Nördlingen Gerichtsordnung 1488 :: Transkription Speer 2010 / 2016

Nördlingen Gerichtsordnung 1488 :: Transkription Speer 2010 / 2016

Inhaltsverzeichnis

[Editorial]

Quelle: Nördlinger Stadtrechte des Mittelalters / bearb. von Karl Otto Müller. - München : Verl. der Kommission für Bayerische Landesgeschichte, 1933. (Bayerische Rechtsquellen ; 2) 333 - 378. (Hier ohne die Zusätze von Handschrift II)

[Seite: S. 333] Faksimile [Nördlinger Gerichtsordnung von 1488. Einleitung]

1. Die große Gerichtsordnung von Nördlingen von 1488 (mit 92 ursprünglichen, vom Bearbeiter bezifferten Artikeln) ist in zwei Handschriften erhalten, von denen die erste die Urschrift (= I), die zweite eine bald darauf angefertigte Reinschrift (= II) mit späteren Zusätzen darstellt.

Die Handschrift I umfaßt eine Lage von 2 x 18 Papierblättern (31 1/2 x 21 1/2 cm; Wasserzeichen: breiter Ochsenkopf ohne Augen), ungebunden. Auf dem Deckblatt stehen die Eidesformeln für die "Juramenta calumpnie". Das Register, das zuerst auf drei Blättern folgt, ist ohne Blattziffern, aber mit Angabe der Blattzahlen, auf denen die einzelnen Artikel stehen.

Die Gerichtsordnung ist einheitlich von einer Hand geschrieben, abgesehen von verschiedenen Notizen zu einzelnen Artikeln, und geht von Fol. 1 (= 5. Blatt) bis Fol. 32a. Auf diesem letzten Blatt der Handschrift I (Fol. 32), das dem unbezifferten ersten Deckblatt mit dem Titel entspricht, sind zwei mit dem Datum 1490 gleichzeitig niedergeschriebene Zusätze derselben Hand (Art. 93 und 94), denen zwei weitere undatierte dieser Hand (Art. 95 und 96) folgen. Eine andere Hand weisen die beiden 1496 geschriebenen Zusätze (Art. 97 und 98) auf. Auf alle Fälle ist also die Gerichtsordnung vor 1490 abgefaßt und das mit Bleistift auf das Titelblatt geschriebene Datum 1488 dürfte zutreffen. Die Hand der Gerichtsordnung I (und II) ist bestimmt nicht diejenige Ulrich Tenglers, sondern stimmt mit der Hand (12) von 1488/90 im Ordnungsbuch I (Fol. 44 ff.) überein.

2. Die zweite Handschrift der Gerichtsordnung (= II) ist in gelbliches Pergament gebunden und besteht aus drei Papierlagen [Seite: S. 334] Faksimile (30 1/2 x 21 1/2 cm), von denen Fol. 1-29 die erste, Fol. 30-41 die zweite, Fol. 42-44 (ein Blatt ist ausgeschnitten) die dritte Lage einnimmt; Wasserzeichen: Steinbockkopf. Die Artikel dieser "Reinschrift" zeigen mit Schnörkeln versehene Anfangsbuchstaben von roter Farbe; ebenso sind die Überschriften rot unterstrichen.

Auf dem Pergamentblatt steht als gleichzeitige Überschrift: [= A. T.])
Newe gerichtsordnung der loblichen statt Nordlingen.
Darunter neu mit Bleistift: 1488 und "Mit Nachträgen bis 1596."

Die Schrift des beigegebenen Registers ist eine spätere als die der Handschrift II selbst. Letztere Schrift stimmt nicht mit derjenigen von I überein, sondern zeigt andere Züge etwa derselben Zeit. Daß die Handschrift I den älteren Text hat, zeigen die Veränderungen von Art. 5 und 10 in Handschrift II (s. Varianten). [Seite: S. 335] Faksimile

[Text der Gerichtsordnung der Stadt Nördlingen.]

Register nach der Vorred der Gerichtzordnung.

[Der erst tail].
[1.] Von dem amman.
[2.] Von den urtailsprechern.
[3.] Erwelen der richter.
[4.] Wer nit richter sein mög.
[5.] Von vier beisitzern.
[6.] Von grichtz tagen.
[7.] Wann die recht verspert seien.
[8.] Von der grichtz zeit.
[9.] Von usbeliben richtern.
[10.] Vom urlob der richter.
[11.] Wann man vom gricht ufstee.
[12.] Was sachen für statgericht gehören.
[13.] Wie man umb urtel fragt.
[14.] Von urtel sprechen.
[15.] Von urtel sameln.
[16.] Bedacht der richter.
[17.] Von urtailbriefen.
[18.] Von fürsprechen wegen.
[19.] Gerichtschatz und offenlich redner.
[20.] Von gastrechten.
[21.] Clagschatz und kenngelt.
[22.] Von beistenden zum rechten.
[23.] Von lerern und anweisern im rechten.
[24.] Wer lerer und anwiser sein mög.
Der ander tail.
[25.] Umb fürbieten.
[26.] Vom ersten fürbieten.
[27.] Von fürpot.
[28.] Von fürpot.
[29.] Umb fürpot.
Der dritt tail.
[30.] Von bedacht des antwurters, des er zug und tag begert.
[31.] Clagers ungehorsam.
[32.] Umb borgschaft.
[33.] Umb schäden.
[34.] Was gewonlich schäden sein.
[35.] Do iemand sein clag oder erlangte recht ansteen lausst.
[36.] Umb schulden verantwurten.
[37.] Wie man weisen soll.
[Seite: S. 336] Faksimile [38.] Mit wem man weisen mög.
[39.] Was man weisen sol oder fürbringen.
[40.] Wie man tag geit zu weisen.
[41.] Weisung beschreiben.
[42.] Weisung rechtag.
[43.] Vom fürbringen.
[44.] Der zügen aid.
[45.] Wie man zügen fragen und verhören sol.
[46.] Eröffnung der zeugen sag.
[47.] Bedaͧcht zuͦ der einred der zugnus.
[48.] Wer nit zeug sein mag.
[49.] Von zeugen oder fürbringern.
Der vierdt tail.
[50.] Wer im rechten erlangt.
[51.] Umb vertädingt schuld.
[52.] Um pfand, die ainer selbs einsetzt.
[53.] Pfand einsetzen.
[54.] Varend hab verpfenden.
[55.] Von pfand, die örger oder verloren werden.
[56.] Von pfanden antwurten.
[57.] Wer pfand versagt.
[58.] Pfand nit helfen bergen.
[59.] Wie man mit pfanden nach der statrecht gefert.
[60.] Wem pfand zerrinnt.
[61.] Von ligenden pfanden.
[62.] Von essenden pfanden.
[63.] Was schaden uf die pfand geen.
[64.] Dem antwurter die pfandung verkünden und anpieten.
[65.] Von ligenden guͦten in der clag nit verkaufen.
[66.] Pfand verkaufen.
[67.] Wer kain pfand hat, wie man in annemen mag.
[68.] Wem umb schulden us der stat gepoten ist.
[69.] Von früchten ligender pfand.
[70.] Von heusern verpfendt {darbei umb drei zins}.
[71.] Wer pfand bei andern erfert.
[72.] Wer pfand on gericht verkauft.
[73.] Wer umb vergangen guͦt angelangt würdt.
[74.] Wer schellig oder flüchtig würdt.
[75.] Wer iemand schellig macht.
[76.] Frawen recht.
[77.] Wer us dem land fert.
[78.] Von flüchtigen.
[79.] Der des andern guͦt in siner behaltnus hat.
[80.] [wer im bad etwas verlürt.]
Der fünft tail.
[81.] Von appellieren.
[82.] Wahin man appellieren sol.
[83.] Wie man appellieren sol.
[84.] Von aposteln, die der amman geit.
[85.] Rechtfertigung der appellation.
[86.] Von schäden der appellation.
[87.] Wie man von ains raͧtz urtel appellieren sol.
[Seite: S. 337] Faksimile [88.] Der burger aid uf die appellation.
[89.] Von aposteln, die ain rat geit.
[90.] In was sachen man nit appellieren sol.
[91.] In hangender sach der appellation nit weiter handeln.
[92.] Von irrung der appellation zuͦ rechtfertigen.
[Seite: S. 338] Faksimile

Gerichtz Ordnung. Am ersten die vorred.

In dem namen der almächtigen und ungetailten Trifältikait! Amen. Der gotlichen maiestaͧt, Marie der hochgelopten und rainen junckfrawen und allem himlischen höre zuͦ lob, auch zuͦ nutz und ere diser werden und kaiserlichen stat Nordlingen, ufent[h]altung gemains nutz der burgerschaft daselbs und allermengklich, der alda ietzo und inkünftig zeit zuͦ handeln, zuͦ tuͦnd und zuͦ werben würdet, haben wir burgermaister und rate der obgemelten stat Nördlingen mit wolbedachtem sinn und muͦt, auch guͦter und zeitlicher vorbetrachtung und veraintem willen auf besonder gnaden und freihait, damit ditz stat von römischen keisern und küngen begnadet, befreit, bestätigt und gnädigklich fürsehen, auch loblich herkomen ist, mit rat und verwillen unser erber burgerschaft des grossen ratz fürgenomen und zuͦvoran betrachtet, so wir durch schickung des almächtigen gotz diser zeit zuͦ verwaltern und vorgeer diser loblichen stat angesehen, erkiest und gesetzt sein, das uns auch dargegen durch gepot des almächtigen gotz und nach gemainem rechten gepüren mög, sorg und fleis zu haben wie die stat und ir burgerschaft bei wirden und eren, auch guͦtem, erbern und loblichen wesen behalten, als die unser eltfordern herpracht und uf uns verlassen haben und nit zuͦ mindrung, unlob oder unwirden in abfall kommen werd, haben auch wolbedacht und für augen genomen, ob wir uns gleichwol geren der schlechten und alten gewonhaiten unser elteren gepruchen vermainten, das doch söllichs durch die merrung und verendrung des volks und behendikait newer find nit bestentlich sein und wa wir durch ersuchung und ernewrung der alten guten gewonhaiten mit zimlichen verendrung und ordnungen, so dem gemainen rechten und landsgepruch gemess sein, nicht zuͦ hilf und statten komen, daz sollichs in die leng nit besteen, sonder merklich irrung, einpruch, zerrüttung, zwitracht und schäden geperen mocht, als sich das oft bisher erzaigt hat.

A. Vom Rechten.

Und dieweil nun an unserm gemainen statgericht durch verendrung der leuf und andrer ursachen und missgepruch mengerlai clag, irrungen und ander ungleichait erschinen, dieweil man dann in der hailigen schrift und gesatzten rechten an menigen enden erfindet, das der almächtig got das recht und die gerechtikait ist und [Seite: S. 339] Faksimile daz von got das recht kompt und entspringt von rechten das gericht, so sterkt und bewert auch daz gericht mit dem rechten dem almächtigen got sein lob, eret den keiser und meret das reich und macht frommen menschen frid, vertigt und straft die missetat und bringt nichtz dann edel und guͦter frucht, dann es ist ain steur und grundfest aller guͦter ding und gemains nutzes, darumb sol ain ied mensch billich das recht und gericht lieb haben, eren und halten.

B. Von gerechtikait.

So aber die gerechtikait also ain übertreffend tugent ist, das si ainem ieden geit sein wirdikait und was im zuͦgehört, also ist auch die weishait des rechtens ain erkantnus aller göttlicher und menschlicher sachen und ain wissen des rechten und ungerechten.

C. Des rechten aigenschaft.

So gehört auch zum rechten, das man sölle ersamlich und fridlich under ainander leben, auch das niemand den andern solle belaidigen, dann was ainer im selbs nit wille bescheen, das sol er auch ander vertragen und daruss erkennt man das guͦt und gerecht aus dem bösen und ungerechten und das man ainem ieden sol sein recht geben.

D. Natürlich recht.

Nun haͧt ain ied mensch von dem almächtigen got zu seiner aigen natur das natürlich recht empfangen, aber der gepruch desselben rechten ist in ainem scheinbarlicher dann in dem andern, als dann in menigen ungelerten menschen dieselb übung des natürlichen rechten erfunden und gesehen würdt und dasselb natürlich recht, die den frommen menschen also durch göttlich fürsichtikait gesetzt und eingegossen sind und beleiben alweg gerecht und unverwandelt.

E. Gesatzte recht.

Aber die recht, so uns dabei auch von den hailigen vätern, den bäpsten, römischen keisern, künigen und von andern unsern frommen eltern durch schrift oder ongeschriben gesatzt in guͦten alten gewonhaiten, herkommen gegeben und gepotten, die werdent oft verendert oder us widerwertikait oder den newen bessern gewonhaiten gemain landsgepruch oder uss andrer notdürftiger gesatzt und statut zuͦ recht erkent und mit guͦtem fuͦg wol verwandelt. [Seite: S. 340] Faksimile

F. Statgericht.

Hierumb us notdurft und von zuͦkünftigs und gemains nutz wegen haben wir ain rechtvertigung, ernewrung und bestentlich ordnung mit unserm gemainen statgericht aus unsern guͦten alten und loblichen gewonhaiten und rechten, darin der grund userkürnet, auch ainstails us andren namhaften stetrechten und gemainen landspruchen gezogen, fürgenomen und gesatzt, als daz hernach von ainem stuck uf das ander aigentlich beschriben und in fünf tail begriffen ist.

Der erst tail.

[1.] Von dem amman.

Von ersten, als bisher unser gewonlich und gemain statgericht durch unsern statamman, der den stab und gewalt von burgermaister und rat gehapt haͧt und umb die urtailen ain frager gewesen ist, besetzt worden etc., also haben wir das ernewert und gesetzt, das dasselb auch füran also sölle beleiben in dem wesen und gewalt, wie und soviel im der von ainem rat geben würdt und zuͦ dem selben amman sol auch alweg ain gerichtzschreiber gesetzt werden.

[2.] Von den urtailsprechern.

Es sollen auch füran bei dem amman sitzen zwelf urteilsprecher, also wie wol vormaͧls uss dem klainen raͧt nur acht urtelsprecher naͧch ains raͧtz tafeln usgetailt, zuͦ abwechsel gewesen, so aber ain rat stätigs von diser stat reicher und armer anligend und andrer frömbder zufallender sachen wegen mit rat zuͦ halten in swerer sorg und arbait beladen, dardurch wenig statgericht gehalten, auch zuͦzeiten durch den abwechsel der räte und verendrung der richter vil so sachen verhindert und unusgericht angehangen beleiben, die ergangen handlungen zerrüt worden und ander irrungen entstanden sein, damit aber ains ratz und der stat armer und reicher, auch andrer zuͦfallend sachen durch den klainen raͧt, dest stattlicher gehandelt und nit verhindert, auch dabei daz volk mit dem rechten gefürdert werden, ouch die rät und richter durch ir müe, arbait und versawmnus destminder in abfall und entgeltnuss irer aigen sachen [Seite: S. 341] Faksimile kommen mögen, so haben wir mit besatzung des gerichtz ernewerung und verendrung fürgenomen und gesatzt, als hernach folgt.

[3.] Erwelen der richter.

Alle jar nach sant Görgen tag, so man burgermaister und rechner erwelt hat, söllen vor besatzung der anderen ampt durch ainen clainen rat erkiest werden acht erber mann aus unser gemaind, die unser gemain burgerrecht angenommen, geschworen und ersessen haben, der ieder zwai gantze jar und darnach, so lang es aim klainen rat ebnet, an das statgericht geen, das helfen besitzen zum rechten, urteil geben, fürsprechen und richter sein söllen.

[4.] Wer nit richter sein mög.

Auch sollen nun sollich erber person zu richtern erwelt und gesetzt werden, die nach ordnung des ratz frundtschaft und der sipp halben ainander nit zu nach gefründt und die zum rechten und urteil zu sprechen verstendig und tuglich sein ungeverlich.

[5.] Von vier beisitzern.

Und damit dieselben acht richter dest stättlicher und gewisslicher handeln und recht sprechen mögen, so söllen zu den vorgemelten acht richtern auch alwegen us dem klainen rat vier ratgeben, nemlich zwen der alten räte und zwen zunftmaister, die nach ains ratz tafeln alle quattemper zuͦ wechsel geen, am gericht zuͦ nechst bei dem amman sitzen; dieselben bei iren ratgeben aiden sollen ieder sein quattemper zum gericht gesworen und verpflicht gleich als die andern richter und nichtz destminder schuldig sein zuͦ ieder zeit, so man nit statgericht hat, in den raͧt zuͦ geen; doch so will dannoch ain rat ir in denselben iren quattemper schonen, so maist man mag ungeverlich, damit also ain gemain statgericht, so es gantz versamelt oder besetzt ist, zwelf richter und urtelsprecher bei dem amman sitzen ungefarlich. Aber damit durch den abwechsel der vier räte kain sach anhengig oder uf in ruͦwen beleiben mög, so söllen die selben vier der räte zum rechten am statgericht nit fürsprech sein, sonder in schöpfungen der urtailen nach den fürsprechen zuͦerst umb raͧt und urtel gefragt werden. [Seite: S. 342] Faksimile

[6.] Von gerichtztagen.

Auf das man aber dest ordenlicher zum gericht kommen wisse und das volk usrichten möge, so haben wir gesatzt, daz man füran alle wuchen am aftermontag und donrstag gemain statgericht halten soll, es wer dann, daz sollichs durch gepoten feirtag, ains ratz gescheft oder ander redlich und notdürftig ursachen verhindert wurd ungefarlich.

[7.] Wann die recht verspert seien.

Doch sollen hierin usgenomen sein diss hernaͧchgeschriben zeit, das man darin nit gemain statgericht halten sol, es wurd dann us notdurft durch ain raͧt verwilligt und zuͦgegeben: namlich die hailigen zeit in der vasten vor dem sontag Judica bis nach dem achtenden des hailigen ostertags, auch acht tag vor dem hailigen pfingstag bis am donrstag nach usgang unser jarmess, auch die zeit der erend, wie die ains ieden jars nach gestalt der erend durch ainen rat angesehen würdet, auch so man die gewonlichen statsteur geben sol 14 tag vor und 14 tag nach, als von alter herkommen ist, auch die letzten achttag im hailigen advent und die weihennächt us bis am donrstag nach der hailigen dreier künig tag.

[8.] Von der gerichtz zeit.

Sich söllen auch die richter füro zuͦ den gewonlichen und gemainen gerichtztagen zum gericht fügen zwischen sant Michels tag und ostern, wann die glogk achte schlecht und ufstan, wann es ailfe schlecht und von ostern bis sant Michels tag zuͦ siben or, bis es [Seite: S. 343] Faksimile zechne schlecht und wann die glogk schlecht die zal als obsteet, daruf die richter engagen sein söllen, so sol des ammans knecht alsdann ain urglas uf setzen und wann dasselb ussgelaffen ist, so sol der gerichtzschriber die gegenwürtigen richter ufschriben und sol man anfahen im rechten procedieren. Und haͧt ain ieder richter iegklichs gerichtztag daran man gewonlich statgericht helt, so er anders am rechten sitzt, acht pfenning.

[9.] Von usbeliben richtern.

Wann das urglas, als obstet, gar usgelaufen, welcher richter und urtailsprecher alsdann nit da ist, sol zuͦ buss geben drei pfening und beleipt der an urlob gar uss oder giengen an urlob ab, geben zuͦ buͦss acht pfening; das selb gelt sol alsdann von stundan durch des amans knecht erfordert, eingepraͧcht und in die büchs darzuͦ geordnet gelegt werden; welcher urlob erlangt, der haͧt und geit gar nichtz.

[10.] Vom urlob der richter.

Die vier zuͦgesetzt richter von den räten, waͧ der ainer uf ainen gerichtztag aus ains ratz, seiner aigen oder andrer gescheften nit [Seite: S. 344] Faksimile kommen könnd noch möcht, der sol selbs an sein stat ainen andern des ratz an das gericht zuͦ sitzen erpitten oder die buss verfallen sein; ob aber ainer kainen der rät erpitten künd, das sol er an burgermaister bringen.

Aber die acht erkiest richter haben nit macht uszuͦbeleiben oder ander an ir stat zuͦsetzen, es verhindre dann ainen leibs oder herrn not oder ander redlich ursachen, so sol er das mit wissen und erlauben ains obern burgermaisters tuͦn ungefarlich.

[11.] Wann man vom gericht ufstee.

Wann also das recht angefangen ist, so sollen die richter am rechten ungefarlich uf drei stund sitzen und wann man also drei stund gesessen ist, so sol man vom gericht widerumb ableuten und mögen die richter alsdann wol kain newe klag mer annemen, sonder die bis uf den nechsten gerichtztag ufziehen, es wer dann ain sach oder clag vormals in das recht tragen und anhengig, darin mögen si wol ferrer procedieren oder ufschlahen bis zum nechsten rechten. Sollichs sol uf der richter willen besteen und der ufschlag der parteien gerechtikait unschädlich sein.

[12.] Was sachen für statgericht gehören.

Der amman und die richter haben zuͦ richten und urtailen umb geltschulden und umb all ander irrung und sachen, die ain rat für si schafft oder von der ainung für si geschoben werden, wie sollichs von alter herkomen ist an der ainung; doch söllen si nit richten über das pluͦt, todschleg, übeltaͧt, heiratguͦt, erb und aigen, gescheft, seelgerät, übergaben und ander dergleich grosser sachen, die für ainen rat oder ainung gehören, es wurd dann durch ainen rat us gutem ansehen für si geschafft; und also was über ain pfund. statwerung ist und nit darunder, dann was von ainem pfund oder darunder [Seite: S. 345] Faksimile ist, darumb sol und hat ain burgermaister macht zu richten, als von alter herkommen ist. Ob er aber daz nit entschaiden möcht oder in gedeucht, die sach irrig oder zuͦ schwär sein, mag er das für das statgericht oder ainung nach gestalt der sach weisen oder für rat betagen, und ob ain sach für gericht käm, die von altem herkommen für ainen rat oder ainung gehören. darüber söllen si nit richten, sonder an sein gehörig end weisen.

[13.] Wie man umb urteil fragt.

Und was sachen als obgemelt zum rechten gesetzt werden, der ist der amman oder in sinem abwesen sein verweser ain frager umb die urtailen, die er am ersten an des klagers fürsprechen, darnach an des antwurters fürsprechen und füran an die richter vom raͧte und alsdann für und für von ainem bank an die andern nach irem sitz tuͦn.

[14.] Von urtailsprechen, so si drei sachen haben.

Wann der amman urtel fragt, so mag der richter, an dem die frag ist, waͧ er der urteil nit gentzlich underricht wer, sagen daz er sich mit den andern richtern besprechen und underreden wölle, damit ain urteil gefasst werd, die dem rechten gleich und gemess sei und mag alsdann wol ain ander sach fürnemen und wann die richter zwo oder drei sachen ungefarlich haben, so mögen si die leut haissen ustreten und alsdann von den hingesetzten hendeln urtailen schöpfen und in welchen sachen si urtailen erfinden, die söllen durch den gerichtzschreiber ufgeschriben und alsdann all urtailen in ainer ieden sachen offenlich verlesen werden.

[15.] Von urtel sameln.

Ob zuͦ zeiten ain richter, wann man urtel samelt, ain urtel gessprochen und in gedeucht darnach, ain ander hett ain rechtlicher urtel und besser mainung vor im, so möcht er wol von siner urtel fallen und der andern, die in rechter und besser gedeucht, verfolgen. [Seite: S. 346] Faksimile

[16.] Bedaͧcht der richter.

Wann die richter von den urtailen reden und iendert in sachen nit bericht weren, urtailn zu geben, das sollen si in eröffnung der andern urtailn auch verlesen lassen, also daz si in den selben sachen der urtailen bedacht nemen, als recht ist, sechs wuchen und drei tag; ob es aber ee gefürdert oder das die sachen von gerichtz wegen lenger verzogen wurden, das sölle der parteien gerechtikait unschädlich sein. Alsdann söllen die fürsprechen den handel, wie er im rechten geprucht, muntlich oder, ist er etwas lang oder tapfer, in schrift ainem klainen rat fürbringen, wann es dem rat fuͤgklich ist, ratz und underschids begeren und alda ain urtel schriftlich annemen und dieselben urtel ungefarlich zum nechsten statgericht den richtern eröffnen, alsdann den partheien zuͦ öffnung der urtel tag setzen baiden tailen oder dem ain, so der ander ungehorsam wer, eröffnen und im rechten procedieren, als sich nach dem rechten gepürt.

[17.] Von urtelbriefen.

Wurd im rechten erkennt, brieflich urkund zuͦ geben, so söllen sich bedertail fürsprechen des handels rede, widerrede und was im rechten prucht ist, mit dem gerichtschreiber verainen und rechtfertigen und ob si darin schreg wurden, des söllen si für den aman und die richter kommen und sich daselbs erkonden, alsdan sol der urtelbrief in ains ratz cantzlei verfertigt und mit der stat gerichtz insigel und sunst durch niemand besigelt werden.

[18.] Von fürsprechen wegen.

Haben wir geordnet, welcher richter nun füran zuͦ ainem fürsprechen genomen würdt, er hab vor in der selben sach im rechten geredt oder gehandelt oder nit, wann dann der richter, so vor in der selben sach zum rechten geredt het, nit in der stat oder krank wer, so sol der, so also gevordert würdt, dem selben daz wort sprechen, daͧmit man niemands rechtlos lauss oder im rechten verkürtz [Seite: S. 347] Faksimile noch versawm, es wollten dann die partheien selbs gütlich uf den ersten fürsprechen verziehen; der selb verzug söllt dann den partheien an iren gerechtikaiten unvergriffenlich sein; doch in welcher sach ainer ainem daz wort spricht, in der selben sach sol er wider die selben partei, der er vor geredt, wa er anders die selben sach und gehaim am rechten empfangen hett, nit fürsprech sein. Wa man aber in die hauptsachen oder an die gesprech, davon zuͦ raͧtschlagen, dannocht nit kommen wer, so sol und mag er wol dawider fürsprech und redner sein.

[19.] Gerichtzschatz und offenlich redner.

Und wiewol vormaͧls an unserm statgericht nit alweg offenlich zum rechten geredt worden, daruss zuͦ zeiten nachred, irrung und argkwon entstanden ist so haben wir doch, söllichs zuͦfürkommen, daz verendert und gesetzt, daz nun füran offenlich an unserm statgericht zum rechten geredt werden sol. Und damit also durch söllichs offenlich reden noch durch fürsprechen niemand witer beswert noch gedrungen werde, auf daz haben wir geordnet, daz ain ieder clager, wann er des fürsprechen begert und nempt in ainer sach, ausserhalben des gewonlichen clagschatz und bekenngelt nit mer dann drei pfenning zuͦ gerichtschatz geben sol in die büchs darzu geordnet und bedarf den vorsprechen noch richtern in der selben sachen nit witer gerichtschatz geben. Waͧ sich aber der antwurter mit dem clager vor dem gericht verainen, im der clag gesteen und bekennen, daz ainichem tail nit not tuͦn würd fürsprechen zu nemen, die selben bedurfen auch dreier pfening nit geben. [Seite: S. 348] Faksimile

[20.] Vom gastrechten.

Ob ain gast usserhalb bei dreien meil wegs ungeverlich von unser stat wonhaftig zuͦ ainem unser burger zu clagen hett und wöllt ie nit baiten oder clagen an den gemainen wuchengerichten, daran man gewonlich statgericht heltet, sonder in gastzweis, der sol zuͦ aim burgermaister geen und in darumb bitten; so sol im der burgermaister sagen: Nachdem man gewonlich alle wuchen zwaimal gemain statgericht halt, so wöll er im sein gastrecht an der selben tag ainem ergeen lassen, als recht ist; wöllt er aber daran kain genügen und ie ain gastrecht haben, so würdet im das uf sein costen zuͦ halten erlaupt, also daz er soll daz gewonlich fürpot gelt, auch des amans knecht, das er die richter mant, acht pfening und darzu für den gerichtzschatz ain pfund unser statwerung, oder wer die sach als klain, fünftzehen pfening ausserhalb des gewonlichen clagschatz geben. Waͧ aber gest im Riess oder innerhalb der ferr, als vorstet, ungeverlich umb unser stat gesessen sein, den sol man kain sonder gastrecht noch in gastzweis, sonder halten uf die gewonlichen gerichtztag mit gerichtz und clagschatz nach der stat recht als vorstet.

Aber wann ain gast zuͦ ainem burger in gastz oder burgers weiss clagt, so sol man im mit lutern worten von gerichtz wegen vor öffnung der urtel sagen und vorbehalten, uns, ainem rat, unser oberkait, auch ob iemands vormals mit recht uf den antwurter erlangt hett nach unser stat recht und gewonheit, das desselben gastz ietzig erlangen und rechtfertigen uns und den bemelten allen unentgolten sein werd.

[21.] Clagschatz und kenngelt.

Wer im rechten clagt umb schulden {schmach, letzung oder lemung}, der sol mit der clag den gewonlichen clagschatz einlegen, nemlich von iedem guldin drei pfenning und von aim pfund werung ain heller; doch wär die somm so gross, so mag der aman darin gnaͧd thuͦn, und wann der antwurter der clag bekennt, sovil des bekennens ist, geit der antwurter damit von iedem guldin ain pfening in ains ratz kennbüchs und würdet die clagt schuld, desglich die bekent schuld in das gerichtzbuͦch vor zwaien richtern bezeugt und eingeschriben, als von alter herkomen ist. [Seite: S. 349] Faksimile

[22.] Von beistenden zum rechten.

Es sol kain richter mit den parteien an die gesprech geen denn allain die fürsprechen, es berür dann ainen die selb sach, das in der clag oder antwurt zum rechten verfasset und angedingt sei; und ob ainem richter die partei verwandt oder so nach gefründt wer, der bedarf darumb vom gericht nit ufstee, bis man umb die selben sach urteil geben will; so sol er umb urtel nit gefragt werden, sonder wann man von der urtel raͧtschlagt, so mag er wol darvon treten, aber usserhalb der richter mag ain ieder biderman dem andern wol ungefarlichen beistand zum rechten thun. Doch so sol niemands vor gericht mit den fürsprechen reden noch im ichtz eingeben noch zu rawmen [!] dann der oder die person, so im rechten angedingt sein, aber an dem gesprech mag ain jeder in den sachen wol raten ungefarlich.

[23.] Von lerern und anweisern im rechten.

Auf das aber dannoch nieman im rechten verkurtzt und die person, die ir sachen und recht nit volkomenlich ersteen oder den fürsprechen zuͦreden mögen, auch fürsehen werden, so sol man frawen, wittiben und kinden, die nit zu iren volkommen jaren kommen sint, gaistlichen personen, stummen, unbesindten, plinden, thoren, ungehörig, lerer oder anweiser usserhalben der richter geben, dieselben mögen dann an derselben stat vor gericht mit den fürsprechen zuͦ reden haben ungefarlich.

[24.] Wer lerer und anweiser sein möge.

Und damit niemands darin gefärdet noch beswert werde, so sollen ainer frawen elicher man oder ist der nit bei der hand, ir nechster fründ, desglichen der wittiben, kinden, gaistlichen personen, stumben, unbesindten, ungehörig, toren pfleger oder nechst fründ lerer oder anweiser sein. Ob aber der kainer bei der hand weren, ir guͦt landtman ungefarlich.

Finis prime partis.

Der ander tail.

[25.] Umb fürbieten.

Auf welchen tag als obberürt ist, gemain statgericht gehalten werden, sollen die gewonlichen fürpot am nechsten tag darvor von [Seite: S. 350] Faksimile mittag zeit bis zum aubend, das man vesper leut, durch unser drei gesworen püttel und statknecht bescheen; wann aber die knecht das fürpotgelt eingenommen hetten vor der bemelten zeit, so mögen si das fürpot darnach naͧch der vesper thuͦn ungefarlich, und geit man zuͦ gewonlichem fürpotgelt namlich ain burger ain heller und ain gast zwen pfennig. Waͧ aber das fürpotleuten usserhalb unser stat, die für unsern stab gehören, bescheen, daz sich die büttel darumb hinuss müssen verfügen, davon geit man innerhalb ainer meil acht d(e)n(a)r(e), darüber sechtzehen pfenning.

[26.] Vom ersten fürpieten.

Würdet ainem zuͦ hus, zuͦ hof oder under augen, als obstet, fürgepoten und daruf im rechten beclagt und verantwurt die clag durch sich selbs oder ander von sinen wegen, so geschicht darumb, was recht ist. Waͧ er aber nit kompt und das fürpot ungehorsamlich veracht, so kennt man in clagfellig und procediert man nichtz destminder wider in naͧch der stat recht, ieman pring dann für redlich ursach siner verhindrung.

[27.] Von fürpot.

Kompt ain burger us der stat, es sei durch verpot, verclagen, verschulden oder sinen aigen freien willen, ist er iemands schuldig darumb sein guͦt, das in unserm zwang behaft oder ligend ist, iemands eingesetzt, verschriben oder verpfendt wer, wöllen sein gleubiger, den er zuͦ tuͦnd ist, seiner zuͦkunft nit zuͦsehen, das mögen si thuͦn nach der stat recht und begeren rechtz zuͦ im, so sol man im sollichs zuͦ wissen tuͦn und ainen rechtag setzen und kompt er oder iemands von sinen wegen, so geschicht zwischen in, was recht ist.

Waͧ aber ain unser burger sein narung usserhalb zehen meil wegs von unser stat hett, also das man im in ainem tag ungefarlich tagsatzung nit bequemlich zuͦschicken möcht und sein glaubiger rechtz zuͦ im oder sinem guͦt, daz in unserm zwang begriffen wer, begeren wurden, so sol man im söllichs in schrift und daͧmit rechtag, also das man im in ainem offen brief under der stat insigel drew fürpot ze endthaftem rechten peremptorie verkünden und in dabei bei seinem burgeraid und pflichten hieher manen, daz er die clag durch sich selbs oder seinen volmächtigen anwalt im rechten verantwurt. Und so ferr er das tuͦt, so geschicht zwischen sinem anclager und sein, was recht ist. Waͧ aber das nit beschee, wöllen dann die cläger [Seite: S. 351] Faksimile ie procedieren, so sol man dem antwurter mit urtail zuͦ offner thür drei maͧlen rüffen, alsdann sol man uf söllich usbeleiben und ungehorsam gen demselben und sinem guͦt volfaren und ergeen laͧssen, was recht ist.

[28.] Von fürbot.

Wurdet ainem ze hus oder hof fürgepoten zuͦ den zeiten, das er nit anhaim wer, so mag im der püttel dasselb fürpot, waͧ er ine desselben tags ersehen oder ankommen möcht sagen; es söllen im auch sein husgesind dasselb fürpot schuldig sein zuͦ wissen tuͦn. Wurd er aber deselben tags nit erfunden und hernach gesehen, so mag im der püttel verkünden auf den nechsten gerichtztag zuͦ erschinen und waͧ darin verachtung beschee, so geschieht dargegen, als sich uf ungehorsam gepürt.

[29.] Umb fürpot.

Wer iemands als obstet, zum rechten fürpoten, und daz der nit erschin auf die zeit, als das fürpot bescheen, daͧmit er clagfellig und in seinem abwesen zuͦ seinem guͦt gericht wurd als recht ist. Kompt er aber in mittler zeit, eemalen der clager mit den pfanden nach der stat recht gentzlich volfaren und die vergant het und sagt redlich ursachen, darumb er nit hett mögen zum rechten kommen, so sol man mit den pfanden ruͦw haben und den antwurter in sollichen ursachen hören und bezeugt er die, des zuͦ recht gnuͦg ist, so sol man auch uf des clagers clag sein antwurt ufnemen und alsdann naͧch dem allem umb die hauptsachen und schäden, ob die der cläger von gerichtz wegen empfangen hett, bescheen lassen, was recht ist.

Sequitur tertia pars.

Der dritt tail.

[30.] Von bedaͧcht des antwurters, des er zug und tag begert.

Würdet jemand im rechten beclagt und er sagt, im sei die clag frömbd und bedachtz zug und tag notdürftig, waͧ sich dann die partei darumb gütlich verainen, daz hett sein bestand; waͧ si aber darumb urtel begeren, so geschieht, was recht ist. [Seite: S. 352] Faksimile

[31.] Clagers ungehorsam.

Würdet iemands zum rechten fürpoten und erscheint, aber der clager kompt nit, die weil daz gericht sitzt und das ungehorsamlich veracht, so würdet der antwurter uf sein erfordern vom rechten absolviert und ledig erkennt und er mag darnach den clager umb die schäden, die er redlichen darumb genomen haͧt, anlangen als recht ist und ist der clager umb sein ungehorsam dem gericht verfallen sechtzig pfening, er bring dann redlich ursach oder eehaft für; darumb beschicht was recht ist.

[32.] Umb borgschaft.

Waͧ bürgen gesetzt werden zuͦ mitschuldner unverschaidenlich, so hat ihener wol macht, daz er umb sein schuld beclag, welchen er will ungefarlich. Aber in welche schäden der beclagt darumb kompt, die söllen im die andern sein mitschuldner helfen tragen. Sind aber die bürgen nit unverschaidenlich, sonder schlechtz uf den selbschuldner bürg worden, so sol man den selbschuldner anfechten, bis an im bezalung geprüst, daz er weder varender noch ligender güter hat und in rechtfertigen naͧch der stat recht. Und waͧ ainer unverschidenlich bürgen hat, geit der ainem on der andern wort und willen frist, es hand die andern auch frist; laͧsst er auch also ir ainen ledig, so sint die andern auch ledig.

[33.] Umb schäden.

Würdet iemands umb schulden beclagt, die on schaden zuͦ bezalen verschriben oder bezeugt werden, als recht ist oder daz ainer dem andern sonst umb schäden, sambsäl, schmertzen, zerung und der gleichen mit recht oder vor unser stat ainung empfelt und beclagt den dar umb, die selben schäden sol er alle naͧch lengin gar luter benennen und dem antwurter seiner einred dawider gestat [!] werden. Wie dann die richter nach gestalt der sachen uf ir baider red und widerred dieselben schäden taxieren, die sol der clager mit seinem aid behalten, daz er dieselben schäden volligklich ee mer dann minder darumb empfangen hab. [Seite: S. 353] Faksimile

[34.] Wie gewonlich schäden sein.

Alles fürpotgelt, gerichtschatzgelt, clagschatz und der gleichen legt man gantz dar; aber umb die urtelbrief oder daͧ ainer bezeugt, daz er us redlichen ursachen gesawmpt worden ist, darumb man das recht widerumb vornen anfacht, die selben schäden all legt man nur den halben tail dar. Und die schäden, die uf pfandung geen, rait man uf die schuld und werden uf den pfanden ufgepotten. Wer aber umb alle schäden verschriben ist, darumb beschicht nach inhalt derselben verschreibung, was recht ist.

Doch sol es mit der juden gesuch gehalten werden, als naͧch unser stat gewonhait herkommen ist ungefarlich.

[35.] Do iemand sein clag oder erlangte recht ansteen lausst.

Haͧt jemand uf den andern mit recht clagt oder nach der stat recht erlangt und sein clag oder erlangt recht aus freiem willen oder us seiner aigen versawmbnus oder in ander weg, wie daz beschee, ain viertel jars ruͦwen und ansten lasst, so muͦss der clager sein clag und recht von newem anfahen, er hett es dann mit nemlichen worten wissentlich dem antwurter zuͦ lieb und mit sinem verwilligen gethaͧn ungefarlich. Doch het er darvon vormals clagschatz geben, so bedarf er alsdann füran nit mer clagschatz davon geben. Wann aber nit lauters wissen vorhanden ist, daz er das recht als obgeschriben dem antwurter zuͦ lieb ansteen lassen, sol es vornen angefangen werden.

[36.] Umb schulden verantwurten.

Wer umb schulden beclagt würd und ist der schuld in lawgen, so ist recht, daz der selb sein lawgen mit dem aid bestätt und ist es übereich und will er den aid nit geren tuͦn, so mag er den selben dem clager haim legen, daz er sein übereich damit behalt. Waͧ aber der clager icht urkund fürbringen vermaint, die sol gehört, dem antwurter sein einred vorbehalten werden und darumb bescheen, was recht ist. Spricht aber der clager, er wöll in weisen oder zuͦ im bringen, des zuͦ recht gnuͦg ist, daz er im die schuld zuͦ tuͦnd und der unbezalt sei, das sol man ufnemen, als hernachfolgt, wie recht ist. [Seite: S. 354] Faksimile Und was in des clagers fürbringen oder weisung oder vom antwurter mit seinem rechten bevor behalten würdet, darumb sol ferrer bescheen, was recht ist.

[37.] Wie man weisen sol.

Die klag und sach, die man weisen will, sol gewonlich ain sach sein, dabei der, der do weisen will, selbs gewesen sei und die mit sinem aid vor beteuren und waͧr machen und alsdann naͧch im die zeugen sweren söllen, daz sein aid waͧr, rain und nit main sei als hernaͧchfolgt. Waͧ aber iemands begert, sein fürbringen ufzuͦnemen, do tuͦt nit not, das der fürbringer selbs dabei gewesen sei, sonder ist recht, das man die erbern person, die darumb fürgeworfen zügknus geben und gehört werden als recht ist, wie hernaͧch underschiden würdt.

[38.] Mit wem man weisen mög.

Würdet iemands mit urtel ufgelegt, daz er icht weisen oder zuͦ ainem bringen sol, des zuͦ recht gnuͦg sei, der mag kainen burger beweisen dann mit burgern und nit mit gesten und söllen die burger gesworen sein, fürnamlich ainer des klainen ratz und ain ander unser burger.

[39.] Was man weisen sol oder fürbringen.

Waͧ ain clag ist umb schulden, so legt man gewonlich dem clager uf sein erpieten und des antwurters lawgen ain weisung uf. Wer es aber umb geheiss, geding, täding und dergleich händel, darinn sol man nach gestalt der person und sachen zuͦ zeiten ain weisung, zuͦ zeiten ain fürbringen erkennen, nachdem iede sach oder person argkwenig oder nicht luter ist, es möcht sich begeben, wann man gleichwol ain fürbringen erkennt und daz gehört hett, und daz recht [Seite: S. 355] Faksimile dannoch dardurch nit geleutert wär, man möcht demselben darzuͦ ainen aid oder ain weisung uflegen.

[40.] Wie man tag geit zuͦ weisen.

So ainem weisung mit urtel ufgelegt würdt und begert darzuͦ zug und tag, so geit man im gegen innlendern sechs wuchen und drei tag und usslendischen achtzehen wuchen und newn tag und er muͦss dann uf des widertails begeren die zeugen benennen und die werden eingeschriben.

[41.] Weisung beschreiben.

Ain clag und sach, die ainer weisen soll oder will, die sol man gar aigentlich von stundan in das gerichtbuch beschreiben in gegenwürtikait baider partheien und in daz vor offem gericht verlesen, daz der weiser bekenn und höre, was er weisen sol.

[42.] Weisung rechtag.

Wann die parteien in der obbemelten zeit zum rechten kommen. so sol der weiser die person, die im zuͦ der weisung helfen wöllen, fürstellen und sol dem widertail darzuͦ verkündt sein und lausst im der weiser im rechten angedingt reden, daz er mit denselben person vermain, sein weisung zuͦ tuͦn und begert daruf die clag und sach, die er weisen will, zuͦverlesen. Auf daz begert der weiser ainer urtel, ob im nit pillich die person mit iren aiden zuͦ der weisung helfen oder mit iren aiden emprechen, so würdet mit urtel erkennt, das si im pillich mit iren aiden helfen oder mit iren aiden emprechen. Auf daz so dingt des weisers fürsprech dieselben fürgestellten person in daz recht an, daz si die warhait in den sachen bestätten helfen, niemand zu lieb noch zuͦ laid ungefarlich.

Waͧ denn der widertail wider dieselben person einred zuͦ haben vermaint, das si zuͦ der weisung nit tuglich oder ob der weiser mit in weisen mög oder nit, das mag er uf denselben tag thuͦn, so geschicht uf ir aller red und widerred derselben person halben, was recht ist. Und waͧ dann die person zugelassen werden, so begert der weiser die zügen zuͦ fragen, ob si im zuͦ der verlesen weisung mit iren aiden helfen mögen oder ob si im mit iren aiden emprechen mögen, so [Seite: S. 356] Faksimile steet es dann allain daruf, daz ain iede person für sich selbs on undersprechen der andern sagen sol ja oder nain und bedürfen vom gantzen oder von umbständen nichtz sagen und sagen si ja, so swert der clager, der die weisung thuͦt, ainen gelerten aid, daz dem in warhait also sei, wie die eingeschriben weisung innhalt. So schweren die zügen daruf, daz desselben aid waͧr, rain und nit main sei. Daͧmit haͧt er der weisung gnuͦg gethan und püsst der widertail dem gericht uf gnad drissig pfenning, wirt gelegt in die sondern geordneten büchs hievor bestimpt und der stat sechtzig pfennig. Sagten aber die zeügen nain, will dann der clager, der si zuͦ der weisung fürgezogen hett, so müssen si im des mit iren aiden emprechen also daz si im sein vermessen, ufgelegt und eingeschriben weisung nit gehelfen mögen und si sweren oder nit, so muͦss der weiser dem gericht zuͦ buͦss geben vier pfund und dem raͧt acht pfund on gnad; und es möcht die sach so gross sein, es steet die buͦss zuͦ ains ratz erkantnuss. Das ist darumb gesatzt, daz man sich destminder leichtfertiklich weisung vermess.

[43.] Vom fürbringen.

So aber iemand ain fürbringen mit brieven oder erbern leuten aufgelegt oder zuͦgelassen würdet und er begert zug und tag, die geit man im, als obgeschriben steet von der weisung.

Waͧ er aber zug und tag begert, als recht ist, so geit man im den zuͦ inlendigem fürbringen sechs wuchen und drei tag und zuͦ usslendigem fürbringen achtzehen wuchen und newn tag und sol er die person, damit er sein fürbringen thun will, benennen und waͧ dann dieselben person in andern gerichten gesessen, si weren gaistlich oder weltlich, so sol im uf sein begeren urkund oder commissari gegeben [werden], uf das dieselben person als recht ist, gehört und ir sagen in schrift verslossen, im rechten fürpracht werden. Aber die person, so alhie gesessen sein, söllen vor offem gericht oder durch baider tail fürsprechen uf ainen sondern tag für si gefordert, beden tailen darzuͦ verkündt werden, die sehen zuͦ sweren und waͧ die parteien bed kommen oder nit, so söllen die zeugen nichtz destminder gehört werden, als recht ist, und sweren als hernach folgt.

[Zusatz 1500: Den richtern gepürt sich zu sagen: So sich iemant ains fürbringen erbeut und sollich fürbringen an frömbden enden und orten, [Seite: S. 357] Faksimile doch inner lands tun will, damit dann aim rat und dem gericht nicht nachtail noch schimpf entstand, so soll der fürsprecher des, so sich ains fürbringens erbeut, im rechten begeren, im zu verhörung der zeugen commissari zu geben, wie dann lawter in der gerichtzordnung begriffen ist.

Und wiewol in gemelter gerichtzordnung bi anderm stet, so sich iemant ains fürbringens erbeut und daz hie thun will, das denn dem gegentail darzu verkündt werden soll, die zügen sehen und hören zu schweren etc., so weist doch das gemain recht solch verkundung zu allen gelaiten, zugkschaften zu thun; darum sollen sich die richter in iren urtailen darnach richten und die stellen, das dem widertail, so aim ioch an frömden enden ain fürbringen ufgelegt wurdet, darzu auch verkundt werd.]

[44.] Der zugen aid.

Das ir in den sachen, darumb ir fürgeworfen sein und gefragt werden, ain warhait sagen, was ew darin wissentlich sei, niemands zulieb noch zuͦlaid und darin nit ansehen wöllen weder fründtschaft noch veindtschaft, müet noch gab, neid oder forcht, gunst noch lieb noch kain ander sach dann allain die ware gerechtikeit getrülich und ungefarlich, also helf ew got und alle hailigen.

[45.] Wie man zeugen fragen und verhören soll.

Wann die zügen geschworen haben, so sol man ieden insonderhait verhören und iedem, ob er will, den gantzen handel eröffnen oder allain nur die sachen, darumb das fürbringen ist und in ermanen bei dem gesworen aid ain warhait zu sagen, dann waͧ er daz nit tätt, so verleugnet er gottes mit dem falschen sweren, er beswert sein nechsten mit unwarhait und betrug den richter und verfüret den zu ainer ungerechten urtel. Und man sol den zügen nit zugeben, das si sich mit ainander underreden. Alsdann sol man den zügen anfengklich selbs vom handel sagen lassen und, sovil zu der sach diene, beschriben und im dasselb verlesen, ob es sein mainung sei und wann er das bekennt und ob ain person von der sach nit so lauter saget, so mag man in wol witer fragen, damit man ains ieden zügen wissen und gestalt der sachen aigentlich ergründen und erfaren mög und dieselben zügknus sol man alsdann verslossen halten und kainem tail eröfnen, bis si zum rechten kommen. [Seite: S. 358] Faksimile

[46.] Eröffnung der zeugen sag.

So die zeit des fürbringens verschinen, als obgemelt ist, so mag der ander tail im zum rechten fürpieten und sol alsdann in irer beider tail gegenwürtikait die zügknus am ersten und darnaͧch ist icht brieflich urkund vorhanden, eröffnet werden und mag alsdann der ander tail sein einred, auch si baid witer ir notturft im rechten fürwenden, so geschieht dann daruf, was recht ist.

[47.] Bedacht zu der einred der zeugknus.

Ob ain tail sagt, er wer bedachtz zuͦ der zügknus zuͦ reden notdürftig, den geit man in vierzehen tag, doch muͦss er sein notdurft für die gefärd mit seim aid bestätten, es wurden dann sollich ursachen für die richter im rechten gepraucht, darumb beschicht was recht ist.

[48.] Wer nit zuͦg sein mag.

Vor dem statgericht mag kain fraw wider man züg sein; wer auch im pann oder in der aucht und davon nit absolviert ist, will der iemands bezeugen oder ainem seins rechtens oder ainer weisung verhelfen, mag dann ihener, mit dem oder denen, der in in den ban oder aucht gethaͧn oder darein pracht haͧt oder mit gwissen briefen und urkunden fürpringen oder selb drit mit erbern leuten, die es gesehen, gehört und ain wissen haben, das er im pann oder in der aucht und davon nit absolviert sei, beweisen, wie recht ist, so mag er kain züg sein noch kain recht helfen bestätten. Desglich wer mainaid oder nit eelich geporen oder so leichtfertig ist, daz er guͦt für er nempt und söllichs vor gericht bezügt oder bewisen würdt, als obstet, der sol kain zügknus geben, aber sonst sol ains jeden biderman zügknus verhört werden, si bezeug wenig oder vil nach dem rechten.

[49.] Von zeugen oder fürbringen.

Erpüt sich iemand ains fürbringen oder beweisung mit sinem aid oder andern leuten, die er benent, so mag im die wider parthei darein reden, das er oder si kain zügknus oder recht mit iren aiden bestäten mögen, wa si anders söllich person wären, die es, als vorstet, nit tuͦn künden; und man geit im auch des zu sinem fürbringen zug und tag als oblut, und das sol alles bescheen, ee im der aid ufgelegt oder die person zuͦ zügen zuͦgelassen werden. Dann welcher so lang schweigt, bis mit urtel im der aid ufgelegt, die zügen zuͦgelassen [Seite: S. 359] Faksimile wurden, rechtlich gesagt oder zügknus geben hetten, so mag er ir aid und person füran nit mer irren ungefarlich.

Der vierdt tail.

[50.] Wer im rechten erlangt.

Waͧ iemand dem andern siner schuld im rechten bekennt oder umb schuld fellig würdet mit urtel nach der stat recht, der sol in der darnaͧch inner den nechsten acht tagen bezalen. Ob er daz nit tuͦt, so mag der clager zuͦ usgang der acht tag zum burgermaister komen, der leicht im dann ainen knecht, dem sol der schuldner guͦte, ungefarliche werhafte varende pfand, die dem selben gelt seiner schuld gemess sein, geben an allen verzug und widerred und er ist dem knecht darumb schuldig, ist es ain gast, acht pfenning, aber ain burger als von alter herkommen.

[51.] Umb vertädingt schuld.

Auch haben wir gesetzt, welcher ainem ain bekentliche schuld zuͦ tuͦnd verfallen, die er uf vergangen zil sollt bezalt haben, es sei frawen oder man, würdet es darumb mit rechten fürgenommen oder komen unfürgepoten für recht und hinderm rechten vertädingt und bekennt in das gerichtbuͦch zu ferrerm zug: also waͧ er die selben auch nit hielt, das dann ihener sein schuld uf in als mit recht erlangt haben sölle, begab sich dann, daz der selben täding nit nachkommen, wurd dann der glaubiger daz dem burgermaister clagen, so haͧt der burgermaister macht im ainen [Seite: S. 360] Faksimile knecht zuͦ leihen, der sol im dann umb die selben verfallen und vertädingten schuld varend pfand geben, damit sol er füran gefaren nach der stat recht. Wurd im aber an varenden pfanden zerrinnen, des mag er am rechten erfaren und verpfandung uf den ligenden guten erlangen und aber füran damit handeln und procedieren nach der stat recht, als hienach underschaiden würdt.

[52.] Umb pfand, die ainer selbs einsetzt.

Wer dem andern us guͦtem freien willen umb sein schuld varende pfand haimtregt, einsetzen will, die uf ain nemliche zeit zuͦ widerlösen ligen ze laͧssen, waͧ dann der schuldner solliche pfand uf die gegeben frist und bestimpte zeit nit erlöset, so haͧt der glaubiger alsdann, ob er will, wol macht, mit sollichen haimgetragen und eingesetzten pfanden oder des schein für gericht zekommen. Daselbst sol im der entschaid gegeben werden, als hett er die mit dem rechten erlangt; wann im dann an der selben varenden pfanden, so er mit den nach der stat recht gefaren, icht zerrinnen wurd, so muͦss er dem schuldner umb die usstenden schuld zum rechten fürpieten, so geschieht zwischen in, was recht ist.

[53.] Pfand einsetzen.

Es sol niemands dem andern ligende güter, die in unser stat steur begriffen sein, verpfenden noch einsetzen, dann vor unserm rat, als daz von alter herkommen ist. Ob es aber darüber beschee, so sol doch sollich versatzung unpindig und der selbig in ains ratz strauf und peen verfallen sein. [Seite: S. 361] Faksimile

[54.] Varend hab verpfenden.

Antwurt ainer dem andern varende pfand, die man getreiben oder getragen mag, die sol er in sein hand haimen und liess er die dem schuldner, der im die eingesetzt hett in seiner gewalt, so mag ain andrer mit dem rechten wol daruf clagen und sich der underwinden als recht ist.

[55.] Von pfanden, die örger oder verloren werden.

Clagt ainer, er hab ainem pfand eingeantwurt, die seien erger oder schadhaft oder verloren worden in desselben gewalt, wann dann derselb mit seinem aid beweisen mag, daz er die pfand ungefarlich als sein aigen guͦt bewaren und behalten und die durch sein gepruch gevarlich nit gemindert hab, so ist er der clag ledig und er sol des schadens oder ergerns nit entgelten an siner schuld, will er aber sollichen aid nit gethuͦn, darumb geschieht, was recht ist.

[56.] Von pfanden antwurten.

Wer dem andern sein guͦlt von schulden oder burgschaft wegen mit gutem willen haimpringt, ee er von andern fürgepotten beclagt oder flüchtig, würdet er von iemands darumb angelangt, mag er dann sweren, das im die pfand mit seins schuldners guͦtem willen, ee er von andern fürgepotten beclagt oder flüchtig worden, eingeantwurt seien, so söllen im die selben pfand beleiben, also das er damit gefar nach der stat recht und die überteurung andern, den ihener schuldig beleipt, nach dem rechten volgen laͧssen.

[57.] Wer pfand versagt.

Welcher dem andern pfand versagt, die im mit recht ertailt und durch ainen burgermaister erlaupt und den gesworen knecht erfordert sein, der ist zuͦ buͦss verfallen dem rat zehen pfund und dem gericht vier pfund. Und geschicht es so gefarlich oder mit fräveln [Seite: S. 362] Faksimile widersetzen, so haͧt in ain rat witer nach gestalt der sachen zuͦ straufen und nichtz destminder söllen die statknecht ihenem der pfand verhelfen und die selbs nemen, wie und waͧ si die ungefarlich bekommen mögen.

[58.] Pfand nit helfen bergen.

Wie wol nach unser stat recht und gutem altem herkommen hie gewonhait ist, daz kain burger dem andern sein guͦt hie verpieten, iedoch sol auch iemands dem andern sein guͦt, vor den er schuldig ist, die im rechten uf in erlangt hand oder so iemand fluchtig worde ist, gefarlich helfen bergen oder verhelen noch haimen, dann waͧ das bei iemand erfaren oder befunden, der wurd darumb aim rat zuͦ buͦss verfallen sein zehen pfund und dem gericht vier pfund und mag der glaubiger denselben mit recht darumb fürnemen und 18 sol zwischen in bescheen, was recht ist.

[59.] Wie man mit pfanden nach der stat recht gefert.

Kompt iemand hinfüran für unser statgericht und hat varende pfand oder der schein, die im umb sein schuld eingesetzt sein oder hab die mit recht oder sonst ordenlich in sein gewalt pracht und erlangt, will er damit gefaren naͧch der stat recht, der sol das durch sinen fürsprechen thuͦn und darumb underschids begeren, alsdann sol man im den underschid geben, daz er die selben pfand vor gericht naͧch unser stat gewonhait offenlich ufpiet zuͦ verkaufen uf vierzehen tag gegen ainem unserm burger und dasselb bezeug mit zwaien gezeugen, ainem gesworen und ainem ungeschworen und sollichs dem antwurter alsdann durch ainen gesworen unsern statknecht zuͦ hus, zuͦ hof oder under ougen verkünden und im die auch anpieten sölle nach unser stat gewonheit und ob der antwurter nit anhaim und er wisset, in waͧ er wär, so sol er im das mit schriftlicher urkund verkünden und anpieten und wann dann die selben vierzehen tag verschinen, so sein die selben ufgepoten pfand umb die selben summa vergangen. Doch also: Der clager sol die selben varende vergangen pfand darnaͧch zuͦ ainer offen gesworen kewfflerin [Seite: S. 363] Faksimile fürlegen und die zuͦ failem kauf dannoch acht tag ligen lassen; löset si der antwurter nit in der selben zeit, bis die acht tag auch verschinen, so mag der clager, dem si vergangen sint oder der am maisten daruf gelegt haͧt, mit sollichem pfanden als mit sinem aigen guͦt gefaren und ist dem antwurter alsdann deshalben nit witer darumb zuͦ tuͦnd schuldig und man erkennt und geit daruf im alsdann uf sein erfordern und begeren ainen brief.

[60.] Wem pfand zerrinnt.

Begeb es sich, das iemands an varenden pfanden, so er die, als vorstet, umbgeschlagen het, zerronnen wär und im an siner schuld icht dannoch usleg, der sol für gericht kommen und sollichs durch sein fürsprechen erfordern und melden; daruf sol man im underschaid geben, daz er zum burgermaister gang, der leicht im aber den knecht mit dem ferrer naͧch varenden pfanden, die siner usligenden schuld gleich und gemess sein. Waͧ die vorhanden sein geen [!], die sol auch der antwurter oder in sinem abwesen sein gesünd und fründ unverspert auch geben und verfolgen lassen.

Wurden die versagt oder nit gegeben, so hand die statknecht macht und gewalt, die pfand selbs zuͦ nemen und geit dem knecht aber zuͦ lon, als vor berürt ist, alsdann sol er dieselben pfand oder der schein für gericht bringen und damit handeln und gefaren, als hie vor stet naͧch der stat recht und was im über sein schuld bevor belibe, daz sol er dem antwurter wider umb raichen und folgen laͧssen ungefarlich.

[61.] Von ligenden pfanden.

Wer, als vorstet, mit varenden pfanden siner schuld nit mag bezalt werden und nichtz mer dann ligende guͦt vorhanden weren oder da ainer sonst ligende gut mit dem rechten erclagt und erlangt oder daz ainer die ordenlich naͧch unser stat gewonhait verpfendt [Seite: S. 364] Faksimile und die pfandung und bezalung darab erfolgt hett, der sol das mit fürsprechen vor offem gericht erschainen lassen und underschids begeren, so geit man im den entschaid, daz er zum burgermaister gee und in bitt, im zuͦ bezalung mit den ligenden guͦten zuͦ verhelfen und vergönnen; alsdann leicht im der burgermaister ainen knecht, der im daz ligend guͦt zuͦ anlait verspent mit dem span, schollen oder wasen, darnach es ist, und geit dem knecht zuͦ lon als obstet, mit demselben anlaitschein sol der clager für gericht kommen und durch fürsprechen begeren, wie er damit ferrer nach der stat recht gefaren sölle, so würdet im underschid gegeben, daz er dasselb pfand durch den anlaitschein vor gericht umb sein schuld aufpiet zuͦ sechs wuchen und dreien tagen gegen ainem unserm burger und niemands andern, und sölle das bezeugen, auch sollichs dem antwurter verkünden und anpieten als obstet. Und wann die sechs wuchen und drei tag verschinen sein, so ist dasselb ligend pfand umb die summa vergangen, doch also; er sol die selben ligenden pfand durch den knecht, dem er aber sein vorberürten Ion darumb gipt, uf dem markt usrüfen und es dannocht vierzehen tag zuͦ failem kauf sten lassen und löst es der antwurter in der selben zeit nit, so mag der, der am maisten daruf gelegt hat, damit gefaren als mit seim aigen und rechten erkauften guͦt und ist dem antwurter darumb nit witer schuldig und man erkennt und geit im alsdann des uf sein begeren, ob er will, urkund brief und was über des clagers schuld an söllichem pfand bevor, steet dem antwurter zu.

[62.] Von essenden pfanden.

Kompt iemand für gericht umb underschid von pferden, küe oder anderm vich, essenden pfanden, dem- geit man den entschaid, daz er die auch zuͦ acht tagen ufpiet vor gericht und bezeug, auch dem antwurter verkünd als obsteet und sol es dieselben zeit an ainen fütrer, das ist aim offen wirt stellen und wann dieselben achttag vergeen, so sol er es lassen uf die gant reiten oder ziehen und darnach acht tag zuͦ failem kauf steen lassen. Würdet es nit gelöst, so sol es mit gehalten werden, als oben von andern vergangen pfanden geschriben steet. [Seite: S. 366] Faksimile

[63.] Was schaden uf die pfand geen.

Was redlicher gerichtzschäden ungefarlich uf die gant und pfandung geen, die schlecht man gewonlich uf die pfand zuͦ der erclagten und erfolgten schuld.

[64.] Dem antwurter die pfandungen verkünden und anpieten.

So dem clager die underschid mit den pfanden, als obenstet, gegeben werden und sich nun der antwurter verpürg oder gefarlich us der stat gieng, daz man in zuͦ verkünden und anzupieten nit fünden wisste, das sol der clager vor gericht eröffnen. Möchten dann die richter erkennen oder merken, daz es gefarlichen gescheen were, so söllt im vergündt werden, mit den pfanden zuͦ gefaren, als recht ist und wer der antwurter zuͦ buͦss verfallen ainem raͧt sechtzig pfenning und dem gericht drissig pfenning. Waͧ aber die richter kain gefärd befünden oder erkennen mögen, auch weder wissen noch erfaren, was sein verhindernus oder gescheft wer, damit er dann zuͦ rugk nit ubergriffen, auch des gewisslicher gehandelt werden mög, so geit man dem cläger den entschaid, er sölle den antwurter, wie und waͧ er in betreten mög mit botten oder briefen innerlands und usserlands auf zwaintzig meil wegs in vier orten des lands, in stetten, dörfern und märkten mit fleissigem nachfragen suͦchen und im die pfand ufpieten und verkünden laͧssen abermaͧls zuͦ sechs wuchen und drei tagen und daz zuͦ ligenden pfanden; wären es aber varende pfand, auf vier meil wegs zuͦ vierzehen tagen. Waͧ dann dem antwurter also verkündt und sich das an den poten bei irem aid erfind, als recht ist, und er nit erschin, so liess man dem clager mit den pfanden dannoch gefaren nach der stat recht als oben stet. Waͧ man aber den antwurter in bemelter zeit nit gefunden und bezeuget mit dem püttel, das er im zuͦ hus und hof die pfand ufgepoten und verkündt, auch mit den poten, die in, als obensteet, auf die vier ort gesucht hetten, so sol man dem antwurter zuͦ dreien malen zuͦ der pfandung offenlich rüfen und im die anpieten und kompt er nit, so lasst man die pfand auf die gant legen oder treiben und zuͦ failem kauf usrüfen und ligen laͧssen die zeit als obenstet. Und kompt der antwurter oder sein volmächtiger anwalt oder iemands seiner guten fründ oder seins gesünds, die es dem antwurter haimlösen und annemen wellten mit barem gelt, wie daz pfand vergangen ist, das muͦss der clager dulden; kompt aber niemands von sinen wegen, so sint die pfand im oder dem, der daruf [Seite: S. 366] Faksimile geschlagen haͧt, haimgefallen und söllen im beleiben und niemand witer darumb schuldig sein, es beleib dann icht über oder zerren[n], damit sol es gehalten werden als obstet und man geit und erkent alsdann, ob es der clager begert, mit recht brief und urkünd.

[65.] Von ligenden guͦten in der clag nit verkaufen.

Wann ainer füran umb schulden mit recht beclagt oder das uf in erlangt würdet, wöllt derselb sein ligend guͦt gefarlich verkaufen oder anderswa verkümbern, versetzen oder verpfenden, daz wirt im nit gestattet, damit so uf in erlangt und seinen schuldnern, gen den er im rechten stünd, an varenden pfanden zerrinnen, das si dardurch irer schuld gefarlich nit mangel haben wurden, sonder uf den ligenden guͦten ir usstenden schulden häbig sein und bekommen möchten.

[66.] Pfand verkaufen.

Begeb sich, so iemand pfand, si weren ligend, varend oder essende lebende pfand, wie die namen haben, als obenstet, ufgepoten und hett kainen unsern burger, der die kaufen wöllt, so sol des amans knecht die pfand ungefarlich dem gelt gleich kaufen und damit furter, als obenlut, gehandelt werden und wann die pfand allerding vergangen sein, begert dann der knecht oder der cläger von des amans knecht solliche pfand widerumb zu kaufen, die sol er im geben in dem gelt, wie im die vergangen sint und sol er dem knecht umb sein müe von iedem guldin ain pfenning und von iedem pfund ain heller geben. Doch was über zwaintzig guldin oder zwaintzig pfund ist, darumb sol er nit mer dann vier und zwaintzig pfennig geben und ist das pfand ligend und der clager nit unser burger und das pfand in unser statsteur gelegen, das sol er darnach in jarsfrist ainem unser eingesessen burger verkaufen und vertigen nach unser stat recht und sol und mag die essenden lebenden pfand in acht tagen nach der pfandung verkaufen auch nach unser stat recht.

[67.] Wer kain pfand hat.

Wer iemand schuldig ist, uf den man nach unser stat recht erlangt haͧt und alles mit den pfanden vergangen ist, bis das sein varend und ligend guͦt an der bezalung geprist oder da ainer gantz nichtz weder pfand noch gelt zuͦ geben hat, so sol der clager, so er nit anders will, sollichs vor gericht anbringen; alsdann geit man im [Seite: S. 367] Faksimile mit urtel ain entschaid, daz er daz dem burgermaister fürbring und in bitt im der zalung von im zu verhelfen oder us der stat piet. Also leicht im der burgermaister ainen knecht und lasst dem antwurter sagen, das er sich mit dem klager umb sein schuld vertrag und in bezal inner acht tagen oder aber inner denselben acht tagen aus der stat gee und darein nit komm, bis der clager bezalt oder benügig gemacht ist. Waͧ dann der antwurter daz verachten und der klager das dem burgermaister clagen wurd, so wirt der angenomen und leicht im knecht und fangknus auf des clagers zimlichen costen, bis er bezalt würdet. Doch sol der clager oder iemands von sintwegen mit den knechten geen und waͧ die knecht in in unser stat vindent, usgenommen in der kirchen oder im bad, in des clagers gegenwürtikait annemen; und wann daz beschicht, legt man in ein uf des clagers costen wie obstet. Und insonderhait, waͧ iemand usserhalb seins hus oder iemand in ainer andern wonung anzaigt würdt, do mag man suchen; wurd der nit funden und an denselben huswirt begert, ander beschliess ufzesperren und wöllt daz nit thun noch globen, daz er nit wisset iemands in seim hus, den man suͦchet, daz sölt der ain knecht aim burgermaister anzaigen furter geschafft werden aufzeschliessen und suchen zuͦ laͧssen, damit dem rechten sein gangk gelaͧssen und nit gehindert werd. Wöllt derselb dannoch nit ufsperren, so haben die knecht selbs macht, die beschlüss zuͦ öffnen, zuͦ suchen und zuͦ handeln, so sich gepürt, wie hie vor steet und der oder die ungehorsamen umb ir widersässikait in ains raͧtz strauf steen und behalt ain burgermaister ainem rat sein oberkait bevor.

[68.] Wem umb schulden us der stat gepoten ist.

Würdet iemands von schulden wegen us unser stat clagt, wer denselben darüber gefarlich hawset oder hof et, essen oder trincken geit in unser stat, würdet der beclagt und erfindt sich, das er muͦss auch us der stat, bis ihener siner schuld bezalt oder darumb vergnügt würdet, und muͦss darzuͦ zuͦ buͦss ainem raͧt zehen pfund und dem gericht vier pfund geben, doch mag er mit sinem aid bereden, das er nit gewisst hab, das im die stat verpoten gewesen sei, so sol er das auch nit entgelten. [Seite: S. 368] Faksimile

[69.] Von früchten ligender pfand.

Wem ligende pfand, es seien wisen, äcker oder gärten nach der stat recht vergangen sint, dem sollen auch die frücht, die daruf steen, damit verfolgen.

[70.] Von heusern verpfendt.

Ob iemands ain hus nach der stat recht vergangen, wer dann der antwurter selbs darin, so sol er das in acht tagen, nachdem si vergangen sint, rawmen. Hett er aber frömbd leut umb ainen zins darin gehalten, den sol man sollichs verkünden, also wär es nach sant Michelstag, daz si uf ostern rawmen oder wär es nach ostern, daz si uf sant Michelstag rawmen und usziehen söllen und der zins seid der zeit daz hus als obstet verkauft und vergangen verfallen sol dem selben kewfer und der zins darvor verfallen dem antwurter verfolgen.

[71.] Wer pfand bei andern erfert.

Hett ainer uf iemand mit recht erlangt und möcht weder mit varenden noch ligenden pfanden gar bezalt werden und für und für im rechten procediert als obstet, erfür oder wisset derselb iendert ligend oder varend hab oder güter in unserm zwang, die seins schuldners, des wir zuͦ recht mächtig, wären, daz sol er dem burgermaister anbringen, der haͧt macht, das zuͦ verpieten und sol dem, der das gut innhaͧt, zum rechten verkünden, so beschicht zwischen den tailen umb dieselben pfand, was recht ist; wann dann derselb vormaͧls daruf erlangt hett und die pfand mit recht behalt, der sol damit ferrer gefaren, wie recht ist, ungehindert dero, so vor im uf den schuldner erlangt und die hab nit gewisst noch anclagt hetten, es belib dann etwas bevor, stend denen, so vor uf in erlangt hetten, zuͦ iren rechten.

[72.] Wer pfand on gericht verkauft.

Verkauft iemands dem andern sein pfand, die er im umb schuld eingesetzt haͧt on erlauptnus des rechten, das ob drissig pfenning wert ist, würdt er darumb angesprochen von dem, des si gewesen, [Seite: S. 369] Faksimile dero dann wir zuͦ recht mächtig sint, und der mag die mit seinem aid beheben, so sol der selb verkeuffer ihenen sein pfand widerumb zuͦ sinen handen pringen umb sein versetzt schuld und ist der verkeufer, der es also durch sein aigen gewalt verkauft hat, zuͦ puͦss verfallen ainem rat zehen pfund und dem gericht vier pfund.

[73.] Wer umb vergangen guͦt angelangt würdt.

Würdet iemands umb ligend oder varend guͦt angelangt, daz die sein und nit mit gerichtz ordnung einzogen oder vergangen [seien] und wöllt die mit seinem aid für sein guͦt behalten hat derselb, der umb das vergangen gut angesprochen würdt, nit gerichtz urkünd oder mag das mit dem gerichtzpuͦch dem aman oder aim ald zwaien richtern nit weisen, mag er dann selb drit weisen mit aiden als recht ist, das er das guͦt mit recht naͧch unser stat gerichtz ordnung behalten und erlangt hab, des sol er geniessen und damit sein guͦt behalten haben.

[74.] Wer schellig oder flüchtig würdet.

Würdt iemand von schulden wegen selbs flüchtig oder schellig und erfindt sich das, sol man alsdann den clagern, den er schuldig ist, uf ir anrüfen sein hab und guͦt verpieten und zuͦ seinem guͦt naͧch der stat recht richten, als ferre sein guͦt raicht und sein leptag die stat meiden und mag ain erber raͧt gegen seim weib und kinden uf der tail anrüfen oder für sich selbs fürnemen und handeln, was sich nach gestalt jeder sach gepürdt.

[75.] Wer iemand schellig macht.

Macht iemands den andern schellig und ungewiss, der vor nit flüchtig ist und erfündt sich das mit recht, der sol im den schaden, den er darumb genomen haͧt, ablegen nach erkantnus der richter und zu buͦss geben dem raͧt zwaintzig guldin rinisch.

[76.] Frawen recht.

Es hat auch kain fraw nit gewalt mit irs elichen mans guͦt, des über fünf schilling, ie drei heller für ain schilling, statwerung ist, on iren man nichtz zuͦ tuͦnd, weder mit bürgschaft, rechtfertigen, [Seite: S. 370] Faksimile versetzen, verkümern, verkaufen, verschaffen, vergeben noch in ander weg. Si mag auch nichtz daran verrechten noch kainen schaden daran tuͦn, es sei dann das si mitsampt irem man kauft oder verkauft oder sich mit im verschriben oder verwilligt hab oder das si mit irs mans guͦt zuͦ failem markt und kraͧm stand und on iren man kaufmanschaft treib, kauf und verkauf ungefarlich.

[77.] Wer us dem land fert.

Nimpt iemand guͦt dings uf und fert daͧmit in das land, ist er jar und tag us und es nit eehaft not irrt, auch nit im land ist, das er in jar und tagen wol kommen möcht, sol er jemands gelten, underwindt sich derselb, von dem er die hab, damit er us dem land ist gefaren, angenomen hat, seins guͦtz herhaim mit dem rechten oder ob er im nachfert mit wissen und willen ains erbern raͧtz und in ainem andern gericht mit recht zuͦ bezalung benött, des soll er gen niemand entgelten.

[78.] Von flüchtigen.

Würdet iemand flüchtig und fert im ainer naͧch und erwischt in, was er dem geit ze gelt oder ob er im pfand geb, daran hat kain ander gelter kain recht, doch sol er mit den pfanden gefaren, als recht ist und beleipt icht über, daz sol den andern und nechsten clägern werden.

[79.] Der des andern guͦt in seiner behaltnus hat.

Nimpt jemand des andern hab oder guͦt an in behaltnus oder in ander weis, würdet es schadhaft, verloren, verprint oder verstolen und umb denselben schaden oder verlust angezogen, mag er dann bezeugen oder ainen aid sweren als recht ist, daz er dasselb guͦt durch sinen gepruch gefarlich nit gemindert oder beschedigt, auch das als sein aigen guͦt behalten und verwart hab oder so es im verstolen, verprennt oder verloren wär, daz im sein aigen guͦt damit auch verstolen, verloren oder verpronnen sei, so ist er ihenem darumb emprochen, lausst er aber ichtz darin bevor oder weren deshalb brief oder schriften vorhanden, darumb beschicht was recht ist. [Seite: S. 371] Faksimile

[80. Zusatz von 1500] Verlierens halb im bad.

Der fünft tail.

[81.] Von appellieren.

So volgen hernach etlich artikel, darin appellieren verboten ist.

Wie wol die getruckten und beswärten im rechten durch appellation und berüfen zuͦ der oberhand ir hilf und zuͦflucht mögen haben, so haben die hailigen vetter im gesatz baider recht die ihen, so us überfluss und frävel oder unmässig berüfung fürnemen, nit zuͦgelaͧssen noch die zuͦ hilf der appellation darumb erfunden, das die den unrechten oder boshaften in irer gefärd ainicherlai enthalt oder behelf pringen sölle. Wann aber bisher durch überflüssig und unordenlich appellation vil widerwertikeit entstanden sein, dardurch die unsern oft zuͦ schaden und waͧ sollichs nit fürkommen, ainen misstrawen oder ander gefarlich einpruch bringen möcht, darumb so wollen wir ietzo, das söllich frävel und überflüssig appellation, die im rechten verpoten sein, füran vermieten werden. Dann so ob iemand darüber söllichs fürnem, so wurde derselben appellation nit stat geben, sonder uf des andern tails ersuchen im rechten nichtz destminder procediert, auch der und die, die söllichs fürnemen, auch die in der helfen anhangen, in swere strauf angenomen, darvor sich ain ieder wiss zuͦ hüten. [Seite: S. 372] Faksimile

[82.] Waͧhin man appelliern sol.

Item von unserm statgericht mag man sich in urtailen oder entschaiden, der iemand beschwert wurde, für burgermaister und klainen raͧte und von aim klainen raͧt für die kaiserlichen maiestät und sonst nindert ain berüfen.

[83.] Wie man appellieren sol.

Wurde jemand in ainer urtel an unserm statgericht beswerdt, der mag im fuͦssstapfen oder darnach in zehen tagen den nechsten appellieren mundtlich oder schriftlich vor unserm statgericht; so ferr aber uf dieselb zit nit gericht wer, unserm stataman die selb berüfung zu verkünden. Derselb sol dann die geappelliert partei für daz nechst gericht beschaiden und sagen, das er dem andern tail auch verkunden lass, werde man im ferrer antwurt geben. Es soll auch die geappelliert partei gerichtzbrief vordern und nemen, die man gipt als hernach stet.

[84.] Von aposteln, die der aman gibt.

Item waͧ iemand von urtailn an unserm statgericht ergangen mundtlich oder schriftlich geappelliert hat, so sol er, desglich die widerpartei der antwurt vom gericht warten, ob und wie man der appellation volg geben wöll, so erkennt man für apostel den gerichtzhandel, daruf geit dem berüfenden tail der aman vor gericht in beiwesen der widerpartei die antwurt, er söll sich darumb in vierzehen tagen den nechsten zuͦ aim obern burgermaister fügen und kurtze tagsatzung begeren und erlangen, in der zeit auch bei dem gerichtzschreiber fleissig übung zuͦ tuͦn, die gerichtz handlung für die apostel under des amans sigel verschlossen anzuͦnemen und vermeltem burgermaister zuͦ antwurten; dann waͧ er das nit tät, so wurd die urtel in ir craft geen und ferrer im rechten procediert und darzuͦ in straf und puͦss fallen aim raͧt vier pfund und dem gericht zwai pfund und auf den handel umb die apostel vier bemisch werung und dem aman sechs pfenning vom sigel geben. Und ob die appellation von ainer beiurtel geschee, so söllen die eingelegten beswerungen mitsampt der appellation darein gezogen, wer sie von ainer endurtel, so sol allein die appellation gesetzt werden.

[85.] Rechtfertigung der appellation.

Es söllen baidteil mit iren alten vorsprechen am statgericht auf ains erbern raͧtz tagsatzung erschinen und nach ains erbern ratz [Seite: S. 373] Faksimile gewonhait zuͦ recht andingen und die geappelliert parthei anfangs den gerichtzhandel ir für apostel geben einlegen und daruf durch vermelten sein fürsprechen sein beschwärd erzelen. Doch waͧ die appellation von ainer beiurtel gescheen wer, so söllen allain die vor eingeprachten beswerungen und dhain ander von newem eingefürt werden.

Wer aber die appellation von ainer endurtel, so mag ain ieder alle sein rechtlich notturft auf den ergangen gerichtzhandel fürwenden und sol darumb gescheen, was recht ist, und die gemelten fürsprechen bei der urtel nit sein, aber die der rät der zeit am statgericht gewesen, mögen wol dabei sein und urtailen naͧch irem besten versteen und wurde übel geappelliert und am statgericht wol geurteilt erkennt, were dann der sach icht witer zuͦ handeln, daz sol vor dem statgericht voltzogen werden nach dem rechten. Waͧ aber ain erber rat erkennet übel geurteilt und wol geappelliert oder ain ander urtel spricht, so söllen die partheien ferrer von aim erbern rat entscheiden werden, es were dann die appellation von ainer beiurtel gewesen, die die hauptsach in dhain weg berürt, so möchte ain rat alsdann die parteien zuͦ ferrer handlung der hauptsach wider für daz statgericht weisen und alda ergeen laͧssen, was recht ist.

[86.] Von schäden der appellation.

[a] Item welcher tail der urtel uf die appellation verlustig wurd, der sol sich mit dem widertail umb die schäden derselben appellation redlich genomen in acht tagen den nechsten gütlich vertragen, die erwonnen partei wöllt dann gegem widertail die gütlich ruͦwen und ansteen lassen. Beschee daz nit, hett dann ain rat des gerichtz urtel aberkennt, so söllt uf des begerenden tails anrüfen ferrer rechtag für ain raͧt gesetzt und die schäden alda mit recht gemässigt werden, eemalen in der hauptsach witer procediert; wer aber des gerichtz urtel zuͦ kreften erkennt, so sol vor dem statgericht umb die schaden vor weitern processen ergeen, was recht ist.

[b = Zusatz] [Seite: S. 374] Faksimile

[87.] Wie man von ains ratz urtel appellieren sol.

Waͧ iemand vermaint in ains raͧtz urtel beswert sein und wöllt im fuͦssstapfen nit appellieren, der mag gerichtz handels und zehen tag die nechsten bedachtz begeren die urtel anzuͦnemen oder davon zuͦ appellieren. Dieselben tag söllen im zuͦgelaͧssen und der erst, daran die urtel get, nit gerait werden. Will er dann appellieren, so sol er sein appellation schriftlich inner den selben zehen tagen vor offem notari für die kaiserlichen Maiestat und sonst nindert hin tuͦn und darnach in drissig tag den nechsten dem obern burgermaister und der widerpartei durch ain offen notari verkünden als recht ist. Ist er dann unser burger, so lausst in der burgermaister den hernachgeschriben aid inhalt der freihait sweren. Ist er aber dhain burger, so geit man im desglichen dem burger, der gesworen hat, die antwurt wie hernachsteet. Wöllt aber iemand im fuͦssstapfen muntlich appellieren, der mag daz durch sich selbs oder iemand volmächtigs tun, wie obstet, in beiwesen des widertails und ist er unser burger, so sol er aber den hernachgeschriben aid sweren.

[88.] Der burgeraid auf die appellation.

Du wurdest geloben und sweren, das du die appellation nit gefarlich umb verzug noch verlengrung tüest, sonder allain umb deins rechten notturft willen ungefarlich.

Daruf geit der burgermaister die antwurt, er sölle die gerichtzhandlung in der cantzlei mit fleissiger übung inner drissig tagen den nechsten nach söllicher verkündung für apostel annemen und die appellation inner aim jar und aim tag fürwende[n] und ende[n] als recht ist. Dann waͧ er daz nit tätt, so wurd die ergangen urtel in ir kraft geen. Und ist er unser burger, sagt man im dabei, waͧ er dem so obstet nit folg tätt, wer er aim raͧt zuͦ buͦss verfallen zwaintzig guldin one gnad, die müsst er bezalen oder unser stat meiden, bis er die entricht, er zeigte dann an ehaft sach, die in [Seite: S. 375] Faksimile verhindert hab und beweis die gnuͦg zuͦ recht, alsdann sol mit dem gehalten werden wie recht ist.

[89.] Von aposteln, die ain rat geit.

Item appelliert iemand im fuͦssstapfen mundtlich, so geit man im gewonlich für apostel den gerichtzhandel auf pergamen versigelt und zücht im beschluss die appellation darein. Beschicht aber die appellation vor aim notari, so geit man im den ergangen gerichtzhandel.

[90.] In was sachen man nit appellieren soll.

Item in ainer ieden sach und us aller unrechtlicher beschwerung mag man appellieren und in den sachen nit, darin appellieren verpoten und hernachbestimpt ist. Von erst wer nit appelliert nach ordnung der recht und wie vorsteet.

Zum andern wem zum rechten ordenlich verkündt und clagf ellig wurd, der sol zuͦ appellieren nit gelassen werden, er bring dann für zuͦ recht gnuͦg eehaft not seins usbleibens.

Zum dritten ains offen landzwingers, item ains morders, item wer iemand mit gift vergeben hett.

Item dieb, straussrauber, verräter, fälscher, item wer ainen mit gewalt zu tod schlecht, item der ain sollichen todschlag frümbdt oder stift, item der ain junckfrawen oder frawen benotzogt und ander übeltäter, die uf gichtigen mund und waͧr taͧt verurtailt werden, so schafft ir appellation nichtz, sonder es sol die urtel volzogen werden.

Zum vierden ob ain amptman sein ampt missprucht und sich erfindt, daz er sich darin verschult hett, den mag kain appellation fürtragen.

Zum fünften, so sich iemand ainer appellation mit freiem willen begeit, verzeicht oder durch schweigen, versawmbnus oder in ander weg verlasst, der wirt füran nit mer zuͦ derselben gelassen.

Zum sechsten: wer im rechten mit gnugsamer urkund umb schuld, lipding oder zins überwonden wirt oder der bekennt, den sol appellieren nit fürtragen, sonder zuͦ bezalen gehalten werden, er zaig dann redlich ursach, die er von stundan weiss.

Zum sibenden wer in offem laster sitzt, darumb beclagt und überwonden wird, den sol appellieren nit fürtragen. [Seite: S. 376] Faksimile

Zum achtenden wa iemand wilkürlich uf person kompt, ungewägert irs spruchs zuͦ beleiben, der wirt füro appellieren nit zugelassen.

Zum newnden von ainer urtel sol man nit zum drittenmal apellieren.

Zum zehenden wer ain gemain appellation tät und darin nit sündert in was sachen, warumb, von wem oder wahin, die ist untuglich.

Zum. ailften ob der richter in zimblicher zeit sein urtel oder die beswerd, darumb man geappelliert, ufgehept hett, so ist auch damit die appellation ab.

Zum zwelften ob iemand nach ainer urtel icht tädingt und sich vertrüg oder zuͦ volziehung der urtel frist begert oder die sonst mit lautern worten angenomen hett, mag nit mer darvon appellieren und ob also iemand willigt zuͦ tädingen sein rechten unvergriffen, so ferr dann die sach gütlich nit hingestellt wurd, so sol dem erwonnen tail die selb handlung an seim rechten one schaden sein.

Zum dreizehenden ob ainem ain hauptsach mit urtel zuͦgetailt und der schäden geswigen wurd, söllt von derselben schäden wegen nit appellieren, sonder der tax beim richter gewarten.

Zum vierzehenden, das niemand vom gericht für rat under aim guldin appellieren sol, appelliert aber jemand von aim gericht für raͧt ob vermelter somm, als recht ist, des appellation wird nit angenomen, er leg dann ain guldin hinder ain underburgermaister und die aininger der selben zeit und waͧ er der appellation nit naͧchkompt als recht ist oder im rechten verlustig wurd, so ist daz gelt aim raͧt on gnad haimgefallen, gewinnet er aber die appellation, so geit man im sein gelt wider.

Zum fünfzehenden das die kaiserlich Mt. [Maiestaͧt] destminder in klainen sachen belestigt und die unsern vor schaden verhüt werden, das dhain unser burger under zehen guldin ferrer nit dann für ain klainen rat appellieren sol und waͧ iemand ob der somm appelliert für die kaiserlichen Mt, der sol hinder den underburgermaister und die aininger derselben zeit legen zwen guldin und wa er der appellation nit nachkompt oder im rechten verlustig wurd, so ist das gelt aim raͧt on gnad haimgefallen, gewinnet er aber die appellation, so geit man im sein gelt wider.

Zum sechtzehenden ob iemand von kuntschaften oder ainung appelliert für raͧt, dieselb appellation wirt nit angenomen, er leg dann hinder den underburgermaister und ainunger derselben zeit [Seite: S. 377] Faksimile von der kuntschaft zwen guldin und von der ainung ain guldin und kompt er derselben appellation nit nach, als recht ist oder verlürt die im rechten, so ist daz gelt aim ersamen rat on gnad haimgefallen. Gewinnt er aber die appellation, so wird im sein gelt wider.

[91.] In hangender sach der appellation nit weiter handeln.

Item wann ain appellation ordenlich beschicht und ir durch den richter volg geben ist, sol man die weil nichtz news fürnemen, sonder alle sachen in dem stand beleiben lassen, als die uf die zeit der appellation gewesen sein, ausgenommen in etlichen sachen hernachgeschriben.

Von ersten waͧ der antwurter in argkwon, das er die frücht oder abnutzung, so dem clager zugetailt weren, on werden, so möcht man die frücht in verpot legen.

Zum andern, so ain erb überwunden wer mit recht, daz er des todten gescheft volziehen söllt und er vermaint zuͦ appellieren, so vervolgt man derselben appellation nit, sonder man sol das gescheft nichtz destminder handthaben.

Zum dritten ob iemand umb ain ungeschicht zuͦ strauf ertailt und er wurde appellieren, der sol umb die selben strauf nichtz destminder die weil in gewisshait behalten werden.

Zum vierden in sachen, darin man dhain appellation zuͦlausst, mag man nichtz destminder procedieren.

Zum fünften waͧ ainer wissentlich verschult und hette us flucht der strauf ain appellation getaͧn, sol man nichtz destminder gegen im die strauf fürnemen.

Zum sechsten ob iemand der appellation in gesatzter zeit nit naͧchkäm, sonder die verliess, so mag man nach derselben zeit auf anrüfen ains tails oder mer ferrer procedieren und den parteien zuͦ denselben processen verkünden.

Zum sibenden, der ainen mit recht us ainer gewör vermaint zuͦ pringen und er appelliert, sol man von seiner appellation ihen nit ustreiben.

Zum achtenden, wann aber ain kaiserlich inhibition aim raͧt zuͦkompt, warumb daz ist, darnach sol man sich auch halten als sich gepürt. [Seite: S. 378] Faksimile

[92.] Von irrung der appellation zuͦ rechtfertigen.

Waͧ sich begeb, das iendert partheien ainer appellation zuͦ irrung kämen ald das die parteien, wider die die appellation bescheen were vermainen ald clagen wurd, sein widerpartei hette die appellation nit ordenlich getaͧn oder sich der versawmpt, verzigen oder in ander weg nit nachkomen als recht ist, wie im die zeit ufgelegt worden were, des im der selb nit gestünd und erpüt sich darumb zuͦ recht, so söllen dieselben irrung für burgermaister und klainen rat betagt und mit recht desselben entschaiden werden. Erfund sich dann im rechten, daz die appellation im rechten ordenlich bescheen und nit verlaͧssen und desert were, so söllt söllich rechtvertigung an der hauptsachen der appellation kainem tail vergriffenlich sein. Waͧ sich aber im rechten erfund, daz die appellation nit ordenlich bescheen oder nit nachkommen, sonder verlassen wer, wie oben begriffen ist, der soll mit seiner appellation nit gehort werden, er habe dann redlich sach oder eehaft not, die in verhindert oder versawmpt hetten und erweiss die, alsdann sol dem gestat werden, daz recht ist.

Explicit.