Quelle: Digitale Edition auf Grund der Edition von R. Rau / J. Sydow (Hrsg.), Die Tübinger Stadtrechte von 1388 und 1493 (Tübingen 1964) [= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Tübingen Band 2] S. 6-37. Die Hinweise auf verwandte Quellen stammen aus: W. Schanz, Das Tübinger Stadtrecht von 1493 (Tübingen 1963) [= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Tübingen Band 1].
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 1]
Unserm vogt zuͦ Tüwingen und lieben getrüwen, Cuͦnradten Brüning. Unsern gruss züvor. Lieber getrüwer. Nachdem wir vil und mengerlay mangels und gebrechens in unser stat Tüwingen vorhanden sein durch teglich erögen erfarent, haben wir in willen und mainung, die in etwas wege fürzekomen, etlich ordnungen, satzungen und artickel begryffen lassen, die wir dir hiemit zuͦschickent, mit bevelch, die gmaind mit der glogken und sunst zuͦ versameln und inen söllich artickel, ordnungen und satzungen, die, als wir hoffent, uns, unsern erben und nachkomen, gemainer stat Tüwingen und aller erberkait und ynwonern daselbs künftiglich zuͦ guͦttem nutze und fromen erschiessen werdent, ze verkünden, und gebietten ze halten, ouch darob und daran ze sinde, damit die streͣnglich gehalten und niemanden nichtzit darin nachgelaͧssen noch übersehen werde. Das ist unser ernstlich mainung. Wir wöllent uns ouch deß zuͦ dir gentzlich versehen und daran verlaussen. Datum Tüwingen uff zinstag vor sanct Jörgen tage des hailigen martrers anno etc. M¬/o/. CCCC¬/o/. LXXXXIII¬/cio/.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 2]
Durch merunge dess Coͧmmoͧnns diser unser stat Tüwingen, das in kurtzen zeiten gar mercklich gewachsen ist, merent sich ouch irrungen und spenn zwischent inen teglich, und werdent dardurch vogt und richtere gar in vil müe und arbait, ouch unser underthaͧn und gemain ynwonere in vil costens und versaumpnus irer gescheͣfft gefürt. Darumb und damit die, so rechtz notturftig werdent und ire sachen des furderlicher mögent ußgericht und dem gericht sein laste gemindert werden, und das die gerichtsübungen nach gelegenhait gemainer heͣndele etlicher mauß iren ordenlichen rechtgang gewinnen, so schaffen wir dise nachvolgend ordnungen ze pruchen.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 3-5]
Zum ersten, das der gerichtzzwange und die sachen, darumb rechtlich erkantnuß gescheen soll, getailt werden söllen, also das vor ainem vogt und gantzem gericht söllent berechtet werden alle pinlich, straͧfflichund frevenlich hendele, und darzuͦ all burgerlich sachen, erbe, aigen, köuf und anders über zehen pfund heͣller berürend; was aber zehen pfund heͣller berürt und darunder bis uff zehen schilling heͣller, dieselben ußgeschlossen, das soll von aim vogt und vier richtern, von im dem vogt und aim gerichte darzuͦ erwölt, verhört und wie sich gepürt entschaiden werden. Was aber antrifft zehen schilling heͣller oder minder und vom vogt gütlich nit hingelegt wirdt, das söllent die pittel hören und rechtlich nach raͧt ains vogts oder der richtere, wa sie sich ainer sache für sich selbs nit verstaͧnd, entschaiden, damit nemands unrecht beschehe.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 6]
Des glych söllent vor inen den pütteln gerechtvertiget werden alle hendele, die sich begebent zwischent lychtfertigen personen, als huͦren und buͦben; die söllent ise naͧch irem besten verstaͧn und ouch naͧch raͧt entschaiden und denselben lütten ouch frevel und strauffen, den hendeln gemeͣß, erkennen und ufflegen, damit das gerichte mit söllichen schnöden, schantlichen sachen nit beladen werde.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 7-9]
Item umb deswillen, das die gerichte iren rechten und ordenlichen gange gewinnent und die ungehorsamen ir strauff habent und die, so rechtz bedörfend, gefürdert werdent, so habent wir geordnet und gesetzt wider die ungehorsamen und, zuͦm ersten, wider den clegere:
Wann der cleͣger rechtzbegerend fürbieten laͧssen haut, uff dem huße nit erschynnt, so der vogt und richtere versamelt nidersitzen, und der antwurter als der gehorsam gegenwirtig ist, so soll derselb clegere zuͦ peͣne geben acht pfenning. Weͣre aber der cleͣgere zuͦm andern gericht aber der gestalt wie vor gelut haͧt sümig und ungehorsam, so soll er [Seite: Bl. 2 r] zuͦ peͣne geben sechtzehen pfenning, und zuͦm dritten gerichte, wa er alsdenn aber ungehorsam weͣre, vier und zwaintzig pfenning, und darzuͦ allwegen seiner widerparthy versaͧmpnuss, ouch erber zerung und schaden nach erkantnus vogts und gerichtz, die gestalt und gelegenhait der sachen freͣmbder und haimischer ermeͣssen söllent, ußrichten. Belibe aber ainer gar uß und keme nit, weder im anfange des rechtens, so vogt und gericht nidersitzend, noch darnaͧch, ee das gerichte uff denselben tage uffstünde, so soll er zuͦ pen geben den ersten tag zwen schilling, den andern fünf schilling, und den dritten zehen schilling heͣller, und seinem widertaile ablegen zerunge und scheden, wie obsteet; und nit destminder soll dem gehorsamen taile sein recht ergeen und volltzogen werden, wie sich nach ordnung rechtz gepürt.
So aber der cleger gehorsamlich erschint und der antwurter nit gegenwirtig ist, so vogt und gericht nidersitzent, so soll der antwurter den ersten tag geben zuͦ peͣne ain schilling, den andern zwen schilling, und den dritten dry schilling heller. Belib aber der antwurter gar uß und keͣme nit, diewyl das gericht dannocht seͣsse, so soll er geben die hievorgeschriben großen peͣne, wie der cleger: neͣmlich den ersten tag zwen schilling, den andern fünf schilling, und den dritten zehen schilling heͣller, und seinem widertaile soͧmpnus, zerung und scheͣden allwegen, wie obsteet; dem ouch alsdenn als dem gehorsamen nit desterminder unangesehen des antwurters ußbelyben und ungehorsami sein recht ergeen und vollstreckt werden soll, wie sich nach ordnung rechtz gepürt.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 10]
Zuͦdem soll ain vogt allwegen macht und gewalt haben, in sachen, die nit bait haben mögen oder darin muͦtwill oder sondere geverd gemeͣrckt wirt, zuͦm ersten, zuͦm andern und zuͦm dritten gerichte, by ainem [Seite: Bl. 2 v] frevele klainem oder großem, und ob es in noͧt oder nutze bedücht, by dem aide zuͦm rechten zuͦ gebietten; und ob ain ynwonende parthy vermainte, das recht durch ain procuratorem und gewalthaber zuͦ verstuͦn, und zaigte des nit gnügsam ursachen an warumb, sonder so wurde deshalben etwas geveͣrd und umtryben von im verstanden, so soll der richtere söllichs der selben parthy nit zuͦlaͧssen, sonder das mit dem spruch oder der amptman durch gepott abthuͦn und erkennen.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 11]
Wöllicher partii aber, er sye kleger oder antwurter, zuͦsteet etwas redlicher ursachen, darumb er vor gericht wie obsteet nit erschinen mag, der soll die ursachen erschain vor vogt und gerichte, und soverr die von denselben für gnuͦgsam geachtet und geurtailt wirdt, so soll er alßdann umb dasselb sein ußbelyben kain peͣne geben; und uß söllicher eehaftiger noͧtt und ursach mag er das recht durch ain andern vertretten.
Was eehaftig noͧt und ursachen sind.
Und ist eehaftig noͧt und ursach, neͣmlich gefengknuß, siechtagen oder kranckhaiten, derhalb ainer weder zuͦ kirchen noch zuͦ straus gaͧn mag, und des landsherren oder der oberkait gebottner diennst, und wilde wasser oder desglychen redlich verhinderung, und wa ainer ee und er fürgeladen wirt, ungefaͧrlich ußleͣndig weͣre. Wa deren ains ainem begegnet zuͦvallende, als er zuͦrecht komen sollt, so entschuldigent sie den, der nit erschynet; doch wa kranckhait oder ander bestimpte sach lang weͣreten und möcht die sach durch ander in seinem abwesen ouch verrechtiget werden, so soll er durch sein anwaldte handlen, wie recht ist, oͧne geverd.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 III 2]
Item so der cleͣger und antwurter gegen ainander in recht hangen, [Seite: Bl. 3 r] wölliche parthy dann uß redlicher ursach fürschlecht, vor und ee die sach zuͦrecht verfast ist, das die sach ander personen ouch berür oder antreͣff, dermaͧssen das die richter erfinden notturftig sein, sollich personen darzuͦ zuͦ erfordern, so soll alsdann die verkündung derselben parthy, die sie angeben haut, uffgelegt werden.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 12]
Item wann man fürohin zuͦ Tüwingen gericht halten will, so soll der amptmann am aͧbend darvor allen und yeden richtern, mornends des gerichtz ze warten, die statknechte, wie bisher der pruch gewesen ist, sagen oder bieten lassen, und uff wölliche zytt also gepotten wirdt, so soll alßdann uffgesetzt werden ain viertaile ainer sandstund, und ee das gar ußloͧfft, soll der amptman sich schicken nider zuͦ gericht sitzen; und wöllicher richtere alsdann nit in der gerichtstuben erscheint, vor und ee das viertaile der stund ußgeloͧffen ist, der soll, er habe dann sonder erloͧbunge oder werde durch eehaftig noͧtt vom vogt und gerichte für gnuͦgsam erkennt entschuldigt, ain schilling heͣller unableͣßlich zuͦ peͣne geben; und so er gar ußbelybt oder oͧne erloͧbunge vom gericht abgeet, dry schilling heͣller; aber wann der amptman by gehorsami laͧßt gebieten, so soll aids pflicht verstanden werden und obgemelt geltpeͣne davon nit entschuldigen noch darfür gnuͦg sein.
Item die verkündung und fürbott söllent dem sächer gescheͣhen oder seim anwaldt under ougen. Wa aber der seͣcher sich gevarlich von dannen theͣtte und kainen gewalte hinder im liesse, so mag söllich fürbottezuͦ seiner gewonlichen heͣrberg [Seite: Bl. 3 v] und wonunge gescheen. Wa man aber derselben wonung und herberg kain aigentlich wissen hette, so soll alßdann das fürbott an das raͧthuß geschlagen werden und damit kreftig sein; doch so ainer sprüch zuͦ aim gerichtzman hette, so soll nach der stat recht demselben richtere durch den amptman oder ainem andern richtere fürgebotten werden.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 13]
Item abzestricken muͦttwillig umbtryben, so gar oft geschicht von denen, die vil lieber rechtent und zuͦm wyn gand, dann ire schulden bezalent, und ouch zuͦ etwaz strauffe denen, die umb klainer ungegründter ursach willen die lüte mit recht understeͣnnd anzefechten und umbzuͦtryben, so soll fürohin ain yeder, der zuͦ Tüwingen rechten will, er sye cleͣger oder antwurtere, im anfang und ingang des rechtens, vor und ee ichtzit von seinen wegen geredt wirdt, in das gericht legen, neͣmlich: vor dem gantzen gericht dry schilling, und vor dem undern gericht zwen schilling; und wöllicher die sach mit recht erobert, der mag sein yngelegt gelt wider neͣmen; wöllicher [Seite: Rau/Sydow 9] aber verlüstig wirdt, der soll das gelt von im yngelegt verlorn haben. Und söllich ingelegt gelt, oͧch anders dem gericht zuͦgehörig, es syen buͤssen, unrecht sigel gelte, urtail gelte von undern gerichten, von appellacionen etc., ist unser mainung und bevelch, das es von aim richter darzuͦ verordnet aigentlich yngesamelt und in ain buchsen gelegt und alle iaͧre under die richter getailt und verrechnet werde.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 14]
Item ain yeder, er sye cleͣger oder antwurter, mag im selbs zuͦrecht reden oder ain fürsprechen mit im bringen, wien er will; wölte er aber ain fürsprechen uß dem ring haben, der soll im ouch zuͦgelaͧssen werden, doch allain und [Seite: Bl. 4 r] kainer vom gericht, an sein raͧte, ußgenomen sachen, lybe, leben und die ere, oͧch erb und aigen berürend; darin mag ain fürspreche des gerichtz ainen siner mitgesellen an den raut seiner parthy nemen. Doch ist unser mainung, daz die parthyen, die vor dem undern gerichte rechten werdent, inen selbs reden und die sachen uff das kürtzest fürtragen söllent, als ferr das sein möge, damit die sachen zuͦm kürtzisten ußgericht werden mogen. Ob aber ieͣmands sein sach selbs nit fürtragen könnde, dem soll ain fürsprech vergündt und gegeben werden uß dem ring oder sunst, ob es ursach hette, usserthalben, und wann der ainen parthy fürsprech nit usser dem gericht und der andern parthy vom gericht were, so sol der fursprech vom gericht och nit in der urtel sitzen wie der ander, damit es glych zuͦgang.
Item gebrucht sich der antwurtere im rechten inrede oder ußzüge, vermainende uff dieselb zytte nit gericht und geschickt sein, antwurt zuͦ geben, und thuͦt des ursach erzelen, mit begere, im uffschub zuͦ geben etc., mag dann derselb antwurtere thun das, so im von aim gericht ufgelegt wirdt: neͣmlich, das söllichs sein notturft herhaische und darinn kain gefeͣrde gesuͦcht werde, noch sein widertaile damit seins rechtens ufzuͦhalten; als ferr dann söllichs vom widertail gütlich nit wöllte zuͦgelaͧssen werden, so soll demselben antwurtere daruff zuͦg und zytte geben werden nach erkantnuß ains gerichtz und nach gelegenhait der sach, ungevarlich. Aber dem clagenden taile als dem, der verfaßt zuͦrecht erscheinen, soll diser vortaile oder ufschube nit geben werden.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 VI 10]
Item ain yeder cristenlicher mensch, der in dem ban oder in der acht ist und des bekeͣnnt oder in gepürlicher zyte des bewyst wirdt, wöllend wir, das derselbe [Seite: Bl. 4 v] durch sich oder sein anwaldte in seiner clag nit gehört werde, allediewyl er in aucht und ban ist; doch soll und mag er antwurten und sain gerechtigkait in antwurts wyse fürbringen.
Item wir wöllen ouch, das kain frow clagen oder antwurten möge nach der stat recht oͧne irs eemanns wissen und willen, sonder soll das der man thuͦn, der dann ir rechter vogt ist, doch mit dem underschaide: wa sie geschaiden weͣren, alßdann möchte die froͧw mit dem iren und umb das ir oͧne den man wol rechten, ouch koufen, verkoufen, geben und geweͣrb tryben; darzuͦ ob der man nit inleͣndig weͣre und weͣr die sach, dz die nit verzug lyden möchte, also das mit recht erkeͣnnt wurde, das sie söllich sach söllte verstoͧn mit ainem fürmindere, oder sie heͣtte dann urkünd oder [Seite: Rau/Sydow 10] urloub irs eemans, oder daz sie beclagt wurde umb übeltaͧtt, schmeͣhlich oder scheͣntlicher wort und werck halben : alßdann, wa der eeman, ob er ioch zuͦgegen oder inleͣndig weͣre und nit by ir stoͧn wollte, so mag die frow nit destminder antwurten und das recht vertreͣtten.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 VI 12]
Item wa die yetzobbestimpten rechtigen söllend, haͧnd sie dann nit fürmünder, so soll inen der richter, als ouch das yetzo unser bevelch ist, fürmünder geben zuͦrecht, si begeren ir oder nit; und was dann also geschicht ordnung rechtz, das soll naͧch der stat recht kröftig sein; dann söllich [Seite: Bl. 5 r] lüt mögend nit klagen noch antwurten, verhinderung halb rechter eehäfty; doch mögend ir formünder und pfleger an ir stat clagen und antwurten wie obsteet.
[Anlehnung an NürnbRef. 1479 II 1]
Wöllicher seinen gewalt vor dem amptman und gericht ainem andern mit dem gerichtstab ufgit, oder usserhalb gerichtz vor ainem amptman oder zwayen richtern, doch das derselbig gewalte durch ainen geschwornen schrybere uffgetzaichet werde, mit bestimung der sach, der personen und des richters, derselbig gewalte soll nach der stat recht für gnuͦgsam erkennt werden.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 II 2]
Wöllicher anderswa usserhalb ains gerichtz zwang von andern eͣnden ainen gewalte fürbringt und als anwalt zuͦ clagen oder zuͦ antwurten vermaint, der soll under ains fürsten oder herren gaistlichs oder weltlichs stands oder mit ainer stat insigel oder sunst zuͦm minsten mit zwayer kúndiger erber lüt insigele oder ain edelman under sim sigel besigelt sein, oder durch gloubwirdigen instrumenten vergriffen, mit bestymung der sachen, parthyen und des richters, ouch mit dem verspruch by truw an ayds statt, was uff sollichen gwalt erkennt werd, das waͤr und staͤtt zuͦ halten sovil und recht sy.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 II 3]
Item so yemand von wegen ainer zuͦgehörigen person, im gesippt des bluͦtz bis in den dritten graud, in recht ze clagen oder zuͦ antwurten oder ichtz anders rechtlich zuͦ handeln vermaint, und des doch ainichen sondern gewaltzbriefe noch urkünde nit fürbreͣchte, derselb mag von desselben seins fründs wegen [Seite: Bl. 5 v] gewalt verbürgen, darumb ainen bestand thun mit dem gerichtstab oder sunst nach notturft versichern, söllichs, so er seins fründs halb handelt, durch denselben steͣtt und vest zuͦ halten und dem nachzekomen, als sich gepürt und recht ist; das soll für ain gewalte nach der stadt recht ouch angnomen werden, doch daß diser anwald zuͦm nesten gericht versprech, von sim fruͤnd gewalt zuͦrecht gnuͦg bringen und derlegen. Es soll och vor und ee daß beschicht, die urtel nit geöffnet werden.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 VIII 1]
So yemands den andern in gericht beclagt und der claͤger oder verantwurter ainicher bewysung notturftig ist, als urkündbriefe, kuntschaft oder sag, instrument, handtgeschrift, salbücher, rechenbücher oder anders zuͦ recht dienende, das soll für [Seite: Rau/Sydow 11] sinen werd, so es in recht uf im trögt, mit vorbehaltung des andern tails gegenwör und notturft, zugelassen und verhört werden; doch also das es damit gehalten werde, wie recht ist.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XXIX 4]
Item so yemands den andern beclagt umb entwerunge, die im mit gewalt und oͧne recht soll geschehen sein, so soll er fürbringen nach der stat recht zway ding: zuͦ dem ersten, das er in gewör und posses deß, darumb er clagt, uff die zytte der entwerunge gewesen sye; zuͦ dem andern soll er ouch bewysen söllich gewaltsamy entwerunge; und so die baide gescheͣnhen oder die widerparthy dess bekantlich ist, so soll der cleͣger widerumb zuͦ der gewör komen und gelaͧssen werden, mit bekerung der entwerten abnütz, zinss oder früchte, alles nach erkantnuß ains gerichtz ungefaͧrlich. Möcht aber ainer bewysen, das söllichs sein gewest, und möchte doch den roub oder diepstal nit bewysen, so söllte im uf sein betürung des aids geloupt werden, das er sich des guͦtz nit entüssert noch verzigen hab. Wa aber der cleͣger gantz nichtz bewyst, so soll der inhabere geabsolviert werden.
Item waͧ zwen gegen ainander in recht stoͧnd umb ain guͦt, und ir yegclicher [Seite: Bl. 6 r] vermaint, das er in possess, gewör oder der inhaber sye, so soll man ir baider fürbringen, kuntschaft und bewysunge hören; wöllicher dann die besten bewysung deßhalb haut, dem soll alßdann die possess zuͦgesprochen werden nach der stat rechte.
Item wöllicher inhaut oder zu seinen handen bringt ains andern guͦt on redlich ursach oder tittel, dardurch man dann aigenschaft freͣmbder gütter überkommen mag: villicht es ist im gelihen oder ist im vergundt, ain zytt zuͤ bruchen, oder in trüws handen hinder ine gelegt oder dergelychen; laut er sich dann beclagen und erfindt sich, das er wissentlich söllich guͦte disem vorgehalten haut, ist ouch ain klain zytt seins inhabens, so soll er zuͦ peͣn seins unbillichen spörrens an unser strauff erkeͣnnt werden und disem costen und schaden ablegen mitsambt der houptsach, alles nach erkanntnuß ains gerichtz und gelegenhait der personen und ainer ieden sach ungefaͧrlich.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 VI 17]
So ain parthy der andern in recht den aid büt vor ertailung der urtaile oder des rechtens, so mag die parthy, der söllicher aid angebotten wirt, den ufneͣmen oder nit, oder aber der andern parthy söllichen aide widerumb haimweͣrfen, und das wirt gehaissen ain endtlicher rechtlicher, und willkürlicher aide; und wann der geschworn wirdt, so soll es daby belyben und soll davon nit geappelliert werden.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 VI 16]
Allediewyl die parthyen arbaiten in bewysung der sachen, so gebürt sich nit und ist oͧch nit noͧdt, vor söllichem fürbringen endtlich aide, die dann [Seite: Bl. 6 v] entlichen entschaid, verlust oder gewinn der hoͧptsachen uf in tragen, ze urtailen; sonder so die parthyen ir bewysung volfüren und entlichen rechtsatz gethaͧn haben, allererst darnach gebürt sich söllich aid durch urtail und recht fürzuͦnemen und ze erteilen, in gebruch völliger bewysung, dem antwurter oder dem cleger, nach gelegenhait der sachen und des rechtens.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 VIII 2]
So ain parthy im rechten anzücht by seiner widerparthy urkünd, brief, bücher, register oder schrift ze sein, und begert die in gericht ze bringen und zuͤ verhören, wa dann sölliche urkünd, brief, bücher, register ir baider gemain sind, so ist die widerparthy [Seite: Rau/Sydow 12] pflichtig, die in gericht ze bringen und verhören laussen, doch mit der beschaidenhait: so das brief oder buͦch oder derglychen wytlöfig schriften werend, die ouch anders, und die gehaime ding inhielten, so soll mit zimlichem flyß die artickel, die da gemain sind, von erbern personen darzuͦ gegeben uß dem original getzogen werden oder gehört und damit gehalten, uff erkantnuß des rechtens.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 VIII 4]
So yemands persönlich wysung ze füren in recht zuͦgelaͧssen wirdt, so soll ye zuͦ zytten der oder die selben söllich kundtscheͣfter mit ainem ainigen fürbott durch ain fronbotten erfordern, mit bestimung baider parthyen und fürhaltunge, das sie ir persönlich kuntschaft ze sagen gefordert werden; und daruff söllen dieselben kuntscheͣffter, die engegen und dem gericht underworfen sind, wa sie anders des rechter eehaft halb nicht verhindert werden, vor gericht persönlich erscheinen, und deshalb uf dasselb gericht uff ir aide, wa sie der mit willen der widerparthy nit erlassen werden, laisten und von stund an berait sein zuͦ sagen: es weͣre, das sie zugs sich zuͦ bedencken [Seite: Bl. 7 r] wissens halb notturftig weͣren, so soͤllen sie denn uff betyrung, das sie söllichen zug der widerparthy zuͦ kainer gefeͣrd, verzug oder verlengerung, sonder rechter notturft halb gethan haben, bis uf das nechst nachfolgend gericht und nit leͣnger.
Item es wirt ain ußlendischer züg zuͦ ainem zügen zuͦgelaͧssen oͧn sein manrecht, diewyl die widerparthy den durch inrede rechtlich nit abtrybt; dann ain yeder ist für ain zügen tougenlich zuͦ achten und zuͦ halten, es werde dann von dem anfechtenden taile anderst fürgebraͧcht oder lige sein untougenlichait sunst offenlich am tage.
Item es ist ain yeder geschworner schitz oder knecht, dem zuͦ rügen bevolhen ist in der sach, die im ist befolhen zuͦ rügen, ainig zuͦrecht gnuͦgsam, ainen oder mer zuͦ besagen umb ain rügung, wo söllich rügunge nit berürt oder antrifft glimpf oder ere : als ain noͧm ligends holtz im wald, ain nacht hoͧw und dergelychen ongefaͧrlich taͧtten, dero der tätter abred ist. Wann aber söllich rügung berürt glimpf oder ere, so staͧtt die besagung zuͦ erkantnuß ains gerichtz und doch in dem allem dem geruͦgten onabgeschlagen, ob er sich begerte zuͦ besetzen oder sich gnuͦgsam möcht entschuldigen, das im onrecht beschech.
Item wirdet ainer beclagt im rechten, der seiner eren mit recht entsetzt ist, und der kleger mag sein clag wider denselben anders nit darbringen dann durch sich selber. der cleger behalt die sach nit, sonder der entsetzt mag für die beschuldigung staͧn mit gelüpt und aide, die in der wyße im erkennt und geben werden söllen; aber derselb entsetzt mit recht mag als ain kleͣger im selber nichtz behalten on anderer bewysung, der zuͦrecht gnuͦg ist. Ain söllicher mag ouch kainem andern mit zügknuß im rechten hilflich sein, noch yemands bezügen noch besagen.
Item kain keͣrfzedel oder keͣrfholtz, wann der ander taile den gegenzedel oder das gegenholtz dagegen nit leit und des lögnet, ist nit gnuͦgsam zuͦrecht den andern [Seite: Bl. 7 v] tail zuͦ besagen oͧn verer urkünd oder umbsteͣnde, die demselben zedel oder holtz billich ain glouben gebeͣren, doch sol der, so deß kerfholtz oder zedelß abred ist, ain [Seite: Rau/Sydow 13] ayd swoͤrn, das er deß gegenholtz oder zedelß nit hab oder wiss vorhanden gewesen sin.
Noch ouch kein vermainte unbesigelte handtgeschrift ains, der in leben nit wer oder, ob der lepte, der doch nit bekantlich weͣr, söllich sein handtgeschrift wesen, ist gnuͦgsam zuͦrecht, den, der das geschriben soll haͧn, ob es ine antrift, zuͦ besagen, es wurde dann fürgebraͧcht, wie gnuͦg zuͦrecht ist, das es deß, den die sach berürte, handtschrift sye, oder das söllich handtschrift aim gericht oder ir etlichem selber bekantlich sye, oder weͣr es, das sölliche handtgeschrift, keͣrfzedel oder keͣrfholtz von baiden tailen gelegt weͣr zuͦ gemainer hande hinder ain richter oder ainen glouphaftigen man, umb ir yettweders würde dem lögenden taile sein nit bekennen destminder hilf gebeͣren.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 VIII 10]
Item wölliche parthy im rechten ir thuͦt vorbehalten, in der widerparthye kuntschaft beide wider die person und dero sagen zuͦ reden rechtlich, dem wirt das mit recht zuͦgelaͧssen, und voruß der zügen sagen im rechten offenlich gelesen; dann ist ouch der widerparthy ir gegenwöre zuͦ der person und der sach behalten.
Item yede parthy, die sich kuntschaft berömbt, besonder so dieselben parthyen oder die zügen ußlüt syen, soll erkeͣnnt werden zug und zille sechs wochen und dry tag, in der zytte söllich kuntschaft zuͦlaiten, schriftlich oder muntlich, wie ain parthy des wöll geniessen; erscheint aber ain kuntschaftstöller, ursach daran ain gerichte habend weͣr, das er in der zytte söllich kuntschaft nit möchte gehaben, sölte dem lenger tag gegeben werden und das staͧn zuͦ erkanntnuß ains gerichtz. Sunst wirdet in ainer yeden sach kuntschaft zuͦgelaͧssen und ufgenomen, ye mer und minder nach gestalt des handels und der sach, es beruͦrte guͦt wenig oder vil, erb, aigen, fridbrüch, ere, lyb und leben; und soll das ouch staͧn zuͦ erkantnus ains gerichtz.[Seite: Bl. 8 r]
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 VIII 8]
Item getzügen söllent uf erbiettung und begerung der parthyen im rechten mit urtaile zuͦgelassen und erkent werden, und nemlich die, so den parthyen ußtreglich syen; und nach söllicher zuͦlaͧssung oder rechtlicher erkantnuß söllen die parthyen umb klain und gemain sachen und hendele söllich ir kuntschaft bestimen und neͣmen onverzug und noch sitzende der richter. Wa sie aber an wytter und mer kuntschäfter dächten, diewyl dann das gerichte weͣret und der eͣndtlich rechtsatz als noch nit bescheen weͣre, so werden inen dieselben kuntschäfter ouch zuͦgelaͧssen. Und wann die selben zügen personlich vor dem gericht erscheinen, so soll der amptman inen uf ir aid befelhen ain luttere waͧrhait umb die sach zuͦ sagen, darumb dann uf sie zogen ist, neͣmand zuͦlieb noch zuͦlaid; doch soll inen die sach an ir selbs, daruf sie sagen söllen, uf das kürtzst lutter und versteͣndtlich zuͦvor zuͦ erkennend gegeben werden; dann wölliche parthy des nit embeͣren wöll, so müssen die zügen ir gethaͧn sagen mit iren aiden besteͣtten, das dieselb ir gethaͧn sag waur sye. Darnach soll man ainen zügen nach dem andern verhören ordenlich oder mitainander samentlich, ob anders die sach ain söllich gestalt hette. Und insonder in großen treͣffenlichen heͣndeln soll ain züg nach dem andern und in abweͣsen seins mitzügen und der parthyen ordenlich verhört und sein sage uffgeschriben werden, das allwegen durch ermessen und lütterung der richtere gescheͣhen soll. Und wann die sach, darumb der krieg und span ist, so treͣffenlich oder das der zügen sag über veld oder in ander gerichte söllt gelait werden, [Seite: Rau/Sydow 14] oder das die ain parthy des zuͦvor in irem fürtrag mit ußtruckten worten begeͣrt heͣtt, das die zügen vor irer sag söllen schweren, alsdann so söllen die zügen vor irer sag schweren, das sie um die gantz sach und besonder uff die artikel, darumb sie sagen söllen, die inen ouch lutter und versteͣntlich, wie obsteet, soll geöffnet werden, ain lutter warhait sagen wöllen, nemands zuͦlieb noch zuͦlaid, und das nit underwegen laust weder von miet oder anderer sach wegen; und soll der widerparthye darzuͦ verkündt werden, söllich aid der zügen sehen und hörn zu schwören. [Seite: Bl. 8 v] Man mag ouch nach der stat recht ainem yeden geschwornen statschryber comitiern und bevelhen, zügen zuͦ verhören und die uffzuͦschryben; doch wa die sach dermaͧß gestalt weͣre und es ain gericht noͧtt bedychte, daz dann allwegen zum minsten zwen richtere darzuͦ von ainem gericht verordnet daby sitzen, das es uffrecht und redlich zuͦgange. Und insonder söllent die zugen im verhörn aigenlich gefragt werden der ursach irs wissentz.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 VIII 11]
Item es mögen die nachgemelten personen nach der stat recht kain rechtmeͣssig zügknuß noch kuntschaft geben, mit namen personen, die under viertzehen iaͧren sind ungevarlich; ouch die thoren, mönigen, unsinnigen, darzu die bännigen und die in der aucht syend; doch das söllicher ban oder aucht in acht tagen darnach den neͣchsten nach erkantnuß des rechten bewyst werde; und ouch die erloͧßen als mainaidig oder ander derglychen offenbaͧrlich verlümbdet personen; item die frowen in sachen der gmeͣcht und gescheͣfft als testamenten, letsther will und derglychen, ouch in pynlichen sachen mögen nit kuntschaft geben. Darzuͦ vatter und muͦtter mögen für ire lyplich künd, desglychen die künd für ir lypplich vatter und muͦtter zuͦ gezügknuß nit zuͦgelaͧssen werden, och lypplich brüder und schwestern gegenainander, ußgenomen in hyratsachen. Dessglychen dingt und brött knecht und mägt, die alle würdit dann vom widertaile mit willen naͧchgelaͧssen; oder aber, das usserhalb diser zügen und kuntscheͣftern gebruch erschine, also das man ander nit gehaben möchte, alßdann in söllichem fale soll es allweg stoͧn in achtung, ermessung und zuͦlaussung der richter und ir erkantnuß, wievil gloͧbens der kuntschaft zuͦ geben sye und im rechten uff ir tragen sölle, nach der stat recht alles ungevarlich.
Und nachdem frowenpersonen bisher in diser unser stat Tüwingen ainen man nit hand mögen übersagen, und aber söllichs wider das [Seite: Bl. 9 r] gemain recht ist, ouch dardurch mancher seins rechtens verhindert möchte werden, so setzen und wöllen wir, das furterhin der frowen zügknuß über obgemelten ußzug und satzung im rechten für kreftig erkeͣnnt und geachtet werden soll, soverr anders dieselben froͧwen ains erbern wesens und lümden sind.
Ob aber über die obgemelten personen und zügen vom widertail angefochten wurden, das sie nit sagen sölten, uß ursach, das sie die anclagt sache angieng oder das sie der geniessen und entgelten möchten, alßdann soll nach der stat rechte erkennt werden: wöllicher züg schwören möge, das ine die angeclagt sach nit angange und er [Seite: Rau/Sydow 15] der oͧch nit wiß zuͦ geniessen noch zuͦ engelten, derselb züg soll alßdann zuͦgelaͧssen werden, es were dann, daß dagegen die anfechtent parthy ursach anzögte und ußfürte, darumb derselb zug billich in der sach nitt zuͦgelaussen sölt werden.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 VIII 13]
Item es sollen in recht zügen oder kuntschäfter nit zuͦgelassen noch ufgenomen werden, vor und ee die ze stellent mit recht erkennt werden, es weͣre dann sach, das yemands die stellen wöllte zuͦ ewiger gedechtnuß, alsdann, so dieselb parthy in sorgen und geferlichkait stünde, das söllich personen, soverre ußr land faren oder ziehen wölten oder mit söllicher kranckhait oder alter beladen weͣren, das dieselb parthy söllicher kuntschaft vor irer stellung und fürung möchte beraͧpt werden. Und söllich personen sollen vor irem ordenlichem richter oder irem comissarien oder aber vor ainem ussern richtere durch befelch und beͣttbrief fürgenomen und gefürt werden mit gerichtlicher oder rechtlicher erforderung der widerparthy, die das berürt und antrifft; die dann ir protestacion oder bezügung thuͦn und ir interrogatoria geben mögen, ob sie will, wie sich dann gebürt und recht ist. Und so sölliche zügknuß und sag beschicht, soll die also verschlossen und ungeöffnet by demselben richter belyben bis zuͦ rechtlichem pruwch. Ob aber dieselb kuntschaft in ainem iaͧre [Seite: Bl. 9 v] dem nechsten darnach nit gebrucht wurde, so ist die alßdann und fürbasser erloschen, unbündig und craftloͧs, ungevarlich; doch ob ainer ursach sins lenger stillstandß fürbrechte, die ain gericht für genuͦgsam erkannte, solte dieselb kuntschaft dannocht nach iars verschinung kraft haben.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 VIII 15]
So die parthyen speͣnnig werdent umb lyb oder wund artzny, so söllent die geschwornen lyb und wundartzt darumb verhört werden, und so von denselben artzeten gruntlich underrichtung und gelegenhait der wunden, und ouch das der schad nach seiner nathur wol gehailt oder verwarloͧsung deßhalb beschehen sye, verstanden und gemerckt wirdt, so soll daruff geschehen, sovil und recht ist. So aber irrung firfielen manicherlay machlöne und arbait halben, allerlay handtwerck berürend und antreffende, so söllent allwegen die geschwornen maistere ains yeden handtwercks umb das, so ir handtwerck berürt und antrifft, verhört werden. Wa aber die geschwornen nit weͣren, oder die sach sie selbs antreͣffe, söllent ander gloubwirdig maister desselben handtwercks darumb gehört werden, und darnach und nach allem firbringen von baiden tailen soll furter geschaͧhen, was recht ist.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 VIII 6]
So ain parthy ir furbringen uff ia oder beschechne ding und die ander uff nain oder nit uff beschechne ding setzet und ietliche parthy vermaint, das sin zuͦ bewysen etc., ordnen wir, das man der parthy, so ir fürbringen uff ia und geschechne ding setzt, bewysung ertailn söl und nit der andern parthy, so sich mit dem nain oder leugnen behelfen will, es were dann sach, das sollich leugnen oder nain besondern bystand [Seite: Rau/Sydow 16] oder umbstend hette, daruß man ia oder beschechne ding wol verstoͤn moͤcht; das och zu der richter erkantnuß ston sol.[Seite: Bl. 10 r]
Wöllicher mensch, der zuͦ seinen tagen komen ist, gestaͧtt, das ain freͣmbder sein guͦte inhaͧt in nuͦtz und gewöre, so lang bis das es zuͦ dem rechten gnuͦg ist, oͧn alle rechtliche erfordrung oder verschwigt sich, und haut der besitzer oder inhaber das guͦtt ersessen, der verweͣret, das man haißt veriaͧret und in latein prescgripcio, also vil das er dasselb guͦte mit gott und recht behalten mag, wiewol es im anfang nit sein ist gewesen, wann er anders das guͦte durch redlich ursach an sich gebraͧcht haut, und für sein aigen guͦte die gepürlich zytte besessen; hette er aber in der zytt ye gewist, das dz guͦte im nit zuͦgehört hette, so hilft in nit das inhaben und lengin der zyt, sonder so ist er schuldig, das widerzuͦgeben dem rechten herren, uff die mainung: so spricht man, das hundert iaͧr unrecht gethaͧn wirt nymer recht gethaͧn.
Weͣr da varende hab oder beweglich guͦt zuͦ seinen handen gebraͧcht haut durch kouf, gaub oder ander redlich sach oder tittel, damit man dann frömbd guͦt zuͦ aigen überkomen pfligt, und haut dasselb guͦt in besitz oder gewöre drüw gantze iaͧr als für sein aigen guͦte, so haut er es herseͣssen, verweͣrt oder veriaͧrt, das es sein ist, obwol der recht herr es anspreͣche, es weͣre dann, das es gestoln, geroͧpt oder mit offem gewalte entwert weͣre; damit soll es gehalten werden, als hievor von bewysung oder gewöre ungepürlicher entwörung geschriben staut.
Weͣr freͣmbd ligend guͦte zu seinen handen bringt durch redlich ursach oder tittel und das für sein aigen guͦte inhaut in nutz und gewöre zehen gantzer iaͧre, oͧn alle rechtliche anspraͧch, der haͧtt es erseͣssen nach der statt [Seite: Bl. 10 r] rechte gen den inleͣndschen; ob aber der recht herr des guͦtz die zytt nit anhaimsch geweͣst weͣre, so wirt es ersessen mit zwaintzig gantzer iaͧren, und nit minder.
Doch so mag sich die kirch oder gotzhüßer nach den rechten in dem gesatzt und allen nachgeͣnden nit verschwygen mit zehen oder zwaintzig iaͧren, sonder mögent sölliche güter allain in viertzig iaͧren ersessen und veriaͧret werden von denen, die durch redlich sachen ain yngange gehept haͧnd; on das so mögend der kirchen pfründen oder der gotzhuß gütter oder gerechtigkait allain veriaͧren durch lenger inhoͧn, dann es neͣmand verdeͣncken mag.
Wer uß ainem guͦt zinß oder gült richt zehen iaͧre, der soll den zinß oder gülte fürbaß richten, und ob der, dem er gericht ist worden, sin nit embeͣren will, so soll der zinßman oder, der die gült also gericht haut, ain guͦt beneͣmen, daruff man den zins behab, daran der aigenman habend sein möge, nach ains gerichtz erkeͣnnen; deßglychen wa der zinßman des zinß bekantlich und doch von alterher kain schrift darumb weͣre, so soll er, soverr er vom aigensman darumb ersuͦcht wirdt, im schuldig sin, brief und sigel umb den gichtigen zins zuͦ geben, doch uff des aigenmans costen. [Seite: Rau/Sydow 17]
Wer sein zinß oder gülte, die er haut, in zwaintzig iaͧren nit ynbringt oder zuͦ dem allerminsten nit rechtlich ervordert ainmaͧle in den zehen iaͧren, der hat sich verschwigen, also das inn darnach weder [Seite: Bl. 11 r] brieff noch sigel hilft, es weͣre dann, das er nit anhaimsch geweͣst weͣre, so soll die zeit seins abwesens nit gerechnet werden in den iaͧren, oder wann er sunst ander redlich entschuldigung hette seins stillstaͧns, daran ain gerichte begnügen möchte haben.
Wer vermaint gerechtigkait zuͦ haͧnd uff oder in freͣmbde güttere, es sye zuͦtrib oder zuͦtratt oder holtzen uß freͣmbden weiden, wägen durch frömbde gütere oder ander derglychen dienstberkaiten, der soll zaigen und darthuͦn, das zuͦ dem rechten gnuͦg ist, dz er deß ze thuͦnd macht hab; dann will er sich allain behelfen deß herkomens und gebruchs, so muͦß er wysen claͧrlich, das er söllichs also hergebraͧcht und genossen hab durch sich und sein fordern tryssig iar mit gedult dess aigenmanß und oͧn intreͣg. Und wa das nit geschicht, so soll der oder die, dem die aigenschafft zuͦstaͧt, mit recht fry ledig erkeͣnnt werden.
Wer sich vermist, gerechtigkait zuͦ haben in oder uff frembden gütern, es sye mit tratt, mit wege, steͣg, holtzhoͧwen oder anders deßgelychen, und sich söllicher gerechtigkeit nit brucht in zehen iaͧren doch ainmaͧle, so er sich doch der in solicher zytt wol het moͤgen gebruchen, der haut sich damit verschwigen und sein gerechtigkait verloren, er möchte dann bybringen, das er sölliche gerechtigkait erkouft oder sunst durch redlich ursach an sich gebraͧcht hette; alßdann so verschwygt man sich allain in zwaintzig iaͧren nach der stat recht.
Was nit geweͦr haut oder beseͣss, das mag ouch nit ersessen werden; darumb [Seite: Bl. 11 v] so mag ain pfand oder lehen nit ersessen werden für aigen von denen, die es zuͦ pfand inhaben oder zuͦ lehen tragen. Deßglychen ist ouch zuͦ verstaͧnd von allem dem, das ainem zuͦ seinen handen kompt durch söllich tittel oder ursach, dardurch man nit pfligt aigenschaft zuͦ überkomen als: da ainer dem andern allain ain zytt zuͦ bruchen oder zuͦ niessen gewalt gytt, es sy huß, hof oder ander guͦt, oder da ainer ainem söllichs sein leben lang und nit wytter vergündt zuͦ gebruwchen; lepte dann der hundert jaͧre, so hette er doch kain aigenschaft erseͣssen, sonder wenn die iaͧr uß weͣren, so weͣre ouch das guͦt fry und ledig; desglychen wa etwas hinder ain in getrüws handen gelegt weͣre, mag ouch nit ersessen werden; es mag ouch kain lay zehenden oder ander gaistlich sachen allain durch veriaͧrung ersitzen, alles nach gestalt ainer yeden sach und erkennen der richter ungefaͧrlich.
Item wa ainer dem andern schmaͧch oder scheͣltwordt, glimpf oder ere berürende, zuͦgelegt oder geredt hette, laussent dann der, dem söllich schmaͧch und scheltwordt gethaͧn syen, die sach, nachdem im die kundt und wissent gethaͧn wirt, ain iaͧr und ain tag ruͦwen on rechtlich erfordrung und ersuͦchung, so soll er mit hinschlyssung söllicher zytte sein recht und anspraͧch verloren haben, es weͣre dann sach, das der kleͣger ursach zuͦrecht gnuͦgsam fürbreͣchte, das er uß unwissenhait oder anderer [Seite: Rau/Sydow 18] redlicher verhinderung die obgemelten zytt stillgestanden und sunst seinthalb an im nit erwunden sye, doch so soll das alles staͧn zuͦ ermessung der richtere.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XXIX 3]
Wann zwü parthyen gegenainander in recht stennd und der ain tail durch aigenschaft oder herrschaft und der ander tail durch possess und veriaͤrung der sach in recht anzucht oder geprucht, so soll die parthy, so umb veriaͤrung und posses zuͦ clagen vermaint, von erst zuͦgelaussen werden und darnach allererst die ander parthy, onangesechen welche clager oder antwurter sy.
Begibt sich, das zway zuͦ der ee gryffend und dz das ain, vor und ee sie byschlauffend und inen die ee vor der kirchen gemacht ist, mit toud abgeet, und denn zwitrecht und krieg entsteet umb das guͦt etc., so soll kains das ander erben sonder soll das abgestorben guͦte seinen nechsten fründen sein und belyben; und dann so haͧnd sie beschlauffen, wann die decken den man mit der frowen beschlecht.
Item wa zway zuͦsamen in die ee komen und darnaͧch ains vom andern von toͧde abgaut on libeserben, in abstygender linien, von inen baidensampt geborn, so erbt alles guͦt, das sie baide gehept haͧnd, hie nach der stat recht uf dz, das in leben blypt, oͧn all widerfeͣlle, es weͣre dann sach, dz das guͦt vor ain verfangen guͦte weͣr gewesen, oder ob es lehen weͣre und deshalben hinder sich fallen sölte, oder ob sie mit sonderm geding zuͦsamen komen weͣrent; da soll es in yedem fale nach seiner aigenschaft und gestalt gehalten werden.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XIII 2]
So ain eegemechit vor dem andern todes abgaͧt und eeliche künder oder kindskündere von inen baiden geborn hinder ime verlauset, so erbt uf das eegemechit, das dannocht in leben ist, nach der stat recht alle farend hab; dasselb soll ouch alle schuld, so sie by und mitainander gemacht heͣtten oder sunst schuldig weͣren, bezalen und ußrichten, soverr dieselb varend hab raichet; aber die ligenden güter und was nit varend hab ist, wirt und ist ain verfangen guͦte den künden oder kündskünden, doch so haut das lebendig eegemechit seinen lebtagen und nit leͣnger den bysitz und genieß by denselben ligenden güttern, mit erziehung und hinbringung derselben künde; doch so soll und mag es von denselben verfangnen güttern nützit oͧn werden noch vereͣndern oder beschweͣrn [Seite: Bl. 12 v] oͧne eehaftig noͧtt, die vor gericht in bywesen der neͣchsten fründ erschaint werden soll. Die beliben person soll ouch die verfangen gütter in guͦten eren und blypplichait haben und halten, wie dann das alles von alter herkomen und gehalten ist, und umb deßwillen, das hiemit kain gefeͣrd gebrucht weͣrde, so soll das eegemechit, so in leben ist, infang in gegenwirtigkait der nechsten fründ egemelter künd in schrift übergeben und hinder ain gericht legen alles verfangen guͦtte.
Und weͣr sach, das dannocht an den verlaussnen ligenden güttern noch etwas onbezalt ußstünde, was dann naͧch der gebrochen hand daran bezalt wirdt, dasselb ist nit verfangen. Weͣren ouch ligende güter verkouft worden, ee es zuͦ ainer gebrochen hand komen weͣre, die dannocht zuͦ der zytte der gebrochen hand alß noch nit bezalt weͣren, was dann naͧch söllicher gebrochen hande dannocht usstünde, dasselb [Seite: Rau/Sydow 19] ist varende hab und ouch nit verfangen, es weͣre dann, so söllich verkoͧfen bescheͣhe, das dagegen andre güter kouft und also angesehen wurde, das ain schuld die andern bezalen sölte, ouch ain schuldnere an den ändern verstoͧssen wurde, und sünst neͣmands andern derselben schulden halp verbunden weͣren; wann es also redlich zuͦgaͧt, so ist dasselb ouch ain verfangen guͦte.
Item sind schulden da, die vor der gebrochen hande von den eegemeͣchiten gemacht weͣren, ist dann nit mer varend hab da, dann ain gericht der beliben persone nach ir gelegenhait zuͦlaußt, soverr anders dieselb persone nit erben wölt: so söllen dieselben schulden von den verfangnen güttern bezalt werden; weͣr aber etwas überiger farender habe da, die ain gericht der beliben persoͧne nit zuließ, die soll ouch an söllich schuld geweͣndt werden.
Item ob es ouch ain söllich gestalt heͣtte, daz sich die beliben persoͧn von den nützen der verfangnen gütern nit betragen und ernören möchte, und ouch der varenden habe nützt vorhanden ist; und ob wol farende hab da gewesen, das die nit zuͦ unnutz verthoͧn worden weͣre, wyle dann dieselb beliben [Seite: Bl. 13 r] person in witwenstaͧtt ist; wann sie dann vor gericht eehaft noͧtt erschaynt, so gündt man ir von den verfangnen güttern ains anzuͦgryffen, nach ains gerichtz erkennen, also das die begerend person zuͦvor soll schweren ain aide lypplich zuͦ Gott und sein hailigen, daz ir söllich angryffen brotz noͧdt thüe und das sie söllich noͧdt mit varender habe nit mer zuͦverkomen hab etc.
Ob aber die beliben person sich anderweͣrtz verenderte, so soll diß vergünden nit zuͦgelaͧssen werden und mag alsdann in der selben andern ee ehaft not nit erschaynen.
Wenn ouch der berürten künd ains zuͦ der ee gryfft mit willen und wissen der beliben persoͧne, seins vatters oder muͦtter, oder sünst seiner nechsten fründe, so ist dieselb beliben person im von den verfangnen güttern schuldig ain zuͦgelte zuͦ geben, als dem verfangnen guͦt gemeͣß ist oder naͧch ains gerichtz erkennen, ob sie sunst gütlich nit ains werden möchten.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XIII 5]
Item alle ligende gütter söllent verfangen sein. Item alle gült und zinß, sie syen öwig oder ablösig, werden nit für varend habe getzelt, sind ouch verfangen guͦte; deßglychen korn und wyn und alle frücht, allediewyl sie dem erdrich oͧngelediget anhangend oder an den reͣben, uf den bömen oder den helmen stünden. So aber die frucht davon kompt und entlediget ist, so wirdt es für varende hab gehalten. Visch in den besetzten wyern sind ouch varend hab, aber in den fliessenden wassern nit. Zinß und gülten, ouch all abnütz, so die verfallen sind, ist varend hab. Ouch all geltschulden und was man tryben und tragen mag ungefarlich, ist ouch varende hab.
So ain guͦt ainhendig ist worden von abgang des ainen eegemechits, sind [Seite: Bl. 13 v] dann mer dann ain künd in leben, den das guͦte verfangen ist, ob dann von den künden ains oder mer stirbt, nit destminder so belypt und erbt das verfangen guͦte uff die überigen künd, die dannocht in leben syen, ir syent wenig oder vil, nach der stat recht zuͦ Tüwingen, es weͣre dann sach, dz der abgangen kündere ains oder mer andere eeliche [Seite: Rau/Sydow 20] kündere hett, so söllen die selbigen kündskünd staͧn an ir abgangen vatter und muͦter statt, nach der ordnung meins gnedigen herren.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XIII 2]
So ain guͦt also ainhendig worden ist wie obstaͧtt, so soll das beliben in der ee ziehen und hinbringen die künde naͧch des gelegenhait des guͦtz, und naͧch herkomen des geschlechts, soll ouch die künder nauch ir selbs und der neͣchsten fründe raut, so sie erwachsen sind, bestatten zuͦ gaistlichem oder weltlichem stand, alles nach gelegenhait der sach ungefeͣrlich.
Waͦ aber das beliben in der ee der künd ains tails oder sie alle irs tails deß verfangen guͦtz entrichten wölte, so soll das ouch mit der neͣchsten fründ raute, wissen und willen fürgenomen werden, mit zuͦgebung pfleger oder versorger, nachdem die künd iung oder alt sind, doch so soll söllichs gescheͣhen vor vogt und gericht mit dem ermessen, das den übrigen kinden och sovil werden mög und des nit naͧchteil haben als mit húsern und schüren, so man die den letzsten kinden warten lies und denn durch brunst abgiengen.
So ain man oder wyb wölliches uß inen vor dem andern mit toud abgienge, so ist des abgegangen guͦte, das nit varend ist, ain verfangen guͦte den künden oder kündskünden, in irem weͣrd, doch also, dz das ander, das dannocht lebt, den genieß oder gebruwch sein lebtag daran haut, und ouch also, dz das belibent sines lybes noͧtt uf eehaft damit büssen mag mit erziehung und hinbringung der kündere, wie vor davon gesetzt ist. [Seite: Bl. 14 r] Ob nun der man oder die froͧw nach der ersten ee widerumb zuͦ ainer andern ee griffe, so offt sich das begeͣbe, so soll es allwegen geschriben geben alles verfangen guͦte, in bywesung der neͣchsten fründe, und hinder das gericht legen, by beroͤbung der abnütz zway die nesten iar von solichen verfangen guͤtter. Was aber es in witwen stuͦle gewonnen oder überkommen hette oder es angefallen weͣre in erbschaft, mitsampt sinen ererbten varenden guͦte, das alles volgt ime in die andere ee; also ob es abgienge vor sinem eegemechit oͧne künd von in baiden geporen, so erbt es, das in leben belibt, vor den vörigen kündern und mengclichem. Hett es aber künd mit dem eegemechit, so sölte es mit ir baider guͦte gehalten werden in all wyß, wie vor darvon in der ersten ee gesetzt ist; also was nit varend ist von ir baider guͦte, das wirt ain verfangen guͦte den künden derselben ee. Das farend erbt uff das, so in leben belybt, und erbend die künd der vorgeͣnnden ee gantz nichtzit, dann allain falt inn haim das guͦte, so inen verfangen was, es weͣre dann, dz das ander eegemechit vor sturbe und darnach alle künde, und zuͦ dem letsten das, so zuͦ der andern ee gegriffen haut; alsdann so nit künder noch kündskünder noch eegemechit hievor weͤre von der andern ee, so erbtent die ersten künder alß die neͣchsten.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XIV 6]
Es sollen noch mögend die künde und lyplich erben ir künftig wart und erbfälle es sye verfangen oder nit, von iren veͣttern, müttern oder eltern herrürende, vor und [Seite: Rau/Sydow 21] ee sie die erleben, hinder inen zuͦ vergeben, zuͦ verkoufen oder ainich schülde daruf zuͦ bekommen nit macht haben; wa es aber darüber gescheͣhe, so soll es doch weder kraft noch macht haben.[Seite: Bl. 14 v]
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XIV 7]
Ouch setzen wir, das die künder, sune oder töchtern, die noch in versenhung oder gewaltsami ir lyplichen veͣttere, müttere oder fürmindern stend und nit hindan gericht sind, ainich schuld hinder denselben iren eltern oder fürminder nit machen mögent; und ob das darüber gescheͣhe, so sölltent sie, ir eltern oder fürmündere, denselben personen oder schuldigern darumb nichtzit verpflicht noch schuldig sein. Wa aber söllich gelihen gelte oder war noch by den künden, den es gelihen, oder iren eltern zu iren handen worden oder an iren kuntlichen nutz komen und geweͣndt weͣre, so soll das uff entschaid des rechten bezalt werden. So aber die künder mit wissen und gedult ir eltern oder fürmünder koufmanßwyße handelten, von den soll diß gesetz nit verstanden werden, sonder so söllent dieselben schulden, dergestalt erwachsen, nach gelegenhait und gstalt der sach und personen und naͧch ermessung des gerichtz bezalt werden.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XIV 1]
Item so vatter und muͦtter lypliche eeliche kündere, söne oder töchtern, hinder inen von ir baider lyb geborn laussend, so erbent dieselben künde nach der stat recht alle und yede vetterliche und mütterliche hab und guͦte, varends und ligends und wie die namen haͧnd, glych mitainander, es weͣrent dann frye manlehen, die gehören den sönen zuͦ; doch so sölltend dieselben lehen den döchtern, ob die vorhanden weͣren, mit andern aignen güttern verglycht werden, nach zimlicher ermessung und ansehung, ob die lehen vil oder wenig von wegen der manschaft beschweͣrd uf inen trügen. Ob aber nützit aigens da weͣre dann die obgemelten lehen, so söllend [Seite: Bl. 15 r] die töchtern aber von den abnützen ußgestürt, und darinn aber angeseͣnhen werden die beschweͣrd der lehen, wie obsteet. Ob aber die sön und töchtern sich selbs des nit verainen möchten, so soll das staͧn zuͦ entschaid der mann und lech richtere. Aber die zinßlehen söllend sön und töchtern gleich tailen, es weͣre dann sache, das söllich zinßleͣhen mit sonder gewonhait oder geding anderst herkomen weͣrend. Ob dann ain vatter abgieng und töchtern ließe, und sovil aigner hab nit vorhanden weͣre, davon die töchtern nach ir anzale zimlich möchten ußgestürt werden, alßdann sollen die söne von den leͣhen und ab den nutzen derselben lehen, wa die mercklich besser weͣrend, den schwestern zimlich stür und widerlegung thuͦn, damit sie erberclich und der sach gemäß möchten ußgestürt werden. Und wa sie desselbs nit gütlich möchten ains werden, so soll das staͧn zuͦ entschaid vogts und gerichtz, wie sich gepúrt.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XIV 1]
Item kündskünd in dem rechten stammen abstigender linien söllen nach der stat rechte an ir abgangen vatter und mütter statt staͧn, und ir aͤny und anen mit den rechten künden glych erben, die erbstuck sien gelegen, waͧ die wollen.[Seite: Rau/Sydow 22]
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XIV 1]
Item wa aber anherr oder anfroͧw nit eeliche lypliche künder, sonder in der rechten abstigenden linien ander erben in gelychen graͧden verliessen, so sollen dieselben alle glych mitainander erben als meͣnig mund als meͣnig pfund, das ist in die höptere und nit in den stammen.
Deßglychen soll es mit dem erbfale ouch also gehalten werden: waͧ dry oder vier gebrüdere weͣren oder sovil schwestern, und das ain heͣtte zway eeliche künd, das ander drüw künd, das drit vier künd oder mer und das viert geschwistergit kain eelich künde, und zuͦvorderst giengen [Seite: Bl. 15 v] die drüw geschwistergit mit toͧd ab, die künder hetten, und darnach das vierd, das kain eelich künd gehept noch verlaͧssen haͧtt, so söllend der dryer geschwistergitt verlaͧssen künde iren abgangen vetter und bassen glych erben, wie neͣchst obstaͧt, nemlich als meniger mund als menig pfunde.
So yemand stirbt und laust sein lypliche muͦtter und darzuͦ sin veͣtterlichen anherren und anfroͧwen, und haͧt neͣmand in abstigender linien, alsdann erbt die muͦtter vor dem anherren und anfrowen; deßglychen ist ouch recht von dem vatter. Wa aber weder vatter noch muͦtter hievor ist, sonder anherr oder anfroͧw oder sunst in abstigender linien und neͣmand in uffstigender linien, so erbent an und äni und ye die neͣchsten als manig mund als manig pfund. Weͣrend aber ouch brüder oder schwester hievor, soll es gehalten werden, wie hernaͧch steet.
Ouch so söne oder töchtern on lypplich erben abgeͣnd mit toͧd, und laͧt lyplich vatter oder muͦtter oder sie baide, laͧt ouch geschwistergitt, so erbent vatter oder muͦtter vor den brüdern oder schwestern, naͧch diß lands gewonhait; doch mit verfangnem guͦte soll es gehalten werden als hie oben in ainem Statut gesetzt ist.
Ob aber ettwar von toͧd abgaͧt und hat neͣmand in abstigender linien, ouch weder vatter noch muͦtter, aber er haͧt anherr oder anfroͧwen, darzuͦ geschwistergitt von vatter und muͦtter, so erbend die glych, als vil mund als menig pfund. Weͣrend aber die geschwistergitt allain von ainer sydten, so erbent anherr oder anfroͧw vor denselben. Und was gesetzt ist von anherren oder anfroͧwen, soll ouch gehalten werden von uränin und uranen, ob an und änin, vatter und mütter nit in leben weͣrent.[Seite: Bl. 16r]
So ains von tod abgaͧt und oͧn ain eegemechit und last nit lyplich erben in abstigender oder uffgeͣnder linien, sonder lypliche eeliche geschwistergit von vatter und von muͦtter versamentlichen, so erbent die alle gelych mitainander und schliessend uss alle geschwistergit künd, wie die genant syend, nach der stat gewonhait; sie schliessend ouch uß geschwistergit von der muͦtter allain und von dem vatter allain, angeseͣhen [Seite: Rau/Sydow 23] das geschwistergit neͣher sind dann geschwistergitkünder, das ouch geschwistergit von vatter und muͦtter billich erben vor den von ainer sydten allain.
Item wa yemand verlaͧßt des neͣchsten ain bruͦder oder schwester ainhalb, und geschwistergitkünd von vatter und muͦtter, so sollend die geschwistergitkünd das erb neͣmen vor dem bruͦder oder schwester ainthalb.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XVII 6]
So ains mit toͧd abgaͧt und laust nit eegemeͣchit oder sunst erben in abstigender oder uffstigender linien, ouch nit geschwistergit von vatter und muͦtter samentlich oder ir künder, sonder geschwistergit ainthalb, es sye von vatter oder muͦtter, oder geschwistergit ainthalb von vatter und ander geschwistergit ouch ainthalb von der muͦtter, die alle erbent glych mitainander, als menig mund als menig pfund.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XVII 7]
So ains stirbt und nicht geschwistergit, sonder zwayerlay oder mer geschwistergitkünder lässt, also dz das ainen geschwistergit künder mer und des andern minder an der zale weͣrend oder glych an der zal weͣrend, so söllend dieselben geschwistergitkünder alle und iede glych mitainander erben als maͤnig mund als menig pfundt, doch also, das der underschaid in obgesatzten statuten von erbschaft der geschwistergitkündere lutende begriffen, ob ire veͣtter [Seite: Bl. 16 v] von vatter und muͦtter oder allain von dem vatter oder allain von der muͦtter geschwistergit syen, söllen hie by den geschwistergitkünder ouch also gehalten werden.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XVII 8]
So vorhanden ist iemandt uß uffstigender linien, als veͣtterlich oder mütterlich anherren oder anfroͧwen, und des abgegangen ungescheͣft vatters oder der muͦtter bruͦder oder schwester, so erbend die anherren oder anfroͧwen vor den yetzgemelten fründen uff der sydten.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XVII 9]
So ains verlaͧst seinen lypplichen brüder oder geschwistergit von dem vatter allain oder von der muͦtter allain, und darzuͦ sins vatters oder muͦttere lypplich geschwistergit von vatter und von muͦtter, so erbent die lypplichen geschwistergit ainthalb, es sye von dem vatter oder von der muͦtter, vor vettern, bassen, muͦmen oder öheim.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XVII 2]
So yemand mit toud oͧn gemahel, oͧch oͧn lypplich eelich erben in abstigender oder uffstigender linien abgeet und neͣmand neͣher verlaͧßt dann sines lypplichen eelichen vatters lypplichen geschwistergitt von vatter und muͦtter versamptlich; oder dessgelychen seiner muͦtter geschwistergit, ouch von vatter und von muͦtterversamptlich, so erbent dieselben geschwistergitt des vatters und der muͦtter des abgestorben guͦte glych, nach anzale derselben personen [Seite: Bl. 17 r] ie ir ains sovil als das ander; und so aber das abgestorben verlaust sins vatters bruͦder oder schwester im versametlich verwandt und siner muͦtter geschwistergit von dem vatter oder von der muͦtter allain, so erbend dieselben des vatters versamite geschwistergitt vor der muͦtter geschwistergit von ainem eltern allain. Und deßgelychen soll es des gestorben muͦtter versampte geschwistergit halb gegen des vatters geschwistergit von ainem eltern allain ouch gehalten werden.[Seite: Rau/Sydow 24]
Und ob das were, dz das abgestorben hinder im verliess sins vatters geschwistergit ainthalb gesipt und siner muͦtter geschwistergit ouch ainthalb gesipt, so erbent die gelych mitainander nach anzale der personen alle verlaͧssne hab. So aber mit des vatters oder muͦtter geschwistergitten zuͦ baiden sydten ouch hievor sind brüder oder schwesterkünd, ouch von vatter und von muͦtter, so erbent nach der statt recht bruͦders oder schwesterkind vor vatter und muͦtter geschwistergitt von baider sydt. Deßglych so erben och bruͦders oder schwesterkünd zuͦ ainer sydten och vor den ietz obgemelten vatter und muͦtter geschwistergitt, sie syent von baider sytt oder allain von ainer sytt.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XVII 5]
Und danach erben die fründe uf die sydten, ie die nechsten gesipten vor den, die wytter gesipt sind, ains als vil als das ander.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XVI 1]
Alle banckhart, die von verdampter gepurt geborn werden, als von vatter und muͦtter, die alßdann kain ee miteinander besitzen oder haben möchten, die söllent noch mögent zuͦ ainicher erbschaft irs vatters noch ir muͦtter nit komen; ioch dürch gemeͣcht oder testameͣnt wol söllent die ertzogen werden von inen. Aber so die eltern sunst nattürliche künder usserhalb verdampter gepurt heͣtten, die möchten sie durch ir gescheͣft oder sunst mit zimlicher meßigung versehen, doch unschedlich den eelichen künden an dem, so inen durch gepürlich und nattürlich erb zuͦstaut.[Seite: Bl. 17 v]
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XVI 3]
So banckhart eeliche künder hetten oder ander in der abstigenden lingen, die erbent, inmaͧssen und vor von den eelichen künden gesetzt ist. Und welche banckhart ir vatter und muͦtter nit erbent, da söllent oüch herwiderumb dieselben eltern ir uneeliche künder ouch nit erben, uß gelycher ursach. Von wöllichen eltern aber die banckharten erbschaft habent, dieselben eltern mügent ouch sie widerumb erben. Und so aber die erbschaft dess banckharten nit uff den vatter, besonder uff die muͦtter zaigte und dieselb nicht in leͣben weͣr, und sunst neͣher erben nit vor handen weͣrent, so gefelt alßdann söllich erbschafft uf sin nechst gesipt erben der muͦtter halb. Und so aber der banckhart kain muͦtter, sonder lypplich geschwistergitt heͣtte von ainer muͦtter uf die zytt sins abgangs, so erbent dieselben geschwistergit vor andern fründen der muͦtter halben, doch alles, so der fall oͧn gescheͣfft beschicht.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XV 2]
Durch diß nachfolgende veͣlle mügent die eeliche und lypplich kund irer veͣtterlichen und mütterlichen wart und erbfalle benomen und enterbt werden durch testament und gescheͣft, also das söllich enterbung derselben personen mitsampt siner ursach in dem testament oder gescheͣft namlich gesetzt oder bestimpt werde; und das ouch naͧch abgang der eltern söllich bestimpt ursachen durch des abgegangen erben zuͦ denselben enterbten, ob die der in abred stienden, bewyßt werden. Und sind diß die ursachen:
Zuͦm ersten, so künder mit freveler gewaltsami ire eltern schlahen; zuͦ dem andern, so die künder schweͣr und unersamen unrecht oder freͣvel an ire eltern legen oder gen in fürneͣmend; zuͦ dem dritten, so die kündere ire eltern vor gericht beschuldigent[Seite: Rau/Sydow 25] oder ansprechent umb peͣnlich sachen oder umb sachen lyb oder leben [Seite: Bl. 18 r] anrürende, es weͣre dann das dieselb untaͧtt ain schwer verhandlung wider den römischen küng oder wider den gemainen staͧt und wesen der herrschaft wer worden oder die da ketzery antreͣffe; zuͦ dem vierden, so die künder mit gift oder in ander wyße sich understünden, das leben irer eltern abzestelen; zuͦ dem fünften, so die künder sich understanden hetten zuͦ vermischen oder zuͦ beschlauffen ir stiefmütter, irs lypplichen vatters eelich hüsfrowen; zuͦ dem sechsten, so die söne sich nit wollen verpflichten noch burge werden für ir eltern, so die in unzimlichen sorglichen gefengknussen begriffen sind, und diser vale berürt nit die töchtern, nachdem und die tochtern nit sollen bürg werden; zuͦ dem sibenden, so die künder verbietend iren eltern gepürlich testament oder gescheͣft zuͦ thuͦn, so doch söllich gescheͣft oder testament geschicht uß vernünftigen ursachen von aim gericht darfür geachtet und erkeͣnnt; zͦu dem achtenden, ob der soͧn ain offner zoͧberer oder lotter weͣr oder mit vergiftnuß umbgienge; zuͦ dem neünden, wann die tochter ain unkünsch leͣben und weͣsen ußerwelt, so doch der vatter sie nach sim vermügen wolt zuͦ der ee bestattet haͧn vor den fünf und zwaintzig iaͧren; zuͦ dem zehenden, ob der vatter sinnloͧss wurd und im dann die künde, so sie ioch rechtlich ersuͦcht werden, narung oder notturftig artzny verzyhent zuͦ raichen, als dann erbent die nechsten fründe, die sich söllicher pfleͣg underwindent; zuͦ dem ailften, so der vatter ain crist ist und die künd keͣtzer sind.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XV 3]
Weͣr sich ains erbs annimpt, der soll ouch bezalen alle schuld deß, den er erben will, ob ioch der schülde vil mer ist, dann das erb ertragen mag. Darumb so mag sich ain yetlicher bedeͣncken, ob er erben wölle; dann man mag neͣman zwingen, das er sich erbes anneͣme. Doch so setzen wir, alß ouch das die geschribne recht inhaltend: ob ainer ain erbschaft verdacht heͣtte der schüld halben, also das er besorgte, ir möchte mer sein, dann das erb weͣrt weͣre, will er dann sicher sein, das er nit mer bezalen bedörf, dann das erb ertragt, so soll er, ee und dann er sich des erbes underzücht, ain [Seite: Rau/Sydow 26] inventari machen, das ist geschrift, die da inhalt alles des, so in der erbschaft ist. Also er soll begeren an ainen amptman, das er im zuͦgeͣbe zwen richtere, und vor denselben soll er mit kuntschaft laͧssen beschryben [Seite: Bl. 19 r] alle hab, es sye ligends oder varends von stuck zuͦ stucken, nichtzit hindangesetzt, und soll ain zedel desselben inventaris gelichtergit antwürten zuͦ legen hinder ain gericht, damit alle geverde verhüt werde. Ist dann der schuld mer, also das die erbschaft nit gnuͦg ist, so wirdt er nit schuldig, ichtzit von dem seinen an die schüld zuͦ geben; ist aber etwas überigs, das ist sein als des rechten erbens. Ob er aber geverlich etwas von dem erb enthielte und nit uffschriben liesse, so soll er zuͦ ainer strauff verfallen sein, alle schulden ußzuͦrichten, ob er ioch ain inventari gemacht hette, alles ungefaͧrlich.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XII 2]
So künd, die in versenhung irer lyplichen eltern, vatter oder muͦtter, an oder enny, unbestatt ir eltern halb weren, sich selbs hinder inen verhyraten oder zuͦr ee gryffend, vor und ee sie dann fünf und zwaintzig iaͧr alt werdent, so söllend dieselben ire eltern, vatter oder muͦtter, in irem leben nicht schuldig sein, inen ainichen zuͦschatz oder hyratguͦt zuͦ geben; und so es aber zuͦ feͣllen keͣme, so söllent nichtzit destminder die andern geschwistergitt und miterben ir yngenomen zuͦscheͣtz und verglichigung der erlaͧssen erbschaft in weͣrfen. Oüch mügent ire eltern sie deßhalb in iren gescheͣften nit enterben, sonder sie sind schuldig nichtz destminder, sie erplich zuͦzelaͧssen, es weͣre dann, daz sie söllichs sust mit anderer handlung verwirckt hetten uff mainung ains besondern gesetztes davon begriffen.
So aber die künd kommend über die fünf und zwaintzig iaͧre irs alters und verhyrand sich eelich und sonder gegen erbern personen, so syen ire eltern schüldig, inen zimlich zuͦgelt zuͦ geben. Und wa sie sich des selbs nit verainen mögend, so soll das staͧn zuͦ erkantnuß vogtz und gerichtz.[Seite: Bl. 19 v]
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XVII 7]
Item wa da sind wäyssen, die weder vatter noch muͦtter haͧnd, deßgelychen wa da weͣrend sinnloͧss, toͧren, ouch die da mönig sind, zuͦ latein mentecaptos genant, darzuͦ touben, ungehörden oder stummen, ouch die, so beladen weͣrend mit öwiger kranckhait als bettrißen, so die all nit völlige vernunft habent, ir sach zuͦ handeln, da söllent die nechsten erbfründe oͧn vertziehen by verlierung irs erbs wertikait für ain gericht kommen, und umb furminderschaft bitten; und so die von aim gericht erwölt, söllent sie beschickt und mit gelübdt beladen werden, sölliche pflegnuss mit gantzen trüwen in ußgeben und ynnemen zuͦ thuͦn, als sie dann dem allmechtigen gott, ouch vor aim gericht, so sie deß erfordert werden, erbere rechnung thuͦn wollen. Und im anfange der pflegnuß söllend die fürmünder mit kuntschaft ain inventari in bywesen ains oder zwayer vom gericht darzuͦ verordnet machen, damit man ain wissen hab, was vor handen sye. Es söllent ouch die fürmünder von söllicher irer fürmünderschaft nit abstaͧn dürch trang oder begeren deren, den sie zuͦverordnet sind, sonder allain, so die formünder vermainend, daz sie uß billichen ursachen irer pflegnuß erlaͧssen werden, so soll das staͧn zuͦ ermeͣssung ains vogts und gerichtz. Und wöllen heruff ernstlich gebietende, daz furterhin yedes iäre von unserm vogt zuͦ Tüwingen uff ain genanten tag all obbestimpt formünder für ain gericht beschaiden und erfordert werden, ir [Seite: Rau/Sydow 27] pflegnuß erbere rechnung zuͦ thuͦn. Und soll alßdann daß remanet yedes pflegers insonder in ain gemain buͦch darzuͦ geordnet uffgeschriben werden.
Ob ouch söllich verordnet furmünder und pfleger ir fürmünderschaft nit recht und redlich, sonder etwas gefaͧrlichs übten, dieselben söllent nach fürbraͧchten dingen und nach erkantnuß des rechten gestraͧft, und darzuͦ den schaden deßhalb oder damit zuͦgefügt zuͦ widerlegen verbunden und pflichtig sein. Und obwol ain pfleger für sich selber obgemelter gestalt nit mißhandelt, aber dürch versaͧmnuß siner verpflicht verheͣngt und gedüldt er es von sim mitpfleger, so sindt sie mitainander zuͦ glycher [Seite: Bl. 20 r] widerlegung und schaden verbunden. Es soll noch mag ouch kain fürminder koufen söllich hab oder gütter deren, der fürminder er ist, in der zytt siner furminderschaft, weder durch sich selbs noch durch ander mittelpersonen, es werde im dann vom vogt und gericht wissentlich vergöndt.
By söllicher verpflegnuß soll ouch verstanden werden die gyderer und vertönere, in latein prodigos genant, also wa der man ain gyder weͣre, der sin guͦte unzimlich verschwendet oder zuͦ unnutz vertaͤte. Wa sich das erfindet, so soll alßdann dem mane vor gericht der gewalte genommen werden und offenlich verbott gescheͣnhen, damit mengclich verstaͧn mag, daz er fürbaß nit macht haut sines guͦtz zuͦ verendern, und soll der gewalt der froͧwen gegeben werden, die dann mitsampt ainem pfleger, der ir ouch zuͦgeben und zuͦgeordnet werden soll, das guͦte bewaren, ußgeben und inneͣmen, koufen und verkoufen, verendern und bruwchen, wie sie bedunckt nütz und guͦt sein, so lang und vil, biß ain gericht uß redlichen ursachen beduchte, daz man das guͦte dem man wol getruwen möchte. Was ouch der man, so er also wie vor entsetzt wirt, des guͦtz verendert oder mit dem guͦtte hantiert, soll alles kraftloͧß sin und der froͧwen und künden ainichen schaden gebeͣren. Und ob der man sich wider söllich verpflegnuß freͣffenlich setzen oder handeln wurde, so soll er darzuͦ mit gefengknuß, wie sich der sach nach gepürt, gestraͧfft werden.
Und söllent all pfleger obgemelt kain ligend guͦt verendern, verkoffen oder sust treffenlich sachen handeln, daran sonder gewin oder verlust gelegen ist, dann mit raͧtt und gehaiß vogtz und gerichtz; und ob daß nit beschech und den verpflegten schaden darvon ervolgte, so sol derselbig contract kraftlöß und von onwirden sin.
Und ob ain verpflegnuß groß und mit vil gescheften beladen were, damit dann ain pfleger dester zuͦ groͤsserm flyß verbunden sy, so soll im ain zimlich belonung nach gestalt ieder sach von vogt und gericht geschoͤpft werden; dann ain ieder arbaiter sinß lonß wirdig ist.[Seite: Bl. 20 v]
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 21-22]
Item die sigler, den der stat secret befolhen ist, sollend fürohin flyssig uffmercken haben uff die, so iren wybern und künden ire güttere unnotturftigklich oder umb üpigs oder unnotturftigs vertuͦns willen mit gülten, zinßen, versetzen oder in ander wege beschweͣrent oder sünst verkoufent, vertuschent oder vermertzlent; also wa sie bedunckt muͦttwillig oder unnotturftig handlung, die zuͦ schaden dienen mag inen, iren wybern oder künden, da söllent sie hinder vogt und gericht, und oͧn iren sondern befeͣlch nit siglen, sonder das anbringen und nach irem beschaid handeln. Und söllent die sigler von aim uffgetruckten sigel und secret neͣmen ain schilling, und von [Seite: Rau/Sydow 28] der stat gemain anhangendem sigel dry schilling, wie dann das von alter ouch brucht ist worden.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 24]
Item bißher sind vil bößer sachen gescheen durch etlich, die unsern stattschrybere diser unser statt und der statt insigele geflohen und by andern schrybern geschriben, ouch ander dann der statt siglere zuͦ besigeln gebetten haben; und insonder so haͧnd etlich ire gütter under diser unser stat insigel haft gemacht und die darnach aber für ledig unverkümbert verschriben, und dieselben briefe ettwan by andern schrybern gemacht, ouch mit andern insigeln dann mit der statt insigel besigelt und erber lüte damit beschalckt und betrogen. Söllichs als ain untraͤgelich boͧßhait, falsch und betruge fürzekomen und abzestricken, setzen, ordnen und wöllent wir, das fürohin alle brief, und besonder ligende gütere mit versatzung oder sunst in ainichen weg berürende, sollent by unserm statschrybere diser unser statt gemacht und mit der stat secret insigele oder mit deß amtmans insigel besigelt werden. Der statt siglere söllent ouch nichtzit sigeln dann das vom statschrybere ußgeet. So müssent die aubenthürer, so mit obgemeltem betrug und valsche umbgeͣnd, den schryber und die siglere, die der ding acht haben söllent, entsitzen. Und wöllicher briefe nach verkindung [Seite: Bl. 21 r] diser unser ordnung und willes anders ußgeen wirdt, der soll von unwirden sein, und daruff nichtz gericht, geurtailt, gehalten und der überfarer diser unser ordnung und gepots darzuͦ, wie sich gepürt, gestraͧfft werden. Und für diewyle unser bürger diser unser statt Tuwingen in obgemelter wyße zuͦ unserm statschryber verbunden sein söllen, so ist ouch dagegen unser will und mainung, das unser statschryber unser arm lütte mit dem schryberlon zimlich halte und nit bedyr; daruff ouch die siglere ir achtung haben und, so es sie bedunckt noͧtt sin oder von aim taile dess zuͦ thuͦn erfordert werden, söllent sie mit schöpfung und taxierunge billicher belonung darein zuͦ gryffen guͦt macht haben, und soll es von baiden tailen daby belyben.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 25]
Item bissher sind vil güttere in zwingen und beͣnnen diser unser stat Tüwingen gelegen uns und gemainer stat nit zuͦ clainem nachtaile und schaden, mit zinssen und gülten, der gar vil gegeben werden lütten ußerhalb unser herrschaft gesessen, für sturen, schatzungen und ander beschwerungen verschriben, haut beschweͣrt und beladen werden und wurdent furo mer und wytter beschweͣrt, wa hierin nit fürsehung bescheͣche. Söllichs fürzekomen und abzestricken setzen, ordnen und wollen wir, das fürohin zinß und gülten in unser stat Tuwingen für sturen, schatzungen und ander beschweͣrden nicht söllent verkouft noch ainicher brief darumb gemacht noch versigelt werden. Wir wollend ouch hie zuͦ Tuwingen zinse und gülten dergestalt nit mer verkoüfen noch geben laͧssen; dann söltent die füruß also wie bißher verkoüft werden, so keͣm es bald darzuͦ, das neͣmand kain aigen oder zinßfry guͦte hie zuͦ Tuwingen funde, und das sie ouch der güttere vor beschweͣrden der zinß niemandt betragen möchte; dardurch sie zuͦ grossem unbuw kommen und eͣgerden werden möchtent.
Item so sind auch bisher vil güttere von unsern burgern diser unser statt gegen ußlütten verkoüft worden, und damit und uß unflyße [Seite: Bl. 21 v] der stursetzer usser der stur komen, welliches dann uns und unser stat zuͦ schaden gedient und nit zuͦ erlyden ist; demnaͧch setzen, ordnen und wöllen wir : Ob yemandt ain guͦte in unsern zwingen und beͣnnen zuͦ Tuwingen gegen aim ußman verkoufte, so soll der verköffer on vertzüg [Seite: Rau/Sydow 29] söllichs der statt rechnern zuͦ wissen thuͦn. Dieselben rechner söllent dann söllichen verkoüf uffzaichnen, damit die stursetzer der nechstkunftigen sture wissen den innhaber des guͦtz, wie sich gepurt, mit sturen zuͦ beladen. Und ob der verköffere an dem, das er sinen verkouf den rechnern verkunden soll, sumig weͣre und söllichs uns und der statt zuͦ schaden dienen wurde, so soll der verköufer söllichen schaden ußzuͦrichten verbunden sin, und darzuͦ umb sin ungehorsami gestraͧfft werden. Und so wir aber wol erkennen, das es gemainer unser statt Tuwingen abprüch und schaden ist, wann vile der gutter ußer unser burger hand koment, sonder nutzer und besser ist, daz sie die inhaben und niessen etc., söllichs angesehen so gebent wir hier in unser statt Tuwingen kunftigclich diß fryhait: wann ain guͦte in Tuwinger ban gelegen gegen aim ußman verkouft wirdt, so soll es, vor und ee fünf iaͧr verschinen sind, kain steͣtter koüf sin und haissen; sonder keͣme ain yngesessner burger in mitler zytte, der verkofften guͦtz begerte, so soll im der köffere schuldig sin, umb sin koufsumm söllich guͦte wider zuͦ lesen zuͦ geben, on widerrede. Und ob in söllicher zytte besserung des guͦtz vom ersten köffere bescheͣhen weͣre, so soll die der bürger zuͦsampt der houbtsumen schuldig sin och zu widerlegen, nach erberer lute erkennen.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 27-28]
Item nachdem bißher vil unendlichs lichtfertigs volcks von allen landen in diser unser statt getzogen und komen ist, und nu dasselb uns und gemainer stat vil nachtails und beschweͣrd gebraͧcht haut, in vil weg unnott zuͦ erzellen, haͧnd wir gedaͧcht, dasselb durch gepurlich mittel fürzekomen, und darumb geordnet und gesetzt, daz furohin kain person in diser unser statt Tuwingen zuͦ burger sölle uffgenomen werden, sie habe dann irs manrechten guͦt brief und sigele. Die söllend [Seite: Bl. 22 r] behalten werden in der stat behaltnuß, uff das, ob ainer hienaͧch wider hinußziehen wölte, das man wissen möge, was er mit im hereingebraͧcht hab, und ine ouch nach demselben, und nachdem er sich syther gehalten haut, mit ainem manrechten, ob er des begern wurde, wider wisse abzefertigen. Es soll ouch zum andern darumb gescheen, das man wissen möge, warfur ain ieder ze halten und warzuͦ er nutz und ze bruwchen sye.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 29]
Item wöllicher furohin in unser statt Tuwingen zuͦ aim burger ufgenomen wirdt, der soll geloben und ain aid schweren zuͦ got und sin hailigen : uns und unsern erben truw und hold ze sinde, und diser unser statt nütze und fromen ze schaffen und schaden ze warnen und ze wenden, nach sim besten vermögen; und darzuͦ uns unsern amptluten und der oberkait diser unser statt und iren gebotten und verpotten gehorsam und gewertig zuͦ sind; und nit von hinen ze ziehen noch sich diser unser statt zuͦ empfrömbden, er habe dann das burgerrecht zuͦvor unserm amptman und der stat rechnern abkundt, und der statt ain guldin zuͦ abzuge bezalt, und mengclich, dem er zuͦthund ist, entricht oder benugig gemacht; und ob er mit iemanden under den stabe diser unser statt Tuwingen gehörig ze tuͦnd heͣtte, warumb das weͣre, söllichs daselbst mit recht ußzerichten und by dem selben rechten zuͦ belyben, er wölti sich dann davon beruffen; das mag und soll er thuͦn lut und inhalte der ordnung von uns gemacht, ußgeschriben und verkündt; alles getruwlich und ungevarlich.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 30]
Item wöllicher also zuͦ aim burger ufgenomen wirdt, der soll der bennanten unser statt umb das burgrecht von stunden an oͧne verzug, vor und ee er ynsitzt, geben ain guldin, und das burgerrecht, wann er darnach wider hinweg ziehen will, mit aim guldin, den er ouch bar bezalen soll, uffgeben, wie obsteet. Doch mögent vogt und gerichte im anneͣmen und abzug ains burgers zuͦ zytten uß redlichen vernunftigen ursachen dispensieren und myndern dann obsteet oder gar nichtz neͣmen. Wöllicher [Seite: Rau/Sydow 30] ouch furohin von Tuwingen ziehen will, der soll der statt geben zuͦ abzuͦge ain guldin, unangesehen ob er das burgerrecht ererpt oder erkouft habe. Und ob er vor diser unser ordnung und satzung ain burgere [Seite: Bl. 22 v] daselbs gewesen weͣre, das soll inn darvor ouch nicht schirmen.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 32]
Item wytter habent wir geordnet und gesetzt: wöllicher hie zuͦ Tuwingen gesessen lutt uffhellt, hoffet, oder herberget, die den burgeraide obgeschriben nit getan haͧnd, derselb soll von ieder persone, die er also enthalten haut, geben ain pfund heͣller zuͦ peͣne. Denn es wonend vil lute hie zuͦ Tuwingen, die uns und derselben unser statt weder gelopt noch geschworn haͧnd, daruß, wa es nit furkomen wurde, möchte vil unraͧtz erwachsen. Es ist ouch ain ursach, das gepott und verbott, so zuͦ zytten von unsern und der benanten unser statt wegen gescheͣent, verachtent werdent, das uns und obgemelter unser statt nit treͣglich noch ze dulden ist. Hierumb so verschaffent und wöllent wir, das unser vogt zuͦ Tuwingen alle menschen daselbs wonende, derhalb man nit ain claͧr gruntlich wissen haut, das sie ir manrecht und uns wie obstaͧt gelopt und geschworn habent, rechtvertigen und allen mangel, der deshalb an inen erfunden wirdt, erstatten und erfollen sölle, wie sich lüt der ordnung gepurt.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 34]
Item als ainem ieden amptman zuͦsteet, sinen underthaͧnen uff ir bitte, die von iren gloͧbigen, das ist von denen, die inen umb schulden getruwet, geloupt und gebaitet haͧnd, angefochten, genött oder geschediget werden wollen, mit gutlicher teding furstande und uffenthaltunge ze thuͦnde und wytter zug und zile zuͦ erlangen: also gepurt sich ouch den underthanen, denen tedingen, vom amptman gemacht, ze leben und nachzekomen und die gutlich zuͦ volstrecken. So aber dasselb von vil underthaͧnen oft verachtet und nit gehalten wirdt, und dasselbig ouch nit mag erlitten werden, so habent wir geordnet und gesetzt : wöllicher sich furohin ain amptman und gericht samentlich oder sonderlich ichtzit betedingen laust und der teding nit lept und gnuͦg tuͦt, der soll darumb mit veͣncknuß nach gstalt der sache gestraͧfft werden, und nutzit destminder schuldig sein, sinem glöubigen die underpfande im haft volgen zuͦ laussen und ze rummen, glycher wyße als ob er die nach diser unser stat Tuwingen [Seite: Bl. 23 r] recht, herkomen und gewonhait erlangt und erfolgt hette. Ob aber der gloͧbig umb sin schülde kain underpfand hette, so soll der schüldner, der die teding nit helt, im geben vergangne pfand, die er tryben und tragen und daruf er siner schülde wol bekomen möge; und soll wytter kains pfendens, uffruffens, vertedingens, verkundens noch ußbiettens bedörfen noch noͧtt sein kains wegs, damit die gloubigen muͦttwilliges umtrybens und uffzugs überhaben werden; doch hierinne unserm amptmann sin teͣdingpfeͣnning vorbehalten. Und diewyle uss der notturft furohin söllich tedingen fur vergessen in ain buͦch geschriben werden mussent, so soll unser amptman dasselb ynschriben thuͦn, und darumb von yedem taile zwen pfeͣnning neͣmen. Wir setzen und ordnen och: daß iemant dem andern um ainich geporgt oder uͤstendig spilgelt noch afterwett, och so iemant dem andern wissenlich zuͦ dem spil lychet, köff oder ander derglych contract deßhalb machet, nichtzig darumb pflichtig noch schuldig sy.[Seite: Rau/Sydow 31]
Item wir wöllent ouch, das lidlon oder gelihen gelte mit der bezalung vortail hab, anderst dann weͣr die schulde sunst herkomen, namlich: so unser amptman von den gloübigen lidlons oder gelihens geltz angelangt wirt, soll er den schuldner darzuͦ halten, das er dem, so er in obgemelter wyße schuldig ist, das gelte oͧn verzug geͣbe oder sovil pfand, die er tryben und tragen mag, soverr die vor handen sind, daruff er dess geltz wol bekomen möge. Deßglych sol es och gehalten werden, wa ainer um par gelt zuͦsagte zuͦ koffen. Unn mag man pfand um sollich obgemelt schulden onvertedingt umschlachen.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 35]
Item bißher ist gewonhait und der bruwch zuͦ Tuwingen gewesen: wann uff yemands guͦte clagen und verbotte gescheen sind, so ist anfangs und vor allen menschen der erst verbieter und darnach der ander und also fur und fur ainer nach dem andern ußgericht worden, als wytt das guͦt haͧt mögen raichen und dienen, und haͧnt die andern, die villicht mit beßerer gerechtigkait, uß unwissenhait söllichs verbietens des guͦtz, hernach komen und by den letsten gewesen sind, gantz mussen mangeln und galt ußgeen. So aber dasselb ganz unglych und der vernunft und billichait nit gemeͣß ist, so ist von uns geordnet und gesetzt : Wann furohin ain söllicher unfale uff iemanden oder iemands guͦte felt, das man daruf clagen und verbieten lassen wirdt, das dann von unserm ambtman daselbs alle cleͣger und verbieter aigentlich uffgeschriben, und zuͦletst, wann zwen monat vom anfang der verbietunge [Seite: Bl. 23 v] verschynent, yedem gegeben werden sölle nach anzale siner schuld, als wytt das guͦt raichen mag unangesehen das ainer der erst, der ander, der mittel oder der letzst verbieter ist gewesen, doch uns, unsern erben und nachkomen unser oberkaite hierin vorbehalten. Und ob yemands sondere gerechtigkait zuͦ söllichem guͦt hette uß verschribungen oder sunst als von schulden wegen darumb underpfand haft weͣrent, ouch umb hüsszinsse, lidlon geurtailt und ander dergelych gefryet sachen, dem soll hiedurch sin rechtens nichtz benomen sin noch werden. Und soll yeder cleger oder verbieter dem amptman geben zwen pfenning, sich inzuͦschryben. Und sollent die cläger nach verschinung der zwayen monetten irem verbott in aim monat nest darnach mit verkündung unn verer gerichtzuͤbung nachkommen ungevarlich.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 36]
Item teͣglich wirt erfunden, das vil unnutzer lychtfertiger lute, die sich selb und ire kunder in verderben richtent, erber lute anstossent, umb das ir betriegent und darnach ußtretend und vermainent, dann wider ynzekomen, wann sie wöllent; so nun söllichs nit mag noch soll gelitten werden, und ouch unser mainung und will ist, das der burgeraide obgeschriben nit allein binden sölle die, so füro zuͦ Tuwingen burger und söllichen aide schweren werden, sonder ouch die, so vormaͧls daselbs burger gewesen und noch sind, und denn derselb aide under anderm inhelt, das neͣmand sich dieser stat empfrömbden noch von hinnen ziehen sölle, er habe dann sin schulden entricht oder benugig gemacht, so ordnen, setzen und wöllen wir : Wöllicher hinfur dergestalt ußtritt, oͧne gunden und erlouben der oberkait, der soll wider sin aide gethaͧn, sin manrecht verwirckt und sin burgerrecht verloren haben: und wa er ergriffen wirdt, angenomen und darumb an sim lybe, wie sich nach gestalt der Sachen gepurt, gestraͧfft werden. Wöllicher aber von ungehorsami wegen ußtritt, der soll in die alten [Seite: Rau/Sydow 32] schweren strauff gefallen sin und ouch sin ere und manrecht verloren haben, und darumb mit im furgenomen und gehandelt werden, als sich nach unserm willen und verschaffen wirdt gepuren.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 37]
Item so ist ouch oft und dick erfunden und offentlich an den tag komen, das etlich ire guttere fur fry ledig unverkumbert aigen verschriben habent, die doch darvor andern gultbar und haft gewesen sind; wann aber söllich boßhait, betrüge und valsche nit mag noch soll gestattet werden, so ist von uns darwider gesetzt und geordnet: Wöllicher hinfur in söllicher boͧßhait und trug erfunden wirt, der soll erloͧß und umb sin manrecht komen sin, und darumb an sinem lyb oder leben, wie sich nach gestalt siner handlung gepurt, gestraͧfft werden. Doch söllent hieby vermaint werden, ob ain biderman uß unwissenhait und mit ainchen gefeͣrden im verkoufen on betrug etwas vergesse; dann der allain, so er sich deß uf sin beturunge mit dem aide purgiert, ain widerlegunge nach erkantnuß des rechten schuldig sein soll.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 38]
Item wellicher ain ligend guͦt verkouft borgs uff zil zuͦ bezalen, dem soll, wie es vormaͧls ouch gewesen und von alter herkomen ist, dasselb guͦte umb sin bekantlich koufsumen und schulde vor mengclichem, vor söllichem koufe uf demselben guͦte nichtzit noch ainich gerechtigkait daran oder darzuͦ habend, nach diser unser stat Tuwingen bruwch und herkomen haft sin, allediewyl im desselben koufgeltz ichtzit unvergolten ußstet. Und ob söllichs im koufe nit beredt weͣre, dannocht soll es lütt diser unser satzunge gehalten werden. Weͣre aber oder wurd in ainichem koufe lutter abgeredt und beschlossen, dz das verkouft guͦte umb die koufsume nit sölte haft sin, so soll dasselbig geding, so sunst nichtz darwider ist, in creften belyben, angesehen das sich ain ieder sins rechten begeben und verzyhen mag, und das ouch dem, der ain ding willigclich und oͧn noͧtt tuͦt, nit unrecht geschieht.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 39]
Item wöllicher umb yemanden ichtzit borgs kouft ligends oder varends, der soll dem verköufere uff sin begere ain benugen umb die koufsumma thuͦn, es werde bedingt oder nit bedingt, ußgenomen so der verköufere sich dess willigclich verzycht oder das nachlaͧßt.
Item so ein ussman alhie zuͦ Tuwingen mit koufen oder sust in ander weg etwas schulden machet und die nit guttlich bezallt, und so derselbig ussmann und schuldner nachgends alhie zuͦ Tuwingen ergriffen und der amptmann darümb angerufft wurdet umb hilf zuͦ bezallung, so hat der amptmann macht, den ussmann in haftung antzuͦnëmen und im zuͦ gebietten, nit von Tuwingenn zuͦ komen, er hab dan die schuld, hie zuͦ Tuwingen gemacht, zuͦvor bezallt, oder sin widerparthy deshalben claglouß und benuͤgig gemacht.[Seite: Bl. 24 v]
Item wann ain kleger ain schulde in recht hie zuͦ Tuwingen soverr erklegt, das im der antwürter die schuld zuͦ gelten pflichtig wirdt, und darumb nit verzilt ist, will sin dann der cleger nit emberen, so soll in der antwurter unverzug mit gelt ußrichten; wa er aber nit gelt hette, so soll er dem kleger pfand geben, die des drittails besser sind dann die schulde. Dieselben pfand mag alßdann der cleͣger von stund an umbtragen und verganten laussen nach der stat rechte.
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 40]
Item wöllicher hie zuͦ Tuwingen ain huße besteet gar oder ains tails oder ichtzit darin, als laden oder anders, der soll zuͦ halbem iaͧr halben zins ze geben verfallen [Seite: Rau/Sydow 33] und schuldig sin, den zuͦ bezalen, sin hüssherre wolle im dann den mit guͦtem willen lenger ansteen lassen. Was ouch yemands in ain hüße oder laden etc. von im bestanden bringt, das alles gemainlich und sonderlich, nichtz ußgenomen, soll dem hußherren umb sin hußzinsse vor mengclichem haft sin; er mag ouch das alles umb sin hußzinße darin behalten. Und ob yemands ichtzit uß sinem hußzinße teͣtt vereͣndern on wissen und willen des hußherren, der sins hußzinße dannocht nit entricht weͣre, der soll schynberlich darumb gestraͧfft werden, nach erkantnuß vogts und gerichtz.
[Übereinstimmung mit NürnbRef. 1479 XXXV 23]
Item wöllicher ainem ain huß oder laden abbestaͧt, und er will das iaͧr uß nit darin belyben, so soll der hußherr nit verbunden sin, ainen andern hußwirt ufzuͦnemen, er wölte es dann gern thuͦn, sonder ist er des hußzinß zuͦ dem weͣrtig, der im abbestanden haͧt. Weͣr aber, ob der aigenman das huß daͧrzwischen verkoufte, daran soll in der hußwirt nit hindern; doch so soll der aigenman demselben hußwirt ain andere herberg, die im gnuͦg ist, mutten, nach erkanntnuß ains gerichtz, oder aber nach anzale zinß neͣmen, weders der hußwirt will. Und welchen ain behusung ankommet, es sy durch koff, erbschaft oder sust durch ainen gerechten tittel, so söllent darzuͦ gehörn und volgen : prunnenketten, aymer, prunnensail, kornsail, schluch, ligerlig, mitsampt allem dem, das wid und nagel höbt, es werd dann deßhalb mit sondern Worten etwaß ußgenomen und verdingt.[Seite: Bl. 25 r]
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 41]
Item furo habent wir gesetzt und geordnet: Wöllicher hie zuͦ Tuwingen sin schulden nit hab zuͦ bezalen mit gelt oder pfanden oder sin kunder oder wyb laͧsst naͧch broͧtt gaͧn, daz derselb nit sölle zuͦm wyn geen, weder fyrtag noch werchtag, ußgenomen hochzittlich schenckinen siner nechsten frunde. Wirdt er aber by dem wyn ergriffen, so soll er von stunden an in feͣngknuß gelegt und allain mit wasser und broͧtte uf benugen des amptmans darin gespyßet werden. Und hieruff gebieten wir allen statknechten, pitteln, wynziehern, underköffern, kornmessern, wächtern, schitzen, allen gemainlich und sonderlich by gelüpdten und aiden, uns und zuͦ iren diensten gethaͧn, ain flyssig uffsehen uf die ding ze haben; und wa sie ain söllichen by dem wyn oder by spilen, darzuͦ er ouch verwandt sye, findent oder erfarent gewesen sin, den obgemelter maußen anzuͦneͣmen und in fengknuß zuͦ legen oder den unserm vogt zuͦ antwurten. Und wirt der amptman von ains söllichen wegen, der nit zuͦ bezalen haut, von sinen glöubigern, das ist von dem, dem er gelten soll, angerufft, ine in fengknuß zuͦ legen, so soll der amptman das selbig thuͦn, uff des glöubigen costen, der dem gefangnen zimlich liferung soll geben, nach beschaid des amptmans; doch dem amptman vorbehalten macht und gewalte, ain schuldner uß vernunftigen redlichen ursachen hie vor ze fristen.
So ain parthy mit ainer urtaile vermaint beschwert zuͦ sind und wölte sich davon berufen, so soll es damit gehalten werden, wie das unser ordnung des hoffgerichtz inhalt.
Aber nachdem bißher der bruwch diser unser stat Tuwingen nit gewesen ist, das man von aim undergange geappelliert haut, so sich aber zun zytten etlich beclagt und vermaint haben, sie syent nach gelegenhait der sach beschweͣrt etc.; damit nun neͣmandt verkurtzt, sonder yedem gedych und erfolge das, so im von rechtz und der [Seite: Rau/Sydow 34] billichait wegen gedyhen soll, so gebent wir hierin diser unser statt diß satzung: Ob furohin yemant vermainte, durch ain spruch der [Seite: Bl. 25 v] undergenger, es sye in der statt oder uf dem veͣlde, beschweͣrt zuͦ sind, so mag er sich darvon in gepurlicher zytte, neͣmlich innerthalb zehen tagen, fur das gemain statgericht beruffen und appellieren. Doch soll die appellierend parthy fur gericht ynlegen ainen guldin, damit abzuͦstricken muͦttwillig umtryben. Und was daruff als von aim gericht gesprochen wirdt, naͧch baidertaile notturfft, zuͦ und ynrede, ouch besichtung des spans in ougenschin, ob das noͧtt weͣre, daby soll es on wytter waigrung belyben.
Und nachdem bisher unser richtere diser unser statt die entschaid gethaͧn und geben habend in der statt zwischen nachpuren gegenainander, so sie irer husser halb spennig geweͣßt sind, und aber söllichs zuͦ merern maͧlen nit nott noch gepurlich ist, ain gantz gericht damit zuͦ mugen, und das gericht sunst mit vil sachen beladen und beschweͣrt ist, so setzen und ordnen wir, das sonder undergeͣnger in der stat syend und erwelt werden, namlich ir funf, darunder der ain vom gericht, der ander ain zimerman, und der dritt ain murer, und die andern sunst zwen erber man sein, und söllend diß fünf undergeͣnger macht haben, ain yede sach zuͦ entschaiden, so der span allain die nachpuren gegenainander berurt, es sye von uberbuwen wegen, von winckelrecht, troͧffrecht, von berinnen oder dergelychen sachen. Wann aber die sach ouch antrifft die gemain statt gegen der strauß, darzuͦ söllent die funf undergeͣnger ouch beruffen die zwen statrechner, oder ob die sach darnach gestalt weͣr, die uberigen richter gar; und was die funf alle oder der merer taile, yedes in siner gestalt nachdem fur sie kompt, erkennend, daby soll es belyben, es wer dann, das ainer appellieren wöllte, damit soll es gehalten werden wie obsteet. Und nachdem bisher die besitzer etlicher gutter die undermarck gegen der gemaind ringfertig gewesen sind, sie laussen zergoͧn und verlorn werden, das da schaden, arckwon und verdaͧcht uff im trögt: söllichs zuͦ furkomen so ist unser ernstlich gebott und mainung, by strauff nach gefaͧrlichkait ainer yeden sach uns deßhalb vorbehalten, das ain yeder die marckstain siner guter in eren und ufnung halte, ob aber ainer verruckt oder verlorn wurde, das er dann oͧn verzug daran sein, das der wider gesetzt und ufgericht werde, wie sich nach undergangs recht gepurt.[Seite: Bl. 26 r]
[Übereinstimmung mit Stuttgart Stadtrecht 1492 Abs. 43]
Sich erfindet in teglicher gerichtzubung, das vil zancks und rechtfertigung uß den vertreͣgen, so vatter und muͦtter mit iren kunden oder ain eegemechit gegen dem ändern thuͦn etc.; so nun unser will und gemut ist, söllich irrungen, ouch die scheden, so darvon entsteen, abzuͦstricken und zuͦ furkomen, ordnen und geben wir diser unser stat Tuwingen fur ain statrecht: Das ain yedes mensch baiderlay geschlechtz, dem gerichtzzwang daselbs underwurfig, der ain söllichen vertrag gegen sin kunden oder eegemechit machen oder thuͦn will, es berur verfangne oder andere gütter, das soll geschehen vor vogt und gerichte, also das vor inen gestalt der sach und das furnemen ordenlich furtragen soll werden. Weͣrent dann die kunder als noch nit zuͦ iren tagen und völliger vernunft komen, so söllent anfangs der kund nechsten frunde von der gebrochen hand, oder, wa es zuͦ brochner hande nit komen, sunst die nechsten frunde der kund berufft werden. Dieselben frunde söllend dann den kunden als fur ir vögt in der sach zuͦgeordnet und mit truwen an aids statt beladen werden, den kunden darin das best zuͦ raͧtten und zuͦ helfen. Und ob die frund nit möchten gehapt, soll den kunden ainer vom gerichte in obgemelter gestalt zuͦ aim vogt zuͦgeordnet werden. Und [Seite: Rau/Sydow 35] wann daruff und uf baider taile furwenden vogt und gericht erkennen mögen, das söllicher vertrag der künd halb besser gethan dann underwegen gelaͧssen sye, so soll es daby belyben und in der statt buͦch zuͦ ainer gedechtnüß, ob das begert wirdt, geschriben werden.
Item nachdem zuͦ den geschriben testamenten, so man vor den nottharien durch instrument pfligt uffzuͦrichten, vil solemnitett und sübtyllikait der recht gehört, des der gemain man nit versteͣndig noch bericht ist, und daruß bißher vil irrungen und gerichtzgeͣng bescheͣhen sind: söllichs zu furkomen setzen und ordnen wir: Ob ain persone dem gerichtzzwang diser unser statt underwirfig ain testament oder gemechte schaffen wöllte, so soll dieselb person vor vogt und gericht erschynen in aigner person und iren willen und furnemen furtragen; oder wa das kranckhait halb nit sein möchte, söllent vier oder funf richtere und nit darunder zuͦ demselben in sein huß geschickt werden. Und soverr dieselben richter erkennen mögen, das [Seite: Bl. 26 v] dieselb kranck person noch by guͦtter vernunft sye, söllent sie iren willen und furnemen vermercken und alßdann söllichs vor unserm vogt und den überigen richtern eröffnen. Ist es dann die person, so macht haͧt zuͦ testieren und zuͦ verschaffen, lut des nachgeschriben gesatz deßhalb begriffen, alßdann soll der testattor uff vorgenden sprach von aim gericht erkennt an den gerichtzstab geloben, oder wa er vor gericht nit möcht erschynen, vor den geschickten richtern mit vernunftigen und verstendigen worten sagen, das söllich furneͣmmen ir guͦtter frybedachter wil und mainung und darzuͦ nit trungen oder zwungen sye. Und so das geschicht, soll es in der stat buͦch geschriben werden und kraft haben.
Item so ain person vermainte, etwas zuͦ verschaffen, also das es erst nach sim todes abgang in wirkung geen söllte, zuͦ latein donacio causa mortis genant, soll der donator vor vogt und gericht erschynen und sin willen eröffnen; und uff vorgenden spruch von vogt und gericht deßhalb erkeͣnnt, daß söllich ybergab nach sim tod also zuͦ geschechen sin will und mainung sy, und diewyl daß zuͦ enterbung deß nesten erben dienet, soll er zuͦvor underricht und ermannt werden, sollichs nit zuͦ tuͦn, sonder sin verlaussen guͦt dem nesten erben werden zuͦ laussen; und sover dann darüber uff sollichem gemecht zuͦ tuͦn beharrt wurde und es dann die person wer, so zuͦ testiern macht het, soll sollichs mit aim gerichtz und spruch bekreftiget und aigenlich verschriben werden.
Ob aber etwar ain ubergaͧb thuͦn wölte, in mainung, das die von stund an in sin wirckung gan sölte, in latein donacio inter vivos genant, soll der donator aber vor vogt und gericht erschynen, und alda durch vorgenden spruch mit dem gerichtzstabe fry die ubergaͧb thuͦn in hand und gewalte dess, dem er verschaffen will. Und so die baide also gescheͣhen, soll es kraft haben und, ob das begert wirt, in der stat buͦch geschriben oder versigelt briefe darumb gegeben werden. Und mag sollich donacion inter vivos, es beschech dann des sonder meldung, nit wideruͤfft werden; aber donacio causa mortis mag by lebendigem lyb und guͦtter vernunft vor gericht wol widerruft werden. [Seite: Rau/Sydow 36]
Doch wöllend wir hiemit nit vermaint haben, ob ain person umb gottes und siner sel hail willen etwas verschaffen und verordnen wölte, das ist ad pyas causas, [Seite: Bl. 27 r] das es anderst nit kraft sölte haben, dann ob es in obgeschribner form gescheͣche, sonder so ist gnuͦg, wann es beschicht in bysein dess pfarrers und sunst zwayer erbern zugen darzuͦ berufft.
Diss nachgeschriben personen mögend nit verschaffen oder testament machen:
Nemlich die under iren iaͧren syend; item die noch in gewalt irs vatters sind; item die irer vernunft beraͧpt syend zuͦ der zytte des testamentz; item die, denen uß ursach verbotten ist, das sie ir guͦt nit mögend schalten und walten; item gantz stumen und die gantz nichtz gehörend; item der zuͦ dem toͧde verurtailt ist; item und ouch ain blinder, es sye dann, das vogt und gericht claͧrlich mögen erkennen sin willen, und das er uß gebrechen der gesicht der personen halb nit irre.
Item ob ainer vom andern verckung vor gericht nach der stat rechte zuͦ thuͦn begert, soll der verköffer vor gericht bestimen und sagen, in gegenwirtigkait des köffers, wie der verkoüf ergangen und mit was gilten und beschweͣrden das koufguͦte beladen sye, und daruf ain gericht erkennen: wann der verköffere des schwer ain aid zuͦ got und den hailigen, das im nit wissent, dz das verkouft guͦt anders und wytter versetzt oder verhaft sye, dann inmaͧssen er gesagt haͧt, so hab er diser zytt gefertigt, und doch daby schüldig, dem köffer schriftlich urkund zuͦ geben, ob das guͦt von yemand wytter angesprochen wurde, das er im dann ouch wytter verckung tuͦn sölle nach der stat recht, namlich zehen iar und ain tag gegen den inlendischen und zwaintzig iar gegen ußlendischen.
Item nachdem bißher etliche frye wesen alß spittal, sondersiechen und ander sich vil guttere und gulten in zwing und pennen diser unser stat gelegen undertzogen hand, dardurch der stur abpruch beschehen, und nutzer und besser weͣre, solliche ligende gutter weͣren in hand unser burger und ynwonere, die dann mit styr and ander beschweͣrd uns und [Seite: Bl. 27 v] der stat damit helfend zuͦ heben, dann so die in fry hand also fur und fur komen söllten; uff das setzen, ordnen und wöllen wir ernstlich gebietende, ob furterhin ain ligend guͦte in Tuwinger ban gelegen an die obgemelten allmuͦßen oder sunst in fry heͣnde vallen und komen werde, das man söllich guͦte mit styr und wie sich gepurt belade wie andere gutter, ungevarlich. Und sollent die styrsetzere furterhin uff sollichs truwen flyß und uffsechen haben, damit dem also gelebt und nochkommen werde. [Seite: Rau/Sydow 37]
So wir nun dise hievorgeschriben ordnung, stattuten und satzungen uß guͦtter mainung und notturft habent begryffen laussen, der hoffnung, daz die uns, unsern erben und nachkomen, ouch gemainer statt Tuwingen zuͦ guͦt und nutzen erschießen werde; damit dann söllichs dester bestantlicher gehalten und in sin wirckung und übung kom und belybe, so ist unser befelch und ernstlich mainung, daß diß hievorgeschriben ordnung, stattuten und satzungen von den richtern diser unser statt als für ain recht eehaͤftin gehalten, und das ouch alle iaͧre uf den tag, so das gerichte besetzt wirdt, inen diß buch vom anfang bis zuͦm eͣnde uß vorgelesen und daruff in ir aide gegeben werd, sollichs in iren urteln und sunst, wie sich irnhalb gepurt, fur ain statrecht und eehaͤftin zuͦ halten und zuͦ handthaben, getruwlich und ungefaͧrlich. Und behalten uns hiemit vor, söllich stattuten und satzungen, ob wir wöllen, zuͦ mindern und zuͦ meren oder gantz abzuͦthuͦnd. Datum.