Zaiger in das landsrechtspuoch 1528 :: Transkription Speer 2013

Zaiger in das landsrechtspuoch 1528 :: Transkription Speer 2013

[Editorial I]

Die folgende Transkription erhebt nicht den Anspruch einer selbständigen wissenschaftlichen Edition. Es geht allein darum, aus der handschriftlichen Ausgabe durch Theodor Motloch in der sogenannten Sammlung Chorinsky einen elektronischen Text herzustellen, der zitierbar und maschinell durchsuchbar ist. Daher sind gegenüber der Vorlage kleinere Änderungen vorgenommen worden: Beispielsweise ist die Blattbezeichnung der Handschrift immer dort vor oder hinter ein Wort gestellt worden, wo Motloch eine Worttrennung durch einen Seitenwechsel dokumentiert hatte. Beispiel: Aus "ain[Bl. 122a]helliclich" wird "ainhelliclich [Bl. 122a]", damit das Wort als solches erhalten bleibt.

Die Buch-, Titel- und Paragraphenangaben sind in der Weise umgewandelt worden, dass zitierbare "Sprungmarken" für Hyperlinks generiert werden konnten. So wurde aus der Paragraphenangabe Motlochs "[§. 25.]" im dritten Buch und dritten Titel die Zeichenfolge "Buch.3.3.25" generiert. Auf sie kann ein Hyperlink in der Form gerichtet werden: <a href="...#Buch.3.3.25">Buch III Titel III §. 25< /a>".

Der Österreichischen Nationalbibliothek sei herzlich gedankt — einmal für die Digitalisierung der gesamten Sammlung Chorinsky, dann aber auch dafür, dass sie mir vorab die Images des Zeigers in das Landrechtsbuch zur Verfügung gestellt hat. Dies war die Voraussetzung für die Erstellung dieser Transkription. Dem Deutschen Rechtswörterbuch sei ebenso herzlich dafür gedankt, dass ich aus seiner Datenbank die etwa 800 Zitate aus dieser Quelle zur Verfügung gestellt bekommen habe. Als Leiter des Rechtswörterbuchs war es immer mein Wunsch, über die Exzerpte auf den Belegzetteln hinaus, die Theodor Motloch für das DRW gefertigt hatte, den Kontext des Beleges lesen zu können. Insofern ist die vorliegende Transkription auch als ein Beitrag zu "Rekontextualisierung" von Wörterbuchzetteln zu sehen.
Heino Speer
Klagenfurt am Wörthersee
Österreich. Im Januar 2014.

Editorial II

Handschrift

N.Ö. Landesarchiv Cod. Mscr. N°. 178

Pap. XVI. Lederband mit Goldschnitt. Am Rücken zwei aufgeklebte Zettel "N°. 178" und "Zeiger in das Landrechtsbuch". Am Vorderdeckel eingepreßt: 'Originale Lib. P.' Dazwischen auf aufgeklebtem Zettel: 'Lib. P. Zaiger in das Land Rechts Buech oder Institutum Kayßers Ferdinandi Imi. Die N. Ö. Land Rechten Vnd Gerichtspersohnen betr. Ist das Originale.' Auf der Innenseite des Vorderdeckels: 'Benedictis Domini Super Caput Justi : Os autem Impiorum operit Iniquitas.
Proverb. 10.
Magistratus Virum Demonstrat. Modus (darunter Wappen Aichens mit der Jahreszahl Anno 1721.) [Seite: IV.]

Dono dedit, et fundav Titel 'In des löb. N. Ö. Ritterstandts Archiv gehorig. Johann Joachim V. Aichen m. p. Landt Unter Marschall et fundator.'
Auf dem Vorsteckblatte: 'Lib. P. Sint Tibi Mille Oculi Sit Tibi Nulla Manus.'

Titelblatt: 'Zaiger in das Landsrechtpuech..
NB. Dises Buech ist mier Johann Joachim Von Aichen Landt Untermarschall gehörig.'
Darüber blauer Zettel aufgeklebt: 'N. Ö. Ritterstand.'

Bl. 1a — 194b Text.
195a Catalogus secundum ordinem Alphabeticorum quae in hoc libro continentur.
(Nur der Anfang des Buchstaben A.)
Fol.
[Seite: V.]

Inhaltsverzeichnis.

Vorred 1
Des landsrechten ursprung und aigenschaft 4
Unser bewegnus 9
Unser mainung und thuen. 12
Gerechtigkhait 15
Recht 16
Gebot des rechten. 17
Tailung des rechten 17
Gesetzt 19
Gewonhait 20
I. Buch. Von den gerichtspersonen.
I. Titel. Landmarschalch.
§. 1. I. Eidespflicht 23
§. 2. II. Competenz 26
§. 3. Grenzen derselben 27
[Seite: VI.] §. 4. III. Amtsgewalt: a) Befugnis zur Delegation ?27
§. 5. b) Benehmen gegen Partheien 28
§. 6. c) Disciplinargewalt 29
§. 7. d) Entscheidung über die Competenz 29
§. 8. e) Vergleichsversuch. Verweisung auf ein Schiedsgericht ? Funktion als Schiedsrichter 30
§. 9. f.) Reihenfolge bei Behandlung der Rechtssachen 32
§. 10. g.) Beweiskraft von Brief und Siegel ? 32
§. 11. h.) Verwahrung der Gerichtsacten ? 32
§. 12. IV. Persönliche Eigenschaften 32
II. Titel. Undermarschalch.
§. 1. I. Eidespflicht 33
§. 2. II. Unterordnung unter den Landmarschall 33
§. 3. III Competenz: a) Vollzug der Ansätze auf dem [Seite: VII.] Lande, woferne er keinen geschworenen Weisboten unterhält 34
§. 4. Entlohnung für den Ansatz 35
§. 5. b) Verhör außer Rechtens 35
III. Titel. Von den beisitzern.
§. 1. I. Anzahl, Stand, Eidespflicht 36
§. 2. Eigenschaften der Rechtssprecher 38
§. 3. II. Anwendung der Rechtsnormen: a) Kenntnis des Landrechtsbuches seitens der Gerichtspersonen 39
§. 4. b) Auslegung desselben. c) Subsidiäre Geltung des Gewohnheitsrechtes und der geschriebenen Rechte 39
§. 5. d) Subintelligierung der clausula rebus sic stantibus in landesfürstlichen Befehlen 40
§. 6. III. Abstimmung, Majoritätsprincip. Ausschlag bei spaltigen Stimmen 41
§. 7. IV. a) Pflichtverletzung der Gerichtspersonen, [Seite: VIII] Amtsentsetzung, Strafe 42
§. 8. b) Klagen wider Beamte. Befangenheit derselben 43
§. 9. Vertretung des Landmarschalles in solchen Fällen durch den Untermarschall 44
§. 10. V. Richterliche Gewalt: a) Einheit der Stimme des Landmarschalles und Untermarschalles. Befragen derselben in zweifelhaften oder gesetzlich nicht geregelten Fällen 45
§. 11. b) Sorge für die Vollbesetzung der Urtheilsbank 45
IV. Titel. Von dem landschreiber
§. 1. I. a) Eigenschaften und Eidespflicht des Landschreibers 46
§. 2. b) Eidespflicht der Schreiber desselben 49
§. 3. c) Pflichtverletzung des Landschreibers: Amtsentsetzung 49
[Seite: IX.] §. 4. II. Erstattung von Gutachten und Rathschlägen 50
§. 5. III. Beurkundungen: a) Inhalt der Urtheilsbriefe. b) Eintragung der Gerichtshandlungen in ordentliche Rechtsbücher 52
§. 6. c) Form der Ausfertigung von Urtheilen (der Endurtheile und Beiurtheile, welche vim definitivae sententiae besitzen, als Gerichtsbriefe, anderer Urtheile in Abschrift) 53
§. 7. d) Erfordernis der Behebung von Gerichtsbriefen über Endurtheile gegen Erlag der Taxe 54
§. 8. e) Ertheilung von Gerichtsbriefen zur Executionsführung, Vorlage des Urtheilsbriefes 55
V. Titel. Tax 55
[Seite: X.] VI. Titel. Von ladungen
§. 1. I. Ladung als Grund und Anfang gerichtlicher Ordnung 58
§. 2. II. Begriff der Ladung 58
§. 3. III. Ladungstermine: a) in der Ladung unter Androhung der Contumazfolgen anzugeben. Eine Ladung für alle 3 Termine 58
§. 4. b) Berechnung des Termines: Anfangspunct 59
§. 5. Endpunct 59
§. 6. IV. Inhalt der Ladung. Zustellung 59
§. 7. V. Disposition über das Streitobject nach Behändigung der Ladung ? 60
§. 8. VI. Widersprüche in der Ladung 60
§. 9. VII. Citatio ad totam causam. Ausnahmen 61
§. 10. VIII. Streitgenossenschaft: a) Die Beklagten sind "unverschaidenlich" verpflichtet 61
[Seite: XI.] §. 11. b) ein Beklagter kann ohne den andern nicht antworten 63
§. 12. IX. Contumazierung auf Grund einer vom Amtsvorgänger des Landmarschalls erlassenen Ladung? 63
§. 13. X. Geständnis in der Ladung? 64
§. 14. XI. Ein Ladungstermin in Gewaltsachen 64
VII. Titel. Vom fürpieter.
§. 1. I. Stand des Fürbieters (Frohnboten)
II. Functionen desselben:
a) Warten an der Gerichtsthüre
65
§. 2. b) Zustellung der Ladung und anderer gerichtlichen Urkunden in der Gerichtsstadt. Taxe
c) Ansatz in Städten oder deren Burgfrieden auf Häuser des Adels
66
§. 3. d) Erforderung zu gütlichem Verhöre oder Zeugnis. Taxe. Ausnahme bei amtswegigen Ladungen 67
[Seite: XII.]§. 4. e) Verwahrung im Gefängnisse.
Tax für Adelige
68
§. 5. für Unadelige 69
§. 6. f.) Berufen vor Gericht. Taxe 69
VIII. Titel. Von gerichtspotten.
§. 1. I. Bestellung und Entlassung der Gerichtsboten, Eigenschaften und Zahl derselben. Führung des österreichischen Wappens.
II. Function: Zustellung am Lande und außerhalb der Gerichtsstadt. Eidespflicht
69

Zaiger in das landsrechtpuech.

[Seite: 1] [Bl. 1a] Wier Ferdinannd etc.

Vorred.

Haben aus götlichem eingeben nach ausweisung des loblichen römischen khaiser Justiniani betracht die höchst angltugent der gerechtigkhait, und das ôn dieselb tugent furstliche großmechtigkhait (wo sich die mit zimblicher maß und weg selbst diemuetigt) ain greuliche hoffart, die unuberwindlich sterckh ain viechische ungestuemb, und die hochberuembt massigkhait ain khindhait geacht wierdet, wie [Seite: 2] auch in irdischen dingen nicht ist dem menschen durch die gotlich waißhait anfenkhlich eingephlanzt dann das gesezt und gebot daraus die gerechtigkhait iren ursprung nimbt und alle löblich und ubel handlungen und thathen, guets und pöß und was dem menschen zuthuen gezimb und zu meiden gebüre underschiedlich schleust und [Bl. 1b] richtet. welch tugent der almechtig got nach unserm ersten vatter Abraham, seinen nachkhumen unsern altvättern behaltern liebhabern und volfuern der gebot genediclich und wunderparlich eingegossen hat, als dem gotlichen Noe von dem alle fürstenthumb entsprungen, dem gehorsamen Abraham des samen gemanigfaltigt und gesegnet ist, dem kunstreichen Mose aus des prun alle weisen der Kriechen getrunkhen haben, dem getrewen Dauidt [Seite: 3] des gotlicher gedult und streitbarer hand die heilig geschrift vol ist, dem hochweisen Saloman des weißhait vom aufgang biß zu dem nidergang der sunnen erhollen ist, wie geschweigent hernach volgent der Athenier Ligurgier und Lacedemonier auch der ersten khunig zu Rom gesazt und rechtmachern und anderer großmechtigen fursten herzogen khünigen und kaisern, die all als gotlich werkhzeug durch mandlich beschiermung und rechtmessige regierung irer völkher und underthonen mit aufrichtung underhaltung gueter gesezt und ordnung, löblicher gepreuch und sitten sich in die unthädlichait erhebt und ewigen namen (den göttern gemäß) auf erden hinder inen verlassen. derselben unser vorfordern und eltern (darunder vil unser [Seite: 4] gesipten freunt) fuesstapfen, adenlichen furstlichen und khuniclichen von got erleuchten weishait, gemüetten und tugenden nachzuvolgen unß wol gezimbt zu fursehen, damit unsere von got und der natur angefallne und angeborne fustenthumb und lande nit minder mit solcher tugent der gerechtigkhait, ordenlichen gerichten und nuzlichen gesezten als scheinenden waffen geziert und gesterkht bede zeit des frids und kriegs tröstlich underhalten werden.

Des landsrechten ursprung und aigenschaft

Nun ist durch glaubwirdige erfarung biß auf uns khumen, wie unser vorfordern fursten und erzherzogen zu Österreich von iren manhait [Bl. 2b] redlichait [Seite: 5] vernunft macht und alten khuniclichen geschlechts und heerkhumens wegen dem heiligen römischen reich und desselben regierern albeg fur ander fursten hochverwont und mit gesellschaft verpunden, und darumb vil zeit mit desselben römischen reichs, kaiserlichen und khuniclichen händln und beiständn in friden und kriegen beladen gewest, auch daselbst regierent kaiser und khunig vil und lange zeit dem römischen reich zu friden aufnemen und merung gemaines nutz löblich vorgewesen sein, und also den höchsten eren und wirden nachgerungen, die auch ritterlich und großmueticlich erraicht, dardurch si iren erblichen landen und leuten und sonderlich disem erzherzogthumb als irer aigen wirtschaft wenig beiwonen mugen, damit dann der adl im [Seite: 6] land ôn oberigkhait recht und ordnung nit were, haben si als getrew fursten alzeit in den namhaften edln geschlechten gesuecht, ainen daraus an irer stat geordent, denselben iren landmarschalch genennt, ime ir ordenlich gericht zu gwalt und macht geben in burgerlichen sachen zwischen [Bl. 3a] dem adl rechtlichen und entlichen auch in ander weg mit maß zu handln, die ungehorsamen des rechtens, und fräfler geburlich zu straffen, dardurch frid ainigkhait guet sitten und recht im land zwischen dem adl erhalten wuerden. und nachdem derselb landmarschalch dem rechten auch andern sachen darzue dienent und notturftig deren täglichen vil fürfallen nit alzeit persondlich warten mag, ime ainen undermarschalch aus dem stand der ritterschaft zuegeordent, der in seinem abwesen [Seite: 7] daz recht zu besitzen und ander zuefallent notturften zu versehen und abzurichten macht hat, dardurch die gerichtshandlung und andere zwitracht und irrungen der partheien nit angehangen noch underlassen werden, So sein wir auch ansehlich erinnert, wie wir umb gedachter unser vorfordern wolthatten und hohen verdiensten willen von Cayo Julio kaiser und Kayo Nerone augusto und kaiser [Bl. 3b] und hernach von andern kaisern und kunigen biß auf heut erhöcht, mit sondern privilegien und freihaiten begabt sein, daz wir als erzherzog zu Österreich den frei gwaltigen kunigen gleich in unsern furstenthumben landen und herrschaften selbst unwiderrueflich recht zu setzen und zu halten haben, und von unsern urthailn fur des römischen reichs gericht nit geappelliert [Seite: 8] berueft noch gedingt wierdt. gleicherweiß soll noch mag auch von beruertem unserm landßrechten unsers landmarschalchs und desselben urtl nit appelliert noch gedingt werden.

Damit aber ain ieder landmarschalch oder undermarschalch aus aignem furnemen fur sich selbs ôn rat und wissen nicht handlen, werden ime aus den zwaien ständen der herren und ritterschaft sechs personen zu beisitzern, darzue ain landschreiber und furpieter zuegeordent. dieselben personen all vom höchsten biß zum nideristen sollen uns als herren [Bl. 4a] und landsfursten zu dem rechten geschworen sein, haben deshalben ir besoldung aus unser chamer. daraus zu versteen iren ursprung macht und obrigkhait des rechten von uns fliessent, und das si fur sich selbst und in craft irer namen und ämbter [Seite: 9] khainen ordenlichen gerichtßzwang haben, dann sovil und lang inen derselb von uns und unsern nachkhumen bevolhen wierdet. welchen ursprung aigenschaft und wesen dits unsers landßrechten wir uns noch wolgefallen lassen, wirdigen creften und bestätten.

Unser Bewegnus.

So wir aber in eingang unserer regierung erlernt und wargenumen, wie unser erzherzogthumb Osterreich under [Bl. 4b] der Ennß als der ursprung unsers väterlichen löblichen hauß und namen Österreich lange jar und zeit mit beschwerlichen kriegsleufen belestigt gewest, dardurch nach dem spruch des zierlichen Römers Tulii (das die gesezt under des waffen schweigen) die altherkhumen gueten satzung gewonhaiten [Seite: 10] ordnung und gebreuch zerrüt, mit den vergenkhlichen menschen vergessen abgestorben und des merern tails verlorn sein, So ist uns, sobald wir in die regierung angenumen und eingetretten sein, zum vörderisten angelegen gewesen unsern landen und leuten den frid zu geben, die ubermuetigen zu nidern, die widerspenigen zu straffen und die frembden anstossenden gezung die unser land und leut mit anfechtung und widerwertigkhait geuebt und vervolgt haben zu ruebigen, entlich der mainung und fursatz, so wir die durch den sig gottes stillen, alßdann [Bl. 5a] unsern befridten solch maß und ordnung zu setzen dardurch ainigkhait guet sitten und ordnung under inen zu erhalten, so in allem wesen der menschen nichts furtreffenlichers noch bestendigeres ist, dann wo frumb leut gleicher sitten und tugent [Seite: 11] ainmuetig verpunden sein. daraus dann volgt, daz aus vil seelen ain gemuet und willen gegen der obrigkhait und eltern gehorsam und erempietung, gegen dem nechsten lieb, in den heusern reichtumb, und in den gemüeten freud rue und êr wurzlt und erwechst, und all krieg zerstörung und widerwillen getempft werden.

Dieweil dann wir und ain ieder erzherzog zu Österreich aus vorberuerten unserer vorfordern wolthatten und hoch erdienten privilegien unsere gericht und recht frei haben, deßhalben uns volkhumenlich und nach notturften und gelegenhait unserer land und leut gebuer inen recht zu setzen und zu machen, die dem gotlichen gesezt der natur und vernunft gemäß sein. [Seite: 12]

Unser mainung und thuen.

Demnach haben wir nit allain als stathalter des heiligen römischen reichs aus kaiserlichem gewalt, sonder auch als regierender erzherzog herr und landsfurst zu Österreich aus furstlicher macht mit unserer treffenlichen ordenlichen hofräthe auch landleuten und underthonen der edlen unser lieben getrewen u. herrn ritter und knechten, das ist der zwaier ständ des adls beruerts erzherzogthuͦmbs Österreich under der Enns, zeitigem rat vorbetrachten und guetem wissen und willen das puech mit etwo vil notturftigen gesezten articln und ordnungen als ain angefangne furgeschribne tafel, so pillich wie von alter heer das landßrecht genannt wierdet, zu begreifen und zu verfassen bestellt, dasselb aigentlich ersehen [Seite: 13] vernumen aufgericht gefertigt und gesezt.

Also zu versteen, daz nach inhalt desselben alle clagen nicht anderst dann burgerlich volfuret, und die lassterlichen peindlichen und malefizhändl davon geschaiden an iren sondern orten nämblichen in den landgerichten gerechtfertigt werden. derhalben niemant irren sonder mäniclich vernemen soll, dits landßrecht adenlich und das landgericht peindlich, in namen und wesen ganz ungeleich und getheilt sein.

In solchen gesazten und articln dits landsrechtspuechs haben wir ursachen derselben gesazten aufs maist, so uns leidenlich angesehen hat, umbgangen und underlassen aus dem grund und spruch der romischen rechtsprecher Juliani und Nerazi, daz nit von allem dem so auch unsere voreltern eingefuert haben ursach gegeben werden mug, es [Seite: 13] sei auch nit not dieselben zuerkhonden, dann dardurch wuerden vil gesezt die wissentlich und gerecht sein verkheert.

Und dieweil wir bedenkhen, das dits werkh nach der vil und menig täglichen zuefallenden händl mer gesezt articl und ordnung dann hierin zum anfang begriffen ervordern wierdet, das sich auch die sitten der menschen nach den zeiten verwandlen und nach irer poßhait auf new fünd zu böser gewonhait henden, die si dann gegen den unverständigen in ain gewondlich recht zu ziehen und zu geprauchen understeen möchten, dasselb zu ersfalten [!] und zu fursehen soll unß und unseren nachkhumen alzeit mit rat und willen unserer landleut der weeg offen sein dits landßrechtpuech mit mer gesazten articlen und ordnungen zu erpawen zu erweitern zu mern, auch wo darinnen [Seite: 15] vinsternus oder beschwerung erschinen zu erlauchten und nach gelegenhait der zeiten und sitten der menschen zu ändern zu bessern und dardurch all new fünd und gefär abzuschneiden. nachdem wir nun in eingang des rechten sein, hat uns nit unfruchtbar angesehen etwas anzuzaigen und zu underschaiden, was die gerechtigkhait das recht das gesezt und gewonhait, wie die durch die alten beschriben sein.

Gerechtigkha Titel

Die gerechtigkhait nach außlegung kaiser Justian ist ain beständiger volkhumer willen, der ainem ieden das sein zuestellt. die gerechtigkhait wierdet auch genennt ain guete uebung, die ainem ieden sein erlich aigenschaft gibt, got die diemuetigkhait und andacht, [Seite: 16] den obrigkhaiten und eltern gehorsam und erempietung, den gleichmässigen ainigkhait, den underthonen zucht, ir selbs keuschait und mässigkhait, den armen mitleiden und hilf.

Und nach sag Tuli ist gerechtigkhait ain uebung des gemuets, die durch erhaltung gemaines nutz ainem ieden sein wierde zuestellt.

Recht.

Das recht nach beschreibung Vlpiani des rechtsprechers ist ain kunst des guets und pillichen, der götlichen und menschlichen sachen erkhantnus, des gerechten und ungerechten wissenhait, davon, so wie die gerechtigkhait eren, die erkhantnus des gueten und pillichen aussprechen, daz pillich von dem unpillichen schaiden, wie rechtlich [Seite: 17] hailgeber genennt werden.

Gebot des rechten.

Die gebot des rechten sind, erlich zu leben, niemand andren zu belaidigen, ainem ieden sein recht widerfaren zu lassen.

Tailung des rechten.

Das recht wierdet in mer weg gethailt, nemblichen etlichs haist naturlich recht, so aus götlicher ordnung davon die natur erschaffen ist fleust. das möcht nach saag der alten rechtsprecher mit vil mainungen erclart und ausgelegt werden, ist aber hie ôn not, sonder allain daraus zu nemen die höchste gestalt solches naturlichen rechten dem menschen, der sich göttlicher gesezt und natur gebrauchen soll, ist nemblich [Seite: 18] die, was du dir zu geschehen nit willt daz soll tu auch ainen andern erlassen.

Aus disem rechten ist entsprungen das gemain recht auch der naturlichen vernunft eingephlanzt, des sich alle volkher halten und nach bewegnus der erberkhait und pillichait zu underschiedlicher erkhantnus in gemein gebrauchen.

Daraus sein gewachsen thailung und auszaigen des erdrichs, aller land und grund, auch veränderung und allerlai verpflichtung und derhalben mißellung krieg und frid etc.

Aber die statrecht sein, was ain iede stat gemain oder besamblung aus verhenkhnus der obrigkhait under inen selbst fur recht oder handvesst zu halten setzen, das burgerlich recht genannt wierdet. und dits ist disem unserm landßrechten nahent und nit gemäß, allain solcher underschied, daz dise [Seite: 19] unser rechtsatzung aus unser als herrn und landßfursten bewilligung unseren landleuten vom adl in Österreich zu furderung rue frid und ainigkhait zwischen inen und den inwonern des furstenthumbs, damit auf solch ordenlich recht sorg und aufsehen gehalten werde, genediclich gegeben ist.

Gesezt.

Das gesezt ist ain ordnung des lebens und wesens in der vernunft gewurzelt und gegrund, ôn des wissen oder erkhantnus khain menschlich wesen beleiben, die welt und natur selbst nit besteen mag.

Aber durch gesezt werden die waffen gestillt und in rue behalten und durch die waffen gesezt und recht beschirmbt und gehandhabt.

Der verstand und die vernunft sein das [Seite: 20] gesezt, nit die wort. dann ob ie zu zeiten in vil händlen und fällen ordnung des rechten entpricht, so entbricht doch die untötlich vernunft nicht.

Das gesezt wider erberkhait und guet sitten gemacht ist unwirdig und noch mer die gewonha Titel

Die gesezts dits landsrechtpuechs sollen von anfang biß zu ende vleissig angesehen und erwegen, dieweil nit in ainem ieden articl alle notturft eingefuert mugen werden, sonder was zu zeiten in etlichen titln und articln zu kurz und wenig angezogen ist, wierdet etwo in andern erfüllt und erstat.

Gewonha Titel

Die gewonhait ist ain recht das nit geschriben sonder durch ain gemain wissentlich aus erbern ursachen der [Seite: 21] vernunft lang zeit numallen gebraucht ist.

Die gewonhait mag nit einfueren daz, so dem gotlichen und naturlichen rechten auch disen unsern gesezt oder gueten sitten ungemäß ist. darumben sollen die ursachen der gewonhait in der vernunft gegrundt sein.

Eetlich sonder persohnen die an zal angezaigt mügen werden, khain gewonhait machen, sonder was durch ain gemain samentlich gehalten, gebraucht und beschirmbt, wierdet dem rechten und der vernunft gemäß und gemainem nutz fürderlich, dann anderst wär die gewonhait ain zerrüttung.

Die gewonhait hat drei aigenschaft, si ist dem gesezt gemäß wo khain ausgetruckt recht ist.

So ist ain verstendige oder verrer auslegung oder beteutung des gesezts [Seite: 22] und entzeucht durch den gebrauch dem so gemain recht ist.

Die gewonhait mag clag- und auszugsweiß in recht angezaigt und furgebracht werden, und wo dieselb offenbart und nit widersprochen wierdet, also das dawider öffenlich gehandelt oder geurthailt worden, so ist ôn not solch gewonhait zu weisen. wo aber die gewonhait widersprochen wuerdet so soll si volkhumenlich gewisen werden, nemblich also daz die zeugen wissen solch gewonhait in recht furgewendt durch ain gemain also gehalten und emsiclich, das ist mer dann ainest auch zehen jar und darob, vor solcher rechtfertigung geiebt und gebraucht, auch inen den zeugen nicht wissent das offenlich und unwidersprochenlich der gemain oder irer obrigkhait rechtlich darwider gehandelt und geurthailt sei. dann wo zwaimal aufs [Seite: 23] wenigist alss in gegenwurtigkhait der gemain oder ieer obrigkhait unwidersprochenlich darwider geurthailt wär, so fellt die gewonhait und wierdet das urtl durch die widerwertige einfuerungen ain gesezt, es wuerde dann solch urtl als wider erberkhait und guet sitten gegeben mit recht verworfen und aufgelöst. wo das aber nit beschähe, und wiewol die urtl so wider die gewonhait gesprochen nicht volzogen wär, nichts destminder bricht si die gewonha Titel

[I.Buch.] Von den Gerichtspersonen.

[I. Titel.] Landmarschalch.

[Buch I Titel 1 §. 1]

Damit ain ieder landmarschalch gruntlich [Seite: 24] weiß, was sein ambtsphlicht sei und wie er sich halten, so ist sein aid so er uns und aim ieden fursten erzherzogen zu Osterreich in eingang seines ambts thuen soll hernach beschriben in seiner person also: "ich soll und will der hungerischen und behaimbischen khu. maj. etc. als erzherzogen und regierenden herrn und landsfürsten in Österreich under der Enns getrew gehorsam und gewärtig sein, irer khu. maj. etc. êr nutz und frumben fürdern, schaden nachtail und unglimpf so vil an mir ist warnen und wenden, mit willen khain ratsanschlegen noch gemainschaften sein darwider irer khu. maj. etc. person obrigkhait und gerechtigkhait gehandelt wierdet, wo soch das aber ungefärlich fürget doch ir khu. maj. etc. davon treulichen warnen, den gerichtszwang so mir von irer khu. maj. etc. bevolhen [Seite: 25] wierdet treulichen handln handvessten demselben nichts abprechen lassen, gleiches gericht und recht füeren und ergeen lassen dem armen als dem reichen und dem reichen als dem armen nach dits erzherzogthumbs Österreich freihaiten, löblichen und rechtmessigen gebrauchen und gewonhaiten und sonderlich nach ausweisung und ordnung dits landsrechtpuechs, die urtlen so durch die merer stimen und volg gesprochen werden nach ordnung des landßrechten vleissig volziehen, die partheien bei solcher volziehung so vil an mir ist handhaben, dardurch frid und recht zu erhalten und aufruer zu verhueten, und hierinnen niemants verschonen, und nit ansehen weder freundschaft feindschaft miet gab gunst noch ainicherlai ander sachen, sonder allain das gotlich recht so geurthailt ist, auch [Seite: 26] mir selbst in dem gericht nichts zu ziehen, die beisitzer und personen so mir zuegeben sein in zimblichen eern halten, die rats gehaim biß in mein grueben verschweigen und ausser recht niemant offenbarn noch davon warnen, und sonst alles das handln thuen und lassen das ainem redlichen gebornen mann gegen seinem herrn und landsfursten und ainem getrewen ordenlichen richter von rechts und löblicher gewonhait wegen zu thuen gebürt, alles nach meinem höchsten versteen und vermugen, trewlich und ungefärlich, als wae mir got helf."

[Buch I Titel 2 §. 2.]

Der landmarschalch als ordenlicher richter an unser stat hat all zuesprüech persöndlich und umb gueter so mit burgerlicher clag und ausfuerung fur ine khumen zwischen den inwonern des lands, iren phlegern [Seite: 27] dienern, auch in den stetten, in der prelatten und adls freien heusern und andern auf dem land in disem erzherzogthumb Österreich under der Enns gesessen, die sonst andern ordenlichen gerichten nicht underworfen sein, zu richten zu entschaiden zu urtlen und dieselben urtl zu volfueren.

[Buch I Titel 1 §. 3.]

Er hat aber nit zu richten uber unser camerguet und urbar noch unser brief sigil gab und gewerschaft noch uber unser lehengerechtigkhait und gueter, wo die landsessen darumb kriegen wuerden, noch ernhändel zwischen dem adl, es werdt ime dann von uns neben dem ordenlichen gericht insonderhait bevolhen.

[Buch I Titel 1 §. 4.]

Wiewol der landmarschalch also der landleut ordenlicher richter ist, so hat er doch nicht macht, seinen gerichtszwang oder die gerichtshandlung [Seite: 28] so vor ime ausgefüert werden solle iemand anderen ausserhalb des undermarschalchs zu bevelhen, ausgenumen in den sachen so zu hilf fürderung und ausfuerung der haubtsach vnd des rechtens not, als zeugen zu hören, beschaw auf grunden, und ander erfarung zu thuen die ime persöndlich zu handlen nit gelegen und den partheien von grosser mue und cosstung wegen so darauf laufen beschwerlich sein möchten.

[Buch I Titel 1 §. 5.]

Der landmarschalch soll die partheien in iren notturften gütlich und unvertreßlich hören, beschaid und antwort mit züchtigen und senften worten nach gelegenhait der person und sachen geben, und ob ie zu zeiten ernstlicher handlung und straf von der partheien unzucht wegen not thät, soll er sich als ain oberer zu scheltworten und mißhandlung [Seite: 29] nit bewegen lassen, sonder mit züchtigen ernstlichen worten und geparden den verprecher durch den undermarschalch oder furpieter in straf zu nemen haissen nach gstalt der person und sach, also das mer die vernunftig zucht dann die hietzig ungestuemb erschein.

[Buch I Titel 1 §. 6.]

Wiewol als obsteet der landmarschalch umb lessterlich oder peindlich sachen nicht zu richten noch handlung des bluets beruerent zu schaffen hat, es wuerde im dann von uns sonderlich bevolhen, so hat er dennocht straf des kerchers und gefenkhnus auch peenfall uns in unser khamer aufzulegen macht und gwalt, dann der gerichtszwang ân sein gemässe straf nicht sein mag.

[Buch I Titel 1 §. 7.]

Wann partheien vor dem landmarschalch zu krieg khumen, ob er der person oder sachen darumb geladen ist ordenlicher richter sei oder nicht, das hat der [Seite: 30] landmarschalch wol mit urtl zu entschaiden und sich zu richter zu erkhennen oder daz recht an ander ende zu weisen, ausgenumen der landmarschalch ließ sich gegen ainer parthei ein sein ordenlich gericht selbst zu kriegen, alßdann het er mit macht umb den beruerten streit zu erkhennen, dann er sich als ain parthei gemacht und nicht als ain richter gehalten het.

[Buch I Titel 1 §. 8.]

Ain ieder landmarschalch soll sich treulich bevleissen vor den endlichen urtlen die partheien daran zu weisen damit si sich von besser freundschaft wegen, umb cosst zerung und ander nachthail so zu zeiten aus hitziger rechtfertigung erwachsen zu vermeiden, in güetliche verainigung begeben dardurch die partheien mit wissen und willen freuntlich vertragen werden möchten. aber er soll si in khainen hindergang [Seite: 31] weisen, es sei dann der partheien aigner will. und wiewol der landmarschalch etlicher maß wilkhurlichen richter sein möcht wo ine die partheien darzue erwellen, so ist doch besser sich der zu entschlagen, dann schwer und schimpflich und dem rechten ungemäß wär sich als erwelter richter aines handls mit sorgen zu beladen, dann er als ordenlicher richter abzuschaiden macht hat. so werden ie zu zeiten nach den wilkhurlichen abschieden oder urtlen wie als ordenliche oberigkhait umb hilf und höher recht abgerueft, daselbst wuerde alßdann ain landmarschalch als wider des handlung die beruefung beschehe angeschlossen, das ime und seiner ordenlichen oberigkhait verclainerung bringen möcht. aber anderst wierdt verstanden in den sachen darin der [Seite: 32] landmarschalch ordenlicher richter nit ist.

[Buch I Titel 1 §. 9.]

Es soll der landmarschalch albeg die eltisten sachen und händl so in gericht khumen und zu recht gesezt sein von ersten und vor den neweren und jungeren furnemen und abfertigen und darin guet ordnung und maß halten.

[Buch I Titel 1 §. 10.]

Des Landmarschalchs brief und sigil in den sachen sein gerichtszwang belangent ausserhalb des landundermarschalchs oder landschreibers als geschwornen gerichtschreibers gefertigt wierdt in recht nit glaubt.

[Buch I Titel 1 §. 11.]

Der landmarschalch hat nit macht die gerichtshandlungen bei seiner hand zu behalten, sonder sollen bei dem landschreiber beleiben, der auch davon antwort thuen solle.

[Buch I Titel 1 §. 12.]

Der landmarschalch soll sein ain frumber redlicher verständiger man [Seite: 33] und in zweiflichen sachen nit volgen dem beisitzer oder ratßman der das merer ansehen hat, sonder dem der mer rechtmessig und gruntlich ursach seines ratschlags furbringt. und darumb soll er vernunftig sein, das er solch ursach underschiedlich erkhenn und darumb frumb, das er dem besseren volg und das unrecht verlaß.

[II. Titel] Undermarschalch.

[Buch I Titel 2 §. 1.]

Des undermarschalchs aid mag aus des landmarschalchs obgeschriben form genumen werden mit mässigung etlicher wort nach gelegenhait des ambts und person.

[Buch I Titel 2 §. 2.]

Dieweil also dem landmarschalch ain undermarschalch zu hilf und beistand zuegeordent, ist pillich, das der undermarschalch sein aufsehen auf den [Seite: 34] landmarschalch und sein bevelch als oben hab, und sonderlich in den händlen die das ambt den gerichtszwang und rechtfertigung berueren. deßhalben sollen si sich dermassen bei ainander redlich und rechtmessikhlichen halten, damit zwischen inen khain zerrutung entstehe.

[Buch I Titel 2 §. 3.]

Ain ieder undermarschalch soll auf sein cosstung halten ainen weispotten des adls oder ain ander erber glaubwirdig person, so dem gericht geschworen sei und an seiner stat die ansätz auf dem land zuvolfuerung der urtlen thue. wo er aber khainen geschwornen weißpotten het, so ist er schuldig die ansätz persondlich zu thuen. und wo ainicherlai irrung oder eingrif darin beschehe, ist der landmarschalch phlichtig dem angesezten handhabung zu thuen, wie hernach von dem angesezten gesehen [Seite: 35] wierdt.

[Buch I Titel 2 §. 4.]

Welchem der undermarschalch durch den weißpotten ainen ansatz thuet, als menige nacht der weispot auf dem land biß der ansatz gar beschehen ist, als oft der so den ansatz erlangt ime geben ainen hungerischen gulden oder darfur aindlif schilling phening und auf ain person und pherd erber zimbliche zerung. wo aber der ansatz so nahent beschäch, das der weispot aines tags wider anhaimb khumen möcht und nit uber nacht ausbleiben bedurffte, nichts dest minder soll dem undermarschalch ain hungerischer gulden geraicht nwerden. und wo der undermarschalch khainen weißpotten het und den ansatz persondlich thät, ist man ime auch nit mer solds noch zerung schuldig, dann wie angezaigt ist.

[Buch I Titel 2 §. 5.]

All verhör, ausser rechtens die sich umb täglich handlung [Seite: 36] in den herren und adlsheusern in der stat so der burgerrecht nicht underworfen sein begeben die soll der undermarschalch thuen und die händl mit fueg abrichten ôn des landmarschalchs beschwerung, es war dann der undermarschalch des landmarschalchs hilf und handfhabung notturftig, die woll er im mittailen. was sich auch fäll und wändl in denselben heusern begaben, gehören ainem undermarschalch zue.

[III. Titel.] Von den beisitzern.

[Buch I Titel 3 §. 1.]

Der beisitzer sollen wie obsteet sechs sein, nemblich drei von dem herrenstand, und ainer aus der ritterschaft der ain ritter, und die zwen edl und rittergemäß von den geschlechten in dem land und aines erbern herkhumen sein. [Seite: 37] ir aid und phlicht so si vor eingang ires ambts thuen sollen ist hernach beschriben in aines ieder person insonderhait also: "ich soll und will dem landßrechten getreulich und mit vleiß ob sein, nach disem landsrechtpuech desselben satzung und ordnung auch nach redlichem erbern und leidlichen gebrauch und gueten gewonhaiten des erzherzogthumbs Österreich under der Enns und, sovil mich mein vernunft zu der erberkhait und pillichait geleiches rechtens weiset, dem armen als dem reichen und dem mereren als dem minderen nach mainem bessten und höchsten verstand ain gleiches götlichs recht sprechen, mich khain sach darwider bewegen lassen, sonderlich von den partheien noch iemand anderen khainer sachen halben so in gericht gehandelt werden ainicherlai [Seite: 38] gab schankhung oder nutz durch mich selbst oder iemand anderen wie das menschen sinn erdenkhen möchten nicht suechen, auch in dem gericht und urtlen khain sonder parthei anhang und zuefall furnemen noch machen, khain parthei warnen noch inen rahten, und was in ratschlegen gehandelt wierdt niemand öfnen vor noch nach der urtlen sonder die ratßgehaim biß in mein grueb verschweigen, auch khain sachen gefärlicher weiß aufhalten noch verziehen, und sonst alles das thuen das ainem frumben gerechten beisitzer und rechtsprecher gebürt, ungefärlich als waar mir got helf."

[Buch I Titel 3 §. 2.]

Davon soll ain ieder frumer rechtsprecher pillich sein pildnus erkhennen, also das sein seel ist ain lob gottes, sein geist ain sorg und haltung des gesezt, sein haubt ain verständig gericht, sein [Seite: 39] augen und zungen ain liecht und leer der warhait, sein brust ain gedächtnus der gerechtigkhait, sein herz ain gerechter will, sein hend volziehung des gerechten und die fues verharrung und bestendigkhait in allem gueten. und ist in suma aller nichts anders dann die pillichait und erberkha Titel

[Buch I Titel 3 §. 3.]

Wiewol sich ain ieder landman des landmarschalchs gerichtszwang underworfen die gesezt und recht dits landrechtpuechs zu erlernen befleissen soll wie er schaden und nachtail emphliehen will, so sein doch landmarschalch undermarschalch beisitzer und landschreiber schuldig die fur ander zu wissen.

[Buch I Titel 3 §. 4.]

Dann so sollen richten nach der ordnung und den gesazten dits landßrechtpuechs, die aber nit nach der redner oder gwalttrager auslegung wie si alle [Seite: 40] ding inen zu vortail teutschen sonder wie die zu fürderung des rechten, gemaines nutz und die partheien am wenigisten zu belaidigen verstanden worden und sollen deshalben landmarschalch und beisitzer ausserhalb dits landßrechtpuechs auf andere geschribne recht nicht aufsehen noch achtung haben, dann allin in sachen und händlen wo khain außgetrukht recht oder gesezt hierin begriffen wär. doch in denselben auch nit mer noch anderst dann nach löblichem geprauch und gewonhaiten dits erzherzogthumbs und so vil si die erberkhait und pillichait geleiches rechtens und ursach der vernunft weiset und bewegt.

[Buch I Titel 3 §. 5.]

Wann wir dem landmarschalch und beisitzern auf iemands anpringen bevelch und brief zuesenden, die sollen [Seite: 41] albeg verstanden werden, so verr das anpringen in grund der warhait also sei. und obgleich der articl in solchen bevelhen nicht eingeleibt und aber die sachen anderer gestalt dann uns furbracht erfunden wuede, so sollen die bevelch den erwerbern nit zu statten khumen.

[Buch I Titel 3 §. 6.]

Also sollen die beisitzer mit sambt dem landmarschalch oder undermarschalch all sachen so güetlich oder rechtlich fur si khumen treulich und vleissig nach irem höchsten versteen erwegen ratschlagen, und was die sechs beisitzer all gleichhellig und samentlich oder der merer thail aus inen schliessen und erkhennen, oder wo si ungleich und zerspalten wuerden welcher mainung dann der landmarschalch der zu derselben zeit alß richter dem rat vor ist zuefellt, dabei [Seite: 42] sollen die urtl und abschied besteen. dar umb si pillich betrachten, wie si nit allein iren nachberen und mitlandleuten sonder auch inen selbst, iren khinden und erben an guet oder nachtail handlen, und waß sie ietzo anderen güetlich oder rechtlich erkhennen, das si oder die iren solchs kunfticlich von got gericht umb gueten und bösen rat iren lon emphahen werden.

[Buch I Titel 3 §. 7.]

Dann wo landmarschalch undermarschalch beisitzer landschreiber und ander geschworen gerichtspersonen ir phlicht nit also bedenkhen und durch ir sament oder sonderlich unfleis lässigkhait versaumbnus der partheien gerechtigkhait und recht gesperrt wuerde, möchten si nach vermüg kaiserlicher recht [Seite: 43] wol verkheert und gestrafft werden und noch mer, wo si ander schentlich untugent üebten aber ôn das ist nit fruchtbar die gerichtspersonen oft zu verkheren, es wär dann man die menig und wal rechtverstendigen person gehaben möcht.

[Buch I Titel 3 §. 8.]

Wiewol die geschribnen recht wollen das die personen so der höchsten ämbter ains und des fursten statt verwalten in der zeit irer verwesung mit recht nit beclagt werden sollen, so haben wir doch ermessen die beschwerung und verdächtlichait so daraus entsteen möchten. deshalben soll in abwesen aines landmarschalchs, oder wo er iemand verdächtlich wäre oder selbst vor gericht zu thuen het, der undermarschalch an seiner stat in gericht gleichs macht haben, vor dem der landmarschalch in den sachen an dits landßrecht gehörent zu clagen [Seite: 44] und zu antworten schuldig, und nit frei gelassen sein soll in seinen sachen nach seinem willen oder mit gwalt unbeclagt und ungerechtfertigt mit unseren landleuten underthonen und inwoneren zu handlen.

[Buch I Titel 3 §. 9.]

Dergleichen soll es mit dem undermarschalch und den beisitzern verstanden und gehalten werden. uns will auch gefallen, welches tags ain landmarschalch clag- oder antwortweiß vor gericht zu thuen hat, das er sich desselben tags des sitzen zu recht enthalt und den undermarschalch zu recht sitzen laß, dann es wär schimpflich aus dem gerichtsstuel aufzusteen und als ain parthei im fuesstapfen vor ainem anderen und minderen rechtens zu gewarten, damit des ambts und der person nicht verspott werde. aber an dem undermarschalch hat die sach minder nachtails [Seite: 45]

[Buch I Titel 3 §. 10.]

Der Landmarschalch und undermarschalch wo si bed in rat bei den urtlen sitzen haben bed nur ain stimb, dann ir khainer ist ain beisitzer sonder ieder nach weil und zeit richter. darumb wo die beisitzer ainer urtl halben ungleich und stössig wuerden ist genug, das ir ainer der landmarschalch oder undermarschalch von des zuefallen wegen in zweiflichen sachen, darin wie vorsteet khain ordnung oder gesezt ist, rechtens gefragt werde. doch wo der landmarschalch gegenwurtig ist soll pillichen er und nit der undermarschalch gefragt werden, es wären dann ursach vor augen darumb ir ainer nit urtlen sollt.

[Buch I Titel 3 §. 11.]

Die beisitzer sollen zu allen rechtfertigungen all gegenwurtig sein angesehen das ir ain klaine anzall ist. ob aber ie ainer abgieng krankhait halben oder das er in [Seite: 46] dem rat nit sitzen möcht darumb das er ainer parthei vatter brueder oder aus anderen wissentlichen ursachen ainer parthei verdächtlich wär oder seiner aigen sachen halben darumb er selbst vor recht zu thuen hett, so hat der landmarschalch oder undermarschalch wol macht dieselb zeit ainen anderen unverdächtlichen verständigen landman desselben stands und der nicht vil groß sachen in recht hangend haben an des andern stat haissen nidersitzen und öffentlich an dem gericht und im haimblichen rat auf dasselbmal und zu demselben handl und nit verrer zugeprauchen.

[IV. Titel.] Von dem landschreiber.

[Buch I Titel 4 §. 1.]

Der landschreiber so an dem landßrechten gerichtschreiber ist der soll gelert [Seite: 47] verständig in rechtschriften und üebungen erfaren und sonderlich in disem landßrechtpuech khundig sein, dardurch er der partheien sachen ordenlich aufzuschreiben und zu handlen, die ratschleg und urtl wie die in rat furgenumen formlich und rechtmessiclich zu begreifen und gewondlicher landleufiger schreiberei gehörent stattlichen auszuwarten wisse doch wierdet gelegenhait seines ambts und was ime darin zu handlen geburt aus seiner phlicht und aid auch anderen articlen hienach volgent schriftlich gestellt gesehen, also: "ich gelob und schwer, das ich dem landschreiberambt getreulich vorsein, mit aufschreiben lesen und andere handlung des landßrechten inner und ausser rats der partheien furbringen und schriften mit [Seite: 48] sambt den brieflichen urkhunden und alles das so in gericht gelegt und mir zu verwaren vertraut wierdet dem gericht treulich bewaren, dieselben khainer parthei ôn des gerichts wissen und bevelch hinauß antworten noch copi oder abschrift davon geben, und was durch landmarschalch oder undermarschalch und beisitzer in rat gehandelt wierdet auch die haimblichait gerichtshändl khainer partheien noch iemant anderen ausserhalb der genanten landmarschalch undermarschalch und beisitzer entdeckhen noch eröffnen, auch khainer parthei wider die ander ainicherlai ratten noch si warnen, khainerlai miet gab schankhung oder anderen genieß durch mich selbst oder andere personen wie das menschen sin erdenkhen möchten nemen noch nemen lassen, [Seite: 49] sonder mich meines gewondlichen solds und der tax mir nach gelegenheit aines ieden handls und briefs geordent benuegen lassen, auch khain partheien fur die andern beschweren, gefärlichen furdern noch verhinderen, auch meine schreiber so ich in dem ambt geprauchen wierde solchem nachzukhumen und treulichen zu geloben mit meinem höchsten vleis underweisen und si darzue halten, und alles thuen soll und wil daz ich dem gericht und partheien dem rechten und dits landsrechtpuechs satzung nach schuldig bin, treulich und ungefärlich".

[Buch I Titel 4 §. 2.]

In gleichem formb ungefärlich sollen auch des landschreibers schreiber so in des gerichts sachen gebraucht werden verpflicht und geschworen sein.

[Buch I Titel 4 §. 3.]

Dieweil uns auch unseren landmarschalch und beisitzern und gemainer [Seite: 50] landschaft an ainem redlichen verstendigen gelerten landschreiber nit wenig gelegen ist, darumben wo derselben ainer begriffen wierdet der soll mit vleis bei dem ambt behalten werden, wo aber ainer in dem rat kriegischer partheiischer und bei den landleuten aigennutziger und beitiger des guets gefunden wuerde, der soll uns angezaigt, damit er als ain gift gemaines nutz weckh gethon und dem rechten und landleuten zu guet verkheert werde.

[Buch I Titel 4 §. 4.]

Und so ain ieder landschreiber die gerichtshändl und der partheien schriften und einlegen aus not mer und öfter dann ain beisitzer uberlesen und besehen und durch die hand lassen mueß, damit er die brief so von gerichts wegen ausgeen sollen der gerichtshandlung gemäß und mit [Seite: 51] widerwertig mach, ist nit unnot ir zu zeiten von underrichtung wegen der schriften sein guetbedunkhen und ratschlag zu hören. aber auf sein ratschlag, dieweil er im rat urtl zu fellen khain stim hat, soll nit mer gerait werden dann so vil den landmarschalch oder undermarschalch und den beisitzern in schöpfung der urtlen, wie dann oben davon gemelt, an solchem seinem ratschlag annemblich ist und gefellt. und allain der landschreiber werde mit namen des rats gefragt darauf er sein red und guetbedunkhen underschiedlich und zuchticlich thuen und anzaigen soll, sonst geburt im nichts zu den sachen noch den urtlen zu reden. ob ime aber die rechtsprecher ungegrundt irzigen zu sonderen parheien genaigt funden, soll er in khainen weg gefragt werden. [Seite: 52]

[Buch I Titel 4 §. 5.]

Die partheien sollen fueren schriftlich handlungen, deshalben ain iede bei ir selbst handen haben mag was durch si bed wider ainander in recht furpracht wierdet. darumb ist unnot den proceß und die gerichtshandlung nach der leng in die urtlbrief zu setzen. dann ie zu zeiten die gewalttrager vorpsrechen und redner vil langer unnutzer wort in den schriften einfueren, dieselben in den gerichtsbrief nach der leng also einzuschreiben möcht nit allein unformlich sonder den gericht und landmarschalch der den gerichtsbrief besigilt bei frembden personen schimpflich und verächtlich werden. so ist auch mißlich die notturftigen articlen aus den eingelegten schriften zu ziehen und in den gerichtsbrief einzuleiben, sonderlich den partheien die sonst gern gruplen und krieg suechen. darumb soll in den [Seite: 53] gerichtsbriefen nicht verrer gangen, dann der clager mit seiner clag und des antworters erscheinung oder sein ungehorsam und der partheien eingefuert khuntschaft oder brief und sigil zu behelf ires furbringen eingelegt anzaigt und gesezt werden, und darauf die urtl volgen mit datum des tags und jar der zeit so die urtl vor gericht eröffent ist. dann ob iemant nachmals ainicherlai notturftig wären, der mocht dasselb bei der registratur finden, deshalben auch all gerichtshandlung khunfticlich in ordenliche rechtpuecher nach der leng eingeschrieben werden sollen.

[Buch I Titel 4 §. 6.]

Die urtlbrief und gerichtsbrief sein äiner parthei not zu nemen, die umb entlich urtlen oder beiurtlen so craft ainer entlichen urtlen haben ausgeen, und soll derselben urtl khain abschrift [Seite: 54] dann also in gefertigten gerichtsbriefen gegeben werden. aber der anderen urtlen, als wann ainer in antwort gesprochen oder zu khuntschaft zu laisten erkhennt oder zu weisung zuegelassen wierdet, und dergleichen beiurtlen die zu volfarung in recht zu des entlichen urtlen dienen, der soll der landschreiber abschrift geben.

[Buch I Titel 4 §. 7.]

Welcher ain entlich urtl erlangt und khain gerichtsbrief darumb nimbt, und wo ime nachmalen not beschehe daz er sich in das gerichtspuech umb sein behabt recht ziehen wolt, dem ist der landschreiber dasselb gerichtsbuech und urtl zu suechen und furzubringen nicht schuldig, er wär dann von desselben parthei des gelts so ime umb den gerichtsbrief zu geben geburt zuvor benuegig oder versichert, damit der landschreiber seiner belonung so er [Seite: 55] in der gerichtshandlung biß zu ende der sachen gehabt aus der partheien lisstigkhait nicht beraubt werde.

[Buch I Titel 4 §. 8.]

Der landschreiber soll khainer parthei gebotsbrief ansatz anbot urlaub oder ander brief so zu volfuerung des entlichen urtls dienen fertigen, si haben dann zuvor den gerichtsbrief auf den die benanten nachvolgenden brief zaigen bei handen, damit nit zerruttung und irrung in volfuerung des gerichts gemacht werden, doch soll der landschreiber niemant mit den gerichtsbriefen saumen.

[V. Titel] Tax.

[Buch I Titel 5 §. 1.]

Des landschreibers tax soll sein von ainem gerichtsbrief, do das gericht von funfzig phunt phening biß in tausent wert ist: albeg von funfzig phunt phening [Seite: 56] ain phunt phening. wo aber über funfzig phunt [den.] und nit hundert wert ist zwai phunt phening und nicht mer. und was under funfzig phunt [den.] wert ist: allain ain phunt [den.].

[Buch I Titel 5 §. 2.]

Wo aber ain gericht uber tausent biß in zwai drei vier tausent phunt phening minder oder mer wert ist: zwainzig phunt phening.

[Buch I Titel 5 §. 3.]

Wo aber ain gericht oder rechtfertigung noch grösser wär, alßdann sei die tax nach erkhantnus des gerichts.

[Buch I Titel 5 §. 4.]

Von gemainen bevelhen sendbriefen vorderbriefen und ladungen umb schulden auf ain kurzen termin, als vierzehen tag und deßgleichen, sambt ainer copi: davon zwenunddreissig phening.

[Buch I Titel 5 §. 5.]

Von comission zu verhör der zeugen und dergleichen in recht notturftigen briefen: vier schilling phening. [Seite: 57]

[Buch I Titel 5 §. 6.]

Umb ain gebotsbrief: sechzig phening.

[Buch I Titel 5 §. 7.]

Umb ain ansatzbrief: ain phunt phening.

[Buch I Titel 5 §. 8.]

Umb ain anpotsbrief: sechzig phening.

[Buch I Titel 5 §. 9.]

Umb ain urlaubbrief: ain phunt phening.

[Buch I Titel 5 §. 10.]

Umb ain gerhabschaftsbrief: ain phunt phening.

[Buch I Titel 5 §. 11.]

Von ainem geschäft zu öfnen und einzuschreiben: ain phunt phening und nit daruber, aber wol darunder nach gestalt der arba Titel

[Buch I Titel 5 §. 12.]

Umb abschrift der khuntschaften: ie von ainem plat treulich geschriben funfzehen phening.

[Buch I Titel 5 §. 13.]

Von ainem gwalt in das gerichtspuech einzuschreiben: vierundzwainzig phening.

[Buch I Titel 5 §. 14.]

Von ainer ladung auf sechs wochen: drei schilling phening.

[Buch I Titel 5 §. 15.]

Von abschrift derselben ladung und zu registerieren: sechs phening.

[Buch I Titel 5 §. 16.]

Umb commission zu guetlicher verhör oder beschaw: sechzig phening.

[Buch I Titel 5 §. 17.]

Umb abschrift ainer beiurtl: wie obsteet zwölf phening. [Seite: 58]

[VI. Titel.] Von ladungen.

[Buch I Titel 6 §. 1.]

Die ladung ist der anfang und grund der gerichtlichen ordnung.

[Buch I Titel 6 §. 2.]

Die ladung ist ain kurze gewisse schrift durch die oberigkhait gefertigt, darin des clagers furnemen sein soll.

[Buch I Titel 6 §. 3.]

Umb mer cosstung pottenlon mue und ander beschwerung zu vermeiden soll furan albeg nit mer dann ain ladung die drei underschiedlich täg. nemblich vierzehen zum ersten, vierzehen zum andern und vierzehen zum lezten und entlichen rechtstag benent gegeben werden mit dem anhang, ob zu ausgang der ladung das recht nicht besessen wuerde, alßdann auf den nechsten gerichtstag darnach zu erscheinen, und wo die geladen parthei auf denselben rechtstag nit erscheint, so [Seite: 59] werd demnach auf der gehorsamen parthei anrueffen gehandlt wie sich geburt und recht ist.

[Buch I Titel 6 §. 4.]

Die verlaufung der täg in der ladung bestimbt sollen sich nit anfahen noch gerait werden von dato der ladung sonder von dem tag als si uberantwort, und solches soll furan in den ladungen gemelt werden.

[Buch I Titel 6 §. 5.]

Alle ladungen im land sollen auf sechs wochen, und ausser lands auf drei monat, das ist zwölf wochen, doch albeg mit meldung dreier underschiedlicher tag wie vorberuert ist gestellt und gefertigt werden.

[Buch I Titel 6 §. 6.]

Zu fürderung des rechten soll furan die clag alle in ainer ieden ladung clar und lauter eingeleibt und der articl bisheer gebraucht, als in volfuerung der clag lauter oder clärlicher angezaigt werden solle vermitten beleiben. [Seite: 60] dann die zeit der dreier gerichtstäg in der ladung begriffen sein dem antworter zu guet gegeben, damit er statlich bedenkhen und was ime zu verantwortung der sachen not sei erkhundige, so der clager sich villicht ain jar bedacht hat was gestalt und auf was grund er clagen wölle. und dieselb ladung soll dem antworter bei ainem geschwornen gerichtspotten gesant werden.

[Buch I Titel 6 §. 7.]

Und dieweil also die clag in der ladung außgetrukht sein soll, so volgt daraus, so bald der geladen die ladung empfächt und dieselb in sein wissen khumbt, das er dann mit dem guet darumb geclagt ist nichts neus zu handlen hat, sonder soll das in der maß beleiben lassen wie es die ladung begreift.

[Buch I Titel 6 §. 8.]

Welche ladung in der clag und beschlus oder begern vor verfahung des kriegs [Seite: 61] an einander ungleichhellig gefunden werden, dieselb ladung, aber nit die sach, wierdt gefellt und der widerparthei die cosstung vorbehalten.

[Buch I Titel 6 §. 9.]

Wann der antowrter ainsten geladen und erscheint, ist nit not den partheien zu anderen handlungen in recht von newem zu verkhunden, dann sovil der khuntschaft und fragstuckh halben beschicht, sonder sobald si ainst den krieg verfahen, sein si schuldig zu ainer ieden gerichtszeit selbst oder durch ire gwält rechtlich zu erscheinen biß zu end und entschied ires kriegs und volfuerung der urtl.

[Buch I Titel 6 §. 10.]

Veerer, umb cosstung schreibgelt pottenlon und ander beschwerung zu vermeiden, wann etlich underschaidenlich umb ain sachen verphlicht sein darumb ain ieder beclagt werden möcht und darumb sonderlich zu antworten schuldig [Seite: 62] wäre, als da ir etlich umb ain schuld oder purgschaft unverschaidenlich verschriben sein, ist nit not ainem ieden ain sondere ladung zuezuschickhen, sonder genueg das ain ladung, darin dieselben sachen all mit namen begriffen, und sovil abschriften der ladung als vil der person in der ladung sein, aus der canzlei gefertigt und underschriben werden. und welchem under inen allen die ladung geantwort wierdt mit sambt den copeien und abschriften, der soll alßdann die anderen seine mitverwonten mit den abschriften ersuechen und inen die ladung also verkhunden, damit si khumen und ime die clag helfen zu verantworten. dann dieselben seine mitverwonten khumen alßdann oder nit, nichts minder wierdet gegen dem so die ladung emphangen gehandlt was recht ist. doch ist [Seite: 63] ime vorbehalten sein geprechen und verlust gegen seinen mitverwonten, die ine in der sachen verlassen haben, zu suechen wie recht ist.

[Buch I Titel 6 §. 11.]

Wo aber mer personen ainer sachen verwont sein, die ainer ôn den anderen nit verantworten mag noch soll, in derselben sach soll ainem ieden antworter ain sondere ladung zuegesant werden, welche sachen sich aber sonderlich oder samentlich zu verantworten geburen, soll der clager so die ladung begert erwegen, dann sein nutz und nachtail daraus erwachsen mag.

[Buch I Titel 6 §. 12.]

Ob ain landmarschalch des ambts entsezt wierdet oder stirbt, der ainer partheien entlich ladung zuegsant, und serselb geladen erscheint nit, so mag der nachkhument landmarschalch und richter dem der gerichtszwang bevolhen wierdet wider dieselben partheien als ungehorsame [Seite: 64] in recht nit volfarn, sonder soll auf seines vorforderen ladung zeitlich ain gemain offen verkhündung an der landschaft hauß und in etlichen stetten an den kirchen anschlagen lassen, damit meniclich wissen muge auf was zeit er das landßrecht halten wölle. erscheint alßdann der geladen oder nit, so hat der new landmarschalch wol macht auf der partheien ungehorsam zu handlen wie recht ist.

[Buch I Titel 6 §. 13.]

Was ainer in seiner ladung in recht furbringt das wierdt geacht, als ob er es vor gericht bekhennt het, und mag darumb purgerlich oder peindlich doch vor dem ordenlich gericht beclagt werden nach notturft das jhenig so dieselben wort belangen.

[Buch I Titel 6 §. 14.]

Wann ainer dem anderen beweglicher das ist varender gueter entwert, roß wägen viech traid wein oder anders [Seite: 65] nimbt, so ist der clager nit schuldig die drei obberuert zeit der ladung zu erwarten sonder mag der richter ime ain entliche ladung mit bestimbung aines tags, der von uberantwortung der ladung gerait werden soll, daran er zum nechsten zu recht sitzen wierdt, schaffen zu fertigen, dann der widerparthei ist langs bedachts ôn not, dieweil si irer aigen gewaltigen handlung aus was ursachen si dieselb begangen wol bericht ist. und wo dieselb parthei auf solchen benenten rechtstag nit erscheint, soll wider ir ungehorsam wie recht ist gehandelt werden.

[Buch I Titel 7] Vom fürpieter.

[Buch I Titel 7 §. 1.]

Des gerichts fronpot den man ainen furpieter nennt soll ainer des adls oder ain andere erbere glaubwirdige person [Seite: 66] sein. der soll als ain gemainer gerichtsdiener bei dem gerichts und der rathsthür albeg gegenwertig warten und sein aufsehen auf die obgemelten personen, so zu dem gericht geordent sein, samentlich und sonderlich haben zu des landsrechten und anderen ainer landschaften händlen und notturften das zu thuen und auszurichten, so ime von ambts und gemainer notturft wegen bevolhen wierdet.

[Buch I Titel 7 §. 2.]

All ladung und ander brief, so von gerichts wegen ausgeen und in der stat da das landsrechten gehalten wierdet zu uberantworten sein, die sollen durch den fronpotten oder furpieter und nit die gerichtspotten geantwort, und ime von ainer ladung die drei tag begreift desgleichen von ainer offen comission von iedem vierundzwainzig phening, und von anderen briefen wie die sein [Seite: 67] zwölf phening gegeben werden, und was ansätz in den stetten und purkhfriden auf des adls heusern oder in denselben heusern beschehen, die soll auch der fupieter und nit des gerichts weißpot thuen, und davon dem undermarschalch ain hungerischer gulden und nit mer und dem furpieter sechzig phening fur sein mue geraicht werden.

[Buch I Titel 7 §. 3.]

Ob der furpieter iemant in der stat da das landßrecht gehalten wierdet auf einer parthei begeren und des landmarschalchs bevelch zu guetlicher verhör oder in recht zeugnus zu geben mundlich ervordert, als oft er ain person erfordert als oft soll im der so dieselben zu fordern begert albeg von ainer person vier phening geben. wann aber der landmarschalch fur sich selbst vordern lässt und von ambtswegen, davon ist man ime nichts schuldig. [Seite: 68]

[Buch I Titel 7 §. 4.]

Ob der landmarschalch oder undermarschalch iemant des adls in fenkhnus schafft, die dann ain ieder furpieter zu gwalt haben und dermassen bewaren soll damit dem landmarschalch und gericht khain spot erwachs, der soll dem furbieter wann er wider heraus geschafft wierdt, und ob er nicht ain stund in der fenkhnus gelegen wär, geben fur das hineinfueren vierundzwainzig phening und fur das wider außlassen auch vierundzwainzig phening. ob aber ain gefangner uber nacht in der gefenkhnus belib, der soll dem furpieter von ieder nach acht phening zu den obberuerten achtundviertzig pheningen zallen, darumb auch der furpieter bemuet sein soll zu dem gefangen zu sehen, ine zu verwaren, auch speis und andere notturft hinein zu raichen, und ist nit schuldig den gefangnen aus gefenkhnus zu lassen, [Seite: 69] er sei dann solcher seiner gerechtigkhait zuvor versichert.

[Buch I Titel 7 §. 5.]

Wo aber der gefangen nicht der adls sonder ain gemainer man oder knecht wäre, der soll dem furbieter zwölf phening hinein und zwölf phening heraus, und als oft er ain nacht in gefänkhnus ist, so oft und auf ain iede nacht vier phening fur sein mue geben, wie vor begriffen ist.

[Buch I Titel 7 §. 6.]

Der furpieter hat allein das beruefen vor gericht zu thuen. und wann der clager den ungerechten antworter auf des gerichts erkhantnus beruefen lässt, sollen dem furpieter umb solch beruefen von dem clager zwenundsibenzig phening gegeben werden.

[Buch I Titel 8] Von gerichtspotten.

[Buch I Titel 8 §. 1.]

Der landmarschalch oder undermarschalch [Seite: 70] haben macht die gerichtspotten nach notturft des gerichts und der partheien aufzunemen, zu urlauben und zu schaffen nach gelegenhait irer handlung. und zu solchen potten sollen aufgenumen werden, wo mans bekhumen mag, die schreiben und lesen khunden, nicht ploß vergeben leut sonder erber glaubwirdig personen, deren albegen sechs oder acht bei dem gericht sein und unser österreichisch wappen und khain anders an iren potten puchsen tragen. und allain durch dieselben geschwornen gerichtspotten und sonst niemant sollen die ladungen und ander brief so von gerichts wegen ausgeen den partheien auf dem land ausserhalb der gerichtsstat gesessen ubergeantwortt werden. dann wo solch ladungen und brief durch ander person verkhundt wierden, sollen das in [Seite: 71] recht nit craft haben noch wider die geladen parthei wo dieselb vor gericht nit erschin gehandelt werden. und damit sich die potten dest statlicher wissen zu halten, sollen si wann si aufgenumen werden, dem gericht disen nachgeschribnen aid thuen ieder in sonderhait: "ich glob und schweer etc."

[Buch I Titel 8 §. 2.]

Und dieweil sich zueträgt das man anderer ainer landschaft geschäft und händl halben ie zu zeiten mer potten zu gebrauchen notturftig ist, so mag alzeit der undermarschalch zu den gerichts- oder anderen einer landschaft sachen uber die vorberuert anzall mer person zu potten machen, phlicht von inen nemen und inen unser pottenpüchsen anhengen, denen soll gleicher weis wie den anderen glaubt werden.

[Buch I Titel 8 §. 3.]

Wann die parthei die ladung [Seite: 72] erlangt, soll si die dem gerichtspotten bevelhen. die soll der pot verkhünden und antworten an das ende und mit der maß wie ime die gemelt partei bevilcht, und sonderlich vleiß haben das dem geladen die verkhündung selbst persöndlich under augen beschehe, wo das nit sein möcht, doch in sein hauß, dardurch die ladung und clag in des antworters erkhantnus gewißlich oder gelaublich khume, verkhundt und ubergeantwort werde und alßdann solch verkhündung auf ain besonder zettl bei der ladung mit zeit tag maß und stat der verkhündung, auch des antworters reden so er darzue gethon hat mit sambt sein des potten namen schreiben, und dieselb sein außrichtung-zettl dem clager oder wem er das bevilcht wider raichen, damit er die vor gericht nach verscheinung der ladung [Seite: 73] furzubringen hab, und nichts minder der gerichtspot solch sein außrichtung der ladung dem landschreiber oder seinem schreiber den er darzue ordent in der canzlei ansagen mit den umbständen wie vor begriffen ist, damit dasselb solches zu der registerierten clag einschreiben und in gericht so verr not wierdet anzaigen muge.

[Buch I Titel 8 §. 4.]

Ain ieder der geladen werden soll, wo er in der nähent nit gefunden wierdet, soll bei seinem hauß gesucht und ime daselbst die landung geantwort werden. ob er die nit annemen wollt, soll der pot desselben verachtung in seiner gegenwertigkhait zuchticlich mit worten bezeugen, dardurch sein ungehorsam und verachtung der oberigkhait khunt und geschafft werden muge. wo aber der geladen nit anhaim wär, und sein hausfraw phleger haußverweser [Seite: 74] oder diener solch ladung nicht annemen, oder sich niemant im hauß anhaim bekhennen oder melden wollt, so soll der pot die ladung auf die pruckhen mit ainem stain beschwert legen oder an das thor an ainer khlappen steckhen. und so der pot solches auf sein aid bestätt, soll das zum rechten genueg sein. und wann die ladung ainem also geantwort oder solchen gstalt damit gehandelt wierdet, er sei anhaim oder nit, so ist er geladen und mag wider ine im rechten gehandelt werden, er erschein oder n Titel

[Buch I Titel 8 §. 5.]

Des gleichen sollen die gerichtspotten all ander brief, so den partheien von gerichts wegen gegeben, wie inen den potten solches bevolhen wierdet uberantworten und die außrichtung ires bevelchs und ire namen aigentlich aufschreiben, und alßdann an das ende dahin si [Seite: 75] di parthei beschieden hat antworten und ansagen, und in albeg vleiß thuen und aigentlich aufmerkhen was inen bevolhen wierdet und was si darauf handlen, damit si zu ainer ieden zeit so des not ist guete underricht bei irem aid davon thuen mügen.

[Buch I Titel 8 §. 6.]

Aber in anderen sachen ausserhalb rechtens, als da sein vorderbrief comission bevelch auf supplication und dergleichen händl, wo dieselben brief gleich nit durch geschworen sonder ander potten oder person oder die parthei selbst geantwort werden, und wo die gegenparthei der solch brief zuegesant werden bekhent oder glaubwirdig gewisen wierdet, das ir die geantwort sein, so hat si umb das der pot nit geschworen ist nit zu waigern.

[Buch I Titel 8 §. 7.]

Den gerichtspotten soll fur ir müe von ainder ieden meil wegs [Seite: 76] im land zwölf phening, und ausser lands sechzehen phening, und dann von der execution und außrichtung zwolf phening gegeben werden.

[Buch I Titel 8 §. 8.]

Ob iemant, es sei inwoner oder ausländer, die geschwornen gerichtspotten mit worten oder werkhen fräfelt, der ist dem landmarschalch nach gestalt seiner handlung strafmässig. ob sich aber die potten unordenlich und zuvor in uberantwortung der ladungen und briefen ungeburlich hielten, mag die parthei solches dem landmarschalch oder gericht verkhunden, damit des potten unzücht gepessert und darzue, wo die sach so grob wär, nach der straf von dem gericht geurlaubt werde.

[Buch I Titel 8 §. 9.]

Wann ain parthei ainen potten schickt in ainer sachen und dem potten steet ain faal zue, der durch menschlich vernunft nit hat mugen gewendt [Seite: 77] werden, solcher zuefall entschuldigt die parthei so in geschikht hat, das ime der saumbsal nit zu nachtail raichen soll.

[Buch I Titel 9] Von den vorsprechern und rednern auch vögten in recht.

[Buch I Titel 9 §. 1.]

Der vorsprechen und redner ambt und weß si sich vor gericht halten sollen wierdet aus irer aidßphlicht und anderen hernach geschribnen articlen verstanden. dann si sollen der zeit wie si zu dem gericht angenumen werden schweren "das si die partheien deren sachen si in recht furzubringen annemen mit rechten ganzen trewen mainen, und dieselben sachen nach irem höchsten versteen iren partheien zu guet und nach ordnung und satzung dits landßrechtpuechs mit [Seite: 78] vleis furbringen und handlen, und darin wissentlich khainen valsch oder unrecht gebrauchen, noch gefärlich schüb und verlengerung zu verzug der sachen suechen noch des die partheien zu thuen underweisen, auch mit den partheien khainerlai vorgeding oder furwort machen vil noch wenig zu thail von der sachen der si redner sein zu haben oder zu gewarten, auch die haimblich act nd behelf so si von den partheien emphahen oder den verstand der sachen die si von inen selbst darin erlernen und merkhen iren partheien zu nachtail niemant offenbaren, das gericht und die gerichtspersonen eeren und furderen, vor gericht erberkhait gebrauchen und lessterung und schmachwort bei peen nach massigung des gerichts meiden, die partheien uber zimblichen sold und ordnung hernach geschriben [Seite: 79] tax und satzung nit beschweren noch staigern, und ob des solds halben zwischen inen und den partheien ainiche widerwertigkhait wuerde, desselben bei erkhantnus des richters und der beisitzer beleiben, und was durch si in gehaimen rat entschieden wierdet sich desselben benuegen, sich auch der partheien und sachen die si in recht zu handlen angenumen haben ôn redlich ursachen und des gerichts erlauben nit entschlagen, sonder biß zu ende derselben angenumen partheien treulich helfen raten und handlen sollen und wöllen, ungefährlich".

[Buch I Titel 9 §. 2.]

Welche vorsprecher und redner den ietz geschriben aid thuen, die sein furbaß den aid fur gefärde den man nennet juramentum columnie zu thun nit schuldig, ob aber außländer vor dem landßrechten clag- oder antwort-weiß [Seite: 80] zu kriegen hetten und ir redner und vorsprechen mit inen brächten oder mit gwalt schikhten, dieselben sollen nicht zuegelassen werden, si haben dann zuvor den beruerten aid fur gefärde in der sachen darumb si fur gericht khumen gethon.

Tax und satzung irer belonung [Buch I Titel 9 §. 3.]

Ain iede parthei mag ain vorsprechen und redner bestellen, also wann die sach von funfzig biß in hundert gulden reinisch wert betrifft, mit ainem reinisch gulden, die si ime und nit mer zu handhab zu raichen schuldig ist. wo aber die sach under funfzig gulden reinisch wert ist, soll die handgab ain halber gulden reinisch sein. was aber sachen uber hundert biß auf funfhundert gulden reinisch wert, soll die [Seite: 81] handgab zwen gulden reinisch, und was bei tausent gulden wert vier gulden reinisch, was aber daruber ist die handgab funf gulden reinisch und nit mer. nachmallen in verfarung des kriegs und rechtens sollen die vorsprechen und redner ie nach gelegenhait der handlung und müe zimblich gelt zu irer underhaltung von den partheien nemen, darnach zu ende der sachen und nach entlicher urtl auf das, so si zu handhab und mitl des kriegs emphangen haben, die ubermaß zu volkhumen lon sovil si erberlichen verdient haben empfahen. ob aber ain parthei vormallen seinem vorsprechen und redner so vil hinaus geben, das si sich mer zu geben beschwert, oder ob si sich des lonß sonst nicht verainen möchten, mugen si solches zu bederseits, oder welche parthei beschwerung trüeg, dem landmarschalch [Seite: 82] und beisitzern supplication weiß zu erkhenne geben, die sollen zu erwegen und zu sprechen macht haben, was von derselben sachen billich gegeben und genumen werden soll.

[Buch I Titel 9 §. 4.]

Zu furderung und besserer sicherhait der gerichtshändl partheien und ladungen auch vil rede der versprechen redner vogt und gewalttrager abzuschneiden, daraus ze zeiten menig irrung entsteen, haben wier geordent, das hinfuro all partheien in recht schriftlich gegen ainander handlen sollen, die sachen seien groß oder khlain, und zu beschluss aines ieden rechtsatz, er beschech zu der haubtsach oder auf ain außzug, soll iede parthei oder ir vorsprech redner vogt oder gwalttrager nit mer dann drei schriften einzulegen nacht haben und irer widerparthei albeg ain gleichlautende abschrift desselben ires [Seite: 83] einlegen uberantworten. doch ob der clager nach des antworters ersten oder anderen schrift nichts verrers furbringen und seinen rechtsatz mundlichen thuen wollt, daz hat er wol macht, aber daneben nichts anders einzufueren dann den rechtsatz auf das kurzist den schriften in recht gelegt gemäß. alßdann hat der antowrter nicht macht verrer geschriften darauf zu machen, sonder auch seinen plossen rechtsatz den eingelegten schriften und herkhumen der sachen gemäß muntlich zu thuen. deßgleichen hat auch der antworter, wo die vorschriften an ime sein, macht. wo aber der partheien aine ir vorsprech redner vogt oder gwalttrager in iren lezten schriften oder muntlichen rechtsätzen ainiche neuerung einfuerten, dieselb newerung hat die widerparthei wol macht, articl- und punctweiß ôn zuesätz [Seite: 84] muntlich anzuzaigen und zu verantworten, damit nit auf dieselben sonder auf die vor eingelegten schriften und rechtsätz in recht erkhennt werde, ob auch solchs newerung sein oder nicht den rechtsprechern zu erkhennen haimbsetzen, aber khain sondern entschied daruber begeren. es sein auch die rechtsprecher darüber zu erkhenen nicht schuldig, wo aber ir so gefärlich newerung erfunden wuerden, soll die parthei oder ir vorsprech redner vogt oder gwalttrager darumb gestrafft werden. dieweil si wie obsteet schweren gefärde zu vereiden, damit niemant armuet halben rechtloß sei, soll ain lantmarschalch oder undermarschalch den armen die solchs nit vermugen aus den geschwornen zu dem gericht vorpsrechen oder redner zuestellen und si denselben bevelhen inen in recht zu rathen furzubringen und das besst fur [Seite: 85] si zu handeln. und welchem vorsprechen oder redner die armen und ire sachen also bevelhen werden, der ist phlichtig die bei peen entsetzung seines ambts ôn widerred anzunemen und zu verwesen wie vorgemelt ist, und ob solcher armen sachen mer als aine wuerden, soll der landmarschalch oder undermarschalch die gleich under die vorsprechen und redner austailen ungefärlich. damit aber der boßlisstigen gleichsende armuet nit stat geben werde, so soll der armb dem also aus mitleiden geholfen wierdet dem gericht an aids stat geloben, sobald er durch behabnus gegen seinem widerthail oder sonst zu narung khume, das er seinem vorsprechen oder redner nach gelegenhait der ergangen urtl und sachen wie sich gebürt benuegig machen wölle.

[Buch I Titel 9 §. 6.]

Item, die vorsprechen redner vögt und [Seite: 86] gwattrager sollen verstendig beschaiden und sonderlich in disem landßrechten wissent und geübt sein, recht gemain teutsch reden und schreiben, und nichts in latteinischer zungen schriftlich noch müntlich vor gericht furbrigen, noch die lateinischen namen zu dem teutschen ziehen, als so sie wolten reden oder schreiben: comission prabation dilation exception compaßbrief und ander dergleichen namen, sonder sich ordenlicher gemainer teutsch darfur gebrauchen, dieweil die so clar und lauter in solchen fällen als die latein sein mag, nemblich bevelch gezeugnus verzug auszüg zeugbrief und was si verrer in recht einzufüeren haben, daz sollen si zu erhaltung und erleuterung dieses hier ingeschriben recht in teutscher zungen thuen.

[Buch I Titel 9 §. 7.]

Item, der vorsprech redner vogt oder [Seite: 87] gwalttrager der seiner partheien in recht leisten oder ir sach furpringen soll vor und ee er die sachen annimbt aufricht und macht die parthei wie sich geburt nottufticlich hören, ir brief sigil und gerechtigkhait aigentlich ubersehen, und sich der zeugnus und khuntschaft damit si die clag antwort außzüg und ander was not wuerde beweren will gruntlich erkhunden, damit solches rechtmessiclich und nach der parthei notturft furbracht werde, wo sie aber erfunden das die parthei nit guet gerechtigkhait hat, alßdann dieselb mit dem bessten glimpfen abweisen sich in recht nit zu begeben, costung und widerwillen zu vermeiden. dan vil geschehen möcht, das die vorsprechen redner vögt oder gwalttrager, die hendl ungemessen und unerfaren auch das gelt von den [Seite: 88] partheien unbedacht annemen, mer nach der partheien gelt dann nach grund der sachen fragen, und wierdt in iren schriften und einlegen befunden, wie die clag antwort schriften und eingelegt brief und sigil etwo unförmblich und der handlung ganz ungemäß sein. wo dann der richter solchen unfleiß oder unachtberkhait spuret, dardurch die parthei nachtail erwart, soll er die gerichts cosstung den vorsprechen rednern vögten oder gwalttragern zu bezallen auflegen, das eingenumen gelt seiner parthei wider zu geben bevelhen, und darnach die straf das er wider sein phlicht gehandelt hat dem gericht vorbehalten.

[Buch I Titel 9 §. 8.]

Die vorsprechen redner vögt gwalttrager oder beschirmer vor disem gericht sollen ire einlegen und schriften, so si wider die gegenparthei zu thuen haben, [Seite: 89] uber den dritten gerichtstag der besessen wierdet nicht verziehen ôn merkhlich eehaft not dem gericht wissent. wo aber solcher verzug uber die benennt zeit ôn rechtlich ursach durch die vorsprechen redner vögt gwalttrager oder beschirmer beschähe und die widerparthei das vor gericht meldet, das soll in das gerichtspuech bezaichent, und waß cosstung und nachtail aus derselben verlengerung erwachsen wuerde, in mässigung des gerichts darlegen den genanten vorsprechen redner vogt oder gwalttragern zu bezallen aufgelegt werden, dardurch die parthei derselben die das gelt nemen unfleiß und versaumbnus nicht entgelt.

[Buch I Titel 9 §. 9.]

Die partheien oder ire vorsprechen redner vögt oder gwalttrager in gericht sollen sich schamen und enthalten wissentlich unwarheit und ungrund [Seite: 90] in hoffart und ubermuet furzubringen, und nicht achten umb das si etwo die warhait truzlicher tempfen möchten sovil dest gelerter gesehen zu sein. dann wo si der unnottuftigen subtilittet des rechtens und der worten mer obligen dann den geschichten und handlungen der partheien und irer gerechtigkhait oder aines gueten glaubens und der warhait, so sollen si nicht angenumen sonder verworfen werden.

[Buch I Titel 9 §. 10.]

Welcher vorsprech redner vogt oder gwalttrager sein parthei underweist die warheit in recht zu verhalten oder solches anstat derselben parthei selbst wissentlich thuet, der ist der widerparthei den schaden so si daraus emphächt, es sei mit zeugnus khuntschaft cosstung oder verliesung der haubtsach, abzuthuen und [Seite: 91] zu widerkheren, und demnach sich mit dem gericht umb versprechung seiner phlicht zu vertragen schuldig, dann si sollen recht und warhait rathen handlen und furbringen.

[Buch I Titel 9 §. 11.]

Welcher vorsprech redner vogt oder gwalttrager mit seiner parthei vorgeding macht umb ain thail khlain oder groß der sachen oder umb ain benant guet so in krieg ist, den urlaubt das recht ôn erkhantnus und urtl von seinem ambt dasselb verrer nicht zu geprauchen. und ob solch geding gleich mit dem aid bestät wäre, so hat es dennocht nit craft, dann solcher aid ist wider recht und guet sitten.

[Buch I Titel 9 §. 12.]

Die vorsprechen redner vögt und gwalttrager sollen nicht zu viel reden und niemant an sein glimpfen belaidigen sonder beschaiden sein, [Seite: 92] doch das so zu notturft irer partheien sachen dient nicht verhalten, sonder mit den züchten und furworten als sich zu eren geburt an den tag bringen. wo aber ainem durch die partheien ursach geben wuerde, mag er sich mit maß und zucht verantworten.

[Buch I Titel 9 §. 13.]

Ob ain parthei die bessten und geschickhtsten vorsprechen redner vögt und gwalttrager allain bestellet, dardurch sich die widerparthei mit den ungeuebten betragen müest, des soll der richter nit gestatten, sonder ain gleiche thailung und maß darin machen.

[Buch I Titel 9 §. 14.]

So ain vorsprech redner vogt oder gwalttrager, der die gehaim ainer parthei vernumen und sich derselben zu dienen zuegesagt und gedingt hat oder ist derselben sachen handler gewesen, der soll der widerparthei [Seite: 93] vorsprech vogt redner oder gwalttrager nicht sein in ainicherlai dieselben sachen berüerent. wo er aber solches thet und desselben oder wie er sonst als ain bedenhender uberwisen wuerde, so soll er verleumbdig sein und gestrafft werden.

[Buch I Titel 9 §. 15.]

Wann ain vorsprech redner vogt oder gwalttrager ainicherlai red oder händlt vor gericht in gegenwurtigkhait seiner partheien, und die widerspricht dasselb nicht und zaigt die irrung des vorsprecher redner vogt oder gwalttrager nicht an, wierdet gehalten als ob dieselb parthei solches selbst geredt und gehandelt hete.

[Buch I Titel 9 §. 16.]

Frawen sollen nicht gwalttragen, ausgenumen si haben armb und krankh vätter mueter een ändl oder haußwiert, dieselb zu handlen noch ander gwalttrager zu bestellen nit [Seite: 94] vermugen. auch wann si ain gerhab irer khinder ist und den khindern durch ir mitgerhaben nit geholfen werden mag, wierdet si von der khinder wegen in recht zu handlen zuegelassen.

[Buch I Titel 9 §. 17.]

Ain beschirmer haist, der sich ôn gwalt iemant im rechten zu verantworten understeet. und derselb beschirmer ist schuldig bestand zu thuen mit purgen oder phanden, das dem so geurtailt wierdet genueg beschehe und sein parthei die er beschrimbt solch sein handlung zu guet anneme, damit das gericht nicht verschimpft werde. desgleichen, wer aines außländers der nicht ligunt oder varent gueter im land hat gwalttrager ist, der soll dem gericht und der widerparthei die ain landman wär bestand thuen mit purgerschaft oder phanden dem rechten biß zu end [Seite: 95] zu warten, und ob er verlustig wuerde, das so mit recht erkhennt wierdet zu volstreckhen. ausgenumen, derselb auslender wär ain dienstknecht im land, oder sonst ain arme person der umb sein lidlon sold raitung oder ander handlung seinem herren dem er gedient het oder ain andere höhere gewaltige person umb erblich oder ander gerechtigkhait, als behaltnus schulden und dergleichen, ansprüch, so ist nit recht denselben ansprechern in bestand zu tringen, dann damit wuerde den mechtigen und gwaltigen stat gegeben die armen wider die pillichait zu dringen, so si mengl halben des bestands ir gerechtigkhait gegen inen nicht suechen möchten. doch damit auch ainer armen person nit ursach und stat geben werde ainen herren oder unvermuglichen muetwillig zu beclagen [Seite: 96] und umbzufueren, so soll ain solcher armer wo er nit purgschaft haben mag vor der rechtfertigung mit aidsphlicht verstrikht werden, wo er aber verlustig wuerde von gericht nit zu weichen sonder gepurlich straf des gerichts zu gedulden.

[Buch I Titel 9 §. 18.]

In sachen, die ainem gotshauß oder geistlichen stift nachtailig sein oder werden mügen, hat der abbt oder prelat ôn des convents wissen und willen auch gwalt in recht nicht macht zu handlen.

[Buch I Titel 9 §. 19.]

Ob ain beschirmer in recht ôn gwalt von deswegen den er beschirmbt ain valsche bekhantnus thuet, die khumbt der haubtsachen nicht zu nachtail, sonder ist derselb beschirmer der widerparthei schuldig solches abzulegen, es wäre dann das sein parthei in solche bekhantnus bewilligt. [Seite: 97]

[Buch I Titel 9 §. 20.]

Ob ain versprecher redner vogt oder gwalttrager seiner parthei zu nachtail handelt aus ubersehen oder uberfluͦs, den hat dieselb sein parthei darumb zu beclagen.

[Buch I Titel 9 §. 21.]

Die partheien mugen nit allain gwalt zu recht schriftlich geben sonder auch vor gericht mit glübt dem richter an den gerichtsstab, darzue einschreiben in das gerichtspuech. und dasselb gelubt begreift in gemain all articl die zu ainem volkhumen gwalt in recht nach des gerichts ordnung und geprauch notturftig, ausgenumen den aid, der soll mit namen außgetrukht sein.

[Buch I Titel 9 §. 22.]

Es soll ain iede parthei iren vorsprechen redner vogt oder gwalttrager zu recht in iren notturften genuegsamb underrichten, damit er vor gericht nit hinder sich auf si waiger sich ab ir zu [Seite: 98] erlernen, es begäb sich dann ain zuefall die haubtsach gruntlich nicht beruerent darin neuer erkhundigung und underricht not wär. ob aber der vorsprech redner vogt oder gwalttrager in der haubtsach nit genuegsam underricht ist und auf seinen herren oder parthei waigert und deßhalben das recht verzogen wierdet, so ist er die cosstung solchs verzugs schuldig zu bezallen.

[Buch I Titel 9 §. 23.]

Die gwalt zu recht sollen lauter verstendiclich ôn hinterlisst und zweiflige wort und articl gestellt, und sonst nicht angenumen noch der partheien auslegen daruber gehört werden, damit nit ain krieg aus dem anderen erwachs, dieweil ebenso leicht ain richtiger als ain listiger gwalt zu recht gegeben werden mag.

[Buch I Titel 9 §. 24.]

Wo aber ain zweifl wäre, ob ainer [Seite: 99] der sich als gwalttrager anzaigt ain gwalt hab oder nicht, der mag mit bstand oder sicherhait der phenung oder porgen zuegelassen werden gwalt furzubringen oder denselben zu weisen, ausgenumen der herr oder parthei des kriegs möcht der enden da das gericht ist oder nahent darbei erraicht werden, alßdann hat die sicherhait nit stat. oder wodurch die sicherhait, so derselb vermaint gwalttrager dem gericht thuet, der antworter in der haubtsach nit genuegsam versehen wäre, so soll solch sicherhait durch den richter auch nicht angenumen werden. aber ain ieder auswendiger so volkhumens alters ist mag aines abwesenden beschirmer sein in recht ôn gwalt, so er sicherhait thuet das dem rechten und urtl genueg beschehe, ausgenumen derselb beschirmer [Seite: 100] wär ein person die sonst in recht nicht handlen möcht.

[Buch I Titel 9 §. 25.]

Wo der gwalttrager gesezt wierdet ain guet einzunemen oder das ime bezalt werden solle, ist not das er ain verschriben gwalt furbring oder weise genuegsamblich des gwalts laut und inhalt, so er innhat.

[Buch I Titel 9 §. 26.]

Wann der antworter furwirft des clagers gwalt sei falsch, so soll derselb gwalttrager mit sicherhait nit ausgelassen werden, der falsch werde dann vor verkhündt.

[Buch I Titel 9 §. 27.]

Der man mag seiner hausfrawen gwalttrager sein, aber nit sorger alles ires guets, aber wol ir sorger zu rechtfertigung ainer sachen. und ob er ôn gwalt von iren wegen clagen will, wierdet er zuegelassen doch mit sicherhait wie vorberüert, und nicht allain zu clagen sonder auch si zu beschirmen. wo er aber [Seite: 101] von seiner hausfrawen ain verschriben gwalt furbringt, so hat er nicht macht mer zu handlen dann derselb gwalt vermag. und solches wierdet verstanden in den guetern des weibs darzue der man khain gerechtigkhait hat. aber anderst ists in dem heiratguet oder den guetern so das weib irem mann ausserhalb des heiratsguets ubergeben hat, darin ist der man selbst handler und sacher.

[Buch I Titel 9 §. 28.]

Die gwalttrager in recht sollen nicht nachgesezt gwalttrager stellen weder vor noch nach verfahung des kriegs, es werdt in dann durch iren haubtsacher oder den gwalt erlaubt.

[Buch I Titel 9 §. 29.]

Gerhaben und sorger mügen vor und nach verfahung des kriegs gwalttrager zu recht und anderen notturften irer waisen und khinder setzen, dieweil si denselben ir handlung verantworten müessen. [Seite: 102]

[II. Buch.]

[Buch II Titel 1.] Von dem gericht und seiner ordnung.]

[Buch II Titel 1 §. 1.]

Das gericht ist ain erliche handlung dreier person, des richter clager und antworter. und derselben handlung dienen etlich zuordnung des gerichts, etlich zu lernung der sachen und etlich zu entschied der sachen, als in den nachvolgenden articlen gesehen wierdet.

[Buch II Titel 1 §. 2.]

Ain iede gerichtshandlung wierdet gethailt in drei thail: der erst ist von ausgang der ladung biß zu verfahung des kriegs, das ist der recht anfang des gerichts und kriegs biß zu dem entlichen urtl mit entlicher [Seite: 103] volfuerung derselben urtl. in dem ersten tail wierdet gehandelt, ob der richter der sachen ordenlicher oder treulicher richter sei, ob der clager umb die sachen darumb er geladen clagen muge, ob der gwalttrager genuegsam gwalt habe, ob der clager oder sein gwalttrager in recht handlen müge, ob die ladung rechtfertig sei, ob die sach vor dem gericht gerechtfertigt werden solle, und ander dergleichen handlung.

[Buch II Titel 1 §. 3.]

In dem andern thail wierdet die haubtsach gehandelt, auszüg darwider gebraucht, khuntschaft und zeugnus gelait und wider dieselb khuntschaft und der zeugen person geredt, und anders gehandelt so zu erkhundigung der warhait in der haubtsachen dienet. in dem lezten thail wierdet entlich urtl gefellt, die [Seite: 104] gerichtscosstung gemässigt und dieselb urtl volzogen, und anders gehandelt das zu endschaft der sachen geburt.

[Buch II Titel 1 §. 4.]

Der löblich geprauch hat von alter heer eingefuert, den wir auch gnediclich beleiben lassen und bestätten, das ain ieder des adels in unserm furstenthumb Österreich uber seine holden und grund ainen aigen gerichtszwang hat in sachen seine grund und holden berüerent und darumb straf zu thuen, allain malefitz und landgerichtmässig händl ausgeschieden. doch wo ain solcher grundherr seumig ist auf anderer leut clag recht zu thuen, so soll der landmarschalch umb außrichtung angerueft und khain verpot im land wie bisheer beschehen gestatt werden. und wes der clagent durch den verzug zu schaden khöme, soll [Seite: 105] ime der saumig grundherr zu widerlegen schuldig sein.

[Buch II Titel 1 §. 4a. § 4 ist doppelt gezählt!]

Welcher sich in gegenwertigkhait dits gerichts, ob das gleich nit sein ordenlich gericht wär, wissentlich verphlicht alda in recht zu steen und das gericht nimbt solch verwilligung an, der mag solch gericht in derselben sachen nachmallen nicht mer waigern.

[Buch II Titel 1 §. 5.]

Nach gemainen rechten soll der clager des antworters gericht ervolgen da des antworters behausung, oder da er zu der zeit seiner handlung vertrag oder wilkhur zu volziehen verphlicht hat, oder da das guet darumb der strit ist ligt.

[Buch II Titel 1 §. 6.]

Der gelter, er sei außländer oder inwoner, ist schuldig an dem ande umb die schuld zu recht zu steen da er sich [Seite: 106] verphlicht hat solch schuld zu bezallen.

[Buch II Titel 1 §. 7.]

Wann ainer roß viech oder ander guet durch ain gericht fuert darzue ain ander gerechtigkhait zu haben vermaint, und der wanderer ist beleiblich in der nähent dardurch er zimblich mag erraicht, dem soll solch guet mit verpotten noch aufgehalten werden, dardurch dem wanderer und der anderen parthei nit mer cosstung aus dem verpot erwachs. aber der wanderer sol sicherhait thuen das guet unverändert zu halten, wann er deßhalben angesprochen dasselb guet furzubringen und rechtens darumb zu gewarten. doch soll bei demselben auch ain zeit benennt werden darin der clager solch sprüch sueche, wo er das nicht thuet, das der wanderer müessig und ime sein schaden gegen dem clager vorbehalten sei. [Seite: 107]

[Buch II Titel 1 §. 8.]

Ob ain gast des adls oder dienstman die merer zeit in dem land wonet und bei ainem wiert zert khain aigen noch bestand-behausung daselbst hat, der ist nichts minder nit als umb die händl so er an demselben ort aufricht und thuet, sonder auch umb die er anderer enden begangen hat oder noch thuen wuerde auf bürgerlich clag vor dem landßrechten zu recht zu steen schuldig

[Buch II Titel 1 §. 9.]

Wann ain außlender ainen landman vor dem landmarschalch beclagt und den krieg in recht verfähet, denselben mag der antworter aber sonst khain anderer vor endung solcher gerichts handlung auch in derselben sachen vor dem landmarschalch widerumb beclagen, und der außlender den gerichtsstuel nicht waigern fur seinen ordenlichen richter. [Seite: 108]

[Buch II Titel 1 §. 10.]

Ain außlender und erb aines abgestorbnen der unsers landmarschalch gerichtsstab underworfen gewesen, ob er in dem selben gerichtszwang betretten wierdet, so ist er umb des abgestorbnen handlung vor unserm landmarschalch schuldig zu antworten, und irrt nicht ob derselb erb ainen anderen ordenlichen richter hat und außerhalb unsers landmarschalchs gerichtszwang wonnhaft, oder ob er ausser ordnung gemainer recht gefreit ist, alß ob derselb erb allain vor uns oder unseren räthen oder regiment zu recht steen solle. dann will er des abgestorbnen erb geniessen, mag er auf sein freihait nicht waigern.

[Buch II Titel 1 §. 11.]

Ob ainer in seinem geschäft oder lezten willen ainem frembden varent oder ligent guet das in unsers landmarschalchs gerichtszwang gelegen ist [Seite: 109] ordent, und in demselben seinem geschäft ainen erben einsezt der dem beruerten gerichtszwang nicht underworfen, nichts minder ist derselb vor dem landmarschalch schuldig zu antworten, soverr er von dem der solch guet aus craft des geschäfts begert mit der ansprach in das guet beclagt wierdet. wo er aber mit ainer persondlichen ansprach beclagt wuerde, wäre er zu antworten nit schuldig sonder mag derhalben fur sein ordenlich gericht waigern. aber in dem gerichtszwang da der merer thail der erbschaft ligt ist der erb umb die selben gueter, er werde mit persondlicher clag oder mit ansprach in das guet furgenümen, zu antworten schuldig.

[Buch II Titel 1 §. 12.]

Ob ainer fur recht geladen wierdet und in zweifl steet, ob er dem gerichtsstab underworfen sei oder nit, alß [Seite: 110] gewöndlich beschicht bei denen so zwischen den gränitzen der land sitzen, der selb geladen ist zu erscheinen und ursach seiner waigerung des gerichts anzuzaigen schuldig, und hat der landmarschalch daruber wol zu erkhennen, ob er deshalben richter sei oder nit, mit der maß wie oben davon gemelt ist.

[Buch II Titel 1 §. 13.]

Ob ainer dem gerichtsstab underworfen zu recht geladen wierdet und sich nach uberantwortung der ladung und vor verscheinung des benennten gerichtstags under ain ander gericht setzet, nichts minder ist der geladen vor dem landmarschalch zu erscheinen und dem rechten vor ime zu warten schuldig, dann genueg ist das ime die ladung furkhumen und in dem gerichtszwang begriffen hat.

[Buch II Titel 1 §. 14.]

Zwischen vatter und sun ist ain naturliche verpündnus, darumben mag [Seite: 111] zwischen inen khain gerichtlicher krieg sein, dann zu ainem volkhumen gericht wie oben gemelt drei person notturftig der richter clager und antworter. das mag aber in disem vall nicht sein, dieweil naturlich der vatter mit dem sun und der sun mit dem vatter ain person geacht werden. auch ist in ainer gerichtlichen handlung not, das zusamenfliessen die naturlich und burgerlich verphlichtung, also zu versteen, das der krieg erwachs nit allein aus naturlicher sonder auch aus burgerlicher landrechtmessiger handlung. also wann der vatter oder sun aigen ausgeschaiden güeter hetten die ainer fur sich selbst ausserhalb des anderen ererbt erdient erworben oder uberkhumen, darin der ander khain geprauchliche mässigung het und doch darin irrung thet oder ime ainicherlai zuezug, oder [Seite: 112] wo ir ainer als gerhab vormund oder versorger geursacht und von recht gedrungen wuerde wider den anderen in des dritten als seines waisen oder jungen nutz rechtlich zu handlen, oder in anderen dergleichen fällen, so mag zwischen vatter und sun gerichtliche handlung beschehen. doch das der sun solchs wider den vattern anfahe mit gunst wissen und erlaubnus der oberigkhait unverholen und mit gehorsamer ersuechung zuvor an den vattern.

[Buch II Titel 1 §. 15.]

Ain sun, der noch in seines vatters gwalt ist, mag beclagt werden umb sein handlung und vertrag die er selbst thuet.

[Buch II Titel 1 §. 16.]

Ob ainer den anderen beclagt vor disem gericht umb ain sach die daselbst zu rechtfertigen geburt, und es fellt außzugweis ein ain frag oder sach, die sich an dem ende zu [Seite: 113] rechtfertigen nicht gebürt, nichts minder mag der richter umb dieselb einfallent sachen erkhennen, ob er gleich derselben sach sonst nicht richter ist, oder mag schweigent zu der entlichen urtl geen und denselben auszug verwerfen.

[Buch II Titel 1 §. 17.]

Damit unser landleut in ainigkhait und unzertrennt beleiben, irrung und zwitracht in disem unserm selbst gerichtszwang vermitten werden, und wir unseren landleuten in ainer gemain nicht schaden, so wöllen wir unß enthalten solch bevelch ausgeen zu lassen dardurch die landleut zu sonderen von disem ordenlichen gericht des landßrechten abzuforderen, noch auch die sachen so vor dem landßrechten zu rechtfertigen geburen sonderen personen als nachgesezten richtern zu bevelhen, ausgenumen es wär ain sach so merkhlich, [Seite: 114] das darin landmarschalch undermarschalch und der merer thail der beisitzer als verdächtlich person aus warhaften ursachen gewaigert werden möchten.

[Buch II Titel 1 §. 18.]

Die gwaltig entwerung soll vor dem gericht darunder si beschicht, es sei um ligent oder varent guet, gerechtfertigt werden, also das auch die grossen geistlichen prelatten und ander so ie zu zeiten den armen aus irem unvermugen gwalt thuen sich des gerichts nicht eussern sollen. dann wo si uber gethonen gwalt dem gericht ungehorsam erschinen, so soll auf den guetern die si under demselb gerichtsstab haben volziehung beschehen, sonst wuerde den mechtigen ursach gegeben die armen zu vertruckhen.

[Buch II Titel 1 §. 19.]

Der richter soll fur sich selbst khain kriegisch guet zu der dritten hand stellen, wo der besitzer seiner posseß entsezt [Seite: 115] wierdet es beschehe dann mit beder partheien willen. und werden dem dritten behaltnusweiß eingeantwort ôn nachtail des besitzers posseß, es wär dann ain beweglich guet und die parthei verdächtlich das si damit emphliehen möcht, oder auch in unbeweglichem guet wann der inhaber verdächtlich und ain verthon mensch dadurch das guet und die frucht nicht sicher wären. doch wo derselb sicherhait thuet und die frucht und was es von dem guet emphächt aufgeschriben werden, soll er nicht entsezt werden. oder wo die partheien aus macht und aigen willen mit gwalt und waffen sich bei dem guet behalten und aufruer machen wolten, soll der landmarschalch von unseren wegen dasselb guet biß zu außtrag des rechtens oder dritten hande behaltnusweiß antworten, und [Seite: 116] nach erkhantnus der sachen den muetwiller und verachter in unser chamer zu straffen anzaigen.

[Buch II Titel 2] Von clagern und clagen

[Buch II Titel 2 §. 1.]

Ain ieder hat macht zu clagen, es werde im dann durch ordnung des rechten verpotten oder mit urtl von der clag zu steen getrungen.

[Buch II Titel 2 §. 2.]

Aus den rechten wierdet verpotten zu clagen waisen und denen so in mindern jaren und under dem gwalt vatter und mueter, der gerhaben sorger oder vormunder sein, desgleichen corherren munichen von regulierten ôn sonder bevelch und gwalt irer ober und prelaten.

[Buch II Titel 2 §. 3.]

Desgleichen mugen die unsinigen ungehorenden stumben und thoren fur sich selbst und in aigner person nit [Seite: 117] clagen. es soll auch denen so im beschwerten pan und acht oder von mißhandlung wegen landreumig unleumbdig monaidig, oder anderer gestalt ubelthätter sein die umb ir missethat peinlich gestrafft werden mugen, zu clagen verpotten sein.

[Buch II Titel 2 §. 4.]

Wiewol menigerlai articl in der clag gesezt werden mugen, so ist doch genueg das die clag dise furnemblich begreif: wer clag, wen er beclag, was und warumb er clag, und von dem der cleger rechtens darumb begere.

[Buch II Titel 2 §. 5.]

Die clag soll beschehen schriftlich, und ob die in das guet beschicht, soll das guet benentlich mit seiner maß gelegenhait und anderen umbstenden, und in den persondlichen spruchen die ursach der handlung und zuespruchs und von wannen dieselben erwachsen in der clag lauter [Seite: 118] ausgetrukht, damit zweiflicher und dunkler verstand ausgeschlossen werde und die widerparthei schikhlich darauf antworten auch der richter ain clar lauter urtl geben müge.

[Buch II Titel 2 §. 6.]

Ain ieder soll sich vleissig bedenkhen warumb er in recht clagen wölle, damit in der clag khain muetwillen sonder allain die notturft erschein, dann es ist ain gemain war wort, das recht ist siniwel und ausgang der rechtfertigung wandelwertig. welche aber nit inen selbst sonder anderen rechtfertigung ueben, als gemainiclich die vorsprechen redner und gwalttrager, die haben oft dabei lust und gewin. darumb sehe ain ieder des die sach aigen ist, was er thue und das besser ist mit rue nuzlich zu gedulden dann mit schaden sorg und arbait zu kriegen. [Seite: 119]

[Buch II Titel 2 §. 7.]

All clagen oder ansprach, so bei den ordenlichen oder wilkhurlichen richtern geübt, die werden in drei thail gethailt: dann etlich sein persondlich, etlich in das guet allein, etlich sein gemengt oder vermischt. die persondlich clag oder ansprach gebüren aus vilerlai mainung so den personen anhengen, als umb wilkhur, oder handlung ainer wilkhur gleichmässig, auch umb mishandlung oder umb sachen ainer mißhandlung gleichmassig. clag oder ansprach in das guet deren sein etlich leiblich, als wann ainer den anderen beclagt umb ain sichtig ligent oder varend guet, gold, silber ackher wismad haus hof etc., etlich unleiblich, als so ainer den anderen beclagt umb ain gerechtigkhait oder gebrauch, so ainer des ander guet hat, da er sein guet nicht begert sonder die [Seite: 120] gerechtigkhait und dienstberkhait aines wegs durch sein grund zu treiben, zu faren oder zu geen oder waid oder wasser auf seinen grunden zu nemen, auch umb obrigkhait und gerechtigkhait und dergleichen unleiblich gerechtigkha Titel dann die vermengten oder gemischten clag und ansprach sein, wann ainer handelt umb das sein und das so man ime zu thuen phlichtig oder schuldig ist, als die ansprach sein umb erbschaft oder gemaine thailung aines guets, so ir zween oder mer in gemain mit ainander haben und dergleichen.

[Buch II Titel 2 §. 8.]

Etlich clag werden genannt samentlich, so ainer begert sich ainen erben zu erkhennen, oder begert ainer erbschaft, oder clagt aus ursach aines geschäfts darinnen ime ain erbschaft geburen soll, oder umb thailung ainer erbschaft oder umb khauf [Seite: 121] ainer samentlichen erbschaft. und in solchen handlungen ist der clager nit schuldig die gueter sonderlich in der clag auszutruckhen. etlich clag sein gemainsam, als so ich umb schloß dorf oder anders guet clag mit aller seiner zuegehörung, darinen mag erleuterung der zuegehörungen begert werden, wo dieselb sonst nit wissent ist, damit der antworter auf des clagers begeren lauter und gruntlich wiß zu antworten und der richter ain gewisse richtige urtl geben müge. eetlich sein sonderlich clag, so umb sondere gueter, als schulden verphlichtung wilkhur und dergleichen, beschehen.

[Buch II Titel 2 §. 9.]

Der clager mag nit gedrungen werden zu clagen, aber der antworter der sich khunftiger ansprach von ainem anderen besorgt mag vor dem gericht pitten dem clager zeit zu setzen darinn sein clag [Seite: 122] furzubringen, damit der antworter nicht ewiclich in der rechtfertigung ste. und ob er khundschaft oder zeugen zu khunftiger gedächtnus zu verhören begert, das soll ime gestat werden, damit ime sein rechtlich gegenweer durch des clagers verzug nicht entgee. vor verfahung des kriegs mag der clager die clag fallen lassen, doch der widerparthei die cosstung bezallen. aber nach verfahung des kriegs nicht mer, sonderlich nit ân willen der widerparthei, er verzeihe sich dann khunfticlich derselben sachen haben aller ansprach, doch auch mit bezallung der cosstung.

[Buch II Titel 2 §. 10.]

Welcher ain burgerliche clag in ain peindliche verändern will dem soll das nit gestat werden, dann die rechtmessig pillichait erleidet nicht das, so minder schedlich ist, in grösseren spot oder nachtail zu wenden. [Seite: 123]

[Buch II Titel 2 §. 11.]

Der so ainem anderen herren des beclagten guets in recht nennet soll demselben herren durch des gerichts vorderbrief verkhunden lassen.

[Buch II Titel 2 §. 12.]

In gar gemainen und schlechten clagen, darin der richter nit schuldig ist die ordnung und zierd des rechten zu halten, mag die clag zu furderung der handlung und sonderlich zwischen schlechten oder armen oder gessten und wegfertigen personen muntlich aufgenumen und abschied darauf gegeben werden. und wierdet das ain schlechte sach genennt, wo sich die gerichts cosstung höher erstreckhen möcht dann die haubtsach.

[Buch II Titel 3] Von ungehorsam.

[Marg.: De contumacia.]

[Buch II Titel 3 §. 1.]

[Marg.: Contumax quis dicatur.]

Der ist ain ungehorsamer, der auf ain erstliche ladung nit erscheint [Seite: 124] persöndlich oder durch seinen volmechtigen anwald, oder ôn urlaub des gerichts wekh zeucht und nit genuegsam gwalt hinder sein verlässt, desgleichen, wann ainer vor dem gericht erscheint, will aber in recht nit antworten und hat des nit rechtlich ursach.

[Buch II Titel 3 §. 2.]

Wann der clager der ladung glaubwirdige copi und abschrift in recht furbringt zu verlesen sambt des geschwornen potten außrichtung so damit eingelegt und gewisen werden soll und darauf rechtens begert, und der antworter durch sich selbst noch seinen volmechtigen gwalttrager desselben tags nit erscheint, so soll des nechsten gerichtstags darnach auf anruefen des clagers dem antworter durch den furpieter offentlich vor gericht gerueft werden dermassen, ob der nit gegenwurtig sei oder iemant von [Seite: 125] seinetwegen mit volmechtigem gwalt der sich gegen n. als clager verantworten wölle, der soll sich melden oder anzaigen, zum ersten, zum anderen und zum drittenmal. wo sich dann iemant anzaigt der sich vor gefärlich verhalten hat, der soll dem clager die cosstung so er von anfang des rechten auf die rechtfertigung gelegt het abtragen und vor zu khaine handlung zuegelassen [werden]. und ob sich der gwalttrager dardurch des handls entschlueg oder auf solchs beruefen der antworter noch iemand von seinen wegen in recht nit erschin, so soll den nechsten rechtstag nach solcher beruefung auf ungehorsam ain enturtl gefellt werden. doch soll der antworter, wann er nachmals erscheint und die cosstung nach mässigung des gerichts zu bezallen und sich in der haubtsach zuezulassen erbeut, in jarsfrist widerumb zu der haubtsach zuegelassen [Seite: 126] werden, das aber beruerte cosstung am ersten vor abtrettung der gueter oder vergnuegung der ansprach entricht und bezallt werden und die aufgehaben nutz desselben guets dem besitzer auch volgen und beleiben. und nach ausgang der jarzeit, ob der antworter nit erschin und sich wie obgemelt nicht anpeut, soll die ergangen urtl in ir vollige craft geen.

[Buch II Titel 3 §. 3.]

[Marg.: De contumacia actoris.]

Wann der clager zu dem rechtstag in seiner ladung benennt nicht erscheint und der antworter sich in recht anpeut und des clagers ungehorsam anzaigt vor verfahung des kriegs, soll dieselb ladung gefellt, aber umb die haubtsach nicht gehandelt und der clager dem antworter die gerichtscossten abzutragen erkhannt werden. es soll auch der clager zu khainer clag in derselben sachen mer zuegelassen werden, er hab dann dem gericht [Seite: 127] und der parthei umb sein ungehorsam benuegen und sicherhait gethon furbaß dem rechten zu warten. wo aber der clager nach verfahung des kriegs nicht erschin, so soll der richter volfaren in recht zu erkhundigung der haubtsach auf des antworters handlung und furbringen, und darumb entlich urtl sprechen wie er der partheien gerechtigkhait findet. dann der clager waiß, das er seiner clag nachkhumen, gwalttrager stellen oder sein irrung in recht anzaigen und nicht ungehorsam sein noch den antworter vergebner weiß umbziehen soll.

[Buch II Titel 3 §. 4.]

Ob ainer mit krankhait oder sonst ehaften not die wissentlich beladen wär dardurch er persondlich nicht khumen möcht, und die sachen groß und dermassen, das er dieselb ainem gwalttrager zu bevelhen nit schuldig ist, soll er ainen schickhen der ine in recht außrede und [Seite: 128] sich erpiet nach besserung der krankhait oder erledigung der not dem rechten gehorsam zu sein. o b ine aber an dem weeg zum rechten iemant gefärlich aufhielt dardurch er in ungehorsam erkhent wuerde, hat er wider denselben zu clagen, so verr er ime umb den schaden guet ist. hete derselb aufhalten nit zu bezallen, soll der antworter auf sein erpieten zu verantwortung gelassen werden.

[Buch II Titel 3 §. 5.]

Der richter soll umb ungehorsam nicht erkhennen, es werde dann durch der partheien aine in gericht begert, aber er mag den ungehorsamen dem gericht straffen und ob die widerparthei des nit begert, dann des gerichts oberigkhait wierdet veracht wo die straf nicht volgt.

[Buch II Titel 3 §. 6.]

Wann der gerichtszwang in zweifl steet, ob der richter der beclagten sachen oder person richter sei oder nit, wie auch oben davon geschriben ist, und der geladen [Seite: 129] erscheint nicht, so hat der richter wol macht des geladen ungehorsam zu straffen. wo aber wissentlich wäre, das der richter dieselben sachen oder person nicht richten möcht, da hat solche straf nit fueg.

[Buch II Titel 3 §. 7.]

[Marg.: De contumacia rei in actione personali ante litis contestationem.]

Wo ainer umb persöndlich sprüch clagt und der antworter ist ungehorsam vor verfahung des kriegs, so soll der clager in des antworter varent haab so er die hat eingesezt werden nach gelegenhait der ansprach oder schulden, und der richter ain zeit setzen solch guet ine zu behalten, damit dasselb in solcher zeit nit verderb oder mer costung dann das guet oder haubtsach vermag darauf lauf, und nach verscheinung der gesezten zeit verrer in recht handlen, damit der cläger benuegig werde umb die ansprach. hat der ungehorsam nicht varent guet, so soll der ansatz beschehen auf sein ligent gueter. wo die auch nit vorhanden oder [Seite: 130] genueg sein, soll solcher ansatz geen auf des ungehorsamen schulden oder gerechtigkhait so er bei anderen leuten hat oder gewartent ist. es mag auch ain ungehorsamer der nichts hat gefenkhnust und zu dem rechten sich zu verantworten gestellt werden. wo aber der krieg in recht verfangen und die sach in recht erkhennt ist, soll zu entlicher urtl gangen und darauf gehandelt werden was recht ist.

[Buch II Titel 3 §. 8.]

Ob der ungehorsam ain gast und zu furchten wär das er weichen wuerde, mag er mit verpot verheft und sein guet roß oder anders in ain dritte hand gestellt werden biß zu verantwortung und sicherhait zu gehorsam, darinn der richter maß und zeit setzen soll nach gelegenhait der sachen, dardurch bed partheien unnutz cosst vermeiden.

[Buch II Titel 3 §. 9.]

Wo der clager umb ain verphendt guet [Seite: 131] clagt und wierdet darein gesezt von des antworters ungehorsam wegen, der antworter khumbt vor jarszeit und peut sich an zu recht wie vorbegriffen ist, und der clager erpeut sich auch sein gerechtigkhait des satz- oder phandschillings in fuesstapfen furzubringen, thuet das auch und weiset den satz, so soll er der clager auf des antworters begeren und anbieten nicht entsezt werden, ime sei dann umb den phandschilling benuegen beschehen.

[Buch II Titel 3 §. 10.]

Ob der ungehorsam sich vor jarsfrist zu gehorsam und recht erpeut und sicherhait thuet und bringt rechtmessig ursachen fur die sein ungehorsam entschuldigen mugen, also das an ime nit gestanden noch erwunden ist dem rechten gehorsam zu thuen, so soll der richter in erkhantnus der cosstung die pillichait ansehen, damit der ungehorsam wider die muglichait nit beschwert werde, dann niemant ist zu unmuglichen dingen gebunden.[Seite: 132]

[Buch II Titel 3 §. 11.]

Ob ain ungehorsamer umb ainen persondlichen spruch beclagt wierdet, so soll der clager in des ungehorsamen guet nicht gesezt werden, er thue dann zuvor in gemain ain anzaigen seiner ansprach und gerechtigkha Titel und dann der ungehorsam uber solchen ansatz in gericht nit erscheint, und der clager begert solch eingesezt guet zu verkhumern damit er davon bezallt werde, oder ime dasselb zuezusprechen fur sein gerechtigkhait, das soll nicht beschehen, derselb clager hab dann zuvor sein ansprach und gerechtigkhait in recht genuegsam bewisen.

[Buch II Titel 3 §. 12.]

Wann ain gerhab in rechten ôn rechtmessig ursachen ungehorsam ist, so mag ine der richter von ambtswegen als verdächtlichen verkheren, damit die khinder nicht in nachtail khumen.

[Buch II Titel 3 §. 13.]

Wann ainem antworter etwas zu thuen geburt, und er schickht an seiner stat [Seite: 133] ainen gwalttrager, und derselb ist ungehorsam oder saumig und thuet das nicht das er sich understanden hat, solch ungehorsam und lässigkhait khumbt dem antworter zu nachtail, dann er geb im selbs schuld das er sich nicht mit ainem vleissigen mann versehen hat, ausgenumen der gwalttrager het ursach aines vergebnen zuefalls der auch den antworter hete verhinderen mugen.

[Buch II Titel 3 §. 14.]

Der gwalttrager so an seiner parthei stat den krieg bevestent und nachmallen aus seiner ungehorsam und lässigkhait seiner parthei das recht verleust derselb gwalttrager ist seiner parthei die gerichts cosstung mit sambt der haubtsach schuldig zu widerkheeren. [Seite: 134]

[Buch II Titel 4] Von antwortern und antworten und gegenclagen.

[Buch II Titel 4 §. 1.]

Ain ieder so fur gericht geladen wierdet, er sei dem gericht wissent underworfen oder in zweifl nit, der soll erscheinen und seinen auszug furwenden und das gericht fur seinen ordenlichen richter waigern, dann khain richter ist plößlich ôn underricht zu verachten. wierdet dann derselb richter fur sein gericht mit urtl gewisen, mag er der cosstung darauf geloffen von dem clager bekhumen wie recht ist.

[Buch II Titel 4 §. 2.]

Wiewol die bennegigen so in dem grossen beschwerten pan der kirchen und die so in die acht verkhündt sein auch etlich ander unlobmundig person wie ob angezaigt zu clagen nicht zuegelassen werden, so sein si [Seite: 135] doch in recht zu antworten schuldig zu haß und straf irer unthat, auch das dem rechten nach geburt aines ieden wie böß er sei schuld oder unschuld antwort weiß zu hören und zuͦ verkhunden. aber den in dem minderen paan ist nicht verpotten zu clagen noch zu antworten.

[Buch II Titel 4 §. 3.]

Die in minderen jarn sein das ist under zwainzig jaren, auch munich und ergeben person in die orden, unsinig waisen thoren taub gehörloß und dergleichen person, wie si nit clagen also mügen si auch nit rechtlich antworten ôn ir vorgeer und sorger wissen.

[Buch II Titel 4 §. 4.]

Priester und phaffen, wiewol si weder in clag noch antwort ir geistlich oberigkhait und richter nicht begeben sollen, so ist doch ain ieder geistlicher, so er umb ain weltlich guet oder als gweer schermb vertretter oder furstand [Seite: 136] aines weltlichen guets das under disem unserm gerichtszwang gelegen oder wesent ist beclagt wierdet, vor demselben unserm gericht zu antworten schuldig.

[Buch II Titel 4 §. 5.]

Ob ain landman dienstman inwoner oder außlender durch ainen anderen landman fur unser landßrecht geladen wierdet, und derselb landman oder dienstman waigert fur seinen herren dem er in dem land dienet oder an andere ende, des hat er zu thuen nicht macht sonder soll zu recht vor unserm landßrechten antworten, es sei umb that oder guet, ausgenumen das ansprechig guet wäre ausser land gelegen dardurch der richter die volziehung nicht statlich thuen und hand haben möcht und der beclagt wär umb die spruͦch rechtsässig, so möcht der clager fur das gericht ausser lands do [Seite: 137] das guet gelegen ist gewisen werden.

[Buch II Titel 4 §. 6.]

Ob ain glaubinger umb schulden in seines gelter guet gesezt wierdt, und die anderen glaubinger so auch umb schulden zu demselben gelter zu sprechen haben khumen in jarsfrist oder in zeit so der richter offentlich sezt und verkhunden läst, und zaigen ir schuld glaubwirdig an und bezallen nach gelegenhait der schulden costung und darlegen so der erst clager der sachen halben gethon hat, die sollen zu solchem angesezten guet sowol als der erstclager gelassen werden, damit wo der gelter und antworter sich villeicht aus sorg der menig der schulden nicht zu recht stellen und sich verpergen wuerde, das ain ieder des schulden wissentlich wierdet nach gelegenhait derselben schulden von dem beruerten guet alß verr dasselb geraicht vergnuegt [Seite: 138] werde. solch handlung ist dem rechten und der pillichait gemäß. dann der gebrauch ist ubel: diser hat vor clagt oder verpot gethon, darumb soll er entricht werden und die anderen nichts haben. wo aber die beruert zeit verschine, dardurch der erst clager oder die so sich anzaigt hetten zu dem guet das zu verkhaufen gelassen oder durch das gericht dannen entricht wuerden, mugen die so hernach khumen darzue nichts sprechen, es wäre dann ain ubermaß beliben. aber in den phandschaften darumb sich ein gelter gegen den glaubingern verphlicht, geet in vergnuegung der schulden albeg die elter phandschaft vor.

[Buch II Titel 5] Von auszügen und flüchten.

[Seite: 139]

[Buch II Titel 5 §. 1.]

Die auszüg in recht sein erfunden worden von beschwerung wegen der antworter. dann es geschicht oft daz der clager ursach hat sein clag und ansprach zu setzen, thuet aber die nicht pillichen wider disen ider den antworter, davon volgt ain auszug der person halben, also zureden: mein knecht khauft ainicherlai guet von ainem anderen, ich vermain er hab dasselb von dier khauft, verphlicht mich gegen dier dasselb guet auf ain zait zu bezallen. alß die nach verscheinung der zeit ain ansprach aus ursach meiner verphlichtung zu mir setzen magst, als pillich, hab ich den auszug meiner irrung in dem namen der person furzuwenden und wuerdt auf die clag unpillich verurtailt. dergleichen, ob mir ainer zuesagt mir ain gelt zu denen handen zuͦ raichen und ich versprich dir dasselb auf einen tag [Seite: 140] zuͦ geben, nach verscheinung des tags beclagstu mich umb das gelt, hab ich pillich den auszug, das mir der ander dasselb nicht bezallt noch geraicht hat.

[Buch II Titel 5 §. 2.]

Etlich auszüg sein entlich und die den krieg abschneiden und ganz außleschen, als wann der antworter sagt, es sei vor umb die beschehen krieg entlich urtl ergangen, oder die sachen durch verainigung hingelegt, oder der krieg hab sich in ander weeg geendet, oder so der clager ain gelt an den antworter ervordert, das er ime schuldig gewesen sein soll und der antworter sagt er hab ine bezallt, oder so der antworter sagt der clager hab ime die schuld geschenkht und nimer zu fordern versprochen, und dergleichen außzüg. so dann solch antworten und auszug gewisen, so werden damit die clagen ewig abgeschnitten. und solch außzüg mügen albeg vor der [Seite: 141] entlichen urtl furbracht werden, nd in etlichen sachen auch nach der entlichen urtl, dieweil dieselb nicht volfuert ist. den auszug so den krieg abschneidt vor verfahung des kriegs fürbracht sol der richter aus notturft erclären und zu der haubtsach nit khumen, er hab dan solchen außzug zuvor entschaiden.

[Buch II Titel 5 §. 3.]

Etlich auszug sein so den krieg verlängeren, aber nicht abschneiden, alß so ainer den anderen beclagt vor der zeit er wann sich die zeit [Cod. Thinnfeld: schuld] oder bezallung verfellt, so [hat?] der antworter den außzug das er dem clager vor derselben zeit nit schuldig ist, und wierdet demnach der krieg aufgeschoben biß die zeit ist.

[Buch II Titel 5 §. 4.]

Es sein etlich außflücht die person berüerent so den krieg verlängeren, als wann ain antworter sagt, diser clager müg nicht rechter clager oder gwalttrager [Seite: 142] in recht sein.

[Buch II Titel 5 §. 5.]

Und wann aber mermallen unzimblich außzug durch den antworter furbracht werden, so ist pillich das der clager sein widerred wider solch außzüg habe, deßgleichen der antworter sein gegenred und ir beder beschlus und rechtsach [Cod. Thinnfeld: rechtsatz ?] nach gelegenhait der sachen.

[Buch II Titel 5 §. 6.]

Uber die auszüg vor verfahung des kriegs, darumb man in recht zu antworten nit schuldig zu sein vermaint, mügen von ieder parthei mit zwaien schriften wol zu recht gesezt werden zu kurzung der rechtfertigung.

[Buch II Titel 5 §. 7.]

All außzug so den krieg verlengen sollen vor verfahung des kriegs gemelt werden, ausgenumen si sein also gestalt das si die handlung in recht von unwirden machten, dieselben mügen zu ainer ieden zeit furbracht werden.[Seite: 143] und ob die parthei der iezt beruerten auszüg mer dann ainen und nach ainander furbringen und albeg des richters erkhantnus darüber erwarten wollt, sol der richter das nit gestatten sondern derselben parthei bevelhen solch verlangert auszüg ainsmals furzuwenden, dardurch daz recht gefärlichen nicht verzogen werde. item, wo ain merkhlicher schaden durch verlengert auszug verhanden und zu besorgen wäre, êr wann die rechtfertigung sich endet derselb schaden möcht sich begeben, so soll der richter khain auszug der den krieg und rechtfertigung verlengert zuelassen. ob si aber auszüg hetten die gemaines rechten sein die hat der richter nicht abzuschlahen.

[Buch II Titel 5 §. 8.]

Under allen verlengenden auszugen soll die waigerung des gerichts oder richter oder verdächtlichait desselben die erst [Seite: 144] sein. dann wo ainer ander ausflücht vor prauchet und des richters erkhantnus umb solch sein ausflüht begert, wierdet verstanden das er stilschweigent in den richter verwilligt hab, ausgenumen er bezeugt öffentlich das er mit solchem auszug in den richter nit verwilligen wollt, sovil recht ist.

[Buch II Titel 5 §. 9.]

Den auszug, des sich der selbstschuldner gebrauchen mag, den hat auch sein porg in derselben sachen macht furzubringen.

[Buch II Titel 5 §. 10.]

Auszug der entwerung ist ain auszug der den krieg verlengt, darumb soll der vor verfahung des kriegs furbracht werden. und diser auszug so er geweist ist treibt den clager ab von seiner clag, er clag umb was achen er wöll, ausgenumen ain gegenentwerung, wie hernach in dem thail der entwerung gesehen wierdet. und soll diser auszug also furbracht werden: der [Seite: 145] antworter sei nit schuldig zu antworten, er sei dann zuvor des guets so ine der clager entwert hat wider eingesezt. und obgleich das guet in aines anderen hand ist, nichts minder wierdet der thätter das schuldig widerzugeben nit in craft des auszugs. dann der außzüg würkht nicht mer, dann das er den clager von seiner clag treibt, so aber der antworter den clager umb die entwerung beclagt und weiset dieselben sein clag, so soll der entwert wider eingesezt werden.

[Buch II Titel 5 §. 11.]

Wann ainer den anderen umb ain aigenthumb beclagt, der antworter teibt den cläger ab mit dem auszug der entwerung, nachmallen beclagt der antworter umb solch entwerung damit er wider eingesezt werde, ist die frag: dieweil es nun von dem außzug zu den clag umb den einsatz [Seite: 146] khumen ist, ob der antworter dem clager auf sein clag umb das aigenthumb zu antworten schuldig sei? darauf antwort und erledigung: nain, biß das der einsatz sein end erraicht.

[Buch II Titel 5 §. 12.]

Dieweil zu zeiten auszüg gebraucht werden des landmarschalchs undermarschalchs beisitzer oder ander gerichtspersonen halben, als ob die verdächtlich sein, das aber wider die recht und ain vermuetlich poßhait angesehen wierdet, sonder wo ainer wider gemelten personen aine oder mer als verdächtlich verwirft und dabei nicht außtrukht die ursach der verdächtlichait mit lauteren und gegründten anzaigen, damit darauf durch uns oder unser oberen gericht gesehen werden muge ob die ursach der verdächtlichait genuegsam sei oder nicht, dann wo dieselben genuegsam [Seite: 147] erfunden werden, sollen durch uns oder unserer oberer gericht mit beder partheien willen ander anstat der verdächtlichen person darzue verordent, aber die ordenlichen richter darumben nicht verändert, sonder ie ain landmarschalch oder undermarschalch zuegesezt werden. wo aber solches ain parthei abschlüeg und nicht annemen wollt, wierdet dabei ir poßhait und gefärlich flucht des rechtens und vermueticlich ungerechtigkhait verstanden. welcher auch verdächtlichait furbringt und dieselb nicht genuegsam anzaigt und durch urtl aberkhennt, der soll als ain muetwiller und verachter unser und des gerichts in unser chamer und dem gericht gestrafft werden, der widerparthei ir cosstung und versaumung vorbehalten.

[Buch II Titel 5 §. 13.]

Wo der landmarschalch verdächtlich ist, mag [Seite: 148] ine der undermarschalch verdretten, und ist nit not darumb ander erkhantnus dann allain der partheien notturft oder muetwillen zu erlernen.

[Buch II Titel 6] Von aufschub verzug und feier der gericht.]

[Buch II Titel 6 §. 1.]

Wir ordnen und setzen das die recht järlich zu vier zeiten, nemblich der quottember, iren gang haben und ain iede zeit aufs wenigist ist drei wochen besessen werden.

[Buch II Titel 6 §. 2.]

Wann die recht aufgehebt und auf ain ander zeit oder quottember geschoben, soll das nit allain öffentlich vor gericht durch den furpieter verkhündt, sonder auch schriftlich an das landhaus da solch landßrechten besessen wierdet angeschlagen werden, damit [Seite: 149] auch die so dazumal nicht gegenwurtig sein und nachmallen an die stat khumen den aufschub und khunftigen gerichtstag wissen muͦgen. und ist anderer schriftlichen schüb, damit der gemain landmann etwan beschwert wierdet, ôn not.

[Buch II Titel 6 §. 3.]

Von sant Thomans biß auf der heiligen drei khunigtag, die vierzehen tag im vaschang biß auf den montag nach invocanit, von dem palbmabent biß acht tag nach ostern, von dem heiligen phingstabent biß auf mantag nach unsers herren fronleichnambstag, auch in der traid- und weinfechsung soll khain recht gehalten noch auf dieselb zeit geschoben und angestellt werden.

[Buch II Titel 6 §. 4.]

Wir wöllen, als oft zu ainer ieden quottember das recht den ersten tag besessen das vor anfang des gerichts, êe wan der richter und beisitzer [Seite: 150] zu recht nidersitzen, vor aller handlung des landmarschalchs undermarschalchs der beisitzer des landschreibers auch der vorsprechen redner und gwalttrager aid obgeschriben öffentlich vor meniclich gelesen werde, und richter beisitzer und landschreiber ain ieder an seiner stat da er sitzen soll solchen aid zu hören aufrecht steen, sich darnach nidersetzen, damit also ain ieder des so ime von rechts wegen und nach seiner gewissen gebürt zu handlen ermont werde.

[Buch II Titel 6 §. 5.]

Verzugtäg mugen von recht durch den landmarschalch gegeben werden, wann er sicht das solches die notturft ervordert mit gueter gewissen nach gelegenhait der person, der sachen und des begerten guets in recht. nemblich der person halben, ob si an die begerten verzügtag nit zeit oder stat gehabt sich zu bedenkhen, [Seite: 151] zu ratschlagen, iemant zu verkhünden, khundschaft zu laisten, oder ander gerichtlich notturften zu handlen. der sachen halben, ob dieselb bedachts oder rats bedörff, das si nit allein schlächtig ist, oder durch die partheien persöndlich gehandelt worden deshalben si derselben vorhin wissen haben müest. des guets halben, wo dasselb durch verzug der sachen nit verdürb oder von handen kheme, oder zu betrug der partheien verändert wuerde, oder das guet dermassen gestalt das durch den verzug mer cosstung darauf liefe dann der wert des guets wäre. es mugen auch die partheien selbs verzugtag an ainander zuegeben, dann was si sich selbs verwilligen darin beschicht inen nicht unrecht.

[Buch II Titel 6 §. 6.]

Sonst sollen verzug im rechten nit aus [Seite: 152] gunst gegeben werden sonder allain aus der partheien notturften.

[Buch II Titel 6 §. 7.]

Ob ain parthei aines verzugs in recht begert, und der richter gedächt das solch begeren zu gefärlicher verlengerung des rechtens beschehe, so mag er derselben partheien den aid fur solch gefärde auflegen.

[Buch II Titel 6 §. 8.]

Die aufschüb und bedacht so in des richters macht steen die sollen gegeben werden nach gelegenhait der sachen, als si groß langwierig oder nachtailig ist.

[Buch II Titel 6 §. 9.]

Wiewol ordenlich ainer parthei zu volziehung ainer aufgelegten handlung in recht nit mer dann ain verzug oder zeit gegeben werden soll, doch wann recht eehafte not wissentlich anzaigt wuerde so die partheien in solcher volziehung verhindert hete, so mag ir der verzüg oder zeit gelengert werden, als [Seite: 153] wann ainer gruntlichen anzaigt das sein gerechtigkhait brief oder sigil an frembden und verren enden die er nicht erraichen mugen, oder bei iemant der von gemainß nutz wegen von land wären, und ander dergleichen ursachen. und die haben sonderlich stat in dem antworter, dem soll pillicher dann dem clager verzug gegeben werden, dann er hat nit furwissen mugen zu welcher zeit ine sein widerparthei beclagen wuerde, dardurch er sich mit seiner gerechtigkhait rüssten und versehen oder den krieg zeitlich ablegen. aber der clager hat sich vor lang bedenkhen und erfaren und sein gerechtigkhait besuechen mugen in dem krieg gefasst zu erscheinen, ausgenumen es khäme ain solcher zuefall in recht, das wol gleublich wäre der clager het denselben zuefal nit [Seite: 154] bedenkhen noch wissen mugen.

[Buch II Titel 6 §. 10.]

Die zeugen sollen an den suntägen und hochzeitlichen feiertägen nicht beaidigt noch ir saag von inen aufgenumen werden, es sei dann merkhlich ursach ir saag zu horen, dennocht soll der aid nicht beschehen und ob die partheien darein verwilligen, so ist doch der zeug nicht zu tringen zu der zeit der feier, die got und den heiligen zu eeren und den menschen zu hail geordent sein, sein khundschaft zu geben.

[Buch II Titel 6 §. 11.]

In furwendung der zeugen die verr von land sein mag dem clager als dem antworter gleichermaß verzugtag gegeben werden dann in der clager macht auch nicht gestanden dieselben vor anfang des kriegs und aufgelegter weisung zu verhören. anderst ists in den zeugen, die sich [Seite: 155] gar von land ziehen und nicht wider zu khumen willens sein, oder die mit alter beladen dardurch si absterben möchten, als von dem titel der zeugnus gesehen wierdet.

[Buch II Titel 6 §. 12.]

Ob der landmarschalch ainer parthei verzugtäg und zeit zu volfuerung der weisung gibt und derselb landmarschalch wierdet mitler zeit vom ambt verkheert, und die buruert parthei volfuert in der benennten zeit die weisung nicht, so soll der nachkhument landmarschalch und richter derselben parthei die tag zu solcher weisung nicht verlengern ôn erfarung redlicher eehafter not und ursachen, dann die beruerten gegeben täg zu weisung werden ordenlich gehalten als verzüg die den krieg abnemen tödten oder abschneiden mugen. darumb, wann die parthei welcher [Seite: 156] weisung zu thuen auferlegt werden dieselb in den bestimbten tägen nicht gelaist, so ist irer widerparthei ain gerechtigkhait daraus erwachsen, die der landmarschalch nit macht hat aufzuheben ôn derselben widerparthei willen, es werden dan rechtmässig ursachen furbracht, das der so weisen soll die weisung in den bestimbten tägen nicht volfueren mugen hab.

[Buch II Titel 7] Verfahrung oder bevesstigungs des kriegs.

[Marg.: De contestatione litis.]

[Buch II Titel 7 §. 1.]

Verfahung oder bevestigung ist ain grund des rechten durch das furgelegt begeren und gebürliche antwort darauf volgent in recht beschehen, und wo ôn das in gstalt des rechts volfaren, wuerden die partheien mit unnützer arbait und cosstung beladen. [Seite: 157]

[Buch II Titel 7 §. 2.]

Verfahung oder bevesstigung des kriegs beschicht, wann die partheien das ist clager und antworter mit namen bekhennen den krieg verfasst zu haben, oder wann der clager sein clag und der antworter zu derselben klag sein bekhantnus oder sein läugnen und nain in recht gethon haben.

[Buch II Titel 7 §. 3.]

Wo auf des clagers begeren der antworter zimblich ja oder nain darthuet, und ob er gleich nit austrukht das er den krieg verfahen wölle, nichts minder wierdet vermuet sein gemuet sei gewesen den krieg zu bevesten, er bezeug dann das er mit seinem furbringen den krieg nit verfahen wölle, dann durch solch bezeugnus wierdet sein gemuet erleutert. doch soll die bezeugnus seinem thuen nicht widerwertig sein. dann ob ainer spräch: ich hab das so mich der clager bezeicht [Seite: 157] nicht gethon, oder diser oder der ursach ist nit also, und wolt aber damit nit geantwort haben, das het khain gestalt.

[Buch II Titel 7 §. 4.]

Welcher über ermanung des gerichts und ainer underredlichen oder beiurtl das er zu der clag antworten solle den krieg in recht nicht verfahet, sein ja oder nain der clag gemäß thuet, sonder schweigt oder furgeet, der mag als ob er die clag bekhennet verstanden werden.

[Buch II Titel 7 §. 5.]

Der krieg mag nit verfangen werden auf die ladung und clag so der widerparthei zuegesant ist, die abschrift der selben ladung werd dann vor gericht mitsambt der geschwornen gerichtspotten volziehung öffentlich wider furpracht.

[Buch II Titel 8.] Von underredlichen oder beiurtln.

[Marg.: De sententia interlocutoria. [Seite: 159]

[Buch II Titel 8 §. 1.]

Die underredlichen oder beiurtln werden gefellt zwischen anfang der gerichtshändlung und beschlus derselben, nicht zu end der haubtsach sonder zu volfuerung derselben, auch zu erclärung der auszüg so zu verhinderung des kriegs oder als entlich auszüg furbracht werden.

[Buch II Titel 8 §. 2.]

Nach verfahung des kriegs ermant der richter ie zu zeiten die partheien aus ainem uberflus mit ainer underredlichen urtl, als wöll n. auf des n. anruefen in recht icht verrer furzubringen etc. solch ermanung mag aus notturftigen ursachen, so der richter zu erwegen waiß, zu zeiten dem antworter zu guet beschehen der zu kriegen gedrungen wierdt, aber nicht dem clager der sich lengst hat beratten und bedenkhen mugen. sonder wann er uber den dritten gerichtstag verzeucht [Seite: 160] und nicht volfert, soll der richter auf anruefen der gehorsamen parthei erkhennen was nach ordnung geburt, damit der antworter nit gefärlichen umbgefuert, müed gemacht und im rechten verzogen werde.

[Buch II Titel 8a (Titel 8 bereits vorhanden!)] Von vermuetung.

Die vermuetung des rechten ist, wo das gesezt annimbt ainicherlai zweifelhäftigs so der warhait gleichmässig ist, dardurch die purd der weisung dem widersacher aufgelegt wierdet.

[Buch II Titel 9.] Von khundschaft und zeugnuß, auch zeit und verhorung derselben.

[Buch II Titel 8 §. 1.]

Kundschaft ist ain offenbarung der sachen oder handlungen die in zweifl [Seite: 161] hangen, und wierdet volfüert durch gesicht, durch zeugen, durch brieflich urkhunden, durch bekhantnus, durch alte schrift, glaubwirdig puecher und register, durch gwaltige vermuetung, durch gemainen oder offenbaren ruef, auch durch den aid.

[Buch II Titel 9 §. 2.]

Inmassen der clager schuldig ist sein clag und derselben grund zum ersten, also ist auch der antworter schuldig nachmallen sein auszug zu weisen, es bekhenn dann der antworter die clag in seinem auszug öffenlich ôn furwort, so gebürt ime die weisung seines auszugs allain. wo aber der antworter des clagers clag plößlich vernaint, so geburt dem clager die weisung zu thuen, es hab dann der clager ain vermuetung des rechten fur sich, so wierdet die weisung dem antworter aufgelegt. wo aber der antworter ain vermuetung [Seite: 161] fur sich hat, soll der clager darwider weisen.

[Buch II Titel 9 §. 3.]

Der da clagt umb einziehung aines guets, zu versteen aines guets herrlichait und aigenthumbs, der soll dasselb sein aigenthumb weisen und nicht der besitzer, ob er sich gleichen herren des guets anzaigt. dann wo der clager sein aigenthumb nicht weiset, so beleibt der besitzer in seinem posseß und wierdet vermuet ain herr desselben guets. wo aber der antworter sich ie verfahren wollt sein herrlichait und aigenthumb zu weisen, mag er darzue gelassen werden, und so er dasselb weiset, soll er ain herr des beclagten guets erkhennt werden. wiewol die herrlichait und aigenthumb aines guets mit brieflichen urkhund geweiset wierdet, so ist doch nit albeg genueg, das ainer weiset den khauf oder ander handlung darmit er das beclagt guet [Seite: 163] an sich bracht, dieweil ainer auch aines anderen und ain frembd guet verkhaufen mag, darin der verkhaufer dem khaufer nicht mer gerechtigkhait uberantworten mugen dann der verkhaufer daran gehabt hat. darumb ist zu zeiten not, und sonderlich wo umb di herrlichait und aigenthumb clagt wierdet, neben den brieflichen urkhunden die nit all umbständ des verkhaufer und khaufer gerechtigkhait anzaigen, oder da umb ain solch handlung brieflich urkhund nicht ausgangen sein zu weisen, das der verkhaufer das beclagt guet mit ainem rechten titl gehabt und dem khaufer eingeantwort und desselben ordenlich zeit nutz und gweer ersessen hab, das khaufgelt bezallt worden oder darumb genuegsam sicherhait beschehen sei. [Seite: 164]

[Buch II Titel 10.] Von eröfnung der khundschaften.

[Buch II Titel 10 §. 1.]

Nach verscheinung der zeit darin khundschaft zu laisten und weisung zu thuen durch das gericht gegeben soll verrer khain persöndlich zeugnus zuegelassen werden, es sei dann das der so die weisung gelaist sollt haben eehaft not furbring, das solches durch in und an seinem vleiß nicht erwunden hab. desgleichen soll auch khain articl von der parthei so die zeit vergeen lassen hat nachmallen aufgenumen werden, ob si die in recht bringen und iren gegenthail bei dem aid darauf zu verhören begeren wollt.

[Buch II Titel 10 §. 2.]

Manicherlai underschied der zeugen saag und die in ainem articl zusammenhallen machen in demselben articl [Seite: 165] ain volkhumen weisung. dann das sonderlich oder allain nichts wurcht noch craft hat, wierdet durch zusamenfuegung seines gleichen becrefftigt.

[Buch II Titel 10 §. 3.]

Ain iede parthei, so mit urtl und recht zu weisung zuegelassen wierdet, hat entlich zeit und täg zu volfuerung der khundschaft von erofnung derselben urtl biß zu außgang des sitzen zu gericht und zu anfang des nächst darnach angeenden landßrechten, dardurch sich niemant beclagen muge, das er in volfuerung seiner khundschaft mit den tägen ubereilt werde. und er soll zu stund nachdem ime zu weisen mit urtl auferlegt wierdet vorderbrief an die zeugen und bevelch an die gegeben comissarien nemen, in den vierzehen tagen den nechsten nachdem dasselb landßrecht aufgehebt [Seite: 166] wierdet vleiß thuen sein khundschaft zu laisten. es sollen auch die redner und gwalttrager umb comissari zu erwelen nicht macht haben auf ie abwesent partheien zu waigern. wo aber nemblich irrung entstuendt, das die parthei in den vierzehen tagen nicht handlen möcht, so hat sie dennoch die uberig zeit zwischen dem landßrechten als ainen entlichen khundschafttag, darin si zu dem anderen und drittenmal oder auch mit der maß hierinn gegeben zu dem viertenmal zeugen furstellen mag. und nachmallen nit verrer, dan mer dan ain entlich zeit zu khundschaft zu geben ist dem rechten ungemäß. aber ausser lands khundschaft zu laisten in unsern niderösterreichischen landen soll die entlich zeit sein achtzehen wochen, in den verren landen [Seite: 167] nach des richters erkhantnus und nach gelegenhait der sachen. welcher aber ôn redlich eehaft not und ursach die der richter erkhennen mag in solchen tägen und zeit sein zeugnus nit volfuert, ob er daruber als ainer der von seiner weisung gefallen mit urtl nachtail leidet, d[...] wölle solches ime selbst und seinem unfleis messen. dann durch verscheinung der khundschafttäg ist der widerparthei ain gerechtigkhait erwachsen, die der richter ôn zuegeben derselben widerparthei oder ôn erkhantnus genuegsamer redlicher ursachen und eehafter not nit aufzuheben hat.

[Buch II Titel 10 §. 4.]

In der entwerung sind zwai ding not zu wissen: das posseß und die entwerung . und wo ainer die entwerung zu thuen bevolhen het, soll derselb bevelch gewisen werden. ob aber ainer [Seite: 168] die entwerung in seinem namen beschehen nachmallen zu willen angenumen het, das ist der so sich des beruembt zu weisen schuldig.

[Buch II Titel 10 §. 5.]

Wann ain gwalt oder entwerung gewisen werden, so ist umb die verlust des guets oder schaden in solchem gwalt beschehen verrer khainer weisung not, sonder wierdet des clagers aid darumb geglaubt [Bl. 76b] und recht darauf gesprochen zu haß und straf des gwalts nach schwere und größ des muetwillen oder ungefuer des thätters.

[Buch II Titel 10 §. 6.]

Wiewol nach ordenlichen rechten die zeugen allain nach verfahung des kriegs zu hören sein, so werden si doch zu zeiten verhört zu ewiger gedächtnus der sachen darumb si zu verhören erfordert sein. und so das durch den clager begert wierdet in [Seite: 169] ainer sachen darumb er ôn verzug und im fuesstapfen clagen mag, sol im solch sein begeren vor verfahung des kriegs nicht gestat werden, es seien dann die zeugen seer alt oder schwerlich krankh also das ir absterben zu besorgen sei, oder das si sich von hauß oder aus dem land und an ander ort thetten das si schweer zu erlangen wären. wo auch der clager ain sachen darumb er vor und ee er derselben grundlich wissen het nicht clagen möcht, als so ainer umb ain erbschaft clagen wollt, so ist not das die zeugen [Bl. 77a] so bei des sterbenden geschäft gewesen solch geschäft zuvor anzaigen und bezeugen, damit der clager wiß ob dasselb geschäft creftig oder undüchtig sei. in solchen und dergleichen fällen mügen die zeugen vor bevesstigung des kriegs furgestellt [Seite: 170] und sollen in dem ersten fall, das ist zu ewiger gedächtnus, verschlossen und in gehaimb gehalten biß zu notturft des rechten, aber in dem nechsten articl die erbschaft beruerent nicht allein verhört sonder auch geöfent werden, dann dem clager wäre sonst nicht geholfen. wo aber ain sach auf khunftigen zweiflichen beschaid gestellt ist, darumben sollen zeugen auf khunftig zu verhören nicht zuegelassen werden, es sei dann das sterben oder abwesen pillichen zu besorgen. wo aber der antworter begert seine zeugen der ime not beschehen möcht zu verhören, das soll ime ôn mitl gestat und ime derselben saag urkhund weiß öffentlich ubergeantwort werden, [Bl. 77b] dann es möcht der clager betrieglich sein clag verziehen biß dem antworter seine zeugen entgiengen. [Seite: 171] dieweil der antworter nit wissen mag wann ine der clager beclagen will.

[Buch II Titel 10 §. 7.]

Wo die zeugen vor verfahung des kriegs in ainer haubtsach sollen verhört werden, ist not das ain redliche ursach vor augen sei wie vor beschriben. auch soll die widerparthei zu dem aid solcher zeugen und fragstuckh einzulegen geladen und erfordert werden, wo aber das nit sein möcht eil halben der sach und das aus dem verzug nachtail erstuende, darin doch khain vleis zu sparen ist, so soll doch der clager so die zeugen zu verhören begert die widerparthei in jars frist umb dieselben sachen beclagen oder ir auf das wenigist wo die clag auch nit stat het verkhünden, das er derselben sachen halben zeugen verhören lassen, [Bl. 78a] sonst ist die khundschaft nichts. und soll der clager solch khundschaft [Seite: 172] aufnemen lassen bei des antworters gericht oder oberigkha Titel es hat auch solch begern stat allain in burgerlichen sachen und nicht eeren oder peinlichen clagen, dann in denselben sachen soll nichts unordenlichs und sonders in abwesen der widerparthei furgenumen werden, dieweil vil gotlicher ist den schuldigen ungestrafft zu lassen dann den unschuldigen zu verdamen.

[Buch II Titel 10 §. 8.]

Wann beden dem clager und antworter weisung gleichsmässigs articls aufgelegt wierdet und ieder weiset genuegsam fur sich, so soll der richter genaigter sein den antworter auf sein weisung zu erledigen dann auf des clagers weisung zu verurtlen, und ob gleich des clagers zeugen der person halben merer sein, dieweil in zweiflichen händlen die recht albeg dem [Bl. 78b] antworter genaigter sein dann [Seite: 173] dem clager. aber anderst ists, wo ain weisung in grund der khundschaft fur die ander furtreffenlicher gefunden wierdet.

[Buch II Titel 10 §. 9.]

Wann die zeugen in gericht geöffent werden, sollen auf die articl darumben die zeugen vormallen verhört verrer zeugnus nicht zuegelassen werden.

[Buch II Titel 10 §. 10.]

Wann ainem weisung zuͦ thuͦen mit recht aufgelegt, soll er dieselb thuͦen laut der urtl die solcher weisung halben gesprochen ist. wo ime dann die clag laut der ladung zu weisen aufgelegt wierdet, sollen die verhörer dieselb (so verr si mer dann ainen articl begreift) thailen und auf ainen ieden in sonderhait die zeugen fragen. wierdet aber in der urtl nur ains articls oder merer weisung aufgelegt, sollen die darauf fragen und nicht verrer, wie die urtl laut. [Bl. 79a] [Seite: 174]

[Buch II Titel 10 §. 11.]

Wann die bevelchman der parthei oder irem gwalttrager dawider die weisung beschehen soll tag verkhunden die zeugen sehen zu schweren und ire fragstuckh einzulegen, so sollen si in albeg der zeugen namen in solcher verkhundung aufgezaichent der partheien zuesenden, damit si ire fragstuckh nach gelegenhait der zeugen personen dest grundlicher machen mugen.

[Buch II 10 §. 12.]

Ob die parthei etlich unfueglich fragstuckh eingelegt, so die bevelchman und verhörer der zeugen anzunemen ôn not ansehen und deßhalben abschniden, nichts minder sollen die bevelchman dieselben fragstuckh alle von wort zu wort, wie die parthei die eingelegt hat, dem gericht mit der zeugensaag verschlossen zuesenden, und ir bewegnus warumb si derselben fragstuckh etlich so si mit namen anzaigen sollen verworfen und die zeugen [Seite: 175] darauf nit verhört haben zu erkhennen geben, damit die partheien deßhalben [Bl. 79b] nit in ainen newen krieg wachsen und das gericht dest ordenlicher darauf wie recht ist handlen muge.

[Buch II Titel 10 §. 13.]

Ob die parthei khain fragszckh furleget, mag der verhörer von ambts wegen die zeugen ursach ires wissen und ander umbständ fragen die warhait dardurch beschaidenlich zu erkhunden.

[Buch II Titel 10 §. 14.]

Khain handlung des gerichts ist den partheien höher dann die weisung, dieweil die ganz sach zu gwin und verlust daran hanget. darumb soll das gericht sovil muglich ist die zeugen selbst verhören, wo aber solches aus ursach nit sein mag, das verstendigen und namhaften redlichen glaubwirdigen personen mit beder partheien willen bevelhen. wo sich aber die partheien der bevelchman nicht verainen möchten, hat der richter [Seite: 176]macht von ambtswegen personen darzue zu benennen und inen solches zu bevelhen, damit durch unnotdurftig strit und irrung das recht gefärlich nicht verzogen werde. [Bl. 80a]

[Buch II Titel 10 §. 15.]

Wo auch die zeugen zu verr gesessen, dardurch den partheien die cosstung zu schwer oder die zeugen disem gericht nicht underworfen wären, so mag unser landmarschalch iren herschaften oder richtern schreiben si zu verhören, den widerpartheien darzue zu verkhunden sich daselbst hinzufuegen die zeugen sehen zu schweren und fragstuckh einzulegen.

[Buch II Titel 10 §. 16.]

Des gleichen mag unser landmarschalch handlen, wo ainer brieflich urkhunden furzubrigen hette, da die haubtbrief ander ende oder ausser lands lägen, etwo bei ainer stat oder canzlei, oder wo ainer dieselben brief nicht möcht [Seite: 177] sicher fur das gericht bringen, oder wo wider brieflich urkhunden als verdächtlich geredt wüerde und ain parthei wollt dieselben durch zeugen so ausserhalb des gerichts wären becreftigen.

[Buch II Titel 10 §. 17.]

Und sollen solch weisung und khundschaften auch copien der brieflichen urkhunden von den [Bl. 80b] bevelchmannen herschaften und gerichten albeg glaubwirdig gefertigt und verschlossen dem landmarschalch zuegesant und uberantwort, und dann durch denselben offentlich aufgethon, beden thailen auf ir begeren abschrift davon gegeben, ob aber ain thail dasselb aus ursachen verwideret, durch das gericht darumb erkhent, damit verrer in recht wie sich geburt volfaren werden muge.

[Buch II Titel 11] Einred wider die zeugen.

[Seite: 178]

[Buch II Titel XI §. 1.]

Wider der zeugen saag mag eingefuert werden, wann ir khundschaft nicht ainhellig sonder tunkhl zweiflhäftig gesonder, an ainander widerwertig sein, wann si ain nain vernainen zu beweisen oder zu becrefftigen, wann si nicht geschikhte rechte lautere ursach ires wissen anzaigen, böß unförmblich antwort geben, in irer saag darumb si zu zeugen [Bl. 81a] furgestellt sein nichts beschliessen, wann si nit geschworen haben oder die parthei darzue nicht erfordert ist, oder sagen von stat weil und tag die widersprochen, als so ain zeug sagt, ain parthei hab das zu Wienn auf den tag gehandelt, die gegenparthei erpeut sich zu weisen das si denselben tag nicht zu Wienn sonder an ainem anderen ort den ganzen tag gewesen sei, und dergleichen auszüg die zu zeiten gegenweisung bedurfen. ie zu [Seite: 179] zeiten wierdet des zeugen falsch auß seinen aigen worten und khundschaft erfunden, wo die parthei solches vleissig anzaigt.

[Buch II Titel XI §. 2.]

Wann die einred ist, der zeug hab nicht geschworen oder die parthei sei darzue nicht ervordert worden, so geburt die weisung dem so die zeuge einred, der zeug sei unlobmundig oder vergifft durch miet und gab oder anders, und dergleichen einred gebüren der widerparthei so dieselben einred thuet zu weisen.

[Buch II Titel XI §. 3.]

Furlaitung der zeugen wierdet aus etlichen ursachen [Bl. 81b] abgeschlagen. ainest, wann die zeit verscheint so der parthei zu volfurung irer khundschaft gegeben worden ist. zum anderen, so ainer funfzig oder sechzig zeugen zu verhoren begert, da er die sach mit ainer claineren anzall [Seite: 180] beweisen möcht, so mag der richter dieselb anzall mässigen und etlich die nambhaftigisten aus inen verhören. verrer, wann die zeugen und ir saag vor gericht eröffent sein, auch wann die parthei was ir oder der widerparthei zeugen gesagt haben waiß und erlernt hat. zum lezten, so ainer drei mallen zeugen furwendt in der zeit so ime zu volfuerung der khund gegeben ist, der soll zu der vierten furlaitung nicht gelassen werden.

[Buch II Titel XI §. 4.]

Der so die aigenschaft der natur vernaint ist schuldig denselben nain zu weisen. als wann ainer spricht, der sei zu der zeit seiner handlung nicht rechter vernunft gewesen, oder dise handlung sei nicht ordenlich noch rechtmässig aufgericht, der soll das weisen, [Bl. 82a] dann die vermuetung ist wider ine. dann ain ieder wierdet fur sinnig geacht, [Seite: 181] es werde dann die unsinigkhait gewisen.

[Buch II Titel XI §. 5.]

Ain brueder oder gesipter freund mag seinen prueder oder gesipten freund ime zu guet zu zeugnus nit furstellen, es wäre dann sonst bei der handlung die gewisen werden soll niemand gewesen. ob aber ain parthei irer widerparthei brueder oder gesipten freund zu khundschaft furstellet, soll derselb brueder oder freund zuegelassen, sonderlich wo solch handlung mit anderen personen nit gewisen werden mag.

[Buch II Titel XI §. 6.]

Ain parthei mag den zeugen so ir gegenparthei verhören lassen auch wol wider furstellen, aber nit auf die articl darumb ine die gegenparthei erstlich fragen lassen hat, sonder auf ander. dann ain ieder zeug ist schuldig auf den articl darumb er ainsten gefragt [Seite: 182] wierdet die warhait baiden partheien zu guet und zu nachtail zu sagen. [Bl. 82b]

[Buch II Titel XI §. 7.]

Welcher zeug in seiner saag wandlwertig ist, dem wierdt nicht geglaubt. sein aber mer zeugen wandlwertig oder widerwertig, so soll den glaubwirdigisten und nambhaftigisten gelauben gegeben, es möchten dann der zeugen sagen vergleicht werden.

[Buch II Titel XI §. 8.]

Die closterleut und von der welt gesondert personen mugen zeugen sein, doch mit erlaubnus irer oberen.

[Buch II Titel XI §. 9.]

Der so ainen zeugen ervordern lässt ist im schuldig zerung zu geben und cosstung, dieweil er auf dem weeg am hin- und heerziehen ist auch an dem ende da die verhörer sein, nicht allain auf sein person sonder auch auf roß und fuerlon und nemblich den armen und arbeitern.

[Buch II Titel XI §. 10.]

Wer ime vor verhörung der zeugen nicht [Seite: 183] bekent und vorbehelt die einred wider ir [Bl. 83a] person der soll derselben hinnach emperen, dann es wierdet verstanden, die parthei hab mit irem schweigen der zeugen person angenumen, aber wider ir saag hat si wol macht furzubringen.

[Buch II Titel XI §. 11.]

Ob die parthei wider die zeugen und ir saag nichts furbringt, so dann der richter ainicherlai wandlwertigkhait oder ander unfueg darin spürt, mag er aus seinem ambt wol verwerfen.

[Buch II Titel XI §. 12.]

Die unlobmundigen von recht und mainaidigen mügen nicht khundschaft geben.

[Buch II Titel XI §. 13.]

Wiewol der zeug so von hören sagen khundschaft gibt nicht glaubwirdig ist, so wierdet doch sein khundschaft angenumen in sachen so uber der menschen gedächtnus sein, als in dienstberkhaiten und gebreuchen, der grundmarchen [Seite: 184] und anderen dergleichen.

[Buch II Titel XI §. 14.]

Wann die zeit und stat von aignem wesen [Bl. 83b] und notturfticlich anhengen der mainung so zu weisen ist, so sollen die zeugen aigentlich solch stat und zeit anzaigen, und wo si darin widerwärtig sein weisen si nichts, dann si sein gesöndert, wie mit den valschen richtern und der keuschen Sussanna beschach. wo aber stat und zeit der weisung nicht anhengig sein, so ist unnot davon zu bekhennen, wo si aber gefragt werden, sollen si ir wissenhait davon sagen. spricht der zeug, er hab der zeit vergessen, nichts minder ist ander sein sag creftig, dann die zeit entgeet der gedächtnus liederlich. aber der stat halben nicht also, dann ain ieder so ainer handlung gedenkht dem gibt der gegenwurf vilmallen die stat, wo dieselb beschehen sei, in erkhantnus. [Seite: 185]

[Buch II Titel XI §. 15.]

Die zeugen so auf des richters oder bevelchmans ervorderung ungehorsam sein zu khumen, die mugen mit straf des gelts und phendung ires guets zu khumen und zeugnus zu geben gedrungen werden. wo aber der zeug under [Bl. 84a] ainem anderen gerichtszwang ist, soll der landmarschalch demselben richter schreiben und ime verhörung der zeugen bevelhen, wie oben davon geschriben ist.

[Buch II Titel XI §. 16.]

Wann der parthei zu der zeugen aid und fragstuckh einzulegen nicht verkhundt ist, hat verhörung der zeugen khain crafft.

[Buch II Titel XI §. 17.]

Die bevelchman und verhörer der zeugen sollen vleissig aufsehen, mit was gemuet ansehen beständigkhait zweifl oder wechslworten der zeug khundschaft gebe und solches also aufzuschreiben bevelhen, und den [Seite: 186] zeugen seines aids aigentlich ermonen. deshalben auch not ist, wer khundschaft aufnimbt, das er fursichtig gerecht und wissent sei.

[Buch II Titel XI §. 18.]

Wann ain zeug unlauter khundschaft gibt, soll er von dem verhörer ermont werden erclärung seiner saag zu thuen und dieselben zu erleutern. [Bl. 84b]

[Buch II Titel XI §. 19.]

Wann der aid den zeugen furgehalten, sollen bed partheien oder ir gwalttrager darzue ervordert werden die zeugen zuvor, ee wann sin khundschaft geben und nicht hinnach, wie obsteet, sehen zu schweren. und daselbst mag die parthei wider welche die zeugen gelait werden ire fragstuckh einlegen der ladung und articl darumb die weisung zu thuen ist gleichmässig, und mag bezeugen ir einred wider der zeugen person und ir saag in recht vorzubehalten, [Seite: 187] und ist nit not das die widerparthei so die zeugen stellt derselben fragstuckh wissen trage.

[Buch II Titel XI §. 20.]

Die zeugen sollen auf begeren der partheien durch das gericht oder bevelchman khundschaft zu geben ervordert. welche sich sonst khundschaft zu geben eindringen, wuerden verdächtlich.

[Buch II Titel XI §. 21.]

Es wierdet khainem zeugen, er sei wie hoch er wöll, gelaubt, er hab dann geschworen vor dem so ine verhören soll doch in unserm und [Bl. 85a] unsers gerichts namen, er sei dann des aids durch bed partheien williclichen erlassen.

[Buch II Titel XII] Von glauben brieflicher urkhund, derselben vidmus das ist glaublichen abschriften, wan die creftig sein.

[Seite: 188]

[Buch II Titel XII §. 1.]

Alle brieflich urkhund der sich die partheien behelfen wöllen sollen offentlich fur gericht gebracht und daneben lauter und sauber copeien und abschrift beigelegt, die darnach durch den undermarschalch und landschreiber oder ainen oder zween beisitzer sambt dem landschreiber oder ainem die copeien underschriben bei dem gericht behalten. und die gerichtspersonen so beruerter gestalt collationieren sollen vleissig aufmerckhen, ob si ainich verdächtlichait oder valsch in den brieflichen urkhunden spuren oder befunden, dieselben an landmarschalch und [Bl. 85b] das gericht in gehaim gelangen lassen, die alßdann nach irem rat was si getrew pillich und notturftig ansehen wierdet in der sachen handlen sollen.

[Buch II Titel XII §. 2.]

Es soll auch alzeit die gegenparthei [Seite: 189] in die canzlei gewisen werden die original zu besichtigen und abschrift davon zu nemen und selbst aufzumerkhen, ob si ainich verdächtlichait oder valsch darinnen spuret, dasselb von stund an auf dem nechsten rechtstag vor gericht einzufueren. und so die brief also collationiert, von der gegenparthei besichtigt und abschrift davon gegeben sein, sollen die original irer parthei wider zu handen geantwort werden, dann nach der urtl wuerde si nit mer zuegelassen. wo aber ain valsch der unsichtig oder auswendig mit brieflichen urkhunden gebraucht worden wär furkhäm, denselben mag die widerparthei auch nach der urtl clagweiß furbringen. und so si den valsch weiset, wierdet das urtl so in craft desselben briefs gesprochen worden aufgelöst und der brief vernicht.

[Buch II Titel XII §. 3.]

Der so ain verdächtlich schrift [Seite: 190] oder valsch brief wissentlich in recht furbringt, der soll wissen das dieselben gerecht sein. weiset er das nicht, und ob er gleich die brief selbst nicht aufgericht hat, soll er von dem landmarschalch gestrafft werden sowol als ain valscher zeug durch das richterlich ambt und nach gelegenhait des valsch und nicht mit ordenlicher peen des gesetz, es werde dann umb den valsch beclagt und uberwunden. und die schrift oder brief werden verdächtlich, so si geschaben und abkrazt, oder zwaierlai handschrift darin sigler vergeben person oder die sigil ungerecht sein, oder so der schreiber vormals umb ain valsch verurthailt worden wär, desselben schrift mag khain khundschaft helfen, das si fur glaubwirdig angenumen werde.

[Buch II Titel XII §. 4.]

Wann ainer sagt, er hab schuldbrief [Seite: 191] oder ander brieflich urkhund verloren durch betrug seiner gegenparthei wider die si gelaut, das si im dieselben entfrembdt oder vernicht hab, so [Bl. 86b] ist genueg das er solchen diebstal oder vernichtung weise, und umb die inhaltung derselben brief wierdet glaubt seinem aid. wo aber solch vernichtung oder entfrembdung wäre beschehen nicht durch die widerparthei sonder ainen anderen, so ist nit genueg das ainer den diebstal weiset, sonder auch not die inhaltung und laut der brief, wo er derselben zu geniessen begert, zu weisen. und soll das beschehen durch personen die verständig sein, die notturft und abgang brieflicher urkhund zu erwegen wissen haben.

[Buch II Titel XII §. 5.]

Wann sich der antworter seiner sach in des clagers brieflich urkhund zeucht, so ist der clager schuldig dieselben sovil [Seite: 192] die sach berueren furzubringen.

[Buch II Titel XII §. 6.]

Herwiderumb, ob der clager sein clag auf des antworter brief gründet und sich darein zeucht, ist der antworter auch schuldig dieselben sovil die clagsach berueren furzubringen. [Bl. 87a] doch wo solch brief mer und ander sachen dann die darumb geclagt oder geantwort wierdet innen hielten, so bedurfen solch brief nit geoffenbart, sonder mügen die notturftigen inhalt bei dem gericht in gehaim ausgezogen und in das gerichtspuech geschriben, den partheien zu irem behelf wie vor steet abschrift davon gegeben, und der parthei so die brief eingelegt hat die brief wider zu handen gestellt werden.

[Buch II Titel XII §. 7.]

Wann ainer den anderen umb ain schuld beclagt und der antworter zeucht sich in des clagers raitpuech das er ine [Seite: 193] bezallt hab, so ist der clager dem antworter zu guet zu beweisung seines auszugs schuldig dasselb furzubringen.

[Buch II Titel XII §. 8.]

Ain abschrift wie die in recht furpracht wierdet ist albeg creftig wider die parthei, so dieselb furbracht hat, aber nit gegen der widerparthei. [Bl. 87b]

[Buch II Titel XII §. 9.]

Ob ainer dem anderen all sein ligent und varent guet ubergibt vermacht oder verschreibt, so werden dardurch nit verstanden, das die clag sprüch und gerechtigkhait so der gaber zu anderen hat ubergeben oder vermacht sein, es beschehe dann derselben sonderlich meldung.

[Buch II Titel XII §. 10.]

Die handschrift, so ainer bekhent als sein handschrift und darin die ursach der handlung oder schulden angezaigt ist, macht ain volkhumen glauben wider den so solch handschrift gegeben hat, ausgenumen, er bring in ordenlicher zeit dawider fur und weise den außzug [Seite: 194] des unbezalten gelts solcher handlung. wo aber der so ain handschrift gibt derselben handschrift absteet, als sei es nit sein handschrift, und obgleich die ursach der handlung oder schulden darin gemelt ist, so macht solch schrift allain khain glauben, sonder ist not das die handschrift gewisen werde durch zusamgleichung der [Bl. 88a] puechstaben und formb gegen ainander desselben schriften, die wissentlich oder bezeugt werden das si des schrift sein, der die beruert handschrift verlaugent.

[Buch II Titel XII §. 11.]

Die raitpuecher und schuldregister so ain sterbender geschriben hat und hinder sein verlässt weisen nichts. wo aber derselb sterbent aines gueten leben und lobmund gewesen, so möchten solch register ain anzaigen oder zu zeiten neben anderm behelf ain halbe weisung machen, und demnach durch den [Seite: 195] aid oder ainen gegrundten zeugen gar erstat werden sonst weissen die schrift und item, die ainer ime selbst geschriben und noch in seinem leben furbringt, wider ain anderen nichts volkhumens.

[Buch II Titel XII §. 12.]

Wo in ainem urkhund mer dann ainerlai handlung aufgeschriben sein, wo dann in ainem articl ainer handlung ain valsch gefunden wierdet, so wierdt der articl der [Bl. 88b] selben handlung als valsch geacht, und nicht das ganz urkhund oder die schrift alle helt aber dasselb brieflich urkhund nur ain handlung inen und wierdet in ainem articl valsch erfunden, so ist das ganz urkhund valsch und vernicht.

[Buch II Titel XII §. 13.]

In allen handlungen, darin die schrift von aigem wesen derselben sachen ist, haben dieselben schrift mer glaubens dann die zeugen. dergleichen in beweisung alter geschichten, dann des menschen [Seite: 196] gedächtnus ist schwach. dergleichen, wo vil articl in ainer handlung, als in raitung und in der gleichen sachen sein, wierdet den schriftlichen urkhunden auch mer glauben geben dann den zeugen, und in etlichen mer articlen.

[Bl. 89a] [XIII. Titel.] Von aiden.

[Buch II Titel XIII §. 1.]

Es sein manicherlai aid aber der erst, so gemainclich den partheien von gerichtswegen geben wierdet, haisset der aid fur gefärde und posha Titel

[Buch II Titel XIII §. 2.]

Der ander aid wierdet genumen von den zeugen so in recht khundschaft geben sollen, nemblich also: "ir werdet in denen sachen darumb ir zu zeugen benennt und ervordert sein die ganz volkhumen lauter warhait sovil euch wissen ist sagen, darinen gefärlich nichts verhalten noch unwarhait [Seite: 197] eintragen weder von aigens nutz poßhait miet gab gunst vorcht lieb freundschaft haß noch veindschaft noch von khainer anderen sach wegen, so durch menschen sinn erdacht möchten werden, sonder allein ansehen euer gewissen gegen got, das recht und die warhait [Bl. 89b], und was ir hierinnen bekhennen und khundschaft weiß anzaigen werdet niemant verrer öfnen biß solches in recht eroffent wierdet, getreulich und ungefärlich, als euch got helf und all heiligen. amen."

[Buch II Titel XIII §. 3.]

Der clager mag zu becreftigung seiner clag in der ladnung in den antworter den anzug thuen darumb zu sagen wie recht, darauf ist der antworter schuldig darumb zu sagen wie recht. wo aber der anzug in der ladung nicht beschähe und der clager ain halbe weisung thet, oder ain creftige rechtmässige [Seite: 198] vermuetung fur sich het, mag er sich zu volkhumer weisung auch an den antworter ziehen und im den aid darumben auflegen.

[Buch II Titel XIII §. 4.]

Widerumb hat der antworter wol macht, wo er nicht schweren wollt, dem clager den aid haimbzugeben selbst darumb zu sagen wie recht ist, den der clager alßdann anzunemen [Bl. 90a] schuldig ist. es wierdet auch gefragt, welcher parthei der richter den aid auflegen soll: darin soll der richter aigentlich aufsehen, bei welcher parthei er vermuet die warhait baß mugen erlernen, so soll dem merwissenden der aid gegeben werden. wo aber bede partheien die warhait wissen mugen, so soll der parthei der merer zu glauben ist der aid aufgelegt werden. sein si dann bede glaubwirdig, soll der clager zu erfüllung einer weisung den aid thuen. [Seite: 199]

[Buch II Titel XIII §. 5.]

Wer sich in der ladung oder sonst khainer clag oder articl in die widerparthei darumb zu schweren zeucht, und ob im durch dieselb widerparthei der aid haimbgeben wierdet, und alß dann die parthei den haimbgeben aid nit annemen sonder die beruerten clag oder articl mit zeugen weisen wollt, der soll darzue nit gelassen werden, dann es wierdet gesehen, er hab sich solcher khundschaft durch den erst beschehen anzug in die widerparthei verzigen. so ist auch durch solch mittl der partheien boshait [Bl. 90b] damit aine die ander ie zuzeiten gefärlichen zu verschimpfen understeet, furzukhumen.

[Buch II Titel XIII §. 6.]

Wo nach beschehnem aid, er sei auf ainer parthei anzug oder durch den richter auferlegt beschehen, ain urtl ergangen, in welcher craft der clager behabt het oder der antworter erledigt ist, und [Seite: 200] ain parthei brieflich urkhund oder ander rechtlich behelf wider solchen aid, die si nit auß betrug oder nachlässigkhait verhalten, in irer gwalt nit gehabt, sonder etwo von newem gefunden haet, furbracht und dasselb weisen möcht, so mag dieselb parthei den beschehen aid und das ergangen urtl damit widertreiben.

[Buch II Titel XIII §. 7.]

Es wäre dann die sach guetlich vertragen, so het solches nit stat, sonder der vertrag soll beleiben in craft der wilkhur, sonderlich wo im vertrag dieselb mainung von new gefunden urkhunden und anderen behelfen gemelt und eingeleibt wierdet. [Bl. 91a]

[Buch II Titel XIII §. 8.]

Ain ieder aid soll beschehen mit der maß und formb als er ainem zu thuen haimbgeben und aufgelegt ist.

[Buch II Titel XIII §. 9.]

Wann sich ainer zu bestättigung seines furgebens ain aid zu thuen erpeut, mag [Seite: 201] derselbig durch erkhantnus des gerichts zuegelassen oder abgeschlagen werden.

[Buch II Titel XIII §. 10.]

Ain ieder soll sein aid thuen inhalt seines glaubens darin er ist. dann soll ain jud auf das evangellio schweren, so verpottet er dasselb.

[Buch II Titel XIII §. 11.

Der aufgelegt aid oder auf ain anzug, so er gethon wierdet, hat craft ainer volkhumen weisung. darumb, so ainer auf des anderen ansinnen schwert er sei ime nicht schuldig, wierdet nit verrer gefragt ob er ime schuldig sei.

[Buch II Titel XIII §. 12.]

Wann ich dier ain aid haimb gib und du willt umb dieselb sach nit schweren sonder [Bl. 91b] kerest dich zu ainer anderen handlung in recht, und ob du nachmallen schweren woltest, so ist dier der aid nit nutz, dann du hast den nicht angenumen, di ich dier den haimb geben hab.

[Buch II Titel XIII §. 13.]

Wann sich ain parthei den aid zu thuen [Seite: 202] erpeut und die gegenparthei ist benuegig an demselben erpieten, lässt den aid nach, so ist es sovil als ob die parthei den aid gethon het.

[Buch II Titel XIII §. 14.]

Als der antworter wider den clager mit dem aid bezallt, also wechst auch dem clager gerechtigkhait aus dem aid den er thuet, und wierdet nit verrer gefragt dann das, ob der aid rechtlich beschehen oder nachgelassen sei.

[Buch II Titel XIII §. 15.]

Wiewol all gerechtigkhait-handlung bei dem gerichtstuel gehandelt sollen werden, so mag doch der aid dardurch auch der krieg [Bl. 92a] abgeschnitten soll werden von großmechtigen personen, auch von den schweer krankhen und gar alten dahaimb in iren höfen und wonungen aufgenumen werden, und nicht allain der beruert aid sonder ain ieder notturftiger aid, und hat stat nit allain in den person [Seite: 203] recht kriegen sonder auch in den kriegen.

[Buch II Titel XIII §. 16.]

Ob ainer ain unverständlichen aid thet, den hat der richter wider zu eraischen , damit er sein aid erleuter und erclär.

[Buch II Titel XIII §. 17.]

Es wierdet auch umb erlegt gelt behaltnusweiß der aid aufgeben und genumen in massen wie in anderen clagen die aines gueten glaubens sein.

[Buch II Titel XIII §. 18.]

Wem ain aid aufgelegt wierdet der hat nicht macht denselben zu verwideren ôn ursach, wiewol er den der widerpartheien so imen denselben aufgelegt wider haimb geben mag. [Bl. 92b] dann wo ainer den aid beruerter massen verwidert, wierdet er fur uberwunden gehalten. und ob die parthei der ain aid aufgelegt ain außlender ist, soll sein gwalttrager, ob er gleich darumb gwalt hat, zu solchem aid nit gelassen werden, sonder soll der landmarschalch [Seite: 204] der acta gelegenhait sovil not ist derselben abwesenden parthei richter schickhen den aid von ir selbst aufzunemen oder zuverwidern, und der widerparthei bei solchem aid zuͦ sein oder iren gwalttrager zu schickhen tag setzen und verkhünden. auf welcher parthei cosstung aber solches beschehen solle, steet in des landmarschalchs erkhantnus. und alßdann soll der außlendisch richter dem landmarschalch das so er gehandelt mit sambt den acta so ime zuegeschickt worden wider zuesenden, damit der landmarschalch verrer darauf wisse zu volfaren. [Bl. 93a]

[Buch II Titel XIV] Von entlichen urtln.

[Buch II Titel XIV §. 1.]

Ob mer person in ainer ladung [Seite: 205] gefordert und beclagt werden umb ain sach darumb die antworter nit underschiedlich verpflicht sein, und etlich erscheinen, etlich mugen aus eehafter not nicht gegenwurtig sein, so mag der richter gegen den gegenwurtigen umb ir gebürenden thail wol in recht volfaren und urtl fellen und das recht gegen den abwesenden aufschreiben, dann es wierdet verstanden, der sachen sein so vil als menig der beclagten person sein. wierdet aber ain person umb ain articl beclagt, dieselb rechtfertigung noch die urtl mag der richter nicht thailen. wierdet aber ain person umb mer dann ainen articl beclagt, so hat der richter wol macht umb etlich zu erkhennen und etlich ansteen zu lassen. anderst ists, wo ir zween oder mer umb ain sach oder [Bl. 93b] schulden unverschaidenlich [Seite: 206] verphlicht sein. dann so die urtl unverschaidenlich wider si gefellt wierdet, so beschicht die volfuerung wider den vermügenden, wo die anderen nit zu bezallen haben.

[Buch II Titel XIV §. 2.]

Der richter soll nit erkhennen umb das so durch die partheien nicht begert ist, wil er anderst der torhait und dem unrat entfliehen, dann die urtl soll der clag gerichtshandlung und rechtsätzen gemäß sein.

[Buch II Titel XIV §. 3.]

Wann ainer clagt umb einziehung aines guets so der antworter besizt, wo die gerichtshandlung wider den clager und fur den besitzer ist, soll der richter den antworter muessig zellen ist die gerichtshandlung fur den clager wider den besitzer, soll das urtl gestellt werden dem clager das guet einzuantworten, und der emphangen nutz und frucht [Bl. 94a] halben gehalten werden [Seite: 207] laut beder partheien furbringen und begeren in recht. dann welcher das posseß aus ainem gueten glauben gehabt het, wer die frucht so er emphangen und die verzert wären nit schuldig wider zu geben, sonder allain die so sich von verfahung des kriegs verfallen hetten. aber der besitzer aines bösen glaubens oder der gwalt und entwerung gethon hat ist all frücht, si sein vorhanden emphangen oder nicht emphagen, schuldig wider zu geben und zu bezallen.

[Buch II Titel XIV §. 4.]

Wo zween oder mer nit unverschaidenlich sonder in gemain mit ainander umb ain ausgetrukht maß oder zal verurthailt werden, und nicht ausgetrukht ist das ainer den anderen ubertragen solle, so dann ainer der urtl seines thails genueg thuet, mag er umb den abgang der anderen nit beclagt werden. [Seite: 208] [Bl. 94b]

[Buch II Titel XV. ] Gerichtscostung und abgenumen nutzen und früchten interesse oder schaden.

[Buch II Titel XV §. 1.]

Wann die partheien in iren rechtfertigungen die gerichtscosten und schäden oder abgenumen nutz und frucht begeren, so ist der richter phlichtig darumben zu erkhennen.

[Buch II Titel XV §. 2.]

Wer muetwilliclich kriegt in recht und underligt, der ist schuldig dem uberwinder die gerichtscosstung zu bezallen. wo aber ainer aus erberen rechtmessigen ursachen zu kriegen in recht bewegt wäre und verlur, der möcht von der gerichtscosstung enthebt werden, doch wierdet solches des richters erkhantnus bevolhen.

[Buch II Titel XV §. 3.]

Wer verphlicht oder verschreibt auf ain benannten tag ainicherlai zu gelten oder [Bl. 95a] zu thuen, [Seite: 209] thuet das nicht und khumbt daruber in recht, wiewol er sich alßdann genuegen zu thuen, so wierdet er doch gerichtscostung schuldig, dann sein aigen that handlung phlicht oder verschreibung soll ine ermanen dem tag und wort seines zuesagens nachzukhumen. wäre aber ain sach durch seine eltern oder ander ôn sein wissen gehandelt, und möcht sein unwissen vermuetlich in recht anzaigen, der mag der gerichtscosstung entfliehen.

[Buch II Titel XV §. 4.]

Die cosstung so ainer vor ausgang der ladung in ainer sachen thuet, es sei mit zerung, zu verhör, umb bevelch von der oberigkhait, oder in ander weeg, die sollen in die gerichtscosst nicht gerait werden sonder in die schäden.

[Buch II Titel XV §. 5.]

Die gerichtscossten werden bewisen mit dem aid und die anderen schäden und [Seite: 210] [Bl. 95b] abgenumen frucht durch khundschaft, ausgenumen in gwaltiger that. dann wo der gwalt bewisen, werden solch schäden und anders auch durch den aid bestät.

[Buch II Titel XV §. 6.]

Welcher ainen anderen fur dits landßrecht mit ladung zeucht der disem gericht nicht underworfen ist, der wierdet dem geladnen die cosstung schuldig zu bezallen.

[Buch II Titel XV §. 7.]

Der besitzer aines bösen glaubens ist schuldig zu widerkheeren all frücht, die er emphangen hat oder der clager davon emphahen het mügen. was dann notturftiger ausgab zu behaltung desselb guets sein, mag der antworter durch recht bekhumen, was aber ausgab sein damit das guet nüzlicher worden ist, mag er an den fruchten abziehen. anderst ists, wo der besitzer ain guet mit guetem gelauben besessen hat.[Bl. 96a] [Seite: 211]

[Buch II Titel XVI] Von ansatz und volfuerung der urtln.

[Buch II Titel XVI §. 1.]

Nach dem geprauch unsers landßrechten in Osterreich wie von alter heer, wann die entlich urtl gefellt ist so soll der partheien der dasselb urtl zusteet an die widerparthei ain gebotsbrief gegeben werden der urtl von uberantwortung desselben briefs in vierzehen tagen genueg zu thuen mit solcher warnung, wo das nit beschäch, werde man mit dem ansatz auf derselben widerparthei gueter volfaren. wo dann der urtl nit benuegen beschicht, so soll ain ansatzbrief gefertigt werden und darauf der undermarschalch oder des gerichts weispot ansetzen. so der ansatz beschehen ist, sol der richter dem angesezten ain anpotsbrief geben, [Seite: 212] darin er die widerparthei ermont den ansatz von dem angesezten in ainem monat zu erledigen mit verrer warnung, [Bl. 96b] wo das nit beschähe, werden dem angesezten erlaubt mit den agesezten guetern zu handlen nach seiner notturft, damit er seiner behebnus und costung auf der widerparthei ungehorsam geloffen entricht werde. so dann die parthei solchem anpot auch nit volg thuet, so soll der angesezt von dem gericht ain urlaubbrief erlangen, darinnen ime erlaubt werde die angesezten gueter zu verkhumbern, zu verkhaufen oder selbst inzuhalten und seiner erlangten gerechtigkhait davon zu bekhumen. und ob ainicherlai ubermaß daran wäre, damit soll gehandelt werden mit des gerichts wissen wie recht ist.

[Buch II Titel XVI §. 2.]

Und so der ansatz also beschehen und [Seite: 213] der urlaubbrief erlangt auf ain guet, darumb in recht geclagt und der widerparthei zueerkhennt worden ist, mag der dem solch guet mit urtl zuegefallen ist in dem ansatz beleiben und dasselb guet besitzen, ime werdt dann aus der widerthails guetern ain ubermaß [Bl. 97a] umb cosst und schäden, so soll mit schatzung derselben gehandelt werden wie hernach volgt.

[Buch II Titel XVI §. 3.]

Wo aber die sach ein persondlicher spruch wäre und der gewinnent umb genuegthueung willen der urtl angesezt wierdet, so dann der verlierent den ansatz nicht erledigt noch bezallt und dem gewinner der urlaubbrief gegeben wierdet, sol der gewinner zu stund mit fertung des urlaubbriefs ain verkhundung auf die widerparthey erlangen in vierzehen tagen auf ainen [Seite: 214] benanten tag oder den nechsten gerichtstag darnach durch sich selbst oder seinen gwalttrager zu khumen zu sehen und zu hören schatzung der angesezten gueter und sein einred zu thuen. und er khumb und schickh oder nit, soll dennoch die schatzung beschehen durch landmarschalch und beisitzer. wo si aber solches persondlich nicht thuen möchten aus ursachen merer geschaft oder nambhafter ursachen [Bl. 97b] und irrung der gueter, mag der landmarschalch solliches unpartheiischen verstendigen landleuten bevelhen sich zu erkhunden wie die notturft ervordert auf des gewinner cosstung, und solch schatzung in ainem monat dem nechsten nach uberantwortung der comission oder bevelchs zu enden. es soll auch in dem monat so der widerparthei zu der schatzung verkhundt ist [Seite: 215] vor gericht offentlich mermallen berueft und offen brief von dem landmarschalch ausgeen und angeschlagen, darin die angesezten gueter angezaigt werden, ob iemant wäre der ain merers als der gwinner darumb geben wollt, das derselb auf den benanten tag mit seinem erpieten erscheine. so dann die verliesent parthei ain ubermas laut der schatzung an den güetern het, soll darmit gehandelt werden inhalt des urlaubbriefs, und dem so es pillichen zuesteen soll beleiben, auch der dem die gueter zuegestellt von gerichts wegen [Bl. 98a] mit urkhund versehen werden, damit er khunfticlich seinen titl und posseß derselben gueter anzaigen müge. und welcher gewin er dise ordnung nicht hielt noch die schatzung annäme oder nicht beschehen ließ [Seite: 216] sonder ôn ansatz fur sich selbst inhielt, wo er dann vor ordenlicher ersitzung der nutz gweer und rechtlichen furbrauchs umb dieselben gueter angesprochen, wiewol er die vorerlangt suma nicht verlür, so wuerde er doch die eingenumen frücht an derselben suma abziehen und die ubermas zu bezallen schuldig, dann er möcht sich fur ainen besitzer des gueten glauben nicht anzaigen. doch sollen gefärd und unmüglich handlung zu der niemant verpunden ist hierin bedacht, und wie in anderen rechtmässigen sachen ausgeschieden sein. ob auch dem gewinner in erkhundigung der sachen und auf die bevelchman so dapfer cosstung liefe, soll ime dieselb zimblich nund nach massigung der bevelchman widerlegt werden. dann ainer so ain guet [Seite: 217] khauft mueß auch cosstung darauf thuen und nichts minder in seinem hauß notturft haben.

[Buch II Titel XVI §. 4.]

Wann auch durch lisstig handlung und betrug [Bl. 98b] der verliesenden parthei verhindert wuerde, daz khain khaufer zu den angesezten guetern gefunden werden möcht, und er selbst auch der urtl nit genueg thät, so soll dem gwiner das aigenthumb und herrlichait derselben güeter von gerichts wegen zuegestellt werden.

[Buch II Titel XVI §. 5.]

Ob der landmarschalch dem weispotten bevilcht volstreckhung ainer urtl zu thuen, und der landmarschalch wierdet seines ambts vor solcher volstreckhung erledigt oder stirbt dardurch der gerichtszwang erlischt. nichts minder ist der bevelch creftig und der weißpot schuldig denselben zu volziehen.[Seite: 218]

[Buch II Titel XVI §. 6.]

Ob ain landmarschalch ain entlich urtl gibt und vor volziehung derselben mit todt abgeet oder des ambts erledigt wierdet, so hat der nachkhument landmarschalch nicht macht uber die beruerten ergangen urtl zu erkhennen ob si wol oder ubel gesprochen sei, sonder gebürt seinem ambt dieselben zu volziehen und darauf zu handeln als ob er solliches urtl selbst [Bl. 99a] gegeben het. und ob die parthei wider die solch volfuerung beschehen ist soll die ungerechtigkhait der urtl furzüg und sich die zu weisen erbüte, soll die nicht gehört werden, dann die vermuetung des rechtens ist fur die urtl und wider die parthei. doch ist derselben parthei nichts abgeschlagen die nichtigkhait der beschehen gerichtshandlung und urtlen in ordenlichem rechten nach der volfuerung [Seite: 219] furzubringen und verrer rechtens darumb zu begeren.

[Buch II Titel XVI §. 7.]

Das entlich urtl in sprüchen in das guet macht niemant ainen herren des zuegethailten guets sonder der ansatz, das ist, so ainem das guet auf die urtl mit gerichts handen eingeantwort, so wierdet demselben die aigenschaft damit gegeben. aber in persondlichen sprüchen, so ainer auf güeter angesezt wierdet, hat der angesezt dieselben allain bstandweiß inen.

[Buch II Titel XVI §. 8.]

Der ordenlich richter so verdächtlich erkhennt wierdet mag nichts minder unverhindert solches furgebrachten verdächtlichait die urtl, so der [Bl. 99b] richter neben ime und an seiner stat geordent gegeben, volziehen.

[Buch II Titel XVI §. 9.]

Wann der richter ainem ain peen auflegt in ainer benanten zeit ainer urtl genueg zu thuen und der glauber [Seite: 220] erlengt ime die täg, so ist der schuldner dem richter die peen nicht schuldig, wiewol er des richters gebot khain benuegen gethon hat. dann der richter soll nicht verrer fragen, dann was die partheien mit seinem wissen und willen handeln.

[Buch II Titel XVI §. 10.]

Welcher in ain guet gesezt wierdet oder das mit recht erlangt der hat nit mer gerechtigkhait daran dann sein widerparthei von den er solch guet erhabt, dann ain iedes guet geet in den nachvolger mit den beschwerungen und anhengen die vor der rechtfertigung darauf ligen. so ist auch ain rechtmässig wort: "was zwischen zwaien gehandelt wierdet, soll dem dritten so nicht ervordert ist nicht zu schaden khumen. doch wo iemand in ain guet angesezt, und wuerde darnach befunden, daz solches nicht richtig des verlüstig" [Bl. 100a] en [Seite: 221] antworters wär sonder ainer dritten person mitaigenthumb phandschaft oder anderer parthei umb was ir an demselben guet mangeln und abgeen wuerde auf ander der verlüstigen partheien gueter angesezt, und der dritten person, so si in der rechtfertigung nicht begriffen, ôn nachtail erledigt werden.

[Buch II Titel XVI §. 11.]

Ob der ansatz umb persöndlich sprüch ain zimblichs höher und teurer, dann der spruch ist und erlangt schaden und cosstung beschicht, nichts minder hat der ansatz craft, und sonderlich wo das ligent oder varent guet bedarf, soll der ansatz so vil hoher beschehen, damit man auch dasselb darlegen davon bekhumen mug.

[Buch II Titel XVI §. 12.]

Wo der richter befindt daz der persondlich spruch nit so gar lauter [Seite: 222] oder richtig wär, soll er auch sein handlung mit dem ansatz mässigen, damit der abwesend nicht zu hoch beschwert werde, und sonderlich in der anderen erkhantnus [Bl. 100b] umb bezalung des clagers, dann in der anderen erkhantnus auf die ungehorsam hat es minder stat.

[Buch II Titel XVI §. 13.]

Was umb brief dem landschreiber auch underlandmarschalch oder weispotten zu volfuerung der urtl gegeben wierdet und was cosstung auf solch volziehung zimblich und notturfticlich laufen, die sollen in abrichtung des ansatz zu der gerichtscosstung gerait werden.

[Buch II Titel XVI §. 14.]

Wer wider den ansatz mit gwalt fräfelt der soll in unser straf gefallen sein.

[Buch II Titel XVI §. 15.]

Umb schulden soll auf die güeter so zu heiratguet verschriben sein nicht [Seite: 223] angesezt werden aus ursach der rechtlichen freihait so heiratgüeter haben, die darumb gegeben sein, das die conschaft davon underhalten werden soll. anderst ist in der widerlegung, dann von des mann schuld wegen soll das weib ires zuegebrachten guets nicht beraubt, dergleichen der man von des weibs [Bl. 101a] schuld wegen seines gebrauchs und nutz in dem heiratguet zu der chonschaft und erhaltung nicht entsezt werden.

[Buch II Titel XVII] Von peen und straf.

[Buch II Titel XVII §. 1.]

Zwaierlei peen und straf sein: etlich wirdet von dem gesetz geordent und haisset ain ordenliche peen, die ander wierdet durch verwilligung der partheien angenumen und haisset ain wilkhurliche peen. die ordenlich peen [Seite: 224] ist der richter schuldig zu erkhennen, die wilkhurlich steet in der partheien, und sonderlich der dieselb zuegesprochen werden solle, willen begeren oder nachlaß.

[Buch II Titel XVII §. 2.]

Ain iede straf soll von aller mißhandlung des strafer frei sein. und soll die zucht der wort oder die straf der that allein dem gemainen nutz zu guet und sonst nicht beschehen, und verhüet werden das die peen nicht schwerer [Bl. 101b] sei dann das versprechen, und in gleichmässigen handlungen nicht ainer gestrafft, der ander als unwissent ubersehen oder gar nicht ermont werde. zumal soll in der straf khain zorn erscheinen, dann das gemüet so mit zorn bewegt wierdet sihet selten die maß was zu thuen sei. zu sorgen, ob auch der zornig die warhait erkhennen muge. ain iede straf [Seite: 225] soll mit maß und wag der erberkhait und rechtens gewegen werden nach gelegenhait der verprechenden handlung gemuets, furnemens verachtung der person, wie dann solches ainer ieden handlung und gemaines nutz notturft erfordert.

[Buch II Titel XVII §. 3.]

Welcher erb iemant geistlich oder weltlich ain guet so demselben in ainem geschäft geordent wär ôn ursach betrieglich vorhellt verlaugent oder verzeucht und nicht bezallt, lässt sich darumb in recht beclagen, der soll das geschafft guet raichen, und so vil als der wert desselben guets ist zu peen bezallen.

[Buch II Titel XVII §. 4.]

So ainem ain geltstraf rechtlich aufgelegt [Bl. 102a] wierdet und derselb vermag solch straf nicht zu bezallen, der soll die mit dem leib büessen.

[Buch II Titel XVII §. 5.]

Ob landschreiber procuratores gerichtspot [Seite: 226] weispot furpieter oder ander des gerichts personen iemant tringen oder betriegen uber den gesezten lon und die maß so oben bestimbt ist, und darumb rechtlich beclagt werden, die sollen die ubermas bezallen und umb zwaimal so vil die ubermaß ist dem gericht gestrafft werden, der widerparthei die cosstung vorbehalten.

[Buch II Titel XVII §. 6.]

So der richter ainem ain peen sezt, soverr er den clager in ainer bestimbten zeit nicht bezallt und derselb schuldner verändert dits gericht mittler zeit, zeucht sich daraus und zalt nicht, nichts minder ist er disem gericht peenfellig, und hat der richter so die peen aufgelegt macht, wo er denselben in seinem gerichtszwang betrit, gegen seinem leib und guet darumben zu handlen.

[Buch II Titel XVII §. 7.]

Die peen, so ain parthei der anderen [Seite: 227] aus ursachen [Bl. 102b] irer handlungen rechtmessiclich zu thuen ist, haben wir durch unser bevelch der partheien zu nachtail nit abzuschaffen.

[Buch II Titel XVII §. 8.]

Wer ladung-articl oder ander verkhündbrief, so von unß und wer unser oberigkhait ie zu zeiten verwaltet ausgeen und angeschlagen werden, abreist fräfenlich und des uberwisen wierdet, der soll unß hundert phund phening zu straf verfallen sein, wer so vil an dem guet nicht hat, der büeß es mit dem leib.

[Buch III]

In das drit puech des landsrechten vorred.

Als wir in den vörderen zwaien püechern beschriben haben von den gerichtspersonen und ordnung des gerichts, und [Seite: 228] so nun der merer Thail aller gerichtshandlung der güeter halben und aus den gerechtigkhaiten so die menschen darzue zu haben vermainen [Bl. 103a] entspringen, und die vier wörtl "mein und dein, es ist und ist nit" alle ursach zu krieg geben, darumb hat unß fur not angesehen numallen zu entdeckhen, welcherlai güeter in des menschen geprauch nutz posseß und aigenthumb fallen, und durch was handlung der mensch solch güeter uberkhumen müge, und wie in gemain ain ieclichs guet gethailt werden soll. wie wol wir bedenkhen, wie die rechtgelerten so vor zeiten die recht ainßthails in teutscher zungen ausgezogen albeg den fuesstapfen irer lernung nachgetretten, damit si nit gesehen wuerden aus dem weeg irer puecher zu geen, aber wenig aufsehen gehabt [Seite: 229] unserer zeiten regierung schikhlichait und geschichten derselben üebung gemainer gebrauch und erforschung der händl, dann unser wesen und gepreüch der römischen zeit wesen und handlung denen das geschriben recht aufgesezt worden ganz undgleich ungemäß und verr davon sein. [Bl. 103b]

[Buch III Titel I] Von thailung des recht.

[Buch III Titel I Einleitung.]

Deshalben wöllen wir sagen von thailung der güeter disem unserm fürstenthumb gemäß. und ob dieselb ainsthails ab dem weg der geschribnen recht wiche, wolle si niemand beschenen sonder die sachen unserer notturft gleichmässig mit dem trewisten versteen.

[Buch III Titel I §. 1.]

Anfenkhlich werden alle güeter gethailt in geistlich und weltlich oder [Seite: 230] zeitlich. die geistlichen sein, die zu der eere gottes ergeben und gebraucht und zu underhaltung des cristlichen glaubens gewidembt sein. von denen vil zu sagen hie ôn not und unsers gemüets nicht ist. aber die weltlichen und zeitlichen güeter werden gethailt in gemainsame und sondere güeter.

[Buch III Titel I §. 2.]

Der gemeinsamen güeter sind etlich aus [Bl. 104a] naturlichem rechten allen tieren gemain, als luft wasser erdrich und was darin und darauf wechst, deren alle thier der erden gleich geniessen zu enthaltung ires lebens, aber nicht zu aigenschaft des umbkraiß der ganzen welt und seiner begreifung niemant zuezelt werden mag dann got allain, der die ding allen thieren gemain zu underhaltung geschaffen hat, doch entlich von des menschen wegen, aber under den [Seite: 231] menschen sein etlich gueter gemain allen völkhern, also das auch ainem ieden frembden gebürt dieselben zu geprauchen, doch dem so gerechtigkhait daselbst hat ôn nachtail als scheffart auf schefreichen wassern die mag ain ieder prauchen, doch bezal maut zol und ander vorderung. item, die schef an den gestetten zu heften doch in den rechten ladstetten, allain die nottruft des winds oder schifpruchs trib ainen an ain ander land, alßdann mag er auch auf aines anderen gründ heften oder lenden, dem herrn des grunds an seiner gerechtigkhait unvergreifenlich.

[Buch III Titel I §. 3.]

Es sein auch gemaine güeter, die ainer ieden gemain wie si sonderlich in stetten oder dörfern [Bl. 104b] versamelt werden und nicht den frembden zugehören, aussgenumen den es vergünt wierdet, als die offen plätz, khaufmärkht [Seite: 232] waidwasser zu geprauch des viehs und ander notturft gemaines nutz derselben stat oder dorfs. aber die sonderen gueter sein die, die so sonderen personen zu geprauchen oder zu nutzen oder aigens weis zu geniessen rechtlichen zuegebüren. und die nechst gemelten gemainen und ietz beruerten sonderen gueter werden durch die menschen manicherlai weiß uberkhumen und an sich bracht, als durch erbschaft geschäft gab khauf teusch lehen volziehung der urtlen und in ander weeg, wie durch die nachvolgenden titl clärlich gesehen wierdet.

[Buch III Titel I §. 4.]

Es ist meniclich unverporgen das die wilden thier, die vögl in den lüften, die visch in den wassern und das wilprät in den wälden von natturlicher ordnung frei allen thieren gemain und des aigen sein, der si zum ersten [Seite: 233] fahet oder begreift, aber numallen, so das erdrich und die gründ allenthalben durch die oberigkhait und herlichait [Bl. 105a] verfangen, und der mensch sich und sein geschlecht selbst gephrengt und in gehorsam dem gesetz zu leben ergeben, hat er ime und anderen menschen die natturlich freihait selbst genumen, das er doch den wilden thieren des luffts erdrich und wasser gestatten mues, und hat in der mensch durch zueziehung der aigenschaft der güeter selbst maß geben, das er in aines anderen gründen wälden wasser oder erdrich nit greifen sol daselbst zu jagen, zu hetzen, zu baissen oder in ander weeg sein nutz und notturft zu suechen wider wissen willen und verhengen des grundherren oder dessen so die oberigkhait des gejaids und wild derenden hat. [Seite: 234]

[Buch III Titel I §. 5.]

In disen fällen der gejaid sein khünig und fürsten ausgeschieden, die zu ergezlichait irer müe und arbait damit si täglich als herren der khunigreich und lande beladen sein besonder freihait haben, hie auszuzaigen ôn not, daz ain ieder verständiger bei ime selbst ermessen mag.

[Buch III Titel I §. 6.]

Ob iemant ain wilprädt scheust oder verwundt [Bl. 105b] in seinem gejaid und grund, und es trit auf aines anderen gründ und gejaid, so er ime nachkhumbt wie die röt und das gespür solcher verwundung und außdrits anzaigt, mag er das wilprädt daselbst gar fellen und nemen, doch dem herren des das gejaid am selben ort ist ainen lauf vereren, damit gesehen werde, das er solches nit verhollen oder haimblich gefellt hab. wo er aber dem wilprädt nicht nachkhumbt und [Seite: 235] verlässt das, so ist es des, der das auf seinem grund betrit und fellt, findet es aber ain gemainer man berüerter mainung auf seinen gründen, fellt dasselb oder das im die röt zu vil entgangen ist, soll ers nicht heben sonder dem herren des orts anzaigen, der mag dasselb annemen und den gemainen man davon begaben, und ob die gejaid auf denselben gründen aines anderen wären, demselben sein gerechtigkhait, das ist ain lauf davon senden, damit nichts verdachts und arlistigs sonder öffentlich und an dem tag gehandelt werde. ob aber iemant in aines anderen gejaid [Bl. 106a] ôn erlauben muetwilliclich jaget, wilpradt schuß oder fellet, der ist des zeugs darmit er solches thuet verfallen dem herrn des gejaids. und ob er so starckh wär daz er sich desselben [Seite: 236] gwelticlich setzet, mag umb ain frfl und gwalt zu ime geclagt und darumb gericht werden. wierdet aber ain pawer oder gemainer man als begriffen, der soll nicht allain den gezeug verlieren sonder darzue seinem herren angezaigt, damit er gestrafft werde. dann es ist offenbar das vil gemainer leut dem hasen und wilprädt schiessen, den wilden hüenern und anderm wilprät vahen, auch dem vischen und kreussen haimblicher weiß nageen, ir arbait gründ und güter verlassen, mit dem fang und genieß solcher waidnen, dem wein und voller weiß obligen dardurch ir heuser güeter und gründ veröden und zu armuet khumen, die sollen wo si das vermügen an dem guet, oder ob des muetwillen und diebstals sovil wär, an dem leib nach gestalt irer verhandlung von iren herrschaften [Seite: 237] gestrafft und [Bl. 106b] gebessert werden. dann dem gemainen mann, der selten in gueter zucht mit sitten vernunft und tugenden erzogen, ist albeg die leichtfertigkhait vor augen zu seinem selbst nachtail dem muetwillen und lust zu leben, wo er nicht in sorgen und straf gehalten und der frei will gezaumbt ist.

[Buch III Titel I §. 7.]

Dergleichen soll es gehalten werden mit dem vogelgejaid, das allain der so die gerechtigkhait hat tenn zu schlahen und zu verlassen der desselben macht hat und ime ôn seinen willen und erlauben sonst niemant auf sein gründ nichts fahen soll. wiewol pillich niemant so gar unvernuftig ist, der seinen nachberen oder ainem anderen erberen mann des adels verpieten an ainem vergeben rit durch des anderen gründ mit dem vederspil [Seite: 238] zu baissen oder füchs und hasen ungefärlich vom strickh ôn schaden der gründtrait und frücht zu hetzen, dann in dem allen soll ain vertreulich menschait zu bederseits gehalten werden, aber schedlich raitzung und gefärd soll iederman verpotten sein. [Bl. 107a]

[Buch III Titel I §. 8.]

Die imen oder pinn werden auch geacht under den wilden thierlein. darumben setzen wir derhalben solche maß, wann ainem ain swaden imen oder bin entgeet und sich uber ain gewandten wegs auf ainem anderen grund oder paum anlegt, und der dem er entflogen ist khumbt demnach und hat sorg das er sich weiter legen möcht, so mag er in schöpfen doch daselbst steen lassen, und dem so den grund praucht und neust zu stund solches zu wissen thuen, und denselben khunfticlich so er ime geriedt mit ainem [Seite: 239] hönigfladen zimblichen zu vereren erbieten. wo sich aber ain schwaden anlegt dem niemant nachkhumbt und verlassen ist, den soll der so in findt nicht schöpfen noch die hönigfladen außschneiden ôn wissen des so den grund in nutz und prauch hat. und welcher ee geschikht ist mit körben oder binchor den schaden darein zu fahen, der mag das thuen. und welcher den behalten will, soll halben thail des werts nach gelegenhait des schwaden und hönigsamen auch das binkhor dem anderen treulichen bezallen [Bl. 107b]. doch hat der so das binchor darzubringt die merer waal den schwaden zu behalten oder zu lösen zu geben.

[Buch III Titel I §. 9.]

So aber ainem ain schwaden entgeet und sich inner ainer gwanten wegs anlegt, der mag den so er ime [Seite: 240] nachkhumbt, unverhindert das der grund der paum aines anderen ist, wol schöpfen dem früchtigen paumen ôn nachtail.

[Buch III Titel X §. 10.]

Wiewol auch der phaben und tauben nattur wild geacht werden, so wöllen wir doch das die phaben und haimbischen tauben wie haimisch huner oder genß so bei ainem hof oder hauß erzogen gehalten werden. und nachdem dieselben all ôn müe und cosstung nit zu ziehen noch zu behalten sein, so sollen si, wo si iemant entfliegen und ob sie gleich verr von irer herren angesicht khumen und inen nicht nachgevolgt wierdet, wo si wissenstlich betretten, dem der si erzogen oder vor der entfliegung [Bl. 108a] mit guetem wissen gehabt hat wider volgen. und wer si irem herren von sines nutz wegen darüber vorhellt, der ist nicht ôn straf und verdächtlicha Titel und nachdem die [Seite: 241] tauben etwo merkhlich schaden in dem traidfeld und zu zeiten anderen früchten thuen, dardurch sich niemant understee mit anderer leut nachtail sich und sein viech und nottruft zu bessern, so sollen die tauben khöbel nindert dann bei den rechten mairhöfen gehalten werden. ander gemain leut so traidpaw haben mügen auf ainer stangen sovil als ain phluegrad begreiff taubennest zeunen, die anderen halblehner und herberger sollen dieselben nicht öffentlich zu dem ausflug sonder in den stuben oder gemachen halten.

[Buch III Titel I §. 11.]

Desgleichen, wann ainer ain wild thier geendes oder fliegents erzüg das von und zu dem hauß zugeen oder zu fliegen gewent wär und ime fieng dasselb iemant wissentlich auf, der ist es schuldig wider zu geben seinem herren des es vorg gewesen will er [Seite: 242] [Bl. 108b] anderst nicht beclagt und darumb gestrafft werden. und sonderlich so ain solch thier an im tregt ring glockhen geschuech oder ander zaichen dardurch es als ain erzogen thier erkhennt wierdet, die sollen auch in gejaiden nicht gefellt werden. wo aber iemant solche thier fächt und inen khumbt niemant nach dieselben zu ervorderen, so mag si derselb behalten ain quotember lang und darnach verrer seinem willen nach damit handlen.

[Buch III Titel I §. 12.]

Der gemain man soll mit solchen händlen nicht zu thuen haben, als oben angezaigt ist. und ob er ie zu zeiten zu wald oder gehülz ain jungs wild oder obernennts haimblichs erzogen thier und wilprät findet und haimbpringt oder dahaimen erlangt, der soll es bei peen oder straf uber drei [Seite: 243] tag nicht vorhalten sonder seinem herrn zuebringen.

[Buch III Titel I §. 13.]

Es wierdet fur ain hofweis und scherzlich gehalten aber nit wol, das ainer dem anderen waidlich hund am furziehen fur [Bl. 109a] die heuser und hinweckh lockhet oder sonst auffahet das grossen unwillen gebirt. deshalben solche entfrembdung von meniclichen vermitten beleiben, und wo si beschäch von der oberigkhait ggestrafft, und der entfüert hund widergeben werden soll.

[Buch III Titel I §. 14.]

Was auch von des menschen haimbischen vieh und thier geboren wierdt das ist auch in seiner aigenschaft. aber wolf beren lux und dergleichen schedliche und gefärliche thier soll niemant erziehen. dann entgeen si irem zuchtherrn und thuen iemant schaden, so soll derselb den schaden büessen. [Seite: 244]

[Buch III Titel I §. 15.]

Die vischerei auf den schifreichen wassern hat ain gstalt wie mit dem gejaid des erdrichs. dann so die wasser numallen allenthalben mit oberigkhait und herrlichaiten verfangen, sol khainer ôn des anderen willen und erlauben auf der frembden wassern vischen. wierdet er begriffen so hat er den zeug verloren, sezt er sich des zu geben mag [Bl. 109b] er ains fräfels beclagt und also mit recht gestrafft werden, dann sich soll ain ieder des benüegen so im zuegehört und ander leut gueter gründ und gerechtigkhait nicht antasten. wo aber iemant auf solchen grossen wassern mit ainem angl ie zu zeiten kurzweilet, als nicht von nutz verkhaufens wegen noch damit ainicherlai gerechtigkhait zu schöpfen noch anderer gefärlicher mainung, so soll niemant so grob sein dasselb zu weeren. doch das [Seite: 245] die anglen nicht eingesezt werden, solches auch nicht in den awen noch den beschlossen tumpheln und alt wassern die nicht durchfliessen ôn willen der herrschaften die da gerechtigkhait haben.

[Buch III Titel I §. 16.]

Es soll auch gleicher mainung gehalten werden auf den grossen pächen oder flüssen so nicht schifreich sein. doch auf denselben grossen pächen soll auch das vischen nicht allain mit dem zeug sonder mit der schnuer reuschen und aller gestalt verpotten sein. [Bl. 110a]

[Buch III Titel I §. 17.]

Was ain gwaltiger flus iemant seinem grund zueschüt, daz ist auch sein grund. ain zueschüt oder anschüt ist ain verporgen merung daz zu ainzing durch den fluß iemant grund zuewechst, das zu ieder zeit und weil solcher anschüt nit wol gemerkht mag werden.

[Buch III Titel I §. 18.]

So der gwalt aines fluß von iemant grund ain nambhaft ort wekhreist [Seite: 246] und an ainem anderen grund zuetregt, also daz der hingerissen grund erkhennt wierdet, so beleibt derselb grund dennoch des er vor was. und ob die paum so auf solchem grund weckh getragen werden murzeln an dem anderen grund lassen, so sein si des ersten und des so derselb ander grund ist gemain.

[Buch III Titel I §. 19.]

Ob in ainem grossen fluß ain aw die man auch ain werd nennt angeschüt wierdet in rechter mitten des fluß, dieselb aw oder der werd ist der gemain so zu bederseits gründ an dem gstat haben nach gelegenhait weit und größ derselben gründ des gestats. [Bl. 110b]

[Buch III Titel I §. 20.]

Ob aber der werd oder die aw ainem gstat näher dann dem andern ist, so gehören si dem zue so gründ an dem neheren gstat haben.

[Buch III Titel I §. 21.]

Ob sich aber ain fluß thailt und an ainem ort in aines oder merer grund [Seite: 247] einbricht und fleüßt alßdann wider zusamen, also das aus denselben grunden gestalt aines werds gemacht wierdet, dieselben gründ und werd beleiben denen deren si vor gewesen sein.

[Buch III Titel I §. 22.]

Wer teicht weier vischgrueben einsetz auf seinen gründen macht, und iemant darauf begriffen wierdet der vischt ôn erlauben mit welcherlai zeug das sei nichts ausgenumen, der thuet ain diebstall und ist das so er bei ime hat verfallen, wo er nicht visch gefangen, soll er an dem pranger mit rueten gestrafft werden umb den bösen willen, ist er anderst ain gemainer man. [Bl. 111a] wo aber visch bei ime ergriffen, soll er mit strengem rechten gestrafft werden wie sich umb solchen diebstal gebürt. thuet es aber ainer vom adl oder ritterlichen dienstleuten und vertregt sich nicht mit seiner widerparthei güetlich und [Seite: 248] erwart darumb der clag, der soll bezallen so vil der clager in recht schweren mag, daz er visch in arkhwon des diebstals verloren al die zeit derselb dieb in der nachperschaft gewont hat. und wierdet derselb durch die urtl unlobmündig und seiner eeren entsezt und soll darzue von dem gericht geschafft werden. aber widerlegung seiner eren mag er bei unß als herren und landßfürsten erlangen.

[Buch III Titel I §. 23.]

Welcher nambhaft und groß teicht oder weier auf seinen gründen machen will, der soll allen vleiß thuen dieselben mit starkhen genuegsamen stathaften thamen terassen fluchtgräben ablassen und anderen notturften dermassen zu versehen, damit [Bl. 111b] [in] wolkhenprüchen und güssen und anderen unglükhlichen geschichten seinen nachperen so gründ und güeter [Seite: 249] under seinem teicht haben nicht schaden oder nachtail beschehe, dann er wuerde denselben schaden auf anzaigen der widerpartheien und erkhantnus des gerichts schuldig zu bezallen.

[Buch III Titel I §. 24.]

Niemant soll teicht oder weier schütten auf seinen gründen, das dardurch anderer leut gründ schaden oder nachtail entstee oder mit dem wasser ertrenkht werden, er hab sich dann zuvor mit denselben grundherren auch den leuten so den gebrauch und nutzung auf denselben gründen haben darumb vertragen.

[Buch III Titel I §. 54.]

Ob iemant darüber schut und nicht willen erlangt und ertrenkht die frembden gründ, wierdet er darumb beclagt, der soll den teicht abthuen, die gründ müessigen, und sollen die schäden der verderbten gründ von oberigkhait wegen beschaut [Bl. 112a] und geschäzt und [Seite: 250] durch den antworter widerkheert und bezallt werden. wo ime aber ainer auf sein gründ ain merkhlichen nutz mit derlai vischerai schaffen möcht und solches der anderen gründ ains tails berüeren wuerde, und der sich erpeut ime nach aller pillichait fur dieselben gründ benüegen zu thuen mit gelt, gemessen gründen oder in ander weeg, wo dann dardurch behauste güeter nit verödt werden, ist er schuldig ime zu wilfaren.

[Buch III Titel I §. 26.]

Wann ainem ain teicht durch wolkenprüch güß oder ander geschicht abbricht oder ubberscheust also das ime die visch entgeen, wo er inen dann zu stund nachkhumbt mag er die in ainem veldpächlein wider auffahren, unverhindert ob dasselb pächlein nit sein ist. was auch visch auf ander gründ geschlagen werden mag er auch [Seite: 251] heben. wo si aber in aines anderen teicht oder in ain recht vischwasser da dergleichen visch innen wären [Bl. 112b] schiessen, hat er nicht macht denselben nachzusteen, es werde im dann vergünt oder derselb teicht wär öd und nicht besezt, so ist der herr des teichts darein die visch fliessen ime die auf ain zimblich zerung volgen zu lassen schuldig. khumbt er aber bald, das ist in ainem tag und nacht nach der güß, den vischen nicht nach, so sein si an der trückhen des der si zum ersten ergreiff, dann es ist ain thier das ôn wasser bald verdirbt, und was an das wasser khumbt ist des dem das wasser zuegehört.

[Buch III Titel I §. 27.]

Es sein auch leut die sich understeen güeter zu überkhumen mit schätz suechen und graben, sehen in die pavillen, prauchen zauberei und [Seite: 252] seltzam segen und caracteres. was derselben betrieger sein die sollen nicht geduldt sonder gestrafft werden an dem leib, und ob si etwaß von schätzen finden, die gebüren den grundherren zue. dergleichen betrieger sein die so mit der archomei umbgeen und sich [Bl. 113a] anderer khünsten austhuen, der si doch nicht versteen noch wissen und die leut damit ansetzen und betriegen.

[Buch III Titel I §. 28.]

Wer ainen schatz findet auf seinen selbst gründen und güetern dem soll er beleiben, und hat ain ieder wol macht auf seinen gründen schätz zu suechen, aber nicht auf frembden noch mit den verpotnen khünsten. vindet er aber ainen schatz vergebenlich auf ainem frembden grund, so beleibt er halber dem grundherren und halber dem der in findet. wierdet er gefunden an [Seite: 253] ainer geweichten stat, so ist es geweicht oder geheiligt guet, so beleibt es der kirchen gar. ist zeitlich oder weltlich guet, dabei soll dem finder sein halber thail gegeben werden.

[Buch III Titel I §. 29.]

So ain taglöner an seiner arbait in mauerprechen oder erden graben oder anderer arbait ainen schatz findet vergebenlich, so gebürt dem herren der schatz, er soll aber dem [Bl. 113b] taglöner zusambt seinem taglon ain zimblich fintgelt davon geben. ist aber der taglöner zu dem schatz graben bestellt und findet in, so hat er nichts dann sein taglon, der herr begab ine dann von freiem willen.

[Buch III Titel I §. 30.]

Ob ainer dem ain guet oder grund versezt ist ain schatz darin findet, der wirdt nur halber sein und halber des phandherren. dergleichen ist in den bestand- und zinßguetern darinnen [Seite: 254] ainer den gebrauch nutz und niessung hat und ain ander rechter herr ist.

[Buch III Titel I §. 31.]

Welcher sonst gelt cleinat oder varende güeter auf der strassen findet, der soll die nicht verhalten sonder öffentlich bei den kirchen und märkhten verkhünden lassen. und ob wissentlich und grüntlich erfunden wierdet wem solch gelt oder guet zueghört, dem soll es ôn waigerung wider geantwort werden. verhellt er es aber, so mag derselb wie umb ainen diebstal gestrafft werden. wo [Bl. 114a] so bald niemant khöme, soll er dasselb gelt oder guet jar und tag behalten, khumbt dann niemant der dem gefunden guet nachstellt, mag der finder damit handlen nach seiner notturft ôn meniclichs irrung.

[Buch III Titel I §. 32.]

Verrer werden die güeter gethailt in leiblich und unleiblich. die leiblichen gueter sein, die von natur durch die [Seite: 255] auswendig sinn begriffen werden mugen, als gründ heuser claider gold und ander dergleichen sichtig ding. die unleiblichen sein die, so durch die inwendig sinlichait verstanden und nicht berüert werden mügen, als da sein gerechtigkhait der erbschaft oder verphlichtung gerichtszwang, auch herrichait und oberigkha Titel und in denselben unleiblichen güetern wierdet die geduldt des gebrauchs geacht als ain uberantwortung desselben guets und gerechtigkha Titel wie nun die alle sein und wie wier dieselben uberkhumen mugen, wierdet zum thail in den vorbeschribnen auch mer in nachvolgenden articlen nach der leng verstanden. [Bl. 114b]

[Buch III Titel II.] Von gebrauch und [Seite: 256] nutz, auch von gebrauch allain ôn nutzung der gueter.

[Buch III Titel II §. 1.]

Gebrauch und nutz ist ain recht zu gebrauchen und niessen aines frembden guets ôn verletzung desselben guets und das es in ime selbst behalten werdt. Dann wo dasselb guet vergeet, wierdet auch aufgehebt das recht des berüerten gebrauchs und nutz. und ist ain persondlich handlung, dann si endet sich mit der person, desgleichen der gebrauch. wer den nutz hat der hat auch den gebrauch, aber nicht widerumb wer den gebrauch hat daz er auch den nutz hab.

[Buch III Titel II §. 2.]

Gebrauch und nutz hat ain underschaid mit der aigenschaft. dann es mag sein das ainer die posseß aigenschaft und rechte herrlichait aines guets, und ain ander den gebrauch und nutz [Seite: 257] innen hab, als so ainem ain grund als erben verlassen und der gebrauch und nutz desselben grunds ainem [Bl. 115a] geschäft weiß zuegestellt wierdet, so hat der erb die plossen aigenschaft und rechte herrlichait desselben grunds ân den gebrauch und nutzung, und in mer dergleichen fällen.

[Buch III Titel II §. 3.]

Niemant mag für sich selbst oder seine nachkhumen den langwierigen gebrauch und nutz aines guets so er gehabt das posseß oder aigenschaft einfüeren, wo wissentlich wierdet das ime oder seinen nachkhumen solcher gebrauch und nutz plößlich gelihen ist.

[Buch III Titel II §. 4.]

Ain ieder so geprauch und nutz gründ und güeter hat, der soll dieselben gebrauchen und niessen als ainem vleissigen und getrewen hausvatter [Seite: 258] und aines frumben verstendigen mannß gemüet gebürt, dardurch dieselben gueter nicht abgepaut geschunden geschmellert und in unzimblich verletzung khumen, dann die erberkhait und gueter glauben sollen allenthalben gehalten und betrug nicht stat gegeben werden.

[Buch III Titel II §. 5.]

Welcher auch gebrauch und nutz annimbt, der [Bl. 115b] soll dem aigensherren phlicht und sicherhait thuen das guet beruerter gestalt zu halten, und darzue, wo ime iemant frembder das aigenthumb zueziehen und sich in das posseß zu dringen understeen wollt, dasselb nach seinem höchsten vermügen zu weeren und also umb die behuet des guets zu antworten.

[Buch III Titel II §. 6.]

Dann als oft der niesser ain guet nit [?] solcher ietz geschribner gestalt seiner phlicht und sicherhait nach hielt und [Seite: 259] handelt, so ist der dem aigenßherren schuldig sein guet zu widerkheeren.

[Buch III Titel II §. 7.]

Es hat auch der aigensherr macht ôn willen des geprauchers oder niessers laut zu behuet aines grunds oder hauß darin si gebrauch oder nutz haben zu legen, wo es die notturft erfordert, dardurch ime sein gerechtigkhait versichert und behalten werde.

[Buch III Titel II §. 8.]

Der so geprauch und nutz aines guets hat, ist schuldig zu tragen die gemain purd so [Bl. 116a] neben ainer landschaft uns oder gemainem land zu guet geburen zu thuen, und nicht der herr des das aigenthumb ist und desselben die zeit dieweil solcher gebrauch und nutz aines anderen ist nicht geneust.

[Buch III Titel II §. 9.]

Desgleichen ist der niesser schuldig die dienst und zinß von dem guet und grund darauf er den gebrauch und nutz hat zu bezallen, es werde dann [Seite: 260] in aufrichtung desselben brauch und nutz mit namen anders verlassen.

[Buch III Titel II §. 10.]

Wann der niesser willig ist den gebrauch und nutz dem herren aufzugeben, soll er nicht getrungen werden das nidergefallen oder verdorben ist wider aufzurichten, waß aber durch sein oder der seinen schulden schaden beschehen das ist er schuldig wider zu besseren.

[Buch III Titel II §. 11.]

Der gebrauch und nutz der sich durch abgeen des niessers endet mag nicht wider ervordert werden, er sei dann des abgestorbnen erben auch gegeben. dergleichen, wo das guet [Bl. 116b] darauf ainer die gerechtigkhait gehabt ganz vergangen ist, mag die niessung auch nicht wider ervordert werden.

[Buch III Titel II §. 12.]

Ob aber ain grund ôn schuld des niessers von den feinden einzogen und widerumb erledigt wierdet, dennoch erlischt gebrauch und nutz darauf [Seite: 261] nicht.

[Buch III Titel II §. 13.]

Wann sich ainer so gebrauch und nutz aines guets hat in ain closter ergibt und profeß thuet, wiewol er der welt gestorben ist, so behalt das closter dennoch prauch und nutz des guets derselben ergeben person lebenlang biß si des nattürlichen todts vergeet.

[Buch III Titel III] Von dienstperkhait der heuser und veldgüeter.

[Buch II Titel III §. 1.]

Der heuser in stetten märkhten und dörfern dienstberkhait sein die zimerhölzer zu pawen, den nachbern die liecht zu nemen oder nit hoher zu pauwen, den tachttropf abzukheeren auf des [Bl. 117a] nachpern tach oder hof, am tram oder fürst einzulassen in des nachpern wand, in sein hauß oder fur sein thür auszuwerfen, oder haimblich [Seite: 262] gemäch in sein hauß zu laiten, und ander dergleichen handlung dardurch der nachpern behausung ain beschwerung aufgelegt wierdet. davon wierdet hierinen ordnung gesezt nicht von der burger wegen die ir besonder statut darinen haben, sonder von der prelaten herren und ritterschaft wegen die ire clöster höf und heuser in stetten märkhten und dorfern haben.

[B.III.T.III.P.2]

Dienstberhlhait der veldgueter das ist der gründ so auf dem veld liegen sein die, das ainer ainen steig uber aines anderen gründ hat darüber er oder seine leut zum wasser oder anderen notturften geen mugen, oder ain trib das ist das er sein viech zu waid oder wasser uber aines anderen grund treiben mag oder weeg, und strassen daz ainer uber des anderen gründ zu seiner notturft faren mag, oder wasser durch des anderen [Seite: 263] [Bl. 117b] grund zu laiten zu seinem nutz, oder den pluemb besuech, sand graben, kalchstein zu prechen auf aines anderen grund macht hat, und ander dergleichen gerechtigkhait, wie aus den hernach beruerten articlen clärlich verstanden wierdet. und sein solch dienstberkhait dem guet anhangent, dann si nit sonderen personen sonder auch den erben und anderen nachkhumen vervolgen.

[B.III.T.III.P.3]

Die dienstberkhait der heuser und veldgüeter werden aufgericht und gegeben durch handlung lezter willen und geschäft, wie der gebrauch und nutz der gueter gegeben wierdet und becreftigt durch einantwortung der gerechtigkhait, das ist wann ainer den anderen auf den grund füert, auch durch geduldt des geprauchs der dienstberkhait und wierdet solcher gebrauch und geduldt ain posseß geacht, [Seite: 264] darumb die clagen umb handhabung der posseß erfunden sein.

[B.III.T.III.P.4]

Die dienstberlhait werden nicht gemacht, [Bl. 118a] das ainer etwas thue oder würkh, sonder das er etwas in seinem guet geduldt, als ainen anderen sein wasser oder waid gebrauchen zu lassen oder etwas nicht zu thuen und zu geratten, als sein mawer nicht höher zu erheben, damit er seinem nachberen das liecht nicht neme, und dergleichen.

[B.III.T.III.P.5]

Wiewol die kaiserlichen recht aus ainer subtilitet geordent, das die dienstberkhait der gueter nicht auf zeit noch mit underschaid auf zweifl aufgericht sonder ewig sein sollen, villeicht zu nutz den guetern, so ervordert doch die pillichait, damit das so zwischen den leuten beschlossen und gemacht gehalten werde. deßhalben setzen und wöllen wier, daz die dienstberkhait gehalten [Seite: 265] werden mugen auf ewig oder zeit oder mit underschied, wie dann die partheien des nemblich überainkhumen si mugen auch maß an ainander geben zu was zeiten tag stund, mit was last, mit was [Bl. 118b] viech oder gueter die dienstberkhait gepraucht werden soll.

[B.III.T.III.P.6]

Wann ainer dem anderen vergünt in seinem garten zu spazieren, darin zu essen oder obbs abzuprechen, wierdet khain dienstberkhait sonder ain persondlicher gebrauch oder gerechtigkhait.

[B.III.T.III.P.7]

Die dienstberkhait der weeg steig trib oder wasser füerens soll an dem ende des grund gebraucht werden, da solch dienstberkhait dem grund am wenigisten schaden thuen. und wann die ainsten gemacht sein, sollen si 1on willen nicht geändert werden.

[B.III.T.III.P.8]

Wann ainem ain staig durch ainen [Seite: 266] grund vergünt wierdet da khainer ist, so hat er dem solches vergünt ist wol macht mit graben und holz einzulegen ain steig zu machen.

[B.III.T.III.P.9]

Welcher die dienstberkhait des steigs allain hat der soll khain viech daselbst treiben noch [Bl. 119a] darauf faren, wer aber den trib der hat auch den steig, welcher aber die dienstberkhait des wegs der hat auch den steig und den trib.

[B.III.T.III.P.10]

Wiewol die dienstberkhait unleiblich gerechtigkhait sein, deßhalben man nutz und gwer derselben hart ersitzen mag, und besonder der dienstberkhait die nicht ain ewige ursach oder embsigen geprauch haben, als da ist die dienstberkhait der steig tri b oder weeg, dann niemand geet treibt oder weeg, dann niemand geet treibt oder färt so stetticlich das sein gebrauch zu zeiten nicht underprechen werde, [Seite: 267] solch dienstberkhait mügen dennocht ersessen werden mit zeit deren anfang nicht in gedächtnus ist oder durch ersitzung zwifacher zeit und gweer, wie hernach begriffen ist. welche dienstberkhait aber ain ewige ursach haben oder in gleichnus ainer ewigen ursach, als wo ain wasser uber eines anderen grund oder ain rin zu außfuerung des regenwassers in aines anderen [Bl. 119b]hof gefüert wierdet, die mügen mit furprauch ersessen werden zehen jar under den gegenwürtigen und zwainzig jar under den abwesenden.

[B.III.T.III.P.11]

Ob ainer sagt er hab ain dienstberkhait aus guetem tittel, und mag denselben titl nicht weisen mit zeugen oder briefen, und fuert zu behelf seines anzaigens weißlich ein er hab dieselb dienstberkhait gebraucht mit wissen und ôn widerred des grundherren, [Seite: 268] daraus wierdet vermuet er hab die dienstberkhait aus ursachen die vorlangst gewesen sein.

[B.III.T.III.P.12]

Gebrauch der dienstberkhait in den personen ist unthailbar. also zu versteen, wo ainem aines anderen grund dienet, das er ainen steig darüber hat und vil erben zu seinem grund verlösst, so mag ain ieder erb denselben steig prauchen. auch ob der solch dienstberkhait auf seinen grunden nimbt vil erben verlässt, die mugen unverschaidenlich [Bl. 120a] darumb beclagt werden, doch die thailung der gründ behalten. die dienstberkhait, als wo ainer ain grund hat dem ain wasser zu guet gefuert ist und er verkhauft ainem anderen den grund halben, wo glaich der ander thail der besser und ime das wasser mer zu guet ist, mag dennocht der ander dasselb wasser gebrauchen, er [Seite: 269] mag auch nach gelegenhait ir beder grund gethailt werden.

[B.III.T.III.P.13]

Umb die dienstberkhait soll mit dem aigens herren und nicht mit dem niesser in recht gehandelt werden

[B.III.T.III.P.14]

Ain gemaine wand oder mauwer mag khain nachber allain ändern, dann ir khainer alain ist derselben herr.

[B.III.T.III.P.15]

Also auch in ainer gemainen mawer zimbt khainer parthei rauchfankh noch ander rören oder paw, dardurch dieselb mawer geschwecht [Bl. 120b] oder schadhaft wierdet, zu machen ôn willen des nachbern.

[B.III.T.III.P.16]

Ob ainer dienstberkhait hat was rören zu fueren bei seines nachbern hauß gemewer oder gründen, soll er das thuen damit dieselben rören und feuchtigkhait am wenigisten schaden thuen. dann ob sich aus verwarlosung seiner arbait nachtl begibt, wierdet [Seite: 270] er dem nachpern denselben schuldig zu bezallen.

[B.III.T.III.P.17]

Die dienstberkhait der behausten gueter wierdet durch den gebrauch behalten, dann dieweil ainer ainen traum in des anderen mawer hat oder das regenwasser auf des anderen rinnen oder in sein hof laitet und sich des also gepraucht, so besizt er dieselb gerechtigkhait aus der that und des anderen geduldt.

[B.III.T.III.P.18]

Wann ainer die gerechtigkhait hat den regentropfen in aines anderen hof zu kheeren, so hat der ander nicht macht denselben [Bl. 121a] tropf zu verpauwen, er kheer in dann in ander weg dem ersten nicht zu nachtail.

[B.III.T.III.P.19]

Niemant soll noch mag die dienstberkhait so er auf seines nachpern guet oder gründen hat höheren oder beschweeren, aber zu ringeren hat [Seite: 271] ainer wol macht, es wuerde dann in aufrichtung solcher dienstberkhait mit namen anderst beredt.

[B.III.T.III.P.20]

In ainem gemainen nutz mag khainer aus gerechtigkhait ainer dienstberkhait ôn der anderen mitgewonten wissen und willen ainicherlai machen thuen oder verpieten, sonder wo das durch ainen gemainer furgenumen wuerde, mügen die anderen solches beclagen, und so es der gemainschaft nutz ervordert, die beschehen handlung vernicht und abgethon werden. Dan niemant hat macht zu pawen in ainem gemainen guet ôn seiner gemainer willen, ob er wol des sonst von den nachbern willen erlangt.

[B.III.T.III.P.21]

Welcher dienstberkhait aines anderen grunds hat, als kalch darauf zu prennen, stain zu [Bl. 121b] prechen und dergleichen, wierdet verstanden, das er solch [Seite: 272] dienstberkhait allain zu notturft seines grunds dem die dienstberkhait gebürt geprauchen soll. wo er aber anderen nutz darin suechen, kalchstain oder sand daraus verkhaufen wollt, wierdet es khain dienst sonder ain gebrauch und nutz genennt. dann die dienstberkhait sein zu nutz der güeter denen sie dienen und nicht anderen gwin.

[B.III.T.III.P.22]

Wer die dienstberkhait aines steigs hat mag khain roß noch ander viech dardurch treiben noch ziehen. wo er aber den steig rit, hat er wol macht. dann trib und weeg soll ieder gebrauchen der des recht hat, den früchten ôn nachtail.

[B.III.T.III.P.23]

Ain ieder weeg soll haben acht schuech und in der khrumb oder reib sechzehen schuech.

[B.III.T.III.P.24]

Da ain grund mer herren hat, mag ainer [Seite: 273] aus etlicher verwilligung darauf khain dienstberkhait ziehen, si verwilligen dann all ainhelliclich [Bl. 122a]. dergleichen mag auch die dienstberkhait durch etlich aus der gemainschaft nicht nachgelassen werden.

[B.III.T.III.P.25]

So ainer dem anderen ain steig trib oder wasserfuer auf seinen grunden erlaubt, und nicht anzaigt welcher enden des grunds der ander solch dienstberkhait gebrauchen, so soll der dem erlaubt ist der enden dasselbig dem grund und fruchten am wenigisten nachthailig ist gebrauchen oder die oberigkhait oder wilkhurlich person solch anzuzaigen ansuechen.

[B.III.T.III.P.26]

Wann ainer dem anderen ain weeg an ainem ende seines grunds erlaubt, so mag er denselben enden weiter niemant wasser zu fueren vergunen. dergleichen, vergunt ainer dem anderen [Seite: 274] wasserfuer, so mag er anderen den weeg noch steig daselbst nit erlauben, wo ainer den anderen in seiner dienstberkhait verhindert.

[B.III.T.III.P.27]

So ainem dienstberkhait aines weegs uber [Bl. 122b] merer leut gründ durch die herren gegeben wierdet, und derselb praucht den weeg nur uber ain oder zween grund und nicht uber die anderen in so langer zeit als die dienstberkhait verloren wierdet, ist zu fragen, ob derselb die dienstberkhait auf den anderen grunden dennocht behalt? wierdet geantwort, wo der dem die dienstberkhait gegeben ist dieselb auf khainem grund gebraucht, verleust er die auf den grunden allen. wo er si aber auf ainem oder mer gepraucht, behelt er die auf denen sovil er des gebraucht, und verleurt die anderen so er nicht gepraucht. [Seite: 275]

[B.III.T.III.P.28]

Wann ainer dem anderen zu ainer zeit vergünt ain steig oder trib durch seinen grund und gibt im damit den gebrauch und nutz desselben grunds, und der ander lässt ime denselben gebrauch und nutz wider volgen, so soll der erst denselben gebrauch und nutz nicht anderst halten, dann das der ander an der dienstberkhait des steigs und tribs unverhindert beleib. dergleichen [Bl. 123a], wo ainer wasser durch aines anderen gründ zu fueren hat, so gezimbt deshalben dem anderen in demselben grund nicht zu pawen. so ime aber der die dienstberkhait hat daz paw erlaubt, so ist er doch nicht anderst schuldig zu pawen dann seiner dienstberkhait ôn schaden.

[B.III.T.III.P.29]

Wasser schöpfen ist ain gerechtigkhait des guets und nicht der menschen. [Seite: 276]

[B.III.T.III.P.30]

Wann der grund der auf anderen grunden dienstberkhait hat in vil thail und herren gethailt werden, so mag ain ieder die dienstberkhait, als steig und trib, des dienenden grunds gebrauchen. doch ist not das die herren so ir thail ferr von den dienenden grunden haben mit den anderen herren mitpartheien uberain werden, damit si auch auf denselben grunden und thailen zu dem dienenden steig oder trib khumen mugen.

[B.III.T.III.P.31]

Ob ir zween ainen gemainen grund haben, und ainen der irem grund dient bringen [Bl. 123b] si in gemainschaft an sich, so erlischt die dienstberkhait. haben aber ainer aigen grund und der drit dient ir beder gründen, den bringen si in gemain an sich, als mit khauf oder anderer [Seite: 277] gestalt, nichts minder beleibt die dienstberkhait auf demselben erkhauften grund.

[B.III.T.III.P.32]

Die dienstberkhait mag ainer dem anderen wol geben wasser auf seinen grunden zu suechen und, so der ander das findet, zu seiner notturft durch des ersten grund fueren.

[B.III.T.III.P.33]

Ob ainer ain thail aines guets das im dienet oder das ainem ander dient an sich bringt, so erlischt darumb die dienstberkhait nicht, dann die dienstberkhait wierdet auch durch thailung behalten. darumb ob aines guet ainem anderen guet dient und der ander gibt desselben seines guets dem ersten ain thail, der erst gibt widerumb seines guets dem anderen ain thail, nichts minder beleibt die dienstberkhait.

[B.III.T.III.P.34]

Wer die gerechtigkhait aines steigs [Seite: 278] zu ainem [Bl. 124a] wasser hat, der hat auch gerechtigkhait das wasser zu schöpfen darumb der steig geben ist. gleicherweis, wer die gerechtigkhait des wasser schöpfen der hat auch die gerechtigkhait des steigs zu dem wasser.

[B.III.T.III.P.35]

Wo ain prun daraus ainer das wasser zu fueren gerechtigkhait hat etlich jar austorret dardurch die dienstberkhait erlischt, und nach verscheiung der verjärung wierdet er wider wasserreich, und der so gerechtigkhait gehabt hat begert das wasser wider zu fueren, wiewol ime rechtlich die verjärung der dienstberkhait für geworfen werden mag, so soll er doch aus gemainer pillichait zu dem wasser gelassen werden werden, dann der gebrauch der dienstberkhait an ime nicht erwunden ist.

[B.III.T.III.P.36]

Wann ain dienstberkhait ainer [Seite: 279] person und nicht ainem grund zu guet vergünt wierdet, der ist persöndlich und volgt nit den erben noch ander nachkhumen noch dem grund. [Bl. 124b]

[B.III.T.III.P.37]

Der ain guet verkhauft oder sonst vergibt so ain dienstberkhait auf ime hat, der soll mit namen austruckhen was die dienstberkhait sei, damit durch gar gemain anzaigen die handlung nicht unnütz, oder mer beschwerung der dienstberkhait auf dasselb guet gelegt werde.

[B.III.T.III.P.38]

Wann ainer ain erb ist aines grunds der seinem grund gedient hat und er verkhauft ainem anderen die erbschaft zu stund alle, so beleibt die dienstberkhait, dann der khaufer, so ime das erblich guet geantwort, wierdet mer fur ain erben geacht dann der erst.

[B.III.T.III.P.39]

So ainer dienstberkhait hat durch [Seite: 280] aines anderen gründ wasser zu füeren, so wierdet verstanden, daß ist stilschweigent volgt, das der erst macht hab den pach oder die rinen zu bessern, dardurch er und seine werchleut auf das nechst darzue geen, stain holz und [Bl. 125a] anders darzue notturftig dahin bringen mügen zu beder seiten des pachs.

[B.III.T.III.P.40]

Welcher dienstberkhait in ainem grund hat, als steig, trib oder weeg, der soll dieselben auch bei tag prauchen und nicht zu ungewöndlicher zeit, damit nit vermuetung aines ubels oder verdächtlichait daraus entstee.

[B.III.T.III.P.41]

Welcher ainem dienstberkhait weg steig trib tachtropf oder anders in seinem guet vergünt, der mag auch solch dienstberkhait anderen vergünnen, doch das der erst in seiner gerechtigkhait [Seite: 281] durch die anderen nicht verhindert werde.

[B.III.T.III.P.42]

Es mag auch ainer durch den lezten willen und geschäft ain dienstberkhait auf seines erben guet ainem anderen zuestellen.

[B.III.T.III.P.43]

Wiewol umb die dienstberkhait aines grunds allain der recht herr von recht [Bl. 125b] zu clagen hat, so haben doch aus ursachen des nutz und der niesser, der glaubinger des phands , der pawer und khaufer nuzlich umb solch dienstberkhait zu clagen.

[B.III.T.III.P.44]

Wer durch langen geprauch und posseß der gerechtigkhait das wasser zu fueren erlangt hat, dem ist nicht not zu weisen was gestalt er die dienstberkhait erlangt hab, sonder des ist genueg das er anzaig, das solch gerechtigkhait zehen zwainzig oder dreissig jar gebraucht sei. darumb mag er gegen [Seite: 282] allen den so ime irrung in solcher dienstberkhait thuen clag und recht erlangen.

[B.III.T.III.P.45]

Wann ain gemain vil aigner gründ haben und khaufen mit ainander ain gemaine waid, die in zu den grunden diene damit si das viech darauf waidnen, ob nun dieselb gemainschaft an der waid den erkhauften gründen nachvolg, darin soll die abred in der handlung oder vertrag beschehen [Bl. 126a] angeschaut werden. wo aber nicht davon gehandelt und die sach in zweifel wär, so so volgt solche gerechtigkhait der waid dem khaufer. dergleichen ist, ob ainer sein aigen guet ainem geschäft-weiß zuestellt.

[B.III.T.III.P.46]

So ainer die dienstberkhait aines steigs und tribs hat und praucht allain den steig, der behalt auch den trib.

[B.III.T.III.P.47]

Wann ain grund thailt wierdet dem [Seite: 283] ain ander grund dient dardurch derselb gethailt grund zu iedem thail ain sonderen herren erlangt, so werden mer dienstberkhait, dann ain ieder mag zu seinem thail des grunds sein dienstberkhait gebrauchen, oder wo er dieselb verjären lässt und nicht praucht verlieren, doch denen so die anderen thail haben ôn nachtail.

[B.III.T.III.P.48]

Wann ainer dienstberkhait hat ain wasser allain in dem sumer oder ain monat oder zwei zu füeren, dieweil dann solches [Bl. 126b] khain stätter gebrauch noch dienstberkhait ist, wierdet gefragt, wie ainer durch den nichtgebrauch solch dienstberkhait verlieren mag? darauf geantwort, das die zeit der verjärung in solchem fall zwispilt werden, nemblich zwischen den gegenwürtigen zwainzig jar und den abwesenden vierzig jar sein solle. [Seite: 284]

[B.III.T.III.P.49]

Ob ainer ain dienstberkhait gröber und beschwerlicher praucht dann von anfang bestellt ist, der verleurt dardurch die dienstberkhait nicht, aber ime soll solcher beschwerung nicht gestat werden.

[B.III.T.III.P.50]

Wann ain gemaine strassen durch flüß oder güß oder anderen gwalt verloren wierdet, soll der nechst nachber ain andere strassen gedulden.

[B.III.T.III.P.51]

Es mügen mer nachpern aus ainem pachwasser fueren ain ieder zu seinem grund auf geordent täg und zeit nach gelegenhait aines [Bl. 127a] ieden grunds höher oder niderer gelegen. welcher aber in zeit der verjärung solches nicht praucht der verleurt die gerechtigkhait. doch haben die anderen nichts destmer gerechtigkhait, sonder der dienet grund ist deßhalben umb so vil freier.

[B.III.T.III.P.52]

Dem nachkhumenden wierdet in die [Seite: 285] verjärung gerait die zeit darin sein vorforder die dienstberkhait nicht gepraucht hat.

[B.III.T.III.P.53]

Die dienstberkhait mag ainer durch geprauch sein selbst oder aines anderen an seiner stat behalten, doch daß solcher gebrauch beschehe aus vermuetung oder ursach seiner gerechtigkhait, und nicht das er solches gebrauch als ob es ain gemainer steig weg oder wasserlauf seie dann er het alsdann umb die dienstberkhait khain clag zu thuen.

[B.III.T.III.P.54]

Wann ainer dem anderen die dienstberkhait verpeut oder undersagt, der ander [Bl. 127b] underlässts auf solches verpot nicht sonder thuet cosstung und paw zu gebrauch der dienstberkhait, so steet dem ersten solch paw zue als herren des grunds, dann es wierdet gesehen, der ander hab ime die [Seite: 286] costung wollen schenkhen.

[B.III.T.III.P.55]

Es ist nicht pillich des wassers so aus aines grunds fleust zu denselben seinen gründen zu mangeln und ainem anderen dienstberkhait damit zu laisten, es hab dann der besitzer so langen gebrauch das seines anfangs khain gedächtnus sei, oder das sich der grundherr des sonst wissentlich begeben habe.

[B.III.T.III.P.56]

Niemand soll ain wasser das von alter heer vil grunden zu nutz geflossen abkheren zu seinem nutz allain.

[B.III.T.III.P.57]

Ob ainer vil gründ uberkhumbt, so mag er doch die dienstberkhait des wassers oder anders nicht verrer geprauchen dann auf die gründ darzue die dienstberkhait geordent ist. [Bl. 128a]

[B.III.T.III.P.58]

Wann ainer in seinem stadl khain luft hat das traid zu winden dann uber seines nachbern tach, so gibt ime [Seite: 287] das recht die dienstberkhait, daz der nachper das tach nicht höher heben soll, damit er dem stadl den luft nicht neme und anderen sein traid nicht unnutz khume.

[B.III.T.III.P.59]

Die paum die auch ordenlich gephlanzt sein, so si weit erwachsen das si des nachbern grundvessten mit den wurzen den tächern ackhern und grunden mit den essten schedlich sein, die sollen abgehawen werden.

[B.III.T.III.P.60]

Wer traid-grueb wolfs- oder fuchs-grueb macht bei den wegen oder offen lässt ungewarnt, da es nicht gewondlich ist, lässt dasselb nicht verkhunden noch offenbaren dardurch man sich zu hueten waiß, fellt ainicherlai darein, ist derselb den schaden so vil es letzer wierdet schuldig zu bezallen.

[B.III.T.III.P.61]

Dergleichen ist es mit den veldpau, men stricken [Bl. 128b] und selbgeschoß [Seite: 288] zu halten, die ainer richt da ime nicht gebürt, und ob ime das geburt doch ungewarnt.

[B.III.T.III.P.62]

Ob ainer die törn ausprennen will bei seinem grund, thuet das an ainem windigen tag dardurch den nachbern traid oder holz ausprennt, der ist seinem unfleiß und unbedacht nach schuldig den schaden zu buessen. dann in diser handlung wierdet die schuld nahent gleichmässig dem gefärde geacht, sonder wo derselb nit vleis gehabt dem fewer zu weeren. wo aber ain uebering winds preit das fewer verrer gefuert wissentlich, mag er sich entschuldigen.

[Buch III Titel 4] Von der grundmarichen und der marichstain gerechtigkait.

[B.III.T.IV.P.1]

Die clag umb thailung der gründ und derselben marich ist gemenget, etwo [Seite: 289] persöndlich etwo in das guet. und wierdet dise [Bl. 129a] gerechtigkhait furgepraucht in dreissig jaren und hat der richter macht nach notturftiger beschaw und verhör zwischen den partheien ainem thail zu nemen oder zu geben oder ainem thail ain suma gelts fur das so er dem anderen merers zuespricht zu erkhennen nach gelegenhait der handlung, wie dieselb fur in khumbt und die pillichait ervordert.



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