[Seite 43] Heinrich, der letzte Herzog von Kärnten aus dem Geschlechte der Grafen von Görz und Tyrol, hatte, obschon dreimal vermählt43.a, keinen männlichen Erben, und es war daher vorauszusehen, daß nach Heinrichs Tode seine Länder an ein anderes Geschlecht gelangen werden. Diese Aussicht erfaßte König Johann von Böhmen aus dem Hause Luxenburg. Bei seinen in Italien beabsichtigten Eroberungen mußten ihm die Gränzländer Tyrol und Kärnten als ein wichtiges Besitzthum erscheinen. Er sendete daher schon im Oktober des Jahres 1327 seinen fünfjährigen Sohn Johann nach Kärnten, um diesen mit [Seite 44] einer Tochter des Herzogs Heinrich zu verloben44.a. Auch Herzog Heinrich, welcher nun die Hoffnung auf einen Eidam gewonnen hatte, dachte ernstlich daran, die Nachfolge in seinem Lande seinen Töchtern, oder einem Gatten derselben zuzusichern. Er benützte hiezu die Heimkehr des Kaisers Ludwig des Baiern aus Italien, und bewog diesen zu Meran am 6. Februar des Jahres 1330, den Töchtern dessen Bruders die Lehen in Kärnten und Tyrol für den Fall, als Heinrich keinen männlichen Erben hinterlassen sollte, zuzusichern, und den Herzog auch zu ermächtigen, seine Länder mit Rath und Wissen des Kaisers einem seiner Eidame, oder einem Eidame seines Bruders zu vermachen44.c. Die Verhandlungen endeten auch zur Zufriedenheit des Königs; Margaretha wurde gegen zugesicherte vierzigtausend Mark Silbers die Gattin des jungen Johann, Herzog Heinrich erklärte diesen zum Adoptiverben seiner Länder, und ließ ihm schon dazumal von den Kärntnern und den übrigen Unterthanen den Eid der Treue und des Gehorsams leisten44.d. So glaubten König Johann und Herzog [Seite 45] Heinrich, im September des Jahres 1330 ihren Kindern den Besitz von Tyrol und Kärnten gesichert zu haben. Allein zu bald keimten die Verhältniße, welche diese Hoffnungen vereiteln sollten.
Es machten nämlich auch die Herzoge Albrecht und Otto von Oesterreich Ansprüche auf den einstigen Besitz der durch Heinrichs Tod allfällig erledigten Länder. Schon die Verlobung des böhmischen Königsohnes sahen sie mit ungünstigen Augen45.a; nun aber, als es zur Ehe gekommen, schien es an der Zeit zu sein, auch ihrer Seits für die Sicherung ihrer, wie sie behaupteten, ältern und stärkeren Rechte zu sorgen. Herzog Otto vertrat die Sache seines Hauses vor K. Ludwig, und berief sich in Bezug auf Kärnten auf einen ausdrücklichen Vorbehalt, indem K. Rudolf von Habsburg dem Grafen Mainhard von Görz und Tyrol Kärnten nur unter der Bedingung verliehen haben soll, daß selbes in dem Falle, als der Mannsstamm des Grafen Mainhard absterben würde, den Herzogen von Oesterreich zufallen sollte45.b. K. Ludwig überließ am 23. November 1330 die Entscheidung über diese Ansprüche sieben Schiedsmännern; diese entschieden drei Tage später zu Gunsten der österreichischen Herzoge, und der Kaiser mußte diesen die Versicherung geben, daß er ihnen nach Herzog Heinrichs Tode [Seite 46] Kärnten als Reichslehen übergeben werde46.a. So standen die Sachen bei dem im Anfange des Aprils 1335 auf dem Schloße Tyrol oder in Innsbruck erfolgten Tode unsers Herzogs46.b und schon am zweiten Tage des folgenden Maimonats wurde Kärnten den Herzogen Albrecht und Otto von Oesterreich zu Linz verliehen46.c. Nach dieser Belehnung schien für Albrecht und Otto nichts weiter zu erübrigen, als die Besitznahme Kärntens. Sie sendeten die Herren von Pfannberg und Wallsee, um sich das Land allenfalls auch mit Waffengewalt zu unterwerfen (Karinthiam apprehendere et armis bellicis coartare)46.d Da [Seite 47] Konrad von Aufenstein, welchen Herzog Heinrich zum Landeshauptmanne bestellt hatte, Kärnten ohne Widerstand übergab47.a, so war die Besitznahme des Landes leicht, und nur die Anerkennung der österreichischen Fürsten als Herzoge von Kärnten fand Anstände von Seite der Bewohner des Landes. Wahrscheinlich des Eides eingedenk, welchen die Kärntner schon vor fünf Jahren dem Eidame ihres Herzogs geleistet hatten, wollten sie die Oesterreicher erst dann als Herzoge anerkennen, wenn in einer festgesetzten Frist Kärnten keine Hilfe zukommen sollte47.b. Es hatten nämlich Johann und Margaretha nach dem Tode Heinrichs auf Betrieb der Tyroler Landherren an König Johann um Schutz und Hilfe gesendet. Dieser lag aber an den Wunden, die er im Turniere erhalten, krank zu Paris, und konnte daher nur auf seine baldige Genesung vertrösten. Die Verlassenen, welche nicht wußten, was in Kärnten vorgegangen, schickten den Abt Johann von Viktring an die Herzoge von Oesterreich, [Seite 48] um diesen den Tod ihres Vaters und ihren hilflosen Zustand zu klagen, und zugleich von ihnen Schutz und Vertretung zu verlangen. Der geringe Erfolg dieser Sendung darf nach der bereits geschehenen Besitznahme Kärntens nicht auffallen, und keinen bessern Erfolg hatte die Verwendung des Abtes, des Herzogs Heinrich von Niederbaiern und des Markgrafen Karl von Mähren bei dem Kaiser, und die Fürsprache des Propsten von Wisegrad bei den österreichischen Herzogen, welche beharrlich erklärten, eher Alles auf die Wagschale des Glückes legen, als Kärnten herausgeben zu wollen48.a.
Während dieser Verhandlungen war die den Kärntnern gestattete Bedenkzeit verstrichen. Herzog Otto kam selbst in das Land48.b, es wurde die Urkunde, mit welcher die Belehnung [Seite 49] der österreichischen Herzoge von dem Kaiser kund gegeben und zum Gehorsam aufgefordert wurde, verlesen und sonach dem Herzoge von dem Adel und den Bürgern der Eid der Treue geschworen. Nachdem Herzog Otto den Konrad von Aufenstein der Landeshauptmannschaft enthoben und an dessen Stelle den Ulrich Grafen von Pfannberg gesetzt hatte, verließ er Kärnten und wendete sich nach Krain49.a. In Kärnten war aber noch keineswegs ein verläßlicher Zustand herbeigeführt, indem die Bewohner desselben behaupteten, daß kein Fürst ihres Landes die Lehen gültig verleihen und Recht sprechen könne, wenn er nicht früher feierlich auf den Herzogstuhl gesetzt worden wäre. Herzog Otto kehrte deshalb nach Kärnten zurück, fügte sich der Landessitte, und wurde in der Kirche von Maria Saal von dem Bischofe Lorenz von Gurk im Beisein des Bischofs Heinrich von Lavant und vieler Prälaten am 2. Juli 1335 geweiht. Freudig brachte er seinem Bruder die Botschaft, daß Kärnten den Gehorsam geschworen und die Huldigung geleistet habe49.b [Seite 50] Nach diesen Vorgängen schien Kärnten für die Tyroler Grafen für immer verloren. Selbst König Johann von Böhmen erscheint nur mehr darauf bedacht, seinem Sohne Tyrol zu erhalten, und wegen des Verlustes von Kärnten sich an den österreichischen Herzogen und deren Anhängern wenigstens zu rächen. Gegen Ende des Jahres 1335 sendete er seinen Sohn, Markgrafen Karl von Mähren nach Tyrol, um das Land für das jugendliche Fürstenpaar zu verwalten und den Rachekrieg gegen die Görzer Grafen zu führen, welche beharrliche Anhänger der österreichischen Herzoge waren und auf Tyrol Ansprüche machten50.a. Die Tyroler Landherren genehmigten die Verwaltung Karls und dieser drang nach Ostern des Jahres 1336 in das den Görzer Grafen gehörige Pusterthal ein, nahm die Veste St. Lambrechtsberg und verheerte das Land drei Wochen hindurch bis zur Klause von Lienz50.b.
Wie Markgraf Karl gegen die Grafen von Görz führte König Johann den Rachekrieg gegen die Herzoge von Oesterreich, und verwüstete mit den ihm verbündeten Ungarn das im Norden der Donau gelegene Land. Als aber die Ungarn den Kampfplatz verließen, König Johann sich im eigenen Lande bedroht und das Land seines Verbündeten, des Herzogs [Seite 51] Heinrich von Niederbaiern verwüstet sah, gedachte er des Friedens, und durfte eine gütliche Ausgleichung von den österreichischen Herzogen um so sicherer erwarten, als auch diese ihr kaiserlicher Bundesgenosse verlassen hatte. Die Hindernisse, welche in persönlicher Abneigung wurzelten, wußte Albrechts Gattin Johanna zu heben, und so kam es in Ems am 9. Oktober des Jahres 1336 zum Vergleiche. Die Herzoge von Oesterreich verzichteten auf Tyrol und den Theil von Kärnten, welcher von Sachsenburg aufwärts lag; König Johann entsagte aber für sich, für seine Nachfolger, für seinen Sohn Johann, für dessen Gattin Margaretha und für deren Schwester allen Ansprüchen auf Kärnten, Krain und die March. Er gelobte sogar, die Verzichtsurkunde seines Sohnes, seiner Schwiegertochter und der Schwester derselben beizubringen51.a. Dieses Versprechen fand jedoch keine Erfüllung, indem Graf Johann und Markgraf Karl die Verträge ihres Vaters für ungültig erklärten und mit den Tyroler Landherren betheuerten, von der Wiedererwerbung Kärntens keineswegs ablassen zu wollen. Graf Johann machte auch wiederholte Versuche in Kärnten einzudringen, welche jedoch jederzeit an der Lienzerklause scheiterten51.b. Jn welchen Zwischenräumen diese auf einander gefolgt seien, erzählt uns Abt Johann von Viktring nicht. Der letzte Versuch geschah im Jahre 1338. In der Hoffnung, sich in einigen Schlößern Kärntens festsetzen zu können, suchte Graf Johann in Kärnten einzudringen; seine Fortschritte wurden aber jetzt wie früher durch die Görzer Grafen in der Lienzerklause gehemmt, so daß Graf Johann sich damit begnügen mußte, diese Engpässe durch Feuer zu verwüsten. Nach Kärnten kam aber auf die wiederholte Kunde von diesen Unruhen Herzog Albrecht, und "wie die Sonne die dichten Nebel zertheilt", löste auch der Herzog die Wirren dieses Sturmes durch seine [Seite 52] Gegenwart52.a, daß seit dieser Zeit von Tyrol aus nie wieder ein Anspruch auf Kärnten erhoben wurde.
Die Thronstreite der kärntnerischen Herzoge haben, soweit die Geschichtquellen reichen, immer auch auf den innern Frieden des Landes und auf die Rechtszustände der Landsaßen störend eingewirkt. Daß die Thronfehden des Prätendenten Philipp, des Bruders des Herzoges Ulrich nI., wider König Ottokar von Böhmen und die des Letzteren wider den deutschen König Rudolf von Habsburg von so traurigen Folgen waren, bezeugen zur Genüge die Landfriedens-Verordnungen des K. Rudolf vom 3. Nov. 127652.b und 8. März 127952.c. Auch die Ansprüche des H. Heinrich V. ( VI.) auf die Krone Böhmens brachten die verheerende Kriegsfehde in das ferne kärntnerische Land, und daß der gewaltige Geist jener Zeit den Zeitpunkt des gestörten inneren Friedens auch zu mancher innern Fehde benützte, gibt die Friedensurkunde zu verstehen, welche über die Einigung errichtet wurde, welche die Königin Elisabeth am 14. Juli 1311 zwischen ihrem Bruder Heinrich und ihrem Sohne Friedrich erwirkte52.d. Daß sich diese Uebel auch in den Kämpfen der Luxemburger und der Habsburger um das erledigte Herzogthum Kärnten erneuerten, gibt schon das Duellmandat des H. Albrecht vom 12. Aug. 133852.e und auch Abt Johann von Viktring zu verstehen52.f. Nichts mußte in solchen traurigen Zuständen fühlbarer werden, als der Mangel geschriebener Gesetze, und es war daher die angelegentlichste Sorge der kärnt. Landherren, von dem nach seiner Länderbereisung in Gratz eingetroffenen Herzoge Albrecht ihnen, da [Seite 53] ihre alten Rechte theils erloschen theils vergessen seien, neue Gesetze zu geben. Nachdem über Leben und Eigenthum, über einige andere bestimmte Gegenstände einige Artikel festgesetzt wurden, und die Landherren erklärten, in den übrigen nicht ausgedrückten Punkten nach dem steierischen Rechte leben und sich in Strafsachen den alten markgräflichen und herzoglichen Gerichten unterwerfen zu wollen, wurde die Landrechtsurkunde in deutscher Sprache ausgefertiget und, nachdem selbe von den zurückgekehrten Landherren kundgemacht worden war, auf dem Schloße Osterwitz hinterlegt53.a. Selbe befindet sich gegenwärtig im k. k. Haus- Hof- und Staatsarchive, wohin sie wahrscheinlich nach Ausstellung der von dem Erzherzoge Ernst am 27. März 1414 ausgefertigten Handveste53.b gebracht wurde. Die nachfolgend veröffentlichte Abschrift wurde dem kärnt. Geschichtvereine durch dessen Mitglied, den nun sel. Herrn Oberlandesgerichtsrath Dr. Josef von Würth mitgetheilt.
WIR Albrecht. von gots gnaden, Hertzog ze Östereich, ze Steyr, vnd ze Chernden, Herr ze Chrain, auf der Marich, und ze Portnaw. Graf ze Habsburch, vnd || ze Kyburch, Lantgraf in obern Elsazzen, vnd Graf ze Phirtt. veriehen, vnd tun chvnt offenlich mit disem brief, allen den, die ieczund lebend, vnd die hernach chumftig werdent || Daz für vns chomen, vnser getrewn lieben, vnsser Lantherren, Ritter, vnd chnecht, von vnsserm Lande [Seite 54] ze Chernden, vnd paten vns vlizsichlich, das wir sev von besundern gnaden, bei || etlichen alten gewonhaiten, die si von alter herpracht hieten, liezzen beleiben, und daz wir in darczu, von newn dingen, etlichev recht geben. No haben wir angesehen, ir ernstlich || pêt, wan ez ouch vns, unserm Lande vnd vnsern leuten ze Chernden nutz, und notdurftig ist, vnd haben in irev recht gegeben, in solicher weis, als hernach geschriben stet. Des ersten || Swer bei gutem gericht, und mit stiller gewêr, ein aygen herpracht hat, dreizzig iar, vnd ainen tag, ein lehen czwelf iar, vnd ainen tag, ein Purchrecht iar vnd tag, mag er daz || furbringen so hat er furbaz recht darczue. Wer ouch daz dhainer einen gewalt chlait, den sol er bewêrn selb dritte, tut er daz, so muez êner den gewalt pezzern selb ander, ist aber daz, der || Dreyr ainer abget, so ist êner des gewaltes ledig. Wir Wellen ouch, swaz ein mann in unserm Lande ze Chernden, in nucz, und in vnroublicher gewêr herpracht hat, daz in des niemant || entwêr noch da von treib, denn mit dem rechten alain. Ist ouch daz iemant den andern anspricht, umb lehen, der sol die verantwurten, vor dem herren, da er si von ze lehen hat, wolt ez aber || der Lêhen herr vertziehen, so mugen wir ez selben gerichten. Wir sullen ouch selben, oder der, dem wir ez emphelhen an unser stat, richten, vmb lehen, vnd vmb aygen, ze vier tagen, ie || vber Sechs wochen man sol ouch in der Schranne niemand haizzen stille sten, der in dem Lande wolgesezzen ist, umb lehen, vnd umb aygen, er bring in danne mit Furbot, vnd mit chlag fur daz || Gericht. Ouch wellen wir, ob ein gepowr ichtes tat, da mit er den hals verwaricht hat, umb welicher ley sache daz sei, daz des sein herr nicht engelt swer der sei an seinem aygen, oder an seinem gut || der Richtter sol seines leibes varen mit dem rechten, vnd sol dem Herren sein gut, mit gemache lazzen, Tut aber ainer einen totschlag, vnd chumt er da von, der ist dem obristem gericht veruallen || Dreizzig mark, vnd dem Niedern gericht sechczig plıenmng, vnd hut sich vor sinen veinden, vnd vor dem geschray, wirt er [Seite 55] aber begriffen, so ist hals, wider hals, oder er lose sich, wie er stat, an || dem Landtsherren, vindet vnd sol des sein Housvrow, vnd sinev chinde, nicht engelten, an dem gut. Wer aber ieman, der ze Chernden gut hiet gelegen, vnd in dem Lande nicht gesezzen wêr, der || sol daz verantwurtten, ze Chernden. da daz gut gelegen ist, vor dem Gericht, da man umb ander gut verhoret. Ist aber daz em gast chumt gen Chernden. in daz Lande, vnd vodert em recht an ainen || lantsman, der sol demselben, recht hinwider tan, da er recht von nemen wil, an derselben stat, vmb sogetan sache, darumb er ez billeich tun sol. Ouch wellen wir, vmb aygn, vnd vmb Lehen, di || von vns sint, daz darumb niemand gerichten, noch verhoren mûg, denn wir selben, oder onser Hoouptman, oder wem wir ez enphelhen, wem auch onser Houptman enphilicht ze richten, vmb gult, vnd vmb new || auflouff, der mag daz wol verhoren vnd gerichten. Ez sullen ouch die Grâfen, die in dem Lande ze Chernden gesezzen sint, recht vor onser, oder vor, onserm Houptman tun, vmb swev man hincz || in ze sprechen hat. So sollen die Richtter, so si daz Gericht enphahent swern, das si recht richten, dem armen, als reichen, vnd nicht durch lieb, si sollen ouch nieman umb dhain puezze || phenden, er verualle ir ê vor Gericht, vnd sol der Richtter, diselben puezze, in Viertzehen tagen nemen. Ez sollen ouch alle leut, in vnserm Lande ze Chernden, ze gemainen tagen gen, dristund in dem iar || in allen onsern Lantgerichten, vnd sagen bei dem ayde, den si da swern muezzen, ob icht schedliches, oder vngerichtetes sei in dem Lande, und ob icht sei, daz dem Gericht ze pezzern ist, wer ouch dahin nicht || chomen mochte, vor ehaftter not, der mag sich der wol bereden, chumt er aber nicht, in irr danne ehaft not, so sol er puezwartig sein, vnd sullen ouch die zwen phenning, di ze puezze willent geben sint ab || sein. Ouch sullen der Lantrichtteer poten, nieman fuergepieten denn da der man gesezzen ist ze hous ond ze hof, ond anderswa nicht, man sol ouch di leut ê vor gericht bechlagen, ê man si vpiete. Phendet || ouch der Richtter auf ein gut, daz eines [Seite 56] andern mannés ist, ond mag derselb man daz besteten, daz ez sein sei, dem sol der Richtter daz widergeben, an der stat. Ouch habent onser dienstherren ze Chernden. die || recht, daz si daz recht tun mugen vber ir biderb diener, vmb gult, vmb gelubde, vnd ouch vmb schaden. Ez sol ouch ieder man, hincz seinen gepowern, daz recht tun, vmb die sache, die auf sinem gut besche || hent, an alain vmb die sache, die an den tod gent, ez wer danne, daz daz recht, von des gepowrn herren, wurt vertzigen, sv mag vnser Richtter daruber richten. Waz ouch dienstherren ist, di Stok, vnd || galgen habent, vnd begriffen si dhainen in irem gericht, der dem Lande schedlich ist, daz mugen si wol verhoren, vnd ouch richten. Swa ouch ein notzog geschiecht in vnserm Lande ze Chernden. mag man || den war gemachten, mit zwain, ez sein weib, oder man, sein engelt êner an dem Hals, und sol man demselben den hals abstozzen, mit einer dillen, Wiert aber ein Strazrouber begriffen, mit der handhaft, dem mag man, mit zwain, den hals an behaben, begreiffet man in aber, an die handhaft, sv muez man in, mit sibenn vbersagen, vnd demselben Strazrouber, sol man den hals abslahen, Man vbersagt || ouch wol einen morder, mit zwain, vnd richtet, vnd pezzert hincz im, mit dem ratte, Den Valscher der mit der hanthaft begriffen wirt, den sol man vbersagen mit zwain, vnd sol in darnach setzen || auf einen rost, Aber einen dieb, der nicht begriffen ist, mit der Handhaft, den sol man vbersagen mit sibenn und sol in danne hênchen , an ainen galgen. Ouch wellen wir, daz alle Herren, dienstleut, vnd || ander edel leut, ze Chernden. in allen andern sachen, die hie nicht verschriben sint, richten nach dem recht, als vnser herren, vnd edel leut, in vnserm Lande ze Steyer. Vnd daz disev recht, ellev, als si || von wart ze wart in diesem brief geschriben sint, also stet, vnd vnczebrochen beliben. Daruber so geben wirr disen brief, besigelten, mit vnserm Insigel. Der geben ist ze Gretz, an des || heiligen Chreuczes. tag, ze Herbst. Da man zalt von Christes geburd. Tausent. Dreu hundert Jar, darnach in dem acht, vnd Dreizgisten Jar. [Seite 57]
Orig. auf Pergament mit Siegel in k. k. geheimen Hausarchive, gut erhalten. Höhe: 13 Z. 3. L. — Breite: 17 Zoll. 7. L. mdash; Das sehr gut erhaltene Siegen hat 4. Z. im Durchmesser. Einfaches Reitersiegel. Doppelte Umschrift zwischen 3 Perllinien.