gott geschaffen hatt. Der ungestlichen und altvätterischen fablen entschlage dich. Auß disen und dergleichen sprüchen lernen wir, das Paulus nicht allein die Menschen satzung verwirffet, die gottes wort entgegen sein, sondern auch, wenn iemandt auf die, so etwa ohn sünde einem andern zur liebe möchten [Seite 125] gehalten werden, als auf notwendige sachen drunge, woll ers ganz und gar nicht gestatten, weil solch nötigen der christlichen Freiheit zu wider und under dem schein der eusserlichen ordnung und gleichformigkeit nichts anders dan verdunckelung und vertilgung des reinen evangelii und waren seeligmachenden glaubens gesuecht wird. Darumb sagt er auch zum Gal. am 2. capitel: Es werd auch Titus nit gezwungen sich zu beschneiden, ob er woll ein Grieche war; denn da etliche falsche brüeder sich mit eindrungen und neben eingschlichen waren zu verkundtschaften unsere freiheit, die wir haben in Christo Jesu, das sie unß gefangen nemen, wichen wir denselbigen nicht eine stunde underthan zu sein, auf das die wahrheit des evangelii bei euch bestünde. Da aber Petrus gen Antiochiam kam, widerstund ich ihm underaugen, denn es war klage über ihn komen. Den zuvor, ehe etliche von Jacobo kamen, aß er mit den heiden. Da sie aber kamen, entzog er sich und sondert sich, darumb das er die von der beschneidung fürchte, und heuchelten mit ihm die andern juden, also das auch Barnabas verfueret werdt mit ihnen zu heuchlen; aber da ich sahe, das sie nicht richtig wandleten nach der wahrheit des evangelii, sprach ich zu Petro fur allen offentlich: so du, der du ein jude bist, heidenisch lebest und nicht judisch, warumb zwingest du dan die heiden, judisch zu leben?
Ob aber woll der liebe apostel da so ernst gewesen ist, weils die nott des evangelions wahrheit zu verteidigen forderte, hat er doch anderswo, damit er die schwachen nicht ergere, beide, beschneidung und andere weise, willig gehalten, damit also auf beiden seitten die christliche freiheit in diesen sachen bestünde, denn hierin weder zur rechten noch zur linken ein zwang oder nottwendigkeit gesucht werden soll; wolle iemandt sagen, es were solch eusserliche weise also und nicht anderst zu halten, notwendig zur seeligkeit, der stritte wider den glauben, welchs unzeittige gesetzprediger das evangelium zu verdunkelen zur apostelzeit understanden. Act. a. 15, Gal. 4, Phil. 3. Wolle aber hergegen iemandt sagen, es were zur seeligkeit notwendig, solche dinge allezeit bei jedermann an allem ort, es driege sich zu, waß da woll, zu meiden, der süchte die liebe an, welche mit den schwachen gedult hat und ohn verletzung des gewissens ihnen vill zu liebe freiwillig helt; und zwar dise seind eben so hardt wider den glauben als die andern, weil sie sündt machen, da keine sünde ist, wöllen die gewissen verstricken in sachen, über welche kein gewissen zu nennen ist, wen nur der glauben und glaubens lehre [Seite 126] gesundt und die liebe des nechsten knecht bleibet; diesen unzeittigen gebrauch der freiheit straffet Paulus mit wortten und thatten villmall; als Act. ap. 16 lest er Timotheum beschneiden, damit er die juden, so noch schwach im glauben waren, nicht ergerte. Act. ap. 18 et 21 bezalet er sein gelübte, lest sein haubt bescheren nach der juden gebrauch. In der 1. Cor.9: Den wiewoll ich frei bin von iederman, spricht er, hab ich doch mich selbs iedermann zum knecht gemacht, auf das ich ihrer vill gewünne. Den juden bin ich worden als ein jude, auf das ich die juden gewunne; deren die under dem gesetz sind, bin ich worden als under dem gesetz, auf das ich die, so under dem gesetz sind, gewinne; denen die ohn gesetz sindt, bin ich als ohne gesetz worden; (so ich doch nit ohn gesetz bin für gott, sondern bin in dem gesetze Christi), auf das ich die, so ohne gesetz sindt, gewinne. Ich bin iedermann allerlei worden, auf das ich allenthalben ja etliche seelig mache; solchs aber thue ich umb des evangelii willen, auf das ich sein teilhaftig werde. Eben diesen rath gibt er auch allen anderen Christen, als in derselbig epistel am 8. capitel spricht er, die speise fordert unß nicht for Gott; essen wir, so werden wir darumb nicht besser sein; essen wir nicht, so werden wir darumb nichts weniger sein; sehet aber zue, das dise eure freyheit nicht geradt zu einem anstoß der schwachen; wen ir aber also sündiget an den brüedern und schlegt ihr schwages gewissen, so sündiget ir an Christo. Darumb, so die speise meinen brueder ergert, wolte ich nimmer mehr fleisch essen, auf das ich meinen brueder nicht ergere. Und in der 1. Corinth. 10 spricht er: ich hab es zwar alles macht, aber es frommet nicht alles; ich hab es alles macht, aber es bessert nicht alles; niemandts sueche, waß sein ist, sonder ein iegklicher, waß des andern ist. Ir esset nun oder drinket oder was ir thuet, so thuet es alles zu Gottes ehre; seit nicht ergerlich weder den jud noch den griechen noch der gemeine gottes, gleich wie ich auch iedermann in allerlei mich gefellig mache, und sueche nicht, waß mir, sondern waß vielen frommet, das sie selig werden; seit meine nachfolger, gleich wie ich Christi; und denen, so sich unzeittiger freiheit gebrauchen, das sie irgendts einer kirchen gemeinen brauch und weise sich wegern zu halten, wöllen sonderlinge werden, richten zank und unruhe an ohn alle ursachen, antworttet er nichts mehr den diß, in der 1. Corinth. 11: Ist aber iemandt under euch, der lust zu zanken hat, der wisse, das wir solche weise nicht haben, die gemeine gottes auch nicht. Zum [Seite 127] Röm. 14 et 15: Redet er vill von disen sachen, wie man darin der christlichen freiheit recht gebrauchen und nicht ein fleislichen mutwillen zu betruebnus der schwachglaubigen under dem schönen mandel der christlichen freiheit treiben soll. Den schwachen im glauben, spricht er, nemet auf und verwirret die gewissen nicht; einer glaubet, der möge allerlei essen, welcher aber schwach ist, der isset kraut; welcher isset, der verachte den nicht, der da nicht isset, und welcher nicht isset, der richte den nicht, der da isset, den Gott hat in aufgenommen. Wer bistu, das du ein frembden knecht richtest; einer helt einen tag für den andern, der ander aber helt alle tag geleich, ein iegklicher sey in seiner meinung gewiß; welcher auf die tage helt, der tutß dem herren und welcher nicht drauf helt, der thuets auch dem herren; welcher isset, der isset dem herren, den er danket Got, welcher nit isset, der isset dem herren nicht und danket Gott; den unser keiner lebet ihm selber. Du aber, waß richtestu deinen Brueder oder du ander, was verachtestu deinen brueder? wir werden alle fur den richterstul Christi gestelt werden. Darumb lasset unß nicht mer einer den andern richten, sondern das richtet vill mehr, daß niemandt seinen brueder einen anstoß oder ergernus darstelle. Ich weiß und bins gewiß in dem herren Jesu, das nichts gemein ist an im selbs, ohn der es rechnet für gemein, demselbigen ists gemein; so aber dein brueder über deiner speise betrüebt wirdt, so wandelst du schon nicht nach der liebe; lieber, verderbe den nicht mit deiner speise, umb welches willen Christus gestorben ist. Darumb schaffet, das eur schatz nicht verlestert werde, denn das reich Gottes ist nicht essen und drinken, sonder gerechtigkeit und Friede in dem heiligen geiste; wer darinnen Christo diener, der ist Gott gefellig und den menschen werdt, darumb lasset unß dem nachstreben das zum friede dienet und waß zur besserung untereinander dienet. Lieber, verstere nicht umb der speise willen Gottes werk, es ist zwar alles rein, aber es ist nicht guet dem, der es isset mit einem anstoß seines gewissens; es ist vill besser, du essest kein fleiß (!) und drinkest kein wein oder daß, daran sich dein brueder stosset oder ergert oder schwach wird. Hastu den glauben, so hab in bei dir selbs für Got. Seelig ist, der im selbst kein gewissen macht in dem, das er annimmet; wer aber darüber zweifelet und isset doch, der ist verdambt, den es get nicht auß den glauben; was aber nicht auß dem glauben gehet, das ist sünde; wir aber, die wir stark sind, sollen der schwachen gebrechlichkeit tragen, und nicht gefallen an unß selber haben; es stelle sich aber ein iegklicher under unß also, das [Seite 128] er seinem nechsten gefalle zum guetten zur besserung, den auch Christus [nicht] an ihm selber gefallen hatte. Darumb nemmet euch undereinander auf gleich, wie auch Christus hat aufgenommen zu Gottes lobe.
Diese lehre und exempel des apostels Pauli sindt alle zeit hoch in der kirchen Gottes gehalten, darauß Polycarpus, Irenaeus, Ambrosius, Augustinus, Lutherus in gleichen fellen gueten radt beide für schwache und starke gegeben haben und wie sie die unvernünftigen gesetztreiber auß verangezogenen spruchen gestraft haben, also haben sie nicht weniger die frechen verächter aller schwachen und die so auß der christelichen freiheit ein fleischlichen ergerlichen mutwillen gemacht haben, hierauß ires gottlosen frevels überwiesen. Lutherus hat zu unser zeit nicht allein der papisten notzwang, da sie auf menschen satzung als weren sie zur seeligkeit vonnötten gedrungen, ernstlich gestraffet, und in dem die ware seeligmachende gerechtigkeit und christliche freiheit erörtert und offenbaret, er hat aber auch nicht weniger ernst gebraucht gegen die bildstürmer und kirchenwuester, als Carlstat und seinesgleichen, da er gesehen hat, das sie von einem ehrgeitzigen, frechen, frevelen, zänckischen, unrubigen, aufrurischen geist getrieben wurden, denen kein kirchrecht reformiert ware, sie wer den wie ein verwuesteter stadel oder scheuren zugerichtet, und frevelich iederman urteillen, dem teuffel gaben, die noch ein khorrock oder etliche ander ceremonien dulteten, ob schon solchß mittel dinge sind, die außer dem fall der ergernuß weder geben noch nemen, und, do Carlstat die elevation des cacraments für sich selbs wolte für ein gotloß werk und todtsünde aufschreien, ließ er sie ihm zu drutze bleiben noch ein zeitlang, damit auch in solchem fall unser christlichen freiheit nichts benommen und Carlstat sampt seinen schwarm nicht zum neuen pabst wurde, sünde zu machen, da kein sünde ist, und solche grosse ergernuß zugeben; es hat der frumme Lutherus wie auch Pomeranus, Vitus Dietrich gar fein sauberlich und weißlich gefaren in der reformation und abgetan der päbstischen greuel; waß mittel ding gewesen, hat er nicht abgetan umb der schwachen willen, und damit will gewunnen wurd, hat er vill dings, das man auch entraden kan, ein guette zeit bleiben lassen. Solchs exempell sollen woll wahrnemen, die auch zu dieser zeit an disen und anderen ortten, da man noch das pabstumb umb sich hat und nicht allenthalben lange zeit die evangelische lehre und freiheit geprediget und gnugsam erkläret hat, die [Seite 129] kirchen geschefft anzuordenen beruffen werden. Was nun Paulus da in einem fall, nemblich von speise, fasten gesagt, kan man auf alle dergleichen fälle ziehen: als, wer den chorrock, liechte, westerhembt, handtauflegen und dergleichen ceremonien nicht braucht, der verachte den nicht, der sie brauchet, und hergegen, wer sie brauchet, der richte die nicht, so sie nicht gebrauchen, ein iegklicher sehe, das er das reich Gottes durch waren glauben in sich habe und der waren gerechtigkeit, die fur Gott gilt, nemblich der vergebung der sünden durch Christum sich tröste und sein herz zufriden stelle, ware freidt im heiligen geist, dessen tempel er worden ist, habe und diene dem herren auß diesem waren glauben auch in eusserlichen kirchengebreuchen und ceremonien, kein unruhe anstifte, dem schwachen kein anstoß setze, niemandts ergernuß gebe, gern iedermans knecht sey durch die liebe, das viele bekeret und christo gewunnen werden. Was aber die formen und ordenung belangt, die sacrament zu reichen, den catechismum zu lehren und zu examenieren, das wort zu predigen und mit singen und lesen zu treiben, das es reichlich under unß wohne, ist nicht vonnöten, das ein einige weise und masse allen kirchen allenthalben furgeschriben werden; denn das seint mancherlei farbe von außwendigen gebreme an den guldenstück, darin Christo dem könig seine braudt fur aller menschen augen zugefuert wird, welcher braut herligkeit und schöne nur inwendig und allein dem breutigam und ir selbst bekant ist, nemblich der glaube, welcher ware gerechtigkeit und dardurch friede und freude dem herzen bringt im heilligen geiste; zu der außwendigen zierde ist genug, das man die regeln sanct Pauli helt, die er hiezu gibt, in der 1. Corinth.14: Lasset es alles geschehen zur besserung; trachtet darnach, das ir die gemeine bessert, auf das ihr alles reichlich habt. Item: Got ist nicht ein Gott der unornung, sondern des friedes, wie in allen gemeinen der heiligen; darumb, lieben brueder, lasset alles ehrlich und ordentlich zu gehen.
Wo dann einer in ein gemeine kombt, do begere er ihm nicht ein sonders zue machen; klügele, maistere, tadtle nichts unberuffen, richte oder verachte nicht freuelich, mach kein gezenke noch unruhue über unnötigen sachen, gebe kein ergernuß, sondern suche den friede und jage in nach, angesehen das Gott ist ein Gott des friedes; halte sich gern an die ornung und weise, die er da findet, wie des Ambrosii rath, welchen er Augustino und seiner muetter gab: wen ich zu Rom bin, sagt er, so faste ich mit inen am sabbath, wen [Seite 130] ich zu Meilandt bin, so faste ich nicht am Sabbath; so thuet ihr auch, zu welcher kirchen ir kombt, derselbigen sitten, weise und gewonheit haltet, wen ihr anders nicht geergert wolt werden oder anderen ergernusse geben. Diß haben die Theologen etwaß weitleuffiger wollen vermelden und erinnern, damit in disem notwendigen und ganz christlichen furnemen wohlbetrachtet werde, waß rechte einigkeit und gleichförmigkeit sey, welche das rechte merkzeichen der waren christlichen kirchen ist, und das ia nicht in solchem fürnemen der papisten lesterung mehr den sich gebueret betrachtet werde, welche nur mit irem eusserlichem meßhalten und unnutzen larven grosse einigkeit furgeben und wen mans beim licht besuehet, haben sie weder under sich selbs noch mit Gott und seiner waren kirchen frid und einigkeit.
Dagegen haben die herrn und landleut, so in disen dreuen landen der reinen A. K. zugethan sein, Gott hoch zu danken, das ein wahre christliche einigkeit, die Gott allein in der lehre und glauben von seiner kirchen fordert, bei inen und in ihren kirchen durchauß ist, obschon in eusserlichen ceremonien nicht allenthalben so genau alles übereintreffen kan, da man doch in keiner form noch weise etwaß dem forbild der lehr Christi zu wider findet.
Es ist solche erinnerung nicht vergebens, den wen man gleichformigkeit anzurichten furnimbt, muß man wol acht nemen, warin die notwendige gleichformigkeit stehe, das man nicht etwo durch ein schein einer gleichformigkeit die hochste ungleicheit und uneinigkeit anrichte, wie oftmals, da man an eusserlichen unnötigen Dingen angefangen hat, geschehen ist. Damit wir aber doch auch in disen Dingen, sovil immer müglich, ein gleicheit haben möchten, haben wir gegeneinander die Agenden, derer wir uns bisher gebraucht, gehalten, und waß hierin on ergernuß ein theil dem andern zu lieb hat annemen und ablegen können, freundlich und auß christlicher liebe getan, doch mit der bedingung, das wir unsern gnedigen herren solch unser christlichs bedenken underwerfen und I. Gn. bedenken darüber hören, das dann, wo es ihren gnaden gefelt, ein gemeiner schluß darüber ausgesprochen möcht werden. Weß (sich nun die theologen) nun in Agenden vergliechen, folget iez im andern theile dieser kirchenordnung. [Seite 131]
Die Agenda begreift furnemblich 6 stuckhe.
1. Daß erste sein die zusamenkunft am feiertag und in der wochen, Gottes wort zu hören und seinen heillig namen anzuruffen und zu ehren.
2. Daß ander ist der catechismus.
3. Das dritte die beichte und absolutio.
4. Daß vierde die aufteilung der sacrament, nemblich der heilligen tauffe und des abentmals unsers herrn Christi.
5. Daß fünfte das einsegen der ehleut.
6. Daß sechste die begrebnus der tothen.
Die feiertage sampt den sambstag werden am abent des vorgeenden tags angefangen mit dem abentgebet und lobgesang, welche man gemeinklich vesper nendt.
1. Veni sancte, oder deus in adiutorium. Deutsch oder latinisch.
2. Ein psalmen Davids latinisch mit vorgehender Antiphon, wo es geschehen kan.
3. Ein deutscher psalm aus D. Luthers Sangbuch.
4. Der hymnus deutsch oder lateinisch, nach der zeit.
5. Darauf liset man ein stuck auß der bibel fur mit der summarien Viti Dieterichs.
6. Darauf singet man das magnificat deutsch oder latinisch.[Seite 132]
7. Darauf liset oder singet der diener des worts die collectam nach der zeit, deutsch.
8. Darauf singet man, Erhalt unß herr bey deinem Wort, oder das gewöhnliche benedicamus teusch oder latinisch. Man mag auch wol singen das nunc dimittis Luc. 2 deutsch oder latinisch.
9. Darnach spricht der Diener des worts den segen über das volk auß Num. 6: der Herr segne.
Nota 1: Hie ist zu merken, das der diener des worts möcht fur dem altar stehen, wenn er die lection und das gebät verrichtet. Zu Grätz aber thuet ers auf der canzel, weil die kirche nicht bequehmlich gebauet, das furm altar möcht verrichtet werden. Man könt aber woll beyde, den altar und auch die canzl, ins obertheill verruckhen, dann khöntz nutzlich und zierlich furm altar verrichtet werden.
Nota 2: Weiter ist zumerken, das ob schon in dorfen und märkten, da keine oder gar kleine und etwa nur teutsche schuelen seint, gleichwoll vesper halten kan, also, das nur ein psalm und das magnificat teutsch gesungen und mit der collecten, vatter unser und segen beschlossen werde.
Nota 3: Zum dritten wehr rathsam, das das stuck auß der bibel zu Grätz von einem stipendiaten, so E. E. L. daselbs helt, gelesen wurde, weil sie sich doch sonst mit predigen üben, damit sie keck werden und woll und verständlich aussprechen lerneten das gebet. Sägen könt gleichwoll vom diener des worts furm altar geschehen. Zum lesen hat man zu Klagenfurt ein besonderen stuhl unter der canzel, könt zu Grätz auch nutzlich geschehen.
Nota 4: Wo nicht latinische und große schuelen noch viel leut seint, die lateinisch verstehen, da soll man alles teutsch singen.
Am Sontag kombt die gemeine Gottes dreymall zusamen, nemblich in der fruepredig, mittags und abentpredig.
1. Kom heilliger Geist, oder ein ander gesang umb ware bekerung und erleuchtung des herzens zu bitten, denn niemandt kan sich zu Christo bekeren, ihn ein herren nennen, noch Gott dienen, loben ohn durch den heilligen Geist, den man hierumb aufs demütigste anzurufen schuldig ist. [Seite 133]
2. Hierauf spricht der diener des worts die gemeine beicht dem ganzen volck fur und darauf die absolution mit ernster warnung der unbußfertigen. Denn, weil wir als arme sünder an dem suntag zusamenkommen und aber des unbueßfertigen sünders gebätt Gott nicht angenemb ist, so sollen wir fürs aller erste unsere sünde bekennen und unß davon absolvieren lassen, das darnach unser gebät lob und Gottesdienst Gott angenemb sey. Und dessen haben wir ein fein exempel Jes. 6, und ist der waren kirchen gebrauch von anfang her gewesen, wirdt auch zu Nurnberg auß Luthers anordnung und in andern wolbestelten kirchen also gehalten.
3. Hierauf singt der chor mit dem volke ein kurzen lobgesang, als den 117. psalm, oder der engel gesang Luc. 2.
4. Darauf folget die lection auß dem alten testament oder epistel nach alter gewonheit, oder mit ein ander. und mag diß ein diener des worts thun, oder zu Grätz ein stipendiat, wie vorgemeldet. Man möcht auch ein geschickten meßner darzubrauchen, wo einer vorhanden.
5. Hierauf soll der diener des worts die hochzeiten und waß sonst furfelt verkündigen und das gemeine gebät forderen. Ein collecte nach der zeit und das vatter unser betten.
6. Nach disem singt der chor figurate und die ganze gemein schlecht ein lobgesang, thuet auch der organiste das sein zu Gottes lob, und vor der predig singt man: nun bitten wir den heilligen geist.
7. Darauf folget die predig, in welcher das verordenet evangelium außgelegt wird.
8. Wenn die predig ein ende hatt, spricht man das gebät für alle stende und not sampt dem vatter unser.
9. Darauf singt die gemeine den glauben oder ein danck psalm.
10. Wenn dann communicanten da sein, wirdts gehalten wie an seinem ort folget.
Nota. Die prediger zu Clagenfort und Laubach sprechen ein gebät auß der wirttenbergischen Agenden fur das predigampt, das mögen sie gleich nach der absolution sprechen, welche droben mit der zall 2 verzeichnet oder mögens nach der epistel lesen. [Seite 134]
Nota. Die Clagenfurdischen wolten gern beide lection halten, erstlich der epistel, darnach der bibel nach Viti Dieterichs ordenung. Wenn sies nun an der zeit haben, können sies thun. Seint doch auch von alters her zwo lection vor der predig furm altar gelesen worden, eine der epistel und die andere des evangelii latinisch. So mag nun anstat des latinischen evangelii die teutsche lection des alten testaments genommen werden.
Nota 3. Wo zweer oder mehr prediger sein, da soll billich der, so nicht die fruepredigt thuet, die gepet furm altar verrichten. Und zur lection, wo nicht stipendiaten, so allgemachsam zum predigampt angefueret werden, seint, da könt der schuelenhelfer einer die lection auf der untern canzel lesen. Denn die praeceptores in den schuelen sollen ie zum theil auch mit der zeit zum predigampt sich bereitten. An eilen ortten wünschete ihm ein praeceptor solche ubung.
Nota 4. Die verkündigung der hochzeitter, welche mit der zall 5 verzeichnet, wöllen die Kharntischen lieber zu endt der predig thuen, das mögen sie nun woll nach irer gelegenheit anstellen. In der Grätzer kirchen, weil so groß volk zusammen kömet, und wen die predig auß ist, die hoffleut hinauseilen, schicket sich's besser vor der predig, wie auch von alters her gebräuchlich, und in den grossen stetten Nurnberg, Augsburg, der jungen Pfalz und in vill mehr ortten gehalten wird. Es ist auch dem prediger bequehmer, weil er sich fast müde predigt und ihm das verlesen der zetteln beschwerlich, wie auch zwar den zuhörern, die auch etwaß müde worden und nu nicht gern so lange verkündigung anhören.
Die Mittagspredig am sontag ist furnemblich des catechismi halben angestelt, es komme dann ein groß fest, als ostern, pfingsten, da hat man besondere lectiones außzulegen, wie an seinem ort soll gemeldet werden. Mit dem catechismus halt mans also.
1. Zum ersten singt man ein stuck auß dem catechismo.
2. Liset der Diener des worts die sex haubtstuck der christlichen lehre mit D. Luthers worten und nach der form und ordenung, die er selbs gestelt und gewisen in seinem catechismo.
3. Legt derselbige prediger ein stück des catechismi auß. Die predig soll nicht lenger als ein halbe stund weren. [Seite 135]
4. Sagen zwen schueler ein stuck auß dem kleinen catechismo Lutheri mit der außlegung.
5. Werden darnach die andern kinder und junge leut alle verhöret.
6. Wenn nun die verhörung ganz vollendet, soll man fur die kinder das gebät, so im gedruckten agendabuch zu Grätz furgeschrieben, sampt dem vater unser sprechen.
7. Singt man darauf ein kurzen lobgesang.
B. Spricht der Diener darauf den gewönlichen segen Num. 6.
Nota 1. In Khrain und Khärnten haben sie auch des Brentii kleinen catechismum, den mugen sie woll behalten, doch das sie furnemblich des Lutheri catechismum vleissig treiben und dem volck einbilden.
Nota 2. Dieselbigen meinen auch, es schick sich bei ihnen am besten, das sie die sechs stucke nach der predig dem volk furlesen und sein es biß her also gewonet. Daß mügen sie woll thuen, bringt kein sonderliche ungleicheit.
Nota 3. Zu Grätz könt man woll nach dem ersten gesang lassen die sechs hauptstück der christlichen lehre ein stipendiaten lesen, der sich nun algemachsam zum predigen bereittet, wie auch vor zeitten in der kirchen die anfahenden erstlich lectores wurden. Anders wo könt auch ein schulmaister, so mit der zeit ein prediger zu werden gedechte, solche lection verrichten. Darauf singe man: Nun bitten wir, und gienge dann der catechista auf die canzel und lese nur das stuck, so er predigen und außlegen woll.
Nota 4. Es ist fein, das man die catechumenos in classes theilet. Also haben wir zu Grätz vier classes gemacht. In die erste setzen wir die kleinen, so am wenigsten künnen; die sollen nur den text der sechs stück bloß ohn die außlegung aufsagen. In die ander classem setzen wir die, welche den text nun woll gelernet und fertig können. Die sollen nu des Luthers außlegung auß seinem kleinen catechismo aufsagen. In die dritte classem ordenen wir die, welche nu auch die gemelde außlegung können, die sollen hinfort die Haustaffel lernen und aufsagen, wie die zu ende des catechismi Lutheri gesetzt ist. Der vierde hauf seint die, welche die obgemelten stucke alle können und sollen nu etliche haubtstuck der christlichen lehre vleissiger lernen, betrachten und aufsagen. Solche fragstuck hat Joachimus Mörlin bey den catechismum drucken lassen und könt hieher auch [Seite 136] des Brentii catechismus dienen. Man möcht sie auch spruche und psalmen lassen auß der Schrift aufsagen. Diese ordenung ist sehr nutzlich. Denn so sieht man, wie die kinder zunemen, und thun die nicht woll, die die kleinen kindlein oder andere einfeltig leut als bald die außlegung mit dem text anfahen zu lernen; denn sie lernen gemeingklich keins volkommen und recht, und sonderlich ist vill daran gelegen, das sie die blossen wort des Textes recht lernen nachsprechen. Denn, wen sies in der jugend nicht recht lernen, so sagen sies fur und fur unrecht auf. Drumb haben wir an Straßburg exempel genommen und die catechumenos also in classes getheilet.
Nota 5. Damit die kinder alle möchten verhöret werden, wehre guet, das zu Gratz die stipendiaten, so man zue predigern machen will, an andern orten aber die deutschen schuhlmeister, hülfen verhören, könt man sie in die classes theilen, wie zu Straßburg die studenten, so von almusen gehalten, solche hulf erzeigen. Darauß vill nutz beyd den kindern und den studenten kompt. Denn die kinder werden alle verhöret, das sonst in so kurzer zeit nicht woll müglich, so gewonen die studenten, wie sie sich zum ampt schicken sollen.
Nota 6. Guet wers, das der pastor seine gewisse zeit hette, da er die jhenigen kinder, so von wegen ihres verstandts, den sie auß dem catechismo gelernet, nu zum nachtmall des herren sollen gelassen werden, fur den altar ließ fur sich stellen, und dem volck, wie sie zugenommen und drumb zur gemeinschaft solches geheymnus solten aufgenommen werden, erklerete und darzu das gepet über sie forderte. Dadurch wurden die kinder gelocket, vleissig zu lernen, könnten auch in der beicht leichtlicher verhöret werden, auch wurde verhuettet, das nicht die kinder oder andere, so noch zu junck und ungeschickt, sich zu diesem hochwirdigen geheymnus eindrungen. In allen soll man vorsichtig und ordentlich handeln. Diß hat man bej der ersten kirchen die confirmatio genennet, das sovil heist als bestettigung, weil ein solcher catechumenus verhöret und zu der gemeinschaft des hochwirdigen sacraments bestettiget werd. Denn ehe durch solche offentliche verhörung fur der gemeine bezeuget ward, das er die stücke des catechismi verstunde, ward er nicht zu disem hohen geheimnus zugelassen. Disen brauch sampt dem ganzen catechismo haben die bäpste fallen lassen und dargegen ein unnutze salbung und schmirens angerichtet, das sie Gott bessern; wie haben sie so übel gehandelt. Wir aber, weil wir die kirche gern also reformiret sehen, wie sie zur apostel zeit gewesen und viell iare blieben, [Seite 137] sollen solchen gueten gebrauch wider an die handt nemen, wie dann an vielen orten geschehen.
Die Vesper am sontag wird gehalten wie am feierabent, allein, das die predig anstadt der lection kompt. In der predig soll die lection auß der epistel außgelegt werden.
1. Nota von feiertagen.
An feyertagen, so in der wochen gefallen, sollen nur zwo zusamenkonft gehalten werden, eine zur fruepredig, da mans helt wie am sontag. Die ander nach mittage; da sol nur ein psalm auß dem catechismo gesungen, darauf die kinder im catechismo verhöret werden, wie am sontag. Soll aber kein predig nach mittag gehalten werden. Von hohen festen folget hernach an seinem orte.
Nota 2. Diß seint aber die feste der heilligen, so man mit der evangelischen kirchen feiret.
Der täg s. Stephani protomartyris. s. Johannis evangelistae. conversionis Pauli. Matthiae apostoli. Philippi und Jacobi. Joannis Baptistae. Petri und Pauli. Jacobi apostoli. Bartholomai. Matthaei evangelistae. Michaelis archangeli oder das fest der heilligen und keuschen engel. Simonis und Judae. Thomae apostoli. s. Andreae.
1. Natalis Domini, der heilige Christtag, mit beiden nachvolgenden tagen.
2. Das fest circumcisionis oder der beschneidung Christi, so man nent den neuen jarstag;
3. Das Fest Epiphaniae, das man nennet der heiligen drei könig tag.
4. Das fest purificationis Mariae, da Christus zu Jerusalem in tempel dem herrn vorgestellet ward.
5. Das fest annunciatiationis [sic!] Mariae von der empfenknis unsers herrn Christi.
6. Der tag coenae Domini, den man heist antlaß tag.
7. Der tag passionis Domini von den leiden unsers herrn Christi, den man nennet chorfreitag.
8. Der heillig Ostertag von der auferstehung unsers herrn Christi mit den zweien folgenden tagen. [Seite 138]
9. Das fest ascensionis oder der himelfahrt Christi;
10. Der heilige Pfingstag mit den zweien nachfolgenden tagen;
11. Das fest trinitatis von der heilligen Dreifaltigkeit;
12. Das fest visitationis Mariae, do Maria zu Elisabeth gieng Lucae.
Auf diese tage helt man den catechismum nicht, sondern die geordneten lectiones legt man in predigten auß.
Wo in den stetten noch die papisten ihre kirchen haben, ist die sorge, wenn wir nicht predigen, das das volk zum bäpstischen greueln lauffe, weil sie ohn das feiren müssen; wie nu dem unrat zu wehren sey, werden unsere genedige herrn sampt unß ein christliche nachgedenken fürnehmen.
Zue Grätz haben wir bißher auf dieselbigen tage unsere gemein an vorgehenden sontag fur solchen abgöttischen festen und greueln gewarnet, und, damit sie nicht ursach hetten, an selbigen festen zun papisten zulauffen, haben wir an selbigen tagen ein predig vorher verkündiget und sie darzu zu kommen ernstlich vermanet. In derselbigen predig haben wir die babstischen abgötterei und greuel auß Gottes wort gestraffet und dann etwaß guets unser zuhörer gelehret. Und zwar, wenn wir zu Grätz allentag predigten, dürften wir unß solcher tag halben nicht fast bekummern, weil wir ohn das zusammen kemen. Sonst hats ein ansehen, als hielten wir dieselbigen feste mit den papisten, daran sich unser brueder in Kharnten ergern möchten.
Nota 3. Wo nicht schuelen sein, welche zur vesper dienen können, da ist man billig mit dem examen des catechismi zufriden.
Vor dem sterben zu Grätz hat man zwehn tage zur predig in der wochen gehabt, den erichtag und den freitag. Aber im werenden sterben haben wir alle tag gepredigt, und stünde sehr woll, das die weise fur und fur gehalten wurde, weil der f. Hof und landthauß, auch vill stadtlicher leut, da seint und allen tag frembd volk hinkompt. Wenn dann allen tag gepredigt wurde, gieng einer heut der ander morgen drein, nach dems im gelegen, wehre [Seite 139] das gepet allen tag für die ganze gemeine. Stunde auch woll bey einer so woll bestellten grossen schuele, wie dann gemeingklich, wo solche berimpte schulen sein und andere treflich leut, allen tag gepredigt wird, als zu Jena in Duringen, Wittemberg in Sachsen, Marburg in Hessen.
1. Erstlich singt man das vatter unser oder kom heiliger Geist.
2. Darnach ein teutschen psalmen.
3. Zum dritten: nu bitten wir den heilligen Geist.
4. Darauf folget die predige.
5. Nach der predig ein dankpsalm und
6. Darauf den segen Num. 6.
Am freittage singt man vor der predig wie am erichtag aber nach der predig die litaniam aus Luthers sangbuch, also das zwen schueler vorsingen und die ganze kirch antwort. Wenn die litania auß ist, liset der diener des worts ein collect furm altar oder auf der canzel, und darauf das vatter unser sampt den segen Num. 6.
Diß wirdt in Kharnten und Khrain gleichfals gehalten, allein das sie nach ihrer gelegenheit den mitwochen haben, da wir den erichtag zur ersten wochen predig. Wenn aber in der Grätzischen kirchen solte allentag gepredigt werden, solte man ausser dem freitag nur das einige gebät, nun bitten wir den heilligen Geist fur der predig singen und nach der predig den 117. psalmen oder sonst ein Dank psalm, der nur ein gesetz hat. So wurde niemandt zulange aufgehalten. Es könte sich also auch, wer da woll, allen tag speisen lassen mit dem abentmal des herren; das oft sonst als im winkel und ohn beysein der gemeine Gottes fast heimlich geschieht von den hoff leuten und adel, ist ein böse gewonheit. Könte auch die kinder tauffe also allen tag für der gemeine gereichet werden, wehre ehrlich und besserlich.
Wo schuelen sein, soll billich allen tag ein vesper von zweien lobpsalmen und darzwischen ein collect sampt dem vatter unser gelesen werden, das der segen alles beschlosse. Es könte zu Gretz durch die schuele solchs gar woll geschehen, [Seite 140] wies dann vor den sterben geschehen ist, und wehre solchs auch ein ehre der heilligen tauffe, weil umb dieselbige stunde die meisten kinder zur tauffe gebracht werden. Am mittwochen zur vesper soll man auch den catechismum mit den kindern halten, wie dann ein weile zu Grätz geschehen, das die kinder allein zur kirchen kemen. Und als denn könt man auch ein singe schul under ihnen anrichten, wie an etlichen orten geschieht, da sonst kein bequehme zeit zu ist. Das hat die meinung: Wenn man singt in kirchen, singen die meisten nit mit, weil sies nicht können; vill singen gar vill wort unrecht, und werden dem lieben Luthero mit der zeit seine worte gefelscht, wie am "nu bitten wir" und in mehr psalmen zusehen, das auß der bösen gewonheit durch die setzer hernach unrechte wort in den druck gebracht werden. Solchen unrath furzukommen und die kirch mit gueten lieblichen gesängen zuerfullen und zu zieren, sollen nicht allein die schueler in der schuele, sondern auch die andern einfältigen zu weilen in der kirchen, wie zum catechismo allein versamblet werden, und da soll ihnen einer ein gesetzlein nach dem andern furlesen und vorsingen, biß so lange, das sies wol könten. Es seint woll unter unß, die erfaren haben, waß guets inen solche übung gebracht habe.
Wer da begeret zum abentmall zu gehen, der soll sich dem (capellenmaister oder meßner zeitlich anzeigen und sein namen aufschreiben lassen. Der capellenmeister oder meßner soll solche verzeichnuß dem pastori zustellen, das man die zall und namen wisse. Wer sich nun also an hat schreiben lassen, soll sich) den feierabent in die vesper verfuegen, und sollen nach der vesper alle solche verzeichnete (gegen den altar) stehen, da soll diener des worts ein kurze vermanung zu ihnen auß einem buch lesen, das sie wissen, was inen zubedenken zur wirdigen niessung des abentmals und rechtschaffener beichte. Dise vermanung ist darumb in einer gewissen algemeinen form an einen ort wie am andern zu lesen furgeschrieben, das durch stettig furlesen die einfeltigen und ein iegklicher mit der zeit von wort zu wort außwendig lerne. Darauß kompt vill mehr nutzes, denn wenn alle [Seite 141] beichtage ein neue predig oder vermanung gemacht wird. Denn der einfeltigen ist allweg am meisten und muessen aufs aller einfeltigst immer mit einerlei worten unterricht werden. Darumb auch Paulus zu Philippern am 4 spricht, es sey ihnen guet, das er inen immer einerlei zuschreibe, und diß ist auch Lutheri rat in der vorrede des catechismi: weill dann der heillige Geist die herzen erleuchtet durchs gehörte wort, ist ie offantwar, wen die leut das wort also ins herz fassen, daß sie desto ehr erleuchtet werden. Darumb scheme sich kein prediger, solche vermanung immer fü[r]zulesen, habe auch kein verstendiger daran verdruß, sondern ihm selbs und den einfeltigen zu guet höre ers gerne und merke vleissig drauf; denn es ist hie nicht darumb zuthun, das der prediger sein konst beweise oder der zuhörer durch mancherlei erlustiget werde, sondern das die einfeltigen aufs beste mögen unterrichtet werden. Seint doch sonst predig genug, da beid prediger und zuhörer solchen ihren lust mit frucht büssen können. Auf solche vermanung weiset der, so die vermanung gelesen hat die confitenten zun beichtstull, da soll nun ein jeglicher nach seiner gelegenheit freundlich und wies das hirtenampt erfordert verhört, gefragt und unterricht werden. Die forme der beicht, so Lutherus gestelt, soll ein jeder wissen und brauchen, auch nach desselbigen kurzen fragstucken examiniert werden. Sonderlich aber soll er auch außgeforscht werden, ob er die gethone vermanung fur dem altar gehört und verstanden und die furnembsten stucke darauß behalten hab und vermelden könne. Waß auch weitter ein beichtkind zu erinnern, wird ein vernunftiger beichtvatter zuthuen wissen. So nun die buse recht erkleret wird, soll er in nach der anweisung Lutheri in seinem catechismo von sünden absolvieren und entbinden. So aber das beichtkind nicht geschickt mit rechtem verstande oder an der buse mangel erscheinet, soll er in auf einander zeit wider heissen kommen, und so er in sünden halsterrig befunden, ihm des bindeschlüssels kraft erkleren, ihn warnen und zur furcht Gottes aufmunteren. Es soll aber ein iegklicher beichtvatter dem pastori anzeigen und namhaftig machen, wie viel und welche er abgeschafet, damit er sie auß der verzeichnus sondere und also eigentlich und leichtlich bekant werde, wievill jederzeit zuspeisen seien. Hierauß kömbt auch dise frucht, das der pastor kan merken, wie sich ein iegliches seiner befohlenen schäflein halte und das seine darzu thuen. Hierumb soll auch einer bestelt werden, der auf die abgeschaften achtung gebe, das sie nicht zu der anderen beichtvatter einem gehen, wie die leut dan in der thorheit listig sein und meinen, [Seite 142] sie haben Gott betrogen, wenn sie seinen diener, in vill mehr sich selbs, betrogen haben.
In der tauffe ist kein andere ungleicheit zwischen den evangelischen kirchen in disen dreien landschaften, dann nur in der ordenung, wie eins vor oder nachgesetzt. Denn waß wir etwa mitten in der handlung haben, das haben die in Khärnten und Khrain im ersten oder andern stuck, wie in folgender furbildung zu sehen.
1. Vermanung zur andacht und gebät.
2. Das erste gebät.
3. Das ander gebät.
4. Das evangelium Marc. 10 von den kindlein anzuhören.
5. Nach solchem exempel Christi und auf seinen befehl und zusage, das vatter unser zusprechen mit auflegung des taufers hand.
6. Wunsch, das Gott des kindes eingank und außgang behuette.
7. Verpflichtung des kindts zur absagung den teufel und zum glauben an den waren Gott und die frage, ob es darauf wolle getauft sein, da als die g[e]uattern von des kinds wegen antwort geben.
8. Die Aufgiessung des wassers im namen des vatters etc.
9. Der wunsch, das Gott das getaufte kindt stercken wolle zum ewigen leben.
10. Vermanung zur danksagung fur die empfangene tauffe.
11. Die form der danksagung.
12. Vermanung an die eltern, gevattern etc.
13. Der segen Num. 6.
1. Evangelium Marci 10 und darauß
2. vermanung.
3. Gebät.
4. Gebät.
5. Vatter unser.
6. vermanung zum gevattern.
[Seite 143]
7. verpflichtung wie in Steyr.
8. Die aufgiessung wie in Steyr.
9. wunsch, das wie in Steyr.
10. form der danksagung.
11. Vermanung zum gevattern und eltern.
12. Der segen.
Diese kleine ungleicheit kompt daher, das der steyrischen taufordenung, so im druck vorhanden, auß anweisung und nach dem taufbuchlen Lutheri und Viti Dieterichs gestellet ist, der Khärnter aber und der Khräner taufordenung ist auß der Wirttenbergischen agenden. Daß aber die wort und weise fast übereinstimmen, ist kein ander ursach, dann das die Wirtenbergische agenda aus des Luthers und Viti Dieterichs genommen und nach des landts gelegenheit gelenket ist. Wie woll nun geratten hat mügen werden, das die eltere, nemblich die nach Viti und Lutheri anweisung von steirischen gebrauchet wird, den furzog hett haben mugen, iedoch seint andere ursachen, die uns beweget haben, einen igklichen theill sein ordenung zu lassen. Denn einmahl ists und in ewigkeit war, das beyde ordenung guet und so woll gestelt, das niemandt verbessern kan. furs ander so bezeugen die Kharnter und Khrainer, das die Wirttembergisch ordenung bey ihnen nun von etlichen pharn her eingewurtzelet sey; dagegen können die Steirischen auch zeugen, das die ihrige, so sie von Luthero und Vito haben, auch von villen jaren zu Grätz und sonst in Steirmarckht gebraucht sey worden. Was kan man dann in disen fall bessers rathen, dann das man ein iegklich theill bei seyner ordenung, die an sich selbs guet ist, bleiben lasse? Was ist fur ursache, das die braut Christi ihres eussersten kleides gebreme müsse menschen zugefallen mit einer farbe schmucken, so sie doch die freiheit hat, das sie mancherlei farbe daran brauche, wann sie nur inwendig am glauben und des herzen heiligkeit schön und herlich bleibe. Last uns Gott für die grossen wolthat dancken, daß er unß gesunde lehr und glauben geben hat, und nicht der christlichen freyheit in eusserlichen seremonien und weisen etwas abbrechen. So ist nun unser rath, das man beide taufordenung in die agenden drucke; kans mit der Zeit ohn ergernus in eine gebracht werden, ists so vill desto besser; wo nicht, bringts der waren einigkeit so gar keinen schaden, das wir wolten gewunschet haben, das allenthalben solche einigkeit funden wurde.
Nota 1. Wir zu Grätz brauchen in der tauffe das auflegen der hende, das die Khernter und Khrainer nicht [Seite 144] brauchen; solches soll nicht für ein ungleicheit gerechnet werden; denn wir brauchens nicht als ein nottwendig stuck, sondern als ein frei mittel Ding, das mag gebraucht oder nicht gebraucht werden ohn sünde. Wir habens also funden im taufbuchlein Lutheri und Lutheri' und Viti Dieterichs, denen wir gefolget, aber niemandt daran verbunden haben wöllen.
Nota 2. Weill vill unehliche Kinder zur tauffe kommen, soll man den vatter solcher kinder erfordern. So man in nicht haben kan, soll der pastor von der kirchen wegen das Kindt annemen, die so es bringen ausschaffen, für sich von der kirchen wegen gottfurchtige leut zu zeugen und gevattern bestellen und das kindt getauft ihnen wider zu hauß schicken. Dem Magistrat aber solche muetter in verwarung zunehmen vermanen, das das übel gestraffet; und sollen solche personen zu den sacramenten nicht gelassen werden, sie haben dann öffentliche busse gethan und bitten, unsere genedige herrn wollen doch etwaß ernstlichs in diser sach furnemen; dann es lasset sich ansehen, als wöllen diese sündn, so biß in himel hinauf schreien, diese lender in grundt erseuffen.
Nota 3. Es ist auch ein elender iamer, das der teuflische hoffart so groß ist, das ihnen die höfischen und dem adel verwandt, wen sie schon nicht so hohes standts sein, gleich woll nur in heussern wollen getauft haben; die sollen treulich vermanet sein, das sie die gemeine Gottes nicht verschmehen, sondern in die offentlichen Gottesheuser ihre kinder tragen lassen. Wenn aber eins krankheit oder anderer unvermeidlicher nott halben nicht kan, so ists entschuldiget.
Nota 4. Der gevattern halben ist auch guet, aufsehen zu haben, das sie nicht frembder lehre und religion anhengig sein.
Nota 5. Es soll sich auch daran niemandt ergern, das etliche das köpflein des kindts nur entblössen und begießen, wies zu Grätz geschieht, weils lang also gebraucht, etliche aber das kindt ganz bloß begießen oder in wasser hineintauchen, wie von alters her in Sachsen noch gebreuchlich und auch Luthero am besten gefelt. Aber hieran ist niemandt verbunden. Den die menge des wassers thuet nicht darzu, sondern das wort und der geist Gottes.
Nota 6. Wenn ein Judt oder Turckh oder heydt zu taufen fur keme, kan man sich einer form vergleichen. Jst die summa darvon, das mit ihm gehalten werde wie mit den Kinden, allein, das er selbs fur sich antworte, drumb er zuvor muß unterrichtet werden. [Seite 145]
Nota 7. In der jachtauf halts einer wie der ander wie dann die ordenung im truck außweiset.
In austheilung des abentmals des Herren halten wir .aller ding eine weise und einerley wortte, wie folget. Nach der predig und lobgesang tretten die communicanten zum altar; daselbs wirdt zum ersten ein vermanung furgelesen auß der getruckten agenden.
2. Folget auf die vermanung die gemeine beicht.
3. Darauf ein gebät.
4. Die absolutio, so sonderlich auf die communicanten gerichtet ist, wie woll auch sonst niemandt außgeschlossen ist derer, die recht bueßfertig sein.
5. Das vatter unser umb wirdigen gebrauch und niessung des sacraments.
6. Die wortte der einsatzung Matth. 26, Marci 14, Lucae 22.. 1. Corinth 2.
7. Nach disen wortten heisset man die, so sich angezeigt und zugelassen sein, herzutretten. Indes singt die kirch: Jesaia dem propheten. Jes. 6. Jesus Christus unser heilandt. Got sey gelobet. O sacrum convivium. Sanctus. Wo schuelen sein, Mugen auch die musici figurate singen, wens gelegen ist.
8. Der prister, so den leib, item der, so das bluet reichet, hat sein furgeschriebene wortte, die den glaubigen tröstlich sein und den sacramentierern entgegen.
9. Auf solch communion folget die danksagung und der segen Num. 6.
Nota 1. Die Khernter und Khrainer haben bißher zwischen der beicht und absolution kein gebät gebraucht, wollens aber nun thun, weils kurtz ist. Hergegen haben sie ein gebät umb wirdige niessung des abentmals nach der absolution. Das haben die Steirer gern angenommen. Die Kharnter und Khrainer haben ein brauch, das sie das vatter unser, die worte der einsatzung, die danksagung und den segen singen. Die Steirer aber habens bißher gelesen: waß ist dran gelegen? weils einerley worte sein, mag ich nicht singent also woll bäten als lesent?
Nota 2. Die Kharnter und Khrainer singen post orationem commemoratam. [Seite 146]
Nota 3. Von communion der kranken. In besuechung und trost der kranken seint wir gleichformig, wie die gedrucketen agenden, denen bisher gefolget, außweisen. Nur das wird tröstlicher geachtet in der steirischen, das die vermanung, gebät, danksagung sampt dem segen auf die kranke person in numero singalari gerichtet wird. Ist hie nicht schwer, ein volkommene gleicheit zu treffen.
Nota 4. Die Steirischen zu Grätz sonderlich haben bißher zugesehen, das der capellenmeister, welchen sie da funden, kertzen darzu angezundet hat; waß wir funden, haben wir weder gelobet noch gescholten in solchen dingen, die unß weder geben noch nemen, ausser dem fal der ergernuß. Do aber die brueder in den andern landen gerathen, das mann abgehen lasse, weil bei ihnen solche ceremonien nicht sein, lassen wirs auch gut sein, doch das mit willen unser herren und ohn ergernüs mit der zeit abgepredigt werde und von sich selbs falle. Welche forsichtigkeit in allen unnotwendigen und doch unschedlichen ceremonien zugebrauchen ist.
In disem stuck seint wir gar einig, denn das werk weisets auß, das die wirttenbergisch ordenung, welcher die in Kharnten und Khrain fast in allem folgen, auß Viti Dieterichs genommen und zu des wirttenbergischen volcks bequehmlichkeit gelenket ist.
Erstlich werden die ehleut drey sontag nacheinander verkündiget und das gemein gebät fur sie begeret. Wenn niemandts einredet und sie zur kirchen kommen, geschicht das einsegnen wie der truck außweiset, den wir bey handen haben. Erstlich wird bey der verwilligung gefragt.
2. wirdt in Gottes wort furgehalten von der einsatzung, Gens. 2; von der kraft und bestendigkeit dieses bundts, Matth. 19; von der pflicht gegen einander, Ephes. 5; von den kreutz beyden auferlegt, Gens. 3; von dem trost under dem kreuz, Proverb. 18.
3. Redt man die ehleut an, das sie mit zeichen, hand und mund sich verloben und solchs der priester bestattige in der heilligen dreyfaltigkeit namen und gibt sie Gott in seinen schutz, das sie niemandt dann derselbige zu scheiden habe, weil sie er allein zusamen gefuegt hat.
4. Darauf folget das gebät für den ehstand.
5. Der 128. psalm, welchen man singen oder lesen mag. Zu Grätz, weilt die hochzeiten am abent gemeinlich zusamengeben werden, pflegt man den psalm vorher zu singen. [Seite 147]
6. Der segen schleust die handlung wie alle andere.
Nota 1. In der wirttenbergischen ordenung ist angemerkt, daß der priester fast alles zu der kürchen von den ehleuten redet, biß er sie umb ihren willen der pflicht halben fraget. Aber in Luthers und Viti, welche von alters her in der kirchen gewesen, wirdt alles zu brautt und breuttigam geredt fur der gemeine, die zu zeugen darüber genommen wird. Solchs ist fur bequehmer geachtet; doch wöllen wir auch hie kein nottwendigs machen auß dem, das ein frey ding ist und keinem kein ergernus bringen kann.
Nota 2. Das straffet man billich, das nicht allein die herren und landtleuet, sondern auch die hofdiener, wenn sie schon nicht so hoch geadelt, nicht wöllen sich aufbieten, noch öffentlich in der kirchen zusamen geben lassen. Man soll ihnen ihres adels halben auch etwaß besonders machen. Solten sie nicht des gebäts mehr achten und der gemeine Gottes sich nicht schemen! Ist doch Christus' reich nicht von diser weit, das er mueste ein anders machen mit einem edelman, als mit einem beuren. Es wehr bald ein hoher christlicher furst zu nennen und wer mit genugsamen zeugnussen zu beweisen, das er nicht hat etwaß in solchem fall sonders wöllen haben, sondern mit fleiß gebetten, man soll gleicher Agenden und weise mit ihm gebrauchen und ihm solchs fur ein grosse ehre gerechnet.
Nota 3. Die, so sich verloben wöllen, sollen auch vorher vom pastore gefordert und außgefragt werden, ob sie den catechismum können, zum sacrament sich halten, christlich leben. Denn weil sie nun sollen hauß halten, kinder und gesinde regieren, gebüert ihnen gottforchtigkeit und die wege zu wissen, darauf ehleut gottseligklich wandelen sollen, psalm 128.
Nota 4. In solchem examine möcht auch gestrafet werden, wann ein junger gesell ein alts weib gelts halben nimpt und sonst etwa nicht gesuecht wird, was furnemblich zu bedenken. Item das zweierlei glaubens leut einander umb guets willen begeren. Aber diß kan doch nicht so enge gespannet werden. Man lest's bey christlicher wolgemeinter erinnerung bleiben. Das übrig behielt man einsiegklichen gewissen, ia auch der obrigkeit, dem kirchenrath, so einer bestelt, und Gottes gericht. Denn wir haben nichts weiter mit solchen sachen zu schaffen, denn das wir den gewissen durch Gottes genade raten.
Nota 5. Die Herrn und Lantleut möchten zu wenigsten doch das gemein gebät für ihren furgenommen heyrat in der [Seite 148] gemeine Gottes fordern, dann die aufkundung ist nicht allein darzu erfunden, das hinderung furkommen, sondern furnemblich, das Gott angeruffen werde umb hülfe und segen, dessen fürwar iederman vonnöten, und ie Gott woll werdt ist, das man ihn umb seine gaben bitte; so gefelt ihm auch, das einer nicht sonderlichs fur sich sueche, sondern sein heilige kirche und gemeine großachte und bei gemeiner weise bleibe.
In der weise die leichen zu bestatten ist gar kein ungleicheit, dann das zu Gratz an des ersten und andern leuttens die verkindigung in offenen predigen zuvor geschieht, da man den verstorbenen nennet und die leut zu beleidt vermanet, leichpredig verkündet, und wenn man die weise allen tag zu predigen behält mag das desto leichter geschehen. Das aber nicht so, wie zu Clagenfort geleuttet wird, geschieht auß mangel der glocken, denn in stift zu Grätz nur ein kleines glöcklein ist, das man nicht weit höret. Wenn aber der prediger mit den schuelern die leich holt und zum stift sich nahet, so leuttet man, biß sie herzugetragen wird. In dem die leich auß dem hause getragen wird, singt man: mitten wir im leben; Auß tiefer not. So ein leichpredig begeret, setzt man die leich in die kirch. Nach der predig singt man: mit fridt und freud und tregt in des die leich nach dem gottesacker. So das lied ein ende hat, hebt man ein anders an als: Ich ruef zu dir herr Jesu Christ. Beym grabe, wenn man die leichte (sic!) hinein legt, singt man: Nun last uns den leib begraben, biß auf die letzten zwei gesetze. Da liset der diener des worts ein collectam und das vatter unser. Darauf singt man die letzten zwei gesetze: Nu lassen wir ihn hie schlaffen. Hierauf spricht der prediger den segen. Dann get man zu hause. Die freundschaft pflegt auch einen zu bestellen, der den leutten danket der ehrlichen volge. Welchs keinen prediger soll aufgelegt werden, wie wir in unserm gedruckten agendt buchlein weittern bericht thun. Wenn kein leichpredig begeret, liset man auf den gottesacker die vermanung, so im agend büchlein vor dem gebät geschrieben stehet.
Nota 1. Zu Grätz haben die ietzigen predicanten und die zu nechst vor denen gewesen ein solche weise funden, das man etwa 2, 4, 6, 8, 16 arme knaben aus der leutschuel begeret, dieselbige in schwarz kutten gekleidet und iegklichen [Seite 149] ein brennend fackel in die hende geben, das sie der leich zu beiden seiten giengen. Solche weise haben die predicanten woll nicht gern gesehen; doch weil das wort rein gelehret wird und sie kein ergernus darauß haben noch zur zeit folgen sehen, auch woll durch unzeittigs abthun der schwachen ergernuß besorgen müssen, haben sies also bißher gehen lassen, als den Chorrock und andere mittel-dinge, die weder geben noch nehmen und das so viel desto mehr, weil die kutten seint in stift gesamblet und die armen jungen auch etwa arme veriagte prädicanten und andere, so umb hülfe angesuecht, darin seint gekleidet wurden, die sonst bloß und nacket hatten gehen und erfrieren müssen. Denn woll etwa ein jar mit 50 gulden nicht hatte soviel tuchs als gefallen könt erzeuget werden. Weil aber die sach in diser zusamenkunft so weit disputieret, das den Grätzern solchs umb gleichformigkeit willen, weils die ander lande nicht in brauch haben, abgehen zulassen gebüeren wolle, seint sie auch nicht darwider, allein das bescheidentlich und mit bewilligung der obrigkeit darin gehandelt und nicht plötzlich, sondern allgemachsam und mehr mit predigen und vermanen, dan mit zwang und gebieten solche ceremonien abgethan werde: das ist aber der Grätzer bitt, das ihre g. H. auf andere wege genedigklich bedacht sein wöllen, dadurch der abgang an kleidung ersetzt und die armen jungen gleichwoll bedecket werden mögen.
Das dritte theil der kirchenordenung begreift fürnemblich achte stück in sich. Daß erste ist die bestallung des heilligen predigampts. Daß ander ein wolgeordente schuele. Das dritte bestallung eins kirchenrats. Daß vierde die visitation oder besuechung und aufsicht auf kirchen und schuelen, das fünfte notwendiger und nutzlicher synoden anstellung. Daß sechste die kirchenzucht, so in offentlichem und besonders ernstlichem gebrauch des himmelischen schlüssel stehet; daß sibende von einkommen und almusen, davon kirchen und schuelen unterhalten werden; das achte einer rechtschaffenen bibliotheken anrichtunge und notwendigen büchern.
Waß nun dise stuck belangt, können wir kein bessern rat geben, dann doctor Chytraeus E. E. L. in Steier geben [Seite 150] hat, welche unsere genedige und gepietund herren, wo es ihren genaden gefellig, möchten offentlich verlesen lassen, das dann, was einem lande zu guet gerathen worden, auch den andern nach dem sichs schicken wolt, zum besten gereichen möchte.
Von visitationibus und synodis ist das unsers bedunkens fast nützlich, wo nicht notwendig, das ein iegklichs laut sein generalpastor in der hauptstat oder wo es am bequehmbsten ist habe, und dan ein iegklichs land in etlich viertel oder theile unterscheiden und einen iegklichen viertel sein special aufseher, so etwa viertelsprediger genand, furgesetzt sei. Was dann der special in seiner aufsicht befünde, könt er dem general und derselbig, wo es not sein würde, den herren inspectoribus und verordenten zu wissen machen, das dann gebürlich einsehen geschehe. Es könte ein iegklicher special zu bestimbten zeitten etwa einmall oder zweimall in seinen viertel sampt einem politico, so ihm von der obrigkeit ordentlich zugeben, visitieren und aufmerken, vermüg der instruction, so man ihm geben müeste, und könten dann einmal im jar oder, wo es vonnöten, mehrmall die speciales mit dem general ein synodum halten; dem die herren inspectores und verordente selbs oder die so I. G. auß ihres ordens mittel an ihre stadt ordenten praesidieren; darin man von allerhand sachen zu aufnemen der kirchen gottes ratschlagen und handelen könte. Weil aber A. K. zugetone herrn und lantleute in diesen vier landen einer christlichen bruederlichen coniunction und zusamenhaltung in religion sachen sich verwilligt, wehr solche coniunction zuerhalten und derselbigen nutzlich zugebrauchen gar rathsam, das auf ein bestimbte zeit eines jeden landts hauptpastor oder general, mit einem seiner brüeder von ihren oberherrn, nemblich den herren inspectoribus und verordenten, gesand und die generales allesampt ihnen zugeordenten an ein ort zusammen komen, da ihnen auch die herrn inspectores und verordnete oder von ihnen gesandte könten beywonen; da möchte dan ein iegklicher bericht thun, waß sich in den kirchen seins kreises zugetragen und waß sonst notwendig geacht worden und könt viel guets außgericht werden und damit solch guet nicht durch aemulation und eiffer verhindert würde, könte man umbwechslen, das man ein jhar in der, das ander jar in jener lantschaft hauptstad zusamenkehme und nichts ohn vorwissen und [Seite 151] befelch der herrn verordneten und inspectoren fürgenommen wurde. Dise bede special- und general-synodi könten auch an stadt eines kirchenraths ein zeitlang gehalten werden.
Von den schulen ist erstlich bedacht, das vonnöten, das ein einige grammatica in allen gebraucht werde, und ist darzu erwehlet die zu Straßburg in schwange gehet, beyde latinisch und griechisch. Darnach ist auch bedacht, das die schuelen sollen den kirchen unterworfen sein, das der rector dem ordentlichen aufsehen des pastors eben so voll untergeben sey, als ein prediger und die subinspectores, so den herrn inspectoribus und verordneten, so fern diselbigen treulich ihrer instruction nachgehen fur augen habe und gutem rate villich und gern nachkomme, wie dann noch zur zeit, gott lob, kein beschwerung ist. Wie aber nicht allein alle schuler, sondern auch die praeceptores und oeconomus dem rectori gehorchen, also wird er auch gern den hern subinspectoribus, als denen, so in gemessenen bevelch an der herren verordneten und inspectorn stadt sein, dem gemeinem schulwesen zum pesten folgen.
Wie aber der rector sambt seinen collegis und oeconomo also beyd subinspectores und pastores sampt allen, so der kirchen und schuelen furgesetzt sein, erkennen for ihre von Gott verordnete obrigkeit E. E. L. Verordnete und inspectores, denen sie jeder zeit geburlichen gehorsamb in aller demueth zuerzeigen schuldig und willig sein.
Waß die leges scholae anlangt, hat Chytraeus die notwendigsten gesetzt, welche die Khärnter und Khrainer auch schon als vil ihnen bequehm vorhin in ihren schuelen haben und nach gelegenheit ihrer schuelen mehr herauß oder sonsten her zuwelen urpietig sein, doch als auf bewilligung und bevelch ihrer genedigen und gepietunden herrn E. E. L. Khärnten und Khrain verordneten. Die landtschule zu Grätz hat nu drei jar etliche leges im brauch und nicht ohne frucht gehabt. Wird aber für rathsam angesehen, das die subinspectores und wer mehr darzu gehöret oder ordentlich erfordert wirdt, vermog ihrer instruction, alle leges beyde, die, [Seite 152] so in gebrauch schon sein und auch die, so noch nicht gebraucht worden, gegeneinander vergleichen und das ganz schulwesen also mit geburlichen notwendigen legibus fassen und umbwicklen, das merklicher nutz darauß könne verhoffet werden. Wenn dann das ganz schulwesen ordentlich beschriben sein wird, das sies dann den herrn verordneten und inspectoribus zu examinieren übergeben und wens dann L G. auch wurde gefallen, das diselbigen dann in ihrem beisein und namen fur der ganzen schuel liessen iren secretarium promulgieren, dann hetten die leges ire volkomene autoritet.
Diß ist also unser gehorsambe antwort von der ganzen kirchenordnung, als vil wir unß in disem gesprechn haben erinnern und darnach zusamen schreiben können, und wehr woll gut gewesen, das etliche artickel ausfürlicher hetten ercleret können werden; aber weil unß nicht gebüret, unser g. H. zulange aufzuhalten, und nur jetzt ein andeuttung gegeben hat sollen werden, wie ein iegklichs stück solcher kirchenordnung unsers bedunkens gestelt werden möcht, und hernach etwa, so es unsere gn. und gepietunde herrn für rathsam achten wurden, alles aufs klarlichste außgefüret werden soll, dann die stück, so im andern und drittenteil nur kurtzlich beruehret, mussen werden von wort zu wort außgefueret werden, habens wir bei disen anzeigungen und erinnerungen bleiben lassen. Und wie im anfang also auch hie zum beschluß wöllen wir alles dem christlichen hohen bedenken unser gn. und gepietunden herren und derselbigen g. u. h. unß auch selbs gehorsambist underworfen haben, mit demutigster erbietung zu weiterer erclerung, wo es vonnöten sein wolt.
Der almechtige Gott, der da ist ein Gott des friedes und aller gueten ordenung, wölle sein werk in disen und anderen landen genediglich befordern und ihm beyde reg[ier]enden und underthonen, lehrer und zuhörer ganz vatterlich zu schutzen und mit seinen heilligen geist zu regieren getreulich allezeit befolhen sein lassen durch Jesum Christum seinen einigen sohn und unsern allergenedigsten herren und heiland, welcher ist hochgelobet von ewigkeit zu ewigkeit. amen amen.
Absolutum et theologorum ad hoc opus vocatorum subscriptione usque ad Dominorum declaratam censuram et approbationem perspicue declaratam et nostram olim recognitionem comprobatam vigesima prima mensis Februarii, anno millesimo quingentesimo septuagesimo octavo in oppido Brugg ad Murrcham [Seite 153]
Es folgen 6 aufgedruckte Siegel.
Jeremias Homberger D. E. E. L. in Steier dieser zeit pastor zu Gratz subscripsi manu propria.
M. Bernhardinus Stainer. E. E. L. des erzherzogtumbs Karnden provisionirter am evangelio diener und der gemaine zue Clagenfurt pfarrar manu sua subscripsit.
Christophorus Freius. Magister und E. E. L. in Stair prediger.
Philippus Marbachius L. E. E. L. in Steier bestelter schulrector zu Grätz.
M. Jacob Präntl. E. E. L. in Kärnthen prediger zu Klagenfurt, manu sua propria.
M. Andreas Laborator. E. E. L. in Karndten bestelter schuelrector zu Clagenfurt, weil ich der zeit kein manu propria pedtschaft gehabt, hab ich herrn M. Bernhardi Stainer erbetten, daß er an meiner statt gefertigt.
1. Erstlich soll man den heiligen Geist mit einem gar kurzen gesang umb hilf anruefen.
2. Darauf soll ein diener des worts die offene beicht sambt der absolution in sehr kurzer form, wie sie gestelt auf der canzel, sprechen; folget darauf ein kurzer psalm: allein Gott in der höhe. Dann lieset der diener auf der canzel die epistel, oder so man will sonst ein stück auß der bibel nach der ordenung der bücher. Wen er solches gethan,
3. verkündet er, waß zuverkündigen ist, alß neue eheleut, feste und deßgleichen und fordert das gebet fur die aufgezeichnete kranke und noturftige personen.
4. Darauf singt man wider in figuris oder simpliciter, und nach anruefen des heiligen geistes folget die verlesung des evangelii und predig daruber, daß nach der predig alß bald das gebät gesprochen und ohn lengern aufhalt zur administration coenae domini geschritten und damit wie bißher gehalten werde. [Seite 154]
Ursach zu solchen ordenung bewegent seint diese.
1. Erstlich ists der uralten kirchen ordenung gemehs, wie daß confitemini ausweisen.
2. Furß ander ists je billich, das man mit bekantnus der sünde und absolution den gottesdienst zu verrichten anfange, den die sünder will Gott nicht erhören, sie demütigen sich den und bitten fur allen dingen umb vergebung.
3. Furß dritte wirds also im wolbestelten kirchen der A. K. gehalten, alß in der Neuburgischen Pfalz, zu Ulm, Norimbergae und andern vill orten zu sehen.
4. Zum vierten ists gemhes der kirchen ordenung, so mit rath ern Chytraei gestellet.
5. Zum funften wird das volk desto zeitlicher zur kirchen zu kommen dadurch gelocket und beweget.
6. Zum sechsten ists ein grosse beforderung, das der prediger nach gehabter predig desto schleuniger daß gepät verrichten, nichts durch mudigkeit oder eylem vergesse, die leutte nicht mit verdrieß aufhalte.
Letzlich seint woll mehr ursach und nutz, so nicht hie vermelt werden mögen, und ist leichtlich anzurichten, wen mans nur ein mahl auf der canzl vermeldet daß sich ein jeder darnach richten möge. Es möcht auch privatim etwa versucht werden, das man sehe, wie es ein gestaldt haben und abgehn wolte.