Baden: Landesordnung vom 21. September 1495 :: Transkription Speer 2013 / 2020

Baden: Landesordnung vom 21. September 1495 :: Transkription Speer 2013 / 2020

Inhaltsverzeichnis

[Landesordnung vom 21. September 1495]

Editorial

Quelle: Rudolf Carlebach, Badische Rechtsgeschichte. I. Das ausgehende Mittelalter und die Rezeption des römischen Rechts unter Mitteilung der wichtigeren bisher ungedruckten Landesordnungen (Landrechte). Heidelberg 1906. S. 94 - 118. Transkription: Heino Speer Mai 2013. Letzte Überprüfung: 29. Januar 2020
Faksimile Deutsches Rechtswörterbuch
[Seite 93]

[Vorrede]

Wir Christof, von gottes gnaden marggrave zu Baden etc. und grave zu Sponheim, haben zu lob dem Allmechtigen auch uns, unser erben, unserm fürstenthumb und den unsern zu gut und, übelthat zu vermeiden, diese nachgeschrieben stück und ordnung ufgesezt, die wir wöllen, auch haissen und gebieten, hinfür bis uf unser oder unserer erben änderung oder widerrüfen von allen den unsern unverbrochenlich und streng gehalten und durch unsere amptleute ernstlich gehandthabt zuwerden, alles bei iren pflichten und eiden auch bei vermeidung unserer schweren straf und ungnadt und darzu verliesung der penen, her in begriffen. Und umb daß solche unsere Ordnung dess bestendlicher sei, bleiben und gehalten werden, auch die jhenen, so dawider theten, mit der unwissenhait sich nit entschuldigen mögen, so wöllen wir auch, daß die hinfür durch einen jeden unsern amptmann den unsern seines ampts im jar einest, wan sie das am bequemlichsten bedunkt, vorgelesen und erinnert werde.

§ 1. Huldung; von wem und welcher maßen die geschehen soll.

Erstlich ordnen und wöllen wir, daß alle inwoner unsres fürstenthumbs der marggravenschaft Baden in stetten und dörfern, sie seient edel oder unedel, auch alle, die zu unsern stellen und dörfern uß- und einreuten wöllent iren pfennig zu zeren, die über vierzehen jare alt sindt, gar niemandt ausgescheiden, uns und unsern erben huldung thun sollent: nemlich unsere burgere, leibangehörige und hintersessene, wie unsers fürstenthums herkomen und gewonhait ist; und die edlen [Faksimile S. 94] und uß- und inreitenden, die uf die meinung: "daß sie alle, dieweil sie in dem gemelten unserem fürstenthumb wonent, uns, unsern erben und unserm fürstenthumb getrew und holt sein, unsern nutz und frommen fördern, schaden warnen auch umb alle sachen, die sich in zeit irer wonunge und wesens zu unserm fürstenthum gegen uns, unseren erben und den unsern begeben, wie sie sein würden, darumb sie rechts notturftig zu sein meinen, wölten recht vor uns oder unseren erben oder unsern hofmeister und rähten (die wir ungeverlich darzu verordnen) oder, wohin wir des sunst weisen, und niedert anders wo fordern, geben und nemen und, was an der ende einem recht erkanth würdet, dem stracks und ufrecht nachkomen wollent, alles getravlich und ungeverlich."

Item es sollent auch alle inwonere unsers fürstenthums niemandt außgescheiden bei iren eiden und verpflichte Ire gobröte knecht in acht tagen, den nechsten, nach dem sie zu iren dienst komen sindt, unsern amptleuten, jeder an dem ende, da er wonhaft ist, fürbringen und erzeigen; und dieselben knechte [sollen] unsern amptleuten an unser stat auch thun globen, wie obstet. Welcher das nit thete und über achttag hielt knecht, die er in obgeschriebener maß unsern amptleuten zu globen nit fürgebracht oder angezeigt hete, soll zu pene verfallen sein und geben ein pfundt pfening, so oft das geschehe.

§ 2. Globen und schweren leibaigen leute.

Fürter ordnen und wollen wir, daß hinfür ein jeder unser burger und hinderseße seine söne, wan sie in irem alter zwischen dreizehen und vierzehen jaren sindt, irem amptmann, unter den ein jeder gehört, bringen und mit ine schaffen soll, an unser stat dem amptman gewonliche huldung zuthundt, nemlich: "unser und unsern erben getrew und holdt zusindt, unser frommen und bestes allzeit zu werben und zu fürdern, unsern schaden zu warnen, auch ir leib und gut uns nit zu empfremden oder sich zu verändern one unser wissen, willen und erlaubung, darzu unsern geboten und verboten gehorsam zu sindt und zuthundt, alles, das getrewe underthonen und leibaigen leute irer herrschaft schuldig und gebunden sindt, alles getrewlich und ungeverlich". Doch so geben und lassen wir hierinn zu, wan die unsern sich under einander verheiraten wollen, daß sie sollichs one unsere erlaubung nach alter gewonhait unsers fürstenthumbs wol [Faksimile S. 95] thun mögen, es were dann, daß solches von uns oder unsern erben eins oder mehr personen insunderheit verboten würde —, als wir uns auch das zuthundt umb des besten willen vorbehalten. Ob aber ainer oder mehr der unseren, die ein oder mehr sune hetten, so hinlessig weren und dis unser gebot und ordnunge verachten, dadurch dieselben ire süne, einer oder mehr, uns empfrembt würden, der oder die sollen darumb von uns oder unsern erben an irem gut gestraft und doch umb der gehorsamen erben willen nit über den dritten theil ine abgenommen werden. Verusserten sich aber die sone one wissen und willen irer vatere oder mutere und fügten sich nit wider heim vor ußgang des vierzehend jars irs alters ungeverlich und theten uns in egemelter maß [nit] huldung, der oder dieselben sollen damit ir erbe verwirkt han, das auch uns verfallen sein und one gnadt genomen und uns zugestellt werden solle. Deßgleichen und in aller gestalt sollen auch ire erbfelle verwürkt han die, so ire kindere, süne oder döchter, uß unserm fürstenthumb one unser wissen und gönnung verheiraten und die sich selbs hinuß in die ehe verandern — und darzu unserer fernern ungnad warten.

§ 3. Wer kinde geistlich machen will.

Item weliche der unsern, es seient knaben oder döchter, von dem Allmechtigen die gnadt empfahen, daß sie geschicktlichkait, willen und begürde haben, sich zu geistlichem state und leben zu keren, weliche dan in clöstere kommen wolten, die oder deren eltern oder freunde mögen und sollen sich fügen zu uns oder unserm landthofmeister und sollichs anbringen. Deren jedem soll dan sein amptmann oder ein anderer von uns werden zugegeben, mit ime sich fürter zu dem obern oder oberin desselben convents, in den dieselb person komen wölt, zu fügen und nach sein und seiner freundt gelegenhait seiner erbfelle halben helfen überkomen, zum leidlichsten auch, zuvor und ehe denn die person in das closter kompt, von denselben obern mit seinem convent und umb alle erbfälle ein genzlichen schriftlichen verzicht nemen uf die forme, als hernach begrüfen steet, damit künftig irrung [nit] fürkomen und nachmals derselben person mit erben von demselben convent deßhalb nit weiter angezogen werde. Und ist dis die forme des verzichts: "Wir äbtissin und der convent gemeinlich des closters N. des X. ordens N. bistumbs [Faksimile S. 96] bekenen und thun kunth offenbar mit disem brief: Also uns der X zu N seiner tochter, die wir dem Almechtigen zu lobe auch umb mehrung und uffhaltung willen göttlichs diensts und von irer fleißigen bete wegen in das obgemelt unser closter zu unser mitsamment schwestern haben uffgenomen, zu irer underhaltung und laibsnarung, damit wir sie one beschwerung unsers closters desbas gehalten mögen, geben oder zugeben zugesagt hat R reinische gulden, der wir auch ußgericht oder verwist sindt, daran uns von unser nachkommen und gotshauß wegen wol benuzet, — daß wir da uf sollichs mit einhelligem rathe zu unserm versamelten capitel beschlossen, für uns, alle unsere nachkomen und gotshauß und sonderlich für die egenant N. unser mit-convent-schwester und von iren wegen freien willens verziegen haben. Und verziegen auch also wissentlich und unwiderrieflich mit disem brieve uf alles ir väterlich, müterlich, brüderlich, schwesterlich und alle andere erbe, wie oder von wem die herkomen und ir oder von iren wegen uns, oder unserm gotshauß vor oder nach dem, als sie profeß gethon bette, zusteen möchten —, gar nichts außgenommen —, also daß weder sie, noch wir, unsere nachkommen oder gotshauß von ir oder unsers gotshauß wegen darnach oder deßhalb nimer mehe kein anspruch oder forderung haben oder fürnemen noch uns darzu oder daran einicher gerechtigkeit vermessen; sonder mit der obgemelten sum R. guldin von iren wegen nun und zu ewigen zeiten genzlich außgewiessen und vergnügt sein und bleiben sollen und wollen. Wir globen und versprechen auch bei unserm orden und guten trewen in craft dises briefs für uns und die obgenant schwester N und alle unsere nachkomen und gotshauß, wider disen obgeschriben unsern freiwilligen verzicht nimermehr zu sein, zureden oder zuthundt, noch schaffen zu gescheen in keinen weg, auch uns dawider nit zu gebrauchen oder zu behelfen einicher unsers ordens oder anderer exemptionen, freiheiten oder rechte, wie oder von wem die gesein oder herrüren möchten, gar nichts ausgenomen; dan wir uns des alles auch begeben haben wollen und sonderlich des rechts "gemeiner verzeihung widersprechende". Und ob were, daß die obgenant schwester N, ehedan sie profeß tete, todes abginge oder vor irer professe bei uns in unserm closter nit bleiben und wieder hinaus komen oder wir sie bei uns nit mehr haben wolten, so sollen wir und unsere nachkommen pflichtig sein, ir oder iren erben die obgeschrieben [Faksimile S. 97] R. gulden wider zu geben und mit ir one einicherlei zurede hinaus volgen zu lassen; doch sollen also dan daran für jedes jar, sovil sie dar in unserm closter gewest were, abgerechnet und inbehalten werden N gulden für das lerngelt, wie es dan bisher gegen andere auch behalten worden ist, alles one alle geverde. Und des zu warem urkundt haben wir obgenante äbtissin und convent unser abtei- und conventsinsigele offentlich gehangen an diesen brieve, der geben ist uff ..." In der obgeschrieben forme mutatis mutandis mag und soll man von abt und convent eins munchs-closters auch verzicht nemen.

§ 4. Wer ein sune hat, der priesterlich stat an sich nemen wolt.

Wolt aber ainer an sich nemen weltlichen priesterlich state, der soll es thun mit unserm oder unserer erben wissen und ledigsagung seiner verpflichte der leibaigenschaft, das wir auch keinem abschlagen sollen, es hete dan sundere ursachen, darumb es unser oder der unsern halb nit zuthundt were. Und welchem es also von uns gegönnt würdet, dem soll wie andern kinden oder erben sein theil erbfalls gedeihen und werden. Doch also, dieweil dieselben iren eltern, geschwisterigen oder freunden mit der handt nichts helfen arbaiten oder ichts gewinen sunder alzeit kostung uff sie geth, sie zu schulen oder sonst zu halten, mer, dan uff andere kinde, daß dan ein jeder den halben theil seiner erblichen ligenden gütere seinen nechsten erben wider verfangen und nach seinem tode zu finden gewiß machen und mit dem überigen handeln und thun mögen —, wo er anders das den rechten erben nit wider werden lassen wölte — nach seinem willen und gevallen. Doch ob solcher priester einer zeitlichen narung halb so nottürftig würde, daß man billich sein achten möchte, daß er seiner erblichen gütere zu hinbringung seines lebens bedörflich were, so soll er macht han, solche verfangne gütere zu nießen nach recht und gewonheit der verfangenschaft unsers fürstenthumbs.

§ 5. Kindskinde, wie die erben sollent.

Nach dem auch aus gesetzten und natürlichen rechten klarlich würdet herfunden, daß kindes-kindt durch absterben irer [Faksimile S. 98] vater und muter irs erbfalls nit beraubt, noch also leibs und guts zwivaltigen verlust leiden sollent, darumb us guter vorbetrachtung und mit treffenlichem rathe setzen und ordnen wir, daß zu dem heiligen jarstag, zu latin Circumcisio Domini genant, so man von der geburt Christi Jesu unsers lieben hern zelen würdet vierzehenhundert neintzig und sechs jare, nach dato dieser unser ordnung nächstkommende anzufahen und fürter zu ewigen zeiten in unserem fürstenthumb, gerichten und gebieten in der schlecht abstigenden linien an väterlichem und müterlichem erbe die eelichen kinds-kinder an ir vater und muter stat mit derselben irer vater oder muter eelichen geschwisterigen gleich erben sollent und mögent das anherlich und anfrewlich erbe. In massen und soll, sovil ir vater und muter, wo die noch in leben, des zu erben empfenglich weren, was aber hievor zufalle komen were, oder hie zwischen dem angezeigten nechst künftigen heiligen newen jarstag zufalle komen würde, das soll in diser unser ordnung nit begriffen sein, sunder damit gehalten werden, wie es vor diser unser ordnung in dergleichen sachen gehalten und an jedem ende gewonhait und recht gewesen ist.

§ 6. Nieman den andern enterben.

Wir setzen und wollen auch, daß hinfür niemandt der unsern seine rechten nechsten und natürlichen erben, die unser und hinder uns seßhaft sindt, geverlich enterben solle, weder mit verschaffen oder vergeben des seinen, noch in andere wege one sundere unsere erlaubung. Doch ob jemandt us redlichen ursachen etwas seines willens setzen oder ordnen welt, das mag er ihre mit dem dritteil seines guts und nit darüber, auch anders niemandt dan den unsern. Doch daß es geschee mit wissen seines amptmans und vor gericht, und daß nach seinem tode zum wenigsten die übrigen zwei theil bleiben und werden seinen rechten nechsten und natürlichen erben. Und was über oder wider dis unser ordnung anders oder weiters gegeben, verschafft oder gesetzt würdet, das soll weder craft noch macht han, sunder von unwert und niemandt daran habent sein. Und als bisher die unsern haben gepflogen etlicher gemechde, also wan ein person, man oder frawe, nach abgang ires eegemahls sich wider in die heilige ehe verändert, daß man das die kinder, so sie mit irem ersten egemahl gehapt und die sie mit dem nachgenden überkomen, [Faksimile S. 99] zu gleichen erben gemacht hat, damit zu vil malen den ersten oder ältern kinden merklicher abbruch und nachteil erwachsen ist, sollich und dergleichen gemechde stellen wir auch abe und wollen, daß die hinfür von den unsern gantz nichts mer fürgenomen oder gemacht [werden], es werde dan von uns jemandt sonderlich gegondt und zugelassen, — bei strafe leibs und guts.

§ 7. Waisen bevögten.

Item es solle auch hinfür ein jeder unser amptman mit gutem ernst haben fleißig achtung und uffsehen der witwen und waisen, die nach seinem vermögen getreuwlich zu schirmen und zu handthaben und die kinder und waisen, die das ir selber nit verwalten könen, mit rath und hilf der gericht an jedem ende zum fürderlichsten zu bevogten, zu verpflegern und zu verfürmündern durch die, so ine und die richtere nach jeder gelegenhait daran die togenlichsten auch den kinden die nutzlichsten bedunken und fromm und uffrecht seient. Also daß dieselben vogt, pflegere oder formündere, deren in jeder sach zum wenigsten zwei seien, der kinde, den sie zu vogt pfleger oder fürmündern gesetzt werden, und des iren (das auch zu zwen zeddel aigentlich verzeichnet, der die pflegere einen und das gericht den anderen haben sollen) sich undernemen und sie mit rathe irer nechstgesipten freunde ordenen, jeder zudem, darzu sie bedunkt es am allergeschicktest sei, auch irer gütere, habe und verfangenschaft, sovil und wo sie die haben, es sei ligends oder farends, getrewlich fürzusten, zu verteidigen und zu handthaben, damit inen die nit empfrembt, abgengig oder beschwert, sunder sovil möglich zu nutz angestelt werden und komen, sie [die waisen] damit desbaß mögen uffgeziehen [werden]. Als auch [daß] alle die jhenen, so also zu vögten, pflegern unnd formündern der waisen gesetzt werden, unsern amptleuten an unser statt mit trawen an rechter aide statt globen sollen, sich solcher pflege und fürmundschaft allein zu gut den waisen, den sie gesetzt werden, in obgeschriebner masse nach irem besten versteen getrewlich zu gebrauchen und zu handeln, darin iren aigen nutz noch vorteil nit zu suchen oder zu meinen und umb solliche ire handlungen jerlich vor unsern amptleuten und dem gerichte an jedem ende alweg uf den tag oder zu der zeit, so man andre statt- oder dorfrechnungen höret, auch erbare rechnung [Faksimile S. 100] zuthundt und in dem allem sich zu halten, als sie am jüngsten tag dem Allmechtigen darumb wollendt antwurten —, da mit wir auch eines jeden gewissen beladen haben wollen. Es sollen auch alle diejhenen, so also zu vogten oder pflegern gesetzt werden, dieselben ire vogtkinder, wan sie in irem alter sindt, zwischen zwölf und vierzehen jaren, für unsere amptleute bringen, an unserer statt inen in obgeschriebener masse auch huldung zu thundt und für sich selbs, sovil inen möglich ist, auch verhüten, damit uns solliche kinder und das ir nit empfrembdet oder verandert werden. Ob aber einichs derselben kinde wider der pflegere willen sich uns oder unsern erben empfrembdet, das soll damit, wie vorbegriffen ist, sein theil erbs gegen uns auch verwirkt han. Es sollen auch die, als obsteet, zu vogt, pflegere oder vormündere gesetzt werden, irer pfleg und vormünderschaft nit absteen auch den kinden des iren zu iren handen nichts geben oder volgen lassen, sie werden dann von unsern amptleuten des erlassen und gehaissen.

§ 8. Kirchen antreffen und pflegere.

a) Ferner ordenen und wollen wir, wann und so oft sich künftlich gebüren und not sein würdet, kirchen- oder heiligen-pflegere zu setzen, des auch ein jeder unser amptmann bei seiner verpflichte fleissig ufmerken haben, so sollen unsere amptleute mit rathe der gerichte an jedem ende darzu auch nemen und setzen, die fromm, erbar und verstendig seien und den man des getrewen möge.

b) Dieselben, die also zu kirchen- oder heiligenpflegere fürgenomen werden, [sollen] unsern amptleuten mit handt gebenden trewen an geschworner aide statt globen, daß sie der kirchen und heiligen zinß, rente und güter getrawlich und mit gutem fleiß inbringen und verwaren und des on redlich ursachen oder erlaubung unserer amptleute von einem jar oder ziele zum andern nichts anstehn lassen, deßgleichen das jhen, so sich von der kirchen und hailigen wegen zu beluchtung und anderer teglicher notturftig brauchung gebüret uszugeben, auch alweg zum nützlichsten, wolfeilsten und gelegensten bestellen und umb das alles thun wollendt erbare rechnung und bezalung —, die dan ein jeder unser amptman jerlich an einem jeden ende seines ampts in beisein eines pfarrers und etlicher richtere von inen hören und empfahn und alle jar, so er von unsern [Faksimile S. 101] wegen seines ampts halb rechnung zuthundt beschrieben würdet, in schriften mitbringen und zu unser cantzlei überantworten soll zusampt einer eigentlichen verzeichnus, was ein jede kirche und heiliger in barschaft vorhands und was und wievil sie in schulden ußstendig haben.

c) Und was dan an jedem ende vorgends ist und die pfleger jerlich an rechnung schuldig bliben, das sollen die pflegere hinfür nit mer als bis her geschehn ist, zu iren handen haben, sunder alweg nach beschluß der rechnung das alles in barem gelt auch überantworten, das dan fürter durch die pfarere und pflegere samenthaft in gegenwertigkeit unsers amptmanns an jedem ende zu anderm der kirchen oder heiligen gelt, schatze oder briefen gelegt werden soll in ein behaltnus mit zweien schlossen, zu der einem der pfarer einen schlüssel und zum andern die pflegere auch einen haben sollen, also daß ir keiner allein darzu oder darüber komen möge oder gelassen werde und also die pfarere auch wissen haben mögen, wie mit der kirchen und hailigen gut gehandelt werde.

d) Und als biß her an vil enden die pflegere der kirchen und hailigen gelt in irer eignen nutz bewendt und noch nit wider bezalt han mögen, da soll durch einen jeden unseren amptmann in seinem ampt fürderliche und eigentliche beurkundung geschehen, wer dieselben und wievil ein jeder also schuldig sei, und solliche schuld denen, die sie schuldig sindt, zu zimlichen leidlichen zielen nach eins jeden gelegenhait und vermögen getheilt und zerlegt und dan durch die hailigen pflegere, so jetzt sindt und künftiglich gemacht, zu sollichen gesatzten zielen one lenger uffhalten inbracht, verzeichnet und zu anderm der kirchen und hailigen gelt, als obsteet, auch behalten und verwart werden. Were es aber daß die schuldner zu den gesetzten zielen an bezalung seumig würden, das sollen alle male die pflegere bringen an ire amptleute, die inen dan von einem jeden auch zu fürderlicher bezalung beholfen sein sollen; und was man also den kirchen oder hailigen schuldig und wie einem jeden sein schuldig zu bezalen zerlegt ist, das sollen die pflegere alle jar auch eigentlich und underscheidenlich in ir rechnungen zeichnen.

e) Es sollen auch die pflegere bei iren eiden und schwerer strafe leibs und guts von solchem der kirchen und hailigen gelt weder wenig noch vil verussern, hinleihen, anlegen, noch verwenden in einichen wege one sundere erlaubung und schriftlich zulassen unser oder an unser statt unseres landthofmeisters. Sunder wann die pflegere gut oder noth bedruckt oder an sie gesucht [Faksimile S. 102] würdet, ichts desselben gelts umb zinse oder sonst hinzuleihen oder in andere wege den kirchen oder hailigen zu nutz anzulegen, das mögen und sollen sie alle mal bringen an unsere amptleute, die es dan fürter an uns oder unsern landthofmeister langen lassen sollen. Was und wivil dan wir oder unser hofmeister also hinzuleihen oder anzulegen mit schriftlicher urkundt willigen, das mögen die pflegere thun; doch sollen sie es fürter handeln mit rathe unserer amptleute, damit den hailigen oder kirchen sollichs mit nottürftigen verschreibungen und guten gewissen underpfanden versichert und belegt werden dermaß, daß sie irs hinleihens unverlustig sein mögen.

f) Deßgleichen sollen auch weder unsere amptleute noch die pflegere bei iren eiden und strafe leibs und guts von der kirchen oder heiligen gelt in ir selbs nütze oder gebrauche gar nichts entlehenen, behalten, brauchen oder verwenden, noch den pfarern solliches zu thundt gestatten —, one sondere unsere oder unsers landthofmeisters erlaubung.

g) Darzu sollen die kirchen oder hailigen pflegere keinen bawe oder anders, das etwas costen möcht, fürnemen zu machen und sonderlich an fensters, tofeln und anderm dergleichen usserthalb unserm fürstenthumb nichts verdingen oder bestellen one unser oder unsers landthofmeisters wissen, rate und bescheidt; welcher aber herüber für sich selbs ichts bauwen oder machen liesse, dem soll es zu seiner rechnung nit gerechnet oder abgezogen werden.

h) Und ob etliche pflegere zu irem abstandt den kirchen oder hailigen ichts an rechnung schuldig blieben, das inen under den leuten noch usstünde, dasselb, wie viel des were, sollen dieselben abgestanden pflegere selbs inbringen und den nuw gesetzten pflegeren überantworten —, alles zum fürderlichsten.

i) Deßgleichen und in aller gestalt, wie von der kirchen und hailigen gut oben geschrieben und gesetzt ist, wollen und bevelhen wir, daß es mit unserer stette und dörfer renten, nutzungen und gefällen hinfürter auch gehandelt, gerechnet und gehalten werde.

§ 9. Es soll nieman kein ligent gut versetzen.

Weiter ordenen wir und verbieten, daß hinfür dheiner der unsern seine ligenden güter beschweren solle, weder mit entlehenen, versetzen oder in andere wege, umb wenig noch viel, er hab dan des unser, oder an unser statt unsers landthofmeisters schriftlich und [Faksimile S. 103] besigelte gönung. Wo es aber darüber von einichen one solche erlaubung geschehe, so soll doch das von unwert und niemandt, er sei frembt oder haimisch, geistlich oder weltlich, daran habent oder gewert, sunder dieselben beschwerten oder versetzten gütere uns und unsern erben one mittel zu strafe ledig verfallen sein. Doch lassen wir zu, daß ein nachbar gegen den andern, die beidt uns zustendig sindt, zu seiner notturft seiner gütere verkaufen, versetzen oder daruff leihen möge, doch zimlich, und daß es uffrecht und redlich zugange und geschee vor unsern amptleuten und den gerichten, wie sich gebürt.

§ 10. Zeren und spilen antreffen.

Wir bevelen auch allen unsern amptleuten ernstlich, fleissig achte und ufsehens zu haben, damit die unsern des iren mit zeren, spielen, buhlerei, durch müssiggehn oder in andere wege üppiglich oder unnotturftiglich nit abkomen; sonder wo sie geware würden etlich, die des oder zu andern bösen sachen geneigt und in übung weren, mit denen sollen sie gütlich reden, solches abzustellen, und, wo gütlich rede nit verfahen wölt, dann gegen denselben den ernst mit gebürlicher straf der thürme und sonst auch fürkeren und zeigen dermaß, daß andere darob besserung und sich des zuverhüten exempel nemen mögen.

§ 11. Gotts lesterer antreffen.

Sonderlich so wollen wir, daß alle gotslesterer, die bei Gotts oder seiner lieben Heiligen namen, glidern, oder sonst schwüren oder in andere wege Got unserm schöpfer unehre theten, auch alle, die zu der unehe sitzen, und darzu alle diejhenen, die dieselben leute wissentlich hausten, ufhielten oder zusamen trieben, und alle, die einander zutrincken, von unsern amptleuten hartiglich gestraft und in unsern stetten, dörfern oder landt gar nit gedultet werden.

§ 12. [Vom Spielen.]

Item alle spiele sollen hinfür allen den unsern in und usserhalb unsers fürstenthumbs gentzlich verboten sein bei den penen und strafen, vormals von uns daruff gesetzt und hernach begriffen. Doch [Faksimile S. 104] lassen wir zu, daß die unsern im brette oder uf der karten umb kurzweile willen ein spiel umb einen pfening unverboten und nit höher mit einander spielen mögen, — doch daß es damit auch zimlich gehalten werde.

§ 13. Von junckfrawen schwechen.

Item welcher ein junckfraw schwechet oder ir iren magdthum nimpt, der soll, sovern er sie nit eelichen kan oder will, ir für iren magdthum geben dreissig gulden; doch behalten wir uns und unsern erben [vor], das zu meren und zu mindern nach dem, [was] uns zu jedem male nach gelegenheit der personen und sach zimlich und billich bedüncken würdet.

§ 14. Von offentlichem eebruch und leut ufheben, so sie bei einander erfunden werden.

Welcher der unsern hinfür an offentlichem eebruch schuldthaft erfunden würdet, der soll uns zu strafe unableßlich verfallen sein, und durch unsere amptleute von ime inbracht und verrechnet werden zehen pfundt pfening, so oft das geschicht. Und als bisher an etlichen enden unsers fürstenthumbs ein gewonhait gewest ist, so man etlich personen ledig oder eeleute bei einander argwänig funden oder gewist, daß man die ufgehoben und verdruncken hat, sollich gewonheit thund wir abe und wöllen, daß hinfür in sollicher gestalt niemandt mehr uffgehoben, sunder dieselben leute, so sie bei einander funden oder verkuntschaftet, unsern amptleuten angezeigt und fürbracht werden; die sollen dan amptshalb mit denselben reden und handeln, was not ist und sich gebüret.

§ 15. Wie es gehalten werden solle mit der priesterschaft.

Deßgleichen wollen wir, so die priestere hinfür etwas handeln, das unleidlich und strafbar were, daß solliches von unseren amptleuten in unser cantzlei anbracht, denen dan fürter bei den bischofen und sonst darunder gehandelt werden —, den priestern zu strafe und uns und den unsern zu abtrag und kostens und schadens widerkerung, sovil und was nach gestalt einer jeden mißhandlung not sein würdet. [Faksimile S. 105]

§ 16. Von gütern, meim gnedigen herrn zusten.

Item wir setzen und gebieten auch, ob were, daß jemandt inhette oder bei andern wüsste oder herfüre icht, das uns zustände und uns nit verbedet, verzinset oder verdienstet würde, daß ein jeder der unsern bei seiner verpflichte sollichs zu den jargerichten melden und unsern amptleuten fürbringen solle.

§ 17. Wie man es halten solle von meins gnedigen herren gütern.

Item wir wöllen auch hinfür nit mehr gehabt haben, daß die bawgütere, hof, mülen und ander gütere, so uns zustendig und verliehen sein, versetzt, verkauft, beschwert, geteilt oder zu einichen andern wege verändert werden one unser oder an unserer statt unsers landthofmeisters wissen und erlaubung bei verlierung eins jeden lehenung und bestendnis. Und wo nit verschreibungen über solche gütere werent, die sollen in unser canzlei verzeichnet gegeben und verschreibungen darüber begert, die inen auch gefertigt werden sollen; sunst soll auch one solche vertigung und verschreibung us unser cantzlei niemandt habendt sein. In sonderheit so ordnen wir auch, wan hinfür die unsern irer gütere, es seient häusser, höfe, acker, matten, weingarten oder anders, nichts usgenomen, die uns zinsbar sindt, verkaufen, hingeben oder in einichen andern Wege verandern wöllen, daß, ehe dan sollich kaufe, gift oder veranderung beschlossen werde, beidertheil, nemlich der, des das gut ist, und der, dem ers zustellen will, mit einander für unsere amptleute komen, denselben das anbringen und ire namen, das gut und die aufstößere anzeigen und inzeichenen lassen sollen, uf daß uns dadurch unsere zinse nit verschlagen oder gemindert werden und unsere amptleute, bei wem sie einen jeden zins fordern und einbringen sollen, auch wissens haben mögen. Deßgleichen soll auch ein jeder, dem in erbsweise zustunden einich gütere, die uns zinsbar, in dem nechsten monat, nachdem ime die angefallen weren, für unsere amptleute komen, sich und die gütere in obgeschriebener masse auch inzeichenen zulassen. Welicher aber solicher vorgemelten unserer zinsbaren gütere, sie weren in kaufs-, gift-, erbs- oder anderweis an ine komen, in hette über einen monat und sich und die gütere in obgeschriebner maße unsern amptleuten nit erzeiget und [Faksimile S. 106] inzeichnen liesse, der soll uns oder unsern erben, so oft es geschee, ein pfundt pfenning zu straf verfalen sein.

§ 18. Wie man es halten solle mit den bawen.

Item wir ordnen und wöllen, bevelhen auch allen unsern amptleuten, des ernstlich uffsehen zu haben, daß alle gebawe in stetten und dörfern, es seient kirchen, mauren, scheuern, huser und anders, nichts usgenommen, hinfür in gutem bawe, besserung und eren unzergenglich behalten und gehandthabt werden; doch so soll kein bawe, der etwas costen möcht, zur were oder andern dingen dienende, angeschlagen, verdiengt oder gemacht werden one unser oder unsers landhofmeisters rathe und wissen.

§ 19. Bawen undermüren.

Item welich der unsern hinfür bawet in stetten oder dörfern und denselben bawe nit zum wenigsten kniees hoch von der erden uff undervert und undermauret, dadurch die schwellen im grunde ehe zeit verfuln müssen, dass dem von unsern amptleuten drei pfundt pfening zu strafe abgenommen und uns verrechent werden sollen und nichts deßminder daran gehalten werden solle, den baw zu underfüren als obstet. Darzu sollen auch alle, die es zu thun vermögen, daran gehalten werden, ire heusere und Scheuren mit ziegeln zu decken.

§ 20. Die bewe und feüvers besehendt.

Deß gleichen sollen auch alle alt und newe bewe mit kaminen, schornsteinen und sunst fürsehen und gemacht werden fewers halben zum wenigsten sorglich oder schedlich. Und nemlich so sollent hinfür an jedem ende von den richtern werden geordnet etlich, die jars zum wenigsten zwei mol sollen umbgehn von hauß zu hauß und scheuern zu scheuten und da beschauwen, ob jemandt sein hauß oder scheuren bawfellig werden ließe oder sunst nit versorget für das feuwer, als not were. Und, wo oder wie sie solches funden, so sollen sie denen, der dieselben häusere oder scheuren sindt, gebieten bei pene drei pfundt pfening, sollichs zu bawen und zu fürsehen, wie sie das nottürft bedünckt. Welche aber dasselb, so ine von den gemelten [Faksimile S. 107] schauwern geboten were, nit bawen oder machen ließen, ehe dan die schawer wider umb giengen, die bawe in vorgemelter maße zu besehen, — also daß sie sollichs zum andern umbgang one unserer amptleute gönung noch ungebawen funden, dieselben sollen die schawer unsern amptleuten anbringen, die fürter die obbestimpt pene unableßlich einbringen sollen.

§ 21. Landtweren und graben zu halten.

Sunderlich so sollen auch unsere amptleute ernstlich darob sein, damit alle graben, zune, wasserflüsse, scheren, hege, schlege und anders, zur were und befriedung unsers fürstenthumbs geordnet und dienende, durch die jhenen, den solichs zu thun gebüret, zu nottürftigen zeiten besehen, gegraben, gerümpt, gebessert und in bawe und wesen unzergenglich gehandthabt werden, daß auch alle die unsern mit irem harnasch, gezelten, reißwagen, geweren und anderm zum krieg, desgleichen an jedem ende mit leitern, hacken, eimern und ander gereitschaft zu feuvers nöten alweg in steter rüstung und also bestelt und geordnet seient, wan sich etwas begebe, daß ein jeder mit dem, das ime ufgelegt und bevolhen ist, gerüst sei, und uf wen er ein uffsehen haben, und was er thun solle, wissens habe, sich des zu halten.

§ 22. Wachten, porten und anders antreffen.

Zu dem allem wollen wir, daß unsere amptleute auch sollen fleissig uffsehen haben und fürsehen, damit alle wachten an porten, uf den mauren und sunst tags und nachts nach gelegenheit der laufe zu jeder zeit mit fromen knechten wol bestellet und emsiglich mit rechter ordnung und munterlich gewachet und gehütet, daß auch alle porten, scherren und grendele zu rechter und geburlicher zeit uf- und zugeschlossen, die schlüssel an jedem ende nachts zu iren handen geantwort und nachts niemandt ine- oder usgelassen werden —, das mit irem wissen und gehaiß, auch nit dan zur not und mit guter fürsorge. Also wan man jemandt inlassen will, daß ein jeder amptmann selbs dabei sei, oder ob er dabei selbs nit gesein könte, zum wenigsten zu den portnern darzu ordne drei oder vier von den nechst gesessenen der porten oder andern mit iren geweren und, so die ußerport uffgeschlossen, daß dan die inner nit geöffnet werde, die [Faksimile S. 108] ußer sei dan vor wider zugethan; und deßgleichen hinwider, so man jemandt ußlassen solle, dass dan die usser port nit geöffnet, die inner sei dan vor wider zu etc., wie obstet. Und als uns bißher zu mehrmale unsere landtgräben, were, hege, schlege und landtweren uffgehawen, zerbrochen und wege und stege dardurch gemacht sindt, da ordenen wir auch: von welichem, er sei frembd oder heimisch, sollichs fürbas mehe geschehn, oder dass je ainer nit mer, dan dadurch, wandelte und nit suchte und brücht die rechten landtstrasen, dass uns der, so oft es geschicht, allemal zehen pfundt pfening unableßlich zu straf verfallen sein und darzu zu unserm gefallen steen soll an seinem leibe, ine darumb auch zustrafen, so lang wir wöllen.

§ 23. So man sturm leut, was jeder verbunden.

Wie oft und ernstlich auch wir und unser landthofmeister von unsern wegen bißher, so feindtschaft zugevallen ist, und auch sonst in unsere ampt haben thun schreiben, verkunden und bevelhen [lassen], daß die unseren sorgsam und fürsichtig sein und daß man die argwönigen müssiggenger und die, so ungewönliche wege oder straßen bruchten, annemen und rechtvertigen solt, so haben wir doch funden, daß es bißher liederlich behalten worden; darumb so ist aber unser meinung und bevelch, wir gebieten auch allen den unseren ernstlich und bei schwerer strafe leibs und guts, daß hinfurter ein jeder, so er höret stürmen, eilends zulaufen und mit nacheilen, retten und geschrei machen, wo und wie sich das in stetten, dörfern oder uf dem lande begibt, gehorsam sein solle. Auch ob jemandt frembder leute zu roß oder fuß in unserm lande ungewonliche wege brauchendt oder sonst reitendte oder haltende gewar würde oder jemandt in unserm lande in stetten, dörfern, wirtshäusern oder uf dem veldt den andern schlüge oder sonst unfüget, daß man die alle understandte zu beifangen oder geschrei zumachen, daß sie zu handen bracht und gerechtvertigt werden. Deßgleichen, wo fremde argwönige müssiggenger in den wirtsheusern oder sunst lenger dan übernacht liegen wolten, daß die nit geherbergt oder uffgehalten, sunder, so sie lenger ligen wirden, durch die wirte unsern amptleuten angezeigt und durch sie ir wesen und gelegenheit herkundet werden. Und wellichs, die ine also anbracht, herfunden wurden, daß sie nit mit rechten sachen umbgiengen, derselben sollen unsere amptleute keinen wider ledig [Faksimile S. 109] lassen oder vertagen one unser oder unsers landthofmeisters sündern bevelh. Wellichen auch der unseren unsere amptleute in den obberürten stücken ungehorsam finden, den sollen sie annemen in unser strafe leibs und guts, gleicherweiß, als ob er in obgeschriebner masse selbs mißhandelt hete.

§ 24. Landtstrassen und gastherberigen antreffen.

Item alle unsere amptleute sollen bei iren verpflichten fleißig achtung haben und darob sein, damit die landstraßen zu allen zeiten in ziemlicher, notdurftiger besserung und handthabung gehalten werden dermasse, daß die landtfarer und wagenleut und andere, die sollich straßen bruchen, darob nit clag oder scheuung haben, dadurch uns an unsern zöllen schade oder gebruch entsteen möcht, und daß auch allen den jhenen, so die straßen bruchen, in den herberigen geschee guter rathe und handtlung umb zimlichen pfening, wie gewonlich und landtleufig ist.

§ 25. Niemandt sich zusamen verbinden.

Item die unsern sollen auch bei iren verpflichten und bei schwerer strafe leibs und guts kein büntnus, einung oder gesellschaft zusamen verschreiben, verpflichten oder verbinden, die in einichem wege wider uns, unsere erben oder die unsern weren oder sein möchten; deßgleichen sollen auch die handwerckleute kein zunft haben, machen oder halten auch bei obgemelter strafe.

§ 26. Gewerbe, kremereien antreffen.

Item in allen unsern dörfern auch in allen dörfern in unserm fürstenthum gelegen sollen hinfür alle gewerbe, kremereien, metzeln, badtstuben und ander dergleichen dinge, die den stetten zustendt, gentzlich abgestelt und gar nit mer geübt oder gebraucht werden, usgenomen Obernbühel, Rastatten, Graben und Stein, die für merkte geachtet sindt, und desgleichen etlich andere dörfere, den wir irer gelegenhait und nottürftiger ursachen halb etlich der oben gezeigten stücke sonderlich auch zugelassen handt oder hinfür zugelassen werden, welliche des unsere besigelte brieve haben. Doch so geben wir zu, daß die wirte oder andere in den dörfern, so sichs zu zeiten begibt, [Faksimile S. 110] von den wagenleuten mögen saltz absetzen, doch auch also, daß dasselbig saltz in den dörfern recht ußgemessen, auch uns unser gewonlicher zolle von solchem abgesetzten saltz gefalle und in den nechsten achttagen, nachdem als das saltz abgesetzt ist, geantwort werde —, us jedem dorfe an den zolle, under den daselb dorf amptsweis gehöret und sovil gebüret. Ob aber jemandt darin seimig erfunden würde, der soll, so oft es geschee, uns darumb zu strafe drei pfundt pfening unableßlich verfaln sein.

§ 27. Uslendig gericht zu gebrauchen.

Item wir wollen, daß hinfür dheiner der unsern den andern mit frembden gerichten, geistlichen noch weltlichen, fürnemen solle, - die sachen werdent dan alweg zuvor von uns oder unserm hofmeister und unsern gelerten reeten verhöret und nach sollicher verhörung, ob man darin nit entscheidtung findet oder zuthun hat, fürter gewiest oder zugelassen, ferner recht oder entscheidung darumb zu suchen.

§ 28. Hochzeiten, kindeheben und anders.

Item als die unsern bisher großmerkliche und unzimliche costungen und beschwerungen ufgetrieben und gepflegen haben — (inen selbs zu schaden und wider gemeinen nutz) — langende mit hochzeiten, brautlaufen, kindbetschencken und anderm, das man nennet zu liebe und zu leidt, das alles thundt wir abe und wöllen, daß hinfür dheiner unser bürger, inwoner oder hindersesse, der ime selbs, seinem son, tochter oder freundt hochzeit halten will, über fünfzig personen beide us seinen gesipten freinden und ungesipten zu seiner hochzeit nit laden oder haben, auch über fünf zimlicher gemeiner essen daruf nit geben solle, alles bei unserer schweren strafe und daran verließung zehen pfundt pfening. Sunst sollen alle frawen- und kintbetschenck und ander dergleichen dinge, wie die bisher bei den unsern in übung gewest und genant sein mögen, und sunderlich das, als bisher an etlichen enden gewonhait gewest ist, daß ein vater seinem jung geborenen kinde mit seinen freunden und nachgeburen nachvolgung gethan hat zu der taufe, hinfür gentzlich abgestelt und vermieden bleiben — bei pene dreißig schilling, die ein jeder, es sei frawe oder man, so dise obgeschrieben unsere ordnungen verbreche, so oft das geschee, [Faksimile S. 111] uns verfallen sei; als auch alle unsere amptleute bei irer verpflichte des fleißig ufmerken haben und diese unsere ordnung strenglich handthaben sollen. Doch ob ein gevater, freindin oder nachbarin die ander in irem kintbet besehen wölte, das stellen wir nit abe, und mögen das wol thun. Item es soll auch hiefür niemandt der unsern, es sei man, frawe, jungfrawe oder knab zu dheiner hochzeit oder brautlaufe mer schencken dan zween schilling pfennig oder sovil werts — bei pene eins pfundt pfening; usgenomen, die ainander sipschaft oder magdschaft im driten gradt verwandt sindt, desgleichen die uslendigen mögen schencken, doch zimlich, was oder wievil einem jeden geliebt. Deßgleichen und bei jetzgemelter pene eins pfundt pfenings soll auch hinfür niemandt der unsern, der dem andern ein kindt us tauf hebt und gevater würdet, über zwen schilling pfening auch nit geben oder schencken.

§ 29. Wie man es mit den zehenden halten solle zu verleihen.

Als dan bißher in verleihungen und bestendnissen der zehenden vilerlei unzimlicher abentheur und behendigkait gebraucht und gehandelt worden, davon zu zeiten uns und den unsern merklich schade entstanden ist, dieselben zu fürkomen haben wir geordnet und setzen, daß hinfür keiner der unsern einichen zehenden besteen oder annemen soll, es geschee dan mit wissen und in gegenwärtigkeit seins amptmans. Derselb soll dan zuvor und, ehe er den zehenden besteen lasset, zu ime nemen etlich erbar personen (an dem ende, da der zehendt gefelt, gesessen) und auch sonst von nachbern und anstössern, die ime der ding verstendig beduncken, und in beisein eins zehendt hern oder seins anwalts, ob ine geliebt dabei zu sindt, denselben zehenden schetzen und achten lassen, was und wievil er des jars nach zimlicher büllicher achtung ungeverlich thun und ertragen, damit den zehendt hern ir zehendt genüglich bezalt und den bestendern ir cost und arbait zimlicher maße auch vergolten werden möge. Und wan dan ein zehendt mit sollicher weiße geachtet und geschetzt ist, so mag ein gantze gemeindt am selben ende, ob sie wöllen, den umb sollich geacht summa gelts oder fruchten annemen und für sich selbs behalten doch mit zimlicher genugsamer versicherung des jhenen, darumb der zehendt bestanden würdet, den zehend herren oder iren schaffnern zu seiner zeit anzurichten, wie sich gebüret. Ob aber [Faksimile S. 112] eine gemeinde nit zu willen were, den zehenden in gemelter masse zu besteen, als dan und nit ehe mag den in solicher gestalt ein jeder für sich selbs allein oder mit andern uf genugsame versicherung und bürgschaft, den zehendt hern deßhalb zu gescheen, wol besteen und annemen. Wo aber nach solicher in obgerürter maße getanen schatzungen jemandt were, der mutwillen brauchen und den zehenden höher, dan er anfangs geachtet were, steigen wölt, so soll ein amptmann von stund an den andern seines ampts angehörigen bei schwerer unser strafe und ungnadt ernstlich verbieten, desselben bürge oder gewere zu werden, und auch nit gestatten, daß jemandt für ine in einigen wege haften oder verbunden werde oder ichts des seinen insetzte. Und darzu nichts deßminder: wo derselb, so uf jetz gemelter mainung den zehenden höher gesteigt und bestanden hette, an sollich bestandnus verlustig [gehen] und sich gegen den zehendt herrn beclagen [würde], was ime dan daran von gnaden oder us gutem willen uf sein bitt verlusts halb nachgelassen würde, sovil soll er auch uns zu strafe zugeben verfallen und schuldig sein.

§ 30. Stationierer antreffen.

Nachdem auch durch menge der stationierer unsere armenleute bisher merglich beschwert worden sein und das jhen, da mit die gottesheusere und kirchen in unserm fürstenthum in buwe und besserung gehalten werden sollen, hinuß komen, so ist unser meinung und wöllen: daß hinfür allein den nachgemelten, nemlich des Heiligen Geists, unser Lieben Frawen im dhumstift zu Speier, unsern Gottes kirchen Sant Anthonien, Sant Veltins, Sanct Bernharts, Sanct Erharts, Sanct Anstets, Sanct Humprechts und Sanct Kurins botschaft, doch allein in den kirchen station zuhalten, deßgleichen den vier bettelörden, wie von alter her zu heischen und zu sameln vergönnet, und sonst kein botschaft oder stationierer, die nit brieve von unserm herren und freundt, dem bischof von Speier, haben, weder in kirchen noch userthalb zu haischen oder zu sameln zugelassen werden. Doch ob an einichs kirchen mit des benanten unsers herrns und freunds von Speier ufrechten, versigelten brieven gesamelt wurde, das sol man auch zulassen, doch allein in den kirchen; aber userthalb der kirchen von haus zu haus zu geen und zu sammeln soll weder den obgemelten noch keinen andern botschaften gestattet werden, sie haben [Faksimile S. 113] dan des von uns oder unseren landthofmeister schriftliche versigelte gönung zu zeigen. Ob aber einich botschaft oder stationierer so vermessen sein und aigens willens one unserer amptleute wissen von haus zu haus zu geen und zu sammeln understeen wölt, das mag man auch geschehen lassen; doch so er ausgesamelt hat, soll man alles, das ime worden ist, nemen und geben an bawe und notturft der kirchen an dem ende, da es besamelt were. Ob und so wir auch jemandt von haus zu haus zu sameln gönnen und des unsere brieve geben würdet, nicht deßminder soll ein jeder unser amptman einem jeden an jedem ende jemandt zuordenen mitzugeen und zuzusehen, damit es recht zugange.

§ 31. Vom verkaufen [von renten aus den gütern].

Item wir wollen nit gehabt han, daß die unseren hinfür borgs einichen ungemessen kaufe, es sei umb früchten, weine oder anders, ufnement, oder sich ir gütere freunden oder nachbarn verschreiben, verpflichten oder haften, noch einichen fremden oder uslendischen gerichten sich oder das ir underwürfig machendt, es geschee dan mit wissen und herlaubung unserer amptleute. Wellich aber darüber kaufet, sich verpflichtet oder jemandt mit ime in bürgschaftweise oder sonst haft machet mehr oder weiter, dan er zu bezalen oder zulösen vermocht, den behalten wir uns darumb zu strafen nach unserm wolgefallenn.

§ 32. Verkaufen borgs.

Item die unsern sollen sich hinfür auch verhüten, daß
a) dheiner umb borgs verkaufe oder kaufe theurer dan umb bar gelt —,
b) von einem armen kaufe früchten oder anderes und ime dasselb darnach uf ziele wider und theurer gebe, dann ers umb bar gelt von ime gekauft hette und —
c) daß auch niemandt dem andern seine früchten oder weine, die noch uf dem velde stunden, abkaufe oder ablehene umb minder, dan sie, so sie einbracht, gelten würden, — alles bei strafe leibs und guts, die ein jeder, der mit sollichen oder dergleichen unzimlichen kaufen umbginge, von dem man des gewar würde, von uns schwerlich warten sein soll.[Faksimile S. 114]

§ 33. Weinordnungen.

Item als dan bißher zu den weinen gebraucht sindt und noch teglichs und, je lenger, mer geübt werden vil unziemlicher und dem menschen schedlicher gemechde, deßgleichen ordnen wir auch, daß hinfürter dheiner, der wein zu verkaufen hat oder mit weinen werben und handeln will, sollichen weine mit einichen dingen, die dem menschen oder der nature des menschen wider oder schedlich sein mögen, machen oder artzeneien, sonder einen jeden wein bleiben lassen solle, wie er an ime selbs und gewachsen ist. Doch lassen wir zu, so es not, zu bereutung eins fasses (nach dem dasselb groß oder klein) ein ringlin schwebels der, so es damit zimlich gehalten würdt, den wein frisch machen und dem menschen auch nit schädlich ist, zu brauchen. Dar zu wöllen und setzen wir auch, daß niemandt einichen wein mit einer anderlei weins undermischen, sonder einen jeden wein, es sei Elsesser, Ortnauwer, Brißgauwer, Reinwein, Landtwein oder ander wein unvermischet und für sich selbs bleiben lassen solle, wie er gewachsen und an im selbs ist. Deßgleichen sollen auch kein gesenfte oder sunst gemacht wein under die obgeschrieben wein gemüschet werden. Und umb daß diese unsere ordnung deßbestendiger sein möge, so sollen alle küfere, maister und knechte an jedem ende unsern amptleuten mit traüwen an rechter geschworner aide statt globen "daß sie dheinen der unsern noch die maistere inen selbs oder die knechte den meistern dheinerlei weins, den man verkaufen oder zum zapfen schencken will, mit einicherlei, das dem menschen oder der nature des menschen schedlich sein möge, oder anders dann mit einem zimlichen ringe, als obsteet, machen oder artzeneien, auch dheinen wein durch den andern ziehen oder gethan werden schaffen wollendt, es sei dan gefürwerten wein durch gefürwerten, getrebet durch getrebet, ein schlicht Elsesser durch den andern Elsesser, ein Ortnauwer durch ein Ortnawer, ein Reinwein durch ein Reinwein, ein Brißgauwer durch ein Brißgauwer und ein Landtwein durch ein Landtwein, also daß nit gemüschet oder gezogen werden Elsesser und Brißgawer durch einander oder Mortnauwer und Landtwein durcheinander oder deßgleichen" —, alles bei verpflichte und strafe leibs und guts, die die weinleute auch küfer und knechte, die in einichen stucke brauchig erfunden würden, darumb wartendt sein sollen. Und als jetzundt newlich auch funden und nu in übung ist, daß man [Faksimile S. 115] den wein im herbst mit ringen machet, daß er für und für süß bleibet, denselben süssen wein soll man auch unvermüschet halten und sunder verkaufen, bei verpflicht und strafe, wie obsteet. Es sollen auch bei vermeidung vorgemelter strafe alle diejenen, die mit weinen werben und handeln, sich verhüten, durch sich selbs oder die iren ein statt oder ort vor dem andern zu fördern oder zu hündern, also daß man wider die landtfarer und weinkäufer nit soll sagen: "bleib hie, du mußt dort oder da sovil zolles geben oder mehr, dan hie" und deßgleichen —; als dan solliche reden bißher gebraucht sein mögen, — alles ungeverlich.

§ 34. [Vom Wollkaufen.]

Item wir ordenen auch, daß alle schafwolle, die in unserer marggraveschaft vom fremden und heimischen gekauft oder verkauft wurdt, es sei in stetten oder dörfern, an unsere offen gemeinen fronvogten gefüret, alda gewogen und verzollet werden solle, wie sich gebürte — bei pene fünf pfundt pfenning.

§ 35. [Vom Zoll.]

Item wellicher, er sei fremdt oder heimisch, mit seiner ware oder kaufmanschatz, wellicherlei das sei, oder mit früchten, wein, vihe, wollen oder anderm, das zolbar ist, gar nichts usgenommen, uns unsere zolle verfärt oder sein ungelt nit recht geit, verhelt oder verschlecht —, der soll uns leib und gut verfaln sein.

§ 36. [Von Freveln, Unrechten und Einungen.]

Item als wir in vergangen jaren zu straf mutwillens, frevels, auch anderer mißhandtlung und, übelthate zuverhüten, der freveln in unserm fürstenthum ein schatzung und Ordnung gemacht und doch nachmals an sollicher satzung us mitleidlichait mit unsern armen und umb, daß wir furter von den schuldthaften umb nachlassung daran nachlaufens und anfechtens vertragen sein wollen, etwas milterung und ringerung gethan haben —, bei demselben lassen wir es nochmals bleiben und setzen und ordenen, daß die freveln hinfür in unserer marggraveschaft von fremden und heimischen, so sie verschuldet, [Faksimile S. 116] durch unsere amptleute inbracht und uns verrechnet werden sollen, in massen wie hernach steet:
a) Erstlich ordenen wir, wellicher den andern wundet, schlegt oder sticht mit messern, degen, kolben, stecken oder andern geweren oder waffen, daß er wundt und blutrünstig wurdet, der soll uns zu freveln geben und verfaln sein drei pfundt pfenning.
b) Item wellicher den andern schlegt mit truckenen streichen und ime kein gliede lemet, der soll geben zu frevel ein pfundt pfenning; und ob oder sowol einer den andern mit einer faust oder sonst schlüge oder stieße, das ime die nase oder der mundt blutet und ine doch nit wundet, der soll auch geben ein pfundt pfenning.
c) Deßgleichen soll auch geben ein pfundt pfenning zu frevel ein jeder, der über den andern zücket oder nach ime sticht oder schlegt und feelet.
d) Item wellicher nach dem andern würfet, es sei, womit es wolle, trifft der und macht blutrünstig, so ist er zu frevel verfallen drei pfundt pfenning; mechte er aber nit blutrünstig und trifft, so gibt er ein pfundt pfenning; feelet er aber, so git er auch zu frevel drei pfundt pfenning.
e) Item für ein groß unrecht soll man geben fünfzehen schilling pfenning.
f) Item für ein klein unrecht soll man geben fünf schilling pfenning.
g) Item für ein liegeinung soll man geben drei schilling pfenning.
h) Item für ein spieleinung soll man geben fünf schilling pfenning, und der wirdt, in des hauß gespielet würdet, zehen schilling pfenning, so oft das fürkomt.
i) Item ob die spielere etwan einen wirdt vertrosten, ine us schaden zu heben und ers daruf verhenget, derselb wirdt soll, so oft das fürbracht würdet, zu einung geben ein pfundt pfenning.

Wir haben auch fürgenomen, hinfürter an den obbestimpten freveln, unrechten und einungen gar nichts mer nachzulassen, darnach sich ein jeder, der darin schuldthaft und fellig würdet, richten mag, uns und unsern landthofmeister deßhalb nachlaufens zu vertragen.

Were es aber, daß jemandt in obgeschriebner mase frevel fellig würde und doch den zu geben am gut nit vermöcht, der oder [Faksimile S. 117] dieselben sollen von unsern amptleuten dafür am leibe und nemlich für jedes pfund pfenning achttage in thurn oder käfig und mit wasser und brot gestraft werden, es were dan, daß einicher solliche verschuldte freveln zu zimlichen zielen zu bezalen zu verbürgen hette oder uns die mit seiner arbait, die er könte und der unsere amptleute von unsern wegen bedörflich weren, abverdienen wölle, das mögen unsere amptleute von denselben uf gnugsame Versorgung auch annemen.

§ 37. [Wälder, Wild und Fische.]

Item wellicher uns in unsern welden oder an unserm wiltprecht (wellicherlei das sei) oder in unsern weiern, vischwassern oder andern unsern gütern schaden thut oder zufügt, bei tag oder nacht, und in wellicherlei wege oder weise das geschieht, den behalten wir uns vor, darumb zu strafen an leib und gut nach unserm willen und wolgefallen.

Wir behalten auch uns und unsern erben vor, dise obgeschrieben ordnung, stück und artickele, alle oder einstheils, zu mindern, zu meren und zu ändern, wie und wan uns das kunftiglich zu willen, nutz und nottürftig bedünken würdet. Und als etwan bei leben weilant des hochgebornen fürsten, unsers lieben anhern marggraven Jacobs, seliger gedechtnis, usgegangen und in alle ampt unserer marggraveschaft geschickt worden ordnungen, die bißher us hinlessigkait nit gehandthapt und an etlichen enden gar verlegen sein, da wollen und bevelhen wir auch, daß dieselben alten ordnungen wider fürhandt genommen und in wellichen punckten die zerrückt worden weren, daß die, sovil sie dieser obgeschrieben unserer ordnungen nit wider und an jedem ende nach seiner gelegenhait dienlich und nutzlich seien, durch unsere amptleute wider ufgericht, gehandthabt und den nachgevolgt werde, wie sich zu guter policei und gemeinem nutze, auch zu handthabung unserer oberkait und uns und den unsern zu gutem gebüret und not ist. Und in wellichen unsern ampten dieselben alten ordnungen nit mehr sindt, das sollen unsere amptleute verkünden in unser canzlei zu Baden, us der einem jeden deren abschrift fürderlich verfolgen und zugeschickt werden solle, darnach wissen zu handeln und sich zu halten, alles getrewlich, ufrechtlich und one geverde. [Faksimile S. 118]

Actum et datum uf montag nach des heiligen Creutztags Exaltationis anno domini m. cccc° l xxxx v to.



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