Ordnung des lanndsrechten in Steier a. 1503, in: Ferdinand Bischoff, Steiermärkisches Landrecht des Mittelalters, Graz 1875, Seite 194 -205 :: Elektronische Edition 2010

Ordnung des lanndsrechten in Steier a. 1503, in: Ferdinand Bischoff, Steiermärkisches Landrecht des Mittelalters, Graz 1875, Seite 194 -205 :: Elektronische Edition 2010

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Titelaufnahme:
Bischoff, Ferdinand [Bearb.]: Steiermärkisches Landrecht des Mittelalters / bearb. von Ferdinand Bischoff. Hrsg. vom Historischen Verein für Steiermark. - Graz : Leuschner & Lubensky, 1875. — 241 S.

Beschreibung des einzigen Textzeugen: Cgm. 5210

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Heino Speer Klagenfurt im Oktober 2012.

Ordnung des lanndsrechten in Steier a. 1503.

Vermerkt die ordnung des lanndsrechten in Steier wider die misbrauchten gewonhaiten, so ain zeit her dabey gewesen sein sollten, nach volgender mainung furgenomen.

Art. 1. Von ladungen.

Von erst, so sullen die ladungen auf das kurtzist vergriffen vnd nicht darein gesetzt werden, als vor allter der stilus gewesen: er hab das inner jarsfrist an yme gefordert etc, dieweil es ein vberflus ist. Aber das mag man wol darin begreiffen: er hat das inn on recht, oder wider landsrecht etc, wie man dann das in kurtz abgestellt vnd formlicher angefanngen hat. [Vgl. St. Landr. Ref. v. J. 1574, Art. 28.]

Art. 2. Von klag vnd ladung.

Ob ainer in seiner klag mer eintrueg, dann er in der ladung gesetzt hiet, das sol nicht annders beschehen, dann zu erlewtrung der klag, doch das dieselb erklerung nichts annders dann die sach in der ladung begriffen berur. Welcher aber mer in seiner klag furbrachte, das den hanndl in der ladung begriffen nicht beträffe, das sol der anntwurter nicht schuldig sein zu ueranntwurten. Vnd sol vmb ain yede haubtsach ain sonnder ladung ausgeen; [Seite 195] welcher aber ain ladung mer dann ain hawbsach setzen liesse, dem mag der anntwurter die teg mit recht abnemmen. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. J. 1533, Art. 2 u. v. J. 1574, Art. 29; ferner Art. jener und Art. 28 dieser Reformat.]

Art. 3. Widerklage.

Welher ainen klagt vnd mit ladung furnymbt, vmb was sachen das sey, so mag derselb anntwurter denyhen en, so yme vor klagt hat vmb ain anndere sach, die der berurten ersten klagten sach nicht anhenngig ist, hinwider auch wol klagen vnd laden, vnd sol man dann ir yedem auf sein ersuechen furderlichs recht ergeen lassen, wie recht ist. Vnd das aber der anntwurter dem klager, so yme erstlich klagt vnd geladen hat, vmb dieselb erst klagt sach nit sol furnemen, ist die vrsach, das der anntwurter auf dieselb sach in seiner anntwurt all sein notturft im rechten mag einfueren vnd furbringen, darauf dann ergeen sol was recht ist. [Vgl. Str. Ldr. Ref. v. 1533, Art. 3, u. v. 1574, Art. 35. Ferner oben Art. 68 u. 82 steir. Landr.]

Art. 4. Klag vmb schaden.

Weler klager ain behebnuss vmb ain hawbtsach mit recht erlanngt, es sey vmb was sach das sey, auf brieue oder on brieue, vnd verrer vmb den schaden klagen wil, so sol er den schaden auf ain benannte summ stellen vnd nyt setzen mynner oder mer. Vnd wann er dann ain behebnuss vmb den schaden mit recht erlanngt, so sol er dennoch darauf denselben schaden, wie er den bestimbt hat, anzaigen vnd schrifftlich in gricht einlegen, vnd sol dann mit seinem aide als recht ist bestatten, das er der sachen mer vnd nicht minder als er eingelegt schaden genomen habe.

Art. 5. Schaden bestätten, wo ainer geltbrieue furtregt.

Desgleichen wo ainer gelltbrieue furtregt vnd so uerr im rechten volfert, das er darauf den lanndscherm mit [Seite 196] recht erlanngt, vnd dann sein schaden bestätten wil laut seiner brieues mit schlechten worrten durch sich selbs oder seinen scheinboten, dasselb sol nymer sein noch im rechten angenomen werden, sonnder es sol ain yeder vorgemelter massen sein schaden in geschrifft anzaigen vnd einlegen vnd darauf auch wie vorstet solhen schaden mit seinem aide bestatten, das er des mer vnd nicht mynnder, als er ingelegt, schaden genomen habe.

Art. 6. Schaden dem antwurter zu bezalen vom klager.

Desgleichen wo ain anntwurter dem klager enntbricht, so sol der klager dem anntwurter sein erlitten cost vnd scheden schuldig sein zu bezalen vnd derselb anntwurter sol solch sein erliten cost vnd scheden auch anzaigen vnd einlegen. Das sol yme dann der klager hernachgeschribner massen schuldig sein zu bezalen, nemlich, das man ainem prelaten vnd ainem herrn auf drew phärde, ritter vnd knecht ainem auf zway phärde, pharrer briester vnd burger ainem auf ain pharde, von haws aus zum rechten vnd wider haim albeg ain wochen auf ain pärde vier schilling phenning, vnd andern gemainen lewten ainem zu fuess ain wochen sechzigk phenning raitte, vnd was aner dem schrannschreiber vmb die gerichtshenndl, dem weisboten vnd rednern, darynn auch ain ordung vnd satzung gemacht sol werden, geben hiet. Dermassen vnd nicht annders sol der klager dem, so yme mit recht embricht, sein scheden schuldig sein zu bezalen, es wär dann, das ain klager vngeuerlich ainen klagt vmb ain sach als sein erbe, oder auf ainen geltbrieue, den er ynn het, vnd sein elltern desselben erbe vor verzigen oder der schuld bezalt wären, des der klager nicht gewisst hete; vmb solch dergeleichen sachen, wo die glewblich fur gericht khomen, sol der klager kainen schaden schuldig sein zu bezalen.[Seite 197] [Zu Art. 4 - 6 vgl. St. Ldr. v. 1533, Art. 33, St. Ldr. v. 1533, Art. 34 u. v. 1574, Art. 76; s. auch steir. Landr. Art. 48, 69.]

Art. 7. Veriärung der geltbrieue.

Wer geltbrieue hat von andern lewten vmb geltschuld vnd dieselben geltbrieue nach der frist oder zeit der bezalung darin begriffen ynnen behällt zway vnd dreissig iar vnd drey tag vneruordert vnd vnuermeldet vor offen lanndesrechten, die sullen veriart vnd denen, darauf sy lawtten, kain schade sondern tode vnd ab sein. Welher aber geltbrieue het vnd darzue nicht komen mocht, wie er dann dasselb vor gericht offenlich meldet, vnd beybringet oder sonnst glawbwirdig vrsachen anzaigt, dardurch ainer ainen geltbrieue so lannge iare vneruördert ynnen behielt, daz werde vor gericht gehort vnd des meldbrieue halb gehanndelt was recht ist. Welcher aber in obbestimbten zwain vnd dreissigk iren vnd dreyen tegen sein schuld also nicht melldet noch meldbrieue erlanngt, so sullen dieselben geltbrieue, wie vorstet, veriart vnd ab sein. [Vgl. St. Ldr. v. 1533, Art. 6; v. 1574, Art. 38.]

Art. 8. Wilkurlich recht fueren.

Ob yemand wilkurlich recht auf sich fueren liess seinen miterben oder gelltern zu nachtail, wo man das erfraget vnd glewblich erynndert wirdet, so soll der lanndshawbtman oder verweser dieselben bed, so das recht fuert vnd auf sich fueren liesse, nach erkanntnuss der lanndlewt darumb straffen vnd dieselb rechtfuerung ab vnd vernicht sein. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533, Art. 14; v. 1574, Art. 56, u. zu Art. 7 u. 8 St. Landr. Art 146.

Art. 9. Redner irren.

Sich mag ain yeder clager oder anntwurter in ainer yeden sach ain mal ainen redner irren lassen, nach dem es von allter herkhomen ist. Doch auf welhen rechtag er sich ainen redner wil irren lassen, so sol er sich in allen sachen, die er zu klagen oder zu ueranntwurten hat, denselben tag ainen rednner irren lassen vnd sol ime nicht [Seite 198] gestatt werden, ain oder ettlich sach zu klagen vnd zu ueranntwurten vnd ettlich sach geuerlich zu uerlenngern vngeuerlich. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533, Art. 15 u. v. 1574 Art. 57 (abweichend).]

Art. 10. Weisung auf die grunt.

Wo ain anntwurter begert, das der clager mit dem geschwornen weisboten auf die grunt sull weisen, alsdann lanndsrecht vnd von allter herkhomen ist, wann das begert vnd mit recht erkanndt wirdet, so sol alsdann der klager nicht von newem sein klag anfahen, erst vnd annder teg nach der weisung klagen, als vor der brauch gewesen, sonnder man sol yme von stund an das nachst recht nach der aufweisung auf sein ersuechen vnd klage auf sein allt zewgbrieue seinen dritten tag richten, wie recht ist, nachdem es ein vnotturfftige oder ye zu zeiten ain geuerliche verlenngerung im rechten gewesen ist. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533 Art. 4 (abweichend). St. Landr. Art. 31.]

Art. 11. Vrtail dingen.

Man sol hinfur von dem gemainen man, den man erstlich fragt, als vor beschehen ist, nicht dingen, sonnder es sullen die lanndlewt an dem geding von mann zu mann rechtns gefragt werden vnd was alsdann ainhelligklich durch sy oder den merern tail aus yne zu recht erkannt wirdet, ob sich desselben ain barthey beschwärte, die mag alsdann wol dingen in sachen wie von allter herkomen ist, vnd sullen dieselbn dingnuss, wann die beschehen, aus beder rednner mund, auch wie von allter herkomen ist, aufgericht werden. Doch wann sich die rednner solher dingnuss schon miteinander verainen, so sullen sy dieselben dannoch die gedenngker horen lassen, damit die bartheien durch die rednner nicht verkurtzt werden. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533, Art. 32; v. 1574, Art. 75 (abweichend). St. Landr. Art. 31, 67. Seite 199]

Art. 12. Geltbrieue fürtragen.

Welh oder welher geltbrieue furtragen vnd rechtung darauf begern, den sol man nicht richten, es werden dann vor dieselben brieue offenlich vor gericht verlesen vnd gehöret.

Art. 13. Zewgen hören.

Was zewgen fur an im lanndsrechten anzaigt fürgewenndt vnd gehort werden, die sullen ir sage mit irem aide bestätten vnd soll ein yeder zewg in sonnderhait vor gericht offnlich gehort werden als recht ist. Desgeleichen wann ainst oder mer zewgen halb auf ayner bartheyen anrueffen vnd aus redlichen genuegsamen vrsachen erkennt wurde commisari zu setzen vnd denselben von gricht zu schreiben, zewgen zu horen, dieselben commissari sullen vorgemellter massen ainen yeden zewgen in sonnderhait horen vnd den ayde von yne aufnemen, wie recht ist, vnd dann die sage verschlossen dem gricht zuesennden.

Art. 14. Vmb zicht.

Wo furan ain lanndman, der yme lannde gesessen ist, mit recht furgenomen vnd geladen wirdet vmb zicht, die nicht eer berueren, der sol sich im lanndsrechten schuldig sein zu veranntwurten vnd darumben auf seinen herrn nicht waigern, als vor zu zeiten von ausflicht wegen beschehen ist. Wo aber die zicht oder sach, darumb ainer geladen wurde, die eer beruren täte, darumb mogen sich die tail fur den lanndsfursten ziehen. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533 Art. 12; v. 1574, Art. 55.

Art. 15. Lanndsrecht aussitzen.

Man sol auch das lanndsrecht on merklich genuegsam vrsach nymer so lanng, als ein zeit her beschehen ist, schieben, sonnder das solh lanndsrecht nach alltem herkomen zu vierzehen tagen oder wie man des fueg oder stat gehaben mag beschlossen werde, doch nemlich, das man solh recht auf das wenigist all quatemer ainmal aussitze, vnd ob man das in der ersten wochen nicht [Seite 200] aussitzen mochte, das man es dann die annder wochen auch besitz. Vnd sullen dannoch solh teg all fur ainen tag geraitt vnd geacht werden vnd die ladungen dermassen also ausgen. So ist zu hoffen, das recht werde darnach klainer vnd in ainer wochen oder ee ausgesessen werden mögen, damit man es dann, wie vorstet, nach altem herkomen zu vierzehen tagen besitzen vnd geen lassen mög. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533, Art. 16]

Art. 16. Lanndsrecht verhindern.

Als man ain zeit her in dem hofteding, so man das lanndsrecht besessen solt haben, annder sachen vnd verhör, so in das recht nit gehören, gehanndlt vnd solich recht merklich vnd vilmal damit verhindert hat; auch das man bey dem rechten gross geschray getriben vnd damit den verweser beysitzer schrannschreiber vnd rednner dermassen verhindert hat, das sy ye nicht wol hören haben mogen vnd dann zum anndern oder dritten mal die rechtsetz zu erkleren vnd fragen haben muessen, damit man auch das recht merklich verhindert hat, das soll hinfur in kainerlay weg gestatt werden, vnd sol auch der landshaubtman noch verweser nw hinfur zu der zeit als man das recht besitzen sol, kain verhör noch annder sachen, die in das recht nit gehoren, in kainen weg hanndeln. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533 Art. 21; v. 1574 Art. 44]

Art. 17. Von stille schaffen im lanndsrecht.

Es sullen auch der herrn vnd landlewt diener vnd all annder, so bey dem rechten nichts zu schigken noch ze thuen haben, vor der thür beleiben vnd sein. Soliches sol ain yeder herr mit seinen dienern verschaffen. Welh aber bey dem rechten steen, die sulen still schweigen vnd ir hänndl daselbs nicht austragen, damit man die bartheien im rechten horen mag. Vnd wann der haubtmann verweser oder der weisbot ain still schaffen, das menikleich solichs gehorsamlich thue. Wo aber ainer oder mer, es wären lanndlewt diener purger oder annder, nyemands ausgenomen, [Seite 201] darynn vngehorsam vnd vber solh verbot nit still schweigen wolten, der oder dieselben sollen von stund an nach erkanntnuss der lanndlewt, so gegenburtig sein, gestrafft werden. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533; Art. 19; v. 1574, Art. 61.]

Art. 18. Lanndsrecht beisitzer.

Alsdann das recht ye zu zeiten her der beisitzer halb verhindert ist worden vnd etlich lanndlewt auf des verweser geschefft an das recht nicht sitzen haben wellen, damit man solhen auch furkome sol ain yeder gesessner landman, der bey den rechten ist, schuldig sein an das recht zu sitzen, vrtl sprechen vnd das recht rewlich hellfen fürdern. Welher aber also selbs nicht nidersäss vnd also das recht nicht furdern täte, so sol vnd mag der lanndeshawbtman oder verweser slichs mit ainem yeden schaffen, vnd mit welhem sy das also schaffen oder welhen sy rechtens fragen, dersol darin gehorsam sein, nidersitzen vnd recht sprechen. Welher oder welh sich aber des widern vnd on redlich vrsach darin vngehorsam sein wurden, denselben sol man in ainem halben iare, das nachst darnach komend, vmb sein vngehorsam auf sein klag im lanndsrechten nichts richten, aber nichts destminder wer zu yme zu lagen het, sol man recht ergeen lassen vnd sein antwurt auch horen vngeuerlich. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533, Art. 17; v. 1574, Art. 5.]

Art. 19. Aber von beisitzern.

Es sullen auch die herren vnd lanndlewt so amb rechten sitzen vleissigklich auf clag anntwurt rede widerrede aufmerken vnd hören, dardurch sy dest gruentlicher mögen rechtsprechen, vnd also im rechten ainer mit dem annder annder sachen nicht reden noch ausrichten, damit ein yeder so er rechtns gefragt wirdet auf clage anntwurt rede widerrede vnd rechtsatz formlich vrtailen möge vnd vernewng oder erklerung der sachen, dardurch verdechtlich oder spötlich verlenngerung des rechtns entspringen [Seite 202] mochte, nit not thue, wann das in kainem wege sein sol. Wann aber der lanndshaubtman oder verweser ainicherlay sachen ausser rechtns zu hanndln haben, das sullen sy enntlich zu anndern zeiten vnd ausserhalb der schrannen thuen vnd ausrichten, damit das recht irenhalb nicht verhindert werde; dann sy ye die sein, die das recht schuldig sein zu furdern. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533, Art. 18.]

Art. 20. Von rednern.

Es schullen nw hinfür all redner als von allter gewesen ist schweren vnd geschworen redner sein vnd ires solds halb, als vorstet, ain ordnung vnd satzung gemacht werden, damit irenhalb nyemands beschwärt vnd aus gemeiner lanndschaft freihait recht vnd allt herkomen noch aus diser ordnung nicht gefuert werde.

Art. 21. Aber von rednern.

Welher lanndman ime aber selbs reden wolte, oder ainen andern rednner mit yme brachte, der nicht geschworen wär, das mag er thuen; doch das sy auch in diser ordnung im lanndsbrauch beleiben vnd wie lanndsrecht vnd von allter herkomen ist im rechten reden, vnd dannoch nichts detominder den geschworen rednnern iren gesatzten sollde ausrichten vnd bezalen, damit sy sich bey der schrannen des lanndsrechten mogen ennthalten.

Art. 22. Die bartheyen vnd ander sollen ausserhalb der schrannen steen.

Es sullen auch nw hinfur all klager anntwurter redner vnd annder, gar nyemands ausgenomen, dieweil man das recht besitzt, ausserhalb der besetzten schrannen steen, damit die beisitzer berueblich sitzen vnd zusambt dem verweser vnd schrannschreiber all sachen aigenntlich hören vnd der verweser die beisitzer sehen möge. Vnd [Seite 203] das solichs auch gehallten, so sol furbasser der hawbtman noch verweser kainem klager noch anntwurter richten noch hören, dieweil er in der besetzten schrannen steet oder ist, ausgenomen wo ain klager oder anntwurter, der ain rechtsprecher ist vnd das recht fürdern hilft; der mag an der stat da er sitzt aufsten vnd sein sach hanndln vnd dann wider nidersitzen vngeuerlich. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533, Art. 22.]

Art. 23. Vnnotturftig eintrag.

Alsdann ein zeit her die bartheien vnd rednner ye zu zeiten auf sich selbs nicht gemergkt, in iren reden widerreden vnd rechtsatzen vil vnnotturftig eintrag, die wider lanndsrecht vnd allt herkomen auch dem rechten nicht dienen noch gemäs, sonnder der sach widerwertig sein, vnd ye mer dann ain rechtsatz getan vnd das recht damit auch verlenngt vnd verhindert haben, das sol man hinfur nicht mer gestatten. Es sullen auch der haubtman vnd verweser hinfur kainer barthey noch rednern zuegebn noch gestatten mer rede oder intrag ze thun, dann was zu erlewttrung der klag oder anntwurt auf die ausganngen ladung vnd zewgbrieue dinet vnd not ist, wie man dann solichs von allter gehallten hat, nemlich also, das der klager erstlich sein klag, danach der anntwurter sein anntwurt vnd dann aber der klager sein inred vnd rechtsaz vnd zum lessten wider der anntwurter sein nachred vnd rechtsatz thuen. Mit der mass sullen alle henndl im rechten zuegelennt vnd zu recht gesetzt werden vngeuerlich. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533, Art. 26; v. 1574 Art. 70.]

Art. 24. Verbotene wort.

Es sullen auch hinfur ainer dem anndern, wer die sein, nyemands ausgenomen hochs oder niders stannds, bey dem rechten vnzimliche drolich spotliche oder anndere verbotene hitige wort, die ainem sein eer vnd glimph berueren mochten, noch annder sachen, darumb ainer den anndern nicht in recht geladen hat, nicht zureden, noch [Seite 204] leinerlay rvmor weder mit worten noch mit werken anfahen thuen noch treiben in kainerlay weise. Wer oder welh aber darin vngehorsam erfunden vnd solh ordnung vnd fürnemen in dem vberfueren, die sullen von stund an nach erkanntnuss der gegenburtigen lanndlewte nach gelegenhait solher vberfarung schwerlichen gestrafft werden. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533, Art. 20; v. 1574, Art. 63.]

Art. 25. Von geistlichen, auslenndern, armen lewten vnd weibern.

So sol der haubtman vnd verweser den geistlichen armen ordennslewten auch gesten auslenndern vnd briestern frawen vnd iungkfrawen, auch den gemainen armen lewten, so im rechten zu klagen oder zu anntwurten haben, vor anndern im rechten furderlich ausrichtung thuen, als sich dann das wol geburt vnd aus vil vrsachen zimlich vnd billich ist. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533, Art. 24.]

Art. 26. Vom weisboten.

So soll nw hinfur der geschworen weisbot allein seinem ambt, als von allter herkomen ist, auswarten vnd nyemands im rechten reden dann yme selbs, damit er auf die, so wider sölh ordnung taten, sehen vnd senem stannd bey der schrannen vnd bey dem rechten vertretn vnd auswarten mog. [Vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533, Art. 35; v. 1574, Art. 14, 15.]

Art. 27. Von erklerung der artigkel.

Wo aber zwo bartheien der beruten artigkl halb aines oder mer vor gericht irrig wurden vnd nit ainer als der annder sonnder yeder seines gefallens versten wolte, in solhen vnd dergeleichen zugefallen irrung sol allweg das gericht macht vnd gewalt haben erklerung vnnd enntschid ze thun vngeuerlich. [Seite 205]

Art. 28. Beschluss.

Vnd sol nw hinfur zu ewigen zeiten das lanndsrecht aller vorgeschribner artigkl halb, wie die lawtten vnnd begriffen, gehallten werden, vnd aller annderer artigkl halb, so hierin nicht begriffen sein, beleiben, wie von allter herkomen ist, alles trewlich vnd vngeuerlich.

Solhs ist beschlossen zu Gretz an Sambstag nach sannd Colmans tag, als man zellt nach Cristi vnnser lieben herrnn geburde funffzehen hundert vnd im dritten iare. [Zu Art. 27 u. 28 vgl. St. Ldr. Ref. v. 1533, Art. 38 u. v. 1574, Art. 81.]



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