Quelle: Fellner, Thomas: Aktenstücke 1491 - 1681 / von Thomas Fellner. - Wien : Holzhausen, 1907. - VIII, 664 S. (Die Österreichische Zentralverwaltung ; 2) (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs ; 6).
Digitalisat: Kaiser Maximilians I. Instruktion und Ordnung für die Hofregistratur und Hofbuchhalterei. Innsbruck 1515 Jänner 1.
Original in der Urkundensammlung des k. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien, Kopie ebendaselbst Reichsregistraturband J, fol. 263r-267r. Druck bei Adler, Zentralverwaltung, Nr. 9, S. 565-572. Im Hofkammerfaszikel 129 des [Seite 79] k. und k. Staatsarchivs findet sich unter demselben Datum auch das Original eines kaiserlichen Befehls an die Hofsekretäre, Zahlmeister, Pfennigmeister, Zahlschreiber etc., sich dieser Ordnung gemäß zu verhalten, und außerdem Studien zu dieser Instruktion und Ordnung.
Instruction und ordnung wie nu hinfuro unser hofregistrature und puechhalterei durch einen jeden unsern puechhalter gehandelt und gehalten werden, darinnen dann alle hendel, die durch uns und unser hof- und finanzrete an unserm hof gevertigt, si berueren finanz krieg landschaften herschaften schlos pfleger stet keuf verkeuf satz pargelt renten gulten schulden rait wein guldin und silbergeschirre, auch guldin tuech, seidin wullin und leinin gewant, auch ander waar, desgleichen die reichshendel ober- und niderosterreichisch bebstisch frankreichisch hispanisch hungerisch italisch niderlenndisch und schweitzerisch handlungen, desgleichen zalmaister zalschreiber hofofficier hofgesint auch unser vitztumb und exempt ambter unser niderosterreichischen lande, auch bestellungen provision lifergelt besoldungen raitunge finanz ratschleg, auch sonst heimlich sachen, darzu vertreg expectanzen lehen stueck verfallen gueter verwechslungen instruction mandat geschaeft pasprief quittungen etc., so mit wissen aines jeden unsers puechhalters ausgeen ime einzueschreiben furbracht gefunden werden sollen, wie hernach volget.
Anfenklich so sollen in diser ordnung und puechhalterei die hernach geschriben puecher gehalten werden, darinnen alles das, so taeglichen von uns oder von unsern wegen an unserm hof gehandelt wirdet, begriffen mag werden; ob dann von der partheien zuzeiten raitungen ander puecher in dieselb unser puechhalterei gebracht, die mugen neben gedachten puechern etztwo in sekchen oder puschen in truchen behalten, doch die mainung davon in die hernach geschriben puecher gezogen und die gedachten puecher sollen genant werden, wie hernach geschriben steet.
Das erste puech solle genant werden das nideroesterreichisch capital; daselb puech solle getailt werden in fünf tail zu unsern funf nideroesterreichischen landen, nemblich Osterreich under und ob der Enns Steyr Kernnden und Crain; darein sollen geschriben werden von wort zu wort alle verschreibungen als nemblich uber pflegen pfantschaften satz kauf verkauf schloss stet maerkt dorfer auswaechsel vertraeg instruction expectanzen lehen stuek verfallen gueter obligation schuldbrief und dergleichen hendel, so in oder auf dieselben nideroesterreichischen lande taglichen von uns ausgeen, jeden brief und verschreibung in sein lande dahin er dann gehort und solle dergestalt gehalten, daz in solich puech ein jeder tag, so zugegen ist, zum ersten mit zimlicher grosser geschrift und seiner anzal, nemblich was tag derselb der zal nach in ainem jeden monat sei, und dann erst darunder alles das, so auf den selben tag von unsern wegen ausgeen und in die buechhalterei gebracht wurdet, was dann in dises buech zu schreiben gehoert, clerlich von wort zu wort wie obstet eingeschriben und begriffen; und in disem puech solln alle pletter mit der gemainen zal I, II, III etc. oben im ek des platts durchaus folitiert werden. [Seite 80]
Und in disem puech solln auch komen und von wort zu wort geschriben werden alle revers und verschreibungen, so uns jezuzeiten von den parteien gegen unsern verschreibungen, so wir inen uberantworten, gegeben werden, nemblichen jedes revers gleich auf seinen hauptbrief und in das lant dahin es dann gehort, und der puechhalter solle die verschreibungen, so wir jezuzeiten den parteien wie die sein fertigen, nit hinausantwurten, ime seie dann zuvor das revers uber solh unser verschreibungen lautend von derselben partei dagegen uberantwort, in welchem revers dann alzeit dieselben unser verschreibungen von wort zu wort inseriert werden sollen mit sambt einen zusagartikl darauf inhaltend, das ein jeder dasihen halten wolle, so ime solche unser verschreibung auflegt, mit ferrer verbindung, ob er solhe, so ime also aufgelegt wirdet, nit tete, das wir oder unser erben solhen abgang und mangl oder was uns darunder zu schaden kaeme, alsdann zu demselben oder seinen erben und allen iren guetern suechen oder bekumen moegen, und ob etwo ainer sich etwas weiter verpflichten oder zusagen muesset, das dieselb unser verschreibung nit inhielt, so solle solhs auch in daselb revers gestellt werden.
Mer ein puech solle gehaissen werden niderosterreichisch-comunial; dasselb puech solle auch getailt werden in funf tail zu unsern fünf viztumben in den obgemelten unsern niderosterreichischen landen; darein sollen allain geschriben werden die geschaeft und bevel, so jezuzeiten von uns auf dieselb unser viztumb ausgeen werden, auch provision dienstgelt quittungen raitungen passbrief und dergleichen hendl dieselben unser niderosterreichischen lande beruerend, jeden brief und hendl an sein ort; und nemblich die bekennen und namhaft geschaeft etwo mit viI artiklen von wort zu wort und dann die schlechten bevel mit einem gruntlichen auszug aller umbstande, was ein jeder viztumb der person, so solher bevel beruert, sovil und sovil gelt oder anders und warumben reichen und geben mit sambt dem datum geschriben. Es solle auch solich puech durchaus mit einschreibung der taeg, so zugegen sein, mit der grossen geschrift und seiner anzal auch mit volierung der pletter gehalten werden wie das hier obgeschriben capitalpuech.
Neben solhem niederoesterreichischem comunial solle noch ein peipuch, das solle gehaissen werden das nideroesterreichische exempt comunial; das solle getailt werden in siben tail zu unsern siben exempt ambtern in den gemelten unsern nideroesterreichischen landen als nemblich das salzambt zu Gmunden, das salzambt zu Aussee, aufschlege an der undern und obern Terfis im Canal, Ennglhartzell, Laibach, meut im Innern und Vordern perg des Eisenartzts; und solich puech solle mit dem einschreiben der bekennen auch der namhaften und schlechten geschaeft, so zu zeiten von uns auf solhe ambter ausgeen, gehalten werden wie oben mit dem comunial puech.
Mer sollen gehalten werden zwei puech nemblich ain capital- und comunialpuech auf unser oberostereichischen lande als nemblichen unser graveschaft Tirol, das land zu Swaben, die Vordern lande, Elsas, Suntgew, Brewsgew und Schwartzwald etc.; und dieselben zwai puecher sollen allermassen mit den auftailungen der embter und lande auch den verschreibungen und geschaeften desgleichen mit einschreiben der taeg und folierung der pletter gehalten werden wie mit vorgeschriebnen niderosterreichischen capital- und comunialpuechern und in solhe zwai puecher solle kumen alle und jede verschreibungen und brief, so von uns jezuzeiten auf unser regiment und Tirolisch [Seite 81] camer auch hauscamer und zeugmaisterambt zu Ynnsprugg, pfannhaus zu Hall im Inntal und obgemelte lande ausgeen, es beruer perkwerch silber- und kupferkeuf pflegen provision dienstgelt rent zins gult und anders dergleichen etc.
Aber zwai buecher auf das reich die solln auch genannt werden capital und comunial; darein sollen geschriben werden alle reichshendel und sachen, es beruer hilfgelt mandaten statsteurn reichsquittungen und ander finanzhendel das reich betreffend, so jezuzeiten von uns ausgen und gevertigt; solhe zwai puecher solln auch allermassen gehalten werden wie die vorigen capital- und comunialpuecher.
Mer ein puech das solle genant werden das extraordinari oder vagantpuech; darein solln alle frembde finanzhendel und sachen als nemblich bebstisch frankreichisch hispanisch unngerisch italisch niderlenndisch schweitzerisch und dergleichen frembde hendel, so jezuzeiten von uns in dieselbn lande gevertigt und ausgeen, mit der austailung jeden handl an sein ort geschriben werden.
Mer ein puech das solle genent werden das curialpuech; darein sollen kumen und gesehriben werden die auszug aller unser hofofficier raitungen, nemblich unser zalmaister zalschreiber kuechenmaister schenk fuettermaister liechtcamerer kuechenschreiber wagenmaister und ander unser ambtleut wer die sein, die dann an unserm hof teglichs mit gelt oder warn als guldin und silbergeschirre ring clainat guldin seidin wullin und leinen gewant zu handeln und zu verraiten haben, mit clarer anzaigung irer empfeng, ausgab und rest also: "mit disem ist anheut dato seins empfangs und ausgab halben seider n. tag bis auf heut gerait worden, und bringt sein empfang sovil und dagegen sein ausgab sovil, darauf rest, so er uns heraus schuldig beleibt, sovil etc.; solhen rest hat er anheut dato uns oder dem und dem auf unsern bevel heraus uberantwort", oder "solher rest ist ime ferrer auf kunftige raitung inen gelassen worden"; und dises puech solle man in sovil teil dividiern und ertailen sovil dann der officier an unserm hof sein, also das einem jeden officier zwainzig oder dreissig freir pletter gelassen werden mer oder minder, nach dem jeclichen vil oder wenig zu handln und zu verraiten hat; also mugen aller unser hofofficier empfeng, ausgab und rest sumarie auf kurzist und gruntlichist in dises puech zusamenkumen; und damit aber in disem pueche der gedachten unser officier handlungen, nemblich was uns in ir jedes handlung zu gwin und verlust kumpt, aufs kurzist gefunden mag werden, so ist zu merken also, daz allweg zwai halbe pletter, als so das puech offen ligt, für ein plat genomen und gerait und oben an den orten eines jeden halben plats die anzal desselben plats und oben in der mitte die anzal des jars, darinnen man zu zeiten ist, und erst darnach derselb unser officier mit seinem tauf- und zunamen mit grosser geschrift nemblich auf das halb plat, so als das puech offen ligt, zu der linken hantwertz under die gemelten jarzal geschriben werden; und was dann derselb unser officier oder ambtman von unsern wegen empfangen hat, auch was er uns jezuzeiten in seiner raitung per rest heraus schuldig wurdet, dasselb solle auf das halb plat zu der linken hantwerts und dann desselben offcier oder ambtmans ausgab, so er von unsern wegen getan hat oder das so wir ime schuldig weren, auf das halb plat zu der rechten hantwertz und das alles auf das allerkurzist und gruentlichist mit anzaigung der staet und tag, wo dan solher handl beschehen und wie der gehandlt ist, darunter geschriben und dabei angezeigt werden, wo man hinfur desselben officiers particular raitung und handlung [Seite 82] finden sol, die dan allzeit in seckchen oder pueschen bei der gemelten unsern hofregistratur und puechhalterei an unserm hof oder wohin wir dieselb verordnen behalten werden, und ist also hiebei zu vermerken, das alles das, so uns zu guet und gwin kumbt, zu der linken hantwertz und der verlust oder nachtail oder was wir schuldig sein, zu der rechten hantwertz aines jeden platz wie obsteet geschrieben und gefunden werden soll.
Item in dises jetz gemelt puech solle auch komen und eingeschriben werden unser hofstat und ordnung, auch unser hofgesint und dienerbestellungen und -urlaubungen, auch dienst- und lifergelt und ander dergleichen unser hofhendel.
Es ist auch hiebei zu vermerken, das ain jeder unser hofpfeningmaister, wer der zu zeiten ist, ein besunders puech alles unsers hofgesints und diener besoldung und dienstgelts und lifergelts mit kurzen gruentlichen auszuegen jens empfangs und dienens mit allem vleis halten soll, das genant werden schuldpuech.
Mer ist zu merken, so ain person rat-, lehens- oder anders pflicht, so ime durch unser verschreibungen oder in anderweg aufgelegt wirdet, thun, so sol unser puechhalter dieselb unser verschreibung nit hinausgeben, er habe den zuvor von unserm hofcanzler beschaid und wissen, das er solh pflicht also getan hab.
Und so zu zeiten personen, von denen rat-, lehen- oder ander pflichten aufgenumen werden sollen, außerhalben unsers hofs wern, dadurch wir solhe pflichten durch comissarien, die wir darzu ordnen, in unserm namen aufnemen lassen muessten, so solle unser buechhalter die rat-, lehen- oder ander brief, dagegen dann sollich pflichten beschehen sollten, nit hinausgeben, er habe den zuvor ein zusagbrief von denselben comissarien oder von dem oder denen, so sollichs brief und verschreibungen empfahen und den comissarien zubringen, das sie von den obgemelten personen die pflichten wie sichs gepurt aufnemen wollen und, so die comissarien solh pflichten also aufgenumen haben, solln si das under irn insigeln oder potschaften dem puechhalter zuschreiben, dagegen solle inen oder den, so ir zusagbrief deshalben gegeben hetten, dieselb alsdann widerumben hinausgeantwort werden.
Mer ain puech wirdet genant kriegspuech; darein sollen alle kriegshendl sold und anders was den krieg beruert geschriben und soll mit den auszuegen gehalten werden, wie hievor geschriben stet in dem curialpuech.
Mer ain puech soll gehaissen werden memorialbuech; darein mag man alle furfallend sachen schreiben, die man teglichs in gedechtnus behalten und die volziehen und handln oder sunst gedenken soll und sonderlich die hende], so wir zu zeiten auf verzicht verschreiben als oblicationes pfant- satz- und dergleichen brief; die soll man also aufs kurziste und gruentlichist darein schreiben. Sollich puech solle taglichen auf des puechhalters tisch vor seinem gesicht ligen und oft ubersehen werden, er auch was not ist zu rechter zeit anbringen und anhalten, damit in denselben handln der notturft nach gehandelt und volnziehung getan werde.
Mer ein memorialpuech das soll geheissen werden das haimlich memorialpuech; darein sollen in sonderhait alle haimliche sachen, daran gelegen will sein, gruentlichen geschriben und mit einem schloss verspert und in ghaim behalten werden; doch soll der puechhalter solhs auch oftmals und [Seite 83] fleissiklich ubersehen und vernemen, das was auch not ist darinnen gehandelt werde.
Mer ein puech das soll genant werden consilial; darein sollen alle ratsleg so finanz beruern, der man in künftig zeit zu wissen not sein wirdet, mit den taegen, daran solher ratslag beschieht, fleissig geschriben werden.
Item ein jedes puech obgemelt das soll sein aigen alfabettafel haben; darein solln die personen nach irn zunamen und nit nach irn taufnamen geschriben und darinnen gesucht werden.
Es solle auch eines puechs mit der gemainen zal I, II, III, IIII etc. oben im eck durchaus folitiert werden.
Und so dann der gedachten puecher ains ganz volgeschriben wirdet, so solle alsdan ein neus puech angefangen und genant werden, wie obsteet, doch mit der zal nemblich: das andere das dritt das viert etc. also genant.
Und wan dan ein handel, so aingeschriben ist, ausgericht wirdet oder das der brief nit angenumen oder ausgericht ist, es seien verschreibungen, erledigt obligation oder ander brief, so soll alsdann solher handel in den obgemelten puechern, wo dan solher handel geschriben stet, mit zwain strichen durchstrichen und ausgetan werden.
Und nachdem sich die obgemelten puecher teglichen meren, deshalben si dann in unserm umbraisen mit grosser mue und uncosten mitgefuert werden demnach ist unser mainung und bevel, das ain jeder unser buechhalter die gedachten unsern registraturpuecher, so die vol angeschriben werden, und sonderlich die puecher, der wir teglich an unsern hof wol geraten muegen, mit sambt den raitregistern, so wir zu zeiten von unsern hof und ambleuten und andern parteien ubernemen, desgleichen die revers und anders hieher gen Insprugg zu handen Joergen Walchners unsers gegenwirtigen oder eines jeden kunftigen unsers finanzregistrators, den wir dann darzu furgenumen und also hieher gen Ynsprugg verordent haben, schicken und uberantwurten; derselb soll alsdann solhe buecher raitregister revers und schriften und alles anders, so ime durch uns oder den gedachten unsern puchhalter zugeschickt wirdet, ubernemen und bei den andern unsern hofregistraturpuechern und hendln, so er vorhin von uns hie zu Ynsprugg in handen hat, fleissiklich behalten und verwarn und alsdann mit denselben uns auch unserm regiment und raitcamer zu Ynsprugg in den handln, so wir oder si jezuzeiten aus solhen unsern puechern zu wissen begern und notturftig sein, laut seiner bestellung allezeit gehorsam und gewertig sein.
Und in dem allen soll ain jeder unser buechhalter, wer der jezuzeiten sein wirdet, seinen pesten und getreuisten fleis furkern, handln und thun, wie sich dann geburt und er uns zu tun schuldig und pflichtig ist. Das ist unser ernstliche mainung.
Geben in unser stat Innsprugg am ersten tag ianuarii anno etc. decimo quinto.