[Seite: 157] Quelle: Digitalisiert mit freundlicher Erlaubnis des Ständigen Ausschusses der Historischen Landeskommission für Steiermark (Vorsitz: Professor Dr. Ableitinger) vom 17. September 2014 durch Heino Speer.
Vier Blatt Papier, ohne Paginierung Titelblatt neuzeitlich signiert: Wien 1528 März 14.
Mandatum regis super visitacione generali. Schlußblatt mit Aufschrift von gleichzeitiger Hand: Datum, Wien 24. marcii anno [15] 28. Mandatum regis super visitacione et inquisicione nuncfacienda — Orig., Pap., Erzb. Konsistorialarchiv Salzburg, Reformationsakten II (1520-1540, Fach 11/48.
Nach offensichtlich anderer Überlieferung gedruckt bei Raupach, Erläutertes Evangelisches Österreich, Beilagen S 69-71 Num VII. Die wichtigsten Varianten sind in den Fußnoten zum Text angeführt.
Wir Ferdinand, von gottes gnaden zu Hungern und Beheim etc. kunig, infannt in Hispanien, ertzherzog zu Osterreich, hertzog zu Burgunde, Steyr, Kernndten, Crain und Wiettemberg, grave zu Tyrol etc., embieten den erwirdigen, andechtigen, edlen, ersamen geistlichen, unsern lieben, andechtigen und lieben getrewen N., allen und yeden unsern prelaten, grafen, freyen, herren, rittern, landtmarschalchen, landshaubtleuten, verwesern, phlegern, burgermaistern, richtern, räten, gemainden und sonst allen unsern und unser furstenthumben und lande untherthanen, unser gnad und alles guets.
Wiewol wir als ain cristenlicher kunig und genediger her und landsfurst aus angebornem miltreichem gemuet, so wir zu unsern underthanen tragen, alzeit genaigt sein, sy sovil ymer an uns ist, vor nachtail, so inen gleicherweise an irer seelhail als leib, leben und guet zuesteen mocht, zu verhuetten und darumben zu ablainung und außtilgung der verfuerlichen ketzerischen newerstanden sectlerena, nemblichen Martinum Luther, Karlstat, Zwingl, Oecolampadium und ander derselbn anhenger und nachfolger, darvon yetz bey unser zeiten alle ketzereyen anfengklichen heergeflossen und iren ursprung genommen haben, unser offen ernstlich general mandat und bevelh außgeen lassen1, darinnen wir menigkhlich zu gnediger warnung und underweisung zu erkennen geben, welchermassen solh valsch lerenb dem heiligen ewangelio, unserm lang heergebrachtem löblichen glauben, ordnung und aufsatzung der cristenlichen kirchen zuwider, auch zu nicht anders dann erstörung aller ainigkeit, verachtung der ober und erberkaiten, ungehorsam, aufruer, empörung, mortt, pluetvergiessen und beschließlichen zu allem abfaal, unrat und ubel dienendt ist.
Zudem, // das sölh valsch verfuerlich leren vor lengst durch unser vorvorder romisch kaiser, kunig, fursten und ander geistlich und weltlich cristenlich potentaten, zeitlichen und wolbeweglichenc, verboten, darzue in allem rechten und sonderlich durch kaiser [Seite: 158] Karln etc, unsern lieben brueder und gnedigen herrn und ander cristenlich heubter und fursten zu Wurmbs2 und hernach zu mermaln durch offen edict bey höhster straff zu vermeiden abgethan worden. Welchen cristenlichnd artigkel sambt aufgesetzter straff und penen wir in beruertem unserm außgangen mandat lautter und clärlichen specificiert und angezaigt, dareine wir uns gezogen und dieselben hiemit widerumben vernewt wellen haben. So sein wir doch daruber bericht, ist auch augenscheinlich am tag, das solh und dergleichen verdambt ketzereyen in unsern landen nicht abgestellt, sonder ye lenger ye mer einreisen, wachsen undf meren, daraus wir abnemen und spürn mugen, das bestimbte unsers lieben brueder und gnedigen herrn auch unser filfälltig ernstlich außgangen general mandat wenig vor augen gehabt, denselben nachgangen noch handthabung gethan, darob wir nicht unbillichen ungenedigs mißfallen tragen, das auf solh unser gnedig notdurfftige warnung und verbot die verfuerlichen secten nicht in abnemen gestellt noch awßgerewtg worden sein.
Dieweil aber dieselben verfuerlichen verdambten leren, secten und opinionen, ye lenger ye mer einwurtzln und uberhandt nemen wellen, so haben wir neben// andern beschehnen fursehungen, auch aus trefflichen beweglichen ursachen, furgenommen, durch etlich tapfer, erber, gelert, verständig, unpartheisch personen, geistlichs und weltlichs stands, in unsern niderösterreichischen landen allenthalben ain gemaine visitacion und inquisicion zu halten. Welhe personen, so wir zu solher visitacion und inquisicion verordnen in allen und yeden unsern landen, gegendenh, flecken und gebieten durchaus erfarenhait und grundtliche erkhundigung halten werden. Nemlicheni, wie sich die inwoner und underthanen, geistlichs und weltlichs stands, der enden, gegendt oder fleken, in unserm heiligen glauben und andern cristenlichen satzungen halten, wie sy auch bißheer den merberurten unsern vilfälltigen außgangen mandaten gelebt, dergleichen, was mangl, irrung oder beschwärung darinnen an einem oder anderm hettj bei den geistlichen oder weltlichen sein mochten, die sy aigentlichen mit vleiss hörn, vernemen und darinnen erstattung oder wendung thuen, auch daruber entschied geben und wie sy die sachen befinden. Auch wie es hinfuran in ainem oder anderm artigkel gehallten werden solle, inschrifft verfassen und yedem tail solcher entschid ainen zuestellen, damit sy sich furan gegen einander zu halten und demselben an beschwär unsk nachzuleben wissen, auch alles anders handln und furnemen, so sy nach vermugen unser instruction, die wir inen geben wellen, von uns in bevelh haben werden.3
Darauf gebieten wir euch allen und yeden unsern prelaten, graven, freyen, herrn, [Seite: 159] rittern, knechten, landt//marschalchen, landshaubtlewten, verwesern, phlegern, ambtlewten, burgermaistern, richtern, reten, burgern, gemainden und sonst allen andern unsern underthanen und getrewen, so iurisdiction, gericht und oberkait haben, in was wirden, stands oder wesens die seinl, ernstlichen und wellen, das ir die obbemelten unser visitatores und inquisitores, so sy zu ewm komen, in solher irer handlung khain irrung auch verhinderung thut, sonder von unsern wegen furdert, auf ir anlangen inen beistandt und handthabung beweiset und, was sy also bey ew incraft solher visitacion erkennen, schaffen, machen, setzen oder anders handln und furnemen oder euch in unserm namen bevelhen, gebieten oder auflegen werden, dasselb fur euch selbst gewiß volziehet, auch bey eurn oder eurer verwalltung underthanen daran und darob seyt, damit solhem allem ungewaigert gehorsamlich und, wie sich geburt, gewiß gelebt und nachkomen werde, darob auch alle notdurfftige handthabung thuenn und ew hierinnen nicht ungehorsam noch anders hallteno oder erzaigenp bey vermeidung unser schwären ungnad und straff. Das ist gentzlichen unser ernstlich meinung.
Geben in unser stat Wienn, am vierundzwainzigistn tag des monats Marcii, anno etc. im achtundzwainzigistn unserer reiche im andern jarn.