Quelle: Thomas, Johann Gerhard Christian: Der Oberhof zu Frankfurt am Main und das fränkische Recht in Bezug auf denselben / ein Nachlaß von Johann Gerhard Christian Thomas. Hrsg. von Ludwig Heinrich Euler. Bevorwortet von Jacob Grimm. - Frankfurt am Main : Jäger, 1841. - XXXII, 591 S. [DRWSigle: FrankfOHof.] 285ff.
[Seite 285] Anno XIIII. C. LXX. quinto Uff frytag nach Martini, haben die Scheffene des Rychs geriechte zu frankfurt, zu hanthabunge desselben Rychs geriechte, myt Verwilligunge des Rats, etliche irrige hendel hynfür zuvorkomen, sich dieser nach geschrieben artikele zu halten und durch jre geschworene dyenere zum gerichte, biß uff jre wiederabethun gehalten wollen haben, vereyniget, so lange den Scheffen und dem Rade eben ist, und behalten jne macht, die hernach zu kortzen oder zu lengen, obe yne fuglichen wurde.
Jtem so an die Richtere langet, den luden, Jnhalt gewyseter ortel oder gerichts zettel, an jrer farende habe ader eygen oder erbe Rechts zu helffen; So sollen sie bynnen rechter zyt, also ist es erkant schult und in keyner messe gescheen, nach ußgange viertzehen tagen; syn eß aber hurige zinße, liedelone, berecht schult oder in den messen erkant oder erfolget, uber nacht den parthyen jnhalt jrer erlangten oder geriechts Zettele, an der schuldigen farende habe, so ferre sie farnde habe syn den Richten und nit mehe Wartzeychen gebenn, die farende habe der cleger, viertzehen tage nach der rachtunge, hynder dem schuldener lygen oder die an sich nemmen mag, und zu Ußgange der vietzehen [!] tage die selben farende habe und pfande dan hynder dem schuldigen myt eym Riechter, obe er anders die fur nyt gnomen hette, nemen und haben, die versetzen oder verkeuffen und dem, des die pfande syn mit eym Richtere verkunden, die in viertzehen tagen zu entschudden, und wer des nit thede, sunder lenger verzoige uber die vorbenante zyt, des ader der selben Rachtunge sulte abe und dot syn und sulte, obe er wulte jme von nuwenis rachtunge bescheen, so ferre der geriecht zettel noch unvorjert were, weres aber, daz der Jhene, des die pfande syn, sich myt dem der die pfande hynder sich in syn gewalt bracht hat, gutlichen vertrüge, die pfande lenger zu halten, daz mogen beyder teyle wole thun. [Seite: S. 286]
Obe aber nyt farende habe furhanden were, damyt der cleger vernügt werden mochte, So sulte der Rychter jme an sym eygen und Erbe rychten, die Rachtunge am nesten geriechte darnach besagen laßen, furter der Rachtunge als sich nach geriechts ordnunge gehoret, mit eygen und erbe umb zu gehen auch nachkomen.
Jtem die Rychtere sollen alle frevele, von stonts nach den getanen geboten by jren getanen eyden, den Schriber jnschriben, und keynen hynder dem geriechte mit iren willen, wißen oder byweßen verteydingen laßen, davon sie in den messen sehs heller und dem schriber dry heller nemen sollen, und wan eynen bürgermeistere und schriber not syn bedunckt, eyn fravel gericht zu halten, So sal eyn schriber den Rychtern ydem syn geboide in eynen Zettel vertzeychen, und bede parthyen verboden laßen, da jnne Schultheis und Scheffene von aicht uheren an im Somer, und nun uheren im wynther alle ungeverlich biß an Eylff Uheren ungeverlich sytzen, und den parthyen Rechts helffen sollen; So aber die parthyen fremde wegehafftig und nit burger zu franckfurt syn, und dieselben bußfellig erkant werden, die busse nach befelhe des geriechts von den fremden von stonts an, und [Seite: S. 287] den burgernn in viertzehen tagen infordern, jnbrengen, und daz gelt oder pfande in der Stede schriberye antwurten sollen, und sal man alle jare umb sant walburgen tage den Rychtern, dem Gerichtschribern, synem Dyener des Schultheissen botten, jre gewonliche mysßthat Zettel als von alter geben, uff daz sie dester flyssiger die frevele zu hanthaben und zu straffen.
Iß sollen auch furter alle Jnsetze der farende habe, der schult sy wenig oder viel, fur zweyen werntlichen Rychtern von mannen und frauwen gescheen, also daz die eelichen husfrauwen daby geynwurtig syn, umb daz siegel bieten gefraget werden, glich iren elichen hußwerten, doch nit mehe dan eyn gelt von der versiegelunge geben. Auch sollen furter alle jn dem schultbrieffe, der schult sy wenig oder vil, von zweyn werntlichen Rychtern oder zweyen Erbern personen versiegelt werden, also zuvor steende, synt eß elute, so sollen sie beyde samethafft man und frauwe umb die Siegell bieten, hette ader der man eyn eygen Jngesigell, und nyt Rychter umb jre Ingesigel bieten wulten, so mag der man fur sich siegeln, dartzu sulte die eliche husfrauwe eynen Erbern man umb syn Jngesigel fur sie myt sampt jrem eelichen mann auch bieten, also das die eliche hußfrauwe des also wole, als jre elicher hußwirt wißen habe, Und ann welchem vorgenant artikel sumenis beschee, und dem jn eynem ader mehe nyt nachkomen wurde, So sulle es doyt und abe syn, und keyne kraftt oder macht haben nach jrkentnis der Scheffene.
Jß sal auch hynfür der Rychter der wuchener ist, oder eyn ander an syn stat, an des Richs gerichte so diecke man geriecht heldet, by einem Schultheis, dem obersten Rychter und schriber bliben, biß die glocke zwolffe geslagen hat, und der Schultheiß uffgestanden ist, und so eyner oder eyne komen, für den Schriber fordern, den jnzu schriben, und zu erfolgen, der selbe Rychter dem oder der die man jnschriben oder erfolgen wil, uberlude mit den namen nennen, und Rüffen, obe er geynwürtig sy, ist dann der oder die, nach dem und der Rychtere dem oder der zum dryttenmale gerüffen hat, nyt geynwürtig; So sal der Schriber das, als von alter herkomen ist, jnschribenn; So sal eyn yder geriechtes botte, so ferre und er jnheymsche ist, Jst er aber nyt jnheymsche der vorgenant Rychtere uff die uher glocken horen, und so die ußgeschlagen hat, dem Schultheiß das sagen, uffzüsteen.
So sal eyn yder Stücker des Gaderns oben an der Stegen warten und den so er siecht, daz dem Schultheis von dem Riechter oder botten gesagt wirdet uffzusteen, zuthune und zuhalten, und daraffter nymants heruff laßen, der sich meynt des geriechts in den vorgenanten erfolgunge zu gebruchen.