Hofratsordnung 1541 (Fellner 1907) :: Transkription Speer Oktober 2013

Hofratsordnung 1541 (Fellner 1907) :: Transkription Speer Oktober 2013

Österreichische Hofrathsordnung von 1541 (1. Januar, Neustadt).

(Original im Archiv des k. k. Ministeriums des Innern zu Wien 4 ex 1541.)

Ferdinand etc.

Ordnung und instruction, nach welcher unser kuniglicher hofrath gehalten werden soll etc.

Nachdem wir die vilvaltige beschwärliche obligen, damit wir von des hailigen reichs, auch unsrer kunigreich und erbland wegen beladen, dessgeleichen auch die gevärlichait gegenwurtiger leuff und zeiten zue gemuet fueren und bei uns selbs bewegen, wie hoch und gross von nöten, denselben allenthalben statlich auszewarten, damit sollich obligen und leuff jederzeit nach dem willen und wolgevallen des allmechtigen, auch furnämblich zu seinem lob, eer und preiss und dann gemainer christenhait dem heiligen reich, unsern kunigreichen, land und leuten zue gut, trost und wolfart gelaitet, gehandelt und verrichtet werden, inmassen wir uns des von anfang unsrer regierung und in chrafft unsers obligenden kuniglichen ampts unserm vermugen nach bisher getreulich beflissen, uns auch hinfuran dhain muehe noch arbait, daran betaurn zelassen gedenken. hierumb und damit wir nun solh unser christlich und kuniglich vorhaben, sovil mer in wurkung bringen und gemainer christenhait, auch unsern des heiligen reichs, unsrer kunigreich land und leut, hochen, schwären obligenden haubtsachen dest beruebter und fruchtbarlicher nachgedenken und denselben stalich vorsein und auswarten und dannocht daneben meniglichem, so uns umb hilf und handhabung [Seite 229] ansuechen, ordenlichs, aufrichtigs, fürderlichs und bestendigs recht und expedition mittailen und dessen verhelfen möchten, so haben wir bis anher zue furderung und verruchtung der justicia und parteiensachen unsern kuniglichen hofrathe erhalten, wellichen wir auch hinfuran gleichermassen erhalten und der notturft nach mit noch mer ansehenlichen erbarn frommen geschickten und gelerten personen aus dem reich und unsern nider- und oberösterreichischen landen ersezen und all justici und parteien händl (ausserhalb deren, so vinanzsachen und unser chamerguet belangen) fur beruerten unsern hofrathe zu erledigen remittiern und weisen wellen.

Und damit sollicher unser hofrathe jeder zeit uns zu eern und reputation ansehenlich gehalten werd, so ordnen und wellen wir, das unser obrister hofmarschalk unsers hofraths vorgeer sein und die umbfrag haben und an jedem ort, da wir ain zeit lang unser beharrlich leger haben, verordnung thun, damit jeder zeit zu haltung sollichs unsers hofraths in unsern herbergen, oder so es der zimmer halber nit sein kan, an andern gelegnen nachenden orten dabei ain eerlich zimmer und gemach verordnet und darinn all furvallend justici und parteiensachen gehandelt, auch dasselb zimmer durch den hofrath diener oder thurhueter (wellicher sein aufsehen auf bemelten unsern hofmarschalk haben soll) verwart und sauber gehalten werde.

Ob auch je bei weilen unser obrister hofmarschalk von unserm hove raisen und abwesend sein wurde, wellen wir allwegen ainen aus unsern hofräthen furnemen, so ine die zeit seins abwesens in unserm hofrath vertreten.

Und sollen unser hofräth all unserm hofmarschalch oder in abwesen seinem verwalter in hofratsachen gehorsam sein und auf ervordern allzeit guetwillig erscheinen und sich gebrauchen lassen, auch kainer uber die angesetzt stund ausbeleiben wellicher aber sollichs on erlaubnuss thuen und seumig sein wurde, der soll von unserm hofmarschalk derhalben angesprochen, auch von ime die ursachen seins ausbeleibens vernomen, damit verrer unser notturft nach einsehen beschehen und gehandelt werden muge.

Ob auch ainer oder mer unsrer hofräthn ansuechen wurden, inen ain zeit lang von unserm hove zesein zuerlauben, soll sollichs on vorwissen unsers hofmarschalks und der canzlei nit beschehen, sonder zuvor die gelegenhait der zeit, auch die [Seite 230] anzal gegenwurtiger räthe, dessgleichen ob die sachn so selbiger zeit zuerledigen seien, sollich der hofrath abreiten erleiden mugen oder nit, vleisslich bedacht werden.

Damit auch die justici und parteien sachen und zuvorderst die armen, leut, so uns etwo aus not und zum tail aus ainfalt aus dem reich und unsern erblanden verre weg nachraisen, umb sovil mer gefurdert und vor langem aufhalten und besehwerlichem unchosten verhuettet, auch armuet halb unser gepurlich hilf, handhabung und furderung niemand verzigen noch verlengert werde, so ordnen und wellen wir, das unser hofräthe täglich zue morgens, so wir nach volbrachtem kirchgang zue rat geen, auch in ir ausgezaigten ratstuben ordinarie zusamen komen und die sachen, so jeder zeit furfallen und verhanden sein werden, in unserm namen und an unser stat furnemen und die nit ubereilen, sonder statlich und mit höchstem vleiss hörn, beratschlagcn und erledigen, auch unser hofmarschalk beschliessen und die merer stim ihren furgang haben und gemainlich in allen handlungen meniglichem gleichs götlichs rechtens und abschids, auch furderlicher abfertigung aus unserm hofrath oder wo not bei uns treulich verhelfen, alles nach irem besten verstand und vermugen.

Ob dann unsern hofräthen sachen und beschwerungen furkämen, darin je zu zeiten die parteien ir nachst ordenlich obrigkait und gericht, auch unser furgesetzt landfurstliche regierungen uberschritten und umbgangen, sollen unser hofräth dieselben parteien erstlich fur bemelt ir ordenlich obrigkaiten, gericht oder regierungen, wohin si dann gehören zu gepurlicher expedicion weisen, es wäre dann das sollich sachen und beschwerungen die ordenliche obrigkaiten, gericht oder regierungen derselben irer ämpter halber selbs beruerten oder sonst beweglich ursachen verhanden wären, die sachen in unserm hofrath anzenemen, darauf sollen und mugen unsere hofräth nach gelegenhait der parteien und sachen wie sich geburt, handlen und erledigung thun.

Wo auch in unserm hofrath sachen furkomen, darin sich unsere hofräth nit vergleichen möchten oder die sonst an inen selbs so hochwichtig, dapfer und ansehenlich wären, das si erledigung bei uns bedurften, die sollen uns jederweil mit iren verzaichneten rätlichen bedenken durch der sachen secretarien oder wo von nöten unsern hofmarschalch und ettlich der räthe [Seite 231 selbs furgebracht werden, darauf wir volgends solliche sachen erledigen oder nach unserm willen und gevallen in ander wege der gepür nach zugescheen bevelhen wellen.

Was sachen dann in vermeltem unserm hofrath auch nach unser erledigung wie obsteet beschlossen, darauf brief verfertigt werden, sollen derselben sachen secretari sollich brief wie oblaut mit höchstem vleiss zierlich und verstentlich copieren und ingrossiern lassen.

Und insonderhait mainen und wellen wir, das die beschluss, beschaid und decreta unserer hofräthn alsbald nach beratschlagung ainer jeden suplication und sachen verzaichnet und abgehört werden, damit volgends die vertigung der brief oder muntlich verabschidung der parteien dest ordenlicher, richtiger und gewisser ervolgen muge, es wäre dann, das je bei weilen unsrer hofräthen deliberation und ratschlag ain statliche ausfuerung ervorderten, dieselben von unsern secretarien furderlich verfasst und vor weitrer vertigung in nachstvolgendem hofrathe oder zum wenigisten unserm hofmarschalk in gegenwurtigkait zwaier oder dreier hofräthe, so bei selbigem rathschlag gewesen, abzehören furgebracht werden.

Gleichergestalt sollen unsere secretarien ir jedes copeien und minuten in allen ansehenlichen sachen, so zeitlicher vorbetrachtung bedurfen, vor und ehe si mundiert werden, abhören lassen.

Wir wellen auch unserm obristen hofmarschalk und hofräthen hiemit ernstlich aufgelegt und bevolhen haben, das si nach oder neben verrichtung der gemainen justici und parteiensachen täglich (man halt rat oder nit) zusamen komen und ain zeitlich vleissigs nachgedenken haben allkunftig hoch, schwär und gehaimbsachen und geverlichaiten nach gelegenhait der furvallenden leuff und zeit zubewegen, namblich wie und was mit frembden potentaten zu practiciern, wie frembden practiken zefurkomen, auch wie beschwerlich zeruttungen und zuefall abzelainen seien und gemainlich alles das embsiglich zubetrachten, das zuerhaltung und fridlicher regierung gemainer christenhait des heiligen reichs auch unser kuniglichen und furstlichen hochait land und leut aufnemen, frumen und wolfart raichen mag und je, allwegen in fridlichen und kriegszeiten die notturft ervordern will, darin wir unsern hofrätten dhain ausgedrukten bevelh geben mugen, in ansehung das die [Seite 232] anzal causarum status unergruntlich und derselben fursehung nach gelegenhait der zeitleuff und frömbder potentaten practiken reguliert und betracht werden soll und muess und was bemelte unsere Hofräth jeder zeit fur nuz, not und guetbedenken uns in schrifft gehorsamblich zuestellen und ubergeben, uns verrer unser gelegenhait und notturft nach daruber haben zuentschliessen, daran geschicht unser ernstlicher will und mainung.

Und wir behalten uns bevor obbeschribne ordnung jederzeit unserm gnedigisten ansehen willen und gevallen nach zemindern, zemeren und zuverendern. geben in unser stat Newstat den 1. tag des monats januarii anno etc. im 41., unsrer reiche des romischen im 10. und der andern im 15.

Ferdinand m. p.
Ad mandatum domini regis proprium.



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