1559 Reichshofkanzleiordnung Ferdinands I. :: Transkription Speer 2013

1559 Reichshofkanzleiordnung Ferdinands I. :: Transkription Speer 2013

Editorial

Quelle: Fellner, Thomas: Aktenstücke 1491 - 1681 / von Thomas Fellner. - Wien : Holzhausen, 1907. - VIII, 664 S. (Die Österreichische Zentralverwaltung ; 2) (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs ; 6).
Digitalisat: Reichshofkanzleiordnung Kaiser Ferdinands I. Augsburg, 1559 Juni 1

Editorische Bemerkung Fellner

Orig. Pap., 21 teilweise — unten rechts — foliierte Blätter, geheftet, sehr wohl erhalten, mit kaiserlichem aufgedrückten Siegel und den eigenhändigen Unterschriften Kaiser Ferdinands I., des Erzbischofs Daniel von Mainz, des Reichsvizekanzlers Seld und der Kanzleifertigung Kirchschlagers; offenbar schon früh in Faszikel 2 der Mainzer Reichshofratsakten des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchives zu [Seite 289] Wien verlegt, jetzt im Faszikel 1 Erzkanzlerarchiv, Reichskanzlei und Taxamt. Auf dem Titelblatte steht (von der Hand des Schreibers): "Instruction der kaiserlichen maiestät reichshofcanzlei." Außerdem einige belanglose Vermerke. Hiezu kommt in Betracht das Konvolut in demselben Faszikel: "Allerhand bedenken zum theil concepten wegen richtigmachung der reichshofcanzlei zwischen kaiser Ferdinands und erzbischof Daniels vorgangen zu Augspurg in anno 1559." — Die Ordnung ist gedruckt bei Kretschmayr, Das deutsche Reichsvizekanzleramt. Archiv f. österr. Gesch. 84, 463-480. — Zur besseren Illustrierung des organischen Zusammenhanges zwischen den einzelnen Instruktionen hier nochmals abgedruckt.

In den Verhandlungen, welche der Errichtung der folgenden Ordnung vorhergingen (vgl. darüber Seeliger, Erzkanzler und Reichskanzleien, S. 110ff.), trat der Erzbischof von Mainz mit Berufung auf die Kanzleiordnung Kaiser Maximilians von 1498 für die Absonderung von Reichs- und Erblandssachen ein; es heißt in einem von der kurfürstlichen Kanzlei ausgearbeiteten Bedenken (Konzept im obgenannten Faszikel und Konvolut), der Erzbischof habe "es fur ein hohe notturft geachtet, dass solche absonderung gehalten, darzue dann ire churfürstliche gnaden nit allain, dass hochlöblicher gedächtnis kaiser Maximilian solche ... verordnet, sonder auch, dass aus vermischung der sachen allerhand unrichtigkaiten ... und ... allerhand nachteil und schaden zu gewarten, bewegt". Der Kaiser aber seinerseits wies darauf hin, daß die böhmischen, ungarischen und Hofkammersachen ohnehin der Reichskanzlei ferne lägen, und erklärte, daß auch die österreichischen Sachen durch Aufnahme eigener Sekretäre für dieselben und durch getrennte Registerführung von der Reichskanzlei gesondert sein sollten und nur der Registrator, Taxator und die Schreiber aus Ersparungsgrunden gemeinsam sein sollen (Seeliger, 175). In Erwiderung dieser Erklärung fährt das oben zitierte Bedenken fort: "Sintemal das ire churfürstliche gnaden verstehen, dass solche sonderung der sachen albereit beschehen, allein dass die reichs- und österreichische sachen an einem ort geschrieben und expediert werden ..., so lassen es ire churfürstliche gnaden dabei bewenden." Der Kurfürst sei einverstanden, daß alle Kanzleipersonen nach Erfordernis, d. h. die Beamten für die Reichssachen allfällig auch für die Erblandsachen und umgekehrt sollen verwendet [Seite 290] werden können, "doch dass sondere register in reichs- und sondere in österreichischen sachen gehalten werden sollen".

Auf Grund des Einverständnisses von Kaiser und Erzkanzler wurde hierauf der Wortlaut nachfolgender Ordnung festgestellt:

Ferdinand von gottes genaden erwelter römischer kaiser zu allen zeiten merer des reichs etc.

Instruction und ordnung, nach welcher hinfüro unser kais. hofcanzlei regiert und verwalten soll werden.

Als uns der almechtig gott mit der hohen würde der kais. cron genediglichen begabet und wir unserm obligenden ambt nach zu gemuet gefuert und betrachtet die merfeltige sachen und geschäft, so täglich bei unserer kais. reichscanzlei sich heufen, an welchen, das si nit allain ire fürderliche und richtige expedition erlangen, sonder auch zu erhaltung unserer kais. Mt. auch deren angehörige recht und gerechtigkait in ain guete ordnung beisamenbracht registriert und der gepür verwarlich gehalten werden, treffenlichen vil gelegen, das wir auch sonsten durch göttliche miltigkait mit vilen ansehenlichen künigreichen, landen und fürstenthumben versehen seind, so underschiedliche regierung haben und deswegen nit wenigere underschiedlicher expedition und gueter ordnung bedurftig, auf das aber soliche sachen und gescheft nit under einander vermischt oder einest das ander verhindere, daraus uns dem heiligen reich desselbigen glidern und angehörigen auch jetztgedachten unsern erbkünigreichen und landen wol allerhand merkliche irrung schade und verlust zu gewarten:

Das wir demnach unvermeidenlicher notturft nit allein uns und dem heiligen römischen reich, desselbigen churfürsten fürsten stenden glidern und underthonen zu eeren aufnemen wolfart trost und guetem, sonder auch umb merer befurderung, erörterung und richtigkait willen bemelter sachen und gescheft, damit meniglichen in seinem anligen desto vleissiger vernomen auch jederzeit nach gelegenhait erschiessliche und furderliche abfertigung erlangen muge, nachvolgende unserer kais. reichscanzlei ordnung mit rat und zuethuen des erwirdigen Daniels, erzbischoven zu Meintz unsers und des heiligen reichs in Germanien erzcanzlers, lieben neven und churfürsten furgenomen, uns mit seiner lieb darüber verglichen und entschlossen, auch allen und jeden beruerter unserer kais. reichscanzleien personen und verwondten, was ambts stands wesens oder condition die seien, vestiglichen zu halten gepoten und bevolchen, wie wir inen dann dieselb [Seite 291] also unverpruchlichen zu halten und deren in iren puncten und articuln nachzukomen und zu geleben bevelhen.

Und anfenglichs, nachdem wir uns mit gedachten unserm erzcanzler, lieben neven und churfürsten beruerter unserer kais. reichscanzlei halben, sovil deren administration sonderlich bei werendem reichstag betrifft, freundlichen und genediglichen verglichen, so sollen alle und jede unserer kais. reichscanzlei personen, sovil wir deren zu verrichtung unserer und des heiligen reichs gescheft jederzeit bedurftig, vom höchsten bis auf den wenigisten ir aufsehen furnemblichen auf uns als den herrn und das oberhaubt auch volgends unsern neven und churfursten von Maintz als den erzcanzler haben und den gepoten und verpoten, so wir oder sein lieb in unserm namen thuen werden, zu gehorsamen schuldig sein.

Und sol gedachter unser erzcanzler jetzo alspald darob und an sein, damit unsere kais. reichscanzlei zu verrichtung des hohen kaiserthumbs und anhangenden reichssachen und gescheften mit tauglichen, erfarn, redlichen und nach gelegenhait jedes ambts und stats geschickten vicecanzler secretarien registratorn taxatorn schreibern und andern personen der gepür notwendig bestelt werde, auch solicher personen annemung und beurlaubung seiner lieb, doch mit unserm vorwissen und bewilligung, zu thuen gepuren. Damit aber an anzal solcher personen der uberfluss vermiten, auch kain mangl erscheine, so wollen wir, das alle und jede sachen unser kaiserthumb und das heilig reich, desselbigen hochait recht herlich- und gerechtigkait pfandschaft losung regalien privilegien indult confirmation lehenverleihung und anderst wie soliches namen haben mag betreffend, in lateinischer, teutscher oder andern sprachen von unserer erbkünigreich und landen andern sachen abgesondert und durch bemelte unserer kais. reichscanzlei personen expediert, registriert und in gueter ordnung gehalten werden soll.

Und nachdem wir solicher sachen halb unserm sonderlichen reichsrat mit ansehenlichen dapfern unsern räten besetzt und ires verhaltens in sachen sonderliche ordnung und instruction gegeben, so soll es zu obgemelts unsers erzcanzlers gefallen und willen bevorsteen, da sein lieb unserm kais. hof beiwonet, wenn und so oft es derselbigen gelegenheit sein will, solichen unsern kais. reichshofrat zu besuechen, in demselbigen auch alsdann zu praesidieren und im faal sein lieb abwesens oder ungelegenhait unserm vicecanzler zu bevelchen, das er solichem unserm reichshofrat stätig und embsig beiwone, die sachen so daselbst furkomen helfe dirigieren, auch guete [Seite 292] achtung habe, das alle beschaid und expeditiones den ergangnen ratsbeschlussen gemess ausgeen und verfertigt werden.

Da wir aber je seiner des vicecanzlers person von wegen anderer unserer gehaimen ratssachen nit empören wolten, also das er nit jederzeit gemeltem unserm reichshofrat beiwonen könte, so wollen wir an sein statt ain andere person verordnen, die beruerten vicecanzler in allem obgemeltem vertreten, die auch deshalb vor ein vorneme rats- und canzleiperson mit eeren und stand gehalten werden soll.

Und sollen sich ermelter unser vicecanzler und diejenige person, so wir in unsern kais. reichshofrat verordnen möchten, sonderlichen befleissen, das si von allen reichshandlungen, desgleichen andern sachen unser kaiserthumb und demselbigen anhangende reputation würde hochait recht und gerechtigkait betreffend vor andern unsern räten gueten bericht haben, davon so oft vonnöten wissen bericht zu thuen, furzutragen, zu tractieren und handeln, damit si nit allein in unserm kaiserlichen reichshofrat, sonder auch auf reichstagen und andern enden fursehung zu thuen wissen und irem ambt statlichen und mit ruemb vorsein mugen.

Und damit wes furter aller und jeder personen, so unser kais. reichscanzlei verwondt, schuldigkait und thuen in gemain und eins jeden insonderhait seie mer specificiert, so wellen wir, das nachvolgunde articul und punct insonderhait vestiglichen gehalten werden.

Gemain articul ain jeden so unser kais. reichshofcanzlei verwondt beruerend.

[1.]

Von erst sol ain jeder, so unser kais. reichshofcanzlei verwondt und darein aufgenomen ist oder wirdet, zuvorderist uns als dem herrn und oberhaubt und dann gemeltem unserm neven und churfursten dem erzbischoven zu Maintz als erzcanzler getreu, gehorsam und gewertig sein, unsern und seiner lieb schaden warnen, fromen furdern und alles das thuen, das ain getreuer diener seinem herrn zu thuen schuldig und verpunden ist; demnach auch unsere gescheft sonderlich sover die darnach gelegen unser kais. administration regierung recht gerechtigkait und reichshandlung betreffend und an inen gelangen, vor allem andern furdern, verfertigen und darin kainen vleiss sparen ungeverde; zu dem auch kainem andern potentaten fursten herrn comun noch andern sondern personen mit dienst oder fernern phlichten oder in andere weeg verwondt sein noch bestimbte sold, dieweil er also uns und unserm erzcanzler [Seite 293] verpflicht, von inen habe oder nemen, es were dann wir ime soliches aus redlichen ursachen nachgeben.

[2.]

Und soll sich auch daneben ein jeder zimblicher redlicher tapfer- und erberkait befleissen und ob im etwas von der canzlei wegen von uns, unserm erz- oder vicecanzler zu concipiren oder zu schreiben bevolhen wurde, den stilum unser romischen canzlei geprauchen und haltn, wo er aber daran zweifelte oder irrig were, andere so elter bei den sachen herkomen oder das mer wusten fragen; die sollen ime das tugentlich und guetlichen sagen und underweisen. Ob auch ainer, wer der were, sehe oder merkte, das im stilo geirret oder gefelet were, der solle es dem der geirret hette nach seinem pösten verstand zu sagen pflichtig sein und der ander das in guetem aufnemen; wolte er aber das also in guetem nit versteen, sonder das seinig noch pösser achten, sol das concept nit ausgeen noch expediert, sonder zuvor unserm erz- oder vicecanzlern anbracht und nit verschwigen werden, damit sein lieb oder er wissen zu schaffen, was zu thuen seie und unserer canzlei nit nachrede entstee oder unwissen nachgesagt werde.

[3.]

Es sol auch kainer, er sei secretari registrator taxator schreiber oder diener, mit kainer person, so in der canzlei zu thuen hat oder gewünne, durch sich selbst noch andere one unsern gnedigen willen ganz kain practica oder vorderung, schankung, eerung oder verwenung der schankung halb haben noch thuen, sonder soll seinen vleiss thuen, meniglichen zu fertigen auf mass und ordnung hieunden ferner angezaigt; mage er aber solcher gegebner mass unentgegen einen vor dem andern furdern oder fertigen one anderer sachen verhinderung und dessen one abgang der tax oder gemainer bibalien ein zimblichs und one soliche geverde geniessen, sol ime von wegen seines angewendten sonderlichen vleiss gegönet werden.

[4.]

Es sol auch sonderlich aber in dem zimmer oder der stuben so zu unserer kais. reichscanzlei und zum schreiben verordnet, ein jeder gegen dem andern sich aller einmuetigkait und gueten fridlichen willens befleissen und allen vleis anwenden, damit es allenthalben aufrecht und redlich zuegee.

[5.]

Welche aber miteinander spennig wurden, sollen si oder die andern, die dessen wissens truegen, schuldig sein, ohne alle schmehe, lesterung oder aufruer soliches an unsern erz- oder aber nach gelegenhait der sachen und personen vicecanzler zu gelangen und deren entschaids darunter gewarten. Wo aber ainer oder mer soliches uberfaren, daruber mit worten oder werken freveln und in gemelter unser canzlei und under den personen unlust zu erwecken [Seite 294] understeen wurden, der- oder diejenigen sollen nit allain in unser straf nach gelegenhait irer verwurkung gefallen, sonder auch der beurlaubung gewislich gewertig sein.

[6.]

Si sollen auch kain frembde unverwondte personen, es seien fursten, stett oder andere potschaften oder were die sonst seien, zu zeiten als man schreibt in die stuben oder zimmer, darin unsere kais. reichscanzlei gehalten wirdet, fueren, gefarlichen darin setzen oder darin enthalten, also das der- oder dieselben sehen oder hören möchten, was gehaimbs in der canzlei gehandlet oder ob etwas wider si oder ire herrn gearbaitet, erworben oder auspracht wurde, auch niemand des warnen noch one sondern bevelch ainich copei, briefe oder abschrift zaigen, sehen lassen noch hinausgeben, es sei wovon es welle, in kain wege.

[7.]

Were aber, das soliche personen zu solicher zeit, da si zu sollicitierung irer händl in die canzlei gelassen, schriften, briefe oder concepten, so inen nit zuegehörig, understuenden zu besichten oder zu lesen, welcher soliches in der canzlei vermerkte, der solle dieselbig davon mit bester beschaidenhait und fuegen abweisen.

Sonderliche articul unsere kais. reichssecretarien betreffend.

[8.]

Unsere secretarien, so jetzo zu verrichtung unserer kais. und des reichs sachen in lateinischen und teutschen sprachen aufgenomen oder in kunftigen zeiten aufzunemen, sollen uber obberuerte gemaine articul, sovil dieselbig si berueren mugen, alle sachen und schriften, so von uns, unsern erz- oder vicecanzler inen zuegestelt, vleissig annemen und verwaren, den tag und monat, da dieselbig inen uberantwort verzaichnen, in unserm kais. reichshofrat furderlichen furpringen und nit bei inen erliegen lassen, sonder vilmer embsige anmanung thuen, damit soviel muglich dieselbig zum eeisten beratschlagt werden, aber in solicher irer furbringung und befurdrung einer sachen vor der andern unserer gestelten ratsordnung sich gemess erzaigen und in alweeg die ergangne ratschleg und beschluss in ire sondere ratspuecher oder protocolla mit benennung deren, so bei solichen ratschlegen oder die referenten gewesen, summarie verzaichnen, auch was also beschlossen oder sonst in bevolhen nach gelegenhait der sachen unverzuglichen expediern, concipiern und muglichst vleiss darob und an sein, damit die ansuechenden partheien mit langem stilleger und unnötigen uncosten nit beschwert noch auch zu pillicher ungeduld bewegt werden, in welichen je ainer dem andern one verwaigerung beholfen sein und ubertragen soll. [Seite 295]

[9.]

Da aber die sachen und händl also heufig, das unsern secretarien dieselbig one verlengerung zu expedieren nit wol muglich, so sollen und mugen si in den geringschetzigen sachen aus unsern canzleischreibern, die sich fur andern geschikt und vleissig erzaigen, inen zum concipiren behulflich zu sein geprauchen.

[10.]

Was dann also von beruerten unsern secretarien oder aus irem bevelch wie jetzt gemelt concipiert (welche concepten oder minuten si auch nach unserm pesten nutzen dem canzleistilo gemess zu irer selbst eer pestes verstands zu begreifen und zu stellen), solches alles sollen dieselbig unsere secretarien, von welichem es verfast oder angegeben, in wichtigen sachen und die man nit nach gemainen formularn vertiget, bevor dem und ehe ichts ingrossiert, viel beruertem unserm erzcanzlern oder an seiner lieb statt unserm vicecanzler zaigen und so dasselbig der beratschlagung gemess mit ainem sondern passierzaichen vermerken, auch wes also gezaichnet furt mer gefärlicher weise nit endern, sonder zum ingrossieren geben und fertigen lassen.

[11.]

Und so die copei oder concept mundiert geschriben, alsdann sol unser secretari, durch welchen die concipiert oder angegeben, dieselbig mit dem schreiber, bevor und ehe si zum ferner zaichen oder sigel getragen werde, uberlesen, wo von nöten, doch one radierung der brief so auf pergamenen geschriben, sonderlich an denen orten, da geltsummen, namen und zuenamen und datum jars oder tags gesetzt, corrigieren und als dann die gewonhait ist und an gepurlichem ort seinen namen daranschreiben, damit man erkenne, wer die concipiert und uberlesen habe, und ob geirret wurde, man denselben darumb zu antwort stellen muge. Wenn dann auch der brief also collationiert, uberlesen und underschriben, so soll er denselbigen zusambt der copeien oder dem concept dem taxatorn zuestellen, seinem sondern bevelch nach darmit zu volfaren und bei unserm registratorn zu verfuegen wissen, damit was nötig registriert oder was unvonnöten und in ringschetzigern sachen zu den alten oder neuen handlungen oder sonst in guete ordnung auf den faal man deren hernachmals bedurftig gewislichen zu finden gepracht werde.

[12.]

Si unsere secretarien sollen auch schuldig sein, die concept allerhand briefe nit nach den minuten, so inen von den partheien je zu zeiten zuegestelt werden, sonder nach dem wissentlichen unserer kais. canzlei geprauch und alten formularn zue stellen, [Seite 296] sonderlichen aber in unsern verleichungen unserer und des reichs regalien, lehen und lehenschaften one unsern sondern bevelch kain enderung thuen.

[13.]

Auf das aber si disfals desto weniger irren, sollen si, sovil muglichen es etwo an gelegner zeit haben, da si mit sondern geschäften nit beladen, unsere und des reichs saal- und lehenpuecher besichtigen, daraus unsere kaiserliche und des heiligen reichs gerechtigkaiten erlernen und sich aller händl und gescheft kundig machen, damit si uns und dem heiligen reich desto getreulicher und nutzlicher dienen mugen und durch unwissenhait uns und dem heiligen reich nicht verabsaumen; doch sollen si auch guete achtung haben und verfuegen, das dieselbigen saal- und lehenpuecher nit anderst dann zu irem behuef und im faal der notturft herfurgethan und wan si gepraucht, widerrumb aufgehoben, desgleichen alle andere canzleiacta, hendl und briefe in gueter ordnung und verwarung gehalten werden.

[14.]

So wir auch gemelte unsere secretarien in unsern aignen, auch unser erbkünigreichen und land sachen zu geprauchen bedacht, wover si alsdann mit unsern kais. und reichsgescheften nit beladen und es ungehindert derselbigen geschehen mage, sollen si sonderlich, aber ausserhalb der reichstäge, warzue si tauglich, sich unverwaigerlichen erweisen.

Sonderliche articul unsers taxators ambt und dienst betreffend.

[15.]

Unser verordneter taxator solle alle und jede briefe, copei und concept, so wie oblaut beratschlagt abgehört bezaichnet und von den secretarien zum ingrossiern und verfertigung gegeben worden, nach gestalt und wie si auf papir oder pergamen geschriben werden sollen, under unsere canzleischreiber, die wir zu unsern kais. reichssachen geprauchen, ordenlichen austhailen, bei inen anhalten, damit die papiren briefe sonderlich aber die posten, daran uns und dem heiligen reich gelegen, auch die armen unvermuglichen partheien, so uns von fern und sonst nachraisen, umb unsere gnedige hilf und einsehung irer beschwerden halben ansuechen und auf ihre fertigung unvermugenshalb nit lang warten mugen, desgleichen auch die vertagungen, pas- und glaitsbrief, darin etwo die tagsatzung in kurzen bestimbt und darbeneben die andere expeditionen auch sovil immer muglich mit der fertigung gefurdert werden. Und was also täglichs aufgearbaitet und verfertigt, auch von unsern secretarien, so die minuten oder copei concipiert oder angeben und inmassen wie oben bei irem bevelch gemeldet, wider uberlesen und an gepurlichem ort [Seite 297] mit iren namen underschriben, solche alsdann unserm canzleidiener zuestellen mit dem bevelch, das er die ordenlichen zu pester und gelegener zeit zum fernern zaichen trage, widerumb hole, ime taxator zu handen bringe und darin solche ordnung halte, nämblich das alle briefe auf pergamenen oder papier geschriben, gnade, iustici oder wasserlai sachen betreffend, zuvor si uns vorbracht, uber vorig unser secretari namen, auch mit unsers vicecanzlers und nachmals, wofer die mit unserm grossen oder mittelern Sigel besigelt werden sollen oder sonst al solche patent weren, daran uns und dem heiligen reich gelegen, mit unsers erzcanzlers, lieben neven und churfürsten des erzbischofen zu Meintz handgeschrift oder aber seiner lieb abwesens von unserm kais. hof an dero statt durch jetztgedachten vicecanzlern mit disen worten: "Vice ac nomine reverendissimi domini archicancellarii Moguntini" gezaichnet seien.

[16.]

Was dann nach unserm angesetzten handzaichen darunder von papieren briefen, missiven oder patenten were, die sol unser taxator ubersehen, was von nöten registriern lassen und volgends so es missiven, dieselbige sambt iren zuegehörigen einschlussen, bei- oder zulegen verschliessen, solche papiren brief alle mit unserm secret, so wir ime zuestellen lassen und vertrauet, versigln und furter den ansuechenden partheien mit einbringung der gepurender tax oder aber nach gelegenhait durch die post oder andere potschaft, wie er dessen von unserm erz- oder vicecanzler beschiden wierdet, hinfertigen und nit ligen lassen, jedoch was er also jederzeit bei der post oder andern poten hinzuschicken verordnen wierdet, dasselbig vleissig in ein sonder post- oder potenregister sambt dem tag der hinfertigung und des postmaisters oder der poten relation einschreiben, wie und welchergestalt soliche sachen hingefertigt und uberantwort, desto bestendiger wissenschaft jederzeit zu haben.

[17.]

Was aber der andern pergamen briefen, so die allenthalben wie jetz verordnet underzaichnet sein, si betreffend recht gnad gaben lehen freihaiten indulten confirmation nomination oder process, nichts ausgeschlossen, dieselbig sollen sambt den minuten und concepten unserm verordneten registratori behendigt, seinem hieunden angezaigten bevelch gemess damit zu geparen, und darnach zur besiglung angehengt werden.

[18.]

Und sol nochmaln gedachter unser taxator soliche brief, so mit unserm grossen und mittlern sigeln zu besiglen, wie dann auch diejenigen, so under dem secret verfertigt, alle nach gelegenhait der sachen, gnaden und gaben getreulichen taxiern, inmassen wir im derowegen ein sondere taxordnung gegeben, darwider er [Seite 298] niemands noch umb schankung, verhais, neid oder hass willen aufzuhalten, noch auch ausserthalb unserer aignen sachen einichen briefe one taxiert durchgeen zu lassen, er werde dann dessen also von unserm erzcanzler oder seiner lieb abwesens von unserm vicecanzler aus unserm bevelch oder erheblichen ursachen beschaiden; doch in fellen, so villeicht in unser taxordnung nit begriffen sein möchten, pestes verstands und damit den partheien zu pillicher beschwerung kein ursach gegeben werde, handlen oder darunder sich bei unserm erz- oder vicecanzler berichts erholen und alsdann, was soliche tax ist, auf einen jeden briefe zuruck an gwendliche ort nit durch ziffer oder numeros, sonder nach lengs schreiben.

[19.]

Darauf er dann auch selbst soliche briefe und expeditionen mit angeschribener tax unserm erzcanzler oder seiner lieb abwesens, weme alsdann unsere kais. sigel bevolchen, zum sigel pringen, versiglen, wider zu seinen handen nemen und in der versiglung disen underschaid halten sol, das er alle hohe regalien, lehen, was churfursten, fursten, furstmessigen gegeben, auch grosse haubtverschreibungen, adels- und andere freihaiten mit unserm grossen, aber deren vom adel lehen-, wappen- und andere geringere gnadenbriefe mit unserm mitlern insigeln besigle und das summarium eines jeden briefes in ein register, so bei angeregten unsern insigeln ist, einschreibe.

[20.]

Und sol alsdann unser taxator die partheien gefärlicher weise ferner nit aufhalten sonder gegen erlegung der angeschribenen tax inen die expeditiones verfolgen lassen, und was er also in beisein vilgemelts unsers erzcanzlers gegenschreibers, den sein lieb dabei haben mage, einnemen wurdet, treulichen verwaren und sambt demselbigen gegenschreiber daruber und solicher einnam wegen register halten.

[21.]

Doch solle er guete achtung in ausgebung solcher briefe bei unserm registrator haben, damit kain briefe, welcher unser und des reichs notturft nach zu registrieren ist, one registriert den partheien gelifert, das auch die bewilligung oder decret der adels- und wappenfreihaiten, so hinausgelöset, sambt den verpesserten, von neuen gegeben bewilligten oder confirmirten wappensnotuln in ein sonder puech, so die wappenregistratur genennet, wurdet eingeclaibet und bei unserer kaiserlichen und des reichs registratur behalten werden.

[22.]

Und was expeditionen durch unsern erzcanzler oder seiner lieb abwesens den vicecanzler aus unserm sondern bevelch oder erheblichen ursachen gefreiet werden, die sollen unserm taxator als [Seite 299] taxiert vor ein einname und der nachlas mit bescheinung desselbigen als vor ein ausgabe in seiner raitung, so die von ime jederzeit erfordert, passiert werden.

[23.]

Sovil dann den obangeregten unsers erzcanzlers lieben neven und churfursten des erzbischoven von Meintz gegenschreiber anlangt, haben wir sein lieb freundlichen und genediglichen heimgestelt, denselbigen (jedoch diser unser ordnung in allen puncten und articuln gemes) seines ambts und verhaltens zu instruiren.

[24.]

Wir wollen auch, das unser kais. reichscanzleitaxator in allermassen, wie oben von unsern secretarien gemeldet, zu zeiten er mit unsern kais. und des reichs gescheften nit sonderlich beladen und one verhinderung derselbigen beschehen mage, in sachen unserer erbkünigreich und lande, warzue er tauglich und er unsertwegen angeschafft, unverwaigerlichen sich geprauchen zu lassen schuldig seie, doch das er unser kais. und des reichs sachen noch auch der taxregister under andere vermische.

Sonderliche articul unserer kais. reichssachen registratorn betreffend.

[25.]

Unserer kais. reichssachen registrator sol hinfuran alle und jede offen briefe und patent, so under unserm "bekennen" oder "embieten" in das reich under unserm anhangenden oder secretinsigln gefertigt werden, sambt allen instruktionen nach unsers erz- oder vicecanzlers bescheit in underschiedliche buecher registrieren und nit durcheinander vermischen, sonder was regalien, reichslehen und darzue notwendige gwaltsbriefe seind, daruber sonderliche lehen- oder feudal-, von andern expeditionen nach gelegenhait der sachen sonder communbuecher machen und in keinen wege einichen originalbriefe, er betreff gleich, was er welle, mit seiner hand registrata bezaichnen oder ausgeen lassen, er habe die dann gegen dem erst gemachten minuten, copei oder concepten ubersehen und gleichlautend befunden.

[26.]

Und wover es je gesein mage, so sol er unser registrator darob und an sein, damit, bevor und ehe den partheien ire expeditionen zuegestelt, dieselbige durch die hierzue verordnete canzleischreiber und inen selbst von wort zu worten eingeschriben, sonst aber, da die geschäft also heufig, das alsdann zum wenigsten uber ein monat lang nichts unregistriert ligen pleibe, sonder bei vermeidung unserer straf vleissig in die fürgenommene puecher pracht, auch gegen den originaln oder gleichlautenden copeien von den schreibern collationiert und warhaft gemacht werden. [Seite 300]

[27.]

Aber die copeien von den gemainen beschlossnen missiven und bevelchen sollen von unserm registrator, nachdem si mundiert sein, aufgehebt und zu kunftigem wissen, gedächtnuss und notturft ungeverlichen mit dem summario, was ain jegliche in sich helt und wen dieselbig antreffen, jederzeit, sopald es gesein mag, in ain sonder puech geschriben und ain tabellatur oder index daruber gehalten, auch was darunder befunden anhengige sachen betreffend, solches bei die andere handlungen solcher anhangenden sachen dieselbig damit zu complieren, zu ergenzen und soliches alles bei der registratur verwarlich gelegt und behalten werden und daruber soliche gedächtnus fassen, damit auf erfordern er das wider heraus zu notwendigen beratschlagungen geben muge.

[28.]

Er sol auch niemand frembdes uber unsere kais. und des reichs registratur gen oder ichtes daraus lesen oder schreiben lassen, dann wem es vermug diser unser ordnung gepurt oder wes er durch unsere erz- oder vicecanzler derhalb beschaiden wirdet.

[29.]

Und sol sonderlich unser registrator alle unsere kais. reichssachen, hendel und registratur, hoch und nideriche, in solicher gueter gewarsame, es sei in unserm stilleger oder da wir uber land ziehen, in sorgfeltigkait haben und behalten, damit er uns, unserm erz- und vicecanzler auf jederzeit erfordern aufrichtige liferung thuen muge und daruber beschaid geben.

[30.]

Und ob ainiche acta, briefliche urkund oder andere gerechtigkait aus unserer canzlei, doch mit unsers erz- oder vicecanzlers vorwissen, hinweggelichen oder durch unsere kais. potschaften auf tegen, in schickungen oder sonst gepraucht wurde, sol unser registrator, der solches hinausgeben oder leihen wurde, was es sei, in ain sonder darzue verordnet puech aigentlichen aufschreiben, damit man solches wider zu erfordern und unserer canzlei hendel zu ergenzen wusste.

[31.]

Darzue sol er auch darob sein, damit aller regalien, stet und lehenspflichten, glaits- und passbrief (wie lang die gegeben) auch alle tagsatzung und notturftige instruction in sonderliche darzue verordnete puecher geschriben werden, damit man in den handlungen eines jeden stucks notwendig wissens entpfachen und haben muge.

[32.]

Wover dann auch sonst neben seinen jetzbevolhenen ampt und bevelch unser registrator in unsern kais. reichssachen zum schreiben oder sonst zu geprauchen, sol er in dem (doch unverhindert dessen, so im in diser ordnung sonderlichen auferlegt) auf unsern, unsers erz- oder vicecanzlers bevelch zu gehorsamen schuldig sein und sich mer nit als unsere secretarien und taxator verwidern. [Seite 301]

Sonderlich articul unser kais. reichshofcanzleischreiber betreffend.

[33.]

Unsere kais. reichshofcanzleischreiber, so auf- und angenomen seind oder auf- und angenomen werden, sollen zu stattlicher aufrichtung und verfertigung obberuerter sachen zu sommerzeiten morgens zu sechs und winterszeiten zu siben urn nachmittags alwegen umb ein ur in den verordneten zimer erscheinen, darin und sonst nindert anderst irem ambt und dienst auswarten, auch vormittags bis zu zehen und nachmittags bis zu funf urn bei den händlen bleiben, welches wir auch auf ermelte unsere secretarien, taxatorn und registratorn, doch auf messigung unsers erz- und vicecanzlers, verstanden haben wellen.

[34.]

Wover es aber die notturft erforderte und von unserm erz- oder vicecanzler jemands angesagt wurde, in eilenden sachen in die canzlei zu komen oder uber die ernente zeit darin zu pleiben, zu verharren und was im bevolchen auszurichten, demselbigen soll gehorsamblichen nachgesetzt werden.

[35.]

Wir wollen auch, das beruerte unsere canzleischreiber, was inen von unsern secretarien, taxator und registrator in unsern kaiserlichen und des reichs sachen zu schreiben furgeben wirdet, solches alles annemen, schreiben, willig gehorsam seien und sich kainer darin auf den andern verwaigere.

[36.]

Doch sollen in wichtigen sachen und die nit nach gemainen formularien verfertigt, ir kainer kain copei oder minut abzuschreiben und zu ingrossieren annemen noch schreiben, dasselbig sei dann inmassen wie oblaut und bei unserer secretari dienst verordnet, der gepür abgehört, passiert und signiert worden.

[37.]

Und so irer ainicher oder mer also die verzaichneten copei abgeschriben hat, so sol er mit der copei zu dem secretari, der si concipiert oder angeben hat, und mit ime den brief dagegen uberlesen und corrigieren, jedoch an namen, zuenamen, summa, tägen oder zeit, datum, jarzal oder andern gefarlichen und dergleichen enden nit radieren oder so der ort radiert werde nit ausgeen lassen, es habs dann zuvor unser erz- oder vicecanzler gesehen und verwillige, das man es ausgeen muge lassen, damit es darnach nit fur ein falsch oder unfleiss der canzlei muge geachtet werden; und so der brief corrigiert und vom secretario sein nam underschriben ist, soll der secretari oder schreiber solichen brief sambt dem concept dem taxator geben.

[38.]

Si sollen auch in dem, was inen zu schreiben furgelegt und underhanden gegeben, sich nit sperren noch einer auf den [Seite 302] andern verziehen oder sich entschuldigen, sonderlich aber die papiren brief alle tag aufschreiben und disfals unserm vicecanzler, secretarien, taxator und registrator gewertig und gehorsam sein.

[39.]

So wellen wir auch, das unsere canzleischreiber den tag und die bestimbten stunden aus in der canzlei warten und seien; welche aber zu zimblicher zeit und so si nichts zu schreiben hetten, ausgeen wellen, sollen die andern und alle zeit zum wenigisten der halbthail in der canzlei warten, ob gescheft furfielen, das die nit verhindert, sonder durch si gefertigt werden, und die so ausgeen wöllen sich ansagen, damit man si ob not wurde zu finden wuste.

[40.]

Und zu handhabung diser unser ordnung wellen wir hiemit unserm taxatorn und registratorn eingepunden haben, das si täglich vor- und nachmittag auf unsere canzleischreiber ir fleissig aufmerken haben, damit si zu rechter zeit in die canzlei erscheinen. Wo aber ir ainer oder mer, nachdem die negst ur bei der canzlei die stund, in deren dieselben unsere canzleischreiber in der canzlei erscheinen sollen, geschlagen und er nit gleich in der canzlei ist, sol er fur dieselb stund ain halben patzen geben; bleibt er dann die ganze stund aus und noch aine darzue, alsdann zusambt dem ersten halben patzen noch zwen halb patzen und für drei stund drei halb patzen neben und mit dem ersten in ain besondere eisene puchsen oder sparhafen, so derhalben gehalten werden und den schlussel darzue unser taxator und registrator haben sollen, alsopald zu straf zu erlegen schuldig sein. Wo aber ainer solche straf zu erlegen waigern wurde, bevelchen wir weiter unserm taxatori, das er demselben so also unfleissig und ungehorsam sein wurde soliche straf an seinem bibalio oder besoldung abziehe. Und was also in soliche puxen zu straf gefelt, das sollen mergedachte unsere canzleischreiber wann si sonst ir bibalium tailen gleich under sich austailen; doch wellen wir si an dem sambstagen nachmittag auch an den son- und feiertagen nit dermassen gestreng halten, sonder nachdem als die ville der gescheft erleiden mag, in derselben zeit anhaimbs zu sein (si werden dann insonderhait erfordert) zuegelassen.

[41.]

So auch unsere canzleischreiber in unsern kais. reichssachen nicht zu schreiben hetten, wöllen wir, das si in anderer unserer erbkunigreich und lande gescheft da si darzue erfordert zue schreiben schuldig sein sollen.

Sonderliche articul unsern canzleidiener betreffend.

[42.]

Unser canzleidiener sol sich alwegen somerszeit ain halbe stund vor sechs urn und winterszeit ain halbe stand vor siben urn [Seite 303]in das zimmer, da die canzlei gehalten wirdet, fuegen, alles was verruckt zu recht stellen und ordnen, einhaizen und was da der canzlei halben zu handlen not ist und er zimblicher weise gehaischen wirdet, darin er auf ain taxator ain aufsehens haben sol, thuen und ausrichten. Er sol auch die thür der canzlei morgens, den tag und zu abents wol verwart haben, niemands, der nit darein gehört oder erfordert wirdet, darein lassen noch enthalten, auch niemand uber brief, oder gehaimb lassen, sonder wo er die siecht oder was der canzlei zuegehörig verwaren und die gehaimb wie in gemainen puncten begriffen ist verschweigen.

Und sol sich sonst weiter seines diente halben verhalten, wie ime derwegen ain sonderliche instruction zuegestelt worden ist.

Wo unser kais. reichscanzlei gehalten werden sol.

[43.]

Beschlieslichen so ordnen und wellen wir, das an orten, da wir jederzeit im heiligen reich, unsern künigreichen oder erblanden unser beharlich hofleger haben, zu haltung unser kais. reichscanzlei in unserm palatio, hofe oder herberg oder wo es der platz nit geben mag zu negst in andern heusern ordenlich und gnuegsame zimmer durch unsern obersten hofmaister oder marschalch ausgezaigt und von unserm verordneten canzleidiener, der auch sein aufsehen auf unsern erz- und vicecanzler haben soll, jederzeit sauber gehalten und verwart, desgleichen unsern secretarien und andern canzleipersonen sambt unser hofräten und postmaistern am raisen uber land und dann auch in beharrlichen legern, erber gelegen herbergen nahend bei unserm vicecanzler gegeben werden, alles zu furderung unserer canzlei sachen und expedition.

[44.]

So wir aber nach gelegenhait unserer auch unserer kunigreich land und leut obligen uber land raisen, sollen sich unsere secretarien unserm vicecanzler in jedem leger anzaigen und die canzleischreiber sich nahend bei inen enthalten und kainer an ir vorwissen vor inen aus den herbergen wegraisen oder hinder inen pleiben, alles bei ernstlicher straf und verlierung irer dienst.

[45.]

Und so die zeit ist uber land zu raisen, sollen die secretari, taxator und registrator von unserm vicecanzler beschaid entpfahen, was sachen und händel si mitnemen, und die alsdann wol verwarlich einmachen und sonst nichts frembds auf die verordnete wägen nemen, legen noch laden lassen.

Und sollen auf dise unsere ordnung, sovil dieselbig ain jeden berueren thuet, unsere vicecanzler secretarien taxator registrator [Seite 304] schreiber und canzleidiener so si auf- und angenomen werden glubd thuen und schwören wie hernach voligt:

[46.] Des vicecanzlers aid.

Der vicecanzler soll geloben und einen aid zu gott und den heiligen schweren, das er zuvorderst uns als dem herrn und dann unserm neven und churfürsten dem erzbischoven zu Maintz als unserm erzcanzler getreu, gehorsam und gewertig sein, unsern und seiner lieb schaden warnen, fromen furdern, auch alle und jede unsere und des heiligen reichs, desselbigen glider und underthonen sachen und gescheft so furfallen werden neben andern unsern verordneten presidenten und raichshofräten nach seinem pesten verstendnus beratschlagen, bedenken und erwegen helfen und was darin beschlossen wirdet, sovil ime zuesteet, volnziechen und zu geschehen verschaffen, in schwären sachen die hand selbst mit ansetzen, darzue das er an unsere erzcanzlers stat in unser canzlei vleissig aufsehens haben, damit registriert und alle händl in gueter ordnung gehalten werde, auch was in gehaimen sachen gehandelt, geratschlagt und geschlossen wirdet, uns und dem heiligen reich zu nachtail zu ewigen tagen verschweigen, bei ime in gehaim halten und sonst diser unserer ordnung sovil die inen betrifft zum vleissigisten nachkomen wölle, alles treulich und ungeverlich.

[47.] Der secretarien aid.

Die secretarien sollen geloben und schweren, das si zuvorderist uns als dem herrn und dann unserm neven und churfursten dem erzbischoven zu Maintz als unserm erzcanzler getreu und gehorsam sein wellen nach irem pösten verständnus und vermugen, unsern und seiner lieb schaden warnen, fromen und pesten werben, irem ambt mit concipiren, schreiben und anderm so inen jederzeit bevolchen wirdet treulichen und mit vleiss vorsein, alle zuefallende sachen und brief, so an si vermug diser unser ordnung gelangen, furderlichen anbringen, so die zuegelassen vleissig fertigen und gefärlichen nit aufziehen, auch ainiche brief one wissen unsers erz- oder seiner lieb abwesens des vicecanzlers nit zaichnen oder ausgeen lassen, sonder in allen sachen auf jetzbemelte unsere erz- und vicecanzler, wie sich gepurt, ain sonder aufsehen haben und mit derselbigen wissen verhandlen, die ratschlag, so si im rat der canzlei oder sonst in gehaim vernemen, schreiben oder handlen werden, in gueter gehaimb halten, die niemands offenbaren noch jemands deren warnung oder anzaig thuen, kainer parthei auch wider die anderen [Seite 305] räten noch auch kainen brief, ratschlege oder hendel one erlaubnus und beschaid unsers erz- oder vicecanzlers jemands abschrift oder copeien geben und sonst diser unser ordnung sovil dieselbige si beruert zum vleissigisten nachkomen, alles treulich und ongeverd.

[48.] Des taxators aid.

Der taxator soll geloben und schweren, das er zuvorderist uns als dem herrn und dann unserm neven und churfursten dem erzbischoven zu Maintz als unserm erzcanzler getreu, hold und gehorsam sein, fromen und pestes nach seinem vermugen und verständnus werben, alles dasjenig, so im dise unsere ordnung ingemain oder insonderhait auferlegt, verrichten, auch alle und jede unserer kais. reichscanzlei gefell von jeden briefen, inmassen dieselbig taxiert oder wie er daruber von unserm erz- oder seiner lieb abwesens vicecanzler beschaiden wirdet, getreulichen einpringen, entpfahen, in die ordenliche sein und des gegenschreibers register einzaichnen und einzaichnen lassen und, wie sich gepurt, vermug diser unserer ordnung verrechnen und liferung thuen, auch sonst seinem ambt in allem so ime gezimpt treulich vor sein und was er bei den sachen in der canzlei oder sonst in gehaimb vernemen, schreiben oder handlen wierdet, in gueter gehaimb halten, solches niemands offenbaren noch derowegen einichen warnung oder anzaig thuen, auch kainer brief, ratschlege oder hendl one erlaubnus und sondern beschaid unsers erz- oder vicecanzlers jemands copei oder abschrift geben, alles treulich und ungeverlich.

[49.] Des registrators aid.

Der registrator soll geloben und schweren, dass er zuvorderst uns als dem herrn und dann unserm neven und churfursten dem erzbischoven zu Maintz als unserm erzcanzler getreu, hold und gehorsam sein welle, nach seinem pösten vermugen und verstendnus unsern und seiner lieb schaden warnen, frommen und pestes werben, alle und jede regalien lehen privilegien indult confirmation und andere brief, so in unserm namen ausgeen werden, sovil die notturft erfordert, treulichen und vleissiglichen selbst registrieren und registrieren lassen, seinem ambt mit schreiben und anderm, so ime jederzeit bevolhen wirdet, treulichen vor sein, was er in der canzlei oder sonst in gehaimb vernemen, schreiben oder handlen wirdet, in gueter gehaim halten, niemands offenbarn oder [Seite 306] jemands, so in diser unser ordnung dessen nit fueg hat, warnung oder anzaige thuen, auch kaine brief, ratschlege oder hendl registriert oder onregistriert one erlaubnus und sondern beschaid unserer erz- oder vicecanzlers copei oder abschrift von sich geben welle und sich sonst unser ordnung sovil die inen berueren mag gemess verhalten, treulich und ungeverlich.

[50.] Der schreiber aid.

Die schreiber sollen geloben und schwören, dass si zuvorderst uns als dem herrn und dann auch unserm neven und churfursten dem erzbischoven zu Maintz als unserm erzcanzler getreu und hold sein, schaden warnen und pöstes werben wellen, auf unsere erz- und vicecanzler, auch die verordneten secretarien gehorsamblichen warten und was inen jederzeit bevolhen wirdet, dasselbig mit vleiss verrichten und kainsweegs zue schreiben verwaigern oder auf ain andern schieben, sonder zum vleissigisten und furderlichisten fertigen und was inen also zu schreiben furkombt oder was si sonsten in unsern und des reichs auch der partheien sachen haimblichait hören, in gueter gehaimb halten, niemands offenbaren noch dessen ainiche warnung thuen auch kain brief, ratschlege oder händl, wie die namen haben möchten, niemands copei oder abschrift geben one unsers erz- oder vicecanzlers oder der secretarien sondern bevelch, und sonsten diser unser ordnung sovil einen jeden die betrift zu geleben und nachzukomben, alles treulich und ungeverlich.

[51.] Des canzleidieners aid.

Der canzleidiener soll geloben und schweren, das er zuvorderst uns als dem herrn und dann unserm neven und churfursten dem erzbischoven zu Maintz als unserm erzcanzler getreu und hold sein welle, seiner lieb auch dem vicecanzler, secretarien und taxator und registrator gehorsam leisten, die canzlei tags und nachts treulichen verwaren, was ime von unserm taxator bevolchen wierdet embsig verrichten und sonst diser unser ordnung, sovil die inen betrifft, auch seiner sonder habenden instruction zu geleben und nachzukomben, alles getreulichen und ungeverlich.

[52.]

Hierauf gebieten wir allen und jeden, so unserer canzlei verwondt und in diser unser ordnung begriffen, das si derselbigen ordnung in allen und jeden iren puncten und articuln gestracks auch vleissig und gehorsamblichen nachkomen und geleben bei verlierung ir jedes dienst auch vermeidung unser straf und ungnad. [Seite 307]

Und behalten uns darneben vor vermelte ordnung jederzeit unserm genedigisten ansehen, willen und gefallen nach zu mindern, zu merern und zu verandern.

Geben in unser und des reichs stat Augspurg under unserm hiefurgedrucktem secretinsigel den ersten tag junii anno etc. im neunundfunfzigisten, unserer reiche des römischen im neunundzwainzigisten und der andern im dreiunddreissigisten.

Ferdinandus.
Daniel archiepiscopus
Moguntinus archicancellarius.
L. S.
Ad mandatum domini electi imperatoris proprium:
Vt. Seld.
L. Kirchslager.



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