1567 Mai 26. Steyr Begräbnisordnung (Loesche 1920) :: Digitale Bearbeitung Speer 2015

1567 Mai 26. Steyr Begräbnisordnung (Loesche 1920) :: Digitale Bearbeitung Speer 2015

[Editorial]

Quellen: Gustav Loesche, Die reformatorischen Kirchenordnungen Ober- und Innerösterreichs (1920). [In: Archiv für Reformationsgeschichte 17 (1920) S. 277-300.] Hier wird der reine Text der Ordnung ohne die Anmerkungen Loesches dargeboten. Diese sind im Faksimile nachzulesen.

[Seite 277]

1567 Mai 26. Steyr Begräbnisordnung.

Von der Christen begrebnus in der Stadt Steyr. Gestelt anno im 67ten den 26. Maii.

Es ist in diser khirche nicht zu loben, das nicht alle verstorbne christen ehrlich mit gebürlichem conduct und christlichen gesengen zu grabe beleitet werden, sondern solchs nur dennen allain widerferet, die etwo an zeitlichen güetern vermügiger sein, dann andere; die armen, so nicht sovil gelt auf das begrebnus zuwennden, müessen one alle christliche ceremonien und ehre dahin getragen werden, wie die heiden, oder als die, so in die christgläubigen gemaine nicht gehöreten.

Deßgleichen werden solcher christlicher solenniteten und grabgeprenngs auch die lieben jungen khinderlein beraubet, die doch dem Herrn Christo in der tauff zuegetragen und durch sein Wort des ewigen himelreichs vergwisset, auch sovil mit desto merer reverenz zur erden zu bestetten weren. Solches geschicht nicht allain den cörpern und leiben der verstorbnen christen, so im glauben eingeschlaffen und irer khünfftigen aufersteheung zur unehre, sondern es ist auch der hinderlassnen lebendigen gemein verheblich für der gannzen christenhait und ein zeichen, als wenn sie von der auferstheung der Todten wenig hielten, das sie so viler irer brüeder und schwester leibe, wenn sie verscheiden, so gar [Seite 278] one alle ehre, christlich geseng und gepreng lassen in die erden legen. Oder man mueß daraus abnemen ein sonderliche unbarmherzigkait gegen den verstorbnen gliedern Christi, weil man allain darumb, das sies mit gelt nicht zu bezallen, inen solche christliche Dienst versaget.

Derhalben auf das hierinen allen verstorbnen christen, so im waren bekhenntnus und berueffung unnsers einigen mitlers Christi Jhesu einschlaffen, möge gebürliche grabsehre widerfaren, auch niemandt über neue aufseze, die ein schein aignes genüesses hetten, billich zu clagen habe, ist hierinnen unser einfaltig bedenckhen (doch auf pessere verordnung eines ersamen wolweisen raths) also:

Erstlich sol khain leich begraben werden, es werde den zuvor der. pfarherr umb das begrebnus ersuechet und ime angezeiget, wasmassen abgeleibete person verschieden, und ob jemanndt aus den khirchendiennern dieselbe in der kranckhait besuechet. auch ob sie das hochwirdig sacrament des leibs und pluets Christi in der khrannckhait oder khurz zuvor emphanngen. Waserlay gestallt mans mit dem begrebnus begere zu halten, ob man darzue ain leichpredigt wil haben oder nicht, darnach sich der pfarherr zu richten.

Unnd were guet, das der pfarherr ein sonderlich leichbuch hielte, darein er alle, so in diser khirche von frembden und einheimischen durchs gannze jar in gott verschaiden mit namen und zu weilen auch, wie einer gestorben (sonderlich so sich etwo ein neuer casus mit einem begeben) verzeichnete. Daraus man sich hernach allerlay zu ersehen und auch an fremde orth von wegen auslenndischer bey unns abgeleibter personen, da es not thet unnd begeret wurde, möchte gewisse khundtschafft gegeben werden.

Zum andern sol man ordnungshalben für und für (außer der geschwinnden sterbensleuffen, da es nicht wol geschehen khan) ein gewiße stundt zum begrebnus halten, nachmittag umb zway uhr, und ob gleich der leichen mer sein denn eine, von diser stund an eine nach der anndern holen, wie es die notturfft und gelegenhait der leute erfordert. Außerhalb dere leichen, die am sambstag gefallen, die sol man umb 12 hora tragen, damit man umb eines bey der vesper sein und beicht sizen möge. So aber die leiche in die pfarkhirche geleget wirdt und man begeret ein leichpredigt, mag dieselbig anstat der vesper und der gewohnlichen beichtvermanung gethan werden. Also auch an den sontägen oder andern feyrtagen, so leichen verhannden, die man desselben tags zu legen und darzue ein leichpredigt in der pfarr begeret, sol die leiche umb 12 hora getragen, und anstatt der mittagspredigt die leichpredigt gethan werden, damit khaines [Seite 279] dem anndern hinderlich sey. Wo aber khain predigt darff geschehen, dieselbe leiche trage man gegen zwaien, wenn die mittags predigt aus ist.

Zum driten. weil es in diser khirche von alters gebreuchig, den verstorbnen christen, ehedann man sie zu grab treget, mit drey pulsen zuvor aufzuleiten, eintweder vormittag umb acht oder nachmittag umb aindlif uhr, mag solche gewonhait, damit ein offenlich zeichen ires ableibens gegeben und zugleich die lebendigen irer sterblichkheit und lezten stündleins sich dabey erinnern khönnen, geduldet werden. Doch sol es einem yeden frey gelassen sein, solch geleite zu prauchen oder nicht zu prauchen. Wil es aber ein ersamer rath abgestellet haben, sindt wir unserstheils auch nicht darwider.

Wenn man aber die leichen zu grab tragen wil umb 2 uhr, ist not, das man zuvor einen gutten langen pulß thue mit einer oder merer glockhen, (wie es einem ersamen rath gefellet zu ordnen). damit die, so zu grab gehn wöllen, ein zeichen haben, wenn sie sich zur leiche versamblen sollen. Es sollen auch die schuler nach der leiche ehe nicht ausgehn, bis solcher pulß angefanngen. Unnd damit mans khennen möge, das solch leuten eine leiche bedeutte, sol der mesner alle zeit zuvor, ehe er die leichglockhen anziehet, mit der khlienesten glockhen dreimal klenngeln.

Leget man die Leiche auf den gottsackher beim bruederhause, sol daselbs auch das zeichen mit der glockhen gegeben werden.

Das leuten aber, so man bisheer hat gepflegen zu thun, wenn man mit der leiche schon zum khirhofe khommen ist, ist gar übrig und unnot, dieweil es den lebendigen nichts mer, das nuz werr, bedeuten khan; khumbt auch heer aus einem lautern abgöttischen misprauch, das man vor zeiten die todten damit hat eingesegnet unnd darauf vigilien gesungen.

Zum vierten sollen alle leichen der verstorbnen christen, reich und arm, jung und alt, herr und khnecht, taglohner und betler, auch der khleinen khinder (ausgenumen deren menschen, so ruchloß in offentlichen groben lastern oder in verachtung des worts und der heiligen sacramenten oder aber im falschen glauben der verfürischen secten bis an ir ende in unbußfertigkheit beharret haben) ehrlich mit christlicher procession und gesengen, dadurch die menschen irer sterblikhait und des jungesten gerichts, auch der frölichen [Seite 280] auferstehung von den todten und des khünfftigen ewigen lebens erindert, zu erden bestättet werden, zu welchem christlichen leichganng khirche und sambt den schulern nach eines jeden begere und vermögen gefordert sollen werden.

Auch sol man die leichen mit leinen ehrlichen tüchern bedekhen und solcher ehre auch die khleinen khindlein nicht berauben, sintemal es gewiß, das daß grösste tail des himelreichs ir ist Math. 18, und sie am jüngesten tag in iren zarten, clarificierten leiblein zue ewigen ehren und freiden werden auferstehn. Wo erbare leute auch iren abgeleibten khindern wollen leichpredigten thun lassen, hat man in der schrifft vil schöner und nuzer text, die man darzue brauchen khan.

Die khindlein, so one die heilige tauff verscheiden oder todt aus mutterleibe khomen, so solches nicht durch muetwillige verwarlosung oder verseumung der eltern zueganngen und die eltern bekhennen, das sie treulich für solche khindlein, weil sie noch in mutterleibe lagen, damit sie die eusserliche heilige tauff erreichen khunden, gebettet haben oder, wo solchs gott nach seinem verborgnen willen nicht zuegeben wurde, das er sie doch inwendig mit dem heiligen geist tauffen und zu seinen gnaden aufnemen wolle, mag man den betrüebten eltern zu trost mit obbemelten ceremonien wol zur erden bestätten.

Welche aber mutwillig durch ire eltern verwarloset oder an irer tauf verseumet sindt worden, denen sol man zum abscheu und schreckhen den anndern eltern solche christliche beleittung irer khindlein nicht gestatten, sonndern man sol sie one ceremonien allain durch den todtengraber lassen hinaustragen. Doch mag man sie lassen auf den gemeinen khirchofe etwo in ein winckhelein begraben, dieweil man auch manchem alten menschen, der der heiligen tauff nicht fast gemeß bis an sein ende gelebet hat, den khirchoff vergonnet.

So aber personnen sturben (unangesehen in was wierden sie auf diser welt gehalten sind worden), die in offenlichen sünden one buß bis an ir ende beharret, oder vor irem todt in vilen jaren das sacrameut des heiligen abentmals nach Christi einsezung auch zulezt in irer khrannkhait nicht genossen oder auch unser waren reinen und christlichen religion nicht anhenngig gewesen unnd also im unglauben one bekherung ir leben geendet, dern cörper und leibe sol man nicht zu den andern christen in den gemainen gottsackher begraben, vil weniger mit christlichen ceremonien beleitten, sondern mit unehre lassen dahin tragen und begraben an ein besonnder orth, das von der christen begrebnus [Seite 281] abgesondert sey, andern zum abscheulichen exempl, damit sie für solchen sünden und verruchtem leben sich hütten und offenlich dadurch zu bezeugen, das, die one ware buß, bekhentnus und anrueffung Christi sterben, am jungesten tag nicht zu ewigen ehren, sonndern zu ewigen schanden werden auferstehn.

Zum fünfften mag man die ceremonien und beleitung der leichen in nachvolgender underschiedlicher ordnung halten und derselben nach den khirch- unnd schuldienern ir verordnete gebüre, so hieunden aus uberschlagung und etlichermassen mit minderung der alten, sovil die khirchdienner anlannget (doch einem ersamen rath hierinnen nichts vorgegriffen, noch maß oder ordnung gegeben) verzeichnet ist, reichen.

Wer mit allen glockhen lesset ausleuten, der sol zum leichganng auch das gannze ministerium oder priesterschafft und die gannze Schul fordern.

So die leiche in die pfarrkhirche gelegt wirdt, gebüret erstlich zur khirche zu geben 11 fl
Wirdt sie aber ausser der khirche in offnem khirchoffe geleget 1 fl [Seite 282]
Dem pfarrherr, man lege sie in oder ausser der khirche 3 fl ß — ₰
Dafür soll er schuldig sein ein leichpredigt zu thun oder durch einen andern an seiner stat zu bestellen.
Den beiden geselpristern jedem 6 fl. — ₰
Dem schulmaister einen halben taller
Dem mesner, so er zuvor mit allen glockhen dreymal ausleiten muß 6 ß — ₰
Lesset man aber nicht außleuten und er thut nur einen pulß zum begrebnus 2 ß — ₰
Dem cantori 4 ß — ₰

Den anndern schuldiennern oder collaboratorn, so mitgehnn, was ein jeder seinem vermögen und ehren nach selbs guetwilligklich geben wil, doch das mans nicht gar unbegabet lasse. Deßgleichen ein almosen geltlein für die armen khinder und astanten auf der schul, welchs dem schulmaister sol uberanntwort werden, inen nach eines jeden vleiß und notdurfft auszuteillen, darunder man auch den armen bürgerskhindern, so aus der schule mit der leiche mitgehn, ire pfenniglein geben soll. Oder wer da wil, mag den schülern das ire vor seiner thür, da die leiche gezalet wird, lassen austeilen.

Über das, weil es gewohnlich und christlich, das man bei vermügiger leute leichen ein stuckh tuch auf der bar treget, so man armen leuten zur khleidung austeilet und der schulmeister zu zeiten für etliche arme schüler bitten wurde, inen ein gannz oder halbs stuckh, oder aber etliche eln nach not und gelegenhait dere, so es dürffen, widerfaren zu lassen, sol man hiermit die armen schüler auch nicht lassen.

Wer die prediger so außer der ordenlichen pfardienner von einem ersamen rhat angenomen und gehalten werden, zu seiner leiche (wie sichs wol in veneralibus funeribus gebüren wil) fordern unnd inen was geben wil, sol einem jeden frey stehn. [Seite 283]

Begeret man aber von derselben einem in sonderhait die leichpredigt, sol dem, der es thut, ein dannckhbarliche verehrung ohne abbruch des pfarherrs und gesellpriester gebüre gethan werden.

So aber zur leiche das mitter geleite begeret wirdt, beide zum außleiten und begrebnus, ist unot, das daselbs die gannze schule mitgehe, sonndern allein der cantor mit allen astannten, so sich auf der schule aufenthalten, sambt etlichen andern armer burgersleute khindern, die in die schul gehn, sollen nach solchen leichen gehn und die gesenge verrichten.

Davon gebüret erstlich dem pfarherr, so er khain leichpredigt thun darf 2 ß — ₰.
Begeret man aber ein leichpredigt 6 ß — ₰
Den gesellpriestern, so man khein leichpredigt thut, jedem 1 ß — ₰.
Thuet man aber ein leichpredigt, jedem 3 ß — ₰.
Unnd sollen der pfarherr sambt seinen gesellpriestern auch schuldig sein, mit der leiche zu gehn, man predige oder predige nicht, one, welcher predigen sol, mag daheim dieweil seiner meditation warten.
Des mesners gebüre ist hie 2 ß — ₰, so er zuvor dreimal ausleitet.
Lesset man aber nicht ausleuten und er thut nur einen pulß zum begrebnus mit der mittern glockhen, mag man im ordnen 1 ß — ₰.
Geschicht aber der pulß mit der grossen glockhen auch 2 ß — ₰.
Also auch, wenn er zuvor ausgeleitet und hernach mit der großen glockhen den pulß thut, gibet man im billig 3 ß — ₰.
Dem cantor mag gleichesfals geordnet werden 2 ß — ₰.
Und was sonst ein jeder von guetem willen auf die schul wil geben oder für seiner thür austailen lassen den armen schulern, so die leiche beleiten unnd singen helffen.
Unnd da nun hie etwas ain gelt auf die schul geschickhet wurde für die armen schüler, sollen in derselben austaillung, wie obgemeldet, auch die armen bürgerskhinder1ein, so der cantor zu den leichgengen brauchet, begabet werden.
Die übrigen und geringen leichen, so von armen unvermügigen leuten nur mit dem khleinen geleit bestellet werden, sol der cantor allein mit den astanten holen. [Seite 284]
Begeret man aber, das die gesellpriester sollen mitgehnn, sol man einem jeden geselpriester geben 3 kr.
Wil man auch den pfarrer haben, gebe man im 6 kr.
Doch stehet es den leuten frey, die priester zu fordern oder nicht zu fordern; da man nun ires beleitens nicht begeret, darff man inen auch nichts geben.
Dem mesner gebe man für diß leiten, wie bisher, sein ordentliche gebür 8 kr.
Doch so er nicht außleitet und er thut nur ein pulß zu grabe mit der mittern glockhen 4 kr.
Wil man die groß glockhen haben, auch 8 kr. ohne das vorgehennde ausleitten.
Wer aber zugleich das vorgehunde ausleiten und den pulß zu grab mit der großen glockhen haben wil, der gebe 12 kr.
Dem cantor von einem solchen funere 8 kr.
Also das ein solch funus zum högsten in ehrlicher proceß mag ausgerichtet werden (außerhalb des todtengraber lohn) mit 32 kr.
zum wenigsten mit 12 kr.

So nun jemand auch dise 12 kr. nicht vermöchte dranzuwendten, ist es christlich, das ein ersamer rath verordnung thue, damit solch geltlein halb oder gannz nach augenscheinlicher not und gelegenheit der personen von dem almosen aus dem bruderhause für die armenleute dargeleget werde, damit sy von wegen armuets nicht dürffen der christlichen ehre zum begrebnus beraubet werden.

Damit aber aber auch solche ausgabe denn bruederhause widerumben möge einkhomen, sol man by allen leichen, so beide in der pfarr und im bruderhause begraben werden (sonnderlich da leichpredigten geschehen) in der khirche oder auf dem khirchoffe undter dem thor, da man die leiche hat hineingetragen, ein offen messingen beckhen sezen, auf ein dreufüssichten stul, darein die thrauersleute und andere christen, so mit zu grab gangen, am herausgehn ir almosen sollen legen, in das bruderhause zu samblen, darzue denn die prediger die leute zu zeiten in der leichpredigt vermanen soln. Das wirdt one zweifel des jars sovil tragen, das man den gar armen leuten zu irem begrebnuß one schaden wird aus dem bruderhauß khonnen hilff und steuer thun.

Also khönte es geschehen, das alle auch unnser armeste mitglider in Christo, wenn sie im herrn einschlaffen würden, mit christlichen ceremonien one jemandts große beschwerung [Seite 285] zur erden bestättet, damit man sehe, das wir den todt der heiligen werde hielten und ein tröstliche hoffnung unser auferstehung undter unns erhielten.

Was aber hierinnen von unns zu wenig bedacht, das auf bessere mitl khonnte geordnet werden, wollen von einem ersamen wohlweisen rhat, unsern günstigen herrnen wir unns gern weisen lassen.

Unnd wiewol es bisher gebreuchig gewesen, das man alles gelt, so auf khirche und schul von der leiche gebüret, in einer suma hat dem pfarherr überantwortet, so sehen wir doch für bequemer und richtiger an, das solche verordnete gebüre einem jeden, insonderheit von denen selbs. so die leiche bestellen, mit guettem willen zuhauß geschickht würde. Unnd im fal, da solchs an einem oder dem andern verblibe, das ein jeder das seine selbs einzumanen habe, die priester durch den mesner, die schuldiener durch ire schulboten.

Doch so es jemandt dem pfarherr alles miteinander zu treuen hennden überanntworten wil und thut solches ohne abbruch, ist der pfarherr auch unbeschweret, solches anzunemen unnd jedes an sein orth zu verschaffen.

Da es auch sich zuetrüge, das etliche leute solche ordentliche praesenz für khirche und schule eintweder nicht volkhomen oder sich gannz und gar (wie unndter weilen auch von reichen leuten geschicht) dieselbe zu geben wegerten und hetten doch der khirche und schuldienst zum begrebnuß der iren gebrauchet, ist an einen ersamen rath unnser bitlich ansinen, zu ordnen, so solches dem herrn burgermaister angezeiget wurde, die leute dahin zu halten, das einem jeden khirch- oder schuldiener das seinig mit dannckh und one abbruch werde zuegestellet.

Die brennenden windliechter oder fackheln, so vermügige leute bey den leichen tragen lassen, fechten wir nicht an, wie etliche die liechter in der khirchen, so one superstition und aberglauben khonnten gebrennet werden, anfechten. Doch so man auf solche und dergleichen ceremonien, so zum pracht dienen, unkossten wennden und daneben den khirch- und schuldienern das irige abbrechen oder den armen schulern desto kherkhlicher geben wolte, were solches, als das wider die liebe strebet, nicht zu loben. Man solte es ehe an fackheln unnd glockhenleuten mangln lassen, ehe mans an ehrlicher begabung der lebendigen dienner in khirche und schul, so das christliche conduct mit gesengen und predigten halten helfen, solte erwinden lassen.

Damit auch die leute diser obgeschribnen bestallung, wenn sie das begrebnus suchen, darnach sie sich zu richten [Seite 286] ein gründliche wissenschafft mögen haben. sol inen der pfarherr auf ir begern solches zuvor deutlich anzeigen, wie es allenthalben mit dem vollen, mittern oder khleinem geleite, auch mit dem cantor ein ordnung habe, auf das sie, nach irem vermügen das begrebnuß wissen anzustellen.

Das große geleite sol man allain zu den alten, wenn es die leute begern, zu den khindern aber das mitter oder khlein geleite brauchen, nachdem man viel oder wenig aufs begrebnus wennden wil.

So auch für gemaine leute, die kheiner sonnderlichen zeche oder hanndwerchszunfft verwohnet sindt, khein besonnder leichtuche, damit die leiche khonten ehrlich bedeckht werden, verhannden were. möchte man eines aus dem bruderhause lassen machen und denen, so es begern, außleichen umb einen benannten zinßphening. Nemblich, so es ein leiche were, unter vollem geleite getragen, die gebe davon 12 kr., undter dem mittern geleite 6 kr., unnder dem khleinesten 3 kr. Wolte man dann noch eines darzue von schlechtem tuech lassen machen für gar arme, das man umbsonst auslihe, were auch wolgethan.

Sovill den todtengraber antrifft, gebüret einem ersamen rath, auch einsehen zu haben, das er on seinem bestimbten lhon ime lasse bemüegen und die armen leute nicht seines gefallens uberseze, ime auch ernstlich bevehlen, das er die leichen wegen des über sich steigenden schödlichen todtendampfs tieff genug in die erden lege.

Zum sechsten unnd lezten, dieweil es aus heiliger, göttlicher schrifft beide aus dem alten und neuen testamennt, clar zu ersehen, das gottes volckh jhe und alwege luftige orth zum begrebnus außerhalb der stadt von der leute getümel abgesondert gehabt, darin die verstorbnen christen, so am jüngesten tag von Christo auferweckhet und selig gemacht werden sollen, im fride und rhue schlaffen theten, unnd aber alhie bei diser großen gemein ein solch ehrlich, still und geraumes begrebnus mangelt — (denn der enge khirchoffe bey der pfarr zu khleinen raum, auch nicht rhatsam, noch den einwohnern gesundt, sonnderlichen in sterbenszeiten meniklich dahin uber einen hauffen zu begraben, gleicher mangl auch am khirchofe beim bruederhause gespüret wird, annderer ungelegenhaiten zu geschweigen) — demnach an einen ersamen wolweisen raht als an unsere liebe obrigkait unser christliches erinnern und bitten, dieselben unsere günstige herrn wollen christliches gemüeths dahin bedacht sein, das [Seite 287] mit der zeit und in gueter befürdernus ein fein gelegen, still, geraumes und luftiges orth zum gemeinen christlichen gottsackher alhie erkhaufft, verordnet, mit mauren und thüren eingefanngen und zuegerichtet werden möge, darin die verstorbnen mitglieder Christi aus diser gemeine abgefordert, als in einem stilen schlafhause rhuen unnd bis auf ire fröliche auferstheung verwaret mögen sein. Der uncosten, so darauf verlauffen wurde, khan in khurzer zeyt leicht und reichlich durch gutte und niemanndt beschwerliche mitl widerumb hereingebracht werden. Davon wir denn unnser einhellig bedennckhen, wie wol dessen ein ersamer wolweiser rath von unns nicht bedarf,) so es von unns begeret wird, gern wollen anzaigen.

Wolfgangus Prenner, Pfarrer m. p.
Basilius Camerhofer m. p.
M. Johannes Schreier m. p.
Johannes Mülwalder m. p.
Wolfgangus Agnellus m. p.