Hofkammerordnung Maximilians I. von 1498 (Fellner) :: Transkription Speer 2013 / 2016

Hofkammerordnung Maximilians I. von 1498 (Fellner) :: Transkription Speer 2013 / 2016

Nr. 5. König Maximilians I. Hofkammerordnung. Innsbruck 1498 Februar 13.

[Editorische Angaben Fellners [Seite 17]] Original, Pergamentlibell, Teil des Siegels anhängend, im Staatsarchive Wien (ehemals im Schatzarchive Innsbruck, Lade 114). Druck bei Müller, Reichstagstheatrum unter Max I. (1718) 530f. Lünig, Cod. Germ. dipl. (1732-1734) I, 474f. — Ein aus dem Jahre 1497 stammender Entwurf einer Hofkammerordnung (niederländischen Ursprungs) ist gedruckt bei Adler, Zentralverwaltung, Beilage, S. 509-511; vgl. daselbst auch 381 ff. — Daran anschließend mehrere auf die Hofkammerorganisation bezugnehmende Verordnungen.

Wir Maximilian von gots gnaden römischer kunig zu allen zeiten merer des reichs zu Hungern Dalmatien Croatien etc. kunig, erzherzog zu Osterreich herzog zu Burgundi zu Brabannt zu Gheldern etc. grave zu Flandern zu Tyrol etc. bekennen offenlich mit dem brive. Als ain zeit her alles unser einkömen und ausgab unser nutz und ränt unser erblichen furstenthumben und landen auf unser schatzcamer zu Ynnsbrug in unser gegenburt gehandelt und wir aber da gesehen und betracht, daz solh handlung in unserm abwesen daselbs weiter mit unsern noch unser underthanen, von den wir täglich umb beschaid und hilf irer anligunden beswerung ersucht werden, guten fueg nicht wol beschehen muge, daz wir dardurch auch aus andern beweglichen nothurftigen ursachen ain camer an unserm hofe von allem unserm obbestimbten innemen und ausgeben aller unser nutzung und zufalle vom heiligen reiche auch unsern erblichen landen aufgericht und geordent, die auch mit trefflichen unsern räten und geschikten verstendigen personen besetzt und versehen haben, inmassen wie hernach volgt.

[1.]

Von erst so setzen und ordnen wir fur unser stathalter derselben unser hofcamer den erwirdigen andechtigen Melchiorn bischoven zu Brichsen unsern fursten und die edlen unser lieb getreu Mertten herrn zu Bolheim, Hainrichen Bruschinkh freiherrn zu Stetemberg unser camrer, Walthern von Stadian und Hannsen von Lanndaw.

[2.]

Item wir ordnen und benennen auch in nachvolgeender weis ainen schatzmaister des heiligen reichs, das sol sein obgemelter Hanns von Lanndaw und darzu ainen obristen schatzmaister in unsern erblichen landen mit namen Walthasar Wolff, dieselben sullen handeln inhalt diser unser ordnung und irer instruction, so wir in geben haben. [Seite 18]

[3.]

Item wir ordnen auch auf die bemelt unser hofcamer unser getreu lieb Jorgen von Ekh zu unserm pheningmaister, Hansen Voytt zu unserm expeditor unser hofcamer, Hannsen von Stetten zu solicitator derselben kofkamer und Blasien Holtzl zu unserm secretari, Casius Agkoney zu registrator, die sullen all in ir embter treten und handeln, wie hernach volgt.

[4.]

Anfenklich sullen all obgemelt unser räte und personen uns von neuem swern und ir aidsphlicht tun, daz si die ordnung diser unser hofcamer in allen artikeln und puncten mit irem hogsten vleis underhalten und sunst auch alles das thun sullen und welln, das in von ambtswegen ze tun geburn wirdet und inmassen unser hofrät gesworn haben.

[5.]

Und wann bemelt von Bolheim und Stadian bei uns am hof nicht sein mugen, so lullen si mitsambt dem edeln unsern lieben getreun Lienharten herrn zu Vels, Jorgen Elacher und Jorgen Gossennbrat unser superintendenten unsers innemen und ausgeben sein und handeln inhalt unser instruction, so wir in geben haben.

[6.]

Und als jetz geschäft umb gelt ausgen werden, die sollen wir all von unserm hof und aus unser hofcamer allain auf unsern obristen schatzmaister Wallthasarn Wolff ausgen lassen, nemlichen also, daz dieselben geschäft all under unserm camersecret gefertigt, auch mit unserm handzaichen signiert und durch des bemelten von Brichssen oder in seinem abwesen der andern unser stathalter der hofcamer aines und des registrator unser hofcamer aigen handschriften underschriben werden und sollen also lauten: Wir Maximilian etc. embieten unserm getreun lieben ... unserm obristen schatzmaister in unsern ober- und niderosterreichischen landen unser gnad etc. Wir schaffen mit dir ernstlich und wellen, daz du von den nutzen und ränten, so du von unsern wegen innimbst, unserm getreuen ... ausrichtest und gebest benanntlichen ... und darumb sein quittung nembest und emphelhen darauf unsern getreun lieben ... unsern geordenten verwaltern unsrer camer zu Ynnssbrugg ernstlich und [Seite 19] wellen, daz ir dem bemelten unserm obristen schatzmaister obberurt gelt, was er des auf dits unser geschäft, so nach unser ordnung unser hofcamer, wie obstat, gevertigt ist und sein sol und des bemelten ... quittung ausgeben wirdet, in seiner raitung leget und abziehet, daran tut ir unser ernstlich mainung geben. Derselben geschäft copien sullen unser stathalter unser hofcamer all quotember unsern verwaltern der camer zu Ynnsbrugg zu registriern zusenden und unser buchalter daselbs aigentlich einschreiben und zu unsers obristen schatzmaister raitung behalten.

[7.]

Wir wellen und sullen furan auch kain geschäft umb gelt zaichnen, es sei dan vor nach ordnung unser hofeamer, wie obstat, underschriben und gefertigt und so dasselb geschäft also gefertigt ist worden, so sulle uns das durch unser stathalter bei ainem officier aus unser hofcamer, der in darzu gemaint ist, zugeschikt und als dann erst von uns gezaichent werden. Wo aber aus vergessenhait ain zaichenter bevelh, vor ee dan der von unsern stathaltern underschriben oder gevertigt wäre, ausgieng, darauf sol unser obrister schatzmaister kain gelt geben, noch von im angenomen werden.[Seite 20]

[8.]

Item si sullen auch alle tag, als oft es die nothurft der geschäft erfordert, zusamen in ain zimer komen und daselbst all suplication, geschäft und ratsleg, so in von uns oder unserm hofrat zugesent werden, handeln und beraten und die partheien darauf nach billikait settigen und wo in gehaim und steckund sachen furfieln, die sullen si an uns gelangen lassen, was aber ander swär sachen wärn, die si allain nicht ausrichten mochten, darinen sullen si ir zuflucht zu unserm hofregiment haben und die daselbs anbringen, da sullen si trost und rüken auch alzeit guten beschaid darinen emphahen.

[9.]

Item wir ordnen und wellen auch, daz die bemelten unser stathalter allen schuldnern, dienern und soldnern, was gelt antrifft, dermassen red und antwurt geben, dadurch sie die in den beschaid der ordnung dringen, daz si auch alles gelt, was des auf dieselb unser hofcamer kumbt, durch die hende obgemelter zwair unser schatzmaister, auch durch unsern tyrolischen camermaister und phenningmaister inhalt diser ordnung nach unsern bevelhen und staten irem gutbedunken nach treulichen austailen und nicht mer gelt auf dieselben unser schatzmaister camer und pheningmaister verordnen noch verschaffen, dann vorhanden und muglich ist.

[10.]

Item si sullen auch ir getreus und vleissigs aufsehen bei unser schatzkamer zu Ynnsbrug haben, wo in daselbs ainicherlai mangl in ir verwaltung angezaigt oder sunst in ander weg wider ir instruction, decret und institucion in gelt oder unsern ambtern zusten und erfunden wurde, daz si solhs bei uns und unserm hofregiment dermassen anbringen und solicitiern sullen, dadurch solhs aufs beldist abgestellt, gewent und unser ränt nutz gult und ander [Seite 21] zuständ dest reichlicher und furderlicher zu unser und unser underthanen underhaltung und wolfart ainbracht mugen werden.

[11.]

Item ob denselben unsern stathaltern mit der zeit icht furvallen wurde, daz zu besserung und aufnemung diser unser ordnung dienen mochte, das sullen si an uns und unser hofregiment alzeit gelangen lassen und darin von uns weitern beschaid erwarten.

[12.]

Wir ordnen und wellen auch, daz unser obgemelter schatzmeister vom heiligen reiche alles gelt, so uns daselbs gevellt, zugehort oder zugeordent wirdet, es sei von unserm und des reichs vischcal oder in ander weg nichts ausgenomen von den andern des reichs sechs schatzmaistern oder an wen er darumb von uns und unsern obgemeltn stathaltern gewisen wirdet, auf sein quittung durch derselben unser stathalter ains hantzaichen, wie vorgemelt ist, underschriben zu unsern handen emphahen und davon auf unser osterreichischen camer zu Ynnsbrug jerlich raitung thun, desgleichen auch des reichs ständen oder den bemelten seinen mitschatzmaistern des reichs, inmassen im dan solhs in seinem neuen emphang auf dem reichstag zu Freiberg durch uns und ander des reiche stände aufgelegt wirdet.

[13.]

Wir ordnen und wellen auch, daz unser fiscal im heiligen reich alles gelt, so uns von confiscation puessen strafen vällen wändeln und was im des sunst in ander wege zu unsern handen einzubringen geburt, albeg durch unsern obgemelten schatzmaister auf unser hofcamer antwurten und daselbs unsern stathaltern jerlich wie sich geburt verraiten. Er sol auch umb kain frävel confiscation noch ander dergleichen sachen von niemands mit im abbrechen noch uberkomen lassen, es beschehe dann mit derselben unser stathalter wissen und bevelh.

[14.]

Wir ordnen und setzen auch in gleich obgeschribner mass und gestalt, das alles unser einkomen unser ober- und niderosterreichischen erblanden durch unsern vorgemelten obristen schatzmaister derselben unser erblande auf sein quittung durch unser obestimbter stathalter aines hantzaichen underschriben und verfertigt, auf die berürt unser hofcamer einbracht und daselbs weiter auf unser gezaichent bevelh wie obstat ausgetailt und ausgeben und darauf alsdan durch denselben unsern schatzmaister uns auf unser camer zu Ynnsbrug jerlich, wie sich gebürt und die ordnung derselben unser camer zu Ynnssbrug anzaigt, verrait werden.

[15.]

Was uns aber extraordinari gelt in unsern erblichen landen zusten wirdet, es sei mit täding vertrag confiscation oder [Seite 22] haimgevallen guetern ergelt steur ansleg, durch anlehen oder in ander gestalt, nichts ausgenomen, des sol sich unser obrister schatzmaister für sich selbs in kainen weg underwinden, sonder albeg mit wissen unser stathalter ains und unsers registrator unser hofcamer, der dann ein gegenregister davon halten solle, emphahen und alsdann solh gelt auf obgemelt unser zaichent und underschriben geschäft auch ausgeben und nach demselben gegenregister anfenklichen unsern stathaltern und darnach auf unser hofcamer zu Ynnsbrug verraiten. [Seite 23]

[16.]

Es sol aber kainer unser stathalter obberurt unsers obristen schatzmaister quittung underschreiben, dieselben quittung seien dann vor in der hofcamer rat zu geben und angeschaffen.

[17.]

Item nachdem wir zu underhaltung unsers und unser lieben gemahl hof ain stat umb hundert tausent gulden gemacht, ordnen und wellen wir, daz unser obgemelt stathalter dieselben hundert tausent gulden von allem unserm einkomen nemen und die durch unser schatzmaister unsern vorbestimbten phenningmaister zu kotembern antburten; derselb unser phenningmaister sol alsdan solh hundert tausent gulden nach unserm bevelh mit derselben unser verwalter hantzaichen underschriben zu unser nothurft in klainer [Seite 24] oder grosser suma, es sei ordinari oder extraordinari als botschaften und ander ende ausgab, austailen und in und unserm schatzmaister solh sein ausgab all kotember oder als oft si des an in begern, aigentlich verraiten, damit si dardurch verhueten mugen, daz nicht mer extraordinari durch in ausgeben werde dann die ordnung und derselb stat jerlich erleiden muge.

[18.]

Wir ordnen und wellen auch, daz all ander unser officier und ambtleut an unserm hof all wochen unsern obgemelten stathaltern und schatzmaistern raitung tun, damit wir auch si jr handlung dest gruntlicher bericht und unser ordnung des baser underhalten miige werden.

[19.]

Item wann unser stathalter und schatzmaister mit denselben unsern officiern und dienern gerait haben, so mugen si ainem jedem derselben seiner raitung ain auszug geben, aber ausserhalb solher raitung sol kainem kain auszug geben werden.

[20.]

Item wir ordnen setzen und wellen auch, daz unser obgemelt expeditor solicitator secretari registrator unsern vorbestimbten stathaltern und schatzmaistern mit puchalten einschreiben, auch [Seite 25] aufrichten und registriern aller geschäft und zufallunden handeln, was der von unser hofcamer ausgen oder darauf gehandelt werden, in aller mass wie ander unser secretari registrator und officier unser osterreichischen schatzcamer uns und unsern verwaltern daselbs inhalt derselben unser ordnung verbunden und verphlicht sind, gehorsam und gewertig sein und sunst auch alles tun und zetun schuldig sein sollen, daz in dieselb unser ordnung unser camer zu Ynnsbrug, der si gleublich abschrift alzeit bei in haben sullen, zu dieser ir handlung und iren embtern anzaigt und weiset.

[21.]

Item es sullen auch unser obgemelt phenningmaister expeditor, solicitator und registrator nach gehaltnem rat bei einander sein und unserm undermarschalh zu in nemen, der des auch von uns bevelh hat und den parteien irn bschaid und antwurt, wie die im rat der hofcamer beslossen wirdet, geben.

[22.]

Weliche Partei sich aber auf der camer solhs beschaids nicht wolt benugen noch settigen lassen, derselben beswarung oder einred sol unser solicitator und secretari der camer aigentlich gegen der von der camer furhaltung in schrift verfassen und dieselben sachen und handlung also aufgeschriben in suplication weis in unsern hofrat, desgleichen widerumb auf die camer legen und von dann ferers beschaids erwarten und so in der gegeben ist, sollen si die parteien widerumb fur si erfordern und ir denselben beschaid fur ainen entlichen abschid und antwurt geben; welher dann uber solhen entlichen abschid uns oder unser hofrät on eehaft not mit unbillichen sachen oder vordrung weiter ersuchen wurde, wäre derselb ein wolgeborn oder sunst ain angesechner man, so sol in unser undermarschalh in glübd nemen und in sein herberg tägen, daraus in etlichen tagen nicht ze komen noch ze trachten; wär es aber ain gemaine person, dieselb sol unser undermarschalh mit wissen unsers hofregiments annemen und etlich täg und nächt mit wasser und brot fanklichen halten und alsdann von unserm hof abweisen, damit wir solher [Seite 26] unothurftiger müe und anlaufens vertragen bleiben und unsern und gemainen nutz unser underthanen dest statlicher auswarten und betrachten mugen.

Dem allen nach emphelhen wir auch obgemelten unsern stathaltern superintendenten und officieren gegenburtigen und kunftigen ernstlich und wellen, daz ir solh unser ordnung sazung mit allen iren anhang und begreifungen in allen und iglichen artiklen buncten und mainungen stat vest und unzerbrochen haltet und dawider nicht tut, noch des jemands anderm ze tun gestattet in kain weis, sonder das alles wie obstet und solh unser ordnung euch aus ir selbst zugibt und vermag, volziehet und an unser stet hanthabet, des geben wir euch hiemit unsern gwalt ungeverlich. Mit urkund des brifs.

Geben zu Ynnsbrugg am erichtag vor Sand Valteinstag nach Cristi geburd vierzehenbundert und im achtundneunzigisten unser reiche des römischen im zwelften und des hungrischen im achten jaren.

Maximilian. Ad mandatum domini regis proprium
C. Stürtzel, canzler.



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