Grundlage des elektronischen Textes ist die Ausgabe von Prof. Hünefeld (Windsheim 1974). Es ist allerdings aus urheberrechtlichen Gründen nur die Transkription der Stadtrechtreformation publiziert; die Einführung (10 Seiten), die Erläuterungen von Hünefeld im Text und die 20 Seiten Sachregister und Glossar sind nur in der gedruckten Edition nachzulesen. Exemplare der Druckausgabe sind noch hier erhältlich.
Inhaltsverzeichnis am Ende des Textes.
Gemainer Stat Windsheim Newe Aufgerichte Ordnung Satzung und Statrechte
Zusammengetragen durch Johann Greffingern Stat Schreibern, de dato 27. Maii, Anno 1521.
Den erbern, fürsichtigen und weisen Herren Niclas Santzenbachen, Bürgermaistern, Conraden Haiden, Johann Grossern und Michel Bernpecken, alten Bürgermaistern, Jobsten Remblin, Veit Gleissenbergern, Jas Simon, Jorg Königspergern, Sebastian Hagelstein, Conrat Hemerß Hemern, Hans Pflugmachern, Jorgen Widman und Kilian Mulichen, des inneren und eltern Rats des Hailigen Römischen Reichs Stat Windßheim, meinen gebietenden und günstigen Herren, entbeut ich, Johann Grefinger von Swaben des Bayerischen Hawß, Freisinger Bistombs, ewr erbern fürsichtigen Weyßhait williger Diener und Statschreiber, mein gar schuldig Gehorsam mit undertenigen Verpflichten und allzeit willigen Dinsten stets zuvor, gebietende und günstige Herren.
Ain yder Undertan und Diener ist seiner Obrigkait und Herschaft aus pillicher Verpflichtung getrewe Dinstberkait, Hilf und Müglichait mit höchstem Fleiß ze laisten [Seite: 19] und zu erzaigen schuldig. Deß hab ich mich (fürwar one Rum [Seite: 2v] ze melden und anzezaigen) gegen meinen Herschaften, denen ich bißher mit Dinsten verpflicht pin, ye und alwegen beflissen [und] pin gesint, dweil die Vernuft mein Regirerin und Laiterin ist, [auch] ewr erbern f. Weißhait [getreue Dienstbarkeit] zu erzaigen und [habe] ytzo zu Erschainung meins Anzaigens und Erbietens, auf ewr f. W. Gesinnen dise nachfolgend Ordnung und Satzung (dises gegenwurtigen Werk und Buchlins mit Beystand und Hilf Gottes [des] Almechtigen, der aller guten Geschichten ain Anfang, Mitel und End ist, auch mit Rat und Zuschub etlicher Gelerten) über ewre Gerichts- und ander gmain Gebreuch vergriffen und gar aus vil zesamengeleßnen Stücken und scheinenden, wolglesenden Spiegelen, wie ain Junkfrau, die ir zum Tantz aus vil schönen Blomen ainen Krantz berait und ain Gesicht, wie ir derselb anstet, entpfecht, nach meinem höchsten Fleis und pessten Verstentnus (die aber [Seite: 3r] gleichwol klain, schwach und dermaß gestalt ist, wie Persius in ainem seinem Spruch meldet, also lautende: "Ich bekenn mich, das meine Leffzen den Bronnen der Kunst nie berührt, noch mein Gmüt und Verstentnus in dem Gebirg der Weißhait nie geruet hat) ainen Schein und Widerglast darvongenomen, gezogen, geschmidet und an den Tag geboren, darmit ainem yden ewrer erbern f. Weißhait Undertan und nit heut ainem das, dem andern morgen jens, sondern gleiche Wag und Maß in seinen rechtlichen oder streflichen Übungen erdeiche und widerfare. Hab auch gleichwol darmit mir als ainem Hungrigen und Durstigen in schneller Eyl ain Brotspeis und Getränk gepacken, gekocht und berait und ainen Scheinspiegel angehengt, wölchs ich ewrer erbern fürsichtigen Weißhait hie mit diser meiner Schrift aufopfre und übersende, mit gehorsamen und dinstlichen Fleis bitende, das gutwilliglich und unverschmecht anzunemen. Was das Aug meiner Verstentnus darinnen nit gnugsamlich [Seite: 3v] durchplickt oder ainichs Mißformigs eingeseet hat, das wolle e. f. W. als die Verstendigen außreuten [und] mich desselben ze tun gunstlich und gutwillig underrichten. [Dann] wil ich auf ir Verpessern, solchs in pessern Stand und Form ze ziehen und ze pringen, kainen Fleis sparen, tu mich derselben ewr erbern f. Weißhait hiemit (der Got der Almechtig zu Regirung irer Gmaind, darmit sy die in ain ordenlich, stanthaft Wesen pringen, vil guter Zeit mit langwiriger Gesunthait und glücklichen Val mitzetailen geruche) immerwerender williger Dinstberkait erbieten und gantz underwürfig machen.
Datum am Montag nach Sonntag der Hailigen Driveltigkait den sibenundzwaintzigisten Tag Maii, als man zelt nach der Geburt Cristy des ainigen Wesens der Driveltigkait im fünfzehenhundert und ainundzwaintzigisten Jar. 27 Maii Anno Christi 1521.
Dise Reformacion und gemainer Stat Windßheim Statrecht, Ordnung und Gesetze ist underschiden in fünf underschiden Tail, und hat ydlicher Tail seine sondere Titel und ain yder Titl seine sondere Rubriken, wie dann in hernachvolgendem Register zum kürtzten wirdet anzaigt. Es hat auch ain yde Rubric ir sonder Artikel, von denen in disem Register kain Meldung geschieht. Darumben sind der Rubriken wenig und kurtz, und nachvolgends erkleren di Artikel lauterer, dann die Rubric anzaigt.
Plato, weiland ain Liecht der Gelerten und Verstendigen, hat ainen seinen Spruch, (der dann von der Muter der Cristenlichen Kirchen ist angenomen und eingeschriben) ausgegossen, dise Maynung verlautende: "Wölche gemainen Nutz treulich maynen, fürdern, hanthaben und verwalten, dieselben erlangen gewißlich ain zugeordnete Stat in ewigen Freiden, die sy mit dem ewigen Got in ewiger Glory imer zu geniessen haben."
Dweil aber der gemain Nutz, wie dann die alten Hochweisen und Verstendigen in iren Buechern, die sy von dem gemainen Nutz ertacht und gemacht haben, an vil Orten anzaigen und zu versten geben, nit pas dann von guten wolgemessen und gegründten Ordnungen, Statuten und Satzungen, (die da sein ain Fundament [Seite: 22] und Aufenthaltung der Stete und gmains Nutzs, an die auch kain Versamblung besteen und in Wesen bleiben mag) Anfang und Entschaft erraichen mag, haben wir Bürgermaister und Rate des Hailigen Reichs Stat Windßheim, die uns mit iren [Seite: 30v] Gerichten, Zwengen und Penen, von weyland dem allerdurchlauchtigisten Fürsten und Herrn Römischen Kaisern und Königen hochlöblichsten Gedechtnussen, und jüngst von dem Allerdurchleuchtigisten und großmechtigisten Fürsten und Herrn, Herrn Carlen dem Fünften, erwelten Römischen Kayser, zu allen Zeiten Merer des Reichs, in Germanien, Hispanien, Neapolis, beder Sicilien und Jerusalem Königs, Ertzherzogs zu Österreich, Herzogs zu Burgundi, Herrens in Asia und Africa, unserm allergnedigisten Herren und zuvorab von Got dem Almechtigen, von dem aller Gwalt und Regirung herfleusst, zu regiren gnediglich verliehen und bevolchen ist, mit höchstem Fleis, emsiger Vorbetrachtung, auch mit gutem Vorrate der Hochgelerten und Rechtverstendigen, Got dem Almechtigen ze Lob und Er, zu Fürdrung, Hanthabung und Verwaltung gemains Nutzs, [Seite: 31r] auch Aufnemung und Merung egemelter des Hailigen Reichs und unserer Stat Windßheim, derselben Bürgerschaft, Undertanen und Verwonten, daruf alle unsere Vortrachtung und Fürsorg stet, dise nachgeende Ordnung und Satzung aus Craft gemains Rechtens Römischer Kaiserlicher und Königlicher Majestet, Freihaiten und Oberkaiten unsres Regiments, "jus magistratus" genennt, für unser Statrecht, Gesetz, Ordnung und Polucey geordent, gesetzt und, umb Vermeidung willen des blöden, vergessenlichen Gemüts, das auch unsere in disen oder pessern Fuesstapfen bleiben mügen, in dise Schrift lassen vervassen. Und darmit [wir] bey den Satzungen gemainer geschriben Rechten und guten Gewonhaiten, sovil sich des nach Herkomen und Gelegenhait der Hendel und Fell wil und mag erlaiden, bliben, ordnen, setzen und wollen [wir], das die, all und yde, samet und sonderlich, in unser Stat und bey allen unsern Undertanen und Verwonten gehalten, vollzogen und nach [Seite: 31v] gemainer unser Stat gewondlichem teutschem Gezüng verstanden, ausgelegt und aufgenomen werde.
Wo aber darinne ainiche Irrung oder zwifacher Verstand einfiele, so wollen wir lautern Entschid und darüber Erklerung ze tun zu aller Zeit Macht haben, behalten uns auch hierinnen ordenlich bevor, solch Statuta, Ordnung und Gesetze zu yder Zeit ze meren, ze mindern, zu endern, wie und als oft die Notturft erfordert. Dann der Kristenlich Kaiser und Rechtsetzer Justinianus spricht: "Der menschlich Stand erzaig sich in steter Verenderung also, das alle Handlung, Übung und Gebreuch aller Stet und Wesens durch das Alter und der Zeit Verrückung entpfache, derhalben dann das menschlich Wesen gar oft und dick bey alten Gesetzen und Ordnungen nit bleiblich noch bestendig sein mag, wo es nit mit Newen gepessert, verendert, ersetzt und fürsehen würde. [Seite: 32 r] Darumben mügen nit allain die Statuta, Gesetz und Ordnung der Stat,sondern auch die gemainen geschriben Recht alwegen und zu yder Zeit in gleichem Inhalt nit gehalten werden.
Wiewol dises Buechlin in vier wesenlich Stück und Tail und darnach yder Tail in sondere Titl gesetzt und getailt, ist nach dem Spruch des hochberühmbten römischen Redners Marci Tullii Ciceronis not ze wissen, was doch das sey, das da anzaigt, bemelt oder fürgetragen ist, ehe darvon verrer Red und Gesprech einwachse. Demnach wirdet in diser Reformacion yder Titel (vor und ehe zum End desselben gewandelt wirdet), was er haißt und sein Natur sey, angezaigt. So dann yetzo von Fürboten und Ladungen, "citacio" zu Latein genennt, die dann ain Eingang und Gruntvest aller Rechtvertigung ist, Meldung geschicht, wirdet das als ain Anfang, was es sey, bemeldet und ist ain Erforderung oder Berufung in Gericht deß, von dem sich ymants beclagt und dieselben Clagstück vor dem Richter fürlegt. Und wie die geschechen sollen, volgt hernach.
Ein yeder Bürger, Bürgerin, Inwoner oder ander Gerichtzverwonter, auch Außlender, der nit Gastgerichts begert, der gegen ainem anderem unserem Burgeren, Undertan oder Aidpflichtigen, der anhaim und mit unserer Statmauren begriffen, Rechts nottürftig ist, der sol und mag demselben durch ainen unsern geschworen Statknecht auf ainen benennten Tag, daran man Gericht helt, für dasselb Gericht, oder, wo die Sachen vom Gericht für uns ainen Rate gewisen were, für Rate lassen vordern und fürbieten. Und wo er auf das erste Fürbot nit erschine, sol er ime zum anderen, erschin er aber nit, zum dritten Mal fürbieten lassen und handelen, wie hernach in disem Tail under dem dritten Titel under der Rubriken "Wie der Cleger [Seite: 2r] vor Gericht handelen und begeren sol etc.", am dritten und vierdten Artikel verrer angezaigt wirdet. Erscheint aber der Antworter des erst, ander oder dritt Gericht, so sol die Clag und Antwort verhört und darnach, wie in ytzt bemeltem Titel under deme ersten und andern Artikel verleibt ist, gehandelt werden.
Wirdet ymants gegen ainem unserm oder der unsern Undersassen und Aidspflichtigen uf dem Lande ausserhalben unsrer Statmauren Rechts nottürftig, der sol demselben wie ainem unserm Bürger nach Laut vorberürter Rubriken lassen fürbieten. Und er erschein oder nit, sol es gehalten werden, wie hernach in disem ersten Tail under dem dritten Titel und under [Seite: 2v] der Rubriken "Wie der Cleger vor Gericht handelen und begeren sol etc." am dritten und virten Artikel verrer anzaigt wirdet.
Het ymants Frömbder oder Außwendiger zu ainem unserm Undertan, Bürger, Bürgerin, Inwoner oder Verwonten, mit unserer Statmauern verfangen, Spruch und Vordrung, dero er ausserhalb Rechtens mit gütlichen Ervorderen nit erlangen mocht, der mag denselben seinen Gegentail auf Zulassung und Vergonnung unsers Bürgermaisters zu Gastgericht auf ainen nemblichen und benennten Tag lassen fürbieten. Der sol alßdann (wo [Seite: 3r] ime anderst die Fürvordrung under Augen gescheen ist, auf die benennt Zeit, die ime der Statknecht und Fürbieter aigentlich, wo, wann, und von weßwegen er erscheinen, ansagen sol) one alle Ausflucht zum ersten Fürbote zu Recht fürkomen, sein Antwort und Gegenwör dartun, und sol alßdann uf beder Parteien Fürtrag ergeen, sovil und recht ist.
Würde aber der, der also zu Gastgericht fürgevordert ist, sich eusserlich machen und nit erscheinen, den Gerichtzwang und Fürbot verachten, und sich der Cleger solcher Ungehorsam würde beclagen, sol kain Fürbot mer erkennt, sonder gegen dem Ungehorsamen, seinen Haben und Gütern verholfen werden, wie hernach der aylft Titel in disem ersten Tail "Von der Execucion und Hilf erlangter Urtailen, Vollung und Bekanntnussen" im Anfang mit etlichen nachgeenden Artikelen angezaigt wirdet.
Wo sich ain Bürger oder ain ander unser Gerichtzverwonter in gerichtlichen Fürboten, es sey im Anfang, Mitel oder Ende des Rechtens, dergleichen in Pfandvordrung oder Execucion und Hilf der Urtailen, in unserem Gerichts- und Butelstab vergriffen, geverlicher Weis verbürg oder verhielt, also das er nit wol ze treffen und vermutlich were, dem Cleger oder seinem Gläubiger geverlich darmit vorzegeen, so sol derselb an den Enden seiner Wohnung und Behausung, wo er die hete, und darzu bey den Nachtbern und Kundigen daselbst durch den Fürbieter und Gerichtzknecht mit Fleis gesucht werden und erstlich ze fragen nach seiner Person, wo sy sey, und wo die nit angezaigt noch uf Anzaigung nit mocht getroffen werden, so sol alßdann der Fürbieter dem Nachtbern oder Kundigen die Sachen seins Fürbots, es sey Ladung, [Seite: 4r] Pfandvordung oder was ime in gerichtlicher Ordnung bevolchen were, entdecken und sagen mit Anzaigung und Bestimbung desselben, auch die Zeit der Erscheinung, wie, wo oder wann er erscheinen sol, auch von was wegen di Ladung geschehen und ausgebracht sey.
Würde er dann auf benennte Zil und Zeit nit erscheinen (und der Gerichtzknecht [Seite: 25] und Fürgebieter bey seinem Aid bereden, das er solchs getreulich und mit Fleis gehandelt hete), so sol gegen ime und seinen Haben und Güeteren als gegen ainem Ungehorsamen und, wie hernach in disem ersten Tail under dem dritten Titel "Von der Ungehorsam der Antworter ... etc." im Anfang mit etlichen nachgeenden Artikeln angezaigt wirdet, geholfen werden.
Erschin aber der Antworter hernach und were ainicher Proceß wider ine als ainen Ungehorsamen ergangen und mocht mit seinem Rechten, das [Seite: 4v] ime nach Gstalt der Sachen in Gericht aufgelegt wurde, betawern oder sunsten darbringen, das vermutlich und fürsehenlich, ime were das Fürbot oder Verkundung nit gescheen, so sol alßdann der ergangen Proceß auf Erkanntnus abgestellt und der Antworter zu seiner Gegenwör gelassen werden.
Were aber die Execucion und Volziehung vor der Partey Erscheinung entlich gescheen und ergangen, so sol es bey demselben bleiben.
Wo ain Bürger, Gast oder ymants ander zu ainem unsern Bürger, Inwoner oder Gerichtzverwonten in der Stat oder uf dem Lande Vordrung [Seite: 5r] hete umb Sachen, darinnen wir aus Obrigkait ze richten haben, und derselb Gerichtzverwont nit anhaims, noch in seiner gewondlichen Behausung und Herberg durch ainen verordenten Statknecht nit gefunden wurde, sol alßdann derselb Statknecht und Fürbieter seiner Hausfrau, verstendigen Kinden oder Ehalten, wo er die hete, das Fürbote oder seinen Bevelch mit Bestimbung der Zeit, wann und wo, auch von weswegen er erscheinen sol, ansagen und lauter one ainich Umbstand entdecken und eigentlich merken, was ime von denselben zu Antwort oder Entschuldigung geben worden sey, dieselb Antwort oder Entschuldigung uf das Gericht oder vor uns in Rate, wann er darumben gefragt wirdet, bey seiner Pflicht wiß anzezaigen, darmit wir am Rate oder die Urtailer am Gericht haben zu vermuten und zu erkennen, ob von dem, so fürgeboten ist, sey Erscheinens künftigs Fürgebots, oder aber Ungehorsam und Abwesenhait zu fürsehen und gegenwertig. Wann und wie demselben [Seite: 5v] fürtter zu verkünden ist, sol dem Cleger Beschid gegeben werden.
Und so derselb also zu Haws und zu Howe ersuecht und, wie obstet, rechtlich fürgevordert ist, persondlich oder ymants von seinetwegen mit Gwalt nit erscheint, alßdann ist der Fürgevordert dem Cleger vor- oder rechtsflüchtig geacht, sol demnach Clegeren ain andere Citacion erkennt, darzu zu Verhelfung Trost geben werden, unangesehen des Beclagten Ungehorsam, und alßdann ain öffentliche Citacion und Ladung mit Bestimbung ains entlichen und geraumten Rechtstages "peremptorie" gestellt, an die Wag offenlich angeschlagen und an die Ende, do er anzaigt wirdet, durch den geschwornen Statboten oder Gerichtsknecht uf des Clegers Costen gesent und verkunt werden, welche Citacion nach Gstalt der Sachen uf nachvolgend Maynung lauten sol:
Wir Bürgermaister und Rate des Hailigen Reichs [Seite: 6r] Stat Windßheim entbieten N., unserm Bürger (vel Undersassen oder Verwonten etc.) unsern Grus zuvor und [Seite: 26] füegen dir zu vernemen, da N., dein Gläubiger, uf heut dato vor uns in Gericht (vel Rate) zu dir und deinen Haben und Güeteren clagt umb N. Gulden, die du ime für N. ze tun und schuldig seiest mit Anzaigung, wie er dich ufs unsres Bürgermaisters Vergönnen durch die geschworn Gerichtsknecht merermal zu Haws und Howe hab suechen und gerichtlich fürfordern lassen, aber doch dein Person nie betreten mügen, mit demütiger Bite, ime gegen dir, deinen Haben und Güeteren Gerichtzhilf mitzeteilen. Dweil dann denjenen, so Rechts begeren, dasselb von irer edlen Hilf und Würkung willen nit zu versagen, sonder demselben mit Nachvolg, Execucion und Hilf zu erschliessen gebürlich ist, darumben haischen, laden und vordern wir dich hier mit disem unserem offen Prief, aus unsres Magistrats und richterlichen Ampts Obrigkait ernstlich gebietende, das du uf den 14 Tag nach dato dies Priefs verlaufende, [Seite: 6v] das wirdet auf N. Tag, dero wir dir 15 für den ersten, 15 für den andern und 15 für den dritten, letzten und entlichen Rechtstag "peremptorie" setzen und benennen, durch dich selbst oder deinen volmechtigen Anwald zu früer Rats- oder Gerichtszeit allhie vor uns uf unserm Rathaus erscheinest, gedachtem deinem Gläubiger zu seiner Clag antworten und rechtens mit allen Terminen bis zu entlicher Urtail gewarten wöllest. Wo du aber, oder ymants von deinenwegen nit erscheinen würdest, [soll gegen dich] als ain Ungehorsamer, Vor- und Rechtsflüchtiger erkennt und uf verrer Anrufen deiner Widerpartey gegen dir und deinen Haben und Güeteren geholfen werden, wie sich gebürt. Darnach hab dich ze richten, dann deiner Widerpartey anzaigter Rechtstag dermaß auch verkunt ist. Datum under unserm zurück aufgedrücktem Secretinsigel uf etc.
Wo aber dem man also fürvordern wil, an dem Ende, do er anzaigt wirdet, nit getroffen und funden würde, [Seite: 7r] sol solche Citacion an der Wag under dem Rathaws oder, ob uns gefellt, zu ainem Überflus an der Stat Toren und Pforten angeschlagen, durch ainen geschwornen Statknecht vor dem Tor under den Schrenken beruft, und wie vorlaut, uf wölchen Tag, zu wölcher Zeit, wo und von weßwegen er erscheinen sol, benennt und verkunt werden.
Erscheint er alßdann oder ymants von seinetwegen mit Gwalt, sol uf beder Fürtrag gescheen, sovil und Recht ist. Würde er aber ausbleiben, oder niemant von seinetwegen erscheinen, so sol alßdann wider ine, sein Hab und Güter gehandelt und procedirt werden als ainem Ungehorsamen oder Rechtsflüchtigen, wie hernach in disem Tail im dritten Titel "Von den Clegern, Clagen und Ungehorsam" am virdten Artikel und dann im ailften Titel dies Tails "Von der Execucion und Hilf" anzaigt wirdet.
Tete aber er oder ymants von seinetwegen mit Gwalt erscheinen und der Sachen nit bis zu Ende außwarten, [Seite: 7v] so sol verrer der Vollung, Pfandvordrung und aller rechtlichen Nachvolg halben ainich persondlich Verkündung außerhalb seiner gewondlichen Behausung oder Herberg, in unser Obrigkait begriffen, und außerhalb der Wag, wie vorstet, ze tun nit not noch schuldig sein, und dem Cleger uf sein Ansuechen verholfen werden, als wer er nit erschinen.
Würde ymants Ußwendiger in unser Stat und Obrigkaiten an uns oder den unsern oder auch frömbden, ußlendigen Sachen begeen, darumben er sich auf frischer Tat verpflichtet und globet, dieselben [Seite: 8r] Handlung vor uns gerichtlich auszefüren, so sol demselben an die Ende, do er haussessig ist und in sein Behausung [Seite: 27] zu aigner Hant, oder aber in Abwesen seiner Hawsfrawen, verstendigen Kinden oder Ehalten, wo er die hete, oder, wo er nit aigen Haws noch Wonung hete, zu seiner Herberg ain schriftliche Ladung mit dreyen inhaltenden Gerichtstegen durch den geschworn Statboten oder Knecht, darzu verordent, gesent werden ungeverlich uf nachvolgend Maynung:
Wir Bürgermaister und Rate des Hailigen Reichs Stat Windßheim entbieten dir N. unsern Grus zuvor. Nachdem du dich verschiner Zeit allhie in unser Stat mit N. in Widerwillen begeben hast und mit ime zu aufrüriger Handlung komen pist, darinne du ine, als er sich beclagt, iniurirt und seinen guten Leymut verletzt, (vel) mit tätlicher Handlung und gewaffender Hant beschedigt, darumben [Seite: 8v] du auf frischem Fueß solch Handlung vor uns gerichtlich auszefüren gelobt und dich darmit diß Vals unserm Gerichtzwang, wie dann pillich gescheen ist, underwürfig gemacht hast, demnach und incraft unsres richterlichen Ampts und deiner Verpflichtung haischen, laden und vordern wir dich, das du auf den 21 Tag nach dato diser Schrift, das wirdet uf N. Tag, dero wir dir siben für den ersten, 7 für den andern und siben für den dritten, letzten und entlichen Rechttag "peremptorie" setzen und benennen, vor uns uf unserm Rathaus zu früer Rats- (vel) Gerichtzeit erscheinst, deiner Widerparthey Rechtens gewarten und außerhalb unsres Wissens und verrers Beschids nit abziehen wollest. Wo du das nit tetest, würden wir dein Herschaft mit Anzaig deiner Glübd und Verpflichtung darumben unersucht nit lassen. Darnach wiß dich ze richten. Dann solcher Rechttag deiner Widerparthey dermaßen auch verkunt ist. Datum etc.
[Seite: 9r] Erscheint der Fürgevordert alßdann, sol Clag und Antwort, soverr nit rechtmeßig Excepciones dargebracht wurden, verfangen, der Krieg contestirt und alßdann verrer daruf gehandelt und procedirt werden, sovil und recht ist.
Würde aber der Fürgehaischen noch ymant von seinetwegen mit gnugsamen Gwalt nit erscheinen, so sol des Ungehorsamen Richter und Herschaft mit Anzaigung des Handels und Entdeckung der Ungehorsame darumben schriftlich ersuecht werden, den Ungehorsamen nach laut seiner Verpflichtung für unser Gericht ze weisen.
[Seite: 9v] Würde sich ymants, er were Bürger, Inwoner, Gast oder ander Verwonter, anmaßen, uf ligende oder varende Hab und Gueter ze clagen, zu den oder darauf ander auch, sy seien uns gerichtber oder nit, Interesse oder Gerechtigkait heten oder ze haben vermainten, sol der Cleger mit seiner Clag gehört, aber ime doch nit geholfen, sonder der Beschid geben werden, diejenen, so auch allda Interesse haben oder ze haben vermainen und die Sachen berührte, zuvor von des gemainen unverrechten Guts Costen zu verkünden. Alßdann sol ain offne gemaine Verkündung und Ladung "peremptorie" gestellt, denselben, Interesse habend, durch den geschwornen Statboten oder Gerichtsknecht zu Haws und ze Howe zugesent und darmit verkünt werden, ob sy wollen Errettung ze tun, wie ungeverlich nachvolgend Forma ausweist:
[Seite: 28] Wir Bürgermaister und Rate des Hailigen Reichs [Seite: 10r] Stat Windßheim entbieten N. und N. und allen andern, so zu weyland N. unsers Bürgers seligen verlassen Hab und Güter Spruch, Vordrung und Interesse ze haben vermainen, unsern Grus zuvor und füegen euch, allen und yden, sametlich und sonderlich, mit disem unserem offen Prief zu vernemen, das uf heut dato vor uns in Gericht erschinen ist N., zaigte clagßweis an, er were vorbemelts unsers Bürgers N. seligen verlaßner Hab und Gut negster natürlicher und vehiger Erb mit Bite, ime dieselb Hab zu tradiren, überzegeben und uß richterlichem Ampt einzeantworten. Dweil wir aber Bericht entpfachen, das ir euch, all und yder, in sonder in anzaigter Habe zu schlahen willens und Miterben ze sein oder Interesse da ze haben vermainte, haben wir ime solchs diser Zeit gewegert und ainen andern Gerichts- und Erscheintag uf negstkomend N. angesetzt. Demnach und in sonder, dweil wir ungern ymants von demjenen, darzu er Fueg, Glimpf und Gerechtigkait hat, dringen wollten, sonder aller Hilf genaigt sind, verkünden wir als der Sachen ordenlich Richter [Seite: 10v] euch allen und yden in sonder ainen Rechtstag uf den 14 Tag nach Dato diser Schrift, das wirdet auf N., dero wir euch 15 für den ersten, 15 für den andern, 15 für den dritten und letzten Rechtstag "peremptorie", also, das ir uf angezaigten Gerichtstag durch euch selbst oder volmechtig Anwelde zu früer Ratszeit allhie vor uns uf unserm Rathaus erscheinet, allda gemelte Hab und Gut (ob ir wollet) gerichtlich verfechtet. Würdet ir aber nit erscheinen, würden wir nichtsweniger auf der gehorsamen erscheinenden Parthey Anrufen und Begeren ergeen lassen, sovil und recht wirdet, darzu mit Tradirung, Übergebung oder Einantwortung der Hab nach Gstalt der Sachen gemes halten.[Das] wollten wir euch guter Maynung und im pessten, euch darnach wissen ze richten, nit verhalten; dann solcher Tag ewrer Wider- und der clagenden Parthey dermaß auch verkünt ist. Wir wollen auch, das euch solch unser Ladung oder glaubwirdig Abschrift, darvon also in offen edictsweiß verkündet, gleicherweiß, als ob euch di zu eur aigen Person under Augen verkündet were, binden sol. Darnach [wiß dich zu richten]. Datum under unserm zurück aufgedrücktem Siegel.
Dergleichen Form sol auch aine an der Wag under [Seite: 11r] dem Rathaus angeschlagen, darzu durch den Gerichtsknecht proclamirt werden.
Sol auch hinach auf Erscheinung und Vertretung oder Außbleibung der Parteyen gehandelt und procedirt werden, wie hievor von den Erscheinenden und hernach von den Ungehorsamen und Verhelfungen verrer Meldung geschieht.
Alle Fürbot, Ladung und Verkündung sollen zu rechter, gewondlicher Tagzeit, nit zu nachts nach dem Ausschlachen sonder den Bürgern und Gerichtsverwonten guter Zeit darvor, zu Haws und zu Hove, und fürnemblich das erst Fürbot müntlich under Augen geschehen, es were dann, das sich ainer geverlich enteusserte [Seite: 11v] und vorm Fürbote verschluege, so were es zu Haws und zu Hove oder zu gewondlicher Herberg und Wonung genug.
Item, sy sollen an den Werktagen und kainem gepotnen Feiertag, dann nach der Vesper, auch an kainer geweihten Stat, noch dweil man zu Gericht und Rat sitzt, die Gerichtstür noch nit aufgetan, und wir noch vom Rate nit aufgestanden noch abgangen sein, gescheen. [Seite: 29]
Aber unser der Bürgermaister, Zinßherren, Pfender, Rueger oder ander Amptsherren, die von unser und gemainer Stat Nutz und Notturft fürfordern, dieselben Fürbot sollen zu aller Zeit, es sey Werk- oder Feyertag, Tag oder Nacht; wie die geschehen, Craft und vollige Macht und die den Widersitzen darumben, wie unser Statpfandbuch und hernach auch zum Tail anzaigt wirdet, ze straffen haben.
[Seite: 12r] Solche Fürbot, auch alle und yde, sollen warlich angesagt und ehe dem Statknecht mit seiner Pflicht, dann dem fürgeboten ist, glaubt werden, es würde dann anderßt darwider anzaigt und bewisen.
[1] Item unseren Bürgermaistern, die ye zu Zeiten sein und die Bürde und das Magistrat tragen, sol, dweil sy das Ambt tragen, umb kainer Sachen fürgeboten werden.
[2] Dergleichen den Personen, die zuer Ee gegriffen und iren Kirchgang heten, auch iren Vater, Muter, Swester und Bruder zuer Zeit des Kirchgangs und der Hochzeit, bis die nach unser Stat Gebrauch geendet wirdet.
[3] [Seite: 12v] Dergleichen sol auch kainem fürgeboten werden, dem Vater, Muter oder sein eelicher Genos mit Tod ist abgangen und verfallen, bis nach dem Sibenden.
[4] Auch sollen die Personen mit Fürbot verschont werden, die mit swerer Krankhait beladen sein, bis sy wider vermüglich werden, es were dann Sach, das die Krankhait lang weret, so mag der Cleger seinen Spruch vor uns dartun; wollen wir nach Gstalt der Sachen Beschid geben und Hilf tun.
[5] Item allen denjenen, als die Minderjerig, Stumen, Sinnlos und dergleichen, die mit Vormünden fürsehen sein, sol kaineswegs, sonder allain den Vormündern fürgeboten werden. Wo aber die nit Vormund heten, wollen wir inen die uf Ansuechen und Piten setzen.
Gwalthaber oder Anwald haist und ist der, der von Gebot oder Lieb wegen seines Herren oder guten Frundts ain oder mer Sachen ze clagen oder zu verantworten und also auszefüeren an sich nimpt. Darumben, so ainer aine oder mer Sachen auf- oder annimpt, alßdann ist sein Ampt vonnöten und darumben geordent und gesetzt, das er nit absten mög, sonder er sol gezwungen werden, der Sachen bis zu Ende auszewarten. Doch mag der Gwalthaber oder Anwald (soverr das sein Bevelch und Gwalt in sich beschleusst), ainen oder mer ander an seine Stat mit volkomen Gwalt substituiren und nachsetzen. Und wann er den Krieg in [Seite: 30] Recht [Seite: 14v] verfangen und bevestigt hat, so ist er nach Sag gemeiner geschribner Recht ain Herr des Kriegs und mag nimer abgestellt werden bis zum Endurtailen, es werden dann redlich Ursachen vor Augen.
Darumben sol nach Bevestigung des Kriegs zu allen Termineyen und Gerichtztagen der Anwald und Procurator oder Gwalthaber, und nit der Principal fürgevordert werden.
Es sol auch kain Person, die frömbd oder unserm Gerichtzwang nit underworfen ist, in Gericht ze clagen, ze vordern oder Antwort ze tun nit zugelassen werden, sy hab dann ainen gnugsamen Gwalt, wie dann hernach in negstvolgender Rubriken "Von den gnugsamen und glaubwirdigen Gewelden" angezaigt wirdet. In gleichem Vall sol auch kain Gerichtzverwonter on gnugsamen Gwalt für ander Person ze clagen oder ze [Seite: 15r] antwurten zugelassen werden, es were dann, das sich ymants von ainer gesipten Person wegen, die ime bis in den dritten Grad gesipt und zugehörig were, solchs underfinge. Der möcht und sol zugelassen werden, wo er Caucion und Sicherhait tete, von dem Principal gnugsamen Gwalt cum ratificacione gehandelter Sachen ze pringen.
Tutores und Curatores mügen von der wegen, der Vormund und Pfleger oder Träger sy seind, als Procuratores und Anwelde inner- und ausserhalb Gerichts erscheinen, clagen und antworten bis zu End der Sachen. Doch sollen und mügen sy in irer Vormünder und Versorgkinder Sachen vor Bevestigung des Kriegs kainen anderen Procuratorem oder Anwald setzen.
Wo sy aber der Sachen bis zu End nit gewarten, mügen sy mit unser Erkanntnus, wo die Kinder abwesenlich und unredbar weren, nach der Kriegsbevestigung wol Actores und Handler setzen. Weren aber die Kind gewachsen, redbar und gegenwurtig, die mügen vor Bevestigung [Seite: 15v] des Kriegs mit Verwilligung irer Vormünder Procuratores setzen.
Ain yder Gwalt, deß sich ainer vor uns inner- oder ausserhalb Rechtvertigung hat willens zu gebrauchen, der sol mit ordenlicher Zier, wie die Recht setzen, verfertigt, nemblich mit Bestimung der Sachen und Parteien ausgedrückt und der Fürsten, Prelaten, Graven, Herren, Stat-, gebannter Gericht oder anderer zwaier oder mer erberer Lewt kundigen Insigelen oder ains oder mer glaubwirdiger Notarien offen Instrument bezirt sein und eingelegt werden.
[Seite: 16r] Wolt aber die clagend Partey vor oder nach Bevestigung des Kriegs, dergleichen der Antworter ainen oder mer Gwalthaber und Anwelde stellen, das mügen dieselben Person vor uns dem Rate oder Gericht, oder zum wenigsten vor zwayen unser des Rats tun, irn Gwalt also mit Bestimung der Sachen und Parteyen, und was der Gwalthaber ze tun Macht haben sol, aufgeben und durch den geschwornen Statschreiber in das Gerichtzbuech lassen einleiben.
Wann der Cleger oder Antworter ire Gwalthaber oder Anweld, sy inner- oder ausserhalb Gericht zu vertreten, ze clagen oder ze beschirmen, gesetzt haben, mügen sy die albegen und zu yder Zeit, vor und ehe der Krieg [Seite: 16v] in Recht verfangen wirdet, widerumb abvordern und den Gwalt wider zu iren Handen nemen. [Seite: 31]
Alßdann nach solcher Abvordrung sol der Anwald in derselben Sachen, ime wurde die nachmals widerumben bevolchen, nit mer gehört noch angenomen werden. Dergleichen sol sich die Anwaldschaft enden, wann der Anwald aus redlichen gegründten Ursachen, die wir gegründt erkennen kunnten, nach der Kriegsbevestigung abgevordert und der Principal selbs eintreten und handelen würde.
Die Anwaldschaft endet sich auch, ob und wo der Anwald ain Zeitlang, oder zu benennten Sachen oder Tagen gestellt were, wann dieselb Zeit aus und vergangen, die benennt Sachen gütlich oder rechtlich entschiden ist, oder der oder die Tag gelaisst sein.
Item, wann der Principal oder Anwald ir ainer Tods verfallen und abgangen, so were die Anwaldschaft auch aus und verloschen.
[Seite: 17r] Dweil durch die gemainen geschriben Recht lauter außgedrückt ist, das sich die Geweihten layischer Hendel sollen entschlachen, darumben wollen wir vor unserm Rat, Stat- oder Bawrengericht kainen Priester, Cleriken noch Ordensman zu Gwalthaber, layisch Hendel auszefüren, nit annemen noch zulassen, ausgenomen in zwayen Fellen, zum ersten, ihre aigne Person oder Güter, zum andern, ire Kirchen und Pfründen betreffende; also, wo ymants an denselben Gütern auch Tail hat und zu Irrung wuechsen, möchte der Tailhaber dem Priester oder Cleriken seinen Gwalt wol übergeben, doch mit der Beschaidenhait, wie hievor anzaigt wirdet, Welche Gwelde für glaubhaft und gnugsam angenommen werden".
[Seite: 17v] Item, kain Frawenpild sol vor unserm Rat oder Gerichten zu dem Ampt der Anwaldschaft gelassen werden, dann in etlichen Fellen, als wo aine die Sach, darumben sy die Anwaldschaft von ymants anneme, sy auch berürte. Item auch von irer Vater oder Muter wegen, die Blödighait halben selbs nit handelen konnten, noch ander Anwald ze setzen nit vermochten.
Item, es werden auch vor uns und unsern Gerichten von dem Ampt der Anwaldschaft getrieben die Tauben, die Blinden, die Unsinnigen, die Minderjerigen und die nit mit gnugsamen Gwalt fürsehen sein etc. Item all diejenen, als die Minderjerigen, Stumen, Sinnlosen und dergleichen, die mit Vormunden fürsehen sein. [Seite: 19r]
[1] Cleger ist ain Person, die da in Gericht gegen ainem andern handelt und umb was anspricht. Dieweil aber nach gemainer Regel ainem yden erlaubt ist ze clagen, es werde ime dann aus sondern Fellen abgestelt und verboten, so ordnen, setzen und wollen wir: Wo sich ymants vor uns, dem Rate oder den Gerichten ze clagen anmasste und in den ytzt nachbemelten Fellen ainem stünde, das derselb uf Anzaigung und Anregung des Beclagten ze clagen, noch Vordrung und Anspruch ze haben, nit zugelassen werden sol. [Seite: 32]
[2] Erstlich, die offenlich in Acht und Pann denuncirt [Seite: 19v] und verkunt, noch nit darvon noch daraus geledigt noch absolvirt, auch diejenen, die unser Stat umb ir Mißhandlung, an uns und den unsern begangen, verwisen worden sind.
[3] Item die Minderjerigen one ire Vormünder, als ain Knab under vierzehn Jarn und ain Medlin under zwelf Jarn.
[4] Item die Ausflüchtigen und Trinnigen, so sich unser Stat und Oberkait one unser Wissen und Willen enteussert heten, darzu die Geudigen und Verschwender irer Güter, prodigi zu Latein, die mit Curatores fürsehen sind und sunst alle, die im Rechten ausserhalb Tutores und Curatores nit steen mügen.
[5] Item, wölcher dem Rechten ungehorsam gewesen und derhalben umb Cost und andres vertailt ist, der sol zu clagen nit gelassen werden, so lang und vil, bis er die Ungehorsame, auch dem Beclagten Cost und [Seite: 20r] Scheden, der Ungehorsam halb erliten, widerlegt, bezalt und abgetragen hat.
[6] Item diejenen, die sich des Zuspruchs, darumben sy clagen wollten, verzigen und begeben heten, oder die Sachen durch Tranßaction oder Compromiß verfasst und zuer Gütlichait angenomen oder hievor durch Rechtspruch, die in ir Craft gangen weren, entschiden.
[7] Item, wölche zu verboten Zeiten, als nach Öffnung und Endung des Gerichts, Aufsteung unser vom Rat oder andern unbequemen Zeiten und Orten clagen wolten, die sollen uf dasselb Mal bis zum negsten Gericht nit zugelassen werden.
[8] Item ain Ordensman one Erlaubnis und Gwalt seins Obern.
[9] Item, dweil nach gemainer Rede niemant sol verpfent [Seite: 20v] zu Recht stan, wollen wir, wo ymants ainem andern was geweltig vorbehielt, das sich dann also erschainte und darnach umb oder von derselben wegen Clag fürnemen und anfahen wolte, das derselb gweltig Inhelter ze clagen nit Fueg hab solang, bis er den Gegentail des gweltigen Vorhaltens wider eingesetzt hab.
[10] Ar-[tikel] Item, Vater, Muter, Kinder und Eeleut sollen aus verpflichter Lieb und Treu gegenainander in Gericht nit Clag fürnemen. Wo sich aber begebe, das das Kind gegen seinen Eltern, die Hausfrau gegen iren Eman und herwiderumb die Eltern gegen iren Kindern oder der Haußman gegen seinen Gemahel, zeitlicher oder ander zuprachter Hab halben, ichts ze clagen heten, die sollen solchs zuvor, ehe sy ainiche Clag fürnemen, an unsern Bürgermaister lassen langen und umb Erlaubnis Fürpots und Gerichts piten. Wölche aber das nit teten, die sollen mit iren Clagen und Ansprüchen nit gehört werden.
[Seite: 21r] Und in sonder sollen solch Personen umb schmelich oder der Eren verletzend Hendel gegeneinander in Gericht nit clagen. Het aber ains also gegen den andern ainichen Mangel, das sol unserm Bürgermaister angezaigt und derselb darinnen zu entschaiden oder Beschid ze geben Gwalt haben, oder das an uns langen lassen.
[11] Ar-[tikel] Begeb sich auch, das frömbd Personen, aine oder mer, di unerkannt und in der Nehin bey uns nit ansessig weren, ymants der Unsern in Gericht beclagen wollten umb Hendel, die was namhaft und antrüffig sein, so sollen die oder derselb Cleger den Beclagten, (soverr sy das begeren) gnugsame Caucion und Sicherhait tun, das sy dieselben, die sy beclagen wollen, umb Costen, Scheden, Interesse und andere Nachtail, die sy durch das Beclagen erlaiden, soverr [Seite: 33] sy mit Recht ledig erkannt wurden, entheben, dieselben Scheden erstatten [Seite: 21v] und belegen. Wo sy aber das nit tun wollten noch konnten, sollen sy uf Anrufen des Gegentails zu der Clag ze füeren nit gelassen werden, es were dann Sach, das wir aus redlichen Ursachen ain anders erkennten.
Sonsten sollen allen Personen und sonderlich denen, so es von Rechts wegen nit verboten wirdet, vor uns in Rate oder Gericht ze clagen, (soverr die Clagen gegrünt und bestendig weren, wie hernach "Von den Clagen" angezaigt wirdet) stat geben und fleissig der Arm als der Reich gehört, sein Sach, wo die für uns ainen Rate wüechse, wo er mit andern Fürsprechen oder schriftlichen Libellen nit fürsehen ist, durch seinen von uns, dem Rate, verordenten Fürsprechen getreulichen fürgetragen und daruf nach Erkanntnus und Ermessung der Handlung gericht werden.
[Seite: 22r] Dieweil die Fürsichtigkait der geschriben Recht hoch beweget und gesetzt haben, das ain yder Cleger dem, den er zu beclagen vorhat, in sein ordenlich Gericht sol nachfaren und mit frömbden unordenlichen oder außlendischen Gerichten nit umbtreiben noch bekümeren, ordnen, setzen und gebieten wir allen und yden unsern Bürgeren, Aidßpflichtigen, Undertanen und Verwonten in der Stat und uf dem Lande, das kainer den andern mindert anderßwo, weder vor gaistlichen oder weltlichen, Hof-, Land- oder Statgerichten, nit fürforder, haische noch lade, angreif, antast noch umbtreibe, sonder wölcher zu dem andern ainich Vordrung und Spruch, warumben das were, hete, das er das gar an kainem andern Ort und Gericht tu dann vor unserm Stat- oder Bawrengericht oder vor unserm [Seite: 22v] Rate anpringe und in erster Instanz auffüere. Wer oder wölcher aber darwider teten und ymants der unsren fürnemen, vordern oder laden tete an ainich ander Gericht, wo oder wie das Namen hete, ausserhalb unserer Stat Windßheim, der- oder dieselben sollen irs Bürgenrechts oder ander Gnaden und Freiheit, die sy von uns heten oder haben möchten, darzu die Recht und Gerechtigkait irs Spruchs und der Anfordrung gentzlich beraubt und entsetzt sein und zu demselben nimer komen, solang und vil, bis sy dem oder den Beclagten oder Belaidigten irer erlitnen Scheden, Expens und Interesse ain volkomene Vernügung und Außrichtung getan, darzu uns umb die Überfarung und Frevel ain Benügen gemacht haben.
Solcher obemelter Artikel ist zu versteen, wann der Handel von Natur layisch und nit gaistlich ist und für uns gehört; were aber ain Handel gaistlich, oder die Unsern heten an andern Orten contrahirt oder gefrevelt, darumben sy dann vom selben Richter, [Seite: 23r] oder aus desselben Gehais zu Recht und Ausfürung irer Sachen heten müssen anrüren, oder wo sy, die Unsern an andern Orten, in Steten oder andern Gerichten gelegen, umb Erbschaft, Rechtvertigung ze tun heten und dergleichen, so werden sy vom obgemelten Artikel entschuldigt.
Clag wirdet gemainklich genennt ain Ding, das ainer rechtlich von seinem Widertail mit Bestimbung und Meldung desselben Dings begert. Nu, wiewol die gemainen geschriben Recht lauter und clar anzaigen, mit was Solemnitet und Zirlichait [Seite: 34] all und yde Clagen sollen vor dem Richter fürgebracht werden, diewil aber den schlechten gemainen, der Recht unwissenden Personen solch Fürsichtigkait und Zir verporgen ligen, [Seite: 23v] und von den Widertailen vil Excepciones, lang untüglich Hendel wurtzelen und einfliessen, dardurch die Parteien in überflüssig unnutz Cost und Scheden gefürt wurden, ordnen, setzen und wollen wir: Wölche Clag müntlich oder schriftlich fürgebracht wirdet, die lauter außdrückt die Ursach solcher Clag oder die Hab, darnach geclagt wirdet und den Beschlus, das ist die Bit und Beger des Clegers Maynung, was zu Recht sol erkennt werden, das solchs für ain rechtmessig Clag sol gehalten und der Antworter mit seiner Excepcion, die er wider di Clag fürwenden wolt, nit gehört werden.
"Herr der Richter, ich clag und sprich zu dem A., der hat mir 10 Malter Korens umb 10 Gulden verkauft, die hab ich ime also par bezalt, oder die pin ich ime nach laut der Abred des Kaufs zu bezalen urpütig. Aber vormelter A. wil mir solch mein gekauft Gut nit weren noch zustellen. Bit und Beger an eur Weißhait, ir wolt den ge[Seite: 24r]-dachten A. mit ewrem rechtlichen Spruch dahin weisen und vermügen, das er mir mein erkauf Gut zustelle und Cost und Scheden, derhalben in und ausserhalb Gerichts erliten, belege und erstatt."
Wo auch ain Cleger des erkauften Guts an der Nitwerung ainen Schaden erliten oder deß, wann die Werschaft geschehen were, ainen Nutz haben het mügen, möcht ainer denselben Schaden oder Manglung deß Nutzs mit einziehen und sein Peticion auch daruf stellen. Und solchs mag in allen andern Clagen, darinnen ainer mangelt ains Nutzs oder entpfecht Schaden, auch gescheeen, yedes nach Gstalt der Sachen.
Wie aber die Clagen umb Iniurien oder Schmach formirt werden sollen, wirdet hernach in dem virdten Tail under dem ersten Titel verleibt etc. [Seite: 24v]
Dieweil nach Sag der Schrift vil pesser ist, das ainer vor der Zeit ainer Sachen fürkeme, dann nach der belaidigten Sachen Rat und Erzney ze suchen, so sol und mag ain yder, vor und ehe er in Recht oder Gericht eintritt, geschickter und verstendiger Lewt Rat haben, darmit er sein Clag (dweil auf dieselb der gantz Gerichtsprozeß ausget) dester schicklicher und ime zu fürtreglicherm Rechtspruch müg einpringen. Und wann er also geschickt und in Rechtvertigung vor unserm Stat- oder Bawrngericht mit Recht eintreten und clagen wil, mag er ainen Herrn des Gerichts zu Fürsprechen erfordern, seinem Gegentail, dem Antworter lassen ruefen. Ist er zugegen und wil Errettung tun oder Antwort geben, so soll der Cleger sein Clag in obgemelter [Seite: 25r] Maß, wie verzaichent ist, kürzlich müntlich darlegen, dergleichen der Antworter sein Antwort und Gegenwör. Tet aber der Cleger sein Clag schriftlich einlegen und die was Tapferhait uf ir trüeg, solle die verlesen, dem Antworter Abschrift und die Sachen hinfüro für uns in den Rate gewisen werden. Ist aber die Clag müntlich dargebracht, [ist] der Krieg des Rechtens daruf verfangen und sumarie zum schlechtesten und kürtzten mit Reden und Widerreden bestriten oder auch Rechtsatz getan.
Solchs sollen die zween Fürsprechen aigentlich vermerken, die Handlung für den sitzenden Richter und die andern Urtailer tragen, ir beder Notturft und Einpringen erzelen und, soverr die Sach nit umb Erb, Aigen oder Iniuri oder ander tapfer [Seite: 35] Handlung liefe, nach irer pessten Verstentnus diser unser Reformacion gemeß (wie sy dann von Got am Jüngsten Gericht auch verurtailt werden und sich mit iren Sprüchen demselben gestrengen Urtail nit in Ungnad verpflichten [Seite: 25v] wollen) erkennen oder, soverr der Spruch Iniuri, Erb, Aigen, Undergeng und dergleichen antreffe oder was Tapferhait auf ime trüege, die Parteien durch ainen Beschid für uns in Rate weisen. Wie alßdann die Parteien nach gegeben Beschid handelen oder begeren sollen, ist in negstvolgender Rubriken beym Anfang und durchaus angezaigt.
Erscheint aber der Antworter und Fürgevordert nit oder wer doch zugegen und wolt nit antworten, mag ime der Cleger desselben Mals zum ersten Mal umb sein Ungehorsam in das Gerichtspuech lassen schreiben und zum andern Mal fürvordern. Erscheint er aber nit und tut kain Antwort, ist er ain Bürger (der antworten sol) oder in unser Stat anwesenlich, mag er ine zum ander Mal umb die Ungehorsam einschreiben und zum dritten Mal "peremptorie" lassen fürvordern. Ist aber der Antwurter ainer usser unser [Seite: 26r] Stat uf dem Lande und dem Bawrengericht verwont, sol er zum ersten Außbleiben umb die Ungehorsam eingeschrieben und zum andermal "peremptorie" fürgevordert werden und sol zu yder Ungehorsam 15 Pfennige ze Pueß geben.
Wann aber ain Bürger zum dritten Mal und ain Außlender zum andermal ungehorsam erscheinen, so sol und mag der Cleger seinen Spruch, darumben er ze clagen vorhat, darlegen und Vollung ze erkennen biten. Ist dann die Sach under oder bey zehen oder 12 Gulden, soll dem Cleger Vollung erkennt und hernach geholfen werden, wie in disem Tail under dem aylften Titel in der ersten Rubric "Von Execucion und Hilf erlangter Urtailen, Vollung und Bekanntnus" gemelt wirdet. Wer aber der Clagspruch umb Erb, Aigen, Gründt, Undergang, Iniuri oder ander dergleichen Sachen und über zehen oder zwelf Gulden, sol der Cleger für uns ainen Rate gewisen und allda verrer Ladung und Citacion [Seite: 26v] vergunnt und in der Handlung erkennt werden, so vil und recht ist.
Wirdet dann ain oder mer Clag wie oblaut für uns in Rate gewisen, die Vollung uf ir trueg, die am Stat- oder Bawrngericht nit erkennt were, so sol unser Bürgermaister dem Cleger uf sein Ansuechen ainen Tag für uns ernennen, zudem der Cleger seiner Widerpartey, daruf er die Vollung zu er-[Seite: 27r]langen vermaint, verkünden und durch den Gerichts- oder Statknecht ainen "peremptorie" lassen für uns ainen Rat vordern, solch Vollung Erkanntnus ze hören oder, warumb das nit sein sol, Errettung und Ursach fürzepringen. Erscheint dann der Fürgevordert, sol uf ir beder Fürbringen, die dann, wie negst nachvolgender Artikel in sich beschleusst, handelen und fürbringen sollen, ergeen, sovil und Recht ist. Blib aber der Fürgevordert aus und wurde ungehorsam, sol abermals gehandelt werden, wie negstvolgende Rubriken "Von der Ungehorsam der Antwurter" under sich beschleusst.
Wer aber ain Sach, da Clag und Antwort erstlich am Gericht ergangen und von den Gerichtzherrn und Urtailern für uns gewisen were, was Sachen das betreffe, alßdann sol unser Bürgermaister der begerenden Partey auf ir Ansuechen gegen [Seite: 35] irer Widerpartey ainen Ratstag, zum schirsten und fürderlichisten es sein mag, ernennen und ansetzen, auch darumben Bevelch [Seite: 27v] tun, das er seinen Widertail uf den benennten Tag für Rat laß beruefen und durch der geschwornen Knecht ainen fürvordern. Alßdann und auf denselben Tag sol und mag der Cleger den, so am Gericht sein Fürsprech gewest ist, wo aber derselb nit vorhanden were, ainen anderen von uns aus dem Rate vom Richter umb Erlaubnis piten, ime sein Clag und Notturft der Sachen bis zum Ende fürzetragen. Solchs sol ime umb Verhütung wegen unnutzs Costens gegonnt werden. Hete aber ainer ainen frömbden Redner und Procuratorem oder wolt sein Sachen selbst beschirmen oder fürtragen, das sol ime, darmit er nit vermain, ime möchte Nachtail seins Rechtens erwachsen, auch zugelassen werden.
[Fürtrag seiner Clag verkürzt und ime die (soverr die Er, Leumut oder Tapferhait auf sich trueg) durch das müntlich Fürbringen durch Vergessenhait nit gnugsam eingebracht werden.)]
[Seite: 28r] Es mag auch ainer sein Sachen, sover die Eer oder ander Tapferhait uf ir trüege, schriftlich oder müntlich, wie ime am füeglichisten ist, dartun und fürbringen. Aber in mittelmessigen und klainsachigen Hendelen sol das schriftlich Darbringen umb costgebirender Außgab nit zugelassen, sonder allain müntlich procedirt werden, und in solchem, wo Span entsprünge, sol die Erkanntnus alwegen bey uns oder dem Gericht steen, wann das schriftlich Einpringen zuzelassen sey oder nit. Aber ainem yden wollen wir begünstigen, das er sein Clag, oder uf des Beclagten Antwort sein Gegenred, auch des Antworters Antwort und Einred mag durch unseren Statschreiber von Mund, wie das alles vor uns in Rate oder dem Gericht eingebracht wirdet, lassen beschreiben und zimlich Zug und Tag begeren, die ime dann nach Gelegenheit der Sachen und Swere des Handels ainen Tag, drey, vier, acht, 14, mer oder weniger, geben und zugelassen werden solle.
[Seite: 28v] Wir wollen auch dem Cleger incraft dits Artikels und Gesetz günstigklich zugelassen haben, sein Clag vor uns, dem Rate, ze meren, ze mindern, ze endern, abzetun oder von newen einzepringen, solang und vil, bis der Krieg des Rechtens vor uns dem Rate in Recht ist verfangen, unangesehen, ob der Krieg vor dem Gericht (von dem dann der Handel für uns gewisen ist), bevestigt were worden oder nit. Dann wir wollen dieselben Kriegsbevestigung vor Gericht gentzlich restindirt haben und dermassen achten, als wer der nie bevestent. Wo aber der Krieg vor uns im Rate contestirt und verfangen ist, sol die Endrung der Clag kain stat mer haben, es wolte dann der Cleger dem Antwurter allen aufgeloffnen Costen uf unser Messigung, wie hernach in disem Tail under dem newnten Titel "Von der Taxacion etc." verleibt wirdet, abtragen, die Sachen mit Fürbot und allen Grichtzhandlungen von newen anfachen. [Seite: 29r]
Würde sich begeben, das ain Cleger seiner Widerpartei, die an dem Stat- oder Bawrngericht ungehorsam erschinen wer (die sich in dem Fürbote nit het wollen lassen betreffen, und die Ladung und Fürvordrung zum andern Mal am Bawrngericht und zum dritten Mal am Statgericht gescheen were, nach laut des ersten Titels in disem ersten Tail under der Rubriken "Von den, die sich in Fürbietung [Seite: 37] vor dem Bütelstab verpergen") uf Vergönnung unsres Bürgermaisters für uns den Rate het lassen fürvordern; ze Haws und ze Hove oder seiner gewondlichen Wonung und Herberg, auch inmassen, wie obemelte Rubrik "Von den, die sich in Fürbietung vor dem Bütelstab verbergen etc." in sich helt, het weder [Seite: 29v] am Gericht noch vor uns kain Errettung tan noch Antwort geben und erschin also ungehorsame, so sollen und wollen wir alßdann dem Cleger auf Anzaigung oder Beweisung seiner Clag und Spruchs zum wenigisten mit seinem Aid auf Berufung des Beclagten nach Inhalt seins Spruchs oder der Clag, der Hawbtsach, auch der Gerichtscosten und Scheden ain Vollung erkennen und ertailen und nachmals gegen des Beclagten und Ungehorsamen Haben und Güeteren mit verrer Execucion und Zwang des Rechtens verhelfen, wie hernach in disem ersten Tail under dem aylften und zwelften Titel "Von der Execucion und Angrif" gemeld wirdet.
Doch ob vor gantzer Volziehung, entlicher Execucion und Volstreckung solcher Vollung und Rechtens der Beclagt und Verantworter sein Aussenbleiben und Verhinderung aus rechter ehafter Not möcht beweisen, anzaigen und fürbringen, doch zum wenigisten mit [Seite: 30r] seinem Aid, wie recht ist, so sol er auf Fürvordrung des Clegers zu seiner rechtlichen Gegenwör der Hawbtsach zugelassen und die mit Recht ausgefürt werden und ime darauf die erlangt Vollung, mitsambt der gerichtlichen Nachvolg darvor gescheen, unschedlich sein. Doch sol er dem Cleger seinen Costen, Saumsale und Schaden, deßhalben erliten, uf unser Messigung, wie hernach in disem Tail under dem newndten Titel "Von der Taxacion" volgt, bekeren und ablegen.
Wo aber die Execucion und Volziehung desselben Rechten vor diser Partey Erscheinung und Fürbringen entlich ergangen und die Einsetzung gescheen were, so sol es dann bey demselben ausgefürten Rechten und der Volziehung desselben bleiben und der Verantwurter nit mer zugelassen werden.
[Seite: 30v] Welchen Fürgevorderten aber die Fürbot, ains oder mer, under Augen begriffen hete, wer weder am Gericht noch vor uns dem Rate erschinen, oder wer ain oder mermal erschinen, und vor Endung der Gerichtshandlung ungehorsam, der sol uf verrer Anrufen und Begeren des Clegers, auch auf Anzaigung und Beweisung seiner Clag und Spruchs zum wenigisten mit seinem Aid auf Berufung des Antwurters der Hawbtsach und erliten Costen vollig erkennt und gegen seinen Haben und Güeteren verholfen werden, wie hernach "Von der Execucion und Angrif etc." gemeld wirdet, sol darzu der Stat Pfendter in zway Pfund Pueß für di Verachtung und Ungehorsam, der Aussenbleibung vor uns dem Rate gescheen, ertailt und hinfüro zu seiner Errettung nit gelassen werden, es were dann Sach, das wir auf sein Anzaigen ain anders [Seite: 31r] mochten erkennen, so sol es gehalten werden, wie die negst vorbemelten Artikel in sich beschliessen. [Seite: 32v]
[Seite: 38] Ain Antworter haist und ist, der im Rechten fürgevordert und beclagt wirdet, aber nit von der Verschuldung wegen "a reatu", sonder "a re", das ist von der Sach wegen, darumb er also fürgevordert und genennt wirdet, also gehaissen.
Wir wollen auch, das alle diejenen, so unsern Gerichtzwengen ordenlich underworfen und zugetan sein, auch alle, die unserm Gerichtzwang mit Pflichten und Aiden, durch Contrahiren, Verwürkung oder ander Sachen verstrickt werden, ir Sachen, darumben sy dann verstrickt worden [Seite: 33r] sein, vor uns oder unseren Gerichten auszetragen, sollen bey den Penen und Puessen, [wie] hiervor in dem negsten Titel under den Rubriken "Wie der Cleger vor Gericht handelen und begeren sol etc." under dem dritten Artikel und under der Rubriken "Von der Antworter Ungehorsam" durchaus anzaigt wirdet, auf der Cleger Fürvordern ir Antwort, Gegenwör oder Errettung tun, ausgenommen die Minderjerigen, Witbe und Waysen, Blind, Stumen und ander, so mit Vormünder fürsehen sind. Wo aber der Person, aine oder mer, mit Vormündern, Tutoren oder Curatoren nit fürsehen were, wollen wir derselben uf ir oder der Fruntschaft Anrufen und Begeren, auch aus Craft unser Obrigkait Tutores oder Curatores setzen und geben, die sy im Rechten mügen vertreten.
Wir wollen auch, wer oder wölcher also mit Gericht fürgevordert wirdet, das er durch sich oder seinen vol-[Seite: 33v]mechtigen Anwald, wie hiervor in disem ersten Tail im andern Titel under der Rubriken "Wölche Gwelt für glaubhaft und gnugsam angenomen worden etc." gemeld ist, Antwort und Gegenwör oder Errettung tue, wie dann auch hievor under dem bemelten andern Titel under der ersten Rubriken am dritten Artikel verleibt ist.
Es sol und mag auch ain yder Haußwirt, dem sein eelich Gemahel Kind oder Tiechter für Gericht gevordert were, die durch ire Person noch ire Anweld nit erschinen, denselben seinen Gemahel, Kind oder Tiechter in Recht verantworten oder vertreten, doch also, das er vor entlicher Urtail irer Verwilligung und Becreftigung solch erganger Gerichtzhendel fürbringen sol. Wo er aber das nit tete, sol er dem Richter zway Pfund Gelts zu Pueß verfallen und schuldig sein, dem Cleger Gerichtzcosten, Zerung [Seite: 34r] und Saumsal uf unser Messigung zu bekeren und hinfüro one sondern gnugsamen Gwalt in derselben Sachen ze handelen nit zugelassen, sonder wider die Frawen procedirt werden, wie hernach in disem ersten Tail der ailft Titel "Von der Execucion" außweist.
Aber ain Haußgemahel, die mag iren Haußwirt one sondern Gwalt nit vertreten, dann es stet geschriben, das die Frawen von den Mannen und nit herwiderumben die Mann von den Frawen beschirmbt sollen werden. Doch wo der Man nit anwesenlich, sonder ausser unser Stat und seiner Haimkunft in Kürtz nit zu fürsehen were, sol der Frawen von wegen irs Mans Errettung oder Bekanntnus ze tun (ob sy wil) gestatt werden.
Item die Vormünder der Minderjerigen, der Stumen, Sinlosen und dergleichen sollen zu yder Zeit von [Seite: 34v] wegen der, die sy in irer Vormundpfleg haben, Recht geben und ire Pflegkinder nach laut irer Pflicht, wie hernach under dem sibenden Titel des dritten Tails "Von der Pfleg und Vormundschaft" under der Rubriken "Der Vormünder Aid" gemelt wirdet, vertreten.
So der Antworter vor Gericht oder uns dem Rate, wo er dann fürgevordert ist, gehorsamlich erscheint, mag er in aller Massen wie der Cleger ainen Fürsprechen vom Richter, ime sein Sachen fürzetragen, piten, das ime dann gegönnt werden sol. Und wann er also die Clag ge-[Seite: 35r]hört, mag er die alspald, ob er wil, müntlich, soverr er nit "excepciones dilatorias" oder "peremptorias" hete, verantworten und den Krieg des Rechtens verfachen. Wo das also geschehen ist, sol uf ir beder Fürbringen geschehen, sovil und Recht ist.
Het aber der Verantworter "excepciones dilatorias", das sein Auszug und Behelf, die die Sachen aufhalten, oder "excepciones peremptorias", die die Handlung gar abschneiden, wie dann von denen Auszügen und Freihaiten hernach in disem Tail im dreyzehenden Titel gemeldt wirdet, so mag er die, wie dann ir ydlicher fürzebringen ist, vor oder nach der Bevestigung oder Verfahung des Kriegs dartun. Wo auch die Sachen was Tapferhait und Swere uf ir trüege, oder er besorgte, der Cleger wer ime zu behend, mag er der Clag Abschrift, zimlich Zil und Zeit sich darinnen zu versehen und daruf sein Antwort und Gegenwör fürzebringen, begeren. Ist dann die Clag schriftlich eingelegt und von uns [Seite: 35v] schriftlich ze handelen zugelassen, sol ime Abschrift, darzu zimlich Zug und Tag uf Erkanntnus geben werden. Wer aber die Clag nit schriftlich eingelegt, sondern müntlich dargetan und trug doch was Tapferhait und Swere uf ir, so sol die auf sein, [des] Antworters Begeren und Costen vom Clegers müntlichen Fürbringen durch unsern Statschreiber aufgeschriben und ime, dem Antwurter, Abschrift und Dilacion uf unser Erkanntnus geben werden.
Wo aber der Cleger auf den angesetzten Gerichtztag vor Gericht und Rate nit erschin oder niemants von seinetwegen handelen würde, so sol und mag der Antwurter sich deß beclagen und den Cleger umb sein Aussenbleiben in das Gerichts- oder Ratßbuch [Seite: 36r] lassen beschreiben, auch "ab instancia iudicii", das ist der Ladung und Fürhaischung halb desselben Tags mitsambt Ertailung des Costens und Saumsals, solchs Tagwartens und gehorsamen Erscheinens erliten, der auch nach Gelegenhait der Person, Zeit und Handlung taxirt und gemessigt werden sol, Absolucion begeren, des ime erkennt und der Cleger hinfüro sein Clag zu volfüeren nit zugelassen werden sol, er hab dann zuvor dem Cleger den gemessigten und erliten Schaden, auch wo er am Gericht ungehorsam erschinen were, dem Richter 30 Pfennige und, wo er vor Rate ungehorsam erschinen were, 2 Pfund zu Peen oder Pueß vergnügt und bezalt.
[Seite: 36v] So der Antworter uf den ernennten und fürgevorderten Tag erscheint, wil sein Sachen erretten und dem Cleger rechtlichen Widerstand tun und hat gegen dem Cleger auch Spruch und Vordrung, die von und aus der Sachen, darumben der Cleger sein Begeren tut, entspringen, also das die Gegenclag und die erst Clag [Seite: 40] ainer Natur sein und aus einander fliessen und volgen, wie dann das oft geschieht, so mag er, der Antworter, alspald, vor und ehe er den Krieg contestirt und verfecht, des Gegen- und Widerrechtens, "reconvencio" zu Latein genennt, piten und begeren. Daruf ist ime dann der Cleger Antwort zu geben schuldig, ob ime gleichwol kain Fürbot geschehen were, also, das die Antwort für ain Gegenclag, und dann ain Antwort uf die ersten Clag dargetan und ain Sachen mit der anderen geortert werde.
Wo aber des Antworters Spruch nit aus oder von des Clegers Clag herflüsse und ainer Natur weren, [Seite: 37r] und doch gegen dem Cleger ains Gegenrechten begert, das sol er ze tun nit stathaben, und mag sich der Cleger desselben zu aller Zeit wol widern und ist nit schuldig, dem Antworter darumben vor uns (soverr der Cleger unserm Gerichtzwang nit underworfen werde) Antwort ze geben. Und solchs zu erläutern sol alwegen zu unserer Erkanntnus steen.
Wo aber der Antworter, der solch Reconvencion hete, derselben vor der Verfachung des Kriegs nit begerte, sol sy hinach nach der Bevestigung nit mehr zugelassen werden, es were dann Sach, das er sich derselben vorbehalten und die nit nachzelassen protestirt hete. Sy, die Reconvencion sol auch nit zugelassen werden umb gwaltige Entsatzung oder merklich Iniuri, die Eren berürende, und ander dergleich Sachen von Rechts wegen verboten.
[Seite: 37v] Wo auch ain Frömbder und Ußmerkischer durch ainen Anwald clagte, und der Bürger oder Gerichtsverwont zum selben des Widerrechten begerte und das namhaftig machte, so sol in dem Gwalt der Artikel des Widerrechten halben verleibt sein. Wo aber das nit, so were der Beclagt uf die dargetan Clag zu antworten nit schuldig, solang und vil, bis der Anwald des ainen gnugsamen Gwalt anzaigte, oder solchs ze pringen "cum rato" Caucion und Sicherhait tut. Doch so der Frömbd seiner Person halb, oder etlicher sonder Sachen und Fell halben, allhie zu verrechten nit gebürende, vermainte, das nit schuldig ze sein, darumben behalten wir uns Leuterung ze tun bevor.
Bevestigung des Kriegs, zu Latein "litis contestacion" genennt, ist sovil, wann der Cleger und Antworter vor dem Richter und Gericht erscheinen, der Cleger sein Clag dartut, und der Antworter dieselb Clag vernaint oder bekennt. Demnach, wölche also vor uns Rechtens pflegen wollen, sol der Cleger, wie oblaut, sein Clag zum kürtzten lauter und verstentlich dartun, dergleichen der Antworter sein Antwurt, darmit man mag versten, das er den Krieg mit Bekennung oder Laugnung als ungeverlich mit dergleichen Worten "ja" oder "nein", oder "ich pin des Clegers Clag, inmassen sy dargebracht ist, nit gestendig", oder "ich pin ir ge-[Seite: 38v]stendig". Doch sol ime, dem Antworter alwegen die Reconvencion, wo er die hete, vor der Bevestigung, auch seine Excepciones, wo er die hete, unbenomen sein. [Seite: 41]
Es mag auch der Cleger sein Clag, die er müntlich oder schriftlich dargetan hat, vor der entlichen Antwurt und der Kriegsbevestigung wol fallen lassen und darvon sten, doch mit Erstattung und Bezalung dem Beclagten sein aufgeloffen Costen und Saumsal uf unser Messigung. Wann aber der Krieg des Rechtens verfangen und contestirt ist, so sol in des Clegers Macht nit mehr steen, von der Clag ze weichen one unser Erlaubnus und des Beclagten Begünstigen, sonder es sol bis zum Endurteil procedirt und entschiden werden, des sich gebürt.
Item, all und ydlich angesetzt Termin und Tag, die den handelnden Parteien nach der Kriegsbevestigung ernennt, sollen all "peremptorie" gesetzt und verstanden und auf der ainen Partey Abwesen nichts weniger, [Seite: 39r] sovil und sich desselben Termins halben in Recht gebürt, procedirt und kain sondere Verkundung ernennt, aber nach getanem Rechtsatz sollen bed Parteien zu Verhörung der Urtail fürgevordert werden.
Nach getaner Kriegsbevestigung mügen bed Parteien oder der aine von der anderen, soverr die Handlung Groß und Tapferhait uf ir trüege, den Aid für Geverd "juramentum de calumnia vitanda" ze schwern begeren. Und wölche Partey solchen Aid von irer Widerpartey vorderte und sich desselben ze schweren auch erbüte, es were vor der Clag oder vor [Seite: 39v] der Antwort oder darnach, in welchem Gerichtstand derselb Aid angeboten oder gevordert würde, so mag sich derjene, der deß angevordert ist, nit wegern, sonder er ist denselben nach Sag der Recht ze schweren schuldig und mag durch den Richter nit umbgangen werden.
Wo aber die Sachen geringschetzig were, so ordnen wir, das solcher Aid umb Verhütung langgebirender Rechtvertigung und daraus erwachsen Scheden nit gefordert werden sol, und er sol durch Stillschweigen fürgangen werden.
Wann er aber gevordert und durch uns ze schweren zugelassen wirdet, und sich der Antwurter des ze schweren wegeret, so sol er dermassen geacht sein, als ob er sich der Clag bekannt und sol für bekannt wider ine geacht und procedirt werden, als ob er der Clag mit Urtail verfallen were. Würde sich aber der Cleger diß Aids sperren, so sol der Antworter one Mitel ledig erkannt und [Seite: 40r] absolvirt werden mit Erstattung seiner erlitnen Gerichtscosten und Saumsal uf zimlich Messigung.
Und solchen Aid mit seinen Capitelen wie hernachvolgt ze schweren, sol kain Person, die in Recht handelt, sy sey gaistlich oder weltlich, ausgeschlossen werden. Wo aber di Person gaistlich were, mocht sy denselben Aid vor ihren Oberen schweren, doch sol sy irer Widerpartey, solchs ze sehen und ze ze hören, zuvor darzu verkünden und, das sy solchen Aid volfürt hab, Urkund pringen.
Aber kain Anwald, der deß nit sonderlichen ausgedrückten Gwalt hat, mag solchen Aid in die Sel irs Principals nit schweren, und wo der Anwald, solchen Aid ze schweren in die Sele seins Principals gnugsamen Gwalt hete, so ist er dennoch, solchen Aid in sein selbs Sele, soverr er von der Widerpartey begert wirdet, [Seite: 40v] oder ime von den Urtailern oder uns aufgelegt wirdet, ze schweren auch schuldig. Wo er sich deß aber wolt speren, sol er von seinem Rechten verfallen sein, wie der dritt Artikel in diser Rubric außweist.
Der Cleger sol erstlich schweren, das er darfür helt und acht, das sein Krieg, und der Antworter, das sein Wör und Sach aufrecht und gut sey.
Wo sy gefragt werden, das sy die Warhait nit verschweigen, sonder lauter one Geverd an den Tag pringen und sagen wollen.
Das sich ir kainer kainer valschen noch unrechten Kuntschaft und Beweisung gebrauchen wollen.
Das sy kainen geverlichen Zug suechen noch begeren wollen, das die Sachen geverlich verlengert würde.
[Seite: 41r] Das sy nichts verheissen haben, auch nichts verheissen, ausgeben und schenken wollen, das für sy geurtailt werden, dann allein denen Personen, denen sy von Rechts wegen ir Belonung ze geben schuldig sind.
Nach geschworem Aid für Geverd oder Underlassung desselben, wo er von der Partey nit begert wirdet, und nach Vernaynung der Clag mag der Cleger sein schriftliche oder müntliche dargeprachte Clag, wo sy geringschetzig und nit weitleufig ist, darzebringen und zu beweisen anzaigen und sich mit [Seite: 41v] solcher Kuntschaft zuzelassen, auch Zug und Tag zu Einbringung derselben begeren.
Trueg aber die Clag was Dapfer- und Hochmerklichait auf ir, also das die weitläufig und der Artikel oder Pit vil weren, mag er die, ob er wil, uf Vernainung und Nitgesteung derselben underschidlich in Posicion und Artikel stellen und dieselben uf ainen bestimbten Tag fürbringen, den Antworter (soverr der Aid für Geverd geschworen ist) beim selben Aid uf yden Artikel sonder clerlich und lauter mit dem Wort, er glaub den war sein, oder, er glaub den nit war sein, ze antworten begeren. Doch sollen dieselben Artikel auch bey geschworm Aid für Geverd "assertius" und "dispositius", das ist "gewiß, schickerlich und verstentlich", und nit uf Forschen oder fragßweise gestellt werden.
[Seite: 42r] Was alßdann für Artikel vom Antworter bekennt und dem Cleger für bekennt angenommen werden, daruf sol procedirt und gehandelt werden, sovil und sich in Recht gebürt. Würde er aber die gar oder zum Tail vernaynen, sol dem Cleger uf sein Bite und Beger, schriftlich oder persondlich Beweisung ze tun, Zil und Tag ertailt und des bequeme Zeit nach Gstalt der Sachen gemessigt, auch dem Antworter der Artikel Abschrift und ain Tag zu Übergebung seiner Fragstück bestimbt werden.
Wo aber der Antworter "excepciones peremptorias" hete, das sein Auszug und Sachen, die di Handlung und Rechvertigung abschneiden und ine von dem Krieg erledigen, die mag, die sol er vor der Bevestigung des Kriegs, ehe er ainiche Bekennung oder Vernaynung [Seite: 42v] tut, fürbringen. Daruf sol auch gehandelt werden, so vil und recht ist.
Wolt auch der Cleger nach der Litiscontestacion unarticulirt sein Clag ainiche Beweisung fürwenden, das sol von ime aufgenommen werden, doch dem Widertail unabschlegig seiner Notturft, Fragstück und Einred in derselben Person und Sagen. [Seite: 43] Und sol ime fürtter in derselben Sachen andere Clagstück und Artikel, die nit anhangen oder aus der Clag entspringen, daruf der Krieg contestirt ist, fürzetragen nit gestatt, sondern abgeschnitten werden.
Beweisung haist und ist ain Ding, wo ain zweifelheftig oder ungewiß Ding dem Richter durch ainen waren Glauben wirdet anzaigt und fürgebracht und mag in menigerlay Weiß und Gstalt gescheen als durch ain offenliche Geschicht, durch ain gmain Gerücht, durch Aide, durch Prief, Büecher und Sigill und durch Personen etc., auch durch Vermutung.
Es begibt sich vil in Gericht, das ain Partey [Seite: 45v] ir Fürbringen uf "ja" oder "geschechne Ding", und die ander uf "nein" oder "nit geschechne Ding" setzen, und doch yde Partey vermaint, das ir zu beweisen. Und darmit hinfüro in solchem nit mer Irrung fürfalle, so sol an unsern Gerichten alwegen der Partey, di ir Maynung uf "ja" oder "geschechne Ding" setzt, ir Beweisung zugelassen und ertailt werden, und nit der andern Partey, die sich mit dem "Nain" oder Laugnen behelfen oder Umbstand suechen wolt.
Wiewol war und ain gemaine Regel ist, das das Wort "nain" oder "nit sein", das zu Latein "probacio negativa" genennt ist, nit mag bewisen, sol auch in kainerley Gstalt durch den Richter zugelassen werden, aber doch, so "nain" oder "nit sein" [Seite: 46r] also für uns oder in Gericht gebracht wurde mit der bezwungen Maß und Zusatz der Stat- und Zeithalben, da und darunder die angeregt Verhandlung, dargegen oder darumben das "nain" oder "nit sein" fürgezogen werde, gescheen sein solt, derselb, der solch Vernainen oder "nit sein" fürstellet, sol auch darmit als wol als der sein Mainung uf "ja" und "geschechne Ding" setzte, zugelassen werden, als in disem und dergleichen Fellen, wo ainer bezigen würde, er hete allhie in unser Stat auf die und die Zeit was nemlichs getan oder verhandelt, und der Bezigen sagt "nain", oder er hete nit getan und erbüte sich, solchs zu beweisen, wiewol er das Nit-Getan nit beweisen mag. So er aber die bezwungen Maß und den Zusatz darzu setzt, er sey der Zeit und diß Tags, als er der bezigen Tat beclagt werde, nit hie in unser Stat, sonder zu Nürmberg, Dinckelspüel oder Rotenburg etc. gewesen, erbiet sich, dasselb zu beweisen, so er solchs also beweist [Seite: 43] und darpringt, das er desselben Tags und Stund der geschech-[Seite: 46v]nen Tat nit in unser, sonder in obgenennter oder in andrer Stat ainer gewesen, also das zu vermuten, das unmüglich were, das er derselben Stund oder Tags nit an beden Orten hete mügen gesein, volgt gleublich daraus, das er unschuldig sey.
Vorbemelten Rubriken und der Pillichait nach, darmit zum negsten, zum End und Grund der Warhait ze komen sey, ordnen und wollen wir, das die Partey, der ainiche Beweisung zugelassen und mit Recht ertailt ist, iren Grund und Maynung irer Beweisung durch nemliche Wort oder Artikel underschidlich, clar und lauter, wie ob-[Seite: 47r]stet, erkler und außdrück, daraus aigentlich und lauter müg verstanden werden, wes er sich zu beweisen understanden hab. Wo aber solchs eussere, undinstliche und unfürtregleche Weisung weren, das sich dann nach beder Tail Verhörung des Gerichts oder unser Erkanntnus erfunde, der sol darmit nit zugelassen, noch der Widertail darmit beschwert werden.
Und solch des Beweisers Maynung, Grund und Artikel sollen dem Widertail auf sein Begeren, sover der Handel merklich were, als umb Eer, Aigen und dergleichen, zugestellt werden, seine Interrogatoria und Fragstück dargegen ze machen und einzelegen. Doch wo derselb Tail unnottürftige und überflüssige Fragstück und Interrogatoria machen und einlegen wolt, sollen ime di überflüssigen, und die zu der Sach nit dinstlich sein, abgeschniten, auch wo der Handel geringschetzig und schlecht were, die Posiciones nit zugestellt werden.
Beweisung geschicht nit allain mit Leuten, sonder in menigerlay Gestalt, wie hievor in Anfang diß Titels angezaigt wirdet. Darumben, welcher versigelt Prief, die mit unsern oder ander Oberkaiten oder ander erber Personen Sigillen, ainem oder mer bezirt, formlich und ordenlich aufgericht, in Gericht einlegte, die sollen für ware Kuntschaft angenomen wer[d]e[n], dergleichen die Instrument, die durch erber, geleumbt Notari mit gnugsamer Zir aufgericht weren; doch sol der Widerpartey ir Einred in die Prief, Sigill oder Notari vorbehalten und zugelassen sein, und alßdann unserer oder des Gerichts Erkanntnus, ob die kreftig oder widertriben und undinstlich sein sollten, leiden.
Dergleichen sollen auch Hantschriften Beweisung tun, und wo ainer derselben leugnet, sol er [Seite: 48r] mit ainer andern Hantschrift, die dergleichen ist, oder sunsten mit anderer Kuntschaft bewisen werden; und wo der Leugner ungerecht erfunden würde, behalten wir uns die Straf gegen ime bevor.
Item, Urbarbüecher, Salbüecher, Rechenbüecher der Keufer und Verkeufer, auch Hantwerker Schuldregister, wo die one Argkwone und ordenlich gemacht, auch die Schultherrn ir Gewerb und Hantwerch aufrecht und erberlich füeren und aines guten Leumats, Wandels und Wesens sein, die wollen wir, wo andere Kuntschaft nit vor Augen sein mag, zu voller gnugsamer oder mitler Beweisung, mit oder one mitgegeben Aide in Suplementum, alles uf unser oder des Gerichts Mutmassung und Erkanntnus zulassen. Aber ander unbesigelt Zettel, Schriften oder Copien sollen ausserthalb des Originals nit zugelassen noch Glaub daruf gesetzt werden.
[Seite: 45] Wo ain Handlung für uns in Gericht oder in Rate gebracht wirdet, der nit gnugsam bewisen were oder bewisen werden möcht, so wollen wir albegen die Ersam- und Glaubhaftigkeit beder Tailen, auch die Natur des Spans und Fürtrags für Augen nemen und die Vermutung, von denen hernach in disem Tail under dem achten Titel, die von den Vermutungen anzaigt ist etc., [mit] höchst[em] Fleiß erwegen, welchem Tail sich die Warhait mer zuschlahe; wölchem Tail dann mer Eren und Aide aufzelegen ist, wie harnach in dem negsten sechsten Titel under der Rubriken "Uf was Grund die Urtailen sollen gestellt werden, wo nit Beweisung ist etc." am [...] Artikel auch gemelt wirdet, dem wollen wir als für ain Beweisung seiner Sach den Aid in Suplementum ertailen und alwegen ehe dem, der glaubhaft ist, dann dem Unachtberen.
[Seite: 49r] Wo aber ain Sach von Art dermassen gestalt were, das die nit bewisen werden möcht, so ist und wollen wir für gnugsam haben, das mit bewerliche Vermutungen glaublichen anzaigen. Welche Vermutungen bewerlich, kreftig oder frevenlich sey, wirdet harnach in disem Tail under dem achten Titel lauter und gnugsam angezaigt.
Wann die Partey, der lebendige Kuntschaft zu verfüeren zugelassen ist, ir Maynung, was sy beweisen will, lauter anzaigt und, wie oblaut, im Anfang dies Titels und darnach in der vierten Rubric bemeld ist, dargetan hat, so sol sy die Zeugen, die in unsern Gerichtzwengen vergriffen sind, durch ainen geschwornen Statknecht uf das negst Stat- oder Bawrengericht, wohin yde Person gehört, lassen fürvordern und derselben nach altem Gebrauch und Herkomen um Kuntschaft ze geben zusprechen, das dann die Urtailer am Gericht, unangesehen der vermainten Zeugen, für gewennten Gegenwör erkennen und der Widerpartey, wider die sy dann Kuntschaft geben sollen, vorbehalten zur Zeit der Verhörung ir Einred in ir Person und Sagen. Weren aber di [Seite: 50r] Personen zu Kuntschaft und Zeuknus ze geben nit zulessig, wie hernach under der Rubric "Wölche Personen rechtmessige Kuntschaft nit geben mügen" anzaigt wirdet, und sy, die Urtailer des Wissen und glaublich Anzaigen heten, alßdann sollen sy die nit erkennen noch zulassen.
So aber die Kuntschafter und Zeugen ußwendig unserer Stat Gerichtzwang wonhaft und uns nit verpflicht sind, so sol derselb Zeugenfüerer, dieselben Zeugen zu verhören, an der Gezeugen ordenlichen Richter Fürdernus- oder Compaßbrive piten und begeren, des ime mit der Widerpartey Interrogatorien und Fragstück, soverr sy die eingeben wil, in nachvolgender Form geben werden sol:
Dem N. entbieten wir Bürgermaister und Rate der Stat Windßheim unser fruntlich Dinst zuvor. [Seite: 50v] Zwischen N. an einem und N. am andern Tail hat sich vor uns [Seite: 46] ain Rechtvertigung angefangen, darinnen sich vermelter N. sein Maynung nach Laut diser beiligenden Posicion und Beweißartikel, auch des Widertails eingegebne Fragstück mit Zeugen und Personen ewrem Gerichtzwang underworfen, zu beweisen angemasst, [und wir haben] des ime mit Recht zugelassen. Dweil dann ain Gerichtzwang dem andern mitleidenlich und, umb das rechtlichs Warhait aus Mangel der Beweisung nit ernidergedrückt werde, hilflich sein und die Hant pieten sol, ist an euch unser fruntliche Bit, die Personen, so euch bemelter A. anzaigen wirdet, rechtlich, wie sich gebürt, mit Beladung der Aiden uf die beyligenden Beweißartikel und Fragstück nach Form des Rechten und eurer Gericht Gewonhait wollet verhören und der begerenden Partey verschlossen Urkund gegen zimlich Belonung zu behendigen, die vor uns in Rechtverti-[Seite: 51r]gung haben zu gebrauchen. Das wollen wir zusambt der Pillichait umb euch verdienen. Datum under unserem zurück aufgedruckten Secret-Insigel.
Und solchs ist zu versteen in sweren, tapfern Hendelen, do ain Proceß von untüglichem Verhören der Zeugen vernicht werden möchte. Aber in klainen und gemainen, geringschetzigen Handlungen sol solche Solemnitet nit vonnöten sein zu gebrauchen, wölchs dann alles albegen bey unser oder des Gerichts Erkanntnus sten sol.
Der Zeugenfüerer möcht auch sein Kuntschafter in aigner Person für uns in Rate oder Gericht pringen, doch sollen sy von irer Herschaft Kuntschaft ze geben gezwungen sein.
Wann der Zeugenfüerer seine Gezeugen mit Gericht eingebracht hat, das sy ime irs Wissens Kuntschaft sagen sollen, sol er vom Gericht (soverr der Handel swer und tapfer oder großachtig were) zu Verhörung und verrerer Handlung derselben seiner Zeugen ainen Tag biten, der ime dann durch das Gericht oder unsern Bürgermaister ernennt und seiner Widerpartey, darwider die Zeugen gestellt sein, darzu verkunt werden, ire Interrogatoria und Fragstück, zu der Sachen dinstlich, einzelegen, die Zeugen sehen und hören, sweren, ir Einrede dargegen tun, ob sy der hete, und verrers Beschids warten.
Were aber die Sachen geringschetzig, gemain und klain, so möcht er, der Zeugenfüerer, seiner Widerpartey zum Gericht, wann er die Zeugen einzepringen vermaint, [Seite: 52r] lassen pieten und verkunden und die Zeugen alßpald nach dem Einpringen lassen verhören und sweren, wie hernach verrer bemeldet wirdet und fürtter daruf ergeen lassen, sovil und sich nach Erkenntnus der Richter gebüren wirdet.
Erscheint alßdann der, wider den die Gezeugen fürgestellt werden, gibt seine Interrogatoria und Fragstück ein, oder hat wider die fürgestellten Personen, das die nit rechtmessig Zeuknus geben sollen oder mügen, Excepciones, mit dem allen sol er zugelassen und darauf gehandelt werden, sovil und Recht wirdet, unangesehen, das die Urtailer am Gericht die Kuntschafter mit iren Personen heten zugelassen; dann das sol der Widerpartey, die ire Excepciones hete, nit Schaden pringen, wo ir zum selben Einpringen nit Verkundung gescheen were; dann die Urtailer mochten von denselben Excepciones nit gewisst haben. Wo aber die [Seite: 47] [Seite: 52v] Person, darwider die Kuntschaft gestellt ist, ire Excepciones in die Person der Zeugen vor irer Aidsschwörung und Verhörung nit fürwendet, sollen sy hinach darmit nit mer zugelassen werden, sy hete ir dann des mit nemlicher Protestacion Vorbehaltung. Aber die Einred in ir Sag mügen sy nach Öffnung und Verhörung der Sag wol tun.
So ymants unserer Bürger oder Gerichtzverwonten zu ainiger Kuntschaft ze füeren nottürftig were oder sein würde, mag derselb Kuntschaftfüerer dieselben durch der geschwornen Knecht ainen zu Gericht lassen fürbieten und anzaigen, das sy Kuntschaft halben erscheinen sollen; so sollen die Fürgevorderten alßdann nach [Seite: 53r] der ersten Fürvordrung vor Gericht erscheinen, desselben oder andern Mals, wie er beschiden wirdet, sovil ime der Sachen kunt und wissent sey, Kuntschaft zu geben, soverr er rechtlicher Ehaft halben nit verhindert wirdet bey der Peen und Pueß, als oft ine der Zeugenfüerer wie ainen Ungehorsamen lies schreiben, 3 1/2 Pfund Gelts dem Pfendter und Ablegung des Füerenden Costen, den er daruf gelegt oder sunsten der Ungehorsame Schaden genomen hete; und sol dennoch solcher Zeug seiner Sag nit entledigt sein, sonder mit dem grösten Ernst zu derselben auszesagen gehalten werden, es möcht sich auch ainer so geverlich und frevenlich halten, wir würden ine, wie wir zu Rat würden, strafen. Es sol auch ain yder Zeug in der Füerers Expens und Costen erscheinen, wölchen Costen die Urtailer zu messigen haben. [Seite: 53v]
Zum merermal erscheint sich, das die in Gericht kriegenden Personen gegen und wider der fürgestellten Gezeugen Person Einred füeren und darmit abzeweisen, das an Kuntschaft Pruch geschee, underhant nemen. Dweil aber gleichwol, wo die Fürsichtigkait der Recht nit ain günstiges Einsehen hete, meniger durch yppig verleumbd Personen die Unwarhait zeweg ziehen und was beweisen möchte, das nie gescheen were, wollen wir, das alle nachvolgende Personen weder vor unsern Gerichten noch dem Rate kain rechtmessige, glaubwirdige Kuntschaft sagen noch geben mügen:
Erstlich die, so in Bann oder in der Acht sein, so solcher Bann oder Acht in den negsten acht Tagen darnach [Seite: 54r] nach des Rechten Erkanntnus beweist würde.
Item all verunleumbd Personen, als die do sind erlos, maynaidig, öffenlichs Eebruchs und dergleichen. Auch Frawen, die öffenlich zu unkeuschem Gebrauchs irs Laibs wonen und Gelt darumb nemen, auch die solch Personen halten, hausen und herbergen; auch die Manspersonen, die solchs Gewins oder sondigen Gelts Tailnemer oder Entpfaher sind. Auch die Personen, di umb ir Verhandlung peinliche Straf entpfangen haben oder unsrer Stat verwisen und religirt sind, oder di noch in Haft und Venknus ligen und solche Straf anzetun were. Item, di umb ir Sag und Kuntschaft Gab entpfangen oder heten der noch zu geniessen Verhoffung.
Item die Personen, die vor in der Sachen Anwaldschaft gehebt oder Anfordrung umb den Zuspruch getan haben, die auch an der Clag ainichen Nutz und Genies, oder mit dem Antworter in Gemainschaft desselben Guts [Seite: 54v] were; auch Manspersonen under 14 Jaren und Frawenpilder under 12 Jaren. [Seite: 48]
Auch sol ain Vater und Muter, dergleichen alle in aufsteigender Lini wider noch für ire Kinder, und di in absteigender Linien sein, zu Gezeuknus nit zugelassen noch gedrungen werden, herwiderumben di Kinder und di in absteigender Linien sein, sollen nit wider ire Eltern und die inen in aufsteigender Linien verwant sein, zu Kuntschaft gedrungen noch zugelassen werden, es were dann Sach, das solchs von beden Tailen würde zugelassen, oder wir von Erforschung wegen wir der Personen aine hören und ainen Bericht entpfahen wollten. Dergleichen sollen auch Eeleut wider- und gegeneinander nit zugelassen noch gedrungen werden, sonder gleich mit denselben wie mit den Eltern gegen irn Kindern gehalten werden.
[Seite: 55r] Item, Bruder und Swester, auch ander Gefrundt bis in den dritten Grad, sollen gegeneinander nit, aber wol wider einander sollen und mügen sy Kuntschaft geben, es were dann der Handel ainer solchen Natur und Art, das er allain under den Frunden geschehen, alßdann sind Erb und Eebeteding und ander dergleichen Felle, oder der Handel were gantz an Argwon, das weder inen noch wider den die Kuntschaft gelaisst wirdet, weder Nutz noch Schaden daraus erwüchse, oder würden von der Widerpartey auch zugelassen. Doch behalten wir den Urtailer und uns nach Herkomen der Sachen Erkanntnus bevor.
Item, wo ainer des andern öffenlicher Veind were, der mag, wider den er di Gremschaft tregt, noch die, so demselben anhangen, nit Kuntschaft geben. Wo auch mer Puncten, dann hiroben angezaigt sind, von aincher Partey in Gericht würde angezogen und excepcionsweiß fürgebracht, dardurch ymants nit [Seite: 55v] oder kain Zeug sein sol, in denselben Fellen allen behalten wir uns und den Urtailern Erkanntnus ze tun bevor.
Wann ain Partey ir vermaint Gezeugen mit Gericht eingebracht und Kuntschaft ze geben mit dem Zwang des Rechtens erlangt hat, so sol denselben Gezeugen in beder Parteyen Gegenwurtigkait oder iren Anwelden, oder doch uf der Widerpartey Ungehorsam durch der Fürsprechen ainen oder durch den Statschreiber anzaigt werden, wie ainer sweren und nemlich, das er drey Vinger aufheben sol; nachvolgends, was [Seite: 56r] in demselben Sweren yder Vinger bedeut, als nemlich bey dem ersten Vinger, dem Daum, werde bedeut "Got der Vater", bey dem andern Vinger, dem Zaiger, werde bedeut "Gott der Sone" und bey dem dritten und mitleren Vinger werde bedeut und verstanden "Got der Hailig Gaist". Noch seyen zwen Vinger under sich in die Hant genaigt, der erst und viert, welcher der ungenennt Vinger gehaissen wirdet, wirdet bedeut und verstanden die cöstliche Sele, verporgen under der Menschait. Der ander und fünf Vinger, der der klain Vinger genent ist, bedeut den Laib des Menschen, der klain und schwach ist ze schetzen gegen der Sele. So bedeut di gantz Hant miteinander: ainen Got und ainen Schöpfer, der den Menschen und alle Creatur erschaffen hat.
Nach solchem sol man ine, vor und ehe sy den Aid volfüren, fürhalten, erstlich also, wölcher ainen valschen Aid schworn ist, der handelt also, als ob er spreche: "Ich bit heut Got den Vater, Got den Son und Got [Seite: 56v] den Hailigen Gaist, das ist die Hailig Triveltigkait, das ich von der Gmain und Guetat der Hailigen Cristenlichen Kirchen ausgeschlossen und ausgesetzt sey, das dieselb cristenlich Guetat an mir alle werde verloren und werde alles meiner Sele, meinem Leib und Leben ain ewiger Fluech." Zum andern, als ob er spräch: "Ich pit heut die Hailig Triveltigkait, [Seite: 49] Got den Vatern, Got den Son und Got den Hailigen Gaist, die barmhertzig Mueter Cristy, alles himlisch Hör, das mir die zur Zeit, als sich mein Sel und Leib von einander schaiden werden, nimer ze Hilf noch ze Trost kumb." Zum dritten, als ob er sprech: "Ich pit heut die Hailig Triveltigkait, den costbaren Leichnam Cristi, das sein pitere Angst und Not und sein strenge Marter und unschuldiger Tod mir armen, sondigen Menschen gantz entzogen und an mir verloren werde." Zum vierdten, als ob er sprech: "Ich pit, das mein Sele, die bedeuten ist den vierdten [Seite: 57r] Vinger, und mein Leib, der bedeuten ist den fünften Vinger, vor dem gestrengen Richter am Jüngsten Gericht miteinander verdampt, von der Gemainschaft aller Hailigen abgeschiden, des begirlichen Angesichts Cristi, der lobsamen Junkfrawen Marie und aller himlischen Inwonung ymer und ewiglich beraubt werde." Aus dem allen ain ydlich Mensch und cristenliches Hertz merken vor Augen und pillich in Gedechtnus haben sol, was ain valscher Aid auf ime tregt, wie hoch ain yder Mainaidiger Got den Almechtigen, die lobsam Junkfrau Marie belaidig und sein arme Sel verdamb; darvor sich ain ydlich Mensch bey ewiger Verdambnus pillich hüeten sol.
Wann also den Gezeugen obemelte Erinnerung gescheen ist, sol man inen den Aid in nachvolgender Forma [Seite: 57v] geben also: "Ich swer zu Got und den Hailigen mit Warhait meiner Sele, das ich in der Sachen, darinnen ich zu Kuntschaft und Zeuknus gestellt pin, ain gantze lautere Warheit one allen Valsch und one alle Betrieglichait für bed Tail, sovil mir kunt und wissend ist, sagen wil. Wil das auch weder durch Muet, Gab, Fruntschaft, Veintschaft, Lieb, Laid, Neid, Has, noch gar von kainer Sachen wegen, dardurch die Warhait verdrückt werden mochte, verschweigen, wil auch anderst nichts dann die war Geschicht anzaigen, nichts Unwars darunder mischen, wie ich dan das am Jüngsten Gericht Got verantwurten wil, als war helf mir Got und all Hailigen." Dieser Aid sol an Verwilligung beder Parteien nit nachgelassen werden.
Wann die Gezeugen geschworen oder haben bed Parteien den Aid gutwilliglich nachgelassen, sol man denselben Zeugen abermals fürhalten, wie swere und grosse Sünd sey, die in irer Sag die Warhait verhalten, was Unrechts und Übels entstee, erstlich, ain yder, der valsch und unrechtlich sagt, belaidigt Got den Herren, nachdem er allenthalben sey, tu auch wider die zehen götlichen Gesetz und Gebot, betrieg auch mit seiner valschen, unrechten Sag den Richter und die Urtailer, das sy auf dieselben sein valsche Sag urtailen, dardurch dann dem gerechten Tail Unrecht geschee und dem ungerechten würde, das nit sein were; das were wider die Gebot Gottes und die Lieb [Seite: 58v] des Negsten. Es möchte auch kain Gezeug, der solchs tete, nimer mer oder doch gar hart püessen, dann die hailig Schrift sag lauter, das die Sünd nit werde vergeben, es sey dann, das unrecht Gut wider erstatt. Solche Erstattung und Widergebung were ain Zeug, der valsch gesagt hete, ze tun schuldig, müst dem gerechten Tail, dem er mit seiner unwaren Sag das Recht und das Sein abgenomen hete, sambt allen Scheden, die er dardurch erliten hete, dasjen, so er also entberen müsste, bey seiner Sele Seligkait bekeren und widergeben, oder dardurch ewige Verdambnus leiden. [Seite: 50]
Nach solcher Erinnerung sollen die Gezeugen, ir yder sonderlich in Abwesen des anderen, auch [in] Abwesen beder Parteien, durch den Statschreiber, auch zum wenigisten zwair unserer Ratsfrund, der Parteien Handelfürtrager, oder vor uns dem Rat oder Gericht auf die Beweißartikel [Seite: 59r] und Fragstück (soverr die eingeben und zugelassen werden weren), verhört, ir Sag und Kuntschaft in das Gerichts- oder Ratsbuch underschidlich und lauter aufgeschriben und dem Zeugen, der also verhört wirdet, bey seinem getanen Aid geboten werden, sein Sag niemants zu eröffen, bis di mit rechtlicher Zulassung eröffent worden ist. Wo aber kain Fragstück eingegeben worden were, sol dennoch gemaine Fragstück, der Sachen dinstlich, den Zeugen fürgehalten und sonderlich, wo der Zeug von Wissen der Sachen ainichs fürgibt, die Ursach seins Wissens, wie, wer, wann, am wölchen Ort, zu was Stunde oder Zeit solchs gescheen, und wer mer darbey gewesen sey, gefragt werden.
So solchs alles mit Fleis geschehen ist, und die Zeugen gesagt haben, sol beden Parteien zu Öffnung der Sag, soverr sy bed Parteien oder ir aine derselben begeren, ain Tag ernennt und angesetzt, oder aber alspald nach der Verhörung dieselb Attestacion geöffent und vor Gericht öffentlich verlesen, auch, wiewol solchs bißher unser Gebrauch gar nit gewesen ist, dem begerenden Tail Abschrift, auch zimblich Zug und Tag, sich darinnen zu ersehen, Abschrift darvon widerfaren lassen. Dann das ist pillich, [und] es ligt gemainklich aller Grund an den Kuntschaften. So ist menschlich Gedechtnus schlipferig, vergessen und nit alwegen geschickt, vil zu behalten. Darumben [Seite: 60r] wollen wir, unangesehen, das solchs bißher unser Gebrauch nit gewesen ist, dem Rechten nachvolgen und den alten Gebrauch darmit abgetan haben.
Auf denselben angesetzten Tag mügen die Parteien, nemblich der Zeugenfüerer, soverr die Sag ime zulegt, sein Peticion und Beger tun, das er sein Darpringen, Anzaigen und Clag bewert hab, das derohalben für ine geurtailt, die Widerpartey condempnirt, oder ain ewig Stillschweigen umb ir Clag aufgelegt werde mit Erstattung und Bekerung der erlitnen Costen.
Het aber die Widerpartey, darwider die Zeugschaft gestellt ist, Excepciones in ir Sag ze reden und die anzefechten, die sollen auch zugelassen, gehört und daruf gehandelt werden, sovil und sich in Recht gebürt. Aber in ir Person ze reden sol ime hiemit abgelaint und nit [Seite: 60v] zugelassen werden, er hete sich dann solchs vor getanem Aid protestirt.
Und wann die Kuntschaft in und mit Gericht publicirt und geöffent ist, und sich ain Partey mer Kuntschaft ze füeren anmasste, das sol ir auch nit zugelassen werden, es were dann uß merklicher Ursach, die di Urtailer oder wir erkennen mochten.
So ymant sich vermeß und fürschlueg, Gezeuknus oder Weisung ze tun mit Personen, die hie nach unsern Gerichtßzwengen nit [Seite: 61r] ansessig noch underwürfig [Seite: 51] weren, oder mit Bürgern und andern Personen, die ausser Lands und auch nit anhaims weren, wo dann die Parteien bedunken wolt, das solche Fürschlahung der Zeuknus zu geverlicher Verlengerung geschee, wolt das anden und anfechten, und were der Aid für Geverd mit seinen Capitelen, wie vorlaut, geschworen, sol der Fürschlaher der Kuntschaft desselben Aids mit entlicher, underschidlicher Bestimmung des Artikels, das er kain geverliche Verlengerung noch valsche Beweisung prauchen wolle, erinnert und ime solchs daruf gegeben werden. Were aber der Aid mit Stillschweigen fürgangen, von kainem Tail begert, noch nit geschworen worden, so sol dem Fürschlaher der Zeuknus ain Aid geben werden uf nachvolgend Maynung:
[Seite: 61v] "Ich swer, das ich solche Zeuknus gar mit kainen Geverden noch zu kainer Verlengerung der Sachen fürgezogen, sonder das von Notturft und Warhait wegen meiner Sachen getan hab, also helf mir Got und all Hailigen."
Wo dann der Fürzieher der Kuntschaft uf den geschwornen Aid calumnie oder ytztbemelten Aid neme, das sein Fürziehen aus kainer Verlengerung noch Geverd getan hete, sol er mit seiner Kuntschaft zugelassen und ime darzu zimlich Zug und Tag ertailt und gegeben werden. Wo er aber solchs nit nemen, noch den Aid nit volfüren möcht noch wolt, sol er zu solcher Weisung nit gelassen werden.
Es sollen auch ainem yden Zeugenfüerer drey Dilacion nacheinander zugelassen und vergönnt werden [Seite: 62r] nach Erkanntnus unsers Bürgermaisters und Gelegenhait der Sachen, wann er seinen Fleis anzaigt und, als oft der Zeugenfüerer ain Dilacion erlangt, sol er das von Stunden in das Gericht- oder Ratßbuch bezaichnen und schreiben lassen, darmit er solchs, wo di Widerpartei wider ine procediren oder Vollung piten würde, Urchund anzaigen möchte. Wo er aber solch Dilacion nit einschreiben liesse und sein Widerpartey umb Hilf ansuechte, der soll solchs gestat und der mit der Zeuknus nit zugelassen werden.
Aber die vierdt Dilacion sol ime kainswegs zugelassen werden, es were dann Sachen, das er mit seinem Aid betauren und darbringen möcht, das er zu Ervolgung seiner fürgeschlagen Kuntschaft höchsten und pessten Fleis angewent hab, aber die nit mügen erlangen; sol daruf globen, und der Aid in nachvolgender Massen geben werden:
"Wie ich mit Trewen globt hab, also swer ich zu Got und den Hailigen mit Warhait meiner Sele, das ich zu Ervolgung meiner fürgewendten Kuntschaft dem N. und N. meinen höchsten und pessten Fleis angekert, und hab mich durch kain geverliche Verhindrung nie gesaumbt, hab aber die aus redlicher Verhindrung nie mügen erlangen, also helf mir Got und all Hailigen."
Wiewol nach gemainen Rechten kain Zeug noch Kuntschafter vor Bevestigung des Kriegs aufgenommen noch verhört werden sollen, es were dann, das ymant die zu ewiger Gedechtnus füren wolt, alß-[Seite: 63r]dann, so dieselb Person in Sorgen und Ferlichait stünde, das solch Personen, der sy zur Warhait und Kuntschaft [Seite: 52] nottürftig were, sogar verr ausser Lands ziehen wolten oder mit Krankhait und Alter beladen werden, das dieselb Partey, der vor irer Stellung beraubt werden und seins Rechtens zu Ferlichait komen möcht, dardurch dann die Warhait verdruckt würde, so sol derselb die Personen, der er zu seinem Rechten zu geniessen verhofft, vor dem Richter, der des Antworters ordenlicher Richter ist, oder desselben Commissarius mit rechtlicher Fürvordrung der Widerpartey, die das berürt und antrift, di dann ir Protestacion tun, auch ire Interrogatoria geben mag, wie sich gebürt und recht ist. Und wann solche Zeuknus ordenlich, wie hievor under etlichen besondern Rubriken bemeld, verhört ist, sol di Attestacion und Sag hinder demselben Richter, do sy verhört worden ist, verschlossen ligen bleiben bis zu rechtlichem Gebrauch. Und der Cleger sol sich der-[Seite: 63v]selben Sag in dem negsten Jar darnach gebrauchen, anderst sy erlischt und wirdet von Unwirden; aber der Antworter mag sich ir ye alwegen und zu aller Zeit gebrauchen.
Wann die Parteyen Clag, Antwort, Red, Widerred und gefürte Kuntschaft in Recht eingebracht, dieselb angefochten, wider defendirt und all Sachen nach Notturft fürgebracht und in Recht bestriten, so sol alßdann uf beder oder der ainen Partey Begeren beschlossen und die Handlung zu Erkanntnus und gerichtlichem Entschid gegeben und gesetzt werden, doch mag ir yde Partey protestiren und vorbehalten [bleiben], solchen Beschlus und Rechtsatz zu restindiren und wider aufzelösen, vor und ehe das Urtail geöffent werde.
[Seite: 65v] So dann ain Partey den Rechtsatz und Beschlus aufzelösen und etwas weiter in Recht fürzetragen begerte, und aber die Widerpartey den Anfordrer und den, so die Auflösung begert, Geverds beschuldiget, so sol sich, der solchs Auflösung begert, mit dem Aide, der ime sonderlich darüber geben werden sol, berainigen, das er solchs zu kainen Geverden, sonder aus merklicher seiner Notturft tue. Wo er aber den Aide nit volfürt oder vollfüren wolte, so sol der Rechtsatz kreftig, beschließlich und die Restission und Auflösung nit zugelassen sein, sonder mit der Urtail daruf procedirt werden.
Und nach getanem Rechtsatz der Sachen sol kain Bewerung oder Weysung mer angenomen noch zugelassen werden, es würde dann zuvor der Beschlus und Rechtsatz restindirt und wider aufgelöst, und der Ersuecher oder Zeuknusfüerer prechte dar mit seinem Aide, wie sich gebürt, der [Seite: 66r] ime derhalben mit sonderer Form aufgelegt und durch ine geschworen werden sol, das er vor Beschlus der Sachen von derselben Zeuknus, die er füeren wil, vorhin nichts gewisst, sonder erst erkundigt hab.
Doch Bewerung und Beweisung Augenscheins, "probacio ad oculum" zu Latein genennt, mag und sol nach Beschlus der Sachen zugelassen werden und gescheen, [Seite: 53] soverr es di Notturft erfordert, doch das dem Widertail darzu verkunt werde, ob er was dargegen reden oder fürbringen wolt.
Kain Partey sol gegen der anderen in hangendem [Seite: 66v] Rechtskrieg kain Newerung fürnemen also, das das die Gstalt der Sachen geendert würde und nit plib, wie die Clag und Antwort die Sachen ergriffen heten. Wo sy aber, ain Parthey, solchs underneme, so sollen uf desjenen, dem zuwider innovirt und Newerung eingebracht were, Anrufen und Begeren, solch Innovata und Newerung, wo die angezaigt und bewisen weren, von uns ex officio und richterlichen Ampts wegen abgetan und die Sachen in vorigen Stand gestellt und gebracht werden.
Würde auch durch die beclagten Partey in hangenden Kriegsrechten die beclagt Hab vereussert, verhindert oder verendert, wie und in was Weg das beschee, so sol derselb auch uß richterlichem Ampt dahin gehalten werden, dieselb verenderten Hab wider zu sich ze bringen, oder zum wenigisten, wo er die nit zu ime pringen kunt oder möcht, andere gleichmessige Hab und Güter, oder sovil der Wert [Seite: 67r] weren, an derselben Stat zu ersetzen und ze stellen, darmit der Cleger ain Benugen müg erlangen.
Dweil Urtailen im Rechten genennt werden "gerichtlich Entschid", dardurch die Widerwertigkaiten und Krieg geendet, die Parteyen entledigt oder verurtailt werden, so ist not, uf die Clagen Antwort eingebrachter, lebendiger oder schriftlicher todter Gezeuknus, Urkund und Kuntschaft, daran dann gemainklich die gantz Substantz hangt und ligt, Ufmerken ze haben und fleissig zu erwegen, darmit kainem an seinen Rechten Abbruch geschee.
Demnach wollen wir, so Clag und Antwort, auch alle gerichtliche Notturft von beden Parteyen für uns in Gericht oder in Rate gebracht, publicirt nach guter Gewon-[Seite: 69r]hait und rechtlicher Ordnung mit Reden und Widerreden bestriten, auch der entlich Rechtsatz gescheen ist etc., alle Acta und einbrachte Handlung mit Fleis ersuechen und erforschen und sonderlich, wo die Handlung Tapfer- und Weitläufigkeit uf ir trüeg, des Urtails ain Zeitlang, darmit wir der Warhait grüntlich nachkomen und ainen yden durch unsern Rechtspruch, was ime von Rechts wegen gebürt, ertailen mügen, Bedacht nemen und alßdann die Urtail in unser Rat- oder Gerichtsbuch uf die Clag, Antwort eingebrachter Kuntschaft und gerichtlicher Verhör, und nit uf frömds Wissen, lassen vergreifen und in Gegenwurtigkait beder Parteien oder in Abwesen der ungehorsamen Parteie verlesen und öffnen.
Und sind zwaierley Gestalt als underredlich und entlich, wie hernach under dem zehenden Titel "Von den Appellacionen" anzaigt wirdet.
Vil und dick werden vil Personen umb vermainte Geltschuld oder ander Sachen mit Gericht fürgefordert, das doch one ainiche Beweisung, auch one fürsehenliche Vermutung, one redlich Ursach und wider die Warhait [ist]; ist in solchem auch oft, als wir uß der teglichen Erfarung befinden, des Cleger Gmüt und Maynung, den Fürgeforderten derselben Zeit anhaimischer Arbait zu berauben und uf Aid ze dringen. So nu darauf der Antworter des Clegers Clag nit gestendig, und der Antworter dieselb sein Clag zu beweisen nit urputig, noch für ine, [den] Clegern nit Ursach fürsehenlicher Vermutung vor Augen weren, so sol der Antworter von derselben Clag one ainichen Aid ledig, [Seite: 70r] und der Cleger in die Gerichtscosten, dem Antworter zu bekeren und Erstattung seiner anhaimischen Saumsal ze tun, ertailt werden.
Wo aber der Cleger etwas Scheins ainer Beweisung und doch ungnugsam fürbrecht, oder Ursach fürsehenlicher Vermutung für ine were, so sol der Antworter uf Berainigung seins Aids ledig ertailt und die Scheden compensirt werden.
Oft geschieht, das der Antworter dem Cleger seiner Clag gestendig ist, doch mit ainem Zusatz, als wo der Cleger ainen beclagt, er hab im 10 Gulden geliehen, und der Antworter gestet der Clag mit dem Zusatz, er hab ime aber bezalt oder ainß Tails daran geben etc., alßdann sol dem Antworter Beweisung, wo, wie und wann er bezalt hab, aufgelegt werden.
[Seite: 70v] Wo er aber der Beweisung nit haben mocht oder kain Quitantz darumben hete, sol er, der Antworter in Bezalung der gestanden Suma condempnirt werden, es were dann gar ain fürsehenliche Vermutung vorhanden, oder der Antworter, so ains erlichen und guten Leumats und der Cleger ains Arkwons, so sol dem Antwurter mit Berainigung seins Aids glaubt werden.
Beclagte aber ymant den anderen, und der Antworter vermaint, dem Cleger an seiner dargetanen Clag nichts schuldig sein, und der Cleger seiner Clag kain gnugsame dargebrachte Beweisung hete, so mag der Antworter dem Cleger die Betaurung seins Spruchs anbieten und haimworfen. Wolt dann [Seite: 71r] der Cleger auf solchs Anbieten und Haimworfen seinen dargelegten Spruch mit seinem Aide nit bestetten, so sol der Antworter abermals absolvirt und ledig erkennt und der Cleger in die Expens ertailt werden.
Wo aber der Cleger dem Antworter solchen Aid haimwürfe, sein Vernainen darmit zu betawern, solche Betaurung sol dem Antwurter, soverr er ain erliche unverleumbte Person und nit fürsehenliche Vermutung wider sy vorhanden ist, nit aufgelegt, sonder ledig erkennt und die Expens compensirt werden.
Were aber der Cleger ainer höheren und erberen, unverleumbteren Person dann der Antwurter und wider ine oder für den Cleger fürsehenliche Vermutung vor Augen, und [d]er Antwurter solchen Aid nit annemen, auch die Berainigung oder Betau-[Seite: 71v]rung mit dem Aide nit tun noch vollfüren wollt, so sol der Antwurter condempnirt und als schuldig ertailt werden.
Wo sich aber begebe, das zwu Parteien in Recht geerbet und den Rechtsatz und Beschlus one ainiche Beweisung getan heten, und zu beden Tailen Ursachen zu fürsehenlichen Vermutungen, oder der von kainem Tail vorhanden und bed Parteien glaubwirdig, unberüchtigt und erlich Personen, oder aber zu beden Tailen [Seite: 55] schlecht Personen weren, und zu ainichen rechtlichem Grund der Sachen one Dargebung ains Aids nit komen werden möcht, so sol derselb Aid alwegen der Person, die glaubwirdiger und vermutlicher were, [Seite: 72r] sy hab Got mer vor Augen dann die ander, der Aid aufgelegt und auf Volfürung desselben, ist sy der Cleger, der Antworter condempnirt, ist sy aber der Antworter, absolvirt und die Scheden compensirt werden. Wo sy aber solchen Aid nit volfüren wolt noch möcht, sol di andere Partey obtinirt haben, und der den Aid nit nemen wolt, in die Expens condempnirt werden.
So ain Witbe oder Kinder ains getorben Haußwirt oder Vaters umb Schuld oder ander Sachen, die der Abgestorben ymants ze tun und schuldig were oder sein solt, beclagt würden, und dann die Witwe, Kinder oder ander, die also von des abgestorben und moltigen Munds wegen beclagt wurden, umb den Zuspruch kain Wissen heten, und der Cleger was glaubhaftig oder [Seite: 72v] ainiche Vermutung für ine were und der Clag oder seins Zuspruchs nit vollige Beweisung hete, so mag der Verantwurter ain Aide uf des Toten Leib, das man "moltigen Mund" nennt, ertailen also, das er von der Sachen, darumben er beclagt, kain Wissen hete, nach Laut diser nachvolgenden Form:
"Ich swer ainen Aid zu Got und den Hailigen mit Warhait meiner Sel, das ich von der Sachen gar kain Wissen, auch von meinem Haußwirt (oder Vater etc., wie dann der Handel herfleußt) derhalben nie nichts gehört noch vernomen hab. Ich wil aber höchste und fleissige Nachfrag und Forschung haben, ob ich der Sachen was erforschen und erfragen möchte. Was ich also erforsch und erfrag, darinne ich dann gar kainen Fleis sparen noch Geverd undermischen, das wil ich bey disem meinem Aid one alles Verziehen, Vortail und Geverd, wenn ich des angesonnen wirde, getreulichen anzaigen und tun dasjen, so ich mit Gericht underwisen wirde. Also helf mir Got und all Hailigen."
So er den Aid also volfürt, so sol ime, dem Antworter Jar und Tag, Schub und Dilacion geben und darneben eingebunden werden, das er uf den moltigen Mund Vorsch und Frag hab, deß, darumben er angesprochen ist, zu erfaren. Und wann die Zeit, Jar und Tag verschinen und vergangen und der Cleger den Verantworter widerumb für Gericht gefordert hete, zu erlernen, was der Antworter erforscht hete, so sol uf die Erlernung und Vorsch, wo was erforscht were, als bekennt geurtailt werden. Wo aber kain Erforschung noch Erkundung auf fleißige Nachfrag der Antworter het mügen erfinden, so sol ime ain Aid [Seite: 73r] uf nachvolgende Form aufgelegt werden, den er auch seins Inhalts, wie recht ist, volfüren sol.
"Ich swer, das ich gebürlichen und nottürftigen Fleis, solchs zu erfaren, getan hab. Ich glaub auch nit, stet auch in meinem Wissen nit, das ich dem Cleger solcher Anforderung halb ainichs schuldig oder pflichtig sey. Also helf mir Got und all Hailigen." [Seite: 56]
Wo aber der Antworter umb ainen Tail oder Anzal wisste und derselben Anzal als glaubhaftig gestünde, so möcht er solch Anzal darlegen und umb die Überteurung schweren.
Wo aber ain Partey, der ain Aid aufgelegt wurde, Schub und Dilacion begerte, sol ir dieselb geben, und, wie es verrer darmit gehalten werden sol, findet man hernach in disem Tail under der Rubric "Wie di Par-[Seite: 73v]tey, der ain Recht aufgelegt ist, zu Volfürung desselben mag Dilacion piten etc.".
Dieweil in menigerlay Weiß und Weg mügen Beweisung gescheen, daruf ze urtailen ist, als durch Gezeugen, mit offenbaren glaubwirdigen Schriften oder durch Bekenntnus der Parteyen, durch ainen offenbaren Leumut, so ain Gezeug oder sunsten halb gnugsame Beweisung da ist, durch ainen Aid, der ainer Partey durch den Richter aufgelegt, oder die ander Partey haimgeworfen wirt, auch in Besichtigung des Augenscheins, "probacio ad oculum", und durch offenbar Geschicht, di am Tag ligt, darvon kain Zweifel ist und dergleichen, demnach, wo zwu Parteien, in Recht gewachsen, Clag und Antwurt fürgebracht und sich ain Tail Beweisung angemasst, dieselben Gezeugen fürgestellt und, so man die verhört und den Rechtsatz getan hat, und [Seite: 74v] aber der sich was zu beweisen angemasst und dasselb sein Anmassen nit lauter noch gnugsam, weder durch Personen, Schriften noch obemelten Gezeuknussen bewisen het, so sol der Antwurter von der Clag und desselben Fürtrags ledig ertailt werden. Herwiderumben sol der Cleger, so er sein Clag gnugsamlich bewisen hat, seinen Spruch erstanden haben und für ine geurtailt werden mit Ablegung seiner Expens uf zimblich Messigung, es were dann, das der Antworter darwider noch mer und lautere Beweisung fürbrechte.
Wenn ain Partey, die sich auf Zeuknus gezogen und sich ir Clag oder Artikel darmit war ze machen erboten hat, und dann dieselb Partey zwu oder drey glaubheftig Personen hat, die ir Clag [Seite: 75r] oder Posicion war sein sagen, so sol alßdann für dieselben laut irer Clag, soverr di ander Partey nit mer und gnugsamere Zeuknus fürprechte, mit Ertailung oder Compensirung der Expens geurtailt werden, doch in den Fellen alwegen, do die geschriben Recht, als in Testamenten, Codicillen, Übergaben, in Peinlichait und anderm, wie hernach in ydem Fall und Tail auch berürt wirdet, benennen und haben wollen, dieselben Recht und Fell angesehen.
Wann aber ain Partey zwen, drey oder mer Gezeugen fürstellt und sein Clag oder Artikel darmit warzemachen vorhete, und under denselben Zeugen ainer die gantz Substantz, Handlung, Clag oder Artikel war sein sagte, [Seite: 75v] und die andern Zeugen allain von Hörensagen und nit die gantz Substantz sagten, so dann der ain Gezeug, der also die Substantz sagte, ain erbere, geleumbte und redliche Person und dem Fürsteller mit Sipschaft nit verwont ist, so mag nach Gstalt der Sachen und auf Vermutung, das das Fürbringen di Warhait sey, dem Fürsteller der Aid, so man zu Latain "juramentum decisorium" nennt, aufgelegt werden. Also müg er sweren zu sambt seiner eingebrachten Kuntschaft, das sein Dargeben, Clag oder Antwurt die Warhait sey; das sol von ime aufgenomen werden. Und er tu [Seite: 57] das oder nit, geschee darnach verrer, was Recht sey. Volfürt er alßdann solchen Aid, so sol für ine geurtailt, ist er Cleger, sol ime der Antworter condempnirt und vollig ertailt, ist er aber Antworter, sol er absolvirt und mit den Gerichtsscheden, mit Condempnacion oder Com-[Seite: 76r]pension nach Gstalt der Sachen gehandelt werden. Wolt er aber solchen Aid nit volfüren, sol er sambt seiner Widerpartey Ablegung der Expens condempnirt und seins Rechtens verfallen werden.
Wölche Partey sich in seinem Anmassen gründet auf ain Qualitet, das ist ain Wesenlichait oder ain Zufal ainer Geschicklichait, die di Geschicht oder die Clag beschweren möcht, als wo ainer clagt, er were von seiner Widerpartey mit ainem plossen Messer überloffen worden und mit demselben Messer hart verwondet; nu, wo derselb Cleger bewise, das er angelaufen were, und bewiß doch nit, das der Anlaufer ain ploß Messer gehabt hete und ine ver-[Seite: 76v]wundet, so hat der Anmasser der Kuntschaft die Qualitet und zugesetzt Maße nit bewisen, und uf solche unbewißne Qualitet sol zu yder Zeit di Widerpartey ledig ertailt, die Scheden nach Gstalt der Sachen compensirt, oder aber der Anmasser condempnirt werden.
Wirdet ainer Partey mit entlicher oder underredlicher Urtail ain Aid ertailt und der, dem solcher Aid ertailt und aufgelegt ist, denselben Aid auf frischem, erstgeschechnem Auflegen nit möcht noch wolt volfüren, so sol derselb Fueg und Macht haben, sich desselben Aids zu bedenken, ob er den mit Warhait seiner Sele und one Betrug seiner Widerpartey müg schweren, 14 Tag, die negsten nach gegebnen Urtail, oder do ime solcher Aid aufgelegt worden ist.
Wann nu di 14 Tag vergangen sein, und er den [Seite: 77v] Aid inmassen, wie er ime ertailt ist, wil volfüren, sol er zuvor bey dem Bürgermaister oder Richter ain Tag oder drey Ansuechung tun, das er ime solch aufgelegten Aid zu volfüren vergönne. Alßdann sol ime durch den Bürgermaister ainen Tag zu Volfürung desselben ernennt, darbey angesagt werden, das er seiner Widerpartey auf denselben Tag durch den geschwornen Knecht zu erscheinen, den Aid ze sehen und ze hören verkünde. Und es erschein der Widertail oder nit, sol dennoch nichts weniger uf Vollfürung des Aids und Rechtens, der das volfürt, ist er Cleger, der Antworter condemnirt, ist er aber Antworter, absolvirt und mit den Expensen nach ansehenlichen Sachen erkennt werden.
Wo aber der, dem solch Recht aufgelegt worden ist, lenger Dilacion dann 14 Tag ze haben nottürftig sein würde, sol ime auf sein Begeren zum andern, auch nachvol-[Seite: 78r]gends zum dritten albegen 14 Tag Dilacion geben werden, doch das er solch Erlangung der Dilacion und Schub albeg zu dem gegeben Urtail laß einschreiben. Wo er aber solchs nit ließ einschreiben, sol seiner Widerpartey uf ir Ersuechen und Begeren Rechts gestattet, verholfen und der, dem solch Recht aufgelegt ist und hat die Dilacion nit lassen schreiben, vollig ertailt oder aber absolvirt werden nach Gstalt der Sachen. Wo aber der, dem solch Aid aufgelegt und ertailt ist, das nit wolt noch möcht volfüren und unseren Bürgermaister oder den Richter umb verrer Dilacion zu Volfürung [Seite: 58] desselben nit ansuechte, so sol und mag sich sein Widertail bey dem Richter nach Verscheinung der 14 Tag anzaigen und Hilf von dem, so der Aid aufgelegt und nit volfürt ist, begeren. Auf solch Ansuechung sol der Richter demselben den negsten Gerichts- oder Ratstag ernennen, zu dem er also durch sich selbst oder seinen Anwald komen und Hilf begeren sol. Alßdann sol der, dem solch [Seite: 78v] aufgelegt ist, er sey Cleger oder Antworter, condempnirt und umb den Spruch vollig ertailt werden und hinach verrer nit mer gehört noch mit seinem Aide zugelassen werden, er möcht dann zu Recht gnugsam beybringen oder deßhalb ainen sondern Aid sweren, das er solch Aid uß rechten ehaften Ursachen, das ist Venknus, Krankhait, Herrengescheft, Wasser und Ausser-Lands-Sein, nit hete mügen volfüeren noch Dilacion desselben begeren. Wo er dann solch Ehaft fürbrecht, sol er wider zu Volfürung seins Rechtens gelassen und die Condempnacion oder Absolucion, die ime oder seiner Widerpartey gescheen were, cassirt und abgetan sein.
Wer aber ainiche Vermutung oder rechtlicher Grund und Erfarung vor Augen, das dem Aufgelegten des Aids zugemessen werden mocht ainiche Leichtvertigkait oder Ausspennung seiner Widerpartey, so sol ime nach gegeben Urtail kain Dilacion noch vil weniger die [Seite: 79r] Ehaft ze schweren zugelassen werden.
Arbaiten aber zwu Parteien gegeneinander in Recht, und yde Partey vermaint Kuntschaft darzebringen, nemblich die ain Partey uf "Ja", und die ander uf "Nain", so sol der Partey, die uf "Ja" arbait, zu der Kuntschaft gelassen und die ander Partey nit gehört werden, es geschee dann mit ainer Maß, wie hievor in diesem ersten Tail under dem fünften Titel "Von Beweisung und Zeugen" under der Rubric "Wie das Wort ,Nain' beweist wirdet", klerlich inhelt.
So Cleger oder Antworter, vor und ehe dann entlich zu der Clag geantwort und der Krieg bevesstigt ist, mit Tod abget, so sol dasselb fürgenomen Recht darmit abgestellt und gefallen und der Antworter oder sein Erben nit schuldig sein, den Krieg zu bevestigen, sonder solchs uf Begeren der Parteien mit newen Ladungen und Clagen fürgenomen werden mit Abstellung der aufgeloffen Gerichtscosten, es were dann Sach, das solch Sachen durch merklich Auszug und rechtlich Übung aufgezogen, das in Schriften verfasst oder sunsten in frischer Gedechtnus were dem, der beclagt oder sein Erben anhangen und rechtlich Beschaid darumb haben wollte, oder das vor Bevestigung des Krigs in dem Handel ainich Interlocutori, [Seite: 80r] das ist Beyurtel, ergangen, von der appellirt were, so sol alßdann der Handel und di Sach nit abgestellt sein, sonder mochten das an den Enden, wie sich gebürt, vollenden und außtragen, darzu des Abgegangen Tails Erben darzu verkünden.
Es geschicht auch oft, das zwu Parteien aneinander rechtlich fürfassen und sich mutwilliglich in Cost und Scheden füren, darzu die Sachen unentschaiden lassen hangen, und muß der Antworter dem mutwilligen Cleger mit Erscheinung verpunden sein. Solchem zu begegnen wollen wir, das nu hinfüro kain Cleger seinen Spruch gegen dem gerichtlich Fürgevassten mer dann zwaymal mag lassen fallen. Also, wann ainer den anderen umb ain Sachen, was die were, beclagte und ain virtel Jars nach dem ersten Fürbot one Ehaft und redlich Ursachen, die zu Erkenntnis sten sol, liesse verscheinen, [Seite: 80v] in der Sachen nit procedirte, mag er zum ander Mal fürvordern und nach demselben Termin auch ain virtel Jars ließ verscheinen [Seite: 59] und procedirt nit, so sol derselb Zuspruch gegen dem Antworter tod und ab, der Antworter uf sein Anrufen absolvirt und der Cleger hinfüro umb denselben Zuspruch nit mer gehört werden, er tete dann Caucion und Sicherhait, das er solcher Rechvertigung, wie ime die aufgelegt wurde, stracks wolt nachkomen, und sol der Cleger nichts weniger dem Antworter in sein Expens, durch sein erst Zwu-Tagwartung erliten, darzu den Pfenderen umb 5 Pfund ze Pueß condempnirt werden.
Dieweil hievor in Entschaidung der Urtailen vil uf Vermutung gestellt ist, wil die Notturft erfordern ze wissen, was das Wort "Vermutung", zu Latein "presumpcio", haiß, in was Gstalt, und wann zu ir ze fliechen oder auf sy ze gründen sey, und hat menigerlay Außlegung. Doch under allen Auslegungen wirdet zum letzten ain Sin daraus verstanden also: Vermutung ist ain Ursach oder Grund, daraus die waren Geschichten durch Gleichnus vermerkt und bewert werden und ist dreyerlay. Die erst haist "frevenlich", die ander "beweißlich" oder "bewerlich" und die dritt "creftig" oder "mechtig".
Frevenliche Vermutung entstet von pösen, haderlichen, leichtvertigen Personen und Sachen, als wo man ain alte verleumbte Weibßperson bey ainer jungen sten sehe, die ir ainen Prief mit roter oder grüner Seiden umbwunden darraichte, möcht ain Arkwon oder Vermutung ainer Cuplerin entsteen. Dweil aber zweiflich Sachen alwegen zum pessten gekert werden sollen, so wil auf ain solche Vermutung nit ze gründen sein, und ist solche Vermutung frevenlich zu verwerfen und nit anzenemen, noch die Urtailen darauf ze schöpfen. Dann das alt Weib möcht der Jungen solche Seiden gekauft und umb ain Papier, das die nit verwirrt würde, gewunden haben.
Bewerliche Vermutung entstet uß vil Ursachen und Won, und ist ain Vermutung des Richters, als wo ain Gerücht und Leumat auf ainen entstet, aus dem der Verdacht verursacht wirdet, sich zu berainigen und purgiren und der Berüchtigung zu entschuldigen; so der Berüchtigt sich vor Gericht wil purgiren, ist dem Richter ain Vermutung, er sey unschuldig, und solche Vermutung gibt dem Richter ain halbe Beweisung. Aber doch wider solch Purgiren und Vermutung werden Zeuknus zugelassen, und alßdann nach diser Vermutung ist auch nit ze urtailen, es beschehe dann Pruch oder Mangel an der Beweisung, oder das ain Zeug oder ain andere gleiche Vermutung darumben und darneben auch entstund.
Creftige oder mechtige Vermutung haist ain Vermutung des Rechtens und entstet aus ainer Beweisung mit solcher Craft, das sy der Warhait gleich ist, als wann ainer in Gericht ainen Schuld- oder ainen anderen dergleichen Prief fürlegt, der zerstochen oder durchstrichen, oder das Sigill darvon geschnitten ist, ain Rechtsvermutung, das die Schuld bezalt sey, und ist gnugsam Urtail daruf ze schöpfen.
Item ain yde gute Sache wirdet für gerecht, und ain yde pöse Sach wirdet für ungerecht vermutet, [Seite: 84v] es werde dann statlich darwider bewisen.
Item zwischem ainem Vater und seinem Son oder zwischen Eeleuten wirdet ain aufgerichter Contract für simulirt und scheinlich vermut und geacht.
Item es wirt vermut, es hab ainer ainen guten Leumut.
Es wirt vermutet, ainer, der neulich gelebt hat, er leb noch, es were dann der Tod bewisen.
Es ist zu vermuten, es sey ainer ains gesunden Gemüts, es werde dann dargegen ain anders bewisen.
Es wirt vermut, der ainmal gut ist, das er allemal gut sey.
Herwiderumb wirdet auch vermut, wer ainmal pös ist, das er allmal pös sey.
Es wirdet auch vermut, ainer sey seins Ampts [Seite: 85r] unwirdig, der bezwungenlich oder wider seinen Willen darzu verordent ist.
Es wirdet vermut, das der ain Velscher und Betrieger sey, der sich unwarhaftiger oder verdechtlicher Schriften im Rechten gebraucht, so er dieselben für glaubwirdig darlegt.
Es ist aus natürlicher Lieb zu vermuten, das ain Sone seinen Vater alspald hab wollen ledigen, den er von Geschicht der Chur hat wollen ledig sein.
Es ist zu vermuten, es sey ainer tüglich, es werde dann die Untüglichait dargegen bewisen.
Aus ainer nachvolgenden Geschicht ist etwas groß zu vermuten, als oben von der kreftigen Vermutung stet, also das ainer gleich aus geschechner Tat für ainen Bekennten oder Überwundenen ze achten sey.
[Seite: 85v] Es wirdet vermut, ainer, der ainen anget und schlecht ine, das er ine hab wollen tödten oder doch großlich verletzen, es werde dann darwider bewisen. Und dise Vermutung sol sein vom Gegenwurtigen zum Vergangen.
Wölcher ainem gibt hessige Wort, wirdet vermut, es geschee in Willen, ine ze schmehen, es werde dann das widerwertig bewisen.
Es ist zu vermuten, so ain Kind aus ainem eelichen Weib geboren, das es desselben eelichen Mans Kind sey, wo sy anderßt beieinander wonen.
Herwiderumben wirdet vermut, so der Eeman in zehen Jaren nit anhaims gewest, das Kind sey nit sein.
Item, der wirdet für arkwonig vermutet, der unwilliglich was Sachen übte.
[Seite: 86r] Es wirdet vermutet, das ainem Gwaltigen kain Injuri noch Überlast geschee, es werde dann die Unmüglichait darwider bewisen.
Es ist zu vermuten, das ainer ain Urtail angenomen hab, der in etlichen Sachen tut, das das Urtail außdrückt.
Es ist sich zu vermuten, wölcher zu ainer Bezalung Frist begert, das er schuldig sey oder hab das Urtail angenomen. [Seite: 61]
Es ist sich zu vermuten, aine sey ains eeliche Hausfrau, die bey ime wont, es werde dann darwider bewisen.
Es wirdet vermuet, wölcher aus ainem guten Geschlecht geboren, er sey auch gut et e converso.
Item es wirdet vermut, ain eeliche Hausfraw hab [Seite: 86v] ir Gut und Klainot von irem Mann, es werde dann bewisen, das es anderßwo herkombe.
Item wölcher ain Heuratgut mit der Underschid gibt, das es ime widergeben werden sol auch in dem Fall, der da mit außgedrückt ist, wirdet vermut, er hab sich darmit fürsehen wollen, es werde dann durch das Weib anderß bewisen.
Es wirdet vermutet, ainer, der alle seine Güter entpfrömbd, er hab es ungern tan, es werde dann sein Will bewisen.
Es ist sich zu vermuten, das Wuecher sein zugelassen, die vor lang bezalt sein.
Es ist sich zu vermuten, der Schuldiger sey von seinem Gläubiger erledigt, so er den abgetanen Prief hat.
[Seite: 87r] Es ist sich zu vermuten, wann ain Weib über aylf Monat nach Absterben irs Ewirts ain Kind gebirt, sy hab es von ainem andern entpfangen. Dise Vermutung wirt vom Gegenwurtigen in das Künftig.
Es wirdet auch vom Vergangen wider das Gegenwurtig vermut, wann also ist es wider ainen in Behaltung seiner Pfründt.
Item es wirdet sich vermut, das des Sons Güeter des Vaters sein.
Item, was in den Instrumenten oder Priefen versprochen ist, wirdet vermut, das es zirlich und wol gehandelt sey.
[Es ist] Sich auch zu vermuten, wölcher tobig oder ains wütenden Gmüts ist, das er alwegen also pleib.
[Seite: 87v] Item, so ain Gab oder Donacion geschicht zur Zeiten der Ee, ist zu vermueten, sy sey darvor bewilligt.
Es ist sich zu vermuten, wo ymants ain Geding macht von Gelts wegen, das bedingt sey, das Pfand nit wider zu erforderen.
Wann ain Mutter und ain Kindlin, das ir ist, in ainem Schifbruch sterben, wirdet vermut, das Kind sey ehe gestorben.
[Es ist] Sich auch zu vermuten, Vater und Muter haben das überkomen Gut inen beiden, oder ir ainem für sich selbst wollen behalten, sy habens dann andern übergeben.
In Sonderhait, was für Vermutung zuzelassen sein oder nit, sol in dem Hertzen des gerechten Urtailers fleissiglich erwogen werden.
Wann ainer Partey in Recht, sy sey Cleger oder Antworter, was ze tun aufgelegt wurde, oder sich was darzebringen vermesse, und dasselb uf den benenten Tag nit tete, und die Widerpartey erfordert desselben Tagwartens Cost und Expens, so sol [Seite: 62] auf des handelnden Tail Aufmerkung gehabt werden, ob er in der Sachen geverlich lessig gewesen sey oder nit; derselben Ufmerkung und Erfindung nach sol die Taxacion von Stunden oder zum letzten in dem Urtail gegangen werden.
Wo aber ander Expens nach Verfachung des Kriegs als mit Fürbot, Einschreibung, Lesen, Abschriften, Zeugen, [Seite: 90r] Gerichtsknechten und ander dergleichen auflaufen, di sollen erst zuletzt mit dem Endurtail, soverr sich der ain Partey nit verzeicht und vor dem Endurtail begert, taxirt und geortert werden.
Wo aber ain Partey solcher Scheden nit begeren, sonder mit Stillschweigen fürgeen liesse, sol ir kain Ermessigung oder Ablegung darumben erkennt werden.
Interesse hat menigerley Namen und Bedeutnus, erstlich wirdet das Wort "Interesse" genennt ain Schatzung oder gezelt Gelt, die do volgt anstat ainer ydlichen Hab, wo die nit geben wirdet, als sy sol, oder ains ydlichen Dings, wann es nit geschicht, als es geschehen sol; also wirdet und sol [Seite: 90v] es angesehen werden, was das Schaden oder Nutz pringen mog, so das Verhaissen nit gescheen ist.
Item Interessescheden wirdet gehaissen di Schatzung des Schadens, das ainem geschicht, oder des Gewins, der dann ruwet und versaumbt werden muß, so etwas geschehen solt und nit geschicht. Wirdet auch genennt in drey Weg etlich Geding, als wo ainer spricht: "Tu ich das nit, als ich dir verhaisssen hab, so wil ich dir geben zehen Gulden für deinen Schaden." Wo solchs also für uns in Gericht eingebracht wirdet, wollen wir zu yder Zeit solchen Schaden und Verhaissung nach Laut der Parteien Überkommung erkennen und taxiren.
Item des gemainen Iteresse Schad ist ain gemaine Schatzung des Schadens, der do geschicht ainem uß dem, das etbas geben oder gescheen sol, und dasselb wirdet nit geben, oder geschicht nit an der Stat oder [Seite: 91r] zu der Zeit, oder wirdet nit geben, als es geben werden sol, oder geschicht nit, als es gescheen sol; in solchem gemainen Interesseschaden werden gerechent die Nutzung der Hab, die man schuldig ist, auch Lon, Zinß und Gult etc.; auch wirdet angesehen di Stat, die Zeit und deßgleichen.
Item des sonderlichen Interesseschad ist ain Schatzung, die do kumbt aus sonderlicher Begird, die ainer zu ainem Ding hat, als wo man ainem ze kaufen geit ainen Grunds, der seines Vateren oder Gefrundten gewesen ist; dieselben Gründ sein gemainklich ainem begirlicher dann frömbde, oder wo ainer kaufte ain Haus, das an ime gelegen were, und das Haus, das er vor hete, gült dem newgekauften Haws ain Dinstberkait, die were darmit abe. Und also were solcher Kauf dem, der in getan hat, umb 10 Gulden nützer dann ainem anderen.
[Seite: 91v] So dann ymant den andern also beclagt, oder in aine Clag under anderen ließ mitlaufen, der sol dasselb Interesse ermelden und estimiren, wie hoch er das acht; dargegen sol des Beclagten Gegenred auch gehört und uf beder Tail Rechtsatz ain Suma taxirt und dem Darleger ain Aid aufgelegt; was er under derselben Suma Schadens oder Nachtails entpfangen hab, das sol ime der Widertail zu bekeren verurtailt werden.
In solcher Maynung sol es auch mit den anderen Ausgaben und Gerichtscheden, uf Fürbot, Schreiben, Kuntschaft und dergleichen ergangen, gehalten werden, soverr derselben vil aufgeloffen und die gerichtlich Handlung mit der Dapferhait und Groß beladen were.
Das Wort "Appellacio" wirdet im Rechten ausgelegt, das es sey ain Widerpringung der Urtailen und Beschwerden durch ain Berufung von aines andern Richters bössen und ungerechten Urtailen oder Beschwerungen, an den oberen Richter gescheen. So nu also ymants durch ain unser Urtail, sy sey entlich oder underredlich, beschwert ze sein vermaint, mag er das Mitel der Appellacion, soverr die Haubtsuma über 14 Gulden betrifft, fürnemen, doch mit der Underschid, wie hernach under der Rubric "Hernach volgt die Freiheit, uns Appellirens halben gegeben" bemeld wirdet, und daruf one Mittel für den allerdurchlauchtigisten und großmechtigisten Fürsten und [Seite: 94r] Herrn, Herrn Carlen, erwelten Römischen Kaiser, zu allen Zeiten Merer des Reichs etc., unserm allergnedigisten Herren oder seiner Kayserlichen Majestet Nachkomen am Reich und derselben Camergericht, ze Stund an nach Eröffnung der Urtail müntlich appelliren in nachvolgender Form:
"Herr der Richter, als ytzo von euch ain Urtail für A und wider ine, B., der Iniurien (oder ander Sachen) halben ergangen, darinnen ist er beschwert aus Ursachen, die er zu seiner Zeit im Rechten anzezaigen wais, beruft, bedingt und appellirt derhalben an den allerdurchleuchtigisten und großmechtigisten Fürsten und Herrn, Herrn Corolum, erwelten Römischen Kaiser, zu allen Zeiten Merer des Reichs, in Germanien, Hispanien, Neapolis, beder Sicilien und Jerusalem König, Ertzhertzogen zu Österreich etc., unsern allergnädigisten Herrn und seiner Kayserlichen Majestet Camergericht, in der allerhöchsten und pessten Form, und er das von Recht, Gewonhait [Seite: 94v] und Pillichait wegen tun sol und mag, zum ersten, zum anderen und zum dritten, fleissig, noch fleissiger, aberfleissiger und zum allerfleissigisten bit und begert, daruf Laßbrive, Apostel und Urkund der ergangen Handlung underwürft und bevilcht sich und seine Anhenger und Sachfürer in Schutz und Schirm obenanzaigtens unsers allergnedigisten Herren."
Wo aber ymants in Zweifel stünde, die Urtail in ir Craft lassen ze geen oder darvon zu appelliren, mag er "terminum iuris" zehen Tag begeren und alßdann anderst nit dann in Schriften appelliren und von uns oder unserem Bürgermaister solch Appellacion in dreissig Tagen, den negsten nach der Appellacion, auch der Widerpartey durch ain Instrument von ainem glaub- und erenwirdigen Notario gemacht, insinuiren und verkünden, Apostolos piten und das ze tun, wie hernach in Kaiserlicher Majestet Begnadung uns [Seite: 95r] der Appellacion halben darmit gnediglich fürsehen begriffen ist.
Und solchs ist allain zu versteen uf die Endurtailen. Wo aber ymants von ainem Interlocutorium oder Beyurtel zu appelliren underneme, das sol allain in Schriften und nit muntlich gescheen, anderßt die Appellacion were desert. Wir wollen uns [Seite: 64] auch nach Zugebung der Recht, die da wollen, das ain Richter die Beyurtailen aus ansechlichen Ursachen widerrufen und aufheben mag, Vorbehaltung getan haben, ain oder mer Beyurtel, die durch uns ergingen, aufzeheben oder in ir Craft geen ze lassen, wi Recht ist.
Wann dann der Appellans müntlich oder in Schriften der Apostel begert, sol ime nachbemelte Freihait vorgelesen [Seite: 95v] und daruf der Aid aufgelegt, zu Caucion und Sicherhait gehalten werden. Ist er dann solchs ze tun urputig und volfürts nach Laut der Freihait Sag, sollen ime di Acta, darzu Apostolos nach Gstalt der Sachen gegeben werden.
Apostel sind Loßbrive und haissen kurtz Sendbrive, die da den Richter, darzu appellirt wirdet, underweisen des Richters Gmüt, von dem appellirt ist, wie und was Gstalt er die Appellacion zulaß und derselben statgeb, und sind menigerlay Namen als convencionales, testimoniales, dimissorias, reverenciales und refutatorias.
Convencionales sind die, so die Widerpartey die in Gericht selbst zulesst, ob sy der Richter verwürft [Seite: 96r] und untüglich acht.
Testimoniales sein, die vor dem Richter oder anderen glaubwirdigen Personen erzeugt werden.
Dimissori sein die, durch wölche verstanden wirdet, das der Richter der Appellacion stat hab geben.
Reverenciales sind die, wann die Appellacion allain dem obern Richter zu undertenigen Eren und Gefallen die Appellacion zugelassen und sunsten für untüglich geacht ist.
Refutatorii sind die, aus wölchen erscheint und erfunden wirdet, das der Richter der Appellacion nit statgeben hab, sonder acht die für frevenlich und unnütz.
Dweil dann ainem yden Richter und Urtailer not ist, sich eben zu fürsehen, was er dem Appellanten für Apostolos geben wolle, darmit er niemant im Rechten beschwere, werden doch gemainklich Reverenciales gegeben oder Refutatorias. Demnach [Seite: 96v] haben wir zwu Formen, wie dann hernachvolgen, lassen vergreifen, darmit in Mittailung derselben hinfüro ain Gebrauch und Stilus bey uns gehalten werde.
Dem allerdurchleuchtigisten, großmechtigisten Fürsten und Herren, Herren Carolo, erwelten Römischen Kaiser etc., zu allen Zeiten Merer des Reichs, zu Hispanien, Germanien, Neapolis, beder Sicilien und Jerusalem König, Ertzhertzogen zu Österreich etc., entbieten wir Bürgermaister und Rate der Stat Windßheim unser undertenigisten Gehorsam mit unaufhörlichem Fleis, stets zuvor allergnedigisten Herr. [Seite: 65] Wiewol wir ye und alwegen diejenen, so vor uns in Gericht erbeten, mit unsern Urtailen mit Wissen und Willen nie beschwert, allain den gemainen geschrieben Rechten und [Seite: 97r] unseren altherkomenden Gewonhaiten, Gebräuchen und Municipalien und Statrechten, von Eur Kayserlichen Majestet gnediglich confirmirt und bestet, nachgangen sein, hat doch A., Cleger, von ainer Urtel, die in Craft unser Municipalien gesprochen, nach Laut hiebeiligender (vel hieobenanzaigten) Acta für Eur Kaiserlich Majestet und derselben Camergericht appellirt. Und wiewol wir solch Appellacion unnütz und frevenlich angesehen, haben wir doch Eur Kayserlich Majestet als unserem allergnedigistem Erbherren umb gebürender Reverentz und undertenigster erzaigender Er willen solcher Appelacion statgeben und die zugelassen. Demnach senden für Eur Kayserlichen Majestet und derselben Camergericht wir ine hie mit disem Prif, uns Eur Kayserlichen Majestet als unserem allergnedigisten Herren, die der almechtig Got uns und gemainer Cristenhait zu Nutz und Trost in langwiriger Gesundhait, Glück und Seligkait [Seite: 97v] zu enthalten gerueche, bevelchende. Datum under unserem etc.
Wo erschin, das sich ymants aus frevenlichem Gwalt wider die Pillichait auch hernach angezaigten Freihait und dergleichen von unpillichen Dingen und allain aus Verlengerung ze appelliren anmassen würde, alßdann sol mit der Execucion volfaren und dem Appellanten dise Apostolos Refutatorios gegeben werden: Dem allerdurchleuchtigsten etc. Wiewol wir Eur Kayserlichen Majestet umb gebürender Reverentz und undertenigister erzaigender Er willen willig und genaigt weren, N. seiner mutwilligen freve-[Seite: 98r]lichen und untüglichen Appellacion halben Apostolos Reverenciales ze geben, und wir aber von dem allerdurchleuchtigisten und großmechtigisten Fürsten und Herren, Herren Maximilian, weiland Römischen Kaisers hochlöblichister Gedechtnus etc., euer Kayserlichen Majestet Anherren und Vorfaren am Reich gnediglich fürsehen und begnad sind nach Laut diser hie inliegenden, glaubwirdigen und waren Copia, die von euer Kayserlichen Majestet under anderem gnediglich bestett und confirmirt ist, uß wölcher vermainter Appellant gangen und derselben nit nachkomen, auch sein vermainte Appellacion von Unwirden, nichtig, sonder frevenlich und mutwillig, der weder vom Rechten noch Richter statzegeben ist, wissen wir ime ander Apostelos dann Refutatorii nit ze geben; geben ime hiemit dieselben in Craft diser Schrift uns eur Kaiserlichen Majestet als unserem gnedisten Herrn etc. in der Form "Reverencialium".
[Das im Druck weggelassene Privileg Maximilians I. vom 21. Mai 1499 findet sich bei Lünig, Staatsarchiv XIV 672ff. Am 31. Mai 2011 noch ohne verfügbares Digitalisat. H.S.] [Seite: 66]
Wann ain Partey also müntlich oder in Schriften appellirt, der Apostel ordenlich begert und nach Laut diser Freihait Sag getan hat und ir die Apostel sambt den Attestaciones uf Caucion und Gnugtuung dem Appellatem nach Laut vorgemelter Freiheit geben sind und die Appellacion in Jarsfrist durch Citacion von Kayserlichen Majestet oder aber erlangter Fatal nit anhengig macht und Litem in der andern Instantz contestirt, oder der Appellans hat nit getan und appellirt, wy in hivorgenden Rubriken anzaigt ist, alßdann sol diselb Appellacion desert, vernichtig und unser gegeben Urteil in "rem judicatam" komen sein also, das dem Appellatem uf sein Ansuchen sol verholfen werden, wie dann hernach under dem Capitel "[Von] der Hilf und Execucion erlangt Urtailen" vermelt wirdet, es wer dann Sach, das di appellirent Partey so grossen Fleis fürprecht, also das daraus ir getaner Fleis und Ehaft möcht verstanden werden mit so vil Gründts und Notturft, als sich gepürt.
Dieweil die erlangten Urtailen, wo das Mittel der Hilf nit dargestreckt wurde, auch all Cost und Scheden, so über die Sachen gangen, gantz verloren weren, wollen wir demnach ainen yden, der was an unseren Gerichten erlangt und ervolgt, fürderlicher Hilf und Execucion seins erlangten Rechtens gestatten. Demnach, wo ymants dem anderen am Gericht bekennt, oder aber nach herkomendem alten Gebrauch am dritten und den außlendigen, die die Statmauer nit verfangen hat, und doch dem Bütlstab underworfen sein, [Seite: 104r] an dem andern Gericht ain Erfollung, oder vor uns in Rate ainen Spruch oder andres erstanden hete, das dann in Gerichtzbuech ordenlich verzaichent were, oder für ainen wer ain Urtail, darvon nit appellirt, sondern die were in "rem judicatam" gangen, gesprochen, so sol derselb, der also erlangt hete, vierzehen Tag, die negsten nach der Erlangung, Bezalung, Aufrichtung oder Vergnügung von seiner Widerpartey warten.
Erdiche ime aber in den negsten vierzehen Tagen nach der Erlangung kain Vergnügung noch Bezalung der erlangten Sprüch, so sol derselb, so erlangt hat, ain Bekenntnus seins erlangten Spruchs von dem Statschreiber aus dem Gerichtsbuech nemen und dieselb für unsern Bürgermaister pringen und der Hilf seins erstanden und erlangten Spruchs begeren. Daruf sol und wirdet ime der Bürgermaister, den Knecht umb Gelt oder umb Pfand einzegeen und ze nemen, [Seite: 104v] erlauben und, wo Pfand geben werden, sol es mit denselben gehalten werden, wie hernach in disem Titel under etlichen sonderen Rubriken anzaigt wirdet. [Seite: 67]
Wurde aber dem (der erstanden und umb Gelt oder Pfand mit dem Gerichtsknecht einzegeen Erlaubnus hat) Bezalung oder Pfand versagt, so derselb solchs von Stunden in das Gerichtsbuch für die erst Ungehorsam der Versagung ergangen Urtails lassen schreiben und negstags darnach, ob er wil, soverr nit Ferien sein oder über lengere Zeit, zum andern Mal eingeen und obgemelter Massen Gelt oder Pfand erfordern. Wurde ime dasselb abermals versagt, das sol er zum andermal lassen beschreiben und darnach des negsten oder lengerer Tag darnach wider in obgemelter Maynung und Form eingeen, Gelt oder Pfand entlich und peremptorie erfordern. Wur-[Seite: 105r]de der abermals und zum dritten ungehorsam, das sol er abermals lassen beschreiben und uf den negsten Gerichtstag darnach für Gericht komen, die Bekenntnus, so er hievor vom Statschreiber uß dem Gerichtsbuch genomen hat, vor Gericht anzaigen, die Ungehorsam seins Schuldigers oder Widertails beclagen und verrer rechtlich Execucion und Hilf darüber begeren. Daruf sollen die Gerichtsherren, soverr der also ansucht, alle Ungehorsam hat lassen beschreiben, mit rechtlichem Spruch erkennen, das der Widersessig und Ungehorsam zu Verhaftung in die Eysen zur Straf umb sein Ungehorsam sol gefürt und darinnen enthalten werden, bis er seinem Gegentail umb Haubtsuma, ufgeloffen Scheden volkomenliche Benugung tu. Solchs sol alßdann in das Gerichtsbuch eingeschriben, darzu auf den eingelegten Zetel der Bekenntnus uß dem Gerichtzbuch gezaichent, ime, dem Ansuecher, wider überantwurt werden. Der sol alßdann mit [Seite: 105v] demselben Zetel unsern Bürgermaister wider ersuchen und entlicher Execucion begeren. Daruf sol und wirdet unser Bürgermaister denselben Verachter laut der gerichtlichen Erkanntnus zu Verhaftung ze füeren Bevelch tun, dem dann von Stunden nachgegangen werden sol.
Wu aber der, an den die Pfand erfordert und darumb eingangen wirdet, nit anhaims were oder verschlüg sich geverlich und wolt sich nit lassen treffen, so sol es mit gehalten werden, wie hievor am ersten Titel des ersten Tails "Vom Fürbot" under der Rubric "Von den, die sich in Fürbietung vor dem Putelstab verpergen" gemeldt wirdet, und nichts weniger die Erkanntnus in die Straf gerichtlich erkennt werden und, wo er nit ze treffen sein würde, sol dem Ansuecher zu seinen Haben und Güter verholfen und mit gehalten [Seite: 106r] werden, wie nachvolgende Rubriken "Wie die Pfand zu verkaufen sein etc." anzaigen.
Wo aber ainer von Ungeschichten und ungeverlicher Weiß nit anhaims were, dem sol derselben Zeit kain Pfand ausgetragen noch umb di Ungehorsam nit eingeschriben, sonder darmit gehalten werden, wie die Rubric im ersten Tail des ersten Titels "Wie denjenen, so abwesenlich sein, sol fürgeboten werden" anzaigt.
Ain yder, der den gerichtlichen Erkenntnussen widerwertig lebte, nit Bezalung tun, noch kain Pfand geben wil, der sol zur ersten Ungehorsam, die er in der Pfandvordrung tut, unser Stat Pfendter mit vierthalb Pfunden unnachlessig zu bezalen, und zur andern Ungehorsam mit 5 1/2 Pfunden gepuesst, und für die dritt mit den Eysen und derselben Verhaftung gestraft werden. Dweil auch menig Personen bißher am Gericht haben Erfollung auf sy lassen erlangen oder Bekenntnus getan, wann man dann gegen inen mit der Execucion und Pfandvordrung hat [Seite: 68] wollen handelen, haben sy sich für [Seite: 106v] uns ainen Rate geboten zu Erkanntnus. Dergleichen ist auch von inen gescheen, wo Urtailen oder ander Proceß wider sy ergangen sein, darmit iren Widertailen lenger vorgangen und die zu mererem Costen gefürt, des wir hinfüro nit mer gestatten wollen. Wo solchs mer fürfellt, und sich ain Partey, die ain Bekanntnus getan, ain Vollung auf sich hat lassen erraichen, oder ain Urtel wer wider sy gesprochen, gegen der man Execucion verhelfen sol, für uns ainen Rate erbüte, dieselb Partey sol alwegen, vor und ehe sy vor uns dem Rate gehört wirdet, irer Widerpartey die Scheden, derhalben erwachsen, ußrichten, erstatten und widerkeren. Und wo sy sich allain umb Verlengerung und unpillich für uns erboten hete, (des wir erkennen möchten) sol dieselb unserer Stat Pfendter zway Pfund ze Pueß unnachlessig zu bezalen verfellt werden und nichts weniger Gelt oder Pfand geben.
Wann sich begibt, das der Schuldner aus Kraft seiner Bekenntnus, Ungehorsam oder ergangen Urtails angegriffen, so sol nachvolgende Underschid gehalten und erstlich angegriffen werden di varende Hab, sovil und sich der Werdt ungeverlich bey oder über Suma betrifft, doch außgenomen der Hausfrawen zimlich Klaidung, Gebende und dasjen, so ir für ir Morgengab und Eesteur sambt ainem Pett, pfandhaft und verpflicht ist, wie dann hernach im anderen Tails des Buechs im ersten Titel under der Rubriken "Wann und was Hab und Güter stillschweigend pfandbar sein und werden" auch im dritten Tails ditz Puchs under dem ersten Titel "Von Heuraten" verrer bemeld wirdet. Nachvolgends sol nit angriffen werden dasjen, so zum Acker- oder Weinpaw [Seite: 107v] gehört, als Pferd, Pflug und ander dergleichen, auch Harnasch, Waffen und Wör, so ainem zu Erhaltung gemainer Stat Nutz ze haben aufgelegt ist, auch ains yden Werkzeug, darmit er sich, sein Hausfraw und Kind muß erneren.
Solch vorgeschribne ausgenomene Hab sol im Eingang umb Pfand in Rue gestellt, nachvolgends zu den bewegenden, ligenden Haben gegriffen werden. Und wo an solchen ligenden Haben Bruch geschee oder nit vorhanden, alßdann so were und ist anzegreifen gewise und richtige Schuld, auch Recht und Gerechtigkait, woran die der Schuldiger hat. Und auf das jüngst und allerletzt sol erst angriffen werden dasjen, so zum Acker- oder Weinpaw gehört, und der Werkzeug, doch in alwegen der Frawen ir Klaidung, Gebend und ain Pett hindan und frey gesatzt.
[Seite: 108r] Wo auch im Eingang des Gerichts Kindtbetterin oder ander krank, legerheftig Personen erfunden würden, denselben sol dasjen, sovil sy zu Erhaltung und Pfleg ungeverlich bedürfig und nottürftig sein bis zur Zeit des Ausgangs und Freyung der Krankhait nit ausgetragen noch verpfendt werden.
[Seite: 69] So der Schuldiger seinem Schultherrn ainiche tote varende Hab hat zugestellt und für Pfand eingeben, derselb Schulther sol dieselben zugestellte Güter umb sein erlangte Suma, wie das die Bekenntnus uß dem Gerichtzbuch, die er alspald einlegen sol, anzaigt, verpfenden und die underschidlich von Stücken zu [Seite: 108v] Stücken zu Stücken in das Gerichtsbuch lassen beschreiben und dieselben Pfand also vierzehen Tag unverfailst und unaufgeboten hinder das Gericht legen. Wann dieselben Pfand also vierzehen Tag hinder dem Gericht gelegen sein, sol der Schulther dieselben nachmals vor Gericht dem Gerichtsknecht umb sein Suma sambt den aufgeloffen Scheden aufbieten und solchs dem, deß die Pfand gewesen oder noch sein, das er die an ine löse, zu verkünden begeren. Und solche Pfand sollen noch vierzehen Tag nach dem Aufbieten hinder dem Gericht bleiben, ob sy der Schuldiger an ine lösen wolle. Löste die der Schuldiger und vergnügt seinen Schultherren, hat es seinen Weg; [dann] sollen ime die Pfand widerumben eingeben und zugestellt werden. Löste er aber die nit und tut dem Schultherren in den 14 Tagen nach dem Anbieten kain Vergnügung, mag und sol der Schultherr nach Ausgang derselben vierzehen Tag wider [Seite: 109r] für Gericht komen, anzaigte seine Pfand dem Gerichtsknecht zu verkaufen begeren. Daruf sol der Gerichtsknecht dieselben Pfand vor dem Gericht offenlich mit Benennung ains yden Stücks und Darweisung derselben zu failem Kauf ausschreyen und alspald der geschwornen Fürkeuflerin fürlegen, die in vierzehen Tagen aufs höchst auszufailsen. Das sol dem Schuldiger abermals verkunt werden, ob er die umb die Hawbtsuma sambt den aufgeloffen Scheden an ine wolle lösen. Kumbt er und löste die, sollen sy ime, anderswo unverkauft und unangesehen, ob ymands mer daruf gelegt hete, widerfarn. Wo er aber di nit löste und solche Pfand vierzehen Tag vor der geschwornen Fürkeuflerin gelegen und ausgefailst sein, sol und mag der Schultherr abermals in Gericht erscheinen und Beschids der Bezalung begeren. Daruf sol dem Schuldiger zum dritten und entlich "peremptorie" verkünt werden. Wo er die eingestellten Pfand in den negsten dreien [Seite: 109v] Tagen nit wider umb Hawbtsuma und aufgeloffen Scheden an ine löse, werden die andern verkauft; und er könne, werde noch müge kain rechtliche Nachfrag noch Hilf mer darzu haben.
Wann dann die Pfand also verpfendet, angeboten, zu failem Kauf ausgeschrien und der Fürkeuflerin auszefailsen fürgelegt worden, und die drey Tag auch vergangen sein, und solchs alwegen lauter in das Gerichtsbuech eingeschriben worden ist, so sol die Fürkeuflerin dieselben Hab, alle und ydes Stück, dem, der zum maisten und das merer daruf gelegt hat, ze kaufen geben, das Gelt unserm Bürgermaister getreulich one ainichen Abzug ausserhalb irs gewondlichen Lons und nach Laut irer Pflicht überantworten und zustellen. Und der also in Gericht vollfaren ist, sol aller ergangner Handlung ain Urkund uß dem Buech [Seite: 110r] nemen und unserm Bürgermaister fürbringen, des Gelts und seins erstanden und gehandelten Rechtens entlicher Hilf begeren, der ime dann, soverr so vil Gelts die vergangen und verkauften Pfand ertragen haben, als sein Hawbtsuma sambt den Scheden erraicht, dasselb erlöst Gelt zustellen sol.
Wu aber niemants über das gerichtlich Ausschreyen und Verfailsen uf die Pfandt gelegt oder gekauft hete, sollen die dem, der sy mit gerichtlicher Ordnung hat lassen außtragen und handelen, wie obstet, an seiner Suma, weß die ungeverlich wert sein und durch die Fürkeuflerin geschetzt werden möcht, wo er die nach der ergangen Gerichtzordnung nit lenger vor der Fürkeuflerin ligenlassen und porgen wolt, zu Handen gestellt werden. Erfunde sich daran, ob wan die verkauft worden weren, ain Überschuß, denselben Überschus sol er herausgeben, oder wo im [Seite: 70] Verkaufen ainer vorhanden were, [Seite: 110v] der sol, dem die Pfand vorgangen sein, one Mittel zusteen und volgen, es weren dann mer Gläubiger, di auch uf ine gelegt heten oder mitlerweil clagten, vor Augen. Denselben sol solcher Überschus, wer den Vorgang pillich haben sol, wie in hernachvolgenden 12 Titel under ainer sonderen Rubriken "Von dem Vorgang der Schultherren etc." gemeld wirdet, volgen und eingeben werden. Herwiderumb, wu dem Schultherren an den Pfanden abgingen, das er Hawbtgut und Scheden nit bezalt werden möcht, sol ime unbenomen sein, umb merer Pfand einzegeen und ze handelen, wie in disem Titel hernach under der Rubriken "Vom Einsetzen der Frömbden" am virdten Artikel verleibt wirdet.
Ob auch der Pfand, ains oder mer, in Zeit diser gerichtlichen Handlung in Abfal keme oder zu [Seite: 111r] Verderbnus raichte, das sol dem Schultherren in allweg unverletzlich sein.
Wollte ymants dem anderen uf das gerichtlich Eingeen essende und lebendige Pfand einstellen, als Pferd, Rinder, Schaf und dergleichen, so sol der, dem solche Pfand eingestellt sein, dieselben von Stunden umb sein Hawbtsuma und ergangen Scheden laut sein Urkunds, uß dem Gerichtsbuch genomen, das er alspald mit auflegen sol, lassen verpfenden und in das Gerichtsbuech vergreifen, und solche Pfand drey Tag in ains offen Wirtshaus stellen und nach Ausgang derselben dreyer Tag zu morgens umb zway uf den Tag, soverr kain Feiertag ist, uf den Markt lassen treiben und den Knecht lassen beschreyen, wer die kaufen wölle; dann sy steen zu failem Kauf, der mag das tun.
[Seite: 112r] Wann die also ainßmals oder drey beschrien sein, soll er die wider in das Wirtshaus ziehen oder treiben und dem, deß sy sein, lassen verkünden, ob er wölle, das er die umb die verpfendten Suma und Scheden wider an ine löse in den negsten dreien Tagen, und sol derselb Tag der Fürtreibung und Verkündung auch für ainen Tag genennt und gerechnet werden. Kombt er dann und löst die, so hat es seinen Weg. Löst er aber die nit und vergnügt auch seinen Schult-[Seite: 112v]herren nit, so sollen dieselben essenden Pfand am sibenden Tag abermals ze morgens umb zway bis hin uf drey uf den Tag getriben und die zu failem Kauf, wie dann der geschworen Gerichtsknecht in Bevelch hat, bey den vier Ortern der inneren Stat ainßmals, und aufm Markt zum ofter Mal [Seite: 71] ausgeschrien werden und, wann es drey schlecht, widerumben in das Wirtshaus und nachvolgends desselben Tags umb ains oder zwey gen Nacht, wie der Gerichtsknecht bericht wirdet, widerumben uf den Markt ziehen oder treiben und abermals an den vier Orten der innern Stat an ydem Ort zway Mal, und hervornen ufm Markt zum ofter Mal umb die Suma und Scheden zu failem Kauf ausschreien. Und wer dann am maisten, wann die klain Glock ausschlecht, daruf gelegt, der hat sy gekauft, dem sol das in das Gerichtzbuech beschriben und dem, deß di Pfand gewesen [Seite: 113r] sein, bey nemlicher Straf geboten werden, dem Inhaber derselben darumben kain Bedrang noch Zuzug mit Worten oder Werken füegen.
Wo aber niemants daruf legte oder gelegt hete, so sollen die dem, der sy hat lassen außtreiben und uf die gerichtlich Ordnung gebracht, für die Haubtsuma, darumben sy dann verpfend sein, sambt den aufgeloffen Scheden volgen, in das Gerichtsbuch lassen beschreiben, und sol dem Schuldiger geboten werden, wie negst obemelter Artikel beim End anzaigt.
Wo sich aber bey solchen Pfanden ain Überschus oder Nit-Gnugsein erzaigte, sol es mit gehalten werden, wi negst vorgemelte Rubriken under dem dritten Artikel ußweist.
Tet ymant, ain Schuldiger, seinem Schultherren in rechtlicher Nachvolg bewegende Pfand, die tod weren, einstellen, die leichtiglich Schaden entpfachen möchten, als Wein, Fleisch, Brot, Schmaltz, Kes, Aier und dergleichen etc., dieselben Pfand sollen auch von Stunden verpfendt, in das Gerichtszbuch umb die benennten verpfendten Suma eingezaichent und alspald für die geschworen Fürkeuflerin gelegt werden und drey Tag pfandßweis steen, ob sy der Einsteller und Schuldiger widerumb lösen und seinen Gläubiger unclagbar machen wolte, und am dritten Tag dem, der sy eingestellt hat, aus Bevelch unsers Bürgermaisters, der darinnen anstat des Richters volkomen Gwalt haben [Seite: 114r] solle, verkünt werden, nochmals in dreien Tagen an sich ze lösen; und sol derselb Tag der Verkündung auch für ainen Tag gezelt und gerechent werden. Kumbt der und löst die, hat es seinen Weg. Wo nit, sollen die negstags darnach durch den Gerichtsknecht allain am Markt ze nachts und ze morgens ausgerufen, beschrien und darmit gehalten werden, wie von den "Essenden Pfanden" hievor in der negsten Rubric Meldung gescheen ist.
Stellte ymants dem anderen in rechtlicher Nachvolg zu Pfand ein Hewser, Ecker, Wisen, Weingart und ander dergleichen ligende Güter, so sol der Schultherr aus dem eingestellten Gut, so es Heuser oder dergleichen weren, ainen Span, weren es aber Gründ oder Poden, ainen Schollen oder Wasen nemen, denselben umb sein Suma mit Übergebung des Urkunts uß dem Gerichtsbuch lassen verpfenden und einschreiben, und daßselb Pfand also unverfailst und unaufgeboten hinder das Gericht legen. Wann dieselben Span oder Schollen und Wasen also unverfailst hinder dem Gericht gelegen sein, sol der Schultherr dieselben nachmals vor Gericht dem Gerichtzknecht umb sein Suma sambt den auf-[Seite: 115r]geloffen Scheden aufbieten und solchs dem Schuldiger, das er die an sich löse, zu verkünden begeren. Und solchs sol nach dem Aufbieten nochmals 14 Tag hinder dem Gericht ligen bleiben, ob sy der Schuldiger an ine löse. Löst er die und vergnügt seinen Schultherren, hat es seinen Weg; wo nit, sol der Schultherr nach Ausgang derselben [Seite: 72] vierzehen Tag dieselben eingestelten Pfand den Gerichtsknecht offenlich zu verkaufen begeren. Daruf sol der Gerichtsknecht dieselben Pfand vor Gericht umb die verpfend Suma offenlich mit Benennung der Stück und Suma zu failem Kauf ausschreien und solch Verkaufung dem Schuldiger, ob er die nochmals in vierzehen Tagen umb Haubtsuma und Scheden lösen wolle, verkünden. Löst er die aber nit, so mag der Schultherr abermals vor Gericht erscheinen und Beschids der Bezalung begeren. Daruf sol dem Schuldiger zum dritten und entlich "peremptorie" verkünt werden. [Seite: 115v] Wo er die eingestellten Pfand in den negsten dreien Tagen nach der Verkündung umb Haubtsuma und Scheden nit wider an ine löse, werden die andern verkauft, und er könne, werde noch müge kain rechtlich Nachfrag noch Hilf mer darzu haben.
Wann dann die Pfand also verpfendet, angeboten, zu failem Kauf ausgeschrien, die drey Tag auch vergangen, solchs alles aigentlich verkünt und in das Gerichtzbuech verzaichent und von dem Schuldiger nit an sich gelöst ist, so sol der Gerichtzknecht ze Hant desselben oder negstvolgenden Tags, als das zum schirsten und füglichisten sein mag, dieselben verpfendten Güter noch drei Tag, die negsten nacheinander volgende, offenlich nach dem Tagampt bey den vier Orten der inneren Stat, nemlich des ersten Tags ainmal, des anderen Tags zwaymal und des dritten Tags dreymal [Seite: 116r] nacheinander mit ainer zimblichen Paus und Worten, wie er dann beschiden ist, auch aufm Markt zu failem Kauf ausgerufen werden, und am letzten dritten Tag umb oder ungeverlich von Stunden nach zwaien gen Nacht abermals an der vier Orten der inneren Stat dreymalen und am Markt vor dem Rathaus zum merermal uf die verpfend Suma, aufgeloffen Scheden, auch wo ymants mer daruf legte, zu failem Kauf außrufen. Wer und wölcher dann am maisten, wann die klain Glock ausschlecht, daruf gelegt, der hat sy gekauft, dem sol darin Einsatzung gescheen und dem, deß sy gewesen sein, ernstlich geboten werden, derselben von Stunden abzetreten. Wo er aber derselben Güter in acht Tagen, den negsten nach dem Gebote, nit abtrete, sol er in die Eysen gefürt und umb sein Ungehorsam gestraft werden nach Gstalt der Sachen und danach ydes [Tags], so er ungehorsam gewesen ist, dem Pfender in zway Pfund [Seite: 116v] Pueß unnachlessig zu bezalen ertailt werden.
Wo aber auf solche Pfand niemant legte oder die kaufen wolte, sonder dem Schultherren umb die aufgeboten Suma und Scheden haimfielen, in dieselben Güeter sol er, wie hernach die sondern Rubriken und Artikel "Vom Einsetzen " lauter gesetzt, ime des Urkund gegeben und dem Schuldiger inmassen wievor ernstlich geboten werden, der abzetreten und die dem Schultherren lassen ze volgen. Wo er aber der nit abtreten wolt, sol es gehalten werden, wie ytzt obemelter Artikel bey End anzaigt ist.
Heten aber solche aufgebotne, verfailste und ausge-[Seite: 117r]schriene Güter Aigen- oder Gultherren, dem sol solch Aufbieten, Verfailsen, und wann die ausgeschrien und vergangen sein, verkündt werden, ob er solche Güeter umb die Suma, so zum höchsten daruf gelegt ist, an sich kaufen wolle. Wo er dann solche Güeter, das er [Seite: 73] in acht Tagen, den negsten nach der Verkündung und gerichtlichen Vergeen, ze tun Macht haben, an sich nemen wolt, sol er den Schultherren oder dem solche mit dem Hal der Glocken haimgefallen sein, der Hawbtsuma, und was daruf gangen ist, vergnügen und bezalen. Wo er aber die nit an sich kaufen wolt, oder das in den negsten acht Tagen nach der Verkündung und gerichtlichem Vergeen nit tete, sollen die dem, der dann am maisten daruf gelegt hat, bleiben und dem Aigen- oder Gultherren an seinem Rechten hantlonen, Haubtrechten, Zinsen, Gulten, Fellen und Gewonhaiten gar kain Abpruch noch Schmelerung geschehen, sonder so eingesetzt wirdet gegen dem Ai-[Seite: 117v]gen- oder Gultherren, auch gemainer Stat alles das verpunden und verpflicht sein, das der, des die Güter gewest, verpflicht, verpunden und schuldig gewesen ist.
Wo sich aber an solchen vergangen Güeteren ain Überschus oder Nachtail ereugte, sol es mit gehalten werden, wie die Rubriken hievor in disem Tail "Wie die bewegenden todten Pfand in rechtlicher Nachvolg sollen verkauft werden etc." im dritten Artikel beim End anzaigt worden ist.
Ainem yden gebroten Ehalten oder Tagloner sol auf Verschainung der Zeit des verdinten Lidlons auf sein Anrufung one ainiche Rechtvertigung und Zugs mit Verhörung der Herschaft, ob solcher Lidlon nit spenig erschein, verholfen werden. Erschin aber der Lon spenig und entsprung darunder Zwitracht, also das die Herschaft fürgebe, der Lone were noch unverdint, oder der Ehalt trete uß dem Dinst one ainiche redliche, sonder aus mutwilligem Fürnemen und frevenlichen Ursachen, wie dann zum dickermal geschicht, so sol solch Handlung für Gericht gewisen und darumben ertailt werden, nemlich, wo sich der Ehalt beclagte, wie zu Zeiten der Tewrung und des Winters, wann man die groß [Seite: 118v] Erbet getan hat, und der Ehalten wol geraten möcht, [wie es] (oft geschieht), sein Herschaft geb ime unpillichs Urlaub, und er sey urputig ze tun dasjen, so ainem Ehalten zustet und bete daruf, das man sein Herschaft dahin halten wollte, ine vollat lassen außzedinen, oder aber geb ime versprochnen gantzen Lon und Erstattung desjenen, so er dweil, bis er ainen anderen Dinst erlangen müge, verzeren muß.
Oder aber die Herschaft beclagt sich, der Ehalt hete solchen Lon nit verdint; nem er diser Zeit, so er sein bedorft, Urlaub, wie oben gemeldet ist, so sol die Sachen in Gericht vernomen und, wo bey ainichem Tail unredliche und kain grüntliche Ursach des Urlaubs funden würde, ertailt werden, soverr der Ehalt nit lenger dienen wolte, das ime die Herschaft nichts schuldig sein sol. Wo aber die Herschaft unpillichs Urlaub [Seite: 119r] gebe, das dem Ehalten gantzer bedingter Lon volgen sol, doch alwegen Gstalt beder Personen angesehen und uf Vermutung Acht gehebt.
[Seite: 74] Wo ain Bürger oder ain ander Ußlender uf ainen unsern Undertanen uf dem Land was erfolgt und erlangt hete an unsern Gerichten, und derselb nach erraichter Vollung sich unserer Gebiete und Güeter enteussert und hinder ander Herschaft getan hete, [Seite: 119v] so sol dem Cleger seiner erlangten Vollung, Urtail oder Bekenntnus uß dem Gerichtsbuch, darneben ain sondere Bitschrift an die Herschaft, darunder er sich gezogen hete, geben und gebeten werden, demjenen, so erlangt hete, zum schirsten zu verhelfen ungeverlich auf nachvolgende Form:
Form der Bit.
Dem N. unsern fruntlich Dinst zuvor. A., diser gegenwurtig, hat verschiner Zeit allhie an unserm Bawrngericht uf B., als der noch unser Verwonter und Zugetaner war, ain Vollung erraicht etc., oder ain Urtl erstanden. Nach Laut diser hie ingeschloßner unsers Gerichtsbuchs Abschrift hat sich aber gedachter B. von uns hinder euch getan, wiewol unser ungeurlaubt, auch unwissend. Allain in Maynung, als wir anders nit achten kunden, dann erlangten [Seite: 120r] Urtailen und behebten Rechten vorzesteen, und das wir gegen ime mit der Hilf des Rechtens nit verfaren mügen, ist demnach an euch unser fruntlich Gesinnen, ir wollet in Ansehung der gemainen Recht, die da wollen, das ain Gerichtzhant der andern mit Execucion und Hilf erlangten Urtailen die Hant pieten und hilflich sein sol, vermeltem A. von gedachten B., das er alhie vor uns erlangt hat, verhelfen, darmit das Recht und die Gerechtigkait ir edel Würkung volfürn müg; das sein wir umb euch zu erwideren und mereren fruntlich zu verdienen berait zu dem, das von euch als ainem Liebhaber der Recht Fürdrung und Hilf desselben volzogen wirdet. Datum ...
Wo aber der Herr, dem also geschriben wirdet, kain Execucion noch Hilf erlangten Urtailen und Rechten tun wolt, so sol dem Cleger vergönnt werden, denselben, gegen dem er erlangt hat, uf unsern Güeteren und Oberkaiten, [Seite: 120v] wo er den betreten mag, oder aber desselben Hab und Güeter anzetasten, in unser Stat ze Haften ze pringen und gegen ime ze handelen, wie hievor in disem Titel under der ersten Rubric am dritten Artikel bemelt ist. Het er aber Güter angenomen, sol es mit gehalten, wie die Rubriken hievor auch darvon Meldung tun.
So nun in rechtlicher Nachvolg vorgeschribner Ordnung ymants, der nit unser aidßpflichtiger und verwonter Bürger were, etliche unbewegliche, ligende Güter verpfend, aufgeboten, verfailst und außrufen het lassen, die ime mit der Hal der Glocken haimgefallen weren, der sol uf Gnugtuung nachbemelter Artikel in dieselben Güeter gesetzt und ime die eingeben werden auf Maynung, wie auch nachbemelt Artikel under diser Rubriken beschliessen:
Erstlich, soverr die Hab und Güeter in unser Stat oder uf unser Statmarkung gelegen were, sol er die inner Jarsfrist ainem andern unserm Bürger oder Bürgerin ze kaufen geben, auch gemainer unser Stat Zinsstuben [Seite: 121v] Schuld, es wer Bet, Stewr, Wach, Ungelt oder anders, die in den negsten dreien Jaren uf ine erwachsen weren, doch unbenomen der Gerechtigkait under der Rubriken im zwesten Tail hernach volgend "Gemaine unser Stat sol zu yder Zeit etc.", zuvoraus, [Seite: 75] soverr der, des die Güeter gewesen sein, nit mer Güeter hete, darmit unser Stat Zinsstuben bezalt werden möchte, vergnügen. Wo er aber solche Güter in Jar und Tag nit verkaufte, und ime die durch uns lenger zu behalten vergünstigt wurde, sol er abermals die Steur und bürgerliche Beschwerd darvon tragen und leiden, auch darumben vor unserm Statgericht Recht ze nemen und ze geben, auch gemainer Stat gewertig ze sein und, was ime derselben Güter halb aufgelegt wurde, ze tun, wie dan der, deß sy gewest sein, verpflicht und ze tun schuldig gewesen ist. In Sonderhait sol er, wo die Güeter ainen Aigen- oder Gultherren heten, zuvöderst seiner ausstenden Zinß und Gult entrichten, entpfachen und verhantlonen, wie hernach under dem achten Titel des andern Tails under der Rubrik "In was Zeit [Seite: 122r] der Erbbestener das Erbgut von dem Aigenherren sol entpfachen etc.", auch in negst darnach volgenden Rubriken "Uß was Ursachen ainer sein Erb verwürk", bemelt wirdet, es were dann, das der Aigenherr solch Güter in laut vorgender ainer Rubriken in disem Titel anzaigt also lautend "Wann solche aufgebotne Güter Aigenherren heten, wie es damit gehalten werden sol", an sich genomen hete.
So dann solchs der Schuldtherr zugesagt hat, sol er durch den Gerichtsknecht in die Behausung oder uf die Veldgüter und Gründ gefürt, die Schlüssel überantwort, der Türnagel oder ain Erdtrich des Guts zu ainer Einsetzung in die Hant geben werden und nachvolgends für Rat oder Gericht, wo man aber nit Rat noch Gericht hete, für den Bürgermaister füegen, und sol der Gerichtsknecht Relacion tun, wie er ine eingesetzt, oder was ine daran verhindert hab. Solchs sol alßdann in das Gerichtsbuech vergriffen, auch dem Schultherrn deß uf sein Begeren Urkund geben werden.
Erschin und erfunde sich kuntberlich, das der [Seite: 122v] Schultherr an seinen eingestellten Pfanden, darein er gesetzt ist, nit begnügen, sonder ainichen Nachtail, auch gemainer Stat für Stewr, Ungelt, Bet oder ander Schuld was ausgeben hete, sol er mitler Zeit der rechtlichen Nachvolg oder darnach zu yder Zeit, um mer Pfand einzegeen und mit denselben in rechtlicher Nachvolg ze handelen, wie die sondern Rubriken hieoben darvon anzaigen, ze handelen Macht haben. Wer aber der Schuldiger arm und het noch vermocht, nit mer Pfands darzegeben, sold dem Schultherrn unbenomen sein, wo der Schuldiger hinfüro mer Narung erraichte, sich seins Ausstens bey ime zu erholen und obgemelter Massen mit Pfandungen gegen ime fürzefaren. Wollt aber der Schultherr daran nit benügig sein, sonder man sol ime den Schuldiger zu Haften annemen und enthalten, das sol ime gegönnt und der Schuldiger uf sein, des Schultherren Costen zu Fronvest und Verhaftung angenomen und darinnen bis zu Bezalung oder Außlas-[Seite: 123r]sung des Schultherrens enthalten und darinnen mit zimblicher Narung, wie Gefangen zustet und von Alter bey uns hergebracht ist, fürsehen und nit gar mit Hungers noch Dursts Not, wie des Schultherren Gmüt sein möcht, gequelt werden. Wolt aber der Schultherr seinen Schuldiger in ytzgemelter Maß zu Verhaftung nit komen lassen, sonder verrer Hilf begern, so sol demselben Schuldiger, unser Stat acht Meil Wegs weit nit darzu ze kommen noch darbey ze sein solang und vil, bis er seinen Schultherren vergnüg und bezal, verboten und also von derselben verwisen werden, das er dann also und fürnemlich (das er weder an ligenden noch varenden Haben, Stücken und Güeteren nichts ausgenomen, sovil nit hab, darvon er gelten und [Seite: 76] seinen Schultherren doch zum Tail vergnügen müg; und wo er zu pesserem Glück, Narung und Gut keme, das er seinen Gläubiger und Schultherren getreulichen bezalen wolle oder vergnügen) zu Got und den Hailigen mit Warhait seiner Sel ainen leip-[Seite: 123v]lichen Aid ungeverlich in nachvolgender Form volfüren und schweren sol:
Form des Aids.
"Ich, N, swer ainen waren Aid zu Got und den Hailigen mit Warhait meiner Sel, das ich den N, meinen Schultherren, wo ich deß an Parschaft, Haußrait, Klainoten, Werkzeug ausserhalb ains ainichen Klaids und des geringisten meiner Bedeckung an anderen varenden, auch ligenden Haben und Güeteren hete oder vermöchte, geren redliche Bezalung tun wolt, auch zu Geverde gar nichts hinderhalten, wil auch acht Meil Wegs weit und prait umb dise Stat Windßheim nit komen, solang und vil, bis ich bemelten N, meinen Gläubiger und Schultherren vergnügt hab. Und ob mir Got pessers Glück und mer Narung, dann ich ytzt hab, verliehe, darmit ich ine, bemelten meinen Gläubiger entrichten möcht [Seite: 124r] und zu entrichten hete, so wil ich ine oder sein Erben getreulich entrichten und bezalen, als war ich Got, meinem Schöpfer umb all mein Handlung Rechnung und Antwort geben muß, also helf mir derselb mein Got und Erlöser und all Hailigen."
Erfunde sich aber ain Überschus, der sol dem Schuldiger haimfallen und mit gehalten werden, wie die Rubrik in disem Titel "Wie die bewegenden todten Pfand sollen in rechtlicher Nachvolg verkauft werden" under dem dritten Artikel beschliessen.
Wann ain Bürger und gemainer unser Stat Aidßplichtiger in obgeschribner Massen unbewegende Güter durch sein Selbpt-Verpfenden, Aufbieten, Verfailsen und Ausschreien an sich gebracht, oder ime die durch sein Daruflegen und dem Kauf mit dem Hal der Glocken keuflich an ine komen weren, der sol in dieselben Güter gesetzt werden, wie negstvolgende Rubric under dem dritten Artikel in sich beschleusst, und sol nach der Einsetzung mit denselben Güeteren seins Gefallen tun und Lassens handelen als mit anderen seinen Haben und Güeteren, doch das er den Aigen- und Gultherren nach Laut negstvorgender [Seite: 125r] Rubriken under dem anderen Artikel, [wie] beym Ende anzaigt wirdet, auch gemainer unser Stat Zinsstuben, Stewr, Bet, Wach, Frevel, Ungelt oder ander Schulden, so uf den Schuldiger in den negsten zwei Jaren erwachsen weren, so er andere Pfand, darvon unserer gemainer Stat Zinsstuben ain Bezalung und Vergnügen gescheen mocht, zuvoraus entricht und vergnüge, doch unbenomen nachgender Rubric im zwelften Titel "Gemaine unser Stat sol zu yder Zeit etc.". Erfunde sich aber an solchen Güeteren ain Überschus oder Nachtail, sol es mit gehalten [halten] werden, wie hievor in disem Titel under der Rubric "Wie die bewegenden todten Pfand in rechtlicher Nachvolg verkauft werden sollen" under dem dritten Artikel anzaigt wirdet.
Wirdet ain Bürger, Inwoner oder Gast ichts, das durch unser Gericht, wie hievor laut, fail- und aufgeboten wirdet, an sich kaufen oder pringen, es seyen ligende oder varende Hab, oder würde ime dieselben Hab mit Erkanntnus des Gerichts, wie hievorlaut, eingeantwurt, wie das bekeme, der sol solche Hab, inmassen wie oblaut und die besondern Rubriken anzaigen, für sein Gut innenhaben und gebrauchen. Würde ime aber ain oder mer Personen am selben mit aigem Gwalt und tetlicher Handlung, wie sich die mit Worten oder Werken füegten, Bedrangung, Gwalt, Schmach, Iniuri, Entsatzung oder dergleichen Widerdries darumben oder daran zufüegen, der [Seite: 126r] oder dieselben sollen, yder in sonder, ob sy noch ainich Gerechtigkait zu derselben Hab hetten, dieselb Gerechtigkait verwürkt und verfallen haben, darzu gemainer Stat Zinsstuben mit one vierhundert Pfunden unablessig zu bezalen in Pen und Pueß verfallen sein und nichts weniger dem Belaidigten, ob er desselben ainichen Schaden genomen und entpfangen hete, wie sich der Schad fügte, nach unser Erkanntnus und Messigung Bekerung und Ablegung tun. Und ainer möcht sich darinnen so frevenlich und verachtlich halten, wir würden gegen ime mit Straf fürfaren nach Gelegenhait der Sachen oder wie wir ze Rat würden.
Doch sol kainem Außwendigen, der nit unser Bürger ist oder in ainem Jar, dem negsten, Bürger werden wil, gestatt werden, ausserhalb varnder Hab weder Gult, Dinstberkait, Recht noch Gerechtigkait, auch gar kain ligend Stück, weder klain noch groß, so in unser Stat und [Seite: 126v] uf derselben Bemarkung gelegen ist, ze kaufen noch an sich ze pringen, dann in obgeschribnen Fellen mit der rechtlichen Nachvolge.
Sich erzaigt zum dickermal, das ain Armer aus ferlessiger Weiß, etlicher ußd zufelligen Widerwertigkaiten und etlicher aus andern Sachen in Schuld fellt, darinnen abstirbt, weicht vom Lande oder mag villeicht sunst kain Bezalung tun; [auch] findet man etlich Personen, die sich mit Fleis geverlich prauchen, erste Verbot in die Güeter ze legen, darmit sy vermainen, erste Bezalung zu erlangen, und auch die Fromen, die den armen Leuten nit geren eintreten, noch ainen Rueff machen, darvon ze [Seite: 130r] weisen, das bedünkt uns unpillich, und darinnen vom Vorgang der Schultherrn sondere Ordnung fürzenemen; darmit die Behendigkait, die darinne gebraucht werden möchte, werde abgestellt, und daruf aus Craft gemainer geschribner Recht, die hierinnen ir sonderlich Ordnung und Aussehen [Seite: 78] hat, gesetzt, wann sich zu Fellen raichte, das diser obligend Val einbreche: Het sich begeben, das der Schuldiger Tods verfallen und zu besorgen, der Hab were nit so vil vorhanden, darmit die Gläubiger und Schultherren von seinem gemainen verlassen Gut möchten bezalt werden, so sol erstlich Vorgang an der Bezalung haben, was sein Begrebdnus und Bestattung zur Erden nach seinem Stand gebürt; nachvolgends die, so ime in solcher seiner Krankhait gedint und hilflichen Beystand umb den Lidlon, auch wie zimlich ist und sich gebürt, getan hetten.
Nachvolgents: Het der Schuldiger ligende Güter, die [Seite: 130v] zinß- oder gultber werden, so get derselb Lechenherr und Aigenherr umb sein ausstend Zinß und Gult vor; nachvolgends gemainer unser Stat Zinsstuben, wie das ain sondere Rubric hernach inhelt, und gemainer unser Stat Bürgere, Undertane und Verwonte vor den Ußwendigen, es hete dann ain Ußwendiger vor ainem unserm Bürger und Verwonten ain Einstellung etlicher Güter, die ime durch den Schuldiger, vor unserem Gericht und in unsrem Gerichtzbuch eingezaichent, eingesatzt were.
Darnach geen billich vor alle, die in obgemelter Maß Einstellung oder Einsatzung benennter Güter heten, denen solchs vor unserem Stat- oder Bawrengericht oder anderen zwaien von uns, dem Rate, eingestellt und in das Gerichtsbuch verzaichent were. Nachvolgends geen vor, die in Gericht was auf den Schuldiger, es sey in Urtailen, Bekenntnus oder Vollung erlangt haben. Wie und [Seite: 131r] wann aber solch Erkanntnus und Vollung erleschen und nit mer daruf ze gründen ist, wirdet hernach under ainer sonderen Rubric anzaigt. Weren aber mer Schultherren dann ainem Ersatzung und Einstellung gescheen, so hat die gmain Rechtsregel ir Würkung: Wölcher der erst in der Einstellung und Pfantschaft ist, der get im Rechten und mit der Tat vor dem, so hernach eingestellt ist, in Erlangung seiner Bezalung. Wann auch der Schultherren mer dann ainer, denen also Pfand ersetzt und wie oblaut eingestellt were, so mag der ander nachvolgend Gläubiger den ersten Gläubiger seine Schulden bezalen und die Einstellung allain an sich lösen; dergleichen mag auch der vorder und erst Schultherr dem nachgeenden sein Anzal Schulden darlegen und das Pfand ime innenhalten. Also get auch, der zum ersten in Gericht erlangt hat, vor dem nachgenden.
[Seite: 131v] Aber die irer Schulden allain Erkenntnusprief oder Hantschrift heten, sol kain Underschid der Zeit halben sein, sondern denselben und andern Schultherren, die ir Schuld auch darbringen mügen, sol gleich verholfen werden.
Ereugt sich dann, das die Gläubiger, die umb ir Schulden kain Ersatzung noch Einstellung, auch mit Gericht nit uf iren Schuldiger erlangt haben, von der Hab irs Schuldigers nit all bezalt möchten werden, so sol am ersten von des Schuldigers Gut gemaine unser Stat, nachvolgends Haws- und Bodenzins, deßgleichen gedingter Ehalten Lidlon, so sich in ainem Jar, dem negsten, erlaufen hete, und alßdann aus dem übrigen Gut ydem Schultherren nach Markzal seiner Schuld geben und bezalt und nit angesehen werden diejenen, die erste Erkenntnusprief oder Hantschrift, oder sich zum ersten haben lassen anzaigen und einschreiben. Dann wu ye der erst bezalt, so würde der ander nachgeen und mangelen, das unpillich were.
[Seite: 79]Wir wollen umb deßwillen, darmit ainem yden gebürlich erdeiche und widerfare Bezalung seiner Schulden, wann hinfüro ymants bey uns, der in vil Schulden geflochten were, mit Tod abging oder sich unser Stat geverlich enteussert und weck getan hete, uf Ansuechen der Gläubiger ymants in desselben Schuldigers Behausung ordnen und alles, das darinnen ist, lassen inventiren und zum pessten bewaren sechs Wuchen und drey Tag unangegriffen lassen ligen, nach derselben Zeit auf Anrufen der Schultherren dieselben Hab, ligend und varend, wie hievor im aylften Titel dies ersten Tails under den sonderen Rubriken verleibt wirdet, lassen ausschreien und verkaufen und dem Schuldiger durch Schriften darzu, ob er die lösen wolle, verkünden. Wann die also verkauft sein, das erlöst Gelt aigentlich, so vil [Seite: 133r] und was ain ydes Stück gelten, hat lassen beschreiben und zu Bezalung und Austailung desselben ainen Tag lassen berufen, und all Schuldiger durch ain offenlich Ausschreiung, auch ainer Schrift, under unserm Rathaus an der Wag lassen fordern und alßdann ainem yden, soweit es raicht, bezalen, doch nit anderßt, dann wie die hievor- und nachgenden dieß Titels Rubriken und Artikel in sich halten.
Wann sich aber ain Schuldiger arkwonig macht, sich unserer Stat zu enteussern, oder sein Gut seinen Gläubigern oder Schultherren zu Nachtail verendert, so sollen und wollen wir [ihn] zu yder Zeit auf Anrufen der Schultherren zu Haften nemen, wie hievor im aylften Titel des ersten Tails under der Rubric "Vom Einsetzen der, so nit Bürger sein etc." under dem virdten Artikel Meldung geschicht.
[Seite: 133v] Dweil aber zu Zeiten vil fromb Leut unfürsehner und unglückhaftiger Sachen in Schulden fallen und sich zu Abwendung derselben auch irer Hantirung und Gewerb nachwandelen und also aus unser Stat komen, die aber an irer Narung und Glauben wol sovil haben, das die bezalen mügen, wo sy nit übereilt, sondern mit zimblichen Zilen fürsehen werden, wollen wir uns in allen fürgefallen Handlungen solcher abtrütigen Bürger halben vorbehalten und Macht haben, zimblich Zil, Frist und Tag ze geben und ze machen und inen zu verkünden und zu handelen unsres Gutbedünkens.
Wann sich begibt, das ain Bürger oder Außwendiger uf ainen andern unsern Bürger oder Verwonten umb Schuld clagte und dahin prechte, das er ime Pfand, wie hievor "Von der Hilf und Execucion" gemeld wirdet, eingeben müsste, und der, dem die Pfand eingeben, sy weren ligend, varend, tod oder essende, mit gerichtlicher Nachvolg nacherbetet, und derselb Schuldiger oder Gelter uns und gemainer unser Stat ze tun schuldig were, so sollen und wollen wir uns zu aller Zeit den Vorgang, auf dieselben Güter ze clagen und umb unser Stat Zinsstuben Schuld, es were Stewr, Bete, Ungelt, Wach, Nachrais, Frevel oder andres, vorbehalten haben in solcher Gstalt, das der, so in Recht, wie vorlaut, [Seite: 134v] stünde und arbaitet, mit seiner Schuld hinderhalten und uns auf Bezalung seiner Gerichtsscheden, die er mit Verpfendung oder Aufbietung oder Verkaufung sambt dem gewondlichen Schreibgelt erliten hete, angeen und uns mit voller Ausfürung derselben [Seite: 80] Rechtvertigung den Vorgang lassen sol, solang und vil, bis wir unserer Schuld vergnügt und bezalt sein. Wo sich aber derselb, dem die Pfand eingestellt sein, verpflichtet, uns und gemainer Stat Zinsstuben ir Schuld zu vergnügen und auszerichten, sol ime sein Rechtvertigung auszeüben gestatt und uf Erlangung wievor eingesetzt werden. Wo wir aber ainen in Recht liessen fürfaren und bis zu der Zeit der Einsetzung kain Ansuchung noch Vordrung zu den Pfanden teten, sol er uns und unserer Zinsstuben zufort auszerichten nit mer verpflicht sein, dann wie die Artikel hievor im ailften Titel des ersten Tails "Von Einsetzung" Meldung tun.
[Seite: 135r] In gleichen Vall soll unseren Bürgeren und Verwonten gegen den Außwendigen auch vorbehalten sein.
Auf ain yde ware, unlaugenbare, sonder bekennte müntliche Schuld Bekenntnus, Urtel und Vollung aus unsern Gerichtsbüecheren (soverr die nit erloschen und noch bey Kreften sein; wie aber die erleschen, zaigt nachvolgender Artikel an), auch auf glaubwirdig Instrument durch bekennt und glaubwirdig Notari, auch Prief under ains oder mer bekennten Insigelen, auch Contract und Übergabschriften uß unseren Gerichtzbüchern sol den Schultherren, [Seite: 135v] wann sy die fürbringen, uf Besendung der Widerpartey, der in die Instrument und besigelt Prief ir Einred und Anfechtung tun mag, Hilf erkennt und nit abgeschlagen werden. Aber ander schlecht Schriften als Zerbzetel und Prif under schlechter Personen Zaichen und Pitschiren, den sollen uf Anfechtung der Widerpartey kain Glauben geben werden, sy würden dann durch dieselb Partey, darwider sy fürbracht werden, recognostirt, das sy desselben Contracts oder Pacts eingangen were.
Brecht aber ymants ain Bekenntnus und Vollung, di am Gericht ergangen were, für, die in ainem nachdem sy ergangen, nit gerechtvertigt worden were, dieselb Bekenntnus oder Vollung sol erloschen und von kainen Wirden mer sein, auch daruf nichts verholfen werden. Und wo der Cleger die nit fallen lassen wil, sol er die von newem in Gericht erlangen. Aber [Seite: 136r] Bekenntnus, die in Schein ains Contracts oder Pacts oder dergleichen Handlung vor zwaien des Rats und dem Statschreiber oder seinem Substituten geschee, die zu Urtet besteen solle, auch ergangne und behabte Urtel, so die Sachen mit Clag, Antwort und Rechtsatz bestriten worden sein, sollen ye und alwegen bei irn Kreften bleiben und nit vonnöten sein, dieselben von Jaren zu Jaren zu ernewen, sonder ye und alwegen, so oft das di Notturft erfordert, mit der Execucion und Hilf gegen demselben, wider den die lauten, verholfen werden.
Es sollen auch solch Schriften oder Bekenntnus, Contract oder Pact dem, der sy begert, Abschrift und Urkunt mitgetailt werden, es were dann Sach, das wider dieselb begerend Partey grosse fürschenliche Vermutung were, das sy solch Begeren gar aus kainer Notturft, sonder irer Widerpartey zu Geverd und einfü-[Seite: 136v] Gap: unclear ... Costens und unpillichen Fürnemens tete.
[Seite: 81] Wo ain Schuldiger oder Gelter seinem Gläubiger oder Schultherren an seiner unlaugenbaren und wissentlichen Schuld vermaint, Pfand, Hab oder War ze geben, so ist derselb Schultherr und Gläubiger nit schuldig, solchs ze nemen, sonder ine der mit parem Gelt zu bezalen, es were dann anderst im Contract oder Pact begriffen, oder das der Gelter anderst nichts hete dann Pfand, sy weren ligend oder varend, und möcht solch sein Unvermügen mit seinem Aid betauren, das er auch kain Gelt wisste zu erlangen, aufzetreiben noch aus seinen Güteren ze lösen. Alßdann sol der [Seite: 137r] Schultherr schuldig sein, wo er seinen Gelter nit lenger aufhalten wil, Pfand und Werschaft ze nemen, es seien ligende oder varende Güter, wölche ime an dem gelegenisten sein, unverhindert des Titels "Ordnung, wölche Hab und Güter in rechtlicher Nachvolg erstlich angriffen werden sollen etc.", doch ausgeschlossen der Frawen ir Klaidung etc., Wein und Ackerpaw, Werkzeug etc. ... Und mit solchen Pfanden sol der Gläubiger und Schultherr gefaren, wie oben von der "Execucion" verleibt ist.
Verwillkürte sich ain Schuldiger inner- oder ausserhalb Gerichts seinem Schultherren uf ain nembliche Zeit, wo er ime nit Bezalung tete, one alle Erkanntnus in die Straf ze geen, und dann der [Seite: 137v] Schultherr solchs anneme, und der Schuldiger auf die benennten Zeit dem Schultherren wider seinen Willen verseß und nit Vergnügen tete, alßdann sol uf des Schultherren Anrufen der Schuldiger in die Starf gefürt, mit zimblicher Notturft, allain Wassers und Prots, uf des Schultherrn Costen enthalten werden, solang und vil, bis er vergnügt, oder alßlang der Schultherr ine also verlegen wil, doch sol solche Verpflichtung allain uf di Person des Gläubigers und nit uf seine Erben verstanden werden.
Wo aber der Schultherr den Schuldiger uf seinen Costen wie oblaut nit verlegen wolte, so sol ime Pfand mit denselben, wie hievor under dem Titel "Von der Execucion" in sondern Rubriken underschiden ist, ze handelen vergönnt, wo aber der Schuldiger nit Pfand hete, mit gehalten werden, wie im selben Titel "Von der Execucion" [Seite: 138r] under der Rubric "Vom Einsetzen der, die nit Bürger sein" am virdten Artikel verleibt wirdet.
Pfandung haist ain Verpindung ains zimblichen Guts, die da geschicht für Schulden und wirdet getan zu ainer merern Sicherhait. Dann es ist gewinlicher und sicherer anzesteen und nachzevolgen den Pfanden, dann die Personen zu beclagen, und hat zwayerlay Bedeutung und Underschid, erstlich, wann ymants ain ligend oder varend Gut eingestellt ist und hat den Besitz daran, so haist es "pignus", wann aber ainem der Besitz nit zugestellt ist, so haist es "ypoteca".
[Seite: 144v] So nach Gesetz gemainer geschribner Recht kain Pfand sol noch mag entlich verkauft werden durch den, dem es eingestellt ist, es were dann Zil des Gedings vergangen und der Schuldiger an der Bezalung seumig, und aber auch nach der Strenge des Rechtens der Schultherr incraft ains Pacts und Gedings Macht und Erlaubnis hat, so das Zil und die Bezalung gescheen sein sol, vergangen ist, das Pfand mit aignem Gwalt anzegreifen und innenzubehalten, ist aber doch zimblicher und wesenlicher, das solchs geschee mit Wissen, Willen und Erkanntnus des Gerichts; demnach ordnen und wollen wir: Wölchem hinfüro Pfand eingestellt werden, sy seien ligend oder varend, und die der Einsteller dieselben uf die bestimten Zeit des Pacts und Gedings nit gelöst hat, und der Schuldherr nit lenger borgen wil, so sol er die vor uf unserm Statgericht verpfenden, aufbieten, verfailsen und mit handelen, wie hievor im ailften [Seite: 145r] Titl des ersten Tails von der "Execucion" under den sondern Rubriken "Von den unbewegenden und bewegenden Gütern, wie die in rechtlicher Nachvolg verkauft werden sollen", anzaigt wirdet.
Wo aber der Schultherr die nit also mit Gericht wolt aufbieten, verpfenden, verfailsen, und nach Laut obmelts Artikels mit handelen, dem Einsteller und seinem Schuldiger ze gut, so mag er dieselben ainem andern Vertrauten, der als geschickt und als getreu als er ist, one Sorg und Schaden des Schuldners umb sein Suma verpfenden und einstellen. Doch sol solchs mit Erkanntnus unsers Statgerichts gescheen und von demselben ain Verkundung durch den Gerichtsknecht, soverr der [Seite: 83] Schuldiger anwesenlich ist, müntlich, ist er aber abwesenlich, ain schriftliche ausgeen, darmit, wie der Schultherr solche Pfand wolle verendern, Erinnerung tun; [Seite: 145v] und der Schultherr, dem ainiche Pfand eingestellt sein, mag dieselben eingestellten Pfand, wo er die nit verkauft noch verendert, innenbehalten, solang und vil, bis er der gantzen Suma und Schuld one Nachtail umb dieselb Summa, darumben ime die Pfand eingestellt sein, auch umb Schuld, die ime der Schuldner ze tun were, ob er ime jach von derselben wegen die Pfand nit eingestellt hete, bis zu entlicher Bezalung und Vergnügung innenbehalten. Doch sol und muß solche Schuld, darumben die Pfand nit eingestellt sein, unlaugenbar und beweißlich, auch redlich sein. Er, der Schultherr mag sy auch nit allain umb solch sein Schuld innenbehalten, sondern auch, wi di vorgemelten zween Artikel in sich beschliessen, verkaufen oder andern versetzen.
Wie ainer ainich Hab und Gut dem andern pfandßweis zustellt und eingibt, umb solche Suma und one ainichen Aufgab sol und mag der Schuldner oder Einsteller dasselb sein Pfand wider losen und ledigen. Und sol dem Schultherrn kain Übermaß noch Aufgab, ob er sich deß gleichwol incraft ains Pacts oder Gedings verschriben und verpunden hete, nachzegeben nit schuldig sein, es were dann, das ainer ain jerliche Gült aus etlichen ligenden Güeteren verschriben het, wie hernach in dem dritten Titel dies andern Tails "Vom Kaufen und Verkaufen" gemelt wirdet. Und solche Widerlosung sol der Schultherr seinem Schuldner in kainen Weg vor sein, ob gleichwol der Schuldner solch Losung vor der benennten Frist keme und deß begert. Wolt aber der Schultherr solch Widerlosung nit gestatten [Seite: 146v] und dem Schuldiger vorgeen, so mag er umb solch Pfand, ob es auch Ergerung genomen hete, und umb des Interesse, auch aufgeloffen Scheden gegen dem Schultherrn vor Gericht clagen und piten, ime sein Pfand sambt der Ergerung, die es entpfangen hete, auch Interesse und Scheden wider ze lösen, ze geben und Bekerung ze tun, das dann pillich erkennt werden sol.
Der Schuldner mag auch seinem Schultherrn den Nutz, den der Schultherr von dem eingestellten Pfand eingenomen hat, wann er das Pfand lössen wil, an der Hawbtsuma abrechnen und abschlachen; und solcher Nutz kan gemainklich nit wol anders komen noch gescheen dann mit Einstellung Hewser, Ecker, Wisen, Weingarten und dergleichen. Doch sol der Schultherr deß, so er zu Pawung oder Erlangung der Frucht oder des Nutz, oder, ob er auch zu Pesserung derselben Güeter was außgeben hete, [Seite: 147r] vom Schuldner wider bezalt werden. Und dweil solchs nit gescheen, so ist er das Gut widerzegeben nit schuldig. Doch wo in solchem ain sonder Pact und Verding der Nutzung und Ausgab halben gemacht und das in unser Gerichtzbuch vergriffen were, dem sol nachkomen werden. Was aber im Gerichtzbuch oder ander glaubwirdig Schriften nit verfasst ist, wie dann hievor im fünften Titl des ersten Tails "Von den Beweisungen" under der Rubric "Wie Beweisung mit Schriften gescheen" bemeld wirdet, das ist von Unwirden und nit creftig.
[Seite: 84] Es sol auch kainer unser Bürger, Undertan oder Verwonter kain Hab, Stück, Gut noch Pfand mer Personen hindereinander verpfenden noch einstellen ausserhalb Wissen, Willen und Vergünstigung des ersten Schultherrn. Wer oder wölcher solchs überfüere, der sol den virdten Tail rechts Werts, das das verpfendt Gut in ainer Kaufsuma erreichen möcht, gemainer unser Stat Zinsstuben zu Peen und Pues verfallen sein, darvon der Halbtail dem, dem die Pfand hinder dem ersten Schultherrn eingestellt sein, gefallen; sol auch solche Nachsetzung der ersten eingesetzten unschedlich sein. Wo aber der Schuldiger ain oder mer Pfand mit Wissen und Vergünstigung des ersten Schultherrn, [Seite: 148r] dem sy eingestellt weren, tete, das sol unbefrevelt und nach Laut desselben aufgerichten Pacts besteen.
Es sol auch kainer kain fremde Hab, die nit sein ist, andern pfandßweis einstellen one Willen und Wissen, deß die Hab ist, bey Peen und Pueß sovil Werts, das di frömbd Hab in verkaufender Suma zum halb Tail möcht ertragen, welche Pueß gemainer Stat di drei Tail, und der viert Tail, deß die Hab ist, einnemen und gefallen sol. Es mag auch derselb, des di Hab ist, von dem, dem sy eingestellt und pfanthaft gemacht worden ist, wider erfordern und einpringen, sol ime auch one ainiche Beschwerd volgen und zugestellt und der viert Tail darumb und darfür von der Pueß werden für sein Interesse. Wo aber das Interesse und Scheden nach rechtlicher Erkenntnus und Messigung durch Verdürbnus oder Abnemen des Pfands grösser weren dan die Pueß, so sol der, der das Pfand also [Seite: 148v] verpfendet und eingestellt hat, dahin gehalten werden, denselben Schaden, unangesehen der Pueß und one Nachlassung derselben, zu bekeren.
Werden ainem varende Hab, es seien Klaider, Klainot oder andres nichts außgenomen, zu ainem Pfand versetzt und eingestellt, der sol und mag sy zu seiner Gewarsam nemen und an seinen Nagel hengen. Tut er aber das nit, und kemen andere Schultherrn, nemen dieselben Pfand, wolten die mit rechtlicher Nachvolg, wie hievor im ailften Titel des ersten Tails "Von der Execucion" bemeld ist, verpfenden, das sol inen gestatt werden, und mag [Seite: 149r] sich der erst Schuldherr, dem sy gleichwol pfandßweis eingestellt sein, solcher Einstellung und Pfandschaft nit gebrauchen, er hab darüber Verschreibung oder nit. Aber in ligenden Pfanden ist es anders, wie hernach under der negstvolgenden Rubriken anzaigt wirdet.
Es sol auch der Schultherr dasselb ime verpfendt und eingestellt Gut erlich und fleissig besorgen, versehen, behüeten, die nit gebrauchen, das die zu Abfal und Schaden komen möchten. Wo aber das nit geschee, sonder uß Unfleis und Unbewarnus oder Gebrauchung die Güter Schaden entpfingen, denselben Schaden sol der Schultherr ze tragen pflichtig und schuldig sein, wi dann hernach der newndt Titel dits Tails "Vom Hinderlegen" in ainer sondern Rubriken "In was Handlung und Gstalt der Depositarius den Schaden, den di [Seite: 149v] hinderlegt Hab entpfangen hat, ist schuldig zu bekeren" auch bemeld wirdet. Ging aber das Pfand one Hinlessigkait und one Schuld des Schultherrn ab oder keme in Verderben, das der [Seite: 85] Schultherr nit fürkomen konnt, und er das also bewerlich machte, sol er dem Schuldiger umb den Abgang nichts, sonder der Schuldiger verpflicht sein, die Schuld zu bezalen.
Wölcher dem andern ainich ligend Hab und Gut zu ainer Vergwissung und Pfandung einstellt, der sol solchs zum wenigisten in unser Statgerichtzbuch vergriffen lassen. Wo aber das nit geschee, und ain ander Schuldiger dieselben ligenden Güter antassten und [Seite: 140Ar]würde gegen denselben mit rechtlicher Nachvolg handelen oder tet die zu Underpfand annemen, das sol ime alles gegonnt und dem ersten, der darumben in unser Statbuech oder kain ander glaubwirdige Schrift hete, - was aber glaubwirdig Schriften sein, findet man hievor im fünften Titel des ersten Tails "Von den Beweisung" in der Rubric "Wie Beweisung mit Schriften gescheen etc." — nichts schuldig sein.
Wievor under dem ailften Titel des ersten Tails under der Rubriken "Ordnung, wöllche Hab und Güter in rechtlicher Nachvolg erstlich verpfendt und angriffen werden sollen", ist zum Tail vergriffen, wölche Güter nit wol mügen verpfendt werden, als das zum Baw und dem Hantwerch gehört etc. Wo aber doch anders gebricht, so muß man zu denselben greifen. Dweil aber der Sin der gemainen geschriben Recht lauter underschaidet und außdrückt, das dennoch etlicher Hab nit mügen verpfendet werden, setzen und wollen wir, das hinfüro den erbern Hawsfrawen ir Eesteuer, Klaider und zimblich Klaider, zu irm Leib gehörig, sollen für des Manns oder ir beder gemainer Schuld nit verpfend noch in Pfandung vergangen werden, wie dann hernach under dem ersten[Seite: 141Ar] Titel des dritten Tails "Von Heuraten" under der ersten Rubriken der drit, vierd und fünft Artikel beschleusst. Wo aber solch Pfandung geschee, so sol und mag die Hausfrau sich deß vor unserm Statgericht beclagen; alßdann sol di Pfandung abgeschaft werden und die vo Unwirden sein.
Aber ander der Frawen Güter mügen mit irem Verwilligen für ir beder gemaine Schuld, das ist die Schuld, die sy in bestander Ee miteinander gemacht haben, wol verpfendt und mit Gericht daruf procedirt werden.
Item, was ainem Haußhalter von gemainer unser Stat Nutz wegen aufgelegt ist, als Harnasch, Spies, Puchsen, Helenparten, Armbrost, Winden und dergleichen, sollen noch mügen nit verpfendt werden.
Wir wollen und setzen, das Personen, die noch nit ire mündigen Jare erraicht haben, ausserhalb irer Vormünd oder unser gerichtlichen Erkenntnus ligende, noch sunst kostliche Güter nit mügen verpfenden noch vil weniger verkaufen.
[Seite: 86] Ain Kind sol und mag ausserhalb seiner Eltern, ob es schon seine mündige Jare erraicht hat, seiner Eltern Gut, dweil die noch in Leben sind, nit verpfenden noch anwerden. Also sol und mag auch der Vormund, er sey Tutor oder Curator, seins Vormund Kinds Hab und Güter für sein eigne Schuld nit verpfenden.
Ain Procurator oder Sachfüerer mag one sondern [Seite: 142a']] gegeben Gwalt seins Patrons und Principals Hab und Güeter in kain Weis verpfenden.
Ain Person, die allain den Besitz bey etlichen Haben und Güetern hat, mag das Aigenthumb derselben Güter nit verpfenden. Aber mit den Blomen und Abnutzungen, so von solchen Güetern gefallen und komen sind, mag sy wol Verpfändung und Setzung tun.
Die Güter, die in anderer Ansprach, auch mit Rechtvertigung verfangen oder in Gesellschaft weren, mügen ausserhalb Bewilligung der Personen, die Interesse und auch Recht dazu haben, von ainer aintzigen Person nit verpfendt werden. Aber doch Güter, die in Geselschaft ligen, mügen die Personen, sovil ir yde daran hat, iren Tail, und nit mer verpfenden.
Wölche Personen über dise obgemelte Satzung was [Seite: 142C] ] verpfendet von Güetern, die obegriffen sein, dergleichen, die solche Pfandung einnehmen, sollen nach Gelegenhait der Sachen darumben gestraft werden.
Wer ainichen Frevel beget, es sey der durch Verbrechung unser Gebot oder Verbot, oder durch Schlahen, Lemung oder anders, wie das were, desselben Hab und Güter sein, alle und yde, gemainer unser Stat Zinsstuben stillschweigend verpfendt, [Seite: 143Dr] solang und vil, bis derselb Frevel und Pueß durch Bezalung vergnügt worden ist. Die Hab der Muter, die irs Kinds Tutel nach Absterben irs Haußwirts, mit dem sy das Kind geboren, uf sich genomen und hat zuer andern Ee gegriffen, den Kindern nit Rechnung noch Vergnügen getan und nit ander Vormund lassen setzen, so sein alle Hab und Güter, die sy, di Muter und ir Haußwirt, mit dem sy zur andern Ee gegriffen hat, dem Kind bis zu volliger Vergnügung verheft und verpfendt.
Ainem Eeman sind alle Hab und Güter deß, der ime Eesteur zu seinem Egemahel versprochen hat, so lang und vil, bis die Eesteur bezalt wirdet, stillschweigend verpfendt. Herwiderumben sind der Frawen alle Hab und Güter des Manns für ir [Seite: 143Dv] Eesteur und Morgengab verpfendt und stillschweigend eingesetzt.
Ainem Verleiher ains Grunds sind alle Frücht, so darvon entspringen, für seinen Zinß verpfendt. Wo aber die Frucht gefallen und verkauft, so wer es anderst, und das daraus gelöst Gelt dem Herrn des Grunds nit pflichtber.
Was Hab und Güter ainer in ain Behausung, die er bestanden hat, pringt, die sein alle und yde dem Herrn deß Hawß für seinen Hauszinß und umb den Schaden, den der Bestener in dem Hauß gefügt hat, stillschweigend verpfendt.
Die Hab der Vormünder ist iren Vormundkindern [Seite: 144E(?)]] von wegen der Hab, "adventicia" genannt, stillschweigend verpfendt.
[Seite: 87] Zu dem wollen wir, das alle Hab und Güter, die unbeweglich und ligend sein, so ainer von dem andern verkauft hat, dem Verkaufer bis zu volliger Bezalung des Kaufgelts sollen innensteen und stillschweigend pfandber sein. Und wu dieselben verkauften Güter mitler Zeit der stillschweigenden Pfandung Schaden nemen, sol dem Verkaufer gegen dem Kaufer sein Vordrung umb das Kaufgelt uf anderen seinen Haben und Güetern vorsteen.
Bürgschaft ist, wo ymants ain frömbde Verpflichtung aufnimpt in seinen Glauben also, das er wöll gnugtun für und umb dasjen, das der erst Verpflichter (das ist der Principal oder Schuldner) schuldig ist ze tun. Und mag ain yder, der seiner Güeter ainen sicheren und freien Zugang hat, wol Bürgschaft auf sich laden und die Gnugtuung an sich nemen. Wer aber seiner Güter ainen sichren und freien Zugang hat, wirdet hernach in disen Titel under der Rubric "Ob und wie Frawenpilder, auch gaistlich Personen etc." gnugsam anzaigt.
Wirdet ymants gegen dem andern Bürg schlechtlich und one besonder Fürgeding, so sol und mus derselb Bürg, alldweil dasjen, darfür er Bürg worden, nit vergnügt noch bezalt ist, gegen dem er sich verpflicht hat, sein Lebtag aus, es sterb der Selbgelter mitlerweil oder nit, umb dasjen, darumben er sich dann solcher Bürgschaft angenomen hat, verpflicht und verbunden sein. Wo aber die Bürgschaft mit nemlichen Worten, wie die gestellt sein sol, verdingt wurde, darbey sol es one Mitel auch besteen und bleiben.
Und der Bürg mag nit clagen wider den Schuldiger, noch sich der Bürgschaft, der er sich verpflicht hat, ledigen, es were dann, das der Schuldiger lang verzüg, wie [Seite: 147Hr] in disem Titl hernach under ainen sondern Rubric "Ob, wie und wann der Bürg den Hawbtschuldiger müg beclagen" gemeld wirdet.
Wann aber der Schuldiger dem Schultherrn oder Gläubiger umb dasjen, darumben er den Bürgen versetzt, Außrichtung und Vergnügen getan hat, so ist der Bürg der Bürden, die er derhalben tragen hat, müssig, ledig und los.
Wo auch der versetzt Bürg in der Zeit seiner Bürgschaft Tods abging, so ist sein Hausfrawn noch seine Erben nit schuldig, gegen dem der Abgangen zu Bürgen versetzt worden ist, ainichs ze laisten, sondern die Bürgschaft ist mit im auch abgestorben und verloschen, es were dann, das der abgegangen Bürg Selbschuld worden, so weren seine Erben alles das verpflicht ze tun, das er, der Bürg, ze tun verpflicht und schuldig gewesen ist.
[Seite: 147Hv] Machet auch der Schultherr oder Gläubiger mit dem Selbgelter ausser Wissen deß oder der Bürgen ainen sondern Vertrag, mit dem wer er aus der [Seite: 88] ersten Verpflichtung des Bürgen und Selbgelters gangen. Were auch zu vermuten, er hete und wolt dem Selbgelter mer Glauben geben dann den Bürgen, darumben sollen uf solche Handlung die Bürgen, sy seien Selbschulden oder schlecht Bürgen gewest, ledig und dem Gläubiger nichts mer verpflicht sein.
Verpflicht sich ymants, für ainen andern Bürgschaft, also Bezalung oder was andres ze [Seite: 148Jr] tun, so sol und mag der Schultherr und Gläubiger den Bürgen uß der Satzung und Freihait, genannt "Epistula Divi Adriani" umb Bezalung und Gnugtuung nit fürnemen, beclagen noch anziehen, er hab dann zuvor den rechten Schuldiger, soverr er gegenwurtig ist, beclagt, und ime sey vom selben nit Ußrichtung gescheen. Wo aber der Haubtschuldner abwesig und nit an unsern Oberkaiten oder nahend umb uns ze treffen were, oder sich der Bürg obenanzaigter Freihait begeben hete, so mag der Schultherr den Bürgen, ime Bezalung und Gnugtuung ze tun, wol fürnemen. Weren sy aber bed abwesig, und doch der Bürg neher dann der Schuldiger, so mag alßdann der Bürg abermals umb der Neherung willen (die do gegenwurtig geacht und genennt wirdet) umb Gnugtuung angelangt werden.
Were aber der, so sich der Bürgschaft angenomen hat, [Seite: 148 Jv] Bürg und Selbschuld worden, wie dann yezo bey uns allenthalben der gemain Gebrauch ist, so hat alßdann Schultherr und Gläubiger Macht und Gwalt, umb dasjen, so ime gegen dem Selbgelter oder Bürgen mangelt, den Bürgen oder Selbschulden anzelangen und zu beclagen, welchen er wil, unangesehen der Abwesen- oder Gegenwurtigkait und ungeledigt des andern, es seien die Bürgen oder Selbgelter.
Dweil durch das Beneficium und rechtlich Zulassung, genennt "Nova constitucio de pluribus reis debendi vel promitendi", sich die Bürgen und Schuldner mügen behelfen, wo sy, all und yder in sonder zu bezalen vermüglich were, das nit ir ydlicher in sonder, oder ain Tail aus inen umb des, so sy versetzt sein, sollen Vergnügung und Bezalung tun, sonder allain die Schuld sol under sy getailt [Seite: 149Kr] und ir yder umb sein Anzal angelangt und fürgenomen werden. Wo demnach solchs fürfiele und sich begebe, das der Schuldiger oder Bürgen, ainer oder mer, vom Schultherrn umb dasjen, so ime gegen inen mangelt, würden fürgevordert und die Schuldiger oder Bürgen all gegenwurtig und zu bezalen vermüglich und die Schulden vor Bevesstigung des Kriegs ze tailen piten weren, so sol dieselb Schuld getailt und ydem sein Anzal zu bezalen vergönnt werden, es heten sich dann die Schuldiger oder Bürgen obenanzaigter Begnadung und Freihait verzigen. So aber solch Schuldner oder Bürgen etlich nit so vermüglich weren zu Zeiten des fürgenomen Rechtens und Bevestigung des Kriegs, so mügen die andern, so vermüglich und hebig weren, durch den Schultherrn fürgenomen werden. Aber die Schuldner und Bür-[Seite: 149Kv]gen mügen sich undereinander diß Auszugs behelfen.
[Seite: 89] Als hievor im Anfang diß Titls under der Rubric beym End verlaibt wirdet, das ain yde Person, die irer Güter ainen freyen Zugang haben, mügen Bürgschaft laisten und die Verpflichtung uf sich nemen, und aber die Frawen, Junkfrawen, auch gaistlich Personen durch kayserliche Satzung für die Verpflicht der Bürgschaft zum Tail fürsehen sind, und doch zugelassen ist, das ain [Seite: 150r] Frawenpild, die aigen Gut hat, in etlichen Fellen mag Bürgschaft laisten, demnach zu Hanthabung gemainer unser Bürger Hantirung wollen wir: Wo sich ain Eefraw, die Aigengut und verdingten Heurat mit irem Evogt hat, Bürgschaft mit Wissen und Vergünstigen desselben irs Evogts auf sy ze laden underfinge, so sol dieselb Bürgschaft als gentzlich, als het sy sich der "Begnadung Velleiani" verzigen, kreftig, und sy, die Fraw umb dieselb Verpflichtung, wie hievor und hernach von den Bürgen gemelt ist, schuldig sein.
Aber die Witben sollen sich, wann sy Bürgschaft tun wollen, der "Begnadung Velleiani" verzeihen. Wo sy aber das nit tun und zu wenigsten in unser Statgerichtsbuch einschreiben lassen, so würde sy von solcher Bürgschaft, wann sy sich des Auszugs und der "Freihait Velleiani" gebrauchen oder der Bürgschaft [Seite: 150v] ze laisten in Reu steen würde, geledigt und dem Schultherrn nit pflichtig.
Und ain Eefraw, sy hab Aigengut oder nit, die ausser Wissen und Verwilligen irs Evogts und Haußwirts sich Bürgschaft ze laisten underziehen, dieselb Bürgschaft wirdet, ob sy sich der Freihait Velleiani begeben und verzigen hete, von Unwirden und craftlos.
Wo sich ainer, [wo] in Contracten, Keufen, Verkeufen oder anderen Handlungen Bürgen ze setzen vonnöten ist, und sich derselb Setzer, gaistlich oder frömbd, unbekannt, auch arm, die nit ze gnugtun heten, ze Bürgen zu setzen anmassen, darmit würde er nit gnugtun, noch der, dem man sy setzte, die anzenemen gedrungen, sondern allda sollen allain Gegenwürtig, und die [Seite: 151r] gnugzetun und ire Hab under unsern Gerichtzwengen oder nahend umbligend haben, zu Bürgen gesetzt werden.
Wiewol durch Aufsatzung gemainer geschribner Recht klerlich bestimbt ist, das vor der Zeit des Zils kain statliche Clag wider den Bürgen noch den Selbgelter mag fürgenomen werden, das die Bezalung oder Gnugtuung geschee, dweil aber durch vil einreißende Mittel die Schuldiger zu Abfal komen, [Seite: 151v] ir Gut zerstrewen, anwerden und dermassen handelen, dadurch die Bürgen, die also versetzt, müssen umb die Schulden verpflicht sein, gnugtun und das Jr ausgeben, demnach, wo sich begibt, das ain Selbgelter das Sein also pößlich zu gebrauchen anhuebe, so sol und mag ain yder Bürg gegen dem Selbgelter oder, wo der nit mer in Leben were, gegen seinen verlassen Erben wol Clag fürnemen, das er ine enthebe, schadlos halte und der Bürgschaft ledig mache.
In gleicher Weiß mag ain yder Schultherr gegen seinen Selbgelteren und Bürgen vor der Zeit des Zils, do die Bezalung gefallen sol, auch wol Clag fürnemen und ime das Sein mit Gelt oder Wert zu entrichten begeren. Doch sollen alwegen zuvor, die also Bezalung oder Ledigung vor der erschinen Frist haben wollten, sweren, das er solcher oberürter Ding von glaubwirdigen Personen under-[Seite: 152r]richt und derhalben zu Fürkomung seins Schadens gewarnet sey, und das er solchs nit tu [Seite: 90] aus Neid, Has, Gremschaft noch Widerwillen dem Schuldner noch Bürgen, sonder allain von oberzelter seiner Notturft und Ursach willen. So dann solchs also gescheen ist, sol uf Erkundigung oder Augenscheins der Sachen geschehen, was gebürlich ist.
Wirdet ymannts von den andern zu Bürgen versetzt, so sollen der oder dieselben Bürgen oder ire Erben der Bürgschaft halben und aller der Ausgab und Scheden, die inen solcher Bürg-[Seite: 152v]schaft halber aufgeloffen sein, von denjenen, die sy versetzt haben, oder iren Erben aller Ding gantz schadlos gehalten werden.
So aber mer Bürgen dann ainer in Bürgschaft verpflicht werden und ir ainer der Bürgen ausserhalb seiner Mitbürgen von dem Schuldherrn umb Bezalung und Gnugtuung fürgenomen und also auf ine mit Recht erlangt wirdet, so mag derselb Bürg, der also ausserhalb seiner Mitbürgen bezalt hat, erstlich den Haubtschuldner, der ine versetzt hat, oder seine Erben umb Erstattung und Widerlegung desjenen, so er solcher Bürgschaft halb ausgeben umd erliten hat, fürnemen und beclagen, die ime dann Bekerung und Gnugtuung schuldig sind. Wo er aber an demselben Haubtschuldner oder seinen Erben irs Unvermügens und Armut halben nit erlangen mag, so sollen ime darnach seine Mit-[Seite: 153r]bürgen nach gleicher Anzal Erstattung und Außrichtung tun.
Würde auch ain Bürg also mit Recht, den Schultherrn auf sein Beclagen und Fürnemen zu entrichten gewisen, also das er die gantz Suma oder mer, dann ime nach Anzal der Bürgen und Suma gebüret, bezalen solt, gibt ime dann der, des Bürg er gewesen ist, vor der Bezalung Gwalt, solche Übermaß an seinen Mitbürgen zu erholen, das mag er also tun. Wo aber solchs nit vor der Bezalung der ertailten Suma geschee, müsst er deß nach Laut des vorgesetzten Artikels vordern und sein Angebürnis lassen abgeen.
Wiewol im Rechten niemant verboten ist, mit Güetern, die sich zu verendern gebüren, Kaufmanschatz und Hantirung ze treiben, aber darmit gemainer unser Stat Zinsstuben an gemainen iren Stewern, Zinsen, Gülten und Fellen nit Abpruch geschee, setzen, ordnen und wollen wir, das kain unser Bürger, Undertan und Verwonter, der ligende oder unbewegliche Güter in unser Stat und auf unserer Markung hat, dieselben seine Güter kainem ußmerkischen verkauf, vermache noch übergebe one sonder unser Wissen und Verwilligen, sonder wölcher also durch Notturft gedrungen oder aus freier Willkür [Seite: 156r] zu verkaufen gelüstig würde, der sol das anderst niemant tun dann ainem unserm Bürger oder Bürgerin, dergleichen auch nichts übergeben. Wer, wölcher oder wölche aber hiewider teten, [Seite: 91] es were in Kaufwechsels, Vergabung oder ander dergleichen Weiß, das sol alles uncreftig, unpündig und gar von kainen Wirden, sonder der sich solchs understünde, den virdten Tail derselben verkauften Hab zu Pen in unsrer Stat Zinsstuben zu bezalen verfallen und nichts weniger der ergangen Contract oder Pact von Unwirden sein.
Es sollen auch alle unbewegliche und ligende Hab und Güter in unser Stat, in andern unseren Oberkaiten und uf unserer Markung gelegen, gemainer unser Stat Zinsstuben mit Dinsten, Stewern und anderer bürgerlicher Auflag verpflicht, [Seite: 156v] verpunden und als ain "jus tributarium" und "onus reale" angehengt sein, und solche Auflag "jus tributarium" und "onus reale" solle zu yder Zeit durch die Verkäufer ausgenomen werden. Und ob sy gleichwol durch den Verkäufer mit sonderen außgedrückten Worden nit benennt wurden, so wollen wirs doch hiemit ytzo als dann und dann als ytzo ausgenomen haben.
Wo aber ymants, der nit unser Bürger oder Bürgerin were, solcher unbeweglicher Güter, ains oder mer, durch Erbschaft erlangte, so sol derselb, dem solche Güter zugestanden weren, dieselben inner Jarsfrist verkaufen und mit gehalten werden, wie hievor im ersten Tail des ailften Titels "Von der Execucion" under der Rubriken [Seite: 157r] "Vom Einsetzten der, so nit Bürger sein etc." durchaus anzaigt wirdet.
Umb das die unzimblichen Contract, Pact und Kewf, die vil und oft, als wir aus Erfarnus haben, wider Recht und gut Siten, dardurch gemainer unser Stat Zinsstuben an iren Fellen, Rechten, Stewern und Gerechtigkaiten vil abget, auch die Parteien zu costgebirenden und untreglichen Scheden wachsen, werden abgeschniten und durch ain gute Ordnung zu rechtmessiger hailsamer Stanthaftung gebracht, wollen wir, das all und yde Keuf, die umb unbewegende und ligende Güter, auch Gült, [Seite: 157v] Zins und Dienstberkait gescheen, durch gewondlich Werprief under aines oder zwair bekannten Insigel oder in unser Stat Gerichtzbücher, wie nach altem Gebrauch herkomen ist, von zwaien aus uns, dem Rate bezeugt und in vierzehen Tagen, den negsten nach dem Contract, in Schriften verfasst werden; dazu sollen Käufer und Verkäufer am negsten Gericht nach der schriftlichen Verfassung vor unserm Statgericht erscheinen und der Verkaufer dem Kaufer das Gut übergeben, absteen und vor Gericht vertigen, wie dann hernach in disem Titel under der Rubric "Wie die Werschaft geschehen und das verk. etc." Meldung geschieht. Wo aber solchs in benennter Zeit nit geschieht und der Kauf von ainer Partey in dreien Tagen, den negsten vor der Beschliessung, aufgekunt worden, so were der Kauf von Unwirden und nichtig, wie dann hernach in disem Titel under der Rubric [Seite: 158r] "Wölche Keuf vernicht sein, und wie bed Parteien oder die ain vom Kauf lassen mügen" verleibt wirdet under dem Artikel "Sich begibt etc.".
[Seite: 92] Zum ersten gebürt sich zu ainem rechten bestendigen Kauf, das ainer kauf und der ander verkauf.
Zum anndern, das des Verkaufers Hab sein Ain [Aigen] wer, als Hewser, Ecker, Wein, Korn und dergleichen, und des Käufers Hab sey Gelt. Dann one Gelt kan kain Kauf gescheen. Wo aber des Käufers Hab auch War, so were es kain Kauf, sonder ain Wechsel oder Tausch.
Zum dritten, das das Gelt sey in ainer Suma als [Seite: 158v] umb zehen, zwaintzig, dreissig, mer oder weniger etc. und nit in ainer Gstalt, als "ich gib dir das umb das Gelt, das tu in deinem Seckel hast, oder das tu morgen gewinnen kanst". Dann das wer auch kain Kauf, sondern ain ander Contract, der kainen Namen hat.
Zum virdten, das die Hab, die verkauft wirdet, gewiß sey, sy sey gegenwürtig oder künftig, die gegenwürtig als ain Behausung und anders, die künftig als das Gewichs ufm Veld oder an den Stöcken und dergleichen, es were dann, das allain ain Hofnung gekauft würde, als wo ainer vischet, und ainer dem Vischer abkaufte, was er desselben Zugs fing. Dann solcher Kauf umb Hofnung ist nach gemainem geschriben Rechten auch stet und vestzuhalten, wiewol die Hab in den Kauf nit kumbt und schon nichts gefangen würde.
Zum fünften, das die verkauft Hab also sey, das [Seite: 159r] man sich der müg gebrauchen. Der Kauf were sunsten von nichten; dann es sein viererlay Hab, die nit mügen verkauft noch verpfendt werden, als geweihte, gaistliche, hailige und gemaine Hab. Die geweichten sein, die offenlich und sonderlich durch die Bischöve geweiht sein; die gaistlichen sein die Toten. Under dem werden vergriffen all frey Menschen und dergleichen. Die hailigen sein die Mauren und Tor der Stet, Merckt, Kirchen, und darumben ist bey Verlierung des Hawbtes in weltlichen Rechten verboten, wer solche Hab zerstört, oder anderst in die beschlossen Merkt und Stet ein- oder ausget dann durch die Tor und Porten. Aber hierinnen werden rechtlich Krieg ausgenomen. Die gemain Hab sein die grossen Wasser und Gstat darbey und was umb gemains Nutz willen gebawen ist, als Rat- und Tantzheuser, Mercte und dergleichen.
Hievor in negstvorganger Rubric und letztem Artikel ist anzaigt, wie viererley Hab und Gueter, als geweiht, gaistlich, hailig und gemain, nit sollen noch mügen verkauft werden. Dergleichen sol und mag auch kain Gemainschafter oder Miterb one Wissen, Bekenntnus und Verwilligung seiner Zugetanen, derselben seiner Zugetanen Hab, nit entpfrömbden, verkaufen noch versetzen. Wo aber ain solcher Verkauf durch ain Person, die allain ain Miterb oder Gemainschafter were, geschehe, so sol derselb Kauf und Contract nit weiter Pündtnus noch Craft haben, dann sovil und den Verkäufer zu seinem Tail berürt. Darzu mügen auch die Hab und Güeter der, so noch nit 25 Jar irs Alters erraicht haben, nit verkauft werden, wie hernachvolgende Rubric "Vom Verkaufen der, so noch nit 25 Jare erraicht haben, und irer Vormünder oder [Seite: 160r] Curator etc." in sich helte.
Verkauft ymants dem andern Ecker, Hewser, Weingarten und dergleichen ligende Güter, so sollen denselben Guetern alwegen anhangen und mit in dem Kauf verstanden werden, nemlich an Eckern die Bedingung, so daruf ligt oder daruf gefürt ist, auch das Gewichs, so daruf stet, sambt allen und yden Zugehören, Recht, Nutzung und Gerechtigkait, so demselben Acker anhangt.
Wer es ain Haus, dem sol anhangen, nachvolgen und [Seite: 160v] darinnen bleiben alles dasjen, das mid Neid und Nagel verheft, angeschlagen und gebunden ist, als nemlich Öfen, Hellhefen, eingemaurt Kessel, Venster, Schlösser, Giter, Kanndenpriter, Keltern, Parn, Leger in den Kelern und dergleichen, so Hawßrat ist. Weren es aber Weingarten, sollen demselben die Pfel, so darinnen sein, sambt dem Gewichs an den Stöcken und aller Zugehör auch anhangen und nachvolgen, dergleichen in allen andern dergleichen Keufen als Baumgerten, Krautgerten, Weir und anders.
Doch wo ain Verkäufer, der was verkaufte, in dem Kauf obenanzaigter Ding, es were dem Haws Gründen oder Weyren anhengig, als in dem Haws Keltern, eingemaurt Kessel, Hellhefen oder dergleichen, auch den Gründten das Gewichs daruf und in [Seite: 161r] den Weiren die Visch, außneme, solchs sol bey dem Geding und dem Außnemen besteen, es were dann, das solch Behausung oder Gründ ymants gült- oder zinßber weren, so sol solch Außnemen ausserhalb des Lehen- oder Aigenherrn Verwilligen unpillich, unpindig und von nichten, sondern alles dasjen, so ausgenomen were, dem Haws angehengt und verpflicht sein. Wo aber ymants ainen Beysitz verkaufte oder Nutzung, Niessung und Gebrauch, den er sein Lebtag uf etlichen Gütern hat, das sol, kan und mag der Aigentumbherr nit weren, sonder sol solchen Kauf nachlassen und zugeben, solang und sich gebürt.
Wo ymants dem andern bewegende oder varende Hab verkauft, ist nit Not, das dieselben in Schriften vervasst werden, es were dann, das die bestimbt Suma nit gar bezalt würde, so möcht der Käufer dem Verkäufer ain Bekenntnis der ausstenden Suma in unser Stat-Gerichtsbücher tun; alßdann wirdet der Kauf und die Suma von ime selbst benennt.
Verkauft ainer dem andern Vieh, als Pferd, Swein und anders dergleichen, die ainer Bewerung und Schaw bedorfen, so sol der Verkäufer dem Käufer verpflicht und verpunden sein, die für gerecht ze weren, als Pferd für rützig, rewdig und hartschlechtig, Schwein [Seite: 162r] für pfinnig, und sol für solchs verpflicht sein, vierzehen Tag und nit lenger, es were dann Sach, das solche Hab geraubt und gestolen were; dafür sol der Verkaufer alwegen verpflicht sein. Und wie es mit solcher geraubter und gestolner Hab gehalten werden sol, wirdet hernach under der Rubric "Von geraubter oder gestolner Hab" angezaigt.
Geb auch ainer dem andern ain Pferd, das gesatelt und gezaumbt wer ze kaufen, denselben Satel und Zaumb sol der Verkaufer sambt dem Pferd übergeben, er hete dann solchs mit sondern Vorworten vorbehalten.
Verkauft auch ainer ainiche ligende oder varende Hab mit den sonderlichen Vorworten [Seite: 94], ob ymant in ainer bestimten Zeit mer umb dieselben Hab geben [Seite: 162v] wolt, das diser Kauf nichts sein sol, in solchem und dergleichem Val mag der Verkaufer, ob ymants mer um dieselb Hab geben wolt, dieselb Hab wider zu ime ziehen, doch mit der Underschid, wo der erst Kaufer mitler Zeit ainen Nutz oder Frucht von derselben Hab entpfangen hat, das ime derselb Costen innenbleiben und, wo er ainichs Notwendigs daran verpaut hat, widerkert werden sol.
Ligende und unbewegliche Hab und Güter sein, die von Natur nit mügen gefürt, getragen noch verendert werden, sonder die da unbeweglich und untreglich sein, als Hewser, Ecker, Wisen, Hofrait [Seite: 163r], auch jerlich Zins, Gult, Vell, Hantlon, Zoll, Maut, Frevel und dergleichen; item Dinstberkait, Gebreuche, Nutzung, Beysitz und Niessung unbeweglicher Güeter, auch Gerechtigkait und Spruch, die solchen Güetern anhangen, und was zu ewiger oder Erbbestentnus verliehen und bestanden wirdet, oder ains Menschen Lebtag aus. Item Stend-Getraid, Obs uf den Pawmen, Treiblin an den Stocken und dergleichen, was den unbeweglichen Güetern anhangt und noch nit mit der Zeit fruchtbar noch darvon entledigt und komen ist. Aber verfallen Zins oder Gült, zeitig abgelesen Obs und Treublin, geschniten Getreid, Barschaft, Haußrat, Klaider, Kleinot, Harnasch, Wörr, Waffen, Werkzeug, Vieh und alles, das man gemainklich treiben und tragen mag, auch verfallen Frondinst oder andere ver-[Seite: 163v]falne Gerechtigkait wirdet für varende und bewegliche Hab geacht und gehalten.
Zum merermal ereugt sich scheinlich, das der Verkaufer die Hab, die er zu verkaufen vorhat, seinen negsten natürlichen, gesipten Frund und Erben umb solch Gelt, wie er die andern zustellt, nit will lassen widerfaren und aus Widerdries (wie dann gemainklich die Geudigen und Verschwender tun, die auch weder Pillichait, Treu noch Fruntschaft ansehen) andern frömbden Personen neher und umb [Seite: 164r] geringer Gelt dann den Gefrundten vergönnen, zustellen und lassen ußdem oft ain Hab, die vil lange Jar bey ainem Geschlecht in grossem Wert und mit grosser Fürsorg der Eren, darmit die nit den Zungen der Geschwetzigen komen, gehalten werden, von ainem Geschlecht komen, derhalben dann ye zu Zeiten Abnemen desselben Geschlechts erwechst; solchen aus redlichen, erbern und tapfern Ursachen zu begegnen, setzen und ordnen wir: Wer oder wölcher hinfüro ainiche ligende und unbewegliche Hab, alhie in unser Stat oder uf unser Markung, auch in unsern Gebieten und Gerichtzwengen gelegen, ymants verkaufte, übergebe oder vermach das alßdann in dem negstkomenden Jar nach Dato, als der Käufer oder Begabt dieselben Hab besessen und in Gebrauch gehabt hat, des Ver-[Seite: 164v]kaufers negsten Gefrundten umb die bestimbte Kaufsuma Weinkauf, Prief und Sigill oder ander Urkund drüber gangen ist, an ine und seine Erben widerkaufen und lösen mag, das ime alßdann der Keufer gestatten und nit wegern sol, doch das derselb, dem solch Lösung ze tun gezimpt, dieselb Hab ime selbst und kainem andern löse, der des Geschlechts und Fruntschaft des Namens nit sey. Dann das ist allain von wegen des Geschlechts und nit der Frömbden erdacht.
Wo aber der negst Erb des Verkaufers solche Lösung nit tun wolt noch vermöchte, [Seite: 95] so mügen die andern nachvolgenden des Geschlechts und Geblüts solchs erfordern und von uns begeren, das wir demselben negstgesipten ain bestimbte Zeit stellen, solch Lösung an sich ze nemen. Wo er aber solchs nit tun wolt, inen, den anderen [Seite: 165r] nachvolgenden gesipten Erben, solche Lösung und Widerkaufung zu vergönnen ), die sy dann ze tun Macht haben sollen.
Wann zwu Parteyen ainen Contract ains Kaufs miteinander beschlossen haben, so ist der Käufer in obgemelter Zeit, wie die Rubriken in disem Titel "Wie die Keuf der unbeweglichen ligenden Güter sollen vervasst werden" in sich beschleusst, die War dem Keufer ze überantworten, der gentzlich abzetreten und gnugsame Werschaft ze tun, wie nachvolgend Artikel verlauten, verpflicht und verpunden, soverr der Kauf durch der Parteien eine in dreien Tagen, wie hievorlaut under der Rubric "Wie die Keuf der unbeweglichen etc." mit abgekunt ist. Wo aber der Verkeufer solch Wer in seiner Gwalt nit hete oder übergeben mocht, so ist der Keufer nit schuldig, ainiche Bezalung ze tun. Alspald aber die Hab tradirt, übergeben und der abgestanden, alßdann ist der Verkaufer schuldig, die Bezalung ze tun, es were dann ain ander Geding zwischen ir gemacht.
Wann dann ain Kauf umb ligende Güter, also beschlossen, nit abgekunt und mit Schriften vervasst ist, so sollen Keufer und Verkeufer zum negsten Gericht nach der Verfassung für unser Statgericht komen, die Verfassung der Schrift in Gericht lassen verlesen und nach derselben Verlesung der Verkaufer dem Kaufer an den Gerichtzstab auf- und übergeben und Versprechung tun, ine der gerüblich lassen prauchen, der abzesteen, auch gebürliche Werschaft nach laut nachvolgender Artikelen ze tun.
[Seite: 166r] Und wu die gekauft Hab were unbewegend und ligend, auch Zinß, Gült und dergleichen, der sol darumben Fürstand und Werschaft tun Jar und Tag, den negsten nach der Abtretung des Guts gegen den Anwesenden. Aber gegen den Außwendigen oder ander rechter redlicher Ursach, das ain anwesende Partey aus Ehaft verhindert worden were unwissenthalb, darmit sy zum verkauften Gut nit gesprochen noch Eintrag getan hete, so möchten sy nach Gstalt der Sachen auf Erkanntnus des Rechten und mit Verkundung des Verkaufers oder seiner Erben zugelassen werden. Und wo der Ansprecher das Gut mit Recht behielt, so solt dem Kaufer sein Kaufsuma von dem Verkaufer oder seinen Erben widerumb bekert und zugestellt werden mit der Nutzung nach Anzal der Zeit oder Erkanntnus.
Were aber solche Kaufsuma an dem Verkaufer oder seinen Erben Armut halben nit zu erlangen, so sol nichts [Seite: 166v] weniger dem Ansprecher und dem, so das Gut mit Recht behalten hat, volgen und bleiben dasselb Gut, unverhindert des Keufers oder seiner Erben. Darumben sol ain yder Käufer, der etwas kaufen wil, sich wol fürsehen, von wem, wie und was er kauf. Es mocht auch der Verkaufer, soverr er [Seite: 96] in Leben und vor der Hant were, umb seinen Betrug, das er dasjen, das nit sein gewest ist, verkauft hat, nach Erkanntnus und Gelegenheit der Sachen gestraft werden, wie hernach in disem Titel under der Rubric "Wo ain Verkaufer ain Gut zwaien verkaufte, welcher den Vorgang hab etc." under dem ersten Artikel verleibt wirdet.
Doch sol der Kaufer, alspald er angesprochen wirdet, vor oder pald nach der Bevesstigung des Kriegs umb Verkündung dem Verkaufer, das er in Gericht kumb, ime den Kauf were, vertig und vertrete [Seite: 167r] ansuechen und piten ), die mit ainem unserm offen Prief und geschwornem Knecht auszuvertigen, erkennt und mitgeteilt werde. Wo aber der Kaufer solcher Verkundung an den Kaufer auszegeen nit begerte, so sol der Verkaufer verrer nit schuldig sein, dem Kaufer desjenen, so ime mit Recht abbehalten worden were, zu vertreten und schadlos ze halten. Wo dann solche obemelte Verkundung gegen dem Verkaufer geschee, so sol derselb schuldig sein, die Hab mit Gericht zu vertreten und zu beschirmen und allen Costen derhalben ze leiden, ze tragen und ze tun. Wo er aber nit erschin, so sol der Kaufer solche Beschirmung und Vertretung selbs tun und allen aufgeloffnen Costen, er gewinne oder verliere, vom Verkaufer erfordern und erlangen.
[Seite: 167v] Kauft aber ymants varende und bewegliche Hab und pringt die durch rechtlichen Contract an ine, so wirdet dieselb Varnus zwischen den Gegenwurtigen, die des kuntlich Wissen haben, ersessen in den negsten dreien Monaten, den negsten nach dem Ekaufen oder An-sich-Pringen, aber mit den Außwendigen, die des kain Wissen, in dreien Jaren, und mit den Gegenwurtigen, di redlich Ehaft heten, in ainem Jar und nit lenger.
Würde aber der Kaufer der Hab, sy sey ligend oder varend, mit tetlicher Handlung gweltiglich ausgetriben und entsetzt, so wer der Verkaufer nit schuldig, den Kaufer schadlos ze halten, ob joch solche Clausel im Contract gedingt und benennt were, das der Verkaufer den Kaufer schadlos halten sollt. Dann di Werschaft wirdet allain verstanden, was dem [Seite: 168r] Kaufer mit Recht und nit mit Gwalt abbehalten wirdet, und ain yder Verkaufer ist schuldig, seinen Keufer ze weren, es werde im Contract gemeldet oder nit.
Wo sich aber der Keufer seiner erkauften Hab und Guts eusseret und helt das in Zeit der Werschaft "pro derelicto", und ime geschee daran durch Gerichtshandlung Urtail, aus seiner Selbs-Verwarlosung Nachtail und lite des Schaden oder geschee ime daran Gewaltsam, so ist ime der Verkaufer, ob er den anziehen wolt, darumben nichts schuldig.
So ymants ain gestolne oder geraubte Hab verkauft, die als fraisam und entweltigt herkomen were und die angesprochen würde, so mag der Inhaber derselben Hab seinen Weren von dem, di an ine kumbt, und dergleichen derselb Gewerer ainen andern Gewern füret und füret bis uf den rechten Teter oder Urheber uf zimblich Zug des Rechtens mit zimblicher Messigung, ye zu Zeiten der Gewern und Zeugen stellen, und welcher aus inen dieselben Hab für das Sein vertritt und zu verfechten [Seite: 97] vermaint. Bringt dann der Ansprecher des Diebstals oder Raubs die Aigenschaft, das solchs sein gewesen ist und ime inmassen, als er fürgeben hat, geraubt [Seite: 169r] oder gestolen were worden, so volgt ime die pillich. Und so der Ansprecher beweist, das solche Hab sein gewesen were und mocht doch den Raub oder Diebstal oder Verlust des Guts nit beweisen, und der Inhaber möcht auch seinen Geweren noch ainichen rechtlichen Titel und Ankomen auch nit stellen noch fürpringen, das nach beder Tail fürbrachten Dingen zurecht gnug were, so sollt dem Ansprecher auf sein Betaurung, das er sich deß nit enteussert, verzigen noch begeben hab, darumben glaubt werden und ime dieselb Hab volgen.
Wo aber der Ansprecher nichts beweist, so sol der Inhaber von der Ansprach geledigt werden, es were dann, das sich Verdechtlichait darbey erfunde, so sol dem Inhaber ain Berainigung mit seinem Aid aufgelegt werden. Wo aber solchs Verdechtlichait sogar ursechlich und merklich were, so mocht man [Seite: 169v] ime solch Berainigung aufzelegen vermeiden, oder unser peinlicher Richter mocht Amps halben oder auf Anrufen der Partey sovil darinnen handelen, als sich nach Gestalt der Sachen gebürt.
Ob auch auf die Hab, wann die essend were, ain Atzung ergangen und dem Ansprecher zugetailt were, sol er die Atzung nach des Gerichts oder unser Ermessigung auch entrichten.
Und hieran an solcher gestolner oder geraubter Hab mag kain Verjerung oder Besees ersessen noch prstribirt, sondern zu aller Zeit angetasst werden.
So Keuf, wie oblaut, ligender oder varender Güter durch Bewilligen beder Parteien, Kaufers und Verkaufers, beschlossen und angenomen ist, und dann dieselb vor Übergebung, Abtretung und Zustellung Schaden neme, alspald ist die Sorgfeltigkait und Schaden der gekauften Hab des Kaufers unangesehen, das ime die noch nit gantz übergeben, so ist er doch derselben durch den Kauf ain Herr worden und ime das Aigentumb daran zustendig, es were dann ain War, die ainer Bewerung und Schaw bedorfte, so stünde der Schaden dem Verkaufer, oder das der Verkaufer über Erfordern der Hab mit Überantwurtung und Zustellung derselben lessig [Seite: 170v] oder der Schaden durch sein Verwarlosung gescheen sey und kainen Betrug oder Geverd darinnen gesucht hab.
Wann ain Hab oder Gut, sy sey ligend oder varend, zwayen oder mer, ye ainem hinder dem andern verkauft wirdet oder, so zwischen mer Personen in Geselschaft, oder die in Gemainschaft sitzen, Zwitracht entstünde etlicher Hab und Gut halben, das ir yder maint, sy stünde ime zu und wolt die haben, so sol angesehen werden die Verschreibung, [Seite: 171r] über solchen Kauf aufgericht. Wölcher dann di erst Verschreibung oder, wo kain Verschreibung vor Augen were, wölcher dann aus inen [Seite: 98] durch Abtretung und Überantwortung des Verkaufers in Posseß und Gwör komen ist, der sol vor den andern den Vorgang haben, und die andern mügen den Verkaufer umb Schaden und Interesse, derhalben erliten, auch beclagen und fürnemen und den bey ime mit Erkanntnus Rechtens erlangen. Es sol auch derselb Verkaufer, der die erst, auch andere Verkaufung verschwiegen und nit lauter anzaigt hete, in den dritten Tail, als die verkauft Hab wert ist, zu Pen und Pues, halbs unser Stat Zinsstuben und der andre Halbtail, dem Schaden gescheen und mit dem Kauf angefürt ist, unangesehen der andern Scheden, so mit Gericht uf ine erlangt sein, volgen und werden. Doch möcht [Seite: 171v] ainer die Sachen so geverlich handelen, wir würden ine strafen, wie wir der Sachen zu Rat kemen.
Wo auch ain Hab oder Gut, ligend oder varend, kauft und verkauft wirdet mit ainem sondern Geding, wo das Kaufgelt uf die bestimbt Zeit nit bezalt wurde, das der Kauf auch nichtig sein sol. Were dann, das der Kaufer das Kaufgelt uf die benennten Zeit nit bezalt, so sol solche Wal sten in Willen und Wilkür des Ver-[Seite: 172r] kaufers und nit in Gefallen des Kaufers, ob der Verkaufer den Kauf wolle lassen ab sein oder woll den halten. Wil der Verkaufer den Keufer alßdann nit begnaden und vom Kauf lassen treten, so ist er denselben schuldig ze halten, sol auch mit Recht darzu gedrungen werden. Dann niemant sol sich mer verpflichten, dann er vermag.
Wo ymants Zins, Gult oder andere unbewegliche ligende Güter auf ain Widerlosung verkauft, so sollen in solchen Keufen die [Seite: 172v] Solemnitet und Zir, wie mit der Urtet gehalten und in Schriften vervasst werden; anderßt der Kauf würde vernicht, zerrütt und von Unwirden. Und wie solcher Widerkeuf geschehen, das sol aigentlich in der Contractschrift verleibt, bey demselben entlich bleiben und also vollzogen werden.
Dweil dann gemainen Zinsen und jerlichen Gülten ye ain Huen oder mer zur Vaßnacht zu bezalen angehengt und mit dem Zinßgelt gekauft wirdet, so sol und mag der Verkaufer yedesmals, so er das Huen bezalen sol, Macht haben, für dasselbig Huen zehen Pfennig gemainer ganckheftiger Müntz Statwerung dem Keufer und Zinßherrn ze geben, oder aber das Huen, wölchs ime, dem Zinßgeber, am gelegenisten ist; und der Zins- oder Gultherr sol sich auch [Seite: 173r] daran lassen settigen und seinen Zinßman darüber nit höher beschweren. Und als ytzt gesetzt ist ain Huen, soll auch auf mer Huener al zway, drey, vier oder mer [gesetzt sein] und allain uf den Guetern, die uf unser Markung und in unser Stat gelegen sein und nit auf die außwendigen verstanden werden. Dann ausserhalb unser Stat- und Markunggüter sol die Wilkür in dem Zins- oder Gultherrn und nit dem Zinßman oder Gultgeber steen.
Dergleichenmassen ist und wirdet kain Inhaber solcher Gueter, die in unser Stat oder uf unser Marckung gelegen, und die gült- und zinsber sein, innenhat, verpflicht, zuer Zeit der Entpfahung mer Hantlons dann ain gemain Virtel Frankenweins zu geben. Aber mit den außmerckischen Guetern sol es nach Laut der Verschreibung oder Gegenden Gebrauch gehalten werden.
[Seite: 99] [Seite: 173v] Und wann also ain Zinß, Gült oder Aigenschaft auf Widerkauf erkauft wirdet, so sol der Keufer alle Recht der Aigenschaft haben, solang und vil, bis der Widerkauf ye nach Abred des Contracts oder Pacts geschicht.
Wann aber umb den Zinß oder Gült Irrung entstünden, darmit soll es in Entscheidung gehalten werden, wie hernach in disem Tail under dem ersten Titel "Von Erbbestentnussen" under der Rubric "Entschid, wo des Zins- oder dergleichenhalben zwischen dem Aigenherrn und Erbmann Zwitracht entstünden" verleibt ist. Wer oder wölcher also Zinß und Gült kauft, das sol allain auf ligenden Güetern gescheen. Wo [Seite: 174r] aber das nit auf ligenden, sondern varenden Haben als Schulden oder dergleichen geschee, so wer es kain Kauf, sonder ain wuchrisch Lehen, das dann hiemit auch abgetan, vernicht und niemant gestatt noch daruf verholfen werden sol.
So Parteyen miteinander contrahiren und Kewf beschliessen wollen, so sollen sy die vorgemelte Solemnitet und Gebreuch, wo sy aber das nit halten und an der Substantz, auch am Corpus geirrt, so würde der Kauf auch nichtig [Seite: 174v] und ununcreftig, als nemlich, wo der Kaufer mainte, er hete kauft ainen Acker vor dem Setor, und der Verkaufer mainet ainen Weingarten oder Acker vorm Hansertor. Auch wo der Verkaufer maint, er hab um zehen verkauft, und der Kaufer maint, er hab um fünf kauft, auch wo der Verkaufer Gulden und der Kaufer Pfundt mainte.
Der Kauf ist auch vernicht, wo am Geschlecht ain Irrsal were, als der Kaufer het gemaint ain Pferd und der Verkaufer ain Rind und dergleichen Fell vil.
Wo auch das Kaufgelt nit mit ainer lauteren Suma underschidlich bestimbt und im Contract verleibt und eingeschriben wirdet; dann, wo ain Contract oder Verschreibung ains Kaufs fürgebracht und [Seite: 175r] nit die nemlich Suma des Kaufgelts darinnen, sonder dergleichen Artikel verleibt wurde, ze kaufen geben umb ain Suma Gelts, der mich wolbenügt. Solcher Contract und Kauf ist von Natur unpindig.
Item alle die Keuf, die in die Nacht nach der Fewrglocken, wann die umb zway, wie gwondlich geschicht, geleut wirdet, geschehen, wollen wir aus sondern guten und redlichen Ursachen, das dieselben Keuf alle von Unwirden und nit kreftig sein sollen.
Sich begibt zum oftermal, wann zwu Parteien miteinander contrahirt und ainen Kauf beschlossen haben, das die ain Partey durch den Geraw vom Kauf wil fallen. Demnach, wo also ain Kauf beschlossen ist, sollen bed Parteien, oder yde in sonder Macht haben, [Seite: 175v] drey Tag, die negsten als der Kauf gescheen ist, denselben Kauf, vor und ehe er mit Schriften, wie hievor in disem Titel under der Rubric "Wie die Keuf der unbewegenden ligenden Güter sollen vervasst werden" verzaichent ist, verfasst wirdet, anzenemen oder aufzesagen, mit der Underschid, wölche Partey solchen Kauf nit halten, sonder vom selben lassen wil, sol sy der andern Partey in gegen zwair erbern Personen abkünden und solchen Kauf oder Verkauf aufsagen.
[Seite: 100] Doch wo was uf den Kauf geben oder Weinkauf getrunken worden were, so sol der Kaufer, soverr er vom Kauf lassen wil, den gegeben Arram verloren haben, darzu den Weinkauf allain bezalen. Wo aber der Verkaufer nit halten wolt, sol er den eingenommen Arram in zwifacher Spelt dem, der gekauft hat, [Seite: 176r] widergeben und den gedrunken Weinkauf allain bezalen.
Were aber der Kauf oder Contract mit Schriften vervast worden, so sol derselb bey Kreften sein und bleiben, es wollten dann bed Perteien gutwillig ablassen. Wo aber der Kauf in den negsten dreyen Tagen nach seiner Beschliessung nit aufgesagt und in obgemelter Maynung in Beysein zwair erber Menner abgekünt were, und die ain Partey darüber vom Kauf ze steen und den in den negsten vierzehen Tagen nit beschreiben lassen wolt uf Ansuchung der Widerpartey, so sol die Partey, die nit aufgekunt und doch nit halten wolt, mit Recht gedrungen werden, den ze halten, zu beschreiben, in Gericht ze vertigen, der Güter abzetreten und ze tun, deß sich zu solchem gebürte.
Als oft ain Kaufer und Verkaufer in Keufen und Verkeufen über den Halbtail rechts Werts betrogen sind, so mügen dieselben, die also zum Tail oder über den Halbtails rechts Werts betrogen sind, clagen gegen dem Betrieger und seinen Erben, das inen Erfollung, Erstattung und Widerkerung geschee. Und demnach setzen wir ydem Betrognen, nemlich, der zum Tail angefürt und betrogen ist, ain Jar, und dem, so über den Halbtail rechts Werts eingefürt ist, zehen Jar, darinnen sy gegen dem Betrieger den Krieg des Rechtens mügen anfachen und Erstattung begeren. Wölche aber in mitler Zeit nit clagten noch begerten, sol ir Clagen nachmals nit mer gehört werden.
[Seite: 177r] Wo sich aber der Keufer oder Verkeufer in Schein ainer Begnadung aus Überredung des Betriegers solchs Betrugs nimer zu erfordern begeben oder das er solchen Betrug nit suechen wollte, mit hantgebenden Trewen an Aidsstat gelobt hete, und sich doch erfunde, das er über den Halbtail rechts Werts betrogen were, so sol nach Vermög dies unsres Gesetzes den Betrogen sein Verpflichtung nit pinden, sondern der Betrieger in Straf und Peen des Gelts, sovil dasselb kauft oder verkauft Gut wert ist, verfallen sein, der Halbtail unser Stat Zinsstuben und der andre Halbtail dem Betrognen unablessig zu bezalen.
Dieweil die jungen Personen mer Naigung und Beweglichait zu unnutzem Wesen und der Welt Wollust als Tantzen, Springen, Spielen, Prassen, dann zur Narung, Erberckeit (HS)[; sic: ]Erbrckeit und redlichem Wesen tragen, dardurch werden und komen alte, erbere und gute Geschlecht und erberer Narung (wo man mit den Jungen mit guten, redlichen Ordnungen Einsehen hat, durch solch jung Personen, die dem Wollust nachvolgen und ain Lauten für ain Pferd nemen, die dann ytzt das, dann jens haimlich verkaufen und verstecken) in Abnemung, und wann das Alter und die Weißhait wil komen, behielten sy das-[Seite: 178r]jen, so ire Eltern in grossen Wirden gehabt und sy, die Jungen, in irer Torhait angeworden haben, erst geren, - so ist es hin. Demnach wil uns als dem Magistrat nit unpillich gebüren, dweil geschrieben [Seite: 101] stet und war, das gemainem Nutz gantz fürtreglich sey, das niemant das Sein pösslich anwerde und verprauch, in solchem sonder fleissig Fürsorg ze tragen, und wollen demnach: Wer oder wölcher, so under 25 Jaren irs Alters mit oder one Wissen und Verwilligung irer Vormünd, sy seien Tutores oder Curatores, ainich ligende oder varende Hab, die in gutem redlichen Wert were, verkauft und anwirdet, das derselb Kauf ausserhalb unser ains Rats Becreftigung unpindig und von Unwirden sein, sonder der verkauft hat, es sey jach mit seiner Vormünder Verwilligen geschehen, sol und mag sich in den negsten vier Jaren, nachdem er die 25 Jar erraicht hat, widerumben [Seite: 178v] lassen restituirn und die verkauft Hab sambt allen Abnutzungen widerumb an sich vordern, die ime auch der Keufer nit wegern noch vortragen, sonder allain umb die Kaufsuma one ainichen Genies widerumben überantwurten und zustellen sol sambt aller Abnutzung, die er Kaufer darvon gehabt und genossen hat. Doch wo der Verkaufer im Contract gesagt und versten hat geben, er were volkomens Alters, so mag der Keufer die eingenomen Abnutzung hinderhalten und die herauszegeben nit schuldig sein.
Und wo sich in der Restitucion oder der Zeit der Verkaufung des Alters und Verkaufens halber Irrung erzaigte, so sollen die Schriften, über die Keuf aufgericht, angesehen werden. Dann es nit umbsonsten erdacht ist, die Keuf zu beschreiben, wie dann hievor gemelt ist, [Seite: 179r] wie auch oben stet, das sich der, so under 25 Jaren verkauft, mit lassen restituirn, ist war. Wo aber unsre Erkantnus und Becreftigung über solchen Kauf gangen, also das der Werprief mit unser Stat-Gerichts Insigel besigelt, oder der Kauf in unser Stat-Vormundbuch mit Erkenntnus und Becreftigung der Vormundherrn, die solche Becreftigung wol tun und Zeugen sein mügen, beschriben were, oder das der Verkaufer nach den 25 Jarn seins Alters denselben Kauf freywilligklich becreftigt, so soll alßdann die Restitucion feieren nit zugelassen, sondern der Kauf kreftig und sonderlich, sover in der Verschreibung des Kaufs bewegende Ursach des Verkaufens als Fürkomung Scheden und Schaffung pessres Nutzs bestimbt ist, und von Wirden sein.
Zu Ausfüerung und lauters Verstands der Wort [Seite: 179v] in diser Rubric, am ersten Artikel vergriffen, oder varende Hab, die in gutem, redlichem Wert were, verkauft und anwirdet, ist, das die bericht, was solche Hab sey, und dafür sol verstanden werden, nemlich: Silber und Zingeschirr, auch Kleider und Klainot und dergleichen, das one Verdürbnus wol behalten werden mag. Aber was one Beschedigung nit wol, als geliche Klaidung, Wein, Getraid und anders dergleichen mag behalten werden, dasselb mag durch die Vormünder ausserhalb unser oder Vormundherrn Becreftigung wol verendert, verkauft und den Jungen zu Nutz angelegt werden. Es sol auch ain yder Tutor oder Curator, so er was verkauft, das seins Pupils und Vormundkinds gewesen ist, aigentlich und lauter beschreiben und bestimmen, wie hernach im dritten Tail under dem sibenden Titel "Von der Pfleg [Seite: 180r] und Vormundschaft" in seinen sondern Rubriken angezaigt wirdet.
[Seite: 102] Verleichen und Besteen geschieht nit allain in ligenden, sondern auch in varenden Haben und Guetern, auch der Menschen, die man zu Lernung der Kunst und Hantwerch tut, und haist ain Überainkomung umb ainen bedingten Lone, als wo ainer ligende Güter umb ain jerliche Pension, dergleichen varende Hab, oder junge Menschen zu Lernung, Kunst oder Hantwerch oder Werk zu vertigen, als Meur zu machen, Buecher ze schreiben und dergleichen, verleicht und andingt; und der Hinleicher haist zu Latein "Locator" und der Annemer oder Besteer, [Seite: 182v] "Conductor". Und diser Contract vergleicht sich vil mit dem Contract Kaufens und Verkaufens, zeucht desselben Natur vil zu ime, wie dann hievor im dritten Titel diß Tail under der Rubric "Was sich zu ainem bestendigen Kauf gebüre" verleibt und vermerkt wirdet. Dann wie dieselben Artikel "Vom Kaufen und Verkaufen" Meldung [tun], also sein sy auch zu versteen "Vom Verleihen und Besteen". Hat aber mit dem nachvolgenden achten Titel "Von Erbbestantnussen", wiewol dasselb auch verlichen und bestanden wirdet, gar ain grosse Underschid, wie dann im Anfang desselben Titels gemelt wirdet.
Wo ymants dem andern Hewser oder Herberg, Leden, Schewern oder dergleichen Gemach und Wonung oder Beheltnus hinliehe uf etliche Zeit und Jar umb ainen nemlichen Zinß, so sol der Besteer dasselb bestanden Gut durch sich selbst oder dem er es hernach verlichen hat, seinet- und desselben halben, dem er es verrer verliehen hat, unschadhaft innenhaben und den Zinß uf die bestimbten Zeit, oder zur Endung des Jars one ainich Verbot, Scheden und Verziehen entrichten und bezalen. Were aber das Geding anderst gemacht, darbey sol es zuvor bleiben. Und der Hinleicher des Hawß sol auch all nottürftig Gebew und Pesserung an der Bedachung und allent-[Seite: 183v]halben an Schlossen, Öfen und Venstern tun. Wo er aber das nit tete, und der Bestener derhalben von solch Pesserung und Noturft ze machen ausgebe, das sol ime der Locator, das ist der Verleiher, am Zinß lassen abgeen.
Der Bestener sol auch solch bestanden Gut durch ime oder dem er das verrer verleiht, das er dann ze tun Macht hat, wie hernach under ainer sonderen Rubric verleibt wirdet, dermassen gebrauchen, darmit der Patron und Locator ainichs Mißbrauchs nit beschwerd werde. Ob aber der Bestener vor der Zeit der Erscheinung solchs Bestentnus Tods abging und Erben oder ymant anders ime nachvolgends verlesst, so sein dieselben Erben verpunden und pflichtig, solch Bestentnus wie der, so gestorben ist, angenomen hat, die bestanden Jare auszehalten, sy tun persönlich [Seite: 184r] oder durch andere Besitzung und Inhabung, doch das mit Bezalung der Zinß und Räumung der Bestend gehalten werde, wie negst nachvolgende Rubric inhält. Es sollen auch alle und yde des Besteners Hab und Gut, die er in das bestanden Haws, Herberg oder Gmach gefürt und gebracht hat, wie dann hievor im Titel "Von den Pfantschaften" under der Rubric "Wann und was Hab und Güter stillschweigend pfandbar sein und werden", verleibt ist, dem Hinleiher umb verfallen Zinß, auch Scheden, wo ime die durch Bestener geverlicher oder aus lessiger Weiß gefügt werden, stillschweigend verheft und pfandbar sein. Sol ime auch denselben [Seite: 103] Pfanden allen, oder sovil er darumb hemen wil, one verrer Erkanntnus verhelfen und vergönt werden, mit denselben Pfanden nach gerichtlicher [Seite: 184v] Ordnung, wie hievor under dem ailften Titel des ersten Tails "Von der Execucion" under seinen sondern Rubricken Meldung geschieht, zu gefahren. In solcher Maß soll auch des Nachbesteners Gut dem Patron und auch dem Nachleiher umb ir Pension oder Scheden verhaft sein.
Wölcher in bestanden Hawß, Cramladen oder ander Wonung wonet, der sol daselb nach laut des Bestands, wann der aus und hin ist, zu gebürender Zeit, als nemlich zwen oder drey Tag vor dem bestimbten und gedingten Tag Räu-[Seite: 185r] mung tun und ausziehen, darmit der, so dasselb Gmach, Haws, Schewrn, oder was das were, nachvolgends bestanden hete, ungeengt und ungeirrt bleib. Wölcher aber das nit, sondern in obgemelter Zeit one Vergünstigung seiner Zinßherschaft oder desjenen, der nach ime kumbt, nit auszüge und seinen Nachkomen hinderte, der sol ydes Tags, solang er über solche Zeit besitzt, umb sechs Groschen halb unser Statpfendter, und der andere Halbtail der Herschaft und dem anderen Tail seinem Nachkomenden, den er also engt oder irrte, ze Pues gestraft werden.
Wurden aber zwischen dem Bestener und Verleiher Zwitracht, also das der Bestener vermaint, der Bestant were ime lenger versprochen, und der Hinleicher vermaint, der Bestant geendet und aus ze sein, so sol solchs zeitlich vor obgemelter Zeit der Räumung gerichtlich fürgenomen [Seite: 185v] werden. Were dann dasselb Gmach, darumben der Streit ist, ainem andern verliehen, wölcher dann in Recht niederlege, der were schuldig, dem nachkomenden Bestener die Scheden, die er desselben seins Einzugs und Bestands halben erliten hete, zu bekeren [schuldig] und ydes Tags über die Zeit vier Groschen unser Statpfender ze geben [schuldig sein].
Wo aber ainer ain Gmach, das er also ain oder mer Jar bestanden hat, nach Ausgang desselben Jars innenhat und gebraucht ain Monat lang, und der Verleicher offenlich darwider nit gerett hat, so sol es für ain newe Bestentnus ain Jar lang geacht und gehalten werden.
Machte sich aber ain Conductor, das ist der Bestener, umb oder nach Ausgang des verschinen Zils abwesig also, das er in acht oder 14 Tagen nit zu sehen were, [Seite: 186r] so mag alßdann der Locator die Behawsung mit Verwilligung unsres Bürgermaisters auftun, die Hab lassen inventiren durch unsern geschworn Statschreiber oder seinen Substituten und zwaien glaubwirdigen Gezeugen, und dieselb uf des Besteners Costen an andere Ort ze tun und verwart legen und daruf umb den verfallen Zins ze clagen, alles nach Gstalt und Notturft der Sachen.
Geschee auch, das aus Unfleis, Geverd und Übersechung des Besteners oder der Seinen in dem bestanden Gmach Feur außkeme, dadurch das Gmach gar oder zum Tail verpronne, auch annder deßhalb Scheden nemen, denselben Schaden, allen und yden, sol der Bestener ze widerlegen, soverr er das am Gut vermag, schuldig sein mit Vorbehaltung unsrer Straf oder an irn Leiben nach Gstalt der Sachen und Verhandlung derjenen, die solchs [Seite: 186v] am Gut nit haben, ze bekern.
Wann Ecker, Wisen, Weingarten und anders dergleichen, das Frucht bringt, verliehen und bestanden werden, so sol der Bestener derselben Güter auf seinen aigen [Seite: 104] Costen und Darlegen lassen pawen, die Frücht darvon einfenntten und alle Notturft, die darzu mit Vergraben, Verrainen oder Verstainen und Verzeinen nach Gelegenhait und Gstalt des Guts (es were dann in Zeit des Bestands ain ander Geding gemacht worden, dem sol one Einred nachkomen werden) gehören, handelen, auch den gewond-[Seite: 187r]lichen Pension und Zinß nach Laut des Gedingszeit one allen Schaden, auch für alles Verheften und Verbieten menigklichs entrichten und bezalen.
Bestünd aber ainer ainen Grund, es were Weingarten oder anders zum halben, dritten oder anderem nemlichen Tail, wie das geschee, und im selben Grund fruchtber Paum, die Obs trüegen und im Geding oder Verleihung von denselben Früchten der Pawmen kain Meldung gescheen were, sol dennoch nichts desterminder der Bestener, dieselben Frücht geniessen zum halben, dritten oder nemlichen Tail, wie dann der Grund bestanden ist, und der übrig Tail der Pawmfrucht dem Verleiher werden, es were dann, das der Bestener den Grund umb ain nemliche Suma bestanden hete, so sollen ime auch alle Frucht volgen. Und [Seite: 187v] der Bestener sol dem Verleiher vom selben Gut nichts lassen entziehen, sonder wo ainich Irrung einriße, sol der Verleiher dieselb Irrung uf seinen Costen außzereuten, wie dann hernach in disem Titel under ainer sondern Rubrick "Von der Werschaft" auch geschriben stet, schuldig sein.
Der Bestener sol auch alles, was er dem Gut, das er also bestanden hat, in Zeit seiner Bestentnus angehengt oder darein gepflantzt oder gefürt hat als Gedung, Paum, Pfal, Zewn und dergleichen, alles lassen nachvolgen und anhangen, auch one Wissen und Verwilligen des Verleichers kainen Bawn aus dem bestanden Gut abhawen noch vertilgen bey Verlierung seiner Recht, die er am Bestant ver-[Seite: 188r]maint zu haben, und der Pueß, zwaintzig Pfundt halb unser Stat Pfender und den andern Halbtail dem Verleiher one Gnad zu bezalen.
Leicht ainer dem andern Küe, Pferd, Schaf oder ander dergleichen Viehe umb ainen bedingten Lone, sol es zu voran, wie das Geding verlaut hat, bleiben. Wo aber kain sonder Geding gescheen noch gemacht, sonder allain der Lone bestimbt were, so sol der Bestener dieselb bestanden Hab mit Atzung, Füeterung und aller Wart halten und brauchen, als were das sein aigen Gut. Und ob die Hab, ausser-[Seite: 188v]halb seiner Verschuldung Ergerung oder Schaden entpfangen hat, darumben ist er nichts pflichtig, dann er gibt seinen Lon darumben. Wo aber das Vieh oder die Hab aus seiner, des Besteners Versaumbnus oder Verwarlosung Ergerung oder Schaden entpfing, darumben wer er dem Verleiher pflichtig, Widerlegung ze tun. Wölcher dem andern verleicht ain schadhaft oder ungerecht Gut als ain stinkend oder wurmbessig Vaß oder ain Pferd, das sich im Wasser weltzt, wissentlich und dergleichen umb ainen verdingten Lone und zaigt den Gebrechen nit an, und der Bestener desselben zu Schaden kumbt, so ist der Verleiher dem Bestener den erliten Schaden zu bekeren verpflicht und ain Ablegung nach Gelegenhait der Sachen ze tun schuldig.
[Seite: 189r] So auch ainer dem andern gute, gerechte Hab umb ain benennten Zinß verleicht, dieselben Hab ain bestimbte Zeit zu gebrauchen, und aber der Bestener dieselb Hab lenger und weiter, dann ime verlichen ist, gebraucht, und in solcher Gebrauchung Ergerung und Schaden entpfing, ist er dem Verleiher, denselben Schaden abzelegen oder die Ergerung wider zu pessern, schuldig. Wann aber die [Seite: 105] Hab in der bestimbten Zeit des Gebrauchs und Orts, als er sy bestanden hat, ausserhalb seins Unfleiß und Verwarlosung Ergerung und Schaden entpfing, darumben ist er nichts schuldig; denn er gibt sein Gelt darumben.
Wiewol alle Verheissung fallen in die Schulden der Bezalung nach, dennoch sein vier Fell, wann ainer dem andern Behausung, Gemach, Veldgüter oder anders verleicht umb ainen nemlichen Zinß, das der Verleiher den Bestener von solchem seinen Bestand mag dringen, und ist den nit schuldig zu halten, darumben wollen wir zum ersten: Wo der Conductor mit Bezalung und Entrichtung der Pension und Zinß in zwaien Jaren seumig ist und den nit entricht; wo er aber zu bezalen berait und geschickt were, sol er gehört und nachvolgends die Pillichait erkennt werden. Zum andern, wo sich begebe, das der Verleichung seiner Gmach oder Behawsung, di [er] [Seite: 190r] hingelichen hete, unfürsehenlicher Ding zur Zeit des Hinleihens und Bestands solche Not zufiele, das er derselben seiner Behausung oder Gemachs selbs nottürftig were, oder solchs aus merklicher Not verkaufte und anderßwohin nit wisste und solchs dem Inwoner und Bestener ze wissen machte, so sol der Inwoner oder Besteer dasselb Haws oder Gmach raumben oder der Hab abtreten, wie dann durch uns erkennt wurde; darbey es auch von beden Tailen bleiben sol. Wo aber im Anfang des Bedings der Verleiher sich solcher Gebrauchung verzigen hete, so mocht er den Bestener nit ußtreiben, sondern wer schuldig, den Bestand ze halten. Zum dritten, wo di Behawsung oder das Gmach ainen solchen Schaden entpfing, dardurch Einfallung oder sonsten grosser Nachtail zu gewarten und zu besorgen were, und in solcher Baw mit der Inwonung des Besteners nit möcht gepessert werden, so ist der Bestener [Seite: 190v] abermals schuldig ze räumen und darvon ze ziehen. Aber gleichwol mocht der Bestener nach Pesserung und Vollendung des Paws vom Verleiher widerumben Zustellung und Verleihung seins Gmachs begeren, das ime alßdann verlichen und die bestanden Zeit aus, darhinnen ze wonen und zu gebrauchen, gegönnt werden sol, es were dann vor- oder nachbemelter Artikel Verhindrung da. Zum vierden, so Huererei, verpotnes unzimblichs Spil und dergleichen Büberey, durch den Inwoner darinne geschehen, oder anderen durch ine darinnen vergönnet und verhengt; und in disem und ersten Artikel ist der Locator nit schuldig, ainich Pension oder Zinß nachzelassen. Aber in den mitlen zwaien ist er pflichtig, nach Anzal und der Zeit Nachlassung des Zinß ze tun.
Wo auch ainer ain bestandene Behawsung oder [Seite: 191r] dergleichen wüest legte, Schaden darinnen mit Außbrechung Priter, Zimer oder dergleichen, auch das Vieh an ungewondlich Ort der Behawsung, als uf Poden und ander dergleichen Ort trib und hielte, dadurch deß Haws Nachtail und Scheden zu besorgen were, oder wo ainer Weingarten, Ecker, Wisen und dergleichen Bestend nit bawet noch mit zimblicher Wart in Pesserung hielte, sondern wüest und öd legte, oder was darvon entziehen ließe, so möchte der Verleiher den Bestener abermals wol vom Bestande treiben und die hingelichen Güter zu seinen Handen nemen; doch sol er dem Bestener nach der Zeit Nachlassung der Pension tun. Und hat der Bestener ainichen Schaden gefügt, es were am Zimer oder anderm, oder die Güeter öd und pawlos gelassen oder ainichen Pawm abgehawen, das sol er nach beder Tail Verhörung und unser Erkanntnus püessen [Seite: 191v] und dem Verleiher Bekerung tun.
[Seite: 106] Hete aber der Locator den conductorem mit dem Geding angefürt also, das er über den Halbtail des rechten Werts betrogen were, so mag er mit Gericht piten, das der Verleiher sein Gut wider zu seinen Handen neme oder an der Pension und Zinß Nachlassung tu also, daß von ime ain zimblicher, rechtmessiger Zinß genommen werde.
In gleicher Maß mag der Verleiher, wo er durch den Verleicher [?] angefürt und über den Halbtail rechts Werts betrogen were, auch piten und begeren, den Bestener dahin ze halten, das er abtrete, oder aber auch gleichmessigen, rechten Zinß bezale und gebe.
Begibt sich, das ainer Bawgüter etliche Zeit umb ainen nemblichen Zins besteet und mitler Zeit des Bestands merklich Ungefell dem Gut, als Mißwachs, Hagel oder dergleichen Unfall zustünde, das da geschee ausserhalb des Besteners Sawmsal oder Unfleis, so sol der Verleicher verpflicht und schuldig sein, dem Bestener (soverr er anders das vergangen Jar nit überreichliche Frucht, oder das nachkomend Jar des nit ergetzt werden mocht) nach Erkanntnus erberer, verstendiger Lewt, der yder Tail zwen oder drey darzu piten sollen, an der Pension und Zinsung ain Nachlassung ze tun. Wo aber ainer umb halbs oder ainen nemblichen Tail bestanden hete, alßdann ist [Seite: 192v] ime der Locator ainichs nachzelassen nit schuldig, ob dem Conductori gleichwol der Samen nit bezalt wurde.
So ainer dem andern Hewser, Ecker, Wisen, Weingarten und ander dergleichen Hab umb ainen nemblichen Zinß uf etlich Zeit hinleicht und verlesst, und dem Conductori, das ist der bestanden hat, geschicht von ymants Eintrag oder Anfordrung uf Maynung, das der Locator solch Hinlassung nit Fueg oder Macht gehabt sol haben oder dergleichen Ansprach, so sol der Locator dieselben Ansprüch oder Vordrung zu aller Zeit vertreten und [Seite: 193r] den Conductorem darvon lösen und ledigen one allen seinen Schaden.
Es mag auch ain yder, der ain Gut bestanden hat, seinen Bestand und Gebrauch ainem andern als Geschickten und Tüglichen, als er ist, wol verrer verleihen und verlassen. Und doch sol der erst Bestener und sein Erben umb die Pension, Zinß und Scheden, die gefügt wurden, sambt dem er noch verliehen hat, verpflicht und verpunden sein.
Ain yder, der ainem ainen Acker, Weingarten oder dergleichen Bawgüter oder ander Werk verleicht ze pawen oder ze machen, wie dann zwischen dem Annemer [Seite: 107] solcher Paw oder Verfertigung und dem Verleicher das Geding der Bezalung gemacht wirdet, darbey sol es entlich bleiben.
Uf solchs sol der Besteer der Erbet verpflicht und schuldig sein, dasselb verlichen Gut oder Werk mit allem Fleis und mer, dann wer es sein Aigen, ze pawen und zu verfertigen zu rechter gewondlichen Baw- und Erbetzeit und darinnen gar kainen [Seite: 194r] Fleis sparen. Wo er aber solchs nit tete, die Güter pfleglos und unpeulich legte, die Erbet zu rechter, gewondlicher Zeit nit tete, und, ob er die tete, das solchs nit mit aller gebürender Notturft geschee, oder aber das bestanden Werk verderbte und nit nach Laut des Gedings machte, so sol derselb Bestener den Schaden, den der Verleiher derohalb tragen und leiden muß, nach Erkenntnus erber, redlicher, verstandener Personen, der yder Tail zwu darzu piten sol, ablegen. Und was dieselben Persone in Erkanntnus machen, dem sol one allen Mangel nachgegangen und Volziehung getan werden, auch der das Werk ze machen verderbt und nit nach Laut des Gedings und Bestands gemacht hat, von newen machen, werklich richten und auf seinen aigen Costen pessern, darzu Schaden und Interesse zu belegen und erstatten verpflicht sein wie oblaut.
[Seite: 194v] Und wo im Geding von der Belonung, wann die geben werden oder gefallen sol, kain sonder Abred gescheen, so ist der Verleiher nichts schuldig hinaus ze geben, solang und vil, bis die Erbet volbracht, oder das Werk verfertigt und ausgemacht ist.
Wenn ainem ain Werk ze machen verdingt wirdet auf ain benente Zeit und der Besteher verfertigt dasselb Werk nit und unterlesst es aus seiner Saumsal, der ist dem Verleiher allen Schaden, so er uß der Nitmachung leidet, abzetragen und zu bekeren schuldig, unangesehen, ob er sich das Werk nochmals zu vertigen erbüte. Wurd er aber aus des Verleihers Hindernus gesaumbt, so ist er dem Verleiher nichts schuldig, sonder der [Seite: 195r] Verleiher Pflichten: Dem Bestener das Gelt hinauszegeben und zu bezalen, es weren dann redlich Ursachen vorhanden.
Wurde ain Werk zwaien, drei oder vieren, ye mer oder weniger, verdingt, so mag der Verleiher ir yden, wölchen er wil, abgesondert des anderen anziehen und fürnemen, das verdingt Werk zuvor vertigen, und sol den, der also fürgenomen und umb Volziehung des Gedings und Bestands anzogen wirdet, nit fürtragen, das er sich uf die andern behelfen, sonder er sol darhin gehalten [werden] ze leisten, das verdingt ist, darhinne ime auch sein Anfordrung gegen seinen Mitgesellen unbenomen sein sol.
Verdingt oder verlesst ymant dem andern Lerjünger, Knaben oder Medlin ze lernen Hantwerch oder ander Kunst, demselben Geding, soverr anderst das zimblich, dem Hantwerch gemeß und nit ungebreuchlich ist, dem sol von beden Tailen nachgangen werden. Daruf sol der Jung demselben seinem Meister getrew und gewer sein, nichts entpfrembden noch entpfüeren, solchs auch andern seins Vermügens nit gestatten, noch seinem Maister unverhalten lassen und dem Maister, sovil und dasselb Hantwerch oder Lernung antrifft, treulich denen gehorsam sein und vervolgen. Dargegen sol der Maister denselben Jungen zu der Lernung treulich [Seite: 196r] underweisen, lernen, und wie Hantwerchs Gebrauch ist, zimlich halten.
[Seite: 108] Und so der Jung vor Ausgang und Erscheinung der Lerjar ungeurlaubt, one redlich Ursachen von seinem Maister liefe und vermainte, nit mer zu ime ze komen noch lenger ze dienen, nichts weniger ist das Lergelt, als vil und ime versprochen ist, verfallen, und der Maister mag das von dem, der ime den Knaben verliehen hat, erfordern und mit gerichtlichem Zwang erlangen.
Entlechnen, das man zu Latein "comodare" haisst, ist ain Entpfachung ains Guts, das ainem aus Gunst und gutem Willen one ainichen Belonung zu ainem sondern Gebrauch verliehen wirdet, und ist sein Natur, das dasselb entlechent Gut widergeben werde nach der Zeit, und der Entlechner dasselb gebraucht hat. Und der Hinleicher des Guts mag vor der Zeit, ehe die entlechent Hab gebraucht worden ist, dieselb nit wider vordern, sondern muß, dem er solchs geliehen hat, zu [Seite: 198v] seinem Prauch lassen volgen und ist von negst obemelten Contract vom Verleihen und Besteen abgeschiden und gantz ainer sondern Natur, wie dann gemeld ist. Wann in obemelten Contract wirdet ain nemliche Suma umb das geliehen Gut bestimbt, das geschicht hierhinnen nit sonder aus Gunst, darumben haist es "Comodatum" und das vorig "Locatum", hat auch von negstkomenden dreyen Titelen, die da gescheen "ex precario" und "mutuo" und "emphiteosi", wiewol es auch alles geliehen und verlichen ist, ain sondere Abschaidung, wie dann hernach laut. Und darmit ain yder sein Vordrung Verleihens oder Hinleichens halben desto bequemer tue, und die Ertailung gruntlich und gewißlich daruf volgen müg, wollen wir ydes Natur in sonder setzen.
[Seite: 199r] Und dweil in disen Verleichungen Argerlist, der grösst, kleinst und mittelst Unfleis, auch unglücklicher Zufal vil Würkung und Anschawens hat, ist not zu wissen, was solchs sey; zum ersten:
Argerlist, zu Latein "dolus", ist ain schalkhaftige Listigkait, den andern zu betriegen, und das geschicht in dergleichen Fellen, wo ainem etwas gelichen wurde, es were Becher, Kannten, Bücher, Klaidung oder anderß, und der, dem also gelichen were, wisste, das sein Nachtbar oder ain anderer ain Dieb und willens ist, dieselb gelichen Hab ze stelen, und der, dem also gelichen ist, lesst daruf die Tür seiner Behausung offen, das der hineinkome und stel das.
Grosser Unfleis, zu Latein "magna" oder "lata [Seite: 199v] culpa" genennt, geschicht durch ain unfürsichtige oder unbeschaidne Übergeung ains Fleiß, den sunsten gemainklich all Menschen tun, also, wo ainem ain Buch oder Klaid zu seinem Nutz oder Gebrauch gelichen, und der Entlechner wer so unfleissig gewesen, het das vor seinem Haws lassen ligen und nit in das Haws zu Verwarung getan, were also durch Regen oder Ungewiter schadhaft, oder durch ainen andern hingetragen und aufgehoben worden.
Leichter oder klainer Unfleis, zu Latein "levis culpa" genennt, geschicht durch ain unweißliche und unbeschaidne Übergeung ains Fleiß, den ain fleissiger Mensch [Seite: 109] nit übergangen hete und ist, ain Fleis ze underlassen, den ain fürsichtiger oder fleissiger Mensch nit underlassen hete, also, wo der Entlechner [Seite: 200r] die entlechenten Hab het getan in ain Kamern, und doch die Tür aus Nachlessigkait oder Unfürsichtigkait und Unfleis offen gelassen, darmit Schaden an der entlechenten Hab gescheen were.
Clainst oder leichtest Unfleis, zu Latein "levissima culpa" genennt, geschicht durch ain unfürchtige Abweichung von ainem Fleis, den gemainklich haben die allerfleissigisten Menschen, und ist: Nitbewaren, das der Allerfleissigist hete bewart und fürkomen, oder es ist ain Underlassung, das der Allerfleissigist nit underlassen hete, also, wenn der Entlechner die entlechenten Hab in ain Camer oder in ain Truchen setzt und bevesstigt oder beschleusst, doch die Truchen mit kainem Schlüssel, und wirt di Hab also wegenomen.
Solch obgemelt unfleissig Verwarlosung ist der [Seite: 200v] Entlechner schuldig zu bekeren. Dann im wirdet von Recht geboten, den höchchsten Fleis anzekeren, das Gut, so ime zu seinem Gebrauch gelichen wirdet, zu bewaren, und ine entschuldigt nit, ob er gleich so grossen Fleis als mit seinem Gut angewent hat, dweil man ainen finden mag, der grössern Fleis getan und das bas bewart hete.
Unglücklicher Zufal, zu Latein "casus fortuitus" genennt, ist ain unfürsehenlicher Zufal, der von kainem Fleissigen hat mügen verhütet noch fürgangen werden als Brünst, Bawfal, Schifbruch, Räuberey, Einfallung der Veind und dergleichen.
Accomodare und Entlechnen, das da one ainichen bedingten Lon zu sonderem zimblichen Gebrauch geschicht in ligenden, varenden und unleiplichen Güteren als Dinstberkaiten und dergleichen, geschicht aber doch nit in varenden Gütern, die durch den Gebrauch zerstreut, vertan oder verzert werden als Gelt, Getraid, Obs und dergleichen. Solch hingelichne Hab, die durch den Brauch verzert und zerstreut werden möchte, haist "mutuum" "Wechselen", wie dann in dem nachvolgenden sibenden Titel gemelt wirdet. Gleichwol möchte Gelt auch gerliehen und entlechent werden in disem Fall. Das geschee aber in der Maß: Wo ainer ainem Gelt leiche, das er [Seite: 201v] darmit gesehen und für reich oder treffenlich geacht würde, als wo ainer gern Unglück und ain Weib [sic!] hete, das man ime Gelt liche, das er es ließ sehen. Solch Gelt müsst dann nit vertan noch zerstreut, sondern wie es gelichen were, widergeben werden.
Entlechent ainer vom andern Pferd, Klaider, Kleinot, Bücher oder ander ligend und varend Hab zu ainem sondern Gebrauch unbedingt ainichs Lons, wie dann dieß Contracts Natur ist, so sol und mag der Entlechner dieselben Hab, zu dem sy ime gelichen ist, [Seite: 202r] gebrauchen, unverhindert deß, der ime die gelichen hat. Und wann der, so entlechent, den Gebrauch der Hab gehabt hat, sol er dieselb Hab dem, der ime die gelichen hat, widerumb zustellen und überantwurten. Aber vor Ausgang des Gebrauchs, als wann ainer ainem ain Buech auszelesen oder ain Pferd gen Nürmberg oder anderßwohin ze reiten verliehe, ist der Entlechner nit schuldig, das widerzugeben, er hab dann das ausgelesen, oder das Pferd ditz Orts gebraucht. Er, der gelichen hat, mag das auch nit vordern. Das ist also zu versten: [Seite: 110] die Zeit, darinnen ainer das Buech möcht außlesen, oder das Pferd gen Nürmberg reiten und widerkomen. Und der, dem solchs gelichen, ist schuldig, mit sovil und mer Fleis das zu bewaren, dann ob es sein aigen Hab were. Und wo der Hab durch Saumbnus, Unfleis oder Verletzen des Entlechners ainicher Schad geschee, denselben Schaden, allen und yden, wie der aus Un-[Seite: 202v]fleis oder argem List geschee, ist er zu bekeren und dem Leicher abzelegen schuldig.
Wo aber über seinen gebürlichen Fleis und aus unglücklichen Zufellen der Hab Schaden geschee oder würde geergert, darumben wer er nichts schuldig dann in dreien Fellen. Zum ersten, wann in der Verleichung Meldung gescheen were von unglücklichem Zufal, das der Entlechner denselben erstatten und bezalen wolt. Zum andern, wann der Entpfacher selbs in der Schuld were also, wo ime ain Pferd dohin an das Ende ze reiten oder ze füren gelichen, und er were mit demselben Pferd an ain ander Ende geriten. Zum dritten, wann der Entlechner die Hab lenger, dann der verlichen Gebrauch wert, innenhat und nimbt [Seite: 203r] die Hab darüber Schaden. In solchen dreyen und dergleichen Fellen wirdet der Entlechner vom unglücklichen Zufal, denselben zu erstatten, schuldig.
Verpfendet oder versetzt ainer die Hab, di ime verliehen were, mit Wissen und Verwilligen des Hinleichers, so sol der Entlechner dieselb Hab wider ledig machen nach Laut des Gedings, das sy derhalben miteinander besprochen haben. Wo aber von kainer Zeit nit geret, darinnen die Ledigmachung gescheen solt, so were, der die Hab versetzt hat, pflichtig, dieselb in den negsten zwayen Monaten [Seite: 203v] nach des Hinleichers Ansuechen und Beger ze ledigen und dem wider zuzestellen, ungeergert und ungeschedigt.
Wo aber solche Versatzung one Wissen und Verwilligung des Hinleichers geschee, so sol der Versatzer verpflicht sein, dieselb Hab in den negsten 14 Tagen ze lösen und dem Hinleicher ungeergert und one allen Schaden mit den daruf ergangen Expensen und Interesse wider zuzestellen.
Liche aber ainer dieselb Hab verrer hin und neme darvon ainichen Genies, so sol derselb Genies sambt Widerkerung der Hab dem Aigenherrn der Hab volgen, darzu, ob die geergert were oder wurde, schadlos gehalten werden.
Verleichung und Gönnung, das zu Latein "precarium" haisst, ist ain Hinleichung und Vergönnung ains Guts oder ainer Hab, dem zu gebrauchen, der da pitt, als lang und vil und es dem Hinleicher geliebt, und geschicht auch one ainiche Belonung und allain aus Gunst, und wirt von negst obgemeltem Titel, "comodatum" genennt, auch von nachvolgendem Titel, "mutuum" genennt, abgeschiden. Dann [Seite: 111] in negstvorgemeltem günstigen Titel "commodatum" wirt bestimbt oder ist ain gewiser Gebrauch und Zeit, die stillschweigend gemeld oder geendet wirdet. [Seite: 206v] Und der Hinleicher mag die Hab vor dem zimlichen oder bequemen Gebrauch nit wider an ine vordern. Aber in disem Titl mag der Verleicher die hingelichen Hab alwegen und zu yder Zeit, wann ine verlüst, zu ime vordern, und der Entlechner wirdet schuldig, die entlechenten Hab widerzegeben, ob er di schon nit gebraucht hat. Wann es ist pillich, das sich ainer ains andern Guts nit lenger gebrauch, dann ime vom Herrn der Hab vergonnt wirdet.
Und solch Leihen geschicht in varender, ligender und auch in unleiplicher Hab als Klaider, Buecher, Ecker, Wisen, Dinstbarkait, und ist des Contracts Natur, das er alwegen, wann der Hinleicher wil, mag widerruft werden und irret nit, ob in der Verleihung ain Pact gemacht worden were nit ze widerrufen, es were dann gesetzt durch ainen Weg der Aigenschaft, als wann der Hinleicher wolt wider-[Seite: 207r]rufen one Ursach und mit grossem Schaden aines andern. Dweil dann solch Verleichung ist ain gutwillige Würkung, sol ir auch one grosse Ursach nit widerstrebt werden.
Verleicht oder gunnt ainer dem andern etbas aus Bite, so ist der Entlechner verpflicht, dieselb Hab in Zeit seiner Innenhabung und Gebrauchung pessts und merers Fleiß dann sein aigen Hab zu bewaren und dem Leicher auf sein Erfordern widerumben zuzestellen. Wo er aber das nit tete, so sol er dem Entlechner (nachdem und er solch Hab wider in sein Hant ze stellen gefordert hat) all Scheden, di daruf ergangen, auch ob die Hab Ergerung oder Schaden, [Seite: 207v] es were durch was Fal es wolt, genommen hete, wider zustellen und bekeren.
Aber vor Widerrufung ist der Entlechner nit mer schuldig dann für Argenlist und grossen Unfleis.
Entleichen und Hinleichen, das man zu Latein "mutuum" und zu teusch "Wechselen" und auch "leichen" haist, geschicht allain in varenden Haben und Güeteren, die gezelt, gewogen, gemessen und durch den Gebrauch verzert werden, als Gelt, Ertzt, Getraid, Wein, Eysen, Tuch und andres dergleichen; und ist die Natur diß Contracts, das nit eben die gelichen Hab, sonder desselben Geschlecht und gleichen one allen Abgang und ausserhalb Argslists, Unfleis und unglücklicher Zufal wider gege-[Seite: 210v]ben wirdet, wie dann hernach under den sondern Rubriken gemelt wirdet.
[Seite: 112] Wir ordnen, setzen und wollen: Wo ymant dem andern wissentlich Gelt oder ander dergleichen Hab, es were zum Spil oder anderm unzimblichem Gebrauch, liche, dieselb sol der Hinleicher incraft diser unsrer Ordnung in Gericht ze fordern gar nit gehört, noch vil weniger sol ime dero verholfen werden, und der Entlechner sol dieselb Hab widerzugeben oder zu bezalen nit schuldig sein.
Und darmit solch unzimblich Handlung fürko-[Seite: 211r]men und zu ordenlichem Wesen gebracht werde, setzen und wollen wir, das nie hinfüro kain unzimblich Afterwett geschee. Wo aber das geschee, [soll sie] unpindig, uncreftig, unbezalt [sein]; darzu sol und mag ain yder sein verloren Spilgelt in ainem virtel Jar, dem negsten, nachdem solch Spil gescheen were, von dem oder denen, die solchs gewonnen haben, wider erfordern, das ime auch verholfen werden sol.
Doch das Spilgelt, das gering getriben und nit über sovil Werts ist, als der Verspiler mit seinem Hausgesind ainen Tag mit zimblichen Gebrauch in seinem Haws verzert, ausgenomen, das sol, noch mag nit wider erfordert [werden]. Auch sollen Schiessen, Laufen und ander dergleichen Spil, die zur Ritterschaft und Kriegshandlungen dienen sind, nit für After- noch unzimlich Wett verstanden werden.
Liche ymants Sönen, Töchtern, die noch in väter- oder müterlichem Gwalt oder in Versorg irer Vormünder, sy wern Tutores oder Curatores, stünden, Gelt oder Geltswert, daraus Gelt gelöst oder gemacht werden möchte, dasselb Gelt ist der Vater, Muter noch Vormund, auch die Kinder durch die Constitucion, die "senatus consultum Macedonianum" genent wirdet, zu bezalen nit schuldig, es were dann Sach, das solch gelichen oder gewechselt Gelt in des Vaters Nutz komen were, oder das dieselben Kind entlechent heten, sovil deß sich die Eltern nit widern sollten, inen ze geben, wann sy die ausgeschickt oder zu der Lernung getan heten, oder wo [Seite: 212r] die Eltern iren Willen darein geben heten, das man inen liche, oder wo sy sich mit dem entlechenten Gelt geledigt heten von andern Gläubigeren, das sy sunsten rechtlich heten müssen bezalen, oder wo sy Gewerb, Handlung und Kaufmanschatz mit der Eltern Willen getriben, oder, wo die Jungen irer aignen Güter mechtig, nit in väter-, müter- noch vormundlichem Gwalt ze sein dargeben und genennt heten, oder die Jungen heten Güter, die man zu Latein nennt "castrense vel quasi castrense peculium", als weit sy raichen. Und sind das die Güeter, die also "castrense oder quasi castrense" genennt werden ), die die Kinder aus irer aignen Fürsichtigkait, Clughait oder Kunst one Darstreckung und väterliche Hilf erobern und gewinnen als mit Reden, Raten, Artzneien, Fechten und dergleichen.
Oben stet, durch die Constitucion, die "senatus consultum Mecedonianum" genennt wirdet, ist ze wissen, wo und von wem die iren Ursprung, und was Würkung sy hab: Item zu Rom ist ainer gewesen, Macedo), ain grosser, pöser Wucherer, [Seite: 113] der hat mit seinem Gelt, das er den Kinden ausser Wissen irer Eltern dargelichen hat, vil Buberey und Schalkhait getriben, grossen Wucher genomen und den Kinden mit verdeckten Worten gelichen und geraten, das sy ire Eltern tödten. Wann dann derselb Macedo das Gelt, das er hingelichen het, haben wolt, so vergaben die Kinder iren Eltern, das sy stürben. Demnach setzte der Senat und Rate zu Rom in Hab aller Wuchrer das Recht und die Satzung: Wo [Seite: 213r] ymants Kindern, die in väter-, müter- oder vormundlichem Gwalt weren, Gelt liche, das dasselb Gelt verloren und von den Eltern, noch Kindern zu bezalen nit schuldig were, ausgenomen in obemelten Fellen, darinnen dise Constitucion ruet, und hat iren Namen von dem Macedo, wider den sy am ersten aufgesetzt und erdacht ward.
Leicht ymants dem andern Hab, die mit dem Gewicht oder der Maß bezalt werden muß als Getreid, Wein, Tuch, Wollen und dergleichen zu zimblichen Gebrauch, das sol der [Seite: 213v] Entlechner seinem Gläubiger (das ist, der ime also gelichen hat) dieselben Hab an allen Schaden und Abgang, ungeirrt und ungehindert, ob dem Entlechner durch unglücklichen Zufal, Argenlist, grossem, leichtem und klainstem Unfleis Schaden darzu gescheen were, wider überantwurten und zustellen uf den Tag und Zeit, wie sy das Geding miteinander gemacht und getroffen haben, wo aber kain Frist noch Zeit darinnen gemacht oder bestimbt were, auf die Zeit, wann die gevordert wirdet und der Gläubiger, und der nimer entbern wil, alwegen in solcher Maß und Gewicht und gutem Werde, als das gelichen ist.
Were aber die Hab, die Maß oder Gewicht bedorf, durch den Gebrauch verzert worden, so sol der Entlechner dieselb mit anderem gutem Wert desselben Geschlechts der Wert und gutem Kaufmansgut one allen [Seite: 214r] Nachtail und Schaden des Gläubigers bezalt werden.
Ain yder, der dem andern Gelt gelichen hat, der sol zu der Zeit der Bezalung (die dann geschehen sol, wie negst obemelte Rubric verlaut) nit mer wider nemen, dann sovil und er ausgelichen hat, solchs auch kains Gesuchs noch Wuchers darvon begern noch gewarten; dann es stet geschriben, es sey durch den göttlichen Mund gesprochen "mutuum dantes nichil inde sperantes". )
Wer oder wölche aber ainicherley Genies oder Wucher darvon einzenemen begerten, es sey in was Gstalt das wöll, als wann Hawbtgut und Wuecher [Seite: 214v] in ain Suma zusamengerechent und in ain Suma geschlagen were oder werden solt, denselben Genieß und Besuech ist, der also entlechent hat, zu bezalen nit schuldig, sonder, ob und wann er denselben geben hete, mag er denselben in ainem Jar, dem negsten nach der Bezalung wider erfordern.
Wo auch solch Wuchers Schriften, es weren durch Prief oder ander Fell, für uns gebracht würden, denselben sol kain Glauben geben, sonder als von Unwirden [Seite: 114] delirt und niemants nutz angesehen, verworfen und gar nichts daruf geholfen werden. Solche, auch dergleichen Schriften sollen in unsere Bücher nit eingeschriben noch bezeugt werden. Wo aber solchs geschee, es were wissentlich oder unwissentlich des Wuchers, sollen di weder Craft noch Macht haben.
Wiewol vor vergangen Jaren allain die öden Hofraite und unfruchtbaren Gründe, darmit die erzimert, gebaut und zu Frucht gebracht würden, zu Erbbestentnus sind verlichen und angenomen worden, hat doch zuletzt der gut Gebrauch angenomen, das nit allain öde und unfruchtber Hofstat und Gründ, sondern auch die wol erpauten und fruchtbaren Gründe, Wonung und Erdtrich zu Erbbestentnus mügen verlichen werden, umb das die in gutem Wesen und Erhaltung bleiben. Und disen Contract hat der allerdurchleuchtigste Zeno), der [Seite: 218v] römisch Kaiser, nach der Geburt Cristi, unsres Hailmachers, im vierhundert und fünfzigisten) Jar regirt gnug heidnisch und den Cristen hörit und greulich gewesen ist, erdacht und aufgesetzt und haisst in kriechischer Zungen "Emphiteosis", lateinisch "melioracio" und in teutsch "Erbbestentnus oder Pesserung". Und diser Contract geschicht allain umb das Erdrich, hat der Natur Kauffens und Verkaufens, auch Verleihens und Bestens, darvon hievor in disem Tail gesetzt ist, vil an ime. Ist doch von demselben vil abgesondert, wiewol das auch verlichen und bestanden wirdet. Dann der Erbbestener, "Emphiteoticarius vel Emphiteota" genannt, überkumbt und hat nützliche Herschaft des Grunds, aber ain zeitlicher Weil länger, und nit "Erbbestener", "Conductor" genennt; der überkumbt nit die nützlich Herschaft des Guts. Emphiteoticarius und der Erbbestener besitzt das bestanden Gut natürlich, [Seite: 219r] aber der Conductor kan und mag nit besitzen. Der Locator, das ist der Verleicher ains Guts, der mag sein verlihen Gut wider an ine vordern und an sich pringen, wo das die Notturft erhaischt. Aber der Patron, der zu Erb verlichen hat, mag dasselb sein Gut nit wider, ob gleichwol das sein Notturft begerte, an sich erfordern noch pringen. So geschicht Erbbestentnus allain in ligenden Gütern. Aber Verleichung "locacio" geschicht in ligenden und varenden Gütern, auch Andingungen, Arbait zu ververtigen. So wirdet in zeitlicher Bestentnus von Mißwachs, Hagel, Wind oder dergleichung [!] wegen ain Nachlassung, aber in Erbbestentnussen nit, und andres mer), wie dann der fleissig Leser und Aufmerker mag vernemen.
Dweil Erbbestentnus und diser Contract nit allain auf ain Person oder Geschlecht und derselben Erben, Erbens Erben "für und für" in ewig Zeit geschicht, sonder auch auf etlich Personen und derselben Erben, solang die in Leben sein und nit lenger, verlichen und bestanden werden, solchs sol alles ye und zu aller Zeit mit Schriften vervasst durch gewondlich offen Prief und verstendig genugsam Schreiber mit gemainklicher Inhaltung nachvolgender Artikel, die dazu dinstlich sein, oder zum wenigisten in unser Statgerichtzbuch vergriffen und aufgericht werden.
Sonderlich das uns uf denselben Güetern, die also verlichen werden, sover die in unser Stat [Seite: 220r] oder uf unser Markung gelegen sein, vorbehalten werde, uns und unser Stat Zinsstuben Steur, Bete, Dinst und andere bürgerliche Beschwerd und Auflag als jus tributarium und onus reale, wölchs wir denselben Gütern, sy werden in Schriften außgenomen oder nit, hiemit angehengt und alwegen außgenomen haben wollen.
Und wölche Verleihung und Erbbestentnus also wivor und nachvolgenden dinstlichen Rubriken und Artiklen lauten wirdet, die sol unpindig, von Unwirden und von nichten sein, die wir auch also hiemit vernichtig, unwirdig und unpindig erkennen und machen.
Ain yder Erbman, der also die Erbschaft annimbt und von seinem Patron oder Aigenherrn entpfecht, der sol derselben seiner Herschaft globen und sweren, seinen Fromen ze fürdern, Schaden ze warnen, das Erb unzertailt und unzertrennt innenzubehalten, nichts darvon noch daraus entziehen, noch solchs anderen ze tun vergonnen, verhengen noch gestatten, das auch in gutem, redlichem und wesenlichem Baw ze halten. Er sol auch alle Jar zu gebürender Zeit nach laut des Gedings und Contracts seinem Patron, das ist seiner Herschaft, die gebürend Zins und Gült, das man zu Latein "canon" nennt, für all Acht, Krieg, Pan und [Seite: 221r] Verheften menigklichs one all Scheden zu seiner gewondlichen Behausung pringen und fueren. Dazu sol ain yder Erbman von seinem Erbgut uns und gemainer unser Stat Zinsstuben alle Jar jerlich von den Güteren, so in unser Stat und uf unser Markung gelegen sein, die gewondliche Stewr, Bete, Dinst und ander bürgerliche Auflag und Beschwerd als "jus tributarium" und "onus reale" bezalen und geben. Dann ain yder Erbman, und nit der Aigenherr ist die Bürden ze tragen verpflicht und schuldig. Er sol auch sein Erb ausserhalb Willen und Wissen seiner Aigenherschaft kainswegs andern übergeben, vermachen, verkaufen, verpfenden, auch kain besonder Beschwerd oder Gült andern daraus versetzen noch des Gründs ainßtails oder gantz anwerden, es geschee dann, wie in nachvolgenden Rubriken [Seite: 221v] und Artiklen verleibt wirdet und mit Verwilligen seiner Aigenherschaft. Wölcher aber wider solchs tete, der were der Straf und Pen, wie nachvolgende Rubrik Uß was Ursachen ainer sein Erb verwürck" bemeld wirdet, gewertig, darein gefallen und der Contract, den er hievor gemacht hat, von Unwirden, uncreftig und unpindig.
Es sol auch kain Erbman hinder seinem Aigenherrn kainen andern Schutz-, Munt- noch Verspruch-Herrn nit annemen, auch des Erbs Aigenherrn seinem Undersassen [Seite: 116] ausser unsres Wissens und Verwilligens solchs nit gestatten. Wölcher Erbmann aber solchs überfuere, der sol unser Straf gewarten und im negsten Jar darnach von Stunden solch sein Erb ainen andern tuglichen und dem Aigenherrn annemlichen verkaufen, des Guts mit Bezalung aller ver-[Seite: 222r]fallner Zinß abtreten, es were dann, das er solch Schutz-, Munt- oder Verspruch-Herschaft in vier Wuchen, den negsten, als er des ermant wurde, abstellte. Wölcher aber solchs nit tete, sonder verachte, der sol darmit auch wie in negstbemelter angezogner Rubric Verwürckung seins Erbs gewertig sein.
Ain yder Emphiteoticarius, das ist der Erbman, mag sein Erb ainem als Geschickten und Tuglichen, und nit seinem Übergnossen, darvon [Seite: 222v] der Aigenherr seinen Zinß, und das man ime derhalben pflichtig ist, pringen mag, verkaufen, doch also, das der Erbman solch seinen Willen seinem Aigenherrn anzaig und bite, das er solch Gut von ime aufneme und ainem andern leiche, und das der Erbman solch sein Erb dem Aigenherrn vor anbiete, ob er dasselb kaufen, sol auch die Warhait, was man ime darumben geben wolle, anzaigen und sagen. Alßdann mag sich der Aigenherr vier Wuchen bedenken, ob er solch Erb zu seinen Handen nemen oder anderßwo verkaufen lassen wolle. Wo der Aigenherr solch Erb nit annemen wil, so ist er schuldig, dem Erbmann zu gestatten, ainem als tuglichen, als er ist, und nit sein Erbmans Übergenossen als Edelleut, Gotsheußer und dergleichen, darvon der Aigenherr seiner Zins und Gült nit habhaft werden möchte, zu verkaufen, zu verwechßlen oder zu verpfenden, daruf er auch leichen und das gewondlich [Seite: 223r] Hantlon (wie hernach under der Rubric "In was Zeit der Erbbestener das Erbgut vom Aigenherr sol entpfechen" verleibt wirdet) geben.
Der Erbman sol auch bey seinem Aid, den er seiner Aigenherschaft, wo sy ine das nit erlassen wil, sweren, sol warhaftigklich ansagen, wie hoch und wie tewr er solch sein Erb geschetzt und verkauft, und das er in solchem seinem Ansagen kain Geverd noch Betrug gesucht hab, und alßdann, wo der Erbman verkauft und der Aigenherr seins Hantlons vergnügt hat, auch noch hinderstellig Zins und Gülten, vom selben Erb herrürend, aussten. Die sol der Kaufer, oder der solch Erb zu ime gebracht hat, bezalen und sambt dem Hantlon, vor und ehe ime gelichen wirdet, ain Gewißhait und Vergnügen tun. Het aber der Aigenherr das Erb zu seinen Handen genomen, so were man ime kain Abzug, [Seite: 223v] Gelt noch Hantlon nit schuldig, weren auch all versessen Zinß, wo er, der Aigenherr di nit ußgenomen hete, also das der Erbman die bezalen oder am Kaufgelt abgeen lassen sol, gefallen und ab. Dann das Gut tregt di Bürden.
Kain Erbman hat auch nit Macht noch Fueg, das er Gründ in ain ander Wesen transferire oder pring also, wo ain Weingart were, das er daraus ainen Acker mache, oder aus ainem Acker ain Wisen und dergleichen. Herwiderumb, wiewol ime des Guts Pesserung zugelassen ist, es geschee dann mit Vergünstigung seins Patrons und Aigenherrn, er mag auch one obemelte Bewilligung kainen Zins noch Gült daraus verkaufen bey der Pen des virten Tails, als das Erb wert ist.
Aber ain Erbman mag ain Zeit lang seinen Erb-[Seite: 224r]bestandt, aber doch nit lang ausserhalb Wissen und Verwilligen seiner Aigenherschaft, wol und one Hantlon [Seite: 117] verleichen, mag auch solchs one Verwilligung seiner Aigenherschaft zu Eesteur ainem seinem Kind oder Tiechter geben one Hantlon. Wo er aber dasselb Erb für ain Suma Gelts darschlueg und gebs für ain benente Suma Gelts, so sol er das Hantlon darvon ze geben schuldig sein.
Wann und wie oft ain Erbbestentnus durch Absterben des Erbmans, Verwechßlung, Verkaufung oder Zugab zu ainer Eesteur und dergleichen Fellen ledig wirdet, so sol der, der das Erb entpfachen und einnemen wirdet, bey Verlierung seins Erbs pflichtig und verpunden sein, in Jarsfrist, der negsten, von dem Aigenherrn zu entpfachen, auch gebürlich Pflicht, wie hievor under der dritten Rubricken mit iren Artikelen gemeld wirdet, tun.
Ist aber das Erb durch Absterben ledig worden und erblich uf die Entpfecher komen [so], oder der Erbman het solch Erb ainer seiner Tochter oder anderm Kind [Seite: 225r] oder Tiechter zu ainer Eesteur geben, unangeschlagen und für ain unbenente Suma Gelts oder Geltswerts, so sol ine der Aigenherr dasselb Erb one Hantlon und mit ainem gemainen Virtel Weins leichen und hantlonshalb (HS)[; sic: ]hantonshalb nit mer vordern, noch die Parteien, so entpfachen, mer ze geben schuldig sein. Wer aber das Erb durch Verkaufen, Verwechßelen oder Tauschen, oder von dem Erbman ainem seinem Kind oder andern für ain benennte Suma Gelts angeschlagen und also dafür bezalt und geben worden, so were es nach Sag der Recht ain gerechter Kauf. Darumben sol von solchem allem alwegen der Entpfecher dem Aigenherrn den fünfzehenden Pfennig, Pfund oder Guldin, wie das Erb verkauft oder dar- und angeschlagen worden ist, das dann der Inhaber bey seinem Aide, wo ine der Aigenherr das nit erlassen wil, wie hievor in der [Seite: 225v] negstvorgeenden Rubric im andern Artikl anzaigt wirdet, betauren sol, zu Hantlon ze geben schuldig sein, es wolt ime dann der Aigenherr gern ain sunder Nachlassung tun, oder der Erbman mocht Prief oder ander gnugsam Gerechtigkait darbringen, das es anderßt gehalten werde und er solchs ze geben nit schuldig sein sol.
Wo aber die Erben in obemelter Zeit nit entpfingen, sonder verachteten, so sein sy, wie negst nachvolgende Rubric in sich beschliesst, von dem Erb gefallen. Wo auch dem Erbman Sachen zufielen, es were durch Prunst, Krieg, Wasserbruch oder anderm unglücklichen Zufal — wie und was der sey, findet man hievor in dem fünften Titel diß Tails under der ersten Rubriken —, das er sein Erb räumen, sich des verzeihen, [Seite: 226r] ligen und dem Aigenherren haimfallen lassen müsste, so ist er und sein Erben dennoch dem Aigenherrn umb all verfallen Canones, Zins, Gult und Hantlon, soverr die nit entricht und der hinderstellig schuldig weren, verpflicht und zu bezalen verpunden, ungehindert, das sich der Aigenherr des Erbs underwunden und auf seins Erbmans Wüst-Liegenlassung oder Verzeihung underfangen hat. Und der Aigenherr mag auch dann, zumal mit solchem Erb mit Verleichung anderer oder Selbs-Gebrauchung handelen seins Nutzs und Gefallens one Widersprechen des Erbman und menigklichs.
[Seite: 118] Die Fürsichtigkait der gemainen Recht hat geboten: Wölcher Erbman seinen Zinß und Gült von dem erbbestanden Gut, ist es gegen weltlichen, in dreien, und gegen gaistlichen Aigenherrn, als Stift, Closter, Pfarr und dergleichen, in zweien Jaren nit bezalte, der sol darmit sein Erb und Gerechtigkait verwürkt haben, es were dann, das sich der Aigenherr solchs Rechtens Freiheit und Gebrauch in der Verleichung begeben und verzigen hete. Und den Erbman mag nit fürtragen, ob er das Erb gepessert und der Aigenherr die Gult nit gevordert hete, wann die Zeit haischt, vordert und begert an des Herrn Stat die Bezalung der Gült. Dann der Herr, der das Gut zu [Seite: 227r] Erb gibt, gibt darmit di Aigenschaft nit von ime. Und wenn ainer sein Erb also verwürkt, zu gebürender Zeit nit bezalt, noch zu gebürender Zeit nit entpfangen, noch nachvolgend Artikel nit gehalten hat, ordnen, setzen und wollen wir, das der Aigenherr volkomen Macht und Gwalt haben sol, sich des Erbs mit oder one Gericht, wie ime allerpesst fuegt, ze underwinden, andern zu verleichen und darmit seins Nutzs und Gefallens ze handelen.
Wölcher auch sein Erbrecht nit in gutem wesenlichen Baw und Pesserung helt, seinen Aigenherrn nit für seinen rechten Verspruchherrn erkennte, sonder andere über ine anneme, wie hievor in der Rubric "Wie der Erbbestener sein Erb ze halten" am dritten Artikel auch anzaigt wirdet, und das Erb ime unangeboten ausser seins Willen und Wissen und sonderlich [Seite: 227v] seins Erbmans Übergenossen als Edelleute, Stiften, Clostern und dergleichen, darvon der Aigenherr seinen Zinß bequemlich nit pringen mochte, verkaufte, ainich Übergab oder Vermechdnus daruf tete, den Grund in ain ander Wesen prechte, deß ainßtails oder sondere Gült und Zinß daraus verkauft und versetzte, der sol in obgemelter Maß darvon gefallen sein. Und der Aigenherr mag den Erbman mit oder one Gericht darvon wol abtreiben und sich deß in vorgemelter Maynung underwinden.
Entstünden zwischen dem Aigenherr und Erbman Zwitracht von wegen deß Zinß, das man zu Latein "canon" nennt, also das der Herr sagte, ime weren die Zinß und Gulten nit entricht, sondern stünden noch unbezalt aussen und der Erbman geb für, er hete dieselben bezalt, in solchem Fall sol dem Aigenherrn auf seinen Aid glaubt und der Erbman darnach zu Bezalung desselben Zinß gehalten werden. Wenn sy aber umb das, das der Gült mer oder weniger sein solle, zu Irrung kemen, alsdann sol di Verschreibung, darüber aufgericht, angesehen. Wo [Seite: 228v] aber der kaine, noch auch nit persondliche Beweisung vorhanden weren, so sol des Aigenherrn Zinß- und Gültbuch, das er auch mit seinem Aid und darumben bestetten sol, das ime und seinen Vorfaren das Erb vorher alwegen sovil geben hat und sovil ze geben schuldig sei, glaubt und der Erbman zu solcher Entrichtung und Bezalung gehalten werden.
Wolt aber der Erbman seiner Aigenherschaft Canonem, Zinß oder Gult nit geben, er zaigte ime dann an di Güter, darvon er solchen Zinß geb sol und die Gerechtigkait, warumben solcher Zinß daruf komen were, so sol der Aigenherr, unangesehen des Erbmans Begeren, bey seiner besitzlichen Gewör, den Zinß zu entpfachen, gehanthabt und, wo alßdann der Erbman solchs unpillich ze sein vermaint, der Erbschaft und Zinß nit gesteen wollte, derhalben die Sachen zu Recht [Seite: 229r] gewisen, und der Erbman, ob er sagen wolt, er gestünde nit, das er das Gut in erbs- oder bestantsweiß innenheten, gehört werden. Möcht alßdann der [Seite: 119] Herr das Aigentumb des Grunds, oder das ime oder seinen Vorfarn der Zinß etliche nemliche Jar entricht und bezalt worden weren, mit prieflicher Urkunt, Abschriften unser Statbüecher, seinem Zinßbuch oder Personen lebendiger Kuntschaft nit beweisen, sol der Inhaber des Guts des Zinß ledig erkennt werden. Dweil aber durch menigerley Sachen die Prief und Urkund, die über Aigentumb, Zinß, Gult oder anders lauten, vergeen, dardurch die Aigenherschaft ir Aigentumb nit anzaigen mag, demnach, wo der Aigenherr darbringt mit erbern, redlichen Personen, das er oder seine Vorfarn den Zinß von und aus den stritigen Gütern erfordert und eingenomen, und die Widerpartey [Seite: 229v] oder Inhaber des Guts oder ire Vorfarn den gevorderten Zinß bezalt haben, darbey sol es entlich besteen und der Aigenherr bei seiner besitzlichen Gewör gehanthabt und der Inhaber zu Bezalung gehalten werden.
Entsprüngen aber Irrungen des Widerkaufenden zinßhalben also, das der Inhaber des Guts den Zinß, so daruf stet, wolt wider abkaufen und ablösen, und ime der Aigenherr dasselb nit gestatten und geb für, dasselbe Gut were mit ewigem Zinß beschwert, in dem sol, nachdem ain ydes Gut oder Grund von seiner Natur, auch in Vermutung des Rechtens frey geachtet wirdet, es were dann anderß darwider bewisen, der Zinßgeber gehört und die Ablösung deß Zinß mit Bezalung aller verseßner Zins und Gulten vergönnt werden, es mochte dann der Aigenherr [Seite: 230r] beweisen und darbringen, das solcher Zinß durch schriftliche Verfassung zu Urtet vergriffen oder sunsten dem Gut ewigklich aufgelegt were.
Hat ain Erbman neben, bey und an seinem Erb ain Aigen, das sol und mag er ausserhalb Gunst und Verwilligung seins Aigenherrn nit zusamenziehen noch miteinander gebrauchen, sonder er sol das underschidlich voneinander abtailen, darmit dem Erb noch dem Aigen nichts entzogen noch newe Beschwerd ufgelegt werde. Wo aber der Erbman das zesamenzüg, unverscheidenlich miteinander gebrauchte, so sol dasselb Erb dem Aigen angehangen und dem Aigenherrn inmassen wie das Erb verpflicht sein, doch nit höher noch verrer [Seite: 230v] dann umb die Zinß und Gült, so das Erb ierlich pflichtber ist, ze geben.
Wo aber ainer zwayerlay Erb, von zweierlay Erbschaften und Aigenherrn darrürende, innenhete, dieselben zween Erbtail sollen in kainerlay Weiß vermengt noch zesamengezogen werden bey Verlierung sein Erbmans Gerechtigkait beder Erbschaft, es geschee dann mit sonderer Zutuung und Verwilligung beder Herrschaft und Aigenherrn.
Het auch ain Erbman in seinem erbbestanden oder aigem Gut Bawm, die mit den Essten [Seite: 231r] uf seins Nachtbern Gründt raichten oder hingen, wo dann derselb Nachtber solchen Überhang schadenhalben, den er ime mit dem Schatten oder sunst fuegen mochte, nit gedulden noch leiden wil, so sol der, des derselb Bawm ist, desselben Esst, 15 Schuch hoch von der Erden und dem Stamm außzerechen, abtun, oder aber dem, uf des Grund die Össt hangen, die Frucht vom selben Pawm lassen volgen, abnemen und seins Nutzs gebrauchen.
Erlegen zu getreueß Handen ist, ain varende Hab ainem oder mer andern zu Beheltnus und zu Verwarung einzegeben, und solchs geschicht allain in varenden Haben; und der, der hinder- und zu getreues Handen legt, haisst "Depositor" und der, hinder den erlegt wirdet, haisst "Depositarius". So ymant dem andern Gelt, Klainot, Klaider, Büecher, Prief oder andere varende Hab, wie die Namen hat, zu getreues Handen und in Verwarung einstellt und zu behalten gibt, so sol der Depo-[Seite: 233v]sitarius, das ist der, hinder den erlegt ist, dieselb hinderlegt Hab mit allem Fleis als sein aigen Hab und Gut verwaren, versperren und behalten und in Widerantwortung derselben darmit handelen, wie das Geding zwischen ir gelaut hat, oder die verschriben Prief, darüber aufgericht, innenhalten. Wo aber kain sonder Geding noch Prief darüber vorhanden weren, so sol der Depositarius dieselben Hab dem Depositori, das ist der, der hinterlegt hat, wo mit nachvolgenden Artikelen und Rubriken nit Irrung einfleusste, auf sein Ervorderen und Begeren unverzogenlich wider zustellen und überantworten, und in dem irrt nit, obschon in der Zeit, als man hinderlegt hat, ain Geding gemacht und berett were, wie lang die Hab liegen sol, es were dann Sach, das dem Depositario [Seite: 234r] mit der Hab der Gebrauch, Nutzung und Niessung derselben Hab, das er beweißlich darbringen möcht, mit verlichen worden were, so möcht er dieselb Hab bis auf die bestimbte Zeit wol innenhaben und gebrauchen. Der Depositarius und hinder den erlegt ist, mag auch dem Depositori und Hinderlegern die erlegt Hab durch kainerlay Schuld, die ime der Hinderleger ze tun und schuldig, wie die gefügt were, hinderhalten, verheften noch beschweren, weder von sein noch sunst von niemant anders in kain Weiß, es were dann Sachen, das solche Hab durch uns oder unser Gericht verboten wurden. Alßdann sol der Depositarius die hinderlegte Hab ungeledigt des Verbots nit hinaus geben.
Die deponirt, erlegt und zu getreues Handen gegeben Hab sol auch dem Hinderleger, [Seite: 234v] ob jach der Depositarius arm und ausflüchtig wurde und seine Creditores und Gläubiger auf ine drungen, alle sein Hab und Gut annemen und sich derselben underziehen wolten, vor allen Schultherrn und Gläubigern volgen, zugestellt und geben werden, unangesehen, wo die Schultherrn oder der Depositarius, wann derhalben Irrung entstünde, fürgeben, das hinderlegt Gut were des Clegers Aigen nit. Dann er, der Cleger ist nit schuldig, ainich Aigentumb anzezaigen noch zu beweisen, sondern ist gnug, das solche Hab hinderlegt, [als] sein bekennt oder bewisen wirdet.
Der Depositarius und Behalter der hinderlegten Hab sol die hinderlegt Hab weder verfendelen, anwerden noch gebrauchen. Wo er aber das darüber tete, were er den Schaden, der an derselben Hab darumben erscheinen und anzaigt würde, zu be- [Seite: 235r]keren und zu bezalen pflichtig, wie in negstvolgender Rubric beim End clerer anzaigt wirdet.
[Seite: 121] So ymants ainiche Hab und Güter zu Verwarung und zu getreues Handen annimt und innenhat, die aus seiner Verwarlosung, Seumbnus oder Verschuldung, also das er die nit mit gebürenden Fleis aufhebt, versperrt, verschleusst und versorgt, Ergerung oder Schaden entpfachen oder gestolen wirdet, so ist der Depositarius, das ist, hinder den erlegt ist, schuldig und pflichtig, solchen Schaden oder [Seite: 235v] dieselben Hab zu gelten, ze pessern und zu bezalen.
Wo ime aber, dem Depositario, über seinen gebürlichen angewendten Fleis solche Hab abfiele, zu Ergerung keme, oder sambt dem Seinen entwört und gestolen, oder durch unglücklichen Zufal zum Tail oder gar verginge oder Beschedigung geschee, darumben ist er dem Hinderleger nit schuldig noch pflichtig, es were dann im Hinderlegen oder hernach bedingt.
Dergleichen wo er, der Depositarius, die hinderlegten Hab ainem Tail, dem die nit zustünde, oder wo der Hinderleger mer dann ainer weren, und der Depositarius ir ainem aus den Hinderlegern die Hab one Wissen der andern zustellte und übergebe, derselben Hab ist er, sovil sich der andern Hinderlegern angebürt und sy des Schaden entpfachen möchten, zu bekeren, [Seite: 236r] ze widerlegen und widerzegeben schuldig, es were dann in dem Contract und Hinderlegen bemeld worden, inen allen, dem merer Tail, oder ydem sonderlich zuzestellen, so were er, der Depositarius ledig und darumben nichts schuldig.
Wo auch der Depositarius über Erforderung der Erleger der Hab dieselben Hab, die er laut vorgemelter Artikel ze überantworten und widerzegeben schuldig ist, nit überantwurtet, und über solch gebürlich Vorderung ainicher Schad daran geschicht, es sey durch unglücklich Zufelle oder wurde gestolen, wie das geschee, nichts ausgenomen, denselben Schaden oder die gantz Hab ist er zu erstatten und zu bezalen schuldig, und ine mag nit fürtragen, ob die Hab bey andern auch verdorben were. Würde auch der Depositarius die hinderlegten Hab [Seite: 236v] gebrauchen oder nutzen, das ime in dem Anfang des Gedings nit gegönnt were, und dieselb Hab ainichen Schaden oder Ergerung entpfing, denselben Schaden und Ergerung ist er sambt dem Interesse zu bezalen auch verpflicht und schuldig.
So Hab und Güter hinder ymants zu getreueß Handen erlegt und der, hinder den erlegt gewesen ist, Tods abging und ließ mer dann ainen Erben, so sol die erlegt Hab bey dem merer Tail der Erben verwart und behalten werden, [Seite: 237r] di andern Erben bewilligen darein oder nit; doch das sy darumben Genügen und Sicherheit tun.
Wo aber der Hinderleger Tods abging und mer dann ainen eelichen Erben hinder ime verließ, und derselben zum Tail oder ire Vormünder die hinderlegten Hab annemen wolten und zwischen inen oder sunst andern Personen Spenn und Zwitracht der hinderlegten Hab halben erwuechse, so sol uf der Tail Fürbringen di Sachen zu rechtlichem Entschid gewisen werden, und sollen die oder der Inhalter der Hab dieselb uf der Parteien Irrung mit Wissen derselben hinder das Gericht erlegen, alßdann sind sy auch darmit irer Verpflicht geledigt, es wollten dann dieselben spennigen Erben oder Parteien dasselb mit gutem Willen lenger bey inen lassen inligen oder sich miteinander verainen, hinder ander Personen ze legen.
[Seite: 122] [Seite: 237v] Wo auch mer dann ain Person gemain Hab oder Gut zu getreues Handen hinderlegen, so mag derselben kainer in sonder erfordern oder clagen umb die erlegt Hab oder Gut, es were dann zur Zeit der Erlegung sonderlich abgerett, das solche Hab oder Gut ir ydem sol gevolgt werden. Aber yder mag seinen Tail vordern, es were auch in der Zeit der Erlegung anders abgerett, das ir kainem an den andern nicht volgen sol.
Wiewol hievor im Anfang diß Titels bemelt und auch war ist, das man dem Hinderleger die hinderlegten Hab auf sein Ervordern sol überantworten und zustellen, das ist zu versteen, wo di [Seite: 238r] dieselb Hab zimblich gebraucht, rechtlich herkomen oder nit zwispeltig mit Krieg bestritten wirdet, demnach wollen wir, das in nachvolgenden vier Fellen, wo die erlegt, gleichwol erfordert würde, nit zugestellt, sonder hinderhalten werden sol, zum ersten: So ainer Schwert, Messer, Spies oder ander schedliche Waffen zu Beheltnus eingebe und die in Grimmen seins Zorns wider ervordert und vermaint, darmit unzimblichen Schaden ze tun; zum andern, so ain Dieb oder Räuber geraubte oder gestolne Hab zu getreuen Handen eingeben hete, und darnach keme der andre, dem die Hab entpfrömbd were, und die verheft und mit Recht nachkeme; zum dritten, so der Dieb ainem etwas zu getreues Handen eingebe, das er ime darvor gestolen hete; zum virdten, wann ainer umb Mißhandlung deportirt und ewigklich in das Elend gewisen, seine Güter confis[c]irt oder gmain [Seite: 238v] verkundt wern.
Item, der Depositarius mag auch zimblichen Costen, den er zu Verwarung der Hab ausgeben hat, erfordern; der sol ime auch belegt und überantwort werden.
Legte oder geb ainer ainem andern etlich Hab oder Güter beschlossen oder besigelt in ainer Laden, Vaß, Sack oder anderm zu getreueß Handen, und der Hinderleger zaigt dem, hinder den er legte, nit alle Stück ordenlich, lauter und augenscheinlich an, so ist der Depositarius in Überantwortung der Laden, Vaß, Sack oder anderm nit schuldig, ob dieselb Hab [Seite: 239r] ainichen Schaden entpfangen hete, sonderlich Red und Antwurt darumben ze geben, noch vil weniger ainichen Schaden zu bekern, es were dann, das beweißlich oder sichtig were, das er ainichen Betrug und Ferlichait darinnen gebraucht hete, und ist gnug an dem, das er solch Laden, Vas oder Sack, oder was das ist, besigelt und verschlossen, wie ime das hinderlegt ist, wider überantwurt.
Wo aber die Laden, Vaß oder Sack aufgetan und etbas daraus verendert werde, wie dann solchs vermutlich und durch den Erleger beweißlich oder augenscheinlich, und doch nit darbringen möcht, was in solcher Laden, Vaß oder Sack gewesen were, so mag er mit seinem Aid behalten, was in solchen beschlossen gewesen sey, und dann auf solch Behaltung sol der Depositarius oder Inhelter der Hab pflichtig und schuldig sein, dieselb [Seite: 239v] nach rechtlicher Messigung zu erstaten und zu bezalen.
So aber der Erleger solchen Betrug, Geverd, Auftuung und Verrückung der Sigill oder Beschliessung nit mag anzaigen, darbringen noch beweisen und derhalben kain Vermutung vorhanden, und were der Inhaber ain Person guts Glaubens, Namens oder Leumats, so möcht sich derselb Depositarius mit seinem Aid berainigen, [Seite: 123] das er solch Beschliessung noch Besiglung nit verrückt, aufgetan, gar kain Geverd darinnen gebraucht, von solchem auch gar kain Wissen, deß auch kain Schuld, sondern in Verwarung seinen müglichen Fleis getan hete, sol er darmit geledigt und dem Erleger derhalben ain ewig Stillschweigen aufgelegt werden.
Wo auch der Hinderleger ainich Hab, die gezelt, gewogen oder gemessen were, an ainen andern vor-[Seite: 240r]dert in Schein, als sol das hinder in deponirt und in getreuß Handen zu Verwarung gelegt sein, und der Depositarius le[u]gnet und gestünde des Erlegens nit, so sol der Erleger in seiner Clag aigentlich anzaigen und bestimben, was dieselb Hab, oder wievil der gewesen sey, solchs auch alles lauter beweisen; beweist er das, so hat der Inhaber seiner Treu vergessen und ist schuldig, dasselb, so bewisen ist, zu erstatten und zu bezalen. Beweist er aber das nit alles, und doch das etwas gelegt und durch den Inhaber geverlich oder betrüglich verendert sey, so mag er die Zal, Maß oder Gewicht mit seinem Aid, soverr er und die Zeugen glaubwirdig Personen guts Leumats sein, behalten.
Zum dickermal begibt sich, das ainer ain Ding seiner Hab legt schlechtlich in ains andern Haws, wie dann gemainklich in Wirts- oder Kaufheusern geschicht und spricht: "Ich wil das Mein da lassen ligen, wil gen, etwas kaufen", oder "ich wil das heut oder morgen haben", wie dann dergleichen Maynung under dem gemainen Volk gebreuchlich ist. Wo dann also ymants in ains andern Haws was legte oder lessts darinnen und tut nit sonderlichen Bevelch, das zu bewaren, oder der Herr des Hawß nimbt das zu verwarn nit an, lesst doch solch Haben ligen und steen, und über solchs nimbt die Hab Schaden, wirdet geergert oder gar verloren, umb solche Ergerung, Schaden oder [Seite: 241r] Verlust sol der, hinder den, oder in deß Behausung die Hab gelegt ist, ze antworten noch ze gelten nit schuldig noch pflichtig sein, es were dann, das er darinnen Schuld, Geverd oder Betrug gesucht hete. Sagt aber oder gebe, der die Hab gelegt hete, für, das der, hinder oder in deß Hawß gelegt were, die Bürde der Verwarung uf ine genomen und des z behalten zugesagt hete, das sol er beweisen. Volfürt er solche Beweisung und stet ime die laut seins Dargebens bey, so ist der Depositarius pflichtig, Abtrag der Ergerung und erlitens Schadens ze tun. Beweist er aber solchs nit gnugsamlich mit erbern, redlichen Personen, und dann ainiche Vermutung wider denselben, hinder den erlegt ist, vorhanden were, so sol ime ain Aid zu Beraynigung seins Fürgebens [Seite: 241v], das er die Verwarung nit aufgenomen noch zugesagt hab, [aufgelegt] auch des Schadens und Verlusts kains Wissens noch Schuld hab, aufgelegt [werden]. Wo er aber ain glaubwirdige Person und wider ine ainichs Arkwons kain Vermutung were, sol er blößlich absolvirt. In gleicher Weiß sol es gehalten werden, wo also ainer in ains andern Haus Truchen, die verschlossen oder unverschlossen weren, setzte. Und sol ime der Erleger di Schuld, das er sein Hab nit fürtrechtlicher versorgt, zu solcher Hinderlegung erfordert, oder Schriften darüber aufgericht hat, haimgeworfen werden.
Gibt ymants Hant- oder Werkßleuten ze arbeiten Hab ein, und solche Hab durch unglücklichen Zufal, wie hievor im Titl "Vom Entlechnen" under der ersten Rubricken [Seite: 124] am letzten Artikel gemeld wirdet, Schaden entpfinge oder verdürbe, sol derselb Hantwerker oder Werkman derhalben dem Herren oder Eingeber des Guts darumben nichts pflichtig sein, dann sovil und solcher Hab, darüber vorhanden, pliben were.
Wo aber obgemelt unglücklich Zufal nit vor Augen, und der Hant- oder Werkman durch Argenlist oder Unfleis, wie auch in obgemeltem Titel under der benennten Rubriken verleibt wirdet, in der Schuld, so were er pflichtig, die eingegeben [und] [Seite: 242v] und ime bevolchen Hab widerumben zu erstatten und zu bezalen. [Seite: 244v]
Got der Almechtig hat in Erschaffung menschlicher Natur das Sacrament der hailigen Ee zu Erhaltung des menschlichen Lebens und Erfüllung der Chor der abgestossen Engel aufgesetzt. So ist seither durch gute Gewonhait umb den Last und Beschwerung der Ee, so der Man auf sich nimbt, gewurtzelt, das man gewondlich pfligt, dem Man zu seinem Eegnossen ain Eesteur ze geben, das zu Latein "dos" genennt, und wirdet das Wort also ausgelegt, das es sey ain Steur oder Gab, die dem Man geben wirdet zu seinem Egenossen umb die tragend Bürde der Ee. Und [Seite: 245v] diselb Eestewr, "dos" genennt, ist des Weibs recht erblich Aigengut oder patrimonium und vom Rechten hochgefreit. Dann dem gemainen Nutz ist gut und not, die Frawen auszesteurn und ir Esteur mit hohem Fleis zu bewaren, darmit die Weiber zu eelichem Wesen komen mügen und eeliche Kinder gewinnen, darmit hie auf Erden die Stet und Flecken werden erfült, der gmain Nutz dardurch geeufft und nach Absterben die Tron und Chor der abgestossen Engel wider ersetzt, und geschicht in zwaierley Gstalt. Die erst Gstalt ist, wann solche Eesteur wirdet gegeben vom Vater, Anherrn, Uranherrn oder andern von derselben Bevelch oder Güter wegen gegeben wirdet, und haissen "bona profecticia", die ander Gstalt, so dieselben Eestewr ain ander gibt, oder das der Vater der Tochter solchs sunsten schuldig were und das mit irem Willen zu Heuratgut geben hete, [Seite: 246r] und haissen "bona adventicia".
Dargegen und zu ainer Widerlegung der Eesteur gibt man Heuratgüter, das wirdet genennt "antiferna" oder "donacio propter nupcias", das ist, das der Frawen zu ainer Widerlegung irer Eesteur von dem Man oder desselben Frundten geben wirdet, umb das sy ir Esteur dester sichrer habend und gewertig sein müg. Darumb ordnen, setzen und wollen wir: Wann nun hinfüro zu eelichen Sachen gegriffen und Abredung der Eestewr und Widerlegung halben gescheen wirdet, das die Eestewr, dergleichen die Donacion alwegen uf ain bestimbte Suma Gelts oder gewiße [Seite: 126] Güter gestellt und lauter aigentlich durch offen Prief oder in unser Stat Gerichtsbüecher verschriben werden.
Wo solche Solemnitet und Zir gebraucht und die Heu-[Seite: 246v]ratsabred vergriffen und eingeschriben wirdet, so ordnen, setzen und wollen wir: Ob ain Man seine Güeter, alle und yde, in gemain oder besonder, auch mit Verwilligung seins Eegnossen verschrib, verpfendet oder ymants daruf bekennet, das doch in solcher Verpfendung und Verschreibung, wie die gescheen were, der Frawen Eesteur und Morgengab, soverr ir auch aine versprochen und verschriben were, auch ir zimblich Klaider und Klainot kainswegs sollen verpunden und verstrickt, sonder aller Ding frey, ledig und unbeschwert sein, unangesehen, ob sich die Fraw der "Constitucion Velleiani" bei geschwornem Aid verzigen hete. Dann solche Verzicht sol sy derhalben von der Eesteur Hab wegen nit pinden, sy hete sich dann der Gnaden und Freihait, die man "pro dote" nennt, mit begeben, das doch leichtlich nit sein sol.
[Seite: 247r] Wo auch der Man zu Armut wuechse, also das er nit zu bezalen hete, und seine Gläubiger uf ine drüngen, mit Gericht erlangt und ervolt, und umb Pfand einzegeen Erlaubnis hete, so sollt doch, es were der Man in- oder abwesenlich, der Frawen Eestewr, zimblich Klaider und Klainot, zu irem Leib gehörende, darzu ain gericht Pett, das sy under allen zu welen hat, und wo sy, die Fraw, eelich Kinder mit irem Man geboren hete, die "donacion propter nupcias", das ist die Widerlegung, frey, ausgenomen und vor allen Schultherrn und Gläubigern volgen und unangetasst werden, wie dann hievor im ersten Tail under dem ailften Titel "Von der Execucion" under der Rubric "Wölche Hab und Güter in rechtlicher Nachvolg erstlich sollen angetast werden" auch zum Tail Berürung und Meldung geschicht. Doch sollen nit alle Güter, die man den Kindern und jungen [Seite: 247v] Eeleuten zur Zeit der Hochzeit gibt, Eesteur und "donacion propter nupcias", das ist die Widerlegung, geacht und genennt sein, sonder allain, die mit sonderlichen ausgedrückten Worten und mit solcher Solemnität und Beschaidenhait, so darzu gehört, zu Eestewr und Widerlegung benennt wirdet, als wann der Vater der Tochter, die er ausstewern wil, spricht: "Ich gib oder ich wil geben meiner Tochter hundert oder sovil Gulden zu Eesteuer oder zu Heuratgut etc." und dergleich Wort. Und der Vater des Sons sprech: "Ich wil meinem Sone sovil zu Widerlegung der Eesteur raichen und geben etc." Und wo ainer solche Wort und dergleichen Zir nit prauchte, und die Abred lauter beschriben oder genugsamlich durch Leut bewisen und bezeugt wurde, so hat es nit den Namen oder die Würcklichait der Eesteur, sonder sol geacht und für ain Heurat gehalten werden, doch [das] sy zway, Leib an Leib und Gut an Gut, one ainich Fürgeding ge-[Seite: 248r]heurat haben, wie dann hernach auch Meldung darvon geschicht.
Es mag auch ainer seinem Kind vil oder wenig zu Esteur oder zu Widerlegung geben, und was er im gibt, dieselben Suma alle, oder nur dero zum Tail "Eesteur oder Donacion" nennen.
Wir lassen auch zu, das nit allain Vater und Muter oder die Negstgesipten irn Kindern oder Töchtern Eesteur geben, sondern auch der Man, der ain ersame Junckfrawen oder Frawen ime eelich vermehelt, die arm were, der mag er von seinen aigen Haben und Güetern Eestewr setzen und geben. Aber dieselb Eestewr, die er, der Man, der Frawen gibt, wo er, der Man zu Armut und Schulden keme, sol dermassen nit gefreit sein, das sy vor den Schultherrn und Gläubigern müg unbeschwert und unangetasst sein, [Seite: 248v] sonder dieselb Eesteur sol under sy, die Frawen und di Gläubiger nach Anzal irer Schulden getailt und also daruf verholfen werden. Aber wo ir was für Morgengab und junkferliche Er verschriben und verwisen [Seite: 127] were, das sol ir zuvoran unangetasst von allen Gläubigern sambt iren zimblichen Klaidern und Klainoten, auch ainem dem pessten gerichten Pet sicher und unbeschwert sein und bleiben.
Wan auch nit Schulden vor der Hant wern, und sy, die Fraw one eelich lebendig Leibßerben mit dem Man, der ir solch Eestewr gesetzt hete, Tods verfiele, so sol dieselb Eesteur des Manns negstgesipten Erben wider hinder sich und haimfallen. Sol auch, wo der Eesteursetzer vor ir Tods abging und kain Kind mit ir geboren, lebend hinder ime verließe, solch Eesteur vergwisen, die nit verendern, sonder allain ir Leben lang den Nutz und Beisitz daran und darbey ze haben.
Dieweil sich oft etliche Junge, die auch irer Jar gnugsam Alter haben, eelich zesamen verpflichten one ainiche heuratliche Abred, auch one oder mit Verwilligung irer Eltern oder Vormünderen, derhalben kain Eesteur noch Widerlegung derselben gerett, gegeben noch versprochen wirdet, und aber dennoch pillich, das das weiplich Geschlecht von wegen der Geberung der Kinder vor Augen und Eren gehalten und dermassen bewart werden, das inen durch ir unwürklich Einfälle das Ir behuet werde, ordnen und wollen wir: Wo dieselben, so also zu eelichem Wesen gegriffen haben, was von väter- oder müterlich oder ander irer Gefrundten in ab- oder ufsteigender oder von beiseiter Linien aigens und erblichs [Seite: 249v] Gut heten, das an ainer gewisen Suma were, so sol dieselb erblich Hab ydem Egnos zum halben Tail als dem Weibspild für ir Esteur und dem Man für die "donacion propter nupcias" gerechent und geacht sein, und die Freihait und dermassen Gstalt haben, wie hievor under der negsten vorgeenden Rubriken und Artikelen verleibt wirdet, doch das solchs inner ainem virtel Jars, dem negsten nach irem hochzeitlichem Kirchgang, uf ydes Egnos Seiten durch zwu ernhaft Manß- und glaubwirdig Person, sy seien inen mit Vormünder oder Fruntschaft verwont, vor unserm Statgericht mit iren Aiden erzeugt (was und wievil ir yde der Egnossen Person, oder ir ainer allain zuer Zeit irs hochzeitlichen Kirchgangs über ir Schulden, Kleidung und gemainem zimblichen Haußrat gehabt haben) und alßdann laut [Seite: 250r] und alßdann solchs lauter und underschidlich in das Buech "Notabilium" nach gemainer Form begriffen und geschriben werde.
[Heten aber bemelte Eeleut kain Aigengut, es weren sy bede oder ir ains, sonder noch Eltern in Leben, was ine dann dieselben zu Eesteur oder Widerlegung versprechen, das sol auch die Freihait der Eesteur oder Widerlegung ...]
Heten aber bemelte Eeleut, sy bede oder ir ains, kain Aigengut, sonder noch Eltern oder Frundt, darvon sy was zu gewarten verhoffte, so wollen wir zulassen und nachgeben und hiemit geordent und gesetzt haben: Wann derselben beder Eeleut, oder ir ains Eltern, vor und ehe sy eelich bey- und miteinander schlafen, inen ainich Eestewr [Seite: 250v] oder Widergebung setzen und geben wollen, das dieselb Satzung und Gebung auch vollkommene Craft und Freihait der Eestewr oder Widerlegung haben soll, doch das solchs durch den Setzer offenlich bekennt und mit Schriften zu Gedechtnus vervasst werde, wie hievor laut.
[Seite: 128] Wann sich aber zway eelich zesamen verpflichten und kain Eesteur zuer Zeit ires hochzeitlichen Kirchgang und Beyschlafens haben und dennoch in der Zeit der bestendigen Ee was miteinander ererben, erobern, gewinnen oder ersparen, vom selben kan und sol kain Eestewr noch Widerlegung hinfüro mer gesetzt, sonder ain Heurat one Verding, als Leib an Leib und Gut an Gut, genennt und zu den Fellen auch in der bestendigen Ee gehalten werden [Seite: 251r] alles wie hernachvolgt. Und wo der Man zu Schulden raichte, und dieselben seine Gläubiger auf ine drüngen und die Bezalung haben wollten, mag sich die Fraw kainer Eesteur noch kains Vortails an der "donacion propter nupcias" gebrauchen, sonder sol allain ire Klaider und Klainot, zimblich Geschmuck und Gepende sambt dem pessten gerichten Pett zuvoraus, das ir, unangetasst und frey, unbeschwert volgen sol, haben und nemen.
Pflichtig und schuldig sind die Eltern, ire Kinder mit höchstem und größtem Fleis zu bewaren, darmit die nit verfürt noch zu Laster gebracht werden. Dweil aber solchs durch den Weg des Sacraments der hailigen Ee (deß Orden Got der Almechtig ob allen anderen Orden hat aufgesetzt und selbst gewirdigt) zum allersichristen sein mag, ordnen, setzen, wollen und gebieten wir allen unsern Undertanen, die Kinder in irer Bewarung und Huet haben, das dieselben als die Eltern iren Kinden, wann sy ire Jare erraichen, gebürliche Eestewr setzen, geben und in eelichen Stand oder ander erlich bestett Wesen pringen, geben und verhelfen.
[Seite: 252r] Wern aber die Eltern solchs ze tun ungeflissen und unwillig, also das die Kind etwo verseumet oder an Heuraten gehindert wurden, so sollen und mügen deß oder derselben Kind ainer, zween oder drey der negstgesipten Frund uns als Oberhant ansuechen und eröffen, so wollen wir gebürlichs Einsehen haben und den Kinden nach Gstalt der Sachen und Person von iren väter- und müterlichen Gueteren, so weit sich dieselben erstrecken und sich erleiden wil, Eesteur setzen, zu eelichem oder anderm erlichen bestetten Wesen Stat und Hilf tun.
Merk als obstet, das dieselben, als die Eltern iren Kindern, wann sy ire Jar erraichen, gebürliche Eestewr setzen, geben etc., ist auf die Kind zu versteen, die gewachsen und auszestewrn alt gnug, auch iren Eltern gevolgig, erlich und frumb sind. Wo sich aber ain Sone [Seite: 252v] under dreissig Jaren dergleichen ain Tochter under vierundzwaintzig Jaren ausserhalb Wissen irer Eltern oder uns unersucht durch sein Fruntschaft verheurat, auch ain Tochter, die sich unzüchtigs Wesens geflissen, irer Junkfrauschaft entsatzt were, und dennoch zu der Ee gegriffen hete, die alle solle, obemelt unser Gesetz und Ordnung zu erfordern oder an seinen Eltern Eesteur oder Ausgab zu erlangen, kain Hilf tun, sonder sy sollen deß unentpfenklich ze fordern nit erhörlich und die Eltern nit verpflicht sein, inen ainiche Eesteur oder Ausschatz ze geben, es were dann, das sich der Person aine mit ainem erberen und reicherm, dann es were, und mit Vergünstigen desselben Fruntschaft, Eltern oder Vormünder eelich verpflicht und solchs nit durch ain Winkelee erlangt hete. Doch mag auch solchs die Tochter, die irer Junkfrauschaft entsetzt worden were, nit fürtragen, ob sy sich auch gleichwol mit [Seite: 253r] ainem erberem und reicherm vertraut hete. Wo es aber zu Fellen kumbt, und die Eltern [Seite: 129] Tods abgeen one sonder Gescheft, so sollen nichtzt dester minder die andern ire Geschwistergeit und Miterben ir eingenomen Zuschetze zu Vergleichung der verlassen Erbschaft einwerfen. Ire Eltern sollen und mügen sy auch derhalben in iren Gescheften nit enterben, sondern sy sind pflichtig, sy erblichen zu fürsehen, oder zum wenigsten ire Legitima oder natürliche Erbschaft volgen ze lassen, es were dann, das sy die anderer Verhandlung halben verworcht heten, wie hernach von Begabungen und Testamenten am End gemeld wirdet.
Wan die Eltern vor Aussteuerung der Kinder Tods verfallen, und die Kinder noch in unvertailter Hab bey- und miteinander sitzen oder weren, und sich derselben Kinder ains mit Wissen und Verwilligen seiner Vormünd oder negstgesipten Frunden eelich verheurat, so mag dasselb, verheurat, von seinen Mitgeschwisterden "dotem" oder "donacionem propter nupcias" erfordern und seinen angebürenden Tail zu ime nemen, ob das seinen Geschwisterden schon nit lieb und gleichwol wider were. Wo aber das sich also Verheurat ain Winckelee und ausserhalb seiner Fruntschaft oder Vormünder Wissen und Vergünstigen ain Kupelee gemacht und angenomen und pößlich angeworden [Seite: 254r] hete, sol es in solchem, wie es mit der Eesteur und solchem seinem Gut gehalten werden sol, bey verrerer unser Erkanntnus nach Gstalt der Sachen steen.
Wann ain Eesteur oder "donacion propter nupcias" gesetzt und versprochen wirdet, die sol durch den Setzer oder Versprecher gnugsamlich vergwisst und nachvolgends zum lengsten in Jar und Tag bezalt werden. Ob auch solche Eesteur oder Donacion dem Man oder der Frawen.
Ob auch solche Eesteur oder "donacion propter nupcias" dem Man oder der Frawen, wo die an Güeteren, die nit zu verpflichten oder zu verpfenden weren, wurden gegeben und inen die rechtlich abgewonnen oder abbehalten, [Seite: 254v], so mügen bede Egnos, oder ydes in sonder, an des andern Gwalt zu denjenen, die inen solch Eesteur oder Donacion gesetzt und versprochen haben, wol clagen und andere in vorgemelter Suma erfolgen.
Wollten aber Eeleut, die noch bede leben, oder ir ains nach des andern verfallen Tod und Abgang ains oder mer ir Kinder in Closter oder ander Orden bestetten und fürsehen, das sollen sy ze tun Macht haben, doch das sy mit denselben Kindern vor dem Eingang und Eintrit in das Closter Vertrag und Pact machen und dermassen zimlich mit ainer varenden Hab oder ierlichem Leibting nach Vermög ains yeden [Seite: 255r] Narung fürsehen und aussteuren, das sy, dieselben Kinder, so den Orden annemen wolten, zu irer Eltern Hab und Gut, so sy nach Tod verlassen möchten, darzu aller An- und Zufelle, die denselben Kinden oder dem Orden [Seite: 130] zusteen möchten, bis auf den virdten Grad inclusive, kain Nachfrag, Erbfal, Ansprach noch Vordrung, weder inner- noch ausserhalb Rechtens haben sollen, wollen noch mügen, das sich auch dieselben Kind dermassen also gnugsamlich vor uns, wie sy dann des zu yder Zeit Underrichtung entpfachen werden, verzeichen und begeben, das sich auch derselb Orden oder das Closter, darein die Kind getan werden, solcher künftiger Anfall auch begebe und gnugsamlich unter irem Sigillen verzeichen.
Wo aber anderer Massen mit den Kinden, in die Orden zu bestetten, gehandelt würde, sol ir Handlung [Seite: 255v] nach Inhalt und Vermüg diser unsrer Satzung gar kain Craft noch Bestant haben, und sollen die, so hiewider handelen, in unser sweren Straf und Verlierung, den vierdten Tail aller irer Hab und Gut unser Stat Zinsstuben unablessig zu bezalen, steen.
In solcher Massen sol es auch mit den Vormünden, di Kinder in irer Verwaltung heten, gehalten werden. Wo aber Kinder, die in die Orden kemen one Wissen und Verwilligen irer Eltern, Vormünder oder Gefrundten, denen sol und mag ir Vater noch die Eltern in irem Leben nichts geben, und die mit Testament als ire ungehorsame und ungevolgige Kinder zum Tail in der Erbschaft ausschliessen, also, das demselben Kind nit mer dann der halb Legitima oder "porcio de iure natura" — was und wievil das sey, wirdet hernach "Von den Testamenten und Begabungen" [Seite: 256r] angezaigt, — volgen und werden sol, soverr und wo des abgangen Vater oder Muter Frund in den virdten Grad inclusive vor Augen weren.
Wo aber diejenen, so ire Kinder in die Orden bestett, nit Erben oder Verwanten heten bis uf den virdten Grad inclusive, die unsrer Stat an- und zugehörig weren, so sollen alßdann dieselb verlassen Hab denselben Kinden oder dem Orden vor andern Erben fallen und werden.
Wir wollen auch hiemit aus redlichen Ursachen zulassen, das all Hewratsabred, in denselben sey von ainicher Erbschaft gemeldet oder nit, auch von Widerfellen und allen andern Inhaltungen, in Leben beder Eeleut ainiche Enderung, Merung oder Minderung umb Got oder Er willen, iren Frundten, Guevateren wol gescheen müg, doch das solchs vor uns in Gericht oder Rate fürgenomen werde, es were dann, das ain Egnos dem andern durch ainichen letzten Willen was beschaiden wolt, doch das solche Beschaidung und Gab dem fünften Artikel in nachvolgendem dritten Titl dieß dritten Tails under der Rubric "Erbschaft der Eeleut, die one ainich Fürgeding miteinander geheurat haben", nit wider, sonder desselben Inhalts der [Seite: 257r] Person und Heurats halb gemes sey.
Zudem wollen wir auch hiemit ordenlich gemaint haben, das all Eeberedung und Heuratsnotelen, die sich obemelter, auch nachbestimbter Beneficien, Gnaden und Freiheiten der Eesteur und Widerlegung gebrauchen und geniessen wollen, in Beysein beder Parteien, negsten Fruntschaft oder, ob man dieselben nit haben möchte, der Vormund oder anderer ersamer Leut, zu dem minsten zwaier, und nit in Winkel- oder Cupelheusern gescheen, sy wurden dann hernach durch die Eltern oder andere Gefrundte nach Laut obgemelter Rubriken Rubriken "Wo kain Eesteur gerett noch geben wirdet", wie es gehalten werden sol, under dem andern Artikel begriffen wirdet, geben und zugesagt.
Wann sich zwu Personen mit ainichem Fürgeding der Eestewer und Widerlegung eelich zesamen verpflichten, so sollen sy bede ir ydes Hab und Gut, so sy gleichwol, über die bede ir Eesteur und Widerlegung haben, hinfüro miteinander gewinnen, ersparen, erwerben und erobern, mitsambt der Eesteur und Widerlegung zu irer und der iren gemainen Haußhaltung und Notturft miteinander gebrauchen, nutzen und niessen, doch unbegeben ir ydes Aigenschaft seins zuprachten Guts und sol zu Fellen, wie die heuratlich Ab-[Seite: 260v]red in sich beschleusst, gehalten werden. Wann aber die Heuratsabred nit alle lauter ausgedrückt were vom gewonnen oder ersparten Gut, so soll ydes Egnos an derselben Überbezalung der Schulden den Halbtail daran haben.
Sollen auch alle Schulden, die sy in bestendiger Ee miteinander machen, von der Übertewrung irer Eesteur und Donacion oder Widerlegung bezalen. Wo aber dieselb Übertewrung nit langen, noch zu Bezalung gnugsam sein würde, und der Eeman zu Armut gewachsen were, so sol der Frawen ir Eestewr, darzu Klaidung und Gepend, zu irm Leib gehörig, (das zimblich und nit gar überflüssig, also das es zu achten sey, weren, nit mit Geverd und zu Nachtail der Gläubiger gemacht) sambt ainem gerichten und dem pessten Pett, zuvor anwerden, volgen und nachvolgends die Gläubiger [Seite: 261r] von der Widerlegung und anderer Überteurung entricht und bezalt werden, doch hierinnen nemblich ausgedingt, wo die Eeleut miteinander eeleubliche und vor Augen wesendeKinder heten, so sol die Widerlegung, das ist die "donacion propter nupcias" under die Frawen und die Gläubiger getailt werden also, das ydem nach Anzal seiner Suma am Abbruch oder Zugang gedeiche.
Wann aber die Eeleut offenlichen gemainen Handel als Wirtschaft und Kramschaft mit einander pflegen ze treiben also, das sy teglich zu offen Cram, Laden und Markt sessen, miteinander kauften und verkauften oder Gastung hielten als [dann gemainklich die Gwantschneider, Kremer, Wirt und dergleichen] offen teglich Handler und Handlerin, so sollen sy bede Eeleut, von iren Haben und Guetern zu Bezalung irer beder oder [Seite: 261v] ir ains gemachter Schulden verpflicht sein, und hiewider sol ir kains kain vor- noch nachgeend Rubric noch Artikel nit freien, fürtragen noch schirmen, sonder wider solchs alls aufgehaben sein. Doch sollen der Frawen ir zimblich Klaidung und ain gericht Pett zum pessten, auch irer messigen Klainot, zu irm Leib gehörende, ausgenomen, und das der Frawen Eestewer, bis kain ander Gut mer vor der Hant ist, frey sey.
[Seite: 132] Wir wollen auch die Frawen nach dem Gesetz der gemainen geschriben Recht hiemit auch begünstigt und menigklich wissenhaft gemacht haben: Wann sich begebe, das zway Eeleut (sy haben mit oder one Geding eelich zesamen geheurat) zu Armut wüchsen und all ir Hab und Gut an die Schuld geben und doch nit gnugsame Bezalung getan heten also, [Seite: 263r] das noch etliche Gläubiger nit vergnügt weren, und inen stünde noch an iren Schulden was aussen, und der Man ginge Tods abe, und nachvolgends stünde der Frawen, von väter- oder müterlicher oder ander Geschwister Fruntschaft, oder andern durch Testament, Begabung oder ander Weiß ain Erbfal oder Hab zu, so sol die Fraw dieselben Schuld, so ir Haußwirt mit ir, und ob sy gleichwol mit im Handel gewesen ist, gemacht hat, von derselben irer hernach zugefallen Hab nit schuldig sein, ainiche Bezalung ze tun, ob sy gleichwol derselben Schuld nit schuldig were und überwisen wurde. Die Fraw kan und mag auch one Wissen und Vergünstigen . . .
Wir wollen auch hiemit sonder ernstlich gesetzt, geordent und geboten haben, das kain Eeman seiner eelichen Hausfrawen ir Gut, es sey Eesteur oder ander ir zugebracht Gut, vil oder wenig, in den Luder- und Spilheusern weder mit Spil, Prassen noch ander unnutzer Handlung nit verzeren noch vertun sol. Wo sich aber ain solcher unnutzer Eman hinfüro erfünde, der sol verpflicht, verbunden und schuldig sein, seiner Hausfrawen umb ir Eesteur, auch ander ir zubracht Gut zu versichern und zu verweisen mit Bürgen oder Underpfanden, darmit sy wisse, des Iren sicher ze sein. Und sy, die Fraw, oder ire Gefreundte sollen uns das, wo ain solcher unnutzer Vertuer [Seite: 264r] were, [sollen] uns solchs anzaigen, [dann] wollen wir gebürlich Einsehen haben, ine mit Tro und Verpenung von seinem unnutzen Vertun ze pringen. Wo er sich aber von seiner ungeschickten Weis nit ziehen lassen wollte und würde unsrer Warnung, Tro und Verpenung verachtlich sein, so wollen wir ine mit der Straf des Türens oder andern, wie uns geliebt und wir übereinkomen, recht tun und züchtig, unspielerisch noch luderisch ze leben lernen.
Dweil dann solch Emenner, wo sy von irer Hausfrau umb Rechttun beclagt werden, dieselben ire Hausfrauen heftigklich strafen und gegen inen greulich erweisen, das sy hinfüro der Clag müssen ledig und absteen, wann wir solchs erkundigen, daruf wir dann allen Fleis haben, so wollen wir denselben Eeman [Seite: 264v] mit vilfeltigerer, swerer Straf, dann vor anziechen; und sich mocht ainer so greulich erzaigen, wir würden ine an dem Leib, oder wie wir sunst ze Rat werden, strafen.
Doch sol ainem yden fromen, züchtigen Eeman, der nach Eren und Gut strebt und webt, unbenomen sein, volkomene Verwaltung und freie Niessung seins Ehegemachels Hab dergstalt, das solchs unsern Ordnungen und Statrechten nit zewider raiche, [haben].
Die Eefraw sol, kan noch mag auch one sonder Wissen und Vergünstigen irs Haußwirts nichts hingeben noch zusagen. Wo aber solchs darüber geschee, so sol es doch weder Craft, Fürgang noch Macht haben, es were dann die Ursach so [Seite: 133] redlich, das wir solchs mit unserer rechtlichen Erkanntnus zuliessen, oder das sy solchs incraft ains Testaments von iren Gueteren tete durch irer Sel Hail oder ander redlichen Ursachen willen, wie dann hernach von den Begabungen und Testamenten klerlichen anzaigt wirdet.
Wann sich zwu Personen one ainich benennt Eesteur, Widerlegung und Geding, als Leib an [Seite: 265r] Leib und Gut an Gut, wie hievor in disem Tail under dem ersten Titel under der Rubric "Wu kain Eesteur gerett noch geben wirdet etc." under derselben und sonderlich dem letzten Artikel vergriffen ist, eelich zesamen verpflichten, so sollen sy all ir Hab und Gut, die sy zesamen pringen, miteinander ererben, ersparen und gewinnen oder sunsten getlich erlangen, zu Erziehung irer Kind, soverr sy die heten, auch irer und der Ihren Haußhaltung miteinander niessen und gebrauchen, und kain Egnos vor dem andern kain besonder Aigenschaft noch Vortail, dann allain ydes Klaider, Kleinot, Harnasch, Wer, Geschmück und Gebend zu ir ydes Leib gehörig, daran haben.
Sollen auch all ir beder oder ains gemachter Schulden, die in bestendiger Ee gemacht wirdet, miteinander [Seite: 265v] bezalen und an solchen Gueteren kainen Vortail haben dann allain, wie hievor im aylften Titel des ersten [Tails] under der Rubric "Ordnung wölche Hab und Güter in rechtlicher Nachvolg etc." berürt wirdet; und hierin kan die Fraw kain Eesteur noch "donacion propter nupcias" fürtragen, dann da ist kaine geben noch gesetzt.
Was aber alßdann über Bezalung irer beder oder ains Schulden übrigs und bevor pleibt, so ist dieselb Hab ydes Egnossen, halbe oder mer, wie dann hernach im dritten Titel des dritten Tails "Von Erbschaften der Heurat one Verding" anzaigt wirdet; mag auch in Zeit seins Leben, am Todbett oder sunst darmit als seinem aigen Gut handelen, tun und lassen seins Nutz und Gefallens, unverhindert des in Leben bleibenden Egnos, seiner Erben und menigklichs, es were dann hierinnen geverd ain Winkel- oder Cupelee beschlossen, das ain Arms ain Reichs hete verfürt und mit Listigkait hinder-[Seite: 266r]komen; [dann] sol es gehalten werden, wie hernach im dritten Titel dies Tails "Von der Erbschaft der Eeleut, die one Geding zesamen geheurat haben", underm 4 Artikel lauterer anzaigt wirdet.
Wann sich auch begebe, das der Man vor der Frawen Tods abging und ir beder Hab und Gut zu Bezalung irer Schulden nit raichen, und doch der Frawen und Witben hernach ainicher Erbfal zustünde, darvon ist sy des Tods verfallen Mans Schulden nit pflichtig zu bezalen, wie dann der letzt Artikel hievor in disem Titel under dem Titel, "Wie die Eeleut, die mit Geding der Esteur und Widerlegung zesamen heurat haben etc." auch klerlicher außweist.
Zum oftermal erzaigt sich, das den Kinden ainich Fal von iren Anherrn, Anfrawen oder andern Gefrundten erblich zu- und anfallen, beyweilen aus natürlicher [Seite: 134] Erbschaft, beyweilen aus Testamenten oder andern Begabungen. Dweil dann den Kindern, so noch in Gwalt und Verwaltung irs Vaters steen, nit getreuere Vormünder oder Trewhender aus gewondlicher Pluts- und natürlicher Verwantnus mügen ersetzt werden, dann derselb ir Vater oder die Muter (dweil sy, die Muter noch in unverrücktem Witbenstul sitzt), so wollen und ordnen wir aus guten Ursachen, das der Vater, dergleichen auch die Muter der Kind, den was erblich durch natürlich Erbfall, Testament oder begabungsweiß zugefallen were, dieselben zugefallen Hab, alßlang und vil und nachbemelt Artikel verrer in inen becleren, sollen und [Seite: 267r] mügen innenhaben, den Besitz daran haben und den Nutz davon entpfachen, doch mit der Underschid, das sy dieselben Hab und Güter, sy seien varend oder ligend, lauter und aigentlich in ain unsern geschworen Statschreiber oder seinen Substituten lassen vergreifen in Beysein der Kinder, zwaier Negstgefrundten, darvon solcher Val herkumbt, und dann zwair unser von dem Rat als Gezeugen und Wissenträger der Handlung und ierlich darvon Bete, Steur und andere Auflag one der Kind Costen und Schaden entrichten, die Schulden darvon nach unsrer Erkanntnus bezalen und am Aigentumb kainen Abpruch noch Schmelerung tun.
Und solcher Gebrauch, Beysitz und Niessung sol bey dem Vater des Kinds, dem solcher Val zugestanden were, unverhindert menigklichs bleiben und nit aufgehört werden, [Seite: 267v] solang und vil, bis die Kind ausgesteurt werden, uß des Vaters Handen und Gwalt kemen und in aigner Haußhaltung sind, irs aignen Guts geleben müssen, es were dann, das der Vater der- oder desselben Kinds Gut mißbrauchen, mindern, oder sunst ains ungeschickten Wesens halten würde, daraus dem oder den Kindern irs Guts Nachteil und Abpruch entsten möchte.
Wo aber der Vater vergangen und mit Tod abgefallen und das Kind in der Muter Pfleg were, so sol die Muter als lang und vil, dweil sy unverendert in witbelichem Stul sitzt und sich erlich helt, den Gebrauch, Nutzung und Beysitz bey solchem des oder der Kinder Zufal haben, doch in obgemelter Maß, wie der erst Artikel under diser Rubric in sich beschliessen tut. Wo sich aber die Muter verendert und in die nachgeende Ee tut, so sol [Seite: 268r] sy dem- oder denselben Kinden umb Vormund piten, dieselb vor angefallen sambt der väterlichen Hab, wie hernach "Von den Erbschaften der Eeleut" lauter under sondern Artikelen bemeld wirdet, zustellen und ir Nutzung auch aufhören.
Fielen aber den Kindern Güeter an, die durch den teglichen Gebrauch geergert mochten werden, als varende Hab, die mügen die Eltern auch wol gebrauchen und niessen, sollen aber dieselben, wann ir Nutzung und Gebrauch aufhört, sovil an derselben Hab ersetzen, als die gebraucht Hab geergert oder geringert worden ist, ungeverlich.
[Seite: 135] Wann sich zwu Personen mit Wissen irer Eltern, Gefrundten, oder in der Pfleg sy gestanden sein, eelich zesamen verpflichten, die "dotem" und "donacionem propter nupcias", das ist Eestewer und Widerlegung, aneinander verschreiben nach Laut vorbemelter unserer Satzung, und also ain sonder Fürgeding, wie es mit Fellen, Gegen- und Widerfellen nach ir ains oder ir beder Tod gehalten werden sol, verschreiben und getroffen haben, dem sol, sy haben eeleublich Erben und Kind miteinander oder nit, nachgegangen werden und ent-[Seite: 271v]lich bey demselben pleiben. Wo aber derhalben kain lautere, gnugsame und außgedrückte Maynung begriffen were, so sol es, sy haben bey- und miteinander eeleubliche Erben und Kinder zur Zeit des ainen Abgangs verlassen, gehalten werden, wie hernachvolgt:
Erstlich, wo der Egnossen ainß, wölchs das were, vor dem andern Tods verfellt one eelich, lebendig Leibßerben in absteigender Linien miteinander geboren, die mit Eestewer, Widerlegung und dergleichen erlichem Geding zesamen geheurat haben, auch was in der Zeit der bestendigen Ee miteinander ererbt, ererbert, gewonnen oder erspart, und heten kain Gescheft, Beschid noch letzten Willen hinder ime verlassen, so sol nach Bezalung ir beder Schulden, soverr die vor Augen weren, auch was auf den Leibfal und ander dergleichen Dingen gangen ist, dieselb Eestewr, "dos" genennt, oder [Seite: 272r] die Widerlegung "donacio propter nupcias" dem in Leben bleibenden Egnos sambt allem dem, das es das lebenbleibend in bestendiger Ee ererbt, durch Testament oder ander Weiß erlebt hete, auch seiner Klaider, Klainot, Ros, Harnasch, Wör, Geschmück und Gepend, zu seinem Leib gehörig, und seinen Erben in Ewigzeit für und für, unverhindert und ungeirrt des Abgestorben Erben und menigklichs, innenbleiben und mit derselben als seinem aigen Gut seins Nutz und Gefallens handelen.
Aber dasjen, das das abgestorben von seinen Frundten oder Eltern ererbt, durch Testament oder ander Weis an sich gebracht hete, daran und von dem allen sol das Aigentumb seinen negsten verlassen Erben bis in den virdten Grad einschließlich, auch von demjenen, was sy, die Eeleut, in bestendiger Ee miteinander erspart, erkargt oder gewonnen heten, der dritt Tail haimfallen, doch mit der Underschid, das das in Leben blei-[Seite: 272v]bend Egnos sein Leben lang den Gebrauch, Nutzung und Genies darvon hab. Dasselb lebenbleibend Egnos sol auch dieselben Hab und Güter, so hinder sich fallen, mit derselben Hab erben, wissen und darzu Verkundung in unserer zwaier aus dem Rate Beysein durch unsern geschwornen Statschreiber oder seinen Substituten lassen inventiren, dieselben angefallen der Erben Hab und Güter nit verfendelen, anwerden noch ergern, sondern in gutem, rechtem, redlichen und wesenlichem Baw haben und halten, die mit Dachung, Swellung, Ofen, Gleser, Stubenfenstern, Slossen und dasjen, so zu teglichem Gebrauch gehört, fürsehen und nach zimblich Notturft bewaren. Wann aber Farnus darunder were, darmit sol es auch nach Laut des virten Artikels under dem andern Titl diß dritten Tails bey der Rubric "Von Niessung der Güter, die den Kinden ausserthalben zufallen" gehalten werden.
[Seite: 273r] Wolt sich aber das in lebenbleibend Egnos mit seines Tods verfallen Egnossen Erben verainigen und vertragen, das sol zu ir beder Willen steen, doch das solchs aigenlich beschriben, darumben quittirt und kain Anforderung mer von des abgangen Erben darumben fürgewendt, noch ainicher nachgeender Zank daraus erwachsen werde. Wann dann über solchen Vertrag ainiche Vordrung geschee, so sol dieselb gantz craftlos sein und kain Würkung mer haben, es were dann, das [Seite: 136] solchs in dem Vertrag mit nemlichen außgedrückten Worten vorbehalten worden were.
Wern aber des abgegangen Erben an der Darlegung des Beschreiben und Inventirens deß Abgegangen verlassen Güter nit genügig und vermainten, des Abgegangen sol mer Güter, dann anzaigt worden, sein, [Seite: 273v] in der bestendigen Ee ausserhalben der Eesteur oder der Widerlegung etc. ererbt, durch Testament oder ander Weis an sich gebracht und erlebt haben, das sol inen zu beweisen zugelassen oder aufgelegt. Wo sy aber nichts beweisen wolten noch mochten, so sol dem, in deß Verwaltung die Hab ist, auf Ansuechen und Begeren des abgestorben Erben ain Aid vor oder nach dem Inventiren "mutatis mutandis" aufgelegt und der Inhaber der Güter, und dem der Aid also aufgelegt ist, wo ime deß sein Widerpartey nit erlassen wil, auf frischem Fueß ze schweren angehalten werden.
"Ich schwer mit Warhait meiner Sel zu Got und den Hailigen, das ich alle und yde Hab und Güter, klain [Seite: 274r] und gros, nichts ausgenommen, es sey ligends oder varends, das mein Egemahel seliger verlassen und ausserhalb seins gegeben und mir vermachten Heuratguts zupracht hat, er hab das von seinen Eltern oder Frundten ererbt, durch Testament, Begabung oder ander Weiß erlangt und an sich gebracht sambt dem, das wir miteinander gewonnen, erspart und erobert haben, getreulich wil anzaigen und inventiren lassen und darinnen gar nichts hinderhalten noch verschweigen. Und ob ich hinfüro noch etwas bedechte oder erfunde, das in das vermelt Inventarium gehörte, das wil ich auch alles getreulich und ungeverlich, wie ich dann Got dem Almechtigen am Jüngsten Gericht darumben Antwort geben muß, anzaigen, also helf mir Got und all Hailigen."
Wann sich dann das im Leben bleibend Egnos in die [Seite: 274v] ander oder nachgeend Ee wolt und würde begeben, so mag es seinem Gemahel der andern Ee oder der dritten und nachgeenden nach den Kinden, die es in derselben Ee gewinnen würde, am Aigentumbs seines vorderen abgegangen Gemahels verlaßner Hab ausserhalb deß, so ime nach Laut diser Rubric under dem andern Artikel gebürt, nichts machen noch geben dann den Besitz, Nutz und Gnies darvon sein Leben lang. Und wann alßdann doßselb Egnos, so den Besitz hinzugebracht hat, auch abgangen, so ist dise sein zuprachte Hab, von dem vordern Egnos herrürende, desselben vor abegegangen Egnossen Erben ledig worden und haimgefallen, es mügen auch die, so die ingehebt und gebraucht, kain Recht noch Vordrung mer darnach haben.
[Seite: 275r] Und der Inhaber und Nutzungentpfacher der Güter des Besitzes, "usufructuarius" zu Latein genennt, sol dieselben Güter in gutem, rechtem, redlichen, wesenlichen Baw und dermassen halten, wie der dritt Artikel under diser Rubric außweist. Wo aber der Nutzentpfacher und Beysitzhalter solche Güter nit dermassen wie vorlaut hielte, sonder durch sein Schuld, Unfleis und Versaumbnus zu Schaden kemen oder nemen, denselben Schaden sol er zu bekeren und ze widerlegen schuldig sein in der Summa, wie die Güter derselben Zeit, als er die angenomen hat, und die an ine gefallen sein, werd gewesen sein, und sol darüber, ob die Güter derselben Zeit der Entpfencknus des Schadens höher Werts geacht weren, nit gedrungen werden zu höherer Erstattung et e converso etc.
[Seite: 275v] Wo aber das abgegangen Egnos weder in ab-, ufsteigender noch beseiter [Seite: 137] Linien zur Zeit seins tödlichen Fals bis in den vierdten Grad einschließlich kainen Gefrundten noch Erben hete, so [soll] solche, desselben abgestorben Egnossen alle und yde verlassene Hab und Gut dem in Leben bleibenden Egnos one menigklichs Verhindern und Einsprechen innenbleiben, volgen und werden; darumben [soll er] kainen Inventarium ze machen noch andres ze tun nit schuldig noch pflichtig sein, sondern dasselb als sein erblich Aigengut nutzen und gebrauchen.
Heten aber die Eeleut eeliche leipliche Kinder oder derselben Erben in absteigender Linie, und ginge das Weib vor dem Man an ainich Gescheft und Beschid Tods abe, so mag der Man in aller des Weibs verlaßner Hab und Gut, es sey Eesteur, Widerlegung, auch was sy, bede Eeleut mitler Zeit in bestendiger Ee miteinander ererbt, erobert, erspart und gewonnen heten, stillsitzen ungeteilt und den Genies darvon mit Erziehung und Hinbringung der Kinder haben, er verender und verrük seinen Witbestul oder nit, doch also, das den Kinden oder iren Erben das Ai-[Seite: 276v]gentumb der Eesteur und ander müterlichen zugebrachten, auch irer gewonen Hab vorbehalten [und] in ainen Inventarium in Beysein der Kind, zwair negsten Frund, auch unser zwaier des Rats durch unsern Statschreiber oder seinen Substituten vergriffen were; und wann der Kind, ains oder mer, mündig werden und ir Jar erraichen, von derselben irer Hab nach Erkenntnus seiner und der Kind zwaier negsten Frund in eelichen Stand oder gaistlich Wesen aussteure und verhelfe, wie dann hievor in diesem tritten Tail under dem ersten Titel und under der Rubriken, "Wie man die Kinder aussteuren und die mit Esteur fürsehen sol", klerlichen anzaigt wirdet.
Und wann der Man zu der andern Ee greifen wolte, ist sich zu fürsehen und vermutlich, er werde in derselben andern oder nachgenden Ee mer Kinder [Seite: 277r] erlangen und geberen; darmit aber den Kinden in der ersten und vorigen Ee irs müterlichen Guts kain Abbruch und zu den Kindern in der andern Ee kome, so ordnen und wollen wir, das derselb Man, vorhin und ehe er in die andern Ee greift, denselben seinen Kinden der ersten Ee ir müterliche Hab und Gut oder sovil Werts durch offen Prief, Instrument oder unsrer Stat Vormundbuch angewisen Stücken oder mit Bürgen vergwiß und verweise, doch ime die Nutzung und den Beisitz sein Leben lang darvon ze haben unvergriffenlich. Wo sich aber der Man, solch Verweisung und Vergwisung uf Anrufen der Kinder Gefrundten, (die dann solchs alwegen, wann es also zu solchen Fellen kumbt, tun und bey uns sich derhalben anzaigen sollen) nit tun wolte und würde sich des widern, der sol denselben seinen Kinden irs müterlichen Guts abtreten und seiner Nutzung und Beisitz [Seite: 277v] darvon zu Peen verfallen und nichts weniger verpflicht sein, dieselben seine Kinder von seiner aigen Hab, bis sy mündigs Alter erraichen, zu erneren mit Klaidung und anderer zimblichen Wart und Notturft fürsehen.
Wir wollen auch, wann der Man sein Hausfrawen überlebt und Kinder in bestendiger Ee mit ir geboren und sy, die Fraw, die nach Tod hinder ir verlassen hat, das [Seite: 138] der Vater nit allain Nutzung und Niessung oder den Beysitz und usufructum der oberürten seiner Kinder Güter hab, sonder, soverr er ain erlich, redlich und achtbar Man ist und die Kinder unmündbar sind, das er solch der Kinder Erbfal, von der Muter herrürend, bey Handen in seinem Gwalt und Verwaltung hab, unangesehen, das die Güter [Seite: 278r] aufgeschriben worden sind, wie negstebemelter Artikel anzaigt. Er sol auch nit schuldig sein, denselben seinen Kinden kain Rechnung ze geben, dweil die Güter von ime und der Muter herrürend; ist auch nit not, das denselben Kinden ainicher Vormund gesetzt werde. Aber umb andere Güter, die den Kinden ausserthalb zufielen, were er, wo er die in Verwaltung hat, Rechnung ze geben schuldig, wann die an ine erfordert würde. Und wu er zu Armut raichen würde, mag er dieselben seiner Kinder Güter mit unserm Verwilligen und unserer Erkanntnus zu Erhaltung seins Leibs und purß Hungers Not angreifen. Aber ausserhalb unserer Erkanntnus sol er das ze tun nit Macht haben.
Zu dem allen wollen wir alle, dweil die Kinder noch [Seite: 278v] unmündbar, oder sunst zu Got oder der Welt nit fürsehen noch ausgesteurt sind, das der Vater nit allain aus väterlicher Lieb und Treu, sonder auch nach Ordnung der cristenlichen Kirchen seine Kinder bey ime behalten, erziehen, ernern, zu Gotsforcht, Zucht, Tugent, Er und Kunst fürdern und dieselben seine Kind, solchs zu erlangen, ernstlich ab- und anhalten sol, soverr und weit sein Vermügen erstreckt, ob gleichwol die Kinder aigne Güter haben oder nit. Und ob sich der Vater Verwaltung und Niessung der Güter wolt entschlahen (deß er dann ze tun Macht und andern als getreuen Vormunden zu bevelchen Macht haben sol), so sol und mag er sich doch aus Craft diser unser Satzung Erziehung seiner Kind, bis sy zu Got und der Welt ausgesteurt sind, nit wegern noch sperren, sonder er sol sich beweisen, wie ainem getrewen Vater wol anstet.
[Seite: 279r]Hete aber die abgestorben Fraw hievor auch ain Ee gehalten und in derselben Ee ains oder mer Kind verlassen, so sollen dieselben ersten und dann die nachgeenden Kind in der andern oder dritten Ee das müterlich Gut gleich erben als "menig Mund, als menig Pfund", und denselben Kinden in der vorigen Ee ist ir väterlich Gut vorbehalten worden, konden mit den nachgeenden iren Geschwistergeiten am väterlichen Hab nichts erben, es were dann Ainkintschaft gemacht, darvon hienach bey End dieß Titels in der letzten Rubric Meldung geschieht.
Dweil dann den Kinden, so aus den Eltern entspringen, ir gebürlich Tail von der müterlichen Hab vergwist, ist not, Fürsehung ze tun in dem Erbtail und den Gütern, so dem Man zestet. Darumben ordnen und wollen wir, das derselb des Manns angebürender Erb-[Seite: 279v]fal sambt andern Gut, so er hernach durch andere seine Frundt und Gönner möcht erleben und erblich oder begabungsweiß an ine komen oder sunst überkeme, erspart oder gewönne, sein frey Aigengut heissen und sein sol, darmit ze handelen, ze schaffen, ze tun und ze lassen nach seiner Notturft und seinen Gefallen, doch mit der Underscheidung, das er dasselb sein Gut, er tu sich in die ander Ee oder nit, mit Vergebung in Testamenten oder andern Begabungen verrer nit vergebe oder vermache, er laß dann denselben seinen Kinden, (soverr sy sich nit ungebürlich, dadurch er sy enterben mocht, wie hernach beym End von den Begabungen und Testamenten anzaigt ist, halten), ire Legitima frey bevor, wie dann hernach im virdten Tail des ersten Titels under der Rubric [Seite: 139] "Vorbehaltung der rechten natürlichen Erben, ire Legitima, und was dieselb sey", verrer und klerlicher anzaigt wirdet.
Stürb aber der Man vor der Frawen, so sollen den Kinden, so hinderlassen sind, uf Ansuechen des Abgestorben Fruntschaft Vormünder geben werden und, soverr und dweil die Fraw also in unverrücktem Witbestul sitzt, sol sy alle ir zubrachte, auch des Manns alle verlaßne Hab und Gut als ain Mitvormünderin mit Wissen obgemelter Vormund inhaben, gebrauchen, sy und ire Kind darmit und darvon zu Gotßforcht, Kunst, Zucht, Tugenden und Er erziehen, auch darvon, wann sich das erfordere, wie hievor "Vom Aussteuern [Seite: 280v] der Kinder" auch Anregung geschehen ist, mit der Vormund Wissen und Verwilligen in gaistlichen oder weltlichen Orden und Stand bestetten und one der Vormund Wissen und Verwilligen kain ligend noch varende Hab, die in gutem, redlichen Wert were (was aber solche varende Hab ist, wirdet hievor im dritten Titel des andern Tails under der Rubric "Vom Verkaufen der, so noch nit 25 Jar erraicht haben", am vierten Artikel bemeldet) nit verkaufen, verrücken, verendern noch anwerden. Wern aber di Güter auf Absterben des Vaters nit so gros und namhaft, das die Kinder daraus erzogen mochten werden, sol dennoch die Muter dieselben ire Kinder, bis sy zu iren Tagen komen, nit von ir treiben, wie dann dem Vater hievor inder negstvorgenden Rubric am virten Artikel auch aufgelegt ist. Wo aber die Notturft erhiesche ain Angrif der väterlichen Gueter, das sol dieselb Fraw an uns lassen [Seite: 281r] langen. Alßdann wollen wir ir mit Wissen der Vormünder, wie und was für ain Angrif der Güter gescheen soll, Beschid geben. Was aber ausser unsres Wissen angegriffen und verkauft wirdet, das sol kain Kraft noch Bestand haben.
Wo sy sich aber verendern und in die ander Ee greifen, oder aber sonsten bey den Kindern nit lenger bleiben wolt, so sol sy ir Eestewr, auch Klaider und Klainot, zu iren Leib gehörig, zuvoraus nemen und hinach alle Hab und Gut, klains und groß, nichts ausgenomen, es seyen ir oder irs Haußwirts angefallen Erbfall, gewonnes oder ersparts Gut, die ir Haußwirt, der Kinder Vater, verlassen hat, mit denselben Kinden in Beisein, auch mit Wissen und Verwilligen der Vormünder gleich abtailen, ydem als vil werden als dem andern, nemlich "als menig Mund, als [Seite: 281v] menig Pfund". Wern aber die Kinder, ains oder mer, noch unmündig und unausgesteurt, dieselben Kind sol sy solang und vil, bis sy auch mündig und irs Guts mechtig wern, nit mer Vormünder bedorfen noch haben wollen, wie negst vorberürter Artikel bey End in sich helt, erziehen, darzu den Beysitz bey deß oder derselben Kind angefallen Erbtail, solang und dweil sy die erzeucht und bey ir hat, haben und dieselben irs Nutzs, doch unverendert und ungeergert des Aigentumbs gebrauchen; sol auch dieselben Erbfal und Gueter, wie hievor vom Vater auch bemelt ist, lassen inventiren in gegen der Kinder Vormund und zwaier unser des Rats darzu, die mit Bürgen oder angewisen Stücken verweisen, darmit denselben Kinden an dem Aigentumb nichts werde entzogen und sol in aller Massen gehalten werden, wann sy die Verweisung nit tun wolte, wie hievor under der negstvor-[Seite: 282r]geenden Rubric des andern Artikels verleibt wirdet.
[Seite: 140] Wan aber dieselben ire Kind in der vordern Ee mündig werden und zu eelichem Wesen greifen, sol sy, die Muter, denselben Kindern ir zugetailt und angefallen Erb und Hab überantworten, zustellen und der gentzlichen abtreten, auch die, dweil sy die in Nutzung, Genies und Gebrauch hat, mit gutem, wesenlichem Paw und dermassen halten, wie der acht Artikel diß dritten Titels under der ersten Rubric innenhelt.
Hete aber der abgestorben Man hievor auch ain Ee gehalten und in derselben Ee ains oder mer Kinder verlassen, so sollen dieselben ersten, und dann die ytzigen) nachgeenden Kind in der andern oder dritten Ee das väterliche Gut gleich miteinander erben "als menig Mund, als menig Pfund", und denselben Kinden in der vorigen [Seite: 282v] Ee ist ir müterlich Gut vorbehalten worden, darumben konnden sy mit den nachgeenden iren Geschwistergeiten an müterlicher Hab nichts erben, es were dann durch Ainkintschaft gemacht, darvon hienach bey End diß Titels in der letzten Rubric Meldung geschicht.
Dweil dann den Kinden, so aus den Eltern entspringen, ir gebürlicher Tail von der väterlichen Hab vergwist, ist not, Fürsehung ze tun in dem Erbtail und in den Güteren, so der Frawen zustet; darumben ordnen und wollen wir, das derselben, der Frawen angebürender Erbfal sambt andern Gut, so sy hernach durch andere ire Frund und Gönner möcht erleben und erblich oder begabungsweiß an sy kommen oder sunsten erspart oder gewönne, ir frey lauter Aigengut heissen und sein sol, darmit ze handelen, ze tun, ze schaffen und ze lassen nach irer [Seite: 283r] Notturft, Nutzs und Gefallen, doch mit der Underschid, das sy dasselb ir Gut, sy tu sich in die andern Ee oder nit, mit Vergebung in Testamenten, letzten Begabung[ung]en oder ander Weiß anderßt nit halte, begab noch vergebe, sy laß dann denselben iren Kindern (soverr sy sich nit ungebürlich, dardurch sy dieselben enterben möcht, wie hernach im virten Tail des ersten Artikels bey End anzaigt wirdet, gehalten heten) ire Legitima frey bevor, wie dann hernach im bemelten virdten Tail und ersten Titel under der Rubric "Vorbehaltung der rechten natürlichen Erben, ire Legitima, und was dieselb sey" verrer und klerlicher anzaigt wirdet, es were dann Sach, das sy sich, vor und ehe sy zur andern oder nachgeenden Ee griffen hete, mit irer Kind Vormünder veraint oder derhalben vertragen hete. Wo aber die Kind über achtzehen Jar weren, so möchten sy solchen Vertrag durch sich selbst beschliessen [Seite: 283v] und kreftig machen.
Wann sich aber die Muter mit denselben Kinden in der vordern Ee irer Legitima halben nit vertruege oder vertragen mocht, und doch mit den Kinden nach Laut diser Rubriken ersten Titels, wann ir was erblich in der Zeit der ersten bestendigen Ee von iren Frundten oder Begünstigern zugefallen were, mit des Vaters Gut abgetailt hete, so sol zum letzten, wann es zu Fellen kumbt, den letzten Kinden in der nachgeenden Ee der müterlichen Erbschaft halben von der ersten Abtailung wegen, das sy mit den Kindern in der ersten oder vordern Ee ir angefalne Erbschaft abgetailt hat, ain Erstattung gescheen, als vil als der ersten Kinder ainem von desselben müterlichen Guts geworden ist.
[Seite: 284r] Wern aber der Kind, ains oder mer, oder ire Vormünder an der vermainten Abtailung nit genügig, sonder vermainten, noch was vor der Hant ze sein, das in gleiche Tailung gehörte, das sol gehört und ine derhalben ainiche Beweisung, wo sy die fueren wollten oder mochten, zugelassen werden. Wollten oder möchten sy aber nichts Beweisung und begerten, an die Muter oder diejenen, in der [Seite: 141] Verwaltung die Hab were, den Aid rechter Tailung ze tun, so sol solcher Aid der Muter der oder denselben Personen, die die Güter in Verwaltung innengehabt oder noch heten, aufgelegt werden ze schweren, und mügen sich solchen Aid uf Anhalten und Begeren des Widertails underzelassen durch kainer Sachen willen beschirmen noch denselben wegern, und laut derselb Aid, wie hernachvolgt, er geschee vor oder nach der Tai-[Seite: 284v]lung mutatis mutandis.
"Ich swer zu Got und den Hailigen mit Warheit meiner Sele, das ich alle und yde ligende und varende Hab und Gut, es sey Hewser, Ecker, Wisen, Weingarten, Hofraite, Schuld, Parschaft, Silbergschirr, Haußrat, Klaider, Klainot, Pettgwand, gar nichts ausgenommen, das in gemaine Tailung gehört, getrülichen fürgebracht und anzaigt, darinnen mit Wissen noch Willen, weder klains noch groß, gar nichts ausgenomen, hinderhalten noch verschwigen hab, auch ander Personen, solchs ze tun, ze hinderhalten, zu verschweigen, zu verstossen, noch abzetragen nit gehaissen, angericht noch gestatt [hab]. Und ob ich etwas noch mer erfunde oder bedechte, das auch ze tailen sich gebürte, wil ich hinfüro auch melden und schaffen, das solchs getailt werde und darinnen gar und gantz kain Geverd noch Betrieglichait [Seite: 285r] gebrauchen; hab das auch nit gebraucht, als war mir Got der Almechtig, dem ich derhalben am Jüngsten Gericht Antwort geben muß, helfe und all Hailigen."
Wo sich zway eelich zesamen verheuraten one ainich sonder Fürgeding der Eesteur oder Widerlegung, sonder Leib an Leib und Gut an Gut, und kain Vermechdnus noch sonders Geding in bestendiger Ee aufgericht noch gemacht heten, und der ains one eelich leiplich Erben in absteigender Linie [Seite: 285v] Tods verging und leiplich eelich Vater oder Muter oder dergleichen Anherrn oder Anfrawen, oder aber eeliche und leipliche Geschwistergeit, von Vater und Muter verstametlich, oder in ainem in Sonderhait, oder dergleichen Geschwisterd Kind hinder ime verliesse, so solt dem- oder denselben, und nemblich dem negsten aus inen, erblich werden und gefallen der Halbtail des Aigentumbs aller verlassener Hab, sovil und der über Bezalung der Schulden, Leibfal, und was ungeverlich daruf gangen ist, übrigs bleibt, doch mit Underschid derselben aufsteigenden oder Seitenerben, wie die Titel, Rubriken und Artikel im vierdten Tail ditz Puchs darvon melden.
Und sol das lebenbleibend Egnos bey solchem halben Tail, so auf des Abgestorben Fruntschaft gefallen ist, sein Leben lang den Beysitz, Nutzung und Niessung unverhindert daran haben, doch mit der Underschid, [Seite: 286r] das es mit gehalten werde, wie die erst Rubric in disem Titel, der dritt, virt, fünft, sechst, sibend und acht Artikel in sich beschliessen.
Het aber das abgegangen [Egnos] uf Zeit seins Abgangs solcher vorbestimbter Erben nit, sonder ander Erben, ime verrer verwant, und hete auch kainen Beschid, Vermechdnus noch letzten Willen hinder sein verlassen, so sollen dem in Leben bleibenden Egnos die zwen Drittel aller verlaßner Hab frey werden, und der [Seite: 142] übrig dritt Tail des abgestorbnen negsten Erben, so es hinder ime verlesst bis in den virdten Grad einschließlich, doch das das in Leben bleibend sein Leben lang den Beysitz, Nutzung und Gebrauch darvon hab, auch halte, wie negstbemelter Artikel verrer weist.
[Seite: 286v] Doch solle diß obemelt zween Artikel diß Gesetzs die Eeleut, wo ains das ander durch ain Winkel- oder Kupelee erworben und sich under seinem gebürlichen Alter als der Sone under 30, die Tochter under 25 Jaren one Wissen und Willen seiner leiplichen und eelichen Vater und Muters, Anherrn, Anfrawen oder ander seiner Fruntschaft und Vormünder, in der Versorg und Pfleg es gestanden were, verheurat hete, nit helfen noch fürtragen, sondern wir wollen dieselben Winkel-, Kupel- oder Kirchbeiischen Ee und Person darmit gar nit gemaint und also gesetzt haben: Wölchs also von seinen Eltern oder andern was ererbt und an sich gebracht hete und Tods abginge, so sol dem, so danach in Leben were, von demselben seinem todßverfalnen Egnos ), soverr dasselb Egnos Erben hete, bis in den virdten [Seite: 287r] Grad einschließlich nichts erblich werden, sonder denselben seinen Erben bis in den virdten Grad, den negsten aus inen, wider hinder sich- und haimfallen. Hete es, das todsverfallen Egnos aber so nahend Erben bis in den virdten Grad nit, so sol dieselb des todsverfallen Egnos Hab zum Halbtail den negsten Erben bis in den achten Grad einschließlich, und der ander Halbtail dem lebenbleibenden Egnos volgen und werden, es were dann Sach, das solche todßverfalne Person seinem bleibenden Egnos durch besonder Geschick seins Testament und letzten Willens mit der Solemnitet und Zir, als nach disen unsern Statrechten darzu gehört, was verordent und beschiden hete.
Und das, so also durch ain Winkel-, Cupel- oder Kirchweyee erworben were, sol und mag seinem [Seite: 287v] Egnossen in seinem Leben durch kain Vermechdnus oder Gab zwischen den Lebentigen kain Aigentumb noch Beisitz (nach sein, des Erwerbers Absterben) seiner Hab und Güter nit geben, sonder, wo solche Gab fürgenommen und außgericht, auch confirmirt oder insinuirt wurde, so sol dieselb in alweg tot, craftlos und von Unwirden sein.
Were aber die Ee mit Wissen und Nachgeben irer Eltern gescheen, so hieß und wer es kain Winkelee, wi dann nachvolgender Artikel verlaut, und das todsverfallen Egnos kainen Erben weder in ab-, aufsteigender noch beseiter Linien zur Zeit seins todlichen Fals bis in den virdten Grad einschließlich hete, so sol es gehalten werden, wie der letzt Artikel der ersten Rubriken in disem dritten Titel außweist.
Zur lauterer Ausführung und Verstands der Wörter "Winkel-, Cupel- oder Kirchbeyee" ist zu wissen: Wann sich ain Person zu der andern tut, die mit Schmaichelworten ausserhalb Wissen, Begünstigen und Verwilligen der Eltern dahin pringt, das sy ain Ee mit ime beschliesst, und solchs den Eltern wider und nit lieb ist, demnach alle diejenen, die ander Personen durch ir selbs oder ander Cupler Schmaichelworten also bereden und den Eltern ire Kinder oder Gefrundte entpfueren und ausserhalb derselben Wissen, Willen und Vergünstigen beelichen, die sollen ain Winkelee, und nit ain redliche, aufrichtige Ee, darvor obemelter Artikel verlaut, miteinander besitzen, kainer Erbschaft vehig, die Eltern denselben Personen weder Eesteur noch "donacion propter nupcias", noch anderst nichts [Seite: 288v] ze [Seite: 143] geben, noch ze helfen schuldig sein, wie dann hievor under dem ersten Titel diß dritten Tails under der Rubric "Wie man die Kinder austeuren und dieselben mit Eesteur fürsehen sol" under dem dritten Artikel clerlicher verleibt ist.
Wo aber des Kinds, das zu der Winkelee verfürt soll werden, sein Eltern oder, wo es dieselben nit hete, negst Gefrundte oder Vormund zu desselben Kirchen und Hochzeit mitgingen, die Hochzeit hülfen vollenden, oder in ainem Jar, dem negsten, die nach dem Hochzeit- und Kirchgang in die Ee verwilligten, das gnugsamlich zu beweisen were, das sol für kain Winkelee verstanden, sonder als ain aufrichtige, mit der Eltern Willen beschloßne Ee gehalten werden; und als vorstet, Eltern, oder, wo es die nit hete, Negstgefrundte oder Vormund zu desselben Hochzeit und Kirchen mitgingen, [Seite: 289r] sol also verstanden werden: Wann di Eltern, wo di vor Augen weren, zur Zeit des Beschluß der Ee und noch lebten und in solche Ee willigten, wann aber die zwu Eepersonen ainen Pact machten, sy wollten nit zu Kirchen geen, bis die Eltern absterben, nachvolgends wollten sy es durch ander Gefrundt Verwilligung erlangen, das sol ain rechte, lautere Winklee bis in ir ains Tod geacht und gehalten werden wie oblaut.
Verliesse das abgegangen Egnos, das zu seinem andern Mitgenossen one ainich Geding geheurat hat, [Seite: 289v] eelich leiblich geborne Kinder, oder desselben Erben in absteigender Linien, ist es die Fraw, so sol der Man in aller verlaßner und vor Augen wesender Hab und Gut stillsitzen, die gerublich verwalten, innenhaben, die Kind ernern, erziehen, in gaistlichen oder weltlichen Stand bestetten, wie hievor in disem Tail under dem ersten Titel und under der Rubric "Wie man die Kinder aussteuren und die mit Eesteur versehen sol" klerlich anzaigt wirdet. Und sol den Kinden, ir sein vil oder wenig, den dritten Tail aller Güter, die sy also miteinander gewonnen haben, so uf Absterben seins Egemahels vorhanden gewest, für ir natürlich Gut vorweisen und in allem halten, wie die vorgend Rubric "Wie es mit der Eeleut und Kind Erbschaft, die mit Geding zesamen geheurat und Kinder miteinander verlassen haben", gehalten werden sol erstlich auf Abgang des Weibs etc." mit [Seite: 290r] iren nachvolgenden Artikelen klerlichen in sich beschliessen.
Ginge aber der Man vor anzaigter seiner Hausfrawen abe und verließ mit ir eeleublich Erben und Kind oder derselben Kind eeleublich Erben in absteigender Linien, so sol und mag die Fraw in allen und yden verlassen Haben und Guetern, dweil sy in unverrücktem Witbestul sitzt, als ain Mitvormünderin sitzen und sol in aller Massen gehalten werden, wie die vorgeend Rubric aine also lautend, "Wie es mit der Eeleut und irer Kind Erbschaft, die mit Geding zesamen geheurat und Kinder miteinander verlassen haben, gehalten werden sol auf Abgang des Manns etc." klerlich mit iren nachvolgenden Artikelen in sich beschliesst, außgenomen das die Muter diß Vals kainen Voraus, [Seite: 290v] sonder mit denselben gleich abtailen sol "als menig Mund, als menig Pfund". [Seite: 144]
Wann hinfüro bey uns Ainkintschaft gemacht wirdet, so sol dise Ordnung darinnen fürgenomen werden, erstlich: so under zwaien Eeleuten, di in bestendiger Ehe Kind miteinander erzeugt und geboren haben, ir ains, es sey Man oder Fraw, Tods abget und leipliche Kinder, die sy wie oblaut miteinander geboren haben, hinder ime verlesst, und sich das in Leben pleibend Egnos in die andern Ee begeben und Ainkintschaft machen wolte, so sollen alwegen die Negstgefrundten, zwen von des Abgegangen Stamen, denen dann di [Seite: 291r] Vormundschaft ausserhalb des Vaters oder der Muter gebüret, oder, wann sich der Val begebe, der Kinder Erben [=Vormundherren?] sein möchten sambt zwayen von uns aus dem Rate, die alwegen ain Bürgermaister uf Ansuechen der Persone, die sich also in die andren Ee begeben wil, als gemainklich die Vormundherrn oder ander zwen und denselben Bevelch tun, ain emsig Einsehen ze haben, ob den Kinden der vorderen oder nachgeenden Ee zuzelassen sey oder nit.
Dieselben zwen, so also von uns darzu geordent werden, sollen bey den Pflichten, darmit sy uns zum Rate verstrickt sein, wann sy ain Geverd darinne merkten oder erfunden also, und das solche Kintschaft den Kinden in der ersten Ee zu Nachtail reichen irs väterlichen oder müterlichen Guts, zu vorhin nit entlich entricht, oder durch ainen Voraus, wann es zu künftiger Erbschaft und Fellen keme oder ausgesteurt wurden, vergnügt und irs gebürenden väter- oder [Seite: 291v] müterlichen Erbfals durch solch Bey- und Nebenweg würden enterbt, oder den Kinden in der nachgenden ain sondere Geverd dardurch erwüchse und nit beden Tailen durch Wacknus gleiche Hin- und Widerweltzung zu Gut und Gleichem komen möchte, so sollen sy in dieselben Kintschaft und Heuratsabred gar nichts willigen, die auch kainswegs zulassen, die wir auch hiermit gentzlich wollen abtun, das die in kainen Weg kain Craft haben, sonder dasjen, das also die Kintschaft machen wollte, solle denselben seinen Kinden irs väter- oder müterlichen Guts, wie dann hievor darvon geschriben und gemeldet ist, vergnügen oder abtreten.
Wann aber die zwen, die also von uns, dem Rate, darzu geordent werden, würden erkennen und die Kintschaft für gleichmessig, also das sy kainem [Seite: 292r] Tail vasst zu Nachtail, sondern wie oblaut durch gleiche Wacknus, Hin- und Widerfelle anzenemen, die Kinder der ersten Ee irs väter- oder müterlichen Guts durch ainen Voraus entricht wern, ansehen, sollen und mügen sy alßdann dieselben von unsern ains Rats wegen, darzu wir inen dann volkomen Bevelch und Gwalt geben und gegeben haben wollen, verwilligen und bekreftigen, solchs in Schriften, durch offen Heuratsbrive mit unserm anhangenden Sigill, oder zum wenigsten in unser Stat Notabilium lassen verfassen, beschreiben und aufrichten.
[Seite: 145]Vormundschaft ist, wie Servius ausgelegt und geschriben hat, ain Macht und Gwalt über ain frey Mensch, den zu beschirmen, der von Jugent halb sich selbst nit beschirmen mag, mit Statrecht gegeben und nachgelassen. Vormünder aber sein, die solche Macht und Gwalt haben, darvon sy dann den Namen entpfachen, "tutores", genennt "Beschirmer", und kumbt her von dem Wort "editui", das sein die, di Hewser beschirmen, und ist drifach als testamentaria, le-[Seite: 295v]gitima und dativa. Tutores testamentarii sind die Vormünd und Beschirmer, die den freien, natürlichen und jungen Kinden, impuberes genennt, in ainem Testament und letzten Willen benennt und gesetzt werden, und dise Vormundschaft get vor den andern zwayen Vormundschaften. Tutores legitimi, das sein di Vormund, die Negstgesipten und angeboren Frund des Geblüts. Und dise Vormünder werden angenomen [und] zu der Vormundschaft, wo die Testamentaria gebricht. Tutores dativi, das sein die Vormund, die von uns, dem Rate als Oberhant, aus guten, redlichen, ansechlichen Ursachen gesetzt und gegeben werden.
So ain Muter der Kinder, die sy mit irem eelichen Man erzeugt hat, Tods abget und dieselben Kinder hinder ir verlesst, so ist der Vater vor allen andern der Frawen Gefrundten seiner und seins abgegangen Gemahels verlaßner Kinder der negst Vormund und Beschirmer und nit not, mer Vormünder zu ime zu setzen. Dann es ist glaublich und natürlich, das den Kinden niemants getrewer sey dann ir Vater, und sol alßdann derselb Vater oder Vormund ungeverlich in zwayen Monaten, den negsten, wie oben gemelt ist in dem dritten Titl under der Rubric "Wie es mit der Eeleut und irer Kind Erbschaft, die mit Geding zesamen geheurat und Kinder miteinander verlassen haben, gehalten werden sol, erstlich uf Abgang des Weibs" am ersten Artikel, vor den Vormundherrn [Seite: 296v] erscheinen und in Beysein zwaier der Muter Negstgefrundten die verlassen Hab lassen inventiren oder in das Vormundbuch ze schreiben.
Wo aber ain Man oder Hawßvater Tods abget und hinder ime eeliche Kinder mit seinem lebenbleibenden Egnossen verlesst, so sol und mag dieselb sein Hausfraw, der Kinder Muter, der Vormundschaft annemen, doch das sy sich zuvor verzeich der Rechtsatzung Velleiani, das sy sich auch nit wider in eelichen Stand woll tun. Wann sy das also tut, mag sy bey den Kinden sitzen, wie hievor under dem dritten Titl "Von Erbschaft der Eeleut" auch gemeldet ist, und die Vormundschaft außüben, auch alles das tun, das di Vormund ze tun verpflicht sein mit ierlicher Darleg und Rechnung. Sy sol auch ir Hab den Kindern verpflichten und verpinden zu Versicherung [Seite: 297r] der Kinder Hab.
Wann sy aber bey den Kinden nit bleiben oder solch Vormunderschaft nit annemen wollte, so sollen sich die negstgesipten Frund, die dieselben Kinder erben möchten, uns angeben und angezeigt werden. Dieselben sollen alßdann, als nemlich nach dem Vater, wo die Muter solch Vormundschaft nit annemen, der Anherr, die Anfraw und ymerdar di Negstgesipten von väter- und müterlicher Linien, wo di geschickt und darzu tüglich sein, angenomen und solche Vormundschaft bevolchen werde. Und ain yde weltliche Person, wieferr die im Grad gesipt ist, sol albegen [Seite: 146] der gaistlichen Person, ob die joch im Grad neher were, fürgesetzt und zugelassen werden. Dann es ist geschriben, das sich die Gaistlichen der weltlichen Hendel nit tailheftig machen sollen.
[Seite: 297v] Wo sich aber die Muter der Tutel und Vormundschaft underfangen und doch Willens hete, sich anderwait zu vermehelen, sol sy von Argwonigkait wegen, darmit sy der Kinder Güter nit schmeler und den in der nachgeenden Ee zuwende, von dem Ambt der Vormundschaft entlöst werden, und sy sol vor solcher anderwaiter irer Vermehelung ain Monat lang für uns komen, irn Kindern umb andere Vormünd ansuechen und piten. Wo sy aber solchs nit tete, sonder sich vor Beger der Kinder Vormundsatzung vermehelte, so sollen ir von derselben irer Kinder Hab, wo die ane Gescheft Tods verfielen, nichts werden noch zusteen, sonder zu Peen verfallen sein.
Wo sich aber erschaint und funde, das ain Vormünder, er were Vater, Muter, Anherr oder ander zu solcher [Seite: 298r] Vormundschaft durch Verschwendung oder ander Weg nit tüglich noch geschickt, so wollen wir denselben entsetzen und ander an deß oder derselben Statt vordern und ordnen, und die Entsetzten sollen purliche Abschid, Rechnung, Darlegung, auch Bezalung tun.
Es ist offenlich, unverborgen und vor Augen, das bey den Jungen geringer und schwacher Verstand, auch klaine Vernunft ist. Derhalben, wo [wir] inen nit mit Beschirmern oder Versorgern zu Hilf komen, würden sy in kurtzer Zeit, ehe die Vernunft ir Gmüt ze laiten wüchse, das Ir anwerden, verfendelen und [Seite: 298v] verhenken, das sy nit erzogen, oder, wo sy schon erzogen würden, in Armut wüchsen, daraus dann (dweil nach gut gehebten Tagen die üblen nachkomenden Tag wetun) menigs Laster gestift wirdet; demnach und solchem zu begegnen und fürnemlich der Schrift nach, die also sagt, es sey gemainem Nutz gar fürtreglich, das niemant das Sein pößlich verbrauch, ordnen und wollen wir, das ain yder Vater seinen eelichen und natürlichen Kinden, nemlich den Knaben, so under 14 und den Medlin, die under zwelf Jar sein, oder die gebrechenhaft und sinnlos weren, in seinem Testament oder letzten Willen sol und mag Tutores oder Curatores setzen und ordnen, und sonderlich diejenen, den solchs von Geblüt und Rechts wegen gebürt wie hievor negstgende Rubric zu erkennen geit. Und wann der Vater daruf Tods abginge, so hat di [Seite: 299r] Muter nit Macht, dieselben Vormund, so durch den Vater gesetzt sind, von der Vormundschaft abzetreiben oder abzerufen. Sy hat auch nit Macht, wo der Vater den Kinden nit Vormund gesetzt het, das sy dieselben bevormund, sonder sy sol, das solchs von uns getan und erkennt werde, begeren und piten; doch wann di Kind nit bevormund weren, und sy, die Muter auch Tods verfiele, mag sy denselben iren Kinden in irem Testament und letzten Willen, soverr sy ains erlichen Wesens und glaubhaft ist, auch wol Vormünder ordnen und setzen.
Und die, so also durch Vater oder Muter zu Vormünden geordent und gesetzt sind, soverr sy dann solchs den testirenden Personen zugesagt haben, die sollen vor menigklich zu solcher Vormundschaft gelassen werden, sich derselben auch annemen und beladen, dero kainswegs [Seite: 299v] widersetzen, sy haben dann recht gegründet Ursachen, wie nachgeende Rubriken inhelt "Uß was Ursachen sich ymants der Vormundschaft ledigen mag etc." Wo sy aber, wiewol sy benennt und gesetzt weren, nichts zugesagt haben und daruf die Vormundschaft nit annemen, [Seite: 147] sonder sich derselben entschlahen wollten, das sol zu unsrer Erkanntnus steen, ob sy dero pillich entladen werden, oder die annemen sollten. Und wo sy solcher Vormundschaft entladen würden von uns aus Ursachen, wollen wir den Kinden andere, so aus der Fruntschaft tugenlich und geschickt vorhanden sind, so aber dero kainer tugenlich noch geschickt vor Augen were, mit anderen unsern Verwonten fürsehen.
Were aber Sach, das die Eltern ire unmüntbare Kind in iren letzten Willen nit mit Vormünden fürsehen [Seite: 300r] heten, so sollen nach Absterben des Vaters oder Anherrens der Kinder die Muter oder die Anfraw oder, ob die nit weren, die negsten Sipfrund, so anderst etlich ainer oder mer vorhanden und in unser Stat seßhaft weren, in ainem Monat, dem negsten nach der Eltern Absterben uns oder den Vormundherren anzaigen, und, soverr die Muter oder die Anfraw der Vormundschaft und Verwaltung begert, ist sy dann ains erlichen Wesens und nach unserm Ansehen tugenlich, so sollen und wollen wir ir sambt ainem oder zwayen der negsten Frund vom Vater, ob wir die gehaben mügen und in unser Stat sein, wo aber die nit in unser Stat weren, ainen andern tugenlichen zu ir, der Muter oder der Anfrawen ordnen und setzen, wie dann hievor in drittem Titel diß Tails "Von Erbschaft der Eeleut" auch bemelt ist. Wolt di Muter oder Anfraw aber die Vormundschaft nit an-[Seite: 300v]nemen, sonder sich derselben entschlahen, wie sy dann wol tun mügen, oder das sy nit für tugenlich angesehen würden, so wollen wir under den negsten Sipfrunden, die wir in unserer Stat und Obrigkait gehaben mügen, ainen, zween, mer oder weniger, wie uns für not ansieht und geschickt bedunken, und die one grossen Costen gehabt mügen werden, darzu ordnen und erwelen, inen die Vormundschaft bevelchen.
Und dieselben, die wir also darzu ordnen uß den gesipten Frunden, konden und mügen sich derselben Bürde und Vormundschaft nit wegern noch widern, sy heten dann sonderliche Ursach, die auch hernach under ainer sondern Rubriken verlaibt sein, die auch dennoch bey unser Erkenntnus steen sollen. Dann [Seite: 301r] zu solcher Bürden und Annemung der Vormundschaft pindet sy menschliche Vernunft und natürliche Pillichait, dieweil sy von denselben Personen natürlich Erbfell verhoffen mügen. Doch sol sich ir kainer solcher Vormundschaft ausserhalb Wissen und Verordnung der Vormundherrn aigens Fürnemens und Gwalts underziehen.
Wo aber der Pupillen Gesipten in unsern Oberkaiten nit vergriffen und seßhaft weren, wollen wir ander, zween oder mer, die uns für tugenlich und geschickt ansehen, darzu verordnen, die Pfleg und Vormundschaft zu verwalten bevelchen; und die also von uns geordent und gesetzt werden, wollen wir hiemit denselben bey unserer ernstlichen Straf geboten haben, das sy dieselben Pfleg und Vormundschaft [Seite: 301v] als ain gemaine Bürd an sich nemen, dieselben verwalten und treulich pflegen, wie sy dann ire Kinden zu gescheen gern heten. Dann das ist ain Ampt und ain Bürde, die da gemain und offenlich, auch dem gemainen Nutz fürtreglich und gut ist. Was dann gemain und offenlich ist, darvon mag sich niemant ledigen. Dann es stet geschriben, das die menschlich Geselschaft dem Dürftigen sol zu Hilf komen. Doch wo ainer oder mer rechtmessig Ursach heten, die wir erkennen mochten und zum Tail hernach under der Rubric "Uß was Ursachen sich ymants der Vormundschaft entschlahen und ledigen mag" vergriffen sein, die sollen nit gezwungen werden.
[Seite: 148] In negstbemelter Rubric am dritten Artikel ist bemeld, wann der Vater oder Anherr der jungen Kinder Tods verfiele, soll die Muter oder Anfraw solchen Todsfal, und das die Kinder bevormund werden, bey uns anzaigen oder, wo die nit vor der Hand weren, die negsten Sipfrund in ainem Monat, dem negsten nach dem Leibfal. Begebe sich aber, das weder die Muter, Anfraw noch Sipfrund vorhanden, oder weren vorhanden und heten doch den Fal nit anzaigt, die darumb Straf entpfahen sollen, wie negstbemelter Artikel in sich begreift, ordnen, setzen und gebieten wir, das die negsten Nachbern verpflicht und [Seite: 302v] schuldig sein sollen, dieser Kinder Notturft und irer Eltern Absterben das zum schirsten an uns ze bringen, darmit wir dieselben fürsehen mügen. Dann die statlichen Beywonung, Siten und Pflicht erfordern, das der armen, unfürsehenlichen Waisen nit vergessen werde.
Würde aber ain Muter oder, wo die nit were, die negsten Sipfrund seumig und zaigten uns denselben Todsfal, der der nachgelassenen Kinder mit Vormündern sol ersetzt werden, nit an, dieselben sollen aller Erbschaft, die sy von denselben Kinden gewarten heten mügen, zu Peen verfallen sein, wo dieselben Kinder ane Gescheft abgingen. Saumpten sich aber die Nachberen, die nit gefrundt sein und zaigten [Seite: 303r] uns solchen Fal nit one, die sollen darumben als Verechter unsrer Satzung in unserer Straf steen.
Alle diejenen, die under zwaintzig oder über sibenzig Jar alt, auch die mit gemainer unser Stat schweren Ambten beladen sein, auch diejenen, die hievor zwu Vormundschaft in Bevelch hat, der er kainer entledigt ist, auch diejenen, die krank, unvermüglich, pettriß und legerhaftig weren, die sollen zu kainer Vormundschaft gedrungen werden; auch ainer, der mit der [Seite: 303v] Kinder Eltern in schwerer Veintschaft oder merklichem Unwillen gestanden und darumben vor irem Absterben mit inen nit verainigt noch vertragen were, der hat nit allain Entschuldigung, sonder, ob er di annemen wolt, wollen wir ine nit darzu komen lassen.
Wölcher aber ander Ursachen, dann wie oblaut, fürwenden würde, nemlich seiner Gewerb, Kinder, Armut oder ander Sachen halben, dieselben Ursachen und Entschuldigung, die sollen, ob sy gnugsam sein oder nit, bey unsrer Erkanntnus sten. Und wölcher obemelter Entschuldigung aine hete und die inner sechs Wuchen und dreien Tagen, nachdem und ime die Bürden bevolchen ist, nit fürprechte oder anzaigte, der sol des Ambtes hinfüro außwarten und mit seiner [Seite: 304r] Entschuldigung nit mer zugelassen werden bey der Pen und Verlirung der Wart, so ime künftiglich von derselben Person, wo der Fal one Gescheft geschee, gefallen mochte.
Es sol sich bey grossen und schweren unsern Strafen kain Vormund, er sey Testamentarius, Legitimus oder Dativus, in seiner Pflegkind Güter einmischen, die [Seite: 149] zu Verwaltung ein- oder auszenemen und ze geben, er hab dann zuvor dise Pflicht getan, nemblich, das er seiner Pflegkind Güter, ligende [Seite: 304v] und varende, getreulichen verwalten, auch die in seinen aigen Nutz (darvon den Kinden an Gut oder anderm ain Nachtail entsteen möchte), nit keren, verenden noch gebrauchen. Das er auch seine Pflegkind inner- und außerhalb Rechtens gemainklich beschirmen, vertreten, derselben Recht und Gerechtigkait seins pessten Vermügens hanthaben, auch der Kinder ligende Güter, darzu Rent, Zinß und Gult, kainswegs verendern, beschweren noch verkaufen wolle ausserhalb Wissen und Verwilligen der Vormundherrn, sonder die in gutem, redlichen Baw und Pesserung halten und haben, auch der Kinder Hab und Gut, alle und yde, bei klain und gros, in das Vormundbuch laß beschreiben und lautern Inventarium mache, und das er den Vormundherrn in Beysein der Kinder Fruntschaft, wo man die mit geringen Costen haben mag, [Seite: 305r] alle Jar, wann er von den Vormundherren beschiden wirdet, und ob er darvor absten müsst, ain ufrichtig, volkomen Rechnung geben und, sovil an ime ist, kain Jar zum andern komen lassen, sonder, so ungeverlich acht oder 14 Tag über das Jar seins Antrits erschiesse, woll er bei diser seiner Pflicht vor dem Bürgermaister oder Vormundherrn erscheinen, sich der Rechnung erbieten, und wo er in Rechnung etbas schuldig würde, das von Stunden mit Wissen, Rat und Verwilligen der Vormundherrn und der Kinder Fruntschaft den Kinden zu Nutz anlegen, und ob er ainichen Zuspruch zu seinen Pflegkindern hete, oder sy ainichen zu ime haben möchten, das er solchs vor seinem Anstand eröffen und nit woll verschweigen alles bei Verpindung aller seiner Güter, ligender, varender, gegen-[Seite: 305v]wurtiger und künftiger getreulich und ungeverlich, als ime Got helf und all Hailigen.
Wer oder wölcher zu ainem Vormund erkoren wirdet, er sey Testamentarius oder Legitimus oder Dativus, der solch [!]] sich bey den Vormundherren anzaigen, die ime dann obemelte Pflicht auflegen, geben und wem, wie und zu wölcher Zeit er erkoren oder zugelassen ist, in das Vormundbuch lassen verzeichen, darmit sich di Vormundherrn mit der Rechnung und allem darnach wissen ze richten. Er, der Vormund, sol sich auch der Güter mit Einnemen oder Ausgeben nit underziehen, bis er den Inventarium gemacht und in das Vormundbuch gebracht hat, das zum lengsten in ainem Monat nach der Pflicht gescheen sol.
Wann die Eltern mit Tod verplichen und den Jungen, iren Kinden, Vormünder gesetzt sind, sollen sich dieselben Vormünder nach getaner Pflicht und Beschreibung der Kinder Hab und Güter, wie negst vorgende Rubric laut, derselben Hab und Güter underwinden, der Kind Nutz mit Einnemen und Ausgeben nach irem pessten Verstentnus und der Vormundherren Rat und Wissen, wo das die Notturft erhaischt, schaffen und werben; sollen auch alle Parschaft und Varnus nach dem pessten Nutz der Kinder anlegen und nit in irem aigen Gewaltsam zu irer Notturft halten und prauchen, sonder anlegen, darmit sy ir jerlichen Zinß und Genies [Seite: 150] darvon haben und entpfachen, es were [Seite: 307r] dann Sach, das die Kinder gar oder zum Tail das Alter heten, das sy sich verheuraten wolten. Alßdann möcht die Parschaft hinderhalten [werden] nach Rat der Vormundherrn, auch der Jungen, angelegt oder dem Verheurateten geben werden.
Sy sollen und mügen aber one Wissen und Verwilligen der Vormundherrn kain unbeweglich noch ligend Hab, noch auch kain varende Hab, die etwas dapfer und wert were, die nit leichtlich Schaden entpfachen möcht, verkaufen, versetzen noch verendern one Wissen und Verwilligen der Vormundherrn. Wo aber solchs darumb geschee, sol es unpindig und von kainen Wirden sein, inmassen wie hievor im andern Tail diß Buchs im tritten Titel "Vom Kaufen und Verkaufen" under der Rubric "Vom Verkaufen der, so noch nit 25 Jar erraicht haben" lauterer Meldung [Seite: 307v] geschicht. Aber ligende Güter, die pald Schaden nemen, mügen sy ane Wissen der Vormundherrn und für sich selbst verkaufen, wie sy dann das in Rechnung verantworten wollen.
Sy sollen auch in Zeit irer Vormundschaft nit gegeneinander als widerwertig in Recht kriegen oder hadern in Sachen die Vormundschaft betreffende, darmit di Kinder nit zu ungebürlichem Costen gebracht werden; sy sollen auch von der Zeit, ehe sich die Tutel irenthalben endet, von solcher Vormundschaft nit abtreten. Wölcher Vormund aber ausserhalb des Außgangs und Ends irer Vormundschaft abtrete und die verliesse durch sich selbst aus aignem Gwalt, oder aber in der Sachen nit redlich, sonder geverlich und den Kinden zu Schaden übte, dieselben sollen nach fürbrachten Dingen [Seite: 308r] und nach Erkanntnus des Rechtens umb dieselben Scheden, deßhalben und darmit gefügt, zu erstatten und ze widerlegen verpunden sein.
Und ob auch ainem uß inen von den andern der gemainten Vormünderschaft halber ainicher Bevelch geschee und er darinnen mißhandelt oder verseumlich were, so sollen die andern Mitvormünd mit ime deßselben Schadens verpflicht sein; dergleichen, wann auch ainer oder mer one Bevelch der andern mißhandelt, und die andern solchs mit Versaumbnus irer Verpflicht verhengten, so sind sy abermals mit dem oder denselben, solchen Schaden zu widerlegen, pflichtig und schuldig. Es soll auch ir kainer aus der Vormünder seiner [Seite: 308v] Vormundkinder Hab oder Güter, sy seien ligend oder varend, nit kaufen, weder durch sich noch ander Mittelpersonen, auch denselben nit ze kaufen geben. Dann zwischen inen sol gar kain Contract gescheen one Wissen und Verwilligen der Vormundherren. Es soll auch ir kainer kain Geding, Pflicht oder Zusagen von seinem Vormundkind annemen, und ob es darüber geschee, sol es gantz kraftlos und unpindig sein, und darzu der Vormund in unser Straf sten.
Zudem wollen wir ernstlich gesetzt und geboten haben, das kain Vormünder seine Pflegkind, di ime vormunds- oder pflegßweiß zu beschirmen bevolchen sind, ime selbst oder seinen eelichen Kindern vermehelen sol zu der Ee one der Kinder Fruntschaft [Seite: 309r] Verwilligen, die erbers und redlichen Glaubens, wo aber kain solche Fruntschaft vorhanden were, one der Vormundherren Wissen und Verwilligen. Wo aber solchs von ainem Vormund darüber geschee, den wollen wir nach Gelegenhait und Gstaltsame der Sachen und, nachdem das geverlich und aufsetzlichen gehandelt wurde, strafen. Danach und darvor wiß sich ain yder zu verhüeten. Dann die gemainen geschriben Recht achten solch Heurat gar und gantz für hesstig und aller Vernunft widerwertig, dweil die gar selten und nimer one Betrug und Aufsatz der, die sy berürt, gescheen.
Darzu sollen die Vormünder ire Pflegkind, die noch jung und unmündbar sein, [Seite: 151] zuvorderst zu Gots-[Seite: 309v]forcht, Zucht, Kunst oder zu ainem Hantwerk, wozu es dann geschickt ist, so weit sich des Kinds Vermügen streckt, aufziehen, fürdern und laiten, doch das sy dieselben Kind, es seien Knaben oder Medlin, weder zu Got noch zu der Welt aussteuren, fürsehen und beraten one Wissen und Rat irer der Kind negsten Frund und, ob die nit vor Augen weren, one Wissen und Willen der Vormundherren.
Darzu sol er sein Schuld von Stund an, wo ime di der Kind Eltern ze tun oder schuldig weren, vordern, wi der ander Artikel under negstgender Rubric in sich helt.
Die Vormünder sollen nu hinfüro alle Jar, jerlich und ydes Jars besonder, zur Zeit, wie in der Pflicht bemelt ist, oder sy von den Vormundherren darzu erfordert werden, bemelten Vormundherrn, auch ainem oder zwaien der Kinder Negstgefrundten, soverr man die haben mag, umb alles ir Einnemen und Außgeben nach Vermög des eingezaichenten Inventariums gute, lautere und verstendige Rechnung tun, darinnen sy dann getreulich anzaigen sollen alles Einnemen und Ausgeben, Schuld, Gegenschuld, Vortail und Nachzug. Solche Rechnung sol in Suma lauter in das Vormund-[Seite: 310v]buch verzaichent und eingeschriben werden umb das man zu künftigen Zeiten sehen und hören müg, wie die Vormünder iren Pflegkindern getreulich vorgeen.
Es sol auch ain yder Vormund zur Zeit, als er di Vormundschaft auf- und an ine nimbt, wie dann hievor in der Pflicht auch bemeldet ist, die Schuld, di ime die Kinder oder ire Eltern ze tun und schuldig sind, melden und anzaigen. Wo er aber das underließ, möcht er darnach dieselben Schuld nimer vordern sonder sein Ansprach, die er darnach tun wollte, solle ime abgeschnitten und die Kinder nichts dafür schuldig sein. Dann wo ainer nach solcher Zeit und erst, in ander, dritter oder letzter Rechnung Schulden vordern würde, darunder ain Geverd gemutmasst [Seite: 311r] und was sy, die Vormünder der Kind halber Cost oder Zerung ausgeben heten, die sollen sy zu yder Rechnung einlegen, der inen alwegen von der Vormundherren taxirt und ain fleissig Aufsehen gehabt werden sol, darmit überflüssiger Costen, den die Vormünder zum dickermal den Kinden aufrechnen und ir aigne Sachen darunder außrichten wöllen, abgestellt werde. Dann es ist ain gemaine Regel, das kainer durch deß andern Schaden seinen Gnies und Nutz suchen sol. Darumben sol ain yder Vormünder in seinem Ausgeben nit zu leicht und zu geudig sein; welche aber iren Costen oder Ausgab nit in die jerlich Rechnung prechten, sonder geverlich verhielten, den sol derselb Costen hinfüro nit mer taxirt noch erstatt werden. Darumben seien sy fürsichtig!
[Seite: 311v] Oft begibt sich, das sich die Kinder nach Endung der Tutel beclagen, das di Vormünder in der Rechnung nit volkomenlich anzaigt haben dasjen, das sy von irer der Kind wegen eingenomen haben und in Gebrauch gehabt. Wo dann solcher Span fürter entstünde, so sol den Kinden oder irem Curator Beweisung irs Anmassens erkennt und aufgelegt werden also, das dasjen, das sy begeren und in der Clag anzogen ist, sey komen von irer der Kinder Güter, und das solchs nit in der Rechnung bestimbt sey. Wollten oder möchten aber di Kinder solch ir Clag und Anzaigen redlich nit beweisen noch darbringen, so möcht man dem oder den Vormündern ainen Aid auflegen in [Seite: 312r] nachvolgender Form ze schweren: [Seite: 152]
"Ich schwer, das ich der Kinder Hab und Gut, sovil und ich das in mein Verwaltung entpfangen, mit Wissen nit hinderhalten noch geverlich verschwigen, sonder in Rechnung lauter dargelegt hab, auch das, darumben ich angezogen wirde, zu meinem Nutz nit gebraucht und, ob ich nochmals icht mer gewar würde, das den Kinden von Rechts wegen gebüren und zusteen sol, das wil ich inen auch getreulich schaffen; also helf mir Got und all Hailigen."
Dweil sich auch begeben möcht, das die Kinder nach Endung der Tutel nit Rechnung von den Vor-[Seite: 312v]münden annemen und begeren, sonder geverlich verziehen wollten uf Meynung, ob sy abstürben, allßdann solch Rechnung von deß abgestorben Erben zu ervordern, welch Rechnung si doch nit wol tun könnten noch möchten, demnach haben wir geordnet und gesetzt, das di Vormünder ierlich und alle Jar, jedes Jars besonder und sonderlich, wann sich die Tutel geendet hat, ir Rechnung tun und daruf von iren Vormundkindern in das Vormundbuech quittirt werden. Wölche Kinder aber nach Endung der Tutel in ainem Jar, dem negsten, von iren Vormünden nit Rechnung begerten und aufnemen wollten, und sich di Vormund die bey den Vormundherren ze tun anzaigt heten, das sol in das Vormundbuch geschriben und nachmalen sy oder ire Erben kain andere noch verrer Rechnung derhalben ze tun schuldig sein, [Seite: 313r] sondern sollen darvon geledigt werden, es were dann Sach, das di Vormünder solch Rechnung geverlich und über der Kinder Willen verzügen, das wir doch kainswegs gestatten, sonder die Vormünder zu aller Zeit zu Rechnung und Überantwortung desjenen, das sy von der Kind wegen eingenomen haben, halten und vermügen wollen.
Vormundschaft, ,tutela' genennt endet sich, wann die Kinder ire Jar und Alter, nemblich der Knab vierzehen und das Medlin zwelf Jar erstanden haben und auf sich gebracht, [Seite: 313v] auch wann die Kind in der Zeit, ehe sy das Alter erraichten, abstürben, wann auch der Vormund mitler Weil abstürb. Dann Vormundschaft erstreckt sich nit uf die Erben. Item, wann ainer ain Zeitlang zu Vormund verordent, und dieselb Zeit vergangen, so were die Vormundschaft auch geendet. Item, Vormundschaft ,tutela' endet sich auch durch Verendrung des Stats, also, wo der Vormund arglistigklich handelte oder würde ain Verschwender des Seinen; denn wer das Sein nit behalten, der kan kains andern versorgen. Item, wann der Vormund ausser Lands züg. Item, wann sich die Muter in die ander oder nachgend Ee tut, so hört die Vormundschaft bey ir auf.
[Seite: 314r] Und wann sich die Tutel hat geendet, so wollen wir den Kinden, darmit sy nit unbeschirmbt bleiben, und das Ir verschwent werde, Curatores geben und setzen, bis sy das 25 Jar erraichen, oder sich zu Got oder eelichem Wesen stewern, anwerden und besteten, und sollen in aller obgeschribner Maß von uns, dem Rate gefordert und geben werden, wie mit der Tutel gehandelt ist. Und wann sich die Tutel geendet hat, so sollen die Tutores entlich volkomene Rechnung wie oblaut tun, der Kinder Güter abtreten und darumben quittirt. Würde aber ainer oder mer nach der Tutel zu Curatoren verordent, so ist er wider pflichtig wievor.
[Seite: 153]Curatores, Versorger zu Latein genennt, sollen nit allain den Jungen nach irm erstanden Alter und Endung der Tutel geben werden, sonder auch denjenen, [Seite: 314v] die natürlicher Würkung beraubt sind, als die Tauben, Stumen, Toren, Unvernünftigen, auch den Verschwendern irer Hab, auch die mit grossen, legerhaftigen Krankhaiten beladen sein, wo der Tutor, so im Testament geben, oder Legitimus, und doch nit geschickt were, die Tutel zu verwalten; dergleichen, wo ain geschickter Tutor etliche Zeit verhindert were, das er der Tutel nit ußwarten möchte; wo auch der Tutor krank, abwesenlich und zu vermuten were, das der nit pald zu Land keme, oder wo der Tutor ain besondere Sach zu den Pupillen hete, so sol alwegen ain Curator zugeben werden.
Und endet sich in obgemelter Maynung die Curatorschaft allain in Ausschliessung der Jar. Doch den Stumen, Toren, Kranken, Unvernünftigen, [Seite: 315r] auch Verschwendern und den, die irer natürlichen Würkung entsetzt sein, endet sich die Curatorschaft gar nit, ob sy gleichwol 40, 50, 60 oder mer Jar alt weren, dann allain zu irer Vernunft und Gesundhait.
Es ist natürlich, gut und gerecht, das dem getreuen Arbaiter umb sein Handlung und Übung ain Ergetzung, Belonung erdeiche und widerfare. Demnach ordnen, setzen und wollen wir, das kain Vormünder, er sey Tutor oder Curator, in seinem Antrit des Ampts kainen Sold noch Belonung haischen noch vordern, und ob er das gleichwol tete, kainer gegeben werden sol; dann sein Handlung ist noch [Seite: 315v] ungewiß und unwissent, was er könne oder mög verdienen. Wann er aber sein Ambt ain Jar treulich verwaltet und Rechnung tut, so sollen ime di Vormundherren nach seinem Vordern und Begeren nach Gstalt seiner Handlung und Übung zimbliche Belonung erkennen und setzen in aller Maß, als wer ime die in seinem Antrit erkennt und gesetzt, dargegen noch darwider, weder die Kinder noch derselben Fruntschaft nit reden noch handelen, sondern bei demselben bleiben lassen sollen.
Und wann dieselben Vormünder in irer Pflegschaft und Kinder Handelen für uns den Rat oder in Gericht komen, so sollen und wollen wir sy zu allen Zeiten vor anderen getreulichen hören und zu der Pillichait, wie sich gebürt, fürdern, darmit unserer [Seite: 316r] Stat oder anderer unserer Undertan Kinder und der pflegbar Personen Sachen zu Nutz und Aufgang getreulichen ausgericht werden. [Seite: 154]
Begabung geschechen in menigerley Gstalt, als durch Übergab, die man Übergab under den Lebentigen [nennt]. Und dise Begabung hat nach geschener Handlung von Stunden ir Würkung, und wirdet der, dem übergeben ist, derselben übergebnen Güter ain Her und erlangt noch in Leben des Donators das dominium und die Aigenschaft. So geschechen auch Übergaben uf Todfell, die man nennt Übergaben von Todßwegen. So geschechen auch Begabung incraft Testament, Codicill und letzter Willen, und in solchen dreien letzten Begabungen erlangt [Seite: 319v] der Donatarius das Aigenthumb der gegeben Hab nach Abgang des Donators.
Wiewol nach den gemainen Rechtsprüchen ainer yden Person ir freier unbedingter Will zu begaben und zu testiren ist unbenomen und vorbehalten, ist doch solchs allain zu versteen uf die Personen, die irs Guts mechtig und Genos sind, und werden vil Personen hierinnen außgenomen. Daruf ordnen wir, das nachvolgend Personen weder zu begaben oder zu testiren kain Macht haben sollen. Wo aber das darüber geschee, sol es doch unpindig und von kainen Wirden [Seite: 320r] sein. Erstlich sol und mag nach unserer Satzung und Maynung kain Person, die nit 25 Jar irs Alters volkomenlich erraicht hat, kain Übergab under den Lebentigen aufrichten, es wern dann zway Egnos, die ir Hab und Gut aneinander mit sovil Solemnitet und Zir als darzu gehört, uf- und übergeben. Es sol und mag auch kain Manßperson under 14 Jaren und kain Weibßperson under zwelf Jarn kain Testament, Gescheft noch Gab auf Todßfall machen, dergleichen weder die Tauben, Stumen, Toren und die irer natürlich Wurkung beraubt sind, die auch one Tutores oder [Seite: 155] Curatores nit geleben mügen, auch die wider unsrer Stat Nutz oder crimen lese maiestatis gehandelt und begangen heten; auch die Mainaidigen, die in Acht und in Ban und die zu peinlicher Straf verurtailt oder für gefangen in Laistung verpfendt weren, [Seite: 320v] im Latein ,obses' genennt, ine würde dann das mit unserer Erkanntnus nachgelassen.
Item die Kinder, die in väter- oder müterlichem Gwalt weren, sollen nit Macht haben zu begaben noch zu testiren dann von iren aigen gewonnen Guetern, genannt ,castrense peculium vel quasi castrense peculium'. Was aber das sey, ist hievor im sibenden Titel des andern Tails under der Rubric "Vom Hinleihen, das den Kinden hinder iren Eltern geschicht" gnugsam angezaigt und nit not, hierinne verrer Meldung darvon fürzenemen. [Seite: 321r]
Zufürkomen Geverd, Betrug, Arglist und Hindergeng, die zum merermal in Begabung gebraucht werden, ordnen, setzen und wollen wir hiemit kreftiglich fürgenomen haben, das all und yde Übergaben (ausserhalb der Testament und letzten Willen), sy gescheen durch zway Egnos und Eeleut oder ander Personen, vor uns dem Rate oder Gericht sollen auf- und übergeben und uns also alspald insinuirt werden. Daruf wollen wir nach der Personen, die also übergeben wollen, Anzaigung, das sy solch Übergab forhaben, die negstgesipten Erben, oder zum wenigsten zween der angebornen Frund, Vater und Muters halben verwant, [Seite: 321v], sy seien gaistlich oder weltlich, inhaimisch oder ußwendig, uf der übergebenden Tail Costen, darzu erfordern, berufen und citirn, das die solch Übergab uf ainen benennten Tag hören und sehen, auch ir Einred, warumb das nit gescheen sol, dargegen zu tun. Und die erscheinen alßdann oder nit, sol desto weniger mit der Übergab, Zulassung derselben oder Abkundung und Nitzulassung derselben gehandelt werden, sovil und sich gebürt und recht wirdet.
Wern aber die negsten Frund nit ze treffen oder unsern Gerichtzwang und Oberkaiten nit verpunden und die nit inner Lands, so wollen wir an die, so allda Interesse vermainen ze haben, ain gemaine Urkundung mit Inhaltung ainer entlichen Ladung "peremptorie" an die Wag under unserm Rathaus [Seite: 322r] offenlich anschlahen, und das di negsten drey Gericht, so nacheinander gehalten werden, publiciren und verkünden, und alßdann uf den benennten und angesetzten Tag mit Zulassung oder Widertreibung handelen und ergeen lassen, sovil und sich gebürt und recht wirdet, und der begerenden Parthey darüber Urkund under unser Stat Gerichtsinsigel mittailen oder in unser Ratsgerichtsbuch lassen vergreifen.
Und wölche Übergaben also vor uns aufgeben und gescheen, die wir dann auch zulassen, die auch uns, wie nachvolgende Artikel aufgericht und uns insinuirt und durch uns auch zugelassen werden, die wollen wir hinfüro alwegen kreftig erkennen. Doch wollen wir ainem yden begünstigt haben, soverr und ine sein Gmüet laitet, das er [Seite: 322v] die, wie vor Jaren her vil gescheen ist, am fürstlichen Landgericht des Herzogtumbs zu Franken bestetten wollt, das er das tun müg.
Wir wollen auch hiemit begünstigen und zulassen, das zway Eleut ir Gut (doch das es dem virten Titel des dritten Tails diß Buchs, do von der Erbschaft der Eeleut und iren Kinden Meldung geschicht, nit wider sey) vor unserm Statschreiber [Seite: 156] und zwayen von uns aus dem Rat, auch anderer dreier Personen, di glaub- und ernwirdig sein, durch ain Instrument wol auf- und ainem ander übergeben mügen, doch das solch Instrument auch in obgemelter Maynung uns insinuirt und anzaigt werde, darzu wir dann in obgemelter Maß die Fruntschaft berufen und handelen wollen, wie negst obemelt drey [Seite: 323r] Artikel under inen beschliessen; darzu wollen wir auch nit wider sein, ob ymants dasselb Instrument nachmals, wie jüngst obemelter dritter Artikel lauter am Landgericht des Herzogtumbs zu Franken verrer confirmiren und bestetten und an unser Bestettung nit genügig sein wolt, das dieselb Bestettung iren Fürgang hab.
Setzen und ordnen hiruf, wollen auch, wölche Übergaben anderst dann vor uns in Rate oder Gericht, oder zum wenigisten durch ain offen Instrument mit unsers Ampsschreibers Signatur in Beysein der Personen wie oblaut aufgericht wirdet, sy geschee an anderen Hof- oder Landgerichten oder durch ander Notarios, soll und die uns nit insinuirt under unsern Sigillen durch offen Prief oder zum wenigisten in unser Ratsgerichtzbuch eingeschriben [Seite: 323v] wirdet, das dieselben all von Unwirden und nichtig sein sollen, die wir auch hiemit all vernicht und für craftlos geacht und erkennt haben wollen.
Wir wollen hiemit aus sondern bewegenden Ursachen fürgenomen und gesetzt haben, das kain unser Bürger, Inwoner, Undertan und Verwonter, der gegen uns als der Oberkait seins zeitlichen Guts, es were Schulden, Frevel, Übeltat oder umb [Seite: 324r] ander Sachen, in Sorgen stünde, oder, wo ainer mit vil Schulden beladen und nit wol zalbar were, sein ligend oder varend Hab und Güter nit verkauf, verender, mit Zins, Gulten oder Lechen beschwer, oder ymants anderm nit übergebe noch vermache, so lang und vil, bis er derselben Bürden ist entledigt. Wo aber solchs darüber geschee, wollen wir, soverr das unser Stat Zinsstuben und gemainem unserm Nutz zuwider oder Nachtail dinte, oder ander Gläubiger und Schultherrn nit möchten, von seiner Überteurung vergnügt werden, dieselben Übergaben oder verenderten Güter zu unsern Handen nemen, oder den Gläubiger nichtsdesterweniger daruf helfen; dann solcher Contract oder Pact sol in allweg uncreftig und unpindig sein.
Zudem wollen wir, das kain unser Bürger, Under-[Seite: 324v]tan oder Verwonter, in was Stands und Wesens der sey, kainem anderen Inwoner noch Außwendigen ainich sein Anfordrung, Zuspruch oder Ansprach zu aigen übergebe und zustell, es sey durch Cession oder ander Weg, es geschee dann mit unserer Verwilligung und Nachlassen. Wo aber solchs darüber und ausser unsers Nachlassens und Verwilligens geschee, sol dasselb weder pündig noch kreftig, sondern beder Parteien, der Übergeber und auch der Entpfecher in unser Straf sein nach Gstalt und Gelegenhait der Sachen.
Wir wollen ainer yden Person, die unsern Gezwengen verpunden sind, zulassen, das sy ir Ordnung, Testament und letzten zu yder Zeit, weil sy noch [Seite: 157] verstendlich ir Rede ausgiessen kan, machen müg, also das [sie] sonderlich in demselben Testament ain oder mer Erben einsetze und müntlich (in Beysein siben erberer Manßpersonen, darunder zum wenigisten zwen aus uns dem Rat sein sollen) ernenne, ir Ordnung, Gab und Maynung, das di nachvolgenden unsern Gesetzen nit widerwertig erscheinen, darneben bestimbe und ausspreche, und das solchs in Schriften durch unsern Statschreiber oder, wo er abwesenshalb nit gehabt werden möchte, [Seite: 327r] durch ainen andern, erbern, redlichen, geleumbten Notarien verzaichent und zu Gedechtnus verfasst werde. Es sol auch anderst nit dann nachvolgends durch unsern Statschreiber concipirt und durch den Notarium, der darbey, als man testirt hat, gewesen ist, underschriben werden, und sunst sol kain Testament werhaft sein, es sey dann in Schrift aufgericht, es were dann uß redlichen Ursachen, die wir erkennen mochten, verhindert.
Aber die Testament, Codicillen, Übergaben oder ander letzt Willen, die vor uns in unserm Rat oder vor Gericht aufgericht werden, sollen die kreftigisten Bestand haben und zu widertreiben kain Zulassung haben, es weren dann gros Ursachen. Wo aber ymants in seinem Gescheft und letzten [Seite: 327v] Willen kainen Erben setzen, sonder die Erbschaft den negst iren Gesipten, als were sy one Gescheft vergangen, zusteen lassen und wolt doch iren letzten Willen ordnen, was hingeben und beschaiden, das haist, kain Testament aigentlich ze reden, — es mag aber sunst ain letzter Will, als ain Codicill oder Gab von Tods wegen genennt werden — solchs sol auch inmassen wie die Testament aufgericht werden, allain das an fünf Gezeugen, under den zum wenigisten ainer von uns aus dem Rate und andrer zwu erber Manßpersonen, und di übrigen zwen Gezeugen mügen erber geleumbt Frauenperson sein.
Wann aber wer die Zeit des Gebrechens und Pestilentz, darvor Got der Herr menigklich zu enthalten geruche, so ordnen und wollen wir, das die testirend Per-[Seite: 328r]son iren Willen in obgemelter Maß ausprechen und den Erben benennen sol, und wo sy mit diser Krankhait beladen were, das an dreien erbern Manßpersonen, di zu Gezeuknus tüglich und glaubhaft, für Gezeugen gnugsam seind, doch das darbey ain Notarius sey.
Umb Verhütung willen künftiger Gezenk, Zwitracht und Kriegen, wollen und ordnen wir, das all und yde Testament und letzt Willen, die nit vor uns in Rate oder Gericht aufgericht werden, durch die Erben oder Executores, den dann solchs auszerichten und zu exequiren bevolchen ist, vor oder nach Abgang des Gescheftigers, ehe zu ainicher Volstreckung und Handlung griffen wirdet, für uns gebracht und [Seite: 328v] anzaigt werden, das wollen wir alßdann durchsehen, ob das kreftig sein soll oder nit. Ist oder wirdet es von uns für unmiltsam und nit kreftig geacht, so sollen sich die Erben oder Executores desselben entschlachen und nichts darinnen exequiren. Würde es aber gar oder zum Tail kreftig geacht und erkennt, wi dann hernach auch gemelt wirdet, wollen wir den Erben oder Executoren Bevelch tun, das sy in Beisein unser zwaier des Rats, wer es aber der Zeit der Pestilentz, andrer zwaier erberen Manßpersonen inventiren und dasselb nach Laut seiner Inhalt und des Testators Gmüt und Willen zum fürderlichsten und, so an inen ist, inner Jarßfrist außrichten, des Testators Hab zum höchsten, als sy mügen, one iren Nutz [Seite: 158] und Gesuech, auch niemant ze Gunst noch ze Laid verkaufen und anwerden, inmassen wie sy dann [Seite: 329r] in Rechnung, die sy derhalben vor unsern Vormundherren tun müssen, wollen besteen und darumben Antwort geben.
Wiewol nach gemainer Sag der Rechten ainem yden ist unbenomen, der nit in ab- noch aufsteigender Linien leiblich, natürlich und Noterben hat, mit seinem Haben und Güter Außtailung und Vergabung ze tun, so mag ain yde Person, die nach Laut vorbemelter Rubric und Artikelen zu testiren geschickt ist, ir Hab und Gut in seinem Testament oder andern letzten Willen außtailen nach irer Sel Hail, [Seite: 329v] wohin und an welches Ort sy ir Naygung und Gmüt lait, das das solchs nachbemelten Artikelen nit widerwertig erscheine und erstlich [. . .]
Ain yder Haußvater oder Haußmuter ist von Natur pflichtig und schuldig, seine Kinder, auch seine Elteren liebzehaben, die nit allain zu erziehen, sonder auch nach seinem Absterben und Tod Güter zu verlassen, darmit die dester bas ausgebracht und ire nachgeborne Kinder erhalten, Lernung und ander Schicklichait zu erwerben. Demnach und sonderlich, dweil die Sag der gemainen Recht verstentlich außtruckt, das Einsetzung der Erben und Hinderlassung natürlicher Erbschaft ain [Seite: 330r] Grund und Fundament ains Testaments ist, so ist der Testator schuldig, das wir auch hiemit geordent und gesetzt haben wollen, seine eeliche Kind, oder wo er di nit hete, seine Tiechter oder derselben absteigend Erben bis in den vierdten Grad vor Vater und vor Muter oder anderen in aufsteigender Lini in seinem Testament zu Erben einzesetzen, oder aber die aus Ursachen und Fellen, wie hie bey dem End diß Tails bemelt sein, zu enterben, und solchen seinen eingesetzten Erben zum wenigisten ,legitimam porcionem de jure natura' vorzubehalten also, das den Kinden und eingesetzten Erben, wo der viere oder weniger weren, so gebürt inen allen der Drittail aller verlaßner Hab, doch die Manlehen und Schulden zuvor hindan gesetzt. Wo ir aber fünfe oder mer weren, so gebürt ine von aller verlaßnen Hab auch der Halbtail, doch wie ytzt [Seite: 330v] zenegst bemeldet ist, alle Schulden und die Manlehen zu voraus hindan gesetzt.
In negstobemeltem Artikel ist klerlich ausgedrückt, das der Testator seine leibliche eeliche Kind, wo er die hete, vor allen anderen seinen Frunden sol zu Erben einsetzen und denselben zum wenigisten ,legitimam porcionem de jure natura' vorzehalten. Verlies aber der Testator bey und neben seinen eelichen leiblichen Kindern Tiechterle, die sollen mitsambt und neben den eelichen Kinden an irer [Seite: 159] Eltern Stat auch zu Erben eingesetzt und derselben Erbschaft [Seite: 331r] vehig werden, doch also, das dieselben alle anstat irs abgegangen Elteren und für ain Person gesetzt und gerechent werden; dergleichen sol es mit den Tiechtern und Urtiechtern verstanden werden, wie dann hernach im anderen Titel diß Tails "Von der natürlichen Erbschaft" klerlichen anzaigt wirdet.
Die Eltern mügen auch ainem oder mer Kinden in irem aufgerichten Testament oder durch Übergab under Lebentigen oder uf Todfell ufgericht, ainen Voraus vermachen und schaffen, doch das den andern an irer gebürlichen nottürftigen Erbschaft und Legitima kain Abbruch geschee. Dergleichen und herwiderumben mügen sy iren ungeraten Kinden oder Tiechterlichen, die vor andern iren Geschwisterden und Miterben vor der gefallen Erbschaft von derselben Eltern Hab [Seite: 331v] was vertan und angeworden heten, zu Vergleichung gemainer Erbschaft und den andern Miterben darmit ainen Voraus tun und machen. Und wo solchs geschicht, so ist, dweil die Eltern under iren Kindern, die von inen geboren werden, unverarkwont und unpartheyisch Richter geacht werden, kainer Insinuacion wie oblaut vonnöten, sonder allain durch ain Instrument in Beysein zwair Gezeugen ufgericht gnugsam, es weren dann ander Hendel mit eingefochten; alßdann sol obemelte Ordnung mit der Insinuacion und Zeugschaft gehalten werden.
Heten aber die Gescheftmacher nit eelich leipliche Kinder, Tichter noch ander Erben in absteigender Linien, sonder Vater, Muter, Anherrn, Anfrawen und dergleichen in aufsteigender Lini, so sollen dieselben Gescheftiger [Seite: 332r] ire Eltern in aufsteigender Linien mit gebürlichen Legitima, das ist der Drittail aller verlassen Hab und Gut, fürsehen.
Zu dem allen ordnen, setzen und wollen wir: Wölcher gleichwol obemelter Noterben nit, sonder hete Bruder, Swester, Vater oder Pasen bis in das viert Glit einschließlich und hete zitlich Zinß, Gult oder ander ligend Hab und Güter, so von gemainen Eltern herrürten und darkomen, so sol derselb Testator nit Macht noch Gwalt haben, frömbd Personen in solch Güter anders zu Erben ze setzen dann mit der Maß, das sy ainen dritten Tail von solchem Gut den egenennten iren Sipfrunden bis in das vird Glid einschließlich verlassen, es wern dann Sachen und redlich Ursachen als Undankperkait oder ander vorhanden, darvon [Seite: 332v] dann in dem Instrument oder in dem Gescheft Meldung gescheen sol. Aber von dem Gut, das der Testator oder Gescheftiger aus seiner aigen Fürsichtigkait gewonnen oder an sich gebracht hete, das nit von seinen Eltern herrürte, darmit mag er, unangesehen diß Artikels handelen und vergeben, wem oder wohin er wil, doch das er den Noterben, soverr er die in ab- oder aufsteigender Lini hete, ire Legitima, wie oben bemelt ist, vorbehalt.
Wann aber der Gescheftiger obemelter Erben kainen hat, alßdann mag er in seinem Gescheft und Testament zu Erben einsetzen, wen er wil und zu dem er Naigung hat, es sey gemaine unser Stat Gotsheuser oder arm Leut, zu wem und wuhin [Seite: 333r] ine sein Gemüt lait, unverhindert menigklichs.
Würde ain Testator und Gescheftiger zwen, drey, vier mer oder weniger zu Erben setzen und ernennen, ir yden zu seinem Tail, und dann ainer oder mer under inen [Seite: 160] stürbe, vor und ehe das Erb zu Fal kumbt, oder das ir ainer seins Tails nit wolte oder deß nit entpfenklich were, wölchs geschicht, het dann der Gescheftiger ainen andern an sein, des Abgangen Stat substituirt, der sol an solchem Tail zugelassen werden. Het er aber niemant substituirt, [Seite: 333v] so sol derselb Tail fallen und wachsen an die andern Miterben, unverhindert menigklichs.
Wo auch ainer mit gemainen, weit begriffen Worten Erben setzte oder legirt, als so ainer seinen Bruders Kinden oder ainer seinen Namen und Stamen, oder ainem seinem Geschlecht sein Erbgut verließ, so sol die Ordnung darinnen gehalten werden, das alwegen diejenen, so im Grad neher und erbmessig wern, sollen vorgeen und das verschafft Gut oder Erb annemen, ob sy wollen. Und wann derselb, der neher ist, das nit mocht oder wolt annemen, so sol der ander, der der Neher ist, nach ime zugelassen und also "für und für" gehalten werden; und were, das derjen, der solch Gut annimbt, Kinder hete, so plib das "für und für" [Seite: 334r] bey ime und seinen Kinden. Het er aber kain Kind, so sol solch Gut nach seinem Tod abermalen den Neheren zufallen. Deßhalben sol der Inhaber des Guts am Hawbtgut ligender Güter one unser Zulassen und Erkanntnus kain Minderung tun. Wo aber ausser unsres Zulassens ain Endrung geschee, die sol kain Craft noch Fürgang haben.
Es mag auch ain yde testirende Person irem benennten und eingesetzten Erben ainen oder mer Nacherben substituiren und nachsetzen also, wo der eingesetzt Erb das Erb nit annemen würde, durch was Gstalt das geschee, das alßdann dieselb [Seite: 334v] Erbschaft dem substituirten Erben sol und mag volgen, werden und erdeichen. Neme aber der gesetzt Erb die Erbschaft an, so het alßdann der nachgesetzt Erb kainen Zugang zur selben Erbschaft, es were dann, das der oder die gesetzten Erben zur Zeit, als sy zu Erben gesetzt, noch unmündig gewest und, ehe sy mündig worden, Tods abgangen were, nemlich der Knab under 14 und das Medlin under zwelf Jaren. Wann sy aber die mündigen Jar erraichen, mügen sy dieselb Erbschaft, wo sy one eelich leiplich Erben verfielen, anderen beschaiden, es were dann durch den Testatorem und Gescheftiger anderst verordent. Wo sy aber die nit verordenten und nit leiplich Erben in absteigender Linien verliessen, so gefiele dieselb Erbschaft uf die substituirten Erben, unverhindert und [Seite: 335r] unangesehen der verstorben Erben und menigklichs. Und in solchem allen irrt nichts, ob die Vormünder der unmündigen gesetzten Erben von irem Vormundkind wegen die Erbschaft angenomen heten oder nit.
Der Gescheftiger mag auch sein Hab und Gut bey seinen Trewen, die er deßhalb an geschworn Aidsstat dem Notario geben sol, soverr solche Disposicion, Ordnung und Gescheft ausserhalb unsres Rats oder Gerichts geschicht, selbst schetzen und "legitimam porcionem" ernennen. Und bey solcher seiner Schatzung sol es ungewegert und one Widertriben der Kinder bleiben. Wer aber darwider tete oder solchs zu widertreiben fürneme, der sol sein Erbrecht darmit verwürkt haben [Seite: 335v] und den andern, so solchs halten, wachsen und zufallen.
Zudem haben wir sonderliche Versehung tun wollen, wenn der Testator dem gesatzten Erben bevolchen hat, die Erbgüter nach seinem Tod anderßwohin ze antwurten oder ze fallen, so mag derselb gesetzt Erb desselben Guts nichts verkaufen noch verendern. Ob er aber mitler Zeit was verkaufte oder [Seite: 161] verenderte, das hat kain Craft und mag derjen, so das Erb gehört, so die Zeit kumbt, alles das, so verkauft, verendert oder mit Zinsen beschwert were, frey widerumben an sich nemen und ziehen one alle Beladung, ungeirrt der Käufer oder derjenen, die solchs verkauft oder verpfendt heten.[Seite: 336r]
Wer ain Testament oder Begabung in ainem oder mer Puncten und Artikelen nit lauter noch verstendig also, das der Gescheftiger oder Begaber Sorg hete, er möchte durch solche Unlauterhait zwifachen Verstand oder Auslegung erwecken, mag er alwegen und zu yder Zeit seins Lebens, dweil er noch verstendigklich reden mag, dasselb Testament oder letzten Willen in Beysein zwair erberen Manßperson und dem Notario, der das gemacht hat, wol erklern und pessern. Aber gar abzetun, das sol er an die Solemnitet, hievor anzaigt, darzu gehörende, nit fürnemen.
Es mag auch ain yder Testator sein Testament [Seite: 336v] oder andern gemachten letzten Willen, wenn und als oft er wil, meren, mindern, endern, abtun und von newem machen, dweil er noch vernünftig ist, unangesehen, ob er sich in ainem seinem Testament oder letzten Willen ufs höchst verpunden und verpent het, das nit ze endern, und, ob er sich also verpunden, het es doch nit Craft, dann der Will des Menschen ist frey gar bis in den Tod.
Der Gescheftiger mag sein Testament und Ordnung Ungehorsam halb verpenen dermaß, wo seiner nachgesetzten Erben, es sein Kind [Seite: 337r] oder Tiechter in absteigender oder in aufsteigender Linien, das nit halten wollte, das demselben über die nottürftig, gebürlich und gesatzt Erbschaft und Legitima nichts volgen noch werden sollte. Aber in andern Ordnungen als Legaten oder den Personen, gegen den der Testator mit der Noterbschaft nit verpunden ist, mag sy ir Gescheft und Ordnung also verpenen, also, wo dieselben an dem verordenten Legat noch geschickt, nit genügig were, das ime alßdann von seiner verlassen Hab gar nichts werden noch volgen, sonder dieselb uf ain ander Ort, wohin sy dann das ordnen wil, fallen, und das demselben allem aigentlich nachgegangen werden sol. [Seite: 337v]
Wir wollen, so ain Gescheftiger in seinem letzten Willen Legata ordent, das die durch di Erben oder Executores, soverr dieselben Legata zulessig sind, fürderlich und getreulich bezalt werden, doch mit der Unterschaidung, das zuvorderst der Leibfal und die Schulden ußgericht und nachvolgends zu den Legaten zu bezalen gegriffen werde.
Und were, das der Gescheftiger zwaien, dreien, viren, mer oder weniger miteinander ain Suma Gelts oder ain ligend Gut ydem zu gleichen Tail hete legirt oder verordent, so sol ir ydem (soverr sy den Todfal erleben) ain Tail daran werden nach Markzal. Und ob ainer aus denselben abging, vor [Seite: 338r] und ehe der Todfal geschee, oder das Legat sein Craft entpfinge, so sol sein Gerechtigkait den übrigen [Seite: 162] Mitgesellen pleiben und an sy fallen, es hete dann der Gescheftiger andere Maynung vor ime gehebt und gesagt: "Ich verorden Ticio, Seio und Sempronio ir ydem hundert Gulden." Wo ainer uß denen sterb vor der Becreftigung des Legats, so weren seine hundert Gulden auch abgestorben und gefiel ir kainem, sonder allain dem gemainen Gut oder dem Erben zu.
Es sol auch niemant oder kain Person, der was in ainem Gescheft verordent ist, so mutwillig und frevlich sein, das er dasselb Legat oder Verordnung aigens Gwalts one Wissen und Willen des Erbens oder des Executors selbst neme. Wölcher aber solchs tete, der sol dasselb Legat halbs gemainer unser Stat Pfender, und das ander dem [Seite: 338v] Erben zu Pen verfallen sein.
Hete ain Testator oder Gescheftiger ain Legat oder Gescheft one Fürwort geordnet und allain der Zalung halben . . . [Anm. Hrsg.: In der Hs. gestrichen ...]
Wann ain Gescheftiger in seinem Gescheft und letztem Willen ainem seinem Frund oder anderm ain Gescheft oder Legat mit sondern ausgedrückten Fürworten beschiden als nemlich in ainem solchen oder dergleichen Fall, das dem, so legirt ist, dasselb Legat sol zusten und gefallen, wann er in ainem Jar nach sein, des Gescheftigers Abgang und Tod ain Priester wurde oder anders dergleichen, so sol ime der Erb oder Executor von der verlassen Hab [Seite: 339r] raichen und incraft ains Legats überantworten hundert Gulden. Und der, dem solch Gescheft und Legat also mit Fürgeding verordent ist, verfiele auch mit Tod, ehe das Jar vergangen were, und ehe er Priester worden were, so ist dasselb Legat auch gefallen und stirbt der gemainen Hab oder dem Erben des Testators zu und haben deß Erben, dem also mit Fürworten beschiden war, kain Anfordrung noch Recht.
Het aber der Gescheftiger das Legat oder Gescheft one sonder Fürwort geordent und allain der Bezalung halben Zil und Tag ernennt, als wo ainer sprech: "Ich verorden meine Frund, dem N. oder dem hundert Gulden, di sol man ime in zway oder dreien Jarn nach meinem Abgang und Tod bezalen." Stürb dann der, dem solch Gescheft verordent were, vor Ausgang der Zeit, doch nach des Gescheftigers Tod, so ist man seinen Erben das Legat schuldig. [Seite: 339v]
Es ist auch gar in nottürftiger und fleissiger Acht ze haben, so der Testator und Gescheftiger Zil und Tag setzt, ob er die mit oder one Fürwort verstanden hab. Dann wann der Testator sein Legatum auf ain künftige Geschicht, das in ainer Zeit erfüllt soll werden, entlich setzt, so haist das "legatum mit Fürworten", als wenn ainer spricht: "Wann Ticius zu seinen Tagen kumbt, oder soverr er zu seinen Tagen kumbt, so sol ime diser Acker werden. Stürbe Titius, ehe er zu seinen Tagen keme, so ist man seinen Erben nichts schuldig." Uß deßgleichen, so ainer spreche: "Wann Ticius in dreien Jarn Priester wirdet, so sol man im das Gut geben, stirbt er under den dreien Jarn, ist man seinen Erben auch nichts verbunden." Were aber, das der Testator, dem so geordent ist, das Gut one Fürwort schaffte und satzt allain Zil und Tag der Bezalung halb, so hat das Legat kain Be[Seite: 340r]ding noch Fürwort, als wenn ainer sprech: "Ich verschaff Ticio hundert Gulden, die sol man ime in drei oder vier Jarn bezalen; desselben Legats wern auf Absterben Ticii seine Erben angengig und sol ine das bezalt werden.[Seite: 163]
Als obstet, "wann Ticius zu seinen Tagen kumbt", ist zu versteen, wann ain Manßperson vierzehen Jar irs Alters und ain Medlin zwelfe auf sich genomen haben.
Und dem also mit Fürworten ainich Legat beschiden oder vermacht were, so ist der Erb oder der Executor nit schuldig, dem Legatario, bis die Zeit der Fürwort vergangen sind, solch Legat zu stellen, aber er ist schuldig, dem Legatario gnugsame Sicherhait und Caucion ze tun, das er ime solch Legat oder Gescheft, so Zil und Tag verscheint, one Abgang und Minderung bezalen wölle. Wollt sich aber der Erb oder Executor deß zu tun sperren, so wollen [Seite: 340v] wir von Ampts und Oberkait wegen solch Legat aus seinen Handen und Gwalt nemen, und das zu andern Handen oder gemainem Gwalt, wie uns nach dem pessten ansicht, nemen und bewaren lassen.
Wie der sinnreich Ulpianus in ainem seinem Spruch erklert, in was Gstalt ain Ding ze Hauf gesetzt, also wirdet es auch widerumben zerütt und zenicht gemacht. Dweil dann die Testament, letzt Willen und Gaben auf Todfell freywilliglich gescheen, demnach sol und mag ain yde Person all ir Begabung, incraft ains letzten Willens oder auf Todfell aufgericht, [Seite: 341r] zu yder Zeit, dweil sy noch vernünftig ist und articulirt reden kan und mag, widerrufen und abtreiben, wie dann hievor auch bemelt ist.
Wo aber die Testament und Gaben, die auf Todfal geschehen, nit widerruft wurden und ain oder mer, denen verschafft und verordent ist, vor dem Verschaffer oder Geber Tods abgingen, so ist dieselb Gab, wie hiervor under der Rubric "Von den Legaten" auch bemelt ist, auch tod, ab und gefallen und wechst dem Erben zu oder dem gemainen Gut, sy were dann anderßwohin verordent und beschiden.
Aber die Übergaben, die under Lebentigen gescheen und mit dem Aid oder Stipulacion becreftigt, werden nit leichtlich widerrufen oder abgetriben, es were dann, das der Donator nachvolgender Ursachen, aine oder mer, [Seite: 341v] möcht anzaigen, nemlich so der, dem übergeben were, frevenliche Hant an den Übergeber legte. Item, wo der, dem übergeben ist, den Übergeber mit schmelichen Worten, die man ,injurias atroces' nennt, antasste, oder auch mit schedlichen Waffen überlüfe, jagte, fing oder gefenklich hielte, oder das er dem Übergeber merklichen Schaden durch Zugrif an seiner Hab tete, oder wo er dem Übergeber ainiche Sorgveltigkait seins Lebens abzenemen zumesse, als mit Tro, Vergiften, Verraten und dergleichen. Ob es gleichwol nit würklichen Fürgang erraichte, sonder wer gnug, wann der Übergeber in solcher Far und Sorg stünde. Auch die Übergaben, die gescheen, wann die Übergeber zur Zeit der Übergab nit Kinder heten, auch nit Zuversicht, der mer zu gewinnen und doch mit gotlichem Beistand [Seite: 342r] Kinder geberen und überkemen, dieselben Übergaben mügen auch abgetan und widerruft werden, auch wann der Donatarius, das ist der, dem übergeben ist, were seumig an der Enthaltung und Narung deß, der ime übergeben hat.
Und obemelt Artikel und Widerrufung, die ymants fürzenemen understünde, die da gescheen weren unter Lebentigen, sollen vor unserm Rate abgetriben und widerruft werden mit Bestimbung der Ursach, warumb solch Widerrufung fürgenomen und getan werde.[Seite: 164]
Aber Testament und Übergaben uf Todßfell mügen allenthalben in Heusern oder am Todpett, dweil di Person vernünftig ist und reden kan, widerruft werden, doch mit der Gstalt und Zir, wie di aufgericht sein. [Seite: 342v]
Alle Begabungen, die da gescheen in Form der Testament under Lebentigen oder auf Todsfell, darinnen die Solemnitet auch Würkung [hat] und geschicht, wie hievor anzaigt ist und hernach verrer bemelt, nit gebraucht noch gehalten, die wirdet und sol bei und von uns weder in Gerichtssprüchen, Urtailen noch andern Sachen nit für kreftig, sonder für unmilt und nichtig geacht und gehalten werden.
Item, wo in ainem Testament der recht natürlich Erb in ab- oder aufsteigender Lini, auch wo der Testator Güter hete, die von seinen Voreltern herrürten, seinen negsten Frund bis in das viert Glied einschließlich, [Seite: 343r] nit zu Erben eingesetzt, sonder het dieselben fürgenommen oder one Ursach enterbt; item, wo ain Hausfraw von dem Testator ain Kind entpfangen, darvon der Testator kain Wissen gehabt und das in dem Testament nit bedacht hete; item, wölch Testament oder Übergab aus Forcht oder Zwangsal gemacht were; item, wann der Testator nach aufgerichtem Testament in di Ee greift.
Item, wann der Testator in der Erbsatzung ainen unrechten Erben einsetzte oder sunst Mangel fürfiele, das di Erben das Erb nit annemen wollten, so ist dieselb Erbsatzung auch zunichten und fellt das Gut an die negsten Sipfrund. Doch wo das Testament in ander Weg nit mangelheftig were, so sollten und müssten die Sipfrund, oder die Executores sollen nichts weniger alle Legata und Verordnung, sy gehören wem [Seite: 343v] oder wohin sy wollen, außrichten; item, das erst Testament wirdet durch das nachgemacht ze nichten.
Auch alle Testament und Übergaben, die da gescheen wider unser Statordnung und Zerrüttung derselben, auch dem gemainen Nutz zewider, die sein von Unwirden und nichtig, auch alle, die da übergeben under Lebentigen, die noch nit volkomen 25 Jar erraicht haben, außgenomen ain Egnos dem andern, die obemelten Rubriken und Artikelen under dem Titel "Von den Heuraten" nit zewider, zesamen geheurat haben. Auch die Übergaben, die durch den Haußvater den Kinden zu grosser Beschwerd geschehen, sollen all, ob di jach mit dem Aid oder Stipulacion becreftigt weren, von Unwirden und nichten sein, sonder sy mügen durch di Erben widerruft und abgetriben werden. [Seite: 344r]
Wo auch zway Eeleut oder ain Egnos dem andern hete donirt, di Kinder heten, und weren der zu gewinnen nit versichtig und überkemen doch Kinder miteinander, solche Übergab sol nach diser unser Satzung nichtig und tod sein; auch all Übergaben, die da geschehen mit Geding oder aus Ursachen; wann dann das Geding oder die Ursach ab, so ist die Übergab auch ab und gefallen.
Wann auch ainer, der von ainem andern seiner Hab oder Güter gweltiglich entsetzt were, dem Entwerer gebe, darmit er die entwert Hab oder Gut wider zu ime precht, dieselb Gab ist von Unwirden; item, so Wucher oder gewuchert Gut dem Wucherer gesetzt oder gegeben wurde. Wo auch ainer ain Übergab auf Todßfell getan hete und dieselb Hab nach der Übergab verwendte, andern verpfen-[Seite: 344v] det oder verkaufet, so ist dieselb Gab auch von Unwirden und stillschweigend widerruft.
Aber all Begabung, darmit gemaine unsre Stat bedacht wirdet, es sey an Wege, [Seite: 165] Steg, Tor, Prücken, Türn, Greben, Pflaster oder ander Erhaltung gemains Nutzs, die sollen zu aller Zeit kreftig sein und gar durch kainer obgemelten noch ander Sach willen widertriben werden. [Seite: 345r]
Tat ymants in Zeit seins Lebens ain Begabung, es sey durch Testament oder [Testaments] weis getan, und dieselb Begabung, Ordnung und Gescheft wurde in ainem Jar, dem negsten nach deß Gescheftmachers Abgang und Tod rechtlich nit angefochten, so sol dieselb hinfüro nit mer widertriben werden, es were dannn, das di verwonten Parteien, die solchs anzefechten vermainten, ausserhalb Lands oder aus rechter Ursach verhindert weren worden, ir Notturft darwider fürzebringen und solchs nach unser Erkanntnus, darinnen wir uns dann gantz gebürlich halten wollen, für gnugsam angesehen und erkennt wurde. [Seite: 345v]
Wurde aber ain Testament in anzaigter Zeit angefochten und mit Recht bestriten, so sollen die Executores dennoch die verlassen Schuld zuvoran außrichten. Und ob sich auch gaistliche oder andere Legata Geschick und Ordnung desselben Geschefts nit irrig oder spennig erschinen, oder sich auf Erkanntnus des Rechten dermassen hielten, das sy sollen ausgericht werden, dieselben sollen auch mit gebürlicher Execucion exequirt und des Testators Will erfüllt werden. Aber was spennig oder in Recht angefochten wurde, das soll ruen bis zu rechtlicher oder gütlicher Orterung der Sachen. [Seite: 346r]
Wo ain Person von ymant andern ain Begabung ze tun, es were in Form ains Testaments oder anderm letzten Willens under Lebentigen oder auf Todfell, wider irn freien Willen bedrangt wurde, dieselb Begabung sol kraftlos und von Unwirden sein, wie hievor auch anzaigt ist. Und derselb Bedranger, ob ime ausserhalb solcher Begabung von des Abgangen verlassen Hab ichts Erblichs angefallen sol sein, dasselb sol er darmit als mit der Tat verworcht haben und den andern des Abgangen Erben, die daran kain Schuld heten, werden und wachsen. [Seite: 346v]
Understünde sich auch ain Person, di ander an irem Gescheft zu verhindern, oder, wo ain Gescheft und Begabung gescheen were, das di widerruft werden sol, solch Widerrufung sol auch (soverr die dargetan oder erfunden wurde, das solche Widerrufung unwilliglich, sonder aus Forcht oder Zwangsal gescheen were), von Unwirden, sonder die ausgericht Begabung bey Creften sein und bleiben, und dieselb Person, so also Verhindrung tut, sol auch alles deß, so ime zufallen mocht, entsetzt werden und den negsten Erben fallen und wachsen. Geschee oder fürfiele aber das von eussern Personen, die Begabung oder Erbschaft sunst nit berürte, dieselben sollen nach Gstalt der Sachen und der Verhandlung, wie wir derhalben ze Rat werden, Straf entpfachen. [Seite: 347r]
Ain yder Testator oder Gescheftmacher mag in seinem Testament und letzten [Seite: 165] Willen ainen oder mer Executores oder Treuhender, zu denen er am meisten Naigung und Gefallen hat, nemen und stellen, doch das dieselben Treuhender und Außrichter uns gehorsam und verpflicht sein. Dieselben Treuhender und Executores sollen nach Abgang des Gescheftigers dasselb Testament und Gescheft, zum schirsten und es füglich sein mag, wie dann hieoben under der Rubric "Die Testament sollen uns insinuirt werden", für uns pringen und sich als Testamentarios und Executores anzaigen mit der Pit und dem Begeren, das wir inen die Außrichtung [Seite: 347v] vergönnen. Daruf wollen wir sy mit Pflichten beladen, das sy dasselb Testament (soverr es zulessig und von uns für milt geacht wirdet) exequiren nach Laut und Vermög des Testators letzten Willen und unserem guten Ansechen.
Wer oder wölcher Executor und Treuhender uns nit Pflicht tun wollten, wie wir ine die derhalben geben werden und unser Pflichtbuch außweist, dieselben, sy seien wer sy wollen, kain Person, sy sey uns mit Gericht verwont oder nit, ausgenomen, dieselben sollen von dem Ampt der Treuhandschaft oder Außrichtung getriben werden und deß Genieß, den sy von des Testators Geschefts wegen, es were Erbschaft oder Legat, warten, unentpfenklich sein; und wir wollen an deß oder derselben Stat, die sich der Pflicht widern werden und die nit tun wollten, ander stellen und den [Seite: 348r] Genies, den die Geordenten in dem Gescheft haben heten mügen, zuwenden und Bevelch tun zu exequiren.
Erstlich und vor allen Dingen sollen sy aller ligenden und varenden Haben und Güteren, die der Gescheftiger hinder sein verlassen hat, Inventarium machen lasssen durch unsern geschworn Statschreiber und zwair, wie negst bemelte Rubric "Die Testament sollen uns insinuirt werden" inhelt, und nachvolgends zum schirsten zur Execucion greifen, darmit dasselb Testament inner Jar und Tag, so vil an inen ist, volstreckt werde. Wann sy aber in der Ußrichtung seumig und lessig wern und die ausserhalb redlicher Ursach über das Jar verzügen, so sollen sy abermals irs Gnieß, den sy darvon haben sollten und machten, gentzlich entsetzt werden und die Außrichtung an uns ainen Rat wachsen, darzu wir andere, [Seite: 348v] die das exequiren sollen, verordnen wollen gegen zimblicher Belonung, die wir inen derhalben setzen; und der seumigen Executores oder Trewhender Gnies sol halber Tail unser Stat Zinsstuben und der ander halb Tail dem Erben oder dem gemainen Gut zufallen.
Und die Executores oder Erben sollen in der Außrichtung die Ordnung halten, erstlich, das sy alle des Testators verlassen Schuld bezalen, nachvolgends di legata zu milten Sachen, die man ,ad pias causas' nennt, das sein die, wo gemainer unser Stat Nutz an Weg-, Stegerhaltung, Türen, Prücken, Pflaster, Tor und ander Bevestigung, oder Gotshäusern, Kirchen oder Almusen was beschiden were. Nachvolgends sol das Erb angenomen oder repudirt und verschmecht werden [Seite: 349r] und zuletzt die ander Ordnung im Testament vergriffen. Und wann das gar und entlich exequirt ist, sollen sy uns das Testament und Inventarium abermals überantwurten und daruf unsern Vormundherrn gebürliche Darlegung und Rechnung tun, darzu den Erben, die instituirt und eingesetzt sein, verkündt werden. Wo aber die Erben nit ze komen, [d. h. zu ihrem Erbe] verschenlich were als nemlich, wo der Testator ain frömbd Closter oder ander arme Leut zu Erben einsetzt, so sollen di Vormundherrn an derselben Erben Stat sein und handelen, wie inen von Ambts wegen gebürte. Item, wann ymands, der uns nit mit Aidßpflichten verwont, sonder außmerkisch ist, ain ligend Gut durch Erbschaft bey uns anfiele, darmit sol es gehalten werden, wie hievor der ailft Titel des ersten Tails [Seite: 349v] "Von der Execucion etc." under der Rubric "Vom Einsetzen der, so nit Bürger sein etc." am andern Artikel verleibt wirdet.
Die Eltern mügen durch die hernachbemelten Felle ire eeliche und leipliche Kinder väter- und müterlicher Erbfall und Fell entsetzen und irer Legitimen berauben und enterben, doch also, das solcher Val der Enterbung in dem Testament oder Begabung bestimbt und vergriffen were, und das solcher Fal, so in dem Gescheft gesetzt ist, nach Abgang der Eltern zu denselben Enterbten, ob sy der in Abred stünden, [Seite: 350r] lauter mügen angezaigt und bewisen werden.
Zum ersten, wann die Kinder frevenliche Hant an ire Eltern legen und die darmit betrüben und frevelich schlachen.
Zum andern, wann die Kinder iren Eltere swere und unersame Unrecht, Frevel und Scheltwort anlegen oder zumessen oder gegen inen fürnemen.
Zum dritten, wann die Kinder ire Eltern vor Gericht beschuldigen und beclagen umb Malefiz und peinlich Sachen und umb Sachen, Leib und Leben berürende, das zu Latein ,capitale crimen' genennt wirdet, es were dann, das di Eltern ,lese maiestatis', also, das dieselb Untat ain schwere Verhandlung wider die Römisch Kaiserlich oder Königlich Majestet, oder wider den gemainen Nutz und Stand unsrer Stat Windßheim were. [Seite: 350v]
Zum virdten, wann die Kinder Zawbrer weren oder mit denselben Geselschaft triben und laisten.
Zum fünften, wann sich die Kinder understünden, iren Eltern ir Leben mit Gift oder andern pesen Anschlegen ze nemen.
Zum sechsten, wann die Kinder iren Eltern valsche Lasten durch Krieg zufuegen, in welchen di Eltern groß Schaden entpfangen oder geliten haben.
Zum sibenden, wann sich die Söne für den Vater nit wollen verpflichten noch Bürg werden, wann der zu unzimblichen Kerkerung und Gevenknus gebracht wirdet.
Zum achten, wann sich die Kinder mit irer Eltern elichen Gemahelen, als dem Stiefvater oder Stiefmuter vermischen und beschlafen. [Seite: 351r]
Zum newndten, so die Kinder iren Eltern verbieten, gebürliche Gescheft ze tun, und so di Eltern darüber ir Testament und Gescheft tun, so mügen sy die Kinder diser Ursach halben enterben. Und so aber die Eltern solchs Verpots halb ainich Gescheft nit tun möchten, sonder ane Gescheft abgingen, so sollen und mügen nichtsdesterminder dieselben Kinder enterbt und derselb Tail, so inen worden sein sollte, andern des Abgegangen negsten Erben verfallen sein und werden.
Zum zehenden, wann der Sone were ain Ferchait, Gaukler oder Catzenritter oder deßgleichen, und sich understanden hete, mit unvernünftigen Tieren ze fechten, es were dan der Vater auch desselben Ordens und Wesens.
Zum ailften, so sich die Töchter nit wollten lassen bestetten zu der Ee, so der Vater sy nach seinem Vermü-[Seite: 351v]gen, vor und ehe sy 25 Jar alt worden were, hete [Seite: 168] wollen bestetten, und sy darüber ain lesterlich, unkeusch Wesen fürgenomen. So aber der Vater an solcher irer Bestettung seumig, were sy darumb nit zu enterben.
Zum zwelften, wann die Kinder versaumben, den Eltern Narung ze geben und nit nottürftige Artzney mittailen, wann die Eltern tobsüchtig und unvernünftig weren, und wo die Kinder von Frunden oder Frömbden solchs fürzenemen ersucht werden und doch darüber nit teten, und sich die Frund oder Frömbden solchs ze tun understünden, denselben Personen, die sich solcher Handlung und Beweisung der Gutat underfangen heten, den sol anstat derselben ungetreuen Kinder die Erbschaft werden und erdeichen.
Zum dreizehenden, wan der Son den Vater von den [Seite: 352r] Ungläubigen nit wil erlösen, und der Vater in solch Venknus verging, der ist der Erbschaft nit vehig.
Zum virtzehenden, wann die Eltern Cristen und die Kinder Ketzer wern.
Herwiderumben und gleich in obbestimbten Fellen ,mutatis mutandis' mügen die Kinder di Eltern irer Erbschaft und Legitima auch enterben und berauben. [Seite: 355r]
Erbschaft ist ain Nachgang in alles das Recht, das der Gestorben hat gehebt und hinder sein verlassen, und gefellt am maisten den negstgesipten Frundten dreyerley Linien als absteigend, aufsteigend und zwerchs oder beseit Lini, ydes aus nehin der Graden und Staffelen, und ist ain gemain Regel: Wo ain Person one Gescheft Tods abget und hinder sein Erben in absteigender Lini verlesst, so werden die Gesipten [Seite: 355v] und Gefrundten der andern zwair Linien, wie nahend sy in dem Grad sein, ausgeschlossen und der verfallen Erbschaft nit vehig. Wo aber der Abgestorben in absteigender Lini kainen Erben hinder ime verlesst, so geen die Gesipten in aufsteigender Linien vor denen in der Zwerch- oder Beseiterlinien, ausgenomen Bruder und Swester oder derselben Kind deß Abgestorben, die von beden Panden, das ist von Vater und Muter, zugefügt sein, die werden sambt den in der aufsteigenden Linien zugelassen. Wo aber weder in ab- noch aufsteigender Linien Gesipte vorhanden wern, alßdann werden di aus der Beseiten- oder Zwerchlinien zugelassen, wie dann hernach under yder Rubric lauterer Verstand anzaigt wirdet. [Seite: 356r]
Zu lauterem Verstand der Wort ,gesipte Lini' und ,Grad' ist zu merken erstlich, was die drey Wort ,Sipt', ,Lini' und ,Grad' sein und haissen; erstlich: Sipschaft ist ain Gebend und Verainigung des Geblüts etlicher Personen, die aus ainem leiplichen Stamen und ye ain Sipt von der andern entspringt und herfleußt durch die Linien.
,Linia' haißt und ist ain Versamblung der Personen, so von ainem gemainen Stamen komen und verrer Zalen durch Graden oder Staffel underschiden. ,Graden' oder ,Staffel' haißen Zaichen, dardurch man kan und mag abnemen und erfinden, wie verrer die Person in der Sipschaft von einander geschiden sein, wie aus nachvolgender Ver-[Seite: 356v]zaichnus klerlicher Verstand mag geschöpft werden. [Seite: 357r]
So ymants one ainich Gescheft und Ordnung Tods abget und hinder ime rechte eeleubliche, eeliche Kinder verlesst, es seien der vil oder wenig, so erben dieselben alle verlaßne Hab und Güter in die Hewbter, das ist nach Anzal der Personen gleich miteinander "als menig Mund, als menig Pfund".
Wern aber neben denselben Kinden in rechter absteigender Lini auch Kinds Kinder, die man dann nach unserm und frenkischem Gezüng "Tiechterlin" nennt, so sollen dieselben, alle und yde, für ain Person in dem Stamtail (das ist, das sy alle als vil als ir Vater oder Muter von solcher Erbschaft, [Seite: 357v] wo sy den Fal erlebt heten, geworden wer), so zu solch Erbschaft gelassen werden.
Wern auch neben obgemelten Kindern und Tiechterlin Urtiechterlin oder ander in rechter absteigender Linien verrer verwont vorhanden, dieselben sollen auch anstatt irer abgegangen Eltern wie oblaut in den Stamtail zugelassen werden. Wern aber nit Kind, sonder Tiechterlin oder Urtiechterlin vorhanden, oder ander in rechter absteigender Lini, und es were ydes Tails vil oder wenig, so sol alßdann die Erbschaft in den Stamen getailt und ydem Stamen als vil werden als seinen Eltern, wo es den Fal erlebt hete, geworden were. [Seite: 358r]
Get dann ymants one ainich Gescheft abe und verlesst kainen eelichen Leibßerben in absteigender Linia, sonder verlesst hinder ime Vater und Muter, sy bede oder ir ains, dieselben (des abgegangen Vater und Muter) erben des Abgegangen verlassen Hab und Gut vor allen andern in aufsteigender oder Zwerchlinien, außgenomen des Abgestorben Bruder oder Swester von Vater und von Muter, wo die vorhanden wern, oder derselben Bruder und Swester eeleubliche Kind, die werden mit des abgangen Vater und Muter zu der Erbschaft gelassen und dieselb under sy getailt "als menig Mund, [Seite: 358v] als menig Pfund". Doch die Geschwistergeit Kind werden nur in den Stambtail, das ist, das sy alle an irs Vaters oder der Muter Stat für ain Person gerechent sollen werden, zugelassen.
Verließ aber ymants nit Vater noch Muter, sonder Anherrn oder Anfrawen und neben denselben Bruder oder Swester von Vater und Muter oder derselben Geschwisterd Kind, so erben derselb Anherr oder Anfraw sambt den Geschwistergeiten oder derselben Kinder des Abgegangen Hab und Gut "als menig Mund, als menig Pfund", doch die Geschwisterd Kind allain in den Stamtail, bei negst oberürter Artikel verlaut.
In solcher Massen erben auch Uranherren und Ur-[Seite: 359r]anfrawen, und also fürt ,auf und auf' ze rechnen und schliessen aus die Geschwistergeit, die von ainem Pand als vom Vater oder von der Muter allain Geschwistergeit sein, und vil mer derselben Kind und ire Tiechterlin. [Seite: 170]
Wo aber nit Geschwistergeit von beden Eltern noch derselben Kind zur Zeit des gefallen Erbfals vorhanden weren, so erben Vater und Muter vor dem Anherrn und Anfrawen, Anherr und Anfraw vor Uranherrn und Uranfrawen, und fürt auf in aufsteigender Lini, und werden die Tiechterlin der Geschwistergeit von Vater und Muter, auch die Geschwistergeit vom Vater allain oder von der Muter allain, und all ander uf der Seiten- oder Zwerchlinien ausgeschlossen und nit zugelassen. [Seite: 359v]
Get aber ymants mit Tod one Gescheft und Ordnung one eelich Erben in ab- oder aufsteigender Lini ab und lesst hinder ime eeleubliche Geschwister von beden Panden, das ist von Vater und von Muter und neben denselben Geschwisterden, Geschwisterd Kinder, alßdann erben dieselben Geschwisterd und di Geschwisterd Kind des Abgegangen verlassen Hab und Gut gleich miteinander, doch allain, das die Geschwistergeit Kinder nit mer dann ainen Stamtail als vil, als ir Vater oder Muter erben het mügen, nemen.
Und solche Geschwisterd, von beden Panden geboren, und derselben Kinder schliessen aus an der Erbschaft [Seite: 360r] ire Mitgeschwistergeit, allain vom Vater oder allain von der Muter inen zugefügt; sy schliessen auch aus alle andere negstbeseite gesipte Frund, kainen ausgenomen.
Wo aber solche Geschwisterd von beden Panden, das ist von Vater oder Muter geboren, nit vor Augen, sonder ire Kinder in Leben erschinen, solche Geschwisterde Kinder erben des Abgegangen verlassen Hab und Gut vor den Geschwistergeiten von ainem Band und vil mer vor derselben Kind Enikel.
Weren aber allain Geschwistergeit Kind, von Vater und von Muter verwont, vorhanden zur Zeit des gefallen Erbtails und, wiewol derselben Geschwisterd Kinder ungleich in dem Stamen, also das des ainen Geschwistergeits Kind drei oder vire, und des andern sechse oder achte, zu beden Tailen mer oder wenigeren wern, so sollen dieselben Geschwisterd [Seite: 360v] Kinder, alle und yde, gleich miteinander in die Hewbter, das ist "als menig Mund, als menig Pfund", zu der Erbschaft gelassen werden unangesehen, ob des ainen Abgestorben Geschwistergeits Kind wollten anzaigen und fürgeben, sy gingen anstat irer Eltern, wie hievor under der Rubric "Erbfal in absteigender Linia" von etlichen mocht verstanden werden. Das ist in diser Beseiten- und Zwerchlinia nit also zu versteen; dann dieselben Geschwisterd Kinder, haben davor irer väter- oder müterlicher Erbschaft ain Vergnügung. Und das ist allain ain erblicher Fall von ainem Vettern oder von ainer Pasen herrürende; derhalben seind sy gleich an dem Grad, so sein sy auch gleich an dem Rechten, und hat kains vor dem andern kainen Behelf noch Vortail. Und hierinnen schliessen aus die Kinder der Geschwistergeit von beden Panden der Geschwistergeit Kinder [Seite: 361r] von ainem Bande.
Weren aber solcher Geschwistergeit Kinder von beden Panden, das ist von Vater und von Muter nit vor Augen, sonder derselben Tiechter und neben denselben Tiechtern des Abgegangen Geschwistergeit von ainem Band, so erben dieselben Geschwistergeit von ainem Pand und die Tiechter (es weren ir vil oder wenig) für ain Person ze rechnen gleich miteinander des Abgegangen verlassen Hab und Gut. Und dise schliessen alle des abgegangen Vater oder Muter Bruder und [Seite: 171] Swester, auch alle andere, die vater- oder muterßhalben gesipt weren, auß an der Erbschaft. [Seite: 361v]
Wo aber der Geschwisterd Tiechter von beden Panden kains vor Augen erschine, sonder allain weren vorhanden des Abgegangen Geschwistergeit von ainem Pand und auch derselben Geschwistergeit Kinder, so erben die Geschwistergait von ainem Pand in die Hewbter und die Geschwistergeit Kinder in den Stamtail. Und dise Geschwistergeit von ainem Pand oder derselben Kinder schliessen aus am Erbnemen des abgegangen Vaters oder Muters Bruder und Swester und alle, die inen vaters- oder muterßhalben gesipt sind, und irrt hierinnen gar nit, das des abgegangen Vaters oder Muter Bruders mit den Kindern der Geschwisterd von ainem Pand in gleichem Grad sein. Dann wiewol der Grad gleich, so ist doch das Recht zu der Erbschaft [Seite: 362r] ungleich. Dann die Kinder treten in disem Fall in die Fuesstapfen irer Eltern und werden inen vergleicht.
Hete aber deß, der oder die Abgegangen hinder inen verlassen Geschwisterd von dem Vater allain und Geschwisterd von der Muter allain, so nemen di Geschwisterd von dem Vater die Hab, so von dem Vater allain, und die Geschwisterd von der Muter di Hab, so von der Muter allain herkomen ist. Heten aber di Abgegangen miteinander was erspart und gewonnen, das erben sy gleich miteinander "als menig Mund, als menig Pfund". Deßgleichen nemen Erb di Geschwisterd Kinder an ainem Tail für ain Person und in dem Stamtail ze rechnen mit den Geschwisterden, wie obemelt ist. [Seite: 362v]
Sein aber nit Bruder oder Swester noch derselben Kind vorhanden, sonder des abgegangen leiplichen Vaters Bruder oder Swester von Vater und Muter verstamentlich, und neben denselben seiner leiplichen Muter Bruder oder Swester verstamentlich, so ordnen wir, das dieselben, des Vaters und der Muter Geschwistergeit, des Abgestorbenen verlassen Hab oder Gut gleich miteinander tailen "als menig Mund, als menig Pfund", ungeacht von welchem Tail der Personen mer an der Zal weren.
So aber das mit Tod Abgegangen verlesst seins Vaters Bruder oder Swester von ainem Pand, das ist vom Vater oder von der Muter allain, und seiner Muter Geschwisterd auch von ainem oder beden Panden, so sollen dieselben, [Seite: 363r] wölche von beden Panden Geschwisterd sein, vor denen, die allain von ainem Pand Geschwisterd sein, zu der Erbschaft des Abgestorben verlassen Hab und Gut verlassen werden.
Wer aber, das das Abgestorben hinder ime verließ seins Vaters Geschwisterd, demselben vom Vater allain verwont, und seiner Muter Geschwisterd, demselben von der Muter allain gesipt, so sollen di vom Vater zu der Hab vom Vater herkomen und die von der Muter zu der Hab von der Muter herkomen ist, gelassen werden. Aber gleiche Hab, di weder vom Vater noch von der Muter Herkomen bewisen werden möcht, erben sy gleich miteinander. Wo aber obemelter Sipfrund zur Zeit des gefallenen Erbfals kainer vor Augen erschin, so erben dann [Seite: 363v] darnach, die am negsten gesipt sind und schleusst ye das neher das verrer aus, und die, so dy negsten und gleich im Grad sein, erben gleich miteinander in die Hewbter, unangesehen, das sy vom Vater oder von der Muter Gesipfrund sein, aus ainem oder beden Panden. [Seite: 172]
Wir wollen auch hiemit sonderlich fürsehen, wo fürfiele, das ain Stiefvater oder Muter Stiefkinder heten, die noch under iren Jaren und in vermelter irer Stiefvater oder Muter Verwaltung und Narung, und der Kinder weren ains oder mer und aus beden Elteren Geschwisterd, das dann [Seite: 364r] ain Geschwisterd das ander in allen verlassen Haben erben solle. Wo aber der Stiefkind ains were und Tods abging und in ab-, aufsteigender- noch in beseiter Linien kain eelichen Sipfrund hete bis in das virdt Glid uf und ab ze rechnen, so sol der Stiefvater oder die Stiefmuter desselben Stiefkinds verlassen Hab, das Stiefkind were in irer Verwaltung oder nit, zum sechsten Tail und die anderen des Kinds Frund das übrig erben.
Deßgleichen, ob der Stiefvater oder Stiefmuter abstürben und auch, wie oblaut, in ab- aufsteigender oder beseiter Linien ,für und für' ze rechen, bis in den virten Grad kainen Sipfrund heten, so sollen dieselben Stiefkinder auch den sechsten Tail irs Stiefvaters oder Stiefmuter verlassen Hab und das übrig di andern Negstgefrundten erben. [Seite: 366r]
Doch sind beyweilen vorhanden etliche Kinder, die ausserhalb eelicher Vermehelung geboren werden und dennoch der Erbschaft, von Vater oder Muter herrürende, vehig sind, und diser Kinder sind menigerlay Namen. Etliche haissen natürliche Kinder, etliche ,Bastardii', ,Spurii' oder ,Manseres' und etliche ,Nothy'.
Natürliche Kinder haissen auch ,Liebkinder' und sein die von zwayen ledigen Personen, die nit eelich sitzen, sich zesamen halten, als wann ainer ain Concubin und ledige Diern, die sich an ime allain helt, in dem Hawß bey ime hat, und haissen darumben [Seite: 366v] ,natürliche Kinder', das sy von Natur, und aber doch nit aus der Er und Zucht der Vermehelschaft geborn sind.
Bastardii, Spurii oder manseres sind die von gemainen ledigen Frawen, die sich nit allain zu ainem Man allain, sonder sich ytzt an den, und dann an disen halten, dero Vater ungewiß ist, werden geboren. Und dise Kinder könnden noch mügen sy kainer Dignitet noch genennter Sipschaft freyen. Nothy oder kebisch Kinder sind die aus verdambter Vermischung geboren werden, als wann der Eltern ains gaistlich und Got ergeben, oder in eelichem Stand wern. Und dise Kinder mügen sich auch gar kainer Dignitet noch genennter Sipschaft freyen und haissen ,Unflatskinder'. [Seite: 367r]
Natürliche oder Liebkinder erben, wo der Vater andere eeleubliche Kinder hete, von den väterlichen Güteren gar nichts, aber von denselben väterlichen Gütern [Seite: 173] sollen sy erzogen werden. Wo aber der Vater kain eeleublich, sonder allain natürliche Kinder hete oder verliesse, so erben dieselben Kinder sambt irer Muter, oder, wo dieselb nit in Leben were, von den väterlichen Gueteren den sechsten Tail, und das übrig nemen des abgestorben Vaters Negstgesipt in der aufsteigenden oder in der Zwerchlinien. Auch erben dieselben natürlichen Kinder, wo nit eeleubliche vorhanden sein, die erblich Gerechtigkait, ,ius prognati' genennt.
Hete aber die Muter rechte eeleubliche Kinder, und neben denselben natürliche Kinder, so erben die ee-[Seite: 367v]leublichen und auch die natürlichen Kinder der Muter Gut gleich miteinander "als menig Mund, als menig Pfund". Hete aber die Muter kain eeleublich, sonder allain natürliche Kinder, so erben dieselben der Muter Güter, als weren sy eeleubliche Kinder.
Item die natürlichen Kinde (wo dieselben heten Geschwistergeit, die ir Vater oder di Muter in ainer Ee eeleublich geboren heten), erben von denselben iren Geschwistergeiten, wann dieselben Geschwistergeit andere rechte eeleubliche Geschwistergeit haben, oder derselben Kinder gar nichts. Wann aber derselben Geschwisterd oder ire Kinder gebrechen, alßdann so werden di natürlichen Geschwisterd vor andern Sipfrunden in der beseiten Linien zugelassen.
Dise natürlichen Kinder erben auch nichts von irem Anherrn, wo derselb eeleubliche Kinder hete. Wo aber der [Seite: 368r] Anherr kain eeleubliche Kinder hete, alßdann volgen di natürlichen Kind nach und erben iren Anherren oder Anfrawen den zwelften Tail irs Guts und das übrig die Negstgesipten.
Aber Anherren, Anfrawen und ander gesipt Frund, die inen, den natürlichen Kinden Muterß halben zugetan und verwont sind, wo dieselben andere eeleubliche Kind hete, so erben die natürlichen Kinder den zwelften Tail aller verlaßen Hab, und die andern ailf Tail erben di eeleublichen Kinder. Wo aber nit eeleubliche Kinder vor der Hand und in Leben wern, so erben sy, dy natürlichen Kind den sechsten Tail, und das übrig erben di Negstgesipten des Geblüts.
Aber solche natürliche Kinder erben von denen, di irer Vater oder Muter in der Beseiten- oder Zwerch-[Seite: 368v]linien gesipt sein, gar nichts, deßgleichen erben sy nach irem Anherrn oder irer Anfrawen in aufsteigender Lini auch nichts. Zudem so sind sy auch weder Lehengüter noch Erbbestentnus mit Erbbestentnus nit vehig, es geschee dann mit ainem sondern Pact oder Geding, von dem Vater aufgericht.
Item, der Vater mag auch solche seine natürliche Kinder neben und bey seinen eeleublichen Kindern in dem Testament zu Erben ernennen und einsetzen, doch allain nit mer dann in den zwelften Tail seiner Güter neben den natürlichen Kindern. Wo aber der Vater kain eeleublich, sonder allain natürlich Kind hete, auch nit in Leben weren, [sie] sein des Vaters Vater oder Muter, so mag er seinen natürlichen Kindern setzen, als vil er wil, doch das er seinem Anherrn und Anfrawen [Seite: 369r] oder andern in aufsteigender Linien von Vater und Muter Gesiptem ,legitimam porcionem', darvon hievor "Von den Begabung und Testamenten" gemelt ist, was dieselb Porcion sey, vorbehalt und nit entziehe.
Bastardi, Spurii oder Manseres genennt, das sein die von gemainen ledigen Frawen geboren werden, wie dann hievor in diesem Titel under der ersten Rubric und am dritten Artikel verleibt ist. Diese Kinder erben von väterlichen Haben und Güteren gar nichts und noch vil weniger von desselben Gefrundten, in was [Seite: 174] Linien die sein. Aber die müterlichen Hab erben sy mit den eelaublichen Kinden, wo sy die Muter hete. Wo aber eleubliche [Seite: 369v] Kinder nit vor Augen erschinen, erben sy dieselben allain. Wo auch nit eeleubliche Geschwisterd vorhanden sein, erben sy aneinander. Auch erben sy, wo sunsten neben ine nit eeleubliche Kinder weren, von denjenen, die inen muterßhalben gesipt sind, den sechsten Tail der verlassen Hab, doch Lehengüter und Erbbestentnus ausgeschiden, und das übrig nemen di anderen negstgesipten Personen.
Sonderlich ist auch ze merken, wie und in was Tail, und wenn solche obemelte natürliche Kind und dergleich als Bastardikinder erben, also herwiderumben erben dieselben solche Kinder, wo sy one eelich lebendig Leibßerben und one Gescheft verfielen.
Und wiewol nach Sag der Recht inen, den Bastarden [Seite: 370r] der Vater in Testamenten, dweil er für ainen ungewisen Vater geacht wirdet, nit Tutores oder Vormünd setzen mag, sy auch von desselben Vater noch Gefrundten Haben und Gütern nichts Erblichs besitzen und ankomen mügen, wollen wir doch hiemit in diser Satzung günstigen und zulassen, das ain yder gemainter Vater oder desselben Gefrundten, oder ander diesen Bestarden (wo sy in auf- oder absteigender Linia nit Noterben hat), auch kain Geschwisterd oder derselben Kind haben) in iren Testamenten und letzten Willen mügen fürsehen und begaben, darmit sy zu erberm Wesen, Handlung, Hantwerk und Übung komen mügen.
Nothi oder Kebischkinder, dweil sy aus verdambter Vermischung und abscheulicher Geburt herkomen, sind sy nach gemainem Rechtem nit ze nennen; aber darmit in dem Namen der ledigen Kind Underschid gemerkt, werden sy ,Unflatskinder' gehaissen und sein weder in Testamenten noch andern Ordnungen, noch auch sunst nach natürlichem Erbfal weder von Vater, Muter noch andern derselben Gesipten ze erben gar nichts entpfenklich, allain das Vater und Muter aus Natur und Ordnung, dweil sy under iren Jaren, sind schuldig, von Hungersnot aufzebringen und zu erneren.
Wir wollen inen aber hiemit aus Gütigkait nach-[Seite: 371r]lassen und Begnadung tun, wo derselben Kind Eltern weder in auf- noch absteigender, noch auch in zwerch und beseiten Linien kainen Sipfrund heten bis in das vird Glidt, das alßdann dieselben Eltern denselben Kindern den sechsten Tail irs Guts, darmit sy zu Hantwerk oder anderm redlichem Wesen komen möchten, in irem Testament oder ander Ordnung vermachen und aufgeben mügen; und die Übermaß sollen nemen dy Negstgesipten. Weren aber die Eltern unbefrundt bis in das sechst Glid, sollen und mügen sy inen, den Kindern, den virten Tail irs Guts vermachen und übergeben, und das übrig felt uf di Sipfrund. [Seite: 373r]
Eekinder sein und haissen, die durch ain Beredung ainer Kintschaft zu Erben gemacht werden, wie dann hievor in disem Tail under dem anderen Titel under der Rubriken "Von den Kintschaften" bemelt ist.
So Ekinder mit rechten eeleublichen Kindern nach Abgang irer gemachten Vater oder Muter vorhanden weren, so sollen solche Eekinder mitsambt den rechten eeleublichen Kindern zu der verlassen [Seite: 373v] Erbschaft gelassen werden "als menig Mund, als menig Pfund" in allermassen, als wern sy alle von denselben Egnossen leiplich geboren.
Aber dise eeliche Kinder sollen noch mügen incraft der Abred der Kintschaft derselben irer gemachten Vater oder Muter gesipten Frund, in aufsteigender oder zwerch Linien gesipt, nit erben, sy weren dann denselben sunsten aus angeborner Fruntschaft verwont, also das sy nach gemainen Rechten oder ander unser Ordnung zu dem Erbfal Fug heten.
Sonderlich sol in Acht und Gedechtnus gehalten werden: wann sich begibt, das der eelichen Kinder (durch die Abred der Kintschaft) gemacht Vater oder Muter Tods verfallen und Tailung zwischen der verfallen eeleub-[Seite: 374r]lichen und eelichen Kindern um väter- oder müterliche Hab gescheen were, alßdann so hat die Kintschaft auch ir Ende erraicht, ist geloschen und gefallen, und erben die Kinder, die aus ainem Vater geboren sein, aneinander, und die aus ainer Muter geboren sein, auch aneinander.
Gefiele aber, das ain Man Tods abging und nach ime verließ sein Hausfrawen, die Witben und ire eeleubliche Kinder, und dann die Witbe sich in die anderen Ee begebe und mit den Kinden, mit irem vorigen Haußwirt geboren, und auch den Kinden, die sy in der andern, nachgenden Ee gebere, Ainkintschaft macht inmassen und Form, wie hievor verlaut ist, und dann denselben Kinden, in der ersten Ee geboren, etwas von iren Gefrundten erbßweiß zufiele, so sol und mag sich der [Seite: 374v] gemacht Vater durch die Abred der Kintschaft derselben seiner gemachten Kind angefallen Erbfals, wo sy, die Kinder noch in seinem Gwalt und under 25 Jaren weren, underziehen, gebrauchen und niessen, das das Ir der Vater dieselb Hab laß aigentlich durch unsern Statschreiber und zwair des Rats inventiren oder in das Vormundbuch beschreiben, den Kinden das Aigenthumb daran vorbehalt in guten, wesenlichen Baw und Pesserung, wie hievor im andern Titel des dritten [Tails] "Von Niessung der Hab etc." under der Rubric "Von Niessung der Güter, die den Kinden ausserthalb zufallen" durchaus bemeld wirdet.
Wo aber die Kinder, den solcher Erbfal zugestanden were, 25 Jar alt in eelichem Stand und Wesen weren, so sol der gemacht Vater denselben Kinden iren erlebten [Seite: 375r] Erbfal uf ir Begeren zustellen und umb di Abnutzung und Gnieß, den er darvon bis zu der Zeit der Erfordrung gehabt hat, nichts schuldig sein.
Wann aber die Fraw also verstürb und abging und den Man und eeleubliche Kinder hinder ir verliesse, und derselb Man auch zur andern Ee griffe und Ainkintschaft machte, sol es in allermassen, wie negstbemelt zwen Artikel under inen beschliessen, gehalten werden. [Seite: 377r] [Seite: 176]
So Kinder oder Erben in gemainer unvertailter Hab und Erbschaft seien, und etliche Kinder über ir zimbliche Notturft etwo unzimblich Cost wolten gebrauchen, alßdann sollen die Vormünder derselben Kinder mit denselben Kinden, so also Cost gebrauchen, mit Wissen der gesatzten Vormundherren abtailen und dieselben Kind wegsondern. Wo si sich aber der Tailung und Absonderung sperren wolten, so sol inen ir unzimblich Übermaß und Cost nachvolgends an irem Tail, darmit die andern Erben nit merklichen Nachtail [Seite: 377v] oder Schaden entpfachen, abgezogen werden. Und solche Tailung, wie, in was Gstalt die geschicht, die stellt kain künftige Wart der Erbfell abe, es were dann, das sy sich derselben gnugsam verzigen hete.
Hetten auch etliche Kinder oder Erben von den Eltern und denen, die sy vermainen zu erben, ainich Heuratgut entpfangen und eingenomen, das sollen sy zu gemainer Tailung einwerfen, also das ir ydlichem als vil als dem andern werde, doch bedorf dasjen, dem solch Heuratgut worden und geben ist, dasselb nit hinausgeben, sonder stillsteen, solang [Seite: 378r] und vil, bis seine Miterben ir ydes auch als vil habe als ime gebürt hat. Aber sonsten andere gekoste oder gegebne Hab und Gut dürfen sy nit einwerfen, es heten dann solch Costung die Eltern in iren Gescheften einzewerfen und zu vergleichen verordent. Darbey sol es entlich bleiben, doch solchs alles den Miterben an iren Legitimen, so icht durch Costung oder Gab übersetzt were, one Schaden. Was auch ainem in Testament, Gescheft oder andern letzten Willen was beschiden oder gesetzt were, das ist man nit schuldig einzewerfen, es hete dann der Begaber ainiche Meldung darvon getan.
Und solch Gerechtigkait, Güter einzewerfen und zu vergleichen, erfordern und begeren, wechst fürtter uf di nachgeenden Erben also, so Tiechterlin aus ainer Tochter geboren, mit des Vatern Geschwisterd und Tiechter aus ainem Sone oder Tochter komen, mit der [Seite: 378v] Muter Bruder zu Tailung ains Erbfals geen wollen, sind schuldig einzewerfen Heuratgüter und Brautgaben, di irem Vater oder Muter worden sind.
Wern aber auch Schulden bey mer dann ainerlay Eltern gemacht worden, sol yde Erbschaft dem gemainen Sprichwort nach "Die Schuld sey negster Zaler ir Schuld deß, das er erbt", auszerichten und zu bezalen verpflicht sein. Doch stet [Seite: 177] in des Erben Macht, sich solcher Erbschaft und Schuld anzenemen oder zu entschlahen. [Seite: 379r]
Erfunde sich nach geschehner Tailung, das nit gleich getailt, sonder ainichs hinderhalten, verschwiegen und nit in die Tailung gebracht worden were, solchs mag nach geschehner Tailung dennocht erfordert und die, so solchs hinderhalten het, mit gebürlichem Zwang darzu gewisen werden, solch ungetailte Hab nochmals einzewerfen und in Tailung ze legen, bey dem Aid "Rechter Tailung" hievor under dem dritten Titel des dritten Tails am 284 Plat eingeleibt.
Erstlich bedeut das Wort ,iniuria' nach Maynung und Außlegung der Schrift: Alles, das ainem one oder wider Recht zu Schaden und Verletzung [Seite: 382v] zugefügt und getan wirdet, und das beschicht in menigerlay und fürnemlich in dreyerlay Weiß, erstlich mit Worten, das ist, wenn ainer den andern seiner Ern und guten Leumats berüchtigt, als wo ainer den andern ainen Schalk, Dieb, Bößwicht oder dergleichen getanen Worten beschilt und guten Leumat abschneidt, es sey offenlich under Augen oder haimlich zurück. Zum dritten geschichts mit Schmachschriften, Liederen, Hewserbezaichnen oder andern schmelichen Gedichten und dergleichen, die ymants dem andern zewider macht, anschlecht, list, singt und also zu verletzen understet. Zum dritten geschichts mit tetlicher Handlung, als ainem über seinen Willen in seine Hewser, Gründt und dergleichen ze geen, auch mit Schlahen, Raufen oder Werfen, es sey mit oder one gewappend Hende.
Dieweil, wie man gemainklich sagt und war ist, das menschliche Art behend und schnell sey zu Pösem, seinen Negsten zu vervolgen, so ist gebürlich, ye mer sich ymants dem andern zu Widerdries ereugt, das die Straf ye herter und grösser darnach volge, darmit gut ainig Wesen under der Bürgerschaft müg bleiben. Dann wo getanem Übel nit zimbliche und pilliche Pueß und Straf nachvolge, möcht kain Ordnung, Frid noch gemainer Nutz enthalten werden. Hierumb setzen und ordnen wir: Wer oder welche Person von ymants an Leib, Eren oder Gut betrübt, angetasst oder geschmecht worden were, das dieselb belaidigt Person den Teter vor unserm [Seite: 383v] Stat- oder Bawrngericht in welchem der Teter begriffen wirdet, [Seite: 179] bürgerlich mag beclagen und fürnemen und gegen ine sein Begeren dartun, wie in hernachvolgender Rubriken und erstem Artikel zum Tail verrer berürt und anzaigt wirdet.
Bürgerlich fürgenomen oder angelangt ist, wann ainer sein erlitne Iniuri, sy sey durch Wort, Lieder, Gesang, Haimsuchung oder tetliche Handlung setzt, und acht auf ain Suma Gelts, die er lieber verliern oder soviel Gelts nit [Seite: 384r] nemen wolt, das solche Iniuri, wo sy mit Worten, Gesang oder Schriften oder dergleichen mit Verletzen der Ern gescheen were, rechtlich auf ine gebracht würde, oder, wo das mit tetlicher Handlung gescheen were, das er sovil Gelts seins aigen Guts dafür geben oder sovil nit nemen wolte, solch Iniuri, wo die [nit] gescheen were, nochmals ze dulden und ze leiden, und begert daruf in solcher seiner Clag und dem Rechtsatz, das ime der Teter solch Verletzung und Gwaltsam mit Gelt oder Geltswerd abtrag und Erstattung tu.
Peinlich fürgenomen oder angelangt ist, wo ainer in seiner fürgewendten Clag sein Bit und Begeren stelt, das ime die Schmach und Iniuri, durch Verletzung seiner Ern erliten, sol gestraft werden nach Sag gemainer geschribner Rechten und Gstalt der Iniuri. [Seite: 384v] Dweil aber die gemainen geschriben Recht in disem Fall als in ,libellis famosis' streng und hart sein und lassen zu, das man dem Schmeher sein Hawbt möcht nemen oder dermassen strafen, das er solchs nit mer tun würde, demnach wollen wir kainem unserem Bürger noch Undertan gestatten, das er seinen Negsten umb solch Iniurien oder Schmewort peinlich, sonderlich allain bürgerlich beclag, ausgenomen uns, dem Rat und derselben erberen Dinstperson, wollen wir gegen dem Schmeher bürgerlich oder peinlich ze clagen zugelassen haben. So dann aber die Recht, wie ytzt angezaigt, streng sein, ist zimlich in ainer yden Strenkhait die Milterung einzemischen. Demnach sol der, der also umb Iniuri und Schme peinlich clagen wil, in seiner Clag den Rechtsatz allain und dahin, und nit verrer stellen, das ime der Verletzer und Smeher durch ainen Widerspruch auf offen Markt, vor der Menig des Volks, vor Gericht oder anderen Orten, do [Seite: 385r] er geschmecht und verletzt worden ist, Bekerung und Abtrag tu.
Wer pürger- oder peinlich clagt, der sol in seiner Clag under Einfürung der Geschichten bestimben den, der beclagt wirdet, auch das Jar, der Tag, das Ende und Ort, daran die Schme und Iniuri gescheen ist; dann di Personen, Zeit und Stat, beschweren die Handlung; auch mag der Cleger in der bürgerlichen Clag Cost, Expens, Scheden und Interesse vordern und zu taxiren begern. Aber in peinlicher Clag ist solchs benomen.
Wölcher auch bürgerlich ze clagen angefangen und, der beclagt, litem daruf contestirt hat, der mag nachvolgends das peinlich nimer fürwenden. Herwiderumben ists [Seite: 385v] auch, der peinlich clagt, und wölcher bürgerlich oder peinlich geclagt und under der Clag den Schmeher, auch das Jar, den Tag, das Ort und Ende, do [Seite: 180] und daran solch Iniuri und Schme gescheen ist, nit eingefürt hat, deß Clag sol uf Anfechten des Widertails nichtig erkennt und verrer mit seiner Clag nit zugelassen werden.
Wiewol nach Sag und Maynung der Gelerten ain yder, der iniurirt und mit Schme angetasst wirdet, sein Belaidigung mag auf ain Suma Gelts, die er nit nemen, oder lieber sovil verliren wolt, als dieselb Iniury und Schme ze laiden, estimiren und den Richter piten, [Seite: 386r] den Belaidiger mit rechtlichem Spruch dahin zu erkennen, solch Estimacion uf gebürliche Messigung zu entrichten, ist doch solchs bißher bey uns nit vil in Übung gewesen, das wir auch solchs fürnemen sollen, [ist auch] bey uns der Gebrauch der Menschen und Handlung nit darnach. Demnach wollen wir sunsten in allen und yden Iniurien, darmit ainem yden dennoch nach Gstalt unsres Wesens seiner Belaidigung und Schme Abtrag erfolge, höchsten Fleis fürwenden und gebürlichs Einsehen haben, auch demnach diese nachvolgenden Artikel hierüber zu Straf und Pen der Mutwilligen verordent.
Dweil bißher bey uns leichtlich und umb gering Sachen ain Person die ander umb vermaint Iniuri und Schme haben fürgenomen und ir Dargeben und Clag uf kainen Grund konden stellen, sonder uf Aid gejagt und gefochten, wollen wir solchen hinfüro mit diser Satzung begegent haben also: Wölche clagende Person ir Clagen und Bero-[Seite: 386v]men nit förderlich und gnugsam kan darbringen, so wollen wir den Antworter als von ainer nichtigen und unbewißnen Clag ledig und darzu erkennen, das er, der Cleger, den Frevel als ain mutwilliger, frevenlicher und unverursachter Cleger unser Statpfender, darvon dem Beclagten der Drittail sol volgen und werden, entrichte, darzu der Saumsal und Expens uf unser Messigung ain Erstattung tu.
Würde aber der Beclagt der Clag abredig und nit gestendig, und doch dieselb Clag wider ine bewisen, so sol derselb nach des Clegers Begeren und unserer Messigung mit rechtlicher Erkenntnis in zwiefache Pueß erkennt und dem Cleger sambt Bekerung, deß ime von Gerichtswegen daruf geloffen ist, darvon werden, wie hirnach im andern Titel under der Rubric "Von der Pen, di mit Worten verletzen" gemelt wirdet.
Wir wollen auch nu hinfüro in allen und yden Iniurien, [Seite: 387r] sy gescheen, in was Gstalt sy wollen, die Gelegenhait und Erberkait der Personen, auch die Stat und Zeit, daran die gescheen sein, in unser Mutmassung für Augen nemen, und wo die Schmehen vor uns dem Rate, Gericht, uf unserem Rathaus, Tantzhaws, Markt oder anderen menigen Volks geschieht, wollen wir die alwegen gegen unser Statpfender und dem Belaidigten in zwifacher Straf und Pueß erkennen. Dann nach Sag der Rechten, so häuft und mert die Person, so belaidigt wirdet, auch die Stat und Zeit, daran solch Belaidigung geschicht, die Pen und Straf, es möcht sich auch ainer so verechtlich halten, sein Übung dermassen gebrauchen, das wir ine an dem Leib oder anderst, wie wir dann ze Rat wurden, in Straf erkennen, auch der Stat ewiglich verwisen. Darumben sey ain yder in seinen Handlungen und Übungen fürtrechtig, weise sein Gemüt, still seinen Zorn und lait seine Wort dermassen, das er deß selbst nit Schmach noch merklichen [Seite: 387v] Schaden müg entpfachen. [Seite: 181]
Were aber die Person, die mit Worten angetasst ist, dermassen, wie die Schme und der Bezig laut, so sol der beclagt, unangesehen das sein Ausgeben und Bezig di Warhait ist, darumben unser Statpfender zu Straf und Frevel uf unser Erkenntnus verfellt und dem clagenden Tail alain die aufgeloffen Expens und Scheden erkennt und belegt werden. Dann in solchem Bezig sol angesehen werden das Gemüt des Schmehers, und das er solch sein Aussag in Schmehes Weis getan hab, doch werden die hierinnen außgenomen, di zu irer Entschuldigung und Notturft vor uns dem Rate oder Gericht wider ain Person was fürgebe, das di Warhait und inen zu irer Entschuldigung oder Auszug Nutz were, wi hernach im anderen Titel under der Rubric "Von der Pen, die mit Worten verletzen" auch anzaigt wirdet am 9 Artikel. [Seite: 388r]
Beclagt ymants den andern umb Iniurien und Schme, die mit tetlicher Handlung oder gewaffenter Hant, als Raufen, Schlahen oder Verwondung geschieht, darinnen ainem ain oder mer Glid weren abhendig oder lam gemacht oder anderer Schaden entsprungen, dardurch er zum Tail seiner Narung beraubt oder Zerung und Saumsal leiden und tragen und dieselb Iniuri an ain Suma Gelts, die er darfür geben oder nit sovil nemen, das er die leiden sollt, legen würde, in solchem, wo die Clag gestendig oder bewisen ist, und, der beclagt, kain Notwer dargegen ausgefürt hat oder die nit ausfüren mag, wollen wir alwegen mutmassen die Person, der die Iniuri und Gwaltsam zugefügt [Seite: 388v] ist, auch ir Hantirung, Gewerb und Erbet, waß sy aus Verlierung oder Lemung deß oder derselben Glider künftigen Abpruch an irer Narung leiden, auch zimblich Zerung und Saumsal entpfangen und getragen hete oder hinfüro entpfachen und tragen würde und demnach den Beclagten verdumpnen, das er dem Belaidigten sol entrichten des Artztlon zimbliche Zerung, dweil er des Artzts nit hat mügen entberen, darzu ain Erstattung seins künftigen Abbruchs der Narung, so er durch Verlierung oder Lemung der oder desselben Glids entberen und leiden muß, und in sonder solchs gegen gemainer unser Statpfender zu verpuessen, wie der ander Titel dits Tails verlaut under der Rubric "Von der Pen, die ausserhalb gebotens Fridens yemants verletzen".
In solchem wirdet nit angesehen noch dem Belaidigten [Seite: 389r] der Schmertzen noch die geliten und hinfüro leidend Ungeschaffenhait taxirt oder belegt. Dann nach Sag der Recht ist niemant seiner Glider Herr, sonder allain wirt gemutmasst und angesehen der Abbruch, den der Belaidigt durch die Entwendung oder Zufügung des Schadens an seiner Narung gedulden, leiden und tragen muß.
Ain yder, dem an Ern, Leib oder Gut Iniurien und Schme zugelegt sein worden, der sol die selbst in aigner Person clagen und sunst niemant von seinetwegen mit Clag zugelassen werden. Ausserhalb ain Vater mag für seine Kind, ain Eman für sein Hausfraw und ain Vormünder für seine Vormund-[Seite: 389v]kinder clagen und Erstattung der erlitnen Iniurien begeren. Aber kain Frau sol für iren Man umb Iniurien ze clagen zugelassen werden. Dann die Frawen sollen von den Mannen, und nit die Menner von den Frawen beschirmbt werden.[Seite: 182]
Wo aber ymants uf ain Tods verfalne Person ainich Schmachait ziehen und die darmit, als zum dickermal geschicht, antassten würde, so sol und mag desselben verstorben Erb gegen dem Verletzer, als were ime die Iniuri oder Schmach begegent, clagen und gegen demselben nach der Pillichait gericht werden. [Seite: 390r]
Iniurien, Schmach und Lesterung, die ainem mit Worten, Schriften, Gedichten, Liedern, Gesang, Gemele der Heuser oder dergleichen zugezogen werden, die sollen inner Jarsfrist, der negsten, nachdem der Belaidigt das gewar worden ist, mit Recht angefangen und, sovil an ime ist, der Krieg daruf bevestigt werden. Wer oder welche aber die inner Jarsfrist nit rechtvertigte, wie ytzo bemelt ist, oder het sich mit dem Schmeher versünt, irten[?]zach und dergleichen Gemainsam mit ime gehalten, ine gegrüsst oder fruntlich zugesprochen und die angetan Schme nit zu Gmüt gefürte, so ist sein Clag erloschen, nit mer zuzelassen, und mag sich der Beclagt darvon zu [Seite: 390v] absolviren und dem Cleger derhalben ain ewig Stillschweigen aufzelegen piten.
Solch Clagen werden auch aufgehaben durch den Todfal ainicher Partey, soverr die darvor nit rechtlich und mit der Litiscontestacion verfangen ist.
Aber Iniurien und Schme durch tetlich Handlung als mit Raufen, Schlahen und Anlegung frevenlicher Hant, Eingang der Hewser oder Gründ mügen zu aller Zeit gerechtfertigt werden und erleschen nimer.
Wo ain Person der andern Ursach gebe und sich mit gleichem Widerstand als Wort gegen Wort, Schriften gegen Schriften und dergleichen wappent, so wirdet die Clag auch aufgehaben und verlöschen gegen den Par-[Seite: 391r]teien, aber gegen unser der Stat Pfender sollen sy zu beden Tailen als Verhandler pußwirdig erkennt werden nach Gstalt der Iniuri. Weren aber die Iniurien und Handlung ungleich, als ainer geb Wort und der ander Straich oder dergleichen, sol auch darinnen nach Gstalt der Verhandlung Erkanntnus gescheen.
Würde ymants dem andern in Wein-, Kraut- oder Obßgerten, auch in Eckern oder Wisen mit Ausschneidung Per, Getraid, Hintragung des Obs, Veretzung des Blümens oder dergleichen etc. ainichen Schaden fuegen, darob begriffen oder überzeugt und dem Ruegherren darumben fürgebracht oder angezaigt, der sol dem, so solcher Schaden gescheen ist, solchen seinen Schaden, den er bey seinem Aid oder Bürgerßpflicht, wie ime die nach Erkenntnus des Ruegherrn oder Pfendters aufgelegt werde, erhalten möcht, das er sovil nit nemen wolt, solchen Schaden, wo der nit gescheen were, ze dulden, oder wolt sovil darfür geben, das er den nit geliten hete, ist er bey Tag gescheen, zwifeltig, und bey Nacht, vier-[Seite: 392r]feltig bekeren und widerlegen und dem Ruegherrn in Pen und Straf verfallen sein, zwifeltiges erkennts Schadens unnachleßlich zu bezalen.
[Seite: 183]Würde ymants dem andern an seinen Tieren geverlichen oder ungeverlichen Schaden fuegen, derselb, so den Schaden gefügt hete, sol denselben dem Herren des Tiers bezalen und gelten uf unser Messigung mit sovil Werds, als der (deß solch Tier gewesen ist) mit seinem Aid oder Bürgerßpflicht, die ime darumben aufgelegt wurde, erhalten möcht, das es gültig gewesen sey, [Seite: 392v] oder er solch Tier umb sovil widerkaufen oder nit entberen wolt. Und der Herr des Tiers mag auch den Schaden oder Saumbsal, den er dardurch an den anderen seinen Tieren, Baw oder Hantwerch dulden und tragen muß, auch darlegen. Doch wo sich, der solchen Schaden getan hat, sich desselben Tiers mit frischer Notwer hete müssen enthalten und wern, der were dem Herren des Tiers darumben nichts schuldig.
Het aber ymants ain Tier oder mer, das ymants andern Schaden tete, so ist der Herr desselben Tiers schuldig, denjenen, so Schaden gescheen ist, denselben zu bekeren; wo er aber solchs zu tun nit vermainte, und solch Tier zum Veldbaw tüglich und nutzbar ist, sol er ime für denselben Schaden das Tier lassen volgen, es were dann, das der Herr des Tiers het sambt demselben zum Schaden Ursach geben, [Seite: 393r] und der Schad so gros, das er mit demselben Tier nit zu bezalen. Wo auch das Tier unnütz were, sol es alßdann zu unserer oder des Gerichts Messigung steen.
Schedigt aber ain Tier das ander, und das Tier, so beschedigt were, het den Hader und Zank angefangen, so ist der Herr desselben Tiers nit pflichtig noch schuldig, denselben Schaden abzelegen und zu bekeren. Dann das Gesetze der Natur gibt und erlaubt Vernünftigen und Unvernünftigen die Wider- oder Gegenwöre. Wo man aber nit weiß, wölchs Tier das ander zum ersten angangen hab, so ist kain Herr dem andern nit pflichtig noch schuldig kains Schadens. [Seite: 393v]
Außschüete oder würfe ymants aus Hewsern oder Gemachen an gemaine Strassen, darvon ymants an Leib, Hab oder Klaidern Schaden widerfuere, denselben Schaden ist der Inwoner der Behausung, für den Teter gerechent, dem Belaidigten zwifeltig zu bekeren verpflicht und schuldig, der Schaden sey gescheen am Leib oder an den Klaidern, darzu unser Statpfendter 3 ½ Pfund Gelts unnachleßlich zu bezalen. Doch sol dem Inwoner der Behawsung vorsteen, sich solchs seins Ausgebens, wo ainer seins Gesinds oder ander solchen Ausgus oder Schaden getan het, sich desselben bey ime zu erholen. [Seite: 394r]
Geschee aber ymant Schaden von und aus ainem Hawß durch anhangend Leden, ausgelöste Pand oder dergleichen, dardurch dem Inhaber der Behawsung die Schuld des Unfleiß, das er solchs nit verwart hat und doch wol tun het mügen, zugemessen werden möcht, denselben Schaden, er geschee an Leuten oder Vieh, das fürget, das ist der Inwoner zu bekeren und abzelegen schuldig.
Würde aber Unflat oder Unsauberkait des Kots oder Wassers, das durch des Menschen Leib get, uß ainem Hawß geschütt oder getragen und darmit ymants geunseubert, das sol der Haußherr oder Inwoner gegen dem Belaidigten mit zehen Pfund Gelts sambt dem Schaden, so ime an seinen Klaidern gescheen ist, und gegen gemainer Stat Pfender auch sovil puessen. [Seite: 184] [Seite: 397r]
Frid und Ainigkait ist nach Außlegung der Schrift ain Ende der Zwitrachtigkait oder ain Band der Lieb. Dweil dann ain yde Oberkait nit Loblichers noch Fruchtberlichers under iren Undertanen mag pflanzen und würken, dann das die in Ainigkait und fridlicher Wonung (dardurch tetlich Aufrüren, einreißend Scheden und alle Widerwertigkait fürkomen werde) bleiben und gehanthabt werden, und das die Überfarer und Gegenhandler des Fridens, der Lieb und Ainigkait, auch die, so Zwitracht und Aufrüren erwecken, derselben freve-[Seite: 397v]lich Gemuet und Mutwillen mit Pen und Strafen Zawm einlegen, zwingen und beladen, das ir Übung anderen sey ain Abschew, darumben ordnen, setzen und wollen wir: So hinfüro in unser Stat Windßheim oder derselben Obrigkaiten under zwayen oder mer ainicher Widerwill in Worten oder Werken, die zu Aufrur und Zerbrechung des Bands der Lieb dienen möchten, entstünde, das alßdann ain yder unser Stat Inwoner, gar kainer außgenommen, sollen pflichtig und schuldig sein, erberlich und getreulich zuzelaufen und unparteisch ainem als dem andern, dem Frömbden als dem Kunden, dem Reichen als dem Armen ze schaiden, Friden ze nemen, zu begeren und ze biten, auch dieselben zu bürgerlichem Rechten für unser Stat- oder Bawrengericht verheften zu dem allerpeldisten und es sein mag, darmit das Ende der Zwitrachtigkait (das dann wie oblaut der Friden haisst [Seite: 398r] und ist) ir Euffung entfache, Schad und Übels verhüet werde.
Uf denselben geboten Friden sollen alßdann diejenen, so zu Widerwillen entzünt gewesen weren, nachlassen von Stunden, Frid und Rue haben, weder mit Worten, Werken noch tetlicher Handlung ausserhalb Rechtens nichtzit gegen einander fürnemen noch handelen. Würde sich aber ymants über obgemelt Fridegebot gweltiglichen setzen, wolt den Friden nit halten, sonder seinen Mutwillen und hitzig Gemüt volfüren, ander antzünden, auch Unru und Widerwillen stiften, den- oder dieselben sollen diejenen, die den Friden geboten heten, oder sunsten bey der Handlung wern und mitler Zeit darzu kemen, zu iren Handen nemen, dem Bürgermaister durch die Statknecht lassen fürbringen, der sy dann zu Verheftung annemen und bis uf verreren Beschaid in den Türen füren lassen sol. [Seite: 398v]
Wo aber die Bürger oder Inwoner solch der Frid brechenden Tail ungestüm Gemüt one Ferlichait irs Leibs und Lebens nit wol tun möchten, noch die also zu der Zukunft der Statknecht enthalten, sollen und mügen sy andern Bürgeren, Inwonern oder Gesten zusprechen, inen zu Hanthabung solchs Fridens Hilf und Beystand zu erweisen, die Fridbrecher und mutwilligen Überfarer helfen anzenemen und zu enthalten, wölche dann bey iren Pflichten und Aiden, darmit sy uns zugetan und verwont sind, und bey Vermaidung der Straf und Pen, darein der Fridbrecher nach Laut nachbemelter Rubric und Artikelen fellt und gefallen sein sol, hilfliche Beylegung tun und zu Hanthabung des Fridens handelen sollen, wie er dann gern hete, das ime gescheen sol. [Seite: 399r]
Begebe sich, das ainer unser alter oder junger Bürgermaister, denen Verwaltung gemainer Stat Sorg bevolchen ist und derzeit am Ampt sind, zu Aufrur und [Seite: 185] Widerwillen der Parteien kemen, der Stat Friden gebieten und doch die, denen solcher Frid geboten ist, nit annemen, sonder verachten und iren Mutwillen volfüren würden, wer es mit Worten, sol er gemainer unser Stat Zinsstuben in den negsten acht Tagen nach der Verbrechung unnachlesslich bezalen und überantwurten 32 Pfund gemainer Stat Werung und dem Belaidigten, daran der Frid gebrochen ist, nichts weniger umb di Schme und Iniuri uf rechtliche unser Erkenntnus Bekerung tun. Wo aber der Fridbruch mit [Seite: 399v] tetlicher Handlung als Raufen, Schlachen, Verwondung und dergleichen geschee, so sol derselb, der also frevenliche Hant anlegt und den Friden gebrochen hat, unser Stat Zinsstuben in den negsten acht Tagen darnach zu bezalen, nemlich, so ainer über ainen zückte, raufte oder mit Feusten und doch nit plutrünstig schluege, 200 und 22 Pfund, darzu dem Belaidigten und Beschedigten ablegen dasjen, so er an ime begangen hat, nach rechtlicher Erkenntnus. Wo aber solchem Fridbruch Lemung, Plutrünst oder Entsetzung der Glider nachvolge, der sol gegen uns ,crimen lese maiestatis' begangen haben. In dem wollen wir uns die Pen und Straf nach Gelegenhait und Verhandlung der Sachen am Laib, Leben oder Gut, wie wir ze Rat werden, vorbehalten haben. Volgte aber solchem Fridbruch Entleibung nach, so sol der Fridenbrecher als ain fürsetzlicher Todschlaher und Mörder [Seite: 400r] mit dem Rad vom Leben zum Tod gericht und gebracht, sein Hab und Gut gemainer unser Stat Zinsstuben confistirt werden.
Wann aber ainer von uns aus dem alten oder jungen Rat oder unser Stat erber Diener zu solchem Widerwillen keme, Friden gebüte und ufneme, und der Fridbrecher darüber Überfarung tete, were es mit Worten, sol er 24 Pfund, were es mit Zücken, Raufen oder Schlahen, daraus doch nit Plutrünst noch andere herte Schlachtung, die sich Plutrünsten vergleichen möchten, komen were, 100 und 80 Pfund. Wo aber Plutrünst und Lemung, und doch nit Entwerung der Glider nachgevolgt hete, 200 und 40 Pfund gemainer unser Stat Zinsstuben in den negsten [Seite: 400v] acht Tagen nach der Überfarung bezalen und nichts weniger dem Belaidigten umb die Iniuri und begangen Mutwillen nach rechtlicher Erkanntnus Erstattung tun. Volgte aber nach solcher Überfahrung Entwerung der Glider, der Pen und Straf wollen wir uns, ob wir die an Leib, Leben oder am Gut fürnemen, wie wir darinnen ze Rat werden, vorbehalten haben. Und mit der Entleibung sol es nach Laut vorgesetzt erstem Artikels, wie pei dem End desselben anzaigt ist, gehalten werden.
Wann aber ain ander unser Bürger, Gast oder Inwoner, solchen Friden gebüte und vordert, und der von ainem Tail nit gehalten würde, sol es alles, were es mit Worten, tetlicher Handlung, Zücken, Raufen, Schlahen, Verwundung, ausserhalb Entsatzung der [Seite: 401r] Glider, die wir uns in all Zeit vorbehalten haben wollen, mit halber Pen obemelts anderen Artikels in unser Stat Zinsstuben zu bezalen und mit der Entleibung nach Laut diser Rubric ersten Artikels am End gehalten werden.
Erbüte sich aber ymants selbs zu Recht und Friden, were gern von anderm Schme oder Mutwillens erlassen, und ymants denselben mit Worten über den selbs geboten Friden oder Recht antasste, der sol gemainer unser Stat Zinsstuben 21 Pfund, were es mit Zücken, Raufen oder Schlahen, daraus nit Plutrünst oder ander dergleichen herte Schlachtung oder Verwondung volgte, 84 Pfund, were es aber harte Plutrünst und doch kain Lemung, 86 Pfund, wer [Seite: 401v] es aber Lemung oder Entwerung ains oder mer Glider, 100 und 32 Pfund in den negsten acht Tagen nach geschehner Tat unnachlesslich zu Pen und Pueß zu bezalen verfallen. Und [Seite: 186] hierinnen in obemelten dreyen und disem virdten Artikel solle alwegen entlich ausgenomen sein, der belaidigten Person die Ablegung und Erstattung ze tun nach unserer rechtlichen Erkanntnus, und sol dem Pfender nichts weniger der Frevel, darein der Teter erkennt wirdet, unbenomen und dise obemelte Puessen und Penen allain umb Verbrechung des Fridens, und nit von der tetlichen Handlung wegen gesetzt sein. Dann der tetlich Handler ist pflichtig, sein tetliche Übung gegen dem Pfendter und der belaidigten Person zu verpüessen. Demnach wolle ain yder sein Zoren und hitzig Gmüt Za[u]m einlegen [Seite: 402r] und sein Übung dermassen laiten und weisen, wie er deß zu geniessen oder Schaden zu entpfachen vorhat.
Wölcher ausserhalb gebotens Fridens an den anderen gwaltsame Hant anlegte, erstlich rauf oder schlueg mit Feisten, daraus kain Verwondung oder Plutrünst keme, der sol das gegen gemainer Stat Pfender puessen mit 18 Pfunden bey Tag, aber bey Nacht zwifach. Verwundet er aber und macht ain frische Wunden oder Plutrünst, dero nit Lemung oder Entwerung [Seite: 402v] der Glider nachvolgt, der sol das verpuessen mit 24 Pfund beym Tag, bey Nacht zwifach. Volgte aber der Verwundung Lemung nach, ist die Pueß beim Tag 42 Pfund, bey der Nacht zwifach. Volgte aber Entwerung der Glider nach, ist die Pueß bey Tag 84 Pfund, bey Nacht zwifach.
Verwundet ymants den anderen in seiner Behausung oder an seiner Gewarsam, das ist in seiner Hofrait, Gerten, Kram oder ander dergleichen, der verfellt in Pen und Pueß, ist es bey Tag 100 und 80 Pfund, bey Nacht zwifach. Überlüf auch ainer ainen in seinem Hawß, vordert den heraus und tet kain ander Gwaltsam, der verfellt in Pen und Pueß 48 Pfund bey Tag; aber bey der Nacht ist es zwifach. Vergweltigte aber ymants den anderen also, das der Vergweltiger ain Behausung überfiele, auftrete und hineindrung, [Seite: 403r] ymants darinne mit tetlicher Handlung verwondet und verletzt, der sol zu Pueß, ist es beim Tag, 200 und 80, ist es bey Nacht, zwifach verfallen sein. Es möcht sich auch ainer so verechtlich und dermaß halten, wir würden ine an Leib oder am Gut in ander Weg, wie wir ze Rat wurden, strafen.
Überlüfe aber ymants den andern in seinem Aigentumb ausserhalb unserer Stat, es were in Wein-, Kraut- oder Obßgerten, uf Eckern oder Wisen und tut ainem gweltige Iniuri mit Schlahen und Verwondung an, der verfellt in Pen und Pueß gegen unser Statpfendter in 100 und 20 Pfund unnachlassig zu bezalen.
Item, wölcher nach dem andern mit Wurfparten, Bleykugelen, Stainen oder dergleichen würfe, er treffe [Seite: 403v] oder nit, ist es bey Tag, der sol das unser Statpfendter verpüessen mit 40 Pfund unnachleßlich zu bezalen, ist es aber bey Nacht, zwifach.
Item, wölcher, er sey Bürger oder anderer Inwoner, kainer außgenomen, ainen Tegen, Schwert oder Messer über den andern zückte, er schlach oder schlach nit, der sol und muß one Gnad unser Statpfendter, ist es bey Tag, zehen Pfund, ist [Seite: 187] es bey Nacht, 20 Pfund unnachlessig bezalen.
Geschee aber obemelter Verwondung oder Raufung, Ausziehung der Tegen oder Swert uf unserem Rathaus, Tantzhaus am Platz, auch am Roß- oder Korenmarkt, wölcher Ort ainer das were, und in den Gassen oder Hewsern, die die drey Merkt oder Pletze beschliessen, der sol in alweg in zwifacher Pueß anderst und mer [Seite: 404r] dann hieoben geschriben ist, verfallen sein, es sey bey Tag oder bey der Nacht [Seite: 404v]
So zwu oder mer Personen miteinander zu Worten und Widerwillen stiessen, das ain Person die ander zu verletzen und iren guten Leumat abzeschneiden fürneme und hieß liegen, sol der Verletzer dieselben Wort gegen unser Statpfendter verpuessen mit sechs Groschen und der belaidigten Person zween Groschen unnachlessig zu bezalen.
Hiesse ymants das ander ain Huerenkind oder dergleichen, sol das verpuessen gegen gemainer Stat Pfendter mit 6½ Pfund und der belaidigten Person 3½ Pfund unnachlessig zu bezalen.
Hieß ymants den anderen ainen anmechtigen Man [Seite: 405r] und dergleichen schlechte Wort, sol das verpuessen gegen gemainer Stat Pfendter mit 6½ Pfund und dem Belaidigten 3½ Pfund unnachleßlich zu bezalen.
Hieß aber ymants den andern ainen Schalkspueben oder dergleichen, der sol das gegen gemainer Stat Pfendter verpuessen mit zehen Pfunden, dem Oberrichter vier Pfund und dem Belaidigten 5½ Pfund.
Hieß ymants den anderen ainen Pößwicht oder dergleichen, sol das gegen gemainer Stat Pfendter verpuessen mit on [= ein] ainem halben zwaintzig Pfund, und dem Belaidigten auch sovil unnachleßlich zu bezalen.
Hieß ymants den andern ainen Dieb oder dergleichen, der sol das gegen gemainer Stat Pfendter verpuessen mit on ainem halben 20 Pfund, dem Belaidigten auch sovil und dem Oberrichterambt vier Pfund. [Seite: 405v]
Hieß ymants den andern ainen Mörder, Verreter und ander dergleichen grosse Schmewort, sol das verpuessen gegen der Stat Pfendter mit an ainem 40 Pfund, dem Belaidigten auch sovil.
Hieß aber ymants ain erbere Frawenperson ain Hueren oder dergleichen, sol das verpuessen gegen gemainer Stat Pfendter mit on ainem halben zwaintzig Pfund, der Belaidigten auch sovil, und dem Oberrichterambt vier Pfund.
Hieß aber ymants ain Frawenperson ain Huern, ob das gleichwol war und beweißlich were, der sol das nichts weniger, ob sein Sag die Warhait wer, verpuessen gegen gemainer Stat Pfender mit 7½ Pfund. Dann da ist anzesehen das Gmüt ze schmehen, aber der Geschmechten ist man nichts dann allain die Gerichtscosten zu bekern, wie hievor in ersten Titl diß Tails under der [Seite: 406r] Rubric "Wie die Parteien, so umb Iniurien in Recht erbeten, sollen verfellt oder ledig erkennt werden" auch anzaigt ist under dem letzten Artikel. [Seite: 407r]
[Seite: 188]Es sol nun hinfüro unser Stat Pfendter, wann ain Person vor Gericht oder uns dem Rat in Frevel und Pueß ertailt und erkennt ist, dieselb gefrevelt Person von Stunden nach gegeben Urtail desselben Orts verheften und verbieten, nit von dannen noch ab der Stat ze komen, bis sy ime umb den erkennten und gesetzten Frevel ain Benügen, Vertrostung und Gestalt getan oder gemacht hat. Würde aber dieselb Person, die in Frevel erkennt ist, über des Pfendters Verheften und Gebote von ime über Benugtuung oder ausser seins Wissens und Vergünstigens abgeen, sol dieselb Person nachvolgends gegen vermelter [Seite: 407v] unser Stat Zinsstuben in vierfache Pueß, wie ir zum ersten aufgelegt ist worden in den negsten acht Tagen darnach ze geben, erkennt, oder aber der Stat so lang, bis sy Bezalung tut, verwisen werden.
Unser Stat Pfendter sol auch, ob ymants den anderen mit Worten oder Werken betrübte und antasste, dieselben Antaster oder betrübte Personen, ob die nit clagen oder für Gericht komen wollten, nichts weniger von Ampt wegen dieselben Personen durch seins Amptsknecht für ine beschaiden und die Frevel getreulichen einfordern und einpringen. Ob sich aber ymants darwider sperren oder die nit geben wolt, sol er, unersucht unser, umb Pfand schicken und nemen lassen. [Seite: 408r]
Dieweil sich aber vil mutwillig Personen verlassen, auf das sy solch aufgesetzt Frevel, Pen und Puessen nit haben zu bezalen, und verfueren darüber ir mutwillig Fürnemen, dieselben sollen solch Pueß und Frevel, die sy begangen haben, durch sy selbs oder andere ire Mithelfer, an unserer gemainer Stat Gebewen, es sey an Mauren Türnen, Greben oder andern, mit irer Arbait abverdienen. Vermochte sy aber das auch nit ze tun, sollen sy, wie uns nach Gelegenhait der Sachen und irer Person ansicht, mit dem Türen gestraf, oder in den Branger gestellt, oder den Stain ze tragen, oder der Stat [Seite: 408v] verwisen werden.
Wer oder wölche auch den Fridbrechern oder Todschlegern oder ander gefrevelten Personen Hilf, Beilegung und Fürschub teten, das die entwert würden und von dannen kemen, dardurch ir Verbrechung und Übel nit würde gestraft, oder unser gemainer Stat in iren Frevelen abgezogen, dieselben sollen gegen uns verheft sein in aller der Maß als der Verhandler. [Seite: 412r]
Zu Erhaltung bürgerlicher Ainigkait und Merung gemains Nutz sind die Zier der Bew, und das dieselben, underschiden mit Undergengen, aufgericht und in Wesen bleiben, nit die wenigisten Ursachen. Dann auß denselben entspringen und [Seite: 189] fliessen, das nit allain die Bürgerschaft gemert, sonder auch Gewerb, Hantirung und Handel zunemen, die gemainen Nutz geeuft und in fridlicher Wonung gehalten werden. Dweil aber under den Inwonern der Bew ungleicher Sin, ainer zu Aufrichtung und Erhaltung derselben in wesenlicher Schicklichait, der ander zuer Ödung, Wüstmachung und aus Unfleis [Seite: 412v] in Abfalkomenlassung und lieber zu Wartung des Weinhauß oder Spils, dann zu Ufrichtung ainichs Unpaus oder Erhaltung aines wesenlichen Bawes genaigt ist und mocht leiden, das Zerrüttung und Erstarung einriße, darmit mit ime alle Glück und Fridainigkait verstellt würde, wil, solchem zu begegnen, ainer yden Oberkait, mit dem höchsten Fleis darein ze sehen, und dem mit guten, sittlichen Ordnungen zu statten ze komen, gebüren; haben daruf ernstlich geordent und gesetzt, erstlich:
Es ist ain gemain Sprichwort und auch war, das der maist Tail der Menschen, besonder under den gemainen, wil und muß zu seinem Nutz gezwungen werden. Demnach sol unser Stat alter Baumaister und mit ime vier, die jerlich, wann wir andre unsere Ampt besetzen, darzu geordent, auch darumben nach zimlichen [Seite: 413r] Dingen belont werden sollen, ydes Jar zu bequemer Zeit in unser Stat umbgeen, die Hewser und andere Dachrechte inwendig und außwendig nach Notturft durchsehen, und in wölchem Hawß Dachrecht oder Hofraiten ainicher Unpau und Abfal erschine, oder in ainem virtel Jars oder lenger ze komen vermutlich und augenscheinlich were, sollen sy dem Inhaber oder Herren desselben bey ainer nemlichen Pen und Straf nach Gelegenhait und Gstalt des Baws und Abfals oder desselben künftigen Besorgs ernstlich ansagen und schaffen, das er denselben Abfal in ainer zimblichen Zeit, die sy ime dann aufsetzen und benennen sollen und werden, wende und fürkome, das widerumben zu Pesserung und vorigen Stand pring oder darinnen erhalte.
Und darmit ainer, dem solchs aufgelegt und geboten [Seite: 413v] wirdet, sich Pesserung und Ufrichtung des Unpaus nit müg entschuldigen, wollen wir demselben das Holtz in unserm Wald, dem Schußbach, oder anderßwo nach der Gebüre geben, darzu, ob er an Werkleuten Mangel hete, gemainer unser Stat Werkleut zimblich und gebürlich Zeit uf seinen Costen leichen.
Bey wölchem also wie oblaut ain Abfal oder Unpaw erfunden und den ze wenden geboten würde, und doch das in der verordenten und aufgesetzten Zeit nit tete und verlasste und noch mit [Seite: 414r] nichten darzu tete, der sol dieselb aufgesetzte Pen unnachleßlich zu bezalen und von Stunden in den negsten acht Tagen darnach in unser Stat Zinsstuben ze geben verfallen und nichts weniger verpflicht sein, solchen Unpau oder Abfal abermals in ainer solchen Zeit, der negsten, wie ime erstlich aufgesetzt gewesen ist, bey zwifacher Pen zu bezalen, aufzerichten und ze machen. Verlasste ainer das abermals, so sol solch Behausung, Hofrait und Dachrecht mit allem seinen Ein- und Zugehören, soverr sy frey und aigen were, gemainer unser Stat haimgefallen, und der solche Verlassung getan hat, von allen seinen Rechten und Gerechtigkaiten, so er ye daran gehabt hat, zu Pen der Verachtung gefallen sein. Und wir oder unser Baumaister, so yder Zeit ist, sol [Seite: 190] solchen Abfal erstatten und nach geschehen Dingen dieselb Gerechtigkait und Dachung verleichen oder verkaufen, wie dann das gemainer [Seite: 414v] unser Stat am gelegenisten und fürtreglichistem ist.
Were aber dieselb Behausung, Hofrait oder Dachung lehen- oder gultbar also, das ainer ainen ierlichen Zinß oder Gult daruf hete, so sol dem Aigen- oder Zinßherren solchs verkündet und geoffenbart werden. Derselb sol alßdann gegen seinem Zinßman vor unserm Gericht oder Rate umb Wendung solchs Abfals, darmit ime an seinen Zinß und Gulten nit Abgang geschee, Clag füren, dem sol auch auf Relacion unsres Bawmaisters und seiner Zugeordenten, die solchen Abfal oder Unpaw gefunden haben, mit Recht erkennt werden, das derselb Zinßman solchen Abfal in gebürender Zeit bey Verlierung seins Erbsrecht und Gerechtigkait, so er an dem beclagten Gut hete und hinfüro haben möchte, in ainer benennten Zeit pessere und in [Seite: 415r] Wesen pringe, wie hievor under dem anderen Tail des achten Titels von den Erbestentnussen under der Rubric "Uß was Ursachen ainer sein Erb verwürkt etc." auch zum Tail berürt ist.
Und wann der Zinßman solcher gerichtlichen Ertailung widersessig erschine, seine Gebew in Recht oder Rat aufgesetzter Zeit nit in Wesen prechte, dem auch auf sein Ansuchen zimblich Zimerholtz im Wald geben und, wo es mit Fug sein mag, der Stat Werkleut gelichen worden, sol er alßdann sein Erb und Gerechtigkait verworcht haben, darvon gefallen und der Zinß- oder Aigenherr schuldig sein, solchen Baw in Pesserung und Wesen ze pringen. Wo er Zinßherr das aber auch nit tun, mit Fürnemung des Gerichts oder Pawens nachlessig sein [Seite: 415v] und das nit tun würde, der sol seiner Recht und Gerechtigkait auch verfallen und die sambt der Erbgerechtigkait unser gemainer Stat zustendig sein.
Ain yder Bürger oder Bürgerin, die ain Gebew, es were Heuser, Scheurn oder anders, das Bedachung gehabt hete, in Abfal und Unpaw het lassen komen in ainem Jar vor Angang diser unser Ordnung, die sollen verpflicht und verpunden, auch bey ainer nemblichen Pen dahin gehalten werden, denselben Baw inner Jarsfrist widerumben aufzerichten und in Wesen ze pringen, dem wir auch mit der Streckung des Holtz uß unsern Weldern und mit [Seite: 416r] Leihung gemainer Stat Werkleut, wo er di anderßwo nit bekomen mag, hilflich sein, wie hievor in disem Titel under der ersten Rubric am letzten Artikel auch anzaigt ist.
Es sol auch kain Bürger noch Bürgerin noch ymants anders in unser inneren noch eussern Stat, kain Gebew, das Bedachung hat oder gehabt hat, lassen verfallen oder abgeen, daraus ainen Garten ze machen, sonder wer sich solchs fürzenemen underfinge, dem sol das durch unsern Bawmaister und di Umbegener verboten und geboten werden, denselben Baw widerumben aufzerichten. Wer oder wölche aber in disen zwaien Artiklen widersessig weren und die Ufrichtung ze tun nit vermainten, dieselben [sollen] zu Pen irer Verachtung unsrer Stat verwisen [Seite: 416v] und der Grund mit seinem Zugehören vermelter unser Stat gemainen Nutzs verfallen und werden.
Es sol auch kain Bürger oder Bürgerin noch Inwoner nu hinfüro dem andern weder Stain, Ziegel, Holtz oder anders dergleichen, das von ainem Baw komen were, den man in Abfal wolt lassen pleiben, abkaufen bey Verlierung desselben gekauften Guts, und sollen demnach der Kaufer und Verkaufer, yder mit [Seite: 191]zwifacher Pueß als das Kaufgelt gewesen ist, gemainer unser Stat Zinsstuben vollig gestraft werden. [Seite: 417r]
Wir wollen auch ainem yden, der ain alt verfallen Behausung oder ainen anderen Grund von newem bezimert und aufbaut, darinnen menschliche Wonung mit Stuben, Küchen, Kamern und dergleichen ist, die Gnad und Freihait tun, das dieselb new aufgebaut Behausung des Bawers Leben lang unserer Stat Stewr und Bete ledig und gefreit sein sol. Darzu wollen wir ime auch das Holtz in unserm Wald lassen geben und mit den Werkleuten unser Stat behülfig sein, wie hievor under der ersten Rubric diß Titel am letzten Artikel anzaigt ist. Dergleichen Vortail wollen wir denen tun, die alte bawfellige Hewser heten, [Seite: 417v] die die dannen prechen und den Grund dermassen, wie er erstlich, als die alt Behausung new warde, erbauten.
Wir wollen auch allen denjenen, die ir Behausung und Baw in guter Pesserung halten, inwendig mit der Notturft bewaren, auch außwendig tünchen, anstreichen und ferben lassen wolten, was Kalks, Gips, Barstains oder Varb dieselb Behawsung hervornen gegen der Gassen und dem Gesicht bis under das Tach bedarf, unsern Statbawmaister von gemainer unser Stat Zewg, wo er deß begert, geben und beihendigen lassen.
Heten ir zwen oder drey ainen unvertailten Grund oder bewfellig Behausung, etlich wollten denselben [Seite: 418r] ufrichten und pawen, und di andern wegerten ir Anzal Hilf und Stewr darzu ze tun, so sollen dieselben, die solcher Hilf und Darleg Wegrung teten, von irer Gerechtigkait gefallen sein, und solcher Baw mit alder Herschaft und Aigentumb zusten und volgen dem- oder denjenen, die solchen Baw aufgericht oder in Wesen gebracht haben one Widerred und Eintrag derjenen, so solche Hilf gewegert haben. Dieselben sollen auch hinfüro kain Clag, Vordrung, Recht noch Gerechtigkait mer darzu haben noch inen gebüren. [Seite: 418v]
Ain yder, der sich ze bawen annimbt, der sol und mag uf seinen Gründen und Boden sein Zimer und Gebew auffüeren, als hoch er wil, es were dann, das ime solchs in ainem Contract oder andern Satzungen verboten were. Doch sol er mit solcher seiner Auffuerung seinem Nachbern an dem Liecht, das ime das dardurch nit benomen werde, kainen Abbruch noch Schaden fuegen; das ist in dem zu versteen: Wo ainer zenegst an seinem Nachtbern, do er aus Verhindrung des Bawens kain Traufrecht, Luft noch Liecht hete, noch haben möcht, auffuere. Wo das also geschee und ainer neben dem andern auffuere, und der ander auf derselben Seiten der Auffürung zur [Seite: 419r] Noturft Luft und Licht bedürfig were, di unsere Bawmaister und Umbgener erkennen möchten, sol der Auffürer des Baws drey gemainer unser Stat Werkschuch hinder sich und von seinem Nachtbern weichen und demselben Luft und Liecht lassen und alßdann auffarn, als hoch er wil. Were aber ain gemaine Gassen zwischen dem Auffuerer und seinem Nachtbern, so mag der Auffürer farn, als hoch er wil, unverhindert seins Nachtbern.
Es sol auch ain yder in seiner Behausung und Wonung gut und sicher Feurstet machen und gemaurt Schlot oder Rauchroren durch das Tach auffueren, auch [Seite: 192]die Bedachung mit anderm nichte dann mit guten Ziegelen oder Platten bedecken. Wer oder wölche das nit teten, den sollen und wollen wir nach seinem Vermügen darumben strafen. Und geschee ymants aus solchem seinem Verwarlosen oder Unpaw mit Fewr [Seite: 419v] oder anderm Schaden, den sol er, soverr er des in Vermügen ist, zu sambt unser Straf, wie wir der nach Gelegenhait der Handlung darinnen zu Rat werden, zu erstatten und zu bekeren schuldig sein. Wo er aber des nit in Vermügen were, wollen wir uns die Straf gegen ime an dem Leib, auch wie wir ze Rat werden, vorbehalten haben.
Wer oder wölcher ain Fewrstat oder Hert in seiner Behausung neben und an seins Nachbaren Wand pawen würde, der sol zuvor ain Maur zwair unser Stat Werkschuch dick lassen machen und solche verwaren bis oben über das Dach aus, das darvon nit Schaden geschee. Were aber darvor an seins Nachtbern Wandt ain Maur, so sol er dennoch in seiner Behausung ungeverlich ains Schuchs dick ain Maur lassen machen und in obgemelter Maß auffueren. [Seite: 420r] Es sol auch ain yder, der in seinem Gebew und Wenden Venster und Lecher macht und hat, dardurch er one Mittel in ains andern Grund, Haus oder Hove sehen mag, dieselben Venster mit Eysen verriegelen und vormachen, darmit seinem Nachtberen mit Ein-, Durch- oder Aussehen kain Schad oder Nachtail geschee und widerfare. Er, der Herr der Behausung sol auch solche Beriglung und Versichrung fürtter uf seinen Costen halten.
Es sol auch kainer one sonder Erlaubnis unsres Bawmaisters kainen Kelerhals noch Kelers Luftlöcher heraus uf gemainer unser Stat Almend und Strassen machen. Wölcher aber solchs tete, der sol das widerabzeprechen angehalten und darzu gezwungen werden. Wurden ime aber Luftlöcher vergönnt, so sol er dieselben oben mit Eysen für Einfallen der Fürgeenden wol bewaren. Tet ainer das nit, und ymants darüber [Seite: 420v] mit Einfallung Schaden geschee, denselben Schaden, allen und yden, sol er zu bekern verpflicht und schuldig sein und nichts weniger in unser Straf sten.
Es sol auch kainer, es sey mit Pesserung oder newer Auffuerung seiner Gebew, heraus uf gemainer Stat Allmend und Strassen faren one sonder Erlaubnis unser ains Rats, noch vil weniger sol er ainichs gar daruf ze pawen fürnemen. Wölcher aber das understünde, der sol solchen Baw in dem negsten Monat darnach one Verziehen bey Pen ains Mark Silbers in gemainer unser Stat Zinsstuben vollig abtun, und sol nichts weniger denselben Baw im negsten Monat darnach bey obgemelter Pen und also fürt und füert aus, abtun. [Seite: 421r]
Kainer sol auch nit Macht noch Fueg haben, ainen Ausflus Spüel- oder anders Wassers ze machen oder ze pawen an der Wande oder in ainem Grund seins Nachtbern, dardurch dieselb Wand möcht in Verfaulung oder anderen Nachtail komen, oder das solch unsauber Wasser sten und stinken würde, dardurch der Nachtber durch den stinkenden Geruch möchte belestigt werden, oder das solch unrain Wasser würde sinken oder triefen in seinen Pronnen, Keller oder anderßwo in sein Gemach etc., sonder, der solch Wasser machte, sol das auf ime selbst behalten oder one Belestigung seins Nachbern durch Canal oder Roren under der Erden in ainen gemainen Tal oder anderßwo ausfueren one Nachtail seins Nachtberen und anderer, und die Canal und Roren fürtter ewiglich auf seinen Costen in guten [Seite: 421v] wesenlichen Baw und Erhaltung haben.[Seite: 193]
Es sol auch, der solch Canal oder Roren zu Ausfürung seins Wassers uf oder in seines Nachtbers Grund hete, kain ander Unsauberkait, allain das Wasser in solch Canal und Roren giessen, darmit die verstopft und dem Wasser der Flus genomen würde und dem Nachtbauren durch Außdringung oder Stand desselben Wassers an stinkend Geruch oder Einsinkung Unlust, böser Geruch oder ander Schaden möcht geborn werden, alles bey Pen, solchs nach Besichtigung der Undergenger und aufgesetzer Zeit ze wenden und abzetun; der solchs aber in aufgesetzter Zeit nit abtete oder Schaden fürkeme, der sol yden Tag, dweil er widersessig ist, newn Groschen halb dem Belaidigten und halb unser Stat Pfendter one Gnad und unnachlessig bezalen. [Seite: 422r]
Wo aber ymants sein Spuel- oder ander dergleichen Wasser an gemaine Strassen außlaitet oder güsste, der sol behutsam sein, das den Fürgeenden weder an Klaidern noch an Leib kain Beschedigung widerfare, wie hievor under dem ersten Titel diß Tails "Von Schme und gefügten Scheden" under der Rubric "Von Beschedigung Außwerfens und Außgiessens aus den Hewsern" anzaigt wirdet. Und der, so also Spuel- oder dergleichen Wasser durch Wasserstain außlaitet oder frey ausschüttet, der sol kain ander Unsauberkait oder Unfletigkait als Gederm und anders dergleichen mitgeen lassen.
Wo aber ainer het Gerechtigkait und Dinstberkait, durch ains andern Grund Wasser, das vom Himel herab kumbt, Regenwasser genennt, oder aigens gemachts Wasser, als Spuel- und ander dergleichen Wasser, auszefueren und ab ime ze treiben, derselb sol das tun seinem [Seite: 422v] Nachtbern, uf den er die Dinstberkait hete, one Belestigung also: ist es Regenwasser, so sol er kain ander unsauber Wasser der Zeit des Regens oder zu anderen Zeiten mitlassen geen oder zu solchem Ausgang schütten bey der Pen, newn Groschen halb dem Belaidigten und der ander Halbtail unser Stat Pfendter unnachlessig zu bezalen. Und ob solch Regenwasser auf seinem Nachtbern steen bleiben oder sinken würde, darumben ist er nichts schuldig, sonder der, uf dem solch Regenwasser steen pleibt, sol dasselb, soverr es ime Belestigung tete, dannen fueren uf seinen Costen. Were es aber Spüel- oder ander unrain und gemacht Wasser und uf seinem Nachtbern steen plib, stinken oder sinken und dem Nachtbern zu Unlust oder Schaden eindringen würde, so sol, der die Dinstberkait hat, dem andern, seinem Nachtberen, dasselb Wasser durch [Seite: 423r] Canal oder Roren, wie der erst Artikel under diser Rubric außweist, one Nachtail ausfueren. [Seite: 427r]
Undergeng geschehen allain in ligenden und unbeweglichen Guetern und haben zwayerley Namen. Etliche haissen ,urbana' und etliche ,rustica'. Die ligenden Güeter, die ,urbana' und zu teutsch ,heußliche Güter' haissen, sind die in Steten, [Seite: 194] Merkten, Dörfern und Flecken ligen, die mit Zimer bezirt sind, als Hewser, Schewren, Stelle, Casten, Obdach und dergleichen. Aber die ligenden Güter, die man ,rustica', zu teutschs ,Veldgüter' nennt, haissen und sein die Güter, die man mag bawen, daraus Frucht entspringen, als [Seite: 427v] wenn Obs- und Krautgerten, Acker, Wisen, Flecken und dergleichen, die man unbezirt des Zimers ligen lesste. Und mit solchen bederley Gütern mag ainem Schaden gescheen, als so ainer etbas pawet oder macht ,in urbanis', das ainem leicht zerrinnen, Fewlung der Wend oder ander Nachtail zufallen möcht, aber ,in rusticis', dardurch die Gstalt desselben Guts verwandelt und geendert wirdet, als mit Aufwerfung Greben, Gruben oder ander ungewondlich Baw ze machen, darvon seinem Anstosser künftiger Schaden durch Ab- und Einreißen, Sinkung Wassers oder dergleichen entsteen möchte. Hierumben, dem durch des andern Bawen Sorg und Far vorstünde, mag zu Abtreibung nachvolgendermaßen handelen: [Seite: 428r]
Wann ymants in unserer Stat new Gebew fürnemen und ufrichten wolt, dardurch sich sein Anstosser oder Nachtbere beschwerlich oder überlestig erfunde, so mag er ye zu Zeiten zu unserm Bürgermaister geen und solch sein Beschwerung anzaigen und piten, ymants der Knecht zum Herren des Baws zu verordnen, das er solchs Bawens aufhöre und bis uf Besichtigung unsers Baumaisters und Undergenger stillstee, doch sol, der also clagt und Aufhörung oder Stillstands begert, zuvoran, ehe unser Bürgermaister ymants zum Herren des Baws verordent, mit hantgebenden Trewen an geschworn Aidstat globen, das er solch Biten und Begeren nit [Seite: 428v] geverlicher Maynung, auch nit aus Ungunst, Neid, Has, Betrug, Unfreuntschaft, sonder allain aus rechter, wahrhaftiger, gegründter und redlicher Ursach und ungezweifelter seiner Gerechtigkait tu.
Wann alßdann, der sein Begeren tut, also gelobt hat, sol unser Bürgermaister ainen Knecht an die Ort des Bawens schicken, dem Herren des Bawens anzaigen, wie sich der, so also mit Clag und Beschwer fürgetreten ist, solchs Bawens beclag und beschwer und ime sambt seinen Werkleuten daruf zu gebieten, solchen Baw in Rue zu stellen, bis unser Bürgermaister sambt den Undergengern darob gewesen sein, denselben besichtigt, uns der Sachen Relacion getan und wir ainen Beschid geben haben, wie es verrer gehalten werden sol. [Seite: 429r]
Und wann also solch Clag an unsern Bürgermaister langte, der sol uns das uf den negsten Ratstag nach solcher Fürbringung anzaigen. Wo aber die Zeit, darinnen Ferien oder ander Ursachen wern, das wir in ainem Tag oder dreien nit Rat hielten, in ainem Gesprech anzaigen, wollen wir alßdann zum schirsten, desselben oder negsten Tags darnach, ungeverlich unsern Baumaister sambt den Undergengern an die Ort des Bawens ordnen, denselben zu besehen, des Clegers Gebrechlichait, Beschwer und Überlestung, auch des Bawherrens Gegenwör zu vernemen, und wann sy beder Tail gnugsam Verstand und Underrichtung der Sachen entpfangen haben, uns dasselb in Relacion anzezaigen. Daruf wollen wir di Parteien zum fürderlichisten nach ergangner Handlung für [Seite: 195] uns in Rat oder Gericht erfordern und, wie es fürtter mit Aufrichtung oder Abwendung des Bawens [Seite: 429v] gehalten werden sol, Erkanntnus tun, darbey es dann bed Parteien one ainiche Beschwerd und Appelacion bey Pen, in unser Stat Zinsstuben drey Mark Silbers zu bezalen, pleiben lassen und nit verrer pringen sollen. Wo sich aber ymants, solchs weiterzepringen oder ze appelliren understünde, derselben Appellacion sol nit statgeben werden.
Und wann also dem Bawherren und Werkleuten aus Gehaiß unsers Bürgermaisters durch ainen geschwornen unsern Knecht, dem auch solchs bei seinen Pflichten, darmit er uns dinstshalb verwont ist, glaubt werden sol, Stillstand geboten und des Clegers Beschwerd anzaigt ist, der sol von solchen Baw ufhören und verrer bis unser Erkanntnus darüber gangen ist, nit fürfaren bey der Pen, solchen Baw, er hab desselben [Seite: 430r] Recht oder Unrecht, uf seinen aigen Costen widerumben dannen ze tun, abzebrechen und ze räumen bey der Pen, wie hernach im sechsten Artikel verleibt wirdet. Doch wollen wir dem Bawherren hiemit gegünstigt haben, wo und soverr er Far und Costens mit dem Stillsten und Aufhalten des Bawens dulden müsste, wo er Caucion und Sicherhait tete, das er den Baw, wo er desselben Unfueg oder Unrecht haben oder gewinnen würde, denselben uf unser Abschaffung zum fürderlichisten und in der aufgesetzten Zeit abräumen und uf seinen Costen dannen tun wolt, das er alßdann denselben Baw volfüren und ufrichten müg.
Wurden aber Spenn und Irrung von wegen der aufgerichten und verfürten Gebew, so mag sich, der also sich belestigt und beschwert vermaint, unsern Bürgermaister ersuechen, sein Beschwerung anzaigen und [Seite: 430v] piten, unserer der Stat Bawmaister sambt den verordenten Undergengern darüber zu schicken und zu besehen, das dann, wie ytzt vorberürt Artikel auch in sich beschliessen, getan und entlicher Entschid geben werden sol — wer es umb Aufrichtung ains newen Baws als Hewser, Schewrn, Stell oder Wende, die in kurz und one Wissen des beschwerten Anstossers oder Nachtbern nit aufgefürt werden möchten, und der Nachtber solchs geliten und sich nit bey unserm Bürgermaister anzaigt und Bite getan hete, wie der erst Artikel diser Rubric in sich helt — so sol der Herr des Baws mit seiner Aufrichtung prestribirt haben und nit gedrungen werden, denselben Baw widerumben abzetun, es erfünde sich dann, das er so eylends und in Abwesen seins Nachtbern und Anstossers aufgefaren oder ainich sonder Geverd darinnen gebraucht [Seite: 431r] worden, oder der Anstosser urputig were, dem Bawherren seinen Costen, derhalben mit Aufrichtung desselben Baws erliten, zu erstatten und abzelegen, alles nach unserer Erkanntnus, die wir darinnen uf Relacion der geordenten Undergenger getun und entschaiden wollen.
Aber in Gepewen, die ainer in kurzer Zeit und one Wissens seins Anstossers oder Nachtbers verfüren mag, die sollen und mügen uf Clag desselben Anstossers, wo sy durch unsern Bawmaister und Undergenger besichtigt, zu Nachtail und Schaden dem Anstosser geschehen würden, wol wider abgetriben werden und der Herr desselben Baws sol dieselben aberkennten Baw in acht Tagen, den negsten nach der Erkanntnus, räumen und dannen tun bey der Pen ains yden Tags, so er über Erkanntnus steen ließ, 20 Groschen unser Statpfendter unnachleßlich zu bezalen. Doch sol, [Seite: 431v] zuvor und ehe solcher Baw aberkennt, der Anstosser globen und sweren, das er solch Abteibung nit aus Neid, Ungunst, Unfreuntschaft oder ander hessiger, sonder allain aus recht gegründter und beschwerter Maynung tu, und das er solch Pawns, bis der ufgericht und verfertigt gewesen ist, kain Wissen noch Anzaigung darvon gehabt hab, und wo er solchs ainichs Wissens [Seite: 196] Anzaigung oder Bedunkung gehabt hete, das er im Anfang Stillstands, wie dann die vorberürten Artikel verlauten, wolt, begert und den Aufbauer zu solchen Uncosten nit gefürt haben. [Seite: 432r]
Wiewol ain yder seine Veldgüter, Ecker, Wisen, Weingarten und dergleichen nach seinem pessten Nutz und er deß zu geniessen verhoft, unverhindert seins Anstossers und meniglichs, bawen und in Wesen pringen mag, die auch als Ecker, Wisen zu Weingerten machen und verendern, auch darinnen Greben, Furch und ander Güter Notturft setzen mag, sol doch derselb seinem Anstosser und andern von wegen des Außwurfs der Greben oder Machung der Furch mit dem gewondlichen Lauf oder Stemung des Wassers, es sey Regen- oder ander Wasser, an den Früchten, Samen oder Weinstocken nit schadhaftigen Nachtail fuegen.
Würde aber ymants seinen Grund also verendern [Seite: 432v] oder darinnen ainicherley Gebew fürnemen, darvon und dardurch seinem Anstosser oder andern künftiger Nachtail besorglich were, so mag derselb, dem solch Beschwerung und Sorg oder Nachtail vorstünde, solchs unserm Bürgermaister fürbringen und handelen, wie dann die negst vorgend Rubric und ire Artikel in ir beschliessen.
Dergleichen mag auch der, so von seinem Nachtbern und Anstosser mit Einziehung des Grunds, Ußwerfung oder Verlust der Markstain überlesstigt und derhalben Undergang und Besichtigung nottürftig würde, solchs unserm Bürgermaister anzaigen und piten, das ime der Undergenger und Stainsetzer zugeordent [werden]. Alßdann sol gehandelt werden, wie unser Underrichtbuech mit Undergengern, Markern und Stainsetzern in sich beschleusst. [Seite: 433r]
Wann ymants ainen Baw ober der Erden aufgefürt und gebaut hat, und derselb Baw fünf Jar lang gestanden ist, sol und mag kain Nachtber oder Anstosser, der inhaimisch und gegenwurtig gewesen were, gegen dem Herren und Inhelter des Baws zu Abtreibung desselben nit mer handelen noch clagen. Aber die Außwendigen und die nit gewesen sein gegenwurtig, mügen inner zehen Jarn clagen, doch alles mit der Verpflichtung, wie der letzte Artikel under der vorgenden Rubric "Dem Sorg vorstünde, er würde durch heußlich Gebew etc." inhelt. Aber nach Ausgang der zehen Jar ist dieselb Clag auch erloschen und, wo die fürgenomen werden wolt, unerhörlich. [Seite: 433v]
Darmit vil Gezenks, Glübd und Aidschwörens vermiten bleib, ordnen und wollen wir, das ain yder, der ainen Baw aufzefüren und zu verbringen für sich nimbt, solchs seinem Nachtbern und Anstosser, des der Grundt ist, zuvor selbst in aigner Person oder durch ainen oder zwen ander geleumbt, erber Personen oder uf Vergönnung unsers Bürgermaisters durch ainen geschworn Knecht müntlich oder schriftlich anzaig und uns alßdann, was ime wider für Antwort gefallen, wie, [Seite: 197] wo, wann und in wes Beywesen solch Anzaigung und Urkundung geschee sey, verstendig und in das Buech, sonderlich zu den Undergengen verordent, einzeschreiben pit und beger. Wölcher aber das nit tun, der würde leiden müssen, was ime hernach durch Auflag des Stilstands oder Abraumbs desselben seins fürgenomen Bawes begegnen möchte. [Seite: 434r]
Derhalben wollen wir ainen yden, das er fürtrechtig sey, hiemit gewarnet und Anzaigung seiner Handlung getan haben. [Seite: 437r]
Die Fürsichtigkait und Satzung gemainer Recht und Gebot, denen wir alle aus Gehorsam undertenig und geloben sollen, zaigen an mer dann an ainem Ort an, das der Unflat und das Kot, des Menschen Durchgang, auch andere Unsauberkait der Weg und Strassen in den Steten vergiften, treen und pringen pestilentzisch Luft und gebern dem Menschen vil Krankhaiten, darumben dann Cloac am Tag oder zu sumerlichen Zeiten nit sollen aufgetan noch gefegt werden von wegen des Gestanks, das der Mensch [Seite: 437v] dardurch nit verunrainigt noch begift werde; hierumb ordnen und setzen wir ernstlich, das kain Cloac noch haimlich Gmach weder in unser innern noch eussern Stat ob der Erden gemacht oder gehalten werden sol bey der Pen, solchen Baw von Stunden widerumben abzetun und darzu, wo er dem, so ime Abtuung geboten würde, widersessig lebte, ydes Tags zwaintzig Groschen unser Stat Pfendter unnachlessig zu bezalen.
Es sol auch kainer sein Cloac und haimlich Gemach weder im Tag noch zu Sumerzeiten nit auftun, fegen noch austragen, sonder allain zu Winters und kalten Zeiten bey der Nacht, es were dann sonder grosse Ursach, die bey unser Erkanntnus steen sollen.
Dergleichen sol auch niemant, wer der sey, kainer-[Seite: 438r]ley Enthaltnus als Kübelen, Kachelen, Hefen oder dergleichen mit Kot, das durch den Menschen get oder gangen ist, auf die Gassen schütten oder tragen, weder bey Tag noch bey Nacht, bey der Pen und Pueß alwegen, so oft ymants hiewider tete, 16 Groschen halb unser Stat Pfendter unnachleßlich zu bezalen, und den anderen halben Tail, dem solcher Unflat für sein Haus, Scheuren oder Aigentumb zum negsten geschütt oder getragen were. Und solche Pueß sol zu yder Zeit der Herr des Hawß, darvon und daraus solcher Unflat kumbt, bezalen, ob joch solchs sein Gesind oder ander getan heten. Doch sol dem Haußherren, sich seiner Ausgab an denjenen, der di Unsauberkait ausgetragen oder ausgeworfen hat, zu erholen vorsteen.
Wo aber ymants solch Unfletigkait gleichwol nit [Seite: 438v] ausgeusste oder außtriege, sonder sein Notturft der Natur in Gassen oder uf der Strassen, do gewondlich Fürgang und Wobrung ist, tete und über siben Jar alt were, derselb sol ze Pen verfallen sein 3 Groschen halb unser Stat Pfendtknecht und der ander Halbtail dem [Seite: 198] für sein Behausung oder Aigentumb solch Unfletigkait komen ist. Und die Eltern sollen mit diser Pueß für ire Kinder zu bezalen verpflicht sein.
Es sol niemant kain tod Vich schelmen und Unlust, als Hunde, Katzen, Swein, Genß, Hüner [Seite: 439r] oder ander Tier, wie das Namen hat, an ainich Ort in unser Stat, als weit die die Mauer umbfangen hat, werfen, tragen noch legen, noch solchs von den Seinen nit gestatten, verfüegen noch verhengen in kain Weis bey Pen ains reinischen Gulden, die drei Tail unser Stat Pfendter und der virt Tail, dem solchs für sein Behawsung, Hofreit oder Aigentumb und demjenen, so solchs fürbringt, ydes nach Gebüre, unnachleßig zu bezalen. Als aber diejenen, die solchs tun, sich gewondlich fleissen, das bey nechtlicher Weil oder ander haimlicher Zeit zu verpringen, darmit sy nit gesehen werden, so gebieten wir allen unsern Bürgeren, Undertanen, Inwonern und Verwonten bey iren Pflichten und Aiden, darmit sy uns und den Unsern verwand sind: Wölcher oder welche solchs sehen oder gewar werden, das sy solchs zum schirsten unser Stat Pfendter [Seite: 439v] rügen und anzaigen, der alßdann den oder dieselben, so solch Verprechung getan haben, Stunden besenden und die Pueß von ime einbringen, dem Rüger den Ort und dem, so solchs für sein Haus oder Aigentumb komen ist, den andern Ort darvon entrichten. Wo sich aber der oder die Fürgevorderten, wo nit ganz Lauters, Wars anzaigen und Grund irer Verhandlung, sonder allain ain Bedunken und Arkwon da were, mit yrem Aid möchten berainigen, das sy solchs Arkwons ledig und unschuldig wern, sollen der- oder dieselben darüber ungepuesst bleiben. [Seite: 440r]
Wir ordnen und wollen sonderlich, das niemant kain Kericht, Gemüll, Aschen, zerbrochen Hefen, Mist, Stro oder ander Unlust und Unsauberkait, so in Heusern, Küchen oder Stellen gemacht oder aufgesammelt wurde, wie solchs genennt sey, uf gemainer unser Stat Pflaster, wo das ist, auch und in Sonderhait nit zum Tantzhaus und ander dergleichen Ort, da teglich Webrung wider und fürtter gee, werf oder schütte oder solchs tun lasse bey Pen, ydes Tags, so lang das ligt oder gelegen ist, vier Groschen unser Stat Pfendter unnachleßlich zu bezalen. Dergleichen sol auch kain In- noch Außwoner kain Rad noch anders uf unser Stat Pflaster fegen bey Pen, 15 Pfennig dem Pfendter von ydem Rad zu bezalen. [Ende der gesamten Reformation]