Steiermark Landlauf Ende 14. Jh. :: Transkription Speer 2017

Steiermark Landlauf Ende 14. Jh. :: Transkription Speer 2017

Inhaltsverzeichnis

[Editorial]

Transkribiert wurde der reine Text aus der Ausgabe von Bischoff. Auf die Übertragung der inhaltlich wertvollen Anmerkungen wurde verzichtet, um einen leicht lesbaren Text herzustellen. Im Interesse der Volltextrecherche über Suchmaschinen wurden Vokale mit übergeschriebenem Circumflex ohne das diakritische Zeichen transkribiert, vor allem, da Bischoff die unterschiedlich verwendeten diakritischen Vokale auch um der besseren Lesbarkeit willen vereinheitlicht hat (Bischoff S. 67).

Das ist der lanndlauf von Steyr der gewondlichen recht, die man täglichen wanndelt. Das sünd die hofftading von Grätz.

Art. 1. Des ersten vmb gewalt.

Wan ainer fürpot gesambt hat vmb ain gwalt und zeucht er den gwalt enen selber, der den gwalt than hat, so muess der fürpot sagen, das der clager vm den gwalt an den antwurter zeucht. Vergäss der clager des, das er im das fürpot nit schrib, das er den gwalt an den antwurter zug, so mocht der clager den antwurter nicht geaidingen. [Seite: 76] [Seite: 77]

Art. 2. Item von fürpot.

Es antwurt ainer nuer als sein fürpot sagt.

Art. 3. Item von gwalt.

Wer also nicht lat vmb gwalt, so muess der clager hinz dem antwurter bewären, vnd der clager ist selbdritt. Die muessen iedlicher ainen aydt schwören vnd nach dem aydt sein gewissen sagen. Empfelt der dreyer ainer, so mag der clager nit verrer ziechen vnd ist der antwurter entbrosten. [Seite: 78] [Seite: 79]

Art. 4. Gewalt.

Wann der antwurter engegen ist, so zeucht der clager wol an im selb vmb ain gwalt. Ist er nit entgegen, so mag er in nit geaydingen, es sag dann sein fürpot, so aydigt er in wol, er sei entgegen oder nicht.

Art. 5. Auf drit tag (clagen).

Wann ainer clagt sein driten tag in hofftäding vnd ist der antwurter entgegen, so muess der clager den zeugbrief haissen lössen, der im des andern hoftaidings gegeben ist, das der antwurter hört, was man hinz im spricht. vnd antwurt der antwurter doch nuer als sein fürpot fordert, vnd muess der clager alle tag zeugbrief nemen. [Seite: 80]

Art. 6. Wann man ainem ain gelt anbehabt mit recht.

Wann der clager dem antwurter ain gelt anbehabt mit recht, so geit der richter dem clager prüef oder poten, die dem clager benennent, auf wew der clager weist, des in des gerichts pot gewaltig macht. So das ist, das der clager pfand hat, so muess der clager dieselben pfand für gericht tragen vnd muess fragen, wie er mit dem pfand farn soll. Was dem clager dann ertailt wird, da muess der clager aber des gerichts brief vber nemen vnd muess der prüef sagen, was ime des tages ertailt wurd. Dieselben prüef die haissen prüef, die man geit vber die gueter, die für gericht getragen seindt.

Art. 7. Von gemainen vrtail.

Wann ainer fragt vmb ain gemain vrtail, was nun dem ertailt wird, da niembt er auch des gerichts prüef vmb; dieselben prüef haissen prüef, die man vber gemain vrtail geitt.

Art. 8. Von brüeff, die dy schrann zu Grätz geit.

Vierlay. Die ersten prüef haissen fürpotbrief, die andern brüef haissen zeugbrüef, die dritten haissen [Seite: 81] prüef vber furgetragene gueter, die vierten haissen prüef vber gemain vrtail. Die vierlai prüef geit die schrann zu Grätz von dem hofftäding.

Art. 9. Von gemainen brüeffen.

Darzue gehören auch ander prüef, geschäftbrief, spruchbrief, vrtailbrüef von landvolckh. Wer die brüef recht fertigen kann, vnd wol in nimbt vnd recht versteet, der füegt wol der schrann da zu Grätz; wann sy geit die prüef vnd hat ieder brüef sein sonder recht.

Art. 10. Vrtail tragen für das recht.

Wann ainer ainem andern ain vrtail für das recht traid, so muess der dy vrtail fürtraid des andern prüef haben, der die vrtail bei im gesambt hat, vnd muess der prüef sagen, das der man dy vrtail fürtrag mit vollem gewaldt in allem dem rechten, sam ener selbs da wär. Ist die vrtail ienem geuallen, der [Seite: 82] ir gedingt hat, oder ist sy verlorn, des ist er vnentgolten, der dy vrtail enem für hat getragen, wiewol der prüef sagt, er ste zu uerlust vnd zu gewin; es get alles auf enen, der ir gedingt hat zu schaden oder zu frum.

Art. 11. Weysung.

Wann ain man weisen soll da zu Grätz, so muess er des gerichts potten haben, der do weissen soll. Das ist vberall recht.

Art. 12. Vrtail.

Wann man vrtail dingt vnd wann dy vrtail hin vnd herwider kombt, so soll man nach der vrtail richten, vnd sünd die ersten rechten alle ab.

Art. 13. Von gwalt.

Ain gwalt ist hart zu wern, wann der clager sagt selbs. [Seite: 83]

Art. 14. So man ainem an recht nimbt.

Was ainer dem andern nimbt an recht, das zeucht der clager wol an den antwurter selbs dritt. Empfellt der dreier ainer, so ist der antwurter emprosten. Vordert der clager den antwurter nit mit dem fürpott mit recht, so mag er in nicht aidingen.

Art. 15. Von vrtail.

Wer ainer vrtail dingt, der sols ienem khundt machen vnd empieten, wan er schreiben will.

Art. 16. Von gelub.

Wann ainer den andern anspricht vmb ain gelub, vnd das der clager hinz dem antwurter bewärn will, so mag vmb die gelub niemant zeug sein, denn die dabei gewessen sein. [Seite: 84]

Art. 17. Von vrtail.

Wann paid vorsprechen ertaillent, so mag man woll vrtail gedingen ee man vber den dritten khombt. [Seite: 85]

Art. 18. Von gwalt.

Vmb ain gwalt mag ainer nicht dingen.

Art. 19. Von gemain vrtail.

Wann ainer fragt vmb gemain vrtail da zu Grätz, des geit man nicht ain zeugbrief, es sei dan ener hingegen.

Art. 20. Von clag aufgeben.

Es mag niemant sein clag aufgeben, es sei dan der antwurter entgegen. [Seite: 86]

Art. 21. Von geding.

Es mag niemant gedingen, es haben paid ee ertailt, der antwurter vnd der clager.

Art. 22. Von vrtail.

Ain vorsprech soll ain vrtail fürlegen vnd nicht zway.

Art. 23. Von vrtail.

Es soll niemant zway vrtail miteinander dalegen.

Art. 24. Von gwalt.

Behabt man zwaen ain gwalt an, die muessen baidt puessen. [Seite: 87]

Art. 25. Von gewalt oder an recht.

Wenn ainer spricht, er hat mir das genomen mit gewalt oder an recht, so muess der antwurter wissen, wo das geschechen sei.

Art. 26. Von prüef laden.

Wer mit brieuen latt, der muess mit zeugprüefen war machen vmb sein täg.

Art. 27. Vmb gewalt.

Vmb ain gewalt muess man antwurten auf den andern tag.

Art. 28. Von zeugen.

Auf ain nicht mag niemant ainen zeugen stellen. [Seite: 88]

Art. 29. Von zeugen sag.

Wess sich der man vermisst zu bereden, das muessen die zeugen sagen, als es der vorsprech dargelegt hat. Sagens ains worts minder, so sind sy des nicht gestandten.

Art. 30. Von dingnus.

Wer ain vrtail gedingt, all die weil sich dy vrtail nicht verganngen hat zu verlust oder zu gewin, so mag der man, der dy vrtail gedingt, kainer andern gedingen vnd ledig sein.

Art. 31. Von weisung.

Wer auf ain weissung tädingt, da soll der clager albeg weisen lassen; wann der antwurter begert der weissung vnd nicht der klager. Davon muess der clager weissen. [Seite: 89] [Seite: 90]

Art. 32. Von schaden.

Nimbt ain mensch ain schaden, den im ain ander mensch widerkehren soll, ist es ain iudenschaden, den er genomen hat, so muess er bewären, der denselben schaden genomen hat, mit ainem iuden vnd mit ainem kristen, ob man sein sonst nicht gelauben will.

Art. 33. Vmb schaden.

Nimbt ainer schaden mit laissten oder mit zehrung oder wie der schad genannt ist, das nicht iudenschaden ist, das bewärt ain kristen hinz dem andern mit zwain khristen.

Art. 34. Juden bewärung.

Was ain iud hinz ainem kristen bewären soll, da muessen auch vmb sagen iuden vnd khrissten. [Seite: 91]

Art. 35. Von steurern.

Wittiben vnd khinder hinder zwelf iahrn, vnd narren, wie alt die sünd, vnd pfaffen vnd all geistlich leuth, es sein frauen oder man, der soll ain iegklichs ainen steurer haben vor dem gericht zu seinem vorsprechen, es clag oder antwurt.

Art 36. Von erbschaft.

Was ainem menschen anerstirbt, ez sei aigen oder lehen, perkchrecht oder varund gut, das schol der mensch, dem ez anerstarben ist, nachsprechen ynner iars vrist, oder ez verieret sich. [Seite: 92] [Seite: 93]

Art. 37. Aysch haben.

Ez schullen alle wittiben aysch haben nach irs manns tod vmb wew mans anspricht. Hat si aber selben icht gelobt pey des mannes lebentigem leib, oder hat si hernach icht gelubt, vmb wew si gelobt hat selben, da mag si nicht aysch vmb haben.

Art. 38. Zewgbrief furbot.

Ez schullen all zewgbrief sagen als die furbot. [Seite: 94]

Art. 39. Von fürboten.

Wer sich fürbots ausreden wil vnd gicht, im sey nicht fürgeboten, der schol dez ainen aid schweren, daz im daz fürbot ze haws vnd ze hof nicht komen sey.

Art. 40. Von furgeboten.

Man gepewt oft den lewten für, das sew dahaim nicht sind.

Art. 41. Den mittern tag auf ze geben.

Ez mag ain mensch, daz drey tag chlait, den mitterntag wol aufgeben; den ersten vnd den lesten mus ez selb chlagen.

Art. 42. Vrtail.

Ez sullen all vrtail, vmb welleich sach man dingt, in achtagen werden furgelegt; in virczechen tagen schol mans verantwurten. Dingt man ir aber aus dem land, so schol mans in [Seite: 95] virczechen tagen furlegen, in sechs wochen verantwurten.

Art. 43. Vrtail.

Ez sullen all vrtail ze rechten tegen hin vnd herwider chomen.

Art. 44. Zewgbrief.

Man schol ze allen tegen zewgbrief nemen, die schullen geleich sagen.

Art. 45. Von zwain zewgen.

Wann sich zwen zewgen vermessent, so leit in der pilleicher, der die gwer hat. Daz muz mit ainem anlangen zewgen geschechen. [Seite: 96]

Art. 46. Von gewalt.

Ez mag vmb gewalt nymant gerichten, den der hawbtman in Steyr. [Seite: 97]

Art. 47. Von ehaft not.

Wer antwurten sol auf ainen tag vnd mag er nicht geantwurten vor ehafter not, den muz man ehaft not ausreden, oder er nympt scheden.

Art. 48. Ansprach vmb erb.

Spricht ain man den andern an vmb ain erb vnd enprist der antwurter dem chlager mit recht, der antwurter mag dem chlager nicht zugesprechen vmb den schaden, den der antwurter genomen hat mit zerung.

Art. 49. Das niemant sol stewrn auf dez andern scheden.

Wann man ruft vor der schrann, das nymant stewr auf dez andern schaden, wer aftendez aufhabt oder dirtailt vngefragt, der schol dem richter püzzen vnd ainem seinen schaden ablegen. [Seite: 98]

Art. 50. Bewärung.

Wer ainem zewgen pewt, da er mit bewären wil, den chan nymant vertreiben, an allein mit ainem anlangen vertreibt man dem chlager seinen zewgen vnd stelt der antwurter seinen zewgen dar, oder er zewcht ez an in selber.

Art. 51. Von geding.

Nement zwen ain vnuerczogen tag, der mag dhainer gedingt werden, ez muz sich vergen dez ain tags.

Art. 52. Von geding.

Wider brif mag nymant gedingen; waz man an ainen man selber zewcht, da mag er auch nicht vmb gedingen. [Seite: 99]

Art. 53. Von ainem vorsprechen.

Nimpt ain mensch ain vorsprechen vnd sawmpt der vorsprech das mensch, ez nympt im mit recht ainen andern. Waz der erst vorsprech vertaidingt hat, das mag der lest herwider nicht pringen.

Art. 54. Ehaft not.

Wer den andern ehaft not ausredet, der schol melden, was die ehaft not sey; so schol man fragen, ob ez ehaft not möcht gesein oder nicht.

Art. 55. Ain mensch antwurt auf den driten tag.

Ez mus ain jgleich mensch antwurten auf den dritten tag; so soll der antwurter fragen, ob man in pilleich weisen sull in daz erb. Daz muz man tun; damit lengt man die täg. [Seite: 100]

Art. 56. Raitung.

Wann man raittung ertailt vor der schrann, so schol man in achtagen raitten, in virczechen tagen wern.

Art. 57. Wer chlait.

Wer zwen tag chlait vnd chumbt er nicht auf den dritten tag, so hat er die teg verloren.

Art. 58. Wer chlait.

Wann ainer chlait dacz Grecz den ersten tag, so nympt er sein fürbot vnd ain zewgbrief, die sullen geleich sagen, vnd ladet ainen zeuerantwurten vber vîrczechen tag; so hat der antwurter zeit genug vber vir wochen, ob er wil. [Seite: 101]

Art. 59. Von zewgbrief.

Wann der chlager seinen andern tag chlait, so pitet er newr gerichts, als sein zewgbrief sait; also tut er auch auf den dritten tag. Sagent die zewgbrief nicht geleich, so hat der chlager sein teg verlorn; der antwurter ist darumb nicht gar ledig.

Art. 60. Furbot vnd zewgbrief.

Ez let der vorsprech den ersten tag mit worten für dez chlager recht; wie die ligent, so wirt dem chlager sein furbot vnd sein zewgbrief ertailt vnd gegeben. Aftendez den andern tag vnd den dritten pit der chlager newr gerichts, als sein zewgbrief sagent, vnd muz doch zu allen tagen zewgbrief nemen.

Art. 61. Chaim waisen.

Man ertailt chaim waisen nicht ainen weiser, er sey dann hinder zwelf iarn. [Seite: 102]

Art. 62. Waisen.

Ez haissent all lewt waisen, wie alt sew sind, die nicht vater vnd muter habent; darumb mugen sew nicht weiser gehaben, sie wären dann hinder zwelf iarn.

Art. 63. Haimsuchen.

Wer ainem lawft an sein haws vnd vodert in heraus mit posen worten, oder ob er im aufstosset ain tür oder ain tor, das haisset allez haimsuchen.

Art. 64. Haimsuchen.

Ain haimsuchen mus ain man pussen mit fünf phunden. [Seite: 103]

Art. 65. Daz ainer nimpt.

Waz ain man dem andern an recht nympt, daz mus er im selb anders wider geben.

Art. 66. Bewärn.

Ez mus ain ygleich man, der nicht zewgbrief hat, sein teg enfollen bewärn.

Art. 67. Vrtail.

Wann man vrtail dingt, die schol man schreiben aus payder vorsprechen mund. Helnt die nicht geleich, so sol der richter, da der vrtail vor gedingt ist, drey oder fünf zu der vrtail schaffen, die dez tags vor gericht gewesen sind. Wem die merer volig gicht von den funffen, also sol man die vrtail schreibn. [Seite: 104]

Art. 68. Der antwurter mag den chlager nicht ansprechen.

Der antwurter mag den chlager nicht angesprechn, er enprest im ee mit recht.

Art. 69 Vmb scheden.

Ez mag nyemant gesprechen vmb den schaden, er hab das erkchen ee behabt. [Seite: 105]

Art. 70. Man schol mit furbot laden.

Man mag nyemant sein gut mit frag anbehaben, man mus in mit furbot laden.

Art. 71. Man bewärt mit briefen.

Wann ain man sein teg envollen bewärt mit briefen oder mit lewten, vnd ist der antwurter nicht enkegen, so geit der richter dem chlagen brief oder poten, daz der antwurter [Seite: 106] weren sol; ist aber der antwurter enkegen, so gert er wol weisung oder er dingt ainer vrtail.

Art. 72. Aigen oder lehen.

Wann ain man ain aigen oder ain lehen verantwurt, mag der antwurter bewären, das ers jar vnd tag ynne hab gehabt vnuersprochen, so verantwurt es der antwurter nyndert dann im lanttayding, an der dienstherrn aigen, daz mag nicht in das lanttaiding, ob der chlager im jare im land gewesen ist.

Art. 73. Bewärn.

Ez ist selten ain mensch ez reit oder get aus aim land in das ander. Wolt der chlager darumb sprechen, er wär ausserthalb dez lannds gewesen, ez muzz der chlager bewärn, daz er in der zeit in das land nye chomen sei. [Seite: 107]

Art. 74. Gewalt.

Wann man ainem ainen gewalt anbehabt, der chumpt vmb zechen markch: die mus er dem hawbtman geben vnd enem wird sein gut selbanders hin wider ertailt.

Art. 75. Gewalt.

Man mag vmb gewalt wol an ainen selben ziechen.

Art. 76. Vrtail.

Wann man ainer vrtail dingt, die schol man schreiben fur den tag, vnd man ir gedingt hat, vnd sullen payd vorsprechen den tag nennen vnd auch nemen. Man möchtz auch dez tags wol tun, ob ez des chlager vnd dez antwurter wil war. Ist aber der ain vorsprech ain gast, daz er pey der schrann nicht gesessen ist, so schol man die vrtail dez tags schreiben; wann der gast leg vnpylleich da und zeret darauf. [Seite: 108]

Art. 77. Von gedingen.

Wann man vber den dritten fragt, so mag man nicht gedingen.

Art. 78. Vmb anerstorbens erb.

Wann ainer ain wittiben anspricht vmb anerstorbens erb, daz si in irer gewalt hat, da mag die wittib nicht aisch vmb haben.

Art. 79. Erbtail.

Ain junkchfraw verczeicht sich irs erbtails mit recht nyndert alswo dann, wann si chumpt zu irm aigen prot; sey möcht der vater nötten oder der pruder, wez er wolt, dieweil si ir gewaltig sind. Recht also ist vmb ainen chnaben, dieweil er sein selbs vngewaltig ist; in möcht vater vnd muter nötten, wez sew wolten, dieweil er junkch vnd chrankch ist.

Art. 80. Daz sich veriert.

Wann ain mensch dem andern zuspricht vmb wew daz ist, hat sich daz verieret in des [Seite: 109] antwurter gewalt, so verantwurt ers im lanttayding, an der dinstherrn aigen; das mag nicht in das lanttaiding.

Art. 81. Vmb vnuerzogen teg.

Darumb haissent ez vnuerzogen teg, daz man nicht verer gedingen mag.

Art. 82. Mit furbot laden.

Wann ainer dem andern enprist mit recht, so mag der antwurter dem chlager nicht zusprechen desselben tags, noch der chlager dem antwurter, er mus in ee mit furbot laden.

Art. 83. Das ist frag vnd antwurt.

Spricht ain mensch das ander an vmb ain anerstorbens erb, ez sey purkchrecht lehen oder aygen, vnd spricht der antwurter, ich han das erb ynne gehabt, ist ez ain aigen dreissig jar vnd ain tag, ist ez ain lehen zwelf jar vnd ain tag, ist ez ain purkchrecht ain jar vnd ain tag, spricht der antwurter, ich hab daz erb ynne gehabt, als dauor geschriben stet vnd wil das bewären mit guter gewissen als recht ist; so spricht der chlager, ich waz dannoch zu der [Seite: 110] zeit zu meinen tegen nicht chomen, daz ich recht gesuchen mocht, das wil ich bewären als recht ist; oder der chlager spricht, ich hab gut brief vber daz erb, nach welhem erib er spricht vnder den drein, vnd haisset die brief lesen die sind gut genug; so spricht der antwurter, dez chlagers brief wären gut genug, hiet er sew zu rechter zeit furgetragen; so spricht der chlager, ich pin meiner brief vngewaltig gewesen, daz wil ich bewären; daz hilft dem chlager als nicht. Do er ain chind waz, da solten in sein frewnd oder sein nachtpawrn für gericht haben gefürt vnd solten den antwurter geladen haben mit furbot, vnd solten dem chind ain vorsprechen geuodert haben: so hiet das chind darnach gesprochen mit recht, so mocht der antwurter nicht bewären, daz er ez vnuersprochen hiet ynne gehabt. Hat dem chlager sein brief ymant vor gehabt, da sprech dem zu, der im sein brief vor hab gehabt; dez ist der antwurter gar vnengolten. Mag der antwurter bewärn, daz er die güter hab ynnegehabt vnuersprochen, als vor geschriben stet, dez genewst er an seinen rechten, ob die weil der chlager im land ist gewesen. [Seite: 111]

Art. 84. Frag vnd antwurt.

Spricht ain man den andern an vnd enprist der antwurter dem chlager vnd spricht der [Seite: 112]> chlager zu dem andern mal vmb die ersten recht, da der antwurter ee vmb enprosten ist, so spricht der antwurter, ich pin vmb die chlag ee mit recht enprosten, daz wil ich bewären: so spricht der chlager, dez pin ich an lawgen; er ist mir ee mit recht enprosten, vnd hat mich der taiding begeben, vnd hat mich von erst haissen chlagen; daz wil ich bewärn. Das mag nicht gesein. Mag der antwurter bewärn, daz er ee mit recht enprosten ist, der genewst dez an seinen rechten.

Art. 85. Das sind der herren recht; die erst vrtail vmb varund gut oder gült.

Ain jsleich her tut wol das recht hincz sinen diener vmb varund gut oder vmb gült.

Art. 86. Von furbot.

Wann ainem ain fürpot chumpt von aim dienstherrn, wann daz furbot zwelf wochen alt wirdet, an dem tag (so) schol der mit recht antwurten, dem daz fürbot chomen ist; wann dann der dritte tag ist. Er mag auch wol antwurten, wann daz furbot sechs wochen alt ist, ob er wil antwurten. Chumpt er aber nicht auf den dritten tag, so ertailt man daz gut in vron gewalt dem herrn, da ez von ze lehen ist; so sol ez der antwurter losen aus vrongewalt als recht ist. [Seite: 114]

Art. 87. Von (vron)gewalt.

Ez mag dhain dinstherr dhain gut behalten, daz von im ze lehen ist, ez chom ee mit recht in vrongewalt.

Art. 88. Von lehen.

Chain dinstherr mag nyemant angesprechen vmb das gut, das von im ze lehen ist, er leich ims ee.

Art. 89. Chriegung vmb veld oder vber holcz.

Wann man chriegt vmb veld oder vmb holz, ist sein fünf tagwerch oder min, so sagent wol pawrn darumb mit recht; ist sein aber mer, so müzzen edel lewt darumb sagen. Ist ez lehen, so sagent lehenmessig darumb.

Art. 90. Von aygen.

Ez mag dhainis dinstherrn aigenman sagen vmb ain aigen vom lant, ob ez von dem herczogen ze lehen ist, da sullen dez herczogen [Seite: 115] lantlewt vmb sagen. Vnd vmb allez das, das vonn fursten ze lehen ist, ez sey pischof abt oder abtessynn, da sullen die der fursten vmb sagen.

Art. 91. Von werung.

Ez sol ain herr gewert werden von seinen holden vor allen geltern.

Art. 92. Von dez herczogen strassen.

All strassen sind dez herczogen, wo man reit geet oder vert in seinen lannden.

Art. 93. Daz dhain pawr.

Ez mag dhain pawer ainem edeln mann, der ain erbar mann ist, gesagen vber sein leib vber sein er oder vber sain aigen. [Seite: 116]

Art. 114. Leib aigen oder er.

Ez mag nyemant dem andern gesagen vmb seinen leib, vmb sein aigen, vmb sein er, er sey dann hausgenozz.

Art. 95. Von inwert aigen.

Ain inwert aigen, daz zu ains dinstherren herschaft gehört, daz mag seiner aigen man ainer dem andern wol geben, daz sew dez herren hant nicht bedurffen, der ez da chawft vnd der ez da hin geit, die in der herschaft siczent. Chawft daz aigen ain man, der zu dem land gehort, der muzz ez emphachen von dem dinstherren. [Seite: 117]

Art. 96. Von aigen man.

Spricht ains herrn aigen man ainer den andern an, ez mus der antwurter bewären, daz er daz aigen hab gehabt dreissig jar vnd ain tag vnuersprochcn. Ist ez aber ain lantman, der ain soleich aigen verantwurten sol, der bewärt, daz er ez zwelf jar vnd ain tag vnuersprochen hab gehabt.

Art. 97. Von aigen.

Ain jsleich dinstherr der soleich aigen hat, der richt wol darumb; aber vmb ain aigen vom lant mag nymant gerichten, denn der herczog oder der hawbtman von dem land. [Seite: 118]

Art. 98. Von phannten.

Ez sullen alle phant verseczt werden mit herren hant, oder mit richter oder mit pergmaister hant. Man sol auch alle chawfte lehen machen mit der herren hant. Man sol alle aigen machen mit der erben hant, oder ez hat nicht chraft. [Seite: 119]

Art. 99. Bestetigung.

Ez mag ain man seinen holden wol hestetigen, der an recht von im geuarn ist.

Art. 100. Von lehen.

Vnd stirbt ain mensch an erben, waz da verlehents guts let, daz wirt dem herrn ledig, da ez von ze lehen ist; hat ez aigen oder varund gut, daz geuelt auf seinen rechten herren, wer der ist. [Seite: 120]

Art. 101. Von muldinst.

Wer ain mul mit getraid dint, der wert wol mit getraid, daz im ze mawt wirt auf der mul an geuerd also, daz der mullner gut getrayd vnd pözz in ayn mautschrein schut vnd geit daz seinem herrn. Wolt der mullner daz pest sunder schüten vnd wolt seinem herrn mit dem posen weren, daz wär nicht recht. Also ist vmb pergrecht. Wer ain weingarten dint, der schol seinem herren den vorlas geben; er schol in nicht aus den tresten weren, vnd schol den most nicht in ain smekchnts assech giessen, vnd schol den most gen hof antwurten also süssen, so er aller schirist mag. Er sol auch seinen herren weren aus dem weingarten, den er im dint; wurd ez aber in dem weingart nicht, so mus er alswo chawfen. [Seite: 121]

Art. 102. Von perkchrecht.

Ez gewert ain ysleich man auf sand Gorgen tag mit gutem wein seinen pergmaister. Richtet er aber nicht auf sand Gorgen tag, spricht im der herr zu in achtagen, so chumpt der pawr vmb sechczig phennig, den andern tag aber vmb sechczig phennig, den dritten tag auch vmb sechczig; das ist sechs Schilling. So mag das jar nymmer darauf gen. Als vil wandel get auf ain pergphennig, oder auf ain perghelbling, vnd zu denselben tegen in allen den rechten, sam auf den wein.

Art. 103. Von perkchrechten.

Ez sol ain jsleich man vmb sein perkchrecht phennten oder vmb sein wanndel auf den pergen, [Seite: 122] nach dem pergtaiding; vber sechs wochen habent sich die recht alle vergangen.

Art. 104. Marichfuter.

Ez sol ain jsleich man vmb marichfuter nach sand Gilgen tag phenden.

Art. 105. Von marichfuter.

Hat ain man ain marichfuter auf ains andern manns gut vnd ist daz aigen chrankch, daz es die nucz nicht getragen mag an geuer, hengt der her ain zins, so schol auch ener hengen ain marichfuter; let der herr halben zins, er sol halbs marichfuter lassen; let er min oder mer, das sol ener auch tun. [Seite: 123]

Art. 106. Von marichfuter phennten.

Ez sol ain man all jar phennten vmb sein marichfuter; er schol ez nicht auf ein ander sparen vnd enem sein aigen öden.

Art. 107. Von lehen.

Wann ain edelman den andern anspricht vmb ain gut, daz von aim dinstherren ze lehen ist, so seczt der dinstherr wol ain an sein stat; der richter muz aber selb an dem dritten tag siczen vmb sein aigen.

Art. 108. Vmb bestetigung.

Ez bestetigt ain jsleich man seinen weingarten mit seinem amptman. [Seite: 124]

Art. 109. Aygen.

Ez chawft ain edel man ains dinstherren aigen wol, daz er ee von im ze lehen gehabt hat.

Art. 110. Aygen.

Chawft ain edel man ain aygen von ainem dinstherrn, daz ain ander edel man von im ze lehen hat, daz mag nicht sein. Ez leicht ain edelman nur zu seinem leben.

Art. 111. Vmb wew ain lantman sait.

Vmb wew ain lantman sait, da sait ains fürsten gotshawsman wol vmb, der ain edel man ist.

Art. 112. Von lehen.

Spricht ain dinstherr ainen an vmb daz gut, das von im ze lehen ist, so geit der dinstherr seinem verlehenten man wol teg auf sein aigen in dem land, an welhes ort er wil oder mag; er mag im in ain ander land nicht teg geben oder tegen auf ain aigen. [Seite: 125]

Art. 113. Marichfuter.

Ez siczt ain edel man dein herczogen sein marichfuter ab auf zwain huben, die an aim rain gelegen sind.

Art. 114. Von marichfuter.

Hat ain edel man ain marichfuter auf ains andern mannes gut, vnd wirt daz aigen öd vnd wirt hinach gestift, vnd wolt der man daz futer gar vodern, daz im die weil versessen ist, daz mag nicht gesein. All die weil daz aigen dem rechten herren zins nicht geben mag, so mag auch ener sein marichfuter nicht geuodern mit recht.

Art. 115. Wann ain pawr fuder vert.

Wann ainem herren ain pawr fuder vert, den bestetigt sein amptman wol; der stiffter vnd störer ist nicht er selb. [Seite: 126]

Art. 116. Inwertz aygen.

Darumb haist man inwert aygen, wann ez aus der herschaft verseczt oder verchawft wird, so müssen ez ausserlewt emphahen; dez bedurffen dez herren aigen lewt nicht, die in der herschaft siczent.

Art. 117. Saczung.

Wann ain man ain gut verseczt an herren hant, so sol der herr enem empieten, daz er ez los in sechs wochen. Geschäch dez nicht, so zewcht ez der herr in sein gewalt an nucz vnd an gwer.

Art. 118. Vber menschen plut.

Ez habent oft die herren aigen gut, da ir richter vber ain schedleichen menschen die fünf [Seite: 127] hörent vnd der den pan hat nur die zwen Dennoch mugen die richter, die die funf hörnt nicht gerichten vber menschen plut.

Art. 119. Von todslag.

Ez nympt nyemant ain phunt vnd ain phennig für ain totslag, er habe dann den pan. Der phennig, den man geit zu dem pfunt, der haist der plutig phennig. Ob er den nicht mit recht nympt, der mag auch nicht mit recht richten vber menschenplut. [Seite: 128] [Seite: 129]

Art. 120. Daz ein pawr entfüret.

Wann ain pawr ainem herren entrinnet, waz er guts fürt treibt oder trait, wer ims nympt auf ainer strassen, die weil er fluchtig ist, des ist ez. Chumpt der pawr vnd daz gut in ain stat oder in ain dorf, vnd chumpt der herr hinnach, dez der hold vnd daz gut ist, der bestetigt seinen holden vnd das gut.

Art. 121. Daz sind die recht von purgelschaft.

Wer purgel wirt vnd stirbt der man, dem er gelobt hat, er sol sein chind wern, der purgel gewesen ist. Stirbt aber der purgel, seine chind sind nyemant nichts schuldig.

Art. 122. Daz man purgel seczt.

Wann ain man purgel seczt, so hat man an in nichts ze vodern, er hab dann zu dem purgel [Seite: 130] gelobt. Sterbent die purgel, so geuelt ez auf den man hinwider.

Art. 123. Purgl vnuerschaidenleich.

Werdent lewt purgl vnuerschaidenleich vnd vodert man daz gelt alles an ainen, der gert seinen tail, ez ge dann dem andern ab; so muz er ez alles geben.

Art. 124. Ez gilt nyemant fur den andern.

Ez gilt nyemant fur den andern er hat dann fur in gelobt.

Art. 125. Der ist gut genug.

Wann ainer spricht, der ist gut genug, der hat in vergewist, sam er selb purgel wär.

Art. 126. Heyrat purgel.

Wer purgel wird vmb heyrat, vodert man den in dem jar nicht, so ist er ledig. [Seite: 131]

Art. 127. aufhabung.

Man mag nyemant aufgehaben fur den andern, er hab dann fur in gelobt.

Art. 128. Vnuerschaidenleich purgel.

Werden lewt vnuerschaidenleich purgl, so sol mans all miteinander vodern.

Art. 129. Purgel teg.

Wann ain man teg geit an der purgel willen, so sind die purgl ledig.

Art. 130. Daz sind gemaine recht. Dez ersten: vmb lehen.

Hat ain man ain lehen zwelf jar vnd ain tag vnuersprochen in nucz vnd in gwer, ain [Seite: 132] aigen dreissig jar vnd ain tag in nucz vnd in gwer; hat ain man ain purkchrecht oder ain pawr erb jar vnd tag in nucz vnd in gwer, der dreyerlai erb ysleichs als lang in nucz vnd in gwer als da geschriben stet, wer daz bewären mag auf die gwer, der genewst dez an seinen rechten, ob en die darnach chlagen, die weil ynner lands gewesen sind. Sind sew aber ausser lands gewesen, wie lang daz ist, so mugen sew wol mit recht darnach sprechen.

Art. 131. Ain richter lengt ain tag.

Ain richter lengt ain tag wol, er mag in aber nicht chürczen.

Art. 132. Ain man tut wol ain recht hincz seinem weib.

Ain jsleich man, er sey arm oder reich, der tut daz recht hincz seinem weib vnd hincz seinen chinden, die in seinem prot sind, vmb gult. [Seite: 133]

Art. 133. Von weingarten.

Wann man chlait vmb weingarten, vor wem man chlait, wann man vrtail dingt, so sol man aller vrtail, die man vmb weingart dingt, fur dez herczogen cheller dingen.

Art. 134. Der gut ynne hat.

Ez verantwurt nyemant ain gut mit recht, daz ain ander man in nucz vnd in gwer hat; ez soll der verantworten, der ez ynne hat.

Art. 135. Ain lehen.

Ez bestetigt ain jsleich man seine lehen mit sein selbs ayd, ob er die gwer hat.

Art. 136. Vergewissen vmb anerstorbens erb.

Wer chlait vm anerstorbens erb, der mus vergewissen, ob man im enprest, daz man allen erben enprosten. [Seite: 134]

Art. 137. Von phant verseczen.

Ez sol nyemant ain phant verseczen, er trags e fur gericht, als recht ist.

Art. 138. Chrieg.

So zwen chriegent vmb ain gwer, vnd iederman gicht, er habs, da schol man die vmbsäzzen vmb fragen.

Art. 139. Purkchrecht.

Wer seinem vater, seiner muter, seinen geschwistreten, sein chinden ain purkrecht aufgeit, der bedarf dez richters hant nicht, ob sew in ainer stat siczent.

Art. 140. Von armer lewt erb.

Purkchrecht, mul vnd weingart, ist arm lewt erb.

Art. 141. Von gericht.

Ez hat chainerlay, wie edel der ist, chain gericht noch chain zehnt, daz sein aygen sey.

Art. 142. Von lehen.

Aller zehnt vnd all gericht sind lehen. Der pan mag nicht verrer, dann an die dritte hant.

Art. 143. Vnrechte mazz.

Wen man begreift an vnrechter mazz, an wag, an ellen, daz sind alles valscher. [Seite: 136]

Art. 144. Von loben.

Was der mensch lobt hinder zwelf jaren, das mag im nicht geschaden.

Art. 145. Gearncz lon.

Man schol all gest wern irs garenten lons auf der stat; man mag nicht teg darumb haben als vmb gesessen lewt.

Art. 146. Rug phenig.

Wann ain mensch ain rug phenig geit ainem richter vnd melt seine recht auf aim erb, daz schol zehant vorsprechen nemen vnd chlagen als recht ist, oder ez hilft der rugphenig vnd die meldung nichts nicht. [Seite: 137] [Seite: 138]

Art. 147. Von taiding.

Man schol alle taiding volfuren als man sew angehebt hat.

Art. 148. Anrecht.

Wen man bechlait, er hat mir daz genomen oder getan an recht, dacz richtent all richter vnd herren hincz den irn. Man mag ez wol auch an in selb cziechen vmb ain anrecht. [Seite: 139]

Art. 149. Leitchawf.

Der leitchawf trinkcht, oder die pey gescheft sind, wann die lewt sterben wellen ee, wann daz man zu geding chumpt, da man in mit ermanen schol, die sagent all pey vron recht.

Art. 150. Von beredung.

Ain jsleich mensch, dem man spricht an sein er vor gericht, vnd stet ez vngepunden vnd an purgel, daz beredet sich mit selbs ayd.

Art. 151. Verantwurten vnd vertuen ains weybs.

Ez mag dhain weib irs manns gut vertun vber zwelf phenig. Ez mag auch chain weib [Seite: 140] irn man verantwurten; ain man verantwurt wol sein weib.

Art. 152. Von aim zewgen.

Der ain zewgen pewt oder an ainen selben zewcht, der hat zeit genug an dem dritten tag, daz er den zewgen pewt oder an in selben zewcht; die ersten zwen teg sol er newr gerichts piten vnd sol horn, wie man im antwort. Das ist also, ob der antwurter an dem tag oder an dem andern nicht antwurten wil.

Art. 153. Bewärung.

Chain richter mag hincz nyemant nicht bewärn, er hab den pan oder er hab nicht den pan, so mag er chainen zewgen nicht laitten. [Seite: 141]

Art. 154. Von zewgen.

Ez mag nyemant zewg sein, der tail an dem gut hat, da er zewg vmb sein sol, vnd die mit emphangen habent, oder dem man myet gelobt hat, oder wer sein recht nicht wol behüt hat, die mugen alle nicht zewgen gesein. Wil man sein in nicht gelawben, ez muz ir jsleicher sunderleich ain ayd sweren, daz er nicht tail an dem gut hab vnd chain myet nicht gegeben sey noch gelobt.

Art. 155. Ain leytgeb oder gastgeb.

Ain leytgeb oder ain gastgeb die mugen alle phant wol genemen, die man dacz in verseczt, an messgewant vnd plutigs gewant vnd vngewuntens chorn.

Art. 156. Daz auf lawgen geschicht.

Ez haisset nicht mort, daz auf lawgen geschicht. [Seite: 142]

Art. 157. Wer der toten erb besiczt.

Wer der toten erb besiczt, der mus auch fur sew gelten als tewr, als daz gut wert ist, daz im von den toten worden ist vnd nicht tewrer.

Art. 158. Gelten fur vater vnd fur muter.

Ez gilt ain chind für seinen vater oder fur sein muter nicht, ez besicz dann ir erb; von sein selbs erarbeitem gut ist ez nyemant nichts schuldig ze geben.

Art. 159. Nachtecz.

Wann man scheden tut vor miternacht, daz haisset rechtew nacht ecz.

Art. 160. Leytgeb oder gastgeb.

Ain leitkeb oder ain gastgeb, seczt man dem phant in ainer stat oder in ainem markcht, die mugen wol nemen; seczent ins aber hantwercher, [Seite: 143] sneyder schuster weber, wie die hantwercher genant sind, die mugen nicht tewrer geseczen, denn fur daz lon, das sew verdient habent.

Art. 161. Bestetigung.

Ain jsleicher bestetigt sein sacz wol, den er in nucz vnd gwer hat.

Art. 162. Von ge[s]wistreyden.

Wo czwai geswistraid sind oder mer, da schol daz elter tailn, daz junger die wal nemen.

Art. 163. Raittung.

Vnrechte raittung get wider. [Seite: 144]

Art. 164. Geschwistrayd.

Wann geschwistrayd ze furczicht tailnt, stirbt der ains, waz daz lechen hat, daz wirt ledig an daz ain, ez mach dann sein lehen mit herren hant.

Art. 165. Ain gut, daz ze furczicht getailt wirt.

Ain gut daz ze fürczicht getailt wirdet, daz mag ain mensch geben, wem ez wil, ez sey seinen geschwistreyden lieb oder laid. Dauon sol der eltist lehen tragen vnd sol den jüngisten geswistreten ygleichem seinen tail raichen von allem gut an geuer; si schullen auch nicht vinger zaigen; si schullen auf allem irm gut schaden vnd frum miteinander tragen; so mag ez den herren nicht ledig werden.

Art. 166. Notzogt.

Wann ayne chlait, si sey notzogt, die sol dez ersten für gericht, let si ez vbernechtig [Seite: 145] werden, ob si vngefangen ist, so sol man ir nicht richten, ir sey dann daz gericht so verer, daz sis ains tags nicht erlangen mag, oder ob sey ehaft not irret; daz sol si war machen als recht ist.

Art. 167. Daz an er get.

Waz ainem menschen an sein er get, dez beredet er sich mit sein aines ayd, ob er an pürgel vor der schranne stet.

Art. 168. Veld schaden.

Vmb ain veldschaden muz man bewären mit phannt oder mit lewten; man sol nyemant darumb aydingen.

Art. 169. Mawt, panholcz, wisen.

Wer ainem richter ain mawt hinfurt, chumpt er aus seinem gericht, er ist im nichts schuldig; begreift er in aber in seinem gericht, er [Seite: 146] hat das verlorn, daz er fürt. Also ist vmb panholcz vmb gehait wisen. Begreift man jn aber nicht in panholcz vnd in gehaiten wisen, so mag man in nicht gephennden.

Art. 170. Von haltern.

Wer den haltern ab czewcht, der schols nicht slachen; wer sew aber slecht, der schol in nicht abcziechen. Si habent an einem schaden genug.

Art. 171. Vmb gült.

Vmb gült oder vmb welcherlay man den lewten czuspricht; daz in an das leben nicht get, da weist man die czewgen offenleich in der schrann.

Art. 172. Furbot.

Pewt man ainen menschen fur, den ain ander mensch verantwurten wil, die müzzen payd fur gericht, vnd mus der mensch fragen, ob er enen mit recht verantwurt. Wirt ez im ertailt, so verantwurt er in mit recht.

Art. 173. Gelter.

Der gelter sol gewert werden vor allen erben. [Seite: 147]

Art. 174. Erben.

Ez mag chain erb chain gut besiczen von seinen vodern, wer die sind, ez werdent die gelter ee gewert; wann der gelter ist der nachst erb.

Art. 175. Wer nicht ze gelten hat.

Wer nicht ze gelten hat, wann man im ain geld anbehabt, der muz des ain ayd sweren, waz er guts gewinet, oder wie in sein got berat, daz er mit dem dritten phennig gelt; mit den zwain sol er sich neren.

Art. 176. Von gesten aufhabung.

Ain gast habt den andern wol auf auf ain recht, da sew paid gest sind. [Seite: 148]

Art. 177. Von chauffen oder hingeben.

Wann man chawft oder hin geit, wann man leytchawf trinkcht oder gotsphenig geit, so ist der chawf stet.

Art. 178. Bewären.

Wann man ain sach bewären sol mit ayden, wann mans zewcht an ain richter oder an seinen fronpoten, so mag mans afftendez nicht vercziechen, si gelten oder nicht. Dauon sol man sew sparen auf daz lest, vncz daz man nymmer zewgen hat.

Art. 179. Ain schedleich man.

Ain jsleich schedleich man, vmb welherlay posshait er geuangen stet vor gericht, der hat drey sprach vnd nicht mer, ob er in panten in der schrann stet. [Seite: 149]

Art. 180. Varund gut.

Wann ain mensch stirbt, so geuelt sein erb vnd varund gut auf die nachsten erben, wer die sind.

Art. 181. Von toten.

Waz ain man hincz aim toten bewären wil, daz mus er tun mit siben.

Art. 182. Vmb gült.

Wann man ain witiben bechlait vor ainem rechten vmb gült, vnd nympt die witib ain man, so mag der richter nymmer hincz ir gerichten vmb varund gut; ez sol ir man richten. Ez mus aber ir man richten auf die ersten teg.

Art. 183. Von bewärung.

Ez mag chain gepundens mensch nicht bewärn hincz dem vngepunden. [Seite: 150]

Art. 184. Widerpot.

Widerpewt ain man dem anderm seim leib vnd seim gut, vnd widervert dem man icht an seinem leib oder guet, dem da widerpoten ist, vnd wirdet ener hinnach gefangen, der da widerpoten hat, vnd mag der man, dem der schad wideruarn ist, bewärn, daz im der schad von im widerfarn ist, oder von im genomen hab, so mus der geuangen leiden.

Art. 185. Von lem gelub.

Ain lem ist funf phunt, si sey gros oder chlain.

Art. 186. Gelub.

Gelub die prechent recht.

Art. 187. Perkchrecht, marichfuter.

Wer perkchreht sol oder marichfuter, der mus daz furn als verr er ains tags pey der sunn gefaren mag an geuerd. [Seite: 151]

Art. 188. Von phenigen.

Ez mag nyemant phennig bestetigen, die ym verstolen sind.

Art. 189. Von varundem gut.

Wann ainer stirbt, der weib vnd chind lat, so ist daz varund gut der witiben voraus zu der morgengab.

Art. 190. Morgengab.

Ain man, der ain witiben nympt, der mag er nicht gemorgengaben. [Seite: 152]

Art. 191. Von leibgeding.

Wer ain leibgeding ynne hat, verchawft er von dem leybgeding icht, so hat er das ander alles verloren.

Art. 192. Von leibgeding.

Wil der man das leibgeding hingeben, der ez da ynne hat, so sol ers den rechten erben anuailen. So sullen gemein lewt, das piderlewt sind, daz leibgeding schäczen; wie ez die schäczent nach irn trewn, so sol man dem, der [Seite: 153] das leibgeding ynne hat, daz drittail geben; die zway tail pleibent den erben.

Art. 193. Haywisen, panholcz, ecz.

All haywisen, panholcz vnd nachtecz sind verpoten pey fünf phunten, als weit daz lant ist.

Art. 194. Von freiung.

Wer ain vreiung pricht, der hat nicht vreiung auf der vreiung, da ers zeprochen hat.

Art. 195. Von vreiung.

Wer auf ain vreiung chumpt in veintschaft vmb erber sach, der hat pilleich vreiung; tut er aber scheden ab der vreiung, so hat er nicht vreiung. [Seite: 154]

Art. 196. Von weingartperg.

Wer sich zewcht auf ain weingartperg mit aigem ruk, der mus dienen als ain ander hold.

Art. 197. Gewalt.

Ain pawr mag nicht ain gewalt tun; ain purger, der lechen vnd aigen hat, den spricht man wol an vmb ain gewalt.

Art. 198. Von geswistrayden.

Ee daz geswistrayd miteinander tailent, waz ir ains scheden nympt, daz muzzen die andern mit im tragen. Gewint ir ains icht, daz mus ez mit den andern tailen. [Seite: 155]

Art. 199. Von morgengab.

Man sol ainer frawen ir morgengab machen, daz lechen mit der herren hant, daz aigen mit der erben hant.

Art. 200. Von perkchtaiding.

Ez sol ain ysleich man auf sand Gorgen tag sein pey dem perkchtaiding, oder ainer an seiner stat, vnd sol horn, ob in yemant ichts zeich. Man gepewt nyemant fur im perkchtaiding.

Art. 201. Raittung.

Wer raittung gert, der schols enem kunt machen.

Art. 202. Die auf den weingartpergen siczent.

Die holden, die auf den weingartpergen siczent, die sind verruft dacz Grecz, wann ez nur den huben schad. [Seite: 156]

Art. 203. Bewärung.

Ain richter mag hincz ainem andern richter wol bewärn in aim andern gericht, da er nicht richter ist. In dem gericht, da er richter ist, mag er hincz nyemant bewären.

Art. 204. Daz ist von furban vnd von acht.

Wer mit recht in furban chumpt vnd darynne stet sechs wochen vnd ain tag, den pringt man mit recht ains tags in die echt; man mus aber bewären, daz er ee mit recht in den furban chomen ist vnd darynn gestanden ist sechs wochen vnd mer.

Art. 205. Echt.

Wer mit recht in die echt chumpt vnd sich derselb echter bericht mit seinen veinden vnd mit dem gericht, der mus drei stund fur gericht vnd mus in der schrann sein ee daz der richter siczt, vnd getor nicht auschomen, vncz daz der richter aufstet, vnd mus seinn leib vnd sein gut die drey teg ze recht gepieten. Chumpt dann nymant, der hincz im spricht, so sol im der richter ain landfrid gepieten. [Seite: 157] [Seite: 158]

Art. 206.Echt.

Wer in der hawbtstat in die echt chumpt vnd wirt getan, der ist in dem land vberal in der acht.

Art. 207. Vmb ain todslag.

Slachent zwen oder drey ainen ze tod oder wie vil ir ist vnd werdent darumb flüchtig, zewcht sich den todslag ainer an vnd enpewtet hinwider, da der todslag geschechen ist, dem richter, er hab den todslag getan, die poten sullen pider lewt sein. So sol der richter den poten nicht gelawben; si sullen zwen ayd sweren in der schrann, daz sich der den todslag angeczogen hab. Wann daz geschicht, choment die andern, die pey dem todslag gewesen sind vngetwungenleich vnd an purgel fur gericht, si mugen sich wol ausgereden mit recht; lassent sew aber hincz in chlagen, daz sew an die echt choment, so mag sich chainer bereden. [Seite: 159] [Seite: 160]

Art. 208. Vmb ain todslag.

Wer ain todslag tut, der sol dem richter ain phunt vnd ain phennig.

Art. 209. Echter.

Wer ainen echter behalt mit wissen, der mus püzzen als recht ist.

Art. 210. Wann man lewt töten wil.

Wann man lewt tötten wil oder in furban oder in die echt pringen wil, so weist man die zewgen vor der schrann.

Art. 211. Furban, echt.

In welhem gericht man ainen in furban oder in die echt pringt, in dem gericht mus man in auch in die echt pringen. Man mus in auch in dem gericht aus der echt lassen, ob er huld gewinet.

Art. 212. Furban vnd echt.

Ez mag chain echter, oder ainer der in furban ist, nyndert müzzig werden, dann in der [Seite: 161] schrann, da er in die echt oder in furban chomen ist, ob er halt der veint huld gewint vnd dez gerichts.

Art. 213. Wen man in furban tut.

Wann man die lewt in furban oder in die echt pringt, so sol man auch das plutig gewant haben, ob man mag.

Art. 214. Todslag.

Man tött zehn vmb ain todslag, die man in die echt hat pracht vmb den todslag.

Art. 215. Daz sind die recht vber diepisch lewt.

Wann ain dewp an der hanthaft begriffen wirt, daz man in vberwinden sol, so sol man die hanthaft schäczen ee daz man zewgen lait.

Art. 216. Verstolns gut.

Wann man ain verstolens gut aneuengt vnd daz bestetigen wil, daz sol geschechen vor gericht. So sol man in paiden vorsprechen geben, [Seite: 162] der ez da bestetigen wil vnd der es verantwurt. So sol man den fragen, dem das gut verstoln ist, wie lang daz sei, daz im das gut verstoln sey. Vnd sol auch den fragen, der das gut verantwurt, wie lang dez sey, das er daz gut gechawft hat. Daz sullen alles die vorsprechen fragen, daz sich ain mensch nicht svndt mit bestätigen. Doch ist gewonhait in dem land, daz ainer bestetigt selb dritter, oder ainer mit drein ayden.

Art. 217. Hanthafft.

Wann ain dewp die hanthaft auf dem hals hat, so bedarf man der zewgen nicht, die dem diep die er nement; wann die hanthaft, die im auf dem hals leit, benympt im die er.

Art. 218. Gestrasrawbt oder verstolns gut.

Werdet ain gut verstoln oder gestrasrawbt vnd werdent. die dewp flüchtig, wer den dewpen nacheilt, nympt er in die dewf in dem land, da die dewpt gestoln oder gestrasrawbt habnt, so [Seite: 163] ist das gut, daz die dewp gestoln habnt, daz drittail der, die den dewpen nachgeeylt habnt, vnd die zway tail dez, der ez vorlorn hat. Nympt man ins aber in aim andern lant, so sind die zway tail der, die den dewpen nachgeeylt habnt, vnd das drittail ens. der ez verlorn hat.

Art. 219. Pan.

Ain richter, der dez pans nicht hat, der mag nicht gerichten vber die lewt, das mans töt.

Art. 220. Dewp.

Wann man ain dewp bestetigt, ist das ros oder rinder, das perhaftes viech ist, so sol man dem richter geben ye von dem hawp zwayer minner funfczig phenig. Ist ez aber nicht perhafts viech, so geit man vir vnd zwainczig von dem hawp. Ist ez gesnitens gewand, daz die lewt an tragent, so geit man ye von dem pusen czwelf phening. Ist ez aber ander gut, daz nicht gewant oder viech ist, daz sullen zwen piderman schäczen; wie ez die schäczent, so ist der zechnt phening dez richter. [Seite: 164]

Art. 221. Strasrawber.

Rennent die strasrawber piderlewt an, wer die sind, vnd wellent in ir gut nemen, vnd erbernt sich die erbern lewt vnd vachent die strasrawber vnd pringent sew fur gericht, man tots mit recht. Also ist vmb dewp; fliechent die vnd wellent steln, begreift mans an der flucht oder mit wer, man richt vber sew. Strasrawber vnd dewp hilft das nicht, daz sew sprechent, man hab in der hant nicht begriffen; das habent in piderlewt erbert mit not.

Von rerawb.

Also ist vmb rerawb, da man nympt, wann ez print, oder da man toten lewten abczewcht oder tragunden weyben, oder all siech lewt, die sich nicht erwern mugen; daz haissent allez rerawb.

Art. 223. Nachtschacher.

Wer pey der nacht auf stözzt vnd lewt vecht oder in ir gut nympt, daz haissent nachtschacher, si reiten oder gen.

Art. 224. Daz ain edelman.

Wirt ain edelman gefangen vmb poshait, der nicht hanthaft hat, dem mus man sein er benemen mit zwain, die sein genos sind. Aftendes [Seite: 165] sait yderman wol, er sey sein genozz oder nicht, der ot sein er hat.

Art. 225. Von gefangen.

Wirt ain edelman gefangen vmb erber sach, den mus man mit erbern vberwinden.

Art. 226. Von diepischem gut.

Wem man zuspricht vmb ain diepisch gut, daz er chawft hat, ob im ain richter zuspricht, gicht ener, ich wil meinen gescholen stellen, wer sich ains geschubens vermist, ist der geschub ynner lands, so sol er in in virczechn tagen stellen an geuer; ist er aber aus dem land, so sol er in in sechs wochen stellen, ob er in erlangen mag, an geuer.

Art. 227. Aber von diepischen gut.

Ez mag chain diepisch gut aus chains juden gewalt bestetigen, wie wissentleich ez sey. Daz recht habent die juden. [Seite: 166]

Art. 228. Aber diepisch gut.

Ain diepisch gut, welcherlay daz ist, daz nur nicht viech ist, daz bestetigt der man, dem ez verstoln ist, mit aim ayd.

Art. 229. Leyb mayl.

Wer mail an seinem leib hat. vmb deuf oder die dewf vergolten habnt oder vmb dewf entrinent, die haben all hanthaft, da bedarf man wenig zewgen vber. Wer soleich hanthaft hat, ob er vor ainer schrann stet vnd wil sich ausreden, ob in ymant icht zeicht, der mag sich nicht ausgereden; wann er ist gepunden mit der ersten hanthaft.

Art. 230. Von dewf.

Man schol all dewf schäczen, da man lewt mit begreift; daz haizzt hanthaft. Ist die dewf gros, so get ez dem menschen an sein leben ; ist sie aber chlain, so get si dem menschen an sein leib ain tail. Daz schol man allez schäczen, [Seite: 167] e daz man zewgen lait. So wais man wol, das zwen zewgen gehörnt auf die handhaft. Dhain dewp hat nyndert freiung.

Art. 231. Von aim schedleichen menschen.

Wer ain schedleichen menschen vecht vmb poshait vnd den let an dez richter willen, oder der hincz aim schedleichen menschen richt, oder waz ain man richt, daz ander nymant richten schol, denn der richter, die habent sich all dez gerichts vnderwunden. Ez mag nymant den lewten gerichten vber ir er oder vber ir leben, denn der richter.

Art. 232. Von diepischen gut.

Wirt ain mensch geantwurt aim richter, der den pan nicht hat, mit aim diepischen gut, vnd ist die dieff so chlain, daz der mensch sein leben damit nicht verwarcht hat, daz man im ain or sol absneyden, oder durch die zend prennen, oder pey der schrayat anslachen, daz muz alls [Seite: 168] geschechen vor pey dem richter, der den pan hat.

Art. 233. Von pan.

Wer des pans nicht hat, der mag als wenig gerichten vber das or sam vber den halls.

Art. 234. Daz sind die recht vber tod.

Wann man ain menschen vberwinden wil vmb erber sach oder vmb vnerber, vnd wann der mensch gepunden vor der schrann stet, der mag chainer gedingen: ez mus den zewgen horn. Ez mag chain gepundens mensch gedingen.

Art. 235. Von geding.

Vmb welh sach man die lewt tötten wil, vmb erber oder vmb vnerber, wie ez der vorsprech da let, die schuld, die der mensch getan hat, also schullen ez die zewgen sagen. Sagencz ains worts myn, so sind sie nicht gestanden. [Seite: 169] Vmb wew man die lewt anspricht, die halt vngefangen sind, daz man hincz in bewärn wil, vmb weleich sach daz ist, daz müzzen die zewgen sagen, als ez der vorsprech dargelegt hat; valent sew an ainem wort, so sind sew nicht gestanden.

Art. 236. Todslag.

Wer ain todslag tut, oder den man ains todslags zeicht, chumpt ez darczu, daz sew sich ausreden sullen, sie müzzen sich bereden in dem gericht vnd in der schrann, da der todslag geschechen ist.

Art. 237. Wer ain tött auf lawgen.

Der ain ze totslecht auf lawgen vmb sein gut oder durich neyd, daz haisset mord.

Art. 238. Hanthaft.

Wann man ain mort oder ze todslecht vnd ist daz plutig gewant da, daz ist die hanthaft; so bedarf man nur zwen auf die hanthaft. [Seite: 170]

Art. 239. Von anzünten.

Wann ainer ain anzünd vnd wirt er gefangen, so sol man im ain prant auf den hals pinden oder auf den rük, der aus demselben fewr genomen ist; daz ist die recht hanthaft.

Art. 240. Hanthaft.

Wann die hanthaft nicht czwayr vnd sibenzig newr greczer wert ist, so mag man die lewt nicht totten.

Art. 241. Moltig zungen.

Gegen moltiger zungen mus man vil zewgen haben.

Art. 242. Von pann.

Alls ain mensch in dem pan ist sechs wochen vnd ain tag, so sol in der weltleich richter zu echt tun; vnd wer auch in der echt ist sechs wochen vnd ain tag, so sol man in aber zu pan [Seite: 171] tun. Daz recht saczt sand Siluester vnd der chunig.

Art. 243. Von vnzeitigen khinden.

Wann ain weip erst man nympt, gewint si chind vor irr rechten zeit, man mag daz chind bechrenkchen an seinen rechten. Gewint ain fraw kind nach irs manns tod nach irr rechten zeit, man mag ez auch wol beschelten, wann ez zu spat chomen ist. Die zwayer hannde chind, der die rechtvertigen wil, sind sie degen chind, so sol man ir zal raitten zum mynnisten aine vnd virczig wochen; die ain wochen ist zu gnad darczue geseczt; der mayd chind an eine virczig wochen. Daz gericht schol vor den phaffen geschechen. Vnd mag man die chind vberchomen, daz si ze spat oder ze frü sind, si erbent in vater oder in muter gut nicht; ez erbent ye die nachsten erben.

Art. 244. Von prukh vnd wasser zol.

Der prukken zol oder wazzer zol hinfürt mit wissen, der sol in virualt gelten. Ist daz nymant da ist, so sol ain man dreystund ruffen [Seite: 172] nach dem zolner, so er aller lawtist mag, vnd ist nymant da, so far fur sich. Vnd chumpt er hinwider vnd vodert der zolner seinen zol, er sol im geben mit enem. Vnd schuldigt er in, er hab im seinen zol verfurt, so sol er im swern, daz er im dreystund geruft hab; er sols nicht erczewgen. Man nympt an maniger stat zol, da nicht lewt gesessen sind.

Art. 245. Von gericht.

Man sol gerichts warten von der zeit so die sunne aufget uncz zu dem mitten tag, vnd ist der richter da, wer dan dar nicht chumpt . . .

Art. 246. Daz sind der jude recht gen den herren von Österreich.

Dez ersten: Wann ain Christen stirbt, so sulen desselben erben in meins herren land ze Österreich in der schul der juden ze Wien, zu der Newnstat, ze Chrems haissen ruffen, ob er chainem juden gelten sull, daz der jud fur chom oder meld die geltschuld. Ez sol auch der jud in demselben jar, vnd der Christen stirbt, melden die geltschuld chundleich. Tut daz der jud, dez geneust er; tut dez der jud nicht, so sol der christen furbaz ledig sein von den juden seiner geltschuld. [Seite: 173]

Art. 247. Kain jud soll leichen.

Ez sol chain jud chaines herren holden leichen auf ir erb, wie das genant ist, oder ez sey dann mit dez herren oder mit dez amptman willen; sunst hat er daran nicht; wann er sol in nicht höcher leichen nur auf schreinphant. Man sol auch zu ainem lechen ainen oder zwen piderman nemen zu geczewgen aus demselben dorf, die dem aygen gesworn habnt; ob ain amptman lawgnen wolt, so schullen dennoch die juden nach der zwayer man chuntschaft gericht werden. [Seite: 174]

Art. 248. Von juden lehen.

Ob ain jud leicht ainem holden an dez herren vnd seines amptmans wissen, so sol der jud darfür ander nymant aufhaben, wenn nur den alain, dem er sein gelt gelichen hat; vnd soll auch den herren ee ze red seczen. Ob er im recht vercziechen wolt, so mag er den ainen wol aufhaben, aber sunst nicht.

Art. 249. Von versetzen.

Auch daz chain amptman sich selb noch seins herren gut verseczen mag an seins herren willen chainem juden; leicht aber ain jud darauf, ez hat chain chraft nicht vnd ist im nichts schuldig noch gepunden.

Art. 250. Von briefen.

Auch cziechent die juden herfur etleich alt brief, die lang zeit nie gemelt noch geczaigt sind, die etleich sagent vber erb, daz seit ist verchummert vnd verchawft, oder leicht an den sechsten gestorben ist. Derselben brief habent die juden nicht recht ze geniessen, noch nyemant damit zeschaden. [Seite: 175]

Art. 251. Von versetzen.

So der herren holden ir erb verseczent den juden an der herren wissen, so geit ain judenrichter seinen brief darvber vnd bestet die mit seinem insigel, daz herr noch amptlewt darumb nichts wissen, daz furbas chain chraft haben sol.

Art. 252. Von juden zicht.

Ob ain jud ain christen czeicht vmb geltschuld, daz im der christen gelten sull vnd der jud nicht brief darumb hat oder purgel, vnd der christen lawgent dez gelts, so sol der jud ain recht suchen vnd nemen vor dez christen herren oder vor seinem amptman.