1521 Niederösterreich Hofratsinstruktion (Rosenthal 1887 S. 259 -267) :: Transkription Speer Oktober 2013

1521 Niederösterreich Hofratsinstruktion (Rosenthal 1887 S. 259 -267) :: Transkription Speer Oktober 2013

Instruction des niederösterreichischen Hofraths 1521 (15. October, Graz)

(Original im Archiv des k. k. Ministeriums des Innern zu Wien.)

Editorial

Ferdinand von gots genaden .... Prinz in Hispanien, Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgundi etc.

Instruction was und welhermassen die erwirdigen edlen ersamen gelerten unser andächtig und lieben getreuen Peter bischof zu Triest als unser grosscanzler und obrist haubt unsers hofrats der niderösterreichischen lande, Ciriackh freiherr zu Polhaim und Wartenburg, Georg v. Seysenegkh freiherr zn Weitenegkh, Lienhart Harracher, Phillipp v. Wuxenstain, Doctor [Seite 260] Johann Kauffman, Doctor Georg Manndl, die wir zu unser räte in unseren hoffrat unser niderösterreichischen lande verordent haben von unseren wegen und an unser stat in unser furstlichen regirung unser bemelten niderösterreichischen lande handlen und volstrecken sullen wie hernach volgt.

Und als unserm getreuen lieben Marxen Treitzsaurwein unserem rat und secretarien anstat unsers getreuen lieben Gabrielen de Salamanca unsers rats, obristen secretarien und schatzmaisters die verwesung unser niderösterreichischen canzlei zuegestellt und bevolhen worden ist, so solle derselb Treitzsaurwein auch als unser rat in unserem hofrat und als verweser anstat des gedachten Salamanca im hofrat sein und im hofrat die stim und stand dermassen haben, wie sich von desselben ambts wegen gepurt.

Und als wir den ersamen gelerten unseren getreuen lieben doctor Georgen Pesserer zu unserem camerprocurator verordent und aufgenomen haben, derselb camerprocurator solle von unseren wegen und an unser stat in allen rechtfertigungen, sachen und handlungen, die unser camerguet, auch unser underthanen ungehorsam, strassrauberei und ander puss straffmässig sachen betreffend handlen und insonderhait solle der camerprocurator sein aufsehen auf unser raitcamer haben, darzue alle rechtfertigungen, sachen und handlungen mit unser raitcamer wissen und rat handlen laut unsers bestellbriefs und gewalt ime deshalben gegeben und zu welhen zeiten derselb unser camerprocurator nit mit sonderen treffenlichen sachen und handlungen beladen ist, so solle er in unserem hofrat wie ander unser räte sizen und gepraucht werden.

Weiter lassen wir den vorgemelten unseren hofrat in allen den eeren und wirden, darein wir si dann vormalen gesezt, hinfuro bis auf unser wolgefallen beleiben, und so wir si dann fur ander personen darzue furgenomen und erkiest haben und in si unser sonder vertrauen sezen, so wellen wir nit zweifl[en] auch si hiemit ermant haben, si werden in unserem hofrat und sonst allenthalben unseren nuz und fromben furnemen und furdern, unseren nachtail und schaden nach irem vermugen wenden und uns darinnen warnen auch als unser rät und diener wie si uns dann gelobt und gesworen sein, handlen und sich dermassen stät mit aufrichtiger erber redlicher gleicher und gerechter handlung dem armen als dem reichen, dem reichen [Seite 261] als dem armen halten, als frumben wolgebornen eerlichen leuten der gerechtigkait und eeren nach gezimbt und inen zue aufenthaltung der gerechtigkait und warhait, zu undertrukung der ungerechtigkait und posshait, zu hail iren seelen und iren schuldigen und verpunten phlichten nach zu thun gepurt. und damit si ain lauter und gruntlich wissen tragen, was gewalt si von uns haben, auch wie und was si aus unserem gewalt inen gegeben von unseren wegen handlen sollen und mugen und denselben unseren gewalt in iren handlungen nit ubertreten, so sezen und bestimben wir die sachen, darinnen si zu handlen haben, mit klaren artiklen und worten wie hernach vernomen wurdt.

[Artikel 1]

Am ersten sollen si volkumenlichen macht und gewalt haben laut unsers gewaltbriefs in allem dem, was justicia betrifft, nemblichen alle irrungen, zwitrachten und spän, darumb si ersuecht werden, abstellen, desshalben bevelh ausgeen lassen wo es die notdurft erfordert, dieselben irrung, zwitracht und spän selbs verhören, darinnen entschid thuen, in allen rechtlichen handlungen, was uns auch unser underthanen berurend auf unsers camerprocurators und der partheien anrueffen unverzogenlichen und furderlichen recht ergeen lassen, urtail sprechen, alle appellacion erledigen, darauf unverzogenliche execucion und volstreckung thun und verschaffen und alle justicia und sachen gestracks handlen, darinnen niemands dhain ungehorsam gestatten, doch mit der ausgenomen beschaidenhait, wan si entschid oder urtl verfassen, die wider uns im rechten sein wurden, so sollen si dieselben entschid und urtl so lang nit eröffnen, bis si uns dieselben klar und lauter underrichten und von uns darauf bevelh haben, was si weiter darin handlen sollen.

[Artikel 2]

Zum andern so sollen und mugen si in unserem namen und an unser stat pan und acht aus unser furstlichen obrigkait auch die lehen, so von unserem lieben herren und anherren kaiser Maximilian hochloblicher gedechtnus zu lehen emphangen sein, mit vorbehalt uns und meniglichen an unseren und iren rechten und gerechtikaiten unvergriffen verleihen und auch alle freihaiten, bestattungen, confirmacion, die von gedachtem kaiser Maximilian bestatt und confirmirt sein, auch bestäten und confirmiren mit disem artiklen was wir von recht daran bestätten mugen und des ain jeder in geprauch ist und darzue in iren freihaiten, darumb si in ansprach und rechtfertigung [Seite 262] unvergriffen und on nachtail. und in sonderhait so sollen si auf dhain vidimus dhain lehen leihen noch ainicherlai freihaiten und confirmacion darauf bestätten noch die lehen und bestättbrief geschrieben werden, es seien dann die rechten haubtbrief im rat zuvor furgebracht und in die canzlei geantwurt.

[Artikel 3]

Zum dritten. wann der bischof von Wienn und die universitet alda, auch burgermeister und rat daselbst zu Wienn und die zwo stet Krembs und Stain mit iren freihaiten und rechten haubtbriefen und originalen fur unseren hofrat komen werden, inen solh ir freihaiten zu confirmiren und zu bestätten, so sollen si dieselben haubtbrief und original von inen annemen und mit vleis ubersehen und alle artikl aigentlichen bewegen, welhe artikl irrung machen. und ob dieselben freihaiten dermassen zu bestätten oder zu minderen oder zu meren sein, dardurch kunftig irrung und nachtail verhüet möcht werden. und ob si ire freihaiten in massen, wie inen die gegeben sein worden, gepraucht haben oder nit und solichs alles in schrift verfassen und uns dieselben artikl irer freihaiten und ir erkundiguug alle mitsampt irem rat und guetbedunken in lateinischer schrift berichten.

[Artikel 4]

Zum vierten. nachdem in unsern niderösterreichischen landen ain zeit her vil strasrauberei getriben worden und noch getriben werden, das wir dann in dhainen weg gedulden noch gestatten wellen, sonder uns entlichen entslossen haben nit allain die strassrauber, sonder auch die, dabei si bisher ir aufenthaltung in unseren landen gehabt und hinfuro haben möchten, auszureiten und die strassrauber und ire wirt wie obgemelt ist, in gleicher mass an iren leiben, wo si aber entwichen, an iren gueteren nach dem rechten zu strafen zulassen. Und darumb so wellen wir unseren hofrat hiemit insonderhait auf das allerernstlichist eingepunden haben, das si gegen den strassraubern und gegen denen personen, so die strassrauber aufgehalten und dabei si ir zu und abreiten gehabt, gestracks handlen und nit ansehen, noch sich verhinderen lassen, ob etlich personen gross herren oder ainer grossen freundschaft weren oder sich etlich des adls behelfen wollten, sonder si sullen gegen denselben in aller der massen furnemen und handlen lassen als gegen dem aller wenigisten. Dann wir wellen gleich gericht und recht und unser land vor solhen strassraubern und iren aufenthaltern in frid und rue halten.[Seite 263]

[Artikel 5]

Zum funften. als wir vormalen in unseren niderösterreichischen landen offen general und ernstlich gepot ausgeen haben lassen, an welhen orten ainer beraubt wirdt, das die leut, so in dem negsten fleck sizen, dabei sollich beraubung beschicht, zu stund an aufsein und den strassraubern nachvolgen sollen bis zu dem anderen negsten fleck und also fur und fur bis die strassrauber begriffen werden, aber solh unser gepot ist bisher von unseren landleuten und underthanen nit angesehen worden, wann seither vil strassraub beschehen sein und denselben strassraubern nach unserem gepot nit nachgefolgt worden, des wir uns nit unpillich beswären, das unser mandat und gepot, die unseren landen und leuten zu frid und sicherung beschehen, also veracht werden und mugen solhe ungehorsam als regirender herr und landsfurst dhains wegs gestatten und zu ainem uberflus wellen wir jetzo noch ain mal sollich general und gepot der strassrauberei ausgeen lassen, darauf soll unser hofrat strenglich dermassen handlen, ob sich hinfuro weiter begebe, das in unseren landen ainer oder mer beraubt wurden und das die leut in dem negsten flek denselben strassrauberen nit nachvolgten oder ob dieselben nachvolgten und das die leut in den anderen flecken unser gepot verachten und nit nachvolgen wurden, so solle unser hofrat nicht warten, bis uber dieselben klag komen, sonder unserem camerprocurator bevelhen, das er dieselben als die ungehorsamen von stundan furneme, darnit denen, die beraubt worden sein, von inen ain benuegen beschehe und umb ir ungehorsam in unser straff wie recht ist, erkennt werden.

[Artikel 6]

Zum sechsten, so solle unser hofrat dhainen strassrauber noch ubltäter dhain genad noch furderung beweisen, sonder si sollen denselben gestracks recht ergeen lassen und ob etlich statrichter und landrichter oder ander amptleut die ubltäter auslassen und nit gegen inen handlen wurden, wie sich dem rechten nach gepurt, so sollen dieselben richter durch unseren camerprocurator von stundan furgenomen und gegen denselben richter gehandelt werden wie recht ist.

[Artikel 7]

Zum sibenden, nachdem in unserem hofrat vil merklicher beswärung furkumen, darauf bevolhen wirdt soferr dem also ist, das derselb solher beswärung absteen solle und aber in solhen beswärungen oft mer als ain bevelh ausgeet und ainer dannoch seines unpillichen furnemen nit absteet, sonder fur und fur in [Seite 264] seinen unzimlichen furnemen verharret, dardurch wir als herr und landsfurst von unseren underthanen groslichen veracht werden und uns daraus in unseren bevelhen und gepoten grosse ungehorsam erwaxt, auch desshalben die armen leut in vil unpillich unnuz und ubrige costung gefurt werden, darein wir als regirender herr und landsfurst der merklichen notturft nach pillichen zn sehen haben und damit solh ungehorsam abgestellt und unsere underthanen vor unnuzen costen und verderben verhuet werden, auch unsere bevelh und gepot bei unseren underthanen ain ansehen haben, so geben wir in dem die ordnung wann unser hofrat bevelh ausgeen lassen, das ainer seines unpillichen furnemen absteen oder anderen sachen nachkomen oder ain benuegen thun solle, das dann derselb auf solh unser bevelh zuthun schuldig were und aber unseren ersten bevelh veracht und ungehorsam erscheint und sein widerparthei also muetwillig umbfuret und aufzug, so solle unser hofrat dieselb person und sein widerparthei erfordern, die sach aigentlichen verhören und sich darinnen gruntlichen erkundigen und wirdt erfunden, das derselb uber unseren bevelh sein widerparthei unpillichen umbgetriben und sich auf unseren bevelh also ungehorsam gehalten het, so solle derselb umb solh sein ungehorsam durch unseren camerprocurator furgenomen und darauf von wegen derselben ungehorsam gehandlt werden wie sich gepurt und pillichen ist.

[Artikel 8]

Zum achten , so soll und mag unser hofrat auf potschafter, gesandten, poten, kundtschafter, die si in unseren sachen ausschicken und prauchen werden, auch auf geraisig und fuessknecht wider die strassrauber mit vorwissen unser raitcamer aus unser camer gelt verordnen, wie dann sollichs die notturft erforderen wirdt.

[Artikel 9]

Zum neunten, ob in unseren landen ander notturft furfallen wurden, die uns und unsere land betreffent, so sollen si in denselben furfallenden sachen, was die ausgab und unser camerguet betrifft, nit anders dann mit willen, wissen und rat unser raitcamer handlen, wie dann vor auch gemelt ist.

[Artikel 10]

Zum zehendten, ob uber solich furfallend sachen merer und grösser notturft und sachen furfallen wurden, die sollen si zuvor uns klerlichen und gruntlichen berichten. dann wir haben bewegen, das dhain sach zu disen zeiten so gross und so eilends furfallen möcht, unser hofrat muge uns dieselb gross [Seite 265] sach furderlichen und bei gueter zeit berichten und darauf unsers verreren beschaids und bevelh erwarten und was wir inen alsdann auf dieselb ir underricht bevelhen werden, dem sollen si nachkomen.

[Artikel 11]

Zum aindleften, so wellen wir, das unser raiträte derselben unser raitcamer frei sein also, das si unser raitcamer auswarten und handlen sollen, wie wir inen dann darinnen ordnung geben und in derselben unser raitcamer sonst niemands nichts zu schaffen und zu handlen haben dann wir selbs, wann wir uns unser camerguet und raitcamer bevor behalten. und nachdem unser raiträte von uns in bevelh haben werden, kain grosse sach an unsers hofrats rat und guetbedunken zuesliessen, auf das als offt unser raiträte ain treffenliche und grosse sach in unserem hofrat furbringen, so solle unser hofrat dieselb sach aufs allervleissigist bewegen, was uns darinnen am nutzlichisten und pesten sei und darauf iren rat und guetbedunken besliessen und unseren raiträten unser raitcamer anzaigen.

[Artikel 12]

Zum zwelften, so werden auch unser raiträte unser raitcamer in bevelh haben, so si mit unseren vitzthumben und ambtleuten raitten, das si ainen rat aus unserem hofrat zu inen nemen sullen, der aus dem land ist, darinnen derselb vitzthumb oder amptman sein verwesung hat und der uns derselben vitzthumb und amptleut handlung ainen wissen hab oder ob inen sunst sachen furfallen, darzue si ains rats oder mer aus unserem hofrat notturftig wurden, darauf ist unser mainung und bevelh, das unser hofrat unseren raiträten auf ir begeren albegen ainen oder mer unserer rät aus unserem hofrat zu inen verordnen und damit zu hilf kumen, dardurch unsers camerguets halben dester statlicher unser notturft nach gehandlt muge werden.

[Artikel 13]

Zum dreizehenden, so mugen unser hofrät mitsambt unser raitcamer die ambter, so ledig werden und in zwenunddreissig guldin nutzung tragen tauglichen personen von unseren wegen verleihen, doch so sollen si darauf gedacht sein, wo alt tauglich diener oder provisoner verhanden weren , das dieselben vor anderen damit fursehen und dardurch die provison geledigt werden.

[Artikel 14]

Zum vierzehenden, so sollen alle confirmacion, ladungen, lehen, commission, bevelh, mandat und alle ander notturftige [Seite 266] brief, nichts ausgenomen, die zu solher unser furstlichen regirung und zu volziehung der justicia und aller rechtfertigungen notturftig sein, aus unserem hofrat ausgeen under unserem namen, titl, insigl, secret und under unser lieben gemahl handgeschrift, damit si sich an unser stat also per principem Annam underschreiben, auch des erwirdigen unsers lieben andächtigen Petern bischoffen zu Triest unsers grosscanzlers und haubts unsers hofrats zaichen, so sein andacht am ort ausserhalb der schrift derselben brief machen und under unsers rats und secretarien Marxen Treitzsaurweins handzaichen , damit er sich in unserem abwesen anstat unsers rats obristen secretarien und schatzmaisters Gabrielen de Salamanca auch underschreiben sollen.

[Artikel 15]

Zum funfzehenden. alle die vorgemelten brief, so in unserem hofrat beslossen und durch unseren vorgemelten grosscanzler und obrist haubt unsers hofrats mit seinem zaichen verzaichent werden, dieselben brief alle solle unser liebe gemahel underschreiben und weder ir lieb hofmaister noch hofgesind in solhem nit widersprechen noch in kainerlai weise nichts darinnen zu veränderen noch zu verwandlen noch sich underwinden, umb dieselben brief ainicherlai wissen zu haben, und wir wellen, das sollichs stet und kreftig beleiben solle.

[Artikel 16]

Zum sechzehenden, so ist unser sonder ernstlicher will und bevelh, so unser hofräte im rat sitzen, das niemands ander eingelassen werde noch stim haben, dann die benannten unser räte unsers hofrats, wie wir in diser unser instruction klerlichen austrucken oder welhe personen wir kunftiglichen in unseren hofrat verordnen wurden. dann uns als herren und landsfursten steet uns allwegen bevor, räte aus und in denselben unseren hofrat zu thun nach unserem wolgefallen, wie wir als regirender landsfurst thun mugen und deshalben ganz frei und unverpunden sein.

[]

In solhen vorbestimbten sachen und handlungen hat unser hofrat von uns genuegsamen gewalt nach ausweisung der vorgemelten artiklen, wie die klerlichen in sich halten, nach inhalt unsers gewaltbriefs volkumenlichen zu handlen, darinnen si als unser getreu räte allen muglichen vleis furkeren sollen und wir inen getrauen als dann sollichs vor in ainem artikl klerlichen anzaigt ist, denselben artikl wir jetzo hiemit aber [Seite 267] verneuen und melden und uns sollichs zu inen ungezweifelt versehen wellen, das ist unser ernstliche mainung.

Geben in unser stat Gratz am 15. tag des monats octobris anno etc. im 21.
Ferdinand.
Ad mand. sermi dom. principis
archiducis proprium.
Salamanca.
Registr. Treitzsaurwein.



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