Quelle: Gustav Loesche, Die reformatorischen Kirchenordnungen Ober- und Innerösterreichs (1920), in: Archiv für Reformationsgeschichte 17 (1920) S. 209-230; 277-300. Hier wird der reine Text der Ordnung ohne die Anmerkungen Loesches dargeboten. Diese sind im Digitalisat des Aufsatzes von Loesche bzw. in dem Faksimile nachzulesen.
Vortrage an einen ersamen raht daselbs durch ihre ordenliche Kirchendiener, beschehen den 6. novembris anno im 66 isten.
Wenn die communion des heyligen abentmals allein auff den sontagen und an anderen gewohnlichen feyrtagen und festen des jars uber offentlich in der Kirche gehalten wierdt, ists genug und ist unnott, dieselbige in der wochen auf den wercktagen (ausser der gefahr in den sterbensleuffen, wenn pestis regieret) anzustellen, und sol das volck zum offtermalen auf der cantzel vermanet werden, das sie durichs gantz iar offt und fleyssig zum heiligen sacrament ghen aus villen ursachen, die ein verstendiger lerer wol wiert wissen anzuzeigen, und das sie ir sacrament nemen nit sparen, nach alter bäpstlicher gewonheitt, allein auf die marterwochen und osterfest, da man mehr aus gewonheitt, dan auss rechter glaubiger andacht hinzughet. Dan uber das, das solicher zuelauff auff dieselbig zeitt den bäpstlichen falschen wohn mit sich fueret, als sei das sacrament nemen sunderlich auf dieselbig zeytt gebunden (wie im altem testament die niessung des jüdischen osterlambs, so doch Christus seines leibs und bluets abentmal offt im iar wil genossen haben, wie er spricht, so offt ir das thuett etc.), so ist auch nit müglich, allem volckh auf dieselbig zeytt auff einmal notturfftige ausrichtung zu thun mit beicht hören und berichtigung des ungesiekten jungen und gemeinen volcks in der beicht, weliches doch hoch vone nötten thuett. [Seite 218]
Derhalben, obgleich das volck mit dicken zulauffen sein alte gewonheit auf die fasten und osterliche zeitt halten wolte, sol man doch mer nit zulassen, dan man mit behörung undt examinirung eines yedlichen (nach gelegenheitt der personen insunderheit), sunderlich aber des jungen und gemeinen volcks, weliches zu der zaitt am maysten komen, und mittheyllung der privatt-absolution, notturfftigklich unterrichten und abfertigen kan. Die andern solln auff volgende tegen, da man die communion helt, verschoben und wider zu komen beschieden werden.
Worinen aber die einfeltigen beichtkhinder zu fragen und zu examiniren, auch zum heiligen sacrament nit zuzulassen sindt, sie haben den derselben gefragten artickln ires glaubens ainen zimlichen verstand, wöllen wir uns unter einander einer eintrechtigen und christlichen form, so dem catechismo gemess sey, vereingen und mit den albernund schwachen in der erst ein zeitlang gedult tragen, bis sie durichs wortt besser unterrichtet werden.
Und aus disen bedencken, das das sacrament niemandt sol gereicht werden, der nit insunderheitt zuvor verhöret, besicktbefunden und absolviret ist, (wie soliches die Augspurisch confession deutlich ornet, im artickl von der beicht) solln alle leutt, so des volgenden tages communiciren wollen, am abent zuvor, nemlich am sambstag oder an den feyerabendt, wen man zur vesper leittet, zur beicht komen und sich in der beicht auf demutige bekentnus irer sindt, rechten glauben und guetten vorsatz mit gottes wortt unterichten und mit der absolution trösten lassen. Den die privat peicht mit nichten aus der kirichen sol abgethan werden umb der tröstlichen absolution und nützlichen examinis willen, darin auch die seelsorger innen könen werden, in welichen artickln die leutt unterrichts am maysten bedürffen, das sie dieselbigen hernach in iren predigen mit größern vleiss treiben.
Es were auch seer nützlich, das zur vesper am sambstag und andern feyerabent, da die confitenten in der kirche zusamenkomen, kurtze vermanungen an sie gehalten wurden von der buess, von der beicht, von der absolution, von abentmal des herren, vom gebet und dergleichen christlichen haubtartickln, daraufs die beichtkinder seilige gedancken, [Seite 219] herzliche andacht, ware rheie, lebendigen trost, guetten vorsatz und brinstige lieb zur anrieffung und aller gottseiligkheitt schöpffen und auch andere leutte dardurich zu derselben stundt in die kürich zu ghen gereitztt wurden.
Soliche vermanungen möchte ein fleissiger diener zusamen klauben aus den schriefften Lutheri, und so ers auswendig nach seiner gab nit thun wolte oder khante, dieselbigen von wortt zu wortt aus dem Luthero dem gegenwertigen volcklein vorlesen. Man kundt auch anstatt diser vereinungen unterweillen gebrauchen die sieben buesspsalmen und auf einmal ein vers oder zwen den zuhörern kürtzlich erkleren. Den soliche vermanungen sollen uber ein halbe viertl oder aufs lengest ein viertl stundt nit weren und sollen nit auf der cantzel sunder vor dem mitl altar beschehen, auff das man nit gantze predigten darauss mache.
An den heyligen abenden aber der grossen festen, als weinnachten, beschneidung, offenbarung, aufopferung, empfenckhnus Christi, ostern, himelfartt, pfingsten, heylige dreifaltigkheitt, Johannis des teuffers, haimsuchung Mariae, Michaelis etc. möchte man auf ein halbe stundt zur vesper ein predig thun von der cantzel und ein lection erkleren, wie es im Wittenbergischen register bey dem neuen testament ist geornet, auch die leute des nechsten suntags zuvor vernemen, das sie zu solcher predig in die kirichen khemen.
Durich dise ornung, wen die leut auf den abent ire beicht thun, wiert man sie zue einer feinen christlichen gewonheitt bringen, das sie ire gebette zu gott und betrachtung seines göttlichen willens und wolthat desto besser haben werden und also des heiligen sacraments recht und seiligklich brauchen. Den, wo man den abent zuvor nicht darzunimmt, ist der ernst des andern morgens auch nit sehr groß. Derwegen man auf den morgen one grosse nott und ursach niemand hören sol, der auf den abendt nit khomen ist. Denn auch die priester der zeitt zu morgen frue bedierffen zu irer meditation auf die predigten und verichtung anderer dienst in iren khirchenambt.
Auff den morgen were guett, das man alle feyrtegen frue ein predigt hielte, im summer umb 4 uhr, im winter [Seite 220] umb 5 uhr fir das gemein handwerckes volckh und hausgesindt, weliches sunst in der selbigen stundt eintweder schleffet oder spaciren ghet, und weren soliche predigten sunderlich von nötten für das gesindt, so zwischen dem ampt daheim bleiben miessen in den heusern, damit sie vormittag nit on gottes wortt blieben. Zu solicher predigt würden sich an zweifl auch die communicanten finden; man konte in diser stund die evangelia predigen umb des gesindes willen, das hernach nicht darzukommen kan, oder aber die episteln, und sol im summer balt nach 5, im windter umb 6 auf sein.
Wen es nun ghet auf die 7. stund, sol der mesner zu khirichen leutten und dan den altar mit saubern leien und seidenen (wie sie one zweifl noch vorhanden sein werden) altartichern fein zierlich bedecken. Und weyl das liecht in der schriefft vil schöner deuttung hat vom göttlichen trost, wortt und heyligen geyst, als da der prophet ans 7. cap. spricht: so ich im finster sitze, so ist der herr mein liecht, das ist, wan ich in triebsal bin, so ist gott mein trost; Item psal. 119, dein wortt ist meines fusses leuchte und ein liecht auf meinem weg; desgleichen hatt der heylig geyst in feurigen flammen sich sehen lassen am Pfingstag, (daher der alte fein khirichengebrauch ist khomen, welichen auch D. Luther in den sechsischen und meisnischen khirichen nie hätt abthun wöllen, auff dem altar unter der mess liechter zu halten) so mag man zwey grosse brennende wachsliechter auf messingen leuchtern aufgesteckt, wie vor alters breuchig, auf den altar setzen und bis zum endt der communion brenen lassen.
Und wiewol der priesterlich ornat oder mesgewandt ein zeitlang in diser khiriche (doch mit kheinen gemainen ordenlichen consens oder abschaffung) ungebraucht blieben ist, so wöllen wir doch in disem stückh, was die khirichenkleider belanget, ghern aus lieb und von wegen gleichformigkheit mit den reien evangelischen khirichen, auch zu merer eusserlicher eher des hochwiertigen gottlichen ampts und zu verhüttung pösser nachredt disen khirchen, den gewonlichen ornat fir dem altar wider anziehen, sintemal es auch an im selbs sich geziemen wil, das ein khirichen diener [Seite 221] anders in der khürich stee und ghe, wen er gottes ambt verweset, denn er sunst auf der gassen oder in dem hauss ghet. Und S. Paulus selber sagt, cor. 14, es soll alles in der khirichen eherlich und ordenlich zughen. Gleicher weiss haben die heiligen patriarchen ire besunderen priesterlichen kleider gehabt, wie gene. 27 zu sehen, das wir der kleider Aaronis im levitischen priesterthumb geschweigen.
Da man aber sorg hette, es wurden sich etliche in der gemeinden ergern, da doch hieran sich zu ergern niemand ursach genug haben khan, khonte soliches durich einen guetten bericht auf der cantzel leicht vorkomen und abgeleinet werden. Unverstendiger und leichtfertiger leut rede mus man herinen nit achten.
Nach zuberaittung des altars, wen die schul in den chor getretten und hernach auch der priester fir den altar in seinen ornat, und mag eintweder der chor das ambt anfangen mit dem introitu de dominica oder festo oder die orgl, wie bisher gebräuchlich, oder aber der chor mag vor der orgl singen den deuschen lobsang Zachariae. Gelobt sey der herr, der gott Israhel etc., oder einen andern geistlichen gesang, und dan nach der orgl den introit, darauf das kirie eleison, gloria in excelsis et in terra pax oder das teusch, allein got in der höche sey ehre.
Darnach lesse der priester fir dem altar ein collecta deusch, fein hell, deutlich und langsam, damit die gantz khiriche soliche wortt hören und vernemen und im hertzen dieweil auch also gedenckhen und betten möge. Und zum selbigen fleissigen auffmercken und betrachtung im hertzen solln die prediger auch das volckh in iren predigten zu gelegner zeit vernemen. [Seite 222]
Was aber fir collecten solln gelessen werden, wiert den khirichen diener allerwege die zeit und gegenwertige nott erinnern. Dan auf ein igliches christliches fest im iar ist ein besundere collecten geornet. So hat man auch allenthalben in den christlichen agenden unterschiedliche collecten fir geystliche oder leibleiche gaben zu bitten, als umb vergabung der sinden, umb den heiligen geist, umb sterckung im glauben und gehorsam, umb friede, schön wetter, regen, feichte auf dem lande, wider den tirkhen und andere feindt und verfoliger des wortts. Die wirt ein khirichen diener jeder zeit nach erforderung der not zu gebrauchen wissen. Itziger zeit sol die collecta wider den tirckhen gelessen werden.
Weil die collecta fir dem altar gelessen wirt, sol der ander gesellpriester auf die cantzel ghen, und dan, wen der chor das Amen auf die collecta gesungen hatt, die epistl des selbigen sontags oder festes dem volckh laut und langsam firlessen.
Darauff sing man im chor einen lateinischen sequentz oder andere geistliche gesang deusch, oder es kan unterweillen der chor dem lateinnisch sequentz also singen, das alzeit ein lateinisch vers vom chor und ein gsetz eines deuschen geystlichen gesangs von der gemein umb einanderr gesungen werden, und khan dennoch der organist entzwischen schlagen. Den man sol die gesang in bayderlay sprachen in der khürichen erhalten und uben, die lateinischen, weliche rain sindt und auss der heiligen schriefft genumen, umb der jugent willen in der schule, und die deuschen umb des gemeinen volcks willen. Doch weil dem grössern tail der khirichen allein die deusche sprach bekhand, were guett, das auch der merer tayl der gesangs, wen die gemain an feyrtagen beysamen ist, deusch verichtet wurde. Den vor der predig singet man itzundt zu wenig deusch, und sollen die khirichen diener das volckh ermanen, das sie die [Seite 223] verordenten gesang lernen und mit gemainen khirichengesang unsern herrgott helfen loben.
Wen gemaine fahr vorhanden ist, mit dem Tirckhen, sterbenslauffen, theuerzeit oder andern landplagen, mag man auf die epistl die deusch litaney singen.
Darnach lese der priester, welicher vor die epistl gelesen hatt, in gleicher gestalt das evangelium de dominica oder festo, widerumb auf der cantzel deusch gegen dem volck. Und so personen, so zur ehe greiffen wöllen, aufzubietten sind, sol soliche aufbott stracks damals nach dem verlesenen evangelio beschehen, drei sontag nach einander, wie sichs gebiret und nit nur ein oder zweimal etc. Dann singe der priester für dem altar: Credo in unum deum. Darauff der chor: patrem omnipotentem, nach gewonlichen notten, fein langsam. Darauf die gemein: Wier glauben . . deusch. Es khan auch der organist zwischen dem lateinischen patrem und deuschen glauben schlagen. So es aber wil zu lang werden, mag das schlagen nach bleiben, die gesenge aber solln fir sich ghen.
Darauf voliget die gewonliche predigt, ein stundt lang ungeferlich sambt dem gemainen gebette. Und damit das volck nit von stund an nach der predigt heuffig aus der khirich lauffe, wie es bisher in gewonheit gehabt, sol der prediger die leutt offt vermanen, bei der heiligen communion, so nach der predigt gehalten wiert, zu bleiben und alda das grosse gnadenwerkh zu betrachten, das in der austeilung des leibs und bluds Christi gehandelt wiert, auff das durich soliche anschauung und betrachtung ein ider christ zum offtern gebrauche des heyligen sacraments gereitzt werde und grössere andacht fache.
Wen die predigt geendet, sol man ein deusch liedt im chor singen, damit die, so communiciren wöllen, unter solichen singen sich hinfir fir den altar versamlen mügen. Daselbs solln sie fein andechtig niderkhien, die manspersonen an einen und die junckfrauen und frauen an einen andern ortt, wie dan der chor zur solichen brauch gereinnet und mit einen feien gelender unterschieden werden sol. Nach dem [Seite 224] liedt mag der priester (weil es die khirich alhie also gewohnet) ein vermanung und unterricht von hochwierdigen sacrament dem volckh vorlesen, oder weliches wier fir bequemer achten, dieweil es sich mit disen vermanungen eben lang verzeucht und one das die confitenten auf den abent vor der beicht soliche vermanungen hören soln. Wie oben angezeigt, möchten soliche vermanungen vor der communion abgestelt werden, wie sie auch anderer ortten in den christlichen khirichen wenig im brauch sind, damit das volckh nit mit uberdrues werde aufgehalten. Derhalben mag der priester, wen das liedt vom chor ausgesungen, von stundt an anfangen zu singen das vater unser und darauf die wortt des testaments deusch nach feinen lieblichen noten, wie sie in den christlichen agenden verzeichnet sind.
Auf den hohen festen lass man das deusch liedt nach der predig aus und sing vor der communion die prefation de festo, deusch oder lateinisch anzufangen mit disen wortten: dominus vobiscum oder der herr sei mit euch etc. Darauf sing' der chor: sanctus, deusch oder lateinisch, figurate, und khan der organist auch etwas khurtz darauff schlagen. Dan sing' der priester allererst das vatter unser und die wort vom abentmal.
Hierauff communicir man das volckh mit dem leib und blud Christi im abentmal in baider gestalt, wie es unser herr Christus selber eingesetzt und geornet hat. Auf der ainen seitten reich der priester, so das ambt halt, den leib Christi, auf der andern seitten reiche der ander priester im chorrockh das blud Christi aus dem kheliche.
Und sollen die leutt fein zichtig und orndenlich mit hertzlicher andacht hinzughen, erstlich die manspersonen, darnach die junckfrauen, letzlich die frauen, und dan, wen sie gespeist sein, sich widerumb sittlich an ir voriges ortt stellen, niderkhnien und ir gebettlein heimlich zu gott sprechen.
Es sol auch das weiber volckh an den tagen, wen sie zum sacrament gehn, des uberigen schmucks sich enthalten. [Seite 225] Die jungfrauen sollen ane khrentze oder mit bedeckhten heubtern sein. Das mansvolckh sol leichtfertiger geberde und klaydung sich enthalten, als die mäntl uber die achsel schlagen und dergleichen. Damit bey disem hochwierdigen werckh rechte gottsforicht, demuet und andacht an allen leutten gespiret werde. Weliche eltern ire khinder zum sacrament füren, sollen sie fein zichtig vor inen lassen herghen und sie christliche anweissen.
Es ist auch an andern christlichen ortten bei der austeilung des hern abentmal gebreuchlich, das zwo oder vier personen grine seidene tüchlein des priesters hende unterhalten und gebogen auf der comunicanten brust geschlagen, damit, wo sich unrath (welichen doch die diener mit höchster sorg verhietten sollen) zutruge, das eintweder das gesegnete brod entfille oder ein tröpfflein aus dem kelich verschittet wurde, soliches in dem tichlein aufgefangen und die unehre des heiligen sacraments so vil möglich verhiettet werde. Und zu solichen dienst pflegt man gottsforichtig namhafftige menner zu verordnen in eherlichen khleidungen, gemeinklich aus dem mitl des raths. Im Joachinstal thuett es alzeit der burgermayster und richter selbs. Unter der Communion sol man singen: Jesus Christus unser hailland. Item: gott sey gelobet. Agnus dei. Isaia dem propheten. Ich danckh dem herren von gantzen hertzen etc., eines oder mer diser gesang, nach dem der communicanten vil oder wenig sein. Und zum beschluss: Christe, du lamb gottes. Man khan in denn geferlichen zeitten zwischen der conununion auch die litanei singen, so man sie vor der predig nit gesungen hatt. Und soln die leut in der predig vermanet werden, das sie dabei bleiben und mit andechtigen singen aus glaubigen hertzen gemaine nott gott helfen firtragen. [Seite 226]
Nach der communion lieset der priester die danckhsagung fir dem altar, darauf der chor das Amen singet. Den wendet sich der priester umb und spricht den segen Mosi uber das volckh numeri 6: Der herr segne dich und behiett dich, und ghe darnach jederman in friede heim.
Wen es nun alles zu khirichen aus ist, wer erst zeit, das die pfeiffer auff dem Turm ir hoffrecht maheten oder zu tisch bliessen, und sol nit vor oder unter der communion gestattet werden, wie bis anher.
Diss ist die christlich weyss in dene evangelischen khirichen, die heilige communion im offentlichen ambt zu administrieren, wie wirs dan von nun an auch alhie in diser khirichen, weliche gott aus genaden mit seinen wortt hat haimgesucht, aufzurichten und bestendcklich zu halten entschlossen sein. Und bitten einen ersamen und weyssen rath zu Steyr, unsere christliche und gebietunde herren, sie wöllen soliche ordnung im namen Christi ihnen gunstcklich gefallen lassen und dieselbige wegen ires tragenden arnpts, als ein christlicher magistratt durich publicirung fir irer gantzen gemain ratificiren und bestettigen lassen, mit iren christlichen schutz fest darob halten, auch mit eigenen exempl und vleissigen baisein all zayt ehren und schmukhen und dran sein, damit soliche christliche ordnung zum ehisten möcht fir die hand genumen undt in ganghafftiges werkh gesetzt werden, darbei wir dan das unser; sovil uns geburet und muglich, mit höchsten fleyss thun wöllen. Gott der ewige vatter im himel verleiche darzu seine gnad und segen, das es hie und an villen ortten, die villeicht unsern exempl voligen möchten, zu seines namens lob, eher und preyss gereiche und erhelt dise khiriche bei dem rainen wortt und christlichen Ceremonien wider alle, die es anfechten möchten. Hilff, herr Jesu Christe, das wir dein wortt bescbeidenlich handln und treulich pflantzen mögen. Amen.
Nachmittag an den feirtagen sol die predig bleiben, wie sie itzund gehalten wierdt, umb 12 hora; doch das man zwischen 11 und 12 leutte, damit die leut hinein khomen und etliche psalmen singen vor der predigt, die der cantor mit seinen schulern auf dem Chor anfachen und regiren sol, und sol in diser stundt zum meren tail vor der predigt das deusch te deum laudamus gesungen werden, herr gott dich loben wir etc. Umb 12 schleg sol der prediger auf der [Seite 227] cantzel sein und uber 3 viertl stund nit predigen, damit es umb eins ghar aus sey, und wer guet, das zu diser stund durichs gantz iar nits anders den der Chatechismus geprediget wurde, weil dise predigt firnemlich fir das gemaine gesinde ist angestellet, so vormittag in die predigt nicht hat khumen mögen. Allein an den festen sol man die historia des fests handln und in der fasten die heilige passion, auf das das gesinde, so in der wochen nit in die khiriche mag khumen, auch etwas davon höre und lerne, und solln die hausvätter von den predigern vermanet werden, das sie ir gesind vleissig in dise predigten ghen lassen. Die suntags epistln möcht man in der wochen auf einen tag predigen, so sie am suntag frü nicht geprediget werden.
Nach der predig, wen man erstlich einen khurtzen deuschen gesang gesungen hatt, sol der cantor die vesper anfangen mit psalmen und antiphen, wie sichs gebiret. Darauff sol ein khnab dem volck fir dem mitlaltar ein lection vorlessen aus der bibel, wie es der mittag prediger ornet, die sich etlichermassen mit seine predig reime, als etwan ein historien, die er in seine predig hatt eingefiret und dergleichen. Hierauf singe der cantor den hymnum und magnifficat, jhe deusch ye lateinisch. Dan less der priester ein deusch collecten, und der chor beschliesse darauff mit dem benedicamus etc.
Wen die vesper in der pharr aus ist, sol alsdan die khinderlehr im kloster khirichlein anghen, ungeferlich umb 2 uhr und umb 3 aus sein. Darvon wils gott aufs nechst ein verzeihnus einem ersamen raht sol ubergeben werden, wen ein l. r. zuvor notturfftige bestallung mit der schulen hatt gethan, sunderlich mit der meidlschul, weliche in alweg zuvor muss ins werckh khumen.
In der wochen an den wercktagen, daran man pfleget zu predigen, sol man ein viertl vor 7 leutten und das volckh vermanen, das es zeitlich hinein khume, damit der prediger umb 7 schlege möge auf der cantzl sein. Da sol die predigt ein halbe stund oder aufs lengst drei viertl weren und nit [Seite 228] lenger, auf das es mit dem singen zu achten aus sey und ein yeder widerumb mög an sein arbait ghen. Den an werckhtagen sol man die leut nit mit langen predigten aufziehen, auf das sie alle tage desto lieber in die khirichen ghen. Vor und nach der predigt sollen geistliche deusche lieder gesungen werden, die der cantor mit etlichen seiner khnaben sol anfahen. Wiewol an den werckhtagen bei den predigten billich sol der schule verschonet werden, damit den khnaben an iren lectionen desto weniger hindernus geschehe, und sol soliche ambt des mesners sein, die deuschen lieder an den werckhtagen deme volckh vorzusingen, es sey dan, das man die litaney singen wil, wie dan itzt billich alle weg nach der predigt besthen sol; da soln ein, 2, 3 oder 4 khnaman die litaney singen wil, wie dan itzt billich alle weg nach der predigt besthen sol; da soln ein, 2, 3 oder 4 khnben darzu verornet werden. Und soliche khnaben, die der khirichen dienen, solln von der khirichen und vermöglichen bürgern ir brodt oder etwas zu irer unterhaltung haben. Auf die litanei oder deuschen psalmen sol ein deusch collecten von dem priester gelessen werden fir dem mitl altar und darauf der segen. Dan ghe das volckh haim!
Man sol auch durichs gantze iar alle tage zu gewönlicher zeitt metten und vesper singen, die metten im summer umb 5, im winter umb 6 uhr. Zum beschluss der metten sol die betglockhen geleuttet werden, weil die khnaben nach in der khirichen sind; da solln die khnaben in der khirichen auf die khnie niderfallen und mit andacht langsam singen: Erhalt uns herr bei deinen wort, item: verleich uns frieden gnedigklich. Die vesper alle zeit umb zwei nachmittag in solicher ordnung, wie mans in den christlichen agenden verzeichnet findet, dabei alweg ein capitl aus dem alten oder neuen testament ordenlich nach den büchern der bibel sol glessen werden, von einen lateinisch, von dem andern deusch. Und zu dem deuschen sol man auch die summarien Veitt Dietrichs lesen. Darauf volget der hymnus und [Seite 229] magnificat, zulezt lese der priester ein lateinische collecten und der Chor benedicamus domino.
Zu diser metten und vesper werden ane zweifl etliche frume leuttlein hineinghen, wen man sie darzu vermanet, sunderliche umb der biblischen lection willen. Wen nur ein ersamer rath denen auf der schul erstlichen befelich thuett, das sie solich teglich singen nith verseumen. Und der pfarher sol herinen ein fleissig aufsehen haben. Es ist auch von nötten, das zu solichen werckh zwe bibeln grobes truckh lateinisch und deusche in die khiriche gekhaufft oder gegeben werden.
Es miste auch dem cantori auferlegt werden, das er die khirichen geseng, beide choral und figurat, unterweilen auch die deuschen gesenge, die dem khnaben unbekhand sindt, alle tag ein stundt mit den khnaben in der schul durich die gantze wochen ubersunge, als nemlich von 12 bis auf 1 uhr, damit sie an dem sontag in der khirich drin geübet und dieselbigen fertig singen khonten.
Und damit der pfarher oder prediger ein wissentschafft habe, was man in der khirichen singen werde, item ob die lateinischen gesenge rain sein, auch wie man die deuschen lieder fein ordlichen in alle sontage des iars und andere fest vor und nachmittag austheilen und singen solte, damit sie der gemaine bekhant und leuffig gemacht wurden, so sol der cantor alle weg, ehe ehr die gesenge anfahet in der schul zu ubersingen, sich zeitlich bey dem pfarherr oder prediger angeben, den text des chorals ubersehen lassen, und wess er sich hierinen verhalten sol, erkhundigen; desgleichen sol er thun mit dem metten und vesper gesengen von wochen zu wochen, biss mans ein gantz iar uber versuchet und in ein gwisse ordnung gebracht hatt.
Wolfgangus Prenner, pastor.
Basilius Camerhofer.
Johannes Schreyer.
Johannes Mülwalder.
Wolfgangus Agnellus.
Anmerkungen zu den Unterschriften von Dr. Friedrich Koch-Gmunden. Vgl. Jahrbuch 24, 209.
Wolfgang Brenner aus Plauen war Schulmeister zu Falkenstein, berufen unter Caspar Pflugk als Pfarrer nach Neudorf, ordiniert am 12. April 1542 in Wittenberg, erscheint 1567 in Steyr gelegentlich der Kirchen- und Schulordnung, als Stadtpfarrer daselbst am 19. August 1576 gestorben. [Seite 230]
Basilius Kammerhofer ("Camerhover" im Ordiniertenbuche) aus Aflenz in Steiermark gebürtig, wurde am 30. April 1559 in Wittenberg ordiniert für Freiberg in Meissen; er wurde 1566 öffentlich auf der Kanzel der Pfarrkirche in Steyr der Gemeinde vorgestellt und in sein Amt als Diakonus eingesetzt. Für seine dem Rat in Steyr gewidmete "Kinderbibel" 1570 erhielt er 50 Dukaten. Streitigkeiten mit dem Schloßprediger des Burggrafen daselbst, dem 1567 aus Erfurt berufenen M. Amarus Gotter. Kammerhofer starb am 10. Mai 1572.
M. Johannes Schreyer ("Schreier" im Ordiniertenbuch) war ein Tischlerssohn aus Steyr. Hatte vier Jahre lang Andr. Cydonius, zwei Jahre lang M. Thom. Pegäus zu Lehrern, studierte vier Jahre lang in Wittenberg, wohin von Steyr Stipendien gestiftet worden waren, kehrte dann aus Geldmangel zurück, half ein Jahr lang dem Präzeptor M. Th. Pegäus, wurde Prediger im Spital und an der Stadtpfarrkirche, in Wittenberg am 25. Juli 1565 von Paul Eber ordiniert. Er starb 1583.
Johannes Mülwalder. Seit 1559 Kaplan in Steyr; gestorben 1593 (aus dem Kloster Garsten).
An Brenners Statt wurde zum Stadtpfarrer gewählt: Wolfgang Lempel (so hat er selbst sich geschrieben) (Agnellus). Er war erst Conventual in Garsten, 1567 Kaplan an der Stadtpfarrkirche in Steyr und wurde 1576 Stadtpfarrer. 1599 (Jänner) mußten die Geistlichen aus Steyr fort. Lempel ging nach Wittenberg. Er starb am 28. März 1614 in Freiberg in Meissen.
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