1523 Niederösterreich Hofratsinstruktion (Rosenthal 1887 S. 267 - 281) :: Transkription Speer Oktober 2013

1523 Niederösterreich Hofratsinstruktion (Rosenthal 1887 S. 267 - 281) :: Transkription Speer Oktober 2013

[Editorial]

Quelle: Eduard Rosenthal, Die Behördenorganisation Kaiser Ferdinands I. Das Vorbild der Verwaltungsorganisation in den deutschen Territorien ; ein Beitrag zur Geschichte des Verwaltungsrechts (Wien 1887) S. 267 - 281.

Instruction des niederösterreichischen Hofraths 1523 (5. November, Wien)

(Original im Archiv des k. k. Ministeriums des Innern zu Wien.)

Ferdinand von gots gnaden prinz und infant in Hispanien, erzherzog zu Österreich, herzog zu Burgundien etc.

Instruction unsers hofrats, unser regirung in unsern niderösterreichischen landen, wie hernach volgt.

Nachdem wir in anfang unserer ersten zuekunft in unser erbliche niderösterreichische lande, dieweil wir anderer merklichen sachen halben in denselben unsern niderösterreichischen landen nit stätiglich beleiben haben mugen, mit zeitigem rate und wolbedächtlich ainen hofrate aufgerricht und unser frountliche liebe gemachel an unser stat zu stathalterin und regirerin und den erwirdigeu unsern lieben andechtigen Petern bischoven zu Triest unsern rat zu unserm grosscanzler in denselben unsern hofrat gesezt und verordent, und derselben unser lieben gemachl auch gemelten unsern grosscanzler und hofrat, unsern vollmechtigen macht und gwalt gegeben an unserer stat und in unserm namen bis auf unser widerkunft oder weitern unsern bevelh zu regiren und zu handlen, pan und acht aus unser furstlichen obrikait, auch die lehen mit vorbehalt unserer spruch und gerechtichait, so wir oder etwo anderer derselben lehen ains oder mer haben möchten, zu verleihen, alle freiheiten und privilegia, die ain jeder in gebrauch ist, zu bestatten und alles anders zu handlen, darauf unser liebe gemachel und nachmalen obberurter unser grosscanzler in unserm abwesen mit allem vleiss in allen sachen nach inhalt unsers gwalts und bevelhs [Seite 268] getreulichen geregirt und gehandlet haben, darob wir sonder gnedigs gevallen tragen.

Verrer das wir uns numals entslossen, unser regirung in unsern funff niderösterreichischen landen hinfuro unzher bis auf unser weiter wolgevallen in unser stat Newstat in Österreich under der Enns zu halten und ainen stathalter an des grosscanzlers stat zuverordnen und nachdem wir anderer trefflicher geschefft halben, daran nit allain uns und unsern niderösterreichischen landen, sonder der ganzen cristenheit zu widerstand der Türken merklichen und gross gelegen, wie dann meniclich offenbar ist, diser zeit auch nit steticlichen in unsern niderösterreichischen landen noch bei unserm hofrat beleiben mugen und damit aber die regirung und handlung in unserem hofrat in steter uebung beleib und die recht dem armen als dem reichen, dem reichen als dem armen fur und fur on verhindrung gefurdert und in unserm hofrat in solher handlung und regirung dhain zerruttung beschehe, auch als ettlich personen aus demselben unserm hofrat komen sein, die wir dann in andern unsern sachen, daran uns gelegen ist, zugebrauchen furgenomen, das aber unser hofrat mit tapfer verstendigen personen und ainer gnugsamen anzal besezt werde, so haben wir den edlen unsern lieben getreuen Sigmunden von Dietrichstain, freiherrn zu Hollenburg und Vingkenstain zu unserm stathalter desselben unsers hofrats, auch den edlen unsern lieben getreuen Cristoffen von Puechaim, freiherrn zu Rabs und Krumpach und erbdruchsessen in Österreich under der Enns zu unserm rate in desselben unsern hofrat von neuem aufgenomen mitsambt den hernachvolgenden personen und so vormals in demselben unserm hofrat gewesen sein und die wir noch darin beleiben lassen nemblich die edlen ersamen gelerten und unser lieb getreu Hannsen von Lemberg, herrn zu Saunstain, Wolfgangen Jörger zu Tollet, Leonhart von Harrach, Philippen von Wuchsenstain, Sigmunden von Herberstain, Marxen Treitzsaurwein, Erasmen Dorenberger, doctor Johann Kaufman, doctor Jörgen Mandl und doctor Jörgen Pessrer advocaten unsers camerprocurators, dieselben obbemelten personen als unser stathalter und hofrat sollen hinfuran von unsern wegen und an unser stat in unser furstlichen regirungen unser bemelten niderösterreichischen lande handlen nach inhalt unser gwaltsbrief inen deshalben von neuem gegeben und nach ausweisung diser unser instruction wie hernach volgt. [Seite 269]

Anfenclich sol vorgemelter Marx Treitzsaurwein unser rate und als unser secretari anstat des edlen unsers lieben getreuen Gabrielen von Salamanca, freiherrn zu Freystain und Karlspach unsers rats und schatzmaister general die verwesung unserer niderösterreichischen canzlei nach seinem höchsten und pesten vleis verwalten und versehen und dieselb unser niderösterreichische canzlei in gueter ordnung uns zu eeren und nuz halten wie sich ime als ainem verwalter zethuen geburt.

Weiter nachdem entlich unser mainung und gemuet ist, das al sachen gefurdert und unverzogenlichen gehandlt und die recht steticlich mit vleissiger handlung volzogen werden, so haben wir unserm hofrat die hernach bestimbt ordnung furgenomen, beslossen und gemacht.

Am ersten sol gedachter unser stathalter Sigmund von Dietrichstain auch die bemelten Hanns von Lamberg, herrn zu Saunstain, Wolfgang Jürger zu Tollet, Leonhart von Harrach und Marx Treitzsaurwein teglichen fertigen und handlen all supplicacionen und ander furfallend sachen unser furstlich regirung betreffend, aber was kriegshandlung betrifft sol Felician von Betschach als unser raitrate dabei sein, auch was sachen inen furfielen, das unser furstliche regirung betrifft, die inen zu swer sein wurden, die sollen unser stathalter auch Hanns von Lamberg, Wolfgang Jörger, Leonhart von Harrach und der Treitzsaurwein in der versamblung des ganzen hofrats furbringen und darinnen besliessen.

Dann die sachen die kriegshandl berurend und daran gelegen wil sein, sollen si dieselben kriegssachen mitsambt unsern raiträten besliessen wie hernach in ainem artikl lauter angezaigt wirdet und den vorbestimbten handlungen und sachen unserer furstlichen regirung mit allem vleiss auswarten.

Und der Treitzsaurwein solle zu ime in disen rat zur furdrung aller sachen aus der canzlei seiner verwesung albegen ainen secretari nemen, der tauglich und frumb sei.

Zum andern sollen Cristoff von Puchaim, Philipp von Wuchsenstain, Sigmund von Herberstain, Erasm Doremberger, doctor Johann Kaufman, doctor Jörg Mandl und doctor Jörg Pessrer teglichen handlen in den gerichtlichen sachen fur und fur, furdern und erledigen, sich darin nichts verhindern lassen, doch das alle urtl, so si nach irem guetbedunken und versteen verfassen in dem ganzen hofrate, so derselben zeit bei einander [Seite 270] sein, beslossen und geöffent und so aber ain grosse und tapfere urtl vor augen ist, so soll der ganz hofrat uber dieselben acta sizen und wo von nöten sein wil, ainen oder mer rät aus unser raitcamer darzue erfordern und dieselben urtl mit besameltem rat mit ainander besliessen.

Und zu derselben gerichtlichen sachen solle der Treitzsaurwein den Hanns Öder niderösterreichischen taxator verordnen und brauchen und gerichtlicher secretari sein.

Ferrer so sollen unser stathalter und hofrath unsers ganzen hofrats sovil der zu jeder zeit bei unserm hofrat sein, in jeder wochen, wo es anderst der grossen vest und der geboten veirtag halben sein mag, drei tag am mantag, mitwoch und freitag albegen offen verhör und rechtag sizen und das recht unverhindert offen in seinem gang halten. ob sie aber der grossen vest und geboten veirtag halben in ainer wochn die 3 rechtag nit besizen mochten, so sollen si doch nichts dest minder nach gelegenheit der tag in derselben wochen ainen oder zwen rechtag halten und in albeg das recht furdern.

Unser hofrat sollen im sumer vor mittag umb sechs ur im rat sein und umb 9 ur aus dem rat, nach mittag umb ain ur widerumb im rat sein und umb vier ur daraus und im winter vormittag umb siben ur darein und umb zehen ur daraus; nach mittag auch umb ain ur im rat und umb vier ur widerumb aus dem rat geen. und welhe hofrät zu solhen gesezten uren in den hofrat nit komen, die sol der Treitzsaurwein oder der secretari, dem er solhs bevilht in ain register aufschreiben, denselben hofräten sollen albegen dieselben tag nach inhalt des registers an iren sölden aufgehebt werden.

Welher hofrat aber je zu zeiten in seinen sachen zu schaffen hette oder swach und krank were, das er nit in den hofrat komen möcht, solle er solhs dem stathalter ansagen und mit seinem willen und zuegeben ausbeleiben und sonst nit, doch sol solhs dem Treitzsaurwein auch anzaigt werden, wo aber solhs nit beschehe, sol der Treitzsaurwein dieselbn nicht dest minder in das register schreiben.

Weiter damit in unserm hofrat, in unser furstlichen regirung, darzue in den gerichtlichen sachen ordenlich gehandlt und gefurdert werden, so solle der Treitzsaurwein teglichen in dem rat unser furstlichen regirung unserm stathalter die gnötigstn sachen, die eingelegt sein und gehandlet muessen [Seite 271] werden, anzaigen. so solle Hanns Öder die gerichtlichen sachen auch nach ordnung alle tag furbringen, darauf sollen dieselben sachen furgenomen und erledigt werden.

Unser stathalter und die vier verordenten rät sollen albegen die kriegshändl, supplicacion und ander sachen unserer furstlichen regirung, was jeglichs tags eingelegt und in denselben rat furkommen am ersten fertigen und nit die sachen herfur nemen, so hernach den andern tage eingelegt oder furbracht und zu ainer mer ordnung, so sollen siben seck nach der wochen zu jedem tag ain sunderer sack gemacht und darein alle supplicacion und ander sachen gelegt und also alle sachen nach den tägen gefertigt und in dem guete ordnung halten, damit die sachen also aus den secken nach den tägen gehandelt und gefertigt und die armen leut, auch unser aigen sachen mit solher ordnung gefurdert werden und der Treitzsaurwein als verweser der canzlei solle dise ordnung in guetem wesen behalten.

Und was in unserm hofrat furgenomen und beslossen wirdet, das sol also gevertigt und gehandelt werden und dabei beleiben, auch dawider weiter nichts ausgeen lassen, noch darin ainicherlai verändrung machen, dann unser mainung ist entlich, haben uns also auch entslossen, das aus unserm hofrat nit widerwertig brief noch handlung ausgeen noch beschehen sollen, sonder es sol in unserm hofrate mit tapferkeit und gerechtikeit und mit einem bestendigen gemuet gehandlt und regirt werden.

Und damit als sachen dest aufrichtiger, bestendiger und gewisser durch unsern hofrat gehandelt und verfertigt werden, geben wir darin dise ordnung, wann Marx Treitzsaurwein oder der secretari ainer unsers hofrats ratslag und beslus in schrift verfasst hat, so sol alsdann solher verfasser ratslag und beslus durch gemeltn Treuzsaurwein oder secretari, der zu jeder zeit dabei ist, vor dem ganzen hofrat widerumb gelesen und damit darin nit geirt, von neuem abgehört und corrigirt werden.

Verrer so sollen alle partheien, welhe vor dem hofrat abgeschaiden in die canzlei umb ir abfertigung beschiden und sonst durch niemands den partheien die ratsleg oder abschied geoffent werden.

Unser stathalter und hofrat haben auch von uns laut unsers gwaltsbriefs volkomen macht und gwalt in allem dem, was justicia und was unser furstlich regirung betrifft, zu handlen, nemblichen alle irrungen, zwitracht und speen, darumben [Seite 272] si ersuecht werden abzustellen, deshalben bevelh ausgeen zu lassen, wo es die notdurft ervordert dieselben irrung, zwitrecht und spen selbst zu verhören, darin entschied zu thuen, in allen rechtlichen handlungen, was uns, auch unser underthanen beruerend auf unsers camerprocurators und der partheien anrueffen unverzogenlich und furderlich recht ergeen zu lassen, urtl zu sprechen, all appellacion zu erledigen, darauf unverzogenlich execucion zethuen und zu verschaffen und alle justicia und sachen gestragks zu handln und darinnen niemands dhain ungehorsam zugestatten, doch mit der beschaidenheit, so wir gegen ainer partheien im rechten steen und unser stathalter und hofrat aus den eingelegten schriftn und acta vernemben, welher tail verlustig sein wirdet, es sei unser camerprocurator oder die widerparthey, sollen unser stathalter und hofrat deshalben partheien die guetigkeit furslagen und ain unbeswerlich zeit bestimben, darin zu versuechen dieselb sachen in der guetigkeit hinzulegen, wo aber die guetigkeit in derselben bestimbten zeit bei den partheien nit stat habn wolt, so sollen alsdann die partheien zum andern mal ermant werden, sich in ainen guetlichen vertrag einzulassen, wo aber die guetigkeit zum andern mal nit stat habn möcht, nachmals erst das recht sein furgang haben on alles hinder sich bringen an uns und darinnen on verhindrung aller geverlichen auszug, wie recht ist, procedirt werden.

Und damit unser stathalter und hofrath in iren handlungen dest grossern vleiss gebrauchen und durch ire urtlen niemands an seiner gerechtikeit verkurzt werde, behalten wir uns hierinnen bevor, das wir auf der partheien (die sich solher unsers stathalters und hofrats urtln beswern möchten) anlangen, ir beswärungen supplicacionweis annemben mugen und darauf die acta und process baider partheien von unserm hofrat ervördern und von neuem daruber lassen sizen, erkennen, nachmals solh urtl zu krefften sprechen, declarirn, verandern, uncreftig machen oder ganz abschaffen, wie sich solhs zuthuen geburn und durch uns und unser rete am hof zu recht erfunden ward on unsers stathalters, hofrats und meniclichs irrung und widersprechen, doch mit der beschaidenheit und vorgeding, wo ain parthei unbillicher weis von unsers stathalters und hofrats urtl, supplicirn und solher supplicirung sachen nit fueg haben wurd, die sachen darumben die urtl ergangen ist und die partheien [Seite 273] supplicirt, bis in die 1000 guldin oder darunder wert, so sol die parthei, die also unbillicher weis supplicirt, halben taile desselben werts zu straff unableslich verfallen sein. wo aber die sachen, darumb die urtl gangen und die parthei suplicirt, ob 1000 guldin wert oder aber nit zu schätzen wär als ain ernhandl und dergleichen sachen, so sol die parthei, die also suplicirt, 1000 guldin peen zubezalen schuldig sein und dieselben peen all in 3 tail gewendt, nemblich uns in unser camer ain drittail, unserm stathalter und hofrat der ander drittail und seiner widerparthei, die also durch die supplicirung unbilliger weis umbgefuert der drit tail bezalt werden, soverr aber derselben parthei vermugen nit wär, die obangezaigt peen und straff zubezalen, so sol si dafur an irem leib on alle gnad, wie sich geburt, ir straff emphahen.

Und nachdem uns von unsern armen leuten und underthanen uber unser haubtleut, phleger, phandschafter und ambtleut, denen si underworfen sein, vil clag und beswerungen furkumen, uns aber nit gemaint, das dieselben unser haubtleut, phleger, phandschafter und ambtleut unser underthanen und holden irer verwesung und phandschaft hinfuran uber die gewondlichen zins, dinst, robatt, steur und sonst wider die billicheit dringen und beswärn solten, demnach wellen wir zu fueglicher und uns gelegner zeit etlich verstendig comissari verordnen und durch dieselben comissari in unsern haubtmanschaften, phlegen, ämbtern und phandschafften der armen beswerungen halben erkundigung thuen lassen mit bevelh, was si in solher erkundigung fur drangnus der armen befinden, dieselben all unserm hofrat unsrer niderösterreischen lande sambt irem rat und gutbedunken zuezuschicken, darauf unser hofrat furderlichen die billicheit handlen oder wie recht ist, entschaiden sol, und welher unser haubtman, phleger, ambtman oder phandherr also ungerecht und strafmessig befunden wurd, gegen denselben sol durch die rät unser niderösterreichischen raitcamer nach erkantnus und messigung des hofrats straf exequucion beschehen.

Unser hofrät sollen auch in unserm namen und an unser stat in unsern funf niderösterreichischen landen pan und acht aus unserer furstlichen obercheit, auch die lehen, so von unserm lieben herrn und anherrn kaiser Maximilian hochlöblicher gedechtnus emphangen sein, mit disem gewondlichen artikl was wir von recht daran zu verleihen haben und solh lehen [Seite 274] albegen in beiwesen unserer rat der niderösterreichischen camer und unsers niderösterreichischen camerprocurators gegenwurt bewilligt und verlihen, auch aller vleis und aufmerkung gehebt, damit niemands, der solh lehen verworcht het oder in was gestalt die vermont und billichen uns haimkomen sein mochten, gelihen werden, auch alle freiheiten, bestattung und confirmacion die von gedachtem kaiser Maximilian bestätt und confirmirt sein, auch in unserm namen bestetten und confirmirn, auch mit disem gewondlichen artikl, was wir von recht daran bestetten mugen und insonderheit sollen si auf dhain vidimus dhain lehen leihen noch dhainerlei freiheit noch confirmacion darauf bestätten, noch die lehen und bestettbrief geschriben werden, es seien dann die rechten haubtbrief zuvor unserm stathalter und den bemelten verordenten dreien hofräten furgebracht und in die canzlei geantwort.

Aber den von Steir und dem land Crain sollen die landsfreiheiten, die wir uns verwilligt haben, bestätt werden in allermass wi kaiser Maximilian etc. inen die bestätt hat.

Dann der Steirerischen lehen halben, die von kaiser Maximilian nit emphangen sein worden, haben wir uns verwilligt, was kaiser Friedrich derselben lehen verlihen, darinen dhain irrung ist oder damit mit verkaufung oder in ander wege dhain geverlicheit gebraucht worden, das wider lehenrecht oder unser furstlich obercheit were, das unser stathalter und hofrat dieselbigen richtigen lehen von unsern wegen und in unserm namen verleihen sollen.

Dieweil in des bisthumbs zu Wienn, auch der von der universitet daselbst, auch der stat Wienn und der zwaier stet Krembs und Stain freiheiten irrung vor augen sein, deshalben wir in handlung steen, dieselben irrung hinzulegen und guet ordnung aufzurichten, so sol unser stathalter und hofrat dieselben obgemelten freiheiten ausserhalben unsers sondern bevelhs nit confirmiren noch bestatten.

Weiter als dann in unserm hofrat teglichen vil merclich beswerung, so unser underthanen an einander zuefuegen, furkomen, darauf aus unserm hofrat bevolhen wirdet, soverr dem also nit, das derselb solher handlung und beswerung absteen oder aber furderlich underricht thuen sol, warumb ime solhem bevelh zugeleben nit gezimbt oder nachzukomen nit schuldig sei und aber in solhen sachen oft mer als ain bevelh ausgeet [Seite 275] und ainer dannocht seines unbillichen furnemen nit abstet, auch dhain underricht nit thuet, sonder fur und fur in seinem unzimblichen furnemen verharrt, dardurch wir als herr und landsfurst von unsern underthanen groslichen veracht werden und uns daraus in unsern bevelhen und geboten grosse ungehorsam erwechst, auch deshalben die armen leut in vil unbillich unnuz und ubrige costung gefurt werden, darein wir als regirender herr und landsfurst der merclichen notdurft nach billichen zuesehen haben und damit solh ungehorsam abgestellt und unser underthanen und die armen vor unnuzen costen und verderben verhuett, auch unsere bevelh und gebot hinfuran bei unsern unterthanen ansehen haben, so geben wir in dem dise ordnung, wann unser hofrät bevelh ausgeen lassen, das ainer seines unbillichen furnembens absteen oder andern sachen nachkomen oder ain benuegen tuen solle, das dann derselb auf solh bevelh zuthuen schuldig were und aber unsern ersten bevelh veracht und ungehorsam erscheint oder aber ainen unbillichen bericht thuet und also sein widerparthei muetwilliclich umbfurt und aufzeucht, so sol unser hofrat dieselb person und sein widerparthei erfordern, die sach aigentlich verhören und sich darinen gruntlichen erkundigen und wurde erfunden, das derselb wider unsern bevelh sein widerparthei unbillichen umbgetriben und sich auf unsern bevelh also ungehorsam gehalten hette, so solle derselb umb sein ungehorsam durch unsern camerprocurator im fuesstaphen auf solh genuegsam erkundigung vor unserm hofrat beclagt und darauf on allen verzug von wegen derselben ungehorsam gegen denselben gehandelt werden wie sich geburt und billich ist.

Weiter nachdem wir zu furdrung unserer furstlichen regirung und des rechten unsern hofrat in zwen tail getailt, nemblich das der ain tail nichts anders handlen solle dann den gerichtlichen sachen auszuwarten und der ander tail in allen supplicationen und andern sachen die furstlich regirung auch die kriegssachen betreffend zu handlen wie vorgemelt ist, so sollen gedachter stathalter Sigmund von Dietrichstain, Hans von Lamberg, Wolfganng Jörger, Leonhart von Harrach, Felician von Betschach und Marx Treitzsaurwein, die wir dann zu solher handlung unser furstlichen regirung und kriegshandlungen verordent haben, in den hernach volgenden sachen auch insonderheit und mit vleiss handlen. [Seite 276]

Nemblichen nachdem in unsern niderösterreichischen landen ain zeit hero vil strassrauberei getriben worden mochten, das wir dann in dhainerlai weg gedulden noch gestatten wellen und uns auch in solhem entlichen entslossen haben nit allain die strassrauber, sonder auch die, dabei si bisher ir aufenthaltung in unsern landen gehabt und hinfur anhaben möchten, auszereiten und die strassrauber und ire wirt wie vorgemelt ist in gleicher weise an iren leiben, wo si aber entwichen an iren guetern nach dem rechten strafen ze lassen und darumb wellen wir den vorgemelten unsern stathalter und den vier personen unsern hof- und raiträten hiemit insonderhait auf das aller ernstlichist eingebunden haben, das si gegen den strassraubern und gegen denen personen, so die strassrauber aufgehalten und noch aufhalten möchten und dabei si ir zue und abreiten gehabt und noch haben, gestracks handlen und nicht ansehen noch sich verhindern lassen, ob etlich personen, gross herrn oder ainer grosser vruntschaft weren oder sich des adels behelfen wolten, sonder si sollen gegen denselben in aller dermassen furnemben und handlen lassen als gegen dem aller wenigisten, dann wir wellen gleich gericht und recht und unsere lande vor solhen strassraubern und iren aufhaltern in frid und rue halten.

Als wir auch vormalen in unsern niderösterreichischen landen offen general und ernstlich gebot ausgeen haben lassen, an welhen orten ainer beraubt wirdet, das die leut, so in dem negsten flecken sizen, dabei solh beraubung beschiecht zustundan aufsein und denselben strassraubern nachvolgen sollen bis zu dem andern nechsten flecken und also ain fleck nach dem anderen fur und fur nachvolgen, bis die strassrauber begriffen werden. aber solh gebot ist bisher von unsern landleuten und underthanen nit angesehen, wann bishere vil strassrauberei beschehen sein und denselben strassraubern nach unserm gebot nit nachgevolgt worden, das wir uns nit unbillich besweren, das unser mandat und gebot, die unsern landen und leuten zu frid und sicherung beschehen, also veracht werden und mugen solh ungehorsam als regirender herr und landsfurst dhains wegs gestatten und zu ainem uberflus wellen wir jetzo noch ain mal solh general und gebot der strassrauberei halben ausgeen lassen, darauf sollen die vier gemelten unser stathalter und hofrat strenglich dermassen handlen, ob sich hinfuran weiter begäb, das in unsern landen ainer oder mer beraubt wurden und das [Seite 277] si die leut in dem nechsten fleck denselben strassraubern nit nachvolgen oder ob dieselben nachvolgten und das die andern fleck unser gebot verachten und nit nachvolgen wurden, so sollen die vorgemelten vier person unser stathalter und hofrat nit warten, bis uber dieselben clage kumben, sonder unserm camerprocurator bevelhen, das er dieselben als die ungehorsamen von stundan furnembe und gegen inen umb ir ungehorsam mit straff wie recht ist gehandlt werden. wo aber lautter und clar befunden wurde, das die nacheilung aus plosser verächtlicher ungehorsam und unfleis underlassen oder die strassrauber muetwilliclich hingelassen wurden, dieselben ungehorsamen sollen nit allain als obangezaigt wie recht ist gestraft, sonder auch den berurten personen von inen des raubs und nam halben benuegen beschehen.

Es sollen auch gedacht unser stathalter und die vier verordenten räte, noch die ganz versamblung unsers hofrats kainen strassrauber noch ubelteter dhain gnad noch furdrung beweisen, sonder si sollen denselben stracks recht ergeen lassen und ob etlich gerichtsherrn, phleger, statrichter, landrichter oder ander ambtleut ublteter auslassen und nit gegen inen handlen wurden, wie sich dem rechten nach geburt, so sollen dieselben gerichtsherrn, phleger, statrichter, landrichter und ander ambtleut durch unsern camerprocurator von stundan furgenomen und gegen denselben gehandlt werden wie recht ist.

Und damit si gegen den strassraubern und andern ubltätern tapfer handlen lassen mugen, so haben wir inen ainen profosen mit zwelf pherden zuegeordent, der die strassen bereiten und gegen den strassraubern und ubeltätern handlen solle, wie si ime bevelhen, solhem nach sollen si guet ordnung halten und bei dem profosen darob sein, das er der notdurft nach mit allem vleiss handl, dardurch die strassen gesichert und die strassrauber und ubeltäter gestraft und ausgereutt werden.

Und nachdem sich in solher regirung teglichen zuetregt in unsern sachen, daran uns gelegen ist botschaften, comissari oder gesandten auszuschicken, auch in strassrauberei und undern sachen kuntschaft zu halten, auch je zu zeiten wider die strassrauber auch wider die entsagten des lands volk zu ross und fuess zugebrauchen not thuen wirdet, so sollen unser stathalter und die vier verordenten räte solhes was ausgaben betrifft mitsambt unsern räten unserer raitcamer handlen und beratslagen, [Seite 278] die werden alsdann das gelt darauf, was die notturft erfordert, verordnen.

Und ob in unsern niderösterreichischen landen ander notdurft furfallen wurden, die uns und unsere land betreffen und darein eilunds zusehen not sein wil und ettlich zimblich ausgaben darauf not thuen, also das solh sachen und notdurften dhainen verzug erleiden und unsers berichts nit erbeiten und durch solh ausgaben dieselben sachen abgestellt oder schaden verhuett möchten werden, so sollen die vorgemelten unser stathalter und die vier person unser hof und raiträte in denselben furfallenden sachen was die ausgab und unser camerguet betrifft, mit allen unsern raiträten bemelter unser raitcamer ratslagen und mit irem willen, wissen und rat darinn handlen.

Ferrer ob uber solh furfallend sachen merer und grösser notdurft und handlungen, die bit erleiden möchten fürfallen wurden, die sollen si uns zuvor clerlichen und grundlichen berichten und darauf unsers ferrern beschaids und bevelhs erwarten und was wir inen alsdann auf dieselb ir underricht bevelhen werden, demselben sollen si nachkomen.

Und ob sich begeben wurde, das unser veinde sich empörten in unsere lande zufallen, deshalben in eil die gross notdurft eraischen wurde aufbot zuthuen, so solle solhs in dem ganzen hofrate und in beiwesen der raiträte gehandlt und beslossen werden.

Wir wellen auch und haben geordent, das unser raiträte unser bemelten niderösterreichischen raitcamer frei sein, also das si unser raitcamer auswarten und handlen sollen wie wir inen dann darinnen ordnung und bevelh geben und in derselben unser raitcamer sonst niemands nichts zuschaffen noch zu handlen haben dann wir selbst, wann wir uns unser camerguet und raitcamer genzlich frei vorhalten.

Weiter so sollen alle confirmacion, lehenbrieve, ladungen, commission, bevelh, mandat, urtl und all ander notdurftig brief, nichts ausgenomen, die zu solher unser furstlichen regierung und zuvolziehung der justicia und aller rechtfertigung notturftig sein, ausgeen under unserm namen, titl, insigel und secret, inmassen wie hernach anzaigt ist.

Nemblichen alle brief und sonderlich die in pergemen sollen in unserm hofrat in gegenwurt der rät, so dieselben sachen beratslagt haben, aigentlich und mit vleiss abgehört [Seite 279] werden und welhe brief also im hofrat vleissiclich uberlesen und gerecht sein, sol unser stathalter in dieselben brief ausserhalb der schrift sein zaichen machen, wo aber gemelter unser stathalter nit vorhanden oder anderer gescheft halben solh sein verzaichnen nit thuen möcht, alsdann sol ain anderer unser hofrät, dem er solh verzaichnung bevelhen wirdet, alle brief an seiner stat verzaichnen.

Und so dieselben brief also abgehört und verzaichent sein, so sollen alsdann dieselben brief als bevelh und mandat, so nit under unserm grossen sigel ausgeen, aus unserm hofrat durch zwen oder drei unser räte mit iren handzaichen und mit unserm secret und alle confirmacion, lehen, urtail und all ander pergamenen brief, die mit unserm grossen sigil zu fertigen sein, mit unserm grossen sigil besigelt und dieselben brief durch unsern ganzen hofrat oder durch den maisten tail, der zu jederzeit bei einander sein, underschriben und gefertigt werden.

Und unser rat und secretari Marx Treitzsaurwein solle auch in unserm abwesen anstat unsers rats und obersten schatzniaisters general Gabrielen von Salamanca als verweser unser niderösterreichischen cauzlei alle brief, so in unsern hofrat und raitcamer geratslagt und gefertigt werden under unserm namen und titl ausgeen, insonderhait mit seinem namen underschreiben wie ime als unserm secretari und verweser derselben unser niderösterreichischen canzlei von uns hiemit bevolhen ist.

So solle vorgemelter Sigmund von Dietrichstain, freiherr zu Hollenburg und Vinckenstain als unser stathalter unser gross sigil in seiner verwarung und darzue ain slussl und Marx Treutzsaurwein als verwalter unserer niderösterreichischen canzlei den andern slussl, doch mit verkerten und ungleichen slössern haben und so mit demselben siglbrief besigelt werden, so sol dasselb sigil in unsers stathalters und des Treutzsaurweins beiwesen mit beiden slusseln aufgethan, auch alles mit irer baider betschadt widerumb verpetschadt werden.

Und gedachter Treutzsaurwein als unser secretari und verweser unser niderösterreichischen canzlei sol anstat des vorgemelten unsers rats und obersten schatzmaister general unser secret in seiner verwarung und bei seinen handen haben, wie dann solhs vormals gehalten worden ist.

So haben wir den ersamen gelertn unsern getreuen lieben doctor Marxen Beckhen zu unserm viscal camerprocurator [Seite 280] verordent und aufgenomen, derselb unser camerprocurator viscal sol von unsern wegen und an unser stat in allen rechtfertigungen, sachen und handlungen, die unser camerguet, auch unser underthanen ungehorsam, strassrauberei und ander bös strafmessig sachen betreffend mit allem vleiss handlen und insonderheit sein aufsehen auf unser raitcamer haben, darzue all rechtvertigung, sachen und handlungen mit unser raitcamer wissen und rat handlen laut unsers bestellbriefs und gwalts ime deshalben gegeben. und zu welhen zeiten derselb unser fiscal camerprocurator nit mit sondern treflichen sachen und handlungen beladen ist, so sol unser stathalter und hofrat ine in den gerichtlichen handlungen und andern sachen, wie es die notdurft ervordert, brauchen.

Wir behalten uns auch hierinnen bevor, das wir zu jeder zeit unsern hofrat mit den personen mindern oder meren mugen nach unserm gevallen.

Und nachdem wir unsern hofrat zu furdrung aller handlung in zwen tail getailt und ob je zu zeiten der ain tail mit iren handlungen muessig weren, so sollen sie alsdann in den andern rat, darinnen die maist handlung vor augen ist, geen und in demselben helfen handlen und ratslagen nach allem irem vleis und unser hofrat in solher mass aneinander hilflich sein.

Wir wellen auch dhainswegs, das unser stathalter und hofrat ganz dhain schankung noch anders von dhainer parthei nemben, das gonst und gueten willen machen, dardurch die partheien in iren sachen in unserm hofrat, iren widerpartheien zu nachtail mit dhainen recht, sonder aus gonst derselben gab oder schankung gevertigt oder verholfen werden mochten, das wir also unsern stathalter und hofräten hiemit in den aid und phlicht, so si uns gethan bei unserer swern straf genzlich einpinden.

Und so wir dann vorbemelt unser stathalter und hofrät fur ander personen zu unserer regierung in unsern niderösterreichischen landen furgenomen und erkiest haben und in si unser sonder vertrauen sezen, so wellen wir nit zweiflen, auch si hiemit ermant haben, si werden in unserm hofrat in der tailung, ordnung und versamblung wievor clerlichen anzaigt und sonst allenthalben unsern nuz und fromben furnemen und furdern, unsern nachtail und schaden nach irem vermugen wenden und uns darinnen warnen, auch als unser stathalter, [Seite 281] hofrat und diener, wie si uns dann gelobt und gesworn sein, treulichen handlen und sich dermassen stat mit aufrichtiger, erberer, redlicher, geleicher und gerechter handlung dem armen als dem reichen und dem reichen als dem armen als wolgebornen, frumben, erlichen leuten der gerechtikeit und eren nach gezimbt und inen zu aufenthaltung der gerechtikeit und warheit, zu underdruckung der ungerechtikeit und posheit, zu hail iren seelen und iren schuldigen und verpunden phlichten nach zethuen geburt.

Und in solhen vorbestimbten sachen und handlungen haben unser stathalter und hofrat von uns gnugsamen gewalt nach ausweisung der vorgemelten artikl wie die clerlich in sich halten und nach inhalt unsers gewaltsbrieves inen gegeben volkumenlich zu handlen, darinnen si als unser getreu räte allen iren muglichen vleiss furkeren solten und wir inen getrauen, inmassen solhs vor hierinnen begriffen, das ist unser ernstliche mainung.

Geben in unser stat Wienn am 5. tag des monats novembris anno etc. im 23.
Ferdinand.
Ad mand. sermi domni principis archiducis proprium.
N. Rabenhaubt.
Registr. Lingkmoser.



Date: