Niederösterreichischer Landrechtsentwurf 1526 [ = Zaiger in das landsrechtspuoch 1526] :: Transkription Speer 2013/2014

Niederösterreichischer Landrechtsentwurf 1526 [ = Zaiger in das landsrechtspuoch 1526] :: Transkription Speer 2013/2014

[Editorial I]

Die folgende Transkription erhebt nicht den Anspruch einer selbständigen wissenschaftlichen Edition. Es geht allein darum, aus der handschriftlichen Ausgabe durch Theodor Motloch in der sogenannten Sammlung Chorinsky einen elektronischen Text herzustellen, der zitierbar und maschinell durchsuchbar ist. Daher sind gegenüber der Vorlage kleinere Änderungen vorgenommen worden: Beispielsweise ist die Blattbezeichnung der Handschrift immer dort vor oder hinter ein Wort gestellt worden, wo Motloch eine Worttrennung durch einen Seitenwechsel dokumentiert hatte. Beispiel: Aus "ain[Bl. 122a]helliclich" wird "ainhelliclich [Bl. 122a]", damit das Wort als solches erhalten bleibt.

Die Buch-, Titel- und Paragraphenangaben sind in der Weise umgewandelt worden, dass zitierbare "Sprungmarken" für Hyperlinks generiert werden konnten. So wurde aus der Paragraphenangabe Motlochs "[§. 25.]" im dritten Buch und dritten Titel die Zeichenfolge "Buch.3.3.25" generiert. Auf sie kann ein Hyperlink in der Form gerichtet werden: <a href="...#Buch.3.3.25">Buch III Titel III §. 25</a>".

Das vermutlich von Motloch stammende Inhaltsverzeichnis wurde vorerst ausgeklammert, soll aber in einem weiteren Schritt durch einen Index erweitert und separat publiziert werden.

Der Österreichischen Nationalbibliothek sei herzlich gedankt — einmal für die Digitalisierung der gesamten Sammlung Chorinsky, dann aber auch dafür, dass sie mir vorab die Images des Zeigers in das Landrechtsbuch zur Verfügung gestellt hat. Dies war die Voraussetzung für die Erstellung dieser Transkription. Dem Deutschen Rechtswörterbuch sei ebenso herzlich dafür gedankt, dass ich aus seiner Datenbank die etwa 800 Zitate aus dieser Quelle zur Verfügung gestellt bekommen habe. Als Leiter des Rechtswörterbuchs war es immer mein Wunsch, über die Exzerpte auf den Belegzetteln hinaus, die Theodor Motloch für das DRW gefertigt hatte, den Kontext des Beleges lesen zu können. Insofern ist die vorliegende Transkription auch als ein Beitrag zu "Rekontextualisierung" von Wörterbuchzetteln zu sehen.
Dem Rechtswörterbuch sei auch für die Bereitstellung eines Skripts gedankt, das es ermöglicht, durch einen Doppelklick auf ein beliebiges Wort sich dieses in den Beständen des DRW (Wortartikel, Belegtexte, Textarchiv) zeigen zu lassen.
In absehbarer Zeit wird eine gedruckte Ausgabe desselben Textes durch Professor Wilhelm Brauneder in der "Rechtshistorischen Reihe" im Verlag Lang erscheinen. Da die Faksimileausgabe der ÖNB, diese Transkription und der gedruckte Text jeweils anderen Zwecken dient, ist somit eine umfassende Nutzung des Niederösterreichischen Landrechtsentwurfes / Zeiger in das Landrechtsbuch / Institutum Ferdinandi I. möglich geworden.
Heino Speer
Klagenfurt am Wörthersee
Österreich. Januar / Oktober 2014.

[Editorial II]

Handschrift

N.Ö. Landesarchiv Cod. Mscr. N°. 178

Pap. XVI. Lederband mit Goldschnitt. Am Rücken zwei aufgeklebte Zettel "N°. 178" und "Zeiger in das Landrechtsbuch". Am Vorderdeckel eingepreßt: 'Originale Lib. P.' Dazwischen auf aufgeklebtem Zettel: 'Lib. P. Zaiger in das Land Rechts Buech oder Institutum Kayßers Ferdinandi Imi. Die N. Ö. Land Rechten Vnd Gerichtspersohnen betr. Ist das Originale.' Auf der Innenseite des Vorderdeckels: 'Benedictis Domini Super Caput Justi : Os autem Impiorum operit Iniquitas.
Proverb. 10.
Magistratus Virum Demonstrat. Modus (darunter Wappen Aichens mit der Jahreszahl Anno 1721.) [Seite IV.]

Dono dedit, et fundav Titel 'In des löb. N. Ö. Ritterstandts Archiv gehorig. Johann Joachim V. Aichen m. p. Landt Unter Marschall et fundator.'
Auf dem Vorsteckblatte: 'Lib. P. Sint Tibi Mille Oculi Sit Tibi Nulla Manus.'

Titelblatt: 'Zaiger in das Landsrechtpuech..
NB. Dises Buech ist mier Johann Joachim Von Aichen Landt Untermarschall gehörig.'
Darüber blauer Zettel aufgeklebt: 'N. Ö. Ritterstand.'

Bl. 1a — 194b Text.
195a Catalogus secundum ordinem Alphabeticorum quae in hoc libro continentur.
(Nur der Anfang des Buchstaben A.)
Fol.
[Seite ] n2="008" n="V."/>

Zaiger in das landsrechtpuech.

[Seite 1] [Bl. 1a] Wier Ferdinannd etc.

Vorred.

Haben aus götlichem eingeben nach ausweisung des loblichen römischen khaiser Justiniani betracht die höchst angltugent der gerechtigkhait, und das ôn dieselb tugent furstliche großmechtigkhait (wo sich die mit zimblicher maß und weg selbst diemuetigt) ain greuliche hoffart, die unuberwindlich sterckh ain viechische ungestuemb, und die hochberuembt massigkhait ain khindhait geacht wierdet, wie [Seite 2] auch in irdischen dingen nicht ist dem menschen durch die gotlich waißhait anfenkhlich eingephlanzt dann das gesezt und gebot daraus die gerechtigkhait iren ursprung nimbt und alle löblich und ubel handlungen und thathen, guets und pöß und was dem menschen zuthuen gezimb und zu meiden gebüre underschiedlich schleust und [Bl. 1b] richtet. welch tugent der almechtig got nach unserm ersten vatter Abraham, seinen nachkhumen unsern altvättern behaltern liebhabern und volfuern der gebot genediclich und wunderparlich eingegossen hat, als dem gotlichen Noe von dem alle fürstenthumb entsprungen, dem gehorsamen Abraham des samen gemanigfaltigt und gesegnet ist, dem kunstreichen Mose aus des prun alle weisen der Kriechen getrunkhen haben, dem getrewen Dauidt [Seite 3] des gotlicher gedult und streitbarer hand die heilig geschrift vol ist, dem hochweisen Saloman des weißhait vom aufgang biß zu dem nidergang der sunnen erhollen ist, wie geschweigent hernach volgent der Athenier Ligurgier und Lacedemonier auch der ersten khunig zu Rom gesazt und rechtmachern und anderer großmechtigen fursten herzogen khünigen und kaisern, die all als gotlich werkhzeug durch mandlich beschiermung und rechtmessige regierung irer völkher und underthonen mit aufrichtung underhaltung gueter gesezt und ordnung, löblicher gepreuch und sitten sich in die unthädlichait erhebt und ewigen namen (den göttern gemäß) auf erden hinder inen verlassen. derselben unser vorfordern und eltern (darunder vil unser [Seite 4] gesipten freunt) fuesstapfen, adenlichen furstlichen und khuniclichen von got erleuchten weishait, gemüetten und tugenden nachzuvolgen unß wol gezimbt zu fursehen, damit unsere von got und der natur angefallne und angeborne fustenthumb und lande nit minder mit solcher tugent der gerechtigkhait, ordenlichen gerichten und nuzlichen gesezten als scheinenden waffen geziert und gesterkht bede zeit des frids und kriegs tröstlich underhalten werden.

Des landsrechten ursprung und aigenschaft

Nun ist durch glaubwirdige erfarung biß auf uns khumen, wie unser vorfordern fursten und erzherzogen zu Österreich von iren manhait [Bl. 2b] redlichait [Seite 5] vernunft macht und alten khuniclichen geschlechts und heerkhumens wegen dem heiligen römischen reich und desselben regierern albeg fur ander fursten hochverwont und mit gesellschaft verpunden, und darumb vil zeit mit desselben römischen reichs, kaiserlichen und khuniclichen händln und beiständn in friden und kriegen beladen gewest, auch daselbst regierent kaiser und khunig vil und lange zeit dem römischen reich zu friden aufnemen und merung gemaines nutz löblich vorgewesen sein, und also den höchsten eren und wirden nachgerungen, die auch ritterlich und großmueticlich erraicht, dardurch si iren erblichen landen und leuten und sonderlich disem erzherzogthumb als irer aigen wirtschaft wenig beiwonen mugen, damit dann der adl im [Seite 6] land ôn oberigkhait recht und ordnung nit were, haben si als getrew fursten alzeit in den namhaften edln geschlechten gesuecht, ainen daraus an irer stat geordent, denselben iren landmarschalch genennt, ime ir ordenlich gericht zu gwalt und macht geben in burgerlichen sachen zwischen [Bl. 3a] dem adl rechtlichen und entlichen auch in ander weg mit maß zu handln, die ungehorsamen des rechtens, und fräfler geburlich zu straffen, dardurch frid ainigkhait guet sitten und recht im land zwischen dem adl erhalten wuerden. und nachdem derselb landmarschalch dem rechten auch andern sachen darzue dienent und notturftig deren täglichen vil fürfallen nit alzeit persondlich warten mag, ime ainen undermarschalch aus dem stand der ritterschaft zuegeordent, der in seinem abwesen [Seite 7] daz recht zu besitzen und ander zuefallent notturften zu versehen und abzurichten macht hat, dardurch die gerichtshandlung und andere zwitracht und irrungen der partheien nit angehangen noch underlassen werden, So sein wir auch ansehlich erinnert, wie wir umb gedachter unser vorfordern wolthatten und hohen verdiensten willen von Cayo Julio kaiser und Kayo Nerone augusto und kaiser [Bl. 3b] und hernach von andern kaisern und kunigen biß auf heut erhöcht, mit sondern privilegien und freihaiten begabt sein, daz wir als erzherzog zu Österreich den frei gwaltigen kunigen gleich in unsern furstenthumben landen und herrschaften selbst unwiderrueflich recht zu setzen und zu halten haben, und von unsern urthailn fur des römischen reichs gericht nit geappelliert [Seite 8] berueft noch gedingt wierdt. gleicherweiß soll noch mag auch von beruertem unserm landßrechten unsers landmarschalchs und desselben urtl nit appelliert noch gedingt werden.

Damit aber ain ieder landmarschalch oder undermarschalch aus aignem furnemen fur sich selbs ôn rat und wissen nicht handlen, werden ime aus den zwaien ständen der herren und ritterschaft sechs personen zu beisitzern, darzue ain landschreiber und furpieter zuegeordent. dieselben personen all vom höchsten biß zum nideristen sollen uns als herren [Bl. 4a] und landsfursten zu dem rechten geschworen sein, haben deshalben ir besoldung aus unser chamer. daraus zu versteen iren ursprung macht und obrigkhait des rechten von uns fliessent, und das si fur sich selbst und in craft irer namen und ämbter [Seite 9] khainen ordenlichen gerichtßzwang haben, dann sovil und lang inen derselb von uns und unsern nachkhumen bevolhen wierdet. welchen ursprung aigenschaft und wesen dits unsers landßrechten wir uns noch wolgefallen lassen, wirdigen creften und bestätten.

Unser Bewegnus.

So wir aber in eingang unserer regierung erlernt und wargenumen, wie unser erzherzogthumb Osterreich under [Bl. 4b] der Ennß als der ursprung unsers väterlichen löblichen hauß und namen Österreich lange jar und zeit mit beschwerlichen kriegsleufen belestigt gewest, dardurch nach dem spruch des zierlichen Römers Tulii (das die gesezt under des waffen schweigen) die altherkhumen gueten satzung gewonhaiten [Seite 10] ordnung und gebreuch zerrüt, mit den vergenkhlichen menschen vergessen abgestorben und des merern tails verlorn sein, So ist uns, sobald wir in die regierung angenumen und eingetretten sein, zum vörderisten angelegen gewesen unsern landen und leuten den frid zu geben, die ubermuetigen zu nidern, die widerspenigen zu straffen und die frembden anstossenden gezung die unser land und leut mit anfechtung und widerwertigkhait geuebt und vervolgt haben zu ruebigen, entlich der mainung und fursatz, so wir die durch den sig gottes stillen, alßdann [Bl. 5a] unsern befridten solch maß und ordnung zu setzen dardurch ainigkhait guet sitten und ordnung under inen zu erhalten, so in allem wesen der menschen nichts furtreffenlichers noch bestendigeres ist, dann wo frumb leut gleicher sitten und tugent [Seite 11] ainmuetig verpunden sein. daraus dann volgt, daz aus vil seelen ain gemuet und willen gegen der obrigkhait und eltern gehorsam und erempietung, gegen dem nechsten lieb, in den heusern reichtumb, und in den gemüeten freud rue und êr wurzlt und erwechst, und all krieg zerstörung und widerwillen getempft werden.

Dieweil dann wir und ain ieder erzherzog zu Österreich aus vorberuerten unserer vorfordern wolthatten und hoch erdienten privilegien unsere gericht und recht frei haben, deßhalben uns volkhumenlich und nach notturften und gelegenhait unserer land und leut gebuer inen recht zu setzen und zu machen, die dem gotlichen gesezt der natur und vernunft gemäß sein. [Seite 12]

Unser mainung und thuen.

Demnach haben wir nit allain als stathalter des heiligen römischen reichs aus kaiserlichem gewalt, sonder auch als regierender erzherzog herr und landsfurst zu Österreich aus furstlicher macht mit unserer treffenlichen ordenlichen hofräthe auch landleuten und underthonen der edlen unser lieben getrewen u. herrn ritter und knechten, das ist der zwaier ständ des adls beruerts erzherzogthuͦmbs Österreich under der Enns, zeitigem rat vorbetrachten und guetem wissen und willen das puech mit etwo vil notturftigen gesezten articln und ordnungen als ain angefangne furgeschribne tafel, so pillich wie von alter heer das landßrecht genannt wierdet, zu begreifen und zu verfassen bestellt, dasselb aigentlich ersehen [Seite 13] vernumen aufgericht gefertigt und gesezt.

Also zu versteen, daz nach inhalt desselben alle clagen nicht anderst dann burgerlich volfuret, und die lassterlichen peindlichen und malefizhändl davon geschaiden an iren sondern orten nämblichen in den landgerichten gerechtfertigt werden. derhalben niemant irren sonder mäniclich vernemen soll, dits landßrecht adenlich und das landgericht peindlich, in namen und wesen ganz ungeleich und getheilt sein.

In solchen gesazten und articln dits landsrechtspuechs haben wir ursachen derselben gesazten aufs maist, so uns leidenlich angesehen hat, umbgangen und underlassen aus dem grund und spruch der romischen rechtsprecher Juliani und Nerazi, daz nit von allem dem so auch unsere voreltern eingefuert haben ursach gegeben werden mug, es [Seite 14] sei auch nit not dieselben zuerkhonden, dann dardurch wuerden vil gesezt die wissentlich und gerecht sein verkheert.

Und dieweil wir bedenkhen, das dits werkh nach der vil und menig täglichen zuefallenden händl mer gesezt articl und ordnung dann hierin zum anfang begriffen ervordern wierdet, das sich auch die sitten der menschen nach den zeiten verwandlen und nach irer poßhait auf new fünd zu böser gewonhait henden, die si dann gegen den unverständigen in ain gewondlich recht zu ziehen und zu geprauchen understeen möchten, dasselb zu erstatten und zu fursehen soll unß und unseren nachkhumen alzeit mit rat und willen unserer landleut der weeg offen sein dits landßrechtpuech mit mer gesazten articlen und ordnungen zu erpawen zu erweitern zu mern, auch wo darinnen [Seite 15] vinsternus oder beschwerung erschinen zu erlauchten und nach gelegenhait der zeiten und sitten der menschen zu ändern zu bessern und dardurch all new fünd und gefär abzuschneiden. nachdem wir nun in eingang des rechten sein, hat uns nit unfruchtbar angesehen etwas anzuzaigen und zu underschaiden, was die gerechtigkhait das recht das gesezt und gewonhait, wie die durch die alten beschriben sein.

Gerechtigkhait

Die gerechtigkhait nach außlegung kaiser Justian ist ain beständiger volkhumer willen, der ainem ieden das sein zuestellt. die gerechtigkhait wierdet auch genennt ain guete uebung, die ainem ieden sein erlich aigenschaft gibt, got die diemuetigkhait und andacht, [Seite 16] den obrigkhaiten und eltern gehorsam und erempietung, den gleichmässigen ainigkhait, den underthonen zucht, ir selbs keuschait und mässigkhait, den armen mitleiden und hilf.

Und nach sag Tuli ist gerechtigkhait ain uebung des gemuets, die durch erhaltung gemaines nutz ainem ieden sein wierde zuestellt.

Recht.

Das recht nach beschreibung Vlpiani des rechtsprechers ist ain kunst des guets und pillichen, der götlichen und menschlichen sachen erkhantnus, des gerechten und ungerechten wissenhait, davon, so wie die gerechtigkhait eren, die erkhantnus des gueten und pillichen aussprechen, daz pillich von dem unpillichen schaiden, wie rechtlich [Seite 17] hailgeber genennt werden.

Gebot des rechten.

Die gebot des rechten sind, erlich zu leben, niemand andren zu belaidigen, ainem ieden sein recht widerfaren zu lassen.

Tailung des rechten.

Das recht wierdet in mer weg gethailt, nemblichen etlichs haist naturlich recht, so aus götlicher ordnung davon die natur erschaffen ist fleust. das möcht nach saag der alten rechtsprecher mit vil mainungen erclart und ausgelegt werden, ist aber hie ôn not, sonder allain daraus zu nemen die höchste gestalt solches naturlichen rechten dem menschen, der sich göttlicher gesezt und natur gebrauchen soll, ist nemblich [Seite 18] die, was du dir zu geschehen nit willt daz soll tu auch ainen andern erlassen.

Aus disem rechten ist entsprungen das gemain recht auch der naturlichen vernunft eingephlanzt, des sich alle volkher halten und nach bewegnus der erberkhait und pillichait zu underschiedlicher erkhantnus in gemein gebrauchen.

Daraus sein gewachsen thailung und auszaigen des erdrichs, aller land und grund, auch veränderung und allerlai verpflichtung und derhalben mißhellung krieg und frid etc.

Aber die statrecht sein, was ain iede stat gemain oder besamblung aus verhenkhnus der obrigkhait under inen selbst fur recht oder handvesst zu halten setzen, das burgerlich recht genannt wierdet. und dits ist disem unserm landßrechten nahent und nit gemäß, allain solcher underschied, daz dise [Seite 19] unser rechtsatzung aus unser als herrn und landßfursten bewilligung unseren landleuten vom adl in Österreich zu furderung rue frid und ainigkhait zwischen inen und den inwonern des furstenthumbs, damit auf solch ordenlich recht sorg und aufsehen gehalten werde, genediclich gegeben ist.

Gesezt.

Das gesezt ist ain ordnung des lebens und wesens in der vernunft gewurzelt und gegrund, ôn des wissen oder erkhantnus khain menschlich wesen beleiben, die welt und natur selbst nit besteen mag.

Aber durch gesezt werden die waffen gestillt und in rue behalten und durch die waffen gesezt und recht beschirmbt und gehandhabt.

Der verstand und die vernunft sein das [Seite 20] gesezt, nit die wort. dann ob ie zu zeiten in vil händlen und fällen ordnung des rechten entpricht, so entbricht doch die untötlich vernunft nicht.

Das gesezt wider erberkhait und guet sitten gemacht ist unwirdig und noch mer die gewonhait.

Die gesezts dits landsrechtpuechs sollen von anfang biß zu ende vleissig angesehen und erwegen, dieweil nit in ainem ieden articl alle notturft eingefuert mugen werden, sonder was zu zeiten in etlichen titln und articln zu kurz und wenig angezogen ist, wierdet etwo in andern erfüllt und erstat.

Gewonhait

Die gewonhait ist ain recht das nit geschriben sonder durch ain gemain wissentlich aus erbern ursachen der [Seite 21] vernunft lang zeit numallen gebraucht ist.

Die gewonhait mag nit einfueren daz, so dem gotlichen und naturlichen rechten auch disen unsern gesezt oder gueten sitten ungemäß ist. darumben sollen die ursachen der gewonhait in der vernunft gegrundt sein.

Eetlich sonder persohnen die an zal angezaigt mügen werden, khain gewonhait machen, sonder was durch ain gemain samentlich gehalten, gebraucht und beschirmbt, wierdet dem rechten und der vernunft gemäß und gemainem nutz fürderlich, dann anderst wär die gewonhait ain zerrüttung.

Die gewonhait hat drei aigenschaft, si ist dem gesezt gemäß wo khain ausgetruckt recht ist.

So ist ain verstendige oder verrer auslegung oder beteutung des gesezts [Seite 22] und entzeucht durch den gebrauch dem so gemain recht ist.

Die gewonhait mag clag- und auszugsweiß in recht angezaigt und furgebracht werden, und wo dieselb offenbart und nit widersprochen wierdet, also das dawider öffenlich gehandelt oder geurthailt worden, so ist ôn not solch gewonhait zu weisen. wo aber die gewonhait widersprochen wuerdet so soll si volkhumenlich gewisen werden, nemblich also daz die zeugen wissen solch gewonhait in recht furgewendt durch ain gemain also gehalten und emsiclich, das ist mer dann ainest auch zehen jar und darob, vor solcher rechtfertigung geiebt und gebraucht, auch inen den zeugen nicht wissent das offenlich und unwidersprochenlich der gemain oder irer obrigkhait rechtlich darwider gehandelt und geurthailt sei. dann wo zwaimal aufs [Seite 23] wenigist alss in gegenwurtigkhait der gemain oder ieer obrigkhait unwidersprochenlich darwider geurthailt wär, so fellt die gewonhait und wierdet das urtl durch die widerwertige einfuerungen ain gesezt, es wuerde dann solch urtl als wider erberkhait und guet sitten gegeben mit recht verworfen und aufgelöst. wo das aber nit beschähe, und wiewol die urtl so wider die gewonhait gesprochen nicht volzogen wär, nichts destminder bricht si die gewonhait.

[I.Buch.] Von den Gerichtspersonen.

[I. Titel.] Landmarschalch.

[Buch I Titel 1 §. 1]

Damit ain ieder landmarschalch gruntlich [Seite 24] weiß, was sein ambtsphlicht sei und wie er sich halten, so ist sein aid so er uns und aim ieden fursten erzherzogen zu Osterreich in eingang seines ambts thuen soll hernach beschriben in seiner person also: "ich soll und will der hungerischen und behaimbischen khu. maj. etc. als erzherzogen und regierenden herrn und landsfürsten in Österreich under der Enns getrew gehorsam und gewärtig sein, irer khu. maj. etc. êr nutz und frumben fürdern, schaden nachtail und unglimpf so vil an mir ist warnen und wenden, mit willen khain ratsanschlegen noch gemainschaften sein darwider irer khu. maj. etc. person obrigkhait und gerechtigkhait gehandelt wierdet, wo sich das aber ungefärlich fürget doch ir khu. maj. etc. davon treulichen warnen, den gerichtszwang so mir von irer khu. maj. etc. bevolhen [Seite 25] wierdet treulichen handln handvessten demselben nichts abprechen lassen, gleiches gericht und recht füeren und ergeen lassen dem armen als dem reichen und dem reichen als dem armen nach dits erzherzogthumbs Österreich freihaiten, löblichen und rechtmessigen gebrauchen und gewonhaiten und sonderlich nach ausweisung und ordnung dits landsrechtpuechs, die urtlen so durch die merer stimen und volg gesprochen werden nach ordnung des landßrechten vleissig volziehen, die partheien bei solcher volziehung so vil an mir ist handhaben, dardurch frid und recht zu erhalten und aufruer zu verhueten, und hierinnen niemants verschonen, und nit ansehen weder freundschaft feindschaft miet gab gunst noch ainicherlai ander sachen, sonder allain das gotlich recht so geurthailt ist, auch [Seite 26] mir selbst in dem gericht nichts zu ziehen, die beisitzer und personen so mir zuegeben sein in zimblichen eern halten, die rats gehaim biß in mein grueben verschweigen und ausser recht niemant offenbarn noch davon warnen, und sonst alles das handln thuen und lassen das ainem redlichen gebornen mann gegen seinem herrn und landsfursten und ainem getrewen ordenlichen richter von rechts und löblicher gewonhait wegen zu thuen gebürt, alles nach meinem höchsten versteen und vermugen, trewlich und ungefärlich, als wae mir got helf."

[Buch I Titel 2 §. 2.]

Der landmarschalch als ordenlicher richter an unser stat hat all zuesprüech persöndlich und umb gueter so mit burgerlicher clag und ausfuerung fur ine khumen zwischen den inwonern des lands, iren phlegern [Seite 27] dienern, auch in den stetten, in der prelatten und adls freien heusern und andern auf dem land in disem erzherzogthumb Österreich under der Enns gesessen, die sonst andern ordenlichen gerichten nicht underworfen sein, zu richten zu entschaiden zu urtlen und dieselben urtl zu volfueren.

[Buch I Titel 1 §. 3.]

Er hat aber nit zu richten uber unser camerguet und urbar noch unser brief sigil gab und gewerschaft noch uber unser lehengerechtigkhait und gueter, wo die landsessen darumb kriegen wuerden, noch ernhändel zwischen dem adl, es werdt ime dann von uns neben dem ordenlichen gericht insonderhait bevolhen.

[Buch I Titel 1 §. 4.]

Wiewol der landmarschalch also der landleut ordenlicher richter ist, so hat er doch nicht macht, seinen gerichtszwang oder die gerichtshandlung [Seite 28] so vor ime ausgefüert werden solle iemand anderen ausserhalb des undermarschalchs zu bevelhen, ausgenumen in den sachen so zu hilf fürderung und ausfuerung der haubtsach vnd des rechtens not, als zeugen zu hören, beschaw auf grunden, und ander erfarung zu thuen die ime persöndlich zu handlen nit gelegen und den partheien von grosser mue und cosstung wegen so darauf laufen beschwerlich sein möchten.

[Buch I Titel 1 §. 5.]

Der landmarschalch soll die partheien in iren notturften gütlich und unvertreßlich hören, beschaid und antwort mit züchtigen und senften worten nach gelegenhait der person und sachen geben, und ob ie zu zeiten ernstlicher handlung und straf von der partheien unzucht wegen not thät, soll er sich als ain oberer zu scheltworten und mißhandlung [Seite 29] nit bewegen lassen, sonder mit züchtigen ernstlichen worten und geparden den verprecher durch den undermarschalch oder furpieter in straf zu nemen haissen nach gstalt der person und sach, also das mer die vernunftig zucht dann die hietzig ungestuemb erschein.

[Buch I Titel 1 §. 6.]

Wiewol als obsteet der landmarschalch umb lessterlich oder peindlich sachen nicht zu richten noch handlung des bluets beruerent zu schaffen hat, es wuerde im dann von uns sonderlich bevolhen, so hat er dennocht straf des kerchers und gefenkhnus auch peenfall uns in unser khamer aufzulegen macht und gwalt, dann der gerichtszwang ân sein gemässe straf nicht sein mag.

[Buch I Titel 1 §. 7.]

Wann partheien vor dem landmarschalch zu krieg khumen, ob er der person oder sachen darumb geladen ist ordenlicher richter sei oder nicht, das hat der [Seite 30] landmarschalch wol mit urtl zu entschaiden und sich zu richter zu erkhennen oder daz recht an ander ende zu weisen, ausgenumen der landmarschalch ließ sich gegen ainer parthei ein sein ordenlich gericht selbst zu kriegen, alßdann het er mit macht umb den beruerten streit zu erkhennen, dann er sich als ain parthei gemacht und nicht als ain richter gehalten het.

[Buch I Titel 1 §. 8.]

Ain ieder landmarschalch soll sich treulich bevleissen vor den endlichen urtlen die partheien daran zu weisen damit si sich von besser freundschaft wegen, umb cosst zerung und ander nachthail so zu zeiten aus hitziger rechtfertigung erwachsen zu vermeiden, in güetliche verainigung begeben dardurch die partheien mit wissen und willen freuntlich vertragen werden möchten. aber er soll si in khainen hindergang [Seite 31] weisen, es sei dann der partheien aigner will. und wiewol der landmarschalch etlicher maß wilkhurlichen richter sein möcht wo ine die partheien darzue erwellen, so ist doch besser sich der zu entschlagen, dann schwer und schimpflich und dem rechten ungemäß wär sich als erwelter richter aines handls mit sorgen zu beladen, dann er als ordenlicher richter abzuschaiden macht hat. so werden ie zu zeiten nach den wilkhurlichen abschieden oder urtlen wie als ordenliche oberigkhait umb hilf und höher recht abgerueft, daselbst wuerde alßdann ain landmarschalch als wider des handlung die beruefung beschehe angeschlossen, das ime und seiner ordenlichen oberigkhait verclainerung bringen möcht. aber anderst wierdt verstanden in den sachen darin der [Seite 32] landmarschalch ordenlicher richter nit ist.

[Buch I Titel 1 §. 9.]

Es soll der landmarschalch albeg die eltisten sachen und händl so in gericht khumen und zu recht gesezt sein von ersten und vor den neweren und jungeren furnemen und abfertigen und darin guet ordnung und maß halten.

[Buch I Titel 1 §. 10.]

Des Landmarschalchs brief und sigil in den sachen sein gerichtszwang belangent ausserhalb des landundermarschalchs oder landschreibers als geschwornen gerichtschreibers gefertigt wierdt in recht nit glaubt.

[Buch I Titel 1 §. 11.]

Der landmarschalch hat nit macht die gerichtshandlungen bei seiner hand zu behalten, sonder sollen bei dem landschreiber beleiben, der auch davon antwort thuen solle.

[Buch I Titel 1 §. 12.]

Der landmarschalch soll sein ain frumber redlicher verständiger man [Seite 33] und in zweiflichen sachen nit volgen dem beisitzer oder ratßman der das merer ansehen hat, sonder dem der mer rechtmessig und gruntlich ursach seines ratschlags furbringt. und darumb soll er vernunftig sein, das er solch ursach underschiedlich erkhenn und darumb frumb, das er dem besseren volg und das unrecht verlaß.

[II. Titel] Undermarschalch.

[Buch I Titel 2 §. 1.]

Des undermarschalchs aid mag aus des landmarschalchs obgeschriben form genumen werden mit mässigung etlicher wort nach gelegenhait des ambts und person.

[Buch I Titel 2 §. 2.]

Dieweil also dem landmarschalch ain undermarschalch zu hilf und beistand zuegeordent, ist pillich, das der undermarschalch sein aufsehen auf den [Seite 34] landmarschalch und sein bevelch als oben hab, und sonderlich in den händlen die das ambt den gerichtszwang und rechtfertigung berueren. deßhalben sollen si sich dermassen bei ainander redlich und rechtmessikhlichen halten, damit zwischen inen khain zerrutung entstehe.

[Buch I Titel 2 §. 3.]

Ain ieder undermarschalch soll auf sein cosstung halten ainen weispotten des adls oder ain ander erber glaubwirdig person, so dem gericht geschworen sei und an seiner stat die ansätz auf dem land zuvolfuerung der urtlen thue. wo er aber khainen geschwornen weißpotten het, so ist er schuldig die ansätz persondlich zu thuen. und wo ainicherlai irrung oder eingrif darin beschehe, ist der landmarschalch phlichtig dem angesezten handhabung zu thuen, wie hernach von dem angesezten gesehen [Seite 35] wierdt.

[Buch I Titel 2 §. 4.]

Welchem der undermarschalch durch den weißpotten ainen ansatz thuet, als menige nacht der weispot auf dem land biß der ansatz gar beschehen ist, als oft der so den ansatz erlangt ime geben ainen hungerischen gulden oder darfur aindlif schilling phening und auf ain person und pherd erber zimbliche zerung. wo aber der ansatz so nahent beschäch, das der weispot aines tags wider anhaimb khumen möcht und nit uber nacht ausbleiben bedurffte, nichts dest minder soll dem undermarschalch ain hungerischer gulden geraicht werden. und wo der undermarschalch khainen weißpotten het und den ansatz persondlich thät, ist man ime auch nit mer solds noch zerung schuldig, dann wie angezaigt ist.

[Buch I Titel 2 §. 5.]

All verhör, ausser rechtens die sich umb täglich handlung [Seite 36] in den herren und adlsheusern in der stat so der burgerrecht nicht underworfen sein begeben die soll der undermarschalch thuen und die händl mit fueg abrichten ôn des landmarschalchs beschwerung, es war dann der undermarschalch des landmarschalchs hilf und handhabung notturftig, die woll er im mittailen. was sich auch fäll und wändl in denselben heusern begaben, gehören ainem undermarschalch zue.

[III. Titel.] Von den beisitzern.

[Buch I Titel 3 §. 1.]

Der beisitzer sollen wie obsteet sechs sein, nemblich drei von dem herrenstand, und ainer aus der ritterschaft der ain ritter, und die zwen edl und rittergemäß von den geschlechten in dem land und aines erbern herkhumen sein. [Seite 37] ir aid und phlicht so si vor eingang ires ambts thuen sollen ist hernach beschriben in aines ieder person insonderhait also: "ich soll und will dem landßrechten getreulich und mit vleiß ob sein, nach disem landsrechtpuech desselben satzung und ordnung auch nach redlichem erbern und leidlichen gebrauch und gueten gewonhaiten des erzherzogthumbs Österreich under der Enns und, sovil mich mein vernunft zu der erberkhait und pillichait geleiches rechtens weiset, dem armen als dem reichen und dem mereren als dem minderen nach mainem bessten und höchsten verstand ain gleiches götlichs recht sprechen, mich khain sach darwider bewegen lassen, sonderlich von den partheien noch iemand anderen khainer sachen halben so in gericht gehandelt werden ainicherlai [Seite 38] gab schankhung oder nutz durch mich selbst oder iemand anderen wie das menschen sinn erdenkhen möchten nicht suechen, auch in dem gericht und urtlen khain sonder parthei anhang und zuefall furnemen noch machen, khain parthei warnen noch inen rahten, und was in ratschlegen gehandelt wierdt niemand öfnen vor noch nach der urtlen sonder die ratßgehaim biß in mein grueb verschweigen, auch khain sachen gefärlicher weiß aufhalten noch verziehen, und sonst alles das thuen das ainem frumben gerechten beisitzer und rechtsprecher gebürt, ungefärlich als waar mir got helf."

[Buch I Titel 3 §. 2.]

Davon soll ain ieder frumer rechtsprecher pillich sein pildnus erkhennen, also das sein seel ist ain lob gottes, sein geist ain sorg und haltung des gesezt, sein haubt ain verständig gericht, sein [Seite 39] augen und zungen ain liecht und leer der warhait, sein brust ain gedächtnus der gerechtigkhait, sein herz ain gerechter will, sein hend volziehung des gerechten und die fues verharrung und bestendigkhait in allem gueten. und ist in suma aller nichts anders dann die pillichait und erberkhait.

[Buch I Titel 3 §. 3.]

Wiewol sich ain ieder landman des landmarschalchs gerichtszwang underworfen die gesezt und recht dits landrechtpuechs zu erlernen befleissen soll wie er schaden und nachtail emphliehen will, so sein doch landmarschalch undermarschalch beisitzer und landschreiber schuldig die fur ander zu wissen.

[Buch I Titel 3 §. 4.]

Dann so sollen richten nach der ordnung und den gesazten dits landßrechtpuechs, die aber nit nach der redner oder gwalttrager auslegung wie si alle [Seite 40] ding inen zu vortail teutschen sonder wie die zu fürderung des rechten, gemaines nutz und die partheien am wenigisten zu belaidigen verstanden worden und sollen deshalben landmarschalch und beisitzer ausserhalb dits landßrechtpuechs auf andere geschribne recht nicht aufsehen noch achtung haben, dann allin in sachen und händlen wo khain außgetrukht recht oder gesezt hierin begriffen wär. doch in denselben auch nit mer noch anderst dann nach löblichem geprauch und gewonhaiten dits erzherzogthumbs und so vil si die erberkhait und pillichait geleiches rechtens und ursach der vernunft weiset und bewegt.

[Buch I Titel 3 §. 5.]

Wann wir dem landmarschalch und beisitzern auf iemands anpringen bevelch und brief zuesenden, die sollen [Seite 41] albeg verstanden werden, so verr das anpringen in grund der warhait also sei. und obgleich der articl in solchen bevelhen nicht eingeleibt und aber die sachen anderer gestalt dann uns furbracht erfunden wuede, so sollen die bevelch den erwerbern nit zu statten khumen.

[Buch I Titel 3 §. 6.]

Also sollen die beisitzer mit sambt dem landmarschalch oder undermarschalch all sachen so güetlich oder rechtlich fur si khumen treulich und vleissig nach irem höchsten versteen erwegen ratschlagen, und was die sechs beisitzer all gleichhellig und samentlich oder der merer thail aus inen schliessen und erkhennen, oder wo si ungleich und zerspalten wuerden welcher mainung dann der landmarschalch der zu derselben zeit alß richter dem rat vor ist zuefellt, dabei [Seite 42] sollen die urtl und abschied besteen. dar umb si pillich betrachten, wie si nit allein iren nachberen und mitlandleuten sonder auch inen selbst, iren khinden und erben an guet oder nachtail handlen, und waß sie ietzo anderen güetlich oder rechtlich erkhennen, das si oder die iren solchs kunfticlich von got gericht umb gueten und bösen rat iren lon emphahen werden.

[Buch I Titel 3 §. 7.]

Dann wo landmarschalch undermarschalch beisitzer landschreiber und ander geschworen gerichtspersonen ir phlicht nit also bedenkhen und durch ir sament oder sonderlich unfleis lässigkhait versaumbnus der partheien gerechtigkhait und recht gesperrt wuerde, möchten si nach vermüg kaiserlicher recht [Seite 43] wol verkheert und gestrafft werden und noch mer, wo si ander schentlich untugent üebten aber ôn das ist nit fruchtbar die gerichtspersonen oft zu verkheren, es wär dann man die menig und wal rechtverstendigen person gehaben möcht.

[Buch I Titel 3 §. 8.]

Wiewol die geschribnen recht wollen das die personen so der höchsten ämbter ains und des fursten statt verwalten in der zeit irer verwesung mit recht nit beclagt werden sollen, so haben wir doch ermessen die beschwerung und verdächtlichait so daraus entsteen möchten. deshalben soll in abwesen aines landmarschalchs, oder wo er iemand verdächtlich wäre oder selbst vor gericht zu thuen het, der undermarschalch an seiner stat in gericht gleichs macht haben, vor dem der landmarschalch in den sachen an dits landßrecht gehörent zu clagen [Seite 44] und zu antworten schuldig, und nit frei gelassen sein soll in seinen sachen nach seinem willen oder mit gwalt unbeclagt und ungerechtfertigt mit unseren landleuten underthonen und inwoneren zu handlen.

[Buch I Titel 3 §. 9.]

Dergleichen soll es mit dem undermarschalch und den beisitzern verstanden und gehalten werden. uns will auch gefallen, welches tags ain landmarschalch clag- oder antwortweiß vor gericht zu thuen hat, das er sich desselben tags des sitzen zu recht enthalt und den undermarschalch zu recht sitzen laß, dann es wär schimpflich aus dem gerichtsstuel aufzusteen und als ain parthei im fuesstapfen vor ainem anderen und minderen rechtens zu gewarten, damit des ambts und der person nicht verspott werde. aber an dem undermarschalch hat die sach minder nachtails [Seite ][Seite: 45]

[Buch I Titel 3 §. 10.]

Der Landmarschalch und undermarschalch wo si bed in rat bei den urtlen sitzen haben bed nur ain stimb, dann ir khainer ist ain beisitzer sonder ieder nach weil und zeit richter. darumb wo die beisitzer ainer urtl halben ungleich und stössig wuerden ist genug, das ir ainer der landmarschalch oder undermarschalch von des zuefallen wegen in zweiflichen sachen, darin wie vorsteet khain ordnung oder gesezt ist, rechtens gefragt werde. doch wo der landmarschalch gegenwurtig ist soll pillichen er und nit der undermarschalch gefragt werden, es wären dann ursach vor augen darumb ir ainer nit urtlen sollt.

[Buch I Titel 3 §. 11.]

Die beisitzer sollen zu allen rechtfertigungen all gegenwurtig sein angesehen das ir ain klaine anzall ist. ob aber ie ainer abgieng krankhait halben oder das er in [Seite 46] dem rat nit sitzen möcht darumb das er ainer parthei vatter brueder oder aus anderen wissentlichen ursachen ainer parthei verdächtlich wär oder seiner aigen sachen halben darumb er selbst vor recht zu thuen hett, so hat der landmarschalch oder undermarschalch wol macht dieselb zeit ainen anderen unverdächtlichen verständigen landman desselben stands und der nicht vil groß sachen in recht hangend haben an des andern stat haissen nidersitzen und öffentlich an dem gericht und im haimblichen rat auf dasselbmal und zu demselben handl und nit verrer zugeprauchen.

[IV. Titel.] Von dem landschreiber.

[Buch I Titel 4 §. 1.]

Der landschreiber so an dem landßrechten gerichtschreiber ist der soll gelert [Seite 47] verständig in rechtschriften und üebungen erfaren und sonderlich in disem landßrechtpuech khundig sein, dardurch er der partheien sachen ordenlich aufzuschreiben und zu handlen, die ratschleg und urtl wie die in rat furgenumen formlich und rechtmessiclich zu begreifen und gewondlicher landleufiger schreiberei gehörent stattlichen auszuwarten wisse doch wierdet gelegenhait seines ambts und was ime darin zu handlen geburt aus seiner phlicht und aid auch anderen articlen hienach volgent schriftlich gestellt gesehen, also: "ich gelob und schwer, das ich dem landschreiberambt getreulich vorsein, mit aufschreiben lesen und andere handlung des landßrechten inner und ausser rats der partheien furbringen und schriften mit [Seite 48] sambt den brieflichen urkhunden und alles das so in gericht gelegt und mir zu verwaren vertraut wierdet dem gericht treulich bewaren, dieselben khainer parthei ôn des gerichts wissen und bevelch hinauß antworten noch copi oder abschrift davon geben, und was durch landmarschalch oder undermarschalch und beisitzer in rat gehandelt wierdet auch die haimblichait gerichtshändl khainer partheien noch iemant anderen ausserhalb der genanten landmarschalch undermarschalch und beisitzer entdeckhen noch eröffnen, auch khainer parthei wider die ander ainicherlai ratten noch si warnen, khainerlai miet gab schankhung oder anderen genieß durch mich selbst oder andere personen wie das menschen sin erdenkhen möchten nemen noch nemen lassen, [Seite 49] sonder mich meines gewondlichen solds und der tax mir nach gelegenheit aines ieden handls und briefs geordent benuegen lassen, auch khain partheien fur die andern beschweren, gefärlichen furdern noch verhinderen, auch meine schreiber so ich in dem ambt geprauchen wierde solchem nachzukhumen und treulichen zu geloben mit meinem höchsten vleis underweisen und si darzue halten, und alles thuen soll und wil daz ich dem gericht und partheien dem rechten und dits landsrechtpuechs satzung nach schuldig bin, treulich und ungefärlich".

[Buch I Titel 4 §. 2.]

In gleichem formb ungefärlich sollen auch des landschreibers schreiber so in des gerichts sachen gebraucht werden verpflicht und geschworen sein.

[Buch I Titel 4 §. 3.]

Dieweil uns auch unseren landmarschalch und beisitzern und gemainer [Seite 50] landschaft an ainem redlichen verstendigen gelerten landschreiber nit wenig gelegen ist, darumben wo derselben ainer begriffen wierdet der soll mit vleis bei dem ambt behalten werden, wo aber ainer in dem rat kriegischer partheiischer und bei den landleuten aigennutziger und beitiger des guets gefunden wuerde, der soll uns angezaigt, damit er als ain gift gemaines nutz weckh gethon und dem rechten und landleuten zu guet verkheert werde.

[Buch I Titel 4 §. 4.]

Und so ain ieder landschreiber die gerichtshändl und der partheien schriften und einlegen aus not mer und öfter dann ain beisitzer uberlesen und besehen und durch die hand lassen mueß, damit er die brief so von gerichts wegen ausgeen sollen der gerichtshandlung gemäß und mit [Seite 51] widerwertig mach, ist nit unnot ir zu zeiten von underrichtung wegen der schriften sein guetbedunkhen und ratschlag zu hören. aber auf sein ratschlag, dieweil er im rat urtl zu fellen khain stim hat, soll nit mer gerait werden dann so vil den landmarschalch oder undermarschalch und den beisitzern in schöpfung der urtlen, wie dann oben davon gemelt, an solchem seinem ratschlag annemblich ist und gefellt. und allain der landschreiber werde mit namen des rats gefragt darauf er sein red und guetbedunkhen underschiedlich und zuchticlich thuen und anzaigen soll, sonst geburt im nichts zu den sachen noch den urtlen zu reden. ob ime aber die rechtsprecher ungegrundt irrigen zu sonderen partheien genaigt funden, soll er in khainen weg gefragt werden. [Seite 52]

[Buch I Titel 4 §. 5.]

Die partheien sollen fueren schriftlich handlungen, deshalben ain iede bei ir selbst handen haben mag was durch si bed wider ainander in recht furpracht wierdet. darumb ist unnot den proceß und die gerichtshandlung nach der leng in die urtlbrief zu setzen. dann ie zu zeiten die gewalttrager vorsprechen und redner vil langer unnutzer wort in den schriften einfueren, dieselben in den gerichtsbrief nach der leng also einzuschreiben möcht nit allein unformlich sonder den gericht und landmarschalch der den gerichtsbrief besigilt bei frembden personen schimpflich und verächtlich werden. so ist auch mißlich die notturftigen articlen aus den eingelegten schriften zu ziehen und in den gerichtsbrief einzuleiben, sonderlich den partheien die sonst gern gruplen und krieg suechen. darumb soll in den [Seite 53] gerichtsbriefen nicht verrer gangen, dann der clager mit seiner clag und des antworters erscheinung oder sein ungehorsam und der partheien eingefuert khuntschaft oder brief und sigil zu behelf ires furbringen eingelegt anzaigt und gesezt werden, und darauf die urtl volgen mit datum des tags und jar der zeit so die urtl vor gericht eröffent ist. dann ob iemant nachmals ainicherlai notturftig wären, der mocht dasselb bei der registratur finden, deshalben auch all gerichtshandlung khunfticlich in ordenliche rechtpuecher nach der leng eingeschrieben werden sollen.

[Buch I Titel 4 §. 6.]

Die urtlbrief und gerichtsbrief sein äiner parthei not zu nemen, die umb entlich urtlen oder beiurtlen so craft ainer entlichen urtlen haben ausgeen, und soll derselben urtl khain abschrift [Seite 54] dann also in gefertigten gerichtsbriefen gegeben werden. aber der anderen urtlen, als wann ainer in antwort gesprochen oder zu khuntschaft zu laisten erkhennt oder zu weisung zuegelassen wierdet, und dergleichen beiurtlen die zu volfarung in recht zu des entlichen urtlen dienen, der soll der landschreiber abschrift geben.

[Buch I Titel 4 §. 7.]

Welcher ain entlich urtl erlangt und khain gerichtsbrief darumb nimbt, und wo ime nachmalen not beschehe daz er sich in das gerichtspuech umb sein behabt recht ziehen wolt, dem ist der landschreiber dasselb gerichtsbuech und urtl zu suechen und furzubringen nicht schuldig, er wär dann von desselben parthei des gelts so ime umb den gerichtsbrief zu geben geburt zuvor benuegig oder versichert, damit der landschreiber seiner belonung so er [Seite 55] in der gerichtshandlung biß zu ende der sachen gehabt aus der partheien lisstigkhait nicht beraubt werde.

[Buch I Titel 4 §. 8.]

Der landschreiber soll khainer parthei gebotsbrief ansatz anbot urlaub oder ander brief so zu volfuerung des entlichen urtls dienen fertigen, si haben dann zuvor den gerichtsbrief auf den die benanten nachvolgenden brief zaigen bei handen, damit nit zerruttung und irrung in volfuerung des gerichts gemacht werden, doch soll der landschreiber niemant mit den gerichtsbriefen saumen.

[V. Titel] Tax.

[Buch I Titel 5 §. 1.]

Des landschreibers tax soll sein von ainem gerichtsbrief, do das gericht von funfzig phunt phening biß in tausent wert ist: albeg von funfzig phunt phening [Seite 56] ain phunt phening. wo aber über funfzig phunt [den.] und nit hundert wert ist zwai phunt phening und nicht mer. und was under funfzig phunt [den.] wert ist: allain ain phunt [den.].

[Buch I Titel 5 §. 2.]

Wo aber ain gericht uber tausent biß in zwai drei vier tausent phunt phening minder oder mer wert ist: zwainzig phunt phening.

[Buch I Titel 5 §. 3.]

Wo aber ain gericht oder rechtfertigung noch grösser wär, alßdann sei die tax nach erkhantnus des gerichts.

[Buch I Titel 5 §. 4.]

Von gemainen bevelhen sendbriefen vorderbriefen und ladungen umb schulden auf ain kurzen termin, als vierzehen tag und deßgleichen, sambt ainer copi: davon zwenunddreissig phening.

[Buch I Titel 5 §. 5.]

Von comission zu verhör der zeugen und dergleichen in recht notturftigen briefen: vier schilling phening. [Seite 57]

[Buch I Titel 5 §. 6.]

Umb ain gebotsbrief: sechzig phening.

[Buch I Titel 5 §. 7.]

Umb ain ansatzbrief: ain phunt phening.

[Buch I Titel 5 §. 8.]

Umb ain anpotsbrief: sechzig phening.

[Buch I Titel 5 §. 9.]

Umb ain urlaubbrief: ain phunt phening.

[Buch I Titel 5 §. 10.]

Umb ain gerhabschaftsbrief: ain phunt phening.

[Buch I Titel 5 §. 11.]

Von ainem geschäft zu öfnen und einzuschreiben: ain phunt phening und nit daruber, aber wol darunder nach gestalt der arbait.

[Buch I Titel 5 §. 12.]

Umb abschrift der khuntschaften: ie von ainem plat treulich geschriben funfzehen phening.

[Buch I Titel 5 §. 13.]

Von ainem gwalt in das gerichtspuech einzuschreiben: vierundzwainzig phening.

[Buch I Titel 5 §. 14.]

Von ainer ladung auf sechs wochen: drei schilling phening.

[Buch I Titel 5 §. 15.]

Von abschrift derselben ladung und zu registerieren: sechs phening.

[Buch I Titel 5 §. 16.]

Umb commission zu guetlicher verhör oder beschaw: sechzig phening.

[Buch I Titel 5 §. 17.]

Umb abschrift ainer beiurtl: wie obsteet zwölf phening. [Seite 58]

[VI. Titel.] Von ladungen.

[Buch I Titel 6 §. 1.]

Die ladung ist der anfang und grund der gerichtlichen ordnung.

[Buch I Titel 6 §. 2.]

Die ladung ist ain kurze gewisse schrift durch die oberigkhait gefertigt, darin des clagers furnemen sein soll.

[Buch I Titel 6 §. 3.]

Umb mer cosstung pottenlon mue und ander beschwerung zu vermeiden soll furan albeg nit mer dann ain ladung die drei underschiedlich täg. nemblich vierzehen zum ersten, vierzehen zum andern und vierzehen zum lezten und entlichen rechtstag benent gegeben werden mit dem anhang, ob zu ausgang der ladung das recht nicht besessen wuerde, alßdann auf den nechsten gerichtstag darnach zu erscheinen, und wo die geladen parthei auf denselben rechtstag nit erscheint, so [Seite 59] werd demnach auf der gehorsamen parthei anrueffen gehandlt wie sich geburt und recht ist.

[Buch I Titel 6 §. 4.]

Die verlaufung der täg in der ladung bestimbt sollen sich nit anfahen noch gerait werden von dato der ladung sonder von dem tag als si uberantwort, und solches soll furan in den ladungen gemelt werden.

[Buch I Titel 6 §. 5.]

Alle ladungen im land sollen auf sechs wochen, und ausser lands auf drei monat, das ist zwölf wochen, doch albeg mit meldung dreier underschiedlicher tag wie vorberuert ist gestellt und gefertigt werden.

[Buch I Titel 6 §. 6.]

Zu fürderung des rechten soll furan die clag alle in ainer ieden ladung clar und lauter eingeleibt und der articl bisheer gebraucht, als in volfuerung der clag lauter oder clärlicher angezaigt werden solle vermitten beleiben. [Seite 60] dann die zeit der dreier gerichtstäg in der ladung begriffen sein dem antworter zu guet gegeben, damit er statlich bedenkhen und was ime zu verantwortung der sachen not sei erkhundige, so der clager sich villicht ain jar bedacht hat was gestalt und auf was grund er clagen wölle. und dieselb ladung soll dem antworter bei ainem geschwornen gerichtspotten gesant werden.

[Buch I Titel 6 §. 7.]

Und dieweil also die clag in der ladung außgetrukht sein soll, so volgt daraus, so bald der geladen die ladung empfächt und dieselb in sein wissen khumbt, das er dann mit dem guet darumb geclagt ist nichts neus zu handlen hat, sonder soll das in der maß beleiben lassen wie es die ladung begreift.

[Buch I Titel 6 §. 8.]

Welche ladung in der clag und beschlus oder begern vor verfahung des kriegs [Seite 61] an einander ungleichhellig gefunden werden, dieselb ladung, aber nit die sach, wierdt gefellt und der widerparthei die cosstung vorbehalten.

[Buch I Titel 6 §. 9.]

Wann der antworter ainsten geladen und erscheint, ist nit not den partheien zu anderen handlungen in recht von newem zu verkhunden, dann sovil der khuntschaft und fragstuckh halben beschicht, sonder sobald si ainst den krieg verfahen, sein si schuldig zu ainer ieden gerichtszeit selbst oder durch ire gwält rechtlich zu erscheinen biß zu end und entschied ires kriegs und volfuerung der urtl.

[Buch I Titel 6 §. 10.]

Veerer, umb cosstung schreibgelt pottenlon und ander beschwerung zu vermeiden, wann etlich underschaidenlich umb ain sachen verphlicht sein darumb ain ieder beclagt werden möcht und darumb sonderlich zu antworten schuldig [Seite 62] wäre, als da ir etlich umb ain schuld oder purgschaft unverschaidenlich verschriben sein, ist nit not ainem ieden ain sondere ladung zuezuschickhen, sonder genueg das ain ladung, darin dieselben sachen all mit namen begriffen, und sovil abschriften der ladung als vil der person in der ladung sein, aus der canzlei gefertigt und underschriben werden. und welchem under inen allen die ladung geantwort wierdt mit sambt den copeien und abschriften, der soll alßdann die anderen seine mitverwonten mit den abschriften ersuechen und inen die ladung also verkhunden, damit si khumen und ime die clag helfen zu verantworten. dann dieselben seine mitverwonten khumen alßdann oder nit, nichts minder wierdet gegen dem so die ladung emphangen gehandlt was recht ist. doch ist [Seite 63] ime vorbehalten sein geprechen und verlust gegen seinen mitverwonten, die ine in der sachen verlassen haben, zu suechen wie recht ist.

[Buch I Titel 6 §. 11.]

Wo aber mer personen ainer sachen verwont sein, die ainer ôn den anderen nit verantworten mag noch soll, in derselben sach soll ainem ieden antworter ain sondere ladung zuegesant werden, welche sachen sich aber sonderlich oder samentlich zu verantworten geburen, soll der clager so die ladung begert erwegen, dann sein nutz und nachtail daraus erwachsen mag.

[Buch I Titel 6 §. 12.]

Ob ain landmarschalch des ambts entsezt wierdet oder stirbt, der ainer partheien entlich ladung zuegesant, und derselb geladen erscheint nit, so mag der nachkhument landmarschalch und richter dem der gerichtszwang bevolhen wierdet wider dieselben partheien als ungehorsame [Seite 64] in recht nit volfarn, sonder soll auf seines vorforderen ladung zeitlich ain gemain offen verkhündung an der landschaft hauß und in etlichen stetten an den kirchen anschlagen lassen, damit meniclich wissen muge auf was zeit er das landßrecht halten wölle. erscheint alßdann der geladen oder nit, so hat der new landmarschalch wol macht auf der partheien ungehorsam zu handlen wie recht ist.

[Buch I Titel 6 §. 13.]

Was ainer in seiner ladung in recht furbringt das wierdt geacht, als ob er es vor gericht bekhennt het, und mag darumb purgerlich oder peindlich doch vor dem ordenlich gericht beclagt werden nach notturft das jhenig so dieselben wort belangen.

[Buch I Titel 6 §. 14.]

Wann ainer dem anderen beweglicher das ist varender gueter entwert, roß wägen viech traid wein oder anders [Seite 65] nimbt, so ist der clager nit schuldig die drei obberuert zeit der ladung zu erwarten sonder mag der richter ime ain entliche ladung mit bestimbung aines tags, der von uberantwortung der ladung gerait werden soll, daran er zum nechsten zu recht sitzen wierdt, schaffen zu fertigen, dann der widerparthei ist langs bedachts ôn not, dieweil si irer aigen gewaltigen handlung aus was ursachen si dieselb begangen wol bericht ist. und wo dieselb parthei auf solchen benenten rechtstag nit erscheint, soll wider ir ungehorsam wie recht ist gehandelt werden.

[Buch I Titel 7] Vom fürpieter.

[Buch I Titel 7 §. 1.]

Des gerichts fronpot den man ainen furpieter nennt soll ainer des adls oder ain andere erbere glaubwirdige person [Seite 66] sein. der soll als ain gemainer gerichtsdiener bei dem gerichts und der rathsthür albeg gegenwertig warten und sein aufsehen auf die obgemelten personen, so zu dem gericht geordent sein, samentlich und sonderlich haben zu des landsrechten und anderen ainer landschaften händlen und notturften das zu thuen und auszurichten, so ime von ambts und gemainer notturft wegen bevolhen wierdet.

[Buch I Titel 7 §. 2.]

All ladung und ander brief, so von gerichts wegen ausgeen und in der stat da das landsrechten gehalten wierdet zu uberantworten sein, die sollen durch den fronpotten oder furpieter und nit die gerichtspotten geantwort, und ime von ainer ladung die drei tag begreift desgleichen von ainer offen comission von iedem vierundzwainzig phening, und von anderen briefen wie die sein [Seite 67] zwölf phening gegeben werden, und was ansätz in den stetten und purkhfriden auf des adls heusern oder in denselben heusern beschehen, die soll auch der furpieter und nit des gerichts weißpot thuen, und davon dem undermarschalch ain hungerischer gulden und nit mer und dem furpieter sechzig phening fur sein mue geraicht werden.

[Buch I Titel 7 §. 3.]

Ob der furpieter iemant in der stat da das landßrecht gehalten wierdet auf einer parthei begeren und des landmarschalchs bevelch zu guetlicher verhör oder in recht zeugnus zu geben mundlich ervordert, als oft er ain person erfordert als oft soll im der so dieselben zu fordern begert albeg von ainer person vier phening geben. wann aber der landmarschalch fur sich selbst vordern lässt und von ambtswegen, davon ist man ime nichts schuldig. [Seite 68]

[Buch I Titel 7 §. 4.]

Ob der landmarschalch oder undermarschalch iemant des adls in fenkhnus schafft, die dann ain ieder furpieter zu gwalt haben und dermassen bewaren soll damit dem landmarschalch und gericht khain spot erwachs, der soll dem furbieter wann er wider heraus geschafft wierdt, und ob er nicht ain stund in der fenkhnus gelegen wär, geben fur das hineinfueren vierundzwainzig phening und fur das wider außlassen auch vierundzwainzig phening. ob aber ain gefangner uber nacht in der gefenkhnus belib, der soll dem furpieter von ieder nach acht phening zu den obberuerten achtundviertzig pheningen zallen, darumb auch der furpieter bemuet sein soll zu dem gefangen zu sehen, ine zu verwaren, auch speis und andere notturft hinein zu raichen, und ist nit schuldig den gefangnen aus gefenkhnus zu lassen, [Seite 69] er sei dann solcher seiner gerechtigkhait zuvor versichert.

[Buch I Titel 7 §. 5.]

Wo aber der gefangen nicht der adls sonder ain gemainer man oder knecht wäre, der soll dem furbieter zwölf phening hinein und zwölf phening heraus, und als oft er ain nacht in gefänkhnus ist, so oft und auf ain iede nacht vier phening fur sein mue geben, wie vor begriffen ist.

[Buch I Titel 7 §. 6.]

Der furpieter hat allein das beruefen vor gericht zu thuen. und wann der clager den ungerechten antworter auf des gerichts erkhantnus beruefen lässt, sollen dem furpieter umb solch beruefen von dem clager zwenundsibenzig phening gegeben werden.

[Buch I Titel 8] Von gerichtspotten.

[Buch I Titel 8 §. 1.]

Der landmarschalch oder undermarschalch [Seite 70] haben macht die gerichtspotten nach notturft des gerichts und der partheien aufzunemen, zu urlauben und zu schaffen nach gelegenhait irer handlung. und zu solchen potten sollen aufgenumen werden, wo mans bekhumen mag, die schreiben und lesen khunden, nicht ploß vergeben leut sonder erber glaubwirdig personen, deren albegen sechs oder acht bei dem gericht sein und unser österreichisch wappen und khain anders an iren potten puchsen tragen. und allain durch dieselben geschwornen gerichtspotten und sonst niemant sollen die ladungen und ander brief so von gerichts wegen ausgeen den partheien auf dem land ausserhalb der gerichtsstat gesessen ubergeantwortt werden. dann wo solch ladungen und brief durch ander person verkhundt wierden, sollen das in [Seite 71] recht nit craft haben noch wider die geladen parthei wo dieselb vor gericht nit erschin gehandelt werden. und damit sich die potten dest statlicher wissen zu halten, sollen si wann si aufgenumen werden, dem gericht disen nachgeschribnen aid thuen ieder in sonderhait: "ich glob und schweer etc."

[Buch I Titel 8 §. 2.]

Und dieweil sich zueträgt das man anderer ainer landschaft geschäft und händl halben ie zu zeiten mer potten zu gebrauchen notturftig ist, so mag alzeit der undermarschalch zu den gerichts- oder anderen einer landschaft sachen uber die vorberuert anzall mer person zu potten machen, phlicht von inen nemen und inen unser pottenpüchsen anhengen, denen soll gleicher weis wie den anderen glaubt werden.

[Buch I Titel 8 §. 3.]

Wann die parthei die ladung [Seite 72] erlangt, soll si die dem gerichtspotten bevelhen. die soll der pot verkhünden und antworten an das ende und mit der maß wie ime die gemelt partei bevilcht, und sonderlich vleiß haben das dem geladen die verkhündung selbst persöndlich under augen beschehe, wo das nit sein möcht, doch in sein hauß, dardurch die ladung und clag in des antworters erkhantnus gewißlich oder gelaublich khume, verkhundt und ubergeantwort werde und alßdann solch verkhündung auf ain besonder zettl bei der ladung mit zeit tag maß und stat der verkhündung, auch des antworters reden so er darzue gethon hat mit sambt sein des potten namen schreiben, und dieselb sein außrichtung-zettl dem clager oder wem er das bevilcht wider raichen, damit er die vor gericht nach verscheinung der ladung [Seite 73] furzubringen hab, und nichts minder der gerichtspot solch sein außrichtung der ladung dem landschreiber oder seinem schreiber den er darzue ordent in der canzlei ansagen mit den umbständen wie vor begriffen ist, damit dasselb solches zu der registerierten clag einschreiben und in gericht so verr not wierdet anzaigen muge.

[Buch I Titel 8 §. 4.]

Ain ieder der geladen werden soll, wo er in der nähent nit gefunden wierdet, soll bei seinem hauß gesucht und ime daselbst die landung geantwort werden. ob er die nit annemen wollt, soll der pot desselben verachtung in seiner gegenwertigkhait zuchticlich mit worten bezeugen, dardurch sein ungehorsam und verachtung der oberigkhait khunt und geschafft werden muge. wo aber der geladen nit anhaim wär, und sein hausfraw phleger haußverweser [Seite 74] oder diener solch ladung nicht annemen, oder sich niemant im hauß anhaim bekhennen oder melden wollt, so soll der pot die ladung auf die pruckhen mit ainem stain beschwert legen oder an das thor an ainer khluppen steckhen. und so der pot solches auf sein aid bestätt, soll das zum rechten genueg sein. und wann die ladung ainem also geantwort oder solchen gstalt damit gehandelt wierdet, er sei anhaim oder nit, so ist er geladen und mag wider ine im rechten gehandelt werden, er erschein oder nit.

[Buch I Titel 8 §. 5.]

Des gleichen sollen die gerichtspotten all ander brief, so den partheien von gerichts wegen gegeben, wie inen den potten solches bevolhen wierdet uberantworten und die außrichtung ires bevelchs und ire namen aigentlich aufschreiben, und alßdann an das ende dahin si [Seite 75] di parthei beschieden hat antworten und ansagen, und in albeg vleiß thuen und aigentlich aufmerkhen was inen bevolhen wierdet und was si darauf handlen, damit si zu ainer ieden zeit so des not ist guete underricht bei irem aid davon thuen mügen.

[Buch I Titel 8 §. 6.]

Aber in anderen sachen ausserhalb rechtens, als da sein vorderbrief comission bevelch auf supplication und dergleichen händl, wo dieselben brief gleich nit durch geschworen sonder ander potten oder person oder die parthei selbst geantwort werden, und wo die gegenparthei der solch brief zuegesant werden bekhent oder glaubwirdig gewisen wierdet, das ir die geantwort sein, so hat si umb das der pot nit geschworen ist nit zu waigern.

[Buch I Titel 8 §. 7.]

Den gerichtspotten soll fur ir müe von ainder ieden meil wegs [Seite 76] im land zwölf phening, und ausser lands sechzehen phening, und dann von der execution und außrichtung zwolf phening gegeben werden.

[Buch I Titel 8 §. 8.]

Ob iemant, es sei inwoner oder ausländer, die geschwornen gerichtspotten mit worten oder werkhen fräfelt, der ist dem landmarschalch nach gestalt seiner handlung strafmässig. ob sich aber die potten unordenlich und zuvor in uberantwortung der ladungen und briefen ungeburlich hielten, mag die parthei solches dem landmarschalch oder gericht verkhunden, damit des potten unzücht gepessert und darzue, wo die sach so grob wär, nach der straf von dem gericht geurlaubt werde.

[Buch I Titel 8 §. 9.]

Wann ain parthei ainen potten schickt in ainer sachen und dem potten steet ain faal zue, der durch menschlich vernunft nit hat mugen gewendt [Seite 77] werden, solcher zuefall entschuldigt die parthei so in geschikht hat, das ime der saumbsal nit zu nachtail raichen soll.

[Buch I Titel 9] Von den vorsprechern und rednern auch vögten in recht.

[Buch I Titel 9 §. 1.]

Der vorsprechen und redner ambt und weß si sich vor gericht halten sollen wierdet aus irer aidßphlicht und anderen hernach geschribnen articlen verstanden. dann si sollen der zeit wie si zu dem gericht angenumen werden schweren "das si die partheien deren sachen si in recht furzubringen annemen mit rechten ganzen trewen mainen, und dieselben sachen nach irem höchsten versteen iren partheien zu guet und nach ordnung und satzung dits landßrechtpuechs mit [Seite 78] vleis furbringen und handlen, und darin wissentlich khainen valsch oder unrecht gebrauchen, noch gefärlich schüb und verlengerung zu verzug der sachen suechen noch des die partheien zu thuen underweisen, auch mit den partheien khainerlai vorgeding oder furwort machen vil noch wenig zu thail von der sachen der si redner sein zu haben oder zu gewarten, auch die haimblich act nd behelf so si von den partheien emphahen oder den verstand der sachen die si von inen selbst darin erlernen und merkhen iren partheien zu nachtail niemant offenbaren, das gericht und die gerichtspersonen eeren und furderen, vor gericht erberkhait gebrauchen und lessterung und schmachwort bei peen nach massigung des gerichts meiden, die partheien uber zimblichen sold und ordnung hernach geschriben [Seite 79] tax und satzung nit beschweren noch staigern, und ob des solds halben zwischen inen und den partheien ainiche widerwertigkhait wuerde, desselben bei erkhantnus des richters und der beisitzer beleiben, und was durch si in gehaimen rat entschieden wierdet sich desselben benuegen, sich auch der partheien und sachen die si in recht zu handlen angenumen haben ôn redlich ursachen und des gerichts erlauben nit entschlagen, sonder biß zu ende derselben angenumen partheien treulich helfen raten und handlen sollen und wöllen, ungefährlich".

[Buch I Titel 9 §. 2.]

Welche vorsprecher und redner den ietz geschriben aid thuen, die sein furbaß den aid fur gefärde den man nennet juramentum columnie zu thun nit schuldig, ob aber außländer vor dem landßrechten clag- oder antwort-weiß [Seite 80] zu kriegen hetten und ir redner und vorsprechen mit inen brächten oder mit gwalt schikhten, dieselben sollen nicht zuegelassen werden, si haben dann zuvor den beruerten aid fur gefärde in der sachen darumb si fur gericht khumen gethon.

Tax und satzung irer belonung [Buch I Titel 9 §. 3.]

Ain iede parthei mag ain vorsprechen und redner bestellen, also wann die sach von funfzig biß in hundert gulden reinisch wert betrifft, mit ainem reinisch gulden, die si ime und nit mer zu handhab zu raichen schuldig ist. wo aber die sach under funfzig gulden reinisch wert ist, soll die handgab ain halber gulden reinisch sein. was aber sachen uber hundert biß auf funfhundert gulden reinisch wert, soll die [Seite 81] handgab zwen gulden reinisch, und was bei tausent gulden wert vier gulden reinisch, was aber daruber ist die handgab funf gulden reinisch und nit mer. nachmallen in verfarung des kriegs und rechtens sollen die vorsprechen und redner ie nach gelegenhait der handlung und müe zimblich gelt zu irer underhaltung von den partheien nemen, darnach zu ende der sachen und nach entlicher urtl auf das, so si zu handhab und mitl des kriegs emphangen haben, die ubermaß zu volkhumen lon sovil si erberlichen verdient haben empfahen. ob aber ain parthei vormallen seinem vorsprechen und redner so vil hinaus geben, das si sich mer zu geben beschwert, oder ob si sich des lonß sonst nicht verainen möchten, mugen si solches zu bederseits, oder welche parthei beschwerung trüeg, dem landmarschalch [Seite 82] und beisitzern supplication weiß zu erkhenne geben, die sollen zu erwegen und zu sprechen macht haben, was von derselben sachen billich gegeben und genumen werden soll.

[Buch I Titel 9 §. 4.]

Zu furderung und besserer sicherhait der gerichtshändl partheien und ladungen auch vil rede der versprechen redner vogt und gewalttrager abzuschneiden, daraus ze zeiten menig irrung entsteen, haben wier geordent, das hinfuro all partheien in recht schriftlich gegen ainander handlen sollen, die sachen seien groß oder khlain, und zu beschluss aines ieden rechtsatz, er beschech zu der haubtsach oder auf ain außzug, soll iede parthei oder ir vorsprech redner vogt oder gwalttrager nit mer dann drei schriften einzulegen nacht haben und irer widerparthei albeg ain gleichlautende abschrift desselben ires [Seite 83] einlegen uberantworten. doch ob der clager nach des antworters ersten oder anderen schrift nichts verrers furbringen und seinen rechtsatz mundlichen thuen wollt, daz hat er wol macht, aber daneben nichts anders einzufueren dann den rechtsatz auf das kurzist den schriften in recht gelegt gemäß. alßdann hat der antworter nicht macht verrer geschriften darauf zu machen, sonder auch seinen plossen rechtsatz den eingelegten schriften und herkhumen der sachen gemäß muntlich zu thuen. deßgleichen hat auch der antworter, wo die vorschriften an ime sein, macht. wo aber der partheien aine ir vorsprech redner vogt oder gwalttrager in iren lezten schriften oder muntlichen rechtsätzen ainiche neuerung einfuerten, dieselb newerung hat die widerparthei wol macht, articl- und punctweiß ôn zuesätz [Seite 84] muntlich anzuzaigen und zu verantworten, damit nit auf dieselben sonder auf die vor eingelegten schriften und rechtsätz in recht erkhennt werde, ob auch solchs newerung sein oder nicht den rechtsprechern zu erkhennen haimbsetzen, aber khain sondern entschied daruber begeren. es sein auch die rechtsprecher darüber zu erkhenen nicht schuldig, wo aber ir so gefärlich newerung erfunden wuerden, soll die parthei oder ir vorsprech redner vogt oder gwalttrager darumb gestrafft werden. dieweil si wie obsteet schweren gefärde zu vereiden, damit niemant armuet halben rechtloß sei, soll ain lantmarschalch oder undermarschalch den armen die solchs nit vermugen aus den geschwornen zu dem gericht vorsprechen oder redner zuestellen und si denselben bevelhen inen in recht zu rathen furzubringen und das besst fur [Seite 85] si zu handeln. und welchem vorsprechen oder redner die armen und ire sachen also bevelhen werden, der ist phlichtig die bei peen entsetzung seines ambts ôn widerred anzunemen und zu verwesen wie vorgemelt ist, und ob solcher armen sachen mer als aine wuerden, soll der landmarschalch oder undermarschalch die gleich under die vorsprechen und redner austailen ungefärlich. damit aber der boßlisstigen gleichsende armuet nit stat geben werde, so soll der armb dem also aus mitleiden geholfen wierdet dem gericht an aids stat geloben, sobald er durch behabnus gegen seinem widerthail oder sonst zu narung khume, das er seinem vorsprechen oder redner nach gelegenhait der ergangen urtl und sachen wie sich gebürt benuegig machen wölle.

[Buch I Titel 9 §. 6.]

Item, die vorsprechen redner vögt und [Seite 86] gwalttrager sollen verstendig beschaiden und sonderlich in disem landßrechten wissent und geübt sein, recht gemain teutsch reden und schreiben, und nichts in latteinischer zungen schriftlich noch müntlich vor gericht furbrigen, noch die lateinischen namen zu dem teutschen ziehen, als so sie wolten reden oder schreiben: comission prabation dilation exception compaßbrief und ander dergleichen namen, sonder sich ordenlicher gemainer teutsch darfur gebrauchen, dieweil die so clar und lauter in solchen fällen als die latein sein mag, nemblich bevelch gezeugnus verzug auszüg zeugbrief und was si verrer in recht einzufüeren haben, daz sollen si zu erhaltung und erleuterung dieses hier ingeschriben recht in teutscher zungen thuen.

[Buch I Titel 9 §. 7.]

Item, der vorsprech redner vogt oder [Seite 87] gwalttrager der seiner partheien in recht leisten oder ir sach furpringen soll vor und ee er die sachen annimbt aufricht und macht die parthei wie sich geburt notturfticlich hören, ir brief sigil und gerechtigkhait aigentlich ubersehen, und sich der zeugnus und khuntschaft damit si die clag antwort außzüg und ander was not wuerde beweren will gruntlich erkhunden, damit solches rechtmessiclich und nach der parthei notturft furbracht werde, wo sie aber erfunden das die parthei nit guet gerechtigkhait hat, alßdann dieselb mit dem bessten glimpfen abweisen sich in recht nit zu begeben, costung und widerwillen zu vermeiden. dan vil geschehen möcht, das die vorsprechen redner vögt oder gwalttrager, die hendl ungemessen und unerfaren auch das gelt von den [Seite 88] partheien unbedacht annemen, mer nach der partheien gelt dann nach grund der sachen fragen, und wierdt in iren schriften und einlegen befunden, wie die clag antwort schriften und eingelegt brief und sigil etwo unförmblich und der handlung ganz ungemäß sein. wo dann der richter solchen unfleiß oder unachtberkhait spuret, dardurch die parthei nachtail erwart, soll er die gerichts cosstung den vorsprechen rednern vögten oder gwalttragern zu bezallen auflegen, das eingenumen gelt seiner parthei wider zu geben bevelhen, und darnach die straf das er wider sein phlicht gehandelt hat dem gericht vorbehalten.

[Buch I Titel 9 §. 8.]

Die vorsprechen redner vögt gwalttrager oder beschirmer vor disem gericht sollen ire einlegen und schriften, so si wider die gegenparthei zu thuen haben, [Seite 89] uber den dritten gerichtstag der besessen wierdet nicht verziehen ôn merkhlich eehaft not dem gericht wissent. wo aber solcher verzug uber die benennt zeit ôn rechtlich ursach durch die vorsprechen redner vögt gwalttrager oder beschirmer beschähe und die widerparthei das vor gericht meldet, das soll in das gerichtspuech bezaichent, und waß cosstung und nachtail aus derselben verlengerung erwachsen wuerde, in mässigung des gerichts darlegen den genanten vorsprechen redner vogt oder gwalttragern zu bezallen aufgelegt werden, dardurch die parthei derselben die das gelt nemen unfleiß und versaumbnus nicht entgelt.

[Buch I Titel 9 §. 9.]

Die partheien oder ire vorsprechen redner vögt oder gwalttrager in gericht sollen sich schamen und enthalten wissentlich unwarheit und ungrund [Seite 90] in hoffart und ubermuet furzubringen, und nicht achten umb das si etwo die warhait truzlicher tempfen möchten sovil dest gelerter gesehen zu sein. dann wo si der unnottuftigen subtilittet des rechtens und der worten mer obligen dann den geschichten und handlungen der partheien und irer gerechtigkhait oder aines gueten glaubens und der warhait, so sollen si nicht angenumen sonder verworfen werden.

[Buch I Titel 9 §. 10.]

Welcher vorsprech redner vogt oder gwalttrager sein parthei underweist die warheit in recht zu verhalten oder solches anstat derselben parthei selbst wissentlich thuet, der ist der widerparthei den schaden so si daraus emphächt, es sei mit zeugnus khuntschaft cosstung oder verliesung der haubtsach, abzuthuen und [Seite 91] zu widerkheren, und demnach sich mit dem gericht umb versprechung seiner phlicht zu vertragen schuldig, dann si sollen recht und warhait rathen handlen und furbringen.

[Buch I Titel 9 §. 11.]

Welcher vorsprech redner vogt oder gwalttrager mit seiner parthei vorgeding macht umb ain thail khlain oder groß der sachen oder umb ain benant guet so in krieg ist, den urlaubt das recht ôn erkhantnus und urtl von seinem ambt dasselb verrer nicht zu geprauchen. und ob solch geding gleich mit dem aid bestät wäre, so hat es dennocht nit craft, dann solcher aid ist wider recht und guet sitten.

[Buch I Titel 9 §. 12.]

Die vorsprechen redner vögt und gwalttrager sollen nicht zu viel reden und niemant an sein glimpfen belaidigen sonder beschaiden sein, [Seite 92] doch das so zu notturft irer partheien sachen dient nicht verhalten, sonder mit den züchten und furworten als sich zu eren geburt an den tag bringen. wo aber ainem durch die partheien ursach geben wuerde, mag er sich mit maß und zucht verantworten.

[Buch I Titel 9 §. 13.]

Ob ain parthei die bessten und geschickhtsten vorsprechen redner vögt und gwalttrager allain bestellet, dardurch sich die widerparthei mit den ungeuebten betragen müest, des soll der richter nit gestatten, sonder ain gleiche thailung und maß darin machen.

[Buch I Titel 9 §. 14.]

So ain vorsprech redner vogt oder gwalttrager, der die gehaim ainer parthei vernumen und sich derselben zu dienen zuegesagt und gedingt hat oder ist derselben sachen handler gewesen, der soll der widerparthei [Seite 93] vorsprech vogt redner oder gwalttrager nicht sein in ainicherlai dieselben sachen berüerent. wo er aber solches thet und desselben oder wie er sonst als ain bedenhender uberwisen wuerde, so soll er verleumbdig sein und gestrafft werden.

[Buch I Titel 9 §. 15.]

Wann ain vorsprech redner vogt oder gwalttrager ainicherlai red oder händlt vor gericht in gegenwurtigkhait seiner partheien, und die widerspricht dasselb nicht und zaigt die irrung des vorsprecher redner vogt oder gwalttrager nicht an, wierdet gehalten als ob dieselb parthei solches selbst geredt und gehandelt hete.

[Buch I Titel 9 §. 16.]

Frawen sollen nicht gwalttragen, ausgenumen si haben armb und krankh vätter mueter een ändl oder haußwiert, dieselb zu handlen noch ander gwalttrager zu bestellen nit [Seite 94] vermugen. auch wann si ain gerhab irer khinder ist und den khindern durch ir mitgerhaben nit geholfen werden mag, wierdet si von der khinder wegen in recht zu handlen zuegelassen.

[Buch I Titel 9 §. 17.]

Ain beschirmer haist, der sich ôn gwalt iemant im rechten zu verantworten understeet. und derselb beschirmer ist schuldig bestand zu thuen mit purgen oder phanden, das dem so geurtailt wierdet genueg beschehe und sein parthei die er beschirmbt solch sein handlung zu guet anneme, damit das gericht nicht verschimpft werde. desgleichen, wer aines außländers der nicht ligunt oder varent gueter im land hat gwalttrager ist, der soll dem gericht und der widerparthei die ain landman wär bestand thuen mit purgerschaft oder phanden dem rechten biß zu end [Seite 95] zu warten, und ob er verlustig wuerde, das so mit recht erkhennt wierdet zu volstreckhen. ausgenumen, derselb auslender wär ain dienstknecht im land, oder sonst ain arme person der umb sein lidlon sold raitung oder ander handlung seinem herren dem er gedient het oder ain andere höhere gewaltige person umb erblich oder ander gerechtigkhait, als behaltnus schulden und dergleichen, ansprüch, so ist nit recht denselben ansprechern in bestand zu tringen, dann damit wuerde den mechtigen und gwaltigen stat gegeben die armen wider die pillichait zu dringen, so si mengl halben des bestands ir gerechtigkhait gegen inen nicht suechen möchten. doch damit auch ainer armen person nit ursach und stat geben werde ainen herren oder unvermuglichen muetwillig zu beclagen [Seite 96] und umbzufueren, so soll ain solcher armer wo er nit purgschaft haben mag vor der rechtfertigung mit aidsphlicht verstrikht werden, wo er aber verlustig wuerde von gericht nit zu weichen sonder gepurlich straf des gerichts zu gedulden.

[Buch I Titel 9 §. 18.]

In sachen, die ainem gotshauß oder geistlichen stift nachtailig sein oder werden mügen, hat der abbt oder prelat ôn des convents wissen und willen auch gwalt in recht nicht macht zu handlen.

[Buch I Titel 9 §. 19.]

Ob ain beschirmer in recht ôn gwalt von deswegen den er beschirmbt ain valsche bekhantnus thuet, die khumbt der haubtsachen nicht zu nachtail, sonder ist derselb beschirmer der widerparthei schuldig solches abzulegen, es wäre dann das sein parthei in solche bekhantnus bewilligt. [Seite 97]

[Buch I Titel 9 §. 20.]

Ob ain versprecher redner vogt oder gwalttrager seiner parthei zu nachtail handelt aus ubersehen oder uberfluͦs, den hat dieselb sein parthei darumb zu beclagen.

[Buch I Titel 9 §. 21.]

Die partheien mugen nit allain gwalt zu recht schriftlich geben sonder auch vor gericht mit glübt dem richter an den gerichtsstab, darzue einschreiben in das gerichtspuech. und dasselb gelubt begreift in gemain all articl die zu ainem volkhumen gwalt in recht nach des gerichts ordnung und geprauch notturftig, ausgenumen den aid, der soll mit namen außgetrukht sein.

[Buch I Titel 9 §. 22.]

Es soll ain iede parthei iren vorsprechen redner vogt oder gwalttrager zu recht in iren notturften genuegsamb underrichten, damit er vor gericht nit hinder sich auf si waiger sich ab ir zu [Seite 98] erlernen, es begäb sich dann ain zuefall die haubtsach gruntlich nicht beruerent darin neuer erkhundigung und underricht not wär. ob aber der vorsprech redner vogt oder gwalttrager in der haubtsach nit genuegsam underricht ist und auf seinen herren oder parthei waigert und deßhalben das recht verzogen wierdet, so ist er die cosstung solchs verzugs schuldig zu bezallen.

[Buch I Titel 9 §. 23.]

Die gwalt zu recht sollen lauter verstendiclich ôn hinterlisst und zweiflige wort und articl gestellt, und sonst nicht angenumen noch der partheien auslegen daruber gehört werden, damit nit ain krieg aus dem anderen erwachs, dieweil ebenso leicht ain richtiger als ain listiger gwalt zu recht gegeben werden mag.

[Buch I Titel 9 §. 24.]

Wo aber ain zweifl wäre, ob ainer [Seite 99] der sich als gwalttrager anzaigt ain gwalt hab oder nicht, der mag mit bstand oder sicherhait der phenung oder porgen zuegelassen werden gwalt furzubringen oder denselben zu weisen, ausgenumen der herr oder parthei des kriegs möcht der enden da das gericht ist oder nahent darbei erraicht werden, alßdann hat die sicherhait nit stat. oder wodurch die sicherhait, so derselb vermaint gwalttrager dem gericht thuet, der antworter in der haubtsach nit genuegsam versehen wäre, so soll solch sicherhait durch den richter auch nicht angenumen werden. aber ain ieder auswendiger so volkhumens alters ist mag aines abwesenden beschirmer sein in recht ôn gwalt, so er sicherhait thuet das dem rechten und urtl genueg beschehe, ausgenumen derselb beschirmer [Seite 100] wär ein person die sonst in recht nicht handlen möcht.

[Buch I Titel 9 §. 25.]

Wo der gwalttrager gesezt wierdet ain guet einzunemen oder das ime bezalt werden solle, ist not das er ain verschriben gwalt furbring oder weise genuegsamblich des gwalts laut und inhalt, so er innhat.

[Buch I Titel 9 §. 26.]

Wann der antworter furwirft des clagers gwalt sei falsch, so soll derselb gwalttrager mit sicherhait nit ausgelassen werden, der falsch werde dann vor verkhündt.

[Buch I Titel 9 §. 27.]

Der man mag seiner hausfrawen gwalttrager sein, aber nit sorger alles ires guets, aber wol ir sorger zu rechtfertigung ainer sachen. und ob er ôn gwalt von iren wegen clagen will, wierdet er zuegelassen doch mit sicherhait wie vorberüert, und nicht allain zu clagen sonder auch si zu beschirmen. wo er aber [Seite 101] von seiner hausfrawen ain verschriben gwalt furbringt, so hat er nicht macht mer zu handlen dann derselb gwalt vermag. und solches wierdet verstanden in den guetern des weibs darzue der man khain gerechtigkhait hat. aber anderst ists in dem heiratguet oder den guetern so das weib irem mann ausserhalb des heiratsguets ubergeben hat, darin ist der man selbst handler und sacher.

[Buch I Titel 9 §. 28.]

Die gwalttrager in recht sollen nicht nachgesezt gwalttrager stellen weder vor noch nach verfahung des kriegs, es werdt in dann durch iren haubtsacher oder den gwalt erlaubt.

[Buch I Titel 9 §. 29.]

Gerhaben und sorger mügen vor und nach verfahung des kriegs gwalttrager zu recht und anderen notturften irer waisen und khinder setzen, dieweil si denselben ir handlung verantworten müessen.[Seite 102]

[II. Buch.]

[Buch II Titel 1.] Von dem gericht und seiner ordnung.

[Buch II Titel 1 §. 1.]

Das gericht ist ain erliche handlung dreier person, des richter clager und antworter. und derselben handlung dienen etlich zuordnung des gerichts, etlich zu lernung der sachen und etlich zu entschied der sachen, als in den nachvolgenden articlen gesehen wierdet.

[Buch II Titel 1 §. 2.]

Ain iede gerichtshandlung wierdet gethailt in drei thail: der erst ist von ausgang der ladung biß zu verfahung des kriegs, das ist der recht anfang des gerichts und kriegs biß zu dem entlichen urtl mit entlicher [Seite 103] volfuerung derselben urtl. in dem ersten tail wierdet gehandelt, ob der richter der sachen ordenlicher oder treulicher richter sei, ob der clager umb die sachen darumb er geladen clagen muge, ob der gwalttrager genuegsam gwalt habe, ob der clager oder sein gwalttrager in recht handlen müge, ob die ladung rechtfertig sei, ob die sach vor dem gericht gerechtfertigt werden solle, und ander dergleichen handlung.

[Buch II Titel 1 §. 3.]

In dem andern thail wierdet die haubtsach gehandelt, auszüg darwider gebraucht, khuntschaft und zeugnus gelait und wider dieselb khuntschaft und der zeugen person geredt, und anders gehandelt so zu erkhundigung der warhait in der haubtsachen dienet. in dem lezten thail wierdet entlich urtl gefellt, die [Seite 104] gerichtscosstung gemässigt und dieselb urtl volzogen, und anders gehandelt das zu endschaft der sachen geburt.

[Buch II Titel 1 §. 4.]

Der löblich geprauch hat von alter heer eingefuert, den wir auch gnediclich beleiben lassen und bestätten, das ain ieder des adels in unserm furstenthumb Österreich uber seine holden und grund ainen aigen gerichtszwang hat in sachen seine grund und holden berüerent und darumb straf zu thuen, allain malefitz und landgerichtmässig händl ausgeschieden. doch wo ain solcher grundherr seumig ist auf anderer leut clag recht zu thuen, so soll der landmarschalch umb außrichtung angerueft und khain verpot im land wie bisheer beschehen gestatt werden. und wes der clagent durch den verzug zu schaden khöme, soll [Seite 105] ime der saumig grundherr zu widerlegen schuldig sein.

[Buch II Titel 1 §. 4a. § 4 ist doppelt gezählt!]

Welcher sich in gegenwertigkhait dits gerichts, ob das gleich nit sein ordenlich gericht wär, wissentlich verphlicht alda in recht zu steen und das gericht nimbt solch verwilligung an, der mag solch gericht in derselben sachen nachmallen nicht mer waigern.

[Buch II Titel 1 §. 5.]

Nach gemainen rechten soll der clager des antworters gericht ervolgen da des antworters behausung, oder da er zu der zeit seiner handlung vertrag oder wilkhur zu volziehen verphlicht hat, oder da das guet darumb der strit ist ligt.

[Buch II Titel 1 §. 6.]

Der gelter, er sei außländer oder inwoner, ist schuldig an dem ende umb die schuld zu recht zu steen da er sich [Seite 106] verphlicht hat solch schuld zu bezallen.

[Buch II Titel 1 §. 7.]

Wann ainer roß viech oder ander guet durch ain gericht fuert darzue ain ander gerechtigkhait zu haben vermaint, und der wanderer ist beleiblich in der nähent dardurch er zimblich mag erraicht, dem soll solch guet mit verpotten noch aufgehalten werden, dardurch dem wanderer und der anderen parthei nit mer cosstung aus dem verpot erwachs. aber der wanderer sol sicherhait thuen das guet unverändert zu halten, wann er deßhalben angesprochen dasselb guet furzubringen und rechtens darumb zu gewarten. doch soll bei demselben auch ain zeit benennt werden darin der clager solch sprüch sueche, wo er das nicht thuet, das der wanderer müessig und ime sein schaden gegen dem clager vorbehalten sei. [Seite 107]

[Buch II Titel 1 §. 8.]

Ob ain gast des adls oder dienstman die merer zeit in dem land wonet und bei ainem wiert zert khain aigen noch bestand-behausung daselbst hat, der ist nichts minder nit als umb die händl so er an demselben ort aufricht und thuet, sonder auch umb die er anderer enden begangen hat oder noch thuen wuerde auf bürgerlich clag vor dem landßrechten zu recht zu steen schuldig

[Buch II Titel 1 §. 9.]

Wann ain außlender ainen landman vor dem landmarschalch beclagt und den krieg in recht verfähet, denselben mag der antworter aber sonst khain anderer vor endung solcher gerichts handlung auch in derselben sachen vor dem landmarschalch widerumb beclagen, und der außlender den gerichtsstuel nicht waigern fur seinen ordenlichen richter. [Seite 108]

[Buch II Titel 1 §. 10.]

Ain außlender und erb aines abgestorbnen der unsers landmarschalch gerichtsstab underworfen gewesen, ob er in dem selben gerichtszwang betretten wierdet, so ist er umb des abgestorbnen handlung vor unserm landmarschalch schuldig zu antworten, und irrt nicht ob derselb erb ainen anderen ordenlichen richter hat und außerhalb unsers landmarschalchs gerichtszwang wonnhaft, oder ob er ausser ordnung gemainer recht gefreit ist, alß ob derselb erb allain vor uns oder unseren räthen oder regiment zu recht steen solle. dann will er des abgestorbnen erb geniessen, mag er auf sein freihait nicht waigern.

[Buch II Titel 1 §. 11.]

Ob ainer in seinem geschäft oder lezten willen ainem frembden varent oder ligent guet das in unsers landmarschalchs gerichtszwang gelegen ist [Seite 109] ordent, und in demselben seinem geschäft ainen erben einsezt der dem beruerten gerichtszwang nicht underworfen, nichts minder ist derselb vor dem landmarschalch schuldig zu antworten, soverr er von dem der solch guet aus craft des geschäfts begert mit der ansprach in das guet beclagt wierdet. wo er aber mit ainer persondlichen ansprach beclagt wuerde, wäre er zu antworten nit schuldig sonder mag derhalben fur sein ordenlich gericht waigern. aber in dem gerichtszwang da der merer thail der erbschaft ligt ist der erb umb die selben gueter, er werde mit persondlicher clag oder mit ansprach in das guet furgenümen, zu antworten schuldig.

[Buch II Titel 1 §. 12.]

Ob ainer fur recht geladen wierdet und in zweifl steet, ob er dem gerichtsstab underworfen sei oder nit, alß [Seite 110] gewöndlich beschicht bei denen so zwischen den gränitzen der land sitzen, der selb geladen ist zu erscheinen und ursach seiner waigerung des gerichts anzuzaigen schuldig, und hat der landmarschalch daruber wol zu erkhennen, ob er deshalben richter sei oder nit, mit der maß wie oben davon gemelt ist.

[Buch II Titel 1 §. 13.]

Ob ainer dem gerichtsstab underworfen zu recht geladen wierdet und sich nach uberantwortung der ladung und vor verscheinung des benennten gerichtstags under ain ander gericht setzet, nichts minder ist der geladen vor dem landmarschalch zu erscheinen und dem rechten vor ime zu warten schuldig, dann genueg ist das ime die ladung furkhumen und in dem gerichtszwang begriffen hat.

[Buch II Titel 1 §. 14.]

Zwischen vatter und sun ist ain naturliche verpündnus, darumben mag [Seite 111] zwischen inen khain gerichtlicher krieg sein, dann zu ainem volkhumen gericht wie oben gemelt drei person notturftig der richter clager und antworter. das mag aber in disem vall nicht sein, dieweil naturlich der vatter mit dem sun und der sun mit dem vatter ain person geacht werden. auch ist in ainer gerichtlichen handlung not, das zusamenfliessen die naturlich und burgerlich verphlichtung, also zu versteen, das der krieg erwachs nit allein aus naturlicher sonder auch aus burgerlicher landrechtmessiger handlung. also wann der vatter oder sun aigen ausgeschaiden güeter hetten die ainer fur sich selbst ausserhalb des anderen ererbt erdient erworben oder uberkhumen, darin der ander khain geprauchliche mässigung het und doch darin irrung thet oder ime ainicherlai zuezug, oder [Seite 112] wo ir ainer als gerhab vormund oder versorger geursacht und von recht gedrungen wuerde wider den anderen in des dritten als seines waisen oder jungen nutz rechtlich zu handlen, oder in anderen dergleichen fällen, so mag zwischen vatter und sun gerichtliche handlung beschehen. doch das der sun solchs wider den vattern anfahe mit gunst wissen und erlaubnus der oberigkhait unverholen und mit gehorsamer ersuechung zuvor an den vattern.

[Buch II Titel 1 §. 15.]

Ain sun, der noch in seines vatters gwalt ist, mag beclagt werden umb sein handlung und vertrag die er selbst thuet.

[Buch II Titel 1 §. 16.]

Ob ainer den anderen beclagt vor disem gericht umb ain sach die daselbst zu rechtfertigen geburt, und es fellt außzugweis ein ain frag oder sach, die sich an dem ende zu [Seite 113] rechtfertigen nicht gebürt, nichts minder mag der richter umb dieselb einfallent sachen erkhennen, ob er gleich derselben sach sonst nicht richter ist, oder mag schweigent zu der entlichen urtl geen und denselben auszug verwerfen.

[Buch II Titel 1 §. 17.]

Damit unser landleut in ainigkhait und unzertrennt beleiben, irrung und zwitracht in disem unserm selbst gerichtszwang vermitten werden, und wir unseren landleuten in ainer gemain nicht schaden, so wöllen wir unß enthalten solch bevelch ausgeen zu lassen dardurch die landleut zu sonderen von disem ordenlichen gericht des landßrechten abzuforderen, noch auch die sachen so vor dem landßrechten zu rechtfertigen geburen sonderen personen als nachgesezten richtern zu bevelhen, ausgenumen es wär ain sach so merkhlich, [Seite 114] das darin landmarschalch undermarschalch und der merer thail der beisitzer als verdächtlich person aus warhaften ursachen gewaigert werden möchten.

[Buch II Titel 1 §. 18.]

Die gwaltig entwerung soll vor dem gericht darunder si beschicht, es sei um ligent oder varent guet, gerechtfertigt werden, also das auch die grossen geistlichen prelatten und ander so ie zu zeiten den armen aus irem unvermugen gwalt thuen sich des gerichts nicht eussern sollen. dann wo si uber gethonen gwalt dem gericht ungehorsam erschinen, so soll auf den guetern die si under demselb gerichtsstab haben volziehung beschehen, sonst wuerde den mechtigen ursach gegeben die armen zu vertruckhen.

[Buch II Titel 1 §. 19.]

Der richter soll fur sich selbst khain kriegisch guet zu der dritten hand stellen, wo der besitzer seiner posseß entsezt [Seite 115] wierdet es beschehe dann mit beder partheien willen. und werden dem dritten behaltnusweiß eingeantwort ôn nachtail des besitzers posseß, es wär dann ain beweglich guet und die parthei verdächtlich das si damit emphliehen möcht, oder auch in unbeweglichem guet wann der inhaber verdächtlich und ain verthon mensch dadurch das guet und die frucht nicht sicher wären. doch wo derselb sicherhait thuet und die frucht und was es von dem guet emphächt aufgeschriben werden, soll er nicht entsezt werden. oder wo die partheien aus macht und aigen willen mit gwalt und waffen sich bei dem guet behalten und aufruer machen wolten, soll der landmarschalch von unseren wegen dasselb guet biß zu außtrag des rechtens oder dritten hande behaltnusweiß antworten, und [Seite 116] nach erkhantnus der sachen den muetwiller und verachter in unser chamer zu straffen anzaigen.

[Buch II Titel 2] Von clagern und clagen

[Buch II Titel 2 §. 1.]

Ain ieder hat macht zu clagen, es werde im dann durch ordnung des rechten verpotten oder mit urtl von der clag zu steen getrungen.

[Buch II Titel 2 §. 2.]

Aus den rechten wierdet verpotten zu clagen waisen und denen so in mindern jaren und under dem gwalt vatter und mueter, der gerhaben sorger oder vormunder sein, desgleichen corherren munichen von regulierten ôn sonder bevelch und gwalt irer ober und prelaten.

[Buch II Titel 2 §. 3.]

Desgleichen mugen die unsinigen ungehorenden stumben und thoren fur sich selbst und in aigner person nit [Seite 117] clagen. es soll auch denen so im beschwerten pan und acht oder von mißhandlung wegen landreumig unleumbdig monaidig, oder anderer gestalt ubelthätter sein die umb ir missethat peinlich gestrafft werden mugen, zu clagen verpotten sein.

[Buch II Titel 2 §. 4.]

Wiewol menigerlai articl in der clag gesezt werden mugen, so ist doch genueg das die clag dise furnemblich begreif: wer clag, wen er beclag, was und warumb er clag, und von dem der cleger rechtens darumb begere.

[Buch II Titel 2 §. 5.]

Die clag soll beschehen schriftlich, und ob die in das guet beschicht, soll das guet benentlich mit seiner maß gelegenhait und anderen umbstenden, und in den persondlichen spruchen die ursach der handlung und zuespruchs und von wannen dieselben erwachsen in der clag lauter [Seite 118] ausgetrukht, damit zweiflicher und dunkler verstand ausgeschlossen werde und die widerparthei schikhlich darauf antworten auch der richter ain clar lauter urtl geben müge.

[Buch II Titel 2 §. 6.]

Ain ieder soll sich vleissig bedenkhen warumb er in recht clagen wölle, damit in der clag khain muetwillen sonder allain die notturft erschein, dann es ist ain gemain war wort, das recht ist siniwel und ausgang der rechtfertigung wandelwertig. welche aber nit inen selbst sonder anderen rechtfertigung ueben, als gemainiclich die vorsprechen redner und gwalttrager, die haben oft dabei lust und gewin. darumb sehe ain ieder des die sach aigen ist, was er thue und das besser ist mit rue nuzlich zu gedulden dann mit schaden sorg und arbait zu kriegen. [Seite 119]

[Buch II Titel 2 §. 7.]

All clagen oder ansprach, so bei den ordenlichen oder wilkhurlichen richtern geübt, die werden in drei thail gethailt: dann etlich sein persondlich, etlich in das guet allein, etlich sein gemengt oder vermischt. die persondlich clag oder ansprach gebüren aus vilerlai mainung so den personen anhengen, als umb wilkhur, oder handlung ainer wilkhur gleichmässig, auch umb mishandlung oder umb sachen ainer mißhandlung gleichmessig. clag oder ansprach in das guet deren sein etlich leiblich, als wann ainer den anderen beclagt umb ain sichtig ligent oder varend guet, gold, silber ackher wismad haus hof etc., etlich unleiblich, als so ainer den anderen beclagt umb ain gerechtigkhait oder gebrauch, so ainer des ander guet hat, da er sein guet nicht begert sonder die [Seite 120] gerechtigkhait und dienstberkhait aines wegs durch sein grund zu treiben, zu faren oder zu geen oder waid oder wasser auf seinen grunden zu nemen, auch umb obrigkhait und gerechtigkhait und dergleichen unleiblich gerechtigkhait dann die vermengten oder gemischten clag und ansprach sein, wann ainer handelt umb das sein und das so man ime zu thuen phlichtig oder schuldig ist, als die ansprach sein umb erbschaft oder gemaine thailung aines guets, so ir zween oder mer in gemain mit ainander haben und dergleichen.

[Buch II Titel 2 §. 8.]

Etlich clag werden genannt samentlich, so ainer begert sich ainen erben zu erkhennen, oder begert ainer erbschaft, oder clagt aus ursach aines geschäfts darinnen ime ain erbschaft geburen soll, oder umb thailung ainer erbschaft oder umb khauf [Seite 121] ainer samentlichen erbschaft. und in solchen handlungen ist der clager nit schuldig die gueter sonderlich in der clag auszutruckhen. etlich clag sein gemainsam, als so ich umb schloß dorf oder anders guet clag mit aller seiner zuegehörung, darinen mag erleuterung der zuegehörungen begert werden, wo dieselb sonst nit wissent ist, damit der antworter auf des clagers begeren lauter und gruntlich wiß zu antworten und der richter ain gewisse richtige urtl geben müge. eetlich sein sonderlich clag, so umb sondere gueter, als schulden verphlichtung wilkhur und dergleichen, beschehen.

[Buch II Titel 2 §. 9.]

Der clager mag nit gedrungen werden zu clagen, aber der antworter der sich khunftiger ansprach von ainem anderen besorgt mag vor dem gericht pitten dem clager zeit zu setzen darinn sein clag [Seite 122] furzubringen, damit der antworter nicht ewiclich in der rechtfertigung ste. und ob er khundschaft oder zeugen zu khunftiger gedächtnus zu verhören begert, das soll ime gestat werden, damit ime sein rechtlich gegenweer durch des clagers verzug nicht entgee. vor verfahung des kriegs mag der clager die clag fallen lassen, doch der widerparthei die cosstung bezallen. aber nach verfahung des kriegs nicht mer, sonderlich nit ân willen der widerparthei, er verzeihe sich dann khunfticlich derselben sachen haben aller ansprach, doch auch mit bezallung der cosstung.

[Buch II Titel 2 §. 10.]

Welcher ain burgerliche clag in ain peindliche verändern will dem soll das nit gestat werden, dann die rechtmessig pillichait erleidet nicht das, so minder schedlich ist, in grösseren spot oder nachtail zu wenden. [Seite 123]

[Buch II Titel 2 §. 11.]

Der so ainem anderen herren des beclagten guets in recht nennet soll demselben herren durch des gerichts vorderbrief verkhunden lassen.

[Buch II Titel 2 §. 12.]

In gar gemainen und schlechten clagen, darin der richter nit schuldig ist die ordnung und zierd des rechten zu halten, mag die clag zu furderung der handlung und sonderlich zwischen schlechten oder armen oder gessten und wegfertigen personen muntlich aufgenumen und abschied darauf gegeben werden. und wierdet das ain schlechte sach genennt, wo sich die gerichts cosstung höher erstreckhen möcht dann die haubtsach.

[Buch II Titel 3] Von ungehorsam.

[Marg.: De contumacia.]

[Buch II Titel 3 §. 1.]

[Marg.: Contumax quis dicatur.]

Der ist ain ungehorsamer, der auf ain erstliche ladung nit erscheint [Seite 124] persöndlich oder durch seinen volmechtigen anwald, oder ôn urlaub des gerichts wekh zeucht und nit genuegsam gwalt hinder sein verlässt, desgleichen, wann ainer vor dem gericht erscheint, will aber in recht nit antworten und hat des nit rechtlich ursach.

[Buch II Titel 3 §. 2.]

Wann der clager der ladung glaubwirdige copi und abschrift in recht furbringt zu verlesen sambt des geschwornen potten außrichtung so damit eingelegt und gewisen werden soll und darauf rechtens begert, und der antworter durch sich selbst noch seinen volmechtigen gwalttrager desselben tags nit erscheint, so soll des nechsten gerichtstags darnach auf anruefen des clagers dem antworter durch den furpieter offentlich vor gericht gerueft werden dermassen, ob der nit gegenwurtig sei oder iemant von [Seite 125] seinetwegen mit volmechtigem gwalt der sich gegen n. als clager verantworten wölle, der soll sich melden oder anzaigen, zum ersten, zum anderen und zum drittenmal. wo sich dann iemant anzaigt der sich vor gefärlich verhalten hat, der soll dem clager die cosstung so er von anfang des rechten auf die rechtfertigung gelegt het abtragen und vor zu khaine handlung zuegelassen [werden]. und ob sich der gwalttrager dardurch des handls entschlueg oder auf solchs beruefen der antworter noch iemand von seinen wegen in recht nit erschin, so soll den nechsten rechtstag nach solcher beruefung auf ungehorsam ain enturtl gefellt werden. doch soll der antworter, wann er nachmals erscheint und die cosstung nach mässigung des gerichts zu bezallen und sich in der haubtsach zuezulassen erbeut, in jarsfrist widerumb zu der haubtsach zuegelassen [Seite 126] werden, das aber beruerte cosstung am ersten vor abtrettung der gueter oder vergnuegung der ansprach entricht und bezallt werden und die aufgehaben nutz desselben guets dem besitzer auch volgen und beleiben. und nach ausgang der jarzeit, ob der antworter nit erschin und sich wie obgemelt nicht anpeut, soll die ergangen urtl in ir vollige craft geen.

[Buch II Titel 3 §. 3.]

[Marg.: De contumacia actoris.]

Wann der clager zu dem rechtstag in seiner ladung benennt nicht erscheint und der antworter sich in recht anpeut und des clagers ungehorsam anzaigt vor verfahung des kriegs, soll dieselb ladung gefellt, aber umb die haubtsach nicht gehandelt und der clager dem antworter die gerichtscossten abzutragen erkhannt werden. es soll auch der clager zu khainer clag in derselben sachen mer zuegelassen werden, er hab dann dem gericht [Seite 127] und der parthei umb sein ungehorsam benuegen und sicherhait gethon furbaß dem rechten zu warten. wo aber der clager nach verfahung des kriegs nicht erschin, so soll der richter volfaren in recht zu erkhundigung der haubtsach auf des antworters handlung und furbringen, und darumb entlich urtl sprechen wie er der partheien gerechtigkhait findet. dann der clager waiß, das er seiner clag nachkhumen, gwalttrager stellen oder sein irrung in recht anzaigen und nicht ungehorsam sein noch den antworter vergebner weiß umbziehen soll.

[Buch II Titel 3 §. 4.]

Ob ainer mit krankhait oder sonst ehaften not die wissentlich beladen wär dardurch er persondlich nicht khumen möcht, und die sachen groß und dermassen, das er dieselb ainem gwalttrager zu bevelhen nit schuldig ist, soll er ainen schickhen der ine in recht außrede und [Seite 128] sich erpiet nach besserung der krankhait oder erledigung der not dem rechten gehorsam zu sein. o b ine aber an dem weeg zum rechten iemant gefärlich aufhielt dardurch er in ungehorsam erkhent wuerde, hat er wider denselben zu clagen, so verr er ime umb den schaden guet ist. hete derselb aufhalten nit zu bezallen, soll der antworter auf sein erpieten zu verantwortung gelassen werden.

[Buch II Titel 3 §. 5.]

Der richter soll umb ungehorsam nicht erkhennen, es werde dann durch der partheien aine in gericht begert, aber er mag den ungehorsamen dem gericht straffen und ob die widerparthei des nit begert, dann des gerichts oberigkhait wierdet veracht wo die straf nicht volgt.

[Buch II Titel 3 §. 6.]

Wann der gerichtszwang in zweifl steet, ob der richter der beclagten sachen oder person richter sei oder nit, wie auch oben davon geschriben ist, und der geladen [Seite 129] erscheint nicht, so hat der richter wol macht des geladen ungehorsam zu straffen. wo aber wissentlich wäre, das der richter dieselben sachen oder person nicht richten möcht, da hat solche straf nit fueg.

[Buch II Titel 3 §. 7.]

[Marg.: De contumacia rei in actione personali ante litis contestationem.]

Wo ainer umb persöndlich sprüch clagt und der antworter ist ungehorsam vor verfahung des kriegs, so soll der clager in des antworter varent haab so er die hat eingesezt werden nach gelegenhait der ansprach oder schulden, und der richter ain zeit setzen solch guet ine zu behalten, damit dasselb in solcher zeit nit verderb oder mer costung dann das guet oder haubtsach vermag darauf lauf, und nach verscheinung der gesezten zeit verrer in recht handlen, damit der cläger benuegig werde umb die ansprach. hat der ungehorsam nicht varent guet, so soll der ansatz beschehen auf sein ligent gueter. wo die auch nit vorhanden oder [Seite 130] genueg sein, soll solcher ansatz geen auf des ungehorsamen schulden oder gerechtigkhait so er bei anderen leuten hat oder gewartent ist. es mag auch ain ungehorsamer der nichts hat gefenkhnust und zu dem rechten sich zu verantworten gestellt werden. wo aber der krieg in recht verfangen und die sach in recht erkhennt ist, soll zu entlicher urtl gangen und darauf gehandelt werden was recht ist.

[Buch II Titel 3 §. 8.]

Ob der ungehorsam ain gast und zu furchten wär das er weichen wuerde, mag er mit verpot verheft und sein guet roß oder anders in ain dritte hand gestellt werden biß zu verantwortung und sicherhait zu gehorsam, darinn der richter maß und zeit setzen soll nach gelegenhait der sachen, dardurch bed partheien unnutz cosst vermeiden.

[Buch II Titel 3 §. 9.]

Wo der clager umb ain verphendt guet [Seite 131] clagt und wierdet darein gesezt von des antworters ungehorsam wegen, der antworter khumbt vor jarszeit und peut sich an zu recht wie vorbegriffen ist, und der clager erpeut sich auch sein gerechtigkhait des satz- oder phandschillings in fuesstapfen furzubringen, thuet das auch und weiset den satz, so soll er der clager auf des antworters begeren und anbieten nicht entsezt werden, ime sei dann umb den phandschilling benuegen beschehen.

[Buch II Titel 3 §. 10.]

Ob der ungehorsam sich vor jarsfrist zu gehorsam und recht erpeut und sicherhait thuet und bringt rechtmessig ursachen fur die sein ungehorsam entschuldigen mugen, also das an ime nit gestanden noch erwunden ist dem rechten gehorsam zu thuen, so soll der richter in erkhantnus der cosstung die pillichait ansehen, damit der ungehorsam wider die muglichait nit beschwert werde, dann niemant ist zu unmuglichen dingen gebunden.[Seite 132]

[Buch II Titel 3 §. 11.]

Ob ain ungehorsamer umb ainen persondlichen spruch beclagt wierdet, so soll der clager in des ungehorsamen guet nicht gesezt werden, er thue dann zuvor in gemain ain anzaigen seiner ansprach und gerechtigkhait. und dann der ungehorsam uber solchen ansatz in gericht nit erscheint, und der clager begert solch eingesezt guet zu verkhumern damit er davon bezallt werde, oder ime dasselb zuezusprechen fur sein gerechtigkhait, das soll nicht beschehen, derselb clager hab dann zuvor sein ansprach und gerechtigkhait in recht genuegsam bewisen.

[Buch II Titel 3 §. 12.]

Wann ain gerhab in rechten ôn rechtmessig ursachen ungehorsam ist, so mag ine der richter von ambtswegen als verdächtlichen verkheren, damit die khinder nicht in nachtail khumen.

[Buch II Titel 3 §. 13.]

Wann ainem antworter etwas zu thuen geburt, und er schickht an seiner stat [Seite 133] ainen gwalttrager, und derselb ist ungehorsam oder saumig und thuet das nicht das er sich understanden hat, solch ungehorsam und lässigkhait khumbt dem antworter zu nachtail, dann er geb im selbs schuld das er sich nicht mit ainem vleissigen mann versehen hat, ausgenumen der gwalttrager het ursach aines vergebnen zuefalls der auch den antworter hete verhinderen mugen.

[Buch II Titel 3 §. 14.]

Der gwalttrager so an seiner parthei stat den krieg bevestent und nachmallen aus seiner ungehorsam und lässigkhait seiner parthei das recht verleust derselb gwalttrager ist seiner parthei die gerichts cosstung mit sambt der haubtsach schuldig zu widerkheeren. [Seite 134]

[Buch II Titel 4] Von antwortern und antworten und gegenclagen.

[Buch II Titel 4 §. 1.]

Ain ieder so fur gericht geladen wierdet, er sei dem gericht wissent underworfen oder in zweifl nit, der soll erscheinen und seinen auszug furwenden und das gericht fur seinen ordenlichen richter waigern, dann khain richter ist plößlich ôn underricht zu verachten. wierdet dann derselb richter fur sein gericht mit urtl gewisen, mag er der cosstung darauf geloffen von dem clager bekhumen wie recht ist.

[Buch II Titel 4 §. 2.]

Wiewol die bennegigen so in dem grossen beschwerten pan der kirchen und die so in die acht verkhündt sein auch etlich ander unlobmundig person wie ob angezaigt zu clagen nicht zuegelassen werden, so sein si [Seite 135] doch in recht zu antworten schuldig zu haß und straf irer unthat, auch das dem rechten nach geburt aines ieden wie böß er sei schuld oder unschuld antwort weiß zu hören und zuͦ verkhunden. aber den in dem minderen paan ist nicht verpotten zu clagen noch zu antworten.

[Buch II Titel 4 §. 3.]

Die in minderen jarn sein das ist under zwainzig jaren, auch munich und ergeben person in die orden, unsinig waisen thoren taub gehörloß und dergleichen person, wie si nit clagen also mügen si auch nit rechtlich antworten ôn ir vorgeer und sorger wissen.

[Buch II Titel 4 §. 4.]

Priester und phaffen, wiewol si weder in clag noch antwort ir geistlich oberigkhait und richter nicht begeben sollen, so ist doch ain ieder geistlicher, so er umb ain weltlich guet oder als gweer schermb vertretter oder furstand [Seite 136] aines weltlichen guets das under disem unserm gerichtszwang gelegen oder wesent ist beclagt wierdet, vor demselben unserm gericht zu antworten schuldig.

[Buch II Titel 4 §. 5.]

Ob ain landman dienstman inwoner oder außlender durch ainen anderen landman fur unser landßrecht geladen wierdet, und derselb landman oder dienstman waigert fur seinen herren dem er in dem land dienet oder an andere ende, des hat er zu thuen nicht macht sonder soll zu recht vor unserm landßrechten antworten, es sei umb that oder guet, ausgenumen das ansprechig guet wäre ausser land gelegen dardurch der richter die volziehung nicht statlich thuen und hand haben möcht und der beclagt wär umb die spruͦch rechtsässig, so möcht der clager fur das gericht ausser lands do [Seite 137] das guet gelegen ist gewisen werden.

[Buch II Titel 4 §. 6.]

Ob ain glaubinger umb schulden in seines gelter guet gesezt wierdt, und die anderen glaubinger so auch umb schulden zu demselben gelter zu sprechen haben khumen in jarsfrist oder in zeit so der richter offentlich sezt und verkhunden läst, und zaigen ir schuld glaubwirdig an und bezallen nach gelegenhait der schulden costung und darlegen so der erst clager der sachen halben gethon hat, die sollen zu solchem angesezten guet sowol als der erstclager gelassen werden, damit wo der gelter und antworter sich villeicht aus sorg der menig der schulden nicht zu recht stellen und sich verpergen wuerde, das ain ieder des schulden wissentlich wierdet nach gelegenhait derselben schulden von dem beruerten guet alß verr dasselb geraicht vergnuegt [Seite 138] werde. solch handlung ist dem rechten und der pillichait gemäß. dann der gebrauch ist ubel: diser hat vor clagt oder verpot gethon, darumb soll er entricht werden und die anderen nichts haben. wo aber die beruert zeit verschine, dardurch der erst clager oder die so sich anzaigt hetten zu dem guet das zu verkhaufen gelassen oder durch das gericht dannen entricht wuerden, mugen die so hernach khumen darzue nichts sprechen, es wäre dann ain ubermaß beliben. aber in den phandschaften darumb sich ein gelter gegen den glaubingern verphlicht, geet in vergnuegung der schulden albeg die elter phandschaft vor.

[Buch II Titel 5] Von auszügen und flüchten.

[Seite 139]

[Buch II Titel 5 §. 1.]

Die auszüg in recht sein erfunden worden von beschwerung wegen der antworter. dann es geschicht oft daz der clager ursach hat sein clag und ansprach zu setzen, thuet aber die nicht pillichen wider disen ider den antworter, davon volgt ain auszug der person halben, also zureden: mein knecht khauft ainicherlai guet von ainem anderen, ich vermain er hab dasselb von dier khauft, verphlicht mich gegen dier dasselb guet auf ain zait zu bezallen. alß die nach verscheinung der zeit ain ansprach aus ursach meiner verphlichtung zu mir setzen magst, als pillich, hab ich den auszug meiner irrung in dem namen der person furzuwenden und wuerdt auf die clag unpillich verurtailt. dergleichen, ob mir ainer zuesagt mir ain gelt zu denen handen zuͦ raichen und ich versprich dir dasselb auf einen tag [Seite 140] zuͦ geben, nach verscheinung des tags beclagstu mich umb das gelt, hab ich pillich den auszug, das mir der ander dasselb nicht bezallt noch geraicht hat.

[Buch II Titel 5 §. 2.]

Etlich auszüg sein entlich und die den krieg abschneiden und ganz außleschen, als wann der antworter sagt, es sei vor umb die beschehen krieg entlich urtl ergangen, oder die sachen durch verainigung hingelegt, oder der krieg hab sich in ander weeg geendet, oder so der clager ain gelt an den antworter ervordert, das er ime schuldig gewesen sein soll und der antworter sagt er hab ine bezallt, oder so der antworter sagt der clager hab ime die schuld geschenkht und nimer zu fordern versprochen, und dergleichen außzüg. so dann solch antworten und auszug gewisen, so werden damit die clagen ewig abgeschnitten. und solch außzüg mügen albeg vor der [Seite 141] entlichen urtl furbracht werden, nd in etlichen sachen auch nach der entlichen urtl, dieweil dieselb nicht volfuert ist. den auszug so den krieg abschneidt vor verfahung des kriegs fürbracht sol der richter aus notturft erclären und zu der haubtsach nit khumen, er hab dan solchen außzug zuvor entschaiden.

[Buch II Titel 5 §. 3.]

Etlich auszug sein so den krieg verlängeren, aber nicht abschneiden, alß so ainer den anderen beclagt vor der zeit er wann sich die zeit [Cod. Thinnfeld: schuld] oder bezallung verfellt, so [hat?] der antworter den außzug das er dem clager vor derselben zeit nit schuldig ist, und wierdet demnach der krieg aufgeschoben biß die zeit ist.

[Buch II Titel 5 §. 4.]

Es sein etlich außflücht die person berüerent so den krieg verlängeren, als wann ain antworter sagt, diser clager müg nicht rechter clager oder gwalttrager [Seite 142] in recht sein.

[Buch II Titel 5 §. 5.]

Und wann aber mermallen unzimblich außzug durch den antworter furbracht werden, so ist pillich das der clager sein widerred wider solch außzüg habe, deßgleichen der antworter sein gegenred und ir beder beschlus und rechtsach [Cod. Thinnfeld: rechtsatz ?] nach gelegenhait der sachen.

[Buch II Titel 5 §. 6.]

Uber die auszüg vor verfahung des kriegs, darumb man in recht zu antworten nit schuldig zu sein vermaint, mügen von ieder parthei mit zwaien schriften wol zu recht gesezt werden zu kurzung der rechtfertigung.

[Buch II Titel 5 §. 7.]

All außzug so den krieg verlengen sollen vor verfahung des kriegs gemelt werden, ausgenumen si sein also gestalt das si die handlung in recht von unwirden machten, dieselben mügen zu ainer ieden zeit furbracht werden.[Seite 143] und ob die parthei der iezt beruerten auszüg mer dann ainen und nach ainander furbringen und albeg des richters erkhantnus darüber erwarten wollt, sol der richter das nit gestatten sondern derselben parthei bevelhen solch verlangert auszüg ainsmals furzuwenden, dardurch daz recht gefärlichen nicht verzogen werde. item, wo ain merkhlicher schaden durch verlengert auszug verhanden und zu besorgen wäre, êr wann die rechtfertigung sich endet derselb schaden möcht sich begeben, so soll der richter khain auszug der den krieg und rechtfertigung verlengert zuelassen. ob si aber auszüg hetten die gemaines rechten sein die hat der richter nicht abzuschlahen.

[Buch II Titel 5 §. 8.]

Under allen verlengenden auszugen soll die waigerung des gerichts oder richter oder verdächtlichait desselben die erst [Seite 144] sein. dann wo ainer ander ausflücht vor prauchet und des richters erkhantnus umb solch sein ausflüht begert, wierdet verstanden das er stilschweigent in den richter verwilligt hab, ausgenumen er bezeugt öffentlich das er mit solchem auszug in den richter nit verwilligen wollt, sovil recht ist.

[Buch II Titel 5 §. 9.]

Den auszug, des sich der selbstschuldner gebrauchen mag, den hat auch sein porg in derselben sachen macht furzubringen.

[Buch II Titel 5 §. 10.]

Auszug der entwerung ist ain auszug der den krieg verlengt, darumb soll der vor verfahung des kriegs furbracht werden. und diser auszug so er geweist ist treibt den clager ab von seiner clag, er clag umb was sachen er wöll, ausgenumen ain gegenentwerung, wie hernach in dem thail der entwerung gesehen wierdet. und soll diser auszug also furbracht werden: der [Seite 145] antworter sei nit schuldig zu antworten, er sei dann zuvor des guets so ine der clager entwert hat wider eingesezt. und obgleich das guet in aines anderen hand ist, nichts minder wierdet der thätter das schuldig widerzugeben nit in craft des auszugs. dann der außzüg würkht nicht mer, dann das er den clager von seiner clag treibt, so aber der antworter den clager umb die entwerung beclagt und weiset dieselben sein clag, so soll der entwert wider eingesezt werden.

[Buch II Titel 5 §. 11.]

Wann ainer den anderen umb ain aigenthumb beclagt, der antworter treibt den cläger ab mit dem auszug der entwerung, nachmallen beclagt der antworter umb solch entwerung damit er wider eingesezt werde, ist die frag: dieweil es nun von dem außzug zu den clag umb den einsatz [Seite 146] khumen ist, ob der antworter dem clager auf sein clag umb das aigenthumb zu antworten schuldig sei? darauf antwort und erledigung: nain, biß das der einsatz sein end erraicht.

[Buch II Titel 5 §. 12.]

Dieweil zu zeiten auszüg gebraucht werden des landmarschalchs undermarschalchs beisitzer oder ander gerichtspersonen halben, als ob die verdächtlich sein, das aber wider die recht und ain vermuetlich poßhait angesehen wierdet, sonder wo ainer wider gemelten personen aine oder mer als verdächtlich verwirft und dabei nicht außtrukht die ursach der verdächtlichait mit lauteren und gegründten anzaigen, damit darauf durch uns oder unser oberen gericht gesehen werden muge ob die ursach der verdächtlichait genuegsam sei oder nicht, dann wo dieselben genuegsam [Seite 147] erfunden werden, sollen durch uns oder unserer oberer gericht mit beder partheien willen ander anstat der verdächtlichen person darzue verordent, aber die ordenlichen richter darumben nicht verändert, sonder ie ain landmarschalch oder undermarschalch zuegesezt werden. wo aber solches ain parthei abschlüeg und nicht annemen wollt, wierdet dabei ir poßhait und gefärlich flucht des rechtens und vermueticlich ungerechtigkhait verstanden. welcher auch verdächtlichait furbringt und dieselb nicht genuegsam anzaigt und durch urtl aberkhennt, der soll als ain muetwiller und verachter unser und des gerichts in unser chamer und dem gericht gestrafft werden, der widerparthei ir cosstung und versaumung vorbehalten.

[Buch II Titel 5 §. 13.]

Wo der landmarschalch verdächtlich ist, mag [Seite 148] ine der undermarschalch verdretten, und ist nit not darumb ander erkhantnus dann allain der partheien notturft oder muetwillen zu erlernen.

[Buch II Titel 6] Von aufschub verzug und feier der gericht.]

[Buch II Titel 6 §. 1.]

Wir ordnen und setzen das die recht järlich zu vier zeiten, nemblich der quottember, iren gang haben und ain iede zeit aufs wenigist ist drei wochen besessen werden.

[Buch II Titel 6 §. 2.]

Wann die recht aufgehebt und auf ain ander zeit oder quottember geschoben, soll das nit allain öffentlich vor gericht durch den furpieter verkhündt, sonder auch schriftlich an das landhaus da solch landßrechten besessen wierdet angeschlagen werden, damit [Seite 149] auch die so dazumal nicht gegenwurtig sein und nachmallen an die stat khumen den aufschub und khunftigen gerichtstag wissen muͦgen. und ist anderer schriftlichen schüb, damit der gemain landmann etwan beschwert wierdet, ôn not.

[Buch II Titel 6 §. 3.]

Von sant Thomans biß auf der heiligen drei khunigtag, die vierzehen tag im vaschang biß auf den montag nach invocauit, von dem palbmabent biß acht tag nach ostern, von dem heiligen phingstabent biß auf mantag nach unsers herren fronleichnambstag, auch in der traid- und weinfechsung soll khain recht gehalten noch auf dieselb zeit geschoben und angestellt werden.

[Buch II Titel 6 §. 4.]

Wir wöllen, als oft zu ainer ieden quottember das recht den ersten tag besessen das vor anfang des gerichts, êe wan der richter und beisitzer [Seite 150] zu recht nidersitzen, vor aller handlung des landmarschalchs undermarschalchs der beisitzer des landschreibers auch der vorsprechen redner und gwalttrager aid obgeschriben öffentlich vor meniclich gelesen werde, und richter beisitzer und landschreiber ain ieder an seiner stat da er sitzen soll solchen aid zu hören aufrecht steen, sich darnach nidersetzen, damit also ain ieder des so ime von rechts wegen und nach seiner gewissen gebürt zu handlen ermont werde.

[Buch II Titel 6 §. 5.]

Verzugtäg mugen von recht durch den landmarschalch gegeben werden, wann er sicht das solches die notturft ervordert mit gueter gewissen nach gelegenhait der person, der sachen und des begerten guets in recht. nemblich der person halben, ob si an die begerten verzügtag nit zeit oder stat gehabt sich zu bedenkhen, [Seite 151] zu ratschlagen, iemant zu verkhünden, khundschaft zu laisten, oder ander gerichtlich notturften zu handlen. der sachen halben, ob dieselb bedachts oder rats bedörff, das si nit allein schlächtig ist, oder durch die partheien persöndlich gehandelt worden deshalben si derselben vorhin wissen haben müest. des guets halben, wo dasselb durch verzug der sachen nit verdürb oder von handen kheme, oder zu betrug der partheien verändert wuerde, oder das guet dermassen gestalt das durch den verzug mer cosstung darauf liefe dann der wert des guets wäre. es mugen auch die partheien selbs verzugtag an ainander zuegeben, dann was si sich selbs verwilligen darin beschicht inen nicht unrecht.

[Buch II Titel 6 §. 6.]

Sonst sollen verzug im rechten nit aus [Seite 152] gunst gegeben werden sonder allain aus der partheien notturften.

[Buch II Titel 6 §. 7.]

Ob ain parthei aines verzugs in recht begert, und der richter gedächt das solch begeren zu gefärlicher verlengerung des rechtens beschehe, so mag er derselben partheien den aid fur solch gefärde auflegen.

[Buch II Titel 6 §. 8.]

Die aufschüb und bedacht so in des richters macht steen die sollen gegeben werden nach gelegenhait der sachen, als si groß langwierig oder nachtailig ist.

[Buch II Titel 6 §. 9.]

Wiewol ordenlich ainer parthei zu volziehung ainer aufgelegten handlung in recht nit mer dann ain verzug oder zeit gegeben werden soll, doch wann recht eehafte not wissentlich anzaigt wuerde so die partheien in solcher volziehung verhindert hete, so mag ir der verzüg oder zeit gelengert werden, als [Seite 153] wann ainer gruntlichen anzaigt das sein gerechtigkhait brief oder sigil an frembden und verren enden die er nicht erraichen mugen, oder bei iemant der von gemainß nutz wegen von land wären, und ander dergleichen ursachen. und die haben sonderlich stat in dem antworter, dem soll pillicher dann dem clager verzug gegeben werden, dann er hat nit furwissen mugen zu welcher zeit ine sein widerparthei beclagen wuerde, dardurch er sich mit seiner gerechtigkhait rüssten und versehen oder den krieg zeitlich ablegen. aber der clager hat sich vor lang bedenkhen und erfaren und sein gerechtigkhait besuechen mugen in dem krieg gefasst zu erscheinen, ausgenumen es khäme ain solcher zuefall in recht, das wol gleublich wäre der clager het denselben zuefal nit [Seite 154] bedenkhen noch wissen mugen.

[Buch II Titel 6 §. 10.]

Die zeugen sollen an den suntägen und hochzeitlichen feiertägen nicht beaidigt noch ir saag von inen aufgenumen werden, es sei dann merkhlich ursach ir saag zu horen, dennocht soll der aid nicht beschehen und ob die partheien darein verwilligen, so ist doch der zeug nicht zu tringen zu der zeit der feier, die got und den heiligen zu eeren und den menschen zu hail geordent sein, sein khundschaft zu geben.

[Buch II Titel 6 §. 11.]

In furwendung der zeugen die verr von land sein mag dem clager als dem antworter gleichermaß verzugtag gegeben werden dann in der clager macht auch nicht gestanden dieselben vor anfang des kriegs und aufgelegter weisung zu verhören. anderst ists in den zeugen, die sich [Seite 155] gar von land ziehen und nicht wider zu khumen willens sein, oder die mit alter beladen dardurch si absterben möchten, als von dem titel der zeugnus gesehen wierdet.

[Buch II Titel 6 §. 12.]

Ob der landmarschalch ainer parthei verzugtäg und zeit zu volfuerung der weisung gibt und derselb landmarschalch wierdet mitler zeit vom ambt verkheert, und die beruert parthei volfuert in der benennten zeit die weisung nicht, so soll der nachkhument landmarschalch und richter derselben parthei die tag zu solcher weisung nicht verlengern ôn erfarung redlicher eehafter not und ursachen, dann die beruerten gegeben täg zu weisung werden ordenlich gehalten als verzüg die den krieg abnemen tödten oder abschneiden mugen. darumb, wann die parthei welcher [Seite 156] weisung zu thuen auferlegt werden dieselb in den bestimbten tägen nicht gelaist, so ist irer widerparthei ain gerechtigkhait daraus erwachsen, die der landmarschalch nit macht hat aufzuheben ôn derselben widerparthei willen, es werden dan rechtmässig ursachen furbracht, das der so weisen soll die weisung in den bestimbten tägen nicht volfueren mugen hab.

[Buch II Titel 7] Verfahrung oder bevesstigungs des kriegs.

[Marg.: De contestatione litis.]

[Buch II Titel 7 §. 1.]

Verfahung oder bevestigung ist ain grund des rechten durch das furgelegt begeren und gebürliche antwort darauf volgent in recht beschehen, und wo ôn das in gstalt des rechts volfaren, wuerden die partheien mit unnützer arbait und cosstung beladen. [Seite 157]

[Buch II Titel 7 §. 2.]

Verfahung oder bevesstigung des kriegs beschicht, wann die partheien das ist clager und antworter mit namen bekhennen den krieg verfasst zu haben, oder wann der clager sein clag und der antworter zu derselben klag sein bekhantnus oder sein läugnen und nain in recht gethon haben.

[Buch II Titel 7 §. 3.]

Wo auf des clagers begeren der antworter zimblich ja oder nain darthuet, und ob er gleich nit austrukht das er den krieg verfahen wölle, nichts minder wierdet vermuet sein gemuet sei gewesen den krieg zu bevesten, er bezeug dann das er mit seinem furbringen den krieg nit verfahen wölle, dann durch solch bezeugnus wierdet sein gemuet erleutert. doch soll die bezeugnus seinem thuen nicht widerwertig sein. dann ob ainer spräch: ich hab das so mich der clager bezeicht [Seite 157] nicht gethon, oder diser oder der ursach ist nit also, und wolt aber damit nit geantwort haben, das het khain gestalt.

[Buch II Titel 7 §. 4.]

Welcher über ermanung des gerichts und ainer underredlichen oder beiurtl das er zu der clag antworten solle den krieg in recht nicht verfahet, sein ja oder nain der clag gemäß thuet, sonder schweigt oder furgeet, der mag als ob er die clag bekhennet verstanden werden.

[Buch II Titel 7 §. 5.]

Der krieg mag nit verfangen werden auf die ladung und clag so der widerparthei zuegesant ist, die abschrift der selben ladung werd dann vor gericht mitsambt der geschwornen gerichtspotten volziehung öffentlich wider furpracht.

[Buch II Titel 8.] Von underredlichen oder beiurtln.

[Marg.: De sententia interlocutoria. [Seite 159]

[Buch II Titel 8 §. 1.]

Die underredlichen oder beiurtln werden gefellt zwischen anfang der gerichtshändlung und beschlus derselben, nicht zu end der haubtsach sonder zu volfuerung derselben, auch zu erclärung der auszüg so zu verhinderung des kriegs oder als entlich auszüg furbracht werden.

[Buch II Titel 8 §. 2.]

Nach verfahung des kriegs ermant der richter ie zu zeiten die partheien aus ainem uberflus mit ainer underredlichen urtl, als wöll n. auf des n. anruefen in recht icht verrer furzubringen etc. solch ermanung mag aus notturftigen ursachen, so der richter zu erwegen waiß, zu zeiten dem antworter zu guet beschehen der zu kriegen gedrungen wierdt, aber nicht dem clager der sich lengst hat beratten und bedenkhen mugen. sonder wann er uber den dritten gerichtstag verzeucht [Seite 160] und nicht volfert, soll der richter auf anruefen der gehorsamen parthei erkhennen was nach ordnung geburt, damit der antworter nit gefärlichen umbgefuert, müed gemacht und im rechten verzogen werde.

[Buch II Titel 8a (Titel 8 bereits vorhanden!)] Von vermuetung.

Die vermuetung des rechten ist, wo das gesezt annimbt ainicherlai zweifelhäftigs so der warhait gleichmässig ist, dardurch die purd der weisung dem widersacher aufgelegt wierdet.

[Buch II Titel 9.] Von khundschaft und zeugnuß, auch zeit und verhorung derselben.

[Buch II Titel 8 §. 1.]

Kundschaft ist ain offenbarung der sachen oder handlungen die in zweifl [Seite 161] hangen, und wierdet volfüert durch gesicht, durch zeugen, durch brieflich urkhunden, durch bekhantnus, durch alte schrift, glaubwirdig puecher und register, durch gwaltige vermuetung, durch gemainen oder offenbaren ruef, auch durch den aid.

[Buch II Titel 9 §. 2.]

Inmassen der clager schuldig ist sein clag und derselben grund zum ersten, also ist auch der antworter schuldig nachmallen sein auszug zu weisen, es bekhenn dann der antworter die clag in seinem auszug öffenlich ôn furwort, so gebürt ime die weisung seines auszugs allain. wo aber der antworter des clagers clag plößlich vernaint, so geburt dem clager die weisung zu thuen, es hab dann der clager ain vermuetung des rechten fur sich, so wierdet die weisung dem antworter aufgelegt. wo aber der antworter ain vermuetung [Seite 161] fur sich hat, soll der clager darwider weisen.

[Buch II Titel 9 §. 3.]

Der da clagt umb einziehung aines guets, zu versteen aines guets herrlichait und aigenthumbs, der soll dasselb sein aigenthumb weisen und nicht der besitzer, ob er sich gleichen herren des guets anzaigt. dann wo der clager sein aigenthumb nicht weiset, so beleibt der besitzer in seinem posseß und wierdet vermuet ain herr desselben guets. wo aber der antworter sich ie verfahren wollt sein herrlichait und aigenthumb zu weisen, mag er darzue gelassen werden, und so er dasselb weiset, soll er ain herr des beclagten guets erkhennt werden. wiewol die herrlichait und aigenthumb aines guets mit brieflichen urkhund geweiset wierdet, so ist doch nit albeg genueg, das ainer weiset den khauf oder ander handlung darmit er das beclagt guet [Seite 163] an sich bracht, dieweil ainer auch aines anderen und ain frembd guet verkhaufen mag, darin der verkhaufer dem khaufer nicht mer gerechtigkhait uberantworten mugen dann der verkhaufer daran gehabt hat. darumb ist zu zeiten not, und sonderlich wo umb di herrlichait und aigenthumb clagt wierdet, neben den brieflichen urkhunden die nit all umbständ des verkhaufer und khaufer gerechtigkhait anzaigen, oder da umb ain solch handlung brieflich urkhund nicht ausgangen sein zu weisen, das der verkhaufer das beclagt guet mit ainem rechten titl gehabt und dem khaufer eingeantwort und desselben ordenlich zeit nutz und gweer ersessen hab, das khaufgelt bezallt worden oder darumb genuegsam sicherhait beschehen sei. [Seite 164]

[Buch II Titel 10.] Von eröfnung der khundschaften.

[Buch II Titel 10 §. 1.]

Nach verscheinung der zeit darin khundschaft zu laisten und weisung zu thuen durch das gericht gegeben soll verrer khain persöndlich zeugnus zuegelassen werden, es sei dann das der so die weisung gelaist sollt haben eehaft not furbring, das solches durch in und an seinem vleiß nicht erwunden hab. desgleichen soll auch khain articl von der parthei so die zeit vergeen lassen hat nachmallen aufgenumen werden, ob si die in recht bringen und iren gegenthail bei dem aid darauf zu verhören begeren wollt.

[Buch II Titel 10 §. 2.]

Manicherlai underschied der zeugen saag und die in ainem articl zusammenhallen machen in demselben articl [Seite 165] ain volkhumen weisung. dann das sonderlich oder allain nichts wurcht noch craft hat, wierdet durch zusamenfuegung seines gleichen becrefftigt.

[Buch II Titel 10 §. 3.]

Ain iede parthei, so mit urtl und recht zu weisung zuegelassen wierdet, hat entlich zeit und täg zu volfuerung der khundschaft von erofnung derselben urtl biß zu außgang des sitzen zu gericht und zu anfang des nächst darnach angeenden landßrechten, dardurch sich niemant beclagen muge, das er in volfuerung seiner khundschaft mit den tägen ubereilt werde. und er soll zu stund nachdem ime zu weisen mit urtl auferlegt wierdet vorderbrief an die zeugen und bevelch an die gegeben comissarien nemen, in den vierzehen tagen den nechsten nachdem dasselb landßrecht aufgehebt [Seite 166] wierdet vleiß thuen sein khundschaft zu laisten. es sollen auch die redner und gwalttrager umb comissari zu erwelen nicht macht haben auf ie abwesent partheien zu waigern. wo aber nemblich irrung entstuendt, das die parthei in den vierzehen tagen nicht handlen möcht, so hat sie dennoch die uberig zeit zwischen dem landßrechten als ainen entlichen khundschafttag, darin si zu dem anderen und drittenmal oder auch mit der maß hierinn gegeben zu dem viertenmal zeugen furstellen mag. und nachmallen nit verrer, dan mer dan ain entlich zeit zu khundschaft zu geben ist dem rechten ungemäß. aber ausser lands khundschaft zu laisten in unsern niderösterreichischen landen soll die entlich zeit sein achtzehen wochen, in den verren landen [Seite 167] nach des richters erkhantnus und nach gelegenhait der sachen. welcher aber ôn redlich eehaft not und ursach die der richter erkhennen mag in solchen tägen und zeit sein zeugnus nit volfuert, ob er daruber als ainer der von seiner weisung gefallen mit urtl nachtail leidet, d[...] wölle solches ime selbst und seinem unfleis messen. dann durch verscheinung der khundschafttäg ist der widerparthei ain gerechtigkhait erwachsen, die der richter ôn zuegeben derselben widerparthei oder ôn erkhantnus genuegsamer redlicher ursachen und eehafter not nit aufzuheben hat.

[Buch II Titel 10 §. 4.]

In der entwerung sind zwai ding not zu wissen: das posseß und die entwerung . und wo ainer die entwerung zu thuen bevolhen het, soll derselb bevelch gewisen werden. ob aber ainer [Seite 168] die entwerung in seinem namen beschehen nachmallen zu willen angenumen het, das ist der so sich des beruembt zu weisen schuldig.

[Buch II Titel 10 §. 5.]

Wann ain gwalt oder entwerung gewisen werden, so ist umb die verlust des guets oder schaden in solchem gwalt beschehen verrer khainer weisung not, sonder wierdet des clagers aid darumb geglaubt [Bl. 76b] und recht darauf gesprochen zu haß und straf des gwalts nach schwere und größ des muetwillen oder ungefuer des thätters.

[Buch II Titel 10 §. 6.]

Wiewol nach ordenlichen rechten die zeugen allain nach verfahung des kriegs zu hören sein, so werden si doch zu zeiten verhört zu ewiger gedächtnus der sachen darumb si zu verhören erfordert sein. und so das durch den clager begert wierdet in [Seite 169] ainer sachen darumb er ôn verzug und im fuesstapfen clagen mag, sol im solch sein begeren vor verfahung des kriegs nicht gestat werden, es seien dann die zeugen seer alt oder schwerlich krankh also das ir absterben zu besorgen sei, oder das si sich von hauß oder aus dem land und an ander ort thetten das si schweer zu erlangen wären. wo auch der clager ain sachen darumb er vor und ee er derselben grundlich wissen het nicht clagen möcht, als so ainer umb ain erbschaft clagen wollt, so ist not das die zeugen [Bl. 77a] so bei des sterbenden geschäft gewesen solch geschäft zuvor anzaigen und bezeugen, damit der clager wiß ob dasselb geschäft creftig oder undüchtig sei. in solchen und dergleichen fällen mügen die zeugen vor bevesstigung des kriegs furgestellt [Seite 170] und sollen in dem ersten fall, das ist zu ewiger gedächtnus, verschlossen und in gehaimb gehalten biß zu notturft des rechten, aber in dem nechsten articl die erbschaft beruerent nicht allein verhört sonder auch geöfent werden, dann dem clager wäre sonst nicht geholfen. wo aber ain sach auf khunftigen zweiflichen beschaid gestellt ist, darumben sollen zeugen auf khunftig zu verhören nicht zuegelassen werden, es sei dann das sterben oder abwesen pillichen zu besorgen. wo aber der antworter begert seine zeugen der ime not beschehen möcht zu verhören, das soll ime ôn mitl gestat und ime derselben saag urkhund weiß öffentlich ubergeantwort werden, [Bl. 77b] dann es möcht der clager betrieglich sein clag verziehen biß dem antworter seine zeugen entgiengen. [Seite 171] dieweil der antworter nit wissen mag wann ine der clager beclagen will.

[Buch II Titel 10 §. 7.]

Wo die zeugen vor verfahung des kriegs in ainer haubtsach sollen verhört werden, ist not das ain redliche ursach vor augen sei wie vor beschriben. auch soll die widerparthei zu dem aid solcher zeugen und fragstuckh einzulegen geladen und erfordert werden, wo aber das nit sein möcht eil halben der sach und das aus dem verzug nachtail erstuende, darin doch khain vleis zu sparen ist, so soll doch der clager so die zeugen zu verhören begert die widerparthei in jars frist umb dieselben sachen beclagen oder ir auf das wenigist wo die clag auch nit stat het verkhünden, das er derselben sachen halben zeugen verhören lassen, [Bl. 78a] sonst ist die khundschaft nichts. und soll der clager solch khundschaft [Seite 172] aufnemen lassen bei des antworters gericht oder oberigkhait. es hat auch solch begern stat allain in burgerlichen sachen und nicht eeren oder peinlichen clagen, dann in denselben sachen soll nichts unordenlichs und sonders in abwesen der widerparthei furgenumen werden, dieweil vil gotlicher ist den schuldigen ungestrafft zu lassen dann den unschuldigen zu verdamen.

[Buch II Titel 10 §. 8.]

Wann beden dem clager und antworter weisung gleichsmässigs articls aufgelegt wierdet und ieder weiset genuegsam fur sich, so soll der richter genaigter sein den antworter auf sein weisung zu erledigen dann auf des clagers weisung zu verurtlen, und ob gleich des clagers zeugen der person halben merer sein, dieweil in zweiflichen händlen die recht albeg dem [Bl. 78b] antworter genaigter sein dann [Seite 173] dem clager. aber anderst ists, wo ain weisung in grund der khundschaft fur die ander furtreffenlicher gefunden wierdet.

[Buch II Titel 10 §. 9.]

Wann die zeugen in gericht geöffent werden, sollen auf die articl darumben die zeugen vormallen verhört verrer zeugnus nicht zuegelassen werden.

[Buch II Titel 10 §. 10.]

Wann ainem weisung zuͦ thuͦen mit recht aufgelegt, soll er dieselb thuͦen laut der urtl die solcher weisung halben gesprochen ist. wo ime dann die clag laut der ladung zu weisen aufgelegt wierdet, sollen die verhörer dieselb (so verr si mer dann ainen articl begreift) thailen und auf ainen ieden in sonderhait die zeugen fragen. wierdet aber in der urtl nur ains articls oder merer weisung aufgelegt, sollen die darauf fragen und nicht verrer, wie die urtl laut. [Bl. 79a] [Seite 174]

[Buch II Titel 10 §. 11.]

Wann die bevelchman der parthei oder irem gwalttrager dawider die weisung beschehen soll tag verkhunden die zeugen sehen zu schweren und ire fragstuckh einzulegen, so sollen si in albeg der zeugen namen in solcher verkhundung aufgezaichent der partheien zuesenden, damit si ire fragstuckh nach gelegenhait der zeugen personen dest grundlicher machen mugen.

[Buch II 10 §. 12.]

Ob die parthei etlich unfueglich fragstuckh eingelegt, so die bevelchman und verhörer der zeugen anzunemen ôn not ansehen und deßhalben abschniden, nichts minder sollen die bevelchman dieselben fragstuckh alle von wort zu wort, wie die parthei die eingelegt hat, dem gericht mit der zeugensaag verschlossen zuesenden, und ir bewegnus warumb si derselben fragstuckh etlich so si mit namen anzaigen sollen verworfen und die zeugen [Seite 175] darauf nit verhört haben zu erkhennen geben, damit die partheien deßhalben [Bl. 79b] nit in ainen newen krieg wachsen und das gericht dest ordenlicher darauf wie recht ist handlen muge.

[Buch II Titel 10 §. 13.]

Ob die parthei khain fragstuckh furleget, mag der verhörer von ambts wegen die zeugen ursach ires wissen und ander umbständ fragen die warhait dardurch beschaidenlich zu erkhunden.

[Buch II Titel 10 §. 14.]

Khain handlung des gerichts ist den partheien höher dann die weisung, dieweil die ganz sach zu gwin und verlust daran hanget. darumb soll das gericht sovil muglich ist die zeugen selbst verhören, wo aber solches aus ursach nit sein mag, das verstendigen und namhaften redlichen glaubwirdigen personen mit beder partheien willen bevelhen. wo sich aber die partheien der bevelchman nicht verainen möchten, hat der richter [Seite 176] macht von ambtswegen personen darzue zu benennen und inen solches zu bevelhen, damit durch unnotdurftig strit und irrung das recht gefärlich nicht verzogen werde. [Bl. 80a]

[Buch II Titel 10 §. 15.]

Wo auch die zeugen zu verr gesessen, dardurch den partheien die cosstung zu schwer oder die zeugen disem gericht nicht underworfen wären, so mag unser landmarschalch iren herschaften oder richtern schreiben si zu verhören, den widerpartheien darzue zu verkhunden sich daselbst hinzufuegen die zeugen sehen zu schweren und fragstuckh einzulegen.

[Buch II Titel 10 §. 16.]

Des gleichen mag unser landmarschalch handlen, wo ainer brieflich urkhunden furzubrigen hette, da die haubtbrief ander ende oder ausser lands lägen, etwo bei ainer stat oder canzlei, oder wo ainer dieselben brief nicht möcht [Seite 177] sicher fur das gericht bringen, oder wo wider brieflich urkhunden als verdächtlich geredt wüerde und ain parthei wollt dieselben durch zeugen so ausserhalb des gerichts wären becreftigen.

[Buch II Titel 10 §. 17.]

Und sollen solch weisung und khundschaften auch copien der brieflichen urkhunden von den [Bl. 80b] bevelchmannen herschaften und gerichten albeg glaubwirdig gefertigt und verschlossen dem landmarschalch zuegesant und uberantwort, und dann durch denselben offentlich aufgethon, beden thailen auf ir begeren abschrift davon gegeben, ob aber ain thail dasselb aus ursachen verwideret, durch das gericht darumb erkhent, damit verrer in recht wie sich geburt volfaren werden muge.

[Buch II Titel 11] Einred wider die zeugen.

[Seite 178]

[Buch II Titel XI §. 1.]

Wider der zeugen saag mag eingefuert werden, wann ir khundschaft nicht ainhellig sonder tunkhl zweiflhäftig gesonder, an ainander widerwertig sein, wann si ain nain vernainen zu beweisen oder zu becrefftigen, wann si nicht geschikhte rechte lautere ursach ires wissen anzaigen, böß unförmblich antwort geben, in irer saag darumb si zu zeugen [Bl. 81a] furgestellt sein nichts beschliessen, wann si nit geschworen haben oder die parthei darzue nicht erfordert ist, oder sagen von stat weil und tag die widersprochen, als so ain zeug sagt, ain parthei hab das zu Wienn auf den tag gehandelt, die gegenparthei erpeut sich zu weisen das si denselben tag nicht zu Wienn sonder an ainem anderen ort den ganzen tag gewesen sei, und dergleichen auszüg die zu zeiten gegenweisung bedurfen. ie zu [Seite 179] zeiten wierdet des zeugen falsch auß seinen aigen worten und khundschaft erfunden, wo die parthei solches vleissig anzaigt.

[Buch II Titel XI §. 2.]

Wann die einred ist, der zeug hab nicht geschworen oder die parthei sei darzue nicht ervordert worden, so geburt die weisung dem so die zeuge einred, der zeug sei unlobmundig oder vergifft durch miet und gab oder anders, und dergleichen einred gebüren der widerparthei so dieselben einred thuet zu weisen.

[Buch II Titel XI §. 3.]

Furlaitung der zeugen wierdet aus etlichen ursachen [Bl. 81b] abgeschlagen. ainest, wann die zeit verscheint so der parthei zu volfurung irer khundschaft gegeben worden ist. zum anderen, so ainer funfzig oder sechzig zeugen zu verhoren begert, da er die sach mit ainer claineren anzall [Seite 180] beweisen möcht, so mag der richter dieselb anzall mässigen und etlich die nambhaftigisten aus inen verhören. verrer, wann die zeugen und ir saag vor gericht eröffent sein, auch wann die parthei was ir oder der widerparthei zeugen gesagt haben waiß und erlernt hat. zum lezten, so ainer drei mallen zeugen furwendt in der zeit so ime zu volfuerung der khund gegeben ist, der soll zu der vierten furlaitung nicht gelassen werden.

[Buch II Titel XI §. 4.]

Der so die aigenschaft der natur vernaint ist schuldig denselben nain zu weisen. als wann ainer spricht, der sei zu der zeit seiner handlung nicht rechter vernunft gewesen, oder dise handlung sei nicht ordenlich noch rechtmässig aufgericht, der soll das weisen, [Bl. 82a] dann die vermuetung ist wider ine. dann ain ieder wierdet fur sinnig geacht, [Seite 181] es werde dann die unsinigkhait gewisen.

[Buch II Titel XI §. 5.]

Ain brueder oder gesipter freund mag seinen prueder oder gesipten freund ime zu guet zu zeugnus nit furstellen, es wäre dann sonst bei der handlung die gewisen werden soll niemand gewesen. ob aber ain parthei irer widerparthei brueder oder gesipten freund zu khundschaft furstellet, soll derselb brueder oder freund zuegelassen, sonderlich wo solch handlung mit anderen personen nit gewisen werden mag.

[Buch II Titel XI §. 6.]

Ain parthei mag den zeugen so ir gegenparthei verhören lassen auch wol wider furstellen, aber nit auf die articl darumb ine die gegenparthei erstlich fragen lassen hat, sonder auf ander. dann ain ieder zeug ist schuldig auf den articl darumb er ainsten gefragt [Seite 182] wierdet die warhait baiden partheien zu guet und zu nachtail zu sagen. [Bl. 82b]

[Buch II Titel XI §. 7.]

Welcher zeug in seiner saag wandlwertig ist, dem wierdt nicht geglaubt. sein aber mer zeugen wandlwertig oder widerwertig, so soll den glaubwirdigisten und nambhaftigisten gelauben gegeben, es möchten dann der zeugen sagen vergleicht werden.

[Buch II Titel XI §. 8.]

Die closterleut und von der welt gesondert personen mugen zeugen sein, doch mit erlaubnus irer oberen.

[Buch II Titel XI §. 9.]

Der so ainen zeugen ervordern lässt ist im schuldig zerung zu geben und cosstung, dieweil er auf dem weeg am hin- und heerziehen ist auch an dem ende da die verhörer sein, nicht allain auf sein person sonder auch auf roß und fuerlon und nemblich den armen und arbeitern.

[Buch II Titel XI §. 10.]

Wer ime vor verhörung der zeugen nicht [Seite 183] bekent und vorbehelt die einred wider ir [Bl. 83a] person der soll derselben hinnach emperen, dann es wierdet verstanden, die parthei hab mit irem schweigen der zeugen person angenumen, aber wider ir saag hat si wol macht furzubringen.

[Buch II Titel XI §. 11.]

Ob die parthei wider die zeugen und ir saag nichts furbringt, so dann der richter ainicherlai wandlwertigkhait oder ander unfueg darin spürt, mag er aus seinem ambt wol verwerfen.

[Buch II Titel XI §. 12.]

Die unlobmundigen von recht und mainaidigen mügen nicht khundschaft geben.

[Buch II Titel XI §. 13.]

Wiewol der zeug so von hören sagen khundschaft gibt nicht glaubwirdig ist, so wierdet doch sein khundschaft angenumen in sachen so uber der menschen gedächtnus sein, als in dienstberkhaiten und gebreuchen, der grundmarchen [Seite 184] und anderen dergleichen.

[Buch II Titel XI §. 14.]

Wann die zeit und stat von aignem wesen [Bl. 83b] und notturfticlich anhengen der mainung so zu weisen ist, so sollen die zeugen aigentlich solch stat und zeit anzaigen, und wo si darin widerwärtig sein weisen si nichts, dann si sein gesöndert, wie mit den valschen richtern und der keuschen Sussanna beschach. wo aber stat und zeit der weisung nicht anhengig sein, so ist unnot davon zu bekhennen, wo si aber gefragt werden, sollen si ir wissenhait davon sagen. spricht der zeug, er hab der zeit vergessen, nichts minder ist ander sein sag creftig, dann die zeit entgeet der gedächtnus liederlich. aber der stat halben nicht also, dann ain ieder so ainer handlung gedenkht dem gibt der gegenwurf vilmallen die stat, wo dieselb beschehen sei, in erkhantnus. [Seite 185]

[Buch II Titel XI §. 15.]

Die zeugen so auf des richters oder bevelchmans ervorderung ungehorsam sein zu khumen, die mugen mit straf des gelts und phendung ires guets zu khumen und zeugnus zu geben gedrungen werden. wo aber der zeug under [Bl. 84a] ainem anderen gerichtszwang ist, soll der landmarschalch demselben richter schreiben und ime verhörung der zeugen bevelhen, wie oben davon geschriben ist.

[Buch II Titel XI §. 16.]

Wann der parthei zu der zeugen aid und fragstuckh einzulegen nicht verkhundt ist, hat verhörung der zeugen khain crafft.

[Buch II Titel XI §. 17.]

Die bevelchman und verhörer der zeugen sollen vleissig aufsehen, mit was gemuet ansehen beständigkhait zweifl oder wechslworten der zeug khundschaft gebe und solches also aufzuschreiben bevelhen, und den [Seite 186] zeugen seines aids aigentlich ermonen. deshalben auch not ist, wer khundschaft aufnimbt, das er fursichtig gerecht und wissent sei.

[Buch II Titel XI §. 18.]

Wann ain zeug unlauter khundschaft gibt, soll er von dem verhörer ermont werden erclärung seiner saag zu thuen und dieselben zu erleutern. [Bl. 84b]

[Buch II Titel XI §. 19.]

Wann der aid den zeugen furgehalten, sollen bed partheien oder ir gwalttrager darzue ervordert werden die zeugen zuvor, ee wann sin khundschaft geben und nicht hinnach, wie obsteet, sehen zu schweren. und daselbst mag die parthei wider welche die zeugen gelait werden ire fragstuckh einlegen der ladung und articl darumb die weisung zu thuen ist gleichmässig, und mag bezeugen ir einred wider der zeugen person und ir saag in recht vorzubehalten, [Seite 187] und ist nit not das die widerparthei so die zeugen stellt derselben fragstuckh wissen trage.

[Buch II Titel XI §. 20.]

Die zeugen sollen auf begeren der partheien durch das gericht oder bevelchman khundschaft zu geben ervordert. welche sich sonst khundschaft zu geben eindringen, wuerden verdächtlich.

[Buch II Titel XI §. 21.]

Es wierdet khainem zeugen, er sei wie hoch er wöll, gelaubt, er hab dann geschworen vor dem so ine verhören soll doch in unserm und [Bl. 85a] unsers gerichts namen, er sei dann des aids durch bed partheien williclichen erlassen.

[Buch II Titel XII] Von glauben brieflicher urkhund, derselben vidmus das ist glaublichen abschriften, wan die creftig sein.

[Seite 188]

[Buch II Titel XII §. 1.]

Alle brieflich urkhund der sich die partheien behelfen wöllen sollen offentlich fur gericht gebracht und daneben lauter und sauber copeien und abschrift beigelegt, die darnach durch den undermarschalch und landschreiber oder ainen oder zween beisitzer sambt dem landschreiber oder ainem die copeien underschriben bei dem gericht behalten. und die gerichtspersonen so beruerter gestalt collationieren sollen vleissig aufmerckhen, ob si ainich verdächtlichait oder valsch in den brieflichen urkhunden spuren oder befunden, dieselben an landmarschalch und [Bl. 85b] das gericht in gehaim gelangen lassen, die alßdann nach irem rat was si getrew pillich und notturftig ansehen wierdet in der sachen handlen sollen.

[Buch II Titel XII §. 2.]

Es soll auch alzeit die gegenparthei [Seite 189] in die canzlei gewisen werden die original zu besichtigen und abschrift davon zu nemen und selbst aufzumerkhen, ob si ainich verdächtlichait oder valsch darinnen spuret, dasselb von stund an auf dem nechsten rechtstag vor gericht einzufueren. und so die brief also collationiert, von der gegenparthei besichtigt und abschrift davon gegeben sein, sollen die original irer parthei wider zu handen geantwort werden, dann nach der urtl wuerde si nit mer zuegelassen. wo aber ain valsch der unsichtig oder auswendig mit brieflichen urkhunden gebraucht worden wär furkhäm, denselben mag die widerparthei auch nach der urtl clagweiß furbringen. und so si den valsch weiset, wierdet das urtl so in craft desselben briefs gesprochen worden aufgelöst und der brief vernicht.

[Buch II Titel XII §. 3.]

Der so ain verdächtlich schrift [Seite 190] oder valsch brief wissentlich in recht furbringt, der soll wissen das dieselben gerecht sein. weiset er das nicht, und ob er gleich die brief selbst nicht aufgericht hat, soll er von dem landmarschalch gestrafft werden sowol als ain valscher zeug durch das richterlich ambt und nach gelegenhait des valsch und nicht mit ordenlicher peen des gesetz, es werde dann umb den valsch beclagt und uberwunden. und die schrift oder brief werden verdächtlich, so si geschaben und abkrazt, oder zwaierlai handschrift darin sigler vergeben person oder die sigil ungerecht sein, oder so der schreiber vormals umb ain valsch verurthailt worden wär, desselben schrift mag khain khundschaft helfen, das si fur glaubwirdig angenumen werde.

[Buch II Titel XII §. 4.]

Wann ainer sagt, er hab schuldbrief [Seite 191] oder ander brieflich urkhund verloren durch betrug seiner gegenparthei wider die si gelaut, das si im dieselben entfrembdt oder vernicht hab, so [Bl. 86b] ist genueg das er solchen diebstal oder vernichtung weise, und umb die inhaltung derselben brief wierdet glaubt seinem aid. wo aber solch vernichtung oder entfrembdung wäre beschehen nicht durch die widerparthei sonder ainen anderen, so ist nit genueg das ainer den diebstal weiset, sonder auch not die inhaltung und laut der brief, wo er derselben zu geniessen begert, zu weisen. und soll das beschehen durch personen die verständig sein, die notturft und abgang brieflicher urkhund zu erwegen wissen haben.

[Buch II Titel XII §. 5.]

Wann sich der antworter seiner sach in des clagers brieflich urkhund zeucht, so ist der clager schuldig dieselben sovil [Seite 192] die sach berueren furzubringen.

[Buch II Titel XII §. 6.]

Herwiderumb, ob der clager sein clag auf des antworter brief gründet und sich darein zeucht, ist der antworter auch schuldig dieselben sovil die clagsach berueren furzubringen. [Bl. 87a] doch wo solch brief mer und ander sachen dann die darumb geclagt oder geantwort wierdet innen hielten, so bedurfen solch brief nit geoffenbart, sonder mügen die notturftigen inhalt bei dem gericht in gehaim ausgezogen und in das gerichtspuech geschriben, den partheien zu irem behelf wie vor steet abschrift davon gegeben, und der parthei so die brief eingelegt hat die brief wider zu handen gestellt werden.

[Buch II Titel XII §. 7.]

Wann ainer den anderen umb ain schuld beclagt und der antworter zeucht sich in des clagers raitpuech das er ine [Seite 193] bezallt hab, so ist der clager dem antworter zu guet zu beweisung seines auszugs schuldig dasselb furzubringen.

[Buch II Titel XII §. 8.]

Ain abschrift wie die in recht furpracht wierdet ist albeg creftig wider die parthei, so dieselb furbracht hat, aber nit gegen der widerparthei. [Bl. 87b]

[Buch II Titel XII §. 9.]

Ob ainer dem anderen all sein ligent und varent guet ubergibt vermacht oder verschreibt, so werden dardurch nit verstanden, das die clag sprüch und gerechtigkhait so der gaber zu anderen hat ubergeben oder vermacht sein, es beschehe dann derselben sonderlich meldung.

[Buch II Titel XII §. 10.]

Die handschrift, so ainer bekhent als sein handschrift und darin die ursach der handlung oder schulden angezaigt ist, macht ain volkhumen glauben wider den so solch handschrift gegeben hat, ausgenumen, er bring in ordenlicher zeit dawider fur und weise den außzug [Seite 194] des unbezalten gelts solcher handlung. wo aber der so ain handschrift gibt derselben handschrift absteet, als sei es nit sein handschrift, und obgleich die ursach der handlung oder schulden darin gemelt ist, so macht solch schrift allain khain glauben, sonder ist not das die handschrift gewisen werde durch zusamgleichung der [Bl. 88a] puechstaben und formb gegen ainander desselben schriften, die wissentlich oder bezeugt werden das si des schrift sein, der die beruert handschrift verlaugent.

[Buch II Titel XII §. 11.]

Die raitpuecher und schuldregister so ain sterbender geschriben hat und hinder sein verlässt weisen nichts. wo aber derselb sterbent aines gueten leben und lobmund gewesen, so möchten solch register ain anzaigen oder zu zeiten neben anderm behelf ain halbe weisung machen, und demnach durch den [Seite 195] aid oder ainen gegrundten zeugen gar erstat werden sonst weissen die schrift und item, die ainer ime selbst geschriben und noch in seinem leben furbringt, wider ain anderen nichts volkhumens.

[Buch II Titel XII §. 12.]

Wo in ainem urkhund mer dann ainerlai handlung aufgeschriben sein, wo dann in ainem articl ainer handlung ain valsch gefunden wierdet, so wierdt der articl der [Bl. 88b] selben handlung als valsch geacht, und nicht das ganz urkhund oder die schrift alle helt aber dasselb brieflich urkhund nur ain handlung inen und wierdet in ainem articl valsch erfunden, so ist das ganz urkhund valsch und vernicht.

[Buch II Titel XII §. 13.]

In allen handlungen, darin die schrift von aigem wesen derselben sachen ist, haben dieselben schrift mer glaubens dann die zeugen. dergleichen in beweisung alter geschichten, dann des menschen [Seite 196] gedächtnus ist schwach. dergleichen, wo vil articl in ainer handlung, als in raitung und in der gleichen sachen sein, wierdet den schriftlichen urkhunden auch mer glauben geben dann den zeugen, und in etlichen mer articlen.

[Bl. 89a] [XIII. Titel.] Von aiden.

[Buch II Titel XIII §. 1.]

Es sein manicherlai aid aber der erst, so gemainclich den partheien von gerichtswegen geben wierdet, haisset der aid fur gefärde und poshait.

[Buch II Titel XIII §. 2.]

Der ander aid wierdet genumen von den zeugen so in recht khundschaft geben sollen, nemblich also: "ir werdet in denen sachen darumb ir zu zeugen benennt und ervordert sein die ganz volkhumen lauter warhait sovil euch wissen ist sagen, darinen gefärlich nichts verhalten noch unwarhait [Seite 197] eintragen weder von aigens nutz poßhait miet gab gunst vorcht lieb freundschaft haß noch veindschaft noch von khainer anderen sach wegen, so durch menschen sinn erdacht möchten werden, sonder allein ansehen euer gewissen gegen got, das recht und die warhait [Bl. 89b], und was ir hierinnen bekhennen und khundschaft weiß anzaigen werdet niemant verrer öfnen biß solches in recht eroffent wierdet, getreulich und ungefärlich, als euch got helf und all heiligen. amen."

[Buch II Titel XIII §. 3.]

Der clager mag zu becreftigung seiner clag in der ladung in den antworter den anzug thuen darumb zu sagen wie recht, darauf ist der antworter schuldig darumb zu sagen wie recht. wo aber der anzug in der ladung nicht beschähe und der clager ain halbe weisung thet, oder ain creftige rechtmässige [Seite 198] vermuetung fur sich het, mag er sich zu volkhumer weisung auch an den antworter ziehen und im den aid darumben auflegen.

[Buch II Titel XIII §. 4.]

Widerumb hat der antworter wol macht, wo er nicht schweren wollt, dem clager den aid haimbzugeben selbst darumb zu sagen wie recht ist, den der clager alßdann anzunemen [Bl. 90a] schuldig ist. es wierdet auch gefragt, welcher parthei der richter den aid auflegen soll: darin soll der richter aigentlich aufsehen, bei welcher parthei er vermuet die warhait baß mugen erlernen, so soll dem merwissenden der aid gegeben werden. wo aber bede partheien die warhait wissen mugen, so soll der parthei der merer zu glauben ist der aid aufgelegt werden. sein si dann bede glaubwirdig, soll der clager zu erfüllung einer weisung den aid thuen. [Seite 199]

[Buch II Titel XIII §. 5.]

Wer sich in der ladung oder sonst khainer clag oder articl in die widerparthei darumb zu schweren zeucht, und ob im durch dieselb widerparthei der aid haimbgeben wierdet, und alß dann die parthei den haimbgeben aid nit annemen sonder die beruerten clag oder articl mit zeugen weisen wollt, der soll darzue nit gelassen werden, dann es wierdet gesehen, er hab sich solcher khundschaft durch den erst beschehen anzug in die widerparthei verzigen. so ist auch durch solch mittl der partheien boshait [Bl. 90b] damit aine die ander ie zuzeiten gefärlichen zu verschimpfen understeet, furzukhumen.

[Buch II Titel XIII §. 6.]

Wo nach beschehnem aid, er sei auf ainer parthei anzug oder durch den richter auferlegt beschehen, ain urtl ergangen, in welcher craft der clager behabt het oder der antworter erledigt ist, und [Seite 200] ain parthei brieflich urkhund oder ander rechtlich behelf wider solchen aid, die si nit auß betrug oder nachlässigkhait verhalten, in irer gwalt nit gehabt, sonder etwo von newem gefunden haet, furbracht und dasselb weisen möcht, so mag dieselb parthei den beschehen aid und das ergangen urtl damit widertreiben.

[Buch II Titel XIII §. 7.]

Es wäre dann die sach guetlich vertragen, so het solches nit stat, sonder der vertrag soll beleiben in craft der wilkhur, sonderlich wo im vertrag dieselb mainung von new gefunden urkhunden und anderen behelfen gemelt und eingeleibt wierdet. [Bl. 91a]

[Buch II Titel XIII §. 8.]

Ain ieder aid soll beschehen mit der maß und formb als er ainem zu thuen haimbgeben und aufgelegt ist.

[Buch II Titel XIII §. 9.]

Wann sich ainer zu bestättigung seines furgebens ain aid zu thuen erpeut, mag [Seite 201] derselbig durch erkhantnus des gerichts zuegelassen oder abgeschlagen werden.

[Buch II Titel XIII §. 10.]

Ain ieder soll sein aid thuen inhalt seines glaubens darin er ist. dann soll ain jud auf das evangellio schweren, so verpottet er dasselb.

[Buch II Titel XIII §. 11.

Der aufgelegt aid oder auf ain anzug, so er gethon wierdet, hat craft ainer volkhumen weisung. darumb, so ainer auf des anderen ansinnen schwert er sei ime nicht schuldig, wierdet nit verrer gefragt ob er ime schuldig sei.

[Buch II Titel XIII §. 12.]

Wann ich dier ain aid haimb gib und du willt umb dieselb sach nit schweren sonder [Bl. 91b] kerest dich zu ainer anderen handlung in recht, und ob du nachmallen schweren woltest, so ist dier der aid nit nutz, dann du hast den nicht angenumen, di ich dier den haimb geben hab.

[Buch II Titel XIII §. 13.]

Wann sich ain parthei den aid zu thuen [Seite 202] erpeut und die gegenparthei ist benuegig an demselben erpieten, lässt den aid nach, so ist es sovil als ob die parthei den aid gethon het.

[Buch II Titel XIII §. 14.]

Als der antworter wider den clager mit dem aid bezallt, also wechst auch dem clager gerechtigkhait aus dem aid den er thuet, und wierdet nit verrer gefragt dann das, ob der aid rechtlich beschehen oder nachgelassen sei.

[Buch II Titel XIII §. 15.]

Wiewol all gerechtigkhait-handlung bei dem gerichtstuel gehandelt sollen werden, so mag doch der aid dardurch auch der krieg [Bl. 92a] abgeschnitten soll werden von großmechtigen personen, auch von den schweer krankhen und gar alten dahaimb in iren höfen und wonungen aufgenumen werden, und nicht allain der beruert aid sonder ain ieder notturftiger aid, und hat stat nit allain in den person [Seite 203] recht kriegen sonder auch in den kriegen.

[Buch II Titel XIII §. 16.]

Ob ainer ain unverständlichen aid thet, den hat der richter wider zu eraischen, damit er sein aid erleuter und erclär.

[Buch II Titel XIII §. 17.]

Es wierdet auch umb erlegt gelt behaltnusweiß der aid aufgeben und genumen in massen wie in anderen clagen die aines gueten glaubens sein.

[Buch II Titel XIII §. 18.]

Wem ain aid aufgelegt wierdet der hat nicht macht denselben zu verwideren ôn ursach, wiewol er den der widerpartheien so imen denselben aufgelegt wider haimb geben mag. [Bl. 92b] dann wo ainer den aid beruerter massen verwidert, wierdet er fur uberwunden gehalten. und ob die parthei der ain aid aufgelegt ain außlender ist, soll sein gwalttrager, ob er gleich darumb gwalt hat, zu solchem aid nit gelassen werden, sonder soll der landmarschalch [Seite 204] der acta gelegenhait sovil not ist derselben abwesenden parthei richter schickhen den aid von ir selbst aufzunemen oder zuverwidern, und der widerparthei bei solchem aid zuͦ sein oder iren gwalttrager zu schickhen tag setzen und verkhünden. auf welcher parthei cosstung aber solches beschehen solle, steet in des landmarschalchs erkhantnus. und alßdann soll der außlendisch richter dem landmarschalch das so er gehandelt mit sambt den acta so ime zuegeschickt worden wider zuesenden, damit der landmarschalch verrer darauf wisse zu volfaren. [Bl. 93a]

[Buch II Titel XIV] Von entlichen urtln.

[Buch II Titel XIV §. 1.]

Ob mer person in ainer ladung [Seite 205] gefordert und beclagt werden umb ain sach darumb die antworter nit underschiedlich verpflicht sein, und etlich erscheinen, etlich mugen aus eehafter not nicht gegenwurtig sein, so mag der richter gegen den gegenwurtigen umb ir gebürenden thail wol in recht volfaren und urtl fellen und das recht gegen den abwesenden aufschreiben, dann es wierdet verstanden, der sachen sein so vil als menig der beclagten person sein. wierdet aber ain person umb ain articl beclagt, dieselb rechtfertigung noch die urtl mag der richter nicht thailen. wierdet aber ain person umb mer dann ainen articl beclagt, so hat der richter wol macht umb etlich zu erkhennen und etlich ansteen zu lassen. anderst ists, wo ir zween oder mer umb ain sach oder [Bl. 93b] schulden unverschaidenlich [Seite 206] verphlicht sein. dann so die urtl unverschaidenlich wider si gefellt wierdet, so beschicht die volfuerung wider den vermügenden, wo die anderen nit zu bezallen haben.

[Buch II Titel XIV §. 2.]

Der richter soll nit erkhennen umb das so durch die partheien nicht begert ist, wil er anderst der torhait und dem unrat entfliehen, dann die urtl soll der clag gerichtshandlung und rechtsätzen gemäß sein.

[Buch II Titel XIV §. 3.]

Wann ainer clagt umb einziehung aines guets so der antworter besizt, wo die gerichtshandlung wider den clager und fur den besitzer ist, soll der richter den antworter muessig zellen ist die gerichtshandlung fur den clager wider den besitzer, soll das urtl gestellt werden dem clager das guet einzuantworten, und der emphangen nutz und frucht [Bl. 94a] halben gehalten werden [Seite 207] laut beder partheien furbringen und begeren in recht. dann welcher das posseß aus ainem gueten glauben gehabt het, wer die frucht so er emphangen und die verzert wären nit schuldig wider zu geben, sonder allain die so sich von verfahung des kriegs verfallen hetten. aber der besitzer aines bösen glaubens oder der gwalt und entwerung gethon hat ist all frücht, si sein vorhanden emphangen oder nicht emphagen, schuldig wider zu geben und zu bezallen.

[Buch II Titel XIV §. 4.]

Wo zween oder mer nit unverschaidenlich sonder in gemain mit ainander umb ain ausgetrukht maß oder zal verurthailt werden, und nicht ausgetrukht ist das ainer den anderen ubertragen solle, so dann ainer der urtl seines thails genueg thuet, mag er umb den abgang der anderen nit beclagt werden. [Seite 208] [Bl. 94b]

[Buch II Titel XV. ] Gerichtscostung und abgenumen nutzen und früchten interesse oder schaden.

[Buch II Titel XV §. 1.]

Wann die partheien in iren rechtfertigungen die gerichtscosten und schäden oder abgenumen nutz und frucht begeren, so ist der richter phlichtig darumben zu erkhennen.

[Buch II Titel XV §. 2.]

Wer muetwilliclich kriegt in recht und underligt, der ist schuldig dem uberwinder die gerichtscosstung zu bezallen. wo aber ainer aus erberen rechtmessigen ursachen zu kriegen in recht bewegt wäre und verlur, der möcht von der gerichtscosstung enthebt werden, doch wierdet solches des richters erkhantnus bevolhen.

[Buch II Titel XV §. 3.]

Wer verphlicht oder verschreibt auf ain benannten tag ainicherlai zu gelten oder [Bl. 95a] zu thuen, [Seite 209] thuet das nicht und khumbt daruber in recht, wiewol er sich alßdann genuegen zu thuen, so wierdet er doch gerichtscostung schuldig, dann sein aigen that handlung phlicht oder verschreibung soll ine ermanen dem tag und wort seines zuesagens nachzukhumen. wäre aber ain sach durch seine eltern oder ander ôn sein wissen gehandelt, und möcht sein unwissen vermuetlich in recht anzaigen, der mag der gerichtscosstung entfliehen.

[Buch II Titel XV §. 4.]

Die cosstung so ainer vor ausgang der ladung in ainer sachen thuet, es sei mit zerung, zu verhör, umb bevelch von der oberigkhait, oder in ander weeg, die sollen in die gerichtscosst nicht gerait werden sonder in die schäden.

[Buch II Titel XV §. 5.]

Die gerichtscossten werden bewisen mit dem aid und die anderen schäden und [Seite 210] [Bl. 95b] abgenumen frucht durch khundschaft, ausgenumen in gwaltiger that. dann wo der gwalt bewisen, werden solch schäden und anders auch durch den aid bestät.

[Buch II Titel XV §. 6.]

Welcher ainen anderen fur dits landßrecht mit ladung zeucht der disem gericht nicht underworfen ist, der wierdet dem geladnen die cosstung schuldig zu bezallen.

[Buch II Titel XV §. 7.]

Der besitzer aines bösen glaubens ist schuldig zu widerkheeren all frücht, die er emphangen hat oder der clager davon emphahen het mügen. was dann notturftiger ausgab zu behaltung desselb guets sein, mag der antworter durch recht bekhumen, was aber ausgab sein damit das guet nüzlicher worden ist, mag er an den fruchten abziehen. anderst ists, wo der besitzer ain guet mit guetem gelauben besessen hat.[Bl. 96a] [Seite 211]

[Buch II Titel XVI] Von ansatz und volfuerung der urtln.

[Buch II Titel XVI §. 1.]

Nach dem geprauch unsers landßrechten in Osterreich wie von alter heer, wann die entlich urtl gefellt ist so soll der partheien der dasselb urtl zusteet an die widerparthei ain gebotsbrief gegeben werden der urtl von uberantwortung desselben briefs in vierzehen tagen genueg zu thuen mit solcher warnung, wo das nit beschäch, werde man mit dem ansatz auf derselben widerparthei gueter volfaren. wo dann der urtl nit benuegen beschicht, so soll ain ansatzbrief gefertigt werden und darauf der undermarschalch oder des gerichts weispot ansetzen. so der ansatz beschehen ist, sol der richter dem angesezten ain anpotsbrief geben, [Seite 212] darin er die widerparthei ermont den ansatz von dem angesezten in ainem monat zu erledigen mit verrer warnung, [Bl. 96b] wo das nit beschähe, werden dem angesezten erlaubt mit den angesezten guetern zu handlen nach seiner notturft, damit er seiner behebnus und costung auf der widerparthei ungehorsam geloffen entricht werde. so dann die parthei solchem anpot auch nit volg thuet, so soll der angesezt von dem gericht ain urlaubbrief erlangen, darinnen ime erlaubt werde die angesezten gueter zu verkhumbern, zu verkhaufen oder selbst inzuhalten und seiner erlangten gerechtigkhait davon zu bekhumen. und ob ainicherlai ubermaß daran wäre, damit soll gehandelt werden mit des gerichts wissen wie recht ist.

[Buch II Titel XVI §. 2.]

Und so der ansatz also beschehen und [Seite 213] der urlaubbrief erlangt auf ain guet, darumb in recht geclagt und der widerparthei zueerkhennt worden ist, mag der dem solch guet mit urtl zuegefallen ist in dem ansatz beleiben und dasselb guet besitzen, ime werdt dann aus der widerthails guetern ain ubermaß [Bl. 97a] umb cosst und schäden, so soll mit schatzung derselben gehandelt werden wie hernach volgt.

[Buch II Titel XVI §. 3.]

Wo aber die sach ein persondlicher spruch wäre und der gewinnent umb genuegthueung willen der urtl angesezt wierdet, so dann der verlierent den ansatz nicht erledigt noch bezallt und dem gewinner der urlaubbrief gegeben wierdet, sol der gewinner zu stund mit fertung des urlaubbriefs ain verkhundung auf die widerparthey erlangen in vierzehen tagen auf ainen [Seite 214] benanten tag oder den nechsten gerichtstag darnach durch sich selbst oder seinen gwalttrager zu khumen zu sehen und zu hören schatzung der angesezten gueter und sein einred zu thuen. und er khumb und schickh oder nit, soll dennoch die schatzung beschehen durch landmarschalch und beisitzer. wo si aber solches persondlich nicht thuen möchten aus ursachen merer geschaft oder nambhafter ursachen [Bl. 97b] und irrung der gueter, mag der landmarschalch solliches unpartheiischen verstendigen landleuten bevelhen sich zu erkhunden wie die notturft ervordert auf des gewinner cosstung, und solch schatzung in ainem monat dem nechsten nach uberantwortung der comission oder bevelchs zu enden. es soll auch in dem monat so der widerparthei zu der schatzung verkhundt ist [Seite 215] vor gericht offentlich mermallen berueft und offen brief von dem landmarschalch ausgeen und angeschlagen, darin die angesezten gueter angezaigt werden, ob iemant wäre der ain merers als der gwinner darumb geben wollt, das derselb auf den benanten tag mit seinem erpieten erscheine. so dann die verliesent parthei ain ubermas laut der schatzung an den güetern het, soll darmit gehandelt werden inhalt des urlaubbriefs, und dem so es pillichen zuesteen soll beleiben, auch der dem die gueter zuegestellt von gerichts wegen [Bl. 98a] mit urkhund versehen werden, damit er khunfticlich seinen titl und posseß derselben gueter anzaigen müge. und welcher gewin er dise ordnung nicht hielt noch die schatzung annäme oder nicht beschehen ließ [Seite 216] sonder ôn ansatz fur sich selbst inhielt, wo er dann vor ordenlicher ersitzung der nutz gweer und rechtlichen furbrauchs umb dieselben gueter angesprochen, wiewol er die vorerlangt suma nicht verlür, so wuerde er doch die eingenumen frücht an derselben suma abziehen und die ubermas zu bezallen schuldig, dann er möcht sich fur ainen besitzer des gueten glauben nicht anzaigen. doch sollen gefärd und unmüglich handlung zu der niemant verpunden ist hierin bedacht, und wie in anderen rechtmässigen sachen ausgeschieden sein. ob auch dem gewinner in erkhundigung der sachen und auf die bevelchman so dapfer cosstung liefe, soll ime dieselb zimblich nund nach massigung der bevelchman widerlegt werden. dann ainer so ain guet [Seite 217] khauft mueß auch cosstung darauf thuen und nichts minder in seinem hauß notturft haben.

[Buch II Titel XVI §. 4.]

Wann auch durch lisstig handlung und betrug [Bl. 98b] der verliesenden parthei verhindert wuerde, daz khain khaufer zu den angesezten guetern gefunden werden möcht, und er selbst auch der urtl nit genueg thät, so soll dem gwiner das aigenthumb und herrlichait derselben güeter von gerichts wegen zuegestellt werden.

[Buch II Titel XVI §. 5.]

Ob der landmarschalch dem weispotten bevilcht volstreckhung ainer urtl zu thuen, und der landmarschalch wierdet seines ambts vor solcher volstreckhung erledigt oder stirbt dardurch der gerichtszwang erlischt. nichts minder ist der bevelch creftig und der weißpot schuldig denselben zu volziehen.[Seite 218]

[Buch II Titel XVI §. 6.]

Ob ain landmarschalch ain entlich urtl gibt und vor volziehung derselben mit todt abgeet oder des ambts erledigt wierdet, so hat der nachkhument landmarschalch nicht macht uber die beruerten ergangen urtl zu erkhennen ob si wol oder ubel gesprochen sei, sonder gebürt seinem ambt dieselben zu volziehen und darauf zu handeln als ob er solliches urtl selbst [Bl. 99a] gegeben het. und ob die parthei wider die solch volfuerung beschehen ist soll die ungerechtigkhait der urtl furzüg und sich die zu weisen erbüte, soll die nicht gehört werden, dann die vermuetung des rechtens ist fur die urtl und wider die parthei. doch ist derselben parthei nichts abgeschlagen die nichtigkhait der beschehen gerichtshandlung und urtlen in ordenlichem rechten nach der volfuerung [Seite 219] furzubringen und verrer rechtens darumb zu begeren.

[Buch II Titel XVI §. 7.]

Das entlich urtl in sprüchen in das guet macht niemant ainen herren des zuegethailten guets sonder der ansatz, das ist, so ainem das guet auf die urtl mit gerichts handen eingeantwort, so wierdet demselben die aigenschaft damit gegeben. aber in persondlichen sprüchen, so ainer auf güeter angesezt wierdet, hat der angesezt dieselben allain bstandweiß inen.

[Buch II Titel XVI §. 8.]

Der ordenlich richter so verdächtlich erkhennt wierdet mag nichts minder unverhindert solches furgebrachten verdächtlichait die urtl, so der [Bl. 99b] richter neben ime und an seiner stat geordent gegeben, volziehen.

[Buch II Titel XVI §. 9.]

Wann der richter ainem ain peen auflegt in ainer benanten zeit ainer urtl genueg zu thuen und der glauber [Seite 220] erlengt ime die täg, so ist der schuldner dem richter die peen nicht schuldig, wiewol er des richters gebot khain benuegen gethon hat. dann der richter soll nicht verrer fragen, dann was die partheien mit seinem wissen und willen handeln.

[Buch II Titel XVI §. 10.]

Welcher in ain guet gesezt wierdet oder das mit recht erlangt der hat nit mer gerechtigkhait daran dann sein widerparthei von den er solch guet erhabt, dann ain iedes guet geet in den nachvolger mit den beschwerungen und anhengen die vor der rechtfertigung darauf ligen. so ist auch ain rechtmässig wort: "was zwischen zwaien gehandelt wierdet, soll dem dritten so nicht ervordert ist nicht zu schaden khumen. doch wo iemand in ain guet angesezt, und wuerde darnach befunden, daz solches nicht richtig des verlüstigen [Bl. 100a] [Seite 221] antworters wär sonder ainer dritten person mitaigenthumb phandschaft oder anderer parthei umb was ir an demselben guet mangeln und abgeen wuerde auf ander der verlüstigen partheien gueter angesezt, und der dritten person, so si in der rechtfertigung nicht begriffen, ôn nachtail erledigt werden.

[Buch II Titel XVI §. 11.]

Ob der ansatz umb persöndlich sprüch ain zimblichs höher und teurer, dann der spruch ist und erlangt schaden und cosstung beschicht, nichts minder hat der ansatz craft, und sonderlich wo das ligent oder varent guet bedarf, soll der ansatz so vil hoher beschehen, damit man auch dasselb darlegen davon bekhumen mug.

[Buch II Titel XVI §. 12.]

Wo der richter befindt daz der persondlich spruch nit so gar lauter [Seite 222] oder richtig wär, soll er auch sein handlung mit dem ansatz mässigen, damit der abwesend nicht zu hoch beschwert werde, und sonderlich in der anderen erkhantnus [Bl. 100b] umb bezalung des clagers, dann in der anderen erkhantnus auf die ungehorsam hat es minder stat.

[Buch II Titel XVI §. 13.]

Was umb brief dem landschreiber auch underlandmarschalch oder weispotten zu volfuerung der urtl gegeben wierdet und was cosstung auf solch volziehung zimblich und notturfticlich laufen, die sollen in abrichtung des ansatz zu der gerichtscosstung gerait werden.

[Buch II Titel XVI §. 14.]

Wer wider den ansatz mit gwalt fräfelt der soll in unser straf gefallen sein.

[Buch II Titel XVI §. 15.]

Umb schulden soll auf die güeter so zu heiratguet verschriben sein nicht [Seite 223] angesezt werden aus ursach der rechtlichen freihait so heiratgüeter haben, die darumb gegeben sein, das die conschaft davon underhalten werden soll. anderst ist in der widerlegung, dann von des mann schuld wegen soll das weib ires zuegebrachten guets nicht beraubt, dergleichen der man von des weibs [Bl. 101a] schuld wegen seines gebrauchs und nutz in dem heiratguet zu der chonschaft und erhaltung nicht entsezt werden.

[Buch II Titel XVII] Von peen und straf.

[Buch II Titel XVII §. 1.]

Zwaierlei peen und straf sein: etlich wirdet von dem gesetz geordent und haisset ain ordenliche peen, die ander wierdet durch verwilligung der partheien angenumen und haisset ain wilkhurliche peen. die ordenlich peen [Seite 224] ist der richter schuldig zu erkhennen, die wilkhurlich steet in der partheien, und sonderlich der dieselb zuegesprochen werden solle, willen begeren oder nachlaß.

[Buch II Titel XVII §. 2.]

Ain iede straf soll von aller mißhandlung des strafer frei sein. und soll die zucht der wort oder die straf der that allein dem gemainen nutz zu guet und sonst nicht beschehen, und verhüet werden das die peen nicht schwerer [Bl. 101b] sei dann das versprechen, und in gleichmässigen handlungen nicht ainer gestrafft, der ander als unwissent ubersehen oder gar nicht ermont werde. zumal soll in der straf khain zorn erscheinen, dann das gemüet so mit zorn bewegt wierdet sihet selten die maß was zu thuen sei. zu sorgen, ob auch der zornig die warhait erkhennen muge. ain iede straf [Seite 225] soll mit maß und wag der erberkhait und rechtens gewegen werden nach gelegenhait der verprechenden handlung gemuets, furnemens verachtung der person, wie dann solches ainer ieden handlung und gemaines nutz notturft erfordert.

[Buch II Titel XVII §. 3.]

Welcher erb iemant geistlich oder weltlich ain guet so demselben in ainem geschäft geordent wär ôn ursach betrieglich vorhellt verlaugent oder verzeucht und nicht bezallt, lässt sich darumb in recht beclagen, der soll das geschafft guet raichen, und so vil als der wert desselben guets ist zu peen bezallen.

[Buch II Titel XVII §. 4.]

So ainem ain geltstraf rechtlich aufgelegt [Bl. 102a] wierdet und derselb vermag solch straf nicht zu bezallen, der soll die mit dem leib büessen.

[Buch II Titel XVII §. 5.]

Ob landschreiber procuratores gerichtspot [Seite 226] weispot furpieter oder ander des gerichts personen iemant tringen oder betriegen uber den gesezten lon und die maß so oben bestimbt ist, und darumb rechtlich beclagt werden, die sollen die ubermas bezallen und umb zwaimal so vil die ubermaß ist dem gericht gestrafft werden, der widerparthei die cosstung vorbehalten.

[Buch II Titel XVII §. 6.]

So der richter ainem ain peen sezt, soverr er den clager in ainer bestimbten zeit nicht bezallt und derselb schuldner verändert dits gericht mittler zeit, zeucht sich daraus und zalt nicht, nichts minder ist er disem gericht peenfellig, und hat der richter so die peen aufgelegt macht, wo er denselben in seinem gerichtszwang betrit, gegen seinem leib und guet darumben zu handlen.

[Buch II Titel XVII §. 7.]

Die peen, so ain parthei der anderen [Seite 227] aus ursachen [Bl. 102b] irer handlungen rechtmessiclich zu thuen ist, haben wir durch unser bevelch der partheien zu nachtail nit abzuschaffen.

[Buch II Titel XVII §. 8.]

Wer ladung-articl oder ander verkhündbrief, so von unß und wer unser oberigkhait ie zu zeiten verwaltet ausgeen und angeschlagen werden, abreist fräfenlich und des uberwisen wierdet, der soll unß hundert phund phening zu straf verfallen sein, wer so vil an dem guet nicht hat, der büeß es mit dem leib.

[Buch III]

In das drit puech des landsrechten vorred.

Als wir in den vörderen zwaien püechern beschriben haben von den gerichtspersonen und ordnung des gerichts, und [Seite 228] so nun der merer Thail aller gerichtshandlung der güeter halben und aus den gerechtigkhaiten so die menschen darzue zu haben vermainen [Bl. 103a] entspringen, und die vier wörtl "mein und dein, es ist und ist nit" alle ursach zu krieg geben, darumb hat unß fur not angesehen numallen zu entdeckhen, welcherlai güeter in des menschen geprauch nutz posseß und aigenthumb fallen, und durch was handlung der mensch solch güeter uberkhumen müge, und wie in gemain ain ieclichs guet gethailt werden soll. wie wol wir bedenkhen, wie die rechtgelerten so vor zeiten die recht ainßthails in teutscher zungen ausgezogen albeg den fuesstapfen irer lernung nachgetretten, damit si nit gesehen wuerden aus dem weeg irer puecher zu geen, aber wenig aufsehen gehabt [Seite 229] unserer zeiten regierung schikhlichait und geschichten derselben üebung gemainer gebrauch und erforschung der händl, dann unser wesen und gepreüch der römischen zeit wesen und handlung denen das geschriben recht aufgesezt worden ganz ungleich ungemäß und verr davon sein. [Bl. 103b]

[Buch III Titel I] Von thailung des recht.

[Buch III Titel I Einleitung.]

Deshalben wöllen wir sagen von thailung der güeter disem unserm fürstenthumb gemäß. und ob dieselb ainsthails ab dem weg der geschribnen recht wiche, wolle si niemand beschenen sonder die sachen unserer notturft gleichmässig mit dem trewisten versteen.

[Buch III Titel I §. 1.]

Anfenkhlich werden alle güeter gethailt in geistlich und weltlich oder [Seite 230] zeitlich. die geistlichen sein, die zu der eere gottes ergeben und gebraucht und zu underhaltung des cristlichen glaubens gewidembt sein. von denen vil zu sagen hie ôn not und unsers gemüets nicht ist. aber die weltlichen und zeitlichen güeter werden gethailt in gemainsame und sondere güeter.

[Buch III Titel I §. 2.]

Der gemeinsamen güeter sind etlich aus [Bl. 104a] naturlichem rechten allen tieren gemain, als luft wasser erdrich und was darin und darauf wechst, deren alle thier der erden gleich geniessen zu enthaltung ires lebens, aber nicht zu aigenschaft des umbkraiß der ganzen welt und seiner begreifung niemant zuezelt werden mag dann got allain, der die ding allen thieren gemain zu underhaltung geschaffen hat, doch entlich von des menschen wegen, aber under den [Seite 231] menschen sein etlich gueter gemain allen völkhern, also das auch ainem ieden frembden gebürt dieselben zu geprauchen, doch dem so gerechtigkhait daselbst hat ôn nachtail als scheffart auf schefreichen wassern die mag ain ieder prauchen, doch bezal maut zol und ander vorderung. item, die schef an den gestetten zu heften doch in den rechten ladstetten, allain die nottruft des winds oder schifpruchs trib ainen an ain ander land, alßdann mag er auch auf aines anderen gründ heften oder lenden, dem herrn des grunds an seiner gerechtigkhait unvergreifenlich.

[Buch III Titel I §. 3.]

Es sein auch gemaine güeter, die ainer ieden gemain wie si sonderlich in stetten oder dörfern [Bl. 104b] versamelt werden und nicht den frembden zugehören, aussgenumen den es vergünt wierdet, als die offen plätz, khaufmärkht [Seite 232] waidwasser zu geprauch des viehs und ander notturft gemaines nutz derselben stat oder dorfs. aber die sonderen gueter sein die, die so sonderen personen zu geprauchen oder zu nutzen oder aigens weis zu geniessen rechtlichen zuegebüren. und die nechst gemelten gemainen und ietz beruerten sonderen gueter werden durch die menschen manicherlai weiß uberkhumen und an sich bracht, als durch erbschaft geschäft gab khauf teusch lehen volziehung der urtlen und in ander weeg, wie durch die nachvolgenden titl clärlich gesehen wierdet.

[Buch III Titel I §. 4.]

Es ist meniclich unverporgen das die wilden thier, die vögl in den lüften, die visch in den wassern und das wilprät in den wälden von natturlicher ordnung frei allen thieren gemain und des aigen sein, der si zum ersten [Seite 233] fahet oder begreift, aber numallen, so das erdrich und die gründ allenthalben durch die oberigkhait und herlichait [Bl. 105a] verfangen, und der mensch sich und sein geschlecht selbst gephrengt und in gehorsam dem gesetz zu leben ergeben, hat er ime und anderen menschen die natturlich freihait selbst genumen, das er doch den wilden thieren des luffts erdrich und wasser gestatten mues, und hat in der mensch durch zueziehung der aigenschaft der güeter selbst maß geben, das er in aines anderen gründen wälden wasser oder erdrich nit greifen sol daselbst zu jagen, zu hetzen, zu baissen oder in ander weeg sein nutz und notturft zu suechen wider wissen willen und verhengen des grundherren oder dessen so die oberigkhait des gejaids und wild derenden hat. [Seite 234]

[Buch III Titel I §. 5.]

In disen fällen der gejaid sein khünig und fürsten ausgeschieden, die zu ergezlichait irer müe und arbait damit si täglich als herren der khunigreich und lande beladen sein besonder freihait haben, hie auszuzaigen ôn not, daz ain ieder verständiger bei ime selbst ermessen mag.

[Buch III Titel I §. 6.]

Ob iemant ain wilprädt scheust oder verwundt [Bl. 105b] in seinem gejaid und grund, und es trit auf aines anderen gründ und gejaid, so er ime nachkhumbt wie die röt und das gespür solcher verwundung und außdrits anzaigt, mag er das wilprädt daselbst gar fellen und nemen, doch dem herren des das gejaid am selben ort ist ainen lauf vereren, damit gesehen werde, das er solches nit verhollen oder haimblich gefellt hab. wo er aber dem wilprädt nicht nachkhumbt und [Seite 235] verlässt das, so ist es des, der das auf seinem grund betrit und fellt, findet es aber ain gemainer man berüerter mainung auf seinen gründen, fellt dasselb oder das im die röt zu vil entgangen ist, soll ers nicht heben sonder dem herren des orts anzaigen, der mag dasselb annemen und den gemainen man davon begaben, und ob die gejaid auf denselben gründen aines anderen wären, demselben sein gerechtigkhait, das ist ain lauf davon senden, damit nichts verdachts und arglistigs sonder öffentlich und an dem tag gehandelt werde. ob aber iemant in aines anderen gejaid [Bl. 106a] ôn erlauben muetwilliclich jaget, wilpradt schuß oder fellet, der ist des zeugs darmit er solches thuet verfallen dem herrn des gejaids. und ob er so starckh wär daz er sich desselben [Seite 236] gwelticlich setzet, mag umb ain fräfl und gwalt zu ime geclagt und darumb gericht werden. wierdet aber ain pawer oder gemainer man als begriffen, der soll nicht allain den gezeug verlieren sonder darzue seinem herren angezaigt, damit er gestrafft werde. dann es ist offenbar das vil gemainer leut dem hasen und wilprädt schiessen, den wilden hüenern und anderm wilprät vahen, auch dem vischen und kreussen haimblicher weiß nageen, ir arbait gründ und güter verlassen, mit dem fang und genieß solcher waidnen, dem wein und voller weiß obligen dardurch ir heuser güeter und gründ veröden und zu armuet khumen, die sollen wo si das vermügen an dem guet, oder ob des muetwillen und diebstals sovil wär, an dem leib nach gestalt irer verhandlung von iren herrschaften [Seite 237] gestrafft und [Bl. 106b] gebessert werden. dann dem gemainen mann, der selten in gueter zucht mit sitten vernunft und tugenden erzogen, ist albeg die leichtfertigkhait vor augen zu seinem selbst nachtail dem muetwillen und lust zu leben, wo er nicht in sorgen und straf gehalten und der frei will gezaumbt ist.

[Buch III Titel I §. 7.]

Dergleichen soll es gehalten werden mit dem vogelgejaid, das allain der so die gerechtigkhait hat tenn zu schlahen und zu verlassen der desselben macht hat und ime ôn seinen willen und erlauben sonst niemant auf sein gründ nichts fahen soll. wiewol pillich niemant so gar unvernuftig ist, der seinen nachberen oder ainem anderen erberen mann des adels verpieten an ainem vergeben rit durch des anderen gründ mit dem vederspil [Seite 238] zu baissen oder füchs und hasen ungefärlich vom strickh ôn schaden der gründtrait und frücht zu hetzen, dann in dem allen soll ain vertreulich menschait zu bederseits gehalten werden, aber schedlich raitzung und gefärd soll iederman verpotten sein. [Bl. 107a]

[Buch III Titel I §. 8.]

Die imen oder pinn werden auch geacht under den wilden thierlein. darumben setzen wir derhalben solche maß, wann ainem ain swaden imen oder bin entgeet und sich uber ain gewandten wegs auf ainem anderen grund oder paum anlegt, und der dem er entflogen ist khumbt demnach und hat sorg das er sich weiter legen möcht, so mag er in schöpfen doch daselbst steen lassen, und dem so den grund praucht und neust zu stund solches zu wissen thuen, und denselben khunfticlich so er ime geriedt mit ainem [Seite 239] hönigfladen zimblichen zu vereren erbieten. wo sich aber ain schwaden anlegt dem niemant nachkhumbt und verlassen ist, den soll der so in findt nicht schöpfen noch die hönigfladen außschneiden ôn wissen des so den grund in nutz und prauch hat. und welcher ee geschikht ist mit körben oder binchor den schaden darein zu fahen, der mag das thuen. und welcher den behalten will, soll halben thail des werts nach gelegenhait des schwaden und hönigsamen auch das binkhor dem anderen treulichen bezallen [Bl. 107b]. doch hat der so das binchor darzubringt die merer waal den schwaden zu behalten oder zu lösen zu geben.

[Buch III Titel I §. 9.]

So aber ainem ain schwaden entgeet und sich inner ainer gwanten wegs anlegt, der mag den so er ime [Seite 240] nachkhumbt, unverhindert das der grund der paum aines anderen ist, wol schöpfen dem früchtigen paumen ôn nachtail.

[Buch III Titel X §. 10.]

Wiewol auch der phaben und tauben nattur wild geacht werden, so wöllen wir doch das die phaben und haimbischen tauben wie haimisch huner oder genß so bei ainem hof oder hauß erzogen gehalten werden. und nachdem dieselben all ôn müe und cosstung nit zu ziehen noch zu behalten sein, so sollen si, wo si iemant entfliegen und ob sie gleich verr von irer herren angesicht khumen und inen nicht nachgevolgt wierdet, wo si wissentlich betretten, dem der si erzogen oder vor der entfliegung [Bl. 108a] mit guetem wissen gehabt hat wider volgen. und wer si irem herren von sines nutz wegen darüber vorhellt, der ist nicht ôn straf und verdächtlichait. und nachdem die [Seite 241] tauben etwo merkhlich schaden in dem traidfeld und zu zeiten anderen früchten thuen, dardurch sich niemant understee mit anderer leut nachtail sich und sein viech und nottruft zu bessern, so sollen die tauben khöbel nindert dann bei den rechten mairhöfen gehalten werden. ander gemain leut so traidpaw haben mügen auf ainer stangen sovil als ain phluegrad begreiff taubennest zeunen, die anderen halblehner und herberger sollen dieselben nicht öffentlich zu dem ausflug sonder in den stuben oder gemachen halten.

[Buch III Titel I §. 11.]

Desgleichen, wann ainer ain wild thier geendes oder fliegents erzüg das von und zu dem hauß zugeen oder zu fliegen gewent wär und ime fieng dasselb iemant wissentlich auf, der ist es schuldig wider zu geben seinem herren des es vorgewesen will er [Seite 242] [Bl. 108b] anderst nicht beclagt und darumb gestrafft werden. und sonderlich so ain solch thier an im tregt ring glockhen geschuech oder ander zaichen dardurch es als ain erzogen thier erkhennt wierdet, die sollen auch in gejaiden nicht gefellt werden. wo aber iemant solche thier fächt und inen khumbt niemant nach dieselben zu ervorderen, so mag si derselb behalten ain quotember lang und darnach verrer seinem willen nach damit handlen.

[Buch III Titel I §. 12.]

Der gemain man soll mit solchen händlen nicht zu thuen haben, als oben angezaigt ist. und ob er ie zu zeiten zu wald oder gehülz ain jungs wild oder obernennts haimblichs erzogen thier und wilprät findet und haimbpringt oder dahaimen erlangt, der soll es bei peen oder straf uber drei [Seite 243] tag nicht vorhalten sonder seinem herrn zuebringen.

[Buch III Titel I §. 13.]

Es wierdet fur ain hofweis und scherzlich gehalten aber nit wol, das ainer dem anderen waidlich hund am furziehen fur [Bl. 109a] die heuser und hinweckh lockhet oder sonst auffahet das grossen unwillen gebirt. deshalben solche entfrembdung von meniclichen vermitten beleiben, und wo si beschäch von der oberigkhait gestrafft, und der entfüert hund widergeben werden soll.

[Buch III Titel I §. 14.]

Was auch von des menschen haimbischen vieh und thier geboren wierdt das ist auch in seiner aigenschaft. aber wolf beren lux und dergleichen schedliche und gefärliche thier soll niemant erziehen. dann entgeen si irem zuchtherrn und thuen iemant schaden, so soll derselb den schaden büessen. [Seite 244]

[Buch III Titel I §. 15.]

Die vischerei auf den schifreichen wassern hat ain gstalt wie mit dem gejaid des erdrichs. dann so die wasser numallen allenthalben mit oberigkhait und herrlichaiten verfangen, sol khainer ôn des anderen willen und erlauben auf der frembden wassern vischen. wierdet er begriffen so hat er den zeug verloren, sezt er sich des zu geben mag [Bl. 109b] er ains fräfels beclagt und also mit recht gestrafft werden, dann sich soll ain ieder des benüegen so im zuegehört und ander leut gueter gründ und gerechtigkhait nicht antasten. wo aber iemant auf solchen grossen wassern mit ainem angl ie zu zeiten kurzweilet, als nicht von nutz verkhaufens wegen noch damit ainicherlai gerechtigkhait zu schöpfen noch anderer gefärlicher mainung, so soll niemant so grob sein dasselb zu weeren. doch das [Seite 245] die anglen nicht eingesezt werden, solches auch nicht in den awen noch den beschlossen tumpheln und alt wassern die nicht durchfliessen ôn willen der herrschaften die da gerechtigkhait haben.

[Buch III Titel I §. 16.]

Es soll auch gleicher mainung gehalten werden auf den grossen pächen oder flüssen so nicht schifreich sein. doch auf denselben grossen pächen soll auch das vischen nicht allain mit dem zeug sonder mit der schnuer reuschen und aller gestalt verpotten sein. [Bl. 110a]

[Buch III Titel I §. 17.]

Was ain gwaltiger flus iemant seinem grund zueschüt, daz ist auch sein grund. ain zueschüt oder anschüt ist ain verporgen merung daz zu ainzing durch den fluß iemant grund zuewechst, das zu ieder zeit und weil solcher anschüt nit wol gemerkht mag werden.

[Buch III Titel I §. 18.]

So der gwalt aines fluß von iemant grund ain nambhaft ort wekhreist [Seite 246] und an ainem anderen grund zuetregt, also daz der hingerissen grund erkhennt wierdet, so beleibt derselb grund dennoch des er vor was. und ob die paum so auf solchem grund weckh getragen werden wurzeln an dem anderen grund lassen, so sein si des ersten und des so derselb ander grund ist gemain.

[Buch III Titel I §. 19.]

Ob in ainem grossen fluß ain aw die man auch ain werd nennt angeschüt wierdet in rechter mitten des fluß, dieselb aw oder der werd ist der gemain so zu bederseits gründ an dem gstat haben nach gelegenhait weit und größ derselben gründ des gestats. [Bl. 110b]

[Buch III Titel I §. 20.]

Ob aber der werd oder die aw ainem gstat näher dann dem andern ist, so gehören si dem zue so gründ an dem neheren gstat haben.

[Buch III Titel I §. 21.]

Ob sich aber ain fluß thailt und an ainem ort in aines oder merer grund [Seite 247] einbricht und fleüßt alßdann wider zusamen, also das aus denselben grunden gestalt aines werds gemacht wierdet, dieselben gründ und werd beleiben denen deren si vor gewesen sein.

[Buch III Titel I §. 22.]

Wer teicht weier vischgrueben einsetz auf seinen gründen macht, und iemant darauf begriffen wierdet der vischt ôn erlauben mit welcherlai zeug das sei nichts ausgenumen, der thuet ain diebstall und ist das so er bei ime hat verfallen, wo er nicht visch gefangen, soll er an dem pranger mit rueten gestrafft werden umb den bösen willen, ist er anderst ain gemainer man. [Bl. 111a] wo aber visch bei ime ergriffen, soll er mit strengem rechten gestrafft werden wie sich umb solchen diebstal gebürt. thuet es aber ainer vom adl oder ritterlichen dienstleuten und vertregt sich nicht mit seiner widerparthei güetlich und [Seite 248] erwart darumb der clag, der soll bezallen so vil der clager in recht schweren mag, daz er visch in arkhwon des diebstals verloren al die zeit derselb dieb in der nachperschaft gewont hat. und wierdet derselb durch die urtl unlobmündig und seiner eeren entsezt und soll darzue von dem gericht geschafft werden. aber widerlegung seiner eren mag er bei unß als herren und landßfürsten erlangen.

[Buch III Titel I §. 23.]

Welcher nambhaft und groß teicht oder weier auf seinen gründen machen will, der soll allen vleiß thuen dieselben mit starkhen genuegsamen stathaften thamen terassen fluchtgräben ablassen und anderen notturften dermassen zu versehen, damit [Bl. 111b] [in] wolkhenprüchen und güssen und anderen unglükhlichen geschichten seinen nachperen so gründ und güeter [Seite 249] under seinem teicht haben nicht schaden oder nachtail beschehe, dann er wuerde denselben schaden auf anzaigen der widerpartheien und erkhantnus des gerichts schuldig zu bezallen.

[Buch III Titel I §. 24.]

Niemant soll teicht oder weier schütten auf seinen gründen, das dardurch anderer leut gründ schaden oder nachtail entstee oder mit dem wasser ertrenkht werden, er hab sich dann zuvor mit denselben grundherren auch den leuten so den gebrauch und nutzung auf denselben gründen haben darumb vertragen.

[Buch III Titel I §. 54.]

Ob iemant darüber schut und nicht willen erlangt und ertrenkht die frembden gründ, wierdet er darumb beclagt, der soll den teicht abthuen, die gründ müessigen, und sollen die schäden der verderbten gründ von oberigkhait wegen beschaut [Bl. 112a] und geschäzt und [Seite 250] durch den antworter widerkheert und bezallt werden. wo ime aber ainer auf sein gründ ain merkhlichen nutz mit derlai vischerai schaffen möcht und solches der anderen gründ ains tails berüeren wuerde, und der sich erpeut ime nach aller pillichait fur dieselben gründ benüegen zu thuen mit gelt, gemessen gründen oder in ander weeg, wo dann dardurch behauste güeter nit verödt werden, ist er schuldig ime zu wilfaren.

[Buch III Titel I §. 26.]

Wann ainem ain teicht durch wolkenprüch güß oder ander geschicht abbricht oder ubberscheust also das ime die visch entgeen, wo er inen dann zu stund nachkhumbt mag er die in ainem veldpächlein wider auffahren, unverhindert ob dasselb pächlein nit sein ist. was auch visch auf ander gründ geschlagen werden mag er auch [Seite 251] heben. wo si aber in aines anderen teicht oder in ain recht vischwasser da dergleichen visch innen wären [Bl. 112b] schiessen, hat er nicht macht denselben nachzusteen, es werde im dann vergünt oder derselb teicht wär öd und nicht besezt, so ist der herr des teichts darein die visch fliessen ime die auf ain zimblich zerung volgen zu lassen schuldig. khumbt er aber bald, das ist in ainem tag und nacht nach der güß, den vischen nicht nach, so sein si an der trückhen des der si zum ersten ergreiff, dann es ist ain thier das ôn wasser bald verdirbt, und was an das wasser khumbt ist des dem das wasser zuegehört.

[Buch III Titel I §. 27.]

Es sein auch leut die sich understeen güeter zu überkhumen mit schätz suechen und graben, sehen in die pavillen, prauchen zauberei und [Seite 252] seltzam segen und caracteres. was derselben betrieger sein die sollen nicht geduldt sonder gestrafft werden an dem leib, und ob si etwaß von schätzen finden, die gebüren den grundherren zue. dergleichen betrieger sein die so mit der archomei [= Alchemie] umbgeen und sich [Bl. 113a] anderer khünsten austhuen, der si doch nicht versteen noch wissen und die leut damit ansetzen und betriegen.

[Buch III Titel I §. 28.]

Wer ainen schatz findet auf seinen selbst gründen und güetern dem soll er beleiben, und hat ain ieder wol macht auf seinen gründen schätz zu suechen, aber nicht auf frembden noch mit den verpotnen khünsten. vindet er aber ainen schatz vergebenlich auf ainem frembden grund, so beleibt er halber dem grundherren und halber dem der in findet. wierdet er gefunden an [Seite 253] ainer geweichten stat, so ist es geweicht oder geheiligt guet, so beleibt es der kirchen gar. ist zeitlich oder weltlich guet, dabei soll dem finder sein halber thail gegeben werden.

[Buch III Titel I §. 29.]

So ain taglöner an seiner arbait in mauerprechen oder erden graben oder anderer arbait ainen schatz findet vergebenlich, so gebürt dem herren der schatz, er soll aber dem [Bl. 113b] taglöner zusambt seinem taglon ain zimblich fintgelt davon geben. ist aber der taglöner zu dem schatz graben bestellt und findet in, so hat er nichts dann sein taglon, der herr begab ine dann von freiem willen.

[Buch III Titel I §. 30.]

Ob ainer dem ain guet oder grund versezt ist ain schatz darin findet, der wirdt nur halber sein und halber des phandherren. dergleichen ist in den bestand- und zinßguetern darinnen [Seite 254] ainer den gebrauch nutz und niessung hat und ain ander rechter herr ist.

[Buch III Titel I §. 31.]

Welcher sonst gelt cleinat oder varende güeter auf der strassen findet, der soll die nicht verhalten sonder öffentlich bei den kirchen und märkhten verkhünden lassen. und ob wissentlich und grüntlich erfunden wierdet wem solch gelt oder guet zueghört, dem soll es ôn waigerung wider geantwort werden. verhellt er es aber, so mag derselb wie umb ainen diebstal gestrafft werden. wo [Bl. 114a] so bald niemant khöme, soll er dasselb gelt oder guet jar und tag behalten, khumbt dann niemant der dem gefunden guet nachstellt, mag der finder damit handlen nach seiner notturft ôn meniclichs irrung.

[Buch III Titel I §. 32.]

Verrer werden die güeter gethailt in leiblich und unleiblich. die leiblichen gueter sein, die von natur durch die [Seite 255] auswendig sinn begriffen werden mugen, als gründ heuser claider gold und ander dergleichen sichtig ding. die unleiblichen sein die, so durch die inwendig sinlichait verstanden und nicht berüert werden mügen, als da sein gerechtigkhait der erbschaft oder verphlichtung gerichtszwang, auch herrichait und vberigkhait. und in denselben unleiblichen güetern wierdet die geduldt des gebrauchs geacht als ain uberantwortung desselben guets und gerechtigkhait. wie nun die alle sein und wie wier dieselben uberkhumen mugen, wierdet zum thail in den vorbeschribnen auch mer in nachvolgenden articlen nach der leng verstanden. [Bl. 114b]

[Buch III Titel II.] Von gebrauch und [Seite 256] nutz, auch von gebrauch allain ôn nutzung der gueter.

[Buch III Titel II §. 1.]

Gebrauch und nutz ist ain recht zu gebrauchen und niessen aines frembden guets ôn verletzung desselben guets und das es in ime selbst behalten werdt. Dann wo dasselb guet vergeet, wierdet auch aufgehebt das recht des berüerten gebrauchs und nutz. und ist ain persondlich handlung, dann si endet sich mit der person, desgleichen der gebrauch. wer den nutz hat der hat auch den gebrauch, aber nicht widerumb wer den gebrauch hat daz er auch den nutz hab.

[Buch III Titel II §. 2.]

Gebrauch und nutz hat ain underschaid mit der aigenschaft. dann es mag sein das ainer die posseß aigenschaft und rechte herrlichait aines guets, und ain ander den gebrauch und nutz [Seite 257] innen hab, als so ainem ain grund als erben verlassen und der gebrauch und nutz desselben grunds ainem [Bl. 115a] geschäft weiß zuegestellt wierdet, so hat der erb die plossen aigenschaft und rechte herrlichait desselben grunds ân den gebrauch und nutzung, und in mer dergleichen fällen.

[Buch III Titel II §. 3.]

Niemant mag für sich selbst oder seine nachkhumen den langwierigen gebrauch und nutz aines guets so er gehabt das posseß oder aigenschaft einfüeren, wo wissentlich wierdet das ime oder seinen nachkhumen solcher gebrauch und nutz plößlich gelihen ist.

[Buch III Titel II §. 4.]

Ain ieder so geprauch und nutz gründ und güeter hat, der soll dieselben gebrauchen und niessen als ainem vleissigen und getrewen hausvatter [Seite 258] und aines frumben verstendigen mannß gemüet gebürt, dardurch dieselben gueter nicht abgepaut geschunden geschmellert und in unzimblich verletzung khumen, dann die erberkhait und gueter glauben sollen allenthalben gehalten und betrug nicht stat gegeben werden.

[Buch III Titel II §. 5.]

Welcher auch gebrauch und nutz annimbt, der [Bl. 115b] soll dem aigensherren phlicht und sicherhait thuen das guet beruerter gestalt zu halten, und darzue, wo ime iemant frembder das aigenthumb zueziehen und sich in das posseß zu dringen understeen wollt, dasselb nach seinem höchsten vermügen zu weeren und also umb die behuet des guets zu antworten.

[Buch III Titel II §. 6.]

Dann als oft der niesser ain guet nit [?] solcher ietz geschribner gestalt seiner phlicht und sicherhait nach hielt und [Seite 259] handelt, so ist der dem aigenßherren schuldig sein guet zu widerkheeren.

[Buch III Titel II §. 7.]

Es hat auch der aigensherr macht ôn willen des geprauchers oder niessers laut zu behuet aines grunds oder hauß darin si gebrauch oder nutz haben zu legen, wo es die notturft erfordert, dardurch ime sein gerechtigkhait versichert und behalten werde.

[Buch III Titel II §. 8.]

Der so geprauch und nutz aines guets hat, ist schuldig zu tragen die gemain purd so [Bl. 116a] neben ainer landschaft uns oder gemainem land zu guet geburen zu thuen, und nicht der herr des das aigenthumb ist und desselben die zeit dieweil solcher gebrauch und nutz aines anderen ist nicht geneust.

[Buch III Titel II §. 9.]

Desgleichen ist der niesser schuldig die dienst und zinß von dem guet und grund darauf er den gebrauch und nutz hat zu bezallen, es werde dann [Seite 260] in aufrichtung desselben brauch und nutz mit namen anders verlassen.

[Buch III Titel II §. 10.]

Wann der niesser willig ist den gebrauch und nutz dem herren aufzugeben, soll er nicht getrungen werden das nidergefallen oder verdorben ist wider aufzurichten, waß aber durch sein oder der seinen schulden schaden beschehen das ist er schuldig wider zu besseren.

[Buch III Titel II §. 11.]

Der gebrauch und nutz der sich durch abgeen des niessers endet mag nicht wider ervordert werden, er sei dann des abgestorbnen erben auch gegeben. dergleichen, wo das guet [Bl. 116b] darauf ainer die gerechtigkhait gehabt ganz vergangen ist, mag die niessung auch nicht wider ervordert werden.

[Buch III Titel II §. 12.]

Ob aber ain grund ôn schuld des niessers von den feinden einzogen und widerumb erledigt wierdet, dennoch erlischt gebrauch und nutz darauf [Seite 261] nicht.

[Buch III Titel II §. 13.]

Wann sich ainer so gebrauch und nutz aines guets hat in ain closter ergibt und profeß thuet, wiewol er der welt gestorben ist, so behalt das closter dennoch prauch und nutz des guets derselben ergeben person lebenlang biß si des nattürlichen todts vergeet.

[Buch III Titel III] Von dienstperkhait der heuser und veldgüeter.

[Buch II Titel III §. 1.]

Der heuser in stetten märkhten und dörfern dienstberkhait sein die zimerhölzer zu pawen, den nachbern die liecht zu nemen oder nit hoher zu pauwen, den tachttropf abzukheeren auf des [Bl. 117a] nachpern tach oder hof, am tram oder fürst einzulassen in des nachpern wand, in sein hauß oder fur sein thür auszuwerfen, oder haimblich [Seite 262] gemäch in sein hauß zu laiten, und ander dergleichen handlung dardurch der nachpern behausung ain beschwerung aufgelegt wierdet. davon wierdet hierinen ordnung gesezt nicht von der burger wegen die ir besonder statut darinen haben, sonder von der prelaten herren und ritterschaft wegen die ire clöster höf und heuser in stetten märkhten und dorfern haben.

[Buch III Titel III § 2]

Dienstberkhait der veldgueter das ist der gründ so auf dem veld liegen sein die, das ainer ainen steig uber aines anderen gründ hat darüber er oder seine leut zum wasser oder anderen notturften geen mugen, oder ain trib das ist das er sein viech zu waid oder wasser uber aines anderen grund treiben mag oder weeg, und strassen daz ainer uber des anderen gründ zu seiner notturft faren mag, oder wasser durch des anderen [Seite 263] [Bl. 117b] grund zu laiten zu seinem nutz, oder den pluemb besuech, sand graben, kalchstein zu prechen auf aines anderen grund macht hat, und ander dergleichen gerechtigkhait, wie aus den hernach beruerten articlen clärlich verstanden wierdet. und sein solch dienstberkhait dem guet anhangent, dann si nit sonderen personen sonder auch den erben und anderen nachkhumen vervolgen.

[Buch III Titel III § 3]

Die dienstberkhait der heuser und veldgüeter werden aufgericht und gegeben durch handlung lezter willen und geschäft, wie der gebrauch und nutz der gueter gegeben wierdet und becreftigt durch einantwortung der gerechtigkhait, das ist wann ainer den anderen auf den grund füert, auch durch geduldt des geprauchs der dienstberkhait und wierdet solcher gebrauch und geduldt ain posseß geacht, [Seite 264] darumb die clagen umb handhabung der posseß erfunden sein.

[Buch III Titel III § 4]

Die dienstberkhait werden nicht gemacht, [Bl. 118a] das ainer etwas thue oder würkh, sonder das er etwas in seinem guet geduldt, als ainen anderen sein wasser oder waid gebrauchen zu lassen oder etwas nicht zu thuen und zu geratten, als sein mawer nicht höher zu erheben, damit er seinem nachberen das liecht nicht neme, und dergleichen.

[Buch III Titel III § 5]

Wiewol die kaiserlichen recht aus ainer subtilitet geordent, das die dienstberkhait der gueter nicht auf zeit noch mit underschaid auf zweifl aufgericht sonder ewig sein sollen, villeicht zu nutz den guetern, so ervordert doch die pillichait, damit das so zwischen den leuten beschlossen und gemacht gehalten werde. deßhalben setzen und wöllen wier, daz die dienstberkhait gehalten [Seite 265] werden mugen auf ewig oder zeit oder mit underschied, wie dann die partheien des nemblich überainkhumen si mugen auch maß an ainander geben zu was zeiten tag stund, mit was last, mit was [Bl. 118b] viech oder gueter die dienstberkhait gepraucht werden soll.

[Buch III Titel III § 6]

Wann ainer dem anderen vergünt in seinem garten zu spazieren, darin zu essen oder obbs abzuprechen, wierdet khain dienstberkhait sonder ain persondlicher gebrauch oder gerechtigkhait.

[Buch III Titel III § 7]

Die dienstberkhait der weeg steig trib oder wasser füerens soll an dem ende des grund gebraucht werden, da solch dienstberkhait dem grund am wenigisten schaden thuen. und wann die ainsten gemacht sein, sollen si ôn willen nicht geändert werden.

[Buch III Titel III § 8]

Wann ainem ain staig durch ainen [Seite 266] grund vergünt wierdet da khainer ist, so hat er dem solches vergünt ist wol macht mit graben und holz einzulegen ain steig zu machen.

[Buch III Titel III § 9]

Welcher die dienstberkhait des steigs allain hat der soll khain viech daselbst treiben noch [Bl. 119a] darauf faren, wer aber den trib der hat auch den steig, welcher aber die dienstberkhait des wegs der hat auch den steig und den trib.

[Buch III Titel III § 10]

Wiewol die dienstberkhait unleiblich gerechtigkhait sein, deßhalben man nutz und gwer derselben hart ersitzen mag, und besonder der dienstberkhait die nicht ain ewige ursach oder embsigen geprauch haben, als da ist die dienstberkhait der steig trib oder weeg, dann niemand geet treibt oder weeg, dann niemand geet treibt oder färt so stetticlich das sein gebrauch zu zeiten nicht underprechen werde, [Seite 267] solch dienstberkhait mügen dennocht ersessen werden mit zeit deren anfang nicht in gedächtnus ist oder durch ersitzung zwifacher zeit und gweer, wie hernach begriffen ist. welche dienstberkhait aber ain ewige ursach haben oder in gleichnus ainer ewigen ursach, als wo ain wasser uber eines anderen grund oder ain rin zu außfuerung des regenwassers in aines anderen [Bl. 119b]hof gefüert wierdet, die mügen mit furprauch ersessen werden zehen jar under den gegenwürtigen und zwainzig jar under den abwesenden.

[Buch III Titel III § 11]

Ob ainer sagt er hab ain dienstberkhait aus guetem tittel, und mag denselben titl nicht weisen mit zeugen oder briefen, und fuert zu behelf seines anzaigens weißlich ein er hab dieselb dienstberkhait gebraucht mit wissen und ôn widerred des grundherren, [Seite 268] daraus wierdet vermuet er hab die dienstberkhait aus ursachen die vorlangst gewesen sein.

[Buch III Titel III § 12]

Gebrauch der dienstberkhait in den personen ist unthailbar. also zu versteen, wo ainem aines anderen grund dienet, das er ainen steig darüber hat und vil erben zu seinem grund verlösst, so mag ain ieder erb denselben steig prauchen. auch ob der solch dienstberkhait auf seinen grunden nimbt vil erben verlässt, die mugen unverschaidenlich [Bl. 120a] darumb beclagt werden, doch die thailung der gründ behalten. die dienstberkhait, als wo ainer ain grund hat dem ain wasser zu guet gefuert ist und er verkhauft ainem anderen den grund halben, wo glaich der ander thail der besser und ime das wasser mer zu guet ist, mag dennocht der ander dasselb wasser gebrauchen, er [Seite 269] mag auch nach gelegenhait ir beder grund gethailt werden.

[Buch III Titel III § 13]

Umb die dienstberkhait soll mit dem aigens herren und nicht mit dem niesser in recht gehandelt werden

[Buch III Titel III § 14]

Ain gemaine wand oder mauwer mag khain nachber allain ändern, dann ir khainer alain ist derselben herr.

[Buch III Titel III § 15]

Also auch in ainer gemainen mawer zimbt khainer parthei rauchfankh noch ander rören oder paw, dardurch dieselb mawer geschwecht [Bl. 120b] oder schadhaft wierdet, zu machen ôn willen des nachbern.

[Buch III Titel III § 16]

Ob ainer dienstberkhait hat was rören zu fueren bei seines nachbern hauß gemewer oder gründen, soll er das thuen damit dieselben rören und feuchtigkhait am wenigisten schaden thuen. dann ob sich aus verwarlosung seiner arbait nachtl begibt, wierdet [Seite 270] er dem nachpern denselben schuldig zu bezallen.

[Buch III Titel III § 17]

Die dienstberkhait der behausten gueter wierdet durch den gebrauch behalten, dann dieweil ainer ainen traum in des anderen mawer hat oder das regenwasser auf des anderen rinnen oder in sein hof laitet und sich des also gepraucht, so besizt er dieselb gerechtigkhait aus der that und des anderen geduldt.

[Buch III Titel III § 18]

Wann ainer die gerechtigkhait hat den regentropfen in aines anderen hof zu kheeren, so hat der ander nicht macht denselben [Bl. 121a] tropf zu verpauwen, er kheer in dann in ander weg dem ersten nicht zu nachtail.

[Buch III Titel III § 19]

Niemant soll noch mag die dienstberkhait so er auf seines nachpern guet oder gründen hat höheren oder beschweeren, aber zu ringeren hat [Seite 271] ainer wol macht, es wuerde dann in aufrichtung solcher dienstberkhait mit namen anderst beredt.

[Buch III Titel III § 20]

In ainem gemainen nutz mag khainer aus gerechtigkhait ainer dienstberkhait ôn der anderen mitgewonten wissen und willen ainicherlai machen thuen oder verpieten, sonder wo das durch ainen gemainer furgenumen wuerde, mügen die anderen solches beclagen, und so es der gemainschaft nutz ervordert, die beschehen handlung vernicht und abgethon werden. Dan niemant hat macht zu pawen in ainem gemainen guet ôn seiner gemainer willen, ob er wol des sonst von den nachbern willen erlangt.

[Buch III Titel III § 21]

Welcher dienstberkhait aines anderen grunds hat, als kalch darauf zu prennen, stain zu [Bl. 121b] prechen und dergleichen, wierdet verstanden, das er solch [Seite 272] dienstberkhait allain zu notturft seines grunds dem die dienstberkhait gebürt geprauchen soll. wo er aber anderen nutz darin suechen, kalchstain oder sand daraus verkhaufen wollt, wierdet es khain dienst sonder ain gebrauch und nutz genennt. dann die dienstberkhait sein zu nutz der güeter denen sie dienen und nicht anderen gwin.

[Buch III Titel III § 22]

Wer die dienstberkhait aines steigs hat mag khain roß noch ander viech dardurch treiben noch ziehen. wo er aber den steig rit, hat er wol macht. dann trib und weeg soll ieder gebrauchen der des recht hat, den früchten ôn nachtail.

[Buch III Titel III § 23]

Ain ieder weeg soll haben acht schuech und in der khrumb oder reib sechzehen schuech.

[Buch III Titel III § 24]

Da ain grund mer herren hat, mag ainer [Seite 273] aus etlicher verwilligung darauf khain dienstberkhait ziehen, si verwilligen dann all ainhelliclich [Bl. 122a]. dergleichen mag auch die dienstberkhait durch etlich aus der gemainschaft nicht nachgelassen werden.

[Buch III Titel III § 25]

So ainer dem anderen ain steig trib oder wasserfuer auf seinen grunden erlaubt, und nicht anzaigt welcher enden des grunds der ander solch dienstberkhait gebrauchen, so soll der dem erlaubt ist der enden dasselbig dem grund und fruchten am wenigisten nachthailig ist gebrauchen oder die oberigkhait oder wilkhurlich person solch anzuzaigen ansuechen.

[Buch III Titel III § 26]

Wann ainer dem anderen ain weeg an ainem ende seines grunds erlaubt, so mag er denselben enden weiter niemant wasser zu fueren vergunen. dergleichen, vergunt ainer dem anderen [Seite 274] wasserfuer, so mag er anderen den weeg noch steig daselbst nit erlauben, wo ainer den anderen in seiner dienstberkhait verhindert.

[Buch III Titel III § 27]

So ainem dienstberkhait aines weegs uber [Bl. 122b] merer leut gründ durch die herren gegeben wierdet, und derselb praucht den weeg nur uber ain oder zween grund und nicht uber die anderen in so langer zeit als die dienstberkhait verloren wierdet, ist zu fragen, ob derselb die dienstberkhait auf den anderen grunden dennocht behalt? wierdet geantwort, wo der dem die dienstberkhait gegeben ist dieselb auf khainem grund gebraucht, verleust er die auf den grunden allen. wo er si aber auf ainem oder mer gepraucht, behelt er die auf denen sovil er des gebraucht, und verleurt die anderen so er nicht gepraucht. [Seite 275]

[Buch III Titel III § 28]

Wann ainer dem anderen zu ainer zeit vergünt ain steig oder trib durch seinen grund und gibt im damit den gebrauch und nutz desselben grunds, und der ander lässt ime denselben gebrauch und nutz wider volgen, so soll der erst denselben gebrauch und nutz nicht anderst halten, dann das der ander an der dienstberkhait des steigs und tribs unverhindert beleib. dergleichen [Bl. 123a], wo ainer wasser durch aines anderen gründ zu fueren hat, so gezimbt deshalben dem anderen in demselben grund nicht zu pawen. so ime aber der die dienstberkhait hat daz paw erlaubt, so ist er doch nicht anderst schuldig zu pawen dann seiner dienstberkhait ôn schaden.

[Buch III Titel III § 29]

Wasser schöpfen ist ain gerechtigkhait des guets und nicht der menschen. [Seite 276]

[Buch III Titel III § 30]

Wann der grund der auf anderen grunden dienstberkhait hat in vil thail und herren gethailt werden, so mag ain ieder die dienstberkhait, als steig und trib, des dienenden grunds gebrauchen. doch ist not das die herren so ir thail ferr von den dienenden grunden haben mit den anderen herren mitpartheien uberain werden, damit si auch auf denselben grunden und thailen zu dem dienenden steig oder trib khumen mugen.

[Buch III Titel III § 31]

Ob ir zween ainen gemainen grund haben, und ainen der irem grund dient bringen [Bl. 123b] si in gemainschaft an sich, so erlischt die dienstberkhait. haben aber ainer aigen grund und der drit dient ir beder gründen, den bringen si in gemain an sich, als mit khauf oder anderer [Seite 277] gestalt, nichts minder beleibt die dienstberkhait auf demselben erkhauften grund.

[Buch III Titel III § 32]

Die dienstberkhait mag ainer dem anderen wol geben wasser auf seinen grunden zu suechen und, so der ander das findet, zu seiner notturft durch des ersten grund fueren.

[Buch III Titel III § 33]

Ob ainer ain thail aines guets das im dienet oder das ainem ander dient an sich bringt, so erlischt darumb die dienstberkhait nicht, dann die dienstberkhait wierdet auch durch thailung behalten. darumb ob aines guet ainem anderen guet dient und der ander gibt desselben seines guets dem ersten ain thail, der erst gibt widerumb seines guets dem anderen ain thail, nichts minder beleibt die dienstberkhait.

[Buch III Titel III § 34]

Wer die gerechtigkhait aines steigs [Seite 278] zu ainem [Bl. 124a] wasser hat, der hat auch gerechtigkhait das wasser zu schöpfen darumb der steig geben ist. gleicherweis, wer die gerechtigkhait des wasser schöpfen der hat auch die gerechtigkhait des steigs zu dem wasser.

[Buch III Titel III § 35]

Wo ain prun daraus ainer das wasser zu fueren gerechtigkhait hat etlich jar austorret dardurch die dienstberkhait erlischt, und nach verscheinung der verjärung wierdet er wider wasserreich, und der so gerechtigkhait gehabt hat begert das wasser wider zu fueren, wiewol ime rechtlich die verjärung der dienstberkhait für geworfen werden mag, so soll er doch aus gemainer pillichait zu dem wasser gelassen werden werden, dann der gebrauch der dienstberkhait an ime nicht erwunden ist.

[Buch III Titel III § 36]

Wann ain dienstberkhait ainer [Seite 279] person und nicht ainem grund zu guet vergünt wierdet, der ist persöndlich und volgt nit den erben noch ander nachkhumen noch dem grund. [Bl. 124b]

[Buch III Titel III § 37]

Der ain guet verkhauft oder sonst vergibt so ain dienstberkhait auf ime hat, der soll mit namen austruckhen was die dienstberkhait sei, damit durch gar gemain anzaigen die handlung nicht unnütz, oder mer beschwerung der dienstberkhait auf dasselb guet gelegt werde.

[Buch III Titel III § 38]

Wann ainer ain erb ist aines grunds der seinem grund gedient hat und er verkhauft ainem anderen die erbschaft zu stund alle, so beleibt die dienstberkhait, dann der khaufer, so ime das erblich guet geantwort, wierdet mer fur ain erben geacht dann der erst.

[Buch III Titel III § 39]

So ainer dienstberkhait hat durch [Seite 280] aines anderen gründ wasser zu füeren, so wierdet verstanden, daß ist stilschweigent volgt, das der erst macht hab den pach oder die rinen zu bessern, dardurch er und seine werchleut auf das nechst darzue geen, stain holz und [Bl. 125a] anders darzue notturftig dahin bringen mügen zu beder seiten des pachs.

[Buch III Titel III § 40]

Welcher dienstberkhait in ainem grund hat, als steig, trib oder weeg, der soll dieselben auch bei tag prauchen und nicht zu ungewöndlicher zeit, damit nit vermuetung aines ubels oder verdächtlichait daraus entstee.

[Buch III Titel III § 41]

Welcher ainem dienstberkhait weg steig trib tachtropf oder anders in seinem guet vergünt, der mag auch solch dienstberkhait anderen vergünnen, doch das der erst in seiner gerechtigkhait [Seite 281] durch die anderen nicht verhindert werde.

[Buch III Titel III § 42]

Es mag auch ainer durch den lezten willen und geschäft ain dienstberkhait auf seines erben guet ainem anderen zuestellen.

[Buch III Titel III § 43]

Wiewol umb die dienstberkhait aines grunds allain der recht herr von recht [Bl. 125b] zu clagen hat, so haben doch aus ursachen des nutz und der niesser, der glaubinger des phands, der pawer und khaufer nuzlich umb solch dienstberkhait zu clagen.

[Buch III Titel III § 44]

Wer durch langen geprauch und posseß der gerechtigkhait das wasser zu fueren erlangt hat, dem ist nicht not zu weisen was gestalt er die dienstberkhait erlangt hab, sonder des ist genueg das er anzaig, das solch gerechtigkhait zehen zwainzig oder dreissig jar gebraucht sei. darumb mag er gegen [Seite 282] allen den so ime irrung in solcher dienstberkhait thuen clag und recht erlangen.

[Buch III Titel III § 45]

Wann ain gemain vil aigner gründ haben und khaufen mit ainander ain gemaine waid, die in zu den grunden diene damit si das viech darauf waidnen, ob nun dieselb gemainschaft an der waid den erkhauften gründen nachvolg, darin soll die abred in der handlung oder vertrag beschehen [Bl. 126a] angeschaut werden. wo aber nicht davon gehandelt und die sach in zweifel wär, so so volgt solche gerechtigkhait der waid dem khaufer. dergleichen ist, ob ainer sein aigen guet ainem geschäft-weiß zuestellt.

[Buch III Titel III § 46]

So ainer die dienstberkhait aines steigs und tribs hat und praucht allain den steig, der behalt auch den trib.

[Buch III Titel III § 47]

Wann ain grund thailt wierdet dem [Seite 283] ain ander grund dient dardurch derselb gethailt grund zu iedem thail ain sonderen herren erlangt, so werden mer dienstberkhait, dann ain ieder mag zu seinem thail des grunds sein dienstberkhait gebrauchen, oder wo er dieselb verjären lässt und nicht praucht verlieren, doch denen so die anderen thail haben ôn nachtail.

[Buch III Titel III § 48]

Wann ainer dienstberkhait hat ain wasser allain in dem sumer oder ain monat oder zwei zu füeren, dieweil dann solches [Bl. 126b] khain stätter gebrauch noch dienstberkhait ist, wierdet gefragt, wie ainer durch den nichtgebrauch solch dienstberkhait verlieren mag? darauf geantwort, das die zeit der verjärung in solchem fall zwispilt werden, nemblich zwischen den gegenwürtigen zwainzig jar und den abwesenden vierzig jar sein solle. [Seite 284]

[Buch III Titel III § 49]

Ob ainer ain dienstberkhait gröber und beschwerlicher praucht dann von anfang bestellt ist, der verleurt dardurch die dienstberkhait nicht, aber ime soll solcher beschwerung nicht gestat werden.

[Buch III Titel III § 50]

Wann ain gemaine strassen durch flüß oder güß oder anderen gwalt verloren wierdet, soll der nechst nachber ain andere strassen gedulden.

[Buch III Titel III § 51]

Es mügen mer nachpern aus ainem pachwasser fueren ain ieder zu seinem grund auf geordent täg und zeit nach gelegenhait aines [Bl. 127a] ieden grunds höher oder niderer gelegen. welcher aber in zeit der verjärung solches nicht praucht der verleurt die gerechtigkhait. doch haben die anderen nichts destmer gerechtigkhait, sonder der dienet grund ist deßhalben umb so vil freier.

[Buch III Titel III § 52]

Dem nachkhumenden wierdet in die [Seite 285] verjärung gerait die zeit darin sein vorforder die dienstberkhait nicht gepraucht hat.

[Buch III Titel III § 53]

Die dienstberkhait mag ainer durch geprauch sein selbst oder aines anderen an seiner stat behalten, doch daß solcher gebrauch beschehe aus vermuetung oder ursach seiner gerechtigkhait, und nicht das er solches gebrauch als ob es ain gemainer steig weg oder wasserlauf seie dann er het alsdann umb die dienstberkhait khain clag zu thuen.

[Buch III Titel III § 54]

Wann ainer dem anderen die dienstberkhait verpeut oder undersagt, der ander [Bl. 127b] underlässts auf solches verpot nicht sonder thuet cosstung und paw zu gebrauch der dienstberkhait, so steet dem ersten solch paw zue als herren des grunds, dann es wierdet gesehen, der ander hab ime die [Seite 286] costung wollen schenkhen.

[Buch III Titel III § 55]

Es ist nicht pillich des wassers so aus aines grunds fleust zu denselben seinen gründen zu mangeln und ainem anderen dienstberkhait damit zu laisten, es hab dann der besitzer so langen gebrauch das seines anfangs khain gedächtnus sei, oder das sich der grundherr des sonst wissentlich begeben habe.

[Buch III Titel III § 56]

Niemand soll ain wasser das von alter heer vil grunden zu nutz geflossen abkheren zu seinem nutz allain.

[Buch III Titel III § 57]

Ob ainer vil gründ uberkhumbt, so mag er doch die dienstberkhait des wassers oder anders nicht verrer geprauchen dann auf die gründ darzue die dienstberkhait geordent ist. [Bl. 128a]

[Buch III Titel III § 58]

Wann ainer in seinem stadl khain luft hat das traid zu winden dann uber seines nachbern tach, so gibt ime [Seite 287] das recht die dienstberkhait, daz der nachper das tach nicht höher heben soll, damit er dem stadl den luft nicht neme und anderen sein traid nicht unnutz khume.

[Buch III Titel III § 59]

Die paum die auch ordenlich gephlanzt sein, so si weit erwachsen das si des nachbern grundvessten mit den wurzen den tächern ackhern und grunden mit den essten schedlich sein, die sollen abgehawen werden.

[Buch III Titel III § 60]

Wer traid-grueb wolfs- oder fuchs-grueb macht bei den wegen oder offen lässt ungewarnt, da es nicht gewondlich ist, lässt dasselb nicht verkhunden noch offenbaren dardurch man sich zu hueten waiß, fellt ainicherlai darein, ist derselb den schaden so vil es letzer wierdet schuldig zu bezallen.

[Buch III Titel III § 61]

Dergleichen ist es mit den veldpau, men stricken [Bl. 128b] und selbgeschoß [Seite 288] zu halten, die ainer richt da ime nicht gebürt, und ob ime das geburt doch ungewarnt.

[Buch III Titel III § 62]

Ob ainer die törn ausprennen will bei seinem grund, thuet das an ainem windigen tag dardurch den nachbern traid oder holz ausprennt, der ist seinem unfleiß und unbedacht nach schuldig den schaden zu buessen. dann in diser handlung wierdet die schuld nahent gleichmässig dem gefärde geacht, sonder wo derselb nit vleis gehabt dem fewer zu weeren. wo aber ain uebering windspreit das fewer verrer gefuert wissentlich, mag er sich entschuldigen.

[Buch III Titel 4] Von der grundmarichen und der marichstain gerechtigkait.

[Buch III Titel IV § 1]

Die clag umb thailung der gründ und derselben marich ist gemenget, etwo [Seite 289] persöndlich etwo in das guet. und wierdet dise [Bl. 129a] gerechtigkhait furgepraucht in dreissig jaren und hat der richter macht nach notturftiger beschaw und verhör zwischen den partheien ainem thail zu nemen oder zu geben oder ainem thail ain suma gelts fur das so er dem anderen merers zuespricht zu erkhennen nach gelegenhait der handlung, wie dieselb fur in khumbt und die pillichait ervordert.

[Buch III Titel IV § 2]

Solche clag hat allain stat von der veldgüeter wegen, als wisen ackher gärten hölzer weingärten, und ob dieselben auch in den stetten ligen und der march halben irrig wären.

B.III Titel IV § 3]

Wo aber die clag zwischen den landleuten ist hat der landmarschalch macht, wo die alten marich nit grüntlich an den tag khumen, new march zu setzen, zu verschaffen, ainem [Seite 290] zu nemen, dem anderen zu geben wie oben davon gesagt ist. und ob erfunden wuerde das ir ain parthei ain grund unpillich zuegezogen, untz davon emphangen und doch den grund davon glauben inen gehalten [Bl. 129b] hat, wierdet si dieselben nutzung der anderen parthei so der grund zuegesprochen ist wider zu geben schuldig. geschicht aber ain solche irrung zwischen den holden aines herren des die grund sein, hat der grundherr macht marchstain zu setzen und der pillichait nach darin zu handlen. sein die holden zwaier herren, so sollen bede herren darin march setzen und handlen wie si sich vertragen mügen. wollt das nicht sein, alßdann mügen dieselben herren ir ordenlich gericht darumb ersuechen. [Seite 291]

[Buch III Titel IV § 4]

Der besitzer aines gueten glauben ist in diser clag die frucht zu bezallen schuldig von zeit verfahung des kriegs und nicht mer, vnnd allain die frucht so noch vorhanden und nicht verzeert sein.

[Buch III Titel IV § 5]

Ob zu ainem grund der merer herren oder personen zuegehört ainicherlai grunds geben und gemarcht wierdet, hat ain ieder an demselben zuegemarchten grund so vil als ime nach gelegenhait seines thails an dem grund, darzue das march gefallen ist, geburt. [Bl. 130a]

[Buch III Titel IV § 6]

Wann ir zwen ainen gemainen grund mit ainander ungethailt haben, und der erst hat allain ain grund daran stossent, so hat er der march halben gegen dem anderen khain clag, dann die zween werden der gemainschaft halben in diser clag [Seite 292] fur ain person geacht. wes si sich aber selbst verainen dabei soll es beleiben. der erst mag aber der gründ ainen verkhaufen und alßdann handlen des marchs halben.

[Buch III Titel IV § 7]

Wann ain gemaine stras oder fliessent wasser zwischen zwaier nachpern grunden geet, mag der ain derselben enden wider den anderen umb die marich nit clagen. wo aber ain sonderer pach der rinet, der irrt die clag nicht.

[Buch III Titel IV § 8]

Es mügen auch wilkhurlich richter zu entschied der march erweelt werden.

[Buch III Titel IV § 9]

Solche clagen mügen ôn beschaw der gründ nicht wol entschaiden werden. darumb soll [Bl. 130b] die obrigkhait leut ordnen auf den grunden, wie sich gebürt und recht ist, die sach zu besehen und die eltisten und die darumb [Seite 293] wissen zu verhören, damit die sach auf redliche beschaw und khundschaft entschieden und laut desselben entschieds march gesezt werden mugen.

[Buch III Titel IV § 10]

Wann der krieg allain umb die march erscheint, so ist unnot die langen zierlichait der rechten zu halten noch den krieg zu verfahen, sonder soll des richter ambt darin angerueft werden. aber anderst ists wo die clag des posseß oder aigenschaft dabei kriegt wierdet.

[Buch III Titel IV § 11]

Die marich sollen nach saag brieflicher urkhund, wo die vorhanden sein, wo aber nit, alßdann nach anzaigen glaubwirdiger alten leut gehalten werden, es werde dann beweist das dieselben march mit wissen und willen der besitzer geändert worden sein.

[Buch III Titel IV § 12]

Der herr so etwo bede gründ zwischen [Seite 294] den [Bl. 131a] die zwitracht ist besessen hat, der waiß am bessten khundschaft von den marchen derselben gründ zu geben. dann ob er ain verkhauft, ist not gewesen denselben verkhauften von dem anderen mit neuen marichen zu schaiden.

[Buch III Titel IV § 13]

Wer ain marchstain stilt oder ausgrebt der ist dem widerthail so vil schuldig abzulegen als er schwert in recht, das er solches fräfels schaden genumen.

[Buch III Titel V]

Von allerlai verträgen, vertrautem und gelihnem gelt und guet.

[Buch III Titel V § 1]

So ainer dem anderen sein gelt oder guet leicht, wierdet verstanden er hab es gelihen, das ime der ander so ain guets und wirdigs als ime gelihen [Seite 395] ist wider bezalle, dann dem schuldner gebürt nicht ain letzere bezallung dann ime der glaubinger vertraut zu thuen. [Bl. 131b]

[Buch III Titel V § 2]

Wann ainer dem anderen ainer dritten person gelt leicht, wiewol der erst den anderen desselben gelts herren nicht machen mag, den es ist nicht sein, doch wo der drit des solch gelt ist darein verwilligt, so hat das lehen craft und wierdet der dem gelihen ist ain herr des gelihen gelts.

[Buch III Titel IV § 3]

So ainer dem anderen ain guet wider zu antworten schuldig ist und dasselb verdirbt, so ist der ander nichts minder dasselb guet wider zu geben oder zu bezallen schuldig, als ob es noch in wesen wär.

[Buch III Titel V § 4]

In disem und dergleichen vertrawen und anlehen soll angesehen werden das erstlich furnemen der partheien und warumb anfänkhlich ain [Seite 296] sach beschicht, und nicht das so nachmallen daraus volgt. dann dardurch khumbt man in erkhantnus vil handlung, dann das gemuet der handler gibt ainer ieden sachen ir maß und recht verständnus.

[Buch III Titel V § 5]

Wann ainer sein gelt in aines anderen [Bl. 132a] namen, als ob es desselben wär, ôn sein wissen und beiwesen ainem dritten leihet, so hat der ander in des namen das lehen beschehen ist macht gegen dem dritten als schuldner umb das beruert gelihen gelt zu clagen und nicht der gelihen hat. und irrt nicht das solch gelt sein gewesen und das er es ôn des anderen wissen und beiwesen verlihen hat, es sei dann daz ime der ander von newem gwalt oder bevelch gebe dasselb einzunemen. und das ist darumb, dann der dem das gelt [Seite 297] in aines anderen namen gelihen ist ain herr des gelts und niemant damit verphlicht dann dem von deswegen es im geraicht worden ist. aber solch recht hat in anderen handlungen ausserhalb ainer solchen geltschuld nicht stat.

[Buch III Titel V § 6]

Wann ainer dem anderen aines drittel gelt in desselben abwesen leihet und derselb drit bewilligt darain, so geburt ime als dem rechten herren die clag umb solch gelihen gelt widerredt aber der drit solch des ersten handlung [Bl. 132b] öffentlich, so gebürt nicht dest minder dem ersten als dem vertretter die clag.

[Buch III Titel V § 7]

Wann ainer ain gelt bei ainem anderen behaltnusweiß erlegt und nachmallen auf sein des anderen begeren ime vergünt dasselb zu seinen notturften zu gebrauchen, so wierdet [Seite 298] aus dem behaltnen ain gelihen gelt, er prauch dasselb oder nicht. wann aber der erst in anfang als er dem anderen die behaltnus gibt spricht: "wilstu, so brauch das gelt", so wierdet daraus khain gelihen gelt, es sei dann das es der ander auf solch verwilligung prauche, wär aber sach das der ander solch gelt vor solcher verwilligung angriff und verthäte, so hat der erst die clag nicht als umb ain gelihen sonder umb ain erlegt gelt behaltnusweiß, er vergün dann von newem mit handgebner trew solch gelt dem anderen als ain gelihen gelt zu raiten.

[Buch III Titel V § 8]

Ob ainer von dem anderen ein gelt zu lehen hat [Bl. 133a] des nicht, gibt ime aber silbergeschirr oder golt dasselb zu verkhaufen und das gelt zu prauchen, so er dann dasselb silber [Seite 299] oder golt verkhaufet, alsbald ist das gelt ain gelihen gelt. verdirbt dasselb golt oder silber oder wierdet verloren aus zuefall ôn sein schuld ee wann er es verkhauft, und es ist dem vertrawer nicht fail gewesen anderst dann das er dem anderen zu guet dasselb fail gemacht hat, nichts minder ist er dasselb schuldig zu bezallen.

[Buch III Titel V § 9]

Daraus wierdet in gemain verstanden, wann ainer ain schaden nimbt in ainer dienstberkhait oder guetem willen so er ainem anderen beweiset, so ist derselb ander solchen schaden schuldig abzulegen.

[Buch III Titel V § 10]

Ob aines closters münich, der schaffer khelner oder desselben gotßhaus handler oder gwalttrager, auch ainer gesellschaft diener den man ainen factor nennet flüchtig oder entrinnen wuerde, die mügen nachmallen dasselb [Seite 300] gotßhauß [Bl. 133b] oder gesellschaft verrer nicht verphlichten oder gegen niemant zu schulden oder anderen händln verpinden. dann durch ir mißhandlung und flucht ist ir bevelch und gwalt haimblich und offentlich widerrueft von recht dergleichen, wann ainer in der acht oder dem grossen paan ist.

[Buch III Titel V § 11]

Wo die eltern irem sun der noch in irer gwalt ist ain notturftig raißgelt geben, und der sun vertraut dasselb lehens-weiß ainem anderen, wiewol der sun in recht ôn willen des vattern nicht steen soll und die clag dem vattern nicht steen soll und die clag dem vatter gebürt, nichts minder soll dem sun in disem vall das gericht und oberigkhait zu hilf khumen, damit er seines notturftigen gelts nicht mangl.

[Buch III Titel V § 12]

Wiewol ain waiß khainen vertrag [Seite 301] mit iemant machen noch ainicherlai handlung mag ôn willen seines gerhaben oder sorgers, nichts minder, ob ain waiß ain gelt ainem [Bl. 134a] anderen leicht oder zallt ôn des vormunds wissen und der so es emphächt verthuet es so wierdet die handlung der schulden oder bezallung creftig, unangesehen das solch handlung in anfang unwert gewesen und das gelihen oder bezallt gelt des nicht worden ist der dasselb emphangen hat.

[Buch III Titel V § 13]

Der glaubinger ist nicht schuldig ain thail des gelihnen gelts zu nemen, es soll auch der richter das nicht schaffen, dann ain richter soll die krieg mindern und nicht meren, ausgenumen der gelter bekhenne der schuld nicht gar und wollt den bekhennten thail zallen, so ist der glaubinger dasselb anzunemen schuldig. dann wuerde [Seite 302] dasselb gelt nachmallen verloren, wäre es dem glaubinger der es zu nemen gewidert verloren. bekhennt er dann derselben schuld ain thail vor bevesstigung des kriegs, so ist nicht not das der richter umb denselben thail urtlen, sonder soll die bezallung der bekhennten schuld schaffen und umb den [Bl. 134b] anderen thail in recht volfaren. bekhennt er aber nach verfahung der sach in recht, so mag der richter umb ain thail als umb den anderen recht sprecht.

[Buch III Titel V § 14]

Umb ain benants zuesagen und umb ain unangetrukhts mag nicht ainicherlai clag und urtl gegeben werden, als so ainer dem anderen verspricht zehen gulden zu geben und ain haus zu pawen umb die zehen gulden mag die clag beschehen als umb ain benant ausgetrukht guet, aber umb das paw [Seite 303] mag si nicht beschehen anderst dann aus dem zuesagen.

[Buch III Titel V § 15]

wann ainer dem anderen ain gelt leicht zu paw und besserung seines haus oder aines anderen gelegnen guets oder ain hauß von newem zu pawen oder ain anderen grund zu khaufen, so geet derselb vertrawer mit bezalung anderen glaubingern denen derselb gelter zu thuen ist auf demselben guet vor, dann es [Bl. 135a] wierdet von recht verstanden als ob derselb vertrawer ainen haimblichen satz het auf dem guet so mit dem gelihnen gelt erpaut oder erkhauft ist.

[Buch III Titel V § 16]

Wann ainer den so des anderen gwalt oder bevelch hat bezallt, so wierdet er ledig, und ob der ander solchen gwalt oder bevelch aufgehebt und dem ersten unwissent widerrueft hat oder der ander gestorben wär, dann der erst [Seite 304] ist nicht schuldig gewesen des anderen widerruefen oder ob er vergangen sei zu wissen.

[Buch III Titel V § 17]

Wann ainem ain gelter ain purgen stellt, oder sagt dem glaubinger zue was im derselb gelter nicht bezalle das will er im bezallen, wo dann der glaubinger denselben schuldner beclagt, ist darumb der bürg nicht ledig, der glaubinger werde dann gar bezallt. gibt ime dann der bürg ain thail gelts, darumb ist der gelter nicht ledig sonder beleiben bed in der phlicht biß der glaubinger gar bezallt wierdet. [Bl. 135b]

[Buch III Titel V § 18]

Wann ainer dem anderen verspricht er wöl verfüegen das der ander bezallt werde, so hat er den ersten umb die schuld nicht zu beclagen, sonder wann er dem anderen ain gelter stellt der ine zu bezallen hat, so ist er seines zuesagens müessig, und der ander soll es einbringen [Seite 305] von dem so ime der erst stellt.

[Buch III Titel V § 19]

Die wort so sich zwischen den partheien in ainer handlung verlaufen sollen verstanden werden nach natur und gelegenhait solcher handlung und derselben gemäß.

[Buch III Titel V § 20]

Wann sich zween oder drei umb ain schuld nicht unverschaidenlich verschreiben, so ist ir ieder nicht mer schuldig dann sovil des gelts ieder emphangen, ausgenumen es het der so das gelt eingenumen von den anderen gwalt solch gelt an ir aller stat zu emphahen, oder das die anderen als pürgen gelobt hetten. sonst mag der glaubinger des gelts von dem der solches emphangen hat bekhumen. [Bl. 136a]

[Buch III Titel V § 21]

Ob ainer ain gelt einnimbt auf sich und sein gemainer zu notturft ires gemainen guets, und wo sein gemainer unverschaidenlich mit ime darumb [Seite 306] nicht verphlicht ist, und bezallt der entnemer solch gelt allain, so mag er gegen seinem gemainer clagen zu eroberung des thailgelts demselben seinem gemainer gebürende.

[Buch III Titel V § 22]

Unglükhlich zuefäll und geschicht erledigen den gelter nicht von den schulden so er gemacht hat.

[Buch III Titel V § 23]

Wann ainer dem anderen etwas gibt oder schenkht aus ainer ursach die darauf volgen soll, wo die ursach nicht volgt, so hat derselb gaber macht solch gab oder schankh von dem anderen zu erfordern durch die clag das die ursach nicht erfüllt ist, oder aber zu clagen damit die ursach verfolge.

[Buch III Titel V § 24]

Wann ainer ain verschreibung gibt umb gwalt oder guet aus ainer suech der ubeln [Bl. 136b] ursach, wiewol in der verschreibung ain erbere ursach [Seite 307] der schulden gestellt, doch wo die schnöd ubel ursach gewisen wierdet die verschreibung vernicht und der si gegeben hat erledigt.

[Buch III Titel V § 25]

Wann ain vatter gelt entnimbt und dasselb anlegt zu ernerung seiner khind, wo nachmallen dieselben khind auß zuekhumenden auswendigen guet reich werden und der vatter unvermüglich wuerde, sein si das beruert gelihen glt fur den vatter schuldig zu bezallen.

[Buch III Titel V § 25]

Niemant mag seines schuldners gelter beclagen, er hab dann denselben seinen recht schuldner zum ersten gerechtfertigt und das er nicht zu bezalen hab. dann auch die volfuerung der urtl nicht beschehen soll auf des schuldners gelter oder sein guet, es sei dann das der recht schuldner sonst nichts hab noch bei ime funden werde. [Seite 308] dann in der volfuerung sol zum lezten auf des schuldners gelter angesezt werden, wo sonst nichts vorhanden ist. [Bl. 137a]

[Buch III Titel V § 27]

Ob ain scheffman oder fuerman der sein lon umb das fuerwerch der gueter nimbt ain maut verfuert oder verpotten war darneben fuert, dardurch ain neben dem anderen durch die ambtleut einzogen wierdet, der ist schuldig den nachtail und genumen gueter zu bezallen.

[Buch III Titel VI] Von schulden und schuldbriefen. von bezallung und erledigung derselben.

[Buch III Titel 5 § 1]

On ain schuldner von dem glaubinger zu recht geladen wierdet, und der schuldner khumbt fur gericht zuvor ee der clager sein clag in recht sezt [Seite 309] und bekhennt die schulden, derselb ist nicht zu dringen uber solche bekhantnus in das recht zu dretten, sonder soll im nach mässigung des rechten ain zeit nach gelegenhait der person ires vermügens und der schulden, doch die lengist uber zwai monat gesezt und gebotten werden in derselben zeit den glaubinger zu bezallen. [Bl. 137b] und mag der richter demselben schuldner wol ain peen aufsetzen dardurch er dest embsiger des richters gebot geleb und volziehe. wo auch ain glaubinger dem richter uber sein schuldner ausserhalb rechtens clagt umb ain schuld der sich der glaubinger mit aigner hand oder sonst glaubwirdig verschriben, so hat der richter macht den schuldner fur sich zu ervorderen ine der schuld zu erinnern, und so er die bekhennt und nicht gegrundt [Seite 310] ansehlich einred darwider hat ime die bezallung beruerter gestalt aufzulegen, und wo er daruber verzüg alßdann den glaubinger ôn ladung und rechtfertigung in des schuldners haab und güeter anzusetzen, und darin zu verfaren gleicher weiß als ob die mit urtl und recht behabt wär. und das wierdet verstanden auf die personen so landsessen und mit leib und guet dem gerichtsstab underworfen sein. dann die auslender oder ander so verdächtlich person sein oder nicht zu bezallen haben die sein schuldig dem glaubinger durch burgen oder phand sicherhait zu thuen, das si des richters gebot in der benennten zeit genueg thuen wöllen. wo si der khains thuen, mügen si in verpot [Bl. 138a] oder gefänkhnus nach gelegenhait der person und schulden angenumen, dardurch si nicht [Seite 311] entwichen und der glaubinger durch si nicht betrogen werden.

[Buch III Titel 6 § 2]

Ob ainer der schuldig ist ain fraihait erlangt das er in ainer zeit umb solch schulden nicht beclagt werden muge, derselben fraihait mag der schuldner nicht geniessen, er thue dan zuvor sein bekhentlichen glauben, sicherhait mit phand oder purgen si zu ausgang derselben freihait der schulden zu bezallen.

[Buch III Titel 6 § 3]

Wiewol der glaubinger, dem sein schuldner und gelter ainicherlai auf ainen benanten tag hinderstellig zu thuen ist, der desselben tag verscheinung umb solch schulden gegen dem gelter in recht nicht handlen mag, sonder möcht auch darumb gestrafft werden als ainer so der zeit halben mer ervordert dann ime gebürt. doch wo redlich ursach vor augen sein, als ob der schuldner [Seite 312] auß aigner boßhait, verschwendung seines guets und [Bl. 138b] in ainicherlai waiß und nicht aus unversehen unglückhfall, als raub brunst schifbruch und dergleichen zuefällen, zu armuet khumen wollt, mag der glaubinger in recht wol handlen nit umb die schuld sonder umb sicherhait burgschaft oder phand, damit er auf den bestimbten tag bezallt werde, der glaubinger het dann seines schuldners unwesen oder armuet vor der gemachten schuld gewisst, so het er nicht macht auch umb die bemelten sicherhait in recht zu handlen, dann der glaubinger soll ime selbst verweisen warumb er uber solch wissen disem schuldner getraut hab. wo auch der glaubinger ander mittel heet dardurch er der bezallung auf den gesezten tag gewiß sein möcht, so wär aber nicht recht umb verrer sicherhait [Seite 313] vor demselben tag zu handlen. wo aber der schuldner oder gelter solch sicherhait, daz ist purgschaft oder phand nicht gäbe, mag der glaubinger aus der ersten erkhantnus nach verscheinung des benanten tags in des schuldners guet gesezt und verrer zu bezallung der schulden mit demselben guet gehandelt werden, wie ordnung und recht ist. [Bl. 139a]

[Buch III Titel 6 § 4]

Ain ieder schuldner der mit recht die schulden zu bezallen erkhent wierdet und nicht hat davon er bezalle, der mag darumb gefänkhnust werden biß er bezallt.

[Buch III Titel 6 § 5]

Item, ie zu zeiten beschicht, daz der eelich man seiner hausfrawen ain suma gelt schuldweis verschreibt als ob es gelihen oder bezalt gelt wär, dergleichen die fraw irem eeman, dardurch die rechten erben betrogen werden. solch handlung vermueten die recht nicht fur [Seite 314] richtig sonder fur scheinhändl, es werde dann öffentlich die warhait des gelihnen gelts und die bezallung gewisen. darumb sollen solch schuldbrief so dermassen ausgeen gruntlich inhalten, von wann der frawen oder dem mann das gelihen gelt heerkhume, und zu waß notturft die person der gelihen wierdet dasselb gelt gepraucht, und ander umbständ zu erforschen dardurch die handlung zwischen in als zusamengefugten personen in der that wissentlich verstanden werde, sonst sollen solche schuldbrief uncreftig sein. [Bl. 139b] dergleichen ist zu versteen zwischen vatter und sun, mueter und tochter, den gerhaben und den waisen.

[Buch III Titel 6 § 6]

Wer ausser gericht vor leuten bekhennt, das er dem oder disem schuldig sei und benennt die ursach warumb die schuld gemacht, demselben ist solch sein bekhantnus [Seite 315] in recht unschedlich.

[Buch III Titel 6 § 7]

Welcher schuldner sein guet verkhumert oder verändert zu betrug seiner glaubinger, dieselb handlung ist nichtig. und ob der solch guet annimbt das waist oder ist gewarnet dasselb guet nicht zu khaufen oder anzunemen und thuet das darüber, der ist des betrugs thailhaftig und soll ir handlung abgethon und si bed gestrafft werden, ob gleich der glaubinger auf solchem guet khain satz oder phandschaft sonder von schuld wegen ainen gemainen persondlichen spruch darzue hat.

[Buch III Titel 6 § 8]

Wo ain sun der noch in seines vatters macht [Bl. 140a] und gwalt ist zu merkhlicher eehafter not und nicht leichtfertigkhait schulden macht oder ander nachthailig handlung thuet ôn wissen und vergunnen seines vatters, der soll zu bezallung und genuegthueung derselben [Seite 316] sachen geurthailt werden auf sein des sun aigen und nicht des vatters guet. ob aber der sun solche nicht hat, mag er darumb gefänkhnust werden, damit den jungen nicht ursach gegeben werde ander leut auf ir vätter vertrawen zu betriegen oder anzusetzen, wiewol etlich fäll sein darin derselb sun allein nach seinem vermügen und nicht mer zu thuen schuldig ist.

[Buch III Titel 6 § 9]

Wann ainer durch kriegsleuf fenkhnus prunst oder ander unglückhlich zuefäll in verderben khumbt und schulden auf ime hat, mit demselben soll mitleiden gehalten, und ob er wider zu narung khumbt, nicht verrer verurthailt werden dann sein vermügen ist. zu versteen, das er nicht zu dem bettlbrot gedrungen, sonder soll mit zeit [Bl. 140b] und weil nach gelegenhait seines vermügens in bezallung erkennt [Seite 317] werden, dann unmenschlich wäre ainen zu verdamen und ain höher purd seinem schmerzen aufzulegen, der ôn sein schuld durch unglukhfall sonst alles seines guets beraubt ist.

[Buch III Titel 6 § 10]

Welcher khindern so in der eltern gwalt sein ôn wissen derselben eltern gelt leicht auf die khunftig erbschaft oder in ander weeg, dardurch die khind unzimblich leben und dasselb plößlich verschwenden, derselb glaubinger soll das selb gelihen gelt verliesen und zu ewigen zeiten mit ainicherlai clag darumb nicht zuegelassen werden.

[Buch III Titel 6 § 11]

Ain ieder ist schuldig zu halten das er handelt und sich verphlicht, und ob dasselbig wider der oberigkhait gesezt doch nicht wider götlich nattürlich recht oder guet sitten ist.

[Buch III Titel 6 § 12]

Der glaubinger wierdet nicht geacht in verzug [Bl. 141a] zu sein dem sein gelihen [Seite 318] gelt nicht gar sonder ainß thails bezallt wierdet, ausgenumen die schuld wär nicht lauter, so soll der glaubinger die schuld leutern. und ist genueg, ob ain schuldner an ainer unlauteren schuld ain phund phening gibt, ist der glaubinger phlichtig sich benüegen zu lassen biß er die schuld clar macht.

[Buch III Titel 6 § 13]

Und wann der schuldner die schuld zallen will, aber nicht den schaden darein er den glaubinger gefüert hat, so ist der glaubinger ains ôn das ander nicht schuldig zu nemen, wo sich der schuldner nicht zu zimblicher zeit oder an zimblicher stat zu bezallen erpeut.

[Buch III Titel 6 § 14]

Drei fäll sein aus denen ain schuldner geacht werden mag, es sei in verzug oder genuegthuoung oder bezallung: zum ersten, das er das guet so er widerumb antworten soll in seiner gwalt hab oder mit gefärde gehandelt dardurch dasselb in [Seite 319] seiner gwalt nicht sei. zum andern, das er wisse oder schuldig sei zu wissen gewesen dasselb [Bl. 141b] guet wider zu antworten, dann es wierdet gleich geacht etwas zu wissen oder schuldig sein zu wissen. darumb mag ain pillich unwissen ain von dem verzug entschuldigen, als wann ain schuld oder handlung alt ist und der schuldner selbst nicht gemacht, oder so unlauter, das ain pillicher zweifl darin ist. zum dritten, soll ain schuldner darumb ainsten ersuecht werden. aber wo das recht oder aines selbst angenumener und gesezter tag und zeit, ist verrer ersuechung ôn not.

[Buch III Titel 6 § 15]

Wann ainer den verzug des schuldners weisen wil, ist not die ietz beruerten drei articl zu weisen.

[Buch III Titel 6 § 16]

Die schulden, so man aus des richter [Seite 320] ambt und erkhantnus schuldig ist, sollen vor gericht oder durch des richters vermanung offentlich ersuecht werden, und ist darumb ain gesonderte ervorderung nicht gemäß.

[Buch III Titel 6 § 17]

So ainer ainem ain münz leicht die nachmallen vergeet oder verpotten wierdet, so soll er ine bezallen mit der newen münz und dem wert den si hat gegen der die gelihen worden ist. [Bl. 142a]

[Buch III Titel 6 § 18]

Niemant soll sein widerparthei umb ainicherlai schuld oder handlung so auf zeit täg zweifl mit underschied gestellt ist beclagen, derselb tag oder underschied sein dann verschinnen und erfüllt, wil er anderst die straf des rechten entfliehen.

[Buch III Titel 6 § 19]

Ob ainer von dem anderen ain schuldbrief erledigt, so ist nit genueg das der glaubinger den schuldner umb solch schuld schriftlich quitiert, sonder der [Seite 321] schuldner mag begeren das auch der haubtbrief vernicht werde.

[Buch III Titel 6 § 20]

Ob ainer ôn des anderen wissen von desselben schuldner gelt emphächt und der ander verhängt nachmallen in sein handlung, so wierdet im der erst umb solch that und gelt verphlicht. wo aber der ander nicht verwilligt so wierdet sein erster schuldner durch solch bezalung nicht bemuessigt.

[Buch III Titel 6 § 21]

Wann der sun von seinem aigen guet darin der vatter khain gebrauch noch nutz hat fur [Bl. 142b] denselben seinen vattern mit seinem wissen und willen ainicherlai schuld bezallt, dieselben schulden mag er von dem vattern oder den miterben wider ervordern, und wierdet in zweifl nit vermuet daz er den vattern solch schulden hab schenkhen wollen.

[Buch III Titel 6 § 22]

Die cosstung so ain man thuet in [Seite 322] khrankhaiten seines weibs mag er nicht wider ervordern, ausgenumen die krankhait wär so langwierig das dardurch die wirtschaft und des manns dienstberkhait erlege, als in den betrisen und unsinigen. wo si dann ain heiratguet hat mag er si von demselben heiratguet erneren, oder ob si sonst güeter hat von denselben die notturft nemen, soverr er bezeugt daz er die cosstung wider erfordern wölle, sonst wierdet verstanden er hab sein darlegen aus chönlicher lieb gethon.

[Buch III Titel 6 § 23]

Wo die partheien aine der anderen schuldig es sei in gelt oder güetern und die schulden bede erleutert und wissen sein, der mag durch den richter gelt gegen güetern [Bl. 143a] oder guet gegen guetern geschäzt und ains gegen dem anderen abgezogen werden. wo aber ainer partheien schuld oder vorderung nicht erleutert wär, [Seite 323] oder mit des andern nicht erleutert und erclärt werden möcht, sol der richter umb die so erleutert ist erkhennen und die anderen auf clärlich erkhantnus anstellen. aber die güeter so ainem behaltnus weiß gegeben oder der sich ainer mit gwalt understanden und ainem anderen entwert, dieselben mügen khainen abzug weder umb schulden lehen noch in ander weeg nicht erleiden, dann die trew hand sol gehalten und der gwaltig entwerer gestrafft werden.

[Buch III Titel 6 § 24]

Wo zwen ainicherlai schuld gegen ainander zu thuen sein, so mag ain abzug beschehen. und ob ainer schuld mer und der anderen minder, so ist der die ubermaß schuldig nicht mer interesse oder zinß verphlicht dann sovil sich von solcher ubermas zu geben geburt.

[Buch III Titel 6 § 25]

Ob ain abzug zwischen beder partheien beschicht, [Bl. 143b] und ir ainer wierdet [Seite 324] dem anderen etwas darüber schuldig, und der schuldner erlegt solches da er es erlegen solle, es sei bei dem glaubinger oder so er das nicht annemen wollt bei der oberigkhait, so mag er umb das phand so er daentgegen versezt unverhinderung clagen.

[Buch III Titel 6 § 26]

Wann drei oder vier unverschaidenlich ainem anderen ain suma schuldig sein, er erfordert die schulden an ir ainem, der gibt im ain thail, er nimbt denselben an, so mag er solch schuld verrer nicht unverschaidenlich ervordern. dann es wierdet verstanden, so er die thailung selbst gemacht und von dem so ime unverschaidenlich schuldig gewesen ain thail angenumen hat, er sei mit ime schweigent ains worden ine umb sein thail verrer nicht zu bekhumern.

[Buch III Titel 6 § 27]

Ob ain gestorbner der schuldig ist khain geschäft gethon und nicht erben verlässt, [Seite 325] so werden die glaubinger durch die oberigkhait an dasselb guet nach gelegenhait aines ieden schulden [Bl. 144a] gesezt. damit aber wissentlich werde ob der berüert sterbent ôn erben abgangen ist, sollen die zuvor ersuecht werden so ime am nechsten wissentlich zuegehört haben, es mügen auch sein erben durch angeschlagen brief oder sonst offentlich berueft werden, und zeit wie sich der gebürt darzue gegeben darin die erben erscheinen und sich der erbschaft annemen. khumbt alßdann niemant, so haben die glaubinger macht die oberigkhait obberuerter massen si einzusetzen zu ersuechen.

[Buch III Titel 6 § 28]

Wo aber wier als herr und landsfürst uns solcher erbschaft als verlassner understüenden oder iemant zuestellten, sollen doch vor allen sachen die glaubinger zuvor davon bezallt, und dem guet ain sorger gegeben das zu verkhaufen [Seite 326] und dann die glaubinger zu benüegen und zu entrichten.

[Buch III Titel 6 § 29]

Ob iemant ain guet zu betruͦg seiner glaubinger verändert oder verkhumert, desselben [Bl. 144b] schuldner guet so er noch hat soll zuvor ersuecht und geschäzt, und wo dasselb nicht geraicht, alßdann das so beruerter massen zu betrug verkhumert worden und wissentlich gemacht wierdet angriffen, und davon den glaubinger, genueg gethon werden.

[Buch III Titel 6 § 30]

Ob iemant seinem khind oder anderen ain heiratguet gibt zu betrug der glaubinger, wiewol das heiratguet verphendt und unverphendt im rechten vil freihait hat, so khumbt doch der betrug dem heiratguet noch niemand anderen nicht zustatten.

[Buch III Titel 6 § 31]

Die quittung, so der glaubinger gibt das ine der gelter bezallt, hat in menig [Seite 327] weeg mer glaubens dann das der gelter den schuldbrief furzaigt, als ob er denselben mit bezallung der schulden erledigt hab. dennocht mag solcher schuldbrief auch aus anderer ursach in des gelter gwalt unbezallter schulden khumen sein, und ist dem gelter not der sich des schuldbriefs behelfen will, dieweil die schuld dardurch bekhennt wierdet, mit zwaien zeugen zu weisen [Bl. 145a] das solcher schuldbrief mit wissen und willen des glaubingers ime zuegestellt sei.

[Buch III Titel 6 § 32]

Ob ain gwalttrager oder handler seines herren schulden bezallt und von den glaubingern die schuldbrief erledigt und darauf schreibt das der herr den glaubingern nicht mer schuldig sei, und desselben handler erben uberantworten dem herren solch schriften, dardurch wierdet der herr nicht ledig von seines [Seite 328] gwalttrager oder handlers erben, sonder ist schuldig, wie die schuld von seines gwalttragers und nicht seinem gelt den glaubingern bezallt worden ist, si zu bezallen.

[Buch III Titel 6 § 33]

Wo die bezallung geweist wierdet hat nicht irrung, der schuldbrief sei vertilgt oder nicht.

[Buch III Titel 7] Von handlung der kheuf und verkheuf.

[Buch III Titel 7 § 1]

Welcher wissentlich ain guet khauft das in [Bl. 145b] verpot ligt, oder aus ainer erbschaft von dem der in bedacht steet ob er die erbschaft annemmen wöll dardurch er die erbschaft nicht zu mindern hat, oder von ainem schuldner khauft zu betrug des glaubingers, oder der von ainem waisen khauft ôn seines gerhaben oder sorgers wissen und willen [Seite 329] der wierdet nicht verstanden daß sein khauf aus ainem gueten gauben beschehe und deßhalben des khauften guets khain herr.

[Buch III Titel 7 § 2]

Fremd oder rechtfertig guet soll wissentlich niemant khaufen noch verkhaufen bei straf des gerichts.

[Buch III Titel 7 § 3]

Welcher ain kriegisch guet wissentlich khauft und nicht durch gefärde des verkhaufer darein gefüert wierdet, der understeet sich alles nachtails und widerwertigkhait so dasselb kriegisch guet nach ime zeucht.

[Buch III Titel 7 § 4]

Ob ainer ain guet ime und ainem anderen khauft, so ist uberflussig das der verkhaufer denselben anderen umb bezallung ersuech, sonder der khauft hat ist ime darumb schuldig zu antworten.

[Buch III Titel 7 § 5]

So ainer dem anderen wein oder traid verkhauft und antwort ime die schlüssel darzue bei demselben kheller [Seite 330] oder cassten da der wein oder traid inligen das er es seiner notturft nach beschehn mag, und ob der khaufer das nicht beschaut nichts minder hat er das posseß desselben guets von dem verkhaufer emphangen.

[Buch III Titel 7 § 6]

So ainer mit dem anderen in khauf steet umb ain guet, und ain dritter ermont den ersten wissentlich er soll dasselb guet nicht khaufen dann es sei sein, der erst khauft es darüber, so mag er nicht sprechen das er dasselb guet mit guetem glauben besitze, und wierdet demnach die emphangen frücht schuldig widerzugeben.

[Buch III Titel 6 § 7]

Wann ain grund verkhauft wierdet mit beschaid, so verr das khaufgelt auf solchen tag bezallt wierdet, so mag der khaufer mittler zeit die frucht und nutzung davon emphahen in kraft des khaufs. so aber das khaufgelt [Bl. 146b] [Seite 331] auf solchen benanten tag nicht bezallt wierdet, hat der verkhaufer macht umb die emphangen nütz zu clagen. wo aber der khaufer an solchem khauf ain thail bezallt, sollen ime die frücht da entgegen zimblich gemuessigt werden.

[Buch III Titel 7 § 8]

Welcher ain guet mit der ietz berüerten underschaid auf ainen tag annimbt und geredt, und der khaufer dem khauf nicht nachkhumbt und deshalben der verkhaufer dasselb guet umb geringer gelt geben müest, ist derselb khaufer solchen abgang zu erstatten schuldig.

[Buch III Titel 7 § 9]

Wann ain khauf beschicht auf bezallung aines benanten tags und der khaufer ist willig demselben tag nachzukhumen, wierdet aber durch merkhlich eehaft not derhalben er durch sich selbst noch ander solch tag und [Seite 332] bezallung nicht laisten mugen hat verhindert, der soll nicht entgelten das so in seinem vermugen nicht gestanden ist.

[Buch III Titel 7 § 10]

Welcher ain guet verkhauft das mit erbschaft [Bl. 147a] an ine khumen soll von ainem der noch lebendig ist, der thuet khain khauf, dann er verkhauft so in wesen der natur noch nicht ist.

[Buch III Titel 7 § 11]

Wann ainer ain guet verkhauft und ain thail des khaufgelts daran emphächt und die ubermaß des gelts wierdet dem khaufer nicht bezallt und das khaufguet ist ime nicht eingeantwort, so mag der verkhaufer dasselb guet wol phandweis inhaben biß er von dem khaufer volliclich bezallt wierdet.

[Buch III Titel 7 § 12]

Ob ainer dem anderen wein oder traid verkhauft und tag benennt darauf der khaufer die bei dem verkhaufer heben soll, und es wierdet durch des verkhaufens [Seite 333] abwesen oder in ander weg durch ine verhindert das der khaufer auf den benennten tag solch gekhauft guet bei dem verkhaufer nicht heben mag, und mittler zeit ee wann der khaufer widerkhumbt dieselben weckzufueren hat der wein oder traid schaden genumen, derselb schaden soll dem verkhaufer haimbgeen, dann er ist in der versaumbnus gewesen.

[Buch III Titel 7 § 13]

Wann ainer dem anderen ain grund in ainem flus verkhauft und wierdet der khauf wie sich geburt entlich entschlossen, und das wasser tregt den grund hinweckh, der nachtail ist des khaufers. dergleichen, wo ime das wasser het angeschüt, wär der gwin auch sein.

[Buch III Titel 7 § 14]

Wo zwo partheien ains werden umb ain guet, der khaufer zu nemen und der verkhaufer zu geben umb ain gelt, [Seite 334] wie diser oder der erkhennen wierdet, solcher khauf ist creftig und ir ieder den khauf schuldig zu halten, wie derselb den si furgenumen haben erkhennt, er erkhenn wie er woll. es wuerde dann ir ainer uber den halben thail des khaufgelts von ime dem dritten ubergriffen, so möcht der khauf aufgelöst werden. wo aber der drit in des willen also der ausspruch steet nichts erkhennet oder erkhennen möcht aus ainicherlai zuefall oder ursach, so ist auch der khauf nichts und fuͦran khain parthei solches als ain khauf beclagen. [Bl. 148a]

[Buch III Titel 7 § 15]

Wann ainer von dem anderen ain erbschaft khauft mit aller gerechtigkhait und zuegehorung, wiewol derselb khaufer aller schulden man der erbschaft schuldig ist zu ervordern und die gelter darumben zu beclagen hat, so ist er dennocht nicht [Seite 335] schuldig die schulden so die erbschaft anderen zu thuen ist zu bezallen noch phlichtig dieselben zu verantworten sonder der erb und verkhaufer, es sei dann in anfang des khaufs mit namen beredt worden, das der khaufer auch die glaubinger entrichten solle, und die glaubinger solchs annemen dann der erb hat wol macht das so ime zuesteet zu verkhaufen, aber ainem anderen glaubinger dem es zu thuen ist ôn desselben wissen und annemen ain anderen zaller zu setzen steet nicht in seiner wall.

[Buch III Titel 7 § 16]

Ainer so ain guet verkhauft, alle dieweil er dasselb guet dem khaufer nicht einantwort, beleibt der verkhaufer ain herr desselben guets darumb, so er solch guet [Bl. 148b] nachmals ainem anderen verkhauft und einantwort, so wierdet die aigensherrlichait demselben [Seite 336] andern khaufer rechtlich zuegestellt, aber darumb das der verkhaufer dem ersten khaufer den glauben des khaufs nicht gehalten, ist er im das beiwesen und was er des schaden hat schuldig abzutragen.

[Buch III Titel 7 § 17]

Ob zwischen verkhaufer und khaufer durch betrug gehandelt wierdet, so mag der dem der betrug zu nachtail raicht wol clagen, das der khauf aufgetrennt werde. hat aber ain dritter zwischen verkhaufer und khaufer den betrug gehandelt, derselb mag umb den betrug beclagt werden, wo khain ander mittl ist dardurch dem schadhaften geholfen werde. und der betrug wierdet nicht aus minderung oder merung des khauf lapß [?] sonder aus gelegenhait der handlung und that verstanden.

[Buch III Titel 7 § 18]

So ain khauf ordenlich beschlossen [Seite 337] wierdet. und ob der verkhaufer nachmallen von begier [Bl. 149a] wegen zu dem verkhauften guet und ob auch dasselb durch den verkhaufer nit gebessert worden zwifach khaufgeld darumb geben wollt, so soll doch der khauf darumb nicht zertrennt noch der khaufer getrungen werden das khaufgelt wider zu geben. dann ain ieder verkhaufer schätz zum ersten sein guet hoch, der khaufer auf das geringist, biß der verkhaufer etwas in seiner schatzung nachlässt und der khaufer hinzuelegt dardurch si des khaufs ains werden. und dieweil solch handlung aus guetem glauben beschlossen wierdet, erleidet das recht oder vernunft nicht auf ainer partheien begeren oder geren solche handlung aufzulösen, es wäre dann der verkhaufer ubergriffen uber den halben thail [Seite 338] [thail] des rechten werts des verkhauften guets.

[Buch III Titel 7 § 19]

Ob ainer gueter so in verr und in ainem anderen land gelegen ains tails geringer dann ir wierde ist verkhauft, und will nachmallen sagen, er hab des lands [Bl. 149b] geprauch und der gueter nutzung nicht gewisst, der soll nicht gehört [werden], das der khauf darumb zertrennt werde, dann ain ieder ist schuldig seines guets aigenschaft und vermügen zu wissen.

[Buch III Titel 7 § 20]

Wer ainicherlai haimblich verkhauft oder verändert iemant zu betrug, es sei seinem herrn dem er zu thuen ist, seinen glaubern oder ainer gemain dabei er wonet, solcher khauf hat khain stat und soll der verkhaufer gestrafft werden, und der khaufer, so er den betrug gewisst, das so er an dem khauf bezallt hat verliesen. [Seite 339]

[Buch III Titel 7 § 21]

Ob ainer ain guet verkhauft darin er ainen bösen glauben hat und der khaufer waist des nicht, dem soll des verkhaufers böser glauben und betrug nicht zu nachtail raichen, dieweil der khaufer solch guet nicht aus ainer gewundlichen ursach erlangt sonder sein gelt darumb gibt.

[Buch III Titel 7 § 22]

Wer ain frembd guet das nicht sein ist [Bl. 150a] verkhauft und der khaufer wais nicht anderst, es sei dasselb guet des verkhaufers, und ersizt desselben ordenlich nutz und gweer, so ist der khaufer nicht schuldig dasselb guet dem rechten herren wider zu geben sonder soll der herr den wert desselben guets bei dem verkhaufer suechen.

[Buch III Titel 7 § 23]

Wann ainer dem andern ain guet verkhauft der mainung, wo er der verkhaufer oder sein erben das khaufgelt wider erlegen, das inen alßdann [Seite 340] das guet wider zuegestellt werde, die erben erlegen solch khaufgelt, des khaufers erben wöllen das guet nicht wider volgen lassen sonder sich des khaufs halten, mag darumb clagt werden durch die clag des khaufs oder furgewendter wert, und sol aufsehen im rechten gehalten werden auf das, so der khaufer nach der zeit als des verkhaufers erben das gelt erlegt von demselben guet emphangen hat.

[Buch III Titel 7 § 24]

Welcher ain guet verkhauft das ain beschwerung auf ime hat und waist dieselben [Bl. 150b] beschwerung aber der khaufer nicht, und verhellt solch beschwerung dem khaufer, derselb khauf mag durch erkhantnus des rechten aufgelöst werden. sonderlich wo deshalben ain gefärde an dem verkhaufer verstanden wierdet, so ist er dem khaufer sin interesse und [Seite 341] schäden was er solches verhaltens nachtail leidet schuldig.

[Buch III Titel 7 § 25]

Welcher ainem anderen holz oder stain in ainem grund verkhauft, der mag clagen wo er der khaufer dasselb holz oder stain in rechter zeit nicht weckh füeret, dann der nachtail ist des verkhaufers, wo ime der grund zu rechter zeit nicht geraumbt wierdet.

[Buch III Titel 7 § 26]

Ob ainer ain frembd guet das nicht sein ist verkhauft und wierdet nachmals ain erb des so dasselb guet ist, der ist alsdann schuldig den khauf zu volziehen.

[Buch III Titel 7 § 27]

So ainer dem anderen ain guet verkhauft auf ainen nemblichen tag zu bezallen und vertraut ime solcher bezallung auf denselben [Bl. 151a] tag und antwort im das guet, aber der [ver]khaufer bezallt in nicht, so mag der verkhaufer dieweil er des khaufers [Seite 342] glauben umb das khaufgelt anfänkhlich gevolgt das verkhauft guet nicht wider anfordern noch einziehen, sonder allain umb das khauflon clagen.

[Buch III Titel 8] Von gweerschaft.

[Buch III Titel 8 § 1]

Wann ainer ain guet [v]erkhauft von dem dritten davon angesprochen wierdet, der soll seinem verkhaufer die ansprach mit wissen verkhunden und hilf von ime begeren ine zu vertretten und beizusteen in recht. und solche vertrettung und gewerschaft ist der verkhaufer vor dem gericht da der khaufer beclagt worden, ob der verkhaufer gleich sonst vor demselben richter zu antworten nicht schuldig wäre, phlichtig auf sein cosstung und darlegen zu thuen, und so weit das auch die briester in disem fall der [Seite 343] laien gericht nicht waigern mugen, soverr zwischen beden thailen [Bl. 151b] in dem khauf sonderlich widerwertigs deßhalben nicht uberkhumen ist. dann wo der verkhaufer solchen beistand und vertrettung darüber nicht thät, so ist er dem khaufer phlichtig nicht allein umb die aberkhennten gueter und gwerschaft sonder auch ine umb all erlitten gerichtscosstung benuegig zu machen. wo aber dem verkhaufer die ansprach allin verkhundt und khain beistand noch vertrettung in recht an ine begert und der khaufer verlüstig wierdet, so mag er seinem verkhaufer umb die gweerschaft und abgebrochen gueter allain und nicht umb die gerichtsschäden beclagen.

[Buch III Titel 8 § 2]

Wann der verkhaufer den khaufer vertretten will im rechten, so hat er das nicht zu thuen als ain gemainer [Seite 344] beschirmer ôn verwilligung des clagers, doch vor des khaufers als antworters und nicht seinem des verkhaufers gericht. wo aber derselb verkhaufer solch vertrettung thät nicht als gemainer beschirmer sonder das er die handlung in [Bl. 152a] sich erneuen und damit den khaufer aus des clagers ansprach ziehen wollt, indem wierdet der verkhaufer ôn des clagers verhellen und willen nicht zuegelassen.

[Buch III Titel 8 § 3]

Zwen brueder haben ain gesetz under inen, ob si in irrung fielen sollen si zu güetiger handlung auf ir freund khumen. oder ainer verkhauft ain guet, sein[em] brueder[n] will dasselb von dem khaufer haben und beclagt ine darumb rechtlich, der erst verdrit den khaufer und begert laut irer ordnung die sachen fur die freund zu weisen, nichts minder unverhindert [Seite 345] irer ordnung mag der ander brueder in recht colfaren, und ist ime die gweerschaft und beschirmung in recht zu thuen schuldig.

[Buch III Titel 8 § 4]

Der so ain ansprechig guet an bezallung ainer schulden genumen mag seinem gaber umb gweerschaft zu thuen so wol verkhünden oder furnemen als ob er solch guet khauft het, unverhindert das ime die gweerschaft [Bl. 152b] nicht verschriben ist, der clager hab sich dann solcher gweerschaft verzigen.

[Buch III Titel 8 § 5]

Wer ain guet schenkht der ist nicht schuldig gweerschaft zu thuen, der gaber verphlicht sich dann des oder es werde ain betrug in der handlung gespürt.

[Buch III Titel 8 § 6]

Ob ain gelter seinen glaubinger mit ainem guet bezallt das er auch anderen verphendt hat, der ist schuldig [Seite 346] gweerschaft zu thuen als ob es ain khauf wäre.

[Buch III Titel 8 § 7]

Ob ainer ain guet verkhauft das er vor anderen verphendt hat, der ist schuldig dem khaufer dasselb guet zu erledigen ee wann das guet ime ubergeantwort und das khaufgelt bezallt ist. ist aber dem khaufer das guet geantwort, so ist ime der verkhaufer des nicht schuldig sonder der khaufer soll der ansprach erwarten.

[Buch III Titel 8 § 8]

Der verkhaufer ist schuldig gweerschaft zu thuen und ob das nicht beredt wierdet, die gwerschaft werde im dann williclich nachgelassen. [Bl. 153a]

[Buch III Titel 8 § 9]

Wer sicherhait mit pürgen umb gwerschaft thuet und ime wierdet und nicht den purgen die ansprach verkhündt, der hat der burgen halben khain waigerung, sonder ist genueg das ime verkhündt ist.[Seite 347]

[Buch III Titel 8 § 10]

Ob der [ver]khaufer umb das khaufguet angesprochen wierdet und verkhündt dem verkhaufer nicht, oder der khaufer erscheint vor gericht nit und ist ungehorsamb oder der richter fellt ain urtl wider den khaufer ime unverkhündt, in den fällen allen ist der verkhaufer dem khaufer khain gweerschaft schuldig, der khaufer hab dann den gweerer mit der verkhündung nicht betretten mugen. und ob der khaufer spräch, der verkhaufer het die ansprach gewisst darumb sei unnot gewesen ime zu verkhünden, das tregt dem khaufer nicht für, dann er soll dem verkhaufer verkhünden ob er seines schermb oder beistand begere, und solches mit wissen oder schriften des gerichts handlen.

[Buch III Titel 8 § 11]

Wann dem khaufer das khauft guet nicht [Bl. 153b] anbehabt wierdet [Seite 348] in recht, so ist ime der verkhaufer zu thuen nichts schuldig, es sei dann die ansprach vor dem khauf vor augen gewesen und anders davon gehändelt worden.

[Buch III Titel 8 § 12]

Wann durch das gericht ain guet verkhauft wierdet zu bezallung der glaubinger, nichts minder ist der schuldner dem die bezallung zu guet khumbt gweerschaft umb solchen khauf schuldig, dann in gerichtlichen sachen wierdet des gerichts handlung der partheien handlung geacht.

[Buch III Titel 8 § 13]

Ob ain guet durch den vatter verkhauft wierdet das dem sun zueghört und der sun ist des vattern erb, deshalben er des khaufs gweer und vertretter ist, demnach mag er umb dasselb verkhauft guet nicht clagen sonder wierdet abgetriben.

[Buch III Titel 8 § 14]

Wann ain guet dem khaufer so dem [Seite 349] gweer verkhindt anbehabt wierdet, soll der richter auf ansuechen des khaufers der frucht acht haben, dardurch ime das so er dasselb [Bl. 154a] guet besser gemacht durch den so das guet erlangt erstat werde. aber umb das khaufgelt wierdet der verkhaufer beclagt.

[Buch III Titel 8 § 15]

Wer seinem verkhaufer ordenlich zu der gwerschaft verkhündt und verleust in recht daz khaufguet mit rechtlicher urtl, dem ist der richter schuldig zu erkhennen das er seines interesse von dem verkhaufer auch schaden und cosstung benuegig werde.

[Buch III Titel 8 § 16]

Der [ver]khaufer so das khauft guet ordenlich zeit daz ist dreissig jar ruebiger ersessen und sich also verjärt hat, dem ist der verkhaufer khain gweerschaft verrer schuldig. dann wo der khaufer solche verjärung in recht anzaigt und durch den richter nicht [Seite 350] angenumen wierdet, derselb richter handlt wider recht. bringt aber der khaufer solch verjärung nicht für, so ist er selbst an seinem nachtl schuldig.

[Buch III Titel 8 § 17]

Wann nach beschlus aines khaufs und vor bezalung aines khaufgelts ainicherlai der [Bl. 154b] gwerschaft halben einfellt, dieweil dann ain mitl oder handlung die gwerschaft furkhumbt, so ist der khaufer nicht schuldig zu bezallen, er werde dann der gweerschaft halben gesichert.

[Buch III Titel 9] Von gemächt und verschreibung zwischen den chonleuten.

[Buch III Titel 9 § 1]

Wann zwai eeleut etwas an ainander verkhaufen und wierdet dem khaufer von dem anderen das khaufgelt oder guet geschenkht, solches ist khain khauf und die handlung soll nicht craft haben. [Seite 351] ob auch ain kauf zwischen inen beschicht umb geringer gelt dann der wert des guets ist und wierdet das khaufgelt bezallt, so ist doch der khauf uncrefftig umb sovil als das guet geringer verkhauft oder umb sovil daran geschenkht worden ist. [Bl. 155a]

[Buch III Titel 9 § 2]

Das weib hat nicht macht zu clagen umb das heiratguet ôn des manns sonder wissen und bevelch, dann der hauswirt des heiratguets rechter herr ist. ob aber der man verderben wollt und sein guet plößlich gebrauchet oder sovil schuldig wäre daz er von der ubermas heiratguet und widerlegung nicht zu bezallen hat, hat das weib wol macht zu handlen und zu clagen, damit ir heiratguet und gemächt unverkhumert beleib gegen dem mann wo er nicht zu bezallen hat. soverr er aber nichts hat, alßdann mag si gegen anderen [Seite 352] die sein guet erkhauft oder in ir gwalt bracht nach aufrichtung des gemächts oder gegen des manns schulden clagen, inmassen si darumben zu clagen macht hat, wo der man mit todt vergangen wäre. aber gegen den so vor ir phandschaft auf ausgetrukhten guetern gehabt oder wider die khinder so der man bei ainer anderen frawen gehabt und derselben khinder guet hat si nit zu clagen. si hat auch nicht macht, wo si solch vermacht guet erlangt, dasselbe zu [Bl. 155b] verkhumern oder zu verkhaufen sonder sich den haußwirt und khind davon zu underhalten. und was von derselben frucht und nutzung uber die notturft ist, davon sollen die glaubinger entricht werden.

[Buch III Titel 9 § 3]

Wann der eeman stirbt oder wissentlich sich zu verderben gibt daz weislich ist, [Seite 353] so hat das weib macht wie oben davon gesagt umb heiratguet und widerlegung zu clagen und an einziehung des heiratsguets so dem mann bezallt oder verphendt worden ist mag sich khainerlai verjärung noch ainicherlai ander geltschulden noch phandschaften nicht verhindern, dieselb verjärung werde dann von der zeit des mannß absterben oder seines verderben gerait.

[Buch III Titel 10] Von heirat, heiratguetern, widerlegung und morgengab und derselben handlungen.

[Buch III Titel 10 § 1]

Wann täg zu abred ainer heirat furgenumen, [Bl. 156a] so wierdet nach erkhundigung aines gueten lobmunds und erber sitten mit namen gehandelt von der praut heiratguet, zu latein dos genant so si dem [Seite 354] khunftigen mann zuebringen soll, nachmallen von des manns oder des preutigam widerlegung das genant wierdet ain gab von der conschaft wegen, zu latein donation propter nupcias, nachmalen so die praut ain junkhfraw ist wierdet gemelt die morgengab. dieselb gab ist ain belonung der jungkhfreulichen eeren oder magthumbs, des gleichen, so ain wittib aim jungen gesellen und nicht ainem wittiber vermähelt ist si im die morgengab schuldig, aber so wittiber und wittib zusamen heiraten die geben noch nemen khain morgengab. und im ende redet man von der varenden haab die hernach iren sonderen titl hat.

[Buch III Titel 10 § 2]

Der gemain landsprauch unsers furstenthumbs Osterreich ist, daz gemainclich der praut heiratguet [Seite 355] und des preutigam widerlegung an der suma gleich sein aber [Bl. 156b] die morgengab, so man auch ain verloren guet nennt, steet im beschlus und abred der heiratleut, doch wierdet gemainclich halb sovil als des heiratsguets allain ist zu morgengab benennt. solch heiratguet wierdet zu zeiten in ainem gelt baar bezallt daentgegen soll man quitung solcher bezallung nemen, zu zeiten auf gueter den man ausgezaigt und verschriben, da entgegen ist der preutigam schuldig heirat- oder vermächtbrief zu fertigen darin solch heiratguet auch sein widerlegung zusambt der morgengab bestimbt und auf sein nemblichen ausgetrukhten guetern wo er die gesondert hat oder auf allem seinem guet der praut verphenden, so es zu fällen khumbt [Seite 356] damit si das so ur zuegeburt wiß zu finden. solch vermächtsbrief sollen der praut oder iren eltern dieselben zu verwaren geantwort werden. und wierdet mit dem beruerten heiratguet widerlegung und morgengab gehandelt hernach beruerter weiß: [Bl. 157a]

[Buch III Titel 10 § 3]

Alle dieweil die gemelten zwai ee- und chonleut bei und mit ainander leben, soll von solchem zuebringen heiratguet und widerlegung die purden des eelichen stands underhalten werden. wo si dann abgeen und ain khind oder mer hinder inen verlassen das si mit ainander erobert, dieselben khind erben alßdann solch guet, wie alle recht naturlich und geschriben gesetz das vermügen. und wann si khumen zu den fruchtbaren oder vogtberen jaren daz si geschäft thuen mügen, und ir vatter und mueter [Seite 357] abgangen sein und nicht erben die von recht zu enterben nit gebürt verlassen, haben si macht an iren lezten zeiten und sonst ir vätterlich und mueterlich erbguet zu irer sel hail oder wie si verlangt zu geben und zu verschaffen als der erberkhait gezimbt nach irem willen, als auch solches in den titlen von geschäft und erbschaft hernach clarlich anzaigt wierdet. und hat alßdann der erblich widerfall so [Bl. 157b] die eltern nechsten freund noch desselben fruchtbaren oder vogtbern khindern abgang suechen möchten darwider nicht stat, dann das khind die jar seines erbfalls erlebt das er von recht selbst mit seinem guet hat handlen mugen.

[Buch III Titel 10 § 4]

[Wenn (Text unleserlich!)] der man vor der frawen stirbt und lassen nicht khind mit ainander oder das dieselben khind vor [Seite 358] iren fruchtbern jaren auch abgeen und vor der mueter, so beleibt die mueter nichts minder bei heiratguet widerlegung und morgengab und behellt die güeter darauf si verschriben sein ir lebenlang. und wann si abstirbt, so geet ir heiratguet den nechten freunden haimb und die widerlegung fellt des vorgestorbnen manns erben wider haimb oder darfür die güeter so darumb verschriben sein.

[!13"10 § 5]

Dergleichen ists, wann das weib vor dem mann stirbt und das si nicht khinder mit [Bl. 158a] ainander lassen, oder daz die khind auch vor ine wie vorsteet abgeen, so beleibt des weibs zuebringen bei dem mann sein lebenlang, und wann er abstirbt, so fellt dasselb haim wie obsteet. es haben des abgestorbnen nechsten freund [Seite 359] auch wol macht die verphendten gueter umb die suma des heiratsguets und widerlegung oder morgengab welches dann fellig wierdet abzuͦlosen gemainclich zwischen weihennachten und lichtmes, doch das dieselben suma gelts der widerlegung wider angelegt oder vergwist werde, damit die erben desselben ersten abgestorbnen nach abgang des anderen, so si khain khind obberuerter massen verlassen, wissen zu finden.

[Buch III Titel 10 § 6]

Aber mit der morgengab hat das weib albeg, si sterb vor oder nach, si hab khind oder nicht, zu handlen zu thuen zu lassen zu vermachen und zu verschaffen wem si verlusst. wo si aber deshalben nichts [Bl. 158b] ordent und stirb vor ôn khind die er bei ir hat, so gewinnen die ir nechst freund zusambt dem widerfall ires heiratguets nach irem todt. [Seite 360]

[Buch III Titel 10 § 7]

Wo das weib den man uberlebt und er ir khind so er bei ir hat verlässt, soll si sich mit aufrichtung aines erfinder oder inventari auch gerhabschaft und der anderen heirat halten wie in den hernach geschribnen articlen und titln angezeigt wierdet, wil si straf schaden und schand emphliehen.

[Buch III Titel 10 § 8]

Wo umb heiratguet und widerlegung vor der heirat nicht gehandelt werden mag solches dem landsprauch gemäß nach der vermählung und beiliegen beschehen und beschlossen werden.

[Buch III Titel 10 § 9]

Wiewol ain gemain sprichwort ist, mit lügen und mit lissten soll man heirat [Bl. 159a] stiften, wöllen wir doch was von heiratguet und widerlegung in den heiraten zuegesagt und weislich wierdet durch brief oder personen, das solches vor allen anderen [Seite 361] geschäften und schulden unausgetrukhten elteren phandschaften, sonderlich denen phandschaften die auch benennt doch nach der heirat beschehen sein, dem lebendigen thail entricht werde. dann pillich ist, was man zu aufrichtung underhaltung und becrefftigung der löblichen chonschaft zuegesagt, das solches volzogen werde.

[Buch III Titel 10 § 10]

Ob ainer ain heiratbrief verfertigt und bekhennt darinnen er hab zu heiratguet sovil emphangen, demnach hab er sovil widerlegt, und hat doch das heiratguet nicht eingenumen, so ist die verschreibung nichts, dann die widerlegung wuerde mer schankh oder gab gemäß die zwischen chonleuten verpotten ist. aber das wir ain [Bl. 159b] widerlegung nennen, wierdet verstanden das etwas da entgegen vor gegeben oder zuegesagt sei, [Seite 362] die ist erlaubt, und daz ist zu versteen zwischen chonleuten die aines stands und wesens sein. ob aber ain gemeiner man so reich ist ain frawen aines namhaften adls die armb ist nimbt, der mag ir etwas vermachen, das wierdet verstanden als beschehe es zu ergezlichait ires stands und adls.

[Buch III Titel 10 § 11]

Wann ainer schuldbrief umb das heiratguet seiner tochter oder der so er verheirat gibt, und ain zeit benennt oder sonst zuesagt ain zeit darinnen er dasselb heiratguet bezallen wölle und verzeucht uber solch zeit, bezallt nicht, so ist er alsdann das interesse und schäden so dem man aus dem verzug ersteet schuldig zu bezallen nach erkhantnus des gerichts. wierdet khain zeit benennt so hat er zu dem verzug ain jar und nicht lenger, darinn soll das heiratguet [Bl. 160a] [Seite 363] bezallt oder hinnach mit sambt den erlittnen schäden erstat werden.

[Buch III Titel 10 § 12]

Wann ligende gueter umb heiratguet oder widerlegung verphendt oder verschriben, so soll ain iedes guet in seinem wert nach erberem zimblichem landleufigen anschlag geschäzt und khain thail darinnen beschwert, damit so es zu fällen khumbt und die armen der losung nach dem landßprauch nicht vermögen wider landleufigen erberen gebrauch nicht betrogen werden. und die gemächt so anderst gefertigt sollen in dem jar darin si wider disen articl ausgericht sein khain craft haben sonder durch die oberigkhait versehen werden. damit heiratguet und widerlegung gleichmässig und in der zal und phandung der güeter khainem thail ubersezt sein.

[Buch III Titel 10 § 13]

Es begibt sich zu zeiten, das die herren so [Seite 364] [Bl. 160b] ire dienst-junkhfrawen steuren und denselben heiratgüeter geben. so dann dieselben ausgesteurten ôn khind abgeen und solch heiratguet ledig wierdet, so gebürt der widerfall nicht dem herren noch seinen erben sonder der ausgesteurten junkhfrawen nechsten erben, wo si solch heiratguet unverschafft hinder ir verlässt. dann so der herr das heiratguet bezallt so wierdet verstanden er hab solches seiner dienerin geschenkht oder ir dienst damit belont. wo si aber gar khainen erben verlies und widerfall dem herren in abred der heirat zuegesagt oder verschriben worden, des doch khain herr begeren soll, so volgt derselb dem herren.

[Buch III Titel 10 § 14]

Ob die hausfrawen ausserhalb des heiratguets ander aigen gueter haben, derselben soll sich der hauswirt ôn des weibs sonder wissen und willen zu handlen in khainen weg understeen noch [Seite 365] einmüschen. was er aber also handeln wuerde hat khain craft. [Bl. 161a]

[Buch III Titel 10 § 15]

Ob man vil heiratguets zuegesagt und nicht gar bezallt, so soll die widerlegung demselben gemäs und nicht mer daentgegen entricht werden, obgleich vil mer und dem zuesagen gemäs zu widerlegung verschriben oder verphendt worden wär.

[Buch III Titel 10 § 16]

In dem guet so das weib ausserhalb oder uber das heiratguet hat mag der mann mit wissen und willen des weibs handlen clagen und antworten, und was er mit solchem guet gewint soll er zu underhaltung irer wiertschaft geprauchen, aber das haubtguet soll er zu des weibs notturften nach irem willen austailen. und wo der man dem weib solches guets halben sicherhait in dem heiratbrief oder sonst gethon, mag sich sich solcher [Seite 366] sicherhait oder phandschaft betragen. wo nicht, sobald er dann daselb guet zu handlen angenumen und gelt oder ainicherlai davon emphangen, so ist all des manns [Bl. 161b] guet schweigent dem weib darumb verphendt aus freiung des rechtens.

[Buch III Titel 10 § 17]

Ob ain wittib khind hat von dem ersten mann und nimbt ain anderen, so mag dem anderen mann nit mer zu heiratguet verschreiben noch vermachen, dann sovil damit den khindern ir mueterlicher gebürender rechtmässiger erbthail unverrukht beleibe. wo si aber abgieng und hat dem anderen man mer und anders dann ietz vermellt ist vermacht oder geschäft weis zuegestellt, das ime beleiben und nach irem und seinem abgang nicht wider auf die ersten khinder fallen sollt, desselben [Seite 367] gemächts mag er nicht mer geniessen dann sovil als der khind ainem aus unverschaftem müeterlichem guet geburt, sovil und nicht mer soll ime auch zuesteen. verlasst si aber auch khind bei dem anderen mann, die thailen mit den ersten khinden das mueterlich erb gleich, und gewint der man auch nicht. daz wierdet auch also gehalten mit dem wittiber so er wider heirat. [Bl. 162a]

[Buch III Titel 10 § 18]

Ob aber solches varent guet ist, soll die varent haab geschäzt werden durch die so bede thail darzue geben, und die mueter oder vatter sicherhait thuen dieselb varent haab treulichen zu gebrauchen, und wann si abgeet, das dieselb oder der geschäzt wert darfür den khinden des ersten manns ôn minderung zuegestellt werden.

[Buch III Titel 10 § 19]

Wann hierinnen von khinden [Seite 368] meldung beschicht, dabei werden auch verstanden enikhl urenikhl und ander gerad absteigent erben. und so von der anderen heirat meldung beschicht, wierdet auch begriffen die drit viert oder funft heirat.

[Buch III Titel 10 § 20]

Ob ain man sein weib als ain erben in seinem geschäft einsezt und verlässt, dieselb fraw hat wol macht ir heiratguet zum ersten von des mannß gueter wie ander geltschuld abzuziehen und das ander erbschaft weis anzunemen.

[Buch III Titel 11] Von geschäften und lezten willen.

[Buch III Titel 11 § 1]

Das geschäft oder lezter will, zu latein testament, wierdet genant ain zeugnus oder khundschaft des gemüets und willen des menschen. und haist [Seite 369] darumb der lezt will, dann solch ordnung gemainclich zu lezter weil des menschen, so er verrer nicht leben mag noch ainicherlai freien willen mer hat, beschehen. darumben sollen solch lezt ordnungen und geschäft mit allem vleiß gehalten und mit mas wie hernach volgt aufgericht und volzogen werden.

[Buch III Titel 11 § 2]

Die geschäft, so sein schriftlich oder mündlich, sollen wolbedächtlich und nicht in beiwesen vergebner personen sonder i n gegenwurtigkhait der zeugen in sonderhait darzue erbetten aufgericht werden.

[Buch III Titel 11 § 3]

Die waisen so zu iren fruchtberen jaren, das soll [Bl. 163a] sein ain khnab zu achtzehen jaren und ain mäidlein zu vierzehen jaren khumen sein, die mügen ordenlich und rechtmässig wol schaffen und iren [Seite 370] lezten willen aufrichten, aber die darunder sein haben nicht macht geschäft zu thuen. es ist auch zu solchem geschäft der gerhaben und sorger ôn not, dann si werden den waisen gegeben inen in dem leben zu rathen und zu helfen, und der will des geschäfts soll von dem geschäftherren und nicht von anderen ausgeen.

[Buch III Titel 11 § 4]

Es ist nicht unzimblich, ob nit alzeit ain ieder geschäftherr gern wissen lässt was er in seinem geschäft verlässt und ordent oder was sein lezter will sei, dann aus vil ursachen solches in gehaimb zu halten bis nach seinem abgang nit allein nuzlich sonder auch notturftig ist. demnach mag ain ieder ain geschäft allain mit seiner selbst hand oder aines anderen in gehaimb aufrichten und aufschreiben, dieselb schrift mit seinem sigil [Seite 371] oder in ander weeg verschliessen und vermachen und alßdann leut und zeugen [Bl. 163b] darzue ervordern, in derselben gegenwurtigkhait aussen auf solch geschäft schreiben oder ain anderen ausserhalb der ervorderten zeugen an seiner stat schreiben lassen, so er selbst nit schreiben khan oder mag, das solches sein geschäft und lezter will sei, und die zeugen das zu gedenkhen erbitten, und zu urkhund daz sich ieder mit seiner hand auch auf daz geschäft schreibe oder schreiben lasse oder mit iren sigiln verfertigen. solch geschäft hat nicht minder craft als wann der geschäftherr die die articl seiner ordnung all mit der zeugen wissen gemacht het, dann die ordnung zu thuen steet in des geschäftherren willen und nicht in der zeugen, und ist der zeugen anderst nit [Seite 372] not dann daz man waiß daz solch geschäft entlich des geschäftsherrn mainung geschäft und lezter willen sei. anderst ists, wo ainer sein geschäft mündlich thuet und zeugen darzue ervordert, die sollen nicht allain von seinem geschäft sonder auch die articl seiner ordnung und willen wissen und bekhennen.

[Buch III Titel 11"5]

Item, so iemant sein geschäft oder lezten [Bl. 164a] willen bei gesundhait und guetem vermugen offenbar in brieflich urkhund begreift, dasselb sigilt und durch gebetzetlen zwen oder drei glaubwirdigen man neben ime zu sigiln erbit.

[Buch III Titel 11 § 6]

Item, desgleichen so er in seiner krankhait und not drei oder vier sigilmässig verstendig redlich personen zu zeugen und besiglung [Seite 373] und underschreibung seines lezten willen erbit.

[Buch III Titel 11 § 7]

Item, oder das geschäft allain selbst besigilt und mit aigner hand underschriben hat, solche geschäft und lezte willen, wo si dann von dem geschäftherren rechtmässig und ordenlich gemacht sein und ander gestalt nicht, sollen glauben und craft haben.

[Buch III Titel 11 § 8]

Desgleichen, wo ainer ain geschäft vor seiner oberigkhait thuet, mit zwaien zeugen bewisen.

[Buch III Titel 11 § 9]

Item, in gemainer pawersleuten lezten willen und geschäft mügen ain priester und zwen oder drei zeugen so geschworen umb die [Bl. 164b] articl des geschäfts sagen, das geschäft oder lezten willen becreftigen. aber den petschaden, so ie zu zeiten durch drei oder vier pawersman, si sein richter [Seite 374] vierer oder ander pawern, auf ain geschäft getrukht ôn teuglich zeugen durch ungeschworen schreiber geschriben, und wo si nachmallen wie zu recht genueg ist darumb nicht bekhennen, denselben geschäften soll khain glauben gegeben werden.

[Buch III Titel 11 § 10]

Die khind so in irer vätter gwalt und zu iren fruchtbern jaren khumen und gueter haben die inen nicht von dem vatter oder seinem guet ausgestanden sonder ausserhalb, es sei von mueterlichem oder anderen erbschaften angefallen, oder mit iren diensten auswendig an si khumen sein, mugen dieselben wol verschaffen und geschäft darüber aufrichten nach rechtlicher ordnung, des vatters halben unverhindert. ob auch der vatter dem suͦn seines embsigen vleiß und dienst [Seite 375] wegen ime bewisen ainicherlai geschenkht het, daz mag er verschaffen doch nach ordnung.

[Buch III Titel 11 § 11]

Dieweil die rittersman und dienstleut so [Bl. 165a] im veld dienen von khaiserlichen rechten vil freihait haben, wo dann ain rittersman dienstman bei uns als seinem landsfursten von unser und gemainer vatterlands behaltung wegen im veld ligt und daselbst an schlachten sturmen scharmützen oder anderen erlichen thaten schadhaft wierdet, deßhalben er ain eilent geschäft oder ain halbs zu thuen getrungen wierdt, dasselb geschäft und ob das die zierlichait so ain volkhumen geschäft ervordert nicht hat, nichts minder soll das nach seiner inhalt sovil der erberkhait und gemainem rechten gemäs ist volzogen werden. wo aber ainicherlai in solchem [Seite 376] geschäft begriffen das dem rechten entgegen wäre und doch mit zwaien zeugen gewisen wierdet, daz solches des sterbenden entlicher willen gewesen, so soll von freihait wegen so die gemelten ritters- und dienstleut pillichen haben aller vleis furkheert und mitl gesuecht werden sovil müglich ist, vervolgt und benuegen beschehe.

[Buch III Titel 11 § 12]

Der so ain gemain oder ungethailt guet hat [Bl. 165b] mit ainem anderen der mag unverhindert seines gemainer umb sein thail so er an demselben guet hat, wo im sein thail gleich nicht auszaigt ist, geschäft machen, erben einsetzen und geschäft weis handlen wie sich gebürt. doch so es zwischen brüedern und pluetsfreund wär, soverr dann dieselben durch unfreundschaft und böß sitten nicht verwurkht, soll inen ain dritter thail vorbehalten [Seite 377] sein und durch iren brueder oder freund nicht verschafft werden.

[Buch III Titel 11 § 13]

Wiewol geschäft zu thuen ain freie handlung ist und ain ieder von tods wegen sein guet ordnen mag, so soll doch darin die mas und ordnung der rechten gehalten werden.

[Buch III Titel 11 § 14]

Ob ain vatter ain aufschreiben mit seiner selbst hand thuet zwischen seinen khindern wie es nach seinem abgang mit der erbschaft halten sollen, oder ainen anderen aufschreiben lassen in gegenwertigkhait zwaier zeugen, oder solch sein ordnung [Bl. 166a] und mainung in der zeugen beiwesen mundlich verlässt, solch ordnung zwischen den khindern wierdet als ain creftig geschaft gehalten und soll durch die khind volzogen werden, nicht allein des erbguets sonder auch deshalben so anderen darin geschafft [Seite 378] oder zu götlichen sachen geordent ist. wo aber in der beruerten schrift oder mündlichem verlassen ain frembder zu erben eingesezt wäre, het dasselb berüerter mas ôn zierlich aufrichtung aines geschäfts nicht stat.

[Buch III Titel 11 § 15]

Ob der geschäftherr nach dem als er sein geschäft gemacht zehen oder vil mer jar lebet und andert dasselb geschäft nicht noch widerrueft es, so beleibt dasselb beständig und wierdet nicht vermuet, das er desselben vergessen und wo er das gedächtig gewesen het er dasselb geändert. und ob man gleichh sagen wollt der geschäftherr wäre seitheer er daz geschäft gethon merkhlich reicher worden und veindschaft zwischen sein und des [Bl. 166b] benennten erben eingefallen oder dergleichen anzaigen, es werde das wissentlich enderung seines willen oder widerruefung solchs [Seite 379] geschäfts lauter gewisen.

[Buch III Titel 11 § 16]

Wo auch ain geschäftherr ain volkhumen geschäft thuet und macht nachmallen ain anders mit geburlicher rechtmässiger zierlichait, so ist das erst zu stund widerrueft und craftloß.

[Buch III Titel 12] Von geschäften so wider die natürlichen güetigkhait beschehen.

[Buch III Titel 12 § 1]

Wann vatter oder mueter ain geschäft thuet und die khind ains oder mer enterben, also das si die nicht als erben in solchem irem lezten willen oder geschäft nennen und setzen und mit namen nicht anzaigen ursach [Bl. 167b] der entwerung und was gstalt die khind solchen unwillen verschuldt haben, dasselb geschäft ist uncreftig.

[Buch III Titel 12 § 2]

Ob vatter oder mueter irem khind [Seite 380] schaffet mer dann den gebürenden thail und nennen noch setzen dasselb khind im irem geschäft nicht als ain erben, dasselb geschäft ist auch von recht uncreftig, dann es ist nicht genueg daz si dem khinden den rechtmessigen thail ires guets schaffen, sonder si sollen si auch als ir erben in dem geschäft nennen und erkhennen oder si mit ursach enterben.

[Buch III Titel 12 § 3]

Ob die eltern irem erben den rechtmässigen gebürdenden thail ires guets nicht schaffen sonder gar ain wenig khlainschätzig güetl, und erkhennen in doch im geschäft fur ain erben, setzen in auch dermassen ain, so beleibt daz geschäft dennocht creftig und hat der erb nicht macht daz geschäft als unwert zu beclagen, aber wol fueg umb erstattung seines rechtmässigen gebürenden thails zu sprechen, der ime [Seite 381] vervolgen [Bl. 167b] soll und von dem anderen ausgeschaffen guet sovil nach gelegenhait aines ieden zuegestellten thail gebürt abgezogen werden, dardurch dem erben sein rechtmessiger gebürender erbthail erstat werde.

[Buch III Titel 12 § 4]

Item, wann die eltern die khind enterben mit angezaigter ursach in iren geschäften, dieselben geschäft sein von recht creftig, aber den enterbten khindern mag nicht geholfen werden, daz si macht haben wider solch geschäft zu clagen zu erlernen und mit recht zu entschaiden ob die ursach der enterbung so genuegsam sei, daz die eltern das naturlich gesezt und die vätterlich und mueterlich guetigkhait ubertretten haben mugen.

[Buch III Titel 12 § 5]

Item, wider das geschäft so von recht unwierdig und uncrefftig ist darwider ist ôn not zu clagen, dann wie das [Seite 382] beclagt werdt das nichts ist, und werden des geschaften nechts nechst gesipten pluetserben zu dem verlassnen guet des der solch nichtig geschäft [Bl. 168a] gethon zuegelassen als ob derselb ôn geschäft abgangen wäre.

[Buch III Titel 12 § 6]

Wann ain geschäft unwert ist oder vernichtig wierdet aus ursach der enterbung oder furgang ainer eelichen person so von recht nit enterbt oder furgangen werden sollen hat, nichts minder beleibt dasselb geschäft in anderen articlen und darin anderen personen ausserhalb der enterbten oder furgangen personen geschafft ist, demnach creftig, doch mit abzug dardurch der obernennten person ir gebürender thail verfolg, so verr sonst sovil in der erbschaft nicht wäre. anders ists, wo das geschäft als valsch oder unwirdig oder nicht förmblich und ordenlich [Seite 383] aufgericht, vernicht werde, so fellt es gar. oder so der geschäftherr ain schwangere hausfrawen verlässt unwissent und dieselb gebirt nach seinem abgang dieweil dann derselb nach todt geborn erb unwissent und furgangen, ist das geschäft nichts und fallen auch die articl darin er anderen personen ainicherlai geordent hat. was er aber zu hail [Bl. 168b] seiner seel zimblich geschafft, das soll volzigen werden. dann khain zweifl ist, wo der geschäftherr gewisst het daz ime mer khind geboren werden sollten, er het sein guet mit außwendigem geschäft nicht beschwert.

[Buch III Titel 12 § 7]

Das khind nach todt geborn so in seines vattern geschäft furgangen ist, so es lebendig geborn wierdet und ob es gleich khain stimb nicht lässt und zu stund so es das erdrich berüert oder [Seite 384] in der hebamen henden stirbt, nichts minder wierdet das geschäft durch sein geburt vernicht, es wär dann dieselb geburt ain wunder wider die natur und het nicht menschen bild.in das khind so nach des geschäftherrn todt geboren wierdet fellt khain ursach der enterbung.

[Buch III Titel 12 § 8]

Item, ob ain khind seiner eltern lezten willen oder geschäft beclagt als wider die naturlichen gesezt und guetigkhait beschehen, und in seiner clag und rechtfertigung bis zu entlicher urtl und harret, also daz zeugen und khundschaft verhört und geöfent, daraus erkhent [Bl. 169a] werden mag wer in recht verlusstig und der antworter wierdet mit urtl müssig von der clag wider das geschäft und des abgestorbnen lezten willen gefüert nicht allein die gerichtscosstung [Seite 385] sonder auch ain dritten thail des so ime in solchem beclagten geschäft zu nutz zuegeordent ist, und derselb dritthail fellt denen zue so erben in dem geschäft benennt sein, ausgenumen, das beruert khind oder clager stee von solcher clag vor eröffnung der zeugen, dieweil die sachen noch im zweifl hangt.

[Buch III Titel 12 § 9]

Welcher umb erstattung seines gebürenden thails clagt, der mag nicht bezigen werden, das er dasselb geschaft darinen ime minder geordent ist krieg oder anfecht.

[Buch III Titel 12 § 10]

Wiewol bißher der gebrauch ditz erzherzogthumbs Osterreich gewest und heerkhumen ist daz khain erbschaft hinder sich fallen solle, so ist doch bedacht, wo ain erbguet von den eltern herkhumbt und naturlich erben absteigender [Bl. 169b] lini nicht vorhanden ungefärlich sein, daz solch erbguet gar auf die [Seite 386] seitenfreund als brüeder und derselben lini fallen und die eltern von dannen solch guet heerfleust des beraubt werden sollen. darumb ist hierinnen solcher gebrauch gemässigt und gemiltert also: wo ain vatter seine khinder ausstewert und mit iren legitima oder benanntem ausgezaigten guet versicht, so dieselben khinder ôn eelich naturlich erben absteigender lini abgeen, das dann alles vätterlich guet halb auf die seitenerben und derselben lini und der ander halb thail hinder sich auf den vatter, oder wo der vatter abgangen wär, auch auf den an soverr das guet von im heerkhumb und desselben nechst pluetsfreund fallen.

[Buch III Titel 12 § 11]

Wo aber die khinder ausserhalb solches vätterlichen guets von iren diensten gaben anderen erbschaften oder geschäften ichtes erlangten oder anfiel, [Seite 387] dasselb, so si nicht naturlich erben absteigender lini verlassen, soll nach dem bisher gehaltnen gebrauch auf die seiten als brüeder oder derselben naturlichen erben [Bl. 170a] absteigender lini erben und fallen. doch solcher geprauch und gesazt mag underprochen werden durch abred der heirat darinnen gemeinclich durch di eltern beschlossen wierdet, so es zu fällen khumbt, wohin das erb fallen soll.

[Buch III Titel 12 § 12]

Ob ainer zween sün verlässt oder mer und iedem sein gebürenden thail als erben, und ainem [ieden] aus inen schafft er zu disem seinem eelichen gebürenden thail all ander sein guet dardurch er sich der ganzen erbschaft underwindet, wo er dann den anderen seinen miterben iren eelichen gebürenden thail vorhellt und nicht bezallt und lässt sich darumb berechten biß [Seite 388] zu entlicher urtl, der soll demselben miterben solchen gebürenden thail mit zwifacher zallung zu peen raichen und den verzug damit erstatten.

[Buch III Titel 12 § 13]

Es begibt sich daz zu zeiten vatter oder mueter bei irem leben ir ainem khind fur die anderen oder frembden personen oder zu zeiten zu kirchen und göttlichen sachen sovil [Bl. 170b] umbsonst geben und schenkhen, daz si nachmalen in iren geschäften den anderen iren khinden den eelichen thail nicht verlassen noch schaffen mügen. so daz beschicht, haben dieselben khind solch schankhung zu widerruefen und umb erstattung ires eelichen thails zu clagen von demselben geschenkhten guet.

[Buch III Titel 12 § 14]

Dergleichen haben die khind dise clag zu thuen, wann ir mueter dem vatter oder dem anderen mann all [Seite 389] ir guet verheirat dardurch die khind ires müeterlichen gebürenden erbthails beraubt werden, ausgenumen dasselb heiratguet gee den khinden nach abgang des vattern oder stiefvattern wider haimb, so hat die clag nicht stat.

[Buch III Titel 12 § 15]

Wann vatter oder mueter ires suns guet verkhaufen und der sun erbt derselben seiner eltern guet nicht, so mag er den khaufer umb solch guet beclagen und dasselb wider erlangen, ist er aber seines vattern oder mueter er allain so ist er gweer und schermb, hat [Bl. 171a] er miterben so mag er von denselben gleichen thail des werts bekhumen.

[Buch III Titel 12 § 16]

Wann ain vatter seinen khindern in ainem redlichen geschäft sein guet thailt und ainem ieden zueordent nach seinem guetbedunkhen, und will daz sich die khind solcher thailung [Seite 390] benuegen lassen, und ob er sie mit namen nicht als erben einsezt oder benennt, nichts minder beleibt das geschäft creftig. wo aber den khinden ir eelicher thail in solchem geschäft und thailung nicht verlassen wäre, mugen si umb erstattung clagen.

[Buch III Titel 12 § 17]

Wiewol die geschribnen khaiserlichen recht ain maß geben was die eltern iren erben in den geschäften ires guets zuezustellen schuldig sein, so haben wir doch erwegen daz di eltern umb nichte mer sorg arbait und müe haben dann daz si ire eeleiblich nachkhumen in eer wierd und aufnemen setzen. deßhalben ordnen wier, das [Bl. 171b] ain ieder vatter oder mueter iren erben oder khinden, wo es der viere oder weniger verlässt halben thail alles seines guets, wo ir aber mer wären die drei thail desselben seines [Seite 391] guets, so ime uber schuld und das ausserhalb des geschäfts verphendt ist bevorsteet, als erben frei verlassen und si damit als erben einsetzen sollen. mit der ubermas, den halben oder vierten thail ires guets, haben si macht zu hail irer seel iren anderen freunden oder ainem khind fur das ander vorthail zu thuen oder sonst zu verschaffen wie si verlangt nach irem willen. aber in den anderen die nicht absteigent erben sein lassen wier es bei dem dritten thail nach ordnung der beschribnen recht besteen.

[Buch III Titel 12 § 18]

Dann der töchter halben, wo vatter und mueter sün neben inen verlassen, sollen denselben töchtern durch die eltern ir heiratguet auf verzicht khunftiger erbschaft gegeben werden aber nicht weiter dann biß zu derselben ires vattern manns namen [Bl. 172a] [Seite 392] und stamen von seinem leib herkhument vorgeet. deßhalben soll auch khainer desselben mans stamen in geschäft gabweis noch ander weeg nicht mer verwenden dann das nach abgang des leiblichen mansstamen den töchtern oder iren leiblichen erben ir legitima und eelicher thail, doch auf ir heiratguet so si emphangen haben zu raiten, volgen muge.

[Buch III Titel 12 § 19]

Wann der lezt mansstamen darauf sich töchtern verzigen haben ain geschäft thuet, und verschafft all sein guet anderen leuten oder zu göttlichen sachen, thuet derselben verzignen töchter oder irer erben khain meldung in dem geschäft, so ist es uncreftig. dann dieweil der mansstam in der verzicht den articl annimbt. der laut: wo dermassen von iren voreltern herfliessent abgieng und nimer wäre, so sollen dieselben [Seite 393] verzigen töchter oder ir erben neben des lezten mansstamen töchtern, wo er die verlässt, zu seinem verlassen guet erben [Bl. 172b] als ain andere erbtochter, in craft dits articls ist derselb lezt mansstamen schuldig die verzigen erbtöchter oder ir erben fur ain haubt neben seinen töchtern, ob er die hat, als ain erbtochter in gebürenden thail zuezulassen, ob er die gleich neben seinen töchtern als erben nicht einsezt. dann sonst wuerde umb freundschaft und trew so die verzigen töchtern und ir erben ires vätterlichen und müeterlichen erbguets iren voreltern zu eeren so lang geratten und gemanglt hetten untrew und poshait gegeben, so si des zum lezten wider der verzicht vermügen durch daz geschäft beraubt und in ander hend gestellt wuerde.

[Buch III Titel 12 § 20]

Ain mueter so ain oder zwen sün als [Seite 394] erben in irem geschäft ordent und wierdet des dritten schwanger, si andert aus hinlässigkhait daz geschäft nicht dieweil si schwanger ist, gebirt denselben dritten sun, und si stirbt alßdann in der geburt dardurch der drit sun in dem geschäft [Bl. 173a] furgangen ist, dem soll aus craft des gesetz sein volkhumener thail aus derselben erbschaft geantwort und geraicht werden. und ob daz nicht beschehe, so hat er macht aus craft dits gesezt umb solchen seinen thail gegen den eingesezten erben zu clagen.

[Buch III Titel 12 § 21]

Welcher geschäft oder ordnung seines guets macht und frembd personen darin sezt und sich nachmallen in ainen orden wie derselb ist ergibt, das geschäft wierdet creftig, so er glübd und profession in dem orden thuet. oder vor solchem glübd und profession hat er wol macht daz geschäft zu ändern und ain thail dem [Seite 395] closter darein er sich gibt zuezustellen, oder gar, so verr nicht erben sein die er zu enterben nicht macht hat. wo aber die glübd und profession beschehen, hat solche änderung verrer nicht stat, dann er wierdet nachmallen als ainer der bei der welt gestorben ist geacht.

[Buch III Titel 12 § 22]

Ob iemant sein aufsteigent oder absteigent [Bl. 173b] erben enterben will, der soll das mit ursach thuen und dieselben ursach mit namen in dem geschäft melden und den eingesezt erb in dem geschäft [nambhaft machen] und der des geschäfts geniessen will, [der solle] wider den enterbten solch ursach weisen und waar machen wider den enterbten, als oben davon gesagt ist, und der beruerten ursach seinen vierzehen, als hernach gesehen wierdet. do wo ain ander ursach in dem geschäft gemelt wierdet, die villeicht in der that grösser oder der vierzehen ainer [Seite 396] gleichmässig wären, möcht die enterbung so dieselben ursach geweist wuerde auch stat haben. es mag auch ie zu zeiten aber selten die enterbung stat haben ausserhalb der benanten vierzehen ursachen, als so ain vatter ain verthonen sun het und sezt ain anderen erben ein mit solchem beschaid und geding, wo sein sun zu besserung khumbt, das er ime alßdann die erbschaft ôn abgang uberantwort. desgleichen, so ain mueter ain verthonen haußwiert het und thet ain geschäft darin si iren hauswiert [Bl. 174a] außschlüs und ain anderen erben einsetzet biß ir man sturb, alßdann der eingesezt erb dem sun die erbschaft einantwortet, dardurch si mittler zeit durch den vattern nicht verthon wuerde. ob auch der sun oder ain andere person in die enterbung wissentlich verwilligt so ist aber khainer anderen ursach not, dann [Seite 397] allain die enterbung ist wider recht, so den aigen erben zu widerwertigkhait und nachtail und nicht zu guetem oder mit seinem willen beschicht.

[Buch III Titel 13] Was gestalt ain erbschaft genumen werden sol.

[Buch III Titel 13 § 1]

Es volgt nicht, der hat erbliche gueter innen oder besizt dieselben darumb ist er ain erb, sonder soll gewisen werden das ainer die erbschaft angenumen oder das posseß der gueter als ain erb erkhent hab. [Bl. 174b]

[Buch III Titel 13 § 2]

Dem ain erbschaft zuesteet die von mer erben schulden oder ander gestalt beschwerung und anforderung auf ir tregt, die mag der erb in gegenwurtigkhait zwaier oder dreier redlicher glaubwirdiger person die der sachen unverwant und unverdächtlich sein inventieren [Seite 398] beschreiben und also einziehen mit protestation, das er sich mit solcher erbschaft und guet gegen den schuldnern und anvorderungen nit weiter beladen wölle dann sovil der verlassen haab und gueter gelangen und erraichen.

[Buch III Titel 13 § 3]

Gleicher weis sol auch der erb der solcher erbschaft zu der zeit des falls in posseß wär mit dem inventieren thuen, ausgenumen, wo das zwischen eeleuten wär die besonder geschäft oder ordnung der varenden haab halben gethon und gemacht hetten, die sein ôn not zu inventhieren, doch das noch beleibent den schulden und anvorderungen zu antworten schuldig.

[Buch III Titel 13 § 4]

Dann wo die geltschulden mer laufen dann [Bl. 175a] die erbschaft trüeg, und der erb ließ sich uninventiert in die gueter, so wuerde er die schulden völlig zu bezallen schuldig. [Seite 399]

[Buch III Titel 13 § 5]

Welcher ainicherlai von der erbschaft verkhauft, und ob er daz widerumb zu begrebnus des absterbenden und anderen notturften anlegt, oder der williclich die erblich schuld ains thails oder gar bezallt, der wierdet verstanden daz er die erbschaft angenumen hab, es wuerde dann gewisen daz er solch schuld in aines anderen namen und ainem anderen zu guet und nicht in sein selbst oder der erbschaft namen bezallt het, dann die vermuettuͦng ist in zweifl, er hab die schuld von sein selbst wegen bezallt.

[Buch III Titel 13 § 6]

Wer zu seinen lezten zeiten ainer erbschaft halben so im zuegestanden ist ordnung macht, der zaigt an daz er dieselben angenumen hab.

[Buch III Titel 13 § 7]

Dem ain erbschaft zuesteet und dieselben [Bl. 175b] noch nicht erkhant hat oder angenumen, der mag auf anruefen der glaubinger und so sprüch zu derselben [Seite 400] erbschaft haben fur gericht ervordert und daselbst gefragt werden, ob er die zuegestellt erbschaft annemen wöll oder nicht. und ob derselb erb aines bedachts begert, soll ime durch den richter auf zimblich zeit daz ist drei monat gegeben werden. ob aber khain eingesezter erb wäre, sollen die so die nechsten erben zu sein vermainen erfordert und mit inen beruerter massen gehandelt werden, wo aber dieselben nicht wissen noch vor augen wären, alsdann ain gemain beruef oder ladung beschehen. wer vermain als erb gerechtigkhait zu des verstorbnen verlassen guet zu haben, der khumb fur gericht auf den n. tag und ob alßdann niemant erscheint, so soll der ligenden erbschaft ain sorger gegeben werden, den mügen die glaubinger beclagen. derselb sorger bezallt alß vil dieselb erbschaft vermag, und beschicht auch volziehung der urtlen allain auf [Seite 401] der erbschaft güetern, [Bl. 176a] dem sorger an seinem darlegen nach erkhantnus des gerichts ôn schaden. ob sich aber ainer fur ain erben anzaigt, er sei ainer oder nicht, der wierdet nichts minder getrungen die purden der erbschaft auf sich zu nemen und ist schuldig dieselben zu verantworten.

[Buch III Titel 13 § 8]

Der vatter hat nicht macht sich der erbschaft, die seinem sun den er in gwalt hat zuegestellt worden, ôn willen desselben sun zu emphahen oder zu eussern.

[Buch III Titel 13 § 9]

Welcher die possess und besitzung der erblichen gueter vordert oder bit, derselb soll gehalten werden als ob er di erbschaft angenumen und erkhennt, doch soll er derselben nicht entgelten biß er posseß und niessung derselben erlangt.

[Buch III Titel 13 § 10]

Wo mer person in gleicher sipt ain erbschaft zuesteet, und derselben etlich [Seite 402] nemen die erbschaft an und etlich nicht, so fellt der [Bl. 176b] thail so die nachlassigen oder die sich der erbschaft entschlahen denen haimb so die erbschaft angenumen haben.

[Buch III Titel 13 § 11]

Ob zwai chonleut zusamenkhumen ôn heiratgüeter und widerlegung der ainen person armuet halben und daz reicher stirbt vor dem armen so soll der lebendigen person so vil als der khinder ainem, dieselben khind sein von in beden oder ir ainem so vor bei ainer anderen chonperson erobert, sein leben lang zuesteen unverkhumert sich davon zu erneren und zu behelfen, und nach derselben person abgangen soll dasselb guet den khinden wider haimbgeen. seinen aber nicht khinder sonder beseitserben vorhanden, so soll derselben chonperson ir zuegestelter thail beleiben [Seite 403] damit nach irem willen zu handeln. ob ir aber durch die sterbenden person ainicherlai geschäftweis geordent wär, daz soll ir in der beruerten thailung an irem thail abgezogen werden. [Bl. 177a]

[Buch III Titel 14] Von dem zuelegen oder erstattung in die erbschaft.

[Buch III Titel 14 § 1]

Wiewol wider die natur und unordenlich recht ist, das ain khind so sein erbguet nicht verworcht hat nicht gleichen thail des vätterlichen erbe nemen soll so wol als sein geschwisterigt, doch wie der landßprauch in Osterreich bisheer eingefuert also lassen wiers noch beleiben. nemblich, daz sich die töchter wann si verheirat werden und ir heiratguet emphangen haben verzihen dieweil der manndlich stam von iren [Seite 404] vättern herruerent in leben ist, daz si neben demselben mandlichen stam vätterlich guet und zu zeiten auch müeterlichs nicht erben wöllen biß der mandlich stamen gar vergeet und die erbschaft zu den weibern oder auf töchter fallet, das alßdann dieselben verzigen töchter oder ir erben als erbtöchter mügen zu des lezten [Bl. 177b] mannßstamen gelassen güeter einsteen. und so das also zu fall khumbt, so sein dieselben verzigen töchter oder ir erben das emphangen heiratguet schuldig zu der erbschaft zu legen, damit ain gleichhellige thailung zwischen ir und iren miterben gemacht werde. wo si sich aber solcher erbschaft entschlagen, sein si nicht schuldig hinzuezulegen.

[Buch III Titel 14 § 2]

Ob ain erb ainicherlai vor emphangen des er schuldig ist zu thailung der [Seite 405] erbschaft zu legen und zu erstatten oder daran abziehen zu lassen, und sezt sich des gegen seinen miterben, darumb soll der richter erkhennen, und was er erfindet das derselb widerspenig mer dann die anderen zu gleichem thail innen hat, sol er darob sein damit er dasselb herausgebe oder soll in zu der clag umb seinen thail der erbschaft nicht lassen.

[Buch III Titel 14 § 3]

Das zuelegen oder erstatten in die erbschaft hat allein stat in den absteigenden erben [Bl. 178a] die nach der oberen erbschaft steen, und sonderlich den absteigenden erben den die oberen schuldig sein iren eelichen gebürenden thail zu verlassen, und wo das nicht ist, hat das zuelegen in die erbschaft von recht nicht stat. daraus volgt, daz zwischen beseit-gesipten die ains beseiten freunds erbschaft begeren daz zuelegen nicht stat [Seite 406], dergleichen, so ain ober aines absteigenden erbschaft annemen wollt.

[Buch III Titel 14 § 4]

Wann ain vatter seiner tochter oder sun ainicherlai schafft geschäft- und nicht erbschaft weis, das ist nicht schuldig ir emphangen heiratguet oder ander guet, so derselb vatter demselben sun vormallen gegeben, wann si solch geschafft guet einnemen hinzuezulegen oder abzuziehen, dann solch zuelegen hat in dem so ainem geschäftweis zuegestellt wierdet nicht stat.

[Buch III Titel 14 § 5]

Wann ain sun nach des vattern abgang gewint darzue er seiner brüeder guet nicht gebraucht, daz ist er nicht schuldig zuzulegen. [Bl. 178b]

[Buch III Titel 14 § 6]

Die enikhl und ander erben so anstat ires vattern nach des een erbschaft steen sein schuldig zuezulegen das so derselb ir vatter emphangen, dann das [Seite 407] zuelegen gebürt auch zu thuͦen der erben nacherben. und welche sich des verwidern, den wierdet die clag umb iren thail der erbschaft abgeschlagen.

[Buch III Titel 14 § 7]

Als wann Peter drei khind het, Hannsen Barbara und Margaretha, die verlässt auch khind, die sein des Pettern enickhl, der Petter stirbt auch darnach ôn geschäft, also khumen Hannß Margaretha und der Barbara khind zu gleichem thail der erbschaft, so sein der Barbara khind schuldig das heiratguet so ir mueter emphangen zuezulegen in die erbschaft desgleichen, ob Hanß und Margaretha ainicherlai, es sei heiratguet widerlegung oder anders, von dem genanten irem vatter emphangen, sein si dergleichen schuldig zuezulegen. also soll es [Bl. 179a] auch in anderen [Seite 408] absteigenden erben verstanden werden da ainer an des anderen stat steet, also ietzo die enikhl an irer mueter stat. wo aber die enickhl ainicherlai von irer mueter emphangen, das wären si zu des Pettern als ires een erbschaft nicht schuldig zuezulegen, dann daz zuelegen hat allain stat und soll allain beschehen in den guetern, so die person welcher erbschaft halben gehandelt wierdt verlässt.

[Buch III Titel 15] Von geschaftem guet geschäftmannen und treuhalten.

[Buch III Titel 15 § 1]

Ob der erb anspruch des geschäfts und erbschaft halben hat, so ist er nicht schuldig in anhangenden rechten die geschaftman des geschafften guets zu entrichten, si thuen im [Bl. 179b] [Seite 409] dann sicherhait, wo im die erbschaft mit recht anbehabt wuerde, daz si alßdann solch geschafft guet ôn abgang wider antworten.

[!2"15 § 2]

Ob ain geschäftherr ainem ain frembt guet da er waist daz es nicht sein ist geschäft weiß zuestellt, solch zuestellung hat craft, und der erb ist schuldig dem geschäftman solch guet zu erlangen khaufweis oder in ander weeg, oder den wert desselben guets darfur zu geben. wo aber der geschäftherr vermaint solch geschafft guet sei sein und hat darinnen geirrt, so hat solch zuestellung nicht craft, dann allain die sei beschehen ainem nachgesipten seiner hausfrawen oder sonder verwonten person, da versehenlich und vermuetlich ist daz der geschäftherr ime solch guet verlassen, ob er gleich [nicht] gewisst daz solch guet nicht [Seite 410] sein gewesen. und steet dise lezt mainung in erkhantnus des richters. [Bl. 180a]

[Buch III Titel 15 § 3]

Ob ain geschäftman daz geschäft den erben verhielt oder undertruckhet, der fellt von dem so ime darin geschafft und zuegestellt ist.

[Buch III Titel 15 § 4]

Wann ainem umb daz er gerhab sein solle ainicherlai geschafft wierdet und derselb nimbt die gerhabschaft nicht an, dem ist man nicht schuldig das geschafft guet zu raichen, er sei dann willig gerhab zu sein und werde als teuglicher erfunden.

[Buch III Titel 15 § 5]

Der geschäftherr mag wol peen seinen erben und geschäftmannen setzen, soverr si daz so er in zu thuen oder zu lassen bevilcht nicht volziehen, sein bevelch wären dann wider guet sitten, spötlich oder sonst zu thuen nicht wol müglich. [Seite 411]

[Buch III Titel 15 § 6]

Es soll der geschäftman in dem geschäft nicht beschwert werden höher dann daz so ime darin zuegestellt ist, sonderlich so [Bl. 180b] solch zuestellung geschicht in mas oder zal. wierdet im aber sonderlich guet zuegestellt und da entgegen beschwerung aufgelegt die sich höher dann daz geschafft guet erstreckht, so geb er ime selbst die schuld, so er den wert des geschaften guets gewisst und dasselb mit der beschwerung darüber angenumen hat.

[Buch III Titel 15 § 7]

Welcher ainer person ain geschäft thuet, sofeer si seinen freund oder sun zu der ee näme, und derselb sun stirbt ee wann si zusamen heiraten. so fellt auch das geschäft, dann die glückhfall hat in vil mer geschichten macht zu nemen und zu geben.

[Buch III Titel 15 § 8]

In clag ains geschäft und lezten willen [Seite 412] umb geschafft guet wierdet erkhennt umb daz interesse und frucht so der geschäftman aus der erben verzug nachthail gelitten, soveer der erb khain rechtmässig ursach seines kriegs hat. [Bl. 181a]

[Buch III Titel 15 § 9]

Ob der geschäftman daz so ime geschäftweis geordent worden von dem erben gar begert, so ist ime der erb solches nicht schuldig, es werde dann zuvor in gemain zusamengerait uberschlagen und erkhent umb den abzug wo die erbschaft nicht geraichet, oder der geschäftman thue sicherhait oder pürgschaft soverr die erbschaft nicht erraicht den abzug zu gedulden. aber so er halben oder dritten thail seines geschafften guets begert, daz ist ime der erb schuldig.

[Buch III Titel 15 § 10]

Das guet so mer personen geschafft und ainer dem anderen nachgesezt wierdet, [Seite 413] also daz nachlebenden dasselb guet zuesteen soll, solch guet hat derselb lezt sterbent frei zu verkhumern oder seinen erben zu verlassen.

[Buch III Titel 15 § 11]

So der beschaid des geschäftherren erfüllt wierdet, so fellt daz geschafft guet an den geschäftman und sein erben, und ob er daz vor nicht ersuecht hat. [Bl. 181b]

[Buch III Titel 15 § 12]

Der beschaid !soverr ainer khinder hab oder verlaß' wierdetr erfüllt so er ain khind sun oder tochter hat, und wierdet darumb nicht vernicht ob dasselb khind zu stund stirbt.

[Buch III Titel 16] Von clag und thailung der erbschaft und wie die ôn geschäft des sipsal volgt.]

[Buch III Titel 16 § 1]

Die clag umb die erbschaft wierdet gegeben der sich vermuet ain erb zu sein, es sei aus craft seines geschäfts oder [Seite 414] ôn geschäft, und wierdet der ain erb der ain erbschaft annimbt. und wiewol die geschribnen recht wöllen daz solch annemung allain durch daz gemüet und willen beschehe, so wollen wir doch den so irer gerechtigkhait nachsteen ain zimblichen [Bl. 182a] weg furschlahen, dardurch niemand durch sorg oder ansprach von seinem rechten gewendt werde. und ist unser ordnung, das der als erb geacht werden soll der sich in die erbschaft und ire gueter ligent oder varent, khlain oder groß einlässt, mit der that handelt und sich derselben verfahet, es sei ain rechtmessiger erb oder nicht, im werde die erbschaft nachmallen anbehabt oder nicht. dann was ain solcher der die erbschaft in guetem glauben angenumen pillicher und [Seite 415] rechtlicher schulden bezallt oder entricht, wo ime dann die erbschaft mit recht abgesprochen wuerde, so wierdt imme der, so mit recht zu erben erkhennt, solch ausgab an den guetern der erbschaft in der uberantwortung oder abtrettung abzuziehen phlichtig. aus dem volgt, daz der dem die erbschaft durch die oberigkhait zueerkhennt ain erb wierdet.

[Buch III Titel 16 § 2]

Welcher aber allain der erbschaft rechtlich [Bl. 182b] oder durch wilkhur oder verträg nachsteet, und doch vil noch wenig mit der that sich darein nicht gelassen noch von der erbschaft emphangen noch innhat, oder zu erben nicht erkhennt ist, der soll für khain erben nicht geacht werden. dann wo ainer in gemüet sich seiner gerechtigkhait verhofft und ainer zweiflhaftigen urtl darinnen erwart, der hat der erbschaft [Seite 416] khain gebrauch, es werde dann darzue erkhennt, oder er begreif posses der erblichen gueter leiblichen.

[Buch III Titel 16 § 3]

Wo ainer so erbliche gueter als er besizt ainmal davon fallet so mag er als erb darumb nicht mer clagen, dan so er ainsten davon gefallen so ist es nimer sein erblich guet. aber hat er clag umb dasselbig guet aus anderen ursachen, die sein ime ungespart.

[Buch III Titel 16 § 4]

Der so umb ain erbschaft clagt soll in seiner [Bl. 183a] ladung zwai bitten, nemblich daz er zu ainem erben erkhennt und daz die widerparthei durch den richter bezwungen werde ime die erblichen gueter so die widerparthei besitzt ainzuantworten.

[Buch III Titel 16 § 5]

Ob ainer als erb in geschäft eingesezt und ime bevolhen wierdet dieselben [Seite 417] erbschaft nachmallen ainem anderen uberzuantworten, den wir ain trew gehalter genennt. derselb trewhalter ist schuldig all clag und verantwortung dieselben erbschaft beruerent anzunemen, dann er ist an stat des erben. demnach hat er auch macht die clag umb die erbschaft zu thuen, damit er derselben besitzung erlang.

[Buch III Titel 16 § 6]

Der so ain besitzer ainer erbschaft aus guetem glauben, der ist von nutzung und früchten derselben erbschaft emphangen vor verfahung des kriegs nicht mer schuldig [Bl. 183b] wider zu geben, wo ime die erbschaft anbezallt wierdet. aber nach verfahung des kriegs ist er die emphangen nutzung und frucht schuldig zu bezallen.

[Buch III Titel 16 § 7]

So ainer ain erbschaft uberantworten soll wierdet im abgezogen daz er auf [Seite 418] des gestorbnen krankhait und begrebnus ausgeben. auch was er des gestorbnen glaubingern auf gueten grund, so gewisen werden soll, bezallt hat.

[Buch III Titel 16 § 8]

Die clag umb thailung der erbschaft gebürt dem miterben so von der gemainschaft der erbschaft tretten wöllen, damit dieselb geleich oder nach ordnung des geschäftherren under si getheilt werde, und ist die clag aines gueten glaubens es mag auch der die clag thuen so sich vermaint ain miterb zu sein und nichts an der erbschaft besitzt, der besitzer [Bl. 184a] steet dann nicht daz der clager ain miterb sei, darumb sol der richter am ersten darumb erkhennen. und beschicht solche thailung in allen erbschaften, si khumen aus was grund oder gerechtigkhait si wöllen. [Seite 419]

[Buch III Titel 16 § 9]

Das geschäft und andere brieflich urkhund sollen bei dem miterben beleiben, dem der merer thail der erbschaft zuesteet, mit sicherhait der burgschaft dieselben furzubringen ob es not wuerde, oder wo daz nicht fueg het soll ain gueter freund oder ain gewißende als bei den gerichtssachen durch die erben all samentlich furgenumen, da dieselben zu gemainen handen erlegt und den so des notturftig sein abschrift davon gegeben werden.

[Buch III Titel 16 § 10]

Ain guet, darumb erbschaftweiß clagt ist sol in hangenden rechten durch die parthei nicht verändert werden. [Bl. 184b]

[Buch III Titel 16 § 11]

In den dreierlei clagen, da umb thailung der erbschaft auch thailung ainer gemainschaft und umb marich der grund gehandlt wierdet, so ainer aus den clagern stirbt und vil erben [Seite 420] verlässt, die sollen anstat des abgangnen all in recht erscheinen und handlen oder ain gwalttrager setzen, dan dise gericht mügen nicht gethailt werden. es wäre dann daz ainer oder miterben oder gemainer veer von land und umb sein gwalt nicht leicht zu errraichen wär, dem mag in seinem abwesen nicht verrechtet werden.

[Buch III Titel 16 § 12]

In thailung der erbschaft so durch die oberigkhait oder die parthei beschicht ist ain miterb dem anderen furstand und gweerschaft zu laisten schuldig, es werde dann in solcher thailung mit namen anders zwischen den erben verlassen.

[Buch III Titel 16 § 13]

Ob der sterbent nicht ain löblich oder volkhumen geschäft zierlichait halben thuet [Bl. 185a] und seine khind die erbschaft zu thailen begeren als ob er [Seite 421] ôn geschäft vergangen sei, wiewol dieselb erbschaft gleich under die erben zu thailen ist, nicht minder soll der richter aufsehen haben damit er des gestorbnen willen verfolgt und der lezt will gehalten werde der khind halben, aber nicht gegen auswendigen personen so neben in eingeschriben oder benennt wären.

[Buch III Titel 16 § 14]

Ob etlich erben ain thailung zwischen innen machten ainer erbschaft in abwesen irer miterben, solch thailung khumbt den abwesenden nicht zu schaden.

[Buch III Titel 16 § 15]

Wer nit erben wil, der ist nicht schuldig das so er vor aus ursachen ainer schankh und gab emphangen zuezulegen, dieselb gab sei dann so unmeßlich daz di miterben iren eelichen thail von der ubermaß nicht bekhumen, so mügen si die erstatung erfordern von dem [Seite 422] geschenkhten. [Bl. 185b]

[Buch III Titel 16 § 16]

Ob ain brueder ain erbguet aus gemainer erbschaft verphendt und in der thailung den anderen brüedern solch guet zuesteet, und der erst brueder verhellt daz er dasselb verphendt hat, so dann der phandman dasselb guet auf sein phandschaft erlangt, so ist der verphender oder phandherr schuldig den anderen brüedern den nachthail widerzukheeren und gwerschaft zu thuen phlichtig. hat aber der ander brueder solch guet angenumen und die verphendung gewist, so dann der phandman dasselb erlangt, ist der verphender den anderen brüedern nichts schuldig, es werde dann gewisen das der verphender in der thailung des anderen umb gwerschaft solcher phandschaft halben versprochen hab. [Seite 423]

[Buch III Titel 16 § 17]

Die erben so mit irem eelichen gebürenden thail gleich erben, sein gleich von irer erbschaft schuldig zu bezallen und nicht von dem vorthail so der geschäftherr ainem fur den anderen vergünt hat. [Bl. 186a]

[Buch III Titel 16 § 18]

So ainer dem anderen schuldig ist ain suma gelts und macht in nachmallen neben anderen seinen erben zu ainem miterben nichts minder der ander sein miterben umb die beruerten schuld persondlich beclagen, doch daz ainem ieden und gleich so wol in dem anderen nach iren gebuerenden thailen der erbschaft die bezallung aufgelegt und abgezogen werden.

[Buch III Titel 16 § 19]

Wann ain sun zu notturft seines vattern aus seines vattern bevelch ain gelt entnimbt und entschlecht sich nachmallen der vätterlichen erbschaft, der ist nicht schuldig zu bezallen. [Seite 424]

[Buch III Titel 16 § 20]

Ob ain man abstirbt und ainen sun lässt und ain schwangere frawen, so mag der sun vor der geburt nicht ervordern halben thail der erbschaft sonder allain den vierten thail. dann dieweil ain fraw nach sag der naturlichen maister funf oder siben khinder geberen mag, alßdann mermals gesehen worden, haben die recht daz mittl erwellt [Bl. 186b] und vermueten, daz drei khind geboren möchten werden. und ist mer not unser unwissen des khunftigen zuefalls dann der natur ordnung hierinn zu erwegen. so aber die fraw geboren hat der erbschaft thail ir wissentlich anzaigen, ausgenumen, der obgemelt sun wär dann des schwangeren pauchs gegebner vormund und versorger, so hat er wol macht vor der geburt die erbschaft [Seite 425] mit iren zueständen allen zu erfordern und einzuziehen.

[Buch III Titel 16 § 21]

Ob ain man der in recht steet abgeet mit todt und mer dan ain erben verlässt, und ainer understeet sich allain ôn der anderen willen des gestorbnen recht auszufueren, und wuerde die urtl wider ine gegeben, dieselb urtl ist den anderen miterben unschedlich. doch mag der berüert erb in recht zu handlen an der anderen stat zuegelassen werden, soverr er bestand thuet, daz sein miterben solch sein handlung annemen und fur verwilligt halten wöllen. [Bl. 187ͣ]

[Buch III Titel 16 § 22]

Wann sich ainer in ain betlcloster bekhentlich oder gelübtlich, daz ist mit profession, ergibt und zuvor khain ordnung oder geschäft seines erbs und guets thuet, so geburt dasselb verlassen [Seite 426] guet denen die sonst der ergeben person, wo dieselben ôn geschäft abgangen, von recht erben wären.

[Buch III Titel 16 § 23]

Aber götlich mitlaidig und pillich ist daz demselben bettlcloster, so nicht aigen gueter haben und darein sich solch person ergeben, von seinem guet ain almuesen varender haab und nicht ligender gueter gegeben werde.

[Buch III Titel 16 § 24]

Die gastgeben oder wiert bei denen frembd gesst sterben die sollen derselben gesst geschäft oder ir guet wo si nicht geschäft gethon der oberigkhait anzaigen und furbringen, daz soll alßdann nach laut des geschäfts der gestorben nechstgesipten freund geraicht, oder wo die nicht sein, zu almuesen der armen durch die oberigkhait geordent, [Bl. 187b] und wo der wiert daz nicht thät oder ainicherlai guets [Seite 427] gefärlich verhielt, der sol das dreifaltig bezallen oder peindlich gestrafft werden.

[Buch III Titel 16 § 25]

Die brueder und schwester so von vatter und mueter geschwisterigt sein, die werden den so von dem vatter allain oder von der mueter allain geschwisteriget sein in allen erblichen güetern, si khumen von wemb si wöllen furgesezt. wo aber der erbfall khumbt zwischen geschwisterigeten die ains thails von dem vater und ainsthails von der mueter geschwisteriget sein, darin wierdet aufsehen gehalten woheer daz erblich guet khumbt, derselben seiten nach volgt die erbschaft.

[Buch III Titel 16 § 26]

Der vatter verleust nutz und gebrauch seines suns mueterlichen guets nicht ob er wider heirat, dieweil derselb sun noch unvogtbar ist. aber daz guet soll [Bl. 188a] demselben sun und nicht dem so aus der [Seite 428] anderen chonschaft geboren behalten und dem sun zu seinen vogtbaren jaren uberantwort werden. ob im aber die mueter solch ir guet sein lebenlang vergünt und verschriben hat, so mag er also dabei beleiben.

[Buch III Titel 16 § 27]

So ain enikhl ain guet von seiner mueter ererbt und stirbt und verlässt nicht absteigent noch beseit näher erben sonder allain den eeen von dem vatter und ain een von der mueter, so wierdet in dem fall der een von der mueter, dieweil daz guet von ir herkhumbt, dem vätterlichen eeen furgesezt.

[Buch III Titel 16 § 28]

So ainer abgeet und verlässt gueter die er von vatter und mueter nicht ererbt, so fellt dasselb guet zum ersten erblich auf seine khind, wo er die nit hat auf seine geschwistriget so von [Bl. 188b] vatter und mueter sein geschwisteriget [Seite 429] sein und ire khind, wo die auch nicht sein, alßdann auf seine geschwisteriget von ainer seiten, wo die auch nicht wären, alßdann fellt die erbschaft auf vatter und mueter, so noch in leben sein.

[Buch III Titel 17] Von den inventarien und beschreibungen varender haab und güeter.

[Buch III Titel 17 § 1]

Welcher erb alles seines vorfaren des erb er ist verlassen guet durch beiwesen erberer glaubhaftiger personen ain wissentlichen inventari aufricht, der ist des abgestorbnen glaubinger und den so im geschäft ainicherlai zuegestellt ist nicht mer, dann soweit und vil sich das erbguet [Bl. 189a] erstreckht, schuldig zu bezallen. wo aber khain inventari gemacht wierdet, ist der erb die [Seite 430] glaubinger und geschäftman umb all ir anvorderung, und ob dieselben vil uber das erblich guet raichen, phlichtig von dem seinen benuegig zu machen und den abgang zu erstatten.

[Buch III Titel 17 § 2]

Ob ainer den inventari in gericht wider den waisen furzubringen begert, soll im allain der articl des der clager begert, sovil in recht oder zu erkhantnus der sachen genueg ist, ausgezogen und nicht der ganz inventari furbracht werden. dann es ist dem waisen zu zeiten nachthaillig, das die haimblichait oder vermugen seiner haab und guet den widerwertigen geoffenbart wierdet.

[Buch III Titel 17 § 3]

Ain iede witib soll ain inventari ires mannß gelassen guet von stund an nach seinem abgang durch recht geschickht leut [Bl. 189b] machen, oder das guet [Seite 431] mit vleis versperren und verpetschaden lassen biß zu erforderung und zuekhunft der erben und sich fur sich selbst darein nicht schlahen, will si uneer und nachtail an irem heiratgemächt und khunftigen zuefallenden erbschaft entfliehen. doch soll der wittib was mittler zeit zu zimblicher narung gebürt vergünt werden.

[Buch III Titel 17 § 4]

Item, bisherr ist gebraucht, wann ain man stirbt und zwischen ime und seiner hausfrawen khain ausgetruckht mainung in der heirat der varenden haab halben aufgericht ist, so hat die fraw die varend haab gar genumen, si haben khind mit ainander gehabt oder nicht, das dem armen adl hoch verderblich ist. dann des adls claider und clainat die si etwo lange zeit zu eeren gebraucht khumen in fremb hend, [Seite 432] so die wittib wider heirat. und wie sollen die schulden bezallt werden, so die waisen villeicht nichts merers als die frucht und [Bl. 190a] varend haab wissen? und hat mancher armer ritterßman mer an varenden dann ligenden guetern damit er sein haußwiertschaft eerlich underhalten. darumb soll nun furan ainer wittib nit meer varent haab dann sovil ainem khind gebüren wierdet zuesteen und treulich zwischen inen gethailt werden, es werde dann mit namen in der heirat anderst abgeredt oder durch den sterbenden in geschäft verlassen. verlässt der sterbent aber nicht khind, so mag si dem alten landsprauch nach steen, es sei dann durch den gestorbnen in gemächt oder geschäftweis anderst verlassen.

[Buch III Titel 17 § 5]

In der varenden haab wierdet nicht [Seite 433] gerait phand noch satzbrief noch geltschuld, item reitroß harnisch püchsen bulfer armbrust schwert degen, es sei beschlagen oder nicht, und allerlai weer so zu der ritterschaft und behuetung der gschlösser gehören.

[Buch III Titel 17 § 6]

Wo aber ain fraw ainem mann der auch aigen varent haab hat ainicherlai varenden haab zuebringt, die mag derselben irer haab ain inventari machen und denselben den man lassen underschreiben oder anderer gstalt mit wissen [Seite 434] des manns becrefftigen, oder wo si daz ungefärlich underlies und zu zeiten des falls solch ir varent hab nach dem fall ervordern und nemen. wo si aber der khains thät und vermenget ir haab mit des, so wierdet geacht der man sei heer der varenden haab aller und hat die fraw nicht davon als ir guet auszusondern, ausserhalb des so oben gemellt oder ir vermacht oder verschafft ist. [Bl. 191ͣ]

[Buch III Titel 16] Von gerhabschaft.

[Buch III Titel 18 § 1]

Dreierlai gerhaben sein: die ersten, so ain ieder seinen khinden in seinem lezten willen und geschäft gerhaben und geen allen anderen gerhaben vor. [Seite 435] wo die nicht wären, sein die anderen des nechstgesipten freund und sonderlich, die er des eingesezten erben nechst gesipten und der erbschaft von ime gewartent wären, wo er ôn geschäft abgieng, und haissen eelich gerhaben. die dritten so von der oberigkhait gegeben werden wo die anderen nicht sein, die haissen gegeben gerhaben. und die all haben ir underschiedlich recht, wie hernach volgt.

[Buch III Titel 18 § 2]

Gerhabschaft ist ain handlung aines gueten [Bl. 191b] glaubens. darumb soll ain ieder gerhab fürsichtig und aines gerechten gemuͦets sein, damit er darin nicht mißhandl, ob er schand und schäden entfliehen will.

[Buch III Titel 18 § 3]

Die gerhabschaft ist ain gemain offen ambt darzue ain ieder ambtman gedrungen werden mag durch die [Seite 436] oberigkhait, er hab dann rechtmässig ursach darumb er sich derselben entschlahen mag. ob sich aber ainer derselben anzunemen setzet, mag in der landmarschalch von oberigkhait wegen darzue halten.

[Buch III Titel 18 § 4]

Den unsinnigen thoren stumben und die ewig krankhait haben und iren guetern nicht ob sein mugen und sonderlich den guet verschwendern so den tobsüchtigen zuegeleicht, denselben sollen sorger und trager von der oberigkhait gegeben werden, damit ir guet mit maß ainer erberkhait gehandelt und nicht mit schanden und schaden auch verderben mißbraucht werde. dann es ist [Bl. 192a] ain notturft des gemainen nutz, das die underthonen vermügig des guets sein und dasselb nicht ubel handlen. [Seite 437]

[Buch III Titel 18 § 5]

Welcher selbst drew khind hat in dem land die unerzogen und nicht volkhumen alters und in leben sein, der mag sich von der gerhabschaft entschuldigen.

[Buch III Titel 18 § 6]

Weer in unseren ämbtern oder gemaines nutz handlung ist der hat entschuldigung der gerhabschaft. ob er aber aine angenumen het, all dieweil er darinnen von unseren und gemaines nutz wegen bekhumert ist dardurch er dem waisen und gerhabschaft nicht warten möcht, soll ime ain sorger zuegestellt werden. derselb soll auch dieselb zeit sein handlung und nicht der abwesent verantworten biß der gerhab unsers ambts oder gemaines nutz bevelch gemuesigt wierdet. und wo der erst die gerhabschaft oder sorg nicht wider annemen wollt, soll ine die oberigkhait darzue halten. [Bl. 192b] [Seite 438]

[Buch III Titel 18 § 7]

Die armen die der purd der gerhabschaft nicht gemäß, die krankhen die iren aigen sachen nicht warten mügen, auch die uber sibenzig jar sein, die unverständigen die iren aigen notturften nicht ordnen khunen sein der gerhabschaft ausgeredt.

[Buch III Titel 18 § 8]

Khain gerhab soll seinem waisen ôn wissen und bewilligung der nechsten freund zu der ee nemen noch seinem sun oder enikhl manßstamen vermäheln. wo er aber der gerhabschaft entledigt und genuegsam raitung davon gethon, hat er wol fueg selbst oder sein sun dem waisen, so er den freien willen erlangt, zu verheiraten.

[Buch III Titel 18 § 9]

Ob der eelichen gerhaben irrung werden möcht welche gerhaben sein, daz soll an den landmarschalch und [Seite 439] beisitzer bracht werden, den in disem vall fursehung zu thuen gebürt, damit si aus denselben allen nach [Bl. 193a] gelegenhait der waisen und guets gerhaben erwelen die der gerhabschaft nutzlich vorsein mügen, und inen bevelhen die sachen treulich zu handlen.

[Buch III Titel 18 § 10]

Wiewol die recht die khinder der gerhabschaft endledigen, die knaben zu vierzehen, die maidlein mit zwölfen als zu iren fruchtbern jaren, und nachmalen den waisentrager oder sorger zueordnen, so ist doch unser will von meniger handlung wegen die oft den khinden und irem guet nachthailig ist zu vermeiden, daz sich die gerhabschaft der knaben mit achtzehen jaren und der maidlein mit vierzehen jaren, so si zu der heirat geschikht sein, nach disem [Seite 440] landßrechten und nicht vor enden sollen. aber guet ists, das sich demnach meniclich enthalt und mit den knaben vor vierundzwainzig jaren und ôn zuegeben und wissen der oberigkhait khainerlai merkhlich gewerb kheuf satz noch dergleichen ander [Bl. 193b] handlung denselben jungen zu nachtail machen, wöllen si khunftig unrat vermeiden und daz ime nicht zuegemessen werde, der jung sei durch dieselben betrogen worden.

[Buch III Titel 18 § 10 a]

Die gerhaben sollen sich der gerhabschaft nicht understeen, si haben dann zuvor aller gueter so der waiß hat glaubwirdig inventari aufgericht, dardurch si dieselben zu seiner zeit ordenlich anzaigen und verraiten mugen.

[Buch III Titel 18 § 11]

Die, so der erbschaft gewarten wollen, [Seite 441] sollen auch die purden der gerhabschaft bei verlierung derselben irer erbschaft auf sich nemen, wo si darzue teuglich sein.

[Buch III Titel 18 § 12]

Der waiß so under den gerhaben ist mag sein nutz und guet bessern ôn des gerhaben wissen und gwalt, aber nicht schmelern. darumb soll mit den waisen khain handlung ôn mittl der gerhaben gethon, dardurch niemandt deßhalben in schaden gefuert werde. [Bl. 194a]

[Buch III Titel 18 § 13]

Ob ain gerhab mit seinem waisen in recht zu handlen hat, soll er die sprüch der oberigkhait furlegen. und soverr die oberigkhait befindt, das des gerhaben notturft und sonderlich seinen merkhlichen schaden zu verhueten ervordert daz recht gegen dem waisen anzunemen, soll dem waisen ain sorger oder trager zu verantwortung desselben rechtens von der oberigkhait zuegestellt werden, und [Seite 442] nimbt desselben sorgers oder tragers handlung ent zu ausgang und volziehung des rechten.

[Buch III Titel 18 § 14]

Die gerhabschaft endet sich mit absterben des gerhaben oder waisen.

[Buch III Titel 18 § 15]

Ob der geordent gerhab mit krankhait beladen oder sonst merkhlicher notturft halben des waisen sachen nicht beisein mag, demselben gerhaben soll von der oberigkhait ain sorger oder trager dem waisen sein sachen zu handlen und davon bschaid zu thuen zuegestellt werden. [Bl. 194b]

[Buch III Titel 18 § 16]

Wann ain dritter aus bevelch aines gerhaben des waisen sachen handelt, derselb drit ist dem gerhaben aus ursachen des bevelchs und dem waisen aus ursachen der handlung umb dieselb ursach und handlung zu antworten schuldig.